00 Presseschau 2...Münchner Merkur, 22.05.17 Dieses Dokument ist lizenziert für uberMetrics...

Post on 27-Sep-2020

1 views 0 download

Transcript of 00 Presseschau 2...Münchner Merkur, 22.05.17 Dieses Dokument ist lizenziert für uberMetrics...

Münchner Merkur, 22.05.17

Dieses Dokument ist lizenziert für uberMetrics Technologies GmbH, u957432S.Alle Rechte vorbehalten. © Münchner Merkur. Download vom 22.05.2017 14:31 von www.genios.de.

Münchner Merkur Nr. 117 | Montag, 22. Mai 201726 Sport Telefon (089) 53 06-483sport@merkur.deTelefax: (089) 53 06-86 58

FC BAYERNIN KÜRZE

Kritik: Zu viel ShowVerzögerter Anpfiff wegenAnastacias Halbzeit-Auf-tritt, Kameras an überdi-mensionalen Biergläsern:Die übertriebene Showrund um dieMeister-Feier-lichkeiten des FC Bayernhat sogar die eigenen Spie-ler zu Kritik veranlasst.„Es wird schon immermehr außenrum und jetztauch mittendrin. Ich findees nicht so berauschend“,sagte Mats Hummels. Dassdie zweite Halbzeit des 4:1gegen den SC Freiburg mitknapp zehnminütiger Ver-spätung startete, weil dieBühne von Anastacianoch abgebaut werdenmusste, erzürnte auch Ar-jen Robben: „Feierlichkei-ten gehören dazu, aber wirhaben noch eine Mann-schaft auf dem Platz. Diemusst du auch respektie-ren.“ hlr

Kommt Plattenhardt?Neu-Nationalspieler Mar-vin Plattenhardt (25) vonHertha BSC Berlin stehtnach Informationen der„Welt“ vor einem Wechselzum FC Bayern. Angeb-lich zahlen die Münchner14 Millionen Euro Ablösefür den Linksverteidiger.

Vidal rät zu SanchezDas Interesse an ArsenalsAlexis Sanchez ist offen-bar so groß, dass die Bay-ern-Bosse sich schon beiArturo Vidal nach dessenLandsmann erkundigt ha-ben. „Ich habe ihnen ge-sagt, dass er der Spieler ist,der hierher kommen muss.Er wäre ein Spieler, deruns weiterhelfen würde“,sagte er der „tz“. hlr

SPRUCH DES TAGES

„Ich freue mich,dass ihr da seid.Ich hoffe, dass ihrauch nächstes Jahrwieder da seid.Aber dann bin ichnicht mehr da.“

Hermann Gerland zuden Fans auf demMarienplatz. Der Co-Trai-ner verlässt die Profis imSommer und übernimmtdie Leitung des Nach-wuchsleistungszentrums.

VON HANNA RAIFUND MARC BEYER

München – Es war ihm einAnliegen, anscheinend einwirklich ernstes. Denn dassdie 15 000 Bayern-Fans aufdem Münchner Marienplatzwussten, dass er ein mehroder weniger passablesStimmchen hat, hatte CarloAncelotti nicht gereicht. Ge-nauso unverhofft wie auf demRathausbalkon, als er inmit-ten eines soliden „Stern desSüdens“ plötzlich den italie-nischen Klassiker „I migliorianni della nostra vita“ („Diebesten Jahre unseres Lebens“)von Renato Zero zum Bestengegeben hatte, machte es derCoach am späten Abend imMünchner Postpalast.Der 57-Jährige hatte auf der

klubinternen Meisterfeier denWeg auf die Bühne genom-men und seine blaue Brilleaufgesetzt, er hatte einen Zet-tel dabei, um Textunsicher-heiten zu vermeiden. Unddann: Ging es los. Sein Duettmit der US-Sängerin Anasta-cia. Eine minutenlange Einla-ge, die in einem Tänzchen derbeiden Protagonisten und vielJubel endete. Ancelotti ge-noss seinen Auftritt, es warihm eine Freude, diesen Mo-ment der Dauer-Sause imMittelpunkt zu stehen. Alshabe er sagen wollen: Schauther, was ich alles kann!

In Spendierladierladier unlaunla eBayeBayeBa rns Zukunftsplanung beginnt auf Meisterparty – Hoeneß: „Werden„Werden„W Dinge machen, die wir noch nie gemacht haben“

In München ist es ja so:Richtig genau lernt man einenTrainer erst kennen, wennman ihn einmal hat feiern se-hen. Ancelotti hatte von Ar-jen Robben nach dem 4:1zum Saisonabschluss gegenden SC Freiburg auf dem Ra-sen der Allianz Arena die ers-te obligatorische Bierduschebekommen („kalt, wirklichkalt“) und auch selbst welcheverteilt, er hatte am Marien-platz in Lederhose eine guteFigur abgegeben, später aus-giebig Party gemacht. Und erhatte sich auch passendeWorte überlegt: „Ich habe ei-nen fantastischen Klub gefun-den, ich habe fantastischeSpieler gefunden, und ich ha-be eine Familie gefunden“,

sagte er bei seiner erstenMeisterrede. Er fügte cleverdurchdacht hinzu: „Ich den-ke, wir werden mit dieser Fa-milie in den nächsten Jahrenarbeiten, ummehr Titel zu ge-winnen.“Gut gemeint – aber auch ei-

ne Erinnerung daran, dass esin seiner Premieren-Saison„nur“ zu einer Trophäe ge-reicht hatte. Eine Tatsache,die bei den Feierlichkeiten inDauerschleife mitschwang.Während Karl-Heinz Rum-

menigge auf dem Marienplatznoch klarstellte, dass die 27.Meisterschaft – die fünfte inFolge – kein „Trostpreis“ sei,hatte Hoeneß die anstehendeTransferphase schon auf demWeg vom Stadion ins Rathaus

für eröffnet erklärt. Er sei da-von überzeugt, sagte der Prä-sident, dass das „Single“-Jahr„nur eine Ausnahme“ gewe-sen sei: „Mit dieser Mann-schaft, mit diesem Geist“ wer-de es wieder möglich sein,„mehr zu erreichen“.Seit Samstag ist offiziell:

Der Wille, das nötige Klein-geld für notwendige Ver-pflichtungen in die Hand zunehmen, ist da. „Wenn wir ei-nen Spieler haben wollen,werden wir auch Dinge ma-chen, die wir noch nicht ge-macht haben“, sagte Hoeneßnämlich. Heißt: Die 40 Mil-lionen Euro, die einst fürt fürt f JaviMartinez als bisher teuerstenTransfer der Bayern gezahltwurden, dürften in diesem

Sommer geknackt werden.Hoeneß sprach sogar vonAusgaben, die in der Summeüber 100 Millionen Euro ge-hen könnten. Es folgt ein Um-bau im großen Stil.Wenn der Kater vorüber ist

und der Rauch der verdientenMeister-Zigarre verflogen,wird es für die Bayern-Bosseernst. Die Transfers der bei-den Hoffenheimer Niklas Sü-le und Sebastian Rudy stehengenauso fest wie die Abgängevon Philipp Lahm und XabiAlonso, die „uns sehr fehlenwerden“ (Hoeneß). Über denZugang von Schalkes LeonGoretzka wird munter speku-liert, weitere Namen stehenim Raum. Rummenigge freutsich auf die anstehende Zeit

(„das macht mir Spaß“), be-vor aber Entscheidungen ge-troffen werden, muss mansich erst mal selbst auf eineLinie einigen.Um den mit Stars gespick-

ten Bayern-Kader zu verstär-ken, brauche man „ziemlicheGranaten“, sagte Hoeneß:„Das Problem ist, dass wiruns auf einemMarkt bewegenauf dem Summen gezahltwerden, die wir nicht fürmöglich gehalten haben.“ Eswird Zu- und Abgänge geben,den nötigen Mix „aus erfahre-nen Spielern und Spielern mitZukunft“ zu finden, „wird dieKunst sein“. Wie es mit ihremKlub weitergehen soll, wer-den Hoeneß und Rummenig-ge mit Kaderplaner MichaelReschke und Ancelotti be-sprechen. „Wir werden nichtdie Hände in den Schoß le-gen“, posaunte Hoeneß.Tief in der Nacht im Post-

palast, als die Spieler ausge-lassen mit ihren Frauen tanz-ten, kreisten die Gedankenam Tisch der Bosse gewissschon nicht mehr um dieseMeisterschaft. So verdient derTitel, so schön die Feier auchwar. Ancelotti selbst weiß ge-nauso gut, dass eine gelunge-ne Einlage nicht darüber hin-wegtäuschen konnte, dass dieSchale alleine ein großes Po-dium auf Dauer nicht füllt.Er kann ja jetzt nicht jedes

Jahr singen.

Motive eines Feier-Tages: Carlo Ancelotti entpuppte sich am Samstag als wahrer Party-Garant. Die obligatorische Bierdusche auf dem Rasen ließ der Bayern-Coach nicht nur über sich er-gehen, er machte auch aktiv mit (hier trifft er Vidal). Später sang er im Postpalast ein Duett mit Anastacia, während Familie Hummels Erinnerungs-Selfies schoss. IMAGO, EIBNER, DPA

Familienfoto zum Abschluss: Alonso mit seiner Frau Nagoreund den Kindern Emma, Jontxu und Ana. FIRO

Hat den Bogen raus: Alabaduscht Robben. HANGEN

Verdienter Genuss: Hoeneßmit Meister-Zigarre. DPA

Meistersause. „Es war meinLeben, hier auf dem Platz zustehen“, sagte Lahm in jedesMikrofon, er war in Dauer-schleife „on air“. Ab heute,wenn er sich an der SäbenerStraße von den Mitarbeiternverabschiedet und seinenSpind ausgeräumt hat, wirdes einen neuen Inhalt brau-chen. „Der Abstand wird mirguttun“, sagte er, Karl-HeinzRummenigge aber prognosti-zierte: „Die ersten drei Mona-te sind super. Nach sechsMo-naten beginnt man sich zulangweilen. Und nach achtMonaten überlegt man, wasman tun kann.“Nicht umsonst erinnerte

Hoeneß noch mal daran, dass„die Tür des FC Bayern fürPhilipp immer offen steht“.Egal wann. Egal, um welcheUhrzeit. hlr

Unter die „Euphorie“, sagtePräsident Uli Hoeneß, „hatsich heute auch ein bisschenWehmut gemischt, weil manüberragende Persönlichkei-ten verliert“. Auch Xabi Alon-so sagte Servus, er war schonfünf Minuten vor Lahm aus-gewechselt und bejubelt wor-den. Sie beide hatten beim 4:1gegen Freiburg eine solidePartie gemacht (der ebensoscheidende Tom Starke sogareine überragende). Nicht nurHoeneß hatte sich auf der Tri-büne gefragt, warum LahmsKarriere heuer enden muss(„er hätte noch gut ein Jahrspielen können“). Aber, sagteRobben über seinen Flügel-partner: „Philipp geht seinenWeg. Das bewundere ich.“Sein Weg endete nach 22

Jahren bei Bayern und 652Pflichtspielen mit der achten

Das seien „Dinge, die man nievergisst“. Nette Worte, einpaar Emotionen – ein Mannfür die großen Gefühle warLahm an seinem letzten Tagals Bayern-Profi nicht. Erblieb sich treu.

kam dann erst vor der singen-den Menge auf dem Marien-platz. „Grenzwertig“ sei dieserMoment für ihn gewesen, be-richtete Lahm, „wenn manweiß, dass man das letzte Malmit den Jungs da oben steht“.

lied „Bergwerk“ angestimmt,15 000 Fans singen. Tief inder Nacht: Lahm verlässt dieMeisterfeier im MünchnerPostpalast. Fix und fertig.Glücklich und traurig zu-gleich. Das war’s.Er hatte im Vorfeld mehr-

fach betont, sich auf diesenTag nicht besonders vorberei-ten zu können, sondern sichüberraschen zu lassen von sei-nen eigenen Gefühlen. Und sowurde jede dieser Uhrzeitenhalt auch begleitet vom inte-ressiertenressiertenressier Blick in die AugendesWeltmeisters. Auf demRa-sen, kurz vor seinem 385. undletzten Bundesliga-Spiel, wa-ren sie leicht feuchtt feuchtt f gewesen,der Blick auf die Choreogra-phie der SüdkurveSüdkurveSüdkur („VomKind unserer Stadt zur Legen-de unseres Klubs“) rührte ihn.Ein kleines Tränchen aber

München – Besondere Ereig-nisse werden ja gerne minu-tengenau festgehalten. Undvon einem Tag wie jenem,den Philipp Lahm am Sams-tag erlebte, bleiben danngleich mehrere Uhrzeitenhängen. 15:25 Uhr zum Bei-spiel, der Moment, an demder scheidende Bayern-Kapi-tän auf dem Rasen verab-schiedet wird. Mit seinemSohn Julian an der Hand– man kann als Außenstehen-der nicht genau sehen, werfester zudrückt. Dann: 17:21Uhr, Lahm übergibt die Bindean Thomas Müller und wirdunter Standing Ovations aus-gewechselt. 17:49 Uhr, der33-Jährige nimmt zum letztenMal in seiner Karriere dieMeisterschale in Empfang.20:50 Uhr: Auf dem Rathaus-balkon wird Lahms Lieblings-

Mit leicht feucht feucht f ten AugenPhilipp Lahm bleibt sich auch bei seinem Abschied treu: Er genießt ihn, blickt zurück, lässt sich aber von seinen Gefühlen nicht übermannen

Küsschen zum Abschied: Von Ribery umarmt, von 15 000 ge-feiert – auf dem Balkon war Lahm sichtlich gerührt. FOTO: DPA

FC BAYEBAYEBA RN –SC FREIBURG 4:1FC Bayern: Starke 1 – Lahm2 (87. Rafinha 0), Boateng 0(11. Kimmich 3), Alaba 3,Bernat 4 – Alonso 2 (82. Ri-bery 0), Vidal 2 – Robben 2,Müller 3, Coman 4 – Lewan-dowski 4.Freiburg: Schwolow –Ignjovski (88. Nielsen), Gul-de, Kempf, Günter – Frantz(72. Schuster), Höfler – Phi-lipp, Grifo – Haberer (67. Pe-tersen), Niederlechner.Schiedsrichter: Drees(Münster-Sarmsheim).Tore: 1:0 Robben (4.), 2:0Vidal (73.), 2:1 Petersen(76.), 3:1 Ribery (90.+1), 4:1Kimmich (90.+4).Zuschauer: 75 000 (ausv.).Gelbe Karte: Vidal (8).Torschüsse: 33:19. – Ecken:15:7. – Ballbesitz: 62:38 %Zweikämpfe: 89:64.

Bayern-SaisonbilanzTore: Lewandowski 30, Rob-ben 13, Thiago, Kimmich je6, Alaba, Müller, Ribery je 5,Costa, Vidal je 4, Alonso 3,Coman 2, Martinez, Hum-mels, Lahm, Rafinha, Bernat,Eigentor Zuber (Hoffen-heim).

Dieses Dokument ist lizenziert für uberMetrics Technologies GmbH, u957432S.Alle Rechte vorbehalten. © Münchner Merkur. Download vom 22.05.2017 14:31 von www.genios.de.

Münchner Merkur Nr. 117 | Montag, 22. Mai 201726 Sport Telefon (089) 53 06-483sport@merkur.deTelefax: (089) 53 06-86 58

FC BAYERNIN KÜRZE

Kritik: Zu viel ShowVerzögerter Anpfiff wegenAnastacias Halbzeit-Auf-tritt, Kameras an überdi-mensionalen Biergläsern:Die übertriebene Showrund um dieMeister-Feier-lichkeiten des FC Bayernhat sogar die eigenen Spie-ler zu Kritik veranlasst.„Es wird schon immermehr außenrum und jetztauch mittendrin. Ich findees nicht so berauschend“,sagteMats Hummels. Dassdie zweite Halbzeit des 4:1gegen den SC Freiburg mitknapp zehnminütiger Ver-spätung startete, weil dieBühne von Anastacianoch abgebaut werdenmusste, erzürnte auch Ar-jen Robben: „Feierlichkei-ten gehören dazu, aber wirhaben noch eine Mann-schaft auf dem Platz. Diemusst du auch respektie-ren.“ hlr

Kommt Plattenhardt?Neu-Nationalspieler Mar-vin Plattenhardt (25) vonHertha BSC Berlin stehtnach Informationen der„Welt“ vor einem Wechselzum FC Bayern. Angeb-lich zahlen die Münchner14 Millionen Euro Ablösefür den Linksverteidiger.

Vidal rät zu SanchezDas Interesse an ArsenalsAlexis Sanchez ist offen-bar so groß, dass die Bay-ern-Bosse sich schon beiArturo Vidal nach dessenLandsmann erkundigt ha-ben. „Ich habe ihnen ge-sagt, dass er der Spieler ist,der hierher kommen muss.Er wäre ein Spieler, deruns weiterhelfen würde“,sagte er der „tz“. hlr

SPRUCH DES TAGES

„Ich freue mich,dass ihr da seid.Ich hoffe, dass ihrauch nächstes Jahrwieder da seid.Aber dann bin ichnicht mehr da.“

Hermann Gerland zuden Fans auf demMarienplatz. Der Co-Trai-ner verlässt die Profis imSommer und übernimmtdie Leitung des Nach-wuchsleistungszentrums.

VON HANNA RAIFUND MARC BEYER

München – Es war ihm einAnliegen, anscheinend einwirklich ernstes. Denn dassdie 15 000 Bayern-Fans aufdem Münchner Marienplatzwussten, dass er ein mehroder weniger passablesStimmchen hat, hatte CarloAncelotti nicht gereicht. Ge-nauso unverhofft wie auf demRathausbalkon, als er inmit-ten eines soliden „Stern desSüdens“ plötzlich den italie-nischen Klassiker „I migliorianni della nostra vita“ („Diebesten Jahre unseres Lebens“)von Renato Zero zum Bestengegeben hatte, machte es derCoach am späten Abend imMünchner Postpalast.Der 57-Jährige hatte auf der

klubinternen Meisterfeier denWeg auf die Bühne genom-men und seine blaue Brilleaufgesetzt, er hatte einen Zet-tel dabei, um Textunsicher-heiten zu vermeiden. Unddann: Ging es los. Sein Duettmit der US-Sängerin Anasta-cia. Eine minutenlange Einla-ge, die in einem Tänzchen derbeiden Protagonisten und vielJubel endete. Ancelotti ge-noss seinen Auftritt, es warihm eine Freude, diesen Mo-ment der Dauer-Sause imMittelpunkt zu stehen. Alshabe er sagen wollen: Schauther, was ich alles kann!

In SpendierlauneBayerns Zukunftsplanung beginnt auf Meisterparty – Hoeneß: „Werden Dinge machen, die wir noch nie gemacht haben“

In München ist es ja so:Richtig genau lernt man einenTrainer erst kennen, wennman ihn einmal hat feiern se-hen. Ancelotti hatte von Ar-jen Robben nach dem 4:1zum Saisonabschluss gegenden SC Freiburg auf dem Ra-sen der Allianz Arena die ers-te obligatorische Bierduschebekommen („kalt, wirklichkalt“) und auch selbst welcheverteilt, er hatte am Marien-platz in Lederhose eine guteFigur abgegeben, später aus-giebig Party gemacht. Und erhatte sich auch passendeWorte überlegt: „Ich habe ei-nen fantastischen Klub gefun-den, ich habe fantastischeSpieler gefunden, und ich ha-be eine Familie gefunden“,

sagte er bei seiner erstenMeisterrede. Er fügte cleverdurchdacht hinzu: „Ich den-ke, wir werden mit dieser Fa-milie in den nächsten Jahrenarbeiten, um mehr Titel zu ge-winnen.“Gut gemeint – aber auch ei-

ne Erinnerung daran, dass esin seiner Premieren-Saison„nur“ zu einer Trophäe ge-reicht hatte. Eine Tatsache,die bei den Feierlichkeiten inDauerschleife mitschwang.Während Karl-Heinz Rum-

menigge auf dem Marienplatznoch klarstellte, dass die 27.Meisterschaft – die fünfte inFolge – kein „Trostpreis“ sei,hatte Hoeneß die anstehendeTransferphase schon auf demWeg vom Stadion ins Rathaus

für eröffnet erklärt. Er sei da-von überzeugt, sagte der Prä-sident, dass das „Single“-Jahr„nur eine Ausnahme“ gewe-sen sei: „Mit dieser Mann-schaft, mit diesem Geist“ wer-de es wieder möglich sein,„mehr zu erreichen“.Seit Samstag ist offiziell:

Der Wille, das nötige Klein-geld für notwendige Ver-pflichtungen in die Hand zunehmen, ist da. „Wenn wir ei-nen Spieler haben wollen,werden wir auch Dinge ma-chen, die wir noch nicht ge-macht haben“, sagte Hoeneßnämlich. Heißt: Die 40 Mil-lionen Euro, die einst für JaviMartinez als bisher teuerstenTransfer der Bayern gezahltwurden, dürften in diesem

Sommer geknackt werden.Hoeneß sprach sogar vonAusgaben, die in der Summeüber 100 Millionen Euro ge-hen könnten. Es folgt ein Um-bau im großen Stil.Wenn der Kater vorüber ist

und der Rauch der verdientenMeister-Zigarre verflogen,wird es für die Bayern-Bosseernst. Die Transfers der bei-den Hoffenheimer Niklas Sü-le und Sebastian Rudy stehengenauso fest wie die Abgängevon Philipp Lahm und XabiAlonso, die „uns sehr fehlenwerden“ (Hoeneß). Über denZugang von Schalkes LeonGoretzka wird munter speku-liert, weitere Namen stehenim Raum. Rummenigge freutsich auf die anstehende Zeit

(„das macht mir Spaß“), be-vor aber Entscheidungen ge-troffen werden, muss mansich erst mal selbst auf eineLinie einigen.Um den mit Stars gespick-

ten Bayern-Kader zu verstär-ken, brauche man „ziemlicheGranaten“, sagte Hoeneß:„Das Problem ist, dass wiruns auf einemMarkt bewegenauf dem Summen gezahltwerden, die wir nicht fürmöglich gehalten haben.“ Eswird Zu- und Abgänge geben,den nötigen Mix „aus erfahre-nen Spielern und Spielern mitZukunft“ zu finden, „wird dieKunst sein“. Wie es mit ihremKlub weitergehen soll, wer-den Hoeneß und Rummenig-ge mit Kaderplaner MichaelReschke und Ancelotti be-sprechen. „Wir werden nichtdie Hände in den Schoß le-gen“, posaunte Hoeneß.Tief in der Nacht im Post-

palast, als die Spieler ausge-lassen mit ihren Frauen tanz-ten, kreisten die Gedankenam Tisch der Bosse gewissschon nicht mehr um dieseMeisterschaft. So verdient derTitel, so schön die Feier auchwar. Ancelotti selbst weiß ge-nauso gut, dass eine gelunge-ne Einlage nicht darüber hin-wegtäuschen konnte, dass dieSchale alleine ein großes Po-dium auf Dauer nicht füllt.Er kann ja jetzt nicht jedes

Jahr singen.

Motive eines Feier-Tages: Carlo Ancelotti entpuppte sich am Samstag als wahrer Party-Garant. Die obligatorische Bierdusche auf dem Rasen ließ der Bayern-Coach nicht nur über sich er-gehen, er machte auch aktiv mit (hier trifft er Vidal). Später sang er im Postpalast ein Duett mit Anastacia, während Familie Hummels Erinnerungs-Selfies schoss. IMAGO, EIBNER, DPA

Familienfoto zum Abschluss: Alonso mit seiner Frau Nagoreund den Kindern Emma, Jontxu und Ana. FIRO

Hat den Bogen raus: Alabaduscht Robben. HANGEN

Verdienter Genuss: Hoeneßmit Meister-Zigarre. DPA

Meistersause. „Es war meinLeben, hier auf dem Platz zustehen“, sagte Lahm in jedesMikrofon, er war in Dauer-schleife „on air“. Ab heute,wenn er sich an der SäbenerStraße von den Mitarbeiternverabschiedet und seinenSpind ausgeräumt hat, wirdes einen neuen Inhalt brau-chen. „Der Abstand wird mirguttun“, sagte er, Karl-HeinzRummenigge aber prognosti-zierte: „Die ersten drei Mona-te sind super. Nach sechsMo-naten beginnt man sich zulangweilen. Und nach achtMonaten überlegt man, wasman tun kann.“Nicht umsonst erinnerte

Hoeneß noch mal daran, dass„die Tür des FC Bayern fürPhilipp immer offen steht“.Egal wann. Egal, um welcheUhrzeit. hlr

Unter die „Euphorie“, sagtePräsident Uli Hoeneß, „hatsich heute auch ein bisschenWehmut gemischt, weil manüberragende Persönlichkei-ten verliert“. Auch Xabi Alon-so sagte Servus, er war schonfünf Minuten vor Lahm aus-gewechselt und bejubelt wor-den. Sie beide hatten beim 4:1gegen Freiburg eine solidePartie gemacht (der ebensoscheidende Tom Starke sogareine überragende). Nicht nurHoeneß hatte sich auf der Tri-büne gefragt, warum LahmsKarriere heuer enden muss(„er hätte noch gut ein Jahrspielen können“). Aber, sagteRobben über seinen Flügel-partner: „Philipp geht seinenWeg. Das bewundere ich.“Sein Weg endete nach 22

Jahren bei Bayern und 652Pflichtspielen mit der achten

Das seien „Dinge, die man nievergisst“. Nette Worte, einpaar Emotionen – ein Mannfür die großen Gefühle warLahm an seinem letzten Tagals Bayern-Profi nicht. Erblieb sich treu.

kam dann erst vor der singen-den Menge auf dem Marien-platz. „Grenzwertig“ sei dieserMoment für ihn gewesen, be-richtete Lahm, „wenn manweiß, dass man das letzte Malmit den Jungs da oben steht“.

lied „Bergwerk“ angestimmt,15 000 Fans singen. Tief inder Nacht: Lahm verlässt dieMeisterfeier im MünchnerPostpalast. Fix und fertig.Glücklich und traurig zu-gleich. Das war’s.Er hatte im Vorfeld mehr-

fach betont, sich auf diesenTag nicht besonders vorberei-ten zu können, sondern sichüberraschen zu lassen von sei-nen eigenen Gefühlen. Und sowurde jede dieser Uhrzeitenhalt auch begleitet vom inte-ressierten Blick in die AugendesWeltmeisters. Auf demRa-sen, kurz vor seinem 385. undletzten Bundesliga-Spiel, wa-ren sie leicht feucht gewesen,der Blick auf die Choreogra-phie der Südkurve („VomKind unserer Stadt zur Legen-de unseres Klubs“) rührte ihn.Ein kleines Tränchen aber

München – Besondere Ereig-nisse werden ja gerne minu-tengenau festgehalten. Undvon einem Tag wie jenem,den Philipp Lahm am Sams-tag erlebte, bleiben danngleich mehrere Uhrzeitenhängen. 15:25 Uhr zum Bei-spiel, der Moment, an demder scheidende Bayern-Kapi-tän auf dem Rasen verab-schiedet wird. Mit seinemSohn Julian an der Hand– man kann als Außenstehen-der nicht genau sehen, werfester zudrückt. Dann: 17:21Uhr, Lahm übergibt die Bindean Thomas Müller und wirdunter Standing Ovations aus-gewechselt. 17:49 Uhr, der33-Jährige nimmt zum letztenMal in seiner Karriere dieMeisterschale in Empfang.20:50 Uhr: Auf dem Rathaus-balkon wird Lahms Lieblings-

Mit leicht feuchten AugenPhilipp Lahm bleibt sich auch bei seinem Abschied treu: Er genießt ihn, blickt zurück, lässt sich aber von seinen Gefühlen nicht übermannen

Küsschen zum Abschied: Von Ribery umarmt, von 15 000 ge-feiert – auf dem Balkon war Lahm sichtlich gerührt. FOTO: DPA

FC BAYERN –SC FREIBURG 4:1FC Bayern: Starke 1 – Lahm2 (87. Rafinha 0), Boateng 0(11. Kimmich 3), Alaba 3,Bernat 4 – Alonso 2 (82. Ri-bery 0), Vidal 2 – Robben 2,Müller 3, Coman 4 – Lewan-dowski 4.Freiburg: Schwolow –Ignjovski (88. Nielsen), Gul-de, Kempf, Günter – Frantz(72. Schuster), Höfler – Phi-lipp, Grifo – Haberer (67. Pe-tersen), Niederlechner.Schiedsrichter: Drees(Münster-Sarmsheim).Tore: 1:0 Robben (4.), 2:0Vidal (73.), 2:1 Petersen(76.), 3:1 Ribery (90.+1), 4:1Kimmich (90.+4).Zuschauer: 75 000 (ausv.).Gelbe Karte: Vidal (8).Torschüsse: 33:19. – Ecken:15:7. – Ballbesitz: 62:38 %Zweikämpfe: 89:64.

Bayern-SaisonbilanzTore: Lewandowski 30, Rob-ben 13, Thiago, Kimmich je6, Alaba, Müller, Ribery je 5,Costa, Vidal je 4, Alonso 3,Coman 2, Martinez, Hum-mels, Lahm, Rafinha, Bernat,Eigentor Zuber (Hoffen-heim).