1 Seelsorge als Selbstsorge. als Selbstsorge. Über die Pflicht, das eigene Leben schön zu machen...

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SeelsorgeSeelsorge

als Selbstsorge.als Selbstsorge.Über die Pflicht, das eigene Über die Pflicht, das eigene

Leben schön zu machenLeben schön zu machen

Prof. Dr. Antonio Autiero

05. 07. 2014

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Gliederung

Eine Prämisse:- Wozu die Provokation des Titels?

I – Theologiegeschichtliche Sondierungen

II – Philosophische Erkundungen

III – Ethische Entfaltungen

Zum Schluss:– Ein theologisches Desiderat

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Prämisse:

A) Die Provokation:Die Aufforderung klingt nach Egozentrik und Selbstkult

B) Das Wozu:Das Miteinander von Theologie (bzw. Spiritualität und Seelsorge) und Psychotherapie plausibel zu machen

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I – Theologiegeschichtliche Sondierungen

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Eine Definition von „Seelsorge“:

„Seelsorge ist ... der Inhalt und Methode umfassende, ausdrückliche und planerische Versuch, Menschen zu einer personalen Begegnung mit Gott zu führen und Glauben und Zeugnis durch Verkündigung, Sakramentenspendung und diakonischen Dienst lebendig zu erhalten und neu im Gang zu setzen“

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Kritische Fragen bei einer solchen Sichtweise:

a) Eine Bedeutungsverengung:„Seel“-Sorg – hier ist nur die Seele gemeint. Und der ganze Mensch?

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b) Diesseits-Jenseits-Dialektik:

Steht Seelsorge im leeren Raum, ohne Bezug auf Kontext und

Geschichte?

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c) Die Akteure der Seelsorge:

- hierarchischer Charakter - der Mensch (und das Volk) als

„Objekt“ der Seelsorge

99

II – Philosophische Erkundungen

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a) Die Wende zum Subjektin der Philosophie der Moderne:

Diese nimmt Gestalt in einer doppelten Valenz ein:

Autonomie (Deutscher Idealismus)

Emanzipation (Frankfurter Schule)

1111

b) Wider die Apotheose des Individuums als „Monster“ der Moderne

– die Rede vom „porösen“ Ich für die Annahme der Fragilität des

Menschseins und Lösungsprozesse für deren

Bewältigung

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c) Lebenskunst und Selbstverwirklichung

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Selbstverwirklichung – eine Begriffsumschreibung:

„Das planmäßige und bewusste Bestreben, in seinem Leben ein Bündel von Zielvorstellungen zu verwirklichen, die in ihrem Miteinander eine vertiefte, noch nicht erreichte und daher noch angestrebte Übereinstimmung mit sich selbst durch Ausschöpfen der gegebenen Möglichkeiten bilden

Peter LIppert

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Selbstverwirklichung – eine Begriffsumschreibung:

Den Begriff und den damit verbundenen gesamten philosophisch-ethischen Ansatzgegen den Verdacht und Kritik absichern,

-Man glorifiziere hier den Anspruch einer „Selbsterlösung“ des Menschen

1515

Selbstverwirklichung – eine Begriffsumschreibung:

Der Begriff besitzt aber ein enormes Potential, um pädagogische, psychologische und ethische Prozesse in Gang zu setzten

1616

III – Ethische Entfaltungen

1717

Zum Gehalt der Lebenskunst zählen nach Wilhelm Schmid folgende Aspekte:

•Selbstmächtigkeit

•Gestaltung der Existenz

•Persönliche Wahl

•Sensibilität und Urteilskraft

•Schönheit

1818

Ethik als Lebenskunst aus Sorge um sich – ein innovativer Gedanke des Michel Foucault

„Ich habe mir vorgenommen ... Den Menschen zu zeigen, dass sei weit freier sind als sie meinen; dass sie Dinge als wahr und Evidenz akzeptieren, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte hervorgebracht worden sind, und dass man diese sogenannte Evidenz kritisieren und zerstören kann. Etwas in den Köpfen der Menschen zu verändern – das ist die Aufgabe des Intellektuellen“

1919

2020

Die Sorge um sich, um die es den antiken Griechen und um die es Fouault geht, hat nicht mit egoistischen Selbstkult zu tun, sondern um eine Sorge, die, in dem sie sich um sich selbst sorgt, auch um den anderen und die anderen sorgt.

2121

Ethik als Pflichtenlehre?

Eine Erfindung der Moderne – etwa mit Kant?

Oder ein Erbe der Antike? z. B. Cicero, De Officiis –christlich rezipiert von Ambrosium, De Officiis clericorum.

2222

Auf Pufendorf (1632-1694) geht die Dreiteilung der Pflichten zurück:

a) Gegen Gottb) Gegen anderec) Gegen sich selbst

2323

Von den Pflichten gegen sich selbstzur

Sorge um das Selbst

„Die Selbstsorge ist ein Feld, auf dem der christliche Glaube als Kraft zur Kritik und zur Distanz seine Relevanz für die Identität des Individuums unter Beweis stellen kann“

Stephan Goertz

2424

Zum Schluss- Ein theologisches

Desiderat

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„Anders als manche Protagonisten der Selbstsorge aber insistiert christlicher Glaube darauf, dass es nicht nur klug, sondern begründeterweise und unbedingt gesollt ist, sich um die eigene Würde zu sorgen, wie um die der anderen, aller anderen“

Stephan Goertz

2626

In der Sicht einer theologischen Anthropologie erweist sich Selbstverwirklichung und Selbstsorge als zentrale Weise des Menschseins (GS 24, 41).

Bezugsgedanken dazu sind:

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a) Der Mensch ist „von Gott gewollt“, sich selbst anvertraut;

a) Das Leben ist nicht nur Gabe – es ist auch Aufgabe,

a) Die Welt und die Geschichte als Lebensraum, um hier und

heute „Selbst“ zu werden;

2828

d) Heilsgeschehen beginnt hier und heute – als Gottesgeschenk und zugleich menschliches Wagnis.

Es beginnt mit der Gestaltung einer „bewohnbaren „ Welt und

eines so gut wie möglich „gelungenen“ Lebens.

2929

Dies meint.

a) Realismus in der Betrachtung des Ist-Standes;b) Offenheit für die Beseitigung der Defizite;c) Bereitschaft zur Implementierung der Möglichkeiten

3030

Insofernkann Selbstsorge

eine Pflicht – Ja Seelsorge

sein

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Dankefür die

Aufmerksamkeit