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Klima und Umwelt Abteilung Klima, Luft, Lärm, Strahlen Außenstelle Leipzig Kärnerstr. 68, 04288 Leipzig Pillnitzer Platz 3, 01326Dresde www.dwd.de www.smul.sachsen.de/lfulg Bearbeiter: Falk Böttcher, Martin Schmidt Dr. Johannes Franke, Ute Schreiber, Dr. Andrea Hausmann, Uwe Wolf
Bearbeiter: Dr. Johannes Franke
Abteilung/Referat: 5/51
E-Mail: johannes.franke@smul.sachsen.de
Telefon: 0351 2612-5116
Redaktionsschluss: 28.01.2015
Internet: www.smul.sachsen.de/lfulg
2014 - Wetter trifft auf Klima
Inhalt
1. Methodik
2. Klimatologische Einordnung 2014 für die Region Sachsen
2.1. Langjährige Entwicklung der Lufttemperatur
2.2. Langjährige Entwicklung des Niederschlags
2.3. Langjährige Entwicklung der Sonnenscheindauer
2.4. Zusammenfassende klimatologische Einordnung
3. Klimatologische Einordnung 2014 für sächsische Landkreise
3.1. Lufttemperatur
3.2. Niederschlag
3.3. Kombinierte Lufttemperatur- und Niederschlagsabweichungen
3.4. Sonnenscheindauer
3.5. Phänologie
4. Besonderheiten ausgewählter Witterungsabschnitte 2014
4.1. Einfluss der Witterung auf das Wohlbefinden
4.2. Einfluss der Witterung auf die Luftqualität
4.3. Einfluss der Witterung auf den Bodenwasserhaushalt
4.4. Einfluss der Witterung auf das lokale Abflussverhalten
4.5. Einfluss der Witterung auf Schaderreger und landwirtschaftliche Erträge
5. Wissenstransfer
6. Zusammenfassung
7. Abkürzungsverzeichnis
8. Literatur
9. Anhang
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1. Methodik
Die hier vorgenommene Auswertung verschiedener Witterungselemente beruht auf den
Messungen und Beobachtungen an Wetterwarten, Wetterstationen und von phänologischen
Beobachtern, die dem Netz des Deutschen Wetterdienstes angehören. Für Lufttemperatur
und Sonnenscheindauer werden dabei die Daten von 33 ehrenamtlich bzw. hauptamtlich
betreuten oder vollautomatischen Wetterstationen zugrunde gelegt, die sich auf dem Gebiet
des Freistaates oder nur wenige Kilometer außerhalb der sächsischen Grenzen befinden,
aber naturräumlich und damit auch klimatologisch zugeordnet werden können (Abbildung 1).
Beim Niederschlag sind es insgesamt 45 Stationen. Die Aussagen zur Phänologie beruhen
auf Ergebnissen von 73 ehrenamtlichen phänologischen Beobachtern und vier hauptamtli-
chen DWD-Dienststellen, die ebenfalls phänologische Beobachtungen durchführen.
Um die klimatologischen Unterschiede im Freistaat Sachsen herauszuarbeiten, wurde auf
die durch die Gebietsgliederung des Freistaates in Landkreise und kreisfreie Städte vorge-
gebene Struktur zurückgegriffen, wobei in den Landkreisen Mittelsachsen und Görlitz durch
eine weitere Untergliederung in Tiefland- und Berglandregionen dem klimatologisch beach-
tenswerten Höhengradienten Rechnung getragen wurde (Abbildung 1).
Die Aussagen zum Jahr beziehen sich auf die zwölf Monate des Kalenderjahres. Die Daten
zu den Jahreszeiten sind die zusammengefassten Werte der Monate Dezember 2013 bis
Februar 2014 für den Winter, März bis Mai für das Frühjahr, Juni bis August für den Sommer
und September bis November für den Herbst. Der für Vergleiche angewendete klimatologi-
sche Referenzzeitraum ist die von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) festgelegte
Normalperiode von 1961 bis 1990. Hinsichtlich dieser Normalperiode kam es im Berichtsjahr
zu einer verbindlichen Festlegung der Klimakommission der WMO. In ihrer 16. Sitzung, die
im Juli in Heidelberg stattfand, wurde bestimmt, dass sich alle auf den Klimawandel bezie-
henden Arbeiten einheitlich an der Periode 1961-90 orientieren und für sonstige Zwecke
nach Abschluss eines Jahrzehnts eine neue 30jährige Periode (aktuell 1981-2010) Verwen-
dung findet.
Zur Einordnung der Ergebnisse soll hier nochmals der Unterschied zwischen den Begriffen
Wetter, Witterung und Klima dargestellt werden. Das Wetter ist der momentane Zustand der
Atmosphäre. Es beschreibt die gewöhnlich schnell ablaufenden Prozesse und variablen Zu-
stände der Lufthülle der Erde anhand des Augenblickszustandes der meteorologischen Ele-
mente wie Lufttemperatur, Niederschlag, Sonnenscheindauer u.a.m. Der Ablauf des Wetters
über mehrere Tage, Wochen, Monate oder gar Jahreszeiten wird durch den Begriff Witterung
beschrieben. Die Witterung wird dabei durch charakteristische Abfolgen von Großwetterla-
gen bestimmt. Beispielsweise sagt man: In den letzten Wochen herrschte eine trocke-
ne/feuchte/milde/kalte/ niederschlagsreiche/niederschlagsarme/windige Witterung.
Die Zusammenfassung der Augenblickszustände des Wetters für einen Ort oder eine Region
führt zum Begriff des Klimas. Die WMO definiert den Begriff Klima als die Synthese des Wet-
ters über einen Zeitraum, der lang genug ist, um dessen statistische Eigenschaften festlegen
zu können. Während Wetter eine aktuelle Zustandsbeschreibung der Atmosphäre darstellt,
können die Begriffe Witterung und Klima als Verallgemeinerungen betrachtet werden, die mit
den Mitteln der mathematischen Statistik beschrieben und abgegrenzt werden können.
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Abbildung 1: Verteilung verwendeter Messstationen in sächsischen Landkreisen (Kartener-
stellung: LfULG)
Die Vorgehensweise zur klimatologischen Einordnung erfolgt hier mittels Abweichungen von
einem Referenzwert. Diese Abweichungen können positive oder negative Werte annehmen.
Wie bereits oben erwähnt wird zur Bewertung des langfristigen Klimawandels die 30jährige
Klimanormalperiode 1961 bis 1990 als Referenzperiode verwendet. Zum Sichtbarmachen
witterungsbedingter Extreme erfolgt eine Bewertung der Abweichungen durch Hervorheben
der jeweils kleinsten und größten 20 % der ermittelten Abweichungen. Die restlichen dazwi-
schen (um den Mittelwert) liegenden 60 % der ermittelten Abweichungen werden als norma-
les Schwankungsverhalten (z.B. von Jahr zu Jahr) betrachtet. Die Separierung der oberen
und unteren Verteilungsbereiche erfolgt hier mittels des Perzentil-Ansatzes. Dieser ist allge-
mein gültig und somit auch auf originäre Datenreihen anwendbar. Abbildung 2 dient der Ver-
anschaulichung der Schwellenwertbestimmung für Perzentile für den betrachteten Bereich.
Hinsichtlich einem Sichtbarmachen witterungsbedingter Extreme werden die hier als Krite-
rien verwendeten Perzentile und deren Eigenschaften (farblich, verbal) in Abbildung 3 darge-
stellt.
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Abbildung 2: Tagesmittel der 2m-Lufttemperatur (°C) Dresden-Klotzsche, 01.01.1961 bis
31.12.1990, links: Zeitreihe, rechts: Perzentile (geordnete Stichprobe)
Abbildung 3: Verwendete Perzentile und deren Eigenschaft für die Lufttemperatur (oben), den Niederschlag (Mitte) und die Sonnenstunden (unten)
2. Klimatologische Einordnung 2014 für die Region Sachsen
2.1. Langjährige Entwicklung der Lufttemperatur
In Abbildung 4 sind die jährlichen Abweichungen (in Kelvin, K ) des Flächenmittels der Jah-
resmitteltemperatur gegenüber der Referenzperiode 1961-1990 für Sachsen abgebildet.
Hervorzuheben ist, dass das Jahr 2014 mit +2,1 K das wärmste seit 1881 (134 Jahren) war
und somit als extrem zu warm eingestuft wird. Ergänzend ist in Abbildung 42 die Jahresmit-
teltemperatur für 2014 in die Verteilungsfunktionen für die Klimanormalperioden 1961-1990
und 1981-2010 zur visuellen Einordnung eingezeichnet. Weiterhin fällt auf, dass in den letz-
ten ca. 25 Jahren in Sachsen fast ausnahmslos übernormal warme Jahres auftraten, was
auch in der dekadischen Entwicklung der Lufttemperatur in einem markanten Anstieg über
die letzten drei Dekaden 1981-1990 bis 2001-2010 zum Ausdruck kommt (Abbildung 5). Auf
der Grundlage von Auswertungen der sächsischen Klimaprojektion „WEREX-V-Ensemble“
ist davon auszugehen, dass sich dieser Erwärmungstrend bis zum Ende des 21. Jahrhun-
derts weiter fortsetzt. Unter Berücksichtigung des Unsicherheitsbereiches liegen 80 Prozent
der Realisierungen (zwischen 10 % und 90 %) in einem Entwicklungsintervall zwischen
+2,5 K und +4 K, gegenüber 1961-1990, bis zum Ende des lfd. Jahrhunderts (Abbildung 5).
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Abbildung 4: Abweichungen der Jahresmitteltemperatur [K] gegenüber 1961-1990 in Sach-
sen, 1881 bis 2014
Abbildung 5: Abweichungen der mittleren Jahresmitteltemperatur (K) für Dekaden gegen-
über 1961-1990 in Sachsen, 1881 bis 2100 (1881-2010 gemessene Daten, 2001-2100 Pro-
jektionsdaten WEREX-V-Ensemble)
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2.2. Langjährige Entwicklung des Niederschlags
In Abbildung 6 sind die jährlichen Abweichungen (in Prozent) des Flächenmittels des Jah-
resniederschlages gegenüber der Referenzperiode 1961-1990 für Sachsen abgebildet. Das
Jahr 2014 wird mit -10,8 % als zu trocken eingestuft. Ergänzend ist in Abbildung 42 die Jah-
ressumme für den Niederschlag 2014 in die Verteilungsfunktionen für die Klimanormalperio-
den 1961-1990 und 1981-2010 zur visuellen Einordnung eingezeichnet. In Abbildung 6 fällt
auf, dass im Vergleich zur Lufttemperatur keine klare Entwicklung in den Niederschlags-
summen sichtbar ist. Die letzten ca. 25 Jahre sind im Sachsenmittel eher übernormal feucht
gewesen, was auch in den mittleren, dekadischen Jahressummen zum Ausdruck kommt
(Abbildung 7). Generell ist der Niederschlag, im Vergleich zur Temperatur, eine raum-zeitlich
sehr heterogene Größe, was den Umgang mit diesem wichtigen Klimaelement schwierig
macht. Dies wird auch bei Betrachtung der zukünftig möglichen Entwicklung der Dekaden-
mittel für den Jahresniederschlag deutlich. Das WEREX-V-Ensemble projiziert bis zum Ende
des 21. Jahrhunderts einen gegenläufigen Entwicklungskorridor, gegenüber den langjährigen
Messungen seit 1881. Demnach ist von abnehmenden Jahresniederschlägen in der Grö-
ßenordnung von -5 % bis -15 % gegenüber 1961-1990 auszugehen. Auf der Grundlage einer
neueren Generation von Klimamodellen (z. B. ECHAM6) und Emissionsszenarien (sog.
RCPs, repräsentative Konzentrationspfade) wurden auch schon andere Entwicklungsrich-
tungen für eine mögliche Niederschlagsentwicklung in der nahen Zukunft projiziert, welche in
Analogie zu Abbildung 5 und Abbildung 9 vor dem Hintergrund der rezenten Entwicklung
plausibler erscheinen.
Abbildung 6: Abweichungen des Jahresniederschlages [%] gegenüber 1961-1990 in Sach-
sen, 1881 bis 2014
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Abbildung 7: Abweichungen des mittleren Jahresniederschlages (%) für Dekaden gegen-
über 1961-1990 in Sachsen, 1881 bis 2100 (1881-2010 gemessene Daten, 2001-2100 Pro-
jektionsdaten WEREX-V-Ensemble)
2.3. Langjährige Entwicklung der Sonnenscheindauer
In Abbildung 8 sind die jährlichen Abweichungen (in Prozent) des Flächenmittels der Jahres-
summe für Sonnenstunden gegenüber der Referenzperiode 1961-1990 für Sachsen abgebil-
det. Das Jahr 2014 lag mit +7,3 % im normalen (von-Jahr-zu-Jahr) Schwankungsbereich.
Ergänzend ist in Abbildung 42 die Jahressumme für die Sonnenstunden 2014 in die Vertei-
lungsfunktionen für die Klimanormalperioden 1961-1990 und 1981-2010 zur visuellen Ein-
ordnung eingezeichnet. In Abbildung 8 fällt auf, dass in Analogie zur Lufttemperatur die letz-
ten 25 Jahre weitgehend übernormal sonnenreich, mit Auftreten von extrem sonnenreichen
Jahren, gewesen sind, was auch in der dekadischen Entwicklung sichtbar ist. Diese Zunah-
me ist auch vor dem Hintergrund einer verbesserten Luftqualität infolge eines verminderten
Aerosolgehaltes zu sehen (Abbildung 9). Das WEREX-V-Ensemble projiziert bis zum Ende
des 21. Jahrhunderts eine Fortsetzung der dekadischen Entwicklung für die seit 1951 vorlie-
genden Messungen innerhalb eines Unsicherheitsbereiches in der Größenordnung +20 %
bis +35 %, gegenüber 1961-1990 (Abbildung 9).
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Abbildung 8: Abweichungen der Jahressonnenstunden [%] gegenüber 1961-1990 in Sach-
sen, 1881 bis 2014
Abbildung 9: Abweichungen der mittleren Jahressonnenstunden (%) für Dekaden gegen-
über 1961-1990 in Sachsen, 1881 bis 2100 (1881-2010 gemessene Daten, 2001-2100 Pro-
jektionsdaten WEREX-V-Ensemble)
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2.4. Zusammenfassende klimatologische Einordnung
Abbildung 10 zeigt eine zusammenfassende klimatologische Einordnung für die Elemente
Lufttemperatur, Niederschlag und Sonnenstunden auf der Basis von Jahres-, Jahreszeiten-
und Monatswerten. Die farblichen Hervorhebungen betreffen die Randbereiche der Vertei-
lungen und zielen auf das Sichtbarmachen von Extremen in den unterschiedlichen Zeitska-
len Monat, Jahreszeit und Jahr.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass das Jahr 2014 extrem zu warm (+2,1 K)
und zu trocken (-10 %) ausgefallen ist. Der Winter (2013/14) war mit +3,2 K extrem zu warm,
mit -55 % extrem zu trocken und mit +41 % viel zu sonnenreich. Das Frühjahr war extrem zu
warm (+2,3 K), wobei nur das gehäufte Auftreten von (Stark-) Regenereignissen im Mai (vgl.
Abbildung 23, Einstufung: viel zu feucht ) einer weitergehenden Trockenheit entgegenwirkte.
Die Trockenheit der Monate Dezember 2013 und Februar bis April 2014 hat bereits im Feb-
ruar zur Inanspruchnahme von Bodenwasservorräten geführt (Abbildung 22). Der Sommer
fiel bei dieser vorgenommenen Einordnung nicht weiter auf, obwohl der Juli als extrem zu
warm auf der Grundlage der 134jährigen Datenverfügbarkeit (seit 1881) eingestuft wurde.
Der Herbst fiel mit +2,2 K ebenfalls extrem zu warm aus, wobei insbesondere der November
viel zu warm und extrem trocken ausgefallen ist. Wie bereits erwähnt ist im Mai 2014 über-
durchschnittlich viel Niederschlag gefallen, wobei neben einer generell hohen Ereignisdichte
auch sehr starke bis extreme Einzelereignisse, wie beispielsweise am 27. Mai im Raum Mei-
ßen – Dresden (Einzugsgebiet der Triebisch, s. Kapitel 4.4) auftraten. Neben dem Mai trat
auch der September als zu feuchter Monat hervor. Auch hier bestand die hohe Monatssum-
me zum Großteil aus einzelnen Starkregen-Ereignissen (siehe dazu exemplarisch Abbildung
16). Der Vollständigkeit halber ist der viel zu sonnenarme Dezember 2014 zu erwähnen.
Insgesamt war das Jahr 2014 von sehr vielen und auch sehr stark ausgeprägten witterungs-
bedingten Extremen begleitet. Somit stellt es ein Musterbeispiel für die derzeit vorherrschen-
den Klimarahmenbedingungen hinsichtlich des voranschreitenden Klimawandels in Sachsen
dar. In diesem Zusammenhang sind die Ergebnisse aus der „Analyse der Klimaentwicklung
in Sachsen“ (LfULG-Schriftenreihe, in Vorbereitung) als weiterführende Literatur zu empfeh-
len.
In Ergänzung zu Abbildung 10 sei auf Abbildung 43, Abbildung 44 und Abbildung 45 verwie-
sen. Dort sind die klimatologischen Einordnungen für Jahreszeiten und Monate im Zeitraum
2001 bis 2014 für die Elemente Lufttemperatur, Niederschlag und Sonnenstunden darge-
stellt.
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Abbildung 10: Zusammenfassende klimatologische Einordnung des Jahres 2014 in Sachsen
(Datenzeitraum 1881 bis 2014)
3. Klimatologische Einordnung 2014 für sächsische Landkreise
3.1. Lufttemperatur
In den allermeisten Regionen Sachsens zeigte sich das Jahr 2014 als das wärmste seit Auf-
zeichnungsbeginn, mindestens aber seit 1961. Die Abweichung der Jahresmitteltemperatur
war mit 1,9 bis 2,6 K nochmals um 0,3 bis 0,5 K höher als im bisherigen Rekordjahr 2000.
Über das Gesamtjahr betrachtet war insbesondere eine deutlich geringere Anzahl von unter-
normal oder stark unternormal temperierten Tagen zu beobachten. Dafür stieg die Anzahl
warmer oder sehr warmer Tage deutlich an. Am Beispiel der Standorte Görlitz und Fichtel-
berg soll das mit Zahlen untermauert werden:
In Görlitz gibt es im Mittel der Jahre 15,6 Tage, die deutlich zu kalt ausfallen. Im Jahr 2014
waren es nur 4 dieser Tage. Auf dem Fichtelberg fallen –gemessen am dortigen Tempera-
turniveau im Schnitt 17,4 Tage deutlich unternormal aus. Im Jahr 2014 konnten nur 3 Tage
dieser Kategorie zugeordnet werden.
In Görlitz sind normalerweise 91,3 Tage etwas unternormal temperiert. 2014 konnten nur 50
dieser Tage registriert werden und beim Fichtelberg waren es auch nur 51 gegenüber durch-
schnittlich 97,6 Tagen.
Demgegenüber waren 130 Tage in Görlitz zu warm. Im Durchschnitt wären es nur 88,8 Tage
gewesen und schaut man sich dahingehend den Fichtelberg an, so sind es 135 Tage ge-
genüber durchschnittlich 80,8 Tagen.
Vergleichbare Relationen finden wir auch bei den deutlich zu warmen Tagen. Die höchste
gemessene Lufttemperatur in Sachsen wurde mit 35,8 Grad C am 20.07.2014. in Bad Mus-
kau gemessen. Kältester sächsischer Ort war 2014 Bertsdorf-Hörnitz mit -19,8 Grad C am
26.01. Damit sind die Absolutwerte recht weit entfernt von den jemals gemessenen Werten
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(39,8 Grad C in Dresden-Hosterwitz am 20.08.2012 und -35,5 am 01.02.1956 in Marienberg
und Deutschneudorf). Im Mittel war es in Dresden (sowohl Hosterwitz wie Strehlen) mit 11,5
Grad C am wärmsten.
Abbildung 11: Abweichungen der Jahresmitteltemperatur [K] für 2014 vs. 1961-1990 in
sächsischen Landkreisen (Datenquelle: DWD, Kartenerstellung: LfULG)
3.2. Niederschlag
Das Jahr 2014 war in allen sächsischen Regionen zu trocken.
Besonders die südlichen Landstriche, die aufgrund ihrer Geländegestaltung gewöhnlich et-
was mehr NiederschIag abbekommen, müssten 2014 mit unter 90 %, im Zittauer Gebirge
sogar unter 80 % des Normalwertes auskommen. Dabei waren die Niederschläge in den
einzelnen Monaten und Jahreszeiten noch außerordentlich unterschiedlich verteilt.
Der Winter brachte in Sachsen nur etwa 40% des sonst üblichen Niederschlages, wobei ins-
besondere der Februar mit nur 9 % des Normalwertes besonders trocken ausfiel. Das hatte
zur Folge, dass die Anzahl der Schneedeckentage beispielsweise in Zinnwald mit 132 ge-
genüber dem Normalwert von 159 deutlich zu gering ausfiel.
Das Frühjahr zeigte sich bei Betrachtung aller drei Monate beinahe niederschlagsnormal,
aber dies war nach den ebenfalls zu trockenen Monaten März und April nur dem Mai zu ver-
danken, der mit 175 % der normalen Summe den Frühlingsniederschlag über den Normal-
wert hob. Dabei gab es punktuelle Extremniederschläge, die beispielsweise im Triebischtal
massive Zerstörungen nach sich zogen. Herauszuheben ist hier der 27.05., wo laut Radar-
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analyse in der Stunde zwischen 14 und 15 Uhr MESZ bis 50 Liter je Quadratmeter fielen. In
der Tagessumme waren es dann in der genannten Region 100 bis 150 Liter je Quadratme-
ter.
Auch der Sommer war nahe am Normalwert, aber auch hier lohnt ein Blick in die drei betei-
ligten Monate: Juni zu trocken, Juli deutlich zu niederschlagsreich und der August knapp
übernormal.
Der Herbst war ebenfalls unter dem Strich beinahe normal, aber einem deutlich zu nieder-
schlagsreichen September folgte ein nur etwas zu feuchter Oktober, der einem drastisch zu
trockenen November vorausging.
Bezogen auf die hier genutzten Messstellen war 2014 der Fichtelberg mit 1127,1 Litern je
Quadratmeter der niederschlagsreichste Ort Sachsens und in Großlehna nahe Leipzig ist mit
nur 453,9 Liter je Quadratmeter die geringste Niederschlagssumme registriert worden.
Abbildung 12: Abweichungen des Jahresniederschlags [%] für 2014 vs. 1961-1990 in säch-
sischen Landkreisen (Datenquelle: DWD, Kartenerstellung: LfULG)
3.3. Kombinierte Lufttemperatur- und Niederschlagsabweichungen
Die Thermopluviogramme (Abbildung 13), die eine Zusammenschau von Lufttemperatur-
und Niederschlagsabweichung vom Normalwert zeigen, verdeutlichen, dass der Winter we-
sentlich zu mild und dabei zu trocken war. Für die erste Hälfte der Vegetationsperiode kann
festgestellt werden, dass sie auch zu warm und in vielen Regionen nahezu niederschlags-
normal. Nur der Südwesten zeigt eine etwas niederschlagsärmere Situation an. In der zwei-
13
ten Hälfte der Vegetationsperiode von Juli bis September war es auch wärmer als normaler-
weise und bis auf die Berglandregionen im Süden des Landkreises Görlitz fiel überall mehr
Niederschlag als klimatologisch zu erwarten gewesen wäre. Die hier erkennbare Kombinati-
on „zu warm, zu feucht“ signalisiert gleichfalls, dass in dieser Zeit die Menschen einem er-
höhten Schwülestressrisiko ausgesetzt waren. Auch der Herbst war zu warm und während
im Bergland mehr Niederschlag als normal gefallen war, zeigte das Tiefland geringere Nie-
derschlagssummen als durchschnittlich zu erwarten gewesen wären. In Nordsachsen waren
es im Gebietsmittel nur 63 Prozent.
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Abbildung 13: Thermopluviogramme des Winters (2013/14), Herbstes und der Vegetations-
perioden I (April bis Juni) und II (Juli bis September) für sächsische Landkreise, Datenquelle
DWD
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3.4. Sonnenscheindauer
Das Jahr 2014 teilte hinsichtlich des Sonnenscheingenusses Sachsen in drei Teile: Der
südwestsächsische Raum und alle Regionen, die östlich einer Linie Torgau-Marienberg lie-
gen waren bestenfalls normal mit Sonnenschein versorgt. Besonders im Osterzgebirge und
im Zittauer Gebirge schien die Sonne 5 bis 8 Prozent wenig als normal. Sonnenscheinreicher
als gewöhnlich war ein Streifen, der sich von Nordsachsen bis ins zentrale Erzgebirge zog. 5
bis 10 Prozent mehr Sonnenschein als man erwarten darf, waren hier zu registrieren. Im
Tiefland Mittelsachsens sind sogar 13,1 Prozent mehr Sonnenstunden erfasst worden.
Zwischen dem sonnigsten Ort Sachsens 2014, dem Flughafen Halle-Leipzig mit 1779,9
Stunden und Zinnwald-Georgenfeld, wo mit 1345,8 Stunden die geringste Sonnenschein-
dauer summiert wurde, liegen immerhin 434,1 Stunden. Aber auch der genannte Höchstwert
des Jahres 2014 reicht nicht an die Spitzenwerte der Jahre 2003 oder 2011 heran. Letztge-
nanntes Jahr brachte in Görlitz mit 2162,5 Stunden nochmal 382,6 Stunden mehr in die Bü-
cher als der Spitzenwert 2014. Es zeigt sich, dass insbesondere die mittleren Berglagen we-
niger Sonne erhielten und die Höchsten Gipfel dann schon wieder relativ viel Zeit oberhalb
der Wolken verbrachten, denn immerhin sind auch auf dem Fichtelberg über 1600 Stunden
Sonnenschein im Angebot gewesen.
Im Gegensatz zum Vorjahr mit seinem „dunklen Winter“ war der Winter 2013/14 überdurch-
schnittlich mit Sonne versorgt und in den anderen Jahreszeiten waren beinahe ausgegliche-
ne Verhältnisse zu sehen. Die Regionen, die im Jahr weniger Sonne als normal erhielten,
verdanken das dem Herbst.
Abbildung 14: Abweichungen der jährlichen Sonnenscheindauer [%] für 2014 vs. 1961-1990
in sächsischen Landkreisen (Datenquelle: DWD, Kartenerstellung: LfULG)
16
3.5. Phänologie
Zwischen 16 und 39 Tagen länger war die Vegetationsperiode in Sachsen 2014 verglichen
mit dem langjährigen Mittelwert. Nur im Landkreis Görlitz war das Bild etwas anders. Der
Norden zeigte 8 Tage mehr Vegetationszeit und im Süden war die Vegetationsperiode sogar
drei Wochen kürzer als normal. Erklärbar ist das dadurch, dass in der Region die Stieleiche
schon im September die ersten verfärbten Blätter zeigte. Da diese Beobachtung an mehre-
ren Standorten ähnlich ausfiel, kann man nicht von einem Ausreißer ausgehen. Eine Erklä-
rung ist auch eine erste Andeutung frostiger Temperaturen, die in dieser Zeit in der Gegend
einen negativen Tiefstwert in Bodennähe brachte.
Im Vergleich zum Normalwert startete die Vegetationsentwicklung –hier festgemacht am Er-
blühen der Salweide- 3 bis 5 Wochen früher. Wenn man dies mit dem unmittelbar vorherigen
Jahr 2013 vergleicht, war es sogar ein 7 bis 8 Wochen früherer Start. Hinsichtlich des Endes
der Vegetationszeit lag die Natur 2014 sehr nahe am Mittelwert, wenn man die südlichen
Regionen des Landkreises Görlitz ausblendet.
Der Unterschied zum Vorjahr wird ebenfalls deutlich durch die Betrachtung der im landwirt-
schaftlichen Teil dieser Arbeit abgebildeten Fotos von den Versuchsstationen Pommritz und
Baruth hinsichtlich der drastischen Unterschiede bei der Entwicklung des Winterweizens und
des Winterrapses im Vergleich der beiden letzten Jahre.
Abbildung 15: Abweichungen der phänologischen Vegetationsperiode [Tage] für 2014 vs.
1961-1990 in sächsischen Landkreisen (Datenquelle: DWD, Kartenerstellung: LfULG)
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4. Besonderheiten ausgewählter Witterungsabschnitte 2014
4.1. Einfluss der Witterung auf das Wohlbefinden
Bei der zusammenfassenden klimatologischen Einordnung des Jahres 2014 (Abbildung 10)
war der Sommer bei der dortigen Betrachtung nicht auffällig. In Abbildung 16 ist der an der
Messstation Dresden-Klotzsche gemessene Witterungsverlauf von Mai bis Oktober darge-
stellt. Auffällig ist eine gut 1,5monatige Periode im Juli/ August mit sehr hohen Tag- und
Nachttemperaturen, die von einer hohen Ereignisdichte von zumindest feuchten Tagen (Nie-
derschlag ≥ 1 mm pro Tag), teilweise auch Starkregenereignissen, begleitet waren. Das
menschliche Wohlbefinden wird während der Sommermonate (Juni, Juli, August) u.a. durch
die Kombination von Lufttemperatur und Luftfeuchte, in Form von Schwüle, beeinflusst. Ab-
bildung 10 zeigt das Auftreten von schwülen Tage, die über einen Dampfdruck von > 18 hPa
definiert sind, an. Dieses scheinbar marginale Auftreten im Sommer 2014 wird in Abbildung
17 einer klimatologischen Einordnung unterzogen. Gegenüber der Referenzperiode 1961-
1990 traten an der Messstation Dresden-Klotzsche im Sommer 2014 rund 8 schwüle Tage
mehr auf, was eine Einstufung viel zu schwül bedeutet. Generell ist festzuhalten das ein
sprunghafter Anstieg von schwülen Tagen in den letzten ca. 25 Jahren stattgefunden hat
(Abbildung 17, Abbildung 18). Diese Entwicklung korrespondiert mit Erkenntnissen aus der
aktuellen Klimadiagnose („Analyse er Klimaentwicklung in Sachsen“, LfULG-Schriftenreihe,
in Vorbereitung), d. h. der exemplarische Witterungsverlauf wird aus klimatologischer Sicht
unterstützt. Die erhöhte Hitzebelastung in den Sommermonaten wird von einem intensivier-
ten (Stark-) Niederschlagsverhalten begleitet, was mit feucht-warmen Wettersituationen ver-
bunden ist.
Vor dem dargelegten Sachverhalt sei erwähnt, dass auch die Kombination von nicht beson-
ders auffälligen Wetterelementen zu witterungsbedingten Extremen führen kann.
Abbildung 16: Witterungsverlauf vom Mai bis Oktober 2014 an der Messstation Dresden-
Klotzsche, Quelle: ReKIS
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Abbildung 17: Abweichungen von Schwülen Tagen (d) gegenüber 1961-1990 an der Mess-
station Dresden-Klotzsche, Sommer, 1961 bis 2014
Abbildung 18: Anzahl von Schwülen Tagen (d) für die Klimanormalperioden 1961-1990 (Re-
ferenz), 1981-2010 und dem Jahr 2014 an der Messstation Dresden-Klotzsche, Sommer
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4.2. Einfluss der Witterung auf die Luftqualität
Die Witterung hat auch Einfluss auf die Luftqualität. Hohe Ozonkonzentrationen entstehen
bei länger anhaltenden Hochdruckwetterlagen mit Temperaturen über 30 °C und intensiver
Sonneneinstrahlung durch chemische Reaktionen aus Vorläufersubstanzen (Stickstoffdioxid
und Kohlenwasserstoffen). Die Ozonbelastung ist in ländlichen Gebieten und im Mittelgebir-
ge aufgrund der geringen Abbaurate durch andere Luftschadstoffe und der Höhenlage am
stärksten. 2014 traten im Juli überdurchschnittlich viele Sommertage auf (Beispiel in Abbil-
dung 19). Trotz der seit etwa 2007 zu beobachtenden Tendenz zu leicht rückläufigen Ozon-
belastungen ist der Einfluss der warmen Witterung im Juli 2014 im Vergleich zum Mittelwert
der letzten 10 Jahre zu erkennen. Sowohl im Tiefland (Luftmessstation Schkeuditz) als auch
im Mittelgebirge (Luftmessstation Zinnwald) traten jeweils höhere Mittelwerte der Ozonkon-
zentration auf (Abbildung 20). Fast die Hälfte aller Einzelüberschreitungen des Ozon-8-
Stundenmittelwertes 120 μg/m³ 1 (45 Prozent) wurden 2014 im Juli registriert. Die Informati-
onsschwelle für akute Kurzzeitbelastungen mit Ozon (180 µg/m3 als Stundenmittelwert) wur-
de jedoch im Juli – wie im ganzen Jahr 2014 nicht überschritten. Dies ist ein Indiz für den
Rückgang des Ausstoßes der Vorläufersubstanzen (LfULG, 2015a).
An Orten mit hohen Stickstoffmonoxid-Konzentrationen (stark befahrenen Straßen) wird
Ozon unter Bildung von Stickstoffdioxid (NO2) rasch wieder abgebaut. Die dadurch erhöhte
NO2- Konzentration kann - neben anderen lokalen Faktoren – zur Überschreitungen der ge-
setzlich geregelten NO2-Grenzwerte beitragen (Jahresgrenzwert: 40 µg/m3). Abbildung 21
zeigt das am Beispiel der NO2-Konzentrationsspitze im Juli 2014 an der Luftmessstation
Dresden-Bergstraße (ca. 26 345 Kfz/Tag (Montag bis Sonntag), 2,32 % weniger als im Juli
2013 (Landeshauptstadt Dresden, 2015); Straße nach Süden ausgerichtet).
1 Zielwert zum Schutz der menschlichen Gesundheit: höchster 8-Stundenmittelwert eines Tages, berechnet aus gleitenden 8-Stundenmittelwerten (Mittelwert über drei Jahre, 25 Überschreitungen zulässig)
20
Abbildung 19: Sommertage (Tmax > 25 °C) pro Monat an der DWD-Messstation
Leipzig/Halle (Daten erst ab 1972 verfügbar), Quelle: ReKIS
Abbildung 20: Monatsmittelwerte der Ozonkonzentration in Schkeuditz und Zinnwald; Daten-
quelle: LfULG (2015 b)
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April Mai Juni Juli August September
Sommertage pro Monat
Mittel 1981 - 2010 2014
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Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
[µg/m3]Ozon-Monatsmittelwerte
Schkeuditz Mittelwert 2004 - 2013 Schkeuditz 2014
Zinnwald Mittelwert 2004 - 2013 Zinnwald 2014
21
Abbildung 21: Jahresgang der NO2-Konzentration an der Luftmessstation Dresden-
Bergstraße, Datenquelle: LfULG (2015 b)
4.3. Einfluss der Witterung auf den Bodenwasserhaushalt
In Abbildung 22 ist der zeitliche Verlauf von Bodenwasserhaushaltsgrößen der Lysimeter
(Bodenart: Geschiebelehm) von Januar 2012 bis einschließlich Oktober 2014 dargestellt.
Anders als 2013 begann das Jahr 2014 mit unterdurchschnittlichen Niederschlägen. Dies
führte bereits im Februar zur Inanspruchnahme der Bodenwasservorräte (Bodenwasseraus-
schöpfung). Im Mai fiel am Standort mit ca. 150 mm überdurchschnittlich viel Niederschlag
(s.a. Abbildung 23). Daraufhin waren die Bodenwasservorräte wieder aufgefüllt und es kam
anschließend (Mai, Juni) zur Grundwasserneubildung, deren Höhe aber weit unter der des
Vorjahres lag. In den Folgemonaten bis einschließlich August war die Verdunstung (Maisan-
bau) größer als der Niederschlag. Ab September begann die Auffüllung der Bodenwasser-
vorräte, wobei die Auffüllung Ende Oktober noch nicht abgeschlossen war. Witterungsbe-
dingt (s. Abbildung 10) war die Inanspruchnahme der Bodenwasservorräte (Bodenwasser-
ausschöpfung) in den Monaten Juli bis Oktober überdurchschnittlich.
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Jan Feb März Apr Mai Jun Jul Aug Sept Okt Nov Dez
[µg/m³]Jahresgang NO2-Konzentration
Dresden-Bergstraße
2014 Mittwelwert 2010 -2013
22
Abbildung 22: Bodenwasserhaushaltsgrößen für Lysimeter (Geschiebelehm) im Zeitraum
Januar 2012 bis Oktober 2014 (GW: Grundwasser, BW: Bodenwasser), Datenquelle: Hafer-
korn (2014)
4.4. Einfluss der Witterung auf das lokale Abflussverhalten
Der Mai 2014 war deutlich zu nass (Abbildung 23). Der größte Teil des Niederschlags kon-
zentrierte sich auf wenige Tage bzw. Stunden im letzten Drittel des Monats. Folgender zeitli-
cher Ablauf wurde registriert.
Ab 23.05. griff ein Tiefdrucksystem über Westeuropa auf Sachsen über, welches feucht-
labile Luft heranführte. Infolgedessen kam es im Osten von Sachsen zu kräftigen Schauern
und Gewittern. Die höchsten Niederschlagswerte wurden in Hoyerswerda mit 31,9 mm und
in Bertzdorf-Hörnitz mit 35,6 mm gemessen. Am 24.05. kamen vom Vogtland her kräftige
Schauer und Gewitter auf, die vor allem im Bergland zu hohen Niederschlagswerten führten
(Marienberg 51,6 mm, Dippoldiswalde-Reinberg 47,8 mm). Am 25.05. blieb es nieder-
schlagsfrei. Am 26.05. kam es infolge eines Tiefdruckgebietes über Süddeutschland, vor
allem im Vogtland und Westerzgebirge (Fichtelberg 32,4 mm), zu einzelnen Schauern und
Gewittern. Eingeströmte sehr feuchte und labil geschichtete Luft sorgte entlang einer Boden-
tiefdruckrinne am 27.05. für Schauer und Gewitter, teilweise unwetterartig mit Starkregen. In
der Nacht zum 28.05. gingen die Niederschläge in anhaltende Regenfälle über (Abbildung
47). Einer Pressemitteilung des Deutschen Wetterdienstes war zu entnehmen: „Am 27. war
vor allem Sachsen betroffen. Neben überfluteten Kellern und Straßen, brannte nach Blitz-
schlag in Dresden der Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses. Im Triebischtal (Landkreis Mei-
ßen) und ebenso in Jöhstadt-Grumbach (Erzgebirgskreis) lösten sich Felsbrocken und Geröll
23
und machten Straßen unpassierbar, Häuser und ein Supermarkt wurden geflutet. In Freiberg
in Mittelsachsen umschlossen die Wassermassen Teile der Stadt.“ (DWD, 2014)
Am 27.05. lag linkselbisch zwischen Meißen und Dresden eine langgestreckte, lokal eng
begrenzte Schauerzelle mit extrem heftigem Starkregen (> 40 mm/h; Abbildung 26). An der
Messstation Garsebach bei Meißen fielen zwischen 14 und 15 Uhr 36,9 mm/h und in Nossen
34,4 mm/h, in Dresden-Strehlen 2 Stunden später 39,8 mm/h.
Abbildung 23: Vergleich der Niederschlagssummen im Mai 2014 an acht DWD-
Messstationen mit den Normalwerten für Mai 1961 – 1990 bzw. 1981 – 2010, Datenquelle:
Deutscher Wetterdienst
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[mm]Niederschlagssumme im Mai
1961 - 1990 1981 - 2010 Mai 14
24
Abbildung 24: Niederschlag an der Messstation Garsebach (bei Meißen) und Wasserstand
am Pegel Garsebach/Triebisch am 27.05.2014; Quelle. Wolf (2015)
Abbildung 25: 1-Stunden-Niederschlag im Raum Meißen – Dresden am 27.05.2014, Daten-
quelle: Deutscher Wetterdienst, METEOMEDIA, Quelle: Wolf (2015)
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z[mm] 1-Stunden-Niederschlag am 27.05.2014
14 - 15 Uhr 15 - 16 Uhr 16 - 17 Uhr
25
Abbildung 26: Stundensumme der Radarniederschlagsmessung am 27.05.2014 um 15 Uhr
MESZ, Quelle: Deutscher Wetterdienst
Infolge der ergiebigen Niederschläge vom 27./ 28.05. stiegen die Wasserstände an den Pe-
geln der Nebenflüsse der Oberen Elbe im Raum Meißen - Dresden (Anlage, Abbildung 46)
teilweise rasch an, blieben jedoch unterhalb des Richtwertes der Alarmstufe 1 (Bsp. Pegel
Garsebach an der Triebisch: Abbildung 24). Nur am Pegel Wilsdruff 1/ Wilde Sau wurde am
27.05. 17:45 Uhr der Richtwert der Alarmstufe 1 (100 cm) kurzzeitig überschritten.
Jedoch traten durch wild abfließendes Wasser2 örtliche Überflutungen verbunden mit
Schlamm- und Geröllablagerungen auf und verursachten teils erhebliche Schäden. Abbil-
dung 27 und Abbildung 48 (in der Anlage) zeigen Beispiele für durch wild abfließendes Was-
ser hervorgerufene Abflussbahnen, die einer fortschreitenden Bodenerosion ausgesetzt sind.
Dieses Risiko der Grabenerosion könnte mit einer dauerhaften Begrünung der Abflussbahn
eingeschränkt werden. Gegen die schädlichen Auswirkungen von wild abfließendem Wasser
gibt es in den gefährdeten Gebieten3 mehrere – auch geförderte – Handlungsmöglichkeiten
(SMUL, 2012):
Anwendung der dauerhaft pfluglosen konservierenden Bodenbearbeitung oder Di-
rektsaat,
Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten als wirksame Begrünungsmaßnahme,
2 Wild abfließendes Wasser: „…das auf einem Grundstück entspringende oder sich natürlich sammelnde Was-ser, das außerhalb eines Bettes dem natürlichen Gefälle folgend abfließt." (§ 2 Abs. 2 SächsWG) 3 vgl. Bodenerosionskarten: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/boden/33144.htm)
26
Anlage von Grünstreifen auf Ackerland; mit dieser Maßnahme können Hangmulden
als bevorzugte Abflussbahnen begrünt werden und Pufferstreifen an Gewässern und
sonstigen sensiblen Bereichen (z. B. Ortslagen) geschaffen werden (LfULG, 2015c),
Umwandlung von Acker in Grünland,
Anwendung bodenschonender Produktionsverfahren des Ackerfutterbaus“ sowie
Anlage von Gehölzstrukturen des Offenlandes (z. B. Feldgehölze, Hecken) aus Na-
turschutzgründen.
Abbildung 27: Erosionsgefährdete Abflussbahn in der Gegend um Zwickau am 17.06.2007,
Foto: Jörg Döring (LfULG)
4.5. Einfluss der Witterung auf Schaderreger und landwirtschaftliche Erträge
Die warme Witterung 2014, insbesondere das Ausbleiben des Winters und der warme
Herbst 2014 (s. Abbildung 10), begünstigte die Ausbreitung von pilzlichen Schaderregern in
der Landwirtschaft, z. B. Gelbrost4 und Wurzelhals- und Stängelfäule (Phoma)5.
4 Puccinia striiformis f.sp.tritici und P. striiformis f.sp.hordei; Symptome: streifenförmige Anordnung der Rost-sporen, lang gestreckte Sporenlager 5 asex.F.: Phoma lingam, sex.F.: Leptosphaeria maculans; Symptome: hellbraune Phoma-Blattflecken mit schwarzen Pünktchen (Pyknidien) und nachfolgend schwarzbraune Verfärbungen an Wurzelhals- und Stängel-grund, mit zunehmender Ausdehnung Einschnürung des Wurzelhalses und Absterben der Pflanzen
27
Hohe Infektionsgefahr durch Gelbrost besteht bei nächtlicher Taubildung oder hoher Luft-
feuchte sowie bei hohen Unterschieden zwischen Tag- und Nachttemperaturen. Bei starkem
Auftreten können hohe Schäden entstehen. Während Gelbrost früher eher unter kühleren
Witterungsbedingungen ein Thema war, gibt es inzwischen Gelbrostrassen, die sich auch
unter warmen Bedingungen entwickeln. Die Rassenanalyse für Sachsen 2014 ergab vorwie-
gend die wärmeliebendere und aggressivere Rasse „Warrior“. Die Herbstinfektionen 2013
blieben durch den fehlenden Winter erhalten. Im zeitigen Frühjahr 2014 erfolgten zahlreiche
Infektionsereignisse und insgesamt ein sehr zeitiges und starkes Auftreten des Schadpilzes.
Abbildung 28 und Abbildung 29 zeigen das starke Auftreten in Sachsen bei Winterweizen
und Triticale 2014 im Vergleich zu den Vorjahren (Ergebnisse der Schaderregerüberwa-
chung aus sachsenweitem Monitoring, Kraatz (2015)).
Der vergleichsweise sehr warme Herbst 2014 und die verbreitet weit und üppig entwickelte
Rapsbestände begünstigten die anhaltende Ausbreitung des Blattbefalls mit Phoma. Abbil-
dung 30 zeigt die hohen Befallswerte für den Herbst 2014 im Vergleich zu den Vorjahren
(Ergebnisse der Schaderregerüberwachung aus sachsenweitem Monitoring, Kraatz (2015)).
Bei anhaltend mildem Winter ist das Infektionspotential für das kommende Frühjahr sehr
hoch . (Kraatz, 2015)
Abbildung 28: Befall mit Gelbrost im Winterweizen 2009 – 2014
(BBCH 39-49 = Ligula (Blatthäutchen)-Stadium: Blatthäutchen des Fahnenblattes gerade
sichtbar, Fahnenblatt voll entwickelt - Grannenspitzen: Grannen werden über der Ligula des
Fahnenblattes sichtbar; BBCH 61-69 = Beginn der Blüte: Erste Staubgefässe werden sicht-
bar – Ende der Blüte; BBCH 71-75 = Erste Körner haben die Hälfte ihrer endgültigen Größe
erreicht, Korninhalt wässrig - Mitte Milchreife: Alle Körner haben ihre endgültige Größe er-
reicht, Korninhalt milchig, Körner noch grün); Quelle: Kraatz (2015)
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2009 2010 2011 2012 2013 2014
% befallene Schläge
Gelbrostbefall in Winterweizen
Ende Mai: 3 obere Blätter BBCH 39-49
Mitte Juni: 3 obere Blätter BBCH 61-69
Anfang Juli: Fahnenblatt BBCH 71-75
28
Abbildung 29: Befall mit Gelbrost in Triticale 2009 – 2014 (BBCH 65 = Mitte der Blüte: 50 %
reife Staubgefäße); Quelle: Kraatz (2015)
Abbildung 30: Phoma-Blattbefall an Winterraps im Herbst 2009 – 2014 (% befallene Pflan-
zen); Quelle: Kraatz (2015)
Die für das Pflanzenwachstum günstigen Bedingungen 2014 – milde Temperaturen im Win-
ter und Frühjahr (Abbildung 43), im Wesentlichen durchschnittlicher bzw. überdurchschnittli-
cher Niederschlag in den Vegetationsperioden I (April bis Juni) bzw. II (Juli bis September)
(Abbildung 13) – führten zu einer deutlich früheren Entwicklung der Bestände (bspw. Win-
terweizen: Abbildung 49, Winterraps: Abbildung 31).
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2009 2010 2011 2012 2013 2014
% befallene Schläge
Gelbrostbefall in Triticale
Anfang Juni BBCH 653 obere Blätter
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% befallene Pflanzen
Streubreite: Minimum – Maximum
29
Abbildung 31: Winterraps auf dem Versuchsfeld Baruth des LfULG am 23.05.2013 (oben)
und 22.05.2014 (unten); Fotos: M. Grunert
30
Diese positiven Faktoren überwogen die Beeinträchtigungen durch die gleichzeitig höhere
Entwicklung der Schaderreger. Für viele Kulturen wurden 2014 Rekorderträge erzielt. Z. B.
lagen die Erträge für Winterweizen und Triticale 2014 mit 88,4 dt/ha bzw. 64,9 dt/ha um mehr
als 20 % über dem Durchschnittsertrag in den 10 Jahren zuvor (Abbildung 32). Der Tro-
ckenmasseertrag von Wiesen übertraf mit 73,5 dt/ha den Mittelwert der letzten 10 Jahre (ca.
55 dt/ha) sogar um etwa ein Drittel (Abbildung 33).
Inwieweit der starke Phoma-Befall im Herbst 2014 den Winterraps-Ertrag 2015 mindern wird,
bleibt abzuwarten. Starker oder schwacher Befall im Herbst ist nur eine Einflussgröße auf die
Erträge im Folgejahr (Abbildung 34).
Abbildung 32: Erträge von Winterweizen und Triticale 1996 – 2014; Datenquelle: StaLa
(2013, 2014a)
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[dt/ha] Erträge Winterweizen und Triticale
Winterweizen Triticale
31
Abbildung 33: Erträge von Wiesen 1996 – 2014; Datenquelle: StaLa (2013, 2014a)
Abbildung 34: Winterraps-Erträge 1996 – 2014; Datenquelle: StaLa (2013, 2014a)
Für den Weinbau beinhaltete die Witterung 2014 sowohl günstige als auch ungünstige Fak-
toren und stellte hohe Anforderungen an die Winzer. Einerseits verfrühte sich der Austrieb in
allen Lagen um ca. 2 Wochen. Die Spätfröste Anfang Mai (Abbildung 35) führten teilweise zu
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[dt /ha] Ertrag von Wiesen(als Trockenmasse)
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[dt/ha]Winterraps-Ertrag
32
Austriebsschäden (Abbildung 36). Den größten Einfluss hatte jedoch die feuchte Witterung
im September, die das Platzen und die Fäulnis der Beeren begünstigte. In der 34. Kalender-
woche wurden bei einzelnen Sorten schon Infektionen von 10 % der Trauben mit Botrytis6
festgestellt. Häufig geht Botrytisbefall (Abbildung 37) von Verletzungen einzelner Beeren
durch Hagel, Starkniederschläge, Insekten oder Vögel aus. Die Krankheit kann sich rasch
über die gesamte Traube bzw. im Bestand ausbreiten (Abbildung 38). Einsetzender Befall
kann durch den Einsatz von Fungiziden nicht mehr gestoppt werden.
Mittel- und spätreifende Sorten mussten – zu Lasten der Qualität – früher geerntet werden,
um weitere Ertragseinbußen zu vermeiden. Der Goldriesling als früh reifende Sorte erreichte
2014 mit einem durchschnittlichen Mostertrag von ca. 61 hl/ha noch das beste Ergebnis. Die
geringsten Erträge gab es innerhalb der verschiedenen Weißweinsorten beim Ruländer (ca.
32 hl/ha), innerhalb der Rotweinsorten beim Spätburgunder (ca. 37 hl/ha). Insgesamt lag der
Mostertrag im Weinanbaugebiet Sachsen 2014 etwa im langjährigen Durchschnitt von
40 hl/ha (Abbildung 39). (Tränkner, 2015)
Abbildung 35: Minimumtemperaturen 5 cm über dem Boden an der DWD-Messstation Dres-
den-Hosterwitz 2014 im Vergleich zu 19961-1990 sowie 1981-2010; Quelle: ReKIS
6 Botrytis cinerea; Herrschen während des Reifeprozesses feucht-warme Bedingungen (größere Niederschlags-mengen, hohe Luftfeuchtigkeit, warme Nachttemperaturen, kein Wind usw.) verfärben sich die Beeren durch den Befall je nach Sorte zuerst rosa bis lila, später braun. Der Pilzrasen wird zuerst an den verletzten Stellen der Beerenhaut sichtbar.
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[ C]
Minimumtemperaturen in ErdbodennäheDresden-Hosterwitz, März bis Mai
2014 1961 bis 1990 1981 bis 2010
4.5.2014: -3,7 °C
33
Abbildung 36: Frostschäden am Goldriesling, Versuchsfeld des LfULG in Dresden-Pillnitz am
14.05.2014, Foto: E. Harbrecht (LfULG)
Abbildung 37: Botrytisbefall am Goldriesling, Foto: E. Harbrecht (LfULG)
34
Abbildung 38: Beispiel für die Ausbreitung von Botrytis (Harbrecht, 2015)
Abbildung 39: Weinmostertrag im Weinanbaugebiet Sachsen 1991-2014; Quellen: StaLa,
2014 d; 2014: Tränkner (2015)
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[%] Anteil mit Botrytis befallener Trauben Goldriesling, Versuchsfeld Dresden-Pillnitz, 2014
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[hl/ha]Mostertrag im Weinanbaugebiet Sachsen
35
5. Wissenstransfer
Mit dem 01.01.2012 wurde das Regionale Klima-Informationssystem ReKIS, als 3-Länder-
Lösung, in den internetbasierten Routinebetrieb überführt. Im Vorfeld wurde das folgende
Anliegen von den beteiligten Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen for-
muliert.
„Das Regionale Klima-Informationssystem ReKIS versteht sich als ein interaktives Werkzeug
zur fachgerechten Analyse, Bereitstellung, Dokumentation, Bewertung und Interpretation von
Klimadaten. Unter dem Motto "Global Denken und regional Handeln" soll sich die Aufberei-
tung der Klimainformationen an den verschiedenen Bedürfnissen regionaler Akteure in Bil-
dung, Planung, Politik, Forschung u.a. ausrichten und wird daher ständig weiterentwickelt.
Darüber hinaus bietet ReKIS auch eine Schnittstelle zur Kommunikation zwischen Nutzern
und dem Fachpersonal der zuständigen Landesbehörden und Wissenschaftsvertretern. Re-
KIS basiert auf Ergebnissen und Erfahrungen aus der regionalen Klimaforschung in Sach-
sen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in den letzten 15 Jahren. Die Bundesländer sind durch
eigene ReKIS-Bereiche, inkl. deren redaktionellen Bearbeitung, präsentiert. Entsprechend
den Bedürfnissen von Nutzern können die Inhalte ergänzt und erweitert werden.“ (Zitat:
www.rekis.org)
Während der ersten 3 Betriebsjahre wurde ReKIS laufend weiterentwickelt und organisiert
derzeit seine Inhalte (inkl. deren Zugangsregelung) gemäß Abbildung 40.
Abbildung 40: Strukturierung der ReKIS-Inhalte und deren Zugangsregelung (Stand Dezember 2014)
36
Über den Länderbereich „Sachsen“ werden auch die im Rahmen von sächsischen For-
schungsinitiativen seitens oder unter Beteiligung des LfULG erzeugten Erkenntnisse (Berich-
te) und Materialien (Abbildungen, Daten) über ReKIS zur Verfügung gestellt (z.B. FuE-
Projekt „Analyse der Klimaentwicklung in Sachsen“). Ende 2014 wurden u.a. die EU-Projekte
„INTERKLIM“, „KLAPS“ und „NEYMO“, unter Beteiligung tschechischer und polnischer Pro-
jektpartner, abgeschlossen. Die Analysen bezogen sich auf den sächsisch-böhmischen bzw.
–polnischen Grenzraum.
Zum Jahreswechsel 2014/ 2015 befand sich ReKIS seit 3 Jahren im Routinebetrieb. In Ab-
bildung 41 ist der zeitliche Verlauf von monatlichen Zugriffszahlen für diesen Zeitraum dar-
gestellt.
Abbildung 41: Verlauf der monatlichen Zugriffe auf ReKIS vom 01.01.2012 bis 31.12.2014
(blaue Linien: Mittelwert und Standardabweichung, ohne Berücksichtigung der größten und
kleinsten 10% der Zugriffszahlen), Quelle: ReKIS
37
6. Zusammenfassung
Das Jahr 2014 war mit seinen Besonderheiten und Extremen ein Musterbeispiel für den vo-
ranschreitenden Klimawandel in Sachsen:
Die Tendenz zur Erwärmung wurde bestätigt: extrem hohe Temperaturen gab es
beim Jahresmittel (+2,1 K), im Winter (2013/14: +3,2 K), Frühjahr (+2,3 K) und Herbst
(+2,2 K). Die Sommertemperatur lag vergleichsweise nur wenig (+ 0,8 K) über dem
Referenzwert.
Mit -10 % Jahresniederschlag war das Jahr 2014 insgesamt zu trocken. Der Winter
(2013/ 2014) war mit -55 % extrem trocken. Die Schneedeckendauer im Gebirge
war einen Monat kürzer als normal.
Es gab wieder Beispiele für die zunehmende Häufigkeit von Starkniederschlägen
(z. B. Ereignisse im Mai, Juli und September). Diese waren oft lokal sehr begrenzt,
hatten aber ein erhebliches Schadenspotenzial.
Auch die Kombination von nicht besonders auffälligen Wetterelementen kann zu wit-
terungsbedingten Extremen führen. 2014 betraf dies die sehr hohe Anzahl an
schwülen Tagen In den Sommermonaten.
Die Jahressumme der Sonnenstunden war mit +7,3 % überdurchschnittlich, aber im
normalen Schwankungsverhalten. Allerdings war der Winter sehr sonnenschein-
reich (+41 %).
Nach dem extrem warmen Winter startete die Pflanzenwelt 3 bis 5 Wochen früher (im
Vergleich zum Vorjahr 7 bis 8 Wochen zeitigerer Vegetationsbeginn).
Die besonderen Witterungsbedingungen 2014 führten zu einigen bemerkenswerten
Ergebnissen:
In der Landwirtschaft z. B. trotz vermehrter Schaderreger überdurchschnittli-
che Erträge bei Winterweizen (+20 %) und Trockenmasseertrag von Wiesen
(+30 %) gegenüber den durchschnittlichen Erträgen der letzten 10 Jahr;
Spätfrostschäden, Grauschimmelbefall im Weinbau, aber insgesamt noch
durchschnittlicher Mostertrag;
hohe Luftschadstoffbelastungen durch Ozon und Stickstoffdioxid im Juli.
38
7. Abkürzungsverzeichnis
AuW Agrarumweltmaßnahmen und
Waldmehrung
BBCH-
Skala
Biologische Bundesanstalt,
Bundessortenamt und Chemi-
sche Industrie; Skala beschreibt
das morphologische Entwick-
lungsstadium einer Pflanze.
BfUL Staatliche Betriebsgesellschaft
für Umwelt und Landwirtschaft
°C Grad Celsius
CEC Climate & Environment Consult-
ing Potsdam GmbH
cm Zentimeter
d Tag
dt Dezitonne (100 Kilogramm)
DWD Deutscher Wetterdienst
FB Fachbereich
GeoSN Staatsbetrieb Geoinformation
und Vermessung Sachsen
GISS Goddard Institute for Space
Studies
GWL Großwetterlage
ha Hektar
hl Hektoliter (100 Liter)
hPa Hektopascal (Maßeinheit für den
Luftdruck)
HHQ Äußerster Durchflusswert,
höchster bekannt gewordener
Scheitelwert
HQ Höchster Durchflusswert gleich-
artiger Zeitabschnitte (Monat
bzw. Jahr) in der betrachteten
Zeitspanne (Beobachtungsrei-
he)
HW Höchster Wasserstandswert
gleichartiger Zeitabschnitte
(Monat bzw. Jahr) in der be-
trachteten Zeitspanne (Be-
obachtungsreihe)
K Kelvin (Temperaturdifferenz,
gleicher Maßstab wie °C)
l Liter
LfULG Sächsisches Landesamt für
Umwelt, Landwirtschaft und
Geologie
LHWZ Landeshochwasserzentrum
m2 Quadratmeter
mm Millimeter (Maßeinheit für den
Niederschlag)
m3/s Kubikmeter pro Sekunde
MHQ Mittlerer höchster Durchfluss-
wert gleichartiger Zeitabschnitte
(Monat bzw. Jahr) in der be-
trachteten Zeitspanne (Be-
obachtungsreihe)
MQ Mittlerer Durchflusswert gleich-
artiger Zeitabschnitte (Monat
bzw. Jahr) in der betrachteten
Zeitspanne (Beobachtungsrei-
he)
MQ(T) Mittlerer Durchflusswert des
angegebenen Berichtsmonats
NASA National Aeronautics and Space
Administration
NV Normalverteilung
NQ Niedrigster Durchflusswert
gleichartiger Zeitabschnitte
(Monat bzw. Jahr) in der be-
trachteten Zeitspanne (Be-
obachtungsreihe)
ReKIS Regionales Klimainformations-
system Sachsen, Sachsen-
Anhalt und Thüringen
µg/m3 Mikrogramm/Kubikmeter
39
8. Literatur
Autorenkollektiv (2001): Entwicklungsstadien mono- und dikotyler Pflanzen - BBCH Mono-
grafie, Biologische Bundesanstalt für Land und Forstwirtschaft, 2. Auflage, Bearbeiter: Uwe
Meier, Download am 19.01.2015 von Seite
http://www.jki.bund.de/fileadmin/dam_uploads/_veroeff/bbch/BBCH-Skala_deutsch.pdf.
DWD (2015): Jahresrückblick 2014 des Deutschen Wetterdienstes - Gefährliche Wetterer-
eignisse und Wetterschäden in Deutschland. Pressemitteilung vom 12.12.2014 (Download:
www.dwd.de)
Haferkorn, Ulrike (2014): Verlauf der Bodenwasserhaushaltsgrößen der Lysimeter mit Ge-
schiebelehm, Lysimeterstation Brandis der BfUL; schriftliche Mitteilung vom 11.12.2014.
Harbrecht, Eike (2015): Schriftliche Mitteilung vom 19.01.2015, LfULG.
Kraatz, Michael (2015): Schaderregerüberwachung, schriftliche Mitteilung vom 08.01.2015,
LfULG, Referat 73.
Landeshauptstadt Dresden (2015): Auswertung Pegelzählstellen 2014, Straßen- und Tief-
bauamt.
LfULG (2012): Gewässerkundlicher Monatsbericht Mai 2012, Abteilung Wasser, Boden,
Wertstoffe/Referat Landeshochwasserzentrum, Gewässerkunde; Redaktion: Heike Mitzsch-
ke, http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/wasser/download/Monatsbericht_2012_05.pdf
LfULG (2014b): Gewässerkundlicher Monatsbericht Mai 2014, Abteilung Wasser, Boden,
Wertstoffe/Referat Landeshochwasserzentrum, Gewässerkunde; Redaktion: Heike Mitzsch-
ke, http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/wasser/download/Monatsbericht_2014_05.pdf .
LfULG (2015a): Vorläufiger Ozonbericht 2014,
http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/download/luft/Fachbeitrag_Ozon_2014.pdf .
LfULG (2015b): Immissionsberichte http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/luft/5693.htm ,
interaktive Datenrecherche http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/luft/18914.htm .
LfULG (2015c): Begrünung von erosionsgefährdeten Abflussbahnen
https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/23739
ReKIS: Regionales Klimainformationssystem Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen,
www.rekis.org .
SächsWG: Sächsisches Wassergesetz vom 12. Juli 2013, rechtsbereinigt mit Stand vom 01.
Mai 2014, http://www.revosax.sachsen.de/GetXHTML.do?sid=9651230355470 .
40
SMUL (2012): Wild abfließendes Wasser“, Medieninformation „Schutz vor Schlamm- und
Wassermassen“ vom 21.12.2012 (Übersicht über Definition, Rechtslage, Zuständigkeiten,
Gegenmaßnahmen, Förderung, Informationsmöglichkeiten)
http://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/179579
StaLa (2013): Statistisches Landesamt Sachsen: Bodennutzung und Ernte im Freistaat
Sachsen – Feldfrüchte, Baumobst, Strauchbeeren und Gemüse 2013; Statistischer Bericht C
II 2 – j/13, Download am 12.01.2014 von Seite
http://www.statistik.sachsen.de/download/100_Berichte-C/C_II_2__j_13_SN.pdf.
StaLa (2014 a): Statistisches Landesamt Sachsen: Ernte- und Betriebsberichterstattung
(EBE) über Feldfrüchte und Grünland November 2014; Download am 12.01.2014 von Seite
http://www.statistik.sachsen.de/download/050_W-Land-Forstwirt/FF1120141.pdf.
StaLa (2014 b): Statistisches Landesamt Sachsen: Ernte- und Betriebsberichterstattung
(EBE) Obst November 2014; Download am 12.01.2014 von Seite
http://www.statistik.sachsen.de/download/050_W-Land-Forstwirt/Obst_November_2014.pdf.
StaLa (2014 c): Statistisches Landesamt Sachsen: Obstanbau im Freistaat Sachsen ab
1991; Download am 12.01.2014 von Seite http://www.statistik.sachsen.de/download/050_W-
Land-Forstwirt/ZeitreiheObst.pdf.
StaLa (2014 d): Statistisches Landesamt Sachsen: Weinmosternte im Weinanbauge-
biet Sachsen, Download am 16.01.2015 von Seite
http://www.statistik.sachsen.de/download/050_W-Land-Forstwirt/ZeitreiheWein.pdf.
Tränkner, Frieder (2015): Schriftliche Mitteilungen vom 16./28.01.2015, LfULG.
Wolf, Erhard (2015): Unwetter 27.05.2015 Meißen – Dresden, schriftliche Mitteilungen vom
23.01./27.01.2015, LfULG.
9. Anhang
Abbildung 42: Klimatologische Einordnung von Jahresmitteltemperaturen (links oben), Jahresniederschlagssummen (rechts oben) und Jah-
ressonnenstunden (links unten) in Sachsen, Datenquelle: DWD
42
Abbildung 43: Klimatologische Einordnung von jährlichen Abweichungen 2001 bis 2014 für jahreszeitliche (oben) und monatliche (unten)
Mitteltemperaturen in Sachsen (Datenzeitraum 1881 bis 2014)
43
Abbildung 44: Klimatologische Einordnung von jährlichen Abweichungen 2001 bis 2014 für jahreszeitliche (oben) und monatlichen (unten)
Niederschlagsummen in Sachsen (Datenzeitraum 1881 bis 2014)
44
Abbildung 45: Klimatologische Einordnung von jährlichen Abweichungen für jahreszeitliche (oben) und monatliche (unten) Sonnenstunden in
Sachsen, 1881 bis 2014
45
Abbildung 46: Pegel- und Niederschlagsmessnetz, Bereich Meißen; Quelle: LfULG, LHWZ
Abbildung 47: Flächenhafte 24stündige Radarniederschlagssumme vom 27.05 zum
28.05.2014 (08 Uhr MESZ), Quelle: Deutscher Wetterdienst
Abbildung 48: Erosionsgefährdete Abflussbahn in der Lommatzscher Pflege am 16.10.2014,
Foto: Burkhard Lehmann (LfULG)
47
Abbildung 49: Winterweizen auf dem Versuchsfeld Pommritz des LfULG am 19.04.2013
(oben) und am 11.04.2014 (unten), Fotos: M. Grunert