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8/3/2019 Aarne, Antti: bersicht der Mrchenliteratur.
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ff COMMUNICATIONS N:o 14
DBERS ICHT
DER
MARCHENL I TERATUR
vox
ANTT I AARN E
HAM I N A I I ,
SU()MALAISEN TIEDEAKATEMIAN KLTSTANTAM~\
Original from
U N IV E R SIT Y OF M IC H IG A N
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H.\MIr-tA IQq,
IIA:o.IlXA:'; SL"O)lALAI;'
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Vorwort.
Meine Ubersicht der Marchenliteratur, deren Erschoinen
ich irn Vorwort zu dem "Leitfaden der vergleichenden Mar~chenforschung" (FFC 13) erwahnte, behandelt sowohl dieah.ere als auch die neuere oder volkstumliche Literatur. Letz-
tere existiert ZUIl1 Teil nur in Haudschriften. Meine Ubersichtbeabsichtigt zunachst den jungen Forschern die erste Anlei-tunK zum Studium del' Ma.rchenliteratur zu g-eben. Sie be-
schrankt sich auf die I Iarstellung der Hauptzuge und del'bernerkenswerteren Erschei 11u ngen U nd beanspruchtkei nes-
wegs ein ei ngehendes lind erschopfendes Referat diescs
umfangreichen Literaturzweiges zu sein, Was die alterenErza.hlungssammlungen anbelangt, bemerke ich besonders,
dass ieh nicht ihre verschiedeuen europaischen Ubersetzungenaufzahle -- einzelne derselben werden g ewohnlich erwahnt _..
Uber diese sowie fiber andere die Sammlungen betreffendeLiteratur gehen die ausfuhrlichereu literaturgeschichtlichenWerke Aufschluss. Die volkstumliche Ma.rchenliteratur werde
ich nach den Landern ordnen und versuche, ein Cesamtbild
tier in verschiedenen Landern gesarnmelten MarchenschAtzezu geben. Von den einzelnen Werken nehme ieh VOl'
allem solche \'01'" wclche dem Forscher ihres lnhaltsreichtumsoder der mit dell Marchen verbundenen vergleichenden
Anmerkungen wezen "011 gr(')sserem Nutzen si nd. Aufvergleichende Anmerkungen werde ich aufmerksam iuachen,auch wenn sie anderswo als in eigentlichen Sammlungen
zu Iinden sino. Meine Angaben nber die haudschriftlichenMarchenvorrAte grunden sich auf Mitteilungen, die mir von
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1\" ANTII AAR~F.. Cber!'
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I. D ie & ltere M arohen litera.tur.
Der Orient.
Wenn von der Alteren Marchenliteratur die Rede ist,
gehen die Gedanken zunachst nach dem Orient und "01"allem nach dem alten Indien, [enem reichen MArchenlande,
das die Aufmerksamkeit der Marchenforscher in so hohemGrade auf sich gezogen hat. In der alteren Literatur kei-nes anderen Landes haben die MArchen einen so bemer-kenswerten Platz wie in der lndiens. Man kenut eine ganzeMenge alter ErzAhlungssammlungen, die "on Indien ausge-hend durch Obersetzungen in die Literatur anderer LAnderubergegangen, ja bis nach Europa gedrungen sind. Wiegross die alte indische Marchenliteratur in \Virklichkeit
gewesen ist, weiss man nicht, wenigstens ist es wahrschein-lich, dass sie nicht in ihrer Gesamtheit der Naehwelt erhal-
ten geblieben ist.Die bertihmteste del' indischen Erzahlungssarnmlungen
ist das P a Ii cat ant r a (Die f O n f Bacher), dessen Entste-
hungsgesehichte nicht sieher bekannt ist. Th. Benfey hat inder Einleitung 7.U seiner deutschen Obersetzung (Pantscha-tantra: FOnr Bacher indischer Fabeln, MArchen und Erzshlun-gen, 1859) die Entstehungszeit desselben auf die Zeit zwi-schen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 6. Jahrhundertn. Chr. beschrankt. Neuere Auffassungen fiber den Ursprung,
das Alter u. a. der Sammlung befinden sich in der Panca-tantra-Ubersetzung yon j. Hertel (Tantrakhyayika, die :tltesteFassung des Pantschatantra, aus dem Sanskrit Iiberaetxt
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rlXTTI AARXE. Cbersicht. FFC I~
I, II, 1909). Vom Paficatantra existieren im Sanskrit meh-
rere verschiedene Fassungen, und in beinahe aile indischeVolkssprachen ubersetzt Ist es bis in die Gegenwart alsl.esebuch in den indischen Schulen benutzt worden.
In den alten morgenlandischen und zum Teil aucb il lden abendlandischen Sammlungen gibt es gew()hnlich eine
gemeinsame. verbindende Rahmenerzahlung, an welche sichdie einzelnen ErzAhlungen oder ErzAhlungsgruppell anknflp-fen. In Pancatantra hat [edes Buch seine eigene Rahmen- I
erzahlung. Der Zweck des Werkes ist, den jungen Fursten
notige U nterweisungen und Ratschlage zu geben. Einindischer Konig Amaracakti, so wird am Anfang des Werke ..erzahlt, hatte drei sehr einfAltige Sohne, wegen derenErz iehung del' Vater sehr bekumrnert war. EI" versammelteeines Tages seine Ratgeber, Ulll mit ihncn fiber die Zukunftseiner Sohne zu beraten, Einer von diesen, del' 8o-jAhrigr
Wishnuearman, erbot sit-h. binuen sechs Monaten die Sohnedes Konigs in del" Lebensweisheit kHiger als alle anderen
zu machen, Zufrieden uberliess del' KOnig seine SObntdem klugen Erziehel"t und diesel' schrieb fur sie die r u n fBucher des Pancatantra, durch deren Lekture die Sohne
sich im Laufe der bestimrnten Zeit wirklich als klug-e undwohlerzogene Prinzen entwickelten,
Aus dem ursprunglichen Zweck des Pancatantra erfolgt,dass es seiner Art nach hauptsachlich didaktisch ist, Viemeisten der Erzahlungen, deren e~ in del' von Benfer
ubersetzten Fassung 84 ~.6bt, sind Tierfabeln, aber unterden Fabeln trifft man auch eigentliche MA.l'chen.
Die Erzahlungen des Pancatantra gingen als mehr oder
weniger Ireie Ubersetzungen in viele sowohl morgen- alsabendlandische Literaturen uber. lm 6. Jahrhundert n. Chr.wurde die Sauunlung schon in die persische KultursprachePeh levi nbersetzt, und diese neue Fassung wieder um Jit
\V ende des 6, und 7. jabrhunderts ins Syrische uud im 8.
j ahrhundert ins Arabische. lhre-n Namen erhielt sie "011
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FFC 14 Die liltere Mlrchenliteratur.__ __:_ - - -- - .- -- 3den in den Erzahlungen vorkommenden zwei Schakalen
C a I i a un d 0 i m n a oder von dem als Verfasser genann-ten indischen Philosophen Bidpa; die Fa bel n Bid-p a j s. Auf die arabische Redaktion grandet sich u, a.die von Rabbi foe! redigierte hebraische, die sparer, gegenEnde des 13. Jahrhunderts, von dem getauften Juden Johannvon Capun ins Lateinische unter dem Tire I D ire c to -ri u m h u rna n a e vi t ae ubertragen wurde, Die erstedeutsche Obersetzung D as B u c h de r Be i pie led e ra 1t e n Wei sen erschien urn 1470. Sparer ist die Samm-lung auch in vielen anderen europaischen Sprachen er-schienen, u. a. auf italienisch, spanisch, franzosisch, eng-
Iisch, Bisweilen gibt esin einundderselben Spracbe meh-rere zu verschiedenen Zeiten redigierte Ubersetzungen, So
existieren drei neupersische Fassungen. In dieserWeise von
einer Sprache zu der andern Obergehend hat Pancatantraeine weitere Verbreitung und einen gresseren Einfluss auf
die Literaturen der anderen Lander gewonnen, als kaum
ein anderes morgenlandisches Werk.Eine neuere indische und zum grossen Teil aus Pan-
catantra stammende Fabelsammlung ist Hit 0 pad c ~ a (DienOtzlicbe Unterweisung], die jedoch in der MArchenfor~
schung keine grOssere Bedeutung bat. Hitopadeca Ilegtrnehr Betonung auf die Spruche als auf die Erzahlungen,
deren Anzahl auch kleiner isf.
Einen grossen Wert mass Ben fey in seinen Forschun-gen dem indischen Vet a I a p a Ii. c a vi n c ;a t i bei (Vetlla's25 Erzahlcngen). Die Rahmenerzahlung der Sammlung istanziehend. Dieselbe lasst einen ill einem Leichnam stecken-den Damon die MArchen vortragen. Der KOnig Vikraml-
ditva hal die Aufgabe erhalten, den Leicbnam vom Fried-hole zu helen, aber als er auf dem \"lege der Erzahlung
des Damons zuhort und daraufhin eine Bemerkung macht,
geht der Leichnam zum F riedhofe zuruck. So geht es :35Mal, und ebenso viele Geschichten erzahlt der DAmon. Yom
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ANTTr AARN. Ubersicht." FFCq- - -- - - - - - -~ ----,
A.t~l' des Vetalapancavincati weiss man mit Sicherheit rrichtsweiter, als dass es schon vor dem I I. Jahrhundert existierthat. 'Es ist narnlich in einer anderen indischen Ma,rchen-
sannnlung K a th it 5 a ri t sag a r a enthalten, die im I I. Jahr-huadert entstanden ist, 1 1 1 del' tamulischen Fassung de-sVetalapancavincati kommt u. a. das Marchen von dem dieTiersprache verstehende Manne vor, der bei der Befriedigung
der: Neugier seiner Frau nahe daran wart das Leben zuverlieren (Mt.6iO).
Fnr eine Bearbeitung des Vetalapaficavincati halt man das
mongolische Sid d h i-K (i T, das einzige bedeutendere Werkin der Sprache del' Westmougolen oder KalmOcken (J(i/g. B",Kalmttkische Marcben, 1866 und Mongolische Marchensamrn-lung, 9 Marchen des Siddhi-Kur.: 1868'). A-uch die Rahmen-erzahlung dieses Werkes spricht von dem den Leiclmam
tragenden KOnig- und von dern erzahlenden DAmon. Aberdie Ahnlichkeit del' Sarnmlungen beschran kt sich auch fastTlUP auf die Gleichheit der Rahmenerzahlung. Die MArchen
selbst sind mit Ausnahme "on einem oder zweien g-antandere .' ' Aus diesem Grunde tragen andere Forscher Beden-ken, das Siddhi-Kur in . Zusarumenhang mit dem Vetala-pancavincati und den indischen M:trchen zu setzen .. . . . . . J .Forkr,del' hier u. R. auf einern entgegengesetzten Standpunkt steht I).
weist auf die nahe Obereinstimmun~ der Marchen des Stddhi-Kur mit den curopaischen MArcheD hin. Ich selbst bin, wasdie v.Samnrlung betrifft, zu derselben Auffassung gekommen.
und glaube, class viele von den Ma.rchen derselben einen
w"cstlicheren Einfluss voraussetzen. Die g"emeinsame Rahmen-erzahlunu berechtigt noch nicht, die Marchen d.es Siddhi-Ko.l~aus dern Vetalapancavincati herzuleiten oder sie sogarfiil; indische zu halten, In jedem Falle ist del' Ursprung des
:SiddbiKlir dunkel, lind der Forscher hat Anlass, vorsichtiasein , wenn er III Bel-U K auf die Man'hen der SammluneSchlusse zieht.
I) Forke, A., Vie- indischen MArchen (191 ) S, 17- 1 9.
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E'FC q Die Alte re Mart' hen lite ra tu r.~ _ _ . _ ;5
Im Siddhi-Kur konuuen enuge von unseren bekannte-
sten Ma.rchen vorl z ..H. das Zauberring- uncI das Zauber-vog'elmarchen und die Form mit lwei Zaubergegenstandendes Zaubergabenmarchens.
Ebenso wie das Vetalapanoavincati verknupft sich mitdem Namen Vikramaditva noch eine andere indische Erzah-lungssauunlung S im has a n a d vat r i nc at i (Zweiunddreis-sig Er.dlhlungcn des Thrones des Vikramaditya oder Die
Abenteuer des Vikrama) (im Iranzosischen Les trente-deuxrecits du Trone (Batris-Sinhasau) ou les merveilleux exploits
de Vikramaditya, traduits elu Beng-ali par Lron Feer, ]883= Collect. d. cont, VI). Vie Erzahlungen preisen die Taten
UC:i grossen Konigs, und die Erzahler sind die 32 seinenThron umgebende Saulen. .:\ls namlich einige Jahrhun-derte nach dem Tode Vikramaditya's ein anderer KOnig
sich auf dessen Thron zu setzen gedenkt1 verhindern esdie Sauleu, indem jede cine Geschichte erzahlt und indem
sie ZUlU Schluss den ganzen Thron in den Himmel entfuhren.
Eine viel grossere Bedeutung fO r die Marchenforschunghat
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6 A~TII AAR'XF.. Chersicht. FFC T4
dass urn 1300 n. Chr. eine persische Ubersetzung davon
existierte, von welcher ein gewisser Nal"hschthi irn Jahre1330 eine neue, g-r()ssen_ Kunstlichkeit erstrebende Fassung
bearbeitete, Der Name des persischen Werkes ist T G t i-
N arne h, was auch Die siebzig Erzahlungen eines Papageisbedeutet. Oher Nacbsehebi's Tuu-Nameh Kibt W. Pertsclrin seiner Forschung to Ober Nachschebis Papagaienbuch"rZeitscbrift del' Deutschen Morgen1. Gesellschalt XXI S.505-55 I~ Aufschluss. Sie liegt ihrerseits zwei spateren,einer persischen und einer tnrkischen Fassung zu Grunde, Die
persische, die von den Fassungen Tun-Nameh's die bekann-teste ist, wurde im I l- Jahrhundert von einern Muha",n",dKddiri redigiert, Sie ist ein an poetischer Schonheit armes,
g-ekfi rztes Referat von dem In hal t des Werkes. Kadirts
Tutt-Nameh wurde Yon C. j. L. lkr ,822 ins Deutsche uber-tragen. und dieselbe Ubersetzung ist unter der Redaktion von
R. Schmidt spater von neuem in der Serie "Kuhurhisto-rische Liebhaberbibliothek" (111Bd, 2 I: Das persische Papa-
geienbuch, Eine Sammlung persischer Ma.rchen) erschienen,Von grOsse-rem \Vert fOr den Forscher ist die turkischeFassung des Tutt-Nameh, die von G. Rose ins Deutsche(ibersetzt im Jahre ) 8S8 erschien (Tuti-Nameh, Das Papa-
gaienbuch. Eine Sammlung orientalischer Erzahlungeru,derm sic steht sowohl in Bezug auf ihre Entstehungszeh
als auf ihren Inhalt dem OriKinale viel naher, Siekannnieht jung-er als ca. 100 Jahre nach del' Zeit Nachschebi'ssem, Aber auch del' Verfasser des turkischen Werkes ist
ziemlich frei zu \ \' erke g"cgangen. 1I. a. hat er versucht, das\\' erk von anstossiuen Stellen zu reinigen,
E~ ist bekarmt, wie Bt : . 11fey dem Tutt-Nameh eine~rosse Bedeutung bcimass, was dell Cber~ang der morgen-landisl'hell Mdrl'lwil nach dem Abe ndlande betrifft. 1m Tutt-
Nameh werden auch viele im Volke sehr bekanntc MArchenangt-troffen, und t's verdieut ganz besonders die Aulme rk-
samkeit des \t'r~leichendt'n Forschers. Vorn Inhalt lief
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FFC q Die altere Marchenliteratur. 7
Saml ung seie n erwah nt : Das Zau bervogel rna rchen u nd d ic
MArchen "on dem die Tiersprache verstehenden Manne undvom MannI der gHickli:ch eine seh r schwierige AufgabelOst l ind zugleich sich Antworten auf die ihm auf dem Wegevorgelegten Fragen verschalft (Mt. 460).
Die grosste aller indischen Marchensalllllliungen ist dasKa t has a r i sa Ka r a (das Meer der Marchenstr5me), dasein gewisser Somadeua im I 1. Jahrhundert n. Chr. verfasste,
1m Kathasaritsagara sind 5- 600 Marehen enthalten, lindes ist also seines stolzen Namens wurdig, Das verschie-
denartigste Material ist darin vereinigt, Man sagt, dassSomadeva in seiner Sammlung beinabe aile alten indischenM:irchenscha.tze zusammengebracht hat: PaJicatantra, Vetala-
pancav incati, S im has anadvatrincati, e in vonG'ullddhya ver-Iasstes alteres B r i hat kat hall. a. Neben den MArchenlind ' F abe ln kommen da auch aus Mahabharata und Ra-mayana genomrnene Heldeu- und Gottersageu, Spitzbuben-stOcke u. a. VOl'. Das Kathasaritsagara ist von H. Brock-
haus ins Deutsche (Die Marcht:n~amI1111lnK
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8 Art-m AAR!IIE, Cbersicht.. FFe 14
den Prinzen zurn Tode zu verurteilen. Die Vol1streckung
des Urteils wird durch die Erzahlungen verhindert, die vonder List UDd Bosheit der Weibel' sprechen und deren Ein-fluss die Krmigin ihrerseits durch ErzAhlungen von betrii-gerischen Mannern zu schwachen versucht. Am achten Tagefangt der Prinz wieder an zu sprechen, und der wirklicheSachverhalt wird dem KOnig klargelegt. Die sieben weisenMeister werden das erste Mal im ] o. jahrhunderterwahnt.Das Werk wurde schon frOb in verschiedene morgenllndi-sche Sprachen ubertragen. So kennt man von ibm eine ara-bische, eine hebraische, eine persische und eine syrischeFassung, Auch europaische Obersetzungen gab es schonfrfih (die griechische S y n tip a s urn r roo) und ihre Anzahlwuchs spster immer mehr.
1m Zusammenhang mit clef alten indischen MArchen-literatur sind die legendenartigen J a l aka s und A v a d an a 5, die Geburtsgeschichten und die Grosstaten des Buddhazu erwahnen, Sie sind aus verschiedenen Quellen stam-
mende, zum grossen Teil Iolkloristische, mit dem NamenBuddha's verbundene Fabeln, Mlr'chen (besonders Tiermar-chen), Anekdoten u.. a., und der Unterschied zwischen denbeiden Erzahlungsarten ist eigentlich gering. Eine insEnglische ubersetzte 6 Bande umfassende Sammlung vonJAta.kas (The Jataka or Stories of the Buddha's FormerBirths, translated by E. B. CO'i,t'cll and others, 18 95-. 190i)enthalt 550 Erzahlungen. Die Avadanas-Samrnlungen sinduns als chioesische und tibetanische Ubersetzungen bekannt.In den gross en tibetanischen Sammelwerken K and sc h u rund Ta n d s c h u r, die in del' Zeit vorn 9. bis 13. jahr-hundert verfasste Obersetzullgen del' mit der buddhistischenKultur von lndien nach Tibet gekommenen teologischenSchriften en thai ten, befinden sich Avadanas-Sammlungen,Eine xu dem Kandschur !-{t"hOrellde Sammlung hat j. j.Schmidt un ter dem Titel D san g 1u n g oder Del' Weiseund der Thor (I 8~3) ins Deutsche Obcrtragen. Unter den
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Bit" altere Marchenlitel'atul". 9
Erz4hlungen Dsanglun's trifft man u, a. das bekannte Urteil
Saloma's von den zwei MOttern lind dern Sohne, den jededel' heiden haben wollte.
Aber del' Marchenforscher trifft niche alte schriftliche
Beweisstucke nur in den eigentlicheu Erzahlungssammlun-
gen. Auch die indischen Epen M a h a b h a rat a (die Erzah-lung von dem grossen Kampf der Bharatas) und R a III a y a n a(das Lied von Ramas Taren) bieten bisweilen anziehendeStoffe. Das MArchen yon dem die Tiersprache verstehen-den Mann 7.. B. erscheint im Ramayana und ebenso ineinem spateren indischen Epos H a r i vain ~ a, das gewohn-
lich als Anhang mit dem MahAbharata verbunden ist,
Die umfangreichste und zu grosster Beruhmtheit gelangtedel' morgenlandischen Erzlhlungssammlungen ist die ara-bische Tausend und eine Nacht, die in Europa erstseit Beginn der t8. jahrhunderts bekannt gewesen ist, inwelcher Zeit A. Galland's franzosische Ubersetzung erschien(1704-- I 70il, einen grossen Enthusiasmus fur die Marchen,
besonders fur die morgenlandischen hervorrufend, Vonden fruhesten Schicksalen der Sammlung Tausend und eineNacht weiss man ebenfalls sehr wenig. Sieher ist es, dasssie in ihren ersten Anf4ngen sehr alt ist, abel' ihre gegenwar-
tige umfassende Form durfte nicht mit dern ursprGnglichen
Werke viet gemeinsam haben. Tausend lind eine Nachtgrundet sich auf die alte persische Samm lung He sa rA f san e h (Tausend Abenteuer] - auch wurde der NameTausend NAchtc gebraucht -, obgleich man nicht mit
Sicherheit weiss, was fur Stoffe von jenem Originalwerkein der gegenwArtigen Tausend und cine Nacht ubrig sind.
Hesar Afsaneh wird das erste Mal von dem arabischen
Geschichtsschreiber AI-Mast'd; im Jahre 944 n, Chr. erwahnt,undein ausfuhrlicheres Beweisstuck von dem Vorhanclenseinderselben ist aus del' zweiten Halfte desselben jahrhun-derts, vom Jahre 987, erha1ten. Del" Araber Kitdb-el-Fihristerwlhnt in seinem damals verfassten Verzeichnis der arabi-
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schell Werke 311Ch die Rahrnenerzahlung der Sammlungvom KCmlge , tier sich [eden Tag eine neue Frau nahm,deren Vor~a.ngerin er jeden Morgen aufhangen liess,lind von del" klugen Knnigstochter, die durch Hue Erzah-lungen den K()ni~ bewog, ihre Hinrichtung von einemTage ZUII1 anderen zu vcrschieben. Als Tausend Nachteauf diese Weise vergangen waren, schenkte der Kt'mig demMAdchen das Leben und erhob sie zu seiner Gemahlin.1m Laufe del' jahrhundertc ist die Sammlung zu einemRieseuwerke angewachse n. Sic hat Zusatze in Hag-dad undihre spateste Form, wahrscheinlich im 15. jahrhundert, inAgypten gefunden. Viele Volker haben ihren Anteil an
Tausend und einer Nacht, ja sogar die abendlandische Lite-ratur hat auf ihre Zusammensetzung- Einfluss gehabt. DieKlarleg:ung- des Ursprungs der eirrzelnen Er7.:ihlurlgen ist
oft schwer lind Iordert Hir jeden Fall g-enaue Spezialfor-schungen, Die beliebtesten Motive hilden die arabischen
Kalifen und ihr Hofleben, aber daneben wird dem Leser
lias Leben aller Vnlksschichten in den buntesten Farbenvorgefuhrt, Von den Erzahlungen ist nul' ein Teil eig;ent-
liche Marchen, imd einizc von ihnen sind sowohl im Volks-rnunde als in del' Literatur sehr bekannt, z. B. Aladdin undseine Zauberlampe tMt. 561), die zwei neidischen Schwestern(Mt. 70i' und Ali Baha und vierzig RAuber.
Die \'011 Galland benutzte, aus Syrien stammende
Handschrift ist die ~lteste derl--landschriften der SammlungTausend und ei ue Nacht. Sic enthalt nul' die Einleitunuund die ersten Erzahlungeu, die sich auf 282 Naehte ver-
teilen, und ist ihrer Gross nach del' vierte Teil der "011-standigen Tausend und eine Nacht. Nach Galland sinddele europaische Ubersetzungen erschienen, die teils in
wissenschaftlicher Absicht. teils zur Unterhaltung fur dieKinder unci die Jugend veroffentlicht worden sind. DieLebhaftigkeit und Kraft der Phantasie macht namlich dieErzahlungen der Tausend lind eine Nacht selbst fO r unsere
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FFC q Die altere Marchenliteratur. 11
Zeit zu einer anziehenden Lektnre, Von den Ubersetzun-
gen des ganzen \Verkes erwahne ich die i II Jah re 182..erschienene, VOI1l. Max Habicht, Fr. H. 'POll derHagl'1J u. a.ausgdiihrte Verdeutschunz (Tausend und eine Nacht, ara-bische Erzahluneen, 15 Ba l1lde), wohei nach einer tunisi-schen HandshrHt eine Auzahl neuer Erzahlungeu him:ugefUgt
worden sind, und eine 1886- 88 veroffeutlichte, sehr ge-lungene englische Ubersetzung von Rirhnn! Burton {TheBook of the Thousand Nights and a Night, ,6 RAnde).
Nach der letztgenannten hat Felix Paul (;n'zw im Jahre1908 eine neue Verdeutschung hcrausgegeben (Vollstandigedeutsche Ausgabe in zwolf Banden auf Grund de r Burton-scherr englischen Ausgabe, erschien im Insel- Verlag xu
Leipzig). Das beste Quellenwerk fOr Tausend und eine
Nacht bildet V. Chauuin: ausftihrliche Bibliographie desouvrages arabes, Bde IV ~ VII ([900- -.1'903). Die neuestenAufschltisse libel' den Ursprung' und die- Schicksale der
Sammlung bietet Karl Dvroff' mit Greves Verdeutschung
verbundene Untersuchung "Zur Entstehung und Geschichtedes arabischen Ruches Tausend und eine Nacht" (XII Bd,
S. 229 -307).Als morgenlandisch kann man wohl auch die Samm-
lung del' alten georgischen Ma.rchen S. Orbeliani', die vonA. r.,agau/i auf russisch unter dem Titel "KHHra MYJlPOCTHH JbKH"* (1878) veroffentlicht sind, betrachten. Die Samm-lung ist nicht wegen ihres grossen Alters rnerkwurdig --Orbeliani lebte am Ende des I j. und im Anfang des 1.8.
Jahrhumderts und hat seine Sammlung wahrscheinlich erstin vorgerOcktem Alter abgefasst _., abel' wcil ihre Erzahlun-gen, unter denen es bekannte Volksmarchen gibt, wahr-
scheinlich sich zum grossen Teil aus dem Volksmundc
herleiten, verdient sie die Auftnerksamkeit des Forschers.
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12 AXTn AAH.XF:, Ct){,T"~icht. FFe 14 ,
De r Occid en t.
Wenn wir dann zu del' eigentlichen europaischen
M a.rcbenlit,cl'atur ubergeheu, begeunen uns zuerst zwei MA r-chensammlungen, deren Inhalt augenscheinlich zum TeHaus morgenlandischen Quellen herstammt, Diese sind
[)i,scipiina c l e ri c a l i und GestaRomanorum (DieTaten del" Rnmerr, Die erstere, die ea. 30 Fabeln undErzahlungeu enthalt, ist in Spanien im Anfange des 12.
Jahrhunderts \'011 einern getauften Juden Petrus AlphoJISlk;verfasst, Umfangreicher sind die Gesta Romanorum, Sie sind
aus den verschiedenartigsten Steffen zusarnmengesetzt, Diemorgenlandischen Marchensammlungen, die Geschichte Romsund Griechenlauds, die mundliche Uberlieferung usw, haben
dazu ihren Beitrag g-egeben. Die Gesta Romanorum sindeine filr die Priester bestimmte Reispielssammlung, und die
hier verwendeten Erzahlungen sind zu didaktischen Zwecken
bearbeitet worden. Die Sarnrnlung dnrfte ihrem Ursprung
nach englisch und ihre Entstehungszeit vielleicht das 13. Jahr-hundert sein, obgleich sie ihre endgultige Form erst im 15.Jahrhundert erhalten hat. Sie ist unzahlige Male gedruckt,
i1bersetzt und bearbeitetworden. Die lateinische Fassungdes IS . j ahrhunderts enthielt I SO Erzahlungen. In der vonHermann Osterlev herausgegebenen, ebenfalls lateinisC'henAusgabe (Gesta Romanonun, IBj2) ist deren Anzahl nahezu 300, lhrer Art nach sind die Geschichten zum grossenTeil kleine Anekdoten und Legenden, aber man trifft unterihnen auch eigentliche, langere Marchen, z , B. das Fortuna-tusmarchen una das Marchel' vorn arm-en jungen, den d i i '\Veissagung 7.UI11 Schwiegersohn des reichen Mannes b e -stirnmte (Mt. 930).
Aber im Occident wareu die Marchen und besonders
die Tierfabeln schon viel Truher bekannt, In Griechenlandverbanden sie sicht mit dern Namen A s o p und sie wurdenin den Rednerschulen als Basis der Sprechubungen gebraucht.
Eine Fabelsammlung in gebundener Form verfasste in Grie-
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FFC 14 I )ie altere Marchenlilt'ratur.
chisch Babrios lind in Lateinisch Phnedru in den erstenJahrhunderten n. Chr. Dieselhen Fabeln wurden dann im~tittelaltcr und noch in der Neuzeit im Schulunterricht ange-
wendel. Die unter dem Namcn Romulus bekaunte Sauun-lung' wurde wahrscheinlich im T I. jahrhundcrt ins Anzel-sachsische ubertragen, und die Anzahl der Erzahlungen wurdedurch neues, wahrscheinlich aus clem Volksmunde gcschc'}pr~
tes Material verrnehrt. Mari tI,. France ubersctzte sie dan Ilg-e~en lias Fnde des Iolgenden j ahrhunderts ins Franzo-
sische. Unter den Fabeln treffen wir u. a. den Schwankvon der widerspe nstigen Frau (Mt. 1365), sogar in zweiFassungen, die beide auch in der gegenwartigen Oher-Hcfe-rung bekannt sind. In del' einen sucht der Mann seiu
ert runkene Frau stromaulwarts, in del" anderen behauptet die
Frau, die Wiese sci mit del' Scherr- ~:eschnitten. 1m 12. Jahr-hundert wurden auch die bekannteu Tierepen : der latei-n ische Ys e n u r i m u s (Voigt, E., Yscngrimus, herausgegeben
lind erklart, 1884) und der frauzosische R 0 III and e H .e n art(Ed. Marli",. 1'882 und Sudrr, L .. Les sources du romande Rcnart, I 893) zusauuuengestellt. Der Verfasser des
erstgel1anntenwar ein gewisser Magister Niuardu ausGent. Die Titel der Epcn stamrnen von den Eigennalllt ' llihrer Hauptpersonen, des Wolfes und des Fuchscs, Ysen-
grimus und Renart. Del" Fuchsroman wurde im Laufe derrolgenden jahrhunderte in verschiedene Sprachen nber-
setzt und bearbeitct, In Deutschland nan nte man ihn erst
Is e n g r l n e s not, dann Reinhart fuhs, sparer iiu Platt-dcutsehen R e'y n ked e V 0 s .
..\us I t a lie n haben wir vom [6. unci 17. jahrhundcrt
zwei fur die Marchenlorschuug sehr wichtige Sanunluugen:G. F. Slraparo/a's T'r e d e c i p i a c e v o li notti (Dreizehnergr"txliehe Nachte) und (;iamhallisla Basilr's Pe n t a-III e I"0 n e. Die erstere ersch jell in Venedig in zwci Teileu
1550 uud 155+ Straparola's Marrheu, del' Zah 1 nach 1Ingc-fahr 20, sind dadurch bemerkcnswcrt, dass sit" sicheraus
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A~TfI A.-\RSF:. Cher:-;icht. FFCq
ohne Zweifel auch literarisclu- Geschichten 111 das Volk
~edru n g't'11 ,
Schwanksannnlungen sind aus verschiedcnen Landernbekannt und sit gcwannen oft einr- weite Verbreitung, In
Frankreich wurdeu die Schwankgeschichten mit dem NamenFa b I i u x bezeichnct. Sit' waren in gebunliener Formabgefasst lind in ihrem Inhalt oft anstossig. Die Fabliaux
waren im 13. und 1+ jahrhundert sehr in der Mode. InItalien hiessen die Schwanke Fa. c e t i a e. Die erste Sarnm-
lung derselben vercffentlichte Pogg;o Bracciolini im Jahrer 450. Sie wurde so beliebt, dass bis 1500 26 Ausgabencrschienen. Gcgenstande del' Satire in Poggio's Geschichtcn
sind M6n
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FFC 14 D i (.' alte rc M arrhe nllu-ratu r. 1 7
folgenuen Jahrzehntes (1563) erschien del' crstc Teil von
der Sammlung \V (' n d u n In u t H. W. Kirrhhoff:. Die Iol-g-enden 6 Teile erschienen erst im Beg-inn des 17 . Jain-hunderts, Dieses Riesenwe-rk enthalt insgesamt 2084 aus YeT-
sehiedenen Quellen stammende Stucke. l )t'utsche Schwank-sanunlungcn kameu noch lange danach heraus, abcr sie
haben nicht mohr diesclbe Beucutung wie die Schwanklite-
ratur des 16. jahrhunderts.
Aus dem bunten Inhalt del' Schwanksammlungen er-wahne ich folgende, allaemein bekannte Geschichten : Dcr
Mann, der sagte, er komme von Paris- Paradies (Mt. r 540),Die wiederspenstige Frau (Mt. 1365), Doktor Allwisscnd
(Mt. J6 .p) und Del' Mann, der die Arbeit del' Frau verrichtet(Mt. I {o8). Einige von ihnen sind in mehrercn Sam 1 1 1 -lururcn anzutreffen.
Die oeste QueUe fur das Studium der deutschcnSeh wan k I iteratu r ~ ind d ie zu del' Scri t' Hibliothe k des Li t-tcrarischen Vcreins in Stuttgart gehOn'ndt:1l Puhlikationcn,
\\'0 neben dern Texte auch nG tziiche F.rkH l.run gcl1und Mittei-lungen von dem Ursprung, den Schicksalen u, a. clcr \'('1'-
sch iede n en Sarli till u ngen geg-cben werden,Von den Schwan ksammlungcn a nderer Lander erwahne
ich die turkischen S c h wan keN as r - e d d i 1 s, deren V ('J'~Iasser - es g-eht aus den Schwan ken selbst hervor - urn130o-~ 1400 lebte. Sic sind in vielen verschiedenen Ober-setzu ngf'1l lu-ra llsg-egp.hen worden _ l ie n eueste von ihne 11,A. Wrsselski' Del' Hodsrha Nasreddin, 2 Bde (J 91 I) enthaltwertvolle vergleicherule Anmerkuugen, die dcm Forschervon grossem Nutzen scin konnen. Zu den Schwanken
Nasreddiri's geihc)rt 1I. a. die eben erwahnte Gcschichte vomManne aus Paris-s-Paradies und del' Schiklburgerschwank,\\"0 der auf dem Aste sitzcnde den Ast abhackt, mit dem-selbcn zur Erde fant (Mt. 1240) lind sich dann fur to t halt,
In del' abendlandischen Marchenliteratur ist bisher nur\'0 n den Sa J l1mill T1gs wcrke 11 d it' Rcdc grwt'Sl"Il, die bald
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FFC '4 I)ic'all('n' Man ..lwulilf'ratur.
dcr Sichel, die die einfaltigen Mel1!'.chen fOr ein Gespenst
halte n, Ma.rchcllstoffe benutzende Schriftste-ller waren auchder Franzose Francois Rabdais (in der ersten Halfte desr 6. Jahrhundert:o;) und de r grosse englische' Dichter Shakt-..;prarf'. Das Marchen Die Wette auf die Treue del' Gattin(Cymbeline) treffen wir auch bei Shakespeare,
Saxo (;rammalirlts bringt in seiner Geschichte I Hine-
marks (im i ztten jahrhundert) einige Volk smarchen vor,
z, B. Die Flucht vor dell Unholden, Die I'rinzessin in der
Erdhohle (Mt. 870).
Marchun sind mitunter auch mit den alten abe ndlan-dischen Epen vcrbnndin. enter den marchenartiuen Erzah-
lungen del' griechisrheu 0 d y sse e ist die Geschichtc vondem einaugige n Riesen Polyphernos die bekannteste : Odys-seus durchbohrt das Au~t des Riesen und Ilieht aus derHohle linter dem Bauche des Widdcrs d'lt. I 13 j J. Sic sowiedie in del' Odysset' damit verk nupfte Selbstepisode ist im
Volke in viele n Gegenden Europa- bekannt (Mt. 1 135). DieSelbstlpisode orseheint im Volksmunde auch einzeln. In
del' ahnordischen Ed d a findl..'1:l w ir z. B. die Saue von derGrotn-muhlc, deren (irl.lndlage
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20 .r\:"I:1T1 Axnxr; Cber~khL FFCI4
Tobias' bildet
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FFe Lf Die neue re ~1nrdwnlill>ratur" 2J
II. D ie neuere oder volkstum liche M archen -literatur.
Die alteren literarischen Varianten del' Marrhcn hki-
ben {loch an Zahl zuruck im Vl'rg le ich xudell v ielen dcrnVolksmunde entnunnneru-n Aufzcichnungen, die del' Fnrschcrill den neueren M archensamm lungcn an trifft, I H e volks-ttitnlichen Varianten werclcn inuner die Hauptmiuel del 'L ntersuchung sein.
E llropa,
Ich lwg-inne meinc C:hl'rsicht uber die volkstumliche:\Iarehen literatur mit 1) e 11 t S l' h Jail d I del' Heimat tier Mar-chen Forschu ng.
Der erste Teil del' g-ri1ll1l1sclH.:'ilSanunlunu KI-IM erschien
im Jahre 18 I 2, dcr zwcite 1815. Die Auzahl der Marchcn
betrug anlanus jill ersten Teile 85 lind im zwr-iten 70, wurdahcr in den spatercn i\uflagt'll so vermehrt, dass sic schlicss-
rich auf 200 sticu, D ie S aunuluug ist inDeutschland oftaufg-ell'gt worden. Durch Ubersetzuuueu sind die g-rillllllsehenM archt'll in "ideo Laudern bckann t g (>\\,ord t:n ,haben lute-rcsse Iur die Marchcn ge\\'eckt tint! sind das Vorbild furdie besouders in der letzteu l lalfre des vorizen lahrhun-. . .derts in so grosscm Masse all~~dOhrtt' Samme-larbcit derVolksmarchen 1-{{'\-'Tscn,
Die grinnIlschen Marchen stammeu zum g-I'()ssten Tcilaus mundlicber Uberllcferung, sic sind yon den Frcu ndcndel' Bruder Grimm \ 1 1 1 < . 1alten Frauen crzahlt w ord e-n ,einigcsi nd jedoch aus de l'miuclal te rlichen L in -ratur u nd nusspa-teren Schwank- UIHI Fabelburhern entnomuien. Ik.i derRedaktion der Sammlung wurdeu die BrliutT (~I'imm vondem Bestreben W_'ll'itt't, den Marrhen die Form zu erhalten,in welcher sie erzahlt wurdcn. Sic machten i~l den Erzah-
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FFC If
lunuen nul' kleinere Veranderungen : verhesserten die Une-bcnheiten und Entstellullg-en,allt'h schufcn sit' biswciknaus zwe i oder mehreren mangelhalte-n Stucke-n e in ganzesDie Verande-ru nuen crgaben sich daraus,
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FFC 14 nil' neucre ~brl'lwlllitl'ratur, 2 3
Grimm, neu bearbeitet, die 60 ersten Marchcn umfasscnd,
irn Druck Iertig g't'~tdlt. Dir- Rcdak tr- un - zahlen die Varian-ten del' verschiederien Marchen aus del' ganzen bekannte n!\1a:rchen1iteratur auf und geben r, T, de n Inhalt an. Wenn
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FFC 14 Di.t' neue re Marc hculiteratur.
als Bcispiele fnlg-ende Sanunlungen : U. .In/III's VolksmArchen
aus Ponnnern und Rugen (I 1891), I R. Bnnkrr: Schwanke,Sagen unci Marchen in heanzischer Mundart (1906) undWithrt) Busch' Ut oler Welt (19l0). Jahns direkt dem
Munde des Volkes entnonuuene Marchen sind mit Anmerkun-gen versehen, in denen der Aufzeichnungsort der Man'hengenau bestimmt und bisweilen 110ch erwahnt wird, vonwem der Erzahler das 1\Hlrchcn gehl')rt hat. Mitunter werden
:-;og-ar mehrere pommersche Varianten wiederaegebeu. Nach
der auf dem Titelblatte befindlichen I zu schliessen hat derHerausgeber die Absicht g-ehaht seine Sammlung fortzusetzcu,
aber keine Folge ist erschienen. BUnker's Marchen, I J 3an tier Zahl, fallen darlurch auf, class sic aile von t'i n undderselben Person, von eincm alten Manne crzahlt si nd, dersie tells von seincm Grossvater, teils \'011, 11 iedcrosterreichi-
..chen Arbeitsgenossen gehort hatte. Die an die Marcht'll
geknuphen Hinweise n~rlllehrt}. Holte in der Zeitschriftdes Vereins lur Volkskunde (XVII S. 333 -334). In Busch'sSammlung linden sich neben den -I [ Marchen viele Sagt'll1I. a. Er hat seine Aufzcichuururen schon urn die Mitt dr-svorigen Jahrhl1nderts g'elllacht, ohwohl sit, erst I Q loin dk
Offentlichkeit gelangten.Marchensammlungen sind auch in der S l' h w e i z verof-
Ientlicht worden. Von ihnen erwahne ich ersteus O .. Suter-
meister' K inder- und H ausmarchen (1869)1 56 N uum u-rn ,"\uf Grund dieser Sarnmlmg erklart . ' s .."iIlK~'r in seinemWerke Schweizer MfrrchL'n, 2 Hde (1903, 1906~ die SchweizerMarchen, anderswo anuetroffcne Varianten referierend. DieIH:1H:ste Sammlung ist I .Itg,r/,.j,W',.' s Sagen uno Marchenaus dern Oberwallis, deren erstcr Teil [g09 lind zwciterr9 [3 ersrhien, Jegerlehner hat aile seine Erzahlungen ausdel' volkstumlichen Ubcrlicferumr g-esch{ipft. Die \'011 II.
lJ(irhlolrl an s En d e des zweiten Ti-i I t's g -ek11(iP ftt ill Iii nwc-ise-,welche sich auf ca. 30 Mfirehensanllniungt'll grCl1lden, erho-
he n den \Vert des \Verkcs bcdeuteud.
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,.\;'I;TfI AAH~F., f'her~icht. FFC [i
In Zusammenharur mit dell deutsrhen M ar ('h ~ l l :< ; a ll ll 11 '
lungcn will ich O. /)(;huhal'l/f's Natursaacn, eine Sammlunenaturdentr-ndcr Sag"t'Il, Marcili'll, Falx-In lind Le~en(lrll
erwahnen, dit, von 1)907 an in 4 - dickcn Bantlen herausue-
kommen ist, In del' Sauuulum; ist eiru: grn~~e Menge invr-rschiedcne n Landcrn lind I'~rdtt'ilen aulgcze-ichnete Varian-
ten zliSallllllf'ngcfasst, urul sit ist auch sonst cin 50 wert-
volles \\'erk,. das-.; dcr Man-In-nforscher s ic h notwcudig mit
deru Sl' Ihell be k ann t machcn I .I II 1SS.
Alx-r aussvr in dell Sanuuluugeu trifft man Marchvn-aufzeichnuuuc u auch ill audercn Publikatinnen. \\"iL'htigl'Ql1ClleIH\,(' rk e sowo hi il l Ikzug auf die clr-utsche alsauchandere Marchenliteratur bildcn die Volkscliclnung oder ih rnahe stehr-ncle Zweige del' \Yis~t'nsl'harten bchandelndcndeutschen Zcitschrifte n. Von ihnen erwahue ich hier die
folgencil'll, rein Iolkloristischcn: Zcitschrilt des Verein- fC l r
Volkskuudc (1891- 19 13, 23 Bde), l lessische Blatter (Or
Volkskurule (1902 --- 13. 12 Bd(')., Zeitsrhrift Iur osterrcirhi-sche Vnlksk u ndc (1895. -1913. ~9 Bde) und Blatter fu rponuncrschc Volkskunde (1893 - 1902, 10 Hde), Die dnir-rsterwahntcn cnthalten seltl'l1L'r eigentliche Aufzeichuunuen,alx-r ihn- nedl'lltung lx-stcht darin, class sic durch die B(kht"r
besprechunueu. O lwr..;it.'htl'1 l lind in anderer\\'ci8e dell
Forschcr mit del' Iolklori ..tisrheu Lite ratur bekanut machen.B('smHlel's sr-i die: Berline r Zr-itschrift des Vereins fC t rVulkskundc hervorgr-holu-n. I lie darin befindlicheu Cbel"
sichte n .f. /lo/b"s libel' die' lll'uel\la.rcilC'nliteratlir und Il)oli;lka'~ Refcrak del' sudslavisc-heu lind russjscheu 1\1;1.1"
r-hcnverolk-utlirbunue ...ind mit solcher Sachkcnntnis und(;rlindlichk('it gc~t'hrit'hl'n,
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FFC q nit' n e -u vre Ma rch en li te -ra tu r. ~7
Von del' deutschen Marchen literatur IllUSS ieh noch
crwahnen die von j. Bolli' \'eri).(fentlichten Klcinere SchriftenZUI- Marchenforschunz von RI'I'ullOld Kahler (= KkinereSchrifteu von Reinhold Kohler, I Bel, (898). In dem Werkesind Kohler's samtliche in verschied c nen Zeitschrifteo be-
findliche A rtike l uber M arche llstofft: '~l'sall1melt, die v ie leIlinweise aufVarianten cn thalten , Del' N utzen ihrer\Vil'-clcrveroffen tlichuug istUIllSO g -rt:lsser, als e in iue VOIl Ihnen...cho n sehr schwer zug-ang;lich waren, DcI' Herausueber hat
ein Literaturv erzeichnis und ein Sachregister hinzugefi'lgt, mitI l il fe
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FFC 1-4,
die n ied erl a .ndische Zei tschri ft V'0 Ikskunde : Tjjdsch ri it \"00 rNederlandsclu- Folklore (J 888-- 19 I 3. 24 Bde) enthalt Mar~chenaufzeichnungcn . In ihr veroffen tlichte G .j. IhwknlOogm(in mehreren Jahrg-:tngen) seine reichhaltig Sammll1n~
Nederlandsche sprookjes en vertelsels, mit nntz.lichen An-
merkunzen versehen.'" '\Venn wir darauf ZlJ den Skandinavischen Landern
ubergehen, kouunen wir zuerst in das kleine J) an e III ark.Nur in weuigen Lanclern ist auf dem Gebiete der Volks-
poesie so fleissig gearbeitct und so vicl vollbracht wordenwie hier. unci die Marchen sind auch immer in Betrachtgezogen worden . IJer Begrli nder der danischen \' olks-d ich tu ngsforschu ng- Su. r; nmdll'ig sam me lte V' 01kspoesieschon urn die Mittc des vorigen jahrhuuderts und verol-
ientlichte seine Sauunlung Gamlc danske Minder i Folke-munde, 3 Bande (185-+--.6 r). Crundtvig-'s ,orzligliche Samm
lung- enthalt nebst den Marchen auch Lieder lind Sagen.
Nul' M archen g ibtes in sci ner spateren Sanunlung DanskeFolkeaevcntvr, 3 Hde 11876, 1878, 1884). Die zwei erstenBande sind auch ins Deutsche ubersetzt worden (Grundhi;:.
I >a.n i~che Vnlksmarchen . Von 117 ,Lro 1I. A. Strodtmanu.
18 78-79).Grundtvig gelang cs, viele andere lUI" Sammclarbeit
del' Volksdiehtung anzuregen. Der Ileissigste von diesen
lind r-iner del' merkwurdiusten Sammler von Volksdich-tung in del' ganzen Welt wurde E. T. K,.islrtISI'II. der sein
ganzes Leben lanu unenuudlich die begonncne Sammcl-arbeit Iortgesetzt hat. 1 1 1scinen zahlreichen VerOffentlichuugen haben die M a.rchen cinenhemerkeriswerteri Piau.In der ausfuhrlichen Serle Jyske Folkeminder. 13 Bdt( 1871-1897) sind die Bandt' V (188 f),VII (IBB.p, XII(1895), XIII (1897) unter dem besonderen Namen Acventyrfra Jylland den Marcheu : ~e"\\jdmet. Von den aruler-nMarchensauuulu ngell K ristr-nscu' s seir-n Folkeaeveruvr optez-nccle af Folkelllil1ti('samfulldet ( 1 8 B _H ,Fra Bindcstue og Klilk.
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f FC q Die neucre Marchenliteratur.
2 Rde (1896, ,897), Hindestuens saga (1897) und Fra Min-
debo (1898) erwahnt. Auch die von ihm redigierte Zeit-schrift Skattegraveren (12 Bde, r884---89) enthalt aus-
schliesslich Volkspoesiesammlungen, zum grossen TeilMarchen. Kristensen's Aufzeichnungen sind rein volkstnm-lich uno in ihrer Art das wertvollste Material fur die For-
schung.
Von anderen danischen Sammlungen erwahne ich dieaJteste, M. Wi"lhry's l>anske Folke-eventyr (1823), K.' Bernt-
sen's Folke-Aeventyr, 2 Bde (1873-83) und j. Kamp'sDanske Folkeaeventyr, 2 Bde (1879-- 8J): reich an Ma.rehensind auch seine Danske F'olkeminder (1877). - VergleichendeAnmerkungen kcnnen die danischen Sammlungen nicht.
1m Zusammenhang mit der danischen Mttrchenl:it.eraturist II. F. F,.,lheJ:~s Bidrag ti l en ordbog over jyske almues-mal (1886-191 I mit ihren Beilagenj zu erwahnen - ein
grosses Werk, das nicht nul' einen reichen \Vortvorrat del'jutisrhcn Mundart enthalt, sondern auch fur die verglei-chende Ma.rchenforschung ein wertvolles Quellenwerk ist,
In deru Werke hat der Verfasser in Form kurzer Hinweiseseine umfassenden Kenntnisse del' Marchenliteratur nieder-gelegt, Schade, dass es bisher von den Forschern niehtmehr bemerkt worden ist.
Die Resultate del' Sammelarbeit von danischer Volks-
poesie beschranken sich nicht auf die gcdruckteu Sarnm-lungen. Ausser ihnen gibt es grosse Vorrate von Hand-
schriften, welche aile irn Druck erscheinen werden, obgleichdas Unternehmen wegen der Menge der Arbcit und del'
Kosten des Druckes kaum in der nachsten Zukunft sichverwirklichen kann. Die M.rchcn werden in den fill' dievergleichendc Forschung wichtigen I-Iauptziigen gekurzt he-rausgegeben, Aber die handschriftlichen Vorrate sind [etzt
schon ru r die Forschung nicht ohne Nutzen, Sic werden incine r besondereu Abteilung del' Konigl, Bibliothek zu Kopen-hagen. in IIUansk Folkemindesamling" verwahrt, \\'0 del'
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FfC 14
Forscher der Volkspoesie auch anderes irrteressantes vor-
findet, und sind hier tag1iell zu bestimmten Stunden zuga.ng.lich. Von dem Inhalt tier Handschriftsarnmlungen gibt del'
Vorsteher der "Dansk Folkemindesamling", del' vorznglichc
danische Forscher del' Volkspoesie Axe! (JIrik eine einge-hende Heschreibung ill FFC I. Von den Ma.rchellsamm-
lung-en sind auch hier 511. GrltlltiliJ'II/s ungefa.hr 1000 undE. T. Kristensen's ungelahr 3000 Aufzeichnungen die reich-sten, Sie sind zum grossten Teil dem Inhalte nach typcn-
massig geordnet, weswegen der Forscher ohne muhsamesSur-hen die ihn intressierenden Varianten bald herausfindet.
Ein wertvolles, ei ngehen des Verzeich n is del' danische nund anderen skandinavischen aus del' mundlicher Uberliefe-rung geschopften Samrulungen der Volkspoesie hat j. A.Lundel! in H. Paul's Grundriss dergerrnanischcn Philologie(II 1909, S. I 136-1 177) verOffentlicht.
Die is I i\ n dis c hen Marchen werden durch eine derallerwertvoll sten M:trchenverOffentli.ch ungen reprasen tiert,
die der Forscher 7.U seiner Benutzung bekommcn kann,
Adeline Rittershau, Die neuislaudischen Volksmart-hcn(1902). Rei del' Abfassung des Werkes - es enthalt 127
Nummern M:lrcben, Schwanke und den Milrchen nahe ste-hende Erzahlungen - sind ZUI1l grDssten Teil handschriltlicherhalteue Aufzeichnungen benutzt worden. Mitunter werdcn
auch zwei islandische Varianten des Marchens wiedergegeben ,Der Ursprung [eder Aufzeichnung ist genau erwahnt, In
den an die Ma.rchen geknlipften Anmerkungen, zu derenVerfassung 50 Werke benutzt worden sind, werden dieVarianten nicht nul' au fgezAh lt, sondern auch ihr Inhalt in
den l lauptzugen relericrt. In der Ei nleitung ihrer Samm-lung lcgt die Verfasserin ihre Ansichten uber den Urspruugdel' Marchen, uber die Aulgabcn de r Marchenforschung u. a.
dar. lhre Auslnhrungen sind in meinern Leitfadeu dervergleiclu-ndeu Marchenforschung besprochen worden, DieSalllmiung- kann man in BC7.ug auf die islandischen Ma.rchen
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FFC q nit" neuere Marcbenliteratur.
als erschopfend betrachten. Da in derselben auch auf die
fruheren islandischen M~rchensammll1ngen hingewiesen wird(Arnason, Gering 1I. a.), lasse ich diese hier bei Seite und.erwahne }. }nkohsl'lz's umfassende Iaroische Sam.mlungFaeroske Iolkesagn og Aeventyr (1898-'1901). Neben zahl-reichen Sagen befinden sich darin 80 Marchen. Die Hin-weise am Ende des Werkes beschrankeu sich ausschliesslichauf nordische (danische, schwedische, norwegische) Quellen.
In S c h wed en erschien schon in den vierziger jahrendes vorigeu Jahrhunderts eine verdicnstvolle Ma.rchen-sammlung von G. O. Hyllhz-Ca1.mlliu..o;; und G. SIf!phens:Svenska Iolksagor oeh afventyr (1844 und 1849) (deutschvon C. Obertritw'r unter dem The) em/aI/ius & Stephrn,Schwedische Volkssagcn und Marchen). Die Sammlungenthalt zwar nul' 22 Marchennummern, abel' neben denHauptmarchen werdcn oft auch andere schwedische Va-rianten ausfuhrlich mitgeteilt, Bei der Redigierung desWerkes sind hauptsachlich wissenschaftliche Zweeke mass-
gebend g'ewesen. Ober ihre Methode aussern die Heraus-geber im Vorworte; ,,\Vas gesa.mmelt worden ist, habenwir ohne willkurliche Zusatze oder Veranderungen heraus-g-egeben. Da.s einzige, was uns gehort, ist die Aussere Formder Erzahlung, U Del' Aufzeichnungsort wird im Anfangjedes Marchens erwahnt, ebcnso gibt es Hiuweise, naturlichschr wenige, auf die Marchenliteranrr del' anderen LAnder.Die Saurmlung kann man noch immer Hir die verdienst-
vollste der schwedischen Marchensammlungen halten. Schade,dass die Herausgeber keine Fortsetzung ihres Werkes ver-uff
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3 2 Axrrr AARNE, Ober:-.icht. fFCq
Volksmunde -- viele von ihnen sind im Dialekt geschrieben
- obgleich sie nicht in allen Beziehungen ihre ursprunglirhcForm gcwahrt haben. 1m Vorwort der ausfuhrlichstcn, mitt-
leren Sammlung (go Marchelli.) sagt der Herausgeber : "lehbabe sorgfa.ltig versucht, die Marchen von allen falschenZusatzen zu bewahren." In der Sammlung von G. Djurklou
Sagor och .A.fventyr (1883), 30 Aufzelchnungen, sind denMarchen aueh Anmerkungen beigefugt, in denen einige ein-
zelne Varianten aufgezahltwerden. Marchensammlungt'n
trifft man auch in der Serie Nyare bidrag till kannedom
om de svenska landsmalen och svenskt Iolkliv, z. B. ,. I
(T 884) Eva Wigs/roui's Sagor och a.fventyr, 67 in Scholll'uaufgezeichnete Marchen. Zu derselben Serie (XI I I 1895)geh6rt auch A. Ahls/rijm's Aufsatz Om folksagorna, del' eininteressante, populare Darstellung der Marcheuforschu ng und
besonders der schwedischen Marc-hen bietet.
Aber noch sind nicht alle in Schweden gesammeltenMaJ'chenvorr:tte im Druck erschienen. Es existieren rneh-
r ere handschriftliche Volkspoesiesanunlungen, die auch ~ar-chen enthalten. In Stockholm besitzt die Kenigliche Biblio-
thek f-/.vlthtCa'iJul/;us' und SIt'phem/ und die Akademie fu rSchonliteratur, Geschichte und Antiquitat die von Eriksson(ca. '100 Marchen) und Alhn'kl Segers/rdl (ca. 75 Mareht'njhinterlassencn Sammlungen. Die Universitatsbibliothek in
Upsala hat P. A. SiiiW'S Handschriftsammlungen (aus Gott-land}, ca. 200 M a.rchell und, die Laudsrnalsforening mehrereSanuulungen, die ungefahr 50 Marchen enthalten. Alit,diese Sammlungen sind dell Forschern zuganglich. Man
kann sich mit ihnen auch il l Lund bekannt machen, dennDocent C. 11 7 . -v . S_VdOit' hat von ihnr n fur scinen Privat-g'ebrauch Abschriften gemaeht, die er gern zur VerQgung
stcllt, Dr. Svdoic besitzt ausserdem ein paar Hundert vonHUll selbst gesarnmelte Marchen. Das Sammeln der Volks-poesie wird in Schweden fortgesetzt - fO r den Fortschrittder Arbeit wird vom Staate tin Beitrag gewahrt - u nd
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FFC q Die nr-ucre Marehenli ter01tl1L 3.3
die Sammlungen werden sich augenscheinlich bald bedeu-
tend vermehren.Vas Verzeichnis cler schwedischen, sowohl g:edruckten
als handschriftlicheu Marchenvarianten ist bei Dr. S~wfo((l
unter Arbeit und wird in nachster Zukunft vollendet sein.Marchen der fin I and i s c hen S c h w e den sind in
2 grossen Teilen in der Serle Nyland, samlingar utgilna af
Nylandska Afdelningen (Bde II 1887 und VI 1896) heraus-gegeben. Die Anzahl der MArchen (auch Sagen) ist im
ersten 366, jill zweiten 335. Bisweileu ~ibt es voneinund demselben Ma.rchen mehrere Varianten. Aber der
grfisste Teil der bei den Iinlandischen Schweden gesam-
melten Marchen ist noch ungedruckt. Die schwedischeLiteraturgesellschalt in Finland besitzt eine grosse Mengehandschriftliche Sammiungen, ZlI welchen unter anderem2000 Ma.rchenaufzeichnllngen gehoren, Die Sammlungenworden im Lokale der Gesellschaft (in Helsingforsj ver-
wahrt, \\'0 die Forscher sie benutzen konnen, Dr. O .
.Hackma hat einen Inhaltsrnassigen Katalog der MArchenausgcarbeitet (siehe J;~FC 6). In den nachsten Jahren sollcn
diese Sarnmlungen veroffeutlicht werden (die Marchen refe-ratweise und ausserdem die besten Varianten in extenso).
Schon ein wenig Iruher, als Hyltcn-Cavallius und
Stephens ihre schwedische Marchen veroffentliehten, erschienin Nor w e g e n cine Sammlung, die in ihrer Art zu den
besten ~eh()rt, namlich P. cs A.""bjoruseu's und J. Mor's
Nnrske Folke-Event yr. Sie kam 1842 im Druck heraus(cleutsch von J.~ Bresemann unter dem Namen As hpi Y1ISI:, 1 -und Moe, Norwegische Volksmarchen, 2 Bde 1847) undhat viele neue Aullagen erlebt. Die zweite Aullage (1852)hat j. MOl' mit Anmerkungen versehen, welche dadurchBeachtung verdienen, class in ihnen andere (oft mehrere)norwegische Varia nten mitgete ilt werden, Die Hinweisc auf
die entsprechenden Marchen del' anderen Lander sindnatnrlich vcraltct, Del" Aufzeichnungsort der Marchcn wird
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3 4 ANTI! AARNE, Uhersicht.~~-- -- .- - -- FfC 1 -1
genau angegeben. Asbjornsen's und Moe's Sammlung
enthalt 60 Marchen, aber zusammen mit der von Asbjornsrnallein herausgegehenen neuen Sammlung, Norske Folke-Eventyr, Ny samling (187 1), 45 Marchcn, reprasentiert -sicgut den norwegischen Marchenscharz, Von den neuerennorwegischen Marchensammlunge-n erwahne ich R. Lttlaud:Norsk eventyrbok ~I905), 75 Marchen, die alle auf mund-
licher Tradition Iussen, und Norske eventyr og sagn, opteg-net av Sophus BlIggl! und Rikard Brrgr, 2 Bde (1909 und1913). Das letztgenannte schon ausgcstattete \V'erk, ist we-niger seines Inhaltsreichturns wegen_ es euthalt nur 17 u,20 Marchen -- als cladurch bemerkenswert, class der Auf-
zeichner del' bekannte Sophus Bugg-e ist. In der allerletztenZeit sind zwei Sammlungcn erschienen, die erwahnt zuwerdcn verdienen : O. T. Olsen's Norske Iolkeeventyr (r 9121.26 in Nordland aufgezeichnete Marchen und fohanncs Shar:Sogur I (Gamalt or Sactesdal VI 1913), 30 stiduorwegischeM:trchen. Skar wird in nachster Zeit noch einen zweiten
Band herausgeben,Auch in Norwegcn existiert einc zicmlich grosszahl . \m_ . :
haudsrhriftlicher Volkspocsiesammlungcn, die bisher in derPrivatwohnung des Professors Mollkc Mol' aufbewahrt wor-den sind,aber in das neue Bihliotheksgebaude der Uni-versitat uberfuhrt werden sollen, sobald dies fertig' scin wird.Hier werden sit' cine besondere :Folkeminde-Abteilung bil-den, und werden a11en zuganglich sein, Eine typenrnassigcAnordnung der zu den Sammlungcn gehorenden Marchl'rlist geplant.
Von Norwegen wollen wir nach dem Narhbarlandc
Skandinaviens [enseits del" Nordsee, nach G r 0 s s h r ita n -n i en llbcrgehen. Auch hicr sind viele Sammlungen,sowohl englische als keltische, vl'rt'lffentlicht. Die hekann-
teste davon ist .l F. Campbell's Sammlung kcltischerMarrhen Popular Tales of the West Highlands, die in ~dicken Bandon 1860-62 (neue Ausgabe 1890~-93) erschien
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FFC l- t I lie neuere Marchenditcratur. 35
und zu dell wertvollsten alief Marchensammlungen geh6rt.
Die Marchen, deren Anzahl 86 betragt, sind sowohl keltisch
als auch in englischen Ubersetzungen mitgcteilt. Das Ver-
traucn 7.U den Aufzeichnungen wird durch die genauenMitteilungen uber den Ursprung derselben vermehrt: Eswcrden die Aufzeichnungszeit, del' Ort, del" Erzahler lind
der Aufzeichner derselben angegeben. Nach den Haupt-marchen folgen bisweilen andere keltische Varianten und
Hinwcise auf das Vorkommen der M:irchen bei anderen
Volkern. Die Bekanntschaft mit der umfangreichen Samm-
lung Campbell's wird durch das deutsche Referat del' Marchen der 2 ersten Bande (57 Stucke) von R, Kohler intier Zeitschrift Orient und Occident (II r864-. S. 98- I 26,
294-33 t , 486 -5 06, 677-690 = Klein. Schriften I S.155-270) erlcichtert. Nntzlich sino auch KOhler's an dieMarchen geknupftc A nmerkuugen, die viel reicher sind als
diejenigen von Campbell selbst. Andere ke1tische Samm-lungeu sind P. Kennedy's: Legendary Fictions of the IrishCelts (1866), die cine grosse Menge Marchen enthalten und
The Fireside Stories of Ireland < .1875), G. Dottini' CentesIrlandais (191), deren Fortsetzunjr Contes et Legendes
dIrlande (1901) ist, sowic j. jacvbs' Sammlungen CelticFairy Tales (1 892} und More Celtic. Fairy Tales (I894),Von den letzterwahnten enthalt die erstere 26 und dieletztere 20 Ma.rchen.
j. facobs hat auch zwei Sammlungen englischer Marchenherausgegeben : English Fairy Tales (1890) und More Eng-
lish Fair)' Tales (1894:1, zusammen 8i Nuuunern. Aile seineSammlungen sind auf dieselbc Weise redigiert : neben der
wissenschaltlichen Absicht sind auch die Bcdnrfnisse der
Kinderwelt Tns Auge gelasst worden. Jacobs 1St auch vor-geworfen worden, die Volkserzahlung bcarbcitet zu haben.
Seine Marchen sind aber aile volkstumlich, und ihr wissen-schaltlicher Wert ('1'l1oht sich durch die den Sammlungen
beigeg-ebenen Anmerkunge-n, Wichtiger fn!" die Marchen-
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ANTII ,\AH;\'E, C'ber~i('ht. F fC1-I
forsehung ist z. B. S. O. .1ddy's Hou ehold Tales (18951,der n 52 Marchen aile treu dem Volksmunde nacherzah lt
sind, ohne andere 7.U erwahnen. In Bezug auf di gli-schen Sammlungen mache ic h auf LuA'il1ig Lens' \V rk D jneuesten englischen Marchensammlungen und ihre Quell n
(1902 aufrnerksam.Ein guts engliscf v rfa st s Quellenwerk i t (,-V A .
Clouston'e Popular Tale and Fictions" their M igrati
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FFC 14 Ih(' IW 1I(,1"(' .'\1nrclu-nl itcratu r.
lung einleitende Untersuchung, in der Henley's Auffassunuen
e n twicke lt werden
und dasdem
Schlussbe ig e ftuzte BUche r-verzeichnis.
Die anderen Iranzosischeu Marchensarnrnlungeu gehc,-ren meist zu zwei wertvollen Bucherserien: Les Littera-ttl res populaires tit' toutes les nations (vom Jahre 188 Ian ca. 50 Bde erschienen) lind Collection de contes ct
de chansons populaires (vom Jahre J 881 an 36 Hde),I.n. jener sind die rneisten eigentlichen franzosischen Samm-
lung-en enthaltcn, in dieser worden auch mehrere ausser-
curopaische getroffen. VOIl den Provinzen Frankreichs istdie Bretagne gut reprascntiert. Von dort stammen die von
F. M. Luee! gesammel ten Lcgendes chretiermes de la Hasse-Bretagne, 2 Bdl' (Litt, pop. I, II, 188 I). und Contes popu-laircs de Hasse-Bretagne, 3 dicke Bell' (Litt, pop. XXIV~XXVI, 1887), zusammcn 78 Marchen und P. Srbittot:Centes populaires de la Haute-Bretagne, ebcnso 3 Bde(1880--82), ungeHi . r 200 Marchcu, Aus der Bretagm- stam-
men aueh A. Oraiu' s Centes de r Ille-et- Vilaine (Litt. pop.XLII 1901), 52 Aufzeichnungen. iI-I. j. r. 8ladi hat cineum fan ere iche 3~ ban di(_J'eSammlune zascoenischer Marchen1 "> 1">:-" 1 ">Centes populaires de la Gascoune (Lin. pop. XIX - -XXI,
1886) herausgegeben. Blade's Marchcn hat R, K6l1kr mitHinwcisen verst-hen, die erst in dem Werke Klein. Schrif-
ten 1 (.5. ll-J. -137) in die ()ffentlichkeit karnen. Von denIranzosischen Sarnmlungen erwahne ich noch E. II (arnov'Contes francais (Collection d. cont, VIII 1885) und Littera-ture orale tie Ja Picardie tLitt. pop. XIII 1883), \\"0 nebcndell Marchen auch andere Volksdichtung vorkommt, sowic
L. Pineau' Les contes populaires till Poitou (Collection0. con t. X VI 189 I). P. S,:hi/fot's Con tcs d es pnw inn ...de France (1884), 66 Mardwll, sind zum grf,ssten Teil
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Auch errnge Iranzosische Zeitschriften enthalten aus
verschiedcuen Landern ~csalllmeite Marchen, z.. B. Revuedes traditions populaires (28 Bde, l886-1913), l.. Tradi-tion (\'0111 Jahre 1887 beg-innend), Melusine (I I Bde, 1878--
1912) und Wallonia (I893~ [912). Als Literaturquefle derromanischen Volker sei noch auf Grober's Grundriss der
romanischcn Philolocie hingewiesen.Die alteste spa n is c h e Marchensammlung Cuentos
y pocsias populares arulaluces veroffeutlichte F. Cahalkro
(1859) welcher II n te l' rlem Ein flusse der Bruder G rimmstand. Ein paar Jahrzehnte sparer (1878) erschien seine
zweite Sauunlung Cucntos, oraciones, adivinas y refranespopu lares, Von ancleren spanischen Sammlungen erwahneich Maspow,' ,I' Labros' Lo Rondallayre. Cuentos populars
catalaus, 3 Bdc (1871-7 - tI, zusauuneu 80 Nummern undCuentos populars catalans (1885), 20 Nummern . Srbillothat eine Anzahl spanischer Marchen franxosisch tinter demNamcn Contes . e spagnols (18g8) lu-rausgegeben. Die Insel
Mallorca ist durch zwei gute Sammlungen vertretenx L. Sal-valor's Marchen aus Mallorca (1896'1, die 54 worrlich ausdcm Volksiuunde aufuezeichnete Marchen und Sagen enthaltund A. M. Alcorrr' Rondayrs mallorquines (1896). Die
Marchcn der heiden zahlt I Bolle in der Zeitschrift desVcrei I1S fl ir Vo lkskunde auf (VII I 89i, S. +51 -53). den-
sclheu e in iue Varianten ht'iftigend.lm Zusammenhang m it Spauir:uerwahne ich d ie has ki-
s (' h l' 11 Marcht"n, die auch eiuigc Male ve -roffcn tlicht sind ,z. B. in W. U,,.hsfl'r~ Werkc Basque legends (18jj) cineganzt Ml'n~t', lind ehcllso in J. Finson' Le folk-lore dupays basque (Litt. I?np. XV J883) ncben anderer Volks-
pocsre.
I lie po r t u gil':'; i s (' he M archeuliteratur umfasst meh-r crt: Saunulunuen. Bcsomlcrs gnnsLig Iur dieselbc svheint
tilt Zeit tllll 1880 !J;l:wt'scn Zll sr-in. D am als w urden vcrof-lcntlicht u. a. F ..J Cudho's Contos populares portuguezes
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FFC q- -~- . -- - Die neucre Marchenliterutur.
(18 79), 75 Marchen und Contos nacionaes (,882), I L.
Vasconcellos' Tradieoes populares de Portug-al ([ 882) undT. Braga's Contos tradiciouaes do povo portuguez, 2 Bde(I 883) Von den \'00 C. Pedroso gesamrnclten portugiesi-schen Marchen sind 30 Stucke englisch unter dem TitclPortuguese Folk-Tales ( r 882) erschienr-n. Sie sind nachden originalen Handschriften yon Miss H. Monteiro insEnglische ubersetzt. Die neuesten portugiesischen Samm-lungen sind A . O /;jJf!ira's Contos tradiciunaes do Algarve,2 Hde (1900 lind 1905), C. Pedroso's Contos populares portu-guescs (1910) und die in }. L. Vasconcellos' Ensaios Etno-graphios (IV Hd, 1910) befindlichen Aufzeichnungen. EineBibliographie der portug:iesischcn Iolkloristische-n Literaturbis zum Jahre 1910 liefert Vasconcellos in Eusaios Etno-graphios.
Von der pyrcnaischcn Halbinsel gclangtl1 wir nachI t a lie [1, nach der Heimat Straparota' und Basile'. Ita-lienische Marchensannulungen sind eine ganze Menge er-
schicnen. Mit besonderem Eifer scheint die Sammelarbeitin den 7o~er jahren des letzten j ahrhunderts betriebenworden zu sein, Von den damals v eroffentliehten italic-
nischen Marchensal11l1llungen crwahne ieh erstcus L. G(}m.d:n~bach' wertvolle Sicilianische Marchell, 2 Bde (I Bio),. die92 Marchen enthalten, Vel' Wert der Sannnlung wird durch
R. Kohler' Anrnerkungen vcruiehrt, in welchen Variantenzu den Marchcn teils aufg-ezahlt, te ils referiert werden.
Gonzenbach's Sanunlung zog auch noch sparer Kohler'sAuimerksamkeit a.uf sich. Er schrieb namlich zu seineniruheren Anmerkungen Zusatze, die I Bott nach KohlersTode in del' Zeitschrift des Vereius ftir Volkskunde (VI 1896,
s . 58-. 78 und 161-175) verOffentJichte und seinerseits norhvervollstandigte, V t 11 dem In h a I t derMa. rchen Go nze 1 1bach' 5,
soweit sic in dem Verzeich nis der Marchcntypeu vorkom-
men, gibt UDS die in FFC TO (S. 13, 1-1-) befinclliche Ober-sicht einen Bcgrifr.
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1\', TIl r\ARXF':, f"hersiC'hL- -
Zu ders lb 1 1 Zit e rschi 1 1 lielieni chen M archen ammlung n , r ,
racconti p polari iciliani, -1- . dick
umf'angreichste der ita-Pitrr:'s Fiabe nove lle,
Ed {l875L in d n nsich zu arnm n 300 Erzahlun~ n und Ynmerkung n mitandere n ital ien i che n Varian t 11 f i ride n, iIi'ig" and r Sarnrn-lungen von Pitre, A.. Cllbcrnalis' Le novellim- di SantoStefano di Calcinaia (1869),1.' . Imbriani'e a novellaja fin-r ntiria {I 87 I) Lt. a., I BerJ1oui'~- Fiab p polari vcnez i.arre1I875) u v a., D. Cmnpnrt'lft. Novellin popolari italian(1875), 70 Num mern , I. 1'iseutini' Fiabe mantovane (1879J.
50 March'n, u, a .. Sammlungen. V 11 l Anlang der 80-,e1 'j ah'reind G. Finamore' Tradizioni popolari abruzze i I (1882"lind Anto io LJe Viuo' _ U i e co ttl rn i abruzze i III (T 883)
75 M a .rch en au rz eichnungen .Die gross \nzahl d r italie nischen Volkspoesiesamm-
lung:en ist zurn gr s se n Teil T. Pitrr' Verdienst, Er istd r Ileissigst Samm] r lind Herausgeb r g wes n. Diau rnh rliche Publi kation "de del' Volk e li .htung Biblioteca
dell tradizioni popolari siciliane, di vorn Jahre 1871 anin 22 Bandc ersch ie n n ist, 1St von Pitre I' digiert. Dieschori erwahnten Fiabe, novelle etc. bilden di BandIV-VII e li r Serie u nd auch d r B~l11d XVIII FiabeI ggcnde pop lari kil ian (18881 L tun Marchen gewidrnet,Von Pitre 's Sanunlunaen, die alle inderselben \\ eis redi-giert sind, ei auch di 76 Erzahlung n enthalt nd Nov liepopolari to scane (J 885) -rwahnt. Pitre hat no h cine andereBuell e rie Curiosita popolari tradjzionali (rlarinz, B ooIX Bu .1890 Francesco Mongu's Novclline popolari -arde,,26 sardi-
nische Marcheuaufzcichnuuaen) \:'1' Hen tlicht und die derVolksdichtung g widm 't.c Zeit: chrift Archivio I ' rJo studiou II tradizi n i popolari (28 Hd , 1882~-.~I912), in der auchM arch naufxe ichnururen vorkomme n , w irdg - I e i c h f a l l \"011
redizi -rt.b. .-, 'i dcr I" -ues ten Zeit {'rwahnt, ich (;jpo'/' Zmla~~(I'sNov -n . . . _ . . ' . _ _ .. . '-~ . _ .- I r~\"{lle C lq . .g- n u t ' roman - s c h e (1907),\,\,'0 S iDMa r -
chen unci:;.. L' . ' ..
"")Legend '1 1 cnthalt .n sind.
Orlgln,1 from
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FFC 14 Die neuere M~\]'chenliteratur, -1 - '
Gonzenbach's Sicilianische Mrchcn sind nicht die
einzige italieuische MalTill'llsammlung, welche auch der desltalienischen nicht machtige auwenden kann. Schon 1866veroffentlichteu zwei junge Deutsche G. Widter und A. Wolfihre aus dern Volksmunde gesammeltel1. Volksmarchen aus
Venezien (jahrbuch fUr rom. und englische Literatur VIIS. r -36, 121-154, 249-'29), 2 I Nummern, die R. Kohlermit beachtenswerten Anmerkungeu (Klein. Schrifte n I S.28[-325) versehen hat. Zu derselben Zeit (1867) crschienenin deutscher Sprache Chr. Sfh"eller's 60 Marchen und Ge-schichten enthaltende Marchcll und Sauen aus Walschtirol,Schnellers Marchen sind rein volksturnlich, abel' sie mogenin der ausseren Form nicht ganz unverandert geblicben
sein, obgleich der Herausgeber versichcrt, class er kcinenirgendwie wesentlichen Zug ausgelasseu hat. Die zu den
Marchengehoirenden seltenen Hinweise hat R. Kohler in denGottingischen gelehrtcn Anzeigen (1868, S. [361 = Klein.Schriften I S. 60--66) vervollstandigt, Spat('r erschienen
u. a. zwei Sammlungenin englischer Sprache , die von R. H.BlIsk redigierte The Folk-Lore of Rome (187 .... und T. F.Crane's Italian popular tales (1885). Die letztere, derensarntliche 109 Erxahlungcn anderen Sammlungen cntnorn-
men sind, enthalt wichtige Arunerkungen und ein Verzeich-
uis der italienischen Marchenliteratur. Aus italienischern
Gebiet sind auch J. B. Andretos' Centes lig-ures, traditionstic la Riviere (Collection d. cont. XVII 1B92). Uuter dell
Marchen werdcn darin einige Varianten aulgezahlt. Zu denitalieuischen Marchen mussen auch die auf del' Insel Korsika
gesammelten gerechnct werden (}. B. F. Ortoli, Les centespo pu lai res de I' tle de Co rse = Li tt. po p, XV I 1883).
Eine Sonderstcllung nehmen zwei schone Sarnmlungcn
von der Insel Malta ein : 8. llg's Maltesische Marchen undSchwanke, 2 Bde (1906), 139 Erzahlungen, zu dcnen j. BolteIn der Zeitschrilt des Vereins fur Vo lkskunde (XVI 19061S. 455, 456 und 1907 S. 336) Nachwcise gcbracht hat
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FFC 1 + I )ie neuere ~ tarcht"n Iiteratur, +3
veroifentlicht worden. Die grossten Sammiungcn sind in
den folgenden Publikatiorien enthalten: I. Pia's Neohelle-nika paramythia, Contes pop. g-recs, publies cl'aprcs les
manuscrits du J. G. de Hahn et annotcs (r879), 30 Mfirchen\"011 del' lIahnschen Sanunlung, II unedierte aus Astypalaia
und 6 aus Ann Syres, Neohellenika analekta, 2 Bde (1870--1874), I T Ma.rchen aus verschiedenen Gegendefl Griechen-
la nds und 47 M:trchen \'0 n de 11 Inse InN axos u nd Paras t
Dcltion tes historikcs kai ethnologikes etaireias tes Hellados,
Bde I, IV u. V (1883, 1895 u.189i), 22, 2 u, [
(mitVarianten) Aufzeichnungen, Aster tou Ponton I Hd. (18BS),
15 Marchen. aus Pontes, Zographeios agon, Publikation del'Griech, liter. Vereins in Ktpel}, 2 Bde (1891 u. 1896), zu-sammen 3 J Marchen aus verschieclenen Inseln, P. Kretschner'Der lesbische Dialekt (1906), 29 Marchen aus Lesbos, I ausSkopelos, K. Dieterich' Sprache und Volksnberlieferungdel' sudlichen Sporaden (1908).9 Ma.rchen, lind Alb. Thumb'sHandbuch del" neugriechischen Volkssprache (2 Auf. I 1910),1I Marcheu in griech. Mundarten d. Sud-Italien, Auch inder von N. G. Polites ausgegebenen Zeitschrift Laographiatrifft man bisweilen Marchen.
In Griechenland ist die Sarnmelarbeit del' Volksdich-tung in den letzten Zeiten eifrig ausgefu hrt worden. Die
von N. G. Polites gegrtindete Griechisc:tH:' Gesellschaft fiirVolkskunde hat unternommen sie zu ordnen lind fflr sie zusorgen. Was besonders die Marchen hetrifft, gibt es neben
dell gedruckten Sammlungen auch handschriftliche. DiegrOsste von ihnen ist Prof. IV . G. Polifr.'! Privatsanuulung,die l.Ingefa.hr I J 00 aus verschicdc neu G('~endcn Griechen-
lands aulgezeichnete Marchen enthalt. Prof. AdamantiosAdamantiu besitzt eine Sanunlung von ca. 300 Marchenvon der Insel Terms. Er hat aus seiner Sammlung nur
ein Marchen herausgegcben (Deltion V 1897, S. 277-326)mit vielcn Varianten urn] mit eincr Einlcitunz, in welchercr 1I. a. interessante Mitteilungen libel' die Art clcr Erzah-
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FFC '4
lung sowie del' Abfassung der Ma.rchen auf Tenos gibt.
Eine Anzahl del' Marchenaulzeiehnungen befindcn sich auchin den Sanuulungen tier Griechischen Gesellschaft fiir Volks-
kunde. Die Besitzer der Sammlungen haben gutigst ver-sprochen, aus diesem unedierten Material aile gev.vunschten
Mitteilungen xu gebcn. Ein typenmassiges Verzeich ni 5 all ergriechischen Marchenvorran-, sowohl der gedruckten alshandschritlichen, ist bei Doktor G. A. Mr.gas unter Arbeitund soil bald Fertig werden,
Von den t C ar k is c hen Sammlungen ist zunachst1. K"IIIOS' Turkische Volksrnarchen aus Stambul ( .r 905. 7 .Uerwahneu, 51 a1l.IS d eru Volksmun de aufgezeichnete Marchen,die fruher schon in der Originalsprache crschienen waren.Die deutsche Obersetzu n~ ist nicht\\'Ortlich, obwohl der
Inhalt des Originaltextes vollstandig beibehalten worden ist.Del' Obersetzel' erklart, class er, allerdings nul' ausnahms-weise, e in paar Variauten zusammengefasst oder eine Episode
weggelassen hat. 1 " . Chaurin zahlt in del' Zeitschrift: des
Vereins fu r Volkskunde (XVI 1906, S. 240-43) die Marchcndel' Sammlung auf und fCtgt ihnen Varianten bei. Dem euro-piiisch-tiirkischen Gebiet gch6ren auch einige von den letzten
Handen del' Buchserie W. Radloff. Proben del' Volkslitera-tur del' turkischen Stamme an, z. B. V. MO$('hkoff's Mundar-len del' bessarabischen Gagausen (X Bd. 1904, russ. Oller-setzung), Die Moschkoffsche Sanunlung ist sehr wertvoll( [85 Marchen und Schwan ke). Mitunter sind unter ei ner
Nuuuner ein paar Varianten vereinigt. Die Ma.rchen in/. Kunos' Mundarten dcr Osmanen (VIII Bd. 1899) sind inStambul und in grOsseren Stadten Kleinasiens aufgezeichnet.
En R U III ani e n ist im Auftrage del' Academia Romanaviel Iolkloristisches Material veroffentlicht worden, u. a. auchMarchen, Zu den Publikationen der Akademie gehort u. a.L asd r Sd i'1I;1I11' S wertvo 11e Basmele Romane (r 895). S ic isteiue cler umfaugrcichstcn aller MArchensammlul1gel1. Neben< . I~1 lvcrschicdcncn MarehCI1 werdeu ihre rumanischeu Va-
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FFC 1 + Die neuere Marchenliteratur. 45
rianten referiert, bisweilen tiber zehn, unci ebenso wird auf
deren Vorkommen in vielen andcren Landern hingewiesen.Die Referate sind so eingehend, class sic gut den Bedurf-
nissen des Forschers genUgen. Pas \Verk euthalt ausser-dem eine Cbersicht del' rumanischen Marchenliteratur, eineUntersuchung fiber den Ursprunz u. a. der M~rchen, ein
Marchensvstem, in welchem wie bci Hahn mvthologischeNanu-n gebraucht werdeu, sowie ein M otivve rzcichnis.
Als Ubersctzunzcn erschienen viele rumanische MAr
chen schon 1 8 - 1 - 5 in A. Schott' Sammlung WalachischMa.rchell. Aus spaterer Zeit haben wir 1I. a. P_ Sriudlerus'wertvolle Rumanische Volksuiarcheu 3.lIS dem mittlerenIlarhach tal e (A rch i d. Ve r. fli r sieben bu rg. Landcsk u nde,neue Foige XXXIII ]906). Das Werk enthalt 126 volks-
tum liche A ufze ichnun jreu. FU r die fehlendenAnmerkuugenhit-ten J. Bolte' Hinweise i.n der Zeitschrift des Verein ..Hi I' V olksk u nde (XVI( 1 go 7, S. 337 -'338) Ersatz.
Hier durfte del" rirhtiue Platz sei 11, das Marchensaunuelnbei den Zig e u n ern zu e rwahnen, H. Wlistoce! hat zwr-iSarmnlungen Zigeunermarcheu vero llentlicht: Mtlrchen undSagen del' transsilvanischen Zigeuner {I 886) lind Volks-
dichtungen der siebenburgischen lind sudungarischen Zigeu-
ner (890). Die letztere enthalt 100 von Wltslocki selbstaulgezeichnete Ma.rchen und Sagen, Diese werden ill wert-
vn11er \\\'ise durch F II. Groome' Gypsy Folk-Tale ... (1699)erganzt, die 76 Man'hen enthalte n. Seine Marchen hat
Ciroome mi t \" t rg le ich end ell Anrnerkungen versehen.In U n gar 11 hat man schon frl.ih Marchen ge~amlllel.t
und auch einem del' ungarischen Sprache nicht kundigenK re jse 7 .ug An glich g-emacht. G. POll Gun! zcichncte sit' schouVOl.' de ru E rsche-in eu d(,:,s I Bandf's der KHM tierBrli.oer(~ ri11 l1 ll auf, le -idcr g 'ibti:'t' in scin en ,822 in dr-utscher
Sprachc \'erOffentlichtcll Marchl'll cler Ma~"yaren die Marchcnill df~rsf'lbell ,rcisl' bearbeiu-t wieder, \\'1(' es Musaus bcim
lIerausgcbcn der deutschen ~1arch{:n gcmacht hatte. Seine
.J
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ANTI':! AARNI-:. Ubersicht.
Sammlung hat fur die Marchenforschung ebenso wenig
Bedeutung \\'ie.f. G.. Maildth: zu derselben Zeit erschie-nene M agyarische Sagen, Ma .rchcn lin d E rzahlun ge n, 2 B
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A!IrI"1II AARSF., Cber:-;icht. FFC 14
schreibung dieser Tatigkeit. Nach den neuesten Nachrichten
sind bis jetzt in 1 -+Provinzstadten Sammlerbunde oruani-siert, bei denen 39 Hoch- unci Mittelsehulen mit Schulernund Lehrern mitwirken, Die Ergehnisse der Samrnelarbeit
sind schon von Anfang an sehr reichhaltiu g-ewesen. undes ist gcwiss, dass im Laure einiger Jahre umlangreiche
Handschriltsammlungerr in del" Bibliotek des UngarischenNationalmuseums in Budapest angesammelt scin werden.
Ein Teil des angehauften Vorrats wird auf Kosten der
Kisfaludy-Gesellschaft veroffeutlicht: aber die Forscher kOnnen durch Vermittlung der Sektion auch die Handschriit-
sarnmlungen benutzen, Die Marchen werden in den Samrn-
lungen einen beurerkeuswerteu Platz haben. Ein typenmassiger Katalog libel' den g:anzen ungarischen Ma.rf"hen-schatz wird ausgearbeitet,
Die s 1a v is c h e Marchenliteratur ist sehr reich, obgleichsic von den westeuropaischen Forschern wegen der sprach-lichen Schwierigkeiten bisher hei den Untersuchungen nicht
g -enug -in Betracht gezogen worden ist. l Im sich von ihremReichtum zu uberzeugeu, braucht man nur die Varianten-verzeichnisse von .f. Bolte und J. Po/ii.lka in den Anmerkun-gen zu KHM del" Bruder Grimm zu uberblicken , Das slavisrhe
Material darin steht den anderen zu mindest nicht nachoEhe ic h eingehender von dell Marche nsammlungen der
ve-rschiedeueu slavisrhen Volker ZlI sprechen begirme. werdeich einige Hilfsmittel erwahnen, welche dem Forscher von
Nutzen sein konnen, wenn er versucht, sichmit der 51a-vischen Ma.rehelliiteratur bekannt zu machen. Ein solche-Hilfsmittel bildet xuerst 111'. Nf"hring's in lief Zeitschrift desVereins fiir Volksku nde (1189I) \"(rMfentlichte CheI":'Oichl
nber die die slavische Volkspoesie behaudelnde Literatur O!lJh:eth nozraph i ch en A rbei ten del' S la Yen u Die M
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FFC 1 -1 - Die neuere Marchenliteratur. 4 9
in dern V\rerke Litauische Volksfieder und Ma.rchen (1882)
und .f. Polivka's L iteraturve rze ichn is inseinern Pohad-koslovne Studie (1904. S. 205- 21 I). Von j. Polivka'sund A. Bruckner's Literaturubersichten in der Zeitschriftdes Vereins fur Volkskunde ist schon Iruher im Zusam-menhang mit clef deutschen MArchenliteratur die RedegeYt,esen. Noch sind die Zeitschriften, welche die folklo-
ristische Literatur hehandeln, zu erwahnen. Ich mache bier
besoriders au! ./. Polivka's Besprechungen und Referate von
slavischeu Mll.rchell~alllmiungen iin A rchiv Iur slav . Philo-logic, un Narodopisnv Sbornik Ceskoslovanskv (n I Bde,r 897 ff.) und im Narodopisnv Vestntk Ceskoslovansky(1906 If.) aufmerksam.
Auf sud- und westslav isrhem Gebiete ist die t 5 C h e -
c h j 5 C h < : (Ill a h r is c h e, S 10 v a k i s c he) Marchenliteraturgut vertrcten und in diesen (~eg-endell ist auch die wissen-
schaftliche Forschungsarheit Ileissig betrieben worden. Ori-
ginale tsrhechische Man;hensammlun~t'll Kamen schon in del'Mitte des vorigen jahrhunderts heraus, z. B. BO:l'1lfl Nrnl-coua' Narodrii bachork y a pnvest] ( J 845, neu herausgege-bell r903). J. A~.z RrltlosloiJa's N arodru pohadkv , 2 Bde(1856 lind 1872), P. LJOb.~;IISk.l;SSloveuske povesti (1858),j. 51. iWI'II~ik'sMoravske pohadky a povesti (862). Vonden spateren Samrulungt-n seien BI'1I1'~ Kulda: Moravske
n arodni pohadkv, pon:'sti U~WI 4 - Bde (1874----1894), F. M.1/~nill(l;S Moravski- narndni pohadky a povesti (1880),
I). Doh.~ill.,,k)-"sPrn-tonarodnic slove-nske povesti {l- -YIn1880'-- 83) u nd ve rschicdeue Sanuulungeu VOI1 ,tf. /'(idO'lJf'k:Pohadkv a povesti Z moravskcho Valasska (1-- HI 1888-89)1I. a. erwahut. K. J. Erbrn' Sto prostonarodnich pohadeka povesti (1863) enthalt allgemein -Jav ischcs M aterial, imganzt'n hundert aus di-m Mundt" des Volkt-s starnmende...-\.ufZtichn un g:e n. Tschcchische MU rcilt'!lsamm !ullg en wurd enschon Iruh auch 1 1 1 deutscher Ubersetzung veroffeutlicht :
./. 11~'mzig'~ Westslavischer Marehenschatz t 18S7} und
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A="lTTI AAk~E, Chersicht FFC 1 4
A. Wah/au's Bohmisches Ma.rchenbuch (1860). \Venzig hat
seine Ma.rchen teils den gedruckten, teils den ungedrucktenSarnmlungen Kulda's u, a. entnommen. Er hat sie "bear-beitet", wie auf dern Titelblatt des We rkes Kesagt ist, unddas Hauptziel des Werkes ist ndem gebildeten Publicumeinen a.sthetischen. dabei aber zugleich lehrreichen Genuss
zu verschaffen". Auf d ieselbe Weise ist Waldau's Samm-
lung redigiert, dip -'"5 Ma.rchen enthalt. Sit' sind yonNerncova, z Radostova u. a. genommen.
Besondere Erwahnung verdient die ~n NaroclopisnvVestntk Ceskoslovanskv befindliche Samrnlung bohmischer
Erzahlungen aus der Grafschaft Glatz von J. Cub;". Diewertvolle Sammlung erhalt grosse Bedeutung durch die von./. PoUz,kn zu den M arche r: verfassten Arunerkungen, die inihrer Art die besten sind. Die Varianteu werden \'011 del'Literatur del' ganzen Welt genolTfunen, uno der Inhalt der-selben wird geniigend ausfuhrlich referiert, Cubfn-Pollvka'sSamm lung 1St dem Marchenlorscher cines del' alle rnutz-lichsten Quellenwerke, Marchentexte kommen auch in eini-
gen anderen tschechischen Zeitschriften vor, z. B. in Cesk~"Lid lind Slovenske Pohlady,
Von grosscm Nutzen fur die en tersuchung der tsche-r-hischen Marchen ist V. Tille' Werk Leske pohadkv doroku 1848 rtschechische Marcheu bis 18. tB)t herausgegebenvon del' Prager Akademic (1909). Darin wird der\\" crtaller alteren tsrhechischen Ma.rchen unci Sagensannulungen
kritisch dargestellt.Eine von l". Tilir aUl:igearbeitete Bibliographie del'
tschr-ehischen Marchen nach Marche-ntypen bringt die Zeit-
schrift Narod. Sbornik Ceskoslovanskv (l 1897,. S. 1.... -481.
Auch pol n i s c h t' Marcheuveroffentl ichungeu sind reich-lich _vorhanden. Zu den alteren dersi-lben geiloren z. H.
A :.Haliliski's Pow icsci ludu z podan (1842) u nd R. Zmarskt ~Podallia i basn i Iudu w MazO\\'szU (1852). Von dell ubvi-~Tn seien U, /(o/bag' s Lud, jf~gO zwyrza.lf', sposi)h, mow a ,
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F fC q. Die neuere MarchenliteratuT.
podania usw. erwahnt, \\'0 auch M~rchen vorkommen. sowie
die Sarnrnlungen der periodischen Publikationsserien del"Krakauer Akademie Zbior wiadomosci do antropologii Kra-
[owej (18 Bde, 1877-1895) lind ihre Fortsetzung MateryaJyantropologiC'zno-archeologiczne i etnograficzne {1896 ff.).Zu del" letzerwabnten gehort u. a. L. Mali'l07.t'ski's reich hal-tige Sammlullf.{ Powiesci ludu polskiego na Slasku (Hde IV,V. '(gor), an die J. Pv/i'l,ka irn Archiv fur slav. Philologie(XXVI 1904, S. 457-- .. 7o) vergleichende Anrnerkungengeknnpft hat. Ma.rchenaufzeichnungen kann der Forscher
auchin der polnischen Zei tschrift Wisla finden. Die Redak-tion der Zeitschrift hat auch einc besondere Serie Bibljo-
teka \Vis!y veroffentlicht, worin u. a. polnische Marchen
gedruckt sind, so z. H. die wichtige Sammlung von St.CIt,.khrnt'ski Powiesci i opowiadania ludowe Z okolic Przas-nysza (Bde 111, VI, 1889~ 90). M~rchen finden sich nochin verschiedenen ethnographischen Werken, so z. B. in
S I. C isz t'(('sk PsK rakowiacy I (1894). C:s Ma.rchen, die aus
dem Munde des Volkes treu aufgezeichnet sind, hat J. Polivkaim Archiv HiI' slav. Philolouie (XVII 1895, S. 572- 83)mit Hinweisen versehe n .
Dern Titel nach enthalt auch A. .f. Glt'llski's SammlungBajarz polski, 4 Bde (2 Auf!. 1862) polnische Marchen, aberin Wirklichkeit sind diese weissrussisch, im GOllY. Minsk
gcsammelt, Ubrigens ist die Wiedergabe sehr willkOrlich.
Von Glinski's Marchenhat A. Gudin 17 St. ins Deutscheuberzetzt (Polnische Volksmarchen, uach del" Original-
Sammluug von Glirisk i) . IrrefOhrend ist auch der Titel
der von F If. Letvrstam 1839 deutsch veroff entlichtenK, W. Wo.Yfifki' Polnisch('nVolk5sa~en lind Ma.rchen (27St .. , die sich auf \\' oycicki's ci 1 1 wenig frO here polnischeSanunlung stutzen. Die Saunnlung enthalt namlich fast:
ausschliesslieh Sageu,Von den k as l' h 1I b is (']1 e II Marchensammlungen seien
(;. Bronisrh' Kaschubische Dialektstudien (Il 1898) lind
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A:;O;ITI AAR~E. C'bersicht. FFC J~
F. Lorentz' Slovinzische Texte P90S) erwahnt. Sie ent-halten eine grosse Menge in del' Originalsprache geschrie-
bener Geschichten, die [edoch zum grossen Teil 7.U den
Sagen gehoren.\\r end i c h e Marchen sind ausser in der Origiualspra-
che, z. B. in del' Zeitschrift Luzican, auch in deutsche-nObersetzungen in L. HUlIPt'S und j. E. Srhmaler' Volks-lieder der ~. enden in der Ober- und Nieder-Lausitz (im
Anhangc) und E. Vrckf1l,.4e.df'sWendische Sag-en, Marcheu undaberglaubische Gebrauche (] 880) herausgegeben. Vecken-
stedt's Marchen sind nicht wortlich nach den Erzahlungeudes Volkes wiedergegeben, wit:' wir dem Worte des Titel-
blattes .,nacherzahlt" entnehmen konnen.Bei den sudslavischen (s e r b i c hen, k r 0 a tis c hen,
b o s n i s c h e n, s l o vc n i s c h c n, b u l ga r i c b e n) origina-len Ma.rchensammlung'E'1l beschranke ich mich darauf nur
rolgende zu erwahne n : Wuk SIf'_/~ Karad iii'' Cpncxe na-pO.L(Henpnnoeajerxe (1853, eine vermehrte Ausgabe '1870),M. K. l'a(jtwct'S Narodne pripovjedke (1858), M. SlojdIlO1';':'':foPuckc pripoviedke j pjesrne (1867), I Fl. r(~iilf(n.lt/'s Cpncxeuaponae npnnouaierxc (1869), D. A " .Sic/mwvi(:'s Cpncxeaapoaae npanoaenxe (187 J) , Frau M;kulilil's Narodriepripovietke i pjesme iz Hrvatskoaa Primorja (' 1876), R .Strohal'< ganz inhaltsreiche Hrvatskih narodnih pripovije
daka, kn. I-HI (1886, '90]. 1904) lind K. A . Saprakp1"SC60PHHKh OT'b 6aJIrapCKH aaponua YMOTBopeHHH. Ausserd iesen sci aus der neue-te-n Zeit A. Gai.!ri/(JlIil's serbische
Dvadeset srpskich narodn ich pripovedaka P 906) erwahnt,Sie verdient zwar nicht \\'e~('n des Reichtums ihres Inha lts
e .
Beachtung - Ma.rt'hen sind hier nur 20 und auch djesescheinen nicht vollstandig in der volkstumlichen Farmgehalten Zll still, - aber sie ist die erste serbische Samm-
lung, in welcher die Marchul mit verg'leirheuclen Aumer-kung-en lind Hinweisen verse-hen sind. Diese Hinweise hat
.f. Po/ipka in seiner im Archiv fur slav. Philologie' (,XXIX
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fFC 14 Die neuere Maf{'ht"nlit('t'atllf.
190 , S. -f.69-.f 73) verbffentlichu-n Bt'sprechung venuehrt.
Marchen.aufzeichnungen enthalten auch einige sudslavischeZeitschriften, z. B. Bocaacxa BHJla, Zbornik za narodnizivot, Kres, und grossartige Mengen bulgarischer Marchellfinden sich ill der bandereichen periodischen Publikation
C60pHHKb 38 saponna YMOTBOpeHH5I,HaYKa H KHH>KHHK3.
Sehr nfitzlich fur den Forscher ist die in dem XXI Bande(195) beiindliche yon M. Aruavdov ausgearbeitete Hiblio-g-raphie der bulgarischen Marchen,
Als Ubersetzungen sind von den sudslavischen Marchen
meh rere Sammlungen herausgekommeu. Schon I8S4 kamenl-Vllk S. Karadsu': Volksmarchen der Serben, 50 Erzahluu-gen von seiner Tochter ubersetzt, heraus. In W. Den/on's
Werk Serbian Folk-Lore (187+) bcIinde-n sich 26 Nummernaus den Sammlungen Karadzies u. a .. :..{enOllll11ene serbischc
Ma.rchen. [883 nod 188.f gab F S. Kr(lU8~ seine umfang-reiche Sammiung Sagen und Marchen der Stldslaven, 2 Bde,heraus Krauss hat seine Marchen, von welch en der erste
Band l09 und del' zweite 160 enthalt, teils den gt'dlfucktenSamITIlung-en Valjavec's 1I. a., abel" ZUllI g"ros~el1 Teil hisdahin nicht verolfentlichten Quellcn eutnommen. SeineSamrnlung ist sehr wichtig fur diejenigen, welche slavische
Originalwerke nicht benutzen konnen, Nntxlich ist auch dievon V. Jagi(: im Archiv flir slavische Philologie (I 267-28~,II 61.4---64 I, V 17 ~ 79; [876., -81) veroffentlichte Marchen~serienAus dcrn sudslavisclun Marcht"llschatz", \\'0 s8aus
verschiedenen sudslavis chen Sa.nmlungen ge'",ahJte Marchen(oft rnehrere Varianten) re leriert werden. N. Kohler hatdie Marehcll mit wertvollen Anmerkungcn versehen {Klein.Schriften 1 S. -+07 ~-f.69}. ~\us Ietztcr Zeit erwah ne ich ,Wilt'wlPn'indlslJl'rger-Jfrfl~fljll/'s Sanunlung Bosnische Volksmar-
che-n rr 90S). Vie Marche - I, S an del' Zah I - sindvolkstumlich, 0h.~Il'i('h die Quellen dersdhell leidi-r nicht
naher angegeben sind.U uter de-n r 1I S sis (' hell l\'1ar('hen\"t~r()fft'lltlichunge 11
GooSk Or ig in al f romU N IV E R SIT Y O F M IC H IG A N
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