Akademie am Vormittag GENESIS 1-11 · 2015. 1. 30. · Mythen waren und sind eine oft...

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GENESIS 1-11

Akademie am Vormittag

Inhalt:

1. Nomadische Kultur

2. Der fruchtbare Halbmond

3. Der Turmbau zu Babylon

4. Die Epoche der Mütter

5. Babel und Bibel

6. Leiharbeit im Garten Eden

7. Schöpfungsvorstellungen

8. Die Komposition der Urgeschichten

1. NOMADISCHE KULTUR

Brunnen in der syrischen Wüste

Aufbruch einer Familie von

Kleinviehnomaden

Auf dem Weg zum Fest

-

Nomadische Kultur seit

Jahrtausenden

Wadi Taba auf

dem Sinai

Seit

Jahrtausenden

lockt die

Nomaden das

fruchtbare

Niltal, ist die

Wüste zugleich

Rückzugs- und

Fluchtort vor

dem Zugriff der

Pharaonen

Lebensweisen, wie sie

unterschiedlicher nicht

sein können.

Der alte kulturelle

Konflikt fand

Niederschlag in der

Sage von Kain (Hirte)

und Abel (Bauer) in

Genesis 3

Wo der Jordan den See Genezareth

verlässt und das fruchtbare

Jordantal speist; dorthin zogen die

Stämme, aus der Wüste in das

Kulturland, „wo Milch und Honig

fließen“

… und

begegnen dort

einer

Ackerbaukultur,

mit ihren

Göttern,

Jahreszeiten

und Festen.

Aus Nomaden werden

Bauern. Ein langer

Assimilations- und

Lernprozess, der

auch religiös

gedeutet wird:

Das Land der Väter,

das Land, wo Milch

und Honig fließen,

das Land, in das

Mose aus der

Sklaverei führte,

bekommt im

Selbstverständnis

Israels eine

ungemein große

Bedeutung.

KLEINES GESCHICHTLICHES CREDO

5. MOSE 26, 3-9

26,1 Wenn du in das Land kommst, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbe geben wird, und es

einnimmst und darin wohnst, 2so sollst du nehmen die Erstlinge aller Feldfrüchte, die du von deinem Lande einbringst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, und sollst sie in einen Korb legen und hingehen an die Stätte, die der HERR, dein Gott, erwählen wird, dass sein Name daselbst wohne, 3und sollst zu dem Priester kommen, der zu der Zeit sein wird, und zu ihm sagen:

Ich bekenne heute dem HERRN, deinem Gott, dass ich gekommen bin in das Land, das der HERR, wie er unsern Vätern geschworen hat, uns geben wollte.4Und der Priester soll den Korb aus deiner Hand nehmen und ihn vor dem Altar des HERRN, deines Gottes, niedersetzen.

5Dann sollst du anheben und sagen vor dem HERRN, deinem Gott: Mein Vater war ein Aramäer, dem Umkommen nahe, und zog hinab nach Ägypten und war dort ein Fremdling mit wenig Leuten und wurde dort ein großes, starkes und zahlreiches Volk.

6Aber die Ägypter behandelten uns schlecht und bedrückten uns und legten uns einen harten Dienst auf. 7Da schrien wir zu dem HERRN, dem Gott unserer Väter. Und der HERR erhörte unser Schreien und sah unser Elend, unsere Angst und Not

8und führte uns aus Ägypten mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm und mit großem Schrecken, durch Zeichen und Wunder,

9und brachte uns an diese Stätte und gab uns dies Land, darin Milch und Honig fließt.

10Nun bringe ich die Erstlinge der Früchte des Landes, das du, HERR, mir gegeben hast.

Jordanquellen

mit Blick auf das

Hermongebirge

2. DER FRUCHTBARE HALBMOND

Wer waren die Sumerer?

Die Sumerer wanderten im Laufe des 4. Jahrtausends v. Chr. in

Mesopotamien ein. Sie prägten die mesopotamische Hochkultur

entscheidend. Aus kleinen Dörfern, die sie zunächst entlang des

Flusses Euphrat erbauten, entstanden große Städte wie Ur, Lagasch

oder Uruk, in denen die Mehrzahl der Menschen lebte. In den großen

Städten errichteten sie Tempelbauten, die sie Zikkurate nannten.

Außerdem entwickelten die Sumerer eine Technik, mit der sie die Felder

künstlich bewässern konnten. Das wurde notwendig, weil die

Bevölkerung immer schneller anwuchs und deshalb mehr

Nahrungsmittel produziert werden mussten. Mit dem

Bewässerungsfeldbau konnte auch in trockenen Gebieten Ackerbau

betrieben werden.

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Sumerer war die

Erfindung der Keilschrift, die als Vorläufer vieler anderer Schriften gilt.

Den Sumerern wird außerdem ein großes Wissen im Bereich der

Astronomie zugeschrieben. Man vermutet, dass sie bereits mehrere

Planeten kannten.

Frühe Berührungen nomadischen Lebens mit den

Hochkulturen im fruchtbaren Halbmond

Jahwe-Tradition

Mose als Bindeglied

Gott der Väter-

Tradition

Abraham als

Urvater

El-Gottheiten

in Kanaan

Zwischen Euphrat und Tigris. Bauern bei der Arbeit mit dem Dreschschlitten

Ackerland am Ufer des Nils, Feld an Feld. In der angrenzenden Wüste die

Stufenpyramide von Sakkara, der erste große Steinbau in der Geschichte des

Menschen, Zeichen für die Ewigkeit, die das Denken und Kulturschaffen der Ägypter

so grundlegend geprägt hat

Tausend Kilometer lang ist

das Land, und außer im

Delta nur 2-3 Kilometer

breit – eine empfindliche

Lebensader bis heute!

3. DER TURMBAU ZU BABYLON

Die babylonische Weltkarte ist eine der ältesten

Kartendarstellungen der Menschheit.

Die Existenz eines Turms in Babylon ist seit 1913 archäologisch

nachgewiesen. Es handelt sich um eine Zikkurat in Babylon,

Sargon von Akkad ließ Babylon um 2300 v. Chr. zerstören,

Hammurapi machte es etwa 600 Jahre später zur Hauptstadt

des Babylonischen Reiches. Er erhob den Stadtgott Marduk

(Altes Testament: Merodach) zur höchsten Gottheit des

babylonischen Reichs.

Erstmals wird die Zikkurat unter dem Namen Etemenanki

(sumerisch: Haus des Himmelsfundaments auf der Erde) in

den Annalen des assyrischen Königs Sanherib urkundlich

erwähnt, der 689 v. Chr. die Stadt und den Tempel zerstörte.

v. Chr.) begannen mit dem Wiederaufbau, wie Inschriften im

Fundament belegen.

Nach der Befreiung von der assyrischen Herrschaft setzte der

neubabylonische Herrscher Nabopolassar den Ausbau der

Anlage fort, sein Sohn Nebukadnezar II. (604–562 v. Chr.)

vollendete ihn.

Das Wahrzeichen der Stadt Ur, untere von ursprünglich 3 Plattformen des

Stufenturms, an dessen Fuß sich der Tempel des Mondgottes und auf der Spitze ein

weiteres Heiligtum befand.

Zikkurat von Ur – Hintergrund der Sage vom Turmbau zu Babel (Babylon)

Es könnte ein „Garten“ sein, der „östlich von Eden“ liegt, sumerisch: „östlich der

Wüste“

Schilfhütten wie vor 3000 Jahren. Wo früher Ur lag, dehnt sich heute

eine Landschaft aus Seen und Dattelpalmen

Rollsiegel um 3000 v. Chr. – urtümliches Schilfhaus wie im Gilgamesch-Epos,

wie die Göttin „durch die Schilfwand“ zu Utnapischtim spricht

4. DIE EPOCHE DER MÜTTER

Göttin, 3000 v. Chr.,

mit Schlangenkrone,

umgeben von

Sternen,

repräsentiert Umlauf

des Mondes:

Vollmond links,

Halbmond rechts,

mit Vasen, aus dem

Wasser fließt –

Symbol nicht

versiegender

Lebenskraft

Epoche der Mütter,

beginnend mit der

Seßhaftigkeit vor

15000 bis 12000

Jahren

Muttergottheit von Samarra,

7000 v. Chr.

Altbabylonisches Geburtshilferitual

Die Göttin riefen sie (die Götter), die Mutter,

die Hilfe der Götter, die weise Mami;

Du bist der Mutterschoß,

Der Menschen zu schaffen vermag

Existenzielle Vergegenwärtigung des Schöpfungsgeschehens, so auch

bei der Bedrohung durch die Flut, beim babylonischen Neujahrsfest

als kultische Versicherung für den Fortbestand der Weltordnung und

Bannung des stets gegenwärtigen und bedrohlichen Chaos

Ninchursanga, Urgöttin der

Sumerer, segnend

stehend, daneben

Elementarwesen, halb Tier,

halb Mensch, wie „Enkidu“

im Gilgamesch-Epos,

berührt schützend

Dattelpalme, Zeichen der

Fruchtbarkeit der Erde und

der Nachkommenschaft

Grundstein mit Loch

für Befestigung an der

Erde als der

„Urmutter“.

Frauengestalt, Symbol

für die große Mutter als

Repräsentantin der

Erde und der Stadt,

befriedet Löwen und

garantiert Ordnung,

indem sie die Gefahren

bannt und segnet.

Rinder finden Nahrung

am Baum des Lebens.

Vorstellung früher

Ackerbauvölker vom

weiblichen Wesen der

Stadt, der Macht und

des Rechts

Quell- oder Flussgöttin

Anfang des 2. Jahrtausends

v. Chr. – Krug als Symbol

der Quelle des Lebens,

repräsentiert Fruchtbarkeit

der Felder, die aus Euphrat

und Tigris bewässert

werden müssen.

Die Gestalt des Königs

Gudea von Lagasch um

2150 v. Chr., zeigt, wie das

weibliche Symbol des Krugs

mit der segnenden Quelle in

patriarchaler Zeit von den

Männern usurpiert wurde.

Sie wollen selbst sein, was

früher die Mütter waren:

Geber des Lebens

Eine Frau pflanzt

kleinen Baum am

Stamm des

großen, sichert

den Fortbestand

Lebens.

Der Lebensbaum

ist zugleich

Symbol der

Weisheit.

Die Schlange im

Schoß der Frau

vergegenwärtigt

die Erdmutter, die

das alles gibt.

Da schickte Gott der Herr den Menschen aus dem Garten Eden, damit er den

Erdboden bebaue, von dem er genommen war. Er trieb den Menschen hinaus, und

gab den Cheruben Befehl, sich zu lagern östlich dem Garten Ede mit dem

flammenden blitzenden Schwert, den Weg zu bewachen zum Baum des Lebens.“

(1. Mose 3)

Der Baum in der Mitte des Gartens

(das heißt der Kultort der großen

Mutter) wird zur verbotenen Zone,

d.h. der Mensch darf nicht mehr am

Mutter-Gottes-Kult teilnehmen.

Noch die Propheten im 7. Jh. geißeln,

dass die Frauen Israels den großen

Müttern „unter jedem grünen Baum“

opfern.

Zur Uminterpretation im Übergang zur

Zeit der Patriarchen (mit ihrem

nomadischen Ursprung) gehört auch,

dass die Schlange (in ihrer Herkunft

nach aus der matriarchalischen

Ackerbaukultur) zum Symbol des

Bösen wird.

5. BABEL UND BIBEL

Was ist eigentlich ein Mythos?

Aufgabe des Mythos ist es, der Welt einen Sinn zu geben.

Mythen waren und sind eine oft geheimnisvolle und

faszinierende Deutung der Welt und unseres Daseins. Sie

sollten allerdings nicht wörtlich genommen, sondern in ihrer

Symbolsprache wahrgenommen werden. Der Mythos gilt als

bildhafte und poetische Darstellung einer umfassenden

Wahrheit, die über den menschlichen Verstand hinausweist.

Mythos als Schlüssel zu einem tieferen Existenzverständnis

und zu dem, was die Welt im Innersten zusammenhält.

„Mythos ist die geheime Öffnung, durch welche die Energien

des Kosmos in die menschliche kulturelle Manifestation

strömen.“ (Josef Campbell)

Mythologische Überlieferungen, die die Stämme

in Ägypten kennenlernen, mit denen sie nach der

Landnahme in Berührung kommen bzw. mit

denen sich die Exulanten in Babylon

auseinandersetzen:

Atrachasis-Epos

Ennuma-elisch-Epos

Gilgamesch-Epos

ATRACHASIS-EPOS

Es handelt sich um ein akkadisches Epos aus dem 18. Jh. v.

Chr. Die Geschichte handelt vom Streit unter den hohen und

niederen Göttern, als diese noch wie die Menschen arbeiten

mussten. Darauf ließ der höchste Gott Enlil die Muttergöttin

rufen und verlangte, dass diese den Menschen erschafft, um

den Göttern die Arbeit abzunehmen und sie zu ernähren.

Als sich die Menschen stark vermehren, beschließt Enlil, die

Menschen zu vernichten, da sie ihm zu viel Lärm machen.

Der menschenfreundliche Gott Enki aber warnt den Priester

Atrachasis und hält ihn dazu an, ein Boot zu bauen, um die

große Flut zu überstehen. Der Mythos gehört in die Reihe der

vielen altorientalischen Sintflutgeschichten.

ENUMA ELISCH – „ALS OBEN DER HIMMEL

NOCH NICHT GENANNT WAR"

Enuma Elisch wird der babylonische Schöpfungsmythos

genannt (9.-2. Jh. v.Chr.). Er schildert die uranfängliche

Götterwelt als Theogonie. Aus dem Kampf der Götter geht

schließlich die Welt hervor und der über die Chaosgöttin

Tiamat siegreiche Gott Marduk übernimmt die Führung im

Pantheon. Er ist der Hauptgott des babylonischen Reiches.

Marduk erschafft den Menschen, damit sie die Mühsal der

Götter tragen.

Bruchstück einer Tafel des babylonischen Schöpfungsepos Enuma Elisch

aus der Keilschriftbibliothek Assurbanipals in Ninive.

Der Reichsgott Marduk

steht auf einem gehörnten

Mischwesen als

Postamenttier (Rollsiegel;

Babylon; 850-820 v. Chr.).

Siegreicher Gott über dem Schlangendrachen, der die Chaosmächte

symbolisiert (neuassyrisches Rollsiegel; 900-700 v. Chr.)