Post on 26-Mar-2021
GENESIS 1-11
Akademie am Vormittag
Inhalt:
1. Nomadische Kultur
2. Der fruchtbare Halbmond
3. Der Turmbau zu Babylon
4. Die Epoche der Mütter
5. Babel und Bibel
6. Leiharbeit im Garten Eden
7. Schöpfungsvorstellungen
8. Die Komposition der Urgeschichten
1. NOMADISCHE KULTUR
Brunnen in der syrischen Wüste
Aufbruch einer Familie von
Kleinviehnomaden
Auf dem Weg zum Fest
-
Nomadische Kultur seit
Jahrtausenden
Wadi Taba auf
dem Sinai
Seit
Jahrtausenden
lockt die
Nomaden das
fruchtbare
Niltal, ist die
Wüste zugleich
Rückzugs- und
Fluchtort vor
dem Zugriff der
Pharaonen
Lebensweisen, wie sie
unterschiedlicher nicht
sein können.
Der alte kulturelle
Konflikt fand
Niederschlag in der
Sage von Kain (Hirte)
und Abel (Bauer) in
Genesis 3
Wo der Jordan den See Genezareth
verlässt und das fruchtbare
Jordantal speist; dorthin zogen die
Stämme, aus der Wüste in das
Kulturland, „wo Milch und Honig
fließen“
… und
begegnen dort
einer
Ackerbaukultur,
mit ihren
Göttern,
Jahreszeiten
und Festen.
Aus Nomaden werden
Bauern. Ein langer
Assimilations- und
Lernprozess, der
auch religiös
gedeutet wird:
Das Land der Väter,
das Land, wo Milch
und Honig fließen,
das Land, in das
Mose aus der
Sklaverei führte,
bekommt im
Selbstverständnis
Israels eine
ungemein große
Bedeutung.
KLEINES GESCHICHTLICHES CREDO
5. MOSE 26, 3-9
26,1 Wenn du in das Land kommst, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbe geben wird, und es
einnimmst und darin wohnst, 2so sollst du nehmen die Erstlinge aller Feldfrüchte, die du von deinem Lande einbringst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, und sollst sie in einen Korb legen und hingehen an die Stätte, die der HERR, dein Gott, erwählen wird, dass sein Name daselbst wohne, 3und sollst zu dem Priester kommen, der zu der Zeit sein wird, und zu ihm sagen:
Ich bekenne heute dem HERRN, deinem Gott, dass ich gekommen bin in das Land, das der HERR, wie er unsern Vätern geschworen hat, uns geben wollte.4Und der Priester soll den Korb aus deiner Hand nehmen und ihn vor dem Altar des HERRN, deines Gottes, niedersetzen.
5Dann sollst du anheben und sagen vor dem HERRN, deinem Gott: Mein Vater war ein Aramäer, dem Umkommen nahe, und zog hinab nach Ägypten und war dort ein Fremdling mit wenig Leuten und wurde dort ein großes, starkes und zahlreiches Volk.
6Aber die Ägypter behandelten uns schlecht und bedrückten uns und legten uns einen harten Dienst auf. 7Da schrien wir zu dem HERRN, dem Gott unserer Väter. Und der HERR erhörte unser Schreien und sah unser Elend, unsere Angst und Not
8und führte uns aus Ägypten mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm und mit großem Schrecken, durch Zeichen und Wunder,
9und brachte uns an diese Stätte und gab uns dies Land, darin Milch und Honig fließt.
10Nun bringe ich die Erstlinge der Früchte des Landes, das du, HERR, mir gegeben hast.
Jordanquellen
mit Blick auf das
Hermongebirge
2. DER FRUCHTBARE HALBMOND
Wer waren die Sumerer?
Die Sumerer wanderten im Laufe des 4. Jahrtausends v. Chr. in
Mesopotamien ein. Sie prägten die mesopotamische Hochkultur
entscheidend. Aus kleinen Dörfern, die sie zunächst entlang des
Flusses Euphrat erbauten, entstanden große Städte wie Ur, Lagasch
oder Uruk, in denen die Mehrzahl der Menschen lebte. In den großen
Städten errichteten sie Tempelbauten, die sie Zikkurate nannten.
Außerdem entwickelten die Sumerer eine Technik, mit der sie die Felder
künstlich bewässern konnten. Das wurde notwendig, weil die
Bevölkerung immer schneller anwuchs und deshalb mehr
Nahrungsmittel produziert werden mussten. Mit dem
Bewässerungsfeldbau konnte auch in trockenen Gebieten Ackerbau
betrieben werden.
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Sumerer war die
Erfindung der Keilschrift, die als Vorläufer vieler anderer Schriften gilt.
Den Sumerern wird außerdem ein großes Wissen im Bereich der
Astronomie zugeschrieben. Man vermutet, dass sie bereits mehrere
Planeten kannten.
Frühe Berührungen nomadischen Lebens mit den
Hochkulturen im fruchtbaren Halbmond
Jahwe-Tradition
Mose als Bindeglied
Gott der Väter-
Tradition
Abraham als
Urvater
El-Gottheiten
in Kanaan
Zwischen Euphrat und Tigris. Bauern bei der Arbeit mit dem Dreschschlitten
Ackerland am Ufer des Nils, Feld an Feld. In der angrenzenden Wüste die
Stufenpyramide von Sakkara, der erste große Steinbau in der Geschichte des
Menschen, Zeichen für die Ewigkeit, die das Denken und Kulturschaffen der Ägypter
so grundlegend geprägt hat
Tausend Kilometer lang ist
das Land, und außer im
Delta nur 2-3 Kilometer
breit – eine empfindliche
Lebensader bis heute!
3. DER TURMBAU ZU BABYLON
Die babylonische Weltkarte ist eine der ältesten
Kartendarstellungen der Menschheit.
Die Existenz eines Turms in Babylon ist seit 1913 archäologisch
nachgewiesen. Es handelt sich um eine Zikkurat in Babylon,
Sargon von Akkad ließ Babylon um 2300 v. Chr. zerstören,
Hammurapi machte es etwa 600 Jahre später zur Hauptstadt
des Babylonischen Reiches. Er erhob den Stadtgott Marduk
(Altes Testament: Merodach) zur höchsten Gottheit des
babylonischen Reichs.
Erstmals wird die Zikkurat unter dem Namen Etemenanki
(sumerisch: Haus des Himmelsfundaments auf der Erde) in
den Annalen des assyrischen Königs Sanherib urkundlich
erwähnt, der 689 v. Chr. die Stadt und den Tempel zerstörte.
v. Chr.) begannen mit dem Wiederaufbau, wie Inschriften im
Fundament belegen.
Nach der Befreiung von der assyrischen Herrschaft setzte der
neubabylonische Herrscher Nabopolassar den Ausbau der
Anlage fort, sein Sohn Nebukadnezar II. (604–562 v. Chr.)
vollendete ihn.
Das Wahrzeichen der Stadt Ur, untere von ursprünglich 3 Plattformen des
Stufenturms, an dessen Fuß sich der Tempel des Mondgottes und auf der Spitze ein
weiteres Heiligtum befand.
Zikkurat von Ur – Hintergrund der Sage vom Turmbau zu Babel (Babylon)
Es könnte ein „Garten“ sein, der „östlich von Eden“ liegt, sumerisch: „östlich der
Wüste“
Schilfhütten wie vor 3000 Jahren. Wo früher Ur lag, dehnt sich heute
eine Landschaft aus Seen und Dattelpalmen
Rollsiegel um 3000 v. Chr. – urtümliches Schilfhaus wie im Gilgamesch-Epos,
wie die Göttin „durch die Schilfwand“ zu Utnapischtim spricht
4. DIE EPOCHE DER MÜTTER
Göttin, 3000 v. Chr.,
mit Schlangenkrone,
umgeben von
Sternen,
repräsentiert Umlauf
des Mondes:
Vollmond links,
Halbmond rechts,
mit Vasen, aus dem
Wasser fließt –
Symbol nicht
versiegender
Lebenskraft
Epoche der Mütter,
beginnend mit der
Seßhaftigkeit vor
15000 bis 12000
Jahren
Muttergottheit von Samarra,
7000 v. Chr.
Altbabylonisches Geburtshilferitual
Die Göttin riefen sie (die Götter), die Mutter,
die Hilfe der Götter, die weise Mami;
Du bist der Mutterschoß,
Der Menschen zu schaffen vermag
Existenzielle Vergegenwärtigung des Schöpfungsgeschehens, so auch
bei der Bedrohung durch die Flut, beim babylonischen Neujahrsfest
als kultische Versicherung für den Fortbestand der Weltordnung und
Bannung des stets gegenwärtigen und bedrohlichen Chaos
Ninchursanga, Urgöttin der
Sumerer, segnend
stehend, daneben
Elementarwesen, halb Tier,
halb Mensch, wie „Enkidu“
im Gilgamesch-Epos,
berührt schützend
Dattelpalme, Zeichen der
Fruchtbarkeit der Erde und
der Nachkommenschaft
Grundstein mit Loch
für Befestigung an der
Erde als der
„Urmutter“.
Frauengestalt, Symbol
für die große Mutter als
Repräsentantin der
Erde und der Stadt,
befriedet Löwen und
garantiert Ordnung,
indem sie die Gefahren
bannt und segnet.
Rinder finden Nahrung
am Baum des Lebens.
Vorstellung früher
Ackerbauvölker vom
weiblichen Wesen der
Stadt, der Macht und
des Rechts
Quell- oder Flussgöttin
Anfang des 2. Jahrtausends
v. Chr. – Krug als Symbol
der Quelle des Lebens,
repräsentiert Fruchtbarkeit
der Felder, die aus Euphrat
und Tigris bewässert
werden müssen.
Die Gestalt des Königs
Gudea von Lagasch um
2150 v. Chr., zeigt, wie das
weibliche Symbol des Krugs
mit der segnenden Quelle in
patriarchaler Zeit von den
Männern usurpiert wurde.
Sie wollen selbst sein, was
früher die Mütter waren:
Geber des Lebens
Eine Frau pflanzt
kleinen Baum am
Stamm des
großen, sichert
den Fortbestand
Lebens.
Der Lebensbaum
ist zugleich
Symbol der
Weisheit.
Die Schlange im
Schoß der Frau
vergegenwärtigt
die Erdmutter, die
das alles gibt.
Da schickte Gott der Herr den Menschen aus dem Garten Eden, damit er den
Erdboden bebaue, von dem er genommen war. Er trieb den Menschen hinaus, und
gab den Cheruben Befehl, sich zu lagern östlich dem Garten Ede mit dem
flammenden blitzenden Schwert, den Weg zu bewachen zum Baum des Lebens.“
(1. Mose 3)
Der Baum in der Mitte des Gartens
(das heißt der Kultort der großen
Mutter) wird zur verbotenen Zone,
d.h. der Mensch darf nicht mehr am
Mutter-Gottes-Kult teilnehmen.
Noch die Propheten im 7. Jh. geißeln,
dass die Frauen Israels den großen
Müttern „unter jedem grünen Baum“
opfern.
Zur Uminterpretation im Übergang zur
Zeit der Patriarchen (mit ihrem
nomadischen Ursprung) gehört auch,
dass die Schlange (in ihrer Herkunft
nach aus der matriarchalischen
Ackerbaukultur) zum Symbol des
Bösen wird.
5. BABEL UND BIBEL
Was ist eigentlich ein Mythos?
Aufgabe des Mythos ist es, der Welt einen Sinn zu geben.
Mythen waren und sind eine oft geheimnisvolle und
faszinierende Deutung der Welt und unseres Daseins. Sie
sollten allerdings nicht wörtlich genommen, sondern in ihrer
Symbolsprache wahrgenommen werden. Der Mythos gilt als
bildhafte und poetische Darstellung einer umfassenden
Wahrheit, die über den menschlichen Verstand hinausweist.
Mythos als Schlüssel zu einem tieferen Existenzverständnis
und zu dem, was die Welt im Innersten zusammenhält.
„Mythos ist die geheime Öffnung, durch welche die Energien
des Kosmos in die menschliche kulturelle Manifestation
strömen.“ (Josef Campbell)
Mythologische Überlieferungen, die die Stämme
in Ägypten kennenlernen, mit denen sie nach der
Landnahme in Berührung kommen bzw. mit
denen sich die Exulanten in Babylon
auseinandersetzen:
Atrachasis-Epos
Ennuma-elisch-Epos
Gilgamesch-Epos
ATRACHASIS-EPOS
Es handelt sich um ein akkadisches Epos aus dem 18. Jh. v.
Chr. Die Geschichte handelt vom Streit unter den hohen und
niederen Göttern, als diese noch wie die Menschen arbeiten
mussten. Darauf ließ der höchste Gott Enlil die Muttergöttin
rufen und verlangte, dass diese den Menschen erschafft, um
den Göttern die Arbeit abzunehmen und sie zu ernähren.
Als sich die Menschen stark vermehren, beschließt Enlil, die
Menschen zu vernichten, da sie ihm zu viel Lärm machen.
Der menschenfreundliche Gott Enki aber warnt den Priester
Atrachasis und hält ihn dazu an, ein Boot zu bauen, um die
große Flut zu überstehen. Der Mythos gehört in die Reihe der
vielen altorientalischen Sintflutgeschichten.
ENUMA ELISCH – „ALS OBEN DER HIMMEL
NOCH NICHT GENANNT WAR"
Enuma Elisch wird der babylonische Schöpfungsmythos
genannt (9.-2. Jh. v.Chr.). Er schildert die uranfängliche
Götterwelt als Theogonie. Aus dem Kampf der Götter geht
schließlich die Welt hervor und der über die Chaosgöttin
Tiamat siegreiche Gott Marduk übernimmt die Führung im
Pantheon. Er ist der Hauptgott des babylonischen Reiches.
Marduk erschafft den Menschen, damit sie die Mühsal der
Götter tragen.
Bruchstück einer Tafel des babylonischen Schöpfungsepos Enuma Elisch
aus der Keilschriftbibliothek Assurbanipals in Ninive.
Der Reichsgott Marduk
steht auf einem gehörnten
Mischwesen als
Postamenttier (Rollsiegel;
Babylon; 850-820 v. Chr.).
Siegreicher Gott über dem Schlangendrachen, der die Chaosmächte
symbolisiert (neuassyrisches Rollsiegel; 900-700 v. Chr.)