Aktuelle Entwicklungen in der Trennungs- und ......Hamburg, 13.02.2017 18 • notwendige Bedingungen...

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Aktuelle Entwicklungen in der Trennungs- und Scheidungsforschung in

Deutschland und Europa Vortrag auf der

Ersten Internationalen Fachtagung Kindheits- und Familienwissenschaften

13.-14. Februar 2017, Hamburg

Prof. Dr. Oliver Arránz-Becker (MLU Halle-Wittenberg)

I. Identifikation aktueller theoretischer und empirischer Entwicklungen und Trends in der Familienforschung − thematische Eingrenzung: Trennungs- und

Scheidungsforschung − Fokus auf Europa

II. Desiderate und mögliche zukünftige Entwicklungen

Ziele des Vortrags

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I. Aktuelle theoretische und empirische Entwicklungen und

Trends in der Familienforschung Beispiel: Trennungs- und

Scheidungsforschung

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1. Etablierung von Längsschnittforschung an großen ländervergleichenden Datensätzen

2. Studien zu nichttraditionalen, komplexen Familienformen (z.B. Stieffamilien nach einer elterlichen Scheidung)

3. Erforschung subjektiver Scheidungsursachen aus Sicht der Betroffenen

Aktuelle Trends

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1. Etablierung von Längsschnittforschung an großen ländervergleichenden Datensätzen

2. Studien zu nichttraditionalen, komplexen Familienformen (z.B. Stieffamilien nach einer elterlichen Scheidung)

3. Erforschung subjektiver Scheidungsursachen aus Sicht der Betroffenen

Aktuelle Trends

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1. Einfluss des Bildungsniveaus auf das Scheidungsrisiko

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Bildungsniveau (soz. Merkmal)

Scheidungsrisiko (demogr. Zielgröße)

?

2. Unabhängigkeit vom Partner

(„Unabhängigkeitseffekt“)

+ +

1. ökonomisches / kulturelles Kapital

(„Einkommenseffekt“) + –

• These: Mit zunehmendem Modernisierungsgrad der Gesellschaft wird der (destabilisierende) Unabhängigkeitseffekt der Bildung der Frau auf das Scheidungsrisiko allmählich zu einem (stabilisierenden) Einkommenseffekt − d.h. Ehen höher gebildeter Frauen sind heute in vielen

Ländern stabiler als die weniger gebildeter Frauen − veränderte „Beziehungslogiken“: sinkende Heiratsneigung,

Liberalisierung des Ehe- und Scheidungsrechts, abnehmende Spezialisierung bei der Erwerbsarbeitsteilung in Ehen

Fazit: Wandel des Bildungseffekts verrät etwas über gesellschaftlichen Wertewandel (veränderte Heiratsmotive und normative Erwartungen)

Historischer Wandel des Bildungseffekts (Härkönen & Dronkers 2006)

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1. Etablierung von Längsschnittforschung an großen ländervergleichenden Datensätzen

2. Studien zu nichttraditionalen, komplexen Familienformen (z.B. Stieffamilien nach einer elterlichen Scheidung)

3. Erforschung subjektiver Scheidungsursachen aus Sicht der Betroffenen

Aktuelle Trends

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2. Komplexe Familienformen

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2. Komplexe Familienformen

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2. Demographischer Wandel und Generationensolidarität

Demographischer Wandel: • hohe Scheidungsraten • hohe Lebenserwartung

differentielle Solidarität gegenüber leiblichen vs. nichtleiblichen Kindern

„Generationen- verhältnisse“

komplexe Familienstrukturen

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Bedeutung biologischer Elternschaft

selektive elterliche Investitionen

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Makroebene (Gesellschaft)

Mikroebene (Individuen)

Mesoebene (Familien)

Design des Deutschen Familienpanels (Pairfam)

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Vater

Anker

„Fokuskind“

Partner

Mutter

M

Vater Mutter Stiefvater Stiefmutter

V M M M V V V

Kind 2 Kind 3 Kind 4

hierarchische Datenstruktur:

1) N = 11.746 (Stief-) Eltern-Kind-Beziehungen

2) N = 4.957 (Stief-)Eltern 3) N = 3.115 Familien

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= berichtet über… = Befragte/r = Person, über die NUR von anderen Auskunft erteilt wird

Elternteile mit leiblichen und Stiefkindern (n=746): Vorteil biologischer Kinder

010

2030

40P

erce

nt

-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4Stepgap: Closeness (bio - step)

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Gleiche durchschnittliche emotionale Nähe zu

leiblichen und Stiefkindern (ca. ein Drittel)

Relative Bevorzugung von

Stiefkindern (ca. 1/6)

Relative Bevorzugung

leiblicher Kinder (ca. 50%)

Quelle: Arránz Becker et al. (2013), Daten: Deutsches Beziehungs- und Familienpanel pairfam

Einfluss der Dauer der Eltern-Kind-Beziehung

00,10,20,30,40,50,60,70,80,9

1

kurz (- 1 SD) mittel lang (+1 SD)

Beziehungsdauer

"Vorteil" leiblicher Kinder (Kontrast: Nähe zu leibl. Kind-Nähe zu Stiefkind)

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1. Etablierung von Längsschnittforschung an großen ländervergleichenden Datensätzen

2. Studien zu nichttraditionalen, komplexen Familienformen (z.B. Stieffamilien nach einer elterlichen Scheidung)

3. Erforschung subjektiver Scheidungsursachen aus Sicht der Betroffenen

Aktuelle Trends

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• neuere, teils qualitative Studien mit offenen Fragen zu subjektiven Scheidungsursachen

• exemplarische Befunde: − teils Bestätigung quantitativer Untersuchungen (z.B. Arránz Becker

& Lois 2010), z.B. Diskrepanzen in Einstellungen und Lebensstilen (Bodenmann et al. 2002)

− teils komplementäre Ergebnisse, z.B. Untreue oder Alkoholprobleme (Amato & Rogers 1997)

− in der Regel keine Reflexion der Betroffenen über sozialstatistische Risikofaktoren (z.B. Unabhängigkeitseffekt des Humankapitals)

Fazit: sozialstatistische und subjektivistische Scheidungsursachenforschung können sich gegenseitig ergänzen

3. Subjektive Scheidungsursachen

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II. Desiderate und mögliche zukünftige Entwicklungen

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1. Warum wirken sich die bekannten Einflussfaktoren auf das Scheidungsrisiko aus? (vermittelnde soziale Mechanismen)

2. Wie wirken soziale Umwelten auf individuelles demographisches Handeln? (soziale Kontexteffekte)

3. Inwieweit lassen sich frühere Befunde auf neuere Partnerschafts- und Familienformen übertragen? (Diversität von Familie)

Mögliche zukünftige Fragestellungen und Herausforderungen

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• notwendige Bedingungen für die Erforschung sozialer Mechanismen: 1. hinreichende Befundlage zu Einflussfaktoren 2. theoretische Argumente für Mechanismen und deren

Wirkungsweise (positiv/negativ) 3. Vorhandensein empirischer Daten zu postulierten Mechanismen

1. Kausal vermittelnde „soziale Mechanismen“ (Hedström & Swedberg 1996)

Einflussfaktor (z.B. Heiratsalter)

Ergebnis demograph. Handelns (z.B. Scheidung)

Mechanismen (z.B. „Reife“, Match)

+ –

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Region, „Kultur“

soziale Netzwerke

Haushalt/Familie

2. Der Einfluss sozialer Nahumwelten

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Partnerschaft

Einflussmechanismen sozialer Nahumwelten auf demographisch relevantes Handeln: 1. Sozialkapital:

a. Information b.materielle Ressourcen c. immaterielle Unterstützung

2. Normative Funktion: a. internalisierte Werte b. sozialer Druck

3. Diversität von Familie

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Herzlichen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit!

Kontakt: oliver.arranz-becker@soziologie.uni-halle.de

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