Post on 24-Jul-2016
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Die untere Surselva beherbergt eine der eindrücklichsten Schluchtlandschaften der Schweiz :
die Ruinaulta, oder Rheinschlucht. Am Grund des über 12 Kilometer langen Einschnitts
durchfliesst der Vorderrhein als blaugrünes, mäandrierendes Band eine natürliche Auenland-
schaft.
An den Seiten der schmalen, unberührten Fluss- und Auenstreifen ragen bis zu 300 Meter
hohe, weisslich hellgraue Steilwände empor. Die nackten Erosionshänge sind zum Teil mit
bizarr geformten Erdpfeilern durchsetzt. In weniger aktiven Zonen wachsen Pionierpflanzen
und in stabilen Bereichen Fichten- und Föhrenwälder.
Über dem stark eingetieften Lauf des Vorderrheins und seiner Zuflüsse finden sich beidseits
der Schlucht strukturreiche Waldplateaus. Sie bilden einen starken topografischen und farbli-
chen Kontrast zu den hellen, steilen Hängen des Einschnitts. Von besonderer Schönheit sind
die Flimser Wälder auf der linksufrigen Terrasse : Riesige, zum Teil mit Bäumen bewachsene
Felsblöcke sind im Wald verteilt. In einer grösseren Senke schimmert der malerische Lag la
Cauma, ein von Grundwasseraufstössen gespeister See. Sein heller Kalkuntergrund lässt das
Wasser je nach Lichteinfall türkisblau und smaragdgrün erscheinen.
Die Rheinschlucht ein beliebtes Ausflugsziel : Die Durchquerung der Schlucht mit der
Rhätischen Bahn oder der Blick von der oberen Hangkante in die Tiefe des «Canyons» sind
besonders eindrücklich.
Auslöser für die Entstehung der Rheinschlucht war der grösste Bergsturz im gesamten
Alpenraum : Vor 9500 Jahren donnerten aus den Hängen oberhalb von Flims 8 bis 9 km3 zu
Tal. Die Felsmassen überdeckten den Talboden mehrere 100 Meter hoch. Dadurch wurde
der Vorderrhein zum Ilanzersee aufgestaut, dessen höchster Seespiegel mehr als 250 Meter über
dem heutigen Niveau des Talbodens lag. In mehreren plötzlichen Durchbrüchen und durch
steten Abtrag hat der Vorderrhein dann im Laufe der Zeit die Schlucht in ihrer heutigen Form
geschaffen – und gestaltet sie durch die anhaltende Erosion weiter und weiter.
Wilde Wasser, weisse Wände – die Rheinschlucht
1902 Ruinaulta
Der Vorderrhein hat sich tief in die Bergsturzmasse eingeschnit-
ten. Hell leuchtet die aktive Erosionsflanke «Las Ruinas sut
Crestaulta».
Wechselnde Kiesbänke am Grund der Rheinschlucht.
Nachfolgende Doppelseite : Ästhetischer Zerfall: Wasser, Frost,
Wind und Schwerkraft schaffen faszinierende Formen.