Post on 22-Jan-2018
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Ein Sortierungsversuch
Andreas Vohns
Institut für Didaktik der MathematikAlpen-Adria Universität Klagenfurt
GDM Jahrestagung, 11.03.2016
Tripelfugen sind dreistimmig aus drei gleichwertigenThemen, vor allem linear entwickelt – eigenständig,manchmal gegenläufig und doch ein Ganzes bildend.Das bedeutet nicht nur Wohlklang = Harmonie,sondern auch Irritation = Dissonanz.Erst dadurch wird das Projekt spannend, fördert Neugier,Aufmerksamkeit und Resonanz.
http://www.lohmart.eu/html/tripelfuge.html
GDM Jahrestagung 2016 3
Tripelfuge: Bildung, Standards, zentrale Prüfungen
Präludium & ExpositionMotivationExposition: Themen
1. VariationAllgemeinbildung und Zentralmatura
2. VariationBildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP)
3. VariationMathematical Literacies (WIP)
Postludium
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 4
Falsche Dichotomien
(01.03.2015)
„Man muss nur noch wissen, wo es steht“ Statt Inhaltenvermitteln Schule und Hochschule nur noch Kompetenzen.Wer Lesen und Texte verstehen kann, hat Hochschulreife.
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 4
Falsche Dichotomien
(01.03.2015)
„Man muss nur noch wissen, wo es steht“ Statt Inhaltenvermitteln Schule und Hochschule nur noch Kompetenzen.Wer Lesen und Texte verstehen kann, hat Hochschulreife.
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 5
Falsche Dichotomien
Grundbildung / Literacy Allgemeine Menschenbildung
Pragmatisch Emphatisch
Kompetenzen Wissen
Überfachlichkeit Fachlichkeit
Utilitarismus Zweckfreiheit
Egalitär Elitär
Nivellierung Differenzierung
Anpassung Aufklärung
Verpflichtung Freiraum
Accountability Autonomie
Employability Selbstformung
Neoliberale Agenda Statuspanik der Mittelschicht
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 6
Rekurs: Klafki (1985)
Traditionelle Bildungsdiskussion (18./19. JHD) geprägt durch
1. „Formatio“ als Komplementarität vonÉ Selbst-Formung des MenschenÉ An-Formung an die Gesellschaft
2. Inkongruente HintergrundtheorienÉ Christentum (Vorbild Gott)É Aufklärung (Vertrauen in Ratio)É Idealismus (das Wahre, Gute und Schöne)É Humanismus (Menschwerdung des Menschen)É Klassizismus (Fetisch Antike)
3. Widerspruch Ideale vs. Realitäten (Schleiermacher, Pestalozzi)É Gleichheit als Voraussetzung und Ziel von BildungÉ Radikaldemokratisch, egalitäre Programmatik (Pestalozzi)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 6
Rekurs: Klafki (1985)
Traditionelle Bildungsdiskussion (18./19. JHD) geprägt durch
1. „Formatio“ als Komplementarität vonÉ Selbst-Formung des MenschenÉ An-Formung an die Gesellschaft
2. Inkongruente HintergrundtheorienÉ Christentum (Vorbild Gott)É Aufklärung (Vertrauen in Ratio)É Idealismus (das Wahre, Gute und Schöne)É Humanismus (Menschwerdung des Menschen)É Klassizismus (Fetisch Antike)
3. Widerspruch Ideale vs. Realitäten (Schleiermacher, Pestalozzi)É Gleichheit als Voraussetzung und Ziel von BildungÉ Radikaldemokratisch, egalitäre Programmatik (Pestalozzi)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Präludium & Exposition Motivation GDM Jahrestagung 2016 6
Rekurs: Klafki (1985)
Traditionelle Bildungsdiskussion (18./19. JHD) geprägt durch
1. „Formatio“ als Komplementarität vonÉ Selbst-Formung des MenschenÉ An-Formung an die Gesellschaft
2. Inkongruente HintergrundtheorienÉ Christentum (Vorbild Gott)É Aufklärung (Vertrauen in Ratio)É Idealismus (das Wahre, Gute und Schöne)É Humanismus (Menschwerdung des Menschen)É Klassizismus (Fetisch Antike)
3. Widerspruch Ideale vs. Realitäten (Schleiermacher, Pestalozzi)É Gleichheit als Voraussetzung und Ziel von BildungÉ Radikaldemokratisch, egalitäre Programmatik (Pestalozzi)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Präludium & Exposition Exposition: Themen GDM Jahrestagung 2016 7
Exposition
Thema/These 1:Weil es den einen Bildungsbegriff, das eine Bildungskonzept niegegeben hat, folglich nicht die eine universelle Bildungstraditiongibt, ist es müßig, den Bruch mit einer solchen Tradition oder diekonsequente Weiterentwicklung eines solchen Konzepts sensuoriginali zu behaupten.
Thema/These 2:Es ist unredlich und gleichsam leer, das Ideal einer Bildung gegendie Realisierung einer anderen Bildung ausspielen zu wollen.
Thema/These 3:Gut gemeint ist nicht gut gemacht und konzeptionelle Überlegungenkönnen prinzipiell nicht von der Verantwortung für ihre faktischenRealisierungen entbunden werden.
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Präludium & Exposition Exposition: Themen GDM Jahrestagung 2016 7
Exposition
Thema/These 1:Weil es den einen Bildungsbegriff, das eine Bildungskonzept niegegeben hat, folglich nicht die eine universelle Bildungstraditiongibt, ist es müßig, den Bruch mit einer solchen Tradition oder diekonsequente Weiterentwicklung eines solchen Konzepts sensuoriginali zu behaupten.
Thema/These 2:Es ist unredlich und gleichsam leer, das Ideal einer Bildung gegendie Realisierung einer anderen Bildung ausspielen zu wollen.
Thema/These 3:Gut gemeint ist nicht gut gemacht und konzeptionelle Überlegungenkönnen prinzipiell nicht von der Verantwortung für ihre faktischenRealisierungen entbunden werden.
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Präludium & Exposition Exposition: Themen GDM Jahrestagung 2016 7
Exposition
Thema/These 1:Weil es den einen Bildungsbegriff, das eine Bildungskonzept niegegeben hat, folglich nicht die eine universelle Bildungstraditiongibt, ist es müßig, den Bruch mit einer solchen Tradition oder diekonsequente Weiterentwicklung eines solchen Konzepts sensuoriginali zu behaupten.
Thema/These 2:Es ist unredlich und gleichsam leer, das Ideal einer Bildung gegendie Realisierung einer anderen Bildung ausspielen zu wollen.
Thema/These 3:Gut gemeint ist nicht gut gemacht und konzeptionelle Überlegungenkönnen prinzipiell nicht von der Verantwortung für ihre faktischenRealisierungen entbunden werden.
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 8
Bildung von Individuum und Gesellschaft
Bildung ist die selbstreflexive Gestaltungvon Individuen und Kollektivenin wechselseitiger Bezugnahme
Fischer (2012a)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 9
Fächerorientierte Allgemeinbildung:Entscheidungskompetenz und Kommunikationsfähigkeit
Mathematik
Wozu Modellieren? Position 3: Fischer
9
Was soll man (im Prozess der Bildung) getan haben?vs.Was soll (als Ergebnis des Prozesses) über bleiben?
Expertenausbildung
GrundwissenBegriffe, Konzepte,
Darstellungen
ExpertenausbildungOperatives
Wissen und KönnenGenerierung von Wissen, Problemlösung, Beweise
Reflexion(swiss)enBedeutung/Grenzen von
Begriffen/Methoden
Allgemeinbildung
Fischer (2001, 2012b)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 10
Grundbildungsspektrum (= Kompetenzspektrum(?))
im Detail festlegbar offen
Grundwissen operatives Wissen und Können Reflexion
WissenFertigkeitenKulturtechniken
Anwendung (kreative)Problemlösung
KritikBewertung
messbarprüfbar
nichtmessbar
nichtprüfbar
Fischer (2009, 2012a) bzw. Peschek (2009)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 11
Bildung von Individuum und Gesellschaft
É Bildung als Aushandlung von Bildung
É Zentrale Vorgaben sind wichtigÉ Widerstand ist erwünscht
É mehr VerbindlichkeitenÉ mehr Freiraum
Fischer (2012a)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 11
Bildung von Individuum und Gesellschaft
É Bildung als Aushandlung von Bildung
É Zentrale Vorgaben sind wichtigÉ Widerstand ist erwünscht
É mehr VerbindlichkeitenÉ mehr Freiraum
Fischer (2012a)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
1. Variation Allgemeinbildung und Zentralmatura GDM Jahrestagung 2016 11
Bildung von Individuum und Gesellschaft
É Bildung als Aushandlung von Bildung
É Zentrale Vorgaben sind wichtigÉ Widerstand ist erwünscht
É mehr VerbindlichkeitenÉ mehr Freiraum
Fischer (2012a)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 12
Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP)
Baumert (2002)Deutschland im internationalen Bildungsvergleich
Messner (2003)PISA und Allgemeinbildung
Tenorth (2004)Stichwort: „Grundbildung“ und „Basiskompetenzen“
Benner (2005)Schulische Allgemeinbildung versus allgemeineMenschenbildung?
Koch (2004)Allgemeinbildung und Grundbildung, Identität oderAlternative?
Ladenthin (2002)Bildung als Aufgabe der Gesellschaft: Prinzpien derBildungsplanung nach PISA
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 12
Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP)
Baumert (2002)Deutschland im internationalen Bildungsvergleich
Messner (2003)PISA und Allgemeinbildung
Tenorth (2004)Stichwort: „Grundbildung“ und „Basiskompetenzen“
Benner (2005)Schulische Allgemeinbildung versus allgemeineMenschenbildung?
Koch (2004)Allgemeinbildung und Grundbildung, Identität oderAlternative?
Ladenthin (2002)Bildung als Aufgabe der Gesellschaft: Prinzpien derBildungsplanung nach PISA
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 13
Schulische Allgemeinbildung versus allgemeineMenschenbildung?
1. Zwischen schulischer Grundbildung und allgemeinerMenschenbildung ist so zu unterscheiden, dass erstere aufGrundlegendes, Notwendiges und Unentbehrliches konzentriert,letztere hingegen auch auf Bildungsprozesse außerhalb undjenseits der Schule ausgelegt wird.
2. Es gibt durchaus die Gefahr einer Beschädigung allgemeinerMenschenbildung durch Schulbildung.
3. Umgekehrt: Auch grundlegende Schulbildung kann durchKonzepte allgemeiner Menschenbildung beschädigt werden.Dies ist immer dann der Fall, wenn [. . . ] es zu einerÜberdehnung der Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzenschulischer Bildung kommt.
Benner (2005)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 13
Schulische Allgemeinbildung versus allgemeineMenschenbildung?
1. Zwischen schulischer Grundbildung und allgemeinerMenschenbildung ist so zu unterscheiden, dass erstere aufGrundlegendes, Notwendiges und Unentbehrliches konzentriert,letztere hingegen auch auf Bildungsprozesse außerhalb undjenseits der Schule ausgelegt wird.
2. Es gibt durchaus die Gefahr einer Beschädigung allgemeinerMenschenbildung durch Schulbildung.
3. Umgekehrt: Auch grundlegende Schulbildung kann durchKonzepte allgemeiner Menschenbildung beschädigt werden.Dies ist immer dann der Fall, wenn [. . . ] es zu einerÜberdehnung der Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzenschulischer Bildung kommt.
Benner (2005)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
2. Variation Bildung, Allgemeinbildung, Grundbildung (WIP) GDM Jahrestagung 2016 13
Schulische Allgemeinbildung versus allgemeineMenschenbildung?
1. Zwischen schulischer Grundbildung und allgemeinerMenschenbildung ist so zu unterscheiden, dass erstere aufGrundlegendes, Notwendiges und Unentbehrliches konzentriert,letztere hingegen auch auf Bildungsprozesse außerhalb undjenseits der Schule ausgelegt wird.
2. Es gibt durchaus die Gefahr einer Beschädigung allgemeinerMenschenbildung durch Schulbildung.
3. Umgekehrt: Auch grundlegende Schulbildung kann durchKonzepte allgemeiner Menschenbildung beschädigt werden.Dies ist immer dann der Fall, wenn [. . . ] es zu einerÜberdehnung der Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzenschulischer Bildung kommt.
Benner (2005)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
3. Variation Mathematical Literacies (WIP) GDM Jahrestagung 2016 14
Mathematical Literacies (WIP)
Mathematical literacy by
É progressivemathematization andtheorizing mathematics
É teaching modelling andapplications
É using mathematics as ameans for social critique
É using ethnomathematicsas cultural critique
É analyzing and evaluatingthe social use ofmathematics
Gellert, Jablonka, Keitel (2001)
Mathematical literacy for
É developing human capital
É cultural identity
É social change
É environmental awareness
É evaluating mathematics
Jablonka (2003)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
3. Variation Mathematical Literacies (WIP) GDM Jahrestagung 2016 14
Mathematical Literacies (WIP)
Mathematical literacy by
É progressivemathematization andtheorizing mathematics
É teaching modelling andapplications
É using mathematics as ameans for social critique
É using ethnomathematicsas cultural critique
É analyzing and evaluatingthe social use ofmathematics
Gellert, Jablonka, Keitel (2001)
Mathematical literacy for
É developing human capital
É cultural identity
É social change
É environmental awareness
É evaluating mathematics
Jablonka (2003)
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Postludium GDM Jahrestagung 2016 15
Postludium
Nur zwei fromme Wünsche
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen
Postludium GDM Jahrestagung 2016 15
Postludium
Nur zwei fromme Wünsche
Bildung – Standards – Zentrale Prüfungen