Post on 19-Aug-2019
1 Einleitung
Die Basis für die Nachhaltigkeit aller forstlicherAktivitäten und ihrer Auswirkungen liegt vor allemin der richtigen Auswahl oder im gesteuertenAufkommen des natürlichen und angepasstenReproduktionsmaterials. Ein Einblick in die Fachli-
teratur, zeigt dass seit Mitte des 19. Jahrhunderts(VANSELOW, 1949) dieser Forschungsbereich einambitioniertes Thema für alle am Waldbau Interes-sierten ist, wobei bis vor kurzem ausschließlich dieWaldsamen in Menge und Qualität als Objekt derBegierde im Mittelpunkt standen und eine umfas-sende Kausalanalyse aufgrund fehlender objektiverBlühdaten nicht möglich war.
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Blüh- und Fruktifikationsverhalten der Waldbäume
R. LITSCHAUER
Institut für Waldbau, Forstliche Bundesversuchsanstalt, Wien
Kurzfassung: Im Rahmen eines langfristigen Projektes der Forstlichen Bundesversuchsanstalt zur Abschät-zung und Dokumentation der Reproduktionsvorgänge im Wald werden in bestimmten Beständen und aufSaatgutplantagen Blühverläufe der anemogamen Baumarten seit 1989 mit Pollenfallen erhoben sowie anidenten und auch an wenigen anderen Orten die Samenproduktion der Hauptbaumarten erfasst. NachBeschreibung der wesentlichen blühbestimmenden Faktoren wird auf die in der Waldforschung nahezu inVergessenheit geratenen Möglichkeiten der Erfassung und auf die Adaptierung von Erhebungsmethodeneingegangen. Die Darstellung und Diskussion von Zwischenergebnissen berücksichtigt vor allem das Repro-duktionsverhalten der Hauptbaumarten Fichte, Tanne, Buche und Lärche der letzten zehn Jahre (1989-1999).Erstmalig kann das unterschiedliche, höhenstufenabhängige Blühverhalten am Beispiel der Baumarten Fichteund Lärche dargestellt werden, womit eine Zeitverschiebung des Blühmaximums von einer Woche für 200Höhenmeter nachgewiesen ist. Als Einfluss von Witterungserscheinungen auf das Blühverhalten derBaumarten Erle und Lärche, wie milde Winter mit Spätwintereinbrüchen im März/April wird eine Begünsti-gung der frühblühenden Baumarten Hasel und Erle sowie die negative Auswirkung auf Tieflagenlärche undUlmen festgestellt. Als Hauptergebnis der bisherigen Untersuchungen kann die empirisch gewonneneErkenntnis über das Verhältnis von Blühintensität zur Samenproduktion am Beispiel der Buchenuntersu-chung im Lehrforst „Rosalia“ gesehen werden, wodurch von Pollenwerten ausgehend auf eine potentielleFruktifikation geschlossen werden kann.
Schlüsselworte: Blühverhalten, Pollen, Fruktifikation, Klima, Saatgutproduktion und –Prognose
Abstract. [Flowering and seed production of forest trees.] A longterm project of the Federal Forest ResearchCentre Vienna deals with progresses of reproduction in a new way: in seed orchards as well as in differentforest stands since 1989 flowering and seed production processes are investigated. Due to the anemophily ofmost tree species it is possible to determine beginning, intensity and duration of flowering using simple pollencounts according to an objective method. Furthermore, the quantity and quality of seed production of ourmain tree species in individual sample plots are assessed by use of seed collectors. Essential flowering factorsare cited for a wide audience and the special methods of this research are described. First results after ten years(1989-1999) are represented and discussed, concerning especially spruce, silver fir, beech and larch. For thefirst time the different behaviour in flowering for different altitudes is shown as example with larch andspruce. The influence of weatherconditions on flowering of alder and larch , such as soft wintertemperatureswith later following frost and snow in march, is discussed. The results proof a promotion of hazel and alder onone side, bad effects in low altitude standings of larch and elms on the other side. As main result of this rese-arch the empirical cognition about the proportion of flowering intensity to seed production is to be seen in theexamination of beech reproduction in the university forest „Rosalia“, thereby a potential fruit production ispredictable by knowing the pollen quantity.
Keywords: Flowering, pollen, fructification, meteorological conditions, seed production and -forecasting
Im Rahmen eines langjährigen FBVA-Projektes„Untersuchungen der Reproduktionsfähigkeit desWaldes“ werden am Institut für Waldbau Quantitätund Qualität der jährlich anfallenden Pollen- undSamenproduktion bestimmter Baumarten aufverschiedenen Waldstandorten erfasst mit der Zielsetzung,uPeriodizität von Blüte und/oder Fruktifikation der
einzelnen Baumarten,uden Bezug auf Standortsfaktoren (Wuchsgebiet,
Höhenstufe) undudie Abhängigkeit und Auswirkungen von
Klimafaktoren sowieuZusammenhänge zwischen Pollen- und Samen-
produktion,zu erforschen, dokumentieren und kurz- bis mittel-fristige Prognosen zu erstellen.
Mit den dadurch erzielbaren neuen Erkenntnissensollten einerseits Maßnahmen der naturnahen Wald-bewirtschaftung sowie der einheimischen Samenge-winnung rationeller anwendbar sein, andererseitskönnen Auswirkungen von Klimaextremen auf denReproduktionsprozess einzelner Waldbaumartenfrühzeitig nachgewiesen werden.
1.1 Blühbiologie
Die meisten Holzarten vermehren sich unter natürlichen Bedingungen ausschließlich generativ.Als Propagationsmittel werden bei Laub- undNadelhölzern Samen gebildet – daher kommt denVorgängen, die zur Samenbildung führen einebesondere Bedeutung zu.
Dem Blühen der Waldbäume wird meist wenigAufmerksamkeit geschenkt, weil die Baumblütenwegen ihrer Unscheinbarkeit und ihrer Höhe überdem Boden nur schwer beobachtet werden können.Ob und in welchem Umfang es zur Blütenbildungbei den Bäumen kommt, ist von einer Anzahl vonFaktoren abhängig, die im einzelnen und in ihremZusammenwirken noch nicht gänzlich geklärt sind.
Die Windbestäubung (auch Anemophilie) über-wiegt bei den Waldbaumarten – im Gegensatz zurübrigen Flora. Alle heimischen Gymnospermen undviele Angiospermen (Alnus, Betulus, Carpinus,Castanea, Corylus, Fagus, Fraxinus, Populus,Quercus, Ulmus) sind Windbestäuber. AnemogameBlüten haben weder Duftstoffe noch einen Schauap-parat und blühen vor dem Blattaustrieb. Von sekun-därer Anemogamie spricht man, wenn die Be-stäubung in der ersten Blühphase durch Insekten
und später nach Eintrocknung des Pollenkittes überdie Luftbewegung erfolgt (Acer, Salix, Tilia).
Die von den meisten anemogamen Baumartenerzeugten Pollenmengen sind enorm. Wenn manjedoch bedenkt, dass ein großer Teil der freigesetztenPollen (beim Windtransport mehr als bei der Insek-tenbestäubung) verloren geht, so erscheint dieseMassenproduktion notwendig.
Forschungsbereich „Palynologie“Prof. H. STRAKA (1975), vom botanischen Institutder Universität Kiel, beschreibt ausführlich diePionierleistungen und Weiterentwicklungen in deneinzelnen Forschungsbereichen der Palynologie:
Palaeo-Palynologie: Nach STRAKA (1975) wurdenfossile Pollen 1836 erstmals von GOEPPERT aus jung-terziären Braunkohlen beschrieben und abgebildet.Erste Beiträge zur Erforschung der Waldgeschichtekamen aus Schweden mit Mooruntersuchungenunter prozentueller Angabe diverser Waldbaum-pollen (LAGERHEIM & POST, 1916). Diese Darstel-lungen, sogenannten „Pollendiagramme“, er-leichtern die Vergleichbarkeit verschiedener Unter-suchungen. Dieser Wissenschaftsbereich nahm seitden zwanziger Jahren einen rapiden internationalenAufschwung, bis zu unserem, dem Forstbereich,bedeutendem Werk: KRAL, 1972: „Grundlagen zurEntstehung der Waldgesellschaften im Ostalpen-raum“.
Auch auf Gletschern schlägt sich feiner Staubnieder, in dem beträchtliche Mengen Pollenenthalten sind. BORTENSCHLAGER (1968) untersuchteAblagerungen im Kesselwandferner (Tirol) in den
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Grundlagenforschung (Morphologie und Systematik)(Pollen und Sporen)
PALAEO - Palynologie (fossile Pollen und Sporen in Ablagerungen)Vegetationsgeschichte
KRYO – Palynologie (Gletscherforschung)
AERO – Palynologie (Windverbreitung der Pollen und Sporen)Freisetzung, Transport, Ablagerung
IATRO – Palynologie (Allergieforschung)
MELITO – Palynologie (Honigpollenanalyse)
PHARMA - Palynologie (Prüfung von Arzneimitteln)
PHYTOPATHOLOGISCHE – Palynologie (Pilzsporen)
FORENSISCHE– Palynologie (Kriminaltechnik)
KOPRO – Palynologie (Exkremente von Pflanzenfressern)
sechziger Jahren, wobei er charakteristische Unter-schiede zwischen den Pollenablagerungen normalerFichtenblühjahre und den von Fichtenhauptblüh-jahren nachweisen konnte.
Die Aeropalynologie beschäftigt sich mit demAnteil von Sporen und Pollenkörnern am Aero-plankton. Zum größten Teil sind es die vom Windverbreiteten und übertragenen (anemophilen)Sporen und Pollenkörner, die zum Aeroplanktongehören. Es geht im wesentlichen um drei Vorgänge:1. Die Abgabe von Pollen und Sporen aus denAntheren (Bildungsorganen), 2. den Transport unddie Ausbreitung in der Atmosphäre, 3. die Ablage-rung dieser Partikel.
In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich ein eigener Forschungsbereich, die sogenannte„Aerobiologie“, die neben den Sporen und Pollenalle biogenen Aeroplanktonbestandteile wie z.B.Mikroben und Nematoden miteinschließt.
Aus forstlicher Sicht ist besonders DENGLER (Wald-bauprofessor in Eberswalde) mit seinen „Unter-suchungen des Pollenfluges der Waldbäume“ in denJahren 1933 – 1936 als erster zu nennen. Von ihm,bereits vor 60 Jahren gewonnene Erkenntnisse,bilden die Basis für die hier zu besprechendenArbeiten und Ergebnisse.
Im agrobiologischen Bereich kommt es seit Mitteder neunziger Jahre zu einer wesentlichen Anwen-dung: Pollendaten von Getreide, Oliven, Orangenund Weintrauben werden für eine Prognose der zuerwartenden Erntemengen herangezogen unddienen der Festlegung von Kontigentierungen fürdie Produktionsstaaten (Spanien, Italien, Griechen-land und Frankreich) im Rahmen der EuropäischenUnion.
Ein weiteres forstliches Arbeitsgebiet für diePollenforschung entstand mit zahlreichen Samen-plantagenanlagen vor und nach dem 2. Weltkrieg,von Skandinavien (SARVAS,1956) ausgehend überMitteleuropa bis in die USA und Kanada.
In diesem Fachbereich: „Anlage und Bewirt-schaftung von Erhaltungs- und Samenplantagen“liegt auch die moderne Einstiegsmotivation für dasWaldbauinstitut: Eruierung von Polleneintrags-mengen bestimmter Baumarten auf diversen vorge-gebenen ehemaligen landwirtschaftlichen Flächenvor einer Plantagenbegründung sowie die laufendeErhebung von Pollendaten zur Dokumentationdieser Produktionsflächen.
2 Mittel und Methodik
Im Zuge der Vorbereitungen für unsere Planta-genaktivitäten konnten drei Mitarbeiter der FBVAdurch den Koordinator des Österr. Polleninformati-onsdienstes, Prof. Dr. Siegfried JÄGER, (HORAK &JÄGER, 1979) eine detaillierte und profunde Ausbil-dung in den Jahren 1988 und 1989 erlangen, betref-fend insbesondere: Pollenmorphologie, Aerobio-logie, Fangmethodik, Präparatherstellung, Mikro-skopie und Daten-interpretation.
Beispiele:
2.1 Waldbaumpollen (und andere)(Abb. 1)
Morphologie, Größenverhältnisse
2.2 Pollenfallen
a) Gravitationsfalleb) Burkard – Saugfalle
Gravitationsfalle:In Anlehnung an Erkenntnisse und Erfahrungenvon DENGLER & SCAMONI (1944) sowie Absprachemit erfahrenen Aerobiologen konnte ein einfacherFallentyp (= „Passivsampler“) in Mariabrunngebaut werden. Mit diesem Gerät (Halterung mitGehäuse) kann der Pollenniederschlag einerbestimmten Ausbringungsdauer auf einem leichtmit Vaseline beschichtetem Objektträgerplättchenfixiert werden.Meist beträgt die Fangzeit der Proben jeweils eineWoche, so dass sich eine Datendefinition von: Pollen/cm2 und Woche ergibt.
Die Erfassung der essentiellen Blühdaten anemo-philer Baumarten wie: Blühbeginn, Blühhöhepunktund –dauer / Blühintensität ist dadurch möglich.
Volumetrische Pollenfalle:wurde 1952 vom Engländer J.M. HIRST entwickeltund steht, nach Verbesserungen durch den Produ-zenten BURKARD, ab den Siebzigerjahren weltweitbei diversen aerobiologischen Forschungseinrich-tungen in zunehmender Anzahl in Verwendung(It: >80, Fr: ca. 50, GB: 35, A: 33, D: 65 usw.).Durch einen strombetriebenen Ansaugteil werdendie im Luftstrom transportierten Aerosole (vor
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FBVA-Berichte 12348
Abb. 1:
Pollen von verschiedenen Nadel- und Laubbäumen, Sträuchern, Gräsern und Kräutern (KRAL, 1983).
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bb. 2
:
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allem Pollen und Sporen) durch einen zwei Milli-meter weiten Spalt im Gehäuse auf eine ca. zweiZentimeter breite, mit einem vaselinebeschich-teten Folienstreifen umgebenen Walze (Durch-messer 11,2 cm) angesaugt. Diese Walze wird umzwei Millimeter pro Stunde durch ein mechani-sches Uhrwerk gedreht, so dass eine Umdrehungsieben Tage und vier Stunden dauert. Nach dieserFangdauer muss die Trommel gewechselt und diebestäubte Folie im Labor auf sieben, 48 mm langeTagesstreifen zerteilt und auf Mikroskopobjekt-träger präpariert werden. Die Bestimmung undAuszählung der Pollen wird mit einem Durchlicht-mikroskop, mit einer 400-fachen Vergrößerungund hohem Auflösungsvermögen, unter Verwen-dung von Immersionsöl durchgeführt.
Durch dieses verfeinerte Saugverfahren (= „active-Sampler“) ist es möglich, sogar Pollen- und Sporen-werte für jeweils zwei Stunden zu ermitteln, so dassaufgrund der Fangzeit und den Luftströmungsdatenauf das Herkunftgebiet geschlossen werden kann.Die Angabe der Daten erfolgt üblicherweise inPollen / m3 und Tag. Zur besseren Vergleichbarkeitder Faktoren Beginn, Maximum und Dauerbestimmter Pollenwerte mit den Gravitationsfallen-daten werden diese so ermittelten Tageswerte zuPollenwochenwerten aufsummiert.
Um aktuelle regionale Aussagen über die Blühver-hältnisse der wesentlichen Waldbaumarten machenzu können wird ein bundesweites Netz von Fallen-stationen (Abb. 2) des Waldforschungszentrumsangestrebt, wobei die wöchentliche Betreuung dasHauptkriterium darstellt, andererseits die Grenzeder Auswertekapazität bereits erreicht wurde.
2.3 Samenfallen
Für die Erfassung der Samenproduktion wurden ab1994 am Waldbauinstitut verschiedene „Samen-fallen“ erprobt und stehen seither in Verwendung:
Kübelbehälter Zur Klärung des Samenfalles in Reinbeständenwurden 1994 in einem Buchenbestand des BOKU-Lehrforstes Rosalia 330 Kübel in einem Raster von 2 x 2 Metern ausgebracht. Dieselbe Zielsetzungkonnte für die Baumart Fichte noch nicht erreichtwerden, da das Hauptfruktifikationsjahr 1992versäumt wurde.
TrogbehälterDiese Fallenart war vorerst aus Holz gefertigt, Mitteder Neunzigerjahre wurde aus Gründen der Haltbar-keit auf Kunststofferzeugnisse (Mörteltröge) überge-gangen – eine Abdeckung mit grobmaschigemGitter zum Schutz der Samen gegen Tierfraß sowiedie Löcherung des Bodens (zur Entwässerung) istunumgänglich. Gute Ergebnisse können damit beiallen leichten Flugsamen der Baumarten Fichte,Tanne, Lärche, Kiefer und Birke erzielt werden. BeiVerwendung von sechs Fallen ergibt sich eine Fallen-fangfläche von 1,4 m2.
KunststofftonnenFür schwerere Samen der Baumarten Buche, Eicheund Hainbuche standen ursprünglich Trichterfallenaus Alublech in Verwendung. Doch bald wurde einTrampolineffekt erkannt (ähnlich auch durch dieGitterabdeckung der Trogfallen) und ein Ersatzdurch ein Meter hohe Kunststofftonnen (Regen-tonnen) eingeführt. Auf allen Untersuchungsorten werden je sechsSamenfallen (Tröge oder Tonnen) in Linie miteinem Abstand von jeweils 10 Metern aufgestellt, sodass ein fünfzig Meter breiter Bestandesstreifenerfasst werden kann.
3 Zwischenergebnisse dieser Untersuchung und Diskussion
Das im Laufe der zehnjährigen Untersuchungsdauererarbeitete Datenmaterial über 10 bis 15 Waldbau-marten eröffnet eine Vielzahl von Auswertemöglich-keiten und Antworten auf meist noch offene Fragen.Anhand ausgewählter Zwischenergebnisse derPollen- und Samenfallen werden besondereErkenntnisse in den Abbildungen dargestellt unddiskutiert.
3.1 Pollenfallenergebnisse
Anhand der Untersuchungsreihen von vier ausge-wählten Stationen: Rosalia, Zöbelboden (National-park Kalkalpen), Schulterberg (Achenkirch) undOssiach werden Pollenjahressummen (= Saisoner-gebnisse) der Baumarten: Fichte, Tanne und Buchedargestellt und diskutiert.
FBVA-Berichte 12350
Die Auswahl der verwendeten Waldstationen rich-tete sich nach dem Vorhandensein der zu beschrei-benden Baumarten sowie der relativen Vergleichbar-keit der Höhenstufe.
Fichte (Picea abies)Der Begriff Pollenjahressumme wird als Vergleichs-maßstab für die Beurteilung der Blühintensität dereinzelnen Baumarten im Bereich einer Fallenstationverwendet. Anhand dieser Werte können Vollblüh-und Hauptmastjahre sowie Jahre mit geringerer
Reproduktion anschaulich dargestellt werden (Abb. 3).
Das Jahr 1992 mit voller Reproduktionskapazitätkonnte bei den schon länger geführten Untersu-chungen mit den Standorten Rosalia und Achen-kirch dokumentiert werden. Europaweit war diesesEreignis für die Baumart Fichte bis Norddeutschlandnachweisbar (European Polleninformation / Inter-net), Skandinavien folgte ein Jahr später. Südlich desAlpenhauptkammes reichte die volle Fruktifikation– immer mehr abnehmend – bis ca. 1300 Meter
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2000
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10000ROSALIA (700 0 m SH )
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01989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000
NP - KALKALPEN (950 (9 m SH)
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ACHENKIRCH ( 1030 m SH )
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OSSIACH ( 950 m SH)
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200
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600
800
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1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000
Abb. 3:
Blühintensitätsvergleich der Fichte anhand der Ergebnisse von vier Stationen (Rosalia, NP-Kalkalpen, Achenkirch u.
Ossiach)
Seehöhe (hochmontan), nördlich der Alpen konntenur mehr bis zur mittelmontanen Höhenstufe (900m) diese Blühintensität festgestellt werden.
Im Jahr 1995 liegt der nächste „Peak“: bundesweitwar eine ausgezeichnete Blüte und Fruktifikation derFichte auf allen Standorten (außer Rosalia) über 900Metern Seehöhe in zunehmendem Ausmaß nachoben hin nachweisbar.
Ossiach zeigt im Unterschied zu den anderenStationen nahezu in jedem Jahr eine Teilfruktifika-
tion (Südränder) wobei aber hier der Vergleich mitdem Hauptblühjahr 1992 leider fehlt. Das Minimumder Fichtenreproduktion lag bundesweit im Jahr1996.
Tanne (Abies alba)Die 12-jährige Untersuchungsreihe am StandortRosalia (BOKU – Lehrforst) in 700 m Seehöhe weistfür die Tanne (Abb.4) fünf Jahre überdurchschnitt-licher Reproduktion (90, 91 und 94, 95 und 98) aus,
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ROSALIA (700 m SH)
POLLENJAHRESWERTE Abies
NP - KALKALPEN (950 m SH)
ACHENKIRCH (1030 m SH)
POLLENJAHRESWERTE Abies
OSSIACH ( 950 m SH)
POLLENJAHRESWERTE Abies
Abb. 4:
Blühintensitätsvergleich der Tanne anhand der Ergebnisse von vier Stationen (Rosalia, NP-Kalkalpen, Achenkirch und Ossiach)
auf die jeweils zwei Erholungsjahre folgen (92, 93und 96, 97 sowie 99 und 2000). Diese Blühfolge lässtals Prognose für das Jahr 2001 in dieser Region (und Höhenstufe) wieder eine ausreichende Frukti-fikation erwarten.
Die anderen Stationen, welche um ca. 250–300Meter höher liegen, zeigen für die Tanne ebenfallsein Maximum im Jahr 1994, jedoch sind die Blühin-tensitäten der Folgejahre unterschiedlich. Aufgrundder relativ kurzen Erhebungszeiträume können die
Ursachen nur vermutet werden. Alle Unter-suchungsreihen haben gemeinsame Minima: dieJahre 1996 und 2000.
Buche (Fagus sylvatica)Für die Baumart Buche (Abb.5) treten die Unter-schiede der Reproduktionshäufigkeit noch stärkerhervor: im tiefmontanen Bereich des Alpeno-strandes (Rosalia) beträgt die Erholungsphase nurzwei Jahre, so dass hier drei Vollmasten und zwei
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ROSALIA (700 0 m SH)
NP - KALKALPEN ( 950 m SH)
ACHENKIRCH (1030 m SH)
POLLENJAHRESWERTE Fagus
OSSIACH ( 950 m SH)
POLLENJAHRESWERTE Fagus
Pol/
cm2
Pol/
cm2
Pol/
m3
Pol/
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Abb. 5:
Blühintensitätsvergleich der Buche anhand der Ergebnisse von vier Stationen (Rosalia, NP-Kalkalpen, Achenkirch und Ossiach)
Halbmasten innerhalb der letzten 10 Jahre nach-weisbar sind.
Die Buche der mittelmontanen Höhenstufe dernördlichen Randalpen (Achenkirch) und des Natio-nalparkes Kalkalpen (Zöbelboden) benötigt schondrei Jahre Pause um nach einer Hauptmast (1995)zumindest eine Sprengmast (1999) zu erreichen.
Südlich des Alpenhauptkammes (Ossiach) ist dieLage wieder etwas günstiger: die dreijährige Pausenach zwei guten Jahren führt hier zu einer vergleich-baren Vollmast im Jahr 1999.
Aufgrund der bisherigen Ergebnisse bei derBaumart Buche kann die nächste ausgiebige Samen-produktion der tiefmontanen Bereiche erst für das
Jahr 2001 (Rosalia und Ossiach) prognostiziertwerden – mittelmontane Standorte nördlich desAlpenhauptkammes fruktifizieren ein Jahr spätervoll, wenn in diesen Jahren keine gravierendenKlimaextreme (Temperatur und Spätwinterein-brüche) auftreten.
Blühverläufe Um den Zeitraum der Pollination einer Baumartmöglichst exakt darstellen zu können, muss auf diekleinsten Datenbausteine der Erhebung zurückge-griffen werden. Am Beispiel der Tannenblüte (Abb.6)im Lehrforst Rosalia werden die Blühzeiten und–verläufe mittels Pollen / Tag und m3 für drei Jahre
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MaiApril
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April Mai
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Tanne - Rosalia 1997Pollentageswerte
Tanne - Rosalia 1998Pollentageswerte
Tanne - Rosalia 1999Pollentageswerte
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m3
Pol/
m3
Pol/
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1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
1 2 3 4 5 6 7 8 9
Abb. 6:
Vergleich der Blühzeiten (-Tage) der Tanne im Bereich der Station Rosalia
(1997 – 1999) gezeigt. Der erhobene (letzte 12 Jahre)durchschnittliche Blühzeitraum liegt zwischen derletzten Aprilwoche und der ersten Maiwoche (14Tage). 1997 fällt die Tannenblüte erst in die zweiteMaiwoche und weist nur eine geringe Intensität auf.Das Hauptblüh- und Fruktifikationsjahr 1998 istgekennzeichnet durch eine relativ langsame Pollenf-reisetzung innerhalb der ersten Woche, gefolgt voneinem kurzen aber heftigen Maximum von nur vierTagen und einem Ausklingen mit sehr geringenWerten (wiederkehrende Pollen) in der letzten Phase.
Die Daten des Folgejahres 1999 entsprechen denErwartungen, da nach einem Hauptreproduktions-jahr eine Regeneration von ein bis zwei Jahren imnormalen Verhalten der Tanne liegt. Das Eintreffeneinzelner Pollenkörner nach dem 10. Mai ist auf denFerntransport aus höheren Standorten (Rax- undSchneeberggebiet) zurückzuführen.
Klimatische Auswirkungen auf das Blühverhalten
Störung des BlühverhaltensDie Häufung „milder Winter“ mit Spätwinterein-brüchen im März/April im Verlauf des letzten Jahr-zehntes wirkte sich besonders negativ auf das Repro-duktionsverhalten der Baumarten Lärche, Ulme und
Esche in kollinen bis tiefmontanen Bereichen aus.Am Beispiel der Darstellungen (Abb.7), das Blühver-halten der Lärche im Wienerwald betreffend (1995 –2000), kann der negative Einfluss dieser Witterungs-erscheinungen nachgewiesen werden: nach Errei-chen der notwendigen Temperatursumme undÖffnen der männlichen und weiblichen Blütenverursachen Spätwintereinbrüche (Schneefall undFrost) nachhaltige Blühstörungen vor allemwährend der 12. und 15. Jahreswoche – Ausnahme1999. Besonders tragisch war die Zerstörung derLärchenvollblüte im Jahr 1998: Frostnächte in der12. Woche (bis minus 15 (20)° C) vernichteten die indiesem Jahr ausreichend vorhandenen weiblichenBlüten nahezu vollständig, später öffnende männ-liche Blühknospen hingegen konnten die Pollinationin der günstigen 14. und 15. Woche fortsetzen –leider vergeblich. Im störungsfreien Jahr 1999 warenfür den Reproduktionsprozess fast nur männlicheBlühorgane verfügbar, da sie mit geringeremAufwand gebildet werden können.
Die von dieser Problematik betroffenen Baum-arten Lärche, Feld- und Flatterulme sind daher inihrem Reproduktionsverhalten stark beeinträchtigtund geeignete Erhaltungsmaßnahmen sollten für sievordringlich zur Anwendung kommen. Die Esche istflexibler, da sie ihren Blühzeitraum auf bis zu achtWochen ausdehnen kann und tiefere Temperaturen
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MARIABRUNN (226 m m SH)BLÜHVERL UFE E Larix (Pollenwochenwerte)
Abb.7:Störung der Lärchenblüte im Wienerwald durch Spätwintereinbrüche (Frost) meist zwischen 12. und 13. Woche
während der Blühzeit besser verkraftet. Schlechteklimatische Bedingungen während des Blühverlaufesführen bei ihr zu einem höheren Hohlkornanteil derSamen.
Eine weitere Änderung des Blühverhaltens konntefür die bei uns als späteste Baumart blühende Edelka-stanie aufgezeigt werden: In einer gemeinsam mitdem Österreichischen Polleninformationsdienst erar-beiteten Studie gelang der statistisch gesicherte Nach-weis eines früheren Blühabschlusses (Pollination) inder Südoststeiermark, wobei aber Blühbeginn und -intensität sowie die ausgezählten Pollenmengen kein-erlei signifikante Änderungen aufwiesen (JÄGER &LITSCHAUER 1999). Mehrere Ursachen wie höhereTemperaturen im Juni/Juli, wodurch es zur rascherenEintrocknung des Pollenkittes kommt, sowie einemögliche Ozonbelastung und/oder Kastanienrinden-krebsbefall (Cryphonectria parasitica) können bis jetztnur vermutet werden und bedürfen weiterführenderUntersuchungen (REGNER et al. 1998).
Durch das Auftreten der „Temperaturumkehr“ inInversionslagen kann es je nach Dauer dieser Klima-erscheinung zum gleichzeitigen Blühen und damitzur Vermischung des Reproduktionsmaterials
mehrerer Höhenstufen kommen, wobei auch nochdie Auswirkungen von Föhnwettertagen währendder Blühzeit einzelner Baumarten mit zu berück-sichtigen wären. Die Höhenprofiluntersuchung„Murau“ läuft erst seit drei Jahren, so dass diesbe-züglich noch keine Ergebnisse vorliegen können.
Keine Störung des BlühverhaltensFrühblühende Baum- und Straucharten wie Eibe,Schwarz- und Grauerle sowie Strauchhasel werdenin ihrem Blühverhalten durch milde und kurzeWinter gefördert, da sie die zum Reifen und Öffnender Knospen erforderliche und relativ niedrigeTemperatursumme sehr bald erreichen können.Nach FRITZ & GRESSEL (1985) liegt die „Grundwär-mesumme“ für die Hasel zwischen 159° und 180° C,ab der sie zu regelmäßiger Pollination übergeht - dieanderen genannten Baumarten folgen nur wenigeSchönwettertage danach bei einer Temperatur-summe von ca. 170° - 190° C. Zumeist reichen10–14 bestäubungsgünstige Tage, um für eineausreichende Fruktifikation die notwendige Voraus-setzung zu schaffen (Abb. 8). Ein Hauptgrund fürdie besonders starke Vermehrung der Hasel (Ver-
FBVA-Berichte 12356
BLÜTE und KLIMA
1995 1996 1997 1998
Pol/cm2
Pol/cm2
01020304050607080
5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 7 6 7 8 9 108 9 10 11
1999
01020304050607080
1995
7 8 9 10 11 12
POLLENFALLE MARIABRUNN (226 m SH)POLLENWOCHENWERTE CORYLUS
Abb. 8:
Hasel blüht vor Spätwintereinbrüchen, die meist ab der 10. und 11. Woche erfolgen (1996 Ausnahme)
haselung) während der letzten 20 Jahre in denNieder- und Mittelwaldgebieten des sommer-warmen Ostens scheint durch diese Gegebenheitenerklärbar.
Die mitteleuropäischen Hauptbaumarten Fichte,Tanne, Buche, Eichen und Kiefer der Tief- undMittellagen werden in ihrem Blühverhalten derzeitweder von Spätwintereinbrüchen noch durch Hitze-perioden beeinträchtigt, da ihre Blühzeiten zwischenMaibeginn und Anfang Juni liegen. Störungendrohen hauptsächlich durch eine Verschiebung derTemperaturextreme vom Hochsommer in den Junioder sogar Mai. Als absehbare Folgeerscheinung
darauf würde es zu heftigen aber sehr kurzen Blüh-verläufen bei diesen Baumarten in den betroffenenHöhenstufen kommen – zu kurz für eine ausrei-chende Bestäubung – was sich wieder in einemhöheren Hohlkornanteil des Saatgutes und damit ineiner Einengung der genetischen Vielfalt nieder-schlagen sollte.
Erste Ergebnisse der Höhenprofiluntersuchung„MURAU“Aufgrund der erweiterten Zielsetzung „Unter-suchung des höhenstufenabhängigen Reproduk-tionspotentials der Waldbaumarten“, wurde in
Mariabrunner Waldbautage 2000 – Ist die Versorgung mit forstlichem Saat- und Pflanzgut gesichert? 57
BLÜTE und HÖHENSTUFEN
Untersuchungswochen 1998
Untersuchungswochen 1999
Pol/cm2
Pol/cm2
Pol/cm2
0
10
20
30
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0
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40
60
80
100
120
140
160
180
12 13 14 15 16 17 18 19
Jahreswochen 2000
012345
13 14 15 16 17 18 19
HBL HVERL UFE L RCHE
800 m SH 1200 m SH 1700 m SH
Abb. 9:
Vergleich der Pollenwochenwerte (Blühverläufe) von Lärche anhand der Ergebnisse des Höhenprofils Murau (1998-2000)
Verbindung mit dem Projekt „G8-EU 1“ im Früh-jahr 1998 mit der Einrichtung von drei Beprobungs-orten im Raum Murau (Wuchsgebiet 1.3) begonnen.Alle Stationen weisen nördliche Exposition auf;liegen auf 800 m (Tal), 1200 m (Hangmitte) und1700 m (Oberhang) Seehöhe und wurden jeweilsmit einer Gravitationspollenfalle sowie je sechs, imAbstand von 10 Metern in Linie errichteten Samen-fallen ausgestattet. Als Untersuchungsobjekte sindim Bereich der drei Stationen die Baumarten Fichte,Lärche und Zirbe von Bedeutung Die natürlichenWaldgesellschaften reichen hier vom Piceetummontanum bis zum Larici cembretum (MAYER, 1974).
Anhand der Pollenauszählungen kann vorerst,nach dreijähriger Untersuchung, auf den höhenstu-fenbedingten unterschiedlichen Zeitpunkt desBlühmaximums der Lärche (Abb.9) geschlossenwerden: schon die relativ geringe Blühintensität
dieser Baumart im Jahr 1998 lässt bereits einen Zeit-unterschied von jeweils zwei Wochen von Station zuStation erkennen. Das Maximum der Lärchenblüteim Bereich von 1200 m Seehöhe wurde aufgrundvon Schlechtwettertagen in diesem Jahr von der 16.Jahreswoche auf die 17. verschoben. Noch deutlichertreten diese Unterschiede bei der intensiven Blüteund den ungestörten Blühverläufen des Jahres 1999hervor. Die Aussage, dass der Blühzeitpunkt pro 200m Höhendifferenz um jeweils eine Wocheverschoben auftritt (LITSCHAUER, 1996), wirddadurch bestätigt und präzisiert: der Höhenunter-schied von 500 m (Hangmitte zu Bergkuppe)bedingt bereits ein um drei Wochen späteresBlühmaximum - ein wirksamer Überlappungsbe-reich von mehr als 200 Höhenmetern während derBestäubungszeit kann daher unter normalen Blüh-bedingungen ausgeschlossen werden, was die Wich-
FBVA-Berichte 12358
Untersuchungswochen 1999
0
200
400
600
800
1000
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1 51 61 71 81 92 02 1 22 23
Untersuchungswochen 2000
0
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200
300
400
500
1 61 71 81 92 02 1 22
BLÜTE und HÖHENSTUFEN
800 m SH 1200 m SH 1700 m SH
Pol/cm2
Pol/cm2
H HENPROFIL MURAUBL HVERL UFE Picea
Abb. 10:
Höhenprofil Murau, Vergleich der Fichtenblühverläufe im Bereich der drei untersuchten Höhenstufen
tigkeit der Angepasstheit an Höhenstufen dieserBaumart unterstreicht und damit eine Verwendungfalscher Herkünfte verbietet.
Für die Fichte (Abb.10) wird im Jahr 1999 inner-halb der 17. und teilweise in der 18. Jahreswoche einintensives Blühen im Bereich der Tallagen (800–900m SH) ausgewiesen, das mit Zunahme der Höhen-lage immer geringer wird; im darauffolgenden Jahr2000 setzt sich eine geringere Blühintensität bis inden Mittelhangbereich von ca. 1200 m Seehöhekurzfristig, nur wenige Tage dauernd, fort.
Ergebnisse PlantagenblüteJe nach auszupflanzender Baumart wird mindestensein bis zwei Jahre vor der Anlage von Erhaltungs-und Samenplantagen der Fremdpolleneintrag aufder vorgegebenen Fläche pollenanalytisch ermittelt.Die am Standort Grambach ausgezählten Alnus-pollen im Ausmaß von über 600 pro cm2 im Jahr1991 waren auf die entlang der Autobahnbö-schungen neben der beabsichtigten Plantagenanlagestockenden Schwarzerlen zurückzuführen. Erst nachEntfernen dieser Fremdpollenquelle im Umkreis vonca. 500 Metern ging der Polleneintrag auf einMinimum unter 40 / cm2 und Blühwoche zurück.
Nach Anlage dieser Plantage im Jahr 1992 konnteab dem Jahr 1995 (Abb.11) ein sukzessives Ansteigender Pollenmenge (Ausnahme 1996) bis ins Jahr 1999nachgewiesen werden. Im Herbst des Jahres 1997wurde die erste erfolgreiche Plantagenbeerntung miteinem Saatgutertrag von 20 kg durchgeführt. Dieanschließenden Jahre waren ähnlich ertragreich –nur der Rückgang im Jahr 2000 auf ca. 80 % ist aufdie im Winter (nach Blühknospenanlage) erfolgteKronenpflege zurückführbar.
3.2 Ergebnisse der Samenfalluntersuchungen
Die Nachteile dieser seit ca. 140 Jahren im weltweitenWaldforschungsbereich vorgenommenen Untersu-chungen liegen einerseits in ihrer kleinstandörtlichen,oft nur baumbezogenen Aussagekraft sowie in derErfassbarkeit von nur wenigen Baumarten und ande-rerseits meist noch in der relativen Kurzfristigkeitdiverser Projekte. Erst im Vergleich mit Erhebungendes Blühverhaltens kann eine Kausalanalyse für dieSamenproduktion erfolgen.
Mariabrunner Waldbautage 2000 – Ist die Versorgung mit forstlichem Saat- und Pflanzgut gesichert? 59
LFG GRAMBACH - PLANTAGEBLÜHVERL UFE Alnus glutinosa
1995 1996 1997 1998
0
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400
600
800
1000
6 7 8 9 10 11 13 14 15 16 17 7 8 9 10 11 6 7 8 9 10
1999 2000
0
200
400
600
800
1000
8 9 10 11 12 8 9 10 11
Pol/cm2
Pol/cm2
Abb. 11:
Dokumentation der Blühverläufe im Bereich der ab dem Jahr 1997 beerntbaren S-Erlenplantagen „Grambach“.
Aufgrund der immer knappen Verfügbarkeit anBetreuungspersonal, vor Ort und im Samenlabor,musste bei den Samenfallerhebungen ein Kompro-miss zwischen interessanten Untersuchungsberei-chen und der Machbarkeit geschlossen werden. Eskönnen daher die Hauptbaumarten nur andeu-tungsweise auf wenigen Standorten Berücksichti-gung finden. Mit den in den folgenden angeführtenErgebnissen der Samenproduktion genanntenZeiten (Jahre) sind, vor allem bei Lärche und Fichtedie Samenbildungsjahre gemeint, die mit den Blüh-jahren ident sind.
Samenfall BucheDrei Buchenstandorte (Abb.12) mit je bis jetztsechsjähriger Samenfallbeprobung können in ihrer
Saatgutproduktionsleistung verglichen werden,wobei zwischen Gesamtsamenmengen und Vollk-örnern unterschieden wird. Die Samenfallen stehenim Traufbereich von mehreren Bäumen, welchejeweils unterschiedlich fruktifizierten und die Er-gebnisse sind als Durchschnittswert pro m2 Auffang-fläche dieser sechs Fallen dargestellt.
Der in 650 m Seehöhe (Rosalia - BOKU-Lehr-forst) gelegene, 90-jährige Buchenbestand (9 AnteileBuche, einzelne Fichten, Tannen und Kiefern) mit westlicher Exposition der ÖBF-AG (Betrieb Wr. Neustadt) zeigte in den Jahren 1994 und 1995mit jeweils ca. 200 Bucheckern/m2 sehr gute Werte,wobei aber der sichtlich gesunde Vollkornanteilinfolge verstärkten Insektenfraßes (Laspeyresia fagig-landana) im zweiten Jahr von 130 auf 57 Stück
FBVA-Berichte 12360
SAMENFALL BUCHE
BOKU - Lehrforst
ROSALIA :e Fagus
Sam
en/m
2S
amen
/m2
Sam
en/m
2
0
50
100
150
200
250
1994 1995 1996 1997 1998 1999
Samen total
Vollkörner
BF - KLAUSENLEOPOLDSDORF: Fagus
0
100
200
300
400
500
600
1994 1995 1996 1997 1998 1999
URWALD - DOBRA : Fagus
0
100
200
300
400
500
600
700
800
1994 1995 1996 1997 1998 1999
Abb. 12:
Vergleich der Samenfallergebnisse (1994-1999) von drei unterschiedlichen Buchenbeständen
zurückging. Durch die geschlossene Über-schirmung, blieb die entscheidende Lichtkrone derBuchen unter ihren Ausbreitungsmöglichkeiten.Eine im Winter 1996/1997 vorgenommene Licht-wuchsdurchforstung konnte bereits an der im Jahr1998 erfolgten Halbmast Wirkung zeigen, die ohneDurchforstung weit geringer ausgefallen wäre.
Die guten Fruktifikationsjahre 94, 95 und 98 sindim buchenreichen Teil des Urwaldes Dobra ebenfallsnachweisbar. Aufgrund der klimatischen Gegeben-heiten und ihrer Auswirkung auf die Blütenknos-penreifung im Waldviertel, tritt das Jahr 94 nur inForm einer Halbmast hervor, andererseits sind imFolgejahr 750 Bucheckern auszählbar, wovon wiederzwei Drittel auf Vollkörner entfielen. Die hoheAnzahl der produzierten Samen überrascht nicht, dadie Urwaldriesen die doppelte bis dreifache Licht-kronenoberfläche von reifen Wirtschaftswaldbuchenaufweisen.
Der erst ca. 65-jährige Buchenbestand im Flysch-Wienerwald, als dritter Ergebnisvergleich in Bildmitte(Abb.12) dargestellt, konnte schon im Jahr 1994 seinegesamte Reproduktionskraft mobilisieren (550 Samen/ m2), wenn auch auf Kosten des Vollkornanteiles vonnur 40 %. Aufgrund des noch vorrangigen Höhen-wachstumes und der gegebenen Konkurrenzbe-dingungen (Stammzahl) kommt es hier nur in gerin-gerem Ausmaß zur Einlagerung und Aktivierung vonReservestoffen für die Reproduktion, was sich gut inden Ergebnissen der Folgejahre zeigt.
Als Vergleichsbeispiel aus zahlreichen Ver-öffentlichungen sei hier die Untersuchungsreihe vonBURSCHEL (1966) genannt: im Lehrforstbereich (ca.200-jährige Buchen) der Universität Göttingenwurden in Sprengmastjahren 115 , in Halbmastjahren160 und bei einer Vollmast 269 Bucheckern pro m2
ausgezählt. Der Hohlkornanteil war im Hauptmast-jahr mit 20 % sehr gering, wogegen er bei geringererSamenproduktion zwischen 35 und 45 % lag.
Samenfall TraubeneicheDieses Ergebnis vom Traubeneichenbestand „Sauer-brunn“ (Abb.13) wird hier eingebracht, da es einenzweijährigen Fruktifikationsrhythmus während desUntersuchungszeitraumes nachweist. Eine wesent-liche Beeinträchtigung der reifenden Samen erfolgtdurch das Auftreten des „Eichelbohrers“ (Balaninusglandium). Einerseits kann ein Befall von 10–20 %der Eicheln in einem Hauptmastjahr als normalbezeichnet werden, während andererseits diewenigen Früchte der Zwischenjahre nahezu voll-ständig zerstört werden. Infolge von frühsommerli-chen Hitzeperioden, verbunden mit lang anhal-tender Trockenheit, kann es zum vorzeitigen Abwurf(August) von bis zu 50 % der noch nicht ausge-reiften Früchte kommen.
Samenfall FichteDie erst im Herbst 1995 im ÖBF-Revier Pöggstallbegonnene Erhebung des Samenfalls in einem Fich-tenreinbestand, im Bereich einer Level II Fläche desProjektes „G8-EU 1“, brachte schon im darauffol-genden Winter 95/96 erste Rekordergebnisse(Abb.14), wobei zwischen Gesamtmenge, Vollkor-nanteil und der Anzahl an keimfähigen Samen nachAuswertung im Waldbausamenlabor der FBVAunterschieden werden konnte. Einer Gesamtmengevon nahezu 1600 Samenkörner je m2 Fallenfang-fläche entsprechen immer noch über 1000 Voll-körner (> 2/3) mit einer Keimfähigkeit von 56 %,was auf einen eher durchschnittlichen Bestäubungs-erfolg schließen lässt. Aber das Qualitätsmanko wird
Mariabrunner Waldbautage 2000 – Ist die Versorgung mit forstlichem Saat- und Pflanzgut gesichert? 61
SAMENFALL TRAUBENEICHE
SAUERBRUNN : Quercus petraea
Ei/m2
0
10
20
30
40
50
1994 1995 1996 1997 1998 1999
Abb.13:
Eichelproduktion in einem Traubeneichenbestand pro m2 überschirmter Fläche (1994-1999)
durch die Menge mehr als ausgeglichen. Die imHerbst und Winter des Folgejahres gefallenenSamenmengen sollten eher dem Hauptsamenjahrzugerechnet werden, da nicht alle Zapfen und
Samenanlagen gleichzeitig reifen und ausfallenkönnen, insbesondere auch durch den bis in denApril reichenden Winter des Jahres 1996.
FBVA-Berichte 12362
SAMENFALL Fichte
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1995 1996 1997 1998
1584
180
5106
1172
55 070
651
40 28
total
VK
KF
BF-P GGSTALL: Picea abiesSamen/m2
Abb. 14:
Darstellung des Samenfalls (Total, (VK)Vollkörner, (KF)keimfähige)
Pollen/m3
0
500
1000
1500
2000
2500
1994 1995 1996 1997 1998 1999
Samen/m2
0
20
40
60
80
100
120
1994 1995 1996 1997 1998 1999
VERGLEICH von POLLENSUMMEN mit SAMENFALL
BUCHE - ROSALIA
POLLENSUMMEN: Fagus
VOLLK RNER: Fagus
Abb. 15:
Vergleich der jährlichen Pollenmengen (Summe der zwei Hauptblühwochen) mit dem ausgezählten Vollkörnern
SARVAS (1969) fand in durchschnittlichen Beständenin Finnland 236 Samen je Zapfen und Samenzahlenvon 1200 bis 1300 pro m2.
3.3 Ergebnisvergleich
Die Zusammenhänge zwischen Blühverhalten undSamenproduktion sind seit langer Zeit bekannt,waren aber bis vor diesen Untersuchungen nichtquantifizierbar und rein hypothetischer Natur. AmHauptuntersuchungsort „Rosalia“, wo schon seit1989 eine Saugpollenfalle am Klimamessturm inBaumkronenmitte (23 m) betrieben wird, wurden1992 in einem jetzt 90–jährigen Buchenbestand alsVorversuch acht zum Teil unterschiedliche Samen-fallen (Tröge und Trichter) im Abstand von je 10Metern ausgebracht. Erste Vergleiche der Buchenre-produktionsjahre 1994 bis 1996 waren wenig befrie-digend, da noch die Gesamtpollenmenge mitGesamtsamenmengen verglichen wurde. NachBerücksichtigung der Tatsache, dass die Pollinationund Bestäubung wegen der relativ kurzen Befruch-tungsbereitschaft der weiblichen Blüten nur inbeschränktem Zeitraum, je nach Witterung,wirksam sein kann, wurden die verwendeten Pollen-summen auf nur zwei Hauptblühwochen einge-schränkt sowie von den Samen nur Vollkörnergezählt. Die nun erzielten Ergebnisse (Abb.15)weisen nach statistischer Auswertung (Spearman-Korrelation) hohe Signifikanz auf. (LITSCHAUER,2000).
Eine wesentliche Voraussetzung für die Ableitungeiner Fruktifikationsprognose aus Pollendaten liegtim gleichbleibenden mengenmäßigen Verhältnis vonweiblichen und männlichen Blühanlagen.
4 Dokumentation der Blühergebnisse
Blühdaten, in Form von Pollenwochensummen,werden EDV-mäßig verarbeitet und pro Untersu-chungsstation abgespeichert. Die so erzeugte, nochinterne „Pollendatenbank“ besteht derzeit aus 1100Datensätzen, wobei ein Datensatz den Blühverlaufeiner Baumart pro Station und Jahr beschreibt.
Die weitere Anwendung der erarbeiteten Zusam-menhänge führt schließlich zur Prognose der poten-tiellen Fruktifikation der wesentlichen Baumarten
(10) im Blühjahr. Diese Zusammenfassung derregionalen Blüh- und Fruktifikationsverhältnissewird alljährlich in Tabellenform (Tab.1) dargestelltund an Samenhändler, Forstpflanzenproduzentensowie interessierte Forstbetriebe weitergegeben. DieBasis für die Aussagekraft dieser Werte liegt imBezug auf das langjährige Blühmaximum(Pollenmenge) der einzelnen Baumarten proStation. So konnte ebenfalls im Vergleich mitSamenfalldaten eine Grundschwelle für eine wirk-same Reproduktion annäherungsweise festgelegtwerden, die zwischen 40 und 50% des langjährigenBlühmaximums liegt. Längerfristige Prognosenwerden angestrebt, doch die an den meisten Ortennoch relativ kurze Untersuchungsdauer kann diestatistischen Erfordernisse noch nicht erfüllen.Ebenso beeinträchtigen die in den letzten Jahrenspürbar verstärkt auftretenden Klimaextreme denlangfristigen Rahmen aller Reproduktionsereignisseim Wald.
5 Zusammenfassung
Aufgrund der beschriebenen und angewandtenAuswertemethoden lassen die bisherigen Ergebnissenach kritischer Beurteilung folgende Schlussfolge-rungen zu:uPeriodizität: Erst längere Untersuchungsreihen
erlauben eine Beurteilung der Blüh- und Fruktifi-kationsentwicklungen (Intervalle). Die untersteGrenze der erforderlichen Zeitreihen dürfte bei 10Jahren liegen für Baumarten mit engem Zyklus(jährlich – zweijährig) wie: Birke, Hasel, Hain-buche, Erle, (Eichen) und Kiefer, wobei dieseAussage hauptsächlich für den kollinen bis tief-montanen Bereich zutrifft. Mit Zunahme derSeehöhe sind immer längere Intervalle (kürzereVegetationszeit, verfügbare Nährstoffe undTemperatur) zwischen den Samenjahrennotwendig – was ja schon länger bekannt ist.uBei diesen Untersuchungen haben sich bis zu fünf
Regionen mit unterschiedlichem Blüh- und Fruk-tifikationsverhalten ergeben: Gebiet südlich desAlpenhauptkammes, die Innenalpen, Raum nörd-lich des Alpenhauptkammes, die Tieflagen dessommerwarmen Ostens, manchmal das Wald-und Mühlviertel. Höhenstufenbezogene Über-gänge und Überlappungen sind fließend. Dieses
Mariabrunner Waldbautage 2000 – Ist die Versorgung mit forstlichem Saat- und Pflanzgut gesichert? 63
FBVA-Berichte 12364
Tab.
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Aflenz Nord-Stmk.
Allentsteig Waldviertel
Graz
Rosalia NÖ./Bgld.
Mariabrunn Wienerwald
Königshof Bgld.
Station
Baumart
regionale Verhalten ist baumartenspezifisch, wasnoch im Detail geklärt werden muss. uHöhenstufe: Von größter Bedeutung: ca. 1 Woche
Zeitdifferenz bei der Blüte für 200 Höhenmeter,was für Fichte und Lärche nachgewiesen werdenkonnte und noch für andere Baumarten präzisiertwerden muss. uKlimafaktoren: Auswirkungen von Temperatur,
Niederschlägen und Licht (Strahlung) in Zusam-menhang mit Höhenstufen, spiegeln sich beson-ders im Reproduktionsprozess, was einerseits jaein Hauptmerkmal der Angepasstheit ist, anderer-seits führen Wetteranomalien wie höhere Winter-temperaturen mit späterem Frosteinbruch zurVernichtung von Blüte und Fruktifikation beiLärche, Ulmen und teilweise auch bei Esche. Einemögliche Verschiebung von Hitzeperioden in denBlühbereich (Juni) der hochmontanen – subal-pinen Baumarten Fichte, Zirbe und Latsche würdeeine Verkürzung der Blühdauer bedingen und inweiterer Folge die geringen Reproduktionsaus-sichten zusätzlich vermindern. uWährend der Samenreife am Baum sind neben
möglichem Insektenbefall noch Frost, Hagel,Stürme und Hitze sowie vor allem länger andau-ernde Trockenheit von negativer Bedeutung.uPlantagen: Für eine moderne Plantagenbetreuung
ist eine Wertung der Blühverläufe anhand aeropaly-nologischer Untersuchungen von besonderer Hilfe:1. Ermittlung des Fremdpolleneintrages vor der
Anlage windblütiger Saatgutplantagen2. Aus dem Pollen/Samenverhältnis können recht-
zeitig Rückschlüsse auf die Düngungsbe-dürftigkeit einer Plantage gezogen werden oder
3. für die Entscheidung über die Durchführungvon Beerntungen, da oft trotz guter Blütenan-lage (optische Aufnahme) dadurch eine zugeringe Blühintensität (Pollination) oder Blüh-störungen nachgewiesen werden können.
Die anfangs genannte Zielsetzung kann aufgrundder Aussagekraft der absehbaren Ergebnisse mitZunahme der Erhebungsdauer für die einzelnenTeilbereiche (regionale Unterschiede, Klima undHöhenstufen) in gesteigerter Präzision erreichtwerden. Sich abzeichnende Auswirkungen der„Klimaschwankungen“ auf den Blühverlauf imBereich der unteren und oberen Waldgrenzeverlangen jetzt schon eine Intensivierung der Unter-suchungen. Geplant sind ebenso Veröffentlichungenüber das Reproduktionsverhaltens der einzelnenBaumarten in Form von FBVA–Berichten.
Literatur
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Verfasser: Dipl.-Ing. Rudolf LitschauerForstliche BundesversuchsanstaltInstitut für WaldbauHauptstraße 7A-1140 WienTel.: +43/1/87838-2221Fax.: +43/1/87838-2250Email: rudolf.litschauer@fbva.bmlf.gv.at
FBVA-Berichte 12366
Betreuer des Pollenfallennetzes
01. Gaisbühel / Plantage HR Dipl.-Ing Norbert Rusch (BFI Feldkirch)
02. Achenkirch / Schulterberg Ing. Josef Plattner / J. Pausch (FBVA – Innsbruck)
03. Krimml / Nationalpark HT Hans Muhr (Nationalparkverw. Neukirchen)
04. Nikolsdorf / Plantagen Anton Schett (LFG Tirol)
05. Mattighofen / Kobernaußerwald Ofö Ing. Oskar Habermaier (ÖBF AG)
06. Abtenau (Dachstein/Ten.geb.) Bfö Ing. Christian Meier (BFI Hallein)
07. Ossiach / Plantage Ofö Ing. Heinz Stocker (WLV Villach); Ofö Ing. Franz Moser (FASt. Ossiach)
08. Feldkirchen / Plantagen Ofö Ing. Wolfgang Stöckl (LFD OÖ)
09. Murau (Höhenprofil) Bfö Ing. Rudolf Siebenhofer (BFI Murau), drei Stationen
10. Zöbelboden (Nationalp. KA) Roland Mayr (Nationalpark Kalkalpen – Molln)
11. Säusenstein / Plantagen (Plantagen der ÖBF AG), Klengmeister
12. Aflenz / Plantagen Ofö Ing. Karl Lengauer (privat)
13. Allentsteig / Plantagen Ing. Hans Widhalm (HFV Allentsteig)
14. Grambach / Plantagen Fö Ing. Schwarzauger (LFG Steiermark)
15. Mariabrunn DI Rudolf Litschauer (FBVA / Waldbau)
16. Rosalia (BOKU / ÖBF) Fö Ing. Gerald Golesch (FBVA / Waldbau)
17. Königshof / Plantagen Fw Robert Müllner (FBVA / Waldbau), zwei Stationen
Samenfallenbetreuung (12 Stationen) Fö Ing. Michael Schellmann (FBVA / Waldbau)
Fw Thomas Franner und Brigitte Mendel (Samenlabor / FBVA / Waldbau).