Post on 28-Aug-2019
F ragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“, heißt esin der Werbung. Aber leider zeigt eine Vielzahl
von Untersuchungen, dass es mit der Kommuni-kation zwischen Medizinern und Patienten nichtzum Besten steht. Häufig erkennen Ärzte die Bedürfnisse der Ratsuchenden nicht und erklärenihnen weniger, als sie sich wünschen. Außer-dem ist die Aufnahme-fähigkeit der Patientenbeschränkt: 40 bis 80 Prozent der medizini-schen Informationen, diesie von Ärzten bekom-men, vergessen sie aufder Stelle – je mehr Wis-sen der Doktor ausbrei-tet, desto mehr fällt demVergessen anheim. Vondem, was haften bleibt,hat der Patient überdiesam Ende die Hälfte falschverstanden.Bei den Gedächtnispro-blemen spielen das Alterder Ratsuchenden und die situationsbedingte An-spannung eine Rolle. Außerdem klagen Ärzte zuRecht darüber, dass es unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen in Krankenhaus und Praxisschwierig sei, ausführlich mit den Patienten zu sprechen. Trotzdem: Auch knappe Zeit lässt sichschlecht oder gut nutzen. Und der Patient selbstkann erheblich dazu beitragen, dass das Gesprächnutzbringend wird.Die wichtigsten Regeln: Bereiten Sie den Besuch inder Praxis vor, und halten Sie das Besprochenefest, damit sie es noch einmal überdenken und sichgegebenenfalls mehr Informationen dazu beschaf-fen können. Notieren Sie also vorab, was Sie demArzt sagen möchten und was Sie von ihm wissenwollen. Machen Sie sich während des GesprächsStichpunkte. Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nichtverstehen, und geben Sie wichtige Dinge mit eige-nen Worten wieder – so kann der Arzt Missver-ständnisse erkennen und klären.
Manchmal ist es hilfreich, die Fragen vor dem Ter-min mit einer Vertrauensperson zu besprechenund diese auch mit zum Gespräch zu nehmen. Dasberuhigt, und außerdem erinnern sich zwei Perso-nen an mehr Details als eine. Wenn es um bedeut-same Fragen geht, hat sich sogar die Aufzeichnung(etwa mit einem Cassettenrecorder) bewährt –
natürlich nur nach vor-heriger Absprache mitdem Arzt. Entscheidun-gen zur Behandlungsollte der Patient nachder Beratung mit demArzt gemeinsam odereigenständig treffen –je nach Persönlich-keitstyp und Bedürf-nis. Lassen Sie sichaber nicht drängen.Wenn Ihnen ein schnel-ler Entschluss schwerfällt, ist es sinnvoll, eineBedenkzeit zu verein-baren.
Achten Sie darauf, Ihre Fragen so zu formulieren,dass Sie wirklich erfahren, was Sie wissen wollen.Wenn es etwa um die Beurteilung einer bestimm-ten Therapie geht, hilft es Ihnen wenig zu hören, obder Arzt sie „gut“ findet. Für Sie als Patient ist ent-scheidend, welchen Einfluss die Behandlung aufIhre Lebensqualität und Lebenserwartung habenkann. Fragen Sie, welchen Nutzen und welchenSchaden Sie zu erwarten haben. Fragen Sie, wiehoch das Risiko von unerwünschten Wirkungen eines Medikaments/einer Operation ist. Oder wiehoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass das Medika-ment/die Operation Ihr Leben verlängert. BittenSie Ihren Arzt, Ihnen absolute Zahlen zu nennen(etwa: „In einem von hundert Fällen kommt es zudieser oder jener Nebenwirkung“). Und: Lassen Siesich darüber informieren, was geschähe, wenn Siesich dafür entscheiden würden, gar keine Behand-lung vorzunehmen. Auch das ist oft eine ver-nünftige Option – manchmal sogar die beste.
Teil 1:
Das Gespräch mit dem ArztSo nehmen Sie am meisten für sich mit
MACHEN SIE SICH SCHLAU
PROF. DAVID KLEMPERER und DR. BRITTA LANG, Sprecher des
Fachbereichs Patienteninformation undPatientenbeteiligung im Deutschen
Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.
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Zwei Experten erklären, wie Sie seriöse medizinische Informationen bekommen und sie richtig verstehen – vom Dialog
mit dem Doktor bis zum Lesen wissenschaftlicher Studien
03_100_Med.Serie_07.ps 09.01.2006 15:12 Uhr Seite 114
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