Dr.med. Johanna Kaiser-Bieg Stv. Leitende Ärztin Marbachtalklinik der DRV Oldenburg- Bremen Vortrag...

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Dr.med. Johanna Kaiser-BiegStv. Leitende Ärztin

Marbachtalklinik der DRV Oldenburg- Bremen

Vortrag zum 12. Deutschen Reha-Tag

Bremen

Burn-outSozialmedizinische Dimension

Burn-out in den Medien

Soziale Ebene

psychische Ebene

Selbst-,Rollen-verständnis

Arbeitsplatz-gestaltung,Arbeitsprozess

Warum dieses mediale Interesse ?

Burn-out: Prominente Beispiele

Die „Vorteile“ von Burn-out

Burn-out ist mit der Vorstellung von gesellschaftlich angesehener, „edler“ Arbeitsüberlastung verbunden

Psychische Krankheiten gelten sonst aber keinesfalls als „edel“, sondern als Stigma, der Begriff Burn-out ist nicht stigmatisierend und erleichtert den Kontakt zu Psychotherapie/Psychiatrie

Burn-out bietet zusätzlich die Möglichkeit einer externen Schuldzuweisung bei beschränkter eigener Verantwortlichkeit

Burn-out: Herkunft des Begriffs„ Ich habe nach und nach erkannt, dass auch Menschen ausbrennen können wie Gebäude. Der Kraftaufwand, den das Leben in unserer komplexen Welt erfordert, verzehrt – dem Feuer gleich – die inneren Reserven eines Menschen“

„Das Feuer der Begeisterung für den Beruf erlischt“

Herbert J. Freudenbergerdeutsch-amerikanischer Psychologe und Psychoanalytiker mit eigener Praxis in New YorkArtikel „Staff Burn-Out“ (Journal of Social Issues, 1974)

Fragen Haben Sie das Gefühl, dass zu viele Anforderungen an Sie gestellt werden? Scheint Ihnen Ihre Position, die Sie mühevoll

errungen haben, nun nichts mehr zu bedeuten? Können Sie nicht mehr entspannen? Laufen Ihnen die Mitarbeiter davon? Besteht die Firma nur noch aus Bürokratismus und

Unrat? Sind Ihre Freunde nicht mehr interessant? Suchen Sie zunehmend nach gefährlichen

Ablenkungen? Würden Sie gern Ihren Kram packen und davon

laufen?

Die zwölf Stadien des Burn-out-Zyklus

Marbachtalklinik Bad Kissingen

Burn-out Sich

beweisen wollen

Verstärkter Einsatz

Vernachlässigung eigener Bedürfnisse

Verdrängung von

Konflikten

Zynismus, Umdeutung von WertenVerleugnung

auftretender Probleme

Rückzug

Verhaltens-änderungen

Abstumpfung

Innere Leere

Depression

Stadium 1

Stadium 2

Stadium 3

Stadium 4

Stadium 5

Stadium 6

Stadium 7

Stadium 8

Stadium 9

Stadium 10

Stadium 11

Stadium 12

Symptomatologie des Burn-out Emotionale Erschöpfung

- Verlust von positiven Empfindungen (Anhedonie)

- Verlust von Sympathie für andere Menschen

- Müdigkeit, oft schon beim Gedanken an Arbeit Depersonalisierung

- negative, zynische Grundhaltung gegenüber

anderer Personen

- Verlust des Gefühls für eigene Persönlichkeit Subjektive Leistungsunzufriedenheit

Und was verursacht Burn-out?

Burn-out-relevante StressorenStressoren am Arbeitsplatz

Über-oder Unterforderung, verunsichernde oder ängstigende Arbeitsumstände

Persönliche Stressoren (z.B. life-events)Individuelle Lebensbelastungen wie schwere Krankheit, Verluste, Scheidung, familiäre Konflikte

Soziale und Hintergrundstressoren (daily hassles)Isoliert kaum schädlich, aber durch Dauereinfluss schädigend (z.B. lange Anfahrt zum Arbeitsplatz, Störungen bei der Arbeit)

Stressoren am Arbeitsplatz Zu große Arbeitsmenge Zu komplizierte oder unklare Aufgaben Zu geringe Handlungskompetenz Angst vor Arbeitsplatzverlust Konkurrenzdruck Keine bzw. negative Rückmeldungen Konflikte mit Kollegen und Vorgesetzten

Persönliche Stressoren Perfektionismus, Idealismus, Leistungsethos Soziale Berufe (Lehrer, medizinisches

Personal, Arbeitsverwaltung, Sozialdienste) Privates Umfeld: Störung der Beziehung zu

Familie, Freunden, „broken home“-Situation

Bittere Wahrheiten

Widerspruch zwischen vermittelten Werten und Realität: Das Leben ist ungerecht und es gibt keine ausgleichende Gerechtigkeit

Der Ehrliche ist immer der Dumme! Wachsende Desillusionierung Persönliche Sinnkrise

Und dennoch keine Krankheit!

Klassifikation von Burn-out

In der ICD 10 nur als Zusatzziffer „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“, als „Faktoren, die den Gesundheitszustand beanspruchen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen“ (Z 73.0)

Im DSM-IV-TR den „Problemen im Beruf“ zugeordnet (68.20)

ICD-10 Z.73• Akzentuierung von Persönlichkeitszügen

• Ausgebranntsein• Einschränkung von Aktivitäten durch

Behinderung• Körperliche und psychische Belastung

o.n.A.• Mangen an Entspannung oder Freizeit• Sozialer Rollenkonflikt,

a.n.klassifiziert• Stress a.n.klassifiziert• Unzulängliche soziale Fähigkeiten

a.n.klassifiziert• Zustand der totalen Erschöpfung

Die Einordnung fällt schwer

Keine klare Abgrenzung von anderen psychischen/psychosomatischen Störungen

Eher Beschreibung einer spezifischen (oft schweren) Befindlichkeitsstörung

Spezielles Phänomen der modernen Leistungsgesellschaft mit hohen Kosten

Sinkt unsere Resilience ?

Katastrophen als traurige Normalität

Burn-out: Ökonomische Folgen

Statistik des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) und der DAK 2013:

→ Die Anzahl Burnout bedingter Berufsunfähigkeit

ist in den letzten 10 Jahren um 142 % gestiegen

→ Etwa jeder 22.Erwerbstätige war im Jahr

2012 aufgrund psychischer Leiden im

Krankenzustand

Was ist zu tun?

Burn-out: Therapie Burn-out-Therapiekonzepte müssen

berücksichtigen, dass es sich nicht um eine einheitliche Krankheit handelt.

Die Behandlung muss die im Vordergrund stehende Beschwerdesymptomatik (Depression, Angst, Verbitterung etc.) erfassen.

Wesentlich ist die Arbeit an den persönlichen Risikofaktoren (z.B. Perfektionismus) und die Förderung der Widerstandskraft (Resilience).

Und wie soll man eine Krankheit, die

keine ist, sozialmedizinisch

bewerten?

Burn-out: Begutachtung Zur sozialmedizinischen Bewertung ist

zunächst die im Vordergrund stehende Beschwerdesymptomatik (Depression, Angst, Verbitterung etc.) diagnostisch nach ICD oder DSM eindeutig zuzuordnen.

Die gutachterliche Einschätzung sollte dann nach den üblichen Kriterien dieser Diagnose erfolgen.

Eine einseitig auf berufliche Belastungen bezogene kausale Zuordnung sollte nicht unkritisch übernommen werden.

Begutachtungskriterien Für die Bewertung der individuellen

Ressourcen, Fähigkeiten und Funktions-defizite hat sich der Mini-ICF (Linden et al. 2009) bewährt.

Entscheidend ist eine Abschätzung des Schweregrades der funktionellen Leistungsminderung (wie oft, wie intensiv...).

Dafür sind eingehender psychopatho-logischer Befund, Verhaltensbeobachtungen incl. Fremdanamnese und eine Bewertung der bisherigen Therapie erforderlich.

Begutachtung in der Reha-Klinik Psychosomatische Fachkliniken bieten ein

umfassendes gutachterliches Instrumen-tarium.

Vorteile sind sozialmedizinische und berufskundliche Kompetenz eines multiprofessionellen Teams, mehrwöchige Beobachtungszeit, breitgespannte Basisdokumentation und Psychometrie mit mehreren Messzeitpunkten, spezielle Belastungserprobungen und MBOR-Programme.

„Ich rate, lieber mehr zu können, als man macht, als mehr zu machen, als man kann.“Berthold Brecht

Prävention

Relax Enjoy Have a nice day!

Fazit für heute

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !