Post on 20-Jul-2020
Berlin, 27.06.2017 – DVGW und ASUE appellier-
ten am 22. Juni 2017 in Berlin – rund 100 Tage
vor der Bundestagswahl – an die Verantwortli-
chen im Bundestag und in den Ministerien, die
wesentlichen Attribute der Energiepolitik nicht
aus den Augen zu verlieren. Die Energiewende
muss in Verantwortung für das Klima, die Gesell-
schaft und die eingesetzten Ressourcen geplant
und gesteuert werden. Sie bietet zugleich die
Chance zur Umsetzung eines Änderungsprozes-
ses, in dem Innovation, Effizienz und Sozialver-
träglichkeit in Einklang gebracht werden. Trotz
der enormen finanziellen Beiträge, die von der
Bevölkerung zu tragen sind, darf Deutschlands
Einsatz für den Klimaschutz nicht zum Spielball
der Politik im Wahlkampf werden.
In seinem Eröffnungs-Impuls mahnte ASUE-Prä-
sident Dr. Ludwig Möhring an: „Um das in Paris
verabschiedete 2°-Ziel zu erreichen, verbleiben
uns nur noch wenige Jahre. Wir sollten uns
weniger perfekte Szenarien für das Jahr 2050
überlegen, sondern konkret in die Umsetzung
des Klimaschutzes einsteigen. Dabei ist die Ab-
lösung von der kohlebasierten Stromerzeugung
durch Gas ein Schritt, der weitere ist der Einsatz
von Erdgas in der Mobilität, der dritte Schritt die
Durchsetzung der technischen Sanierung im
Wärmemarkt.“ In dem nachfolgenden, unter der
fachkundigen Moderation der Wirtschaftsjourna-
listin Dr. Ursula Weidenfeld und der Beteiligung
des DVGW engagiert geführten Diskurs erörter-
ten Vertreter des Finanzministeriums,
des Wirtschaftsministeriums Schleswig-Holstein,
des Landes Niedersachsens die Kernattribute der
Energiepolitik. Hier die wichtigsten Statements
in Kürze:
INNOVATION
Die Energiewende kann sich nicht auf einem ein-
zigen technologisch festgelegten Pfad abspielen
– für neue Technologien und neue Geschäftsmo-
delle muss ausreichender Raum zur Verfügung
stehen. „Der Treibhausgas-Reduktionspfad hin zu
einer weitgehend klimaneutralen Gesellschaft
im Jahr 2050 muss marktwirtschaftlich orientiert
und technologieoffen angelegt sein. Die Nutzung
von Gasen und Gasinfrastrukturen kann auch
dort für signifikante Treibhausgasminderungen
sorgen, wo rein elektrische Technologien und
Lösungen nicht oder nur bedingt einsetzbar sind
– etwa im Bereich der Mobilität“, untermauert
Prof. Dr. Linke den Ansatz der Technologie-Offen-
heit.
Power-to-Gas als zentrale Technologie der Sekto-
renkopplung, die auch die Gasinfrastruktur mit
einbezieht, ist in gleichem Umfang zu fördern
wie Stromspeichertechnologien. Die technische
Realisierbarkeit und heimische Wertschöpfung
der innovativen Technologien sollten dabei stär-
ker in den Fokus genommen werden.
Der Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung zur hoch-
effizienten Rückverstromung unter Wärme-aus-
nutzung garantiert Effizienzgewinne.
ENErgIEwENdE JETZT – INNOVATION, EffIZIENZ uNd SOZIAlVErTräglIchkEITPARLAMENTARISCHER ABEND VON DVGW UND ASUE RüCKT KERNATTRIBUTE EINER ERFOLGREICHEN ENERGIEWENDE IN DEN MITTELPUNKT
Bei Veröffentlichung erbitten wir einen Beleg an obengenannte Anschrift oder per Mail an: info@asue.de
Newsletter unter: www.asue.de/newsletter.html
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Die Herstellung von Biomethan aus nachwach-
senden Rohstoffen ist in verantwortlicher Weise
zu unterstützen, nachhaltiger Energiepflan-
zen-anbau ist in Deutschland Standard und wei-
tere innovative Aufbereitungsverfahren befinden
sich in der Entwicklung.
EffIZIENZ
Auch wenn das langfristige Ziel der Energiewende in
der weitgehenden Emissionsfreiheit aller Sektoren
(Stromerzeugung, Wärmemarkt, Mobilität, Indust-
rie) besteht, dürfen wir uns kurzfristig umsetzbaren
Effizienzmaßnahmen nicht verschließen. Insbesondere
wirtschaftliche CO2-Vermeidungsstrategien sind inte-
ressant, weil sie um ein Vielfaches häufiger angewen-
det werden können als kostenintensive Maßnahmen.
Um „Lock-in-Effekte“ zu vermeiden, darf keinesfalls der
Ausbau einer effizienten Infrastruktur und Energiean-
wendung verhindert werden.
Die Anwendung von Erdgas in der Stromerzeugung
und im Wärmemarkt kann durch Kraft-Wärme-Kopp-
lung effizient zusammengeführt werden. Hierzu
bieten sich Anwendungstechniken für jede Größen-
ordnung an.
Der Einsatz von elektrisch betriebenen Heizsystemen
ist in der Gesamtrechnung kontraproduktiv zum
Klimaschutz, solange nicht zu Zeiten größter Heizlast
erneuerbarer Strom in ausreichender Menge garan-
tiert werden kann.
Der Transport großer Energiemengen ist elektrisch
weitaus verlustbehafteter als in Form von Gas.
Direkte Stromspeichersysteme im größeren Maßstab
existieren noch nicht einmal auf dem Papier. Auf der
anderen Seite verfügt Deutschland über eine lücken-
lose Erdgasinfrastruktur mit Speichersystemen, die
ebenfalls den saisonalen Ausgleich darstellen können.
Aus Sicht von Michael Rüter, Landesvertretung
Niedersachsen, ist die Nutzung der Erdgasinfra-
struktur essenziell für das Gelingen der Energiewende.
Niedersachsen verfüge als traditioneller Erdgas-Pro-
duzent über umfangreiche Erdgasspeicher. Kurt-Chris-
toph von Knobelsdorff misst Power-to-Gas eine
besondere Bedeutung zu, da diese Technologie erst
den weiteren Ausbau der Erneuerbaren erlaube und
Verluste durch Re-Dispatching oder Nicht-Integrierbar-
keit von Strom vermeide.
SOZIAlVErTräglIchkEIT
Die Entwicklungen der Energiewende haben zurzeit
den weitaus preisgünstigsten Abschnitt zurückgelegt.
Erneuerbare Stromerzeuger – Windenergieanlagen –
wurden an den ertragreichsten Standorten aufgebaut.
Die erneuerbare Stromerzeugung wird in Zukunft die
Grenze der finanziellen Belastbarkeit erreichen. Für
2017 liegen die erwarteten EEG-Umlagen bei 30 Mrd.
€. Eine Umverteilung der EEG-Umlage darf nicht zu
einer weiteren Verteuerung im Wärmemarkt führen,
vielmehr sind die Kosten, die systematisch dem Ener-
gieträger Strom zuzuordnen sind, auch vom Strom zu
bezahlen. Eine Verbesserung der Effizienz, insbesonde-
re im Wärmemarkt durch die Forcierung der Erneue-
rung von Heizungsanlagen und dem Ausbau von KWK,
bringt einen nachweisbaren und schnellen Erfolg für
den Klimaschutz. Steuerliche Anreize zur Heizungser-
neuerung sollten erneut diskutiert werden. Hierzu sei-
en nach Ansicht von Michael Meister, Staatssekretär
im Finanzministerium, weitere Anreize zur Beschleuni-
gung der Sanierungsquote dringend erforderlich; eine
Erhöhung der Abgaben auf Öl und Gas sei aber nicht
damit verbunden.
In der Mobilität ist die weitere Verbreitung von erdgas-
betriebenen Fahrzeugen ein kurzfristig realisierbarer
Pressekontakt
ASuE Arbeitsgemeinschaft für sparsamen
und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V.
dipl.-Ing. Jürgen kukuk
Robert-Koch-Platz 4
10115 Berlin
Telefon: 0 30 / 22 19 13 49-0
Telefax: 0 30 / 22 19 13 49-9
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genannte Anschrift oder per Mail an: info@asue.de
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Beitrag zum Klimaschutz. Entsprechende Infrastruktu-
ren sind bereits vorhanden und technisch erprobt.
Die Kosten der Energiewende müssen stets innerhalb
der volkswirtschaftlichen Umsetzbarkeit und Akzep-
tanz der Bevölkerung verlaufen, ansonsten besteht
die Gefahr, dass sich maßgebliche Gruppen gegen die
Umsetzung der Energiewende entscheiden werden.
Deutschland befindet sich in einer außergewöhnlich
gesunden Phase der wirtschaftlichen Entwicklung,
Klimaschutz muss dennoch nachhaltig – also auch
langfristig finanzierbar – sein.
v.l.n.r.: Kurt-Christoph von Knobelsdorff, Dr. Ludwig Möhring, Prof. Dr. Gerald Linke, Michael Meister MdB und Michael Rüter am 22. Juni 2017 in Berlin
Quelle: Agentur Bildschön (Fotograf: Sebastian Runge)