Post on 19-Oct-2020
Entwicklung ist kein Märchen
Was glauben Sie? Hat die weltweite Armut in der Welt in
den letzten Jahren zugenommen oder abgenommen?
Entwicklung ist kein Märchen
92% der Deutschen sind davon überzeugt, dass es seit 1990 keine Verbesserungen bei der weltweiten Armut gegeben hat.
Foto: Paul Georg Meister/pixelio
Entwicklung ist kein Märchen
Die ignorierten weltweiten
Entwicklungserfolge.
Entwicklung ist kein Märchen
65,4
71,9
74,7
80,3
63,1
70,2
50
55
60
65
70
75
80
85
90
1990 2015
Welt
OECD
Entwicklungsländer
Die Lebenserwartung ist überall gestiegen
Entwicklung ist kein Märchen
Weltbank-Definition: extrem arm = < 1,90 $/Tag.
0,0%
5,0%
10,0%
15,0%
20,0%
25,0%
30,0%
35,0%
40,0%
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
1990 2000 2010 2015
Extreme Armut
Millionen Menschen Anteil in Prozent
Entwicklung ist kein Märchen
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
19901996
20022008
2015
35,5
29,625,8
18,1
10,00
0
Anteil der Menschen jenseits derextremen Armut
Anteil der Menschen in extremerArmut
extreme Armut =< 1,90 $/Tag
Immer mehr Menschen jenseits der extremen Armut.
Entwicklung ist kein Märchen
1990:
Weltbevölkerung: 5.310 Mio. Menschen
1.841 Mio. extrem Arme = 34,8%
Menschen jenseits extremer Armut: 3.462 Mio.
2015:
Weltbevölkerung: 7.336 Mio. Menschen
736 Mio. extrem Arme = 10,0%
Menschen jenseits extremer Armut: 6.600 Mio.
Entwicklung ist kein Märchen
Verschiedene Wege, Armut zu messen:• Weltbank: extreme Armut als
Einkommensarmut• UNDP: Human Development Index :
Lebenserwartung, Einschulungsraten, PKE (PPP)• Uni Oxford: Multidimensional Poverty
Index (10 Dimensionen)
Alle Verfahren sprechen von signifikanten Verbesserungen der Armutssituation.
Entwicklung ist kein Märchen
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
1990 2015
Menschen in "low human development countries"
Menschen in "low humandevelopment countries"
3.000 Mio. in 62 Länder
929 Mio. in41 Länder
Entwicklung ist kein Märchen
Wie viele Arme gibt es auf der Welt?• 730 Millionen extrem Arme
(Weltbank – Einkommensarmut)• 929 Mio. Menschen
(UNDP - Low Human Development Index)• 1.600 Mio. Menschen
(Uni Oxford – 10 Dimensionen)
Es gibt keine allgemein gültige Definition von Armut.Trends sind wichtiger als die Debatte darüber, wo Armut beginnt.
Entwicklung ist kein Märchen
Ziel SDG 1: Armut beenden bis 2030 (> 3%)
Die Hälfte aller Staaten hat dieses Ziel bereits erreicht.
Neueste Weltbank-Schätzung für 2018:
8,6% der Weltbevölkerung leben in extremer Armut
Entwicklung ist kein Märchen
Die gute Nachricht: 5,4 Mio. tote Kinder.
5,4 Mio.
Hans Rosling in seinem Buch „ Factfulness“ (2018)
Entwicklung ist kein Märchen
Die gute Nachricht: 5,6 Mio. tote Kinder.
0
2
4
6
8
10
12
14
1990 2000 2010 2017
12,6 Mio.
7,0 Mio.
5,4 Mio.
9,9 Mio.
Entwicklung ist kein Märchen
1990
2015
Es hatten weltweit Zugang zu sauberem Wasser:
1990:76,1%2015:89.0%
Diese minimale Basisversorgung beinhaltet einen Wasserzugang, der innerhalb von 30 Minuten erreichbar ist.
Entwicklung ist kein Märchen
1990
2016
Es hatten weltweit Zugang zu Elektrizität:
1990:71,4%2016:87,4%
Entwicklung ist kein Märchen
0
20
40
60
80
100
120
1990 2015
Kinder ohne Schulbesuch
17,6%
17,6%
8,7%
Entwicklung ist kein Märchen
0 20 40 60 80 100
Welt
reiche Länder
Entwicklungsländer
ärmste Länder
Anteil Haushalte in %
Mehr als die Hälfte der Menschheit ist online
Entwicklung ist kein Märchen
Das Pro-Kopf-Einkommen ist überall gestiegen
0
5000
10000
15000
20000
25000
30000
35000
40000
45000
reiche Länder Entwicklungsländer ärmste Länder
1990
2015
Entwicklung ist kein Märchen
Armut ≠ UngleichheitAber:
Je mehr Ungleichheit, desto geringer sind die Chancen auf eine Verringerung der Armut.
Entwicklung ist kein Märchen
„Unsere Generation könnte die erste sein, welche die Armut ausrottet, ebenso wie wir die letzten sein könnten, die die Chance haben, den Planeten zu retten.“Ban Ki Moon, früherer Generalsekretär der Vereinten Nationen
Entwicklung ist kein Märchen
Warum wir die weltweiten Entwicklungserfolge nicht zur
Kenntnis nehmen (wollen).
Entwicklung ist kein Märchen
(1) Warum wir es nicht wissen (wollen):
Die Informationen sind unbekannt
• Good news is no news
• Selektive Wahrnehmung
• Unsere evolutionär bedingte Ausrichtungauf das Bedrohliche
Entwicklung ist kein Märchen
(2) Warum wir es nicht wissen (wollen):
Bilder sind wirkmächtiger als Statistiken
Wer will von Wohlstand reden angesichts solcher Bilder?
Foto: UN MultiMedia
Entwicklung ist kein Märchen
(3) Warum wir es nicht wissen (wollen):
Alte (eindeutige) Weltbilder (Framing) müssen eventuell aufgegeben werden
z.B. unsere Einteilung der Welt in „Tradition“ und „Moderne“
Foto: reuters pictures
Entwicklung ist kein Märchen
(4) Warum wir es nicht wissen (wollen):
Der Verlust unserer (ökonomischen) Vormachtstellung macht uns Angst
• Schwellenländer übernehmen die ökonomische Dominanz
• Westliche Vorstellungen verlieren ihre Leit-Funktion (z.B. Menschenrechte, konditionierte EZ)
Entwicklung ist kein Märchen
Die größten Ökonomien 2050:
1. China
2. Indien
3. USA
4. Indonesien
5. Brasilien
9… DeutschlandPriceWaterhouseCoopers 2016
Entwicklung ist kein Märchen
(5) Warum wir es nicht wissen (wollen):
Kapitalistische Globalisierung darf schon aus ideologischen Gründen nicht funktionieren
Fragwürdige Annahmen:
• Entwicklungsländer = Verlierer der Globalisierung
• Ökonomisches Wachstum nützt nur den Reichen
• Auslandsinvestitionen = profit-orientierte Ausbeutung ohne Nutzen für die EL
Entwicklung ist kein Märchen
(6) Warum wir es nicht wissen (wollen):
Unsere „intuitive Moral“ verbietet es, „Entwick-lungsländer“ mit Wohlstand in Verbindung zu bringen.
Straßenszene in Kabul
Foto: UN MultiMedia
Entwicklung ist kein Märchen
Entwicklungserfolge anerkennenheißt aber nicht: Weitermachen wie bisher.
• Der Wohlstand der weltweiten Mittelschichten verletzt die planetarischen (ökologischen) Grenzen und ist nicht zukunftsfähig.
• Die fortbestehende Armut – trotz der Entwicklungserfolge – ist nicht zukunftsfähig.
• Die Ungleichheit zwischen und in den Ländern ist nicht zukunftsfähig.
• Wir brauchen eine andere, eine sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung.
Entwicklung ist kein Märchen
Schlussfolgerungen
• Wir brauchen nicht nur Faktenwissen, sondern Narrative des Gelingens.
• Wir brauchen die Kompetenz, die Uneindeutigkeit und Widersprüchlichkeit der Welt zu ertragen (Ambiguitätstoleranz).
• Wir brauchen eine Vision jenseits von Fundamentalismus und Gleichgültigkeit.