F16 MITTWOCH,14.DEZEMBER2011 DIEPRESSE.COM … · So arbeiten Broker wie die...

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F16 FINANCIAL PRESSE MITTWOCH, 14. DEZEMBER 2011DIEPRESSE.COM Die Presse

MMag. Ingrid Szeiler Vorstand der Raiffeisen

Vermögens ver waltungsbank AG

Ende November läuft die europäische Staatsschuldenkrise in den letzten

„sicheren Hafen“ ein und schlägt dort hohe Wellen: Deutschland gelingt

es nicht, eine 10jährige Staatsanleihe im geplanten Ausmaß am Markt zu

platzieren.

Was bleibt als Alternative zu „sicheren Staatsanleihen“?

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Die Folge der missglückten Anleihen-

emission: Am selben Tag verkaufen

globale Investoren deutsche Schuld-

titel und reinvestieren außerhalb Eu-

ropas. Neben den Kursverlusten an

den Anleihemärkten bestätigen die

Devisenmärkte diese Kapitalströme.

Zu groß ist die Sorge, dass der poli-

tische Druck auf Deutschland die

Grenzen des für dieses Land Mach-

baren übersteigt. Einer breiten, primär

konservativen Investorenschicht

scheinen ihre traditionellen Anlage-

märkte förmlich wegzubrechen. Es

stellt sich die Frage nach Alternativen

mit einem in etwa ähnlichem Ertrags-

und Risikoprofil.

Dieses Profil findet sich mittlerweile in

vielen Schwellenländern: hohes BIP-

Wachstum, geringe Staatsverschul-

dung, zunehmender Wohlstand,

günstige Demographie. Das politi-

sche Risiko ist in vielen Schwellen-

ländern mittlerweile überschaubar.

Wer dennoch festverzinslich in Europa

investieren möchte, dem bietet sich

eine große Anzahl von Unternehmens-

anleihen unterschiedlicher Bonitäten.

Spätestens seit der ersten Finanzkrise

2008/2009 zeigt sich, dass Unter-

nehmen sehr viel früher und konse-

quenter auf sich ändernde Rahmen-

bedingungen reagieren und wirt-

schaftliche Untiefen besser bewältigen.

Sowohl bei Schwellenländeranleihen

als auch bei Unternehmensanleihen ist

aufgrund der Kosten-, und gegebe-

nenfalls auch aufgrund der Liquiditäts-

situation, ein Fondsinvestment einem

Einzeltitelinvestment vorzuziehen.

Investment in der Flasche: Um die großen Roten aus Frankreich kommt der Anleger nicht herum. [ Jan-Eric Paulson ]

Wie die Weinsammlungauch in Krisen Früchte trägtTipps. Weininvestments unterliegen derzeit ebenfallsgrößeren Schwankungen. Kenntnisse machen sicherer.

Expertenmeinungen gibt es viele,wer beim Weinivestment aufNummer sicher gehen möchte,hält sich an ein paar Kardinalre-geln: So kauft man Weine ältererJahrgänge, deren Qualität bereitsfeststeht. Bei einem Kauf „en pri-meur“, also zum ersten mögli-chen Kauftermin vor der Fla-schenabfüllung, geht man gleich-sam eine Wette auf die Zukunftein.

Was die Flaschen betrifft:Große Bouteillen haben höheresWertsteigerungspotenzial, esempfehlen sich Magnum- oderDoppelmagnum-Flaschen. Auchdas Gebinde steigert den Wert,sofern es Originalholzkisten(OHK) a zwölf Flaschen sind. Ge-füllt sind diese zumeist mit Bor-deaux, eine unter Investment-aspekten zusammengestellteWeinsammlung kommt an dengroßen Roten aus Frankreichnicht vorbei – Chateau Petrus,Chateau Margaux, Chateau LafiteRothschild und Chateau Latour.Die Marke macht’s. Die Qualitätlässt keinen Kompromiss zu: An-leger sollten in Weine investie-ren, die auf der Qualitätsskala in

der Gruppe der oberen fünf Pro-zent angesiedelt sind. Es machtkeinen Sinn, Weine mit einerschlechteren Parker-Bewertungzu kaufen, nur weil die Gewäch-se vielleicht an anderer Stelle po-sitiver beurteilt wurden. Ähnlichwie bei einer Kunstsammlungmuss ein Investment eine gewis-se Streuung nach Weingüternund Jahrgängen aufweisen. AlsEinsteiger sollte man zumindestzwischen 10.000 und 12.000 Euroeinplanen.

Damit die Qualität über Jahr-zehnte erhalten bleibt, braucht esprofessionelle Lagerung in einemklimatisierten Weinkeller odereinem Zolllager. Bei angeblichenSchnäppchen ist äußerste Vor-sicht geboten: Die Fälscher wer-den immer dreister. MS

Blue Chips in OriginalholzkistenFlüssige Investments. Bei Anlagen in Sachen Spitzenwein wird direkt in das Objekt der Begierde investiert.Renommierte Bordeaux und rare Burgunder sollen Geldbörse und Gaumen zum Singen bringen.

VON MICHAEL STRAUSZ

Mouton Rothschild oderRomanee-Conti? Das istnicht nur eine Frage des

Geschmacks, sondern auch derPerspektiven. Die steigende Nach-frage, insbesondere aus Schwel-lenländern wie Russland, Chinaund Indien, bescherten Topwei-nen in den letzten beiden JahrenWertzuwächse von bis zu 100 Pro-zent, hochwertige Bordeaux-Wei-ne legten gar um 150 Prozent zu.

Pro Kopf trinken die Chinesenderzeit einen Liter im Jahr (Fran-zosen durchschnittlich 70 Fla-schen), weil sich immer mehr vonihnen Wein leisten können, dürf-ten die Preise für Topjahrgängenoch weiter anziehen. Da vieleihre Kaufentscheidung wenigernach Geschmack, sondern auf-grund der Marke und Reputationdes Weingutes treffen, steigen dieFlaschenpreise der Blue-Chip-Weine von Chateau Mouton Roth-schild oder Chateau Lafite-Roth-schild weiter: „Weine werden teu-rer und die teuren Weine selte-ner“, kommentiert Bordeaux-Händlerin Elke Drescher. Nur soist zu erklären, dass Weine, die vorzehn Jahren 700 Euro gekostet ha-ben, heute bei Auktionen und vonWeinbrokern mit bis zu 3000 bis4000 Euro gehandelt werden.

Die globale wirtschaftliche Un-sicherheit hat sich nun auch aufdiesen Markt ausgewirkt. Der Leit-index der Londoner Internetwein-börse „Liv-ex Fine Wine 100“ legtein den vergangenen zehn Jahrenvon 94,72 Punkten auf beachtliche364,69 Punkte im Juni 2011 zu. Erbildet die Preisentwicklung von100 meist französischen Weinenaus Bordeaux (96 Prozent), Bur-gund (1,7 Prozent), Champagne(zwei Prozent), Rhone und Italienab. Per 30. 11. notierte er bei 297,96– einem Minus von 18 Prozent in-nerhalb von sechs Monaten bezie-hungsweise einem Minus von 9,48Prozent seit Jahresbeginn. „Wein-investment kann sehr profitabelsein. Es sind jedoch auch hohe

Verluste möglich – wenn manrasch verkaufen muss und sich derMarkt nicht erwartungsgemäß ent-wickelt.“ Daher rät Weinbroker Ro-bin Khanna, Geschäftsführer vonBordeaux Traders, Sparbuchspa-rern von dieser Anlage ab.

Burgunder überholt BordeauxGleichzeitig hat der „Wine Specta-tor Auction“-Index, der 102 Bur-gunder-Weine umfasst, vom drit-ten Quartal 2010 bis zum drittenQuartal 2011 um 16,42 Prozent zu-gelegt. Einzelne Marken entwickel-ten sich besonders stark: So stiegder Romanee-Conti 1996 in einemJahr um 114 Prozent auf durch-schnittlich 13.310 Dollar pro Fla-sche, ein G. Roumier Bonnes Ma-res 1985 kletterte um 90 Prozentauf 2681 Dollar. „Das Angebot angroßen Burgundern ist so gering,dass wir niemals viel verkaufenkönnen“, erklärt Jamie Ritchie, Ge-schäftsführer der Sparte Wein beiSotheby’s, die jüngsten Steigerun-gen von Burgunder- gegenüberBordeaux-Weinen.

Wertmäßig stammten nur 17Prozent der Vorjahreserlöse vonBurgundern. Die Einsicht, dass

diese extrem selten sind, erhöhteden Appetit der Investoren, da vonden Blue Chips der Burgunder oftnur 500 Kisten produziert werden,während ein Premiumweingut ausBordeaux in guten Jahren bis zu14.000 Kisten auf den Markt bringt.

Laut Sotheby’s konzentrierensich die internationalen Auktions-käufer zunehmend auf Weine ausder zweiten und dritten Reihe undbevorzugen auf jene mit dem opti-malen Chancen-Risiko-Verhältnis.Zudem rücken auch Weine aus ver-nachlässigten Jahrgängen in denFokus. Was viele in den letzten zweiJahren bereits erwartet haben, istseit Jahresanfang auch eingetreten:die Aufholjagd der „Super Se-conds“. Während Weine aus derersten Reihe entweder auf hohemPreisniveau verharrten oder Ver-luste hinnahmen, konnten Weineaus der zweiten Reihe genau dieumgekehrte Richtung einschlagen.Pichon Baron, Ducru Beaucaillouund Pontet Canet legten etwa seitJahresanfang um mehr als 35 Pro-zent zu, wobei diese Steigerung dieletzten zehn Jahrgänge erfasste. Umin hochwertige Weine investierenzu können, muss man nicht unbe-

dingt Millionär sein, schon mit einpaar tausend Euro kann man pres-tigeträchtige Flaschen in sein Port-folio aufnehmen. „Ein Weininvest-ment sollte mit mindestens 5000Euro, besser 10.000 Euro starten,damit eine breite Streuung möglichist. Man will ja nicht alles auf einenJahrgang setzen“, empfiehlt Khan-na. Besser ist es, das Risiko auf ver-schiedene Weingüter und Jahrgän-ge zu verteilen. „Analysten beob-achten und beurteilen den Marktfür hochwertige Weine, die auf-grund ihrer Unterbewertung überein hohes Kapitalwachstumspoten-zial verfügen.“ Bei der Herkunft derWeine wird darauf geachtet, dasssie direkt vom Weingut kommenoder von einem europäischen Vor-besitzer stammen. Für Kauf, Ver-waltung, Lagerung, Transport, Ver-sicherung und Beratung über mög-liche Verkaufszeitpunkte zahlt maneine einmalige „Fee“ und eine jähr-liche Portfolio-Verwaltungsgebührvon 2,5 Prozent.

Als Benchmark für die Qualitätgelten die von US-Weinkritiker-Papst und Herausgeber der Wein-bibel „The Wine Advocate“, RobertParker, verliehenen Parker-Punkte.

Die Höchstnote 100 erhielt etwader „Le Pin“ 1982. Damals war eineKiste (a zwölf Flaschen) um 230Euro zu haben, 1995 kostete sie be-reits 34.000 Euro, heute wird sieum 65.000 Euro gehandelt. Ande-rerseits kann eine schlechte Be-wertung katastrophale Folgen ha-ben: „Eine gerunzelte Nase vonRobert Parker kann ausreichen,um einen Wein noch tiefer fallenzu lassen als in die Bordeaux-Kel-ler, in denen er getestet wird“,schrieb der „Economist“. Dies trifftbesonders auf den En-Primeuroder Subskriptionshandel zu, beidem Weine, die im Frühjahr nachder Ernte noch im Fass liegen, un-ter die Lupe genommen werden.

Echte Kenner, eigener BestandSo arbeiten Broker wie die Bor-deaux Traders nur mit Weinen, diemindestens 90 Parker-Punkte er-zielt haben. Gehandelt wird mitOHK – Originalholzkisten a zwölfFlaschen in tadellosem Zustand.Einem konservativen Investor, der10.000 Euro ausgeben möchte,empfiehlt Khanna derzeit eineOHK Chateau Margaux 2005 (96Punkte) zu einem Marktwert von8000 Euro und zwei OHK ChateauMontrose 2008 (95 Punkte) uminsgesamt 1800 Euro. Bei einemdrei- bis fünfjährigen Anlagehori-zont sei mit einer jährlichen Ren-dite von 15 bis 20 Prozent zu rech-nen. Investoren, die auf schnellesGeld aus sind, rät er zu einer OHKLafite Rothschild 2010 oder Mou-ton Rothschild 2010 zu einem Sub-skriptionspreis von je 8000 Euro –Weine, „die um 50 bis 200 Prozentsteigen können, sobald sie abge-füllt werden“. Vom Verkaufserlösgehen dann noch einmal durch-schnittlich rund 20 Prozent an denHändler. Logischerweise sei dieseVeranlagung hoch spekulativ, weilder Preis auch fallen könnte, wennsich Qualität und Markt nicht er-wartungsgemäß entwickeln. „Ech-ten Weinkennern macht das ver-mutlich weniger aus“, sagt Khan-na, „die vernichten die Bestände,die nicht an Wert zulegen, selbst.“

Impressum: Financial PresseRedaktion: Dr. Christine Kary, Tel.: 01/514 14-274E-Mail: christine.kary@diepresse.com

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