Post on 08-Feb-2021
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NDR RADIOPHILHARMONIEARIEL ZUCKERMANN DIRIGENTHILA FAHIMA SOPRANDIANA HALLER MEZZOSOPRANEUGENE CHAN BARITON
FRIEDERIKE WESTERHAUS MODERATION
WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756 – 1791)OUVERTÜRE ZU „DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL“
„DURCH ZÄRTLICHKEIT UND SCHMEICHELN“ARIE (BLONDCHEN), 2. AKT „DIE ENTFÜHRUNG AUSDEM SERAIL“ (1782)
GEORG FRIEDRICH HÄNDEL (1685 – 1759)„STA NELL’IRCANA, PIETROSA TANA“ARIE (RUGGIERO), 3. AKT „ALCINA“ (1735)
FR 19.04.201320 UHR | ROLF-LIEBERMANN-STUDIO
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RICHARD WAGNER (1813 – 1883)„O DU MEIN HOLDER ABENDSTERN“REZITATIV UND ROMANZE (WOLFRAM),3. AKT „TANNHÄUSER“ (1845)
JULES MASSENET (1842 – 1912)„JE MARCHE SUR TOUS LES CHEMINS“ARIE (MANON), 3. AKT „MANON“ (1884)
HUGO WOLF (1860 – 1903)„KENNST DU DAS LAND, WO DIE ZITRONEN BLÜHN“GOETHE-LIEDER (MIGNON), ORCHESTRIERT VON HUGO WOLF (1888/89)
AMBROISE THOMAS (1811 – 1896)„O VIN, DISSIPE LA TRISTESSE“TRINKLIED (HAMLET), 2. AKT „HAMLET“ (1868)
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LÉO DELIBES (1836 – 1891)„OÙ VA LA JEUNE INDOUE“ („GLÖCKCHENARIE“)ARIE (LAKMÉ), 2. AKT „LAKMÉ“ (1883)
— PAUSE —
GIUSEPPE VERDI (1813 – 1901)OUVERTÜRE ZU „LA FORZA DEL DESTINO“ (1862/69)
GAETANO DONIZETTI (1797 – 1848)„VIEN, LEONORA, A’PIEDI TUOI“ARIE (ALPHONSE), 2. AKT „LA FAVORITE“ (1840)
„CRUDA, FUNESTA SMANIA“ARIE (ENRICO), 1. AKT „LUCIA DI LAMMERMOOR“ (1835)
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GIUSEPPE VERDI (1813 – 1901)„CARO NOME“ARIE (GILDA), 1. AKT „RIGOLETTO“ (1851)
GIOACCHINO ROSSINI (1792 – 1868)„NACQUI ALL’AFFANNO“ARIE (ANGELINA), 2. AKT „LA CENERENTOLA“ (1817)
Das Konzert wird live auf NDR Kultur übertragen.
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ARIEL ZUCKERMANN
Der 1973 in Israel geborene Ariel Zuckermann
begann seine musikalische Karriere als Flötist, bevor
er sein Dirigierstudium an der Königlichen Musik-
hochschule in Stockholm beim legendären Jorma
Panula aufnahm. Bereits im Jahr 2003 zum Assisten-
ten von Iván Fischer beim Budapest Festival Orches-
tra berufen, legte er 2004 seinen Diplomabschluss
als Dirigent bei Bruno Weil an der Münchner Musik-
hochschule ab. Nur wenig später wurde er Chefdiri-
gent des traditionsreichen Georgischen Kammeror-
chesters Ingolstadt. Die Liste der namhaften Orches-
ter, mit denen Ariel Zuckermann bereits zusammen-
gearbeitet hat, ist lang (Israel Philharmonic Orchestra,
Tschechische Philharmonie, Bamberger Symphoniker,
WDR Sinfonieorchester). Mit dem ORF Radio-Sympho-
nieorchester Wien ging er jüngst auf China-Tournee,
mit der Camerata Salzburg und dem Schlagzeuger
Martin Grubinger unternahm er gleich zwei Europa-
Tourneen. Höchst erfolgreich war auch Ariel Zucker-
manns Neueinstudierung von Donizettis „Viva la
Mamma“ am Münchner Gärtnerplatztheater.
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HILA FAHIMA
Hila Fahima, 1987 geboren, erhielt ihre Gesangsaus-
bildung an der Rubin Academy for Music and Dance
in Jerusalem. Als Mitglied des Opernstudios der New
Israeli Opera sang sie u. a. Papagena in Mozarts
„Zauberflöte“ und Adele in Strauß’ „Fledermaus“.
Größtes Aufsehen erregte im August 2010 ihr Debüt
in der Titelpartie der Oper „Alice in Wonderland“
von David Sebba an der New Israeli Opera. Wenig
später wurde sie mit dem Ersten Preis beim Europä-
ischen Gesangswettbewerb DEBUT ausgezeichnet.
Hila Fahima ist seit der Saison 2010/11 Stipendiatin
der Deutschen Oper Berlin, wo sie bereits in Partien
wie Königin der Nacht („Die Zauberflöte“), Nannetta
(„Falstaff“) und Najade („Ariadne auf Naxos“) zu
er leben war. Gastengagement führten sie zurück an
die New Israeli Opera (als Amor in Glucks „Orfeo ed
Euridice“) sowie zu Aufführungen von Ravels „L’enfant
et les sortilèges“ beim Glyndebourne Festival. Auch
in Zukunft erwarten die junge Sängerin viele be-
deutende Aufgaben: In der Saison 2013/14 wird sie
Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper.
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DIANA HALLER
Diana Haller wurde 1986 im kroatischen Rijeka
ge boren. Nach der Gesangsausbildung in ihrer Hei-
matstadt schlossen sich weitere Studien am Konser-
vatorium von Triest und an der Royal Academy of
Music in London an. Derzeit studiert sie an der Stutt-
garter Musikhochschule. Die mit vielen internationa-
len Preisen und Stipendien ausgezeichnete Mezzo-
sopranistin ist seit Jahren eine gefragte Lied- und
Oratoriensängerin. Gemeinsam mit der Pianistin
Katha rina Landl gewann sie 2012 den Ersten Preis
beim Hugo-Wolf-Wettbewerb. 2009 wurde sie in das
Opernstudio der Stuttgarter Staatsoper aufgenom-
men, seit 2010 ist sie jüngstes Mitglied des Ensemb les
des Stuttgarter Opernhauses. Dort übernimmt sie
die großen Partien ihres Fachs, u. a. Cherubino („Le
nozze di Figaro“), Orlofsky („Die Fledermaus“) und
Ruggiero („Alcina“). Gastauftritte führten sie zum
London Handel Festival und zum Rossini-Festival in
Wildbad. Im kommenden Juni gibt sie in einer Neupro-
duktion ihres Stuttgarter Stammhauses ihr Rollende-
büt in der Titelpartie von Rossinis „La Cenerentola“.
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EUGENE CHAN
Der amerikanische Bariton Eugene Chan, Jahrgang
1983, stammt aus San Francisco. Er studierte an der
Sacramento State University und ist Absolvent des
Opernstudios am Theater Basel. Der junge Sänger ist
mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden und
erhielt Stipendien, u. a. von der renommierten Sulli-
van Foundation. Diesseits wie jenseits des Atlantiks
für die großen Rollen seines Faches gefragt, gastiert
Eugene Chan an bedeutenden Opernhäusern, etwa
als Schaunard („La Bohème“) am Opera Theatre of
St. Louis, als Figaro („Il barbiere di Siviglia“) an der
Michigan State Opera oder als Dandini („La Ceneren-
tola“) am Teatro Comunale di Bologna. Am Theater
Basel übernahm er in den vergangenen Spielzeiten
zahlreiche Partien, u. a. Conte Almaviva („Le nozze di
Figaro“), Hajný („Rusalka“) und Lescaut („Manon“).
Als Konzertsänger arbeitete Eugene Chan bereits mit
dem San Francisco Symphony, dem Los Angeles Phil-
harmonic und dem Orchestre de la Suisse Romande
zusammen. Ein großer Erfolg war auch sein Debüt
als Liedsänger 2008 in der New Yorker Carnegie Hall.
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Als ein musikalischer Botschafter Hannovers und Niedersachsens
genießt die NDR Radiophilharmonie weit über das Sendegebiet
des Norddeutschen Rundfunks hinaus einen hervorragenden
Ruf. Stete Rundfunkübertragungen, Gastspielreisen und Tourneen
ins Ausland sowie nicht zuletzt unzählige CD-Produktionen bele-
gen immer wieder die künstlerische Qualität und den internatio-
nalen Rang des in der niedersächsischen Landeshauptstadt be-
heimateten Orchesters. 2010 feierte die NDR Radiophilharmonie
ihr 60-jähriges Bestehen. Mit Beginn der Jubiläums-Saison
2009/2010 trat ein neuer Chefdirigent an die Spitze des Orches-
ters: Eivind Gullberg Jensen, einer der gefragtesten Vertreter
der jungen Dirigentengeneration und gern gesehener Gast der
großen europäischen Sinfonieorchester. Er übernahm die Chefpo-
sition in der Nachfolge Eiji Oues, der die NDR Radiophilharmonie
in dem Jahrzehnt seines Wirkens entscheidend geformt hat und
dem Orchester als Ehrendirigent auch in Zukunft verbunden bleibt.
Zudem standen und stehen seit Jahren junge Spitzendirigenten,
die in der internationalen Musikwelt für Aufsehen sorgen, als Gast-
dirigenten am Pult der NDR Radiophilharmonie, darunter Gustavo
Dudamel und Andris Nelsons, Kristjan Järvi, Pietari Inkinen oder
Cornelius Meister. Ebenso pflegen herausragende Solokünstler
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NDR
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NDR RADIOPHILHARMONIE
eine langjährige künstlerische Beziehung zu dem
Orchester, allen voran Musikerinnen und -musiker
wie Hilary Hahn, Julia Fischer, Rudolf Buchbinder und
Frank Peter Zimmermann. Aus den besonderen An-
forderungen des Rundfunks heraus entwickelte der
Klangkörper ein überaus vielschichtiges Profil. Nicht
allein das klassisch-romantische Repertoire sinfo-
nischer Meisterwerke, auch die Alte Musik, ambitio-
nierte, intelligente Crossover-Projekte und das weite
Feld der Filmmusik, letzteres auch im Rahmen natio-
naler und internationaler Kinoproduktionen, nehmen
einen zentralen Platz in der künstlerischen Arbeit
ein. Ihr internationales Renommee festigte die NDR
Radiophilharmonie mit Konzertreisen durch ganz
Europa sowie nach Japan, Südamerika und jüngst in
2012 nach Abu Dhabi zum dortigen Abu Dhabi Festi-
val. Besonders hervorzuheben sind zudem Gastspie-
le beim Internationalen Bergen Festival, beim Pisa
Festival, bei den renommierten Klubhaus-Konzerten
in der Schweiz oder in der Londoner Royal Albert
Hall.
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Das Jubiläumsjahr 2013 fügt zusammen, was nach landläufiger
Meinung nicht zusammen gehört: Giuseppe Verdi und Richard
Wagner, beide vor 200 Jahren geboren, zwei Antipoden des
Opernbetriebs. Setzte der Italiener auf Bühnenrealismus, auf
konkrete Figuren aus dem Hier und Jetzt, suchte der Deutsche
sein Heil in der Mythologie, bei Drachen, Zwergen und Gralsrit-
tern. Persönlich ging man sich aus dem Weg, eine echte Aus-
einandersetzung mit dem Werk des Konkurrenten fand nicht statt.
Cosima Wagner notierte einige abschätzige Bemerkungen ihres
Mannes über Verdi, dafür lästerte dieser über die „Tannhäuser“-
Ouvertüre. Andererseits gibt es mehr Berührungspunkte zwi-
schen den beiden, als es auf Anhieb scheint. Verdi wie Wagner
waren Bühnenpraktiker par excellence, die konsequent Mitspra-
che einforderten: bei der Regie, der Orchesteraufstellung, den
baulichen Gegebenheiten und natürlich den Textbüchern. Verdis
Vorschlag, in Italien drei Mus terbühnen zu errichten, kam Wag-
ners Festspielhausidee recht nahe. Beide versuchten bei aller
Kritik am französischen Opernwesen mehrfach ihr Glück in Paris,
sie bewunderten Schiller, Shakespeare und die Antike – und sie
galten als echte Revolutionäre, nicht nur der Kunst. Während sich
Wagner 1849 am Dresdner Aufstand beteiligte, ging Verdi für
MIT WAGNER, VERDI – UND ANDERENEin Opernabend
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einige Jahre in die Politik. Wie aber standen unsere Jubilare zu
anderen Komponisten? Mozart, um mit diesem zu beginnen,
war für beide ein Markstein der Musikgeschichte. Der Salzburger
besetzte ja auch geographisch die Mitte zwischen dem Nord-
italiener und dem Sachsen, er hatte deutsche wie italienische
Libretti vertont, sich geschmeidig zwischen den Welten und
Stilen bewegend. Freilich standen einem Wagner die deutschen
Opern Mozarts näher. Die „Entführung“ etwa, mit der er sich
eines Abends im März 1883 im kleinen Kreis beschäftigte. „Wie
wir allein sind und R. eine Flasche Champagner bestellt hat, er-
zählt er von der Entstehung dieses genialen Werkes“, heißt es in
Cosimas Tagebüchern. Zwar stellte das Singspiel mit seiner Ab-
folge von gesprochenen Dialogen und geschlossenen Musiknum-
mern für Wagner eine überholte Gattung dar, als umso „genialer“
dürfte er aber Mozarts Kunst der Charakterzeichnung empfunden
haben, auch bei Nebenfiguren wie Blondchen. In deren Arie
„Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln“ gelingt es Mozart, mit spar-
samsten Mitteln das Bild einer selbstbewusst-empfindsamen,
womöglich leicht schnippischen jungen Frau zu entwerfen. So
kurz die Arie auch ist, bleibt doch Gelegenheit für einige Kolora-
turen à la Grande Dame.
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In die Entstehungszeit der „Entführung“ fällt Mozarts erste Be-
gegnung mit den Werken Händels. Genauer gesagt: mit dessen
Oratorien. Denn obwohl Händels Tod erst gut 20 Jahre zurücklag,
waren seine Opern, die doch jahrzehntelang den Schwerpunkt
seiner Tätigkeit gebildet hatten, vergessen. So auch „Alcina“, eine
seiner prachtvollsten Partituren aus dem Jahr 1735, die neben
dem berühmten „Verdi prati“ noch eine weitere Glanznummer
bereithält: die Arie „Sta nell’Ircana“, komponiert für denselben
Sänger, den Starkastraten Carestini. Ihr Thema ist die Unsicher-
heit vor dem Kampf – aber nur im Text. Die Musik nämlich vermit-
telt mit ihren strahlenden Hornparts und der Fanfarenmelodik
ungebrochene Zuversicht.
110 Jahre später war Wagner bei seinem Versuch, sich von der
Nummernoper alten Stils zu lösen, ein großes Stück weiterge-
kommen. Im „Tannhäuser“ lässt er die einzelnen Szenen nahtlos
ineinander übergehen, wechselt bruchlos von Rezitativ zu Dekla-
mation und Gesang. Eine Ausnahme bildet Wolframs Lied an den
Abendstern, ein tonartlich und formal nahezu geschlossenes
Musikstück in G-Dur mit vorangehendem g-Moll-Rezitativ. Auch
durch den Einsatz einer Harfe als Attribut des Sängers Wolfram
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löst sich das Lied von der Umgebung. Überhaupt ist die Instru-
mentation exquisit: Von dunklen Posaunenklängen heben sich
hohe Holzbläser und Geigen ab, später sind es die Celli, die Wolf-
rams wehmütigen Gesang fortführen.
1861 sorgte der „Tannhäuser“ in Paris für einen Theaterskandal,
den die Presse lustvoll ausschlachtete. Aber es gab auch begeis-
terte Stimmen und bald eine feste Schar von französischen
Anhängern. Zu diesen gehörte der Komponist Jules Massenet, der
als junger Mann Franz Liszt kennengelernt hatte und Berlioz
schätzte. Seine Berufung zum Professor am Pariser Konservato-
rium 1878 galt daher als Fanal: Die wichtigste Ausbildungsstätte
Frankreichs öffnete sich der Moderne! Mit Koechlin, Enescu und
Schmitt hatte Massenet denn auch eine Reihe hervorragender
Schüler. „Manon“, seine fünfte Oper, wurde ein Jahr nach Wagners
Tod uraufgeführt. Die Geschichte um eine junge Schönheit aus
der Provinz, die in der Stadt zugrunde geht, sollte auch später
noch Komponisten reizen, Puccini etwa und Henze. Wie bereits an
anderen Opern erprobt, wählte Massenet hier eine durchkompo-
nierte Großform, in der einzelne Nummern ineinander übergehen
und gesprochene Dialoge vor musikalischem Hintergrund statt-
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finden (Melodrama). Der Beginn des dritten Akts zeigt Manon als
bewunderte, elegante junge Frau, die sich ihrer Wirkung wohl
bewusst ist: „Auf allen Wegen schreite ich wie eine Königin“. Und
in der zweiten Hälfte ihrer Arie lädt sie das staunende Volk mit-
tels einer Gavotte ein, sich ebenso wie sie dem Augenblick hinzu-
geben: „Folgt, wenn die innere Stimme ruft!“
Während Massenets „Manon“ nach wie vor zu den Repertoire -
stü cken gehört, waren Hugo Wolfs Bemühungen um die Oper von
wenig Erfolg gekrönt. Sein „Corregidor“ konnte sich auf lange
Sicht nicht durchsetzen. Wolfs Stärken lagen eben weniger auf
dramatischem als auf lyrischem Gebiet, weshalb er zu Recht als
einer der größten Liedmeister des 19. Jahrhunderts gilt. Auch
Mignons „Kennst du das Land“ aus Goethes „Wilhelm Meister“
ist in Wolfs originaler Fassung ein Klavierlied, wurde allerdings
vom Komponisten selbst, und zwar gleich zweimal, orchestriert
(1890/93). Anfangs verwendet Wolf die große Besetzung nur
auszugsweise, um die späteren Aufschwünge und Ausbrüche,
vor allem das mehrfach wiederkehrende „Dahin! Dahin!“, gerade-
zu rauschhaft zu inszenieren. An Farbigkeit und Intensität ist
das Orchesterlied der Klavierfassung zweifellos überlegen.
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Wolf war nicht nur ein sensibler Komponist, sondern auch ein
gefürchteter Musikkritiker. Die „Mignon“-Oper von Ambroise Tho-
mas etwa gefiel ihm nicht, während sich Wagner für das Werk
durchaus erwärmen konnte. Nun gehörte jener Thomas, Lehrer
Massenets und langjähriger Konservatoriumspräsident, tatsäch-
lich zu den eher traditionellen Komponisten seines Landes.
Gleichwohl leistete er mit seinem „Hamlet“ von 1868 einen der
bedeutendsten französischen Opernbeiträge überhaupt, den Büh-
nen in ganz Europa auf den Spielplan setzten. Zündender Höhe-
punkt des zweiten Akts ist Hamlets Trinklied im beschwingten
6/8-Takt und effektvoller Instrumentation. Wen stört es da, dass
diese Szene mit dem Shakespeare-Original ebenso wenig zu tun
hat wie der Schluss der Oper, Hamlets Krönung?
Und noch einmal Frankreich: Während uns Léo Delibes heute
vornehmlich als Komponist von Balletten bekannt ist, wird er in
seiner Heimat auch als Musikdramatiker hochgeschätzt. An der
Spitze der Beliebtheitsskala steht „Lakmé“, eine Oper über die
tragische Liebe eines Hindumädchens zu einem englischen Offi-
zier. In ihrer „Glöckchenarie“ („Où va la jeune Indoue“) erzählt
Lakmé die Legende von der armen Pariatochter, die Brahmas
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Sohn vor den Tieren des Dschungels rettet. Die Erwähnung von
Zauberglöckchen nimmt Delibes zum Anlass, im zweiten Teil der
Arie einen funkelnden Dialog zwischen Singstimme und Glocken-
spiel zu entfalten. Kein Wunder, dass sich von diesem Kabinett-
stückchen nicht nur das französische Publikum, sondern auch
Lakmés Auserwählter betören lässt …
Die Beziehungen Verdis zu Frankreich sind vielfältig; in Paris ka-
men etliche seiner Opern zur Aufführung, zwei davon sogar als
Weltpremieren. Auch die zur Eröffnung des Suezkanals gebotene
„Aida“ ging auf einen französischen Auftrag zurück. „La forza del
destino“ hingegen, komponiert 1861, war für St. Petersburg be-
stimmt, wo die Oper 1862 auch ihre äußerst erfolgreiche Urauf-
führung erlebte. Dennoch feilte Verdi in den folgenden Jahren
noch an Handlung und Musik und entschloss sich 1868 zu einer
Neufassung der Ouvertüre. Kaleidoskopartig präsentiert das neue,
nun deutlich längere Stück wichtige Themen der Oper in knappen,
teils schroff nebeneinander gesetzten Passagen: leidenschaftli-
che Liebe, stille Gebete, sakrale Klänge – und natürlich das titel-
gebende „Schicksal“ in Form von drei mahnenden Blechbläserru-
fen gleich zu Beginn.
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Zehn Jahre vor „La forza del destino“ war „Rigoletto“ entstanden,
heftig kritisiert für sein angeblich unmoralisches Libretto, beim
Publikum jedoch ein gewaltiger Erfolg. Täuschungen und Selbst-
täuschungen sind hier die Triebfeder der Handlung; stets weiß der
Zuhörer mehr als die Akteure. Umso packender wirkt daher ein
Liebesgeständnis wie das der jungen Gilda, die nicht ahnt, dass
sich hinter dem armen Studenten, den sie in „Caro nome“ so hin-
gebungsvoll besingt, der lüsterne Herzog verbirgt.
Vor Verdi hatten einige Landsleute ihr Glück an der französischen
Oper versucht, darunter als prominenteste Bellini, Donizetti und
Rossini. Aber selbst Donizetti, der Erfolgskomponist der „Lucia di
Lammermoor“ (1835), benötigte zwei Anläufe. Verlief sein erster
Paris-Aufenthalt noch unerquicklich, konnte er 1840 das französi-
sche Publikum mit „La Favorite“ für sich gewinnen. Kein Gerin-
gerer als Richard Wagner verfertigte im selben Jahr einen Klavier-
auszug der Oper – eine Fronarbeit aus Geldmangel. Allerdings
sollte auch Donizetti seine Triumphe nur noch wenige Jahre ge-
nießen können – nach über 70 Opern starb der Komponist 1848
in geistiger Umnachtung. Das Geheimnis von Donizettis Erfolg lag
in seinem dramatischpsychologischen Gespür und seiner starken
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Identifikation mit dem Dargestellten. Sogar Wagner, der ansons-
ten nicht viel für ihn übrig hatte, bewunderte Donizettis melodi-
sche Gestaltungskraft. So kämpfen Alphonse in „La Favorite“
und Enrico in „Lucia di Lammermoor“ beide um eine Frau, könn-
ten aber in Ausdruck und Charakter kaum gegensätzlicher sein.
Hier der empfindsame König, der für Leonore seine Krone opfern
will („Vien, Leonora“), dort der rachsüchtige schottische Graf,
dem die Familienehre über alles geht („Cruda, funesta smania“).
Glaubhaft aber wirken beide – dank Donizettis thematischem Er-
findungsreichtum. Jahre bevor Donizetti seine letzten Triumphe
feierte, 1829 nämlich, hatte sich Rossini vom Opernbetrieb zu-
rückgezogen. Auch wenn er zu diesem Zeitpunkt als unangefoch-
tener Meister der italienischen komischen Oper galt, hatten nicht
alle Werke von Beginn an Erfolg. „La Cenerentola“ etwa, die 1817
in Rom uraufgeführte Aschenputtel-Dramatisierung, konnte sich
erst allmählich beim Publikum durchsetzen. Wie der Untertitel
(„La bontà in trionfo“) verrät, siegt hier am Ende die „bontà“, die
Güte des Herzens, und ihr ist Angelinas hochvirtuose, mit Kolora-
turen und Verzierungen gespickte Arie „Nacqui all’affanno“ gewid-
met. Mit ihr schließt Rossinis Oper – und unser Opernabend.
Marcus Imbsweiler
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SAISON 2013/2014 Wir senden Ihnen gerne im Mai die neue Broschüre zu.
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IMPRESSUMHerausgegeben vom Norddeutschen RundfunkProgrammdirektion HörfunkBereich Orchester und ChorRothenbaumchaussee 132 | 20149 HamburgE-Mail: podiumderjungen@ndr.dendr.de/podiumderjungen
Leitung: Rolf BeckRedaktion NDR Podium der Jungen: Angela PirontRedaktionsassistenz: Annette MartinyRedaktion NDR Radiophilharmonie: Matthias IlkenhansRedaktion des Programmheftes: Dr. Harald Hodeige
Der Einführungstext von Marcus Imbsweiler ist ein Originalbeitrag für den NDR.
Fotos: Tom Merten | OJO | plainpicture (Umschlag);Felix Broede (S. 6); operastudio Zwecker (S. 7); Carlos Mascherin (S. 9); Klaus Westermann | NDR (S. 11)
NDR MarkendesignGestaltung: Klasse 3bLitho: Otterbach Medien KG GmbH & Co.Druck: Nehr & Co. GmbH
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