Post on 11-Aug-2019
Blauzungenkrankheit
infektiöse, nicht kontagiöseErkrankung von Schafen, Ziegen, Rindern, Wildwiederkäuern.
Dr. U. Moog, SHGD Jena
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Januar Februar März April Mai Juni
Januar 81 FälleFebruar 52März 19April 31Mai 0Juni 1
Feststellung von BT-Fällen in Deutschland in 2007
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Anz
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Ziege
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Rind
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2007
Quelle TSN,Stand 10.12.2007
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Januar Februar März April Mai Juni
2007 2008
Januar 81 Fälle 834 FälleFebruar 52 257März 19April 31Mai 0Juni 1
Feststellung von BT-Fällen in Deutschland in 2007
Der Erreger
Familie Reoviridae, Gattung OrbivirusBT Virus: 24 Serotypen
Vermehrung
in Gnitzen: Speicheldrüse und Mitteldarmzellen
im Wiederkäuer: in hämatopoetischen und Lymphgeweben
blutzellassoziiert (Mono-, Lympho-, Erythrocyten)
Alle Serotypen erzeugen eine Grundimmunität gegen den homologen Erreger. (lebenslang?)
Keine oder nur schwache Kreuzimmunität, d.h. andere Serotypen können zu erneuten Erkrankungen führen.
Der Vektor – Culicoides spp.
Entwicklung:
ca. 48 Std. nach der Blutmahlzeit Eiablage.
Larvenschlupf nach 2 bis 15 Tagen, (Feuchtgebiete, (Hypobiose möglich)
Lebensdauer der Gnitze 10-20 - 100 Tage
Verbreitung
aktiv: einige 100 m
passiv: mehrere 100 km
Differenzierungder Culicoides Arten In Deutschland > 80 Arten
Der Vektor – Culicoides spp.
Culicoides (Gnitzen) ca. 1 – 3 mm (C. obsoletus 0,8)
>15°C Virusvermehrung (ca. 7 Tage)
< 15°C keine Virusvermehrung aber Überleben
Mücken Gnitzen
Fortpflanzung in warmer feuchter Umgebung (im Stall?)
Gnitzenweibchen werden bis zu 3,5 Monate alt.
In der kalten Jahreszeit nimmt die Zahl ab, es gibt aber auch einen Überwinterungsprozess.
Als Überträger insbesondere C. obsoletus (>90%) und pulicaris
Gnitzen MonitoringIm Restriktionsgebiet eine Falle pro 2000 qkm
Differenzierung (Spezies, nur weibliche, gesogen, ungesogen, Eier gelegt oder nicht)
Untersuchung mit BTV8-RT-PCR
176.000 Cullicoides Spp. wurden differenziert:128.000 C. obsoletus, 22.000 C. pulicaris, 28.000 nicht näher bestimmt)
Bisher wurden 9553 Pools von 50 Gnitzen im RT-PCR untersucht
BTV8 wurde in Pools des C. obsoletus-Komplexes und in einem noch nicht differenzierten Pool nachgewiesen
Der Infektionsweg Insektenstich -> Virusvermehrung
Inkubation 3 – 12 - 21 Tage
Max. Virämie 6 – 14 Tage
Virus im Blut:
Schaf bis 54 Tage
Ziege bis 38 Tage
Rind bis 100 Tage
Die Infektion kommt über infizierte Mücken oder über infizierte Tiere in den Bestand.
Blut = Infektiöses Material
Übertragung transdermal
Keine Virusausscheidung über Speichel, Harn etc.
Keine Übertragung von Tier zu Tier oder über kontaminierte Umgebung.
Möglich: Mechanische Übertragung (Stechende Insekten, iatrogen), diaplazentar
Wie kommt die Blauzungenkrankheit über den Winter ?
Indoor GnitzenInfektionszyklus läuft im Winter weiter
Lebensdauer infizierter Gnitzen (C. obsoletus bis 3 Monate, ev. Winterstarre)
Dauer der Virämieüber 100 Tage
Vertikale Übertragung Gnitzeneier
Gamma Delta T Zellen
Persistent infizierte Kälber (Lämmer)
Pathogenese
Vasotrope Virusinfektion 1. Virusvemehrung im Lymphgewebe (Tonsillen, Lymphknoten,
Milz, Knochenmark, Monocyten, Makrophagen, …)
2. Virus befällt das Endothel von Arteriolen, Venolen und Kapillaren.
3. Zelluntergang in der Endstrohmbahn. Es bilden sich Mikrothromben, ischämische Infarkte, Blutungen und Permeabilitätsstörungen
Organschäden durch Zusammenbruch der Mikrozirkulation
Thrombosen, Blutungen, Ödeme, Ischämie, Nekrosen
KlinikSehr variabel, abhängig vom Serotyp, und der betroffenen Rasse.
hohes Fieber
Salivation, Nasenausfluss
Ödeme an Kopf, Hals, Zunge
Schleimhautschäden im Maul
Entzündungen am Kronsaum
Lahmheiten
Störungen bei der Atmung
Schluckbeschwerden
Aborte selten aber möglich
Dauer 10 bis 14 Tage
Todesrate bis 0 - 15% (bis 70%?)
FFF – Fever, Face, Feet
Bläschenbildung auf der Maulschleimhaut, Rhagaden im Maulwinkelblutig, krustige Veränderungen am Nasenloch
Klinik der BT (6)Seltener beim Rind:
dramatischer Krankheits-verlauf mit hochgradigen
Erosionen
Fotos: Dr. Adams
Klinik der BT (8)
Foto Kramer FLIFoto: Dr. Holsteg
Gelegentlich werden auch m. o. w. scharf abgegrenzte, palpatorisch wenig
h h f Rö d Zi b i
Verlauf der BT (9)
Fotos: Dr. Adams
1 Woche später nach symptomatischer Behandlung
Akute Phase, etwa 3. Tag der Feststellung(Erkrankung ?)
BT-Ausbruch Thüringen 12.09.2007
20-km Zonen (13:00)
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BT in Thüringen; Stand 5.12.07
Erkrankte Tiere
Bestätigte BT Fälle: Betriebe 119Tiere 227
Rinder 201Schafe 26
Verdacht 1 Rind 1 Betrieb
Virologie:
EDTA Blut, Antigennachweis ab etwa dem 2. Tag (RT-PCR)
Virus-Isolierung: aus Milz, Lymphknoten
Serologie:
Serum, Plasma
AK-Nachweis ab ca. dem 8. Tag p.i. (ELISA)
Morbidität, Mortalität, LetalitätQuelle: Conraths FLI
2006 1 2007 2
Schaf SchafTiere im Bestand 24.529 497.157
erkrankt 837 30.068
gestorben 230 11.509
Morbidität [%] 3,41 6,05
Mortalität [%] 0,94 2,31
Letalität [%] 27,48 38,28
1 Quelle: ADNS, Daten für BE, DE, NL
2 Quelle: TSN, Daten für DE bis 10.12.2007Annahme: alle Erkrankungen erfasst.Wegen milder Klinik beim Rind nicht realistisch: Bei Morbidität Unterschätzung, bei Letalität Überschätzung.
Morbidität, Mortalität, LetalitätQuelle: Conraths FLI
2006 1 2007 2
Rind Rind Tiere im Bestand 80.045 1.209.770
erkrankt 1.494 22.873
gestorben 63 2.267
Morbidität [%] 1,87 1,89
Mortalität [%] 0,08 0,19
Letalität [%] 4,22 9,91
1 Quelle: ADNS, Daten für BE, DE, NL
2 Quelle: TSN, Daten für DE bis 10.12.2007Annahme: alle Erkrankungen erfasst.Wegen milder Klinik beim Rind nicht realistisch: Bei Morbidität Unterschätzung, bei Letalität Überschätzung.
Morbidität, Mortalität, LetalitätQuelle: Conraths FLI
2006 1 2007 2
Rind Schaf Rind SchafTiere im Bestand 80.045 24.529 1.209.770 497.157
erkrankt 1.494 837 22.873 30.068
gestorben 63 230 2.267 11.509
Morbidität [%] 1,87 3,41 1,89 6,05
Mortalität [%] 0,08 0,94 0,19 2,31
Letalität [%] 4,22 27,48 9,91 38,28
1 Quelle: ADNS, Daten für BE, DE, NL
2 Quelle: TSN, Daten für DE bis 10.12.2007Annahme: alle Erkrankungen erfasst.Wegen milder Klinik beim Rind nicht realistisch: Bei Morbidität Unterschätzung, bei Letalität Überschätzung.
BT und Folgeschäden Die „stillen Verluste“
Beispiel: Studie an 93.248 Rindern (Mutterkuh- und Mastbetriebe); Stand 12/2007
Zellzahlprobleme 86,4 %reduzierte Milchmenge 40,6 %Lahmheiten 77,6 %Störung der Futteraufnahme 73,7 %Schleimhautläsionen Maulbereich/Zunge 72,3 %gestörte Fruchtbarkeit 68,7 %Fieber 54,0 %Aborte 51,7 %Zitzenhautveränderungen 51,7 %Veränderungen an der Zunge 6,8 %
NL: ca. 100 Mio. € Quelle: MUNLV NRW
Finanzielle Belastung des Betriebesdurch die BlauzungenerkrankungAusfall der Milchproduktion in 2007• 400 kg Milch je Tag x 100 Tage, 50 Cent
20.000,00 €Ausfall der Milchproduktion in 2008• 700 kg Milch je Tag x 100 Tage, 44 Cent
30.800,00 €• Erhöhte Tierarztkosten incl. Anwendung von Butox
ca. 4.000,00 €• Fehlende Erlöse Färsenverkauf 15 x 1.500,00 €
22.500,00 €------------------------------Schaden durch Blauzunge im Betrieb: 77.300,00
Behandlung:
Symptomatisch
Schutz vor Sekundärinfektionen (Antibiotika)
Steigerung der Immunabwehr (Paramunitätsinducer?)
Schmerzlinderung (nicht-steroidale Antiphlogistika)
Vitamine
weiches Futter
Prophylaxe:Repellent-Behandlung
Impfung
Pyrethroide haben einen abschreckenden Effekt gegen Insekten (Repellens), dessen Wirksamkeit bei Gnitzenallerdings begrenzt sein dürfte, eine schnell einsetzende Initialwirkung auf Insekten („knock down effect“) als Kontakt-und Nervengift sowie eine Residualwirkung.
Latroxin Delta und Butox
Die Wirkung der in Deutschland verfügbaren Pyrethroide auf Gnitzen bzw. auf die Übertragung der Blauzungenkrankheit durch Gnitzen ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht hinreichend geprüft.
Pyrethroide wirken nur wenigeStunden oder Tage als Repellens.Danach nur noch insektizide Wirkung.Quelle: FLI
Effekt der Deltamethrin-Behandlung (Butox)auf Cullicoides Spp.
0102030405060708090
7 Tage 14 Tage 21 Tage 28 Tage
15 Sec30 sec1 min2 min
Min
uten
bis
zum
Abs
terb
en
Nach Behandlung
Mehlhorn u.a. Nov. 2007Butox 7,5 pour on: a deltamethrin treatment ofsheep and cattle: pilot study of killing effects onCullicoides spezies (Cerstopogonidae)Parasitol. Res.
Schaf: 10 ml Butox2ml Kopfje 4 ml re. und li. am Bauchdirekt auf die Haut
Haare in Klauennähe
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7 Tage 14 Tage 21 Tage 28 Tage
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enEffekt der Deltamethrin-Behandlung (Latroxin Delta, Butox)auf Cullicoides Spp.
Nach Behandlung
Abschaffung der 20-km Zonen
Ab 09.11.07 ganz Thüringen einheitliche Zone.
Ab Mitte Dezember Deutschland komplett in der 150 km Zone
Kapitel III Einschränkungen der Verbringung von Tieren, Samen, Eizellen und Embryonen
Artikel 7: Bewegungen innerhalb der Restriktionszone
1. Tierbewegungen innerhalb derselben Restriktionszonen sollen genehmigt werden sofern das Tier keine Anzeichen von BTD zeigt.
Kapitel III Einschränkungen der Verbringung von Tieren, Samen, Eizellen und Embryonen
Artikel 8: Ausnahmen vom Verbringungsverbot
1. Tierbewegungen (Samen, Eizellen, Embryonen) aus Restriktionszonen (ins freie Gebiet) sollen möglich sein, wenn:
- die Bedingungen von Anhang IV erfüllt sindoder
- die Tiere Sicherheitsgarantien erfüllen
oder
- die Tiere zur unmittelbaren Schlachtung gehen (weitere Auflagen)
Kapitel III Einschränkungen der Verbringung von Tieren, Samen, Eizellen und Embryonen
Artikel 9: Bedingungen für den Transit (Tiere aus einem Restriktionsgebiet durch freies Gebiet oder Tiere aus freiem Gebiet durch ein Restriktionsgebiet)
die Tiere und Transportgeräte müssen nach adäquater Reinigung und Desinfektion mit einem zugelassenen Insektizid / Repellent behandelt werden.
Anhang IV Bedingungen für Ausnahmen vom Verbringungsverbot
Die Tiere müssen während des Transports vor Angriffen des Cullicoides Vektors geschützt sein.
und mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllen:
1 mindestens 60 Tage vektorfreie Zeit und AG neg.
2 waren mindestens 60 Tage vor Angriffen geschützt
3 mindestens 28 Tage in der vektorfreien Zeit oder vor Attacken geschützt und negativer AK-Nachweis
4 mindestens 14 Tage in der vektorfreien Zeit oder vor Attacken geschützt und negativer AG-Nachweis
Anhang IV Bedingungen für Ausnahmen vom Verbringungsverbot
(geimpfte Tiere)
5 - Tiere die mit einem zugelassenen Impfstoff gegen den zirkulierenden Serotyp geimpft sind und sich noch innerhalb des garantierten Impfschutzes befinden
und mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllen:
a) vor mehr als 60 Tagen geimpft wurden
b) mindestens vor der für die Vaccine angegebenen Zeit geimpft wurden die für das Einsetzen des Impfschutzes nötig ist und negativ auf AGgetestet wurden.
c) schon geimpfte Tiere, die innerhalb des Impfschutzes nachgeimpftwurden
Anhang IV Bedingungen für Ausnahmen vom Verbringungsverbot
Tiere in endemisch verseuchten Gebieten
a) Positiver serologischer AK-Test 60 bis 360 Tage vor dem Verbringen
b) Positiver serologischer AK-Test mindestens 30 Tage vor dem Verbringen und negativer AG-Testfrühestens 7 Tage vor dem Verbringen
11.00 Begrüßung11.10 Praktische Übungen Kurs : Beurteilung der Futtermittel mit den eigenen Sinnen
Dr. Wolf, Tierärztliche Hochschule Hannoveroder U. Wyss, Agroscope Schweiz
12:00 Mittagessen
12:40 Wyss/Wolf: Grundlagen Futterkonservierung
13:30 Mechanisierungslösungen für die Fütterung kleiner WK1. Erfahrungsberichte Thüringer Schäfer und Ziegenhalter2. Untersuchungen dazu der TLLDr. Beyersdorfer, TLL
14.30 Aktuelles zur Schaf– und Ziegengesundheit in Thüringen Dr. U. Moog Thüringer TSK
14:45 Pause mit kleinem Imbiss
15:00 Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen - was leisten die Grundfuttermittel Dr. Verfurt, Uni Leipzig
15.30 Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen in drei Thüringer Betrieben mit extensiver Schafhaltung Frau R. Früh, TLL
16.00 Ende der Veranstaltung
Schafhaltung in Thüringen
Impfung aller Tiere in Thüringen
Vorgehensweise
Land hat Gelder bereitgestellt1 Mio Dosen für Sf., Zg. und RdAusschreibung läuft
7%
45%
12%
21%
15%
> 2000
1000 - 2000
400 - 1000
100 - 400
<100
5 Be-stän-de
18 Bestände
135 Bestände
94 Bestände
6117 Bestände
Größe der Bestände
Pyrethroide haben einen abschreckenden Effekt gegen Insekten (Repellens), dessen Wirksamkeit bei Gnitzenallerdings begrenzt sein dürfte, eine schnell einsetzende Initialwirkung auf Insekten („knock down effect“) als Kontakt-und Nervengift sowie eine Residualwirkung.
Die Wirkung der in Deutschland verfügbaren Pyrethroide auf Gnitzen bzw. auf die Übertragung der Blauzungenkrankheit durch Gnitzen ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht hinreichend geprüft.
Pyrethroide wirken nur wenigeStunden oder Tage als Repellens.Danach nur noch insektizide Wirkung.
Quelle: FLI