Jugend und Religion...• Religiosität, Jenseitsglaube • Alltagsrelevanz von Religion •...

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Jugendpastorale Studientage

Trier, Gästehaus der Barmherzigen Brüder

4. Febr. 2013

Prof. Dr. Waldemar Vogelgesang

Universität Trier

FB IV - Soziologie

Jugend und Religion

1

Gliederung

1. Studien: Jugendsurvey 2000 und Replikationsstudie 20112. Konfessionszugehörigkeit3. Kirchenbindung4. Religiöse Praktiken5. Gläubigkeit6. Religiöse „Segmentation“: Alltags- vs. Jenseitsrelevanz des

Glaubens7. Religiöse Schweigespirale8. Aktivität in kirchlichen / religiösen Gruppen9. Fazit: Signaturen jugendlicher Glaubens- und

Kirchenbindung

2

1) Studien: Jugendsurvey 2000 und Replikationsstudie 2011

3

Forschungsdesign

Repräsentativbefragungen von 14- bis 25-Jährigen

Zielsetzung Porträt der jugendlichen Lebenswelt / Zukunftsplanung

thematische Schwerpunkte (u.a. Migration und Integration)

Vergleich: Befunde des 2000er- und 2011er-Jugendsurveys

Stichprobengröße n = 1.728 (2000er Survey)

n = 2.728 (2011er Survey); davon Trier (1026), Bitburg-Prüm (794), Trier-Saarburg (908)

Ausschöpfungsquote: 27,3%

Erhebungsregionen Stadt Trier

Landkreise: Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg

4

Untersuchungsthemen

• I. Freizeit, Medien und Konsum

• Freizeitaktivitäten

• Mobilität

• Verein

• Brauchtum

• Jugendszenen

• Medien

• Konsum, Markenorientierung

• Mediennutzung und Jugendszenen

• II. Ziele, Orientierung und Zukunft

• Wertbindung

• Lebensziele

• Partnerschaft, Heirat, Kinderwunsch

• Beziehung zwischen Jung und Alt

• Beziehung zwischen Einheimischen und Ausländern

• Gesellschaftliche Problemlagen

• Zukunftseinschätzung

• Migration und Integration

• III. Kirche, Glauben und Religion

• Konfession

• Kirchlichkeit

• Religiosität, Jenseitsglaube

• Alltagsrelevanz von Religion

• Weltjugendtag 2005 in Köln

• Spiritismus

• Neue religiöse Glaubens- und Sozialformen

• IV. Politik und soziales Engagement

• politisches Interesse / Engagement

• Freiwilligenarbeit / Ehrenamt

• Vertrauen in Institutionen

• Ortsbindung und Abwanderungstendenzen

• Lebensweltliche Beteiligungskultur / Bleibeorientierung

• V. Angaben zur Person

• Geschlecht

• Alter

• Familienstand

• Nationalität

• Wohnort

• Eltern, Geschwister

• Wohnen, Haushalt

• (Aus-)Bildung/ Beschäftigung

5

2) Konfessionszugehörigkeit

6

Konfessionszugehörigkeit 2000 und 2011 Vergleich

6% 8%2%

2%1%

11%12%

81%76%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

2000 2011

Römisch-katholisch

Evangelisch

Islam

andere Religionsgemeinschaft

keine Religionsgemeinschaft

Konfession

Erhebungszeitpunkt7

2) Kirchenbindung

8

Verbundenheit mit Kirche/Religionsgemeinschaft

2011er Survey

3%

18%

47%

32%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Sehr stark Stark Weniger stark Überhaupt nicht

Wie sehr fühlst Du Dich der Kirche bzw. Religionsgemeinschaft verbunden?

9

Index Kirchenbindung

Fragen:

• „Ich brauche für mein Leben keine religiöse Gemeinschaft.“

• „Wie häufig gehst du zum Gottesdienst?“

10

Kirchenbindung2000 und 2011 im Vergleich

60%46%

19%

28%

14% 20%

7% 6%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

2000 2011

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Kirchenbindung

Erhebungszeitpunkt11

Kirchenbindung nach Geschlecht2011er Survey

48% 43%

26% 31%

19% 20%

7% 6%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Männlich Weiblich

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Kirchenbindung

Geschlecht12

Kirchenbindung nach Alter2011er Survey

34%47%

58%

31%

27%

27%27%

20%11%

8% 6% 4%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

14-17 Jahre 18-21 Jahre 22-25 Jahre

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Kirchenbindung

Alter13

Kirchenbindung nach Bildung2011er Survey

53%45% 45%

27%

27% 29%

17%21% 19%

3% 7% 7%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Niedrig Mittel Hoch

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Kirchenbindung

Bildungsniveau14

Kirchenbindung nach Region2011er Survey

55%40%

25%

30%

14%23%

6% 7%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Stadt Land

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Kirchenbindung

Region15

Kirchenbindung nach Konfession2011er Survey

44%58%

32%

29%

26%

40%

21%11%

16%

6% 5%12%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Katholisch Evangelisch Islam

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Kirchenbindung

Konfession16

Kirchenaustritt2000 und 2011 im Vergleich

2% 1%

22% 29%

31%

39%

45%

28%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

2000 2011

Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.

Nein, ich werde nicht austreten.

Ja, ich ziehe einen Austritt in Betracht.

Ja, ich bin bereits ausgetreten.

Hast Du schon einmal über einen Kirchenaustritt nachgedacht?

Erhebungszeitpunkt17

3) Religiöse Praxis

18

Gottesdienstbesuch2000 und 2011 Vergleich

8%12%

29%25% 26%

6%13%

29% 29%23%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Regelmäßig / Jede Woche

Einmal im Monat

Mehrmals im Jahr

Einmal im Jahr

Nie

2000

2011

Wie häufig gehst Du zum Gottesdienst?

19

Messdiener/in2000 und 2011 Vergleich

38%

62%

41%

59%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Ja Nein

Bist bzw. warst Du Messdiener/in?

2000

2011

20

Gebetshäufigkeit2011er Survey

13%

45% 42%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Regelmäßig Manchmal Nie

Wie oft betest Du?

21

Beten nach Geschlecht2011er Survey

50%35%

39%

51%

11% 14%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Männlich Weiblich

Regelmäßig

Manchmal

Nie

Wie oft betest du?

Geschlecht22

Beten nach Alter2011er Survey

33%44%

51%

53%43%

38%

14% 13% 11%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

14-17 Jahre 18-21 Jahre 22-25 Jahre

Regelmäßig

Manchmal

Nie

Wie oft betest du?

Alter23

Beten nach Bildung2011er Survey

52%41% 41%

45%

48% 44%

3%11% 15%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Niedrig Mittel Hoch

Regelmäßig

Manchmal

Nie

Wie oft betest du?

Bildungsniveau24

Beten nach Region2011er Survey

46% 41%

41% 47%

13% 12%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Stadt Land

Regelmäßig

Manchmal

Nie

Wie oft betest du?

Region25

Beten nach Konfession2011er Survey

42%50%

27%

46%42%

31%

12% 8%

42%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Katholisch Evangelisch Islam

Regelmäßig

Manchmal

Nie

Wie oft betest du?

Konfession26

38%

29%

12% 11%7%

2%0%

20%

40%

60%

80%

100%

Anteil

Musikbezug

Progressivität/Alltagsbezug

Partizipation/Gemeindebezug

Jugendbezug

Sonstiges z.B. Abschaffung des Zölibats

Tradition

Wunsch nach…

„Wie sollte deiner Meinung nach ein lebendiger Gottesdienst aussehen?“

2011er Survey

27

4) Gläubigkeit

28

Religiöse Selbsteinschätzung2011er Survey

2%

25%

45%

28%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

sehr religiös religiös weniger religiös gar nicht religiös

Als wie religiös würdest Du dich einschätzen?

29

Index „Religiosität“

Items:

• „Mein Glaube vermittelt mir eine Art Grundvertrauen und Zuversicht.“

• „Für mich ist Religion ein alter Hut bzw. interessant.“

• „Der Glaube macht mein Leben reicher und schöner.“

30

Religiosität 2000 und 2011 im Vergleich

35%28%

34%40%

22% 22%

8% 9%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

2000 2011

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Religiosität

Erhebungszeitpunkt31

Religiosität nach Geschlecht2011er Survey

44%36%

29%30%

18%25%

9% 9%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Männlich Weiblich

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Religiosität

Geschlecht32

Religiosität nach Alter2011er Survey

37% 40% 43%

34% 27% 27%

22%23% 20%

7% 10% 10%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

14-17 Jahre 18-21 Jahre 22-25 Jahre

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Religiosität

Alter33

Religiosität nach Bildung2011er Survey

47% 43% 37%

33%31%

28%

15%19%

24%

5% 7% 11%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Niedrig Mittel Hoch

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Religiosität

Bildungsniveau34

Religiosität nach Region2011er Survey

42% 38%

25% 32%

21%23%

12% 7%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Stadt Land

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Religiosität

Region35

Religiosität nach Konfession2011er Survey

40% 43%

12%

31% 26%

8%

22% 21%

20%

7% 10%

60%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Katholisch Evangelisch Islam

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Religiosität

Konfession36

Kirchenbindung nach Religiosität2011er Survey

79%

35%

15%9%

16%

43%

36%

18%

5%

21%

39%

34%

0% 1%10%

39%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Keine Niedrig Mittel Hoch

Hoch

Mittel

Niedrig

Keine

Kirchenbindung

Religiosität37

5) Religiöse „Segmentierung“:

Alltags- vs. Jenseitsrelevanz des Glaubens

38

Alltagsrelevanz des Glaubens 2000 und 2011 im Vergleich

52% 48%

41% 43%

7% 9%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

2000 2011

Einen großen Einfluss

Einen geringen Einfluss

Keinen Einfluss

Welchen Einfluss haben Religion und Glauben auf Dein alltägliches Handeln?

Erhebungszeitpunkt39

Jenseitsrelevanz des Glaubens 2000 und 2011 im Vergleich

22% 20%

38% 38%

40% 42%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

2000 2011

Ja

Weiß nicht

Nein

Glaubst Du an ein Leben nach dem Tod?

Erhebungszeitpunkt40

6) Religiöse „Schweigespirale“

41

Unausgesprochene Religiosität2000 und 2011 im Vergleich

38% 39%

31% 29%

31% 32%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

2000 2011

Trifft zu

Teils-Teils

Trifft nicht zu

Ich denke, dass viele Jugendliche insgeheim viel stärker an Religion interessiert sind, als es den Anschein hat.

Erhebungszeitpunkt42

7) Aktivität in kirchlichen / religiösen Gruppen

43

Aktivität in kirchlichen / religiösen Gruppen

13%

87%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Ja Nein

44

Aktivität in kirchlichen / religiösen Gruppennach Geschlecht

87% 87%

13% 13%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Männlich Weiblich

Ja

Nein

Aktivität in kirchlichen/ religiösen Gruppen

Geschlecht45

Aktivität in kirchlichen / religiösen Gruppennach Alter

77%91% 95%

23%9% 5%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

14-17 Jahre 18-21 Jahre 22-25 Jahre

Ja

Nein

Aktivität in kirchlichen/ religiösen Gruppen

Geschlecht46

Aktivität in kirchlichen / religiösen Gruppennach Bildung

95%87% 87%

5%13% 13%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Niedrig Mittel Hoch

Ja

Nein

Aktivität in kirchlichen/ religiösen Gruppen

Bildungsniveau47

Aktivität in kirchlichen / religiösen Gruppennach Region

91% 85%

9% 15%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Stadt Land

Ja

Nein

Aktivität in kirchlichen/ religiösen Gruppen

Region48

Aktivität in kirchlichen / religiösen Gruppennach Konfession

86% 92% 89%

14% 8% 11%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Katholisch Evangelisch Islam

Ja

Nein

Aktivität in kirchlichen/ religiösen Gruppen

Konfession49

Aktivität in kirchlichen / religiösen Gruppennach Religiosität

35% 87%80%

61%

5% 13%20%

39%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Keine Niedrig Mittel Hoch

Ja

Nein

Aktivität in kirchlichen/ religiösen Gruppen

Religiosität50

Aktivität in kirchlichen / religiösen Gruppennach Ehrenamt

76%

94%

24%

6%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Ja Nein

Ja

Nein

Aktivität in kirchlichen/ religiösen Gruppen

Ehrenamt51

Aktivität in kirchlichen / religiösen Gruppennach Messdienertätigkeit

74%

95%

26%

5%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Ja Nein

Ja

Nein

Aktivität in kirchlichen/ religiösen Gruppen

Messdiener52

Aktivität in kirchlichen / religiösen Gruppennach Prosozialität

Aktivität in kirchlichen/ religiösen Gruppen

Prosozialität53

7% 11% 13%

93% 89% 87%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Niedrig Mittel Hoch

Ja

Nein

8) Fazit: Signaturen jugendlicher Kirchen-und Glaubensbindung

54

• Die Beziehung Jugendlicher zu Religion und Kirche fügt sich zwar keiner einfachenDenkschablone, aber der Vergleich der beiden Jugendsurveys verweist auf einigeStrukturmerkmale: Glaubens- und Kirchenbindung variieren u.a. nach Geschlecht, Alter, Bildung und

Konfession, wobei sich gegenüber der 2000er Studie kaum Unterschiede ergeben, miteiner Ausnahme: Der Anteil von Jugendlichen, die sich zum islamischen Glaubenbekennen und sich als hoch religiös einstuft, hat deutlich zugenommen (2000: 22%;2011: 57%).

Die Mehrzahl der Jugendlichen ist nach wie vor kirchenfern eingestellt (Kirche als rituelleRessource), aber der Anteil von kirchenfernen Jugendlichen hat ab- und der Wunsch nacheiner lebendigeren Gottesdienstgestaltung zugenommen. Der Anteil derjenigen, die einenKirchenaustritt in Betracht ziehen, ist jedoch etwas angestiegen (2000: 22%; 2011: 29%).

Eine tiefe Religiosität ist ebenfalls ein Minderheitenphänomen Allerdings hat die Religiositätinsgesamt an Bedeutung für Jugendliche gewonnen, wobei intensive Formen derGlaubensbindung nicht zwangsläufig mit Kirchennähe einhergehen (Privatisierung desReligiösen).

Die Differenz zwischen Alltags- und Jenseitsrelevanz hat sich im religiösen Habitus derJugendlichen weiter verfestigt. Sie steht in engem Zusammenhang mit der individualisiertenDaseinsverantwortung in der Multioptionsgesellschaft.

Religions- und Glaubensfragen gelten vielen nach wie vor als „unjugendlich“ und das Redendarüber als „uncool“ (religiöse Schweigespirale).

Kirchlich-religiöse Gruppen haben, nicht zuletzt durch den XX. Weltjugendtag 2005 in Köln, anZuspruch gewonnen. Sie sind wichtige Peer-Kontexte für Jugendlichen, aber auchErfahrungsräume gelebter Mitmenschlichkeit.