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Kapitel 1Einführung
Kapitel 9:Die politische Ökonomieder Handelspolitik
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Einführung
Die Argumentation zugunsten des Freihandels
Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel
Einkommensverteilung und Handelspolitik
Internationale Verhandlungen und Handelspolitik
Zusammenfassung
Anhang: Beweis, dass der Optimalzoll positiv ist
Kapitel 9: Die politische Ökonomieder Handelspolitik
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Einführung
Freihandel maximiert die nationale Wohlfahrt, wirkt sich jedoch auf die Einkommensverteilung aus.• Die meisten Staaten halten an einer gewissen
restriktiven Handelspolitik fest.
• In diesem Kapitel untersuchen wir einige der Gründe, aus denen Regierungen ihre Politik nicht auf rein ökonomische Erwägungen basieren sollten oder dies zumindest nicht tun.
Freihandel vs. Protektionismus
Handelsliberalisierung zentrales Element internationaler Übereinkünfte.
Theorie: Wohlfahrtsgewinne aus Handel überwiegen tendenziell Wohlfahrtsverluste.
Realität: Protektionismus, um Anpassungskosten (insb. Adverse Verteilungswirkungen) zu reduzieren.
Protektionismus: Gezielter Einsatz (handels)politischer Maßnahmen, i.d.R. um inländische Unternehmen vor ausländischer Konkurrenz zu schützen.
Abbau von Handelsschranken setzt meist internationale Koordinierung voraus.
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Argumente für und gegen Freihandel
für Freihandel:– Effizienzargument
– internen Skaleneffekte in der Produktion
– „Rent-Seeking“
– das politische Argument
gegen Freihandel:– Beeinflussung der terms of trade
– Finanzierung des Staates
– Marktversagen im Inland
– externe Skaleneffekte in der Produktion
– soziale Abfederung von Anpassungsprozessen
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Koordinierung internationalerHandelspolitik
Handelspolitik auf nationaler Ebene:
• Protektionstische Maßnahmen (Zölle, nicht-tarifäre Handelshemmnisse)
• Aktive Exportförderung
• Abbau von Behinderungen für Handels- und Kapitaltransaktionen
Abbau von Handelsschranken erfordert Koordinierung.
Handelspolitik auf internationaler Ebene:
• Bi- und multilaterale Handelsabkommen
• Förderung des Freihandels durch GATT und WTO
• Internationale Koordinierung
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Handelspolitik in Entwicklungs- undSchwellenländern
Spezielle Probleme in Entwicklungs- und Schwellenländern:
• Strategie importsubstituierender Industrialisierung
• Erziehungszoll (Freihandel nur vorteilhaft zwischen Nationen auf gleicher Entwicklungsstufe)
• Förderung wirtschaftlichen Aufbaus (Zollpräferenzsystem)
• Exportorientierte Wachstumsstrategie
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Freihandel und Effizienz• Das Effizienzargument zugunsten des Freihandels
basiert auf dem Befund aus dem Partialmarkt-Modell, dass Freihandel die beste Außenhandelspolitik für ein kleines Land ist.
– Ein Zoll verursacht einen volkswirtschaftlichen Wohlfahrtsverlust.
– Der Übergang von Zöllen zu Freihandel beseitigt den Effizienzverlust und erhöht die nationale Wohlfahrt.
• Dies gilt auch für ein großes Land, wenn die Wohlfahrtsverluste im Ausland einbezogen werden.
Argumente für Freihandel
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Weltmarkt-Preis + Zoll
Weltmarkt-preis
Preis, P
Menge, Q
S
D
KonsumverzerrungProduktions-verzerrung
Abbildung 9.1: Das Effizienzargument für Freihandel
Argumente für Freihandel
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Tabelle 9.1: Geschätzte Kosten der Protektion in Prozent des Nationaleinkommens
Argumente für Freihandel
Brasilien (1966) 9,5
Türkei (1987) 5,4
Philippinen (1978) 5,4
USA (1983) 0,26
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Tabelle 9.1: Geschätzte Kosten der Protektion in Prozent des Nationaleinkommens2004
Argumente für Freihandel
USA 0,57
EU 0,61
Japan 0,85
Entwicklungsländer 1,4
Welt 0,93
Diese Schätzungen beinhalten nicht die möglichen Gewinne aus effizienterer Produktion (Skaleneffekte)
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Skaleneffekte• Geschützte Märkte in kleinen Ländern machen es Unternehmen
unmöglich, Skaleneffekte auszunutzen.– Beispiel: In der Automobilindustrie sollte ein Montagewerk
von effizienter Größe mindestens 80.000 Autos pro Jahr herstellen.In Argentinien produzierten 13 Unternehmen insgesamt 166.000 Autos pro Jahr.
• Die Existenz von Skaleneffekten spricht für den Freihandel, weil dieser eine größere Produktvielfalt und geringere Preise hervorbringt.
• Der Freihandel bietet im Gegensatz zum „gelenkten“ Handel breitere Möglichkeiten und bedingt daher ein größeres Innovationspotenzial.
Argumente für Freihandel
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Rent Seeking bei Quotierung
Oft werden Aktivitäten nur ausgeführt um vorteilhafte Bedingungen zu erreichen.
Politisches Argument
In der Praxis wird Handelspolitik oft von Interessengruppen bestimmt, die auf eigene und nicht auf nationale Wohlfahrt gerichtet sind.
Umverteilungswettbewerb vernichtet knappe Ressourcen und manifestiert Besitzstände.
Argumente für Freihandel
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Europäischer Binnenmarkt (seit 1992)• Zölle sind innerhalb der EWG schon in den 1960er
Jahren abgeschafft worden. • Andere Handelshemmnisse blieben jedoch bestehen:
Grenzformalitäten, Verbrauchssteuern, Pass- und Zollkontrollen, unterschiedliche nationale Vorschriften für Güter und Transport (Sicherheitsstandards, Arbeitsschutzbestimmungen etc.)
• Reine Kosten des Grenzübertritts waren jedoch gering.• Aber: Marktsegmentierung behinderte den Wettbewerb. • Höhere Effizienz durch stärkeren Wettbewerb:
Schätzungen: ex ante ~7% BIP, ex post(2003) ~1,8%BIP
Argumente für Freihandel
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Ein großes Land kann die Terms of Trade zu seinen Gunsten beeinflussen
Finanzierung des Staates
Das Argument des Marktversagens im Inland
Externe Skaleneffekte in der Produktion
Soziale Abfederung von Anpassungsprozessen
Argumente gegen Freihandel
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Das Terms-of-Trade-Argument für einen Zoll• Ein großes Land, das die Auslandexportpreise zu
beeinflussen vermag, kann mit Hilfe eines Zolls die Importpreise senken und seine Terms of Trade verbessern.
– Dieser Nutzen muss gegen die Kosten des Zolls abgewogen werden, die sich aus dem Anreiz zur Produktions- und Konsumverzerrung ergeben.
• In manchen Fällen kann der Terms-of-Trade-Gewinn eines Zolls dessen Kosten aufwiegen.
– Für ein großes Land ist Freihandel daher nicht unbedingt die beste Politik.
Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel
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1
Nationale Wohlfahrt
ZollsatzOptimal-zoll, to
Prohibitiv-zoll, tp
Abbildung 9.2: Der Optimalzoll
Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel
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• Optimalzoll– der Zoll, der die nationale Wohlfahrt optimiert
– Der Optimalzoll nimmt stets einen positiven Wert an, liegt aber unterhalb des Prohibitivzolls, der jegliche Importe verhindern würde.
– Für ein kleines Land liegt er bei Null, weil dieses seine Terms of Trade nicht beeinflussen kann.
Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel
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Der optimale Zoll
Annahme: lineare Angebots- und Nachfragefunktion
P = Inlandspreis, PW = Weltmarktpreis
Inlandsnachfrage D = a – b P
Inlandsangebot Q = e + f P
=> Importnachfrage: D – Q = (a–e) – (b+f) P
Exportangebot des Auslands: Q* – D * = g + h PW
Zoll => P = PW + t
Extremfall: Wenn h →∞, ist Auslandspreis unabhängig davon, wieviel das Ausland an das Inland exportiert. Inland ist „klein“.
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Importnachfrage von Inland
Exportangebot von Ausland
PF
Preis, P
Menge, Q
P~
PW
t
Anhang: Beweis, dass der Optimalzoll positiv ist
Abbildung 9A.1: Preiswirkung eines Zolls
P
HV = Handelsvolumen
Extremfall: Wenn h →∞, verläuft Exportangebot von Ausland waagerecht. => Zoll hat keine Wirkung auf PW.
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Der optimale Zoll
Gleichgewichtspreise und –mengen bei Freihandel und bei Zoll
Importnachfrage = Exportangebot
HV = D – Q = Q* – D * =
(a–e) – (b+f) P = g + h (P – t)
fbh
thgeaP
fbh
geaPF
fbh
thPP F
fbh
tfbPtPP FW
)(
fbh
thfQ
fbh
thfPfePfeQ F
12
Extremfall: Wenn h →∞, wird Auslandspreis durch Zoll t nicht beeinflusst.
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PF
PW
Preis, P
Menge, Q
S
D
P~
Gewinn
Verlust
Q1 D1Q2 D2
Abbildung 9A.2: Wohlfahrtseffekte eines Zolls
Anhang: Beweis, dass der Optimalzoll positiv ist
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Der optimale Zoll
Gewinn = (PF – PW) (D2 – Q2)
fbh
thbD
fbh
thbPbaPbaD F
12
fbh
thfQQ
12
fbh
thfbQDQD
)(1122
22
211
)(
)()()(t
fbh
fbhtA
fbh
thfbQD
fbh
tfb
A > 0
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Der optimale Zoll
Gewinn – Verlust =
)))(((2
1 1212FPPDDQQ
Verlust ))((2
1))((
2
1 2112FF PPDDPPQQ
fbh
ht
fbh
htfb
)(
2
1
222
22
2
2
)(
)(
2
1
)(
)(BtAtt
fbh
hfbt
fbh
fbhtA
A, B > 0
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Der optimale Zoll
Maximiere Gewinn – Verlust
)( 11 QDfbh
fbA
B
AtBtA
BtAt
2*02
max 2
2)(
)2/)((
fbh
hfbfbhB
0)(2
))((*
2
11
hfbh
fbhQDt
Bei diesem Steuersatz ist der marginale Wohlfahrtsverlust in dem Land gleich null.
Extremfall: Wenn h →∞, wird t*→0
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Der optimale Zoll
Testfrage:
1. Betrachte einen Staat, der Ausgaben durch Steuern und/oder Zolleinnahmen finanzieren kann.
Sollte dieser Staat einen Zoll in Höhe des eben berechneten Optimalzolls erheben oder sollte er davon abweichen?
2. Betrachte eine Welt von Staaten, die ihre Ausgaben jeweils durch Steuern und/oder Zölle finanzieren können.
Sollten die Staaten alle Zölle in Höhe des individuell optimalen Zolls erheben oder davon abweichen (in welche Richtung)?
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Der optimale Zoll
Antworten:
1. Steuern haben i.d.R. eine verzerrende Wirkung => Wohlfahrtsverlust.
Theorie der optimalen Besteuerung => Setze alle Steuerarten (Zoll = Importsteuer) so ein, dass der marginale Wohlfahrtsverlust gleich groß ist.
=> Der individuell optimale Zoll ist höher als der zuvor berechnete Zoll, bei dem der marginale Wohlfahrtsverlust gerade gleich null ist.
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Der optimale Zoll
Antworten:
2. Weltweit führen auch geringe Zölle immer zu einem Wohlfahrtsverlust: Der eventuelle Gewinn eines Staates durch einen Zoll ist geringer als der daraus entstehende Verlust eines anderen Staates.
Daher ist der optimale Zoll aus internationaler Perspektive stets kleiner als der optimale Zoll aus nationaler Perspektive.
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Der optimale Zoll
Ein weltweiter Vertrag, bei dem alle Staaten auf Zölle verzichten minimiert die Wohlfahrtsverluste. Aber: Die Staaten müssen ihre Ausgaben dann durch (entsprechend höhere) Steuern finanzieren. Dadurch entstehen Wohlfahrtsverluste.Theorie der optimalen Besteuerung => Eine internationale Übereinkunft ist dann optimal, wenn sie Zölle vorsieht, deren marginale (internationale) Wohlfahrtsverluste genauso hoch sind, wie die der nationalen Steuern.=> Diese Zollsätze sind positiv. Ob sie größer oder kleiner sind als die zuvor berechneten individuell optimalen Zölle hängt davon wie effizient die nationalen Steuersysteme sind.
Folgerung: Länder, in denen Steuern nicht effizient erhoben werden können, sollten höhere Zölle verlangen als Länder mit einem effizienten Steuersystem.
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• Welche Politik würde das Terms-of-Trade-Argument für die Exportsektoren begründen?
– Eine Exportsubvention verschlechtert die Terms of Trade und senkt daher eindeutig die nationale Wohlfahrt.
– Die optimale Politik in den Exportsektoren ist daher eine negative Subvention, also eine Besteuerung der Exporte.
– Ebenso wie der Optimalzoll ist die optimale Exportsteuer stets ein positiver Wert, liegt aber unterhalb des Prohibitivzolls, der jegliche Exporte verhindern würde.
Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel
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Das Gegenargument des Marktversagens im Inland• Kosten und Nutzen für die Gesellschaft werden von der
Produzenten- und Konsumentenrente nicht zutreffend erfasst.
– Konsumenten- und Produzentenrente übergehen Fälle von inländischem Marktversagen, wie z. B.:
– Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung– die Nutzung des technologischen Wissens neuer oder besonders
innovativer Branchen– Externe Effekte (z.B. Umwelteffekte)
• Ein Zoll kann die Wohlfahrt dann erhöhen, wenn die Produktion eines Gutes einen gesellschaftlichen Grenznutzen abwirft, der in der Produzentenrente nicht erfasst wird. (positiver externer Effekt).
Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel
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c
a b
S1
S1
S2
S2
D2 D1
PW + tPW
Preis, P
Menge, Q
Dollar
Menge, Q
S
D
(a)
(b)
Abbildung 9.3: Begründung eines Zolls mit dem Argument desMarktversagens im Inland
GesellschaftlicherGrenznutzen = externer Effekt
Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel
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• Das Argument des inländischen Marktversagens ist ein Sonderfall der Theorie des Zweitbesten.
– Die Theorie des Zweitbesten besagt, dass der Verzicht auf jegliche staatliche Intervention für einen Markt nur dann angezeigt ist, wenn alle anderen Märkte einwandfrei funktionieren.
– Wenn ein Markt nicht richtig funktioniert, dann kann eine staatliche Intervention womöglich die Wohlfahrt steigern.
Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel
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Wie überzeugend ist das Argument des Marktversagens?• Die Verteidigung des Freihandels im Falle inländischer
Marktunvollkommenheiten ruht auf zwei Säulen:1. Innere Probleme sollten mit innenpolitischen (nicht
handelspolitischen) Maßnahmen gelöst werden.
– Beispiel: Eine Produktionssubvention könnte besser geeignet sein als ein Zoll, wenn es um die Behebung eines produktionsbedingten Marktversagens geht, weil der Zoll auch die Konsumentenentscheidung verzerrt.
– Gegenargument: Eine Produktionssubvention kostet den Staat Geld, das durch verzerrende Steuern erhoben werden muss. Ein Zoll generiert hingegen Einnahmen. Der Wohlfahrtsverlust durch Steuern kann größer sein als die Verzerrung der Konsumentscheidung.
Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel
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Wie überzeugend ist das Argument des Marktversagens?• Die Verteidigung des Freihandels im Falle inländischer
Marktunvollkommenheiten ruht auf zwei Säulen:2. Die Ursachen für Marktversagen lassen sich nur schwer
diagnostizieren und bewerten.– Beispiel: Ein Zoll, der städtische Industriebranchen schützt,
erzeugt möglicherweise einen sozialen Nutzen, bildet jedoch auch einen Anreiz zur Zuwanderung in diese Sektoren, so dass die Arbeitslosigkeit steigen kann.
Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel
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Wie überzeugend ist das Argument des Marktversagens?
– Fälle von inländischem Marktversagen, wie z. B.:
– Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung
– die Nutzung des technologischen Wissens neuer oder besonders innovativer Branchen
– Umwelteffekte– Vor der Einführung protektionistischer Maßnahmen muss klar
benannt werden, (i) welche Art von Marktversagen damit korrigiert werden soll,(ii) wie hoch die zu erwartenden Kosten und Nutzen sind.(iii) welche sozialen Kosten durch alternative Instrumente zur Korrektur des Marktversagens entstehen.
Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel
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In der Praxis wird die Handelspolitik von Fragen der Einkommensverteilung bestimmt.• Die Anliegen von Individuen schlagen sich mehr oder weniger
genau in den Zielen der staatlichen Politik nieder.
• Regierungen liegt oft nicht die nationale Wohlfahrt, sondern der eigene politische Erfolg am Herzen.
Wahlen und Wahlkämpfe• Nach Ansicht von Politikwissenschaftlern wird die Politik durch
den Wettstreit zwischen Parteien bestimmt, die möglichst viele Stimmen gewinnen möchten.
Einkommensverteilungund Handelspolitik
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• Annahmen des Modells:– Es gibt zwei konkurrierende politische Parteien.
– Das Ziel jeder Partei besteht darin gewählt zu werden.
– Jede Partei muss sich auf eine bestimmte Zollhöhe festlegen (jede andere Politik ist ausgeschlossen).
– Die Wähler unterscheiden sich hinsichtlich der von ihnen gewünschten Zollhöhe.
• Welche Politik werden beide Parteien versprechen?– Beide Parteien werden für den Zoll eintreten, den der
Medianwähler (der genau in der Mitte steht) bevorzugt.
Einkommensverteilungund Handelspolitik
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Wähler
Bevorzugter Zollsatz
Medianwähler
tM
tB
tA
PolitischeUnterstützung
Medianwähler
Abbildung 9.4: Politischer Wettbewerb
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Kritik am Median-Wähler-Modell
Eine Maßnahme, die wenigen nutzt und vielen schadet, würde abgelehnt.
Protektionistische Maßnahmen bewirken genau dies.
Dies gilt selbst dann, wenn der Vorteil der kleinen Gruppe groß ist und den Schaden bei der Mehrheit überwiegt.
Warum beobachten wir dann so viele derartige Maßnahmen?
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Kollektiventscheidungen• Dieser Ansatz wertet die politische Aktivität als ein öffentliches
Gut.– Die Einführung eines Zolls beispielsweise schützt alle
Unternehmen einer Branche, doch die Kosten für die vorangegangene Lobby-Arbeit wurden von nur wenigen Unternehmen getragen.
• Eine Handelspolitik, die hohe Gesamtverluste verursacht, stößt bisweilen nicht auf Opposition, wenn diese Verluste auf zahlreiche Einzelunternehmen oder Konsumenten aufgeteilt sind.
– Branchen, die gut organisiert sind (oder aus wenigen Unternehmen bestehen) können protektionistische Maßnahmen durchsetzen.
Einkommensverteilungund Handelspolitik
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Wer wird geschützt?• In den Industrieländern erstreckt sich der Protektionismus
meistens auf zwei Branchen:– Landwirtschaft
– Die Landwirte sind gut organisiert, und in den USA begünstigt die politische Struktur ihre Einflussnahme.
– Bekleidung– Sowohl die Textil- als auch die Bekleidungsbranche sind stark
geschützt. Dieser Sektor beschäftigt gering qualifizierte Arbeitnehmer und weist einen hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad auf.
• Künftig wird die Protektion beider Sektoren (infolge internationaler Handelsgespräche) sehr wahrscheinlich abnehmen.
Einkommensverteilungund Handelspolitik
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Einkommensverteilungund Handelspolitik
Tabelle 9.2: Auswirkungen des Protektionismus in den USA (in Milliarden Dollar, 1994)
Auswirkungsbereich Bekleidung Textilien Alle Wirtschafts-zweige
Konsumentenkosten 21,16 3,27 32,32
Produzentengewinn 9,90 1,75 15,78
Zolleinnahmen 3,55 0,63 5,86
Quotenrente 5,41 0,71 7,12
Produktions- und Konsumverzerrungen
2,30 0,18 3,55
Wohlfahrtsverlust insgesamt 7,71 0,89 10,42
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Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
Die internationale Integration hat von der Mitte der 1930er Jahre bis etwa 1980 zugenommen, weil die USA und andere Industrienationen Zölle and nichttarifäre Handelshemmnisse Schritt für Schritt abbauten.
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Abbildung 9.5: Die Zölle der USA (Durchschnitt)
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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Wie konnte der Abbau der Zölle politisch durchgesetzt werden?• Die Liberalisierung des Welthandels während der
Nachkriegszeit gelang durch internationale Verhandlungen.– Die Staaten einigten sich auf den wechselseitigen Abbau der
Zölle.
Die Vorteile von Abkommen• Im Rahmen eines beiderseitigen Abkommens sind
Zollsenkungen einfacher als auf einseitigem Wege, weil:– es dazu beiträgt, die Unterstützung der Exporteure für den
Freihandel zu mobilisieren.
– es dazu beitragen kann, destruktive Handelskriege zu vermeiden.
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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Japan
USA
10
10
-5
-5
20
-10
20
-10
Freihandel
Freihandel
Protektion
Protektion
Tabelle 9.3: Das Problem des Handelskriegs
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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In Tabelle 9.3 verfolgt jedes Land eine vorrangige Strategie: Protektion.
Jeder einzelne Staat stünde für sich genommen besser da, wenn er protektionistische Maßnahmen anwenden würde. Es ginge aber beiden besser, wenn sie sich gemeinsam für den Freihandel entscheiden würden.• Die Spieltheorie bezeichnet diese Konstellation als
Gefangenendilemma.
• Japan und die USA können vertraglich den Verzicht auf protektionistische Maßnahmen vereinbaren.
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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Internationale Handelsabkommen: ein geschichtlicher Abriss• Der international koordinierte Abbau der Zölle reicht bis in die
1930er Jahre zurück (der Smoot-Hawley-Act).
• Der multilaterale Zollabbau seit dem Zweiten Weltkrieg fand im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (General Agreement on Tariffs and Trade, GATT) statt, das 1947 verabschiedet wurde. Der Sitz seines Sekretariats war Genf.
– Es wurde abgelöst von der Welthandelsorganisation (World Trade Organization, WTO).
– Das GATT-WTO-System ist ein rechtlicher Rahmen, der Regeln für den Welthandel vorgibt.
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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• Das GATT-WTO-System verbietet: – Exportsubventionen (ausgenommen: Agrarprodukte)– Neue Importquoten (Ausnahme: Importe würden
„Marktstörungen“ verursachen)– Zollerhöhungen (jeder neue Zoll oder jede Zollerhöhung
muss durch die Senkung anderer Zölle ausgeglichen werden, um die betroffenen Exportnationen zu entschädigen)
• Handelsrunde– Die Vertreter zahlreicher Länder kommen zusammen,
um ein Paket von Zollsenkungen und andere Maßnahmen zur Liberalisierung des Handels zu vereinbaren.
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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• Seit 1947 haben acht Handelsrunden stattgefunden:– Die ersten fünf nahmen die Form „paralleler“ bilateraler
Verhandlungen an (z.B. Deutschland mit Frankreich und Italien).
– Das sechste multilaterale Handelsabkommen, das als Kennedy-Runde bezeichnet wird, wurde 1967 unterzeichnet:
– Es sah eine generelle Senkung der Zölle um 50 Prozent auf Seiten der großen Industrienationen vor. Ausgenommen waren einige genau bezeichnete Branchen, deren Zölle unverändert blieben.
– Insgesamt wurden die Durchschnittszölle im Rahmen der Kennedy-Runde um etwa 35 Prozent gesenkt.
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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– Die so genannte Tokio-Runde, die 1979 abgeschlossen wurde, führte zu:
– niedrigeren Zöllen
– neuen Vorschriften, die sich gegen die Aufrechterhaltung nichttarifärer Handelshemmnisse richteten.
– Eine achte Handelsrunde, die so genannte Uruguay-Runde, wurde 1994 abgeschlossen.
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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Die Uruguay-Runde• Ihre wichtigsten Ergebnisse sind:
– Handelsliberalisierung – Verwaltungsreformen
Handelsliberalisierung• Der durchschnittliche Zoll der Industrienationen sank von 6,3%
auf 3,9%.• Verpflichtungen zur Senkung von Exportsubventionen im
Agrarsektor um 36%.• Importquoten für Agrarprodukte werden durch Zölle ersetzt, die
künftig nicht erhöht werden dürfen.• Abschaffung von Mengenbeschränkungen im Handel mit
Textilien (endgültig seit 2005).
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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Vom GATT zur WTO• World Trade Organization, gegr. 1995.
• Inwieweit unterscheidet sich die WTO vom GATT?– Das GATT war ein provisorisches Abkommen, die WTO stellt eine
vollwertige internationale Organisation dar.
– Das GATT bezog sich nur auf den Handel mit Gütern, die WTO umfasst daneben auch Regeln für den Handel mit Dienstleistungen (General Agreement on Trade in Services, GATS) und für die internationale Anwendung internationaler Eigentumsrechte.
– Die WTO hat ein neues „Schlichtungsverfahren“, das weitaus schnellere Entscheidungen ermöglicht.
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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Kosten und Nutzen• Die ökonomischen Auswirkungen der Uruguay-Runde sind
schwer abzusehen.– Schätzungen der GATT und der Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft Gewinne in Höhe von mehr als $200 Milliarden pro Jahr verzeichnen wird, sobald das Abkommen in vollem Umfang verwirklicht wird.
– Die meisten Ökonomen halten diese Schätzungen für zu niedrig.
– Die Kosten der Uruguay-Runde werden einige konzentrierte und oftmals gut organisierte Gruppen treffen, während der Nutzen in erster Linie bei der breiten, unorganisierten Bevölkerung anfällt.
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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Meistbegünstigungsklausel• Garantie, dass Exporteure aus diesem Land keinen höheren
Zoll zahlen als Exporteure aus irgend einem anderen Land.
Präferenzzollabkommen• Wenn Nationen Präferenzzollabkommen schließen, senken
sie wechselseitig ihre Zölle, nicht jedoch gegenüber Drittländern.
• Das GATT-WTO-Regelwerk ächtet solche Abkommen als Verstoß gegen das Meistbegünstigungs-Prinzip.
– Präferenzzollabkommen sind allerdings gestattet, wenn sie zur Vereinbarung von Freihandel beitragen.
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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• Zwei oder mehr WTO-Länder können untereinander auf folgende Weisen Freihandel einführen:
– Eine Freihandelszone ermöglicht Freihandel zwischen den Vertragspartnern, die gegenüber außenstehenden Nationen jedoch eine eigenständige Handelspolitik beibehalten können.
– Beispiel: Das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) schafft eine Freihandelszone.
– Eine Zollunion ermöglicht Freihandel zwischen den daran Beteiligten und erfordert zugleich eine gemeinsame Handelspolitik gegenüber Drittländern.
– Beispiel: Die Europäische Union (EU) ist eine voll ausgebildete Zollunion.
– Ein gemeinsamer Binnenmarkt ist eine Zollunion mit Freizügigkeit für alle Produktionsfaktoren (insbesondere die Arbeit).
Internationale Verhandlungenund Handelspolitik
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Zusammenfassung
Argumente zugunsten des Freihandels:• das Effizienzargument
• zusätzliche Gewinne und Skaleneffekte
• Rent-Seeking
• Das politische Argument
Argumente für Abweichungen vom Freihandel:• das Terms- of-Trade-Argument für einen Zoll
• Finanzierung des Staates
• das Argument des Marktversagens im Inland
• Externe Skaleneffekte
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Zusammenfassung
In der Praxis wird die Handelspolitik von Fragen der Einkommensverteilung beherrscht. • Parteien machen sich die Politik zu eigen, die den
Interessen des Medianwählers entspricht.
• Gut organisierten (oder kleinen) Gruppen gelingt es häufig, eine Politik durchzusetzen, die ihre Interessen auf Kosten der Mehrheit wahrt.
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Zusammenfassung
Internationale Verhandlungen tragen zum Zollabbau der Industrieländer und zur Vermeidung von Handelskriegen bei.
Das GATT ist die wichtigste Institution des Welthandelssystems.• Das jüngste weltweite GATT-Abkommen führte zur Gründung
einer neuen Organisation, der Welthandelsorganisation (WTO).
Die WTO lässt drei Arten von Präferenzzollabkommen zu: Freihandelszone, Zollunion und gemeinsamer Binnenmarkt.
Ob Präferenzzollabkommen günstig oder ungünstig sind, hängt vom Umfang der Handelsschaffung und der Handelsumlenkung ab.