Post on 06-Apr-2015
Kulturnation ohne Staat
Im Zeichen des aufgeklärten Absolutismus
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Gliederung
1. Souveränität und Absolutismus
2. Zivilisatorischer Fortschritt
3. Das Ende des Alten Reiches
4. Aufklärung und Absolutismus
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1. Souveränität und Absolutismus
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Beschränkte Souveränität
Der Westfälische Friede verlieh den Staaten des Reiches volle Souveränität im Innern.
Außenpolitisch war es Ihnen nur verboten, Bündnisse mit fremden Mächten gegen das Reich zu schließen.
So galten von Staat zu Staat unterschiedliche Gesetze, Maße, Münzen und Gewichte.
Die Zersplitterung selbst der größeren Einzelstaaten verschärfte die Situation und gebar (nicht realisierte) Ländertauschprojekte.
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Deutschland um 1780 -Ländertauschprojekte
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Territorialabsolutismus
Der Absolutismus schaltete die Stände aus und etabliert eine souveräne Herrschaft von Gottes Gnaden.
Das ermöglicht die Modernisierung des Staates: Trennung von Hof und Regierung Zentralisierung von Verwaltung und Rechtsprechung Gesetzgebung allein durch den Herrscher Gewaltmonopol des Staates
Deutschland ist neben Italien das europäische Land, in dem nicht der Gesamtstaat, sondern Teilstaaten absolutistisch zentralisieren.
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Verschiedene Wege Der Ausbau des Staates im Geiste des
Absolutismus findet in allen Einzelstaaten statt. Aber nicht überall gelangt der Monarch zum vollen Erfolg.
Die Kurfürstentümer (durch die Goldene Bulle) und die geistlichen Territorien haben die besten Voraussetzungen: Keine Erbteilungen (Primogenitur) Unbeschränkte Gerichtshoheit (privilegia de non
evocando et appellando ). In Württemberg, Mecklenburg und vielen
kleineren Staaten bleibt ständische Mitregierung erhalten.
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Geburt des Staates aus dem Geist des Krieges
Schlacht bei Fehrbellin 1675 Gemälde von Dismar Degen - 1740
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Machtgrundlagen
Das stehende Heer, uniformiert und diszipliniert, ersetzt die ständischen Vasallenpflichten und die Söldnerheere.
Die Verbrauchssteuer (Akzise) hebelt das Recht der Landstände zur Steuerbewilligung aus.
Die Behörden, räumlich und fachlich gegliedert und mit akademisch gebildeten Beamten besetzt, setzen einheitliche Polizei und Verwaltung durch.
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2. Zivilisatorischer Fortschritt
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Kameralismus und Merkantilismus Eine Wirtschaftspolitik, die auf eine positive
Handelsbilanz gerichtet ist, vermehrt die finanziellen Ressourcen des Staates (Kameralismus).
Manufakturen und Gewerbe werden gefördert, um das Geld im Lande zu halten (Merkantilismus).
Die Bevölkerung wächst durch Ansiedlung (Kolonisation), um Steuer- und Militärkraft zu heben (Peuplierung).
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Autarkiestreben
Edikt König Friedrich Wilhelms I.gegen den Gebrauch ausländischer StoffeBerlin, 1718
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Sozialpolitik
Das Staatsinteresse betreibt die Zivilisierung der ständischen Gesellschaft durch Sozialpolitik
Bauernschutz; Arbeiterschutz; Armenfürsorge; Gesundheitswesen; Schulwesen.
Wachsende Staatsmacht durch Kriegsmacht bleibt das Primärziel, Sozialpolitik wird ein wesentliches Mittel dazu.
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Krankenhäuser für die Bedürftigen
Die Charité im Jahre 1740. Nosocomium regium militare majus quod a charitate nomen habet = Das große königliche Militärhospital, das seinen Namen von der Barmherzigkeit („a c(h)aritate“) hat.
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Armenhäuser
Armenhaus der Reformierten Gemeinde Elberfeld im Wirmhof, errichtet 1677.
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3. Das Ende des Alten Reiches
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Das Alte Reich
Das Reich erhält sich gerade in seiner altertümlichen Form als lockerer Lehnsverband.
Der kurbrandenburgische Hofhistoriograph Samuel Pufendorf sah es „einem Monstrum ähnlich“. Daneben erklingt das Lob seiner gemischten Verfassung.
Das Reich zähmt immer wieder die Machtinteressen der Grossen gegen die Kleinen. Es schützt vor allem die Reichsstädte gegen die Gelüste der Territorien.
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Huldigung
Huldigung der Reichsstadt Frankfurt am Main nach der Wahl von Franz I. zum Kaiser 1745.
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Institutionen: Reichstag Der Immerwährende Reichstag zu Regensburg
war seit 1663 ein permanentes Forum deutscher und europäischer Politik.
Hingegen wurden nur wenige Gesetze (Reichsschlüsse) verabschiedet, wie das Reichsgesetz gegen die Missbräuche der Handwerker von 1731.
Es bestand Zwang zum Konsens, weil in Konfessionssachen niemand überstimmt werden durfte und die Abstimmung nach Kurien erfolgte.
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Institutionen: Reichsgerichte
Das Reichskammergericht in Wetzlar und der Reichshofrat in Wien funktionierten paritätisch nach Konfessionen.
Sie schlichteten Streitigkeiten der kleineren Reichsstände untereinander.
Sie waren Appellationsgerichte für Untertanen gegen ihre Obrigkeiten. Landgemeinden und Bürgerkommunen waren häufige Kläger.
Hier erfolgte eine Verrechtlichung der Konflikte, die sich aus dem Aufstieg des Absolutismus ergeben.
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Audienz am Reichskammer-gericht Wetzlar
Rechts und links die Wappen der Kurfürsten, unten die Reichskreise außerhalb der Kurfürstentümer. (Kupferstich, Frankfurt/Main 1750, Städtische Sammlung Wetzlar)
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Könige neben dem Kaiser Nicht die staatliche Zersplitterung der vielen Kleinen
ist das Problem dieser Epoche deutscher Geschichte.
Gefährlich ist die Macht der wenigen Grossen, die sich gegen Reich und Nachbarn richtet: Die Schlesischen Kriege.
Außerhalb des Reiches gewonnene Königstitel zeigen europäische Verflechtung und Großmachtinteressen territorialstaatlicher Politik: Sachsen-Polen; Brandenburg-Preußen; Hannover-England.
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Der Siebenjährige Krieg 1756-1763
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August der Starke – sächsischer Kurfürst und polnischer König
Miniaturbildnis von Charles Boit, Umkreis, nach 1718
Geb. in Dresden 1670, gest. in Warschau 1733. Sächsischer Kurfürst 1694. Nach Konversion zum Katholizismus 1697-1706 und 1709-1733 zum polnischen König gewählt.
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Österreich und Preußen
Im Siebenjährigen Krieg steigt Brandenburg-Preußen zur fünften europäischen Großmacht auf.
Damit bildet sich der österreichisch-preußische Dualismus heraus, der ein Jahrhundert lang die deutsche Geschichte bestimmen wird.
Im dritten Deutschland der kleinen Staaten und der Reichsstädte wächst dagegen wieder ein Reichspatriotismus mit Reichsreformplänen.
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4. Aufklärung und Absolutismus
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Aufgeklärter Absolutismus
Aufgeklärter Absolutismus war ein kurzzeitiges Bündnis, ein Widerspruch in sich.
Während der Endphase des Ancien Regime verkörperten drei Fürsten insbesondere diese Illusion des Philosophen auf dem Thron:
Friedrich II. von Brandenburg-Preußen, Joseph II., Römischer Kaiser, deutscher König etc. Katharina II. von Russland.
Inkonsequenz, Kriege und Machtpolitik (Polnische Teilungen) enttäuschten die Aufklärer.
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Der Monarch als Künstler
Flötenkonzert in Sanssouci, Flötenkonzert in Sanssouci, Gemälde von Adolph Menzel 1852, Nationalgalerie Berlin
Friedrich II. gewährte religiöse Toleranz und verbot die Folter. Er verbot dem Adel das Bauernlegen und hob die Leibeigenschaft auf den Domänen auf.Seine Kriege und Bündnisse verheerten die Nachbarländer und untergruben das Reich.
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Der Monarch als FreimaurerKaiser Joseph II., hob Frondienst und Leibeigenschaft auf. Gab Religionsfreiheit.
Die Vereinheitlichung durch Germanisierung erregt den Widerstand seiner nichtdeutschen Länder. Bei seiner Ankunft im Elysium Kolorierter Kupferstich von Hieronymus Löschenkohl,
1790. Wien, Historisches Museum.
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Die weise Regentin Sie verbesserte die Verwaltung und den Straßenbau, förderte die Akademie, aber sie schlug Bauernaufstände und Reformbegehren brutal nieder und dehnte die Leibeigenschaft aus.
Katharina II. (die Große), Kaiserin von Russland 1763-1796. (Fjodor S. Rokotow 1763).
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Höfische Kultur
Kulturell sind die vielen Fürstenstaaten von Vorteil.
Die Residenzen werden zur bleibenden Vielfalt kultureller Zentren in Deutschland:
Theater, Universitäten, Bibliotheken, Verlage.
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Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Die 1761-1766 eingerichtete Bibliothek, in der Goethe von 1797-1832 die Oberaufsicht ausübte, ist mit einem Buchbestand von ca. 850.000 Bänden eine literarische Schatzkammer.
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SchlösserDie Residenz des Würzburger Fürstbischofs, geschaffen von Johann Balthasar Neumann(1687 – 1753), mit den Fresken der Venezianer G. Battista Tiepolo und seinen Söhnen Dominicus und Titus Tiepolo.
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Kulturnation und Landespatriotismus
Die Aufklärung umspannte den ganzen deutschen Sprachraum mit ihrer literarischen Öffentlichkeit.
Die deutsche Gelehrtenrepublik (Klopstock) war der aufklärerische Gegenentwurf zum absolutistischen Fürstenstaat.
Vaterland und Nation wurden kaum noch auf das Reich, immer häufiger aber auf die einzelnen Staaten bezogen.
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Zusammenfassung
Der moderne Staat bildete sich in den deutschen Einzelstaaten, von denen die größeren auf dem Weg zur Nationsbildung waren.
Das Reich wahrte dennoch Frieden und Recht für die vielen kleinen und kleinsten Staaten.
Die als Zersplitterung und Partikularismus gescholtene Vielfalt war weder wirtschaftlich noch kulturell ein Hindernis der Modernisierung.