Post on 06-Feb-2020
Legale Drogen – harmlos für das Ungeborene ?
Michael Mögel
Dresden, 20.09.2016
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Begriff Droge etymologisch von niederländisch droog für trocken
(i. Sinne von getrockneten Pflanzenprodukten, Tee…Gewürze)
Drogen (im deutschen): psychotrope Substanzen (Bewusstseins- und
Wahrnehmungsveränderung)
drugs (im englischen): allg. Medikamente
Legale Drogen.… Besitz, Konsum u. Handel sind ab einem bestimmten Alter
erlaubt, bei teils auch hohem Suchtpotential
Allgemeines
Legale Drogen
I Nicotin (Rauchen)
I Alkohol
I Koffein
I Medikamente (Analgetika)
I Zucker
I körpereigene Drogen (Endorphine)
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Allgemeines
Tabak – Nicotin
I Tabakrauch: Gasgemisch (Kohlenmonoxid u.a.)+H2O+Nicotin
I Zigarettentabak enthält 1% Nicotin
I (1g schwere Zigarette≙10mg Nicotin, 2mg Nicotin im Zigarettenrauch)
I leichte Resorption über Haut u. Schleimhäute (schneller als i.v.)
I Wirkung: an vegetativen Ganglien, bindet an Ach-Rezeptoren, Stimulation
Parasympathikus / Sympathikus
I tödliche Dosis bei Erwachsenen nach oraler Aufnahme ~ 50mg Nicotin
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Nicotin
Parasympathikus: ↑Darmtätigkeit
Sympathikus: ↑Herzfrequenz, ↑Abbau von Fetten
u. Glykogen, ↑Appetit
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Nicotin
+2kg +50g 14,5-
21,5%
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Nicotin
Abhängigkeit vom Sozialstatus
Gefäßwirkung
I Nicotin fördert die Freisetzung von Vasopressin
Folge:
Vasokonstriktion +Kohlenmonoxidwirkung (plazentare Versorgung⇩)
antidiuretisch
fördert die Blutgerinnung
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Nicotin
Wirkung von Nicotin / Rauchen auf den Feten
I Wachstumsretardierung (dosisabhängig)
I ↑ Abortrisiko
I ↑ Frühgeburt
I erhöhtes Fehlbildungsrisiko (LKGS, urogenitale Fehlbildungen,
Bauchwanddefekte)
I postnatal Nikotinentzugssyndrom
I erhöhtes SIDS-Risiko
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Nicotin
mögliche Spätfolgen erhöhtes Risiko für
I für späteres Rauchen
I Übergewicht
I Diabetes i.S. d. metabolischen Syndroms
I Verhaltensauffälligkeiten
I Lernschwierigkeiten u.a.
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Nicotin
Alkohol
I chem. Verbindung Ethanol (C2H5OH), lipohil u. hydrophil
I etymologisch aus dem Arabischen (al-kuhl)
I Rauschmittel
I Resorption im ganzen GIT (u.a. Mundschleimhäute)
I Abbau durch die Alkoholdehydrogenase (Abbau zu Azetaldehyd)
I biologische Wirkung: sedierend, enthemmend,Vasodilation, diuretisch,
kanzerogen, teratogen u.a.
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Alkohol
Fetales Alkoholsyndrom (FAS)
I häufigste Ursache für nicht genetische Fehlbildungen
I Inzidenz 1:300 (Down-Syndrom 1:500-800), 2200 Kinder/Jahr,
Dunkelziffer wsh. höher
I keine Schwellendosis (Dauer, Alkoholspiegel)
I partielles FAS (~4500 Kinder/Jahr)
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Alkohol
Grundlagen Embryologie
I Embryonalperiode: bis 8. SSW (Organogenese)
I Fetalperiode: ab 9.SSW (Ausdifferenzierung von Organen,
Extremitäten, Facies, Gehirn)
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Alkohol
Quelle: watson.ch
Alkohol ≙ Mitosegift
Ätiologie und Pathogenese
oOrganfehlbildungen (Folgen: Herzfehler, Urogenitalfehlbildungen)
oHemmungsmißbildungen (Folgen: auffällige Facies)
oneurotoxische Wirkung, mangelhafte Myelinisierung,
Veränderungen der Neurotransmitter (Folgen: gestörtes Wachstum-
Mikrozephalie, Ausdifferenzierung und Funktion des ZNS)
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Alkohol
Organfehlbildungen
I 1/3 der Kinder ASD/VSD
I 10% Urogenitalfehlbildungen
I Extremitätenfehlbildungen (verkürzte Fingerendglieder, Skelettanomalien)
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Alkohol
Kraniofaziale Veränderungen
IUR, Mikrozephalie
Abflachung des Mittelgesichtes
Lippenrot schmal u. eingezogen
verlängertes Philtrum
kurzer Nasenrücken
kleine Augen, Hypertelorismus
tiefsitzende Ohren
kleine Zähne, größerer Zahnabstand
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Alkohol
Kombinierte Entwicklungsstörung
I Intelligenzminderung (logisches Denken, Rechnen u.a.)
I sprachliche Entwicklungsverzögerung (Wortschatz, Artikulation, Syntax)
I Defizite in Feinmotorik bei guten grobmotorischen Fähigkeiten
I Hyperaktivität (ADHS)
I red. soziales Feingefühl (Gefahr der Ablehnung)
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Alkohol
Langzeitfolgen
I Defizite in der psychomotorischen, intellektuellen und sozialen
Entwicklung
I erhöhtes Risiko für eigene Alkoholabhängigkeit
I Vernachlässigung und Misshandlung
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Alkohol
Diagnose des fetalen Alkoholsyndroms
I medizinisches Fachwissen
I Anamnese (unklare intrauterine Retardierung, Alkoholkonsum, soziales
Umfeld)
I klinische Beobachtung (initial: auffällige Facies, Fehlbildungen später:
Entwicklungsverzögerung, Verhaltensauffälligkeiten)
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Alkohol
Differentialdiagnosen:
Cornelia-de-Lange-Syndrom (Kleinwuchs,
Mikrozephalie, Herzfehler, Gesichtsdysmorphie)
ADHS
Autismus
kindliche Schizophrenie
Zusammenfassung
I legale Drogen (insbesondere Nikotin und Alkohol) in der
Schwangerschaft stellen ein n.u. Risiko für das ungeborene Leben dar
I Rauchen/Nicotin: intrauterines Mangelwachstum u. Folgeerkrankungen
I Alkohol: Fehlbildungen, ZNS-Veränderungen im Vordergrund
I Zuordnung und Diagnosestellung z.T. schwierig
I adäquate Beratung/Betreuung von Müttern und Kindern kann die
Prognose/Entwicklung der Kinder dtl. verbessern
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Legale Drogen