Legale Drogen harmlos für das Ungeborene · Legale Drogen – harmlos für das Ungeborene ?...

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Legale Drogen – harmlos für das Ungeborene ?

Michael Mögel

Dresden, 20.09.2016

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Begriff Droge etymologisch von niederländisch droog für trocken

(i. Sinne von getrockneten Pflanzenprodukten, Tee…Gewürze)

Drogen (im deutschen): psychotrope Substanzen (Bewusstseins- und

Wahrnehmungsveränderung)

drugs (im englischen): allg. Medikamente

Legale Drogen.… Besitz, Konsum u. Handel sind ab einem bestimmten Alter

erlaubt, bei teils auch hohem Suchtpotential

Allgemeines

Legale Drogen

I Nicotin (Rauchen)

I Alkohol

I Koffein

I Medikamente (Analgetika)

I Zucker

I körpereigene Drogen (Endorphine)

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Allgemeines

Tabak – Nicotin

I Tabakrauch: Gasgemisch (Kohlenmonoxid u.a.)+H2O+Nicotin

I Zigarettentabak enthält 1% Nicotin

I (1g schwere Zigarette≙10mg Nicotin, 2mg Nicotin im Zigarettenrauch)

I leichte Resorption über Haut u. Schleimhäute (schneller als i.v.)

I Wirkung: an vegetativen Ganglien, bindet an Ach-Rezeptoren, Stimulation

Parasympathikus / Sympathikus

I tödliche Dosis bei Erwachsenen nach oraler Aufnahme ~ 50mg Nicotin

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Nicotin

Parasympathikus: ↑Darmtätigkeit

Sympathikus: ↑Herzfrequenz, ↑Abbau von Fetten

u. Glykogen, ↑Appetit

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Nicotin

+2kg +50g 14,5-

21,5%

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Nicotin

Abhängigkeit vom Sozialstatus

Gefäßwirkung

I Nicotin fördert die Freisetzung von Vasopressin

Folge:

Vasokonstriktion +Kohlenmonoxidwirkung (plazentare Versorgung⇩)

antidiuretisch

fördert die Blutgerinnung

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Nicotin

Wirkung von Nicotin / Rauchen auf den Feten

I Wachstumsretardierung (dosisabhängig)

I ↑ Abortrisiko

I ↑ Frühgeburt

I erhöhtes Fehlbildungsrisiko (LKGS, urogenitale Fehlbildungen,

Bauchwanddefekte)

I postnatal Nikotinentzugssyndrom

I erhöhtes SIDS-Risiko

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Nicotin

mögliche Spätfolgen erhöhtes Risiko für

I für späteres Rauchen

I Übergewicht

I Diabetes i.S. d. metabolischen Syndroms

I Verhaltensauffälligkeiten

I Lernschwierigkeiten u.a.

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Nicotin

Alkohol

I chem. Verbindung Ethanol (C2H5OH), lipohil u. hydrophil

I etymologisch aus dem Arabischen (al-kuhl)

I Rauschmittel

I Resorption im ganzen GIT (u.a. Mundschleimhäute)

I Abbau durch die Alkoholdehydrogenase (Abbau zu Azetaldehyd)

I biologische Wirkung: sedierend, enthemmend,Vasodilation, diuretisch,

kanzerogen, teratogen u.a.

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Alkohol

Fetales Alkoholsyndrom (FAS)

I häufigste Ursache für nicht genetische Fehlbildungen

I Inzidenz 1:300 (Down-Syndrom 1:500-800), 2200 Kinder/Jahr,

Dunkelziffer wsh. höher

I keine Schwellendosis (Dauer, Alkoholspiegel)

I partielles FAS (~4500 Kinder/Jahr)

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Alkohol

Grundlagen Embryologie

I Embryonalperiode: bis 8. SSW (Organogenese)

I Fetalperiode: ab 9.SSW (Ausdifferenzierung von Organen,

Extremitäten, Facies, Gehirn)

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Alkohol

Quelle: watson.ch

Alkohol ≙ Mitosegift

Ätiologie und Pathogenese

oOrganfehlbildungen (Folgen: Herzfehler, Urogenitalfehlbildungen)

oHemmungsmißbildungen (Folgen: auffällige Facies)

oneurotoxische Wirkung, mangelhafte Myelinisierung,

Veränderungen der Neurotransmitter (Folgen: gestörtes Wachstum-

Mikrozephalie, Ausdifferenzierung und Funktion des ZNS)

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Alkohol

Organfehlbildungen

I 1/3 der Kinder ASD/VSD

I 10% Urogenitalfehlbildungen

I Extremitätenfehlbildungen (verkürzte Fingerendglieder, Skelettanomalien)

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Alkohol

Kraniofaziale Veränderungen

IUR, Mikrozephalie

Abflachung des Mittelgesichtes

Lippenrot schmal u. eingezogen

verlängertes Philtrum

kurzer Nasenrücken

kleine Augen, Hypertelorismus

tiefsitzende Ohren

kleine Zähne, größerer Zahnabstand

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Alkohol

Kombinierte Entwicklungsstörung

I Intelligenzminderung (logisches Denken, Rechnen u.a.)

I sprachliche Entwicklungsverzögerung (Wortschatz, Artikulation, Syntax)

I Defizite in Feinmotorik bei guten grobmotorischen Fähigkeiten

I Hyperaktivität (ADHS)

I red. soziales Feingefühl (Gefahr der Ablehnung)

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Alkohol

Langzeitfolgen

I Defizite in der psychomotorischen, intellektuellen und sozialen

Entwicklung

I erhöhtes Risiko für eigene Alkoholabhängigkeit

I Vernachlässigung und Misshandlung

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Alkohol

Diagnose des fetalen Alkoholsyndroms

I medizinisches Fachwissen

I Anamnese (unklare intrauterine Retardierung, Alkoholkonsum, soziales

Umfeld)

I klinische Beobachtung (initial: auffällige Facies, Fehlbildungen später:

Entwicklungsverzögerung, Verhaltensauffälligkeiten)

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Alkohol

Differentialdiagnosen:

Cornelia-de-Lange-Syndrom (Kleinwuchs,

Mikrozephalie, Herzfehler, Gesichtsdysmorphie)

ADHS

Autismus

kindliche Schizophrenie

Zusammenfassung

I legale Drogen (insbesondere Nikotin und Alkohol) in der

Schwangerschaft stellen ein n.u. Risiko für das ungeborene Leben dar

I Rauchen/Nicotin: intrauterines Mangelwachstum u. Folgeerkrankungen

I Alkohol: Fehlbildungen, ZNS-Veränderungen im Vordergrund

I Zuordnung und Diagnosestellung z.T. schwierig

I adäquate Beratung/Betreuung von Müttern und Kindern kann die

Prognose/Entwicklung der Kinder dtl. verbessern

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Legale Drogen