Post on 28-Oct-2020
Mehr Raum für die Medienkunst
Autor(en): Karen N. Gerig
Quelle: Basler Stadtbuch
Jahr: 2011
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Karen N. Gerig
MEHR RAUM FÜR DIE MEDIENKUNST
Das Haus für elektronische Künste hat sich auf dem Dreispitz eingerichtet
Eine Installation von Peter Keene beim Shift-Festival
Ein lauer Abend im vergangenen Mai. An der Oslostrasse auf dem Dreispitzareal tummeln sich Hunderte erwartungsvoller Besucher. Im Haus mit der Nummer 10 atmet man langsam aus. Monatelang hat man pausenlos gearbeitet, um heute bereit zu sein für einen Neubeginn. Jetzt ist es geschafft, die Türen des Hauses für elektronische Künste sind geöffnet.Fünf Monate früher hatte am St. Alban- Rheinweg, an der Hausecke vor dem Muse
um für Gegenwartskunst, das Team des <plug.in> seine Türen für immer geschlossen. Zehn Jahre lang konnte man in diesem Forum die Entwicklungen der Kunst in den Neuen Medien in Form von Veranstaltungen und Ausstellungen mit verfolgen. Vom <plug.in> wurde 2006 auch das <Shift Festival für elektronische Künste> initiiert - jedoch nur teils mit programmiert und mit organisiert, weil die engen Raumverhältnisse mehr nicht zuliessen. Dass eine vertiefte organisatorische und auch räumliche Verbindung zwischen Ausstellungsraum und Festival sinnvoll wäre, schien einsichtig und war bald klar. Doch es dauerte noch ein paar Jahre, bis man den Zusammenschluss zum Haus für elektronische Künste (HeK) wagte und im Jahr 2010 die gleichnamige Stiftung gründete.Die auf dem Dreispitz situierte Stiftung führt die Aktivitäten von <plug.in> und Shift unter einem Dach zusammen. Hier, an der Basler Peripherie, ist ein Zentrum für zeit-
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genössische Kunst entstanden, das elektronische Medien verwendet und deren Gebrauch innerhalb des Kunstschaffens reflektiert, das Medienkunst sammelt und diese in Form eines Archivs der Öffentlichkeit zugänglich machen will. Die j eweils ein Thema beleuchtenden Ausstellungen sol-
Das HeK kann - wie schon die beiden Vorgängerinstitutionen - vornehmlich auf die finanzielle Hilfe der Christoph Merian Stiftung (CMS) sowie der Kantone Baselland und Basel-Stadt bauen. Dass das <Haus>, wie seine Bewohner es kurz nennen, seinen neuen Standort auf dem Dreispitzareal gefun-
Fragmentierte Wirklichkeiten in der Eröffnungsausstellung des HeK
len vierteljährlich wechseln. Falsch liegt, wer dabei nur Computerbildschirme erwartet: Medienkunst kann auch auf Papier stattfinden oder installativ aufbereitet sein. Und Shift zeigt alljährlich, das auch die Musik zum breiten Spektrum gehört.
den hat, ist ebenfalls auf das Engagement der CMS zurückzuführen. Auf dem riesigen Gebiet, das diese auf dem Dreispitz ihr Eigen nennt, belegt das HeK nur einen winzigen Teil, am äussersten Zipfel der Häuserzeile auf der rechten Seite der Oslostrasse.
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Die CMS hat hier Lagerhallen umbauen lassen; der Zugang erfolgt über die alte Rampe. Im ersten Stock sind Künstlerateliers domiziliert, im Erdgeschoss haben sich neben dem HeK verschiedene Institutionen eingemietet: Der Weg zum <Haus> führt vorbei an den Studios von Radio X,
der Galerie OSLO 8, dem CMS-eigenen Kunstraum OSLO 10 und einem Fotolabor. Ein grosser Ausstellungsraum im Erdgeschoss empfängt im HeK die Besucherin, weitere Räume erschliessen sich, wenn man einer schmalen Treppe nach unten folgt; die Büros des Teams befinden sich gegenüber
an der Helsinkistrasse. Man fühle sich in den Räumen und am neuen Ort wohl, ist zu vernehmen. Langsam füllte sich die Strasse im ersten Halbjahr 2011 mit Leben - die Radiocrew war zuerst da, die Galeristen vom OSLO 8 folgten zusammen mit den Leuten vom HeK und den Atelierbewohnern, zuletzt kam das Kuratorinnenteam des OSLO 10, kurz vor der Vernissage Ende Mai. Das Eröffnungsfest war gross inszeniert, mit Künstlern, Performances, MusikundHäpp- chen, und das Publikum strömte herbei, um zu sehen, was auf dem alten Kunstfreilager Neues entsteht.Seither hat das HeK vier Tage pro Woche geöffnet. Der Weg dorthin scheint aber immer noch weit, und nur wenige finden ihn regelmässig. Es fehlt das Laufpublikum, das das Museum für Gegenwartskunst dem <plug. in> bescherte, es fehlt auch die einladende Infrastruktur vor Ort - der Zugang entlang der Hauptstrasse und der hässlichen Industriebauten ist lang und unattraktiv, der Weg von der Tramstation her unbeschildert, kein Café versüsst den Aufenthalt fernab der Innenstadt. Dafür haben die Dimensionen des Gesamtprojekts Dreispitz das Tourismusbüro aufmerksam werden lassen, und immer wieder tauchen Touristen in dieser Grenzregion zum Baselbiet auf, mit Stadtplänen und Flyern ausgerüstet.Doch so ruhig es gegen aussen scheint, so turbulent waren die ersten Monate intern. Entsteht ein neues Team, so klappt die Aufgabenaufteilung nicht immer auf Anhieb. Auch das HeK hat dies im ersten Jahr am neuen Ort gelernt. Im Herbst fand man mit Sabine Himmelsbach eine neue Leitung. Ihre Aufgabe wird es ab ihrem Stellenantritt im Frühjahr 2012 sein, dem <Haus> eine geeinte Struktur und gegen aussen hin mehr Präsenz zu verleihen.
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