Post on 12-Mar-2020
Alfred Uhl 1VK-Kongress 22.11.2019
Psychoaktive Substanzen –
Epidemiologische Erfassung
und Unterstützung bei Problemen
Alfred Uhl 2VK-Kongress 22.11.2019
Forscher – oder Aktivist
(im positiven Sinn)
Alfred Uhl 3VK-Kongress 22.11.2019
Ziel: Alkoholabstinenz„weniger ist besser“
„Es gibt kein sicheres Limit“
Ziel: verantwortungsbewusster Umgang„moderater Konsum“ ist neutral bis positiv konnotiert
„Exzess“ ist negativ konnotiert
Alkoholpolitischer Diskurs in der EU
Alfred Uhl 4VK-Kongress 22.11.2019
Wissenschaft / Erkenntnis vs.
Aktivismus / Lobbying / Politik
Wahrheitvs.
Plausibilität
Alfred Uhl 5VK-Kongress 22.11.2019
Aktivismus erfordert Diplomatie … aber
„Diplomatie ist die Kunst, so gut zu lügen,
dass einem sogar die Wahrheit geglaubt wird.“(Alberto Sordi o.Q.)
Wissenschaft vs. Aktivismus
Alfred Uhl 6VK-Kongress 22.11.2019
Intuitiv-assoziativ statt logisch-analytisch
Gigerenzer, G. (2008): Bauchentscheidungen – die Intelligenz
des Unbewussten und die Macht der Intuition. Goldmann, München
Ein Großteil unseres geistigen Lebens
vollzieht sich unbewusst
und beruht auf Prozessen,
die nichts mit Logik zu tun haben:
Bauchgefühle oder Intuition
Alfred Uhl 7VK-Kongress 22.11.2019
Wissenschaft ist
keinesfalls perfekt !
„In der Wissenschaft
ist es oft wie bei der Grammatik:
Ein Fehler, den alle begehen,
wird schließlich als Regel anerkannt.“
(in Anlehnung an André Malraux)
Wissenschaft vs. Aktivismus
Alfred Uhl 8VK-Kongress 22.11.2019
Verlässlichkeit von
epidemiologischen
Daten
Alfred Uhl 9VK-Kongress 22.11.2019
4 Liter r.A.
12 Liter r.A.
adjustierte Daten
=
Wirtschaftsdaten
Rohdaten
=
Umfragedaten
3 x
Verlässlichkeit von AlkoholkonsumdatenDurchschnittskonsum (15+)
Alfred Uhl 10VK-Kongress 22.11.2019
adjustierte DatenRohdaten
3%
14%
fast 5 x
Verlässlichkeit von AlkoholkonsumdatenProblemkonsum (15+)
Alfred Uhl 11VK-Kongress 22.11.2019
Prävalenz = 0,5%
Sensitivität = 100%
Spezifität = 90%
positiven Vorhersagewert = 1 von 21 ~ 5%
90% korrekte Urteile klingt gut –
ist bei niedriger Prävalenz aber erbärmlich !
Verlässlichkeit von Daten über illegalisierte Drogen
Alfred Uhl 12VK-Kongress 22.11.2019
Uhlcodin 1,1%
Methamphetamin 0,5%
LSD 2,6%
Ecstasy 4,4%
Kokain 3,5%
Heroin 2,0%
Seyer et al. (2016): Drogenmonitoring Oberösterreich 2015. Institut Suchtprävention, Linz
Korrekturmodell: Cannabiskonsum
Validitätsprüfung: „Fake Drugs“
Verlässlichkeit von Daten über illegalisierte DrogenLebenszeitprävalenz 2016, Oberösterreicher (15+)
Alfred Uhl 13VK-Kongress 22.11.2019
• Homöopathika
• Naturheilmittel – Hausmittel
• Pflanzliche Sedativa
• Patienten wissen nicht was sie nehmen
• Teilweise medizinisch klar indizierte Medikamente(Problem des Nicht-Nehmens)
• Teilweise medizinisch zumindest eher unbedenklich(einmalig Benzos bei Reise in Schlafwagen)
• Problemkonsum wird kaum nachgewiesen
Verlässlichkeit von Daten über Psychopharmaka
Uhl, A.; Springer, A. (1996): Studie über den Konsum von Alkohol und psychoaktiven Stoffen in Österreich
unter Berücksichtigung problematischer Gebrauchsmuster - Repräsentativerhebung 1993/94 Textband.
Forschungsbericht des LBISucht, Wien
Alfred Uhl 14VK-Kongress 22.11.2019
Epidemiologie
des Substanzkonsum
22.5.2019 über Alkohol reden: Wieviel ist zuviel? Dr. Alfred Uhl 15
0%
20%
40%
60%
80%
100%
120%
1961 1964 1967 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012
Unfälle
Verletzte
Tote
Alk.Unfälle
Alk.Verletzte
Alk.Tote
Quelle: Handbuch – Alkohol Österreich (2014)
(Gleitmittelwerte über 5)
Verkehrsunfälle, Verletzte und Tote pro KFZ
Österreich 1961 – 2014
Alfred Uhl 16VK-Kongress 22.11.2019
Gmel et al. (2003): How Stable is the Risk Curve Between Alcohol and all-cause Mortality and what factors influence the Shape?
J-Kurve Gesamtmortalität
Alfred Uhl 17VK-Kongress 22.11.2019
Wood, A.M. et al. (2018): Risk thresholds for alcohol consumption: combined analysis of individual-participant
data for 599 912 current drinkers in 83 prospective studies. Lancet, 391, 1513-23
Alkoholkonsum und MortalitätLancet-Studie
Alfred Uhl 18VK-Kongress 22.11.2019
Astrup, A.; Costanzo, S.; de Gaetano, G. (2018): Comment on Risk thresholds for alcohol
consumption. lancet, 392, 2165-2167
Alkoholkonsum und MortalitätKritik an Lancet-Studie
ca. 60g
ca. 40g
Alfred Uhl 19VK-Kongress 22.11.2019
12,9 %
4,9 % 5,2 %6,4 %
45,0 %
0,0 %
5,0 %
10,0 %
15,0 %
20,0 %
25,0 %
30,0 %
35,0 %
40,0 %
45,0 %
50,0 %
abstinent geringer Konsum mittlerer Konsum Problemkonsum Alkoholiker API
Prozent Arbeitslosigkeit
Alkoholkonsum und Arbeitslosigkeit
ein komplexer Zusammenhang
Alfred Uhl 20VK-Kongress 22.11.2019
Alkohol und Unfallrisiko
Uhl, A. (2006): Alkoholpolitik und wissenschaftliche Forschung.
Wiener Zeitschrift für Suchtforschung, 29, 3, 5-22
Borkenstein et. al (1964) Hurst (1973)
Alfred Uhl 21VK-Kongress 22.11.2019
Krüger, H.P.; Kazenwadel, J.; Vollrath, M. (1995): Grand Rapids Effects Revisited: Accidents, Alcohol and
Risk. Alcohol, Drugs and Traffic Safety : Proceedings of the 13th International Conference on Alcohol,
Drugs and Traffic Safety T95, held under the auspices of the International Committee on Alcohol, Drugs
and Traffic Safety ICADTS, Adelaide, 13-18 August 1995, 1, 222-230
alkoholattribuierbarer Anteil
„Verkehrsunfälle mit alkoholisierten Beteiligten“
2018: 6% der Verletzten und 8% der Toten
davon sind ca. 2/3 kausal auf den Alkoholkonsum attribuierbar
(Krüger et al., 1995)
Dazu kommen jene Fälle,
die nicht als alkoholassoziiert erkannt werden
Alfred Uhl 22VK-Kongress 22.11.2019
Verhältnismäßigkeit
Alfred Uhl 23VK-Kongress 22.11.2019
Frowein, J.A.; Peukert, W. (1996): Europäische Menschenrechtskonvention: Kommentar, 2. Auflage. Engel, München
Funktioniert es ist nicht die einzige Frage
Vier GrundsätzeEinschränkung von Grundfreiheiten ist nur zulässig,
wenn Folgendes gegeben ist:
1. legitimer Zweck (z.B. Gesundheit)
2. Geeignetheit (plausible Wirksamkeit)
3. Erforderlichkeit (kein gelinderes Mittel ?)
4. Verhältnismäßigkeit im engeren Sinn (Vor- vs. Nachteile)
Ethik – Verhältnismäßigkeit
Alfred Uhl 24VK-Kongress 22.11.2019
1. Freizeitgenuss vs. Sicherheit(Schifahren, am Abend mit Auto Freunde besuchen,
moderater Alkoholkonsum < 0,5 Promille, etc.)
2. Motorisierung am Land vs. Krankheit(Allergien, Schmerzen, Altersbeschwerden, etc.
und Medikation inkl. Cannabis)
3. Substitutionsbehandlung bei kontrollierter Dosierung(plausible Wirksamkeit)
4. Sicherungsmaßnahme vs. Strafrecht(keine Grenzwerte bei illegalisierten Drogen – besonders Cannabis)
Verhältnismäßigkeit im engeren Sinn
29th ESSD Conference, 4-6 October 2018 - BudapestAlfred Uhl 25