Post on 05-Apr-2015
Rechtsfragen elektronischer Kommunikation und
Dokumentation
Referat von Rechtsanwalt
Dr. Ivo Geis
im Rahmen des Seminars an der Universität Jena am 12.Juni 2008
Rechtsanwalt Dr. Ivo Geis 2
Inhalt
• 1.0 Übersicht• 2.0 IT Compliance• 3.0 Rechtswirksamkeit der E-Mail• 4.0 Elektronische Archivierung• 5.0 Beweisqualität• 6.0 Elektronische Rechnungen• 7.0 Private Nutzung• 8.0 Web 2.0
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1.0 Übersicht
• Die Leitung einer Organisationseinheit ist für die E-Mail-Kommunikation verantwortlich: für die Rechtswirksamkeit, die elektronische Archivierung, die Beweissicherheit und die Erlaubnis oder das Verbot privater Nutzung des E-Mail-Accounts. Mit dem Web 2.0 hat die elektronische Kommunikation eine weitere Qualitätsstufe erreicht. Die Klärung der Rechtsfragen steht erst am Anfang.
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2.0 IT-Compliance
• Compliance als Organisationspflicht
• Pflicht des Vorstandes nach KontraG:
• Gefahren für den Fortbestand der Gesellschaft erkennen, § 91 Abs. 1 AktG
• Schadensersatzpflicht gegenüber der Gesellschaft, § 93 Abs. 2 AktG
• Organisationspflicht für die IT-Sicherheit.
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2.0 IT-Compliance
• IT-Sicherheit: § 2 Abs. 2 BSIG
• Verfügbarkeit:
• Schutz vor Informationsverlust
• Unversehrtheit:
• Schutz vor Veränderung der Information
• Vertraulichkeit:
• Schutz vor Zugriff Unberechtigter
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3.0 Rechtswirksamkeit
• 3.1 Grundsatz der Formfreiheit
• 3.2 Pflichtangaben nach EHUG
• 3.3 Zugang der E-Mail
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3.0 Rechtswirksamkeit
• 3.1 Grundsatz der Formfreiheit
• Rechtswirksamkeit der E-Mail, die den Erklärenden erkennen lässt.
• Rechtsrisiko des Absenders:
• - Erklärungen Unberechtigter, die Unternehmen zugerechnet werden.
• - Organisationspflicht: Zugriffssicherheit des E-Mail-Accounts.
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3.0 Rechtswirksamkeit
• 3.2 Pflichtangaben
• Gesetz über elektronische Handelsregister und Genossenschaftsregister sowie das Unternehmensregister (EHUG).
• Angaben:
• Anschrift, Gesellschaftsform
• Handelsregisternummer, Registergericht
• Geschäftsführer/Vorstand/Aufsichtsrat
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3.0 Rechtswirksamkeit
• 3.3 Zugang der E-Mail• Wirksamkeit im Zeitpunkt des Zugangs, • § 130 BGB• Das Risiko geht auf den Empfänger über,
wenn die E-Mail abrufbar ist.• Mail-Box des Empfängers.• Organisationspflicht: Abruf von E-Mail
während der „Geschäftszeiten“.
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4.0 Archivierung
• 4.1 Grundsätze zum Datenzugriff und zur
Prüfbarkeit digitaler Unterlagen
• 4.2 Grundsätze ordnungsmäßiger
DV-gestützter Buchführungssysteme
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4.0 Archivierung
• 4.1 GDPdU Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen
• Datenzugriff der Finanzbehörde auf originär elektronische Dokumente.
• Steuerlich erhebliche eMail ist „maschinell auswertbar“ elektronisch zu archivieren.
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4.0 Archivierung
• 4.2 Grundsätze ordnungsmäßiger
DV-gestützter Buchführungssysteme
• Allgemeingültige Anforderungen an die elektronische Archivierung, um die Integrität sicherzustellen durch
• Speichermedien
• Speicherformate
• Indexierungsverfahren.
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5.0 Beweissicherheit
• 5.1 Freie Beweiswürdigung der Beweisqualität elektronischer
Dokumente.
• 5.2 Ordnungsmäßige Archivierung als Indiz für die Beweissicherheit.
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5.0 Beweissicherheit
• 5.1 Freie Beweiswürdigung
• elektronisches Dokuments als Objekt des Augenscheins, § 286 ZPO
• abhängig von:
• Qualität der Authentizität und
• Qualität der Integrität
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5.0 Beweissicherheit
• 5.2 Ordnungsmäßige Archivierung als Indiz für die Beweisqualität.
• GDPdU: Zugriff Berechtigter sichergestellt.
• GoBS: Integrität sichergestellt.
• Beweisqualität im Rahmen der freien Beweiswürdigung.
• Qualifizierte elektronische Signatur:
• wie eine Urkunde.
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6.0 Elektronische Rechnungen
• 6.1 Zustimmung des Empfängers
• 6.2 Übermittlung durch E-Mail
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6.0 Elektronische Rechnungen
• 6.1 Zustimmung des Empfängers
• Keine besondere Form erforderlich
• Möglich ausdrücklich oder
• stillschweigend durch elektronische Übermittlung.
• § 14 Abs. 1 Satz 2 UStG.
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6.0 Elektronische Rechnungen
• 6.2 Übermittlung durch E-Mail
• Qualifizierte elektronische Signatur, um Authentizität und Integrität zu sichern.
• Signieren durch Rechnungsaussteller oder in automatisiertem Massenverfahren.
• Zulässig Rechnungen in einer Datei zusammenzufassen.
• § 14 Abs. 3 Nr. 1 UStG.
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7.0 Private Nutzung
• 7.1 Erlaubnis und Verbot
• 7.2 Betriebsvereinbarung
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7.0 Private Nutzung
• 7.1 Erlaubnis und Verbot: die Rechtsfalle
• Private E-Mail-Nutzung erlaubt:
• Unternehmen als TK-Diensteanbieter.
• Verletzung strafbar nach § 206 StGB.
• Private E-Mail-Nutzung verboten:
• Informationelles Selbstbestimmungsrecht
• Verletzung strafbar nach § 303a StGB.
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7.0 Private Nutzung
• 7.2 Betriebsvereinbarung
• Recht zum Filtern von E-Mail, die nicht dem Unternehmenszweck noch der angemessenen privaten Nutzung entspricht.
• Recht zur Kontrolle der angemessenen privaten Nutzung.
• Zugriffsrecht bei Abwesenheit.
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8.0 Web 2.0
• 8.1 Die Web 2.0 Welle
• 8.2 Web 2.0 und Telemedien
• 8.3 Datenschutz und Web 2.0
• 8.4 Störerhaftung
• 8.5 Fazit
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8.0 Web 2.0
• 8.1 Die Web 2.0 Welle
• Social Networking und Freinding
• Bloggen als Bestandteil traditioneller Websiten.
• Probleme:
• Schutz der Nutzerdaten und
• Verantwortlichkeit für Inhalte.
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8.0 Web 2.0
• 8.2 Telemediendienste
• Informations- und Kommunikationsdienst Telemediendienst, § 1 Abs. 1 TMG.
• Diensteanbieter nach § 2 Nr. 1 TMG.
• Datenschutzvorschriften:
• §§ 11-15 TMG und BDSG.
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8.0 Web 2.0
• 8.3 Schutz der Nutzungsdaten
• Gestaltung der Plattform zum Schutz der Nutzungsdaten
• 8.3.1 Löschung der Nutzungsdaten
• 8.3.2 Einwilligung des Nutzers
• 8.3.3 Privacy Policy
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8.0 Web 2.0
• 8.3.1 Löschung von Nutzungsdaten
• Nutzungsdaten: Merkmale über die Dauer der Nutzung und die genutzten Dienste,
• Pflicht zur Löschung nach Ende des Nutzung.
• Ausnahme: Abrechnungszwecke.
• Werbezwecke: Einwilligung des Nutzers.
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8.0 Web 2.0
• 8.3.2 Einwilligung des Nutzers
• für die Verwertung der Nutzungsdaten für Werbezwecke, § 12 Abs. 2 TMG.
• Elektronische Einwilligung, § 13 TMG.
• „Freie Entscheidung“, § 4a Abs. 1 BDSG, als informierte Einwilligung durch Privacy Policy.
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8.0 Web 2.0
• 8.3.3 Privacy Policy
• Registrierungsdaten:
• Nutzung des Portals ohne Registierung,
• Ausnahmsweise Registrierung für Blogs.
• Nutzerdaten:
• Pseudonymisierte Erhebung, keine Verknüpfung zu den Registrierungsdaten.
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8.0 Web 2.0
• 8.4 Störerhaftung (I)
• Das Lehrerbewertungsportal
• Konflikt zwischen allgemeinem Persönlichkeitsrecht und dem Recht auf freie Meinungsäußerung.
• Schmähkritik und Beleidigung verletzten das Persönlichkeitsrecht.
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8.0 Web 2.0
• 8.4 Störerhaftung (II)
• Haftungsprivileg des § 10 TMG gilt nur für Strafrecht und Schadensersatzhaftung nicht für Unterlassungsansprüche.
• Nach der Gesetzeslage müssen Forenbetreiber Inhalte auf ihre Rechtmäßigkeit prüfen.
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8.0 Web 2.0
• 8.4 Störerhaftung (III)
• Reduzierung des gesetzlichen Haftungsrisikos durch Nutzungsbedingungen.
• Identität des Blog-Verfassers durch Vor- und Nachname.
• Für Inhalte ist der Blog-Verfasser verantwortlich nicht der Plattformbetreiber.
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8.0 Web 2.0
• 8.5 Fazit• Auf Web 2.0 Plattformen ist das staatliche
Recht verflüchtigt und ersetzt durch eine Privacy Policy, die von den Betreibern der Plattform bestimmt ist.