Post on 28-Jan-2016
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r e f o r m i e r tBerichte und Bilder aus der Evangelisch-reformierten Kirche
1 reformiert 2012
Dezember
Januar
Februar
Jetzt für alle evangelisch-
reformierten Haushalte
21 reformiert 2012
„Wir haben uns auch gefreut,
dass endlich mal das Haus Gottes
auf war und wir uns ein wenig
abkühlen konnten“
„Heute am Mittwoch habe ich
ein kleines Gebet an all´ meine
S. 4 Lieben geschickt“
Seite 4
Offene Kirchen laden ein
Seite 6
Dasein und Dabeisein
Seite 7
Die Türöffner
Seite 8
Check-in – Fotografien
Seite 10 Schon gehört, dass ...
Seite 12 Weihnachten mit Karl May
Seite 14 40 Minuten mit dem Papst
Seite 15 Reformierter Glaube: Der Heidelberger Katechismus
Seite 16 Reformierter Reisetipp: Residenzstadt Celle
Seite 17 - 19 Personen, Aktuelles, Impressum
Seite 20 Position: Griechenland und die Schulden?
„Besuchen Sie uns“
S. 12
S. 14
Die Mitgliedszeitschrift ,reformiert’ wird an alle
Haushalte der Evangelisch-reformierten Kirche kos-
tenlos verteilt. Möchten Sie auch ,reformiert’ lesen?
Tel. 0491 / 91 98 212, E-Mail: presse@reformiert.de
Möchten Sie unsere Zeitschrift unterstützen?
Spenden Sie auf folgendes Konto:
Reformiert, Konto-Nr. 90 60 08
Sparkasse LeerWittmund, BLZ 285 500 00
Spendenquittung wird zugesandt.
Titelbild: Andreas Olbrich
Foto: Ulf Preuß
Foto: Norbert Neetz/epd
31 reformiert 2012
Fotografien und Berichte zum Thema Besuchen
Liebe Leserin, lieber Leser,
dies ist die erste Ausgabe von „reformiert für alle“. Wenn Sie die Zeitschrift zum ersten Mal lesen,
heiße ich Sie als Leserin und Leser herzlich willkommen. Mit der Zeitschrift „reformiert“ besuchen wir
Sie zu Hause – und dies zukünftig alle drei Monate, für Sie kostenlos. Dabei informieren wir Sie mit
Berichten und Bildern aus der Evangelisch-reformierten Kirche. Mit dem Anspruch, dass ‚reformiert‘ eine
Zeitschrift für alle Mitglieder der Kirche sein soll: von Leer bis Leipzig und von Nordhorn bis Nürnberg.
Es freut mich sehr, als zuständiger Redakteur jetzt für und über alle Regionen der Kirche schreiben zu
können. Im Frühjahr 2011 entschied die Gesamtsynode, dass die Zeitschrift ‚reformiert‘ nicht mehr nur
an die sogenannten „Verstreuten Reformierten“ versandt werden soll, sondern an alle Haushalte in der
Evangelisch-reformierten Kirche.
Allen, die „reformiert“ schon kennen, präsentiert sich die Zeitschrift in neuer Gestalt. Ich hoffe, Ihnen
gefällt das neue Design und bin auf Ihre und die Reaktion der Neu-Leser gespannt.
„Besuchen Sie uns“ ist das Motto dieser Ausgabe. Fotografien des Schweizer Pastors Andreas Olbrich
bilden den Rahmen der Titelgeschichten, die sich alle um das Thema „Besuchen“ ranken. Auf den Sei-
ten 8 und 9 erfahren Sie mehr über seine Fotografien mit einem besonderen Blick auf Kirchen.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre, eine segensreiche
Weihnachtszeit und einen guten Start ins Jahr 2012.
Ihr Ulf Preuß - Pressesprecher der
Evangelisch-reformierten Kirche
Foto: Andreas Olbrich
41 reformiert 2012
Seit mehr als zehn Jahren sind die drei kleinen
Kirchen der kleinen Deichgemeinden an der Ems
südlich von Leer sogenannte „Offene Kirchen“.
Das bedeutet, dass sie nicht nur für Gottesdiens-
te und Andachten geöffnet werden, sondern wäh-
rend der Sommerzeit Besuchern offen stehen.
Sehr oft geschieht dies im Rahmen einer Fahr-
radtour entlang der Ems. Alle Deichgemeinden,
so werden sie in Ostfriesland genannt, liegen an
der Deutschen Fehnroute, die Papenburg mit Leer
und anderen Orten der ostfriesischen Moorgebie-
te verbindet.
Die Idee, die Kirchen regelmäßig zu öffnen, sei
in den 90er Jahren entstanden, berichtet Edzard
Busemann-Disselhoff, Pastor der drei Gemeinden.
Damals wurde der Radwanderweg Fehnroute
geschaffen, und immer wieder fragten Radtou-
risten bei Dorfbewohnern an, ob sie ihnen die
Kirche öffnen könnten. „Wir haben uns dann im
Kirchenrat entschieden, die drei Kirchen in den
Monaten von Mai bis September täglich von 10
bis 18 Uhr zu öffnen.“ Bislang habe man auch
nur gute Erfahrungen sammeln können, wie die
vielen Eintragungen in den Gästebüchern der Kir-
chen zeigen.
Die Gäste, die die Kirchen besuchen, kommen
von nah und fern, oft sind ehemalige Bewohner
der Deichgemeinden darunter, die sich auf histo-
rischer Spurensuche befinden. Edzard Busemann-
Disselhoff erhält auch regelmäßig Anfragen von
Besuchergruppen aus der Region, die sich eine
Andacht im Rahmen eines Ausflugs wünschen.
Besonders freut ihn, dass die „offene Kirche“
auch die Bewohner im Dorf motiviert. „Vielen
ist dadurch viel deutlicher geworden, welchen
Schatz wir hier haben.“
Offene Kirchen laden ein
Nach Angaben von Gebhard Vischer, Pastor in Greetsiel (Ostfriesland), gibt es die meisten „offenen
Kirchen“ in Orten, in die viele Touristen kommen. Er ist Beauftragter für Kirche und Tourismus. An
der niedersächsischen Nordseeküste hat eine wissenschaftliche Untersuchung vor einigen Jahren er-
geben, dass mehr als 50 Prozent der Besucher der Region die Kirche an ihrem Urlaubsort besuchen.
„Offene Kirchen“ sollen in der Regel von Mai bis Oktober acht Stunden am Tag geöffnet sein. Wenn
die Gemeinde es wünscht, kann sie dies auch mit dem offiziellen Signet nach außen zeigen. Einige
Kirchengemeinden, die nicht ständig öffnen wollen, verweisen mit einem Schild am Eingang auf die
Stelle, wo sich Interessierte einen Kirchenschlüssel besorgen können.
Öffnungszeiten der „offenen“ reformierten Kirchen: www.reformiert.de/offene-kirchen.html
I N F O
I N T E R N E T www.reformiert.de/offene-kirchen.html
„Wir konnten an dieser Kirche nicht vorbeifahren. Schlicht und doch schön. Es ist ein
wunderbarer Ort der Ruhe“, lautet eine Eintragung im Gästebuch der reformierten
Kirche in Esklum. Immer wieder finden sich Sätze wie „Lieber Gott, wir danken dir für
diesen schönen Tag“.
Signet
„Offene Kirche“
von Ulf Preuß
51 reformiert 2012
„Wir können mit der „Offenen Kirche“ vielen
Menschen, außerhalb des Gottesdienstes, einen
Raum der Stille und der Begegnung geben. Es
besteht Gelegenheit des Innehaltens und des
Kontaktes.“
Nicole Windemuth, ehrenamtliche Mitarbeiterin der
reformierten Kirchengemeinde Hannover
„Es gibt immer wieder Fälle, in denen sich seel-
sorgerliche Gespräche entwickeln. Da sind wir
inzwischen auch ganz gut darauf vorbereitet.“
Presbyterin Birgit Rüdel koordiniert die Dienste und orga-
nisiert kleine Fortbildungen für den Kreis der „Öffner“ der
reformierten St. Martha Kirche in Nürnberg.
„Die Jakobi-Kirche liegt am Pilgerweg Loccum-
Volkenroda, daher kommen auch viele Pilger
und besuchen uns. Wir haben für sie sogar
einen Pilgersempel anfertigen lassen.“
Heiko Buitkamp, Pastor der reformierten
Kirchengemeinde Rinteln (Weserbergland)
„Vielen Dank für die offene
Kirche. Für ein stilles Gebet.“
Eintrag im Gästebuch der Gemeinde Driever
Foto: Ulf Preuß
61 reformiert 2012
In der Evangelisch-reformierten Kirche gibt es bislang zwei Stellen für Krankenhausseelsorge. Brigitte Schroven
arbeitet als Seelsorgerin an der Euregio-Klinik in Nordhorn, Susanne Eggert gehört zum Seelsorgeteam des Bor-
romäushospitals in Leer. Ab April 2012 wird Daniel Metelerkamp Krankenhausseelsorger in Weener (Ostfriesland).
Seelsorge im Krankenhaus leisten natürlich auch die Gemeindepastorinnen und –pastoren.
Wenn Sie für sich oder für einen Angehörigen ein seelsorgerliches Gespräch wünschen, sind sie auch für Sie da.
Kontakt unter: www.reformiert.de/gemeinden.html
I N F O
„Wir stellen uns mit unserer Zeit und unserer
Aufmerksamkeit den Patienten zur Verfügung.“
So beschreibt Susanne Eggert ihre Aufgabe. Seit
einem halben Jahr ist die 52-jährige reformierte
Pastorin als Seelsorgerin im katholischen Bor-
romäushospital in Leer tätig. Dabei begegnet sie
Menschen aller Altersklassen in den unterschied-
lichsten Lebenssituationen. Schwerkranke, bei
denen es oft nur darum geht, dabei zu sein und
ihnen in ihrer Hilflosigkeit beizustehen. Ebenso
wie Patienten, die nur mit einem gebrochenen
Arm im Krankenhaus liegen und mit denen sie ein
kurzes freundliches Gespräch führt.
Fast immer ist es so, dass dabei die Initiative
für das Gespräch von der Seelsorgerin ausgeht.
Anhand der Patientenliste stellt sich Susanne Eg-
gert jede Woche einen Besuchsplan zusammen,
fragt zunächst beim Pflegepersonal nach, ob der
Kranke auch da ist, und bietet dann ihr Gespräch
an. Das werde fast immer angenommen, und oft
entwickle sich dann eine Unterhaltung, in der es
neben der Bedrohung durch die Krankheit oft
auch um andere Sorgen geht: familiäre Probleme,
Trennung vom Partner, Verlust der Arbeit. Beson-
ders im Blick hat Eggert Menschen, die schon län-
gere Zeit im Krankenhaus liegen. Es kommt auch
vor, dass Angehörige von Patienten die Seelsor-
gerin aufsuchen. Eine Mutter, die Sorgen um ihre
kranke Tochter hat, ein Mann, der ohne seine
kranke Frau zu Hause auskommen muss.
Susanne Eggert bezeichnet ihre Arbeit als auf-
suchende Seelsorge, bei der zwischen ihr und
dem Gesprächspartner eine Vertrauensbasis be-
steht. Dazu trage auch bei, dass die Seelsorger
mit den Patienten nichts machen müssten. „Wir
kommen ohne Instrumente ins Krankenzimmer
und machen auch keine Psychotherapie“, so die
Theologin. Und ihr gehe es in den Seelsorge-
gesprächen auch nicht um Mission im engeren
Sinne. Natürlich spreche sie schon mal mit den
Patienten ein persönliches Gebet, das Unser Va-
ter oder lese einen Psalm vor, aber immer gelte
der Grundsatz, dass die Patienten die Gespräche
bestimmen.
Die ersten sechs Monate als Krankenhausseel-
sorgerin habe sie mit großer Freude absolviert,
erzählt Eggert. Dazu trage auch die Dankbarkeit
bei, die ihr bei Patienten und Pflegepersonal be-
gegne. Denn als Krankenhausseelsorgerin ist sie
auch für das Personal zuständig. Richtig gefordert
fühlt sie sich in der Zeit der Rufbereitschaft. Alle
Seelsorger der Krankenhäuser in Leer wechseln
sich in den Nachtstunden und am Wochenende
ab und werden dann auch schon mal von der
Intensivstation oder der Unfallaufnahme zu Men-
schen gerufen, bei denen es um Leben und Tod
geht.
Dasein und DabeiseinSeelsorge im Krankenhaus
Foto: Ulf Preuß
Krankenhausseelsor-
gerin Susanne Eggert
(links) im Gespräch
mit Schwestern von
Station 42
von Ulf Preuß
71 reformiert 2012
Wenn der Pastor ins Haus kam, wurde es in der
Familie still. War alles in Ordnung? Wenn nicht,
versuchte der Gast zu helfen. Denn erst nachdem
alle Zerwürfnisse und Hindernisse ausgeräumt
waren, stand die Tür zum Abendmahl offen. Das
war die ursprüngliche Funktion des Hausbesuchs,
der schon in der Bentheimer Kirchenordnung von
1709 erwähnt wurde. Ließen sich die Schäfchen
nicht von ihrem liederlichen Lebenswandel ab-
bringen, riet der Pastor auch schon mal von einer
Teilnahme am Abendmahl ab.
„Diese Funktion hatte der Hausbesuch zu
unseren Zeiten natürlich nicht mehr“, berichtet
Dieter Rötterink und schmunzelt. Der 69-Jährige
war bis 2004 Pastor der reformierten Kirchen-
gemeinde Schüttorf. Mit seinem Kollegen Peter
Kuhn führte er dort Mitte der 1970er Jahre den
Hausbesuch wieder ein – mit anderem Ziel: Die
Pastoren wollten das Gespräch mit den Menschen
in ihrer Kirchengemeinde suchen. Damit rannten
sie buchstäblich offene Türen ein.
Peter Kuhn, der 1976 aus Frankfurt in die Ober-
grafschaft wechselte und dort bis zum Ruhestand
Mitte der 1990er Jahre seinen Dienst versah, erin-
nert sich gerade mal an zwei Familien, die seine
Visite abgelehnt hätten. Dieter Rötterink überlegt
und zuckt mit den Schultern: „Ich wüsste nicht,
dass mir das auch mal passiert wäre.“ Es sei aber
durchaus schon vorgekommen, dass sich die Tür
öffnete – und der Herr oder die Dame des Hauses
zunächst keine Ahnung hatte, wer da um Einlass
bat. „Aber das klärte sich meistens schnell auf.
Die Leute haben dann einen roten Kopf bekom-
men und sich entschuldigt, obwohl das ja gar
nicht nötig war“, erinnert sich Dieter Rötterink
an seine ersten Jahre in Schüttorf. Er wurde dort
1970 zum Pastor gewählt.
Es gibt zwei Gründe, warum die beiden Geistli-
chen die Menschen in ihren eigenen vier Wänden
besuchten. „Viele waren der Kirchengemeinde
fern und sind nicht in den Gottesdienst gekom-
men. Andere erwarteten, dass wir sie besuchen“,
sagt Peter Kuhn. Einmal in der Woche machten
sich die Pastoren in ihrem Bezirk auf den Weg
und planten dafür meistens einen halben Tag ein.
Am Sonntag zuvor hatten sie von der Kanzel ab-
gekündigt, wer ihren Hausbesuch erwarten konn-
te. „In guten Nachbarschaften sprach sich das na-
türlich schnell herum“, berichtet Dieter Rötterink.
Worüber wurde gesprochen? „Das war sehr
unterschiedlich“, erzählt Peter Kuhn. Mal wurde
eine halbe Stunde geplaudert, mal ging es aber
auch über zwei Stunden ans Eingemachte – je
nachdem, worauf sich der Gesprächspartner ein-
ließ. „Für uns war es wichtig, die Mentalität der
Menschen zu verstehen und zu wissen, was sie
beschäftigt. Gleichzeitig wollten wir ihnen das
Gefühl geben: Die Kirche kommt zu mir, weil ich
ihr wichtig bin“, sagt Dieter Rötterink. Am Ende
stand fast immer ein Gebet. „Es sei denn, ich
hatte das Gefühl, dass es nicht passt“, ergänzt
Peter Kuhn.
Die beiden Pastoren im Ruhestand bedauern,
dass es den Hausbesuch heute nicht mehr gibt.
„Ich kann ihn eigentlich nur empfehlen“, meint
Peter Kuhn. Dieter Rötterink regt an, über neue
Formen des Kontakts nachzudenken – auch wenn
es in einer immer schneller werdenden Zeit si-
cherlich viel Kraft und Mühe koste, die Menschen
zu erreichen.
Die TüröffnerErinnerungen an den Grafschafter Hausbesuch
Foto: Andre Berends
Dieter Rötterink (links)
und Peter Kuhn haben
als Pastoren bei
Hausbesuchen das
persönliche Gespräch
mit den Menschen in
ihrer Kirchengemeinde
gesucht.
von Andre Berends
81 reformiert 2012
Die Fotografien auf dieser Seite und das Titelbild
stammen von Andreas Olbrich. Er ist seit 2005
Pfarrer in Reigoldswill, einer Schweizer reformier-
ten Gemeinde in der Nähe von Basel, vorher war
er viele Jahre lang in Bunde (Ostfriesland). Seit
drei Jahren versucht er, mit der Kamera Dinge ans
Licht zu bringen, die nicht jede und jeder sieht.
Gespiegelte Kirchen mit Schrift, wo entdecken
Sie diese Motive?
In Städten meiner Umgebung, vor allem in Basel.
Aber auch in Frankfurt während einer Fortbildung
zum Beispiel. Oder im Urlaub in Warnemünde.
Und manchmal auch in meinem Wohnort, dem
Dorf Reigoldswil. Ich halte die Augen stets auf,
und meistens habe ich meine Kamera dabei.
Wie ist die Idee zu dieser Bilderserie entstanden?
Die hat sich Schritt für Schritt entwickelt. Ich habe
nach einem wiederkehrenden Zeichen gesucht,
das den Glauben ausdrückt. Etwas, das im Alltag
zu sehen und zu finden ist. Etwas, das das An-
dere durchscheinen lässt. Zuerst wählte ich das
Kreuz. Das fand ich in großer Zahl im Alltag. Aber
als Reformierter war da immer auch ein Wider-
stand. Das ist für mich ein Zeichen, das zu sehr
einengt. Und so war ich weiter auf der Suche. Da
entdeckte ich im anvisierten Fensterkreuz die ge-
spiegelte Sonne. Ich versuchte, das gespiegelte
Licht einzufangen.
Und dann war da plötzlich eine Kirchenfassade
im Fenster. So wechselte ich zum Zeichen KIRCHE.
Und irgendwann sah ich im Fenster einen Schrift-
zug in Verbindung mit einer gespiegelten Kirche.
Und die Idee war geboren. Meine Fotos sind also
wirklich vor Augen und keine Fotomontagen.
„Besuchen Sie uns“ haben wir für das Titelbild
ausgewählt, was verbirgt sich für Sie hinter die-
ser Einladung?
Ein doppeltes: Zum einen ist es eine lockere und
freundliche Einladung, es mit dem Glauben zu
versuchen, sich einmal in die Kirche zu wagen,
in das Gebäude und auch in die Gemeinschaft.
Ich glaube und hoffe, es ist ein bereichernder Ort.
Und zum anderen zeigt es für mich etwas Wesent-
liches von Kirche. Kirche ist für mich immer ein-
ladend und offen. Das möchte ich zeigen. Darum:
Besuchen Sie uns!
Check-in! Fotografien von Andreas Olbrich
Die Fotografien von Andreas Olbrich sind unter dem Titel
„Wirklich Kirche“ als Postkartenkatalog erschienen. Er ist im
Online-Shop der Evangelisch-reformierten Kirche bestellbar.
www.reformiert.de/bestellshop.html
101 reformiert 2012
... dass das einzige evangelisch-reformierte Kir-
chengebäude auf den Ostfriesischen Inseln in
Borkum steht?
Die reformierte Gemeinde Borkum ist die einzige
Inselgemeinde unserer Landeskirche. Die Jugend-
stilkirche ist in den Jahren 1896 bis 1897 erbaut
worden. Sie bietet 800 Gläubigen Platz zum Got-
tesdienst, an den Sonntagen ist die Kirche durch
die Urlauber meist voll besetzt.
... dass der schiefste Turm der Welt zur Evange-
lisch-reformierten Kirche in Suurhusen (Ostfries-
land) gehört?
2007 erfolgte die Zuerkennung des Weltrekordes
„most leaning tower“ durch die Redaktion des
Guinnessbuches der Rekorde. Aktuelle Neigung:
5,19 Grad (Pisa: 3,97 Grad)
... dass sich eine der weltweit ältesten Kirchenor-
geln in einer evangelisch-reformierten Kirche in
Ostfriesland befindet?
Die Orgel der Rysumer Kirche gilt als das älteste
in seinem Pfeifenbestand weitgehend erhaltene
Instrument dieser Art in Nordeuropa und zählt zu
den ältesten spielbaren Orgeln der Welt. Die Or-
gel umfasst sieben Register auf einem Manual. Im
nächsten Jahr wird sie 555 Jahre alt.
... dass die zwei ältesten Baudenkmale Nord-
horns eine enge Verbindung zur Evangelisch-
reformierten Kirche haben?
Die Alte Kirche am Markt (heute evangelisch-re-
formiert) ist zusammen mit dem Kloster Frenswe-
gen Nordhorns ältestes Baudenkmal. Sie wurde
am 6. Juni 1445 gleichzeitig mit der Frenswegener
Klosterkirche durch Ludgerius, den Bischof von
Münster geweiht.
... dass der Dachreiter der Evangelisch-reformier-
ten Kirche in Bayreuth ein Geschenk einer katho-
lischen Kirchengemeinde ist?
Die römisch-katholische Gemeinde in Mistelgau
vermachte der Gemeinde ihren alten Dachreiter,
der nach sehr aufwendigen Sanierungsmaßnah-
men auf den Dachstuhl der Evangelisch-reformier-
ten Kirche gesetzt werden konnte.
Schon gehört, ...
I N T E R N E T www.reformiert.de
111 reformiert 2012
... dass sich die einzige evangelisch-reformierte
Kirchengemeinde in Mecklenburg-Vorpommern in
der Stadt Bützow befindet?
In das lutherische Mecklenburg kam die reformier-
te Tradition durch französische Glaubensflüchtlin-
ge, die Hugenotten, die seit 1699 zur Ansiedlung
in Bützow eingeladen wurden.
... dass die einzige erhaltene Hugenottenkirche in
Nordwestdeutschland in Celle steht.
Die in Fachwerkbauweise errichtete heutige
Evangelisch-reformierte Kirche wurde 1700 als
„temple“ der französisch-reformierten Gemein-
de erbaut. Im Innenraum befindet sich noch der
Fürstenstuhl der letzten Celler Herzogin Eléonore
Desmier d’Olbreuse.
... dass die Glocken der Evangelisch-reformierten
Kirche in Hannover ein Geschenk der englischen
Queen Victoria sind?
Im 19. Jahrhundert stiftete die englische Königin
als Nachfahrin der Gemeindegründerin Kürfürstin
Sophie von der Pfalz drei Glocken.
... dass die evangelisch-reformierte Kirche im
Braunschweiger Stadtteil Veltenhof vorher eine
Windmühle war?
In Veltenhof wurden durch ein Edikt von Herzog
Karl ab dem Jahr 1750 Siedler aus der Pfalz an-
sässig. Die 1876 erbaute Hofländermühle wurde
1930 zur Kirche umgestaltet.
... dass in den Allgäuer Gemeinden Bad Grönen-
bach und Herbishofen das evangelisch-reformier-
te Gesangbuch der Züricher Landeskirche in Ge-
brauch ist?
Im Jahre 1559 führte der Reichsmarschall Graf
Philipp von Pappenheim die Reformation schwei-
zerisch-reformierter Prägung in seiner Herrschaft
ein. Die engsten Verbindungen der Allgäuer Ge-
meinden bestanden zur reformierten Kirche in
Zürich; auch heute noch ist das schweizerische
Gesangbuch bei ihnen in Gebrauch.
von Andreas Flick
Schon gehört, ...
I N T E R N E T www.reformiert.de
Gemeinde
Synodalverband
Kerngebiet
121 reformiert 2012
Karl May? Kein Scherz! Wer bei Karl May
nur an den „Schatz im Silbersee“ und
Winnetou denkt oder an Sam Hawkens
„Hi,hi,hi – wenn ich mich nicht irre“,
täuscht sich. Der Autor von zahllosen
Abenteuerromanen ließ immer wieder
Religiöses und Christliches in seine Bü-
cher einfließen. Eines heißt „Weihnacht
im Wilden Westen“.
Es beginnt so: „Weihnacht! Welch ein liebes,
inhaltsreiches Wort! Ich behaupte, dass es im
Sprachschatz aller Völker und aller Zeiten ein
zweites Wort von ebenso tiefer wie beseligender
Bedeutung weder je gegeben hat, noch heute
gibt. (...) Dem gläubigen Christen ist es der Inbe-
griff der heißersehnten Erfüllung langen Hoffens
auf die Erlösung aller Geschöpfe, und auch für
den Zweifler bedeutet es eine alljährlich wieder-
kehrende Zeit der Familienfreude und der strah-
lenden Kinderaugen.“ Trotz der Gefühlsduselei,
die Karl May schon 1897 erkennt und benennt,
unterscheidet er zwischen „dem gläubigen Chris-
ten“, der das Weihnachtsfest innerlich erfasst,
und dem „Zweifler“, dem das Fest zunächst nur
äußerlich bleibt und der vielleicht durch seine
Kinder näheren Zugang findet.
Natürlich dürfen bei der „Weihnacht im Wilden
Westen“ Old Shatterhand und Winnetou nicht
fehlen. Sie kommen in einer Geschichte vor, die
sich – wie es sein muss – zwischen Roman und
Räuberpistole bewegt. Darin werden sie in eine
religiöse Interaktion verwickelt – unter anderem
Weihnachten mit Karl May
Fotos: Ulf Preuß
131 reformiert 2012
„Dem einen leuchtet in der tiefsten Tiefe seines Herzens der Wahrspruch: ´Jesus
Christus gestern und heut und derselbe in alle Ewigkeit!`; der andere stimmt wohl
und unwillkürlich mit ein oder lässt wenigstens seine Kinder einstimmen in den
Frohgesang: ´Welt ging verloren, / Christ ward geboren; / freue dich, o Christenheit!`“
Karl May, Weihnachten im Wilden Westen, Kapitel 1
durch die Lebensbeichte eines Mannes, der sagt:
„Was ich nie besessen habe, werde ich von heut
an besitzen: das wahre Lebensglück! Ich habe
eine schwere Schule durchgemacht; ein andrer
an meiner Stelle wäre wohl zugrunde gegangen;
aber Gott wusste gar wohl, dass es bei mir so
starker Mittel zur Heilung bedurfte, und Ihr, Mr.
Shatterhand, habt ja schon als Knabe richtig ge-
sagt: Hat der Herr ein Leid gegeben, / gibt er
auch die Kraft dazu! / Bringt dir eine Last das
Leben, / trage nur und hoffe du!“ Um die religiö-
se Wirkkraft zu verstärken, fügt Karl May hinzu:
„Er hatte, wohl damit Winnetou alles verstehen
sollte, englisch gesprochen; diese Strophe aber
sagte er deutsch.“
Natürlich: Karl May betreibt munter den welt-
weiten Export der typisch deutschen Weihnacht:
„Hungernd und frierend schleppten wir uns bet-
telnd von Ort zu Ort, und je weiter wir kamen,
desto elender wurden wir äußerlich und innerlich.
Da leuchteten plötzlich mitten in all diese unbe-
schreibliche körperliche und seelische Armselig-
keit hinein die Kerzen des Tannenbaums …“
Das ist eine Rührstory. Und die soll es auch
sein. Dennoch ist Karl May auf seine Weise die
Christlichkeit des Festes wichtig. Und immer wie-
der bezieht er sich dabei auf die Botschaft. Von
einer allzu schwärmerischen Frömmigkeit nämlich
will er sich absetzen: „Ich gehöre zu den Men-
schen, denen ihr Glaube höher steht als alle ir-
dischen Angelegenheiten; aber das zudringliche
Zurschautragen der Frömmigkeit ist mir verhasst“,
lässt Karl May den Ich-Erzähler sagen angesichts
des sogenannten „Prayer-Man“, der allzu fröm-
melnd daherkommt. Da will May anderes. Die
Herzen berühren freilich will er auch, „gläubig“
und nicht „zweifelnd“. Und so endet „Weihnach-
ten im Wilden Westen“ nicht mit einem „Hugh,
ich habe gesprochen!“, sondern mit einer Strophe
des schon Old Shatterhand und Winnetou zu Ge-
hör gebrachten Gedichtes: „Ich verkünde große
Freude, / die euch widerfahren ist, / denn geboren
wurde heute / euer Heiland Jesus Christ!“
von Klaus Bröhenhorst
Weihnachten mit Karl May
141 reformiert 2012
40 Minuten mit dem PapstDer Besuch von Papst Benedikt VIX. Ende September in Deutschland war
tagelang ein Medienereignis. Auch das Zusammentreffen des Papstes mit
Vertretern der Protestantismus sorgte vorher und hinterher für öffentlichen
Gesprächsstoff. An dem Treffen hat auch der Kirchenpräsident der Evan-
gelisch-reformierten Kirche, Jann Schmidt, als Mitglied des Rates der EKD
teilgenommen. Ein Interview.
Worüber haben Sie mit dem Papst gesprochen?
Im Mittelpunkt der Begegnung im Erfurter Augustinerkloster standen zwei vorbereitete Reden: Der
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, plädierte für mehr
Gemeinsamkeit im Miteinander der Kirchen. Schneider bezog sich auf Martin Luther, der in Erfurt zum
Priester geweiht worden war, und warb dafür, den Reformator als Scharnier zwischen den Kirchen zu
verstehen. Der Ratsvorsitzende lud dazu ein, gegenseitige Verletzungen aus der Geschichte zu überwin-
den und konkrete Wege der Aussöhnung zu gehen.
Papst Benedikt XVI. antwortete ohne auf die Rede von Präses Schneider Bezug zu nehmen. Er würdigte
den Theologen Martin Luther und erinnerte an dessen Ringen um die Gottesfrage (Wie kriege ich einen
gnädigen Gott?). Es sei eine Frage, die - so der Papst - „in neuer Form auch unsere Frage werden“
müsse. Und dann mahnte er, „unter dem Säkularisierungsdruck die großen Gemeinsamkeiten nicht
unvermerkt zu verlieren“.
Was bleibt nach dem Treffen?
Ernüchterung - und die Erkenntnis, im Vorfeld solcher Begegnungen die Erwartungen nicht zu hoch
zu schrauben. Praktische Fortschritte oder konkrete Ergebnisse für unsere ökumenische Situation sind
nach der Begegnung nicht zu sehen und wohl auch nicht zu erwarten. Allerdings bewertete der Papst
den ökumenischen Weg der letzten Jahrzehnte als „positiv und zukunftsweisend“. Daran lässt sich –
davon bin ich überzeugt – durchaus anknüpfen.
Wie haben Sie den Papst erlebt?
Ich habe im Kapitelsaal des Klosters in Erfurt einen freundlichen älteren Herrn kennen gelernt, der sich
trotz seiner 84 Jahre große Anstrengungen zumutet. Papst Benedikt war ein aufmerksamer Zuhörer, der
sich mit leiser aber fester Stimme zu Wort meldete und durch seine sprachliche Prägnanz die Delega-
tionen beider Kirchen beeindruckte.
Lohnen sich solche Treffen überhaupt?
Ich glaube, dass der Begegnung eine wegweisende Bedeutung zukommt. Dem Papst ist der Symbol-
charakter des Ortes natürlich bewusst gewesen. Die Tatsache, dass man dort zusammenfand, wo Luther
Mönch geworden ist und zum Priester geweiht wurde, macht deutlich, dass die katholische Kirche dem
Reformator inzwischen mit Respekt begegnet.
Für die Katholiken ist Benedikt der „Heilige Vater“, wie haben Sie und die anderen Vertreter der evan-
gelischen Kirchen den Papst angeredet?
Die protokollarisch korrekte Anrede lautet ‚Eure Heiligkeit’. Die evangelische Delegation hat sich proto-
kollarisch korrekt verhalten. Allerdings wurde der Gast aus Rom auch als ‚Bruder in Christo’, ‚Heiliger
Vater’ oder ‚sehr geehrter Papst Benedikt’ angeredet.
Foto: epd Foto: Ulf Preuß
151 reformiert 2012
Aleida Siller ist beim
Reformierten Bund
für das Jubiläums-
jahr 2013 des HK
zuständig
www.heidelberger-
katechismus.net/
Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
Dass ich mit Leib und Seele
im Leben und im Sterben nicht mir
sondern meinem getreuen Heiland
Jesus Christus gehöre. ...
Reformierter Glaube
Aleida Siller erklärt den Heidelberger Katechismus
Der Heidelberger Katechismus (HK) ist neben Luthers Kleinem
Katechismus der bedeutendste und verbreitetste Katechismus aus
der Reformationszeit.
Kurfürst Friedrich III. gab das für die Pfalz als Unterrichtsbuch
gedachte Werk in Auftrag. Als Hauptverfasser gilt der bei Melan-
chthon ausgebildete und an die Universität Heidelberg berufene
Zacharias Ursinus.
Der Text besteht aus 129 Fragen und Antworten. Frage 1 („Was
ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“) und Frage 2
(„Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben
und sterben kannst?“) werden als „Präambel“ angesehen, in der
Grundlegung und Aufbau des ganzen Katechismus formuliert sind.
In den drei dann folgenden Hauptteilen, überschrieben: „Von des
Menschen Elend“, „Von des Menschen Erlösung“, und „Von der
Dankbarkeit“, werden das apostolische Glaubensbekenntnis, die
Sakramente, die Zehn Gebote und das Unservater erklärt. Die am
Rand stehenden Bibelstellen machen den biblischen Bezug der
Aussagen nachprüfbar.
Schon bald nach dem Erstdruck im Frühjahr 1563 fand der HK
über die Pfalz hinaus Aufmerksamkeit. In mehr als 40 Sprachen
wurde er übersetzt. In vielen reformierten und unierten Kirchen der
Welt gehört er zu den Bekenntnisgrundlagen. Im Jahr 2013 wird
er 450 Jahre alt.
Foto: Aleida Siller
RE
FO
RM
IER
TE
S R
EIS
EZ
IEL
Wussten Sie, dass das barocke Idyll Celle mit
seinen Fachwerkhäusern 2010 zum „frauen ORT“
gekürt wurde? Ausschlag gebend hierfür ist die
letzte Herzogin Eléonore d´Olbreuse von Braun-
schweig-Lüneburg, eine glaubensstarke Huge-
nottin, die mit ihrem französischen Charme die
Residenzstadt zu einem Ort der Toleranz machte.
Celle, die kleine Stadt inmitten der Lüneburger
Heide, hat eine lange Geschichte, ihre Blütezeit
erlebte sie von 1665 bis 1705 unter Herzog Georg
Wilhelm von Brauschweig, dessen Frau Eléonore
1676 wurde.
Am Rande der historischen Altstadt mit über
400 bunten Fachwerkhäusern steht bis heute die
weiße, kirchturmlose, reformierte Kirche. Sie wur-
de zu herzoglichen Zeiten von der Französisch-
reformierten Gemeinde im Jahr 1700 erbaut - 14
Jahre nach deren Gründung. Heute ist die Evange-
lisch-reformierte Kirche der einzige noch erhaltene
hugenottische Kirchenbau (temple) in Nordwest-
deutschland. Der damalige Herzog Georg Wilhelm
versprach sich von der gewerblichen Tüchtigkeit
hugenottischer Handwerker und Händler vor al-
lem wirtschaftlichen Aufschwung. An diese Blü-
tezeit erinnern neben dem barocken Schloss die
Stadtkirche und das vor kurzem restaurierte Alte
Rathaus. Zahlreiche Stadtvillen in der Westercel-
ler Vorstadt entstanden auch in dieser Zeit.
Warum Hannover und nicht Celle die nieder-
sächsische Landeshauptstadt ist und wie der
Polywissenschaftler Albrecht Thaer die Land-
wirtschaft von Celle aus revolutionierte, erklä-
ren eindrucksvoll das Residenzmuseum und Bo-
mann-Museum. Gleich nebenan befindet sich der
Kunst-Kubus mit der Sammlung Simon und dem
ersten 24-Stunden-Kunstmuseum. Eine Museums-
Vielfalt in unmittelbarer Nähe, die zum Erkunden
einlädt.
Celle: Insel der Religionsfreiheit
Evangelisch-reformierte Kirche:
Hannoversche Straße 61, 29221 Celle,
Tel. 05141-25540 (Führungen auf Anfrage),
E-mail: refce@t-online.de
www.reformiert-celle.de
Touristinformation:
Markt 14 - 16, 29221 Celle, Tel. 05141 - 12 12,
E-Mail: info@celle-tourismus.de
www.celle-tourismus.de
Celler Schloss:
Residenzmuseum, Schlossplatz 1, 29221 Celle,
Öffnungszeiten: Di - So 10 - 17 Uhr,
www.residenzmuseum.de
Besonders empfehlenswert ist der „Eléonore-
Stadtrundgang“. Ein Flyer führt Sie zu Stationen
der „reformierten“ Geschichte der Stadt. Der
Flyer ist an vielen Orten erhältlich.
I N F O
Evangelisch-reformierte Kirche (oben), Celler Schloss (unten)
Fotos: Andreas Flick
von Nadine Kaminski
171 reformiert 2012
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ENKathrin Oxen
Pastorin der evangelisch-reformierten Kirche
in Bützow (Mecklenburg)
Kathrin Oxen wird neue Leiterin des Zentrums für
evangelische Predigtkultur in Wittenberg. Oxen
(39) erklärte nach ihrer Berufung durch die EKD,
sie freue sich darauf, „Predigerinnen und Predi-
gern Mut zur eigenen Sprache zu machen“. Die
Arbeit an der Predigt dürfe Raum und Zeit be-
anspruchen. Impulse für die Predigtarbeit erhof-
fe sie sich auch von anderen Formen wirksamer
Sprache, „über die beispielsweise Journalisten,
Schriftsteller und Politiker verfügen“. Das Zent-
rum für evangelische Predigtkultur ist 2009 im
Rahmen des Reformprozesses „Kirche im Auf-
bruch“ der EKD errichtet worden.
Friedrich Rost aus der reformierten Gemeinde Osnabrück
GAW-Präsident Wilhelm Hüffmeier (links) zeichnet Friedrich
Rost mit dem Bernsteinkreuz aus
Friedrich Rost ist mit dem Bernsteinkreuz des
Gustav-Adolf-Werkes ausgezeichnet worden. Rost
zeichne sich durch Freundlichkeit und Fröhlichkeit
aus und er sei von Natur aus ein Christ, sagte
der Präsident des Gustav-Adolf-Werkes, Prof. Wil-
helm Hüffmeier, bei der Verleihung. Seit 30 Jahren
ist Rost Mitglied des Gustav-Adolf-Werkes (GAW)
und seit 28 Jahren im Vorstand der Hauptgruppe
Osnabrück aktiv. Für ihn, so Rost, sei es wichtig,
Menschen im Gemeindeleben zu unterstützen,
die als Protestanten in der Minderheit in allen
Ländern der Welt leben.
Reinhard Uthoff Pastor der reformierten Gemeinde in Aurich
Reinhard Uthoff ist Ende November in den Ruhe-
stand getreten. Der 65-Jährige gebürtige Westfale
war 27 Jahre lang Pastor in Aurich. Von 1992 bis
2000 war er Präses des damaligen 3. Synodalver-
bands. Ein besonderes Anliegen waren ihm stets
die Tagesstätte für Wohnungslose und die Hilfe
für Leprakranke.
Torsten HarenbergPastor der reformierten Gemeinde
Schapen (Emsland)
Torsten Harenberg ist seit 6. November Ortsver-
bandspfarrer der Johanniter-Unfallhilfe in Lingen.
Ein Schwerpunkt der Johanniter in Lingen ist der
Organtransport. Harenberg ist seelsorgerlicher
Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen. Seit
etwa zehn Jahren ist auch als Notfallseelsorger im
Landkreis Emsland tätig.
Wolfgang WagenfeldGeschäftsführer des Diakonischen Werkes
der Evangelisch-reformierten Kirche
Wolfgang Wagenfeld ist neuer stellvertretender
Vorsitzender der Diakonie in Niedersachsen.
Wagenfeld (59) wurde kürzlich neben dem Dia-
koniedirektor der hannoverschen Landeskirche,
Christoph Künkel, in dieses Amt gewählt. Vor-
standssprecher wurde der Oldenburger Diakonie-
chef Thomas Feld. Zum Verein Diakonie in Nieder-
sachsen gehören die fünf Diakonischen Werke der
evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen.
Celle: Insel der Religionsfreiheit
181 reformiert 2012
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S „Vertrauen wagen - Ik bün bi di“Aurich. Der 6. Ostfriesische Kirchentag steht unter
dem Motto „Vertrauen wagen - Ik bün bi di“. Das
größte Christentreffen der Region findet vom 13.
bis 15. Juli 2012 zum zweiten Mal in Aurich statt.
Sven Kramer, ev.-ref. Geschäftsführer; Detlef Klahr, ev.-luth.
Landessuperintendent; Hilke Klüver, ev.-ref. Präses; Cathrin
Meenken, ev.-luth. Gewschäftsführerin
1992 hatten die Evangelisch-reformierte Kirche
und der evangelisch-lutherische Sprengel Ost-
friesland zum ersten Regionalkirchentag nach
Aurich eingeladen. Die Organisatoren erwarten in
Aurich etwa 15.000 Besucher. Zum Ostfriesischen
Kirchentag sind alle Kirchengemeinden, Gruppen
und Institutionen der Region aufgerufen, sich zu
beteiligen. www.okt-2012.de
Friedensgang von Moslems und ChristenMelle. Mit einem gemeinsamen Friedensgang ha-
ben Christen und Moslems in Melle die Interkultu-
relle Woche begangen. Seite an Seite gingen die
Pastorin der evangelisch-reformierten Gemeinde,
ein katholischer Pastor und ein muslimischer
Imam durch die Innenstadt. Sie wurden dabei
von 100 Gläubigen der verschiedenen Religionen
und Konfessionen, darunter Melles Bürgermeis-
ter André Berghegger, begleitet. „Wir wollten mit
diesem Friedensgang ein Zeichen für den Wunsch
nach weltweitem Frieden setzen“, so die Meller
Pastorin Bianca Spekker. Der Gang führte von der
katholischen Matthäuskirche über die evange-
lisch-reformierte Gemeinde bis zur Moschee. Dort
hielt der Imam eine Freitagspredigt.
„Fairer Einkauf“ wird ausgezeichnetHannover. Die evangelischen Kirchen in Nieder-
sachsen haben einen Preis für „fairen Einkauf“
ins Leben gerufen. Mehr als 2.000 Gemeinden
und weit über 1.000 Einrichtungen in Kirche und
Diakonie sind aufgerufen, sich um den „Fairen
Einkaufswagen“ zu bewerben. Voraussetzung ist,
dass sie ökologisch hergestellte Produkte und
„fair“ gehandelte Waren aus Entwicklungsländern
einsetzen. Der „Fairtrade Award“ wird erstmalig
2012 und danach alle zwei bis drei Jahre verge-
ben. Den Gewinnern winken Preise von 3.000,
2.000 und 1.000 Euro. Zudem wird ein Sonder-
preis von 1.000 Euro für eine Kirchengemeinde
vergeben. Initiativen können sich bis zum 31. März
2012 bewerben (epd). www.ked-niedersachsen.de
Diakonie warnt vor AltersarmutWeener. Die Diakonie der Evangelisch-reformier-
ten Kirche hat vor einer steigenden Gefahr der
Altersarmut gewarnt. Menschen, deren Einkom-
men bereits unter der Armutsrisikogrenze liege,
erhielten später in ihrer Rentenphase eine extrem
niedrige Alterssicherung, sagte Diakoniepastor
Dietmar Arends bei der Jahreskonferenz des Di-
akonischen Werkes am Wochenende im ostfrie-
sischen Weener. Oft fehle ihnen eine zusätzliche
private Altersvorsorge. „Dies zusammengenom-
men wird zu einer verschärften Altersarmut füh-
ren.“ Die Konferenz stand unter dem biblischen
Motto „Ich will für euch und eure Kinder sorgen
- Wer versorgt in Zukunft wen?“
Emden wirbt mit ReformationEmden. Die Stadt Emden will stärker mit ihrem re-
formatorischen Erbe werben. Dazu hat der Emder
Oberbürgermeister Alwin Brinkmann (SPD) einen
Partnerschaftsvertrag mit der niederländischen
Stiftung „Refo 500“, unterzeichnet. Emden habe
neben Wittenberg und Genf im 16. Jahrhundert
eine zentrale Rolle in der europäischen Reforma-
tionsgeschichte gespielt, hieß es. In der Emder
„Moederkerk“ (Mutterkirche) hätten zahlreiche
einflussreiche Reformatoren gewirkt, darunter
Johannes a Lasco (1499-1560) und Menso Alting
(1541-1612).
Foto: Ulf Preuß
191 reformiert 2012
191 reformiert 2012
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UMReformiert: ,reformiert’ ist die Mitgliedszeitung der
Evangelisch reformierten Kirche.
Herausgeberin: Evangelisch-reformierte Kirche, Saarstraße 6, 26789 Leer, www.reformiert.de
Verantwortlich: Jann Schmidt
Redaktion: Ulf Preuß, Pressesprecher, Tel. 0491 / 91 98-212, E-Mail: presse@reformiert.de
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Konzeption, Gestaltung und Layout: Designagentur projektpartner, Leer, www.projektpartner.info
Druck und Vertrieb: SKN Druck und Verlag, Norden www.skn-druck.de
Auflage: 123.000 Exemplare
Gemeindewahlen 2012Leer. In den 143 Kirchengemeinden der Evange-
lisch-reformierten Kirche werden am 18. Novem-
ber 2012 neue Kirchenräte oder Presbyterien
gewählt. Anschließend wählen die neu zusam-
mengesetzten Gremien ihre Vertreter für die Sy-
noden der Synodalverbände und diese dann ihre
Vertreter für die Gesamtsynode. Die neu gewähl-
ten Synoden werden sich zu Beginn des Jahres
2013 konstituieren, die neu gewählte Gesamtsy-
node wird zu ihrer ersten Tagung im April oder
Mai 2013 zusammen kommen. Zur Wahl in den
Gemeinden steht jeweils die Hälfte der Mitglieder
des Kirchenrats oder Presbyteriums, die Amtszeit
der 2009 gewählten Vertreter dauert noch bis
2015. Wahlberechtigt sind in den Gemeinden alle
Konfirmierten oder erwachsen Getauften.
Kirchensteuern sicherLeer. Die neuesten Mitteilungen der Finanzäm-
ter an alle Steuerzahler über die gespeicherten
Daten zur Steuererhebung geben keine korrekte
Auskunft über die Konfessionszugehörigkeit. Da-
rauf weist das Landeskirchenamt in Leer hin. In
diesen Mitteilungen, die in den letzten Wochen
verschickt wurden, habe die Finanzverwaltung
Niedersachsens alle evangelischen Konfessio-
nen zum Kürzel „ev“ zusammengefasst, weil die
Steuern an die fünf evangelischen Kirchen in Nie-
dersachsen zunächst an einer Stelle gesammelt
werden. In der Datenbank, die der tatsächlichen
Steuerhebung zu Grunde liegt, ist nach Aussage
der Finanzverwaltung das korrekte Konfessions-
merkmal, für alle Evangelisch-reformierten also
„rf“, gespeichert. Teilweise geäußerte Sorgen
von Kirchenmitgliedern, der Reformierten Kirche
gingen nun Einnahmen verloren, sind daher un-
begründet. Das Landeskirchenamt rät auch von
Widersprüchen gegen diese Bescheide ab.
Seminar: „Kirche auf dem Land“Die nächste Fortbildung für Kirchenälteste und
Presbyter widmet sich dem Wandel des Lebens
im ländlichen Raum und dessen Auswirkungen
auf das kirchliche Leben. Termin: 3. bis 4. Februar
2012, Ort: Johannes a Lasco Bibliothek, Emden.
www.reformiert.de
Glocken für NeugeboreneGildehaus. In der Grafschafter Gemeinde läuten
die Kirchenglocken für neugeborene Kinder. Jede
Familie des Dorfes kann dieses Angebot der refor-
mierten Kirchengemeinde annehmen. „Wir wollen
mit dem Geläut den 4000 Bewohnern
des Dorfes sagen: ‚Ja, freut euch mit uns;
ein neuer Erdenbürger hat das Licht der
Welt erblickt!‘“, so Pastor Lütger Voget.
Entstanden ist die Idee anlässlich des
„Jahres der Taufe“, sie solle aber zukünf-
tig weitergeführt werden. Das Angebot
sei im Dorf auf gute Resonanz gestoßen.
„Land zum Leben...“Dortmund. Die 53. Aktion „Brot für die
Welt“ ist am ersten Advent in Dortmund
eröffnet worden. Sie steht diesmal un-
ter dem Motto “Land zum Leben – Grund zur
Hoffnung“. Die Hilfsorganisation rückt darin die
Bedeutung von Land für die Ernährung von Men-
schen ins Blickfeld. „Landraub, Futtermittelanbau
und Anbau von Energiepflanzen sind nur einige
Stichworte, die für die Bedrohung von Landbe-
sitz stehen“, sagt Dietmar Arends, Diakoniepastor
der Evangelisch-reformierten Kirche. Die Hälfte
aller hungernden Menschen auf der Welt seien
Kleinbauernfamilien, denen oft nicht genügend
fruchtbares Land zum Leben zur Verfügung stehe.
„Es darf um Gottes Willen nicht sein, dass Klein-
bauern aufgrund von Profitinteressen anderer ihr
Land verlieren“, so Arends.
Foto: Hans Snoek/ pixelio
Griechenland und die Schulden?
Fragen an René Lammer
Viele Menschen in Deutschland tun sich vermutlich schwer mit der Entscheidung der EU, dass
Griechenland einen Teil seiner Schulden erlassen bekommt.
Ich muss im Zuge dieser Schuldenkrise immer wieder an die Sozialgesetzgebung im alten Israel und
an ein bekanntes Gleichnis aus dem Neuen Testament denken. Der Knecht, der vom König zunächst
seine Schulden erlassen bekam und anschließend unbarmherzig mit seinem Mitknecht umgeht, als der
ihn um Schuldenerlass bittet. Ich durchschaue die finanzpolitischen Hintergründe nicht, sehe aber viel
Weisheit und Menschlichkeit in diesen alten Gesetzen und Gleichnissen. Wir können darin lesen, dass
Griechenland – und nicht nur Griechenland - seine Schulden nicht wird bezahlen können, sondern sie
ihm (zu einem guten Teil) erlassen werden müssen. Damit dieses Land nicht immer weiter im Schul-
densumpf versinkt. Damit es eine Chance für einen neuen Anfang bekommt.
Wenn Deutschland die Schuld und die Schulden zweier Weltkriege hätte tragen müssen und nicht Ver-
gebung und Erlass geschenkt bekommen hätte – es gäbe heute keine blühenden Landschaften. Wie es
einen Aufbau Ost gegeben hat, in den in den letzten 20 Jahren an die 2000 Milliarden Euro geflossen
sind, so wird es in Zukunft auch einen Aufbau Europa geben müssen.
Und noch etwas: Es geht nicht darum, dass „die“ Deutschen „den“ Griechen Schulden erlassen. Es gibt
mittlerweile genug arme Deutsche und es gibt über die Maßen reiche Griechen. Die groteske Verschul-
dung in den meisten westlichen Ländern verweist auf einen Mangel an gerechter Verteilung der Güter.
Wie ist die Stimmung momentan im Land?
Natürlich gibt es hier in Athen nach wie vor ganz normalen südeuropäischen Alltag. Es lässt sich aber
nicht mehr ignorieren, dass sich ein depressiver Schleier über das Land gelegt hat. Fast 20 Prozent
der Griechen sind arbeitslos, und jeden Tag werden die Menschen mit neuen Sparauflagen und Kür-
zungen konfrontiert. Viele verlassen das Land. Betroffen sind Mitglieder aus unserer Gemeinde, aber
auch Schwarzafrikaner, die illegal im Land leben und nun unmittelbar vom Elend betroffen sind. Einen
Hoffnungsschimmer sehen viele in einer nationalen Einheitsregierung und dass man sich nicht weiter
im Parteiengezänk verliert. Andererseits wissen sie, dass Griechenland nur noch ein eingeschränkt
souveräner Staat ist. Das kränkt und ich hoffe, dass man vor allem in Deutschland eine besondere
Sensibilität dafür entwickelt.
Kann eine Kirchengemeinde in dieser Situation etwas machen?
Was Griechenland jetzt vor allem braucht sind Investitionen. Unsere Gemeinde möchte da einen klei-
nen Beitrag leisten: Wir werden auf den Dächern unserer Gebäude zwei Photovoltaikanlagen installie-
ren, um im Zentrum Athens ein kleines Zeichen zu setzen: für ökologische und ökonomische Vernunft
und die Freundschaft zwischen Griechenland und Deutschland. Es wäre schön, wenn uns dabei einzel-
ne Personen und Gemeinden, aber auch die reformierte Kirche insgesamt unterstützen würden.
Evangelisch-reformierte Kirche Landeskirchenamt - Saarstraße 6 - 26789 LeerPostvertrieb DPAG Entgelt bezahlt
René Lammer ist seit Okto-
ber 2010 Pfarrer der Evan-
gelischen Kirche Deutscher
Sprache in Griechenland in
Athen. Er stammt aus der
Evangelisch-reformierten
Kirche, war Pastor in Lage
(Grafschaft Bentheim) und
danach lange als Auslands-
pastor in Costa Rica.
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