tritt ErstklassigerHörgenuss«echtEntlebuch» · dicht ineinander verwoben sind. VonSwing bis Pop...

Post on 17-Jun-2020

0 views 0 download

Transcript of tritt ErstklassigerHörgenuss«echtEntlebuch» · dicht ineinander verwoben sind. VonSwing bis Pop...

Entlebucher Anzeiger Samstag, 3. November 2018 – Nr. 87 11auftritt

Jazz mit viel Schabernackim EntlebucherhausSchüpfheim: Konzert von Schabber Nac & His Humbugs

AmMittwochabend brachtenShabber Nac & His HumbugsNew-Orleans-Jazz in den Saaldes Entlebucherhauses. Dasim Rahmen der kantonalenTage der Kulturlandschaftstattfindende Konzert warausverkauft.

Text und Bild Michelle Keller

Die Freude über die vielen Gäste standden Bandmitgliedern ins Gesicht ge-schrieben, als sie die Bühne betraten.Diese präsentierten sie dann auch inihren Songs. Begonnen hat die Bandmit dem bekannten «Mos Eisley Canti-na»-Song, dem sie jedoch ihre eigenejazzige Note verlieh. Zudem zeigte siemit den Soli von Christof Mahnig ander Trompete, Bruno Zemp an derPosaune und Peter Zihlmann am Kla-vier von Anfang an ihr Können. Nachdem Song «Baby you’re a tulip», beidem Zihlmann sein Gesangstalent of-fenbarte, präsentierten sie ihren Spe-cial Guest: das Blues-Original aus Ala-bama, Tommie Harris. Kennengelernthätten sie den 79-Jährigen an einem

Festival. «Als es hiess, dieser Sängerhätte keine Band, haben wir ihn kur-zerhand aufgenommen. Nun spielt erab und zu bei uns mit», erzählte Zemp.

Viel Soli, viel SchalkBei Songs aus den Zwanzigern undDreissigern wie «The sunny side oftthe street» und «Lady be good»demonstrierte Tommie Harris, was inihm steckte. Dabei kamen auch BassistMicha Prest und Schlagzeuger RolandSchärer auf ihre Kosten, die nun ihreVirtuosität in Soli unter Beweis stell-ten. Dass nicht nur TommieHarris sin-gen kann, bewies Peter Zihlmannabermals mit dem Song «I’m gonna sitright down and write myself a letter».

Neben New-Orleans-Jazz wie «Don’tmean a thing» oder «That’s a plenty»wurden auch bekannte Songs wie «Don’tyou forget about me» oder «Hemmige»von Mani Matter gespielt – natürlich inJazz- und Swing-Art. Als Ausgleich fürdie ganzen groovigen Nummern spieltedie Band auch langsamere Stücke wie«Georgia on my mind» oder den Gos-pel-Song «Just a closer walk with thee».Neben all der Musik durfte natürlichauch der Schabernack nicht fehlen. Sogab es beispielsweise zwischen den Stü-cken «Dialoge» zwischen der Trompeteund dem Klavier oder eine Einlage mit

Peter Zihlmann, der nicht in die Pausegehen wollte und daher kurzum von derBühne getragen wurde.

Neue FormationGeformt hat sich die Band erst vor ein-einhalb Jahren. Der Buttisholzer«Shabber Nac» Roland Schärer war da-

mals auf der Suche nach Musikern.Dabei stiess er auf Peter Zihlmann inSursee, Christof Mahnig aus Willisau,Micha Prest aus Luzern und BrunoZemp aus Entlebuch. Doch obwohl dieFormation relativ neu ist, verstandenes Shabber Nac & His Humbugs, diezweieinhalb Stunden wie im Nu ver-

fliegen zu lassen. So verlangte das Pu-blikum am Schluss noch zwei Zuga-ben, worauf die Band sich mit «VielenDank für die Blumen» bedankte undmit dem letzten Song «Route 66» dieZuhörer zum Mitklatschen animierte.Dafür erntete die Band grossen Ap-plaus mit Standing Ovations.

Erstklassiger Hörgenuss «echt Entlebuch»Schüpfheim/Flühli: AmMittwoch und am Freitag präsentierte die BB Kirchenmusik Flühli Brass@Adler im Gemeindesaal in Schüpfheim

Wer am Mittwoch dasKonzert Brass@Adler einerHalloween-Party vorzog,musste nichts bereuen. Perlenaus dem Brass-Repertoireund klassische Werke, Jazz,Marsch und Pop, aber auchein Trompetenprofi alsGastsolist und die Urauf-führung des Marschs «echtEntlebuch» aus der Federdes Dirigenten ArminRenggli ernteten tosendenBeifall.

Text und Bild Ruedi Emmenegger

Nach der zweiten Zugabe war Schluss:Johannes Strauss’ «Perpetuummobile»– unaufhörliche Bewegung ohne Ener-giezufuhr – hätte wohl schwer gestopptwerden können, wenn nicht die Musi-kanten einer nach dem andern dieBühne verlassen hätten, so dass dieletzten leisen Takte im Applaus unter-gingen.

In mancher Hinsicht war das Kon-zert der Flühler Brass Band unkonven-tionell. Das ist ganz im Sinn der neuenVereinsstrategie.Mit demKonzertlabel«Brass at ...» als einem der Fixpunkteder künftigen Jahresprogramme willdie BBKMF ihreMusik aus demWald-emmental hinaustragen. Das ist sicherauch im Sinn jener jungen Mitgliederaus der Region, die nicht nur ihr Talentbei einer Erstklass-Brass-Band entfal-ten wollen, sondern hier zudem inno-vative Ideen einbringen können.

Unkonventionell war auch die Prä-sentation. Präsident Marco Emmeneg-ger richtete einen sympathischen, aberkurzenWillkommgruss ans Publikum,verzichtete jedoch auf eine traditionel-le Ansprache. Die eingeblendeten Ver-einsdelegationen, die Angaben aufdemKonzertprogrammund die knappgehaltenenWerkkommentare des Mo-derators Fabio Küttel liessen die Musikgebührend «zu Wort kommen».

Starker Solist mit Stilvielfalt«Through the Flames» von Paul Lo-vatt-Cooper als «feurige» Eröffnungnahm bereits die besonderen Qualitä-ten der Band mit aktuellem Durch-schnittsalter 31 voraus: volle Präsenz,Energie, ausbalancierte Klangfülle, dy-

namische Bandbreite, emotionalerAusdruck, ausgefeilte Technik, Glanzohne «Schranz». Eine runde Teamleis-tung, ergänzt durch souveränes solisti-sches Hervortreten in allen Registern.

Selbstverständlich auch, dass dersubtilen Begleitung eines Profi-Gast-solisten grösste Aufmerksamkeit ge-schenkt wurde. Martin Bieri ausEscholzmatt ist Trompeter in verschie-denen Orchestern und Ensembles,unter anderem im «21st Century Sym-phony Orchestra». Er unterrichtet seinInstrument an der Musikschule Kon-servatorium Bern und an den Entlebu-cher Musikschulen und ist freischaf-fender Musiker, Juror und Experte.Das Programm BBKMF bereicherte ermit zwei Trompetenkonzerten, dieunterschiedlicher nicht sein könnten.

Im Trompetenkonzert des armeni-schen Pianisten und KomponistenAlexander Arutjunjan aus dem Jahr1950, mal ausgesprochen vital, malträumerisch und pathetisch, mit An-spielungen an die armenische Volks-musik, gelang der lebendige Dialogzwischen Solist und Band grossartig.Martin Bieri liess in der virtuosenSchlusskadenz keine Wünsche offen.Dass er auch den lockeren Swing-Stilbeherrscht und liebt, zeigte er imhöchst anspruchsvollen «Concerto forTrumpet» vom amerikanischen Jazz-trompeter und Bandleader HarryJames. Für eine Zugabe griff der Solistzum Flügelhorn. «A Star went out» gabihm nach dem rasenden Wirbelwindund dem übermütigen Hürdenlauf imJazzkonzert die Gelegenheit, mit einersinnlichenMelodie und warmem, wei-chem Klang die Herzen zu berühren.

Zweimal Wiener SpätromantikOb Franz von Suppé mit der «LeichtenKavallerie» das österreichische Militärparodieren oder das Husarenleben ro-mantisierend darstellen wollte, weissniemand so genau. Sicher ist, dass dieweltbekannte Ouvertüre aus dieser ers-ten Wiener Operette mit ungarischenElementen alles andere als leicht zuspielen ist. Der BBKMF gelang eine pa-ckende Wiedergabe mit glänzendenFanfaren, leichtfüssigen wie auchwuchtigen Tutti, klarer Artikulationund transparenter Aussage.

Ein absolut grosser Moment wardas Finale aus GustavMahlers Sinfonie

Nummer 2, der sogenannten «Auf-erstehungssinfonie». Was nach der Ur-aufführung Ende des 19. Jahrhundertseinerseits von den einen als «tiefinner-liche Komposition» und von den ande-ren als «brutale Geschmacklosigkeit»bezeichnet wurde, wirkt heute kaumnoch revolutionär und ist in den Pro-grammen der grossen Orchester sehrbeliebt. Philipp Harpers Arrangementin der Interpretation der BBKMF gingunter die Haut: Nach einem langen,allmählichen Aufbau und einer Ge-duld fordernden Entwicklung gipfelteder Satz in einem gewaltigen, hellenSchlussakkord. Bestechendwar der zu-nehmend voluminöse Klang der Band,ohne dass von der Spannung und derQualität des Ausdrucks etwas verlorenging.

«Echt Entlebuch» fürs OhrDie Programmnummer «Marsch»weckte Erwartungen beim Publikum.Ein spannender Augenblick war des-halb die Enthüllung und Uraufführungdes geheim gehaltenen Titels «echt Ent-lebuch». Dirigent Armin Renggli alsMusiker mit Entlebucher Wurzeln hatdiese Komposition seinen Flühlern undihrem Gönnerverein «allegro 08» ge-widmet. Onkel Hanspeter Renggli hat

ihn angeregt, seinem Werk das Volks-liedmotiv «Üse-n-Ätti» zugrunde zu le-gen. Entstanden ist eine äusserst lebhaf-te und spannungsreiche Marsch-Kom-position. ImTrio taucht «Üse-n-Ätti» invariantenreichen Elementen auf, diedicht ineinander verwoben sind.

Von Swing bis PopDas provenzalische Volkslied über dieHeiligen Drei Könige («La marche desrois»), wohl besser bekannt aus GeorgeBizets «Arlesienne», ertönte in einerverjazzten Version unter dem Titel«Three Kings Swing» von William Hi-mes. - Wilde Rhythmen in teilweiseüberraschenden Taktwechseln sowieorientalisch anmutende Tonalitätneben Rock-Elementen prägten den«Balkan Dance» des jungen SchweizerKomponisten Etienne Crausaz. - Lio-nel Richie, der amerikanische Soulsän-ger und Songwriter, der unter anderemmitMichael Jackson undQuincy Jonesdas Wohltätigkeitsslied «We are theWorld» schrieb, war im Programm derBBKMF mit seinem Partyfieber-Welt-hit «All Night long» vertreten. DiesePop-Nummer als Schlusspunkt unddie anschliessende Marschzugabe«The Australasian» rundeten das viel-farbige Konzert ab.

Tommie Harris (Mitte) beweist, dass er die Aufnahme in der «Alabama Jazz Hall of Fame» verdient hat. [Hinter diesem Bildverbirgt sich ein Video, das mit der Extra-App aktiviert werden kann.]

Sie sorgen für das kräftige Fundament: die Männer im Bassregister. [Hinter demBild verbirgt sich ein Video, das mit der Extra-App aktiviert werden kann.]

Profi ohne Allüren: Martin Bieri interpretiert zwei Trompetenkonzerte. [Hinter demBild verbirgt sich eine Bildergalerie, die mit der Extra-App aktiviert werden kann.]