Universität zu Köln Philosophische Faklutät Romanisches Seminar

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Universität zu Köln Philosophische Faklutät Romanisches Seminar HS: Süditalien aus linguistischer Perspektive Referentin: Silvia Urso. Die Italianisierung der süditalienischen Gebrauchsprosa am Beispiel Sizilien. I.Einleitung. Sizilien - PowerPoint PPT Presentation

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Universität zu Köln

Philosophische Faklutät

Romanisches Seminar

HS: Süditalien aus linguistischer Perspektive

Referentin: Silvia Urso

Die Italianisierung der süditalienischen Gebrauchsprosa am Beispiel Sizilien

I.Einleitung

Sizilien

- wurde im Altertum und Mittelalter von Griechen, Römern, Arabern, Normannen beherrscht bzw. bewohnt

- es findet sich hier ein besonders „gemischter“ Wortschatz, der auch durch Anreicherungen aus norditalienischen Dialekten durch Einwanderer in der Normannenzeit ergänzt wird.

- das florentinische Modell verdrängt die lokalen süditalienischen

Schreibdialekte

→ bereits vor Beginn des Buchdrucks und der Questione della lingua

- trotzdem bleiben dialektale Interferenzen innerhalb jener Epoche weiterhin zahlreich

- der Grad der Florentinisierung variiert von Schreiber zu Schreiber

→ auch im Königreich Neapel werden während der aragonesischen

Herrschaft verschiedene Dialekte nebeneinander verwendet

II.Beispiele

Beispiel 1:

Diplomatische Korrespondenz mit florentinisch-toskanischen, latiniserende und südliche Elemente

August 1480: Ippolita Sforza, Königin von Kalabrien an ihren Bruder nach der Einnahme Otrantos durch die Türken (zit. nach Foucard 1881-154)

- keine Zuordnung einer bestimmten Mundart möglich

→ florentinisch- toskanische Elemente: forono, hebbeno, questo, quelli, il,

el.

→ latinisierende Elemente: heri, nocte, predicto.

→ südliche Elemente: casone, jovedì, rebudati, migliaro, cavallaro.

Beispiel 2:

Eine Verordnung vom 28. Mai 1497

Elemente der lateinischen und sizilianischen Kanzleisprache

- noch keine eindeutige Zuordnung zum toskanischen Sprachmodelle

möglich

→ trotzdem bereits überregionale Elemente: Endung -o überwiegt gegenüber -u: lo, loro, tanto, ruffiano, quando, etc. vs. comu, lu)

Sizilianische Merkmale:

* weibliche Pluralendung auf -i bei Substantiven, die im Singular auf -

aenden (fimmina- fimminivs. it. femmina – femmine)

* männliche Pluralendung -urj (honurj it. Onore)

* adjektivische Singularendung auf -i(felichi it. felice)

* Infinitivendung -ari (arj): guadagnarj, farj, lassarj . it. guadagnare, fare,

lasciare.

* Lexikalische Sizilianismen: cantunera- Ecke

Beispiel 3:

Erlass vom 20. Dezember 1588, Italienische Merkmale überwiegen gegenüber dem Sizilianischen

- unübersehbarer Italianisierungsprozess

- italienische Merkmale überwiegen gegenüber den sizilianischen

Einige sizilianische Interferenzen, z. B.:

* alli donni dishonestistatt. it. alle donne dishoneste

* li peni it. le pene

Beispiel 4:

Bando chi li don[n]i Cortigiani stiano

arrassoil Sacro R. Palazzo canni 200 vom 14. Juli 1645

- Dialktale Interferenzen:

* weibliche Pluralbildung li don[n]i (statt it. le donne), di detti casi (di dette case), unzi (once)

* Adverb arrasso (dietro)

* Artikel lo normalem Konsonanten (lo fine statt it. il fine)

Beispiel 5:

Bando zur Prostitution aus dem Jahre 1761:

Weitgehend abgeschlossener Italianisierungs

prozess

- Italianisierungsprozess der Schriftsprache weitgehend abgeschlossen

- vor allem in Bezug auf Kanzleisprache

- in Volkssprache: dialektales Substrat bleibt bis weit ins 19.

Jahrhundert erhalten

Vergleich mit Beispielen aus dem Seicento:

* regionale Formen durch Italienische ersetzt: locodurch luogo

* Interferenzen vom Typ li donnikommen nicht mehr vor

* wenige sizilianische Elemente übrig: Azzottata

(Hispanismus, ˂azotada „Peitschenhieb“)

* italianisierte Dialektalismen: pennata „Traufe“ (˂siz. pinnata„La parte del

tetto che sporge furi il muro: “gronda”)

III. Fazit

1. Die Italianisierung der süditalienischen Gebrauchsprosa ist im 18. Jahrhundert weitgehend abgeschlossen.

2. Während hingegen die Italianisierung der mündlichen Kommunikation wesentlich langsamer verläuft.

3. Sie erfasst die sizilianische Bevölkerung

faktisch erst nach dem II. Weltkrieg.

IV. Literatur

1. Bollée, Annegret: Geschichte der italienischen Sprache, Bamberg, 2002.

2. Bruni, Franceso: L’italiano nelle regioni, Torino,1994.

3. Durante, M.: Dal latino all´italiano moderno. Saggio di storia linguistica e culturale, Bologna, 1981.

4. Marazzini, Claudio: Storia della lingua italiana. Il

secondo Cinquecento e il Seicento, Bologna,

1993.

5. Michel, Andreas: Italienische Sprachgeschichte,

Hamburg, 2005.