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Urängste – Hinderungsgründe für den Umgang mit Beutegreifern in

Österreich

Harald Katzmair, FAS.research

12/4/2009 2

© FAS.research 2009

Die Jagd an der Nahtstelle zwischen Politik und Wirtschaft

Netzwerke und Story-Telling

� Kommunikationsinfrastruktur

� Wie funktionieren das „Story Telling“im Falle der Beutegreifer?

� Welche archetypische Geschichten gibt es?

� Was haben Urängste dabei zu tun?

Konkurrenz Megafauna-Mensch

Stories über Beutegreifer� Sehr geringe Begegnungswahrscheinlichkeit: Es ist

beinahe unmöglich reale Erfahrungen zu machen� Sehr geringe Wahrscheinlichkeit „Opfer“ von Schäden zu

werden� Es ist extrem schwer den realen Bestand zu bestimmen

(Überschätzung der Population durch Fehlmeldungen etc.)

� Da es so schwer ist, ist von vornherein der Beutegreifer Teil einer Story, etwas Fiktives, Imaginäres und nichts Reales.

� Ideale Projektionsfläche und Symbol– Konkurrenz-Neiddenken– Angst– Moralische Bewertungen (gut/boese, nützlich/schaedlich)

Stories “Moralisieren”

� Moral: etwas ist „gut“ oder „schädlich“ für dich

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Moraltabelle

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Gut für Dich Schädlich (böse) für Dich

das Saubere das Schmutzige

das Geordnete das Ungeordnete

das Oben das Unten

das Helle das Dunkle

das Starke das Schwache

das Gesunde das Kranke

das Schoene das Hässliche

das Ehrliche das Unehrliche

das Freie das Unfreie

Die negative Variante

� Wilde Raubtiere wandern aus dem südöstlichen Ausland kommend nach Österreich, übertreten unbemerkt im verborgenen die Grenze und halten sich hier bei uns auf, wo genau weiß man nicht, sie leben im Verborgen. Sie sind eine potentielle Gefahr für das Eigentum und das eigene Leben, sie rauben, greifen, stehlen und töten hier bei uns (vorzugsweise in der Dunkelheit), übersteigen Zäune, brechen in Wintergatter und Bauernhöfe ein und machen unsere Wälder und Weiden unsicher. Sie verursachen wirtschaftlichen Schaden.

=> Jemand sollte diese Tiere entfernen

Die positive Variante

� Wilde Beutegreifer kommen dank intakter Wildnis im benachbarten Ländern wieder zu uns in ihre ursprüngliche Heimat, wo sie auf Grund der Bejagung durch den Menschen ausgerottet waren. Es sind Heimkehrer. Als Top-Praedatoren erfüllen eine extrem wertvolle Aufgabe zur Aufrechterhaltung der Diversitaet und Robustheit der Nahrungsketten in den Oekosystemen („ecosystem services“) gerade in Zeiten des Klimawandels. Ihre Schönheit und Wildheit ist bewundernswert und inspiriert uns. Ihre perfekte Andersartigkeit nötigt uns Respekt und Achtung ab, dass außerhalb unser Menschlichen Gesellschaft noch andere großartige Lebewesen diesen Planeten bewohnen.=> Jemand sollte diese Tiere schützten/aktiv ansiedeln

StoriesDie negative Zuwanderungs-Story Die positive Zuwanderungs-Story

Beutegreifer aus dem “schlechten”Ausland (Südosteuropa)

Beutegreifer aus dem “reichen”, “biodiversen” Ausland

Übertreten im verborgenen die Grenze und befinden sich an unbekannten

Aufenthaltsorten (können aus dem Nichts zuschlagen)

Übertreten zum Glück aus benachbarten „source populations“ die Grenze und es ist eine spannende Herausforderung für die Forschung (Telemetrie, Photofallen) ihren Bestimmungsort zu identifizieren

Es sind Ausländer/Feinde Es sind Heimkehrer/Freunde

Sie richten schaden an, gefährden Eigentum und Sicherheit

Sie machen das Ökosystem reicher, resistenter, erfüllen wertvolle „Services“

Sie sind das Symbol für Unsicherheit und Schaden. Sie sind ein Konkurrent für die

Menschen, sie bereichern uns nicht, sondern nehmen etwas weg und machen

unsere Welt unsicherer.

Sie sind das Symbol für Selbstbestimmtheit, Schönheit und

Freiheit. Sie bereichern uns und ihre Andersartigkeit und Wildheit inspieren

den Menschen und erinnern uns dass wir Teil eines groesseren Ganzen sind.

Sie gehören entfernt Sie gehören geschützt

Archetypen

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Gut für Dich Schädlich (boese) für Dich

das Saubere das Schmutzige

das Geordnete das Ungeordnete

das Oben das Unten

das Helle das Dunkle

das Starke das Schwache

das Gesunde das Kranke

das Schoene das Hässliche

das Ehrliche das Unehrliche

das Freie (Autonome) das Unfreie

das Gemeinsame das Einzelgaengertum

Archetypus: Wirtschaftliche Konkurrenz

� Nicht Angst sondern Nullsummenspielrechnungen (Win-Lose). Jeder gerissener Hirsch ist ein Hirsch den ich nicht nutzen kann. Reale Einnahmensentfaelle in der Wald-Bewirtschaftung.

� Je höher die Bewirtschaftungsdichte, desto „auffälliger“ der Schaden

� Denunziation der Beutegreifer als moralisch schlecht/schädlich, gefährdet ein Effekt von funktionaler Konkurrenz (Selbe Position als Prädator).

Archetypus: Psychologische Projektionen

� Die Natur als „äußere Gewalt“ vor der wir uns „schützen“ müssen.

� Wilde Tiere als Objekt der Projektion von Ängsten und Unsicherheit (in einer globalisierten Welt)

� Das Ur-Trauma des Kindes: Überwältigt werden von einer groesseren Macht

� Aber auch: tiefgreifende „totemistische“ biophile Identifikation mit Tieren in der frühkindlichen Entwicklung. Tiere als „Kinder“, mit dem man auf gleicher Höhe reden kann.

� Generell Ambivalenz zwischen „gefährlich“ und „harmlos-kindlich“

Archetypus: gemeinsamer Feind

� Einbruch des Wildtiers in eine bestehende, stabile soziale Ordnung. Wildtiere verursachen eine „Unruhe“ stellen rechtliche Ordnungen in Frage.

� Gemeinsame Feinde verbinden: der Beutegreifer als verbindendes, feindliches Element

� Gemeinsame Freunde verbinden: der Beutegreifer als verbindendes Element für Naturschützer

� Denunziation der Beutegreifer als „moralisch schlecht“ oder „gut“ als Teil des „Gossips“

3 Fragekomplexe

� Wirtschaftliche Bewertung

� Intrinsische, symbolische Bewertung

� Soziale Funktion des Tiers

3 Bereiche fuer neue Geschichten� Wirtschaftliche Bewertung

– Ecosystem Services: Biodiversitaet als Quelle der Resilienz unserer Natur in Zeiten des Klimawandels

– Link zwischen Beutegreifern, Biodiversitaet, Klimaschutz, Adaptivitaet und Resilienz.

– Vom „Krieg“ zur Koexistenz: Der Jaeger und der Beutegreifer als Regulatoren und „Produzenten“der Biodiversitaet („Co-Management“).

– Bewirtschaftung der Beutegreifer: Jagd und touristische Nutzung der Tiere

3 Bereiche fuer neue Geschichten

� Intrinsische, symbolische Bewertung

– Es gibt etwas „außerhalb“, wir sind nicht alleine in dieser Welt. Zeiten der Krise als Zeiten der Neuorientierung. Wildtiere als „Utopien“.

� Soziale Funktion des Tiers

– Gemeinsames Erleben von Wildnis

– Gemeinsames Erleben der Jagd: Jagd nach Beobachtungen, Abschüssen, Fotografien

– Stories einer neuen Zusammenarbeit zwischen Jagd und Naturschutz (Gemeinsames Monitoring)

Grundfragen

� Rauemen wir einem wilden Tier (Beutegreifer) einen Platz in unserer Welt ein? Sind 5 % der Mortalität in einem Jahr verkraftbar?

� Wem gehört ein Wildtier? Wer hat Verfügungs- und Eigentumsrechte an ihm?

� Ist Wildheit und Diversitaet eine Quelle der Robustheit, Erneuerungsfähigkeit und Inspiration oder Quelle von Gefahr, Angst und Chaos?

Urängste – Hinderungsgründe für den Umgang mit Beutegreifern in

Österreich

Harald Katzmair, FAS.research

DANKE FUER IHRE AUFMERKSAMKEIT!

Moral - etwas ist gut oder schädliche für dich

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Gut für Dich Schädlich für Dich

das Saubere das Schmutzige

das Geordnete das Ungeordnete

das Oben das Unten

das Helle das Dunkle

das Starke das Schwache

das Gesunde das Kranke

das Schoene das Hässliche

das Ehrliche das Unehrliche

das Freie das Unfreie

das Gemeinsame das Einzelgaengertum

Welche Stories koennten erzaehlt werden

� Eine neue Arbeitsteilung in der Oekosystem-Hygiene zwischen Beutegreifern und Jaegern?

� Der Beutegreifer, der den Jaeger unterstuetzt bei der Bewirtschaftung?

Die Angst for dem Wilden

� Wildnis als Quelle von (Zukunfts-)Sicherheit. Orte der Erneuerung, Staerkung und Inspiration

� Ökonomische Bewertung des Nutzens von Ecosystem-Services (Auswirkungen auf das Klima, Wasser, Boden, Lawinensicherheit)

� Ökonomische Vorteile: Oekotourismus, regionale Oekoprodukte und Marketing der Tiere (“Der Bärenhonig”)

� Erfahrbar machen

Netzwerk LuchsFaktoren für ein erfolgreiches

Stakeholder-Engagement

Dr. Harald Katzmair – Gründer und Direktor

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Herausforderungen

� Endlich ist der Luchs wieder da, aber auch nicht so wirklich…

� Viel Wissen unter den LuchsexpertInnen vorhanden…

� …aber zwischen Teilen der Jägerschaft und dem Luchs funktioniert es noch nicht so richtig

� Was tun? Wie kommen wir weiter ohne in uralte, sinnlose Vorurteile zurückzufallen?12/4/2009 25© 2009 FAS.research

Vertrauen und Zusammenarbeit

KOOPERATIONHochNiedrig

Niedrig

Hoch

VERTRAUEN

synergetisch (Win-Win)

respektvoll (Kompromiss)

defensiv-aggressiv (Nullsummenspiel Mentalität)

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Warum oft der Knoten drinnen ist…

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Getrennte Welten

� In sich geschlossene Mentalitäten

� Null-Summenspiel Denken

� Feindbilder, die sich wechselseitig stabilisieren

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A BA B

A B

Grundgesetz von Beziehungen

� Die Stärke und das Vertrauen in einer Beziehung ist eine Funktion der Anzahl der gemeinsamen Freund und Feinde

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Vom Kontakt zum gemeinsamen Vorteil

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Was ist “Networking”?

� Baue eine persönliche Verbindung auf und exploriere systematisch Möglichkeiten für ein Win-Win.

� Von der Rolle des „Jägers“, „Luchsexperten“ zur persönlichen Ebene.

� Networking benötigt Zeit und Energie� Networking braucht ein Wissen über die

Schlüsselspieler und vor allem über die „Währungen“ im System

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4 Typen von “Energie”

� Geld

� Wissen

� Beziehungen

� Reputation

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Bedarfsanalyse

Wissen

Geld

Beziehungen

Reputation

Gemeinsame Zählungen

Ersatzzahlungen

Events

Preise, Juries

Jäger Luchs-Unterstützer

Win-Win Scenario

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Win – Win � Kenne die Bedürfnisse des anderen

� „Brücken-Stories“– Unter deiner Prämisse X, bist du konsistent…

– Aber meine Prämisse ist Y, daher meine ich…

– Aber wir beide wollen doch:• Jagen… (Beobachtungen, Photos, Tiere …)

• Natur schützen (Gesunder Tierbestand, Gesunder Wald)

• Stolz sein auf unsere Heimat und Region (etwas besonderes sein, haben)

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Mit wem soll man anfangen?

G

J

I

H A

E

C

B

D

F

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Der Platzhirsch

G

J

I

H A

E

C

B

D

F

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Der Informant

G

J

I

H A

E

C

B

D

F

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Erfolgsgeschichten kreieren

� Wer sind die Informanten? Wer die Verbinder

� Identifiziere systematisch Jaeger in strategischen Regionen, die Verbinder sind, und produziere eine Erfolgs-Geschichte der Koexistenz.

� Erfolgsgeschichten die demonstrieren worin das Win-Win liegt

� Welche gibt es schon? Was können wir daraus lernen

� Wo ist es am einfachsten neue zu produzieren?12/4/2009 © 2009 FAS.research 38

Möglichkeiten� Möglichkeiten den “Gemeinsamen Boden” zu

verbreitern (Die vielen Formen des Jagens…)

� Möglichkeiten eine verbesserten Bedarfsanalyse durchzuführen (Was ist dem anderen wichtig?)

� Welche neuen Dreiecke sollen aufgebaut werden (Jäger, Luchsexperten, WWF, Schulen, Tourismus, Hobby-Photographen & Filmer etc.)

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Aufgaben des Netzwerk-Managements

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Wer übernimmt die Rolle des Netzwerkmanagements?

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