Vom Umgang mit Angst und Depression S. Pfeifer Samuel Pfeifer Wege zur Gelassenheit.

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Vom Umgang mit Angst und Depression

S. PfeiferSamuel Pfeifer

Wege zur Gelassenheit

AngstDer Vogel Angsthat sich ein Nest gebautin meinem Innern

und sitzt nun manchmal da und manchmal ist er lange weg

oft kommt er nur für einen Augenblickund fliegt gleich wieder weiter

dann aber gibt es Zeitenda hockt er tagelang da drinmit seinem spitzen Schnabel

und rührt sich nichtund brütet seine Eier aus.

Franz Hohler

„Zeitalter der Angst“ (19. Jh., der englische Dichter Auden)

„Zeitkrankheit“

„die eigentliche Signatur unserer Epoche“ (Körten 2000)

Angst

Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen . . . Psalm 69: 2 - 4

Angst1000 v. Chr.

Endzeitangst

„Weh, weh, weh (www) denen,die auf Erden sind . . . “

Angst„In der Welt habt ihr Angst...“

aber...

eines der frühesten Gefühle des Kindes ist die Angst

Angst als Schutz (Realangst)

Angst als Qual: Kriegsangst, Angst vor Terror, Atomangst, Umweltangst, Angst vor dem Börsencrash bis hin zu ganz persönlichen existentiellen Ängsten.

Angst ist ein Grundphänomen des menschlichen Daseins

Umfragen bei Psychotherapeuten haben ergeben, daß zirka 60 Prozent ihrer Patienten an Ängsten und 56 Prozent an Depressionen leiden. Erst weit danach folgen Partnerprobleme, Kontaktprobleme, Sexualprobleme, Arbeits- und Familienprobleme. Besonders quälend sind Ängste, für die es objektiv keinen Grund zu geben scheint.

Angst ist das häufigste Symptom, das Menschen in eine Psychotherapie führt

gesunde vs. ungesunde Angst

• Realangst (vor echten Gefahren)

• Gewissensangst

• Vitalangst als Warn-symptom körperlicher Erkrankung

Gesunde Angst• Die Angstreaktion ist der

Situation nicht angemessen

• Angst überdauert Auslöser

• Keine Erklärung, keine Verminderung, keine Bewältigungsmöglichkeit

• deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität

Ungesunde Angst

Angst und Depression

sind oft miteinander verbunden

Depressionen sind häufig!

Frauen erkranken bis zu 3 mal häufiger an Depressionen.

Warum?

Wie merkt man, dass eine nahestehende Person psychische Probleme hat?

Weniger aktiv, weniger Interesse als früher

Sozialer RückzugReizbarkeit, EmpfindlichkeitSelbstvorwürfe, SchuldgefühleSinnlosigkeit, keine Perspektive mehrMüdigkeit, Schlafstörungenweitere?

Somatische / vegetative Störungen

Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Mundtrockenheit

Druck- und Engegefühl im Hals und über der Brust

Schweissausbrüche, Herzklopfen, Herzbeklemmung, inneres Beben

Gewichtsabnahme, Magenschmerzen, Magendruck, Blähungen, Verstopfung, chronischer Durchfall

Harndrang, Unterleibsschmerzen

rheuma-ähnliche chronische Schmerzzustände

gestörte Sexualfunktion

allgemein: Kraftlosigkeit und fehlende Frische, rasche Erschöpfbarkeit

Depression führt zu zunehmendem Rückzug

Gesellschaft

Familie

Psyche

Körper

Nach

Pro

f. Este

vao, B

rasilie

n

Depression als Entfremdung

Klagen über Arbeitsunlust und Überforderung

Negative Grundeinstellung, Dienst nach Vorschrift

Widerstand gegen Veränderungen

weniger Kontakt mit Kollegen

vermehrt krankheitsbedingte Absenzen

„innere Kündigung“

Anzeichen für Burnout am Arbeitsplatz

Laßt mich in Ruhe!Laßt mich in Ruhe!Gebt mich nicht auf!Gebt mich nicht auf!

Depressive Botschaften sind oft widersprüchlich:

Körperhaltung und Gesichtsausdruck sind gehemmt, abweisend.

Hilflosigkeit und Verzweiflung wirken als Appell, der Mitgefühl auslöst.

Die Formen der Depression

Depression beim Mann

Geringe Stresstoleranz Erhöhte Risikobereitschaft Geringe Impulskontrolle Aktionismus („Ausagieren“) Antisoziales Verhalten Ärger, Reizbarkeit, Unruhe, Unzufriedenheit Depressive Denkinhalte Substanzmissbrauch Genetik: Depression, Suizid, Alkoholismus

nach

Kasp

er

20

00

Depression bei Kindern

Je nach Alter unterschiedliche Symptome

nach

Kasp

er

20

00

Spielschwäche

Weinen, Schreien

Schlafstörungen

Gedeihstörungen

Traurigkeit

Trennungsängste

Stereotypien

Kontaktstörung

Lern- und Leistungs-störungen

Unruhe, Rastlosigkeit

Störung des Sozial-verhaltens

Sozialer Rückzug

Traurigkeit

Trennungsängste

Schlafstörungen

Hilf- und Hoffnungs-losigkeit

Schulkinder

Grübelsucht

Suizidgedanken

Stimmungs-schwankungen

Sozialer Rückzug

Hypochondrie

Schulschwänzen

Störung des Sozial-verhaltens

Lern- und Leistungs-störungen

AdoleszenzKleinkindalter

Depressionsverläufe

Schwere Depression, phasisch

Dysthymie, „neurotische Depression“

„Double Depression“

Wiederholte kurze Episoden bei Dysthymie

Komplexe Formen der Depression

Manisch-Depressive Krankheit (MDK)

Nebst depressiven Phasen treten Zustände von übermäßiger Aktivität, gehobener Stimmung und allgemeiner Angetriebenheit, manchmal auch Gereiztheit auf.

UM

FELD

U

MFE

LD

Entstehungder

Depression

KindheitLebenserfahrungen

DENKENGrundannahmen“Glaubenssätze”

KÖRPERFUNKTIONvegetative Symptome als

Begleiterscheinungoder körperliche Erkrankung

als Ursache

STRESSSTRESSGEHIRN

Therapie derDepression:

STRESSSTRESS

DENKEN

KÖRPER

4

1

3

2

1

2

3

4

Gespräch

prakt. Hilfe

Aktivierung

Medikament

e

Hilfen zum Gespräch mit Depressiven

Grundhaltung der bedingungslosen Annahme

Zuhören: Besprechen von Konflikten, Belastungen und Beziehungen und ihrer Auswirkungen auf die Stimmung.

Hoffnung geben: die allermeisten Depressionen klingen nach einer gewissen Zeit wieder ab.

Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. Bei schweren Depressionen zum Arztbesuch und zur regelmäßigen Einnahme von Medikamenten ermutigen.

Depressive Denkmuster erarbeiten und durch konstruktive Sichtweisen ersetzen.

Hilfen zum Gespräch mit Depressiven II Stützende Elemente im Leben des Patienten

fördern: hilfreiche Beziehungen, Tiere, Hobbys, Glaubenshilfe.

Stimmungsschwankungen: „Der Weg zur Heilung ist mit Schlaglöchern versehen.“

Einbezug der Angehörigen: brauchen Unterstützung, sind aber auch Ko-Therapeuten

Geduld haben: Ein Therapieziel nach dem anderen setzen, damit der Betroffene immer wieder kleine Erfolge erlebt. Nicht zuviel auf einmal verlangen!

Mehr Information

Das Selbstbild des Depressiven

Die kognitive Triade: Negative Sicht seiner selbst

negative Bewertung der Umwelt

negative Zukunftserwartung

Hohe Ansprüche

Niedriger Selbstwert

KognitiveDissonanz Wahre Lage

Die Bedeutung des Denkens

A

B = Gedankenbeeinflussen unsere Gefühle

BAuslöser

CGefühl (Angst)

Was bringen Medikamente?

Keine Verkürzung, aber weniger Leidensdruck

Depression als „Seelengrippe“

In der Behandlung der Depression ergeben sich einige Parallele zur Grippe.

Der Spontanverlauf läßt sich trotz vielfältiger Maßnahmen nicht einfach abkürzen.

Medikamente lindern, aber heilen nicht

Gespräche sind hilfreich, aber müssen als Begleitung verstanden werden.

Soziale Entlastung macht das Leben leichter und fördert den Heilungsverlauf.

Depression und GlaubeDepression und Glaube

1. "Depression ist Sünde" (ein guter Christ ist

nicht depressiv)

2. "Ich werde von Gott gestraft, weil ich mich

versündigt habe"

3. "Ich spüre Gottes Gegenwart nicht mehr"

4. "Ich habe keine Kraft mehr für Bibellese und

Gebet"

5. "Ich habe so Angst vor anderen Menschen"

6. "Ich tue ja nichts für Gott, verglichen mit

anderen; ich bin ein nutzloses Werkzeug"

7. "Ich habe keine Hoffnung mehr"

Sieben häufige geistliche Klagen

1. Melancholie, traurige Verstimmung, Verlust von Freude und Interesse

2. Grübeln und Zweifeln, innere Unruhe, sinnloses Gedankenkreisen, gedankliche Einengung auf depressive Inhalte

3. Selbstvorwürfe, Schuldideen4. Energiemangel, Entschlussunfähigkeit5. Angst und Rückzug vor anderen Menschen6. Sorgen und Mangel an Perspektive7. Reizbarkeit und Überempfindlichkeit8. Hoffnungslosigkeit und Todeswunsch

Depression erschwert Glaubensleben

1. Glaubensvertiefung durch die Depression

2. Glaube als Schutz vor Verzweiflung und Suizid

3. Glaube als Quelle der Kraft in der Depression

Positive Aspekte des Glaubens in der Depression

1. Glaubensvertiefung durch die Depression

Was betrübst du dich, meine Seele und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meine Hilfe und mein Gott ist . . .

Es dürstet meine Seele nach dir,mein ganzer Mensch verlangt nach diraus trockenem dürren Land, wo kein Wasser ist!

nach Psalm 42

nach Psalm 63

vermehrte Abhängigkeit von Gott Vertiefung des persönlichen Glaubens reifere Haltung gegenüber dem Leiden reifere Haltung gegenüber Leidenden

Hoffnung wider die drängende Hoffnungslosigkeit

Angst vor Strafe bei Suizid Todeswunsch wird zur Ewigkeitssehnsucht

ohne suizidale EigenhandlungIch bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäss . . .Ich aber, Herr, hoffe auf dich! Meine Zeit steht in deinen Händen . . .

Auch wenn ich durchs dunkle Tal gehe,fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mirdein Stecken und Stab trösten mich . . . nach Psalm

23

nach Psalm 31

2. Glaube als Schutz vor Verzweiflung und Suizid

trotz Verzagtheit, Zweifel, Kraftlosigkeit Bibelstellen und Liederverse Ermutigung durch Mitchristen

Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke haltenWenn sie durchs dürre Tal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund und Frühregen hüllt es in Segen.Sie gehen von einer Kraft zur anderen . . .

nach Psalm 84

3. Glaube als Quelle der Kraft in der Depression

Geduld

Pfr. Hansruedi Bachmann, Seewis

Geduld Geduld heisst warten können auf die "Stunde Gottes". Geduld heisst leiden können, ohne zu erliegen. Geduld heisst ein Ziel über lange Zeit nicht aus den Augen

zu verlieren und jede Gelegenheit wahrzunehmen, einen konkreten Schritt auf das Ziel hin zu tun.

Geduld heisst in gespannter Erwartung vor Gott zu stehen.

Geduld ist Entschlossenheit, die sich durch viele Widerstände hindurch bewährt.

Geduld heisst Menschen und Dingen und Situationen keine Gewalt antun, gerecht werden und dennoch keine Kompromisse eingehen.

Geduld ist die Kraft darunterzubleiben, ohne darunterzukommen.

Sie können diese und weitere Präsentationenherunterladen von unserer Website:

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www.sonnenhalde.ch

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Schlüsselfragen

Können Sie sich noch freuen?

Haben Sie weniger Interesse?

Sind Sie weniger initiativ als früher?

Fühlen Sie sich tagsüber erschöpft, ohne Schwung?

Fühlen Sie sich nervös, innerlich gespannt, ängstlich?

Fällt es Ihnen schwerer als sonst, Entscheidungen zu treffen?

Haben Sie Schlafstörungen? Haben Sie Schmerzen, verspüren Sie

einen Druck auf der Brust? Haben Sie wenig Appetit, haben Sie

an Gewicht verloren? Haben Sie Schwierigkeiten in

sexueller Hinsicht? Neigen Sie in letzter Zeit vermehrt

zum Grübeln? Plagt Sie das Gefühl, ihr Leben sei

sinnlos geworden?

Schlüsselfragen - 2Schlüsselfragen - 2

GRUNDREGEL:GRUNDREGEL:

Angehörige sind in erster Linie

MITBETROFFENE

und nicht Schuldige.

Deshalb müssen sie in die Behandlung mit eingeschlossen werden.

Sie brauchen Hoffnung und Unterstützung auf dem schweren Weg mit einem depressiven Menschen.

Wesentliche Information:Wesentliche Information:

Ernst nehmen und Anteil nehmen

Entlastung: Depression ist eine Krankheit

Hoffnung: Die Heilungschancen sind groß

die Symptome und ihre Auswirkungen auf die Beziehung besprechen

Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen

Hilfe zur Bewältigung

Begleitung auf dem Weg