Post on 06-Apr-2016
Wie schliessen wir Fessenheim definitiv?
Dr. Rudolf Rechsteiner, alt Nationalrat, Basel
Übersicht
• Gefahrenquelle Fessenheim• Was hat TRAS unternommen?• Zur Situation der Atomindustrie in Frankreich• Wie erreichen wir die definitive Schliessung?
Gefahrenquelle Atomkraftwerk FessenheimGefahrenquelle Atomkraftwerk Fessenheim
• Standort: der Oberrheingraben gehört zu den erdbebenaktivsten Zonen in F und D
• Zwei 900 Megawatt AKW-Blöcke• Älteste Atomanlage in Frankreich in Betrieb
(seit 1977)• Unterschätzte Erdbebengefahr• Nur einfacher Betonschutzmantel, mit
Sicherheits-Dichtung aus Metall von geringer Stärke
• Bodenplatte nur 1,5 m statt 4-6 Meter• Ungenügende Notkühlung• Ungeschütztes Brennelemente-Lager bei
Flugzeugabsturz oder Terroranschlag• Gefahr einer Überflutung bei Dammbruch• Viele Indizien einer ungenügenden
Sicherheitskultur
30 km südwestlich von Freiburg30 km südöstlich von Colmar40 km nördlich von Basel
Die Franzosen wiederholen alle Fehler der Japaner
Die japanische Atomaufsicht NISA wusste seit 2002 von der Gefahr eines Tsunamis. Es wurden Studien in Auftrag gegeben und immer neue Betriebsbewilligungen erteilt.
Die ASN wiederholt diese Methodik 1:1•Die Risiken sind bestens bekannt.•Es werden weiterhin Studien veranlasst•Es werden keine adäquaten Massnahmen durchgesetzt.•Eine Kernschmelze in Fessenheim wäre alles andere als eine Überraschung.
Protokolle der EDF belegen Problematik der Erdbebensicherheit (2002)
Carte des séismesEn France en 2000
Schweizer Erdbebenstudie Pegasos verlangt Revision der Anforderungen um Faktor 10
Seismik In Frankreich
Neutrale Pegasus-Studie CH:
Das Erdbebenrisiko von AKW ist um eineGroessenordnung gravierender als zum Zeitpunkt ihres Bausvermutet !
Studie BERSSIN im Auftrag der franz. Behörden(BERSSIN = unabhängiges Büro für seismische Expertisen)
• „Der südliche Rheingraben ist für seine relativ starke, häufige und
diffuse Erdbebenaktivität bekannt (die im Graben und an seinen
Rändern lokalisiert wurde). Das Auftreten eines mässigen
Erdbebens in der Nähe des Kraftwerks ist sehr wahrscheinlich (…)
dieser Bebentyp ist auch (…) „imstande, stärkste makroseismische
Wirkungen zu haben. Diese nahen Beben sind für das
Erdbebenrisiko des Standorts völlig charakteristisch“.
BERSSIN-Studie, Oktober 2002, S. 32f
ATPN – Association Trinationale de Protection Nucléaire
Les membres de l’ATPN
ATPN – Association Trinationale de Protection Nucléaire
SchweizProf. Dr. Jürg Stöcklin, (Président),Dr. Rudolf Rechsteiner, (Vice-présidentJost Müller, BâleDavid Studer, (avocat)
FranceClaude Ledergerber, (Vice-président) membre de la CLISDr. Jean-Marie Brom, StrasbourgAline Baumann, Stop Fessenheim
Deutschland Axel Mayer, (Vice-président) Jean Paul Lacôte, membre de la Commission locale d’information et de surveillance (CLIS)Harald Lotis, maire de BahlingenGerda Stuchlik, adjointe au maire en charge de l’environnement, Fribourg/BreisgauHeinz Wolfgang Spranger, conseiller municipal, Ballrechten-Dottingen
Delegierte Basel-Stadt Anne Lévy, cheffe de la protection de la santé de Bâle-Ville, avec voix consultative
Vorstand aus drei Nationen
Klagen von TRAS mit Forderung auf Schliessung nur indirekt erfolgreich
• Gerichte nehmen nicht Stellung zur Sicherheit– Keine eigenen Anhörungen unabhängiger Experten– Berufung auf ASN (Autoptrité de sureté nucléaire)
• 2012: Hollande kündigt an, Fessenheim 2016 zu schliessen.
• Neue Klage gegen Fessenheim auf (teure) Nachrüstung der Anlage mit evtl. Schliessungsfolge bleibt eine Option.– Diese Option wurde sistiert, nachdem Hollande und
das Umweltministerium eine Schliessung immer wieder versprochen haben.
Zum heutigen Zustand der Anlage und seiner Besitzer
• Häufige Betriebsunterbrüche, Nachrüstungen stehen im Raum
• Geldmangel bei EDF• Areva faktisch pleite und wird vom S>taat saniert, von
EDF geschluckt.• Intensive Suche nach neuem Geld• EDF hat Tochterfirmen mit grossem Bestand an Wind-
und Solaranlagen• Frankreich investiert massiv in industrielle Produktion
von Windturbinen onshore und Offshore (Areva, Alstom)
Kritische Befunde der Aufsichtsbehörde ASN
Bei Untersuchungen EU-Stresstestsidentifiziert: •Mängel am geotechnischen Gehäuse der Anlage•Mangelhafte Filter (Iodaustritt)•Ungenügende Notkühlung•Fehlender Schutz vor Erdbeben und mangelhafte Methodik•Fehlender Schutz vor Überflutung bei einem Wasseraustritt aus dem Grand Canal d’Alsace, dessen Wasserspiegel 10 Meter über dem Niveau des Reaktors liegt•Fehlender Schutz (zB. vor Flugzeugabsturz oder terroristischen Angriffen) und fehlende diversitäre Kühlung der Brennelementebecken•Verrostete Hüllen der nuklearen Brennstäbe•Risse und Instabilität durch Alterung des Reaktordruckbehälters
Nachbesserungen sind ungenügend• Notkühlung
• Neu verfügt Fessenheim über einen Grundwasserbrunnen mit einer Pumpleistung von 50 m3/h.
• Die Notkühlung benötigt aber in den ersten Stunden rund 2000 m3/h, nach einem Monat noch 200 m3/h für die Kühlung
• Ungenügender Schutz bei Flugzeugabstürzen oder Terror• Brennelemente-Lager enthält radioaktives Inventar von
mehreren tausend Atombomben• Brennelemente-Lager ist nach wie vor ungeschützt
• Nachbesserungen gegen Erdbeben sind kosmetischer Natur • Gefährlich sind mittelschwere Erdbeben in kurzer Distanz• Bodenplatte ist 1,5 auf ca. 2 m verstärkt worden und bleibt
ungenügend. Neue AKWs haben 4-6 Meter• Bruch des Rheinseitenkanals
• Gefahr einer Überflutung und Risiko fehlenden Kühlwassers ist ungelöst.
Stark gesunkene Strompreise Notierungen Phelix
https://www.eex.com/de/marktdaten/strom/terminmarkt/phelix-futures#!/2014/03/20
Alterung des französischen und des deutschen Atomparks: Frankreich riskiert eine «Lawine von Schliessungen»
(Echo-Effekt des raschen Ausbaus 1977-1997)
1977-2017 = 40 Jahre!
EDF setzt auf «Modernisierung»dies ist aber sehr teuer
Erlös für Bandenergie liegt meistens unter den Gestehungskosten
Erlös für Bandenergie liegt meistens unter den Gestehungskosten
„Generation III“ ist Propaganda. Probleme haben sich nicht verändert
• Die Kernkraftwerke der dritten Generation stehen heute bereit
Frankreich setzt seit Jahren auf EPR
„Effizienter, wirtschaftlicher, noch sicherer: Die dritte Generation von Kernkraftwerken steht bereit“
Niederlagen der F-Atomindustrie• Preisexplosion vom Euroreaktor: angeschlagen bei 2,8 Md€ ... heutiger
Preis 8,5 Md€– Baustopp in Taishan und Flamanville, ungelöste Probleme– Seit 2007 hat die französische Atomindustrie keinen neuen Reaktor verkauft– Verhandlungen mit GB noch nicht unter Dach– Kapitalmangel der EDF, deshalb verzweifelte Suche nach Geldgebern– Erneuerbare werden immer billiger
• Rückbaukosten: Schätzungen haben sich verzehnfacht• Atommüll: schon 36 Md€ für ein Endlagerprojekt (CIGÉO bei Bure)• Versicherungen: der Betreiber haftet für nur für
91 M€, der französische Staat für 295 M€• ... Atomkatastrophe: die Sicherheitsbehörde schlägt eine Summe von 43
Md€ vor ... Ihren technischen Zweig (IRSN) spricht von 700 Md€ .... bis 5 500 Md€ !!
Situation Frankreich: bisher sehr wenig erneuerbare Energien, Sonne und Wind geraten in SystemKonflikt mit Baseload
Simulation Deutschland: Ausbau Solarstrom füllt die Netze – Konflikt mit Bandenergie
(deshalb setzt F auf offshore Wind)
Kosten für neue erneuerbare Energien sind viel tiefer, AKW-Kosten viel höher als vond er Branche geplant
• Windenergie und Solarenergie heute effektiv bei 8 Eurocents/kWh, mit weiteren Verbilligungen ist zu rechnen
• Kernenergie ist weit über 15 Eurocents, wenn man Indexierung einrechnet.
Kosten von Hinkley Point: 15-20€Cents/kWh (Mittelwert)
Frankreich reagiert mit Kapazitätsentschädigungen – neue Subventionen für AKWs ab 2016
Fessenheim (108 Mio. Euro/Jahr Zusatzeinnahmen)