Workshop "Gute Wissenschaftskommunikation im Web 2.0"

Post on 15-Jun-2015

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Vortrag Gesche Schifferdecker (Max Weber Stiftung) zum Workshop: "Gute Wissenschaftskommunikation im Web 2.0" im Rahmen des wowk14 der VolkswagenStiftung am 1.7.2014

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Gute Wissenschaftskommunikation im Web 2.0

Ein Workshop mit Julia Wandt, Gesche Schifferdecker und Volker Stollorz

Stand der Dinge: Wissenschaftssystem • Wissenschaftler möchten/müssen

zunehmend mit der breiten Öffentlichkeit kommunizieren (Bedürfnis nach Wissensver-mittlung und Dialog, aber auch wg. Bewertungsverfahren und Geldgebern).

• Bei wissenschaftlichen Einrichtungen verschwimmen (aufgrund des ökonomischen Drucks) die Grenzen zwischen Kommunikation und Marketing.

Stand der Dinge: Mediensystem

• In der Krise des Mediensystems wurde beim Ressort „Wissen“ oft zuerst gekürzt. Konsequenz: Trend zur (massenwirksameren) Wissenschaftspopularisierung anstelle von qualitativ hochwertigem Wissenschaftsjournalismus.

• Grenzen zwischen Wissenschaftsmarketing und Wissenschaftsjournalismus verschwimmen, v. a. auch, weil sich die Wissenschafts-PR journalistischer Instrumente (wie z. B. Journale) bedient. Dies mag dem Laien als „neutrale“ Information erscheinen, ist es aber aufgrund des Auftraggebers nicht.

• Konkurrenzsituation zwischen Wissenschaftsjournalismus

und Wissenschaftsmarketing?!

Stand der Dinge: Wissenschaftskommunikation im Web 2.0

In der Stellungnahme „Zur Gestaltung der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Medien“ findet die Wissenschaftskommunikation im Web 2.0. nur marginale Beachtung. Im Siggener Denkanstoß setzt man sich damit intensiv auseinander, aber Hinweise zur Best-Practise müssen m. E. noch ausgearbeitet werden. Meine Ausgangsthese: Das Web 2.0 ist ein neuer Kommunikationsraum, der neue Kommunikations-formen ermöglicht, die im Idealfall komplementär zu herkömmlichen Kommunikationsformen existieren.

Sowohl WissenschaftlerInnen als auch Wissenschaftsorganisationen und

Forschungseinrichtungen bewegen sich in Deutschland zunehmend im Social Web.

Einige Fakten… a) Knapp 200 wissenschaftliche Blogs finden sich beim wissenschaftlichen Blogportal de.hypotheses.org. Viele weitere bei SciLogs (scilogs.de), ScienceBlogs (scienceblogs.de) und auf anderen Plattformen. b) Deutschlandweit gibt kaum noch Universitäten, die nicht bei Facebook vertreten sind. Viele Hochschulkommunikatoren twittern auch. Gleiches gilt für Wissenschaftsorganisationen und Forschungsverbünde. ABER: Die zunehmende Präsenz von WissenschaftskommunikatorInnen im Netz impliziert nicht automatisch eine erfolgreiche Kommunikation.

Dennoch: Viele WissenschaftlerInnen und Forschungseinrichtungen haben Bedenken bei der Nutzung sozialer Medien: 1. Wie zeitintensiv ist die Nutzung sozialer Medien? Welche Vorteile bringt sie mit sich? (betrifft v. a. WissenschaftlerInnen)

2. Welche Plattform (Blogs, Facebook, Twitter, Youtube, Google + etc.) sollte man nutzen? Mit wem möchte man in einen Dialog treten? Und wie initiiert man diesen Dialog? 3. Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? 4. Wie kann man mit (der Angst vor) dem Kontrollverlust – sowohl innerinstitutionell (Brechung interner Hierarchien) als auch in der Öffentlichkeit des Web (Shitstorm) – umgehen?

5. Wenn man die Bedürfnisse des Netzes nach Katzen, Eulen, Comics etc. berücksichtigt – riskiert man als Forschungseinrichtung/ Wissenschaftsorganisation bzw. auch als WissenschaftlerIn dann, dass die fachliche Kompetenz infrage gestellt wird? 6. Beinhaltet „gute“ Wissenschaftskommunikation überhaupt per se Kommunikation via soziale Netzwerke?

Wer kommuniziert

Um Kriterien für gute Wissenschaftskommunikation im Web 2.0 formulieren zu können, macht es Sinn, zunächst die unterschiedlichen Akteure in der Wissenschaftskommunikation herauszuarbeiten.

Wissenschaftsjournalismus

Wissenschaftskommunikation von WissenschaftlerInnen für WissenschaftlerInnen (in Form von Blogs, Papers, Konferenzen, Diskussionsforen etc.)

Wissenschaftsjournalismus

Wissenschaftsmarketing (Wissenschaftsorganisationen, Universitäten etc., die ihre Inhalte – neben anderen Kanälen – in die die sozialen Medien kommunizieren)

Was soll kommuniziert werden

Welche Kommunikationsziele verfolgen die verschiedenen Akteure? Ein wissenschaftlicher Blogger nutzt das Social Web zu anderen Zwecken als Akteure aus dem Bereich der Wissenschafts-PR.

Wer soll antworten

Infolge der Identifikation der jeweiligen Kommunikationsziele der verschiedenen Akteure können deren potentielle Dialogpartner identifiziert werden.

Kommunikationsziele

• Wissenschaftler im Social Web • Wissenschaftsjournalismus • Wissenschafts-PR

Wie wird kommuniziert

Man kann zwischen inhaltlichen (allgemeinen Kriterien für gute wissenschaftliche Praxis) und formalen (medienspezifischen) Kriterien unterscheiden und seine Kommunikationsstrategie entsprechend ausrichten.

Kriterien für gute Wissenschaftskommunikation im Web 2.0

1. These: Für alle Akteure der Wissenschaftskommunikation gelten identische inhaltliche Kriterien – unabhängig vom Medium (faktentreues und zielgruppengerechtes Arbeiten, Transparenz der Interessen und Absichten, vgl. u. a. Denkanstoß des Siggener Kreis) 2. These: Im Web 2.0 gelten bestimmte medienspezifische Kriterien (z. B. persönliche und zielgruppengerechte Ansprache, starke Ausrichtung auf Dialog und Kommunikation auf Augenhöhe)