^ 190. Sonnabend den 16. August 1890. VIII. Iahrg. · in Berlin, Haasenstein u. Vogler in Berlin...

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AbonnementSpreis für Thorn und Vorstädte frei ins Haus: vierteljährlich 2 M ark, monatlich 67 Pfennig pränumerando; für ausw ärts frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 Mark. Ausgabe täglich 6*/z Uhr abends mit Ausschluß der Sonn- und Feiertage. Redaktion und Expedition: Katharinenstr. 204. Fernsprech-Anschluß Nr. 57. JnsertionSpreis für die Spaltzeile oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 204, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank" in Berlin, Haasenstein u. Vogler in Berlin und Königsberg, M . Dukes in Wien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des In - und Auslandes. Annahme der Inserate für die nächstfolgende Nummer bis 1 Uhr mittags. ^ 190. Sonnabend den 16. August 1890. V III. Iahrg. V Die katholischen Hrden in Freußen. Nachdem durch das Reichsgesetz vom 4. Ju li 1872 und den Bundesrathsbeschluß vom 20. Mai 1873 der Orden der Gesellschaft Jesu und die ihm verwandten Kongregationen vom Gebiete des deutschen Reichs ausgeschlossen waren, verblieb im preußischen Staate noch eine bedeutende Zahl von Niederlassun- gen katholischer Orden und Kongregationen, die sich vorzugs- weise mit Krankenpflege, Schulunterricht, Beaufsichtigung gemein- nütziger Anstalten, Aushilfe in der Seelsorge und der Uebung christlicher Nächstenliebe befaßten oder auch sich lediglich einem beschaulichen Leben widmeten. 1873 bestanden 958 derartige Niederlassungen, welche zusammen 1037 Mönche und 8011 Nonnen enthielten. Nachdem durch das Gesetz vom 31. M ai 1875 alle katholischen Orden oder ordensähnlichen Genossenschaf- ten m it Ausnahme derjenigen, welche sich ausschließlich der Krankenpflege widmeten, vom preußischen Staate ausgeschlossen worden waren, wurden von den zu Anfang 1875 bestehenden 955 Ordensniederlassungen 340 aufgelöst und 19 lösten sich freiwillig aus, so daß am Jahresschlüsse 596 im Bestände blieben; über die Zahl der Mönche und Nonnen ist aus dieser Zeit nichts bekannt. Als sodann durch Gesetz vom 14. J u li 1880 die Minister des Innern und der geistlichen Angelegen- heiten ermächtigt wurden, die Errichtung neuer Niederlassungen der vorhandenen Krankenpflegeorden zu genehmigen und diesen Orden auch die Pflege und Unterweisung noch nicht schulpflich- tiger Kinder zu gestatten, wurden bis Ende 1886 150 neue Ordensniederlassungeu errichtet, so daß am 31. Dezember 1886 deren 746 mit 7248 Mönchen und Nonnen vorhanden waren. I n den nächsten Jahren ist die Zahl der Niederlassungen und deren Insassen weiter erheblich gestiegen, nachdem durch preußi- sches Gesetz vom 29. A pril 1887 auch diejenigen Orden rc. wieder zugelassen waren, welche sich der Aushilfe in der Seel- sorge, der Uebung christlicher Nächstenliebe und dem Unterrichte und der Erziehung der weiblichen Jugend in höheren Mädchen- schulen und gleichartigen Erziehungsanstalten widmen oder deren Mitglieder ein beschauliches Leben führen. Nach der „Etat. Korr." waren im preußischen Staate an katholischen Orden und Kongregationen vorhanden Nieder- Mönche und lassungen Nonnen 1873 ........................ 958 9 048 1875 (31. Dezember) 596 1886 (31. Dezember) 746 7 248 1887 (31. Dezember) 890 8 305 1888 (31. Dezember) 934 9 514 1889 (1. Oktober) . 974 rund 10 500. Es sind mithin während des Jahres 1887 144 Nieder- lassungen mit 1057 Insassen, im Jahre 1888 44 Niederlassun- gen mit 1209 Insassen, von welchen indeß ein großer Theil auf die bereits bestehenden und namentlich auf die erst vor kurzer Zeit gegründeten Anstalten entfällt, und während der ersten drei Vierteljahre 1889 40 Niederlassungen mit rund 1000 Mönchen und Nonnen neu errichtet worden, so daß zu Anfang des Jahres 1890 auf je 1000 römisch-katholische Einwohner in Preußen durchschnittlich 1,04 katholische Ordensleute vorhanden gewesen sind. politische Tagesschau. Die Meldung, Reichskanzler v. C a p r i v i werde sofort nach seiner Rückkehr aus Rußland Wien besuchen, wird der „N . A. Z ." schon um deswegen als sehr unwahrscheinlich bezeichnet, weil be- kanntlich Herr v. Caprivi sehr bald nach der russische» Reise bei den Manövern in Schlesien m it den politisch maßgebenden Per- sönlichkeiten Oesterreichs zusammentrifft. In Schönhausen hat Fürst Bismarck vor seiner Ab- reise nach Kissingen dem ungarischen Abgeordneten E m il A b r a n y i eine längere Unterredung gewährt. Herr Abranyi hat, wie man Berliner Blättern aus Budapest meldet, in einem dortigen Blatte einiges aus dieser Unterredung veröffentlicht; doch unterscheidet sich dies, einen Punkt ausgenommen, wenig von dem, was bisher über viele andere Unterredungen bekannt geworden ist. Dieser eine Punkt ist eine Aeußerung über die Möglichkeit des Wiederkommens. W ir heben folgendes aus den Veröffent- lichungen Abranyis hervor: Der Fürst beklagte sich, daß man seine Aussprüche mißdeute. Es sei böswillige Erfindung, ihn als Frondeur hinzustellen; er denke blos mit eigenem Kopfe, intri- guire jedoch nicht gegen die Politik des Kaisers. Die Wahrung der Haltung Deutschlands in den Bahnen einer gesunden Politik, welche die Erhaltung des europäischen Friedens anstrebt, das sei heute wie gestern sein Princip. Ueber das Verhalten deutscher Blätter gegen ihn bemerkte Bismarck: „Jene beißen mich am besten, die vorher am bestell apportirten, doch schmerzten mich ihre Bisse nicht, da sie die Liebe des Volkes niir um so er- greifender zuwandten." Von Andrassy sprechend, sagte der Fürst: „D as Jahr, das Andrassy begrub, hat auch mich begraben", und als Abranyi fragte: „Durchlaucht glauben doch an Auferstehung?", meinte er: „Das ist das Geheimniß der Zukunft; übrigens giebts in der Politik keine Unmöglichkeit." M an hatte erwarten dürfen, daß die G e w e r b e o r d n u n g s- N o v e l l e , die dem Reichstage zugegangen und deren Berathung nur durch die Sommerpause unterbrochen ist, inzwischen in den betheiligten Kreisen und in der Oeffentlichkeit eine lebhaftere Erörterung finden würde. Das ist im großen und ganzen nicht der Fall gewesen; nur vereinzelt ist man an eine kritische Prüfung der neuen Bestimmungen herangetreten, die nicht immer zu Gunsten derselben ausgefallen ist. Es scheint, daß die Novelle hier und da allzusehr in das gewerbliche Leben eingreift und für dasselbe mehr Hemmung als Förderung erwarten läßt. Der Widerstand des Publikums gegen die abnorme Höhe der Fleischpreise fängt bereits an, seine Früchte zu tragen. Wie aus Sprottau gemeldet wird, haben sich die dor- tigen Fleischermeister, dem einmüthigen Vorgehen der Bürger- schaft nachgebend, entschlossen, die Preise wieder herab- zusetzen und auch in den nächsten drei Monaten keine neue Erhöhung derselben eintreten zu lassen, sowie von jetzt ab vom Rind- und Schweinefleisch zwei Sorten, eine bessere und eine geringere, zu entsprechend verschiedenen Preisen zu verkaufen. Die Plänkeleien im sozialdemokratischen La- ger dauern fort. Es sieht aber ganz danach aus, als ob die Parteileitung ihren Willen schließlich durchsetzen und die ab- solute Herrschaft in der Partei erlangen wird. Die lebhafte Bewegung, die sich jetzt innerhalb der Sozialdemokratie zeigt, giebt einen Beweis dafür, daß sie sich durch das Sozialistengesetz Gesühnte Schutd. Roman von Ewald August König.j (Nachdruck verboten.) (18. Fortsetzung.) „Parbleu, ich bin m ir selbst nicht klar über das, was ich thue," erwiderte Arnold ärgerlich, „D u zwingst mich förmlich zu dieser Flucht, die uns beide vielleicht bitter gereuen wird. Ich meine, es wäre besser, wenn ich hier bliebe und der Anklage die S tim böte, beweisen kann man mir nichts und auf den bloßen Verdacht hin darf man mich^nicht verurtheilen. Van der Kraalen sagte ja auch, der Notar sei nach seinem Tode beraubt worden — " „E r sagte ferner, daß das Gericht nicht an den Raubmord glaubt, daß es eher einen Racheakt annehme," unterbrach sein Bruder ihn ernst. „Hättest Du doch auf mich gehört und den Wechsel zerrissen, an Dich würde dann niemand mehr denken! Ich sage D ir noch einmal, daß ich diesen ganzen Handel unsitt- lich finde und daß ich ihn nimmermehr billigen kann. Was haben wir nun davon? Aerger und Unehre, wenn nicht noch schlimmeres! Mynher van der D rift könnte sogar sich veranlaßt sehen, meine Verlobung m it seiner Tochter zu lösen, und das Unglück Veras bleibt nun auch nicht verschwiegen." „Ich konnte dieses plötzliche Ende des Notars nicht voraus- sehen," knirschte Arnold. „Wäre es auch nicht eingetreten. Du hättest doch nur Aerger gehabt, der Notar würde D ir ganz gewiß das Geld nicht gezahlt haben. Aber was ändern nun die Vorw ürfe! Es bleibt nichts weiter übrig, als den schlimmsten Folgen aus dem Wege zu gehen und ich w ill hoffen, daß es dazu noch nicht zu spät ist. Bleibe in Paris, bis ich Dich zurückrufe, ich schreibe also Postrestante an Charles Beaumont. Du wirst schon nach drei Tagen einen Brief auf der Post in Empfang nehmen können." „Und woher willst Du das Geld nehmen?" „Das sei meine Sorge, verlaß Dich in diesem Punkte nur auf mich." Sie hatten den Bahnhof erreicht, sie mußten beide stehen bleiben, um Athem zu schöpfen, so rasch waren sie gegangen. „Schreibe Du mir nicht," sagte Herbert warnend, „auch der Schwester nicht, man wird wahrscheinlich auf die Briefe, die für uns hier eintreffen, ein scharfes Auge richten und niemand darf erfahren, daß Du in Paris weilst. Sobald Du ohne Ge- fahr heimkehren kannst, theile ich es D ir m it, D u kehrst dann von einer Geschäftsreise zurück." Sie kamen noch eben früh genug, daß Herbert ein Billet lösen und Arnold in den bereit stehenden Zug einsteigen konnte, ein kurzes Lebewohl, dann rollte der Zug in die Nacht hinaus. M it schwerem Herzen kehrte Herbert heim. War der Bruder schuldlos, wie er behauptete, oder hatte er die That be- gangen? Herbert war nur zu sehr geneigt, an die Schuld zu glauben; das leidenschaftliche, jähzornige Temperament Arnolds konnte ihn in diesem Glauben nur bestärken. War Arnold auch nicht der Thäter, der Mörder des Notars Dumont, so mußte doch die unselige Wechselgeschichte auf ihn allein Verdacht werfen. Als Vera am nächsten Morgen fragte, weshalb Arnold nicht zum Frühstück komme, theilte Herbert ihr m it, daß der Bruder m it dem Frtthzuge abgereist sei, um eine längere Geschäftsreise durch Deutschland zu machen. Von dem Wechsel und der Er- mordung des Notars sagte er ihr noch nichts, er fürchtete, daß sie diese Mittheilung sofort mit der plötzlichen Abreise des Bruders in Verbindung bringen und den Zusammenhang er- rathen werde, er wollte damit noch einige Zeit warten. Was er aber vorausgesehen hatte, traf ein. E r hatte an diesem Morgen noch nicht lange im Bureau gearbeitet, als die Thüre geöffnet wurde und zwei Herren eintraten. Den Untersuchungsrichter kannte er, in dem anderen Herrn vermuthete er den Assessor Harville und in dieser Vermuthung irrte er sich nicht. „Ich wünsche mit Herrn Arnold Lateau zu reden," sagte mehr gehemmt gefühlt hat, als ihre Redner und Blätter zugeben wollten. Man kann auch aus dieser Bewegung auf die Vor- bereitung einer größeren Aktion gegen die bestehende staatliche und gesellschaftliche Ordnung schließen. Der im Oktober zu Halle stattfindende Parteitag will sich nur mit der Neuorgani- sation der Partei beschäftigen. Es ist indeß auch die Rede von der Aufstellung eines neuen Parteiprogramms, über dessen Grundzüge man sich in Halle unterhalten wollte. Vorläufig wird seitens der Führer ein größeres Gewicht auf die Taktik als das Programm gelegt. Dr. Peters, welcher am Sonnabend in Neapel ein- getroffen ist, begiebt sich, der „Perseveranza" zufolge, zunächst nach Monza, um den Hauptmann Casati zu besuchen, dem er Grüße von Emin zu bringen hat. Bei einem Festmahl, das Dr. Peters in Neapel angeboten wurde, trank er auf die ita- lienischen Forscher ; er sagte dabei, daß Deutschland und Ita lie n , politisch verbündet, in Afrika sich zur Förderung der Zivilisation vereinigen lassen. In einem Schreiben Emin Paschas, das an Berliner Verwandte gerichtet ist und vom 5. Juni datirt, bezeichnet der- selbe als sein Ziel die Ufer des Viktoria Nyanza, an denen er längere Zeit würde verweilen müssen. Der Führer der Altczechen R i e g e r war neulich in Wien, um beim Grafen Taaffe weitere Konzessionen zu Gunsten der Czechen, namentlich wegen der amtlichen Dienstsprache durch- zusetzen. E r hatte aber kein Glück damit. Im nächsten Monat tritt der böhmische Landtag wieder zusammen, um die Berathung der Ausgleichsgesetze fortzusetzen. Das Ergebniß ist ein recht zweifelhaftes, nachdem die Altczechen dem Anstürme der Jung- czechen gegenüber nicht Stand zu halten vermochten. Die Vertreter der französischen Lederindustrie er- suchten am Mittwoch in Paris den Handelsminister Jules Röche, ihre Industrie gegen die Schädigung zu schützen, von welcher dieselbe durch die jüngst von dem höheren Ackerbaurathe votirten Zölle bedroht werde. Der Minister erklärte, er werde im Ein- vernehmen mit dem Ackerbauminister in dem der Kammer vor- zulegenden Generaltarif die freie Einfuhr von Leder und rohen Häuten zunächst aufrecht erhalten. Das englisch-französische Abkommen hinsichtlich Afrikas ist perfekt. Englands Protektorat über Sansibar ist damit anerkannt und das sanfibaresische Jnselreich wird bald nichts mehr, als eine englische Kolonie sein. Dafür fällt den Franzosen Madagascar vollständig zu neben einigen anderen nicht zu unterschätzenden Vortheilen. Die Wetterecke Europas kommt augenblicklich nur für die Rubrik „Familiennachrichten" in Betracht. Der König von Rumänien hat sich mit dem rumänischen Thronfolger zum Besuch des Kaisers Franz Josef nach Jschl begeben und man spricht da- von, daß dort die Verlobung des rumänischen Thronfolgers mit einer österreichischen Erzherzogin erfolgen soll. Kürzlich war so- gar die Rede von einer bevorstehenden Verbindung des Bulgaren- sürsten Ferdinand m it einer Tochter des Erzherzogs Josef; das war aber ein grundloses Gerücht. Auch von einer Wiederver- heirathung des Exkönigs M ilan von Serbien wird gesprochen und daran mag wohl eher etwas sein. der Assessor, während der Untersuchungsrichter den Blick forschend durch das kleine Bureau schweifen ließ. „Darf ich fragen, in welcher Angelegenheit?" erwiderte Herbert mit scheinbarer Ruhe. „Sie besitzen einen Wechsel auf den Herrn Notar Josef Dumont im Betrage von vierzigtausend Franks?" „Davon ist m ir nichts bekannt." „S ind Sie der Associö der Gebrüder Lateau?" „Ich bin Herbert Lateau, jawohl." „D e r Wechsel ist an die Ordre der Gebrüder Lateau ge- zogen !" „Ich erinnere mich allerdings, daß mein Bruder von einem Wechsel sprach, aber da er diese Sache als Privatangelegenheit behandelte, so kümmerte ich mich nicht weiter darum." Der Assessor hatte m it dem Untersuchungsrichter einen be- deutungsvollen Blick gewechselt, die Falte zwischen seinen Brauen wurde immer drohender. „W o ist Herr Arnold Lateau?" fragte er. „Verreist," antwortete Herbert, dem durchdringenden Blick des Fragenden mit unerschütterlicher Ruhe begegnend. „S e it wann?" fragte der Untersuchungsrichter. „M ein Gott, es liegt doch nichts gegen ihn vor?" erwiderte Herbert, „S ie fragen in einem so scharfen T o n e — " „Ich habe meine Gründe dafür und muß Sie bitten, meine Fragen der Wahrheit gemäß zu beantworten. Wann ist Ihr Bruder abgereist und wohin?" „Heute Morgen nach Deutschland." „S ie werden m ir seine Reiseroute angeben können?" „Nein ; er wollte zunächst nach Berlin und von dort aus schreiben. Wollen Sie m ir nicht sagen, was gegen ihn vor- liegt?" „S ie wissen wohl noch nicht, daß derselbe Notar Dumont, aus den S ie den Wechsel besitzen, hier ermordet worden ist?" fragte der Assessor. „Ich hörte gestern Abend davon."

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der Expedition Thorn Katharinenstr. 204, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank" in Berlin, Haasenstein u. Vogler in Berlin und Königsberg, M . Dukes in Wien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate für die nächstfolgende Nummer bis 1 Uhr mittags.

^ 190. Sonnabend den 16. August 1890. V III. Iahrg.

V Die katholischen Hrden in Freußen.Nachdem durch das Reichsgesetz vom 4. J u l i 1872 und

den Bundesrathsbeschluß vom 20. M a i 1873 der Orden der Gesellschaft Jesu und die ihm verwandten Kongregationen vom Gebiete des deutschen Reichs ausgeschlossen waren, verblieb im preußischen Staate noch eine bedeutende Zah l von Niederlassun­gen katholischer Orden und Kongregationen, die sich vorzugs­weise m it Krankenpflege, Schulunterricht, Beaufsichtigung gemein­nütziger Anstalten, Aushilfe in der Seelsorge und der Uebung christlicher Nächstenliebe befaßten oder auch sich lediglich einem beschaulichen Leben widmeten. 1873 bestanden 958 derartige Niederlassungen, welche zusammen 1037 Mönche und 8011 Nonnen enthielten. Nachdem durch das Gesetz vom 31. M a i 1875 alle katholischen Orden oder ordensähnlichen Genossenschaf­ten m it Ausnahme derjenigen, welche sich ausschließlich der Krankenpflege widmeten, vom preußischen Staate ausgeschlossen worden waren, wurden von den zu Anfang 1875 bestehenden 955 Ordensniederlassungen 340 aufgelöst und 19 lösten sich fre iw illig aus, so daß am Jahresschlüsse 596 im Bestände blieben; über die Zahl der Mönche und Nonnen ist aus dieser Ze it nichts bekannt. A ls sodann durch Gesetz vom 14. J u l i 1880 die M in ister des In n e rn und der geistlichen Angelegen­heiten ermächtigt wurden, die Errichtung neuer Niederlassungen der vorhandenen Krankenpflegeorden zu genehmigen und diesen Orden auch die Pflege und Unterweisung noch nicht schulpflich­tiger K inder zu gestatten, wurden bis Ende 1886 150 neue Ordensniederlassungeu errichtet, so daß am 31. Dezember 1886 deren 746 m it 7248 Mönchen und Nonnen vorhanden waren. I n den nächsten Jahren ist die Zahl der Niederlassungen und deren Insassen weiter erheblich gestiegen, nachdem durch preußi­sches Gesetz vom 29. A p r il 1887 auch diejenigen Orden rc. wieder zugelassen waren, welche sich der Aushilfe in der Seel­sorge, der Uebung christlicher Nächstenliebe und dem Unterrichte und der Erziehung der weiblichen Jugend in höheren Mädchen­schulen und gleichartigen Erziehungsanstalten widmen oder deren M itg lieder ein beschauliches Leben führen.

Nach der „E ta t. K o rr." waren im preußischen Staate an katholischen Orden und Kongregationen vorhanden

Nieder- Mönche undlassungen Nonnen

1873 ........................ 958 9 0481875 (31. Dezember) 596 —

1886 (31. Dezember) 746 7 2481887 (31. Dezember) 890 8 3051888 (31. Dezember) 934 9 5141889 (1. Oktober) . 974 rund 10 500.

Es sind m ith in während des Jahres 1887 144 Nieder­lassungen m it 1057 Insassen, im Jahre 1888 44 Niederlassun­gen m it 1209 Insassen, von welchen indeß ein großer The il auf die bereits bestehenden und namentlich auf die erst vor kurzer Ze it gegründeten Anstalten entfällt, und während der ersten drei V ierteljahre 1889 40 Niederlassungen m it rund 1000 Mönchen und Nonnen neu errichtet worden, so daß zu Anfang des Jahres 1890 auf je 1000 römisch-katholische Einwohner in Preußen durchschnittlich 1,04 katholische Ordensleute vorhanden gewesen sind.

politische Tagesschau.D ie Meldung, Reichskanzler v. C a p r i v i werde sofort nach

seiner Rückkehr aus Rußland W ien besuchen, w ird der „N . A. Z ." schon um deswegen als sehr unwahrscheinlich bezeichnet, weil be­kanntlich Herr v. C apriv i sehr bald nach der russische» Reise bei den Manövern in Schlesien m it den politisch maßgebenden P er­sönlichkeiten Oesterreichs zusammentrifft.

I n Schönhausen hat F ü r s t B i s m a r c k vor seiner Ab­reise nach Kissingen dem ungarischen Abgeordneten E m il A b r a n y i eine längere Unterredung gewährt. Herr Abranyi hat, wie man B erliner B lä tte rn aus Budapest meldet, in einem dortigen B la tte einiges aus dieser Unterredung veröffentlicht; doch unterscheidet sich dies, einen Punkt ausgenommen, wenig von dem, was bisher über viele andere Unterredungen bekannt geworden ist. Dieser eine Punkt ist eine Aeußerung über die M ö g l i c h k e i t des W i e d e r k o m m e n s . W ir heben folgendes aus den Veröffent­lichungen Abranyis hervor: Der Fürst beklagte sich, daß manseine Aussprüche mißdeute. Es sei böswillige Erfindung, ihn als Frondeur hinzustellen; er denke blos m it eigenem Kopfe, in tr i- guire jedoch nicht gegen die P o litik des Kaisers. D ie Wahrung der Haltung Deutschlands in den Bahnen einer gesunden P o litik , welche die Erhaltung des europäischen Friedens anstrebt, das sei heute wie gestern sein P rinc ip . Ueber das Verhalten deutscher B lä tte r gegen ihn bemerkte Bismarck: „Jene beißen mich ambesten, die vorher am bestell apportirten, doch schmerzten mich ihre Bisse nicht, da sie die Liebe des Volkes n iir um so er­greifender zuwandten." Von Andrassy sprechend, sagte der F ü rs t: „D a s Jahr, das Andrassy begrub, hat auch mich begraben", und als Abranyi fragte: „Durchlaucht glauben doch an Auferstehung?", meinte er: „D a s ist das Geheimniß der Zukunft; übrigens giebts in der P o litik keine Unmöglichkeit."

M an hatte erwarten dürfen, daß die G e w e r b e o r d n u n g s- N o v e l l e , die dem Reichstage zugegangen und deren Berathung nur durch die Sommerpause unterbrochen ist, inzwischen in den betheiligten Kreisen und in der Oeffentlichkeit eine lebhaftere Erörterung finden würde. Das ist im großen und ganzen nicht der F a ll gewesen; nur vereinzelt ist man an eine kritische P rü fung der neuen Bestimmungen herangetreten, die nicht immer zu Gunsten derselben ausgefallen ist. Es scheint, daß die Novelle hier und da allzusehr in das gewerbliche Leben eingreift und fü r dasselbe mehr Hemmung als Förderung erwarten läßt.

D er Widerstand des Publikums gegen die a b n o r m e H ö h e d e r F l e i s c h p r e i s e fängt bereits an, seine Früchte zu tragen. W ie aus S pro ttau gemeldet w ird, haben sich die dor­tigen Fleischermeister, dem einmüthigen Vorgehen der Bürger- schaft nachgebend, entschlossen, d ie P r e i s e w i e d e r h e r a b ­zusetzen und auch in den nächsten drei Monaten keine neue Erhöhung derselben eintreten zu lassen, sowie von jetzt ab vom R ind- und Schweinefleisch zwei Sorten, eine bessere und eine geringere, zu entsprechend verschiedenen Preisen zu verkaufen.

D ie P l ä n k e l e i e n i m s o z i a l d e m o k r a t i s c h e n L a ­g e r dauern fort. Es sieht aber ganz danach aus, als ob die P arte ile itung ihren W illen schließlich durchsetzen und die ab­solute Herrschaft in der P arte i erlangen w ird. D ie lebhafte Bewegung, die sich jetzt innerhalb der Sozialdemokratie zeigt, giebt einen Beweis dafür, daß sie sich durch das Sozialistengesetz

Gesühnte Schutd.Roman von E w a l d A u g u st K ö n i g . j

(Nachdruck verboten.)(18. Fortsetzung.)

„P a rb leu , ich bin m ir selbst nicht klar über das, was ich thue," erwiderte A rnold ärgerlich, „D u zwingst mich förmlich zu dieser Flucht, die uns beide vielleicht b itter gereuen w ird. Ich meine, es wäre besser, wenn ich hier bliebe und der Anklage die S t im böte, beweisen kann man m ir nichts und auf den bloßen Verdacht hin darf man mich^nicht verurtheilen. Van der Kraalen sagte ja auch, der N otar sei nach seinem Tode beraubt worden — "

„ E r sagte ferner, daß das Gericht nicht an den Raubmord glaubt, daß es eher einen Racheakt annehme," unterbrach sein B ruder ihn ernst. „Hättest D u doch auf mich gehört und den Wechsel zerrissen, an Dich würde dann niemand mehr denken! Ich sage D ir noch einmal, daß ich diesen ganzen Handel unsitt­lich finde und daß ich ihn nimmermehr billigen kann. Was haben w ir nun davon? Aerger und Unehre, wenn nicht noch schlimmeres! M ynher van der D r if t könnte sogar sich veranlaßt sehen, meine Verlobung m it seiner Tochter zu lösen, und das Unglück Veras bleibt nun auch nicht verschwiegen."

„ Ic h konnte dieses plötzliche Ende des Notars nicht voraus­sehen," knirschte Arnold.

„W äre es auch nicht eingetreten. D u hättest doch nur Aerger gehabt, der N otar würde D ir ganz gewiß das Geld nicht gezahlt haben. Aber was ändern nun die V o rw ü rfe ! Es bleibt nichts weiter übrig, als den schlimmsten Folgen aus dem Wege zu gehen und ich w ill hoffen, daß es dazu noch nicht zu spät ist. Bleibe in P a ris , bis ich Dich zurückrufe, ich schreibe also Postrestante an Charles Beaumont. D u wirst schon nach drei Tagen einen B rie f auf der Post in Empfang nehmen können."

„U nd woher willst D u das Geld nehmen?"„D a s sei meine Sorge, verlaß Dich in diesem Punkte nur

auf mich."

S ie hatten den Bahnhof erreicht, sie mußten beide stehen bleiben, um Athem zu schöpfen, so rasch waren sie gegangen.

„Schreibe D u m ir nicht," sagte Herbert warnend, „auch der Schwester nicht, man w ird wahrscheinlich auf die Briefe, die fü r uns hier eintreffen, ein scharfes Auge richten und niemand darf erfahren, daß D u in P a ris weilst. Sobald D u ohne Ge­fahr heimkehren kannst, theile ich es D ir m it, D u kehrst dann von einer Geschäftsreise zurück."

S ie kamen noch eben früh genug, daß Herbert ein B ille t lösen und A rnold in den bereit stehenden Zug einsteigen konnte, ein kurzes Lebewohl, dann rollte der Zug in die Nacht hinaus.

M it schwerem Herzen kehrte Herbert heim. W ar der B ruder schuldlos, wie er behauptete, oder hatte er die T ha t be­gangen?

Herbert war nu r zu sehr geneigt, an die Schuld zu glauben; das leidenschaftliche, jähzornige Temperament A rnolds konnte ihn in diesem Glauben nu r bestärken.

W a r A rnold auch nicht der Thäter, der M örder des Notars Dum ont, so mußte doch die unselige Wechselgeschichte auf ihn allein Verdacht werfen.

A ls Vera am nächsten Morgen fragte, weshalb A rnold nicht zum Frühstück komme, theilte Herbert ih r m it, daß der B ruder m it dem Frtthzuge abgereist sei, um eine längere Geschäftsreise durch Deutschland zu machen. Von dem Wechsel und der E r­mordung des Notars sagte er ih r noch nichts, er fürchtete, daß sie diese M itthe ilung sofort m it der plötzlichen Abreise des Bruders in Verbindung bringen und den Zusammenhang er­rathen werde, er wollte damit noch einige Z e it warten.

Was er aber vorausgesehen hatte, tra f ein. E r hatte an diesem Morgen noch nicht lange im Bureau gearbeitet, als die Thüre geöffnet wurde und zwei Herren eintraten.

Den Untersuchungsrichter kannte er, in dem anderen Herrn vermuthete er den Assessor H arville und in dieser Vermuthung irrte er sich nicht.

„ Ic h wünsche m it Herrn A rnold Lateau zu reden," sagte

mehr gehemmt gefühlt hat, als ihre Redner und B lä tte r zugeben wollten. M an kann auch aus dieser Bewegung auf die V o r­bereitung einer größeren Aktion gegen die bestehende staatliche und gesellschaftliche Ordnung schließen. Der im Oktober zu Halle stattfindende Parteitag w ill sich nur m it der Neuorgani­sation der Parte i beschäftigen. Es ist indeß auch die Rede von der Aufstellung eines neuen Parteiprogram ms, über dessen Grundzüge man sich in Halle unterhalten wollte. V orläufig w ird seitens der Führer ein größeres Gewicht auf die Taktik als das Program m gelegt.

D r. P e t e r s , welcher am Sonnabend in Neapel ein­getroffen ist, begiebt sich, der „Perseveranza" zufolge, zunächst nach Monza, um den Hauptmann Casati zu besuchen, dem er Grüße von Em in zu bringen hat. Bei einem Festmahl, das D r. Peters in Neapel angeboten wurde, trank er auf die ita ­lienischen Forscher ; er sagte dabei, daß Deutschland und Ita lie n , politisch verbündet, in A frika sich zur Förderung der Z iv ilisa tion vereinigen lassen.

I n einem Schreiben E m i n P a s c h a s , das an Berliner Verwandte gerichtet ist und vom 5. J u n i da tirt, bezeichnet der­selbe als sein Z ie l die Ufer des V iktoria Nyanza, an denen er längere Ze it würde verweilen müssen.

Der F ü h r e r d e r A l t c z e c h e n R i e g e r war neulich in W ien, um beim Grafen Taaffe weitere Konzessionen zu Gunsten der Czechen, namentlich wegen der amtlichen Dienstsprache durch­zusetzen. E r hatte aber kein Glück damit. I m nächsten M onat t r i t t der böhmische Landtag wieder zusammen, um die Berathung der Ausgleichsgesetze fortzusetzen. Das Ergebniß ist ein recht zweifelhaftes, nachdem die Altczechen dem Anstürme der Jung- czechen gegenüber nicht S tand zu halten vermochten.

D ie Vertreter der f r a n z ö s i s c h e n L e d e r i n d u s t r i e er­suchten am Mittwoch in P a ris den Handelsminister Jules Röche, ihre Industrie gegen die Schädigung zu schützen, von welcher dieselbe durch die jüngst von dem höheren Ackerbaurathe votirten Zölle bedroht werde. Der M in ister erklärte, er werde im E in ­vernehmen m it dem Ackerbauminister in dem der Kammer vor­zulegenden Generaltarif die freie E in fuhr von Leder und rohen Häuten zunächst aufrecht erhalten.

Das e n g l i s c h - f r a n z ö s i s c h e A b k o m m e n hinsichtlich Afrikas ist perfekt. Englands Protektorat über Sansibar ist damit anerkannt und das sanfibaresische Jnselreich w ird bald nichts mehr, als eine englische Kolonie sein. D a fü r fä llt den Franzosen Madagascar vollständig zu neben einigen anderen nicht zu unterschätzenden Vortheilen.

D ie W e t t e r e c k e E u r o p a s kommt augenblicklich nur fü r die Rubrik „Familiennachrichten" in Betracht. Der König von Rumänien hat sich m it dem rumänischen Thronfo lger zum Besuch des Kaisers Franz Josef nach Jschl begeben und man spricht da­von, daß dort die Verlobung des rumänischen Thronfolgers m it einer österreichischen Erzherzogin erfolgen soll. Kürzlich war so­gar die Rede von einer bevorstehenden Verbindung des Bulgaren- sürsten Ferdinand m it einer Tochter des Erzherzogs Josef; das war aber ein grundloses Gerücht. Auch von einer Wiederver- heirathung des Exkönigs M ila n von Serbien w ird gesprochen und daran mag wohl eher etwas sein.

der Assessor, während der Untersuchungsrichter den Blick forschend durch das kleine Bureau schweifen ließ.

„D a r f ich fragen, in welcher Angelegenheit?" erwiderte Herbert m it scheinbarer Ruhe.

„S ie besitzen einen Wechsel auf den Herrn N o ta r Josef Dum ont im Betrage von vierzigtausend Franks?"

„D avon ist m ir nichts bekannt."„S in d S ie der Associö der Gebrüder Lateau?"„ Ic h bin Herbert Lateau, jaw ohl."„D e r Wechsel ist an die Ordre der Gebrüder Lateau ge­

zogen !"„ Ic h erinnere mich allerdings, daß mein B ruder von einem

Wechsel sprach, aber da er diese Sache als Privatangelegenheit behandelte, so kümmerte ich mich nicht weiter darum ."

Der Assessor hatte m it dem Untersuchungsrichter einen be­deutungsvollen Blick gewechselt, die Falte zwischen seinen Brauen wurde immer drohender.

„W o ist H err A rno ld Lateau?" fragte er.„V erre is t," antwortete Herbert, dem durchdringenden Blick

des Fragenden m it unerschütterlicher Ruhe begegnend.„S e it w ann?" fragte der Untersuchungsrichter.„M e in G ott, es liegt doch nichts gegen ihn vo r? " erwiderte

Herbert, „S ie fragen in einem so scharfen T o n e — "„Ic h habe meine Gründe dafür und muß S ie bitten, meine

Fragen der W ahrheit gemäß zu beantworten. W ann ist I h r B ruder abgereist und w ohin?"

„Heute Morgen nach Deutschland."„S ie werden m ir seine Reiseroute angeben können?"„N e in ; er wollte zunächst nach B e rlin und von dort aus

schreiben. Wollen S ie m ir nicht sagen, was gegen ihn vo r­liegt?"

„S ie wissen wohl noch nicht, daß derselbe N otar D um ont, aus den S ie den Wechsel besitzen, hier ermordet worden ist?" fragte der Assessor.

„ Ic h hörte gestern Abend davon."

I n D a h o m e y ist es von neuem zu einem Zusammenstoß zwischen den Franzosen und Eingeborenengekommen. E in Tele­gramm aus Lagos vom Mittwoch berichtet darüber: Eine Schaar von Soldaten des Königs von Dahomey näherte sich in der Nacht zum 12. August den Verschanzungen von Kownu. D ie Schiffe „N ajade" und „R o land " beleuchteten die Küstenebene m it elektrischem Licht. D ie Eclaireurs der Garnison gaben mehrere Schliffe ab und die Besatzung marschirte gegen den Feind, der sich zurückzog. Des Morgens wurden Blutspuren ent- deckt und ein Verwundeter gefangen genommen.______ _________

Deutsches Reich.Berlin, 14. August 1890.

— Ih re Majestäten der Kaiser und die Kaiserin unter­nahmen gestern Nachmittag eine gemeinsame Spazierfahrt durch den Thiergarten und Charlottenburg nach dem Grunewald. Später ertheilte Se. Majestät der Kaiser dem Geh. Kommerzien- rath Krupp aus Essen eine halbstündige Audienz und nahm noch einige Vortrüge entgegen. I n Schloß Bellevue im T h ie r­garten nahmen die Majestäten dann den Thee und das Souper ein, zu welchem auch der S ta ttha lte r von Elsaß-Lothringen, Fürst Hohenlohe, m it einer Einladung beehrt worden war. Heute Nachmittag um 2 Uhr hat Se. Majestät der Kaiser B e rlin wieder verlassen und begiebt sich zunächst nach K iel, woselbst er um 71/2 Uhr eintreffen wird.

— Se. Majestät der Kaiser w ird bei seiner Rückkehr aus Rußland, wie die „Kreuzztg." meldet, die S tadt Meine! besuchen und dabei die S tätten, an welchen seine erlauchten Urgroß- eltern in der Ze it der Erniedrigung Preußens geweilt haben, aufsuchen.

— Der Geburtstag des Prinzen Heinrich wurde heute am königlichen Hofe festlich begangen. P rinz Heinrich weilt gegen­w ärtig in K ie l und w ird Se. M a j. der Kaiser demselben heute Abend seinen Glückwunsch daselbst persönlich abstatten.

— Der M in ister des In n e rn , H errfurth , erhielt vom Kaiser von Japan das Großkreuz des Verdienstordens der auf­gehenden Sonne. Wahrscheinlich hängt diese Auszeichnung m it der neuen in Japan eingeführten Verfassung zusammen, bei der bekanntlich deutscher Rath maßgebend war.

— Eine Vorlage wegen Einbeziehung Helgolands in den deutschen Zollverband soll dem Reichstage sofort nach seinem Wiederzusammentritt zugehen.

— D er bei dem Unglück auf den, Schießplatz in Kummersdorf schwer verletzte Lieutenant zur See Gras von M onts hat sich laut „Kreuzzeitung" am Dienstag in der K lin ik einer Operation unterziehen müssen. Der Krankheits­zustand ist im Verhältniß zu der Sachlage als zufriedenstellend zu bezeichnen.

— Lieutenant von A rm in von der Wifsmann-Schutztruppe, Chef von Saadani, ist, nach der „Kreuzzeitung.", am 6. August daselbst im A lte r von 26 Jahren an Dysenterie gestorben. Derselbe hatte erst im Dezember 1889 Ostafrika erreicht. E r hatte als Kompagniechef Gefechte mitgemacht gegen Buschiri und Heri.

— I n den nächsten Tagen gehen die ersten katholischen Missionare von Hamburg nach Kamerun ab.

— I n dem Vertrage des Reichs m it der ostafrikanischen Dam pferlin ie befindet sich bekanntlich die Clausel, daß der Reichs­kanzler das Anlaufen auch noch anderer Häfen der deutsch- ostafrikanischen Küste bestimmen kann, als des (außer Sansibar) bis jetzt allein vorgesehenen Dar-es-Salaam. W ie man dem „Hann. C our." schreibt, soll jetzt iu der T h a t in Erwägung gezogen werden, auch Tanga und einen südlichen Hafen, L ind i oder M ikindani, anlaufen zu lassen. W ie man sich erinnern w ird , bezeichnete auch Reichskommissar von Wissmann das A n­laufen von Tanga, Dar-es-Salaam und L ind i als durchaus noth­wendig.

— Der zur Centrumspartei gehörige Abg. D r. ju r. V irnich ist auf der In se l Borkum gestern an einem Herzschlage ge­storben. Virnich vertrat im preußischen Landtage seit 1873 den Wahlkreis Kleve (7. Düsseldorf) und im deutschen Reichstage seit 1887 den Wahlkreis Bonn-Rheinbach (4. Köln.)

— Ueber das angebliche Verschwinde» eines Torpedoboots aus der von Helgoland nach Kiel in Fahrt befindlichen Torpedo­bootsflottille ist bis jetzt noch keine amtliche Meldung ergangen; wahrscheinlich beruht die Meldung auf Unwahrheit. Bei der G ratulationscour anläßlich des Geburtstages des Prinzen Heinrich

„W o ? " w arf rasch der Richter ein.„ I m Hause Mynheers van der D r if t , meines zukünftigen

Schwiegervaters," antwortete Herbert.„U nd daraufhin haben S ie Ih re n B ruder gew arn t!" sagte

der Assessor m it scharfer Betonung. „S ie sollten von dem Wechsel keine Kenntniß haben? S ie sollten nicht wissen, aus welchen Gründen und m it welchen M itte ln der N otar gezwungen worden ist, diesen Wechsel auszustellen? Das mögen S ie andere glauben machen, ich weiß, was ich davon zu halten habe. Zum Glück ist ein glaubwürdiger Zeuge vorhanden, der jener E r­pressung beigewohnt hat."

„ Ic h verstehe S ie nicht," erwiderte Herbert, „ich habe mich um diese Privatangelegenheit meines Bruders um so weniger kümmern können, weil gerade iir diesen Tagen meine Verlobung m it Fräu le in van der D r if t mich in Anspruch nahm."

„Können S ie m ir sagen, wo I h r Bruder vorgestern Abend gewesen ist?" fragte der Richter.

„Vorgestern kam er erst spät am Abend von einer Reise zurück."

„E s war der Abend vorher," wandte der Assessor sicb zu dem R ichter; „vorgestern wurde m ir ja der Wechsel vorgezeigt, da war die T h a t bereits geschehen."

„A m Abend vorher?" erwiderte Herbert. „ Ic h kann es Ihnen nicht sagen, mein B ruder ging jeden Abend aus."

„W ann kam er an jenem Abend heim?"„D a s weiß ich ebenfalls nicht; ich sagte Ihnen schon, daß

meine eigenen Angelegenheiten meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen".

„ I h r B ruder trug einen hellen P a le to t?"„A lle rd ings."„E inen kleinen, runden H u t und eine goldene B rille ? "„E ine B rille nicht."„E s kommt wenig darauf an ," sagte der Richter. „ I s t er

in diesem Anzug abgereist?"„S o viel ich weiß, ja ."

im Schlosse zu K ie l wurde die Nachricht von dem Verlust eines Torpedoboots als Falschmeldung bezeichnet.

— D er „Reichs- und Staatsanzeiger" bringt eine Be­kanntmachung des M inisterium s des In n e rn , betreffend die am 1. Dezember d. I . wiederum stattfindende allgemeine Volks­zählung im deutschen Reich.

— W ie das kaiserliche statistische A m t nunmehr im „Reichs­anzeiger" bekannt giebt, sind im deutschen Zollgebiet während des letztverflossenen Jahres, vom Anfang August 1889 bis zum Ende J u l i 1890, 9 825 039 400 K ilogramm Rüben gegen 7 898 183 000 K ilogramm im Vorjahre zur Versteuerung ge­langt.

Kiel, 14. August. Se. Majestät der Kaiser ist abends 7^/2 Uhr hier eingetroffen und von dem Prinzen Heinrich aus dem Bahnhöfe empfangen worden. Unter dem Jubel einer zahl­reichen Volksmenge fuhr der Kaiser nach dem Schloß. D ie Straßen sind festlich geschmückt. Das Gefolge begab sich vom Bahnhöfe direkt nach der „Hohenzollern."

Kiel, 14. August. Anläßlich des Geburtstages S r. königl. Hoheit des Prinzen Heinrich legte die S tad t Flaggenschmuck an. D ie im Hafen liegenden Schiffe haben Toppsflaggen gesetzt.

Wilhelmshafen, 13. August. Z u Ehren der Offiziere des österreichischen Panzerschiffes „Kaiser Franz Josef I . " fand heute im hiesigen Offizierkasino ein Festmahl statt, an welchem gegen 120 Offiziere theilnahmen. Vizeadmiral Paschen brachte einen Toast auf den Kaiser Franz Josef aus, den der Kommandeur des österreichischen Panzerschiffes, Erzherzog Stefan, m it einem Trinkspruch auf den Kaiser W ilhelm erwiderte.

Marburg, 14. August. Der Professor B raun , D irektor der chirurgischen K lin ik , ist nach Königsberg i. P r. berufen und hat die Berufung angenommen._______________________________

Ausland.Wien, 14. August. Der Marinekommandant, A dm ira l Frhr.

v. Sterneck, ist gestern Abend nach Kopenhagen abgereist.Wien, 14. August. B e i prächtigem Wetter langen in

Separatzügen aus allen Gegenden Deutschlands Sänger zum 4. deutschen Sängerbundsest an. D ie Straßen sind reich be­flaggt. A u f allen Bahnhöfen fand ein festlicher, außerordentlich herzlicher Empfang statt. D ie B erline r Sänger trafen um 10 Uhr 45 M in vorm ittags in Sonderzügen auf dem Nordbahn­hose ein und wurden m it großem Jubel empfangen. Der Abgeordnete Fuß hielt die Begrüßungsrede, worauf Runge er­widerte.

B e rn , 13. August. Der Bundesrath übernahm das Schieds­richteramt in der Delagoabahnfrage in der Weise, daß demnächst ein aus drei schweizerischen Juristen zusammengesetztes Schieds­gericht berufen wird.

Luzern, 13. August. Der große Rath des Kantons begna­digte den Vatermörder Kaufmann m it 74 gegen 49 Stim m en zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe.

Neapel, 13. August. D r. Peters wohnte heute einer Ver­sammlung der afrikanischen Gesellschaft bei und w ird morgen früh seine Reise nach Rom fortsetzen.

Mouza, 13. August. Der Vertrag über die Veröffent­lichung des Neisewerkö des Kapitäns Casati über A frika durch M ax Büchner in München ist heute unterzeichnet morden. Das Buch w ird unter dem T ite l „Zehn Jahre in der Aequatorial- region und die Rückkehr m it Em in Pascha" gleichzeitig in allen Hauptsprachen erscheinen.

Paris» 14. August. Es heißt, der Ex-König von Serbien, M ila n , werde die W ittw e des Generals B a rrios , des früheren Präsidenten von Guatamala, der seiner Gemahlin 50 M illionen hinterlassen hat, heirathen.

— Der französische Kriegsminister hat angeordnet, daß die ChasseurS zu Fuß nicht mehr Bataillone von Armeekorps bilden, sondern in die Grenzgebiete entsendet werden sollen.

Toulon, 14. August. Der Seegcrichtshof verurlheilte vier wegen Kupferdiebstahls im Arsenal angeklagte Arsenaldiener zu viermonatlichem bis einjährigem Gefängniß.

Grenoble, 13. August. Das Schwurgericht verurtheilte drei Anarchisten wegen Umtriebe anläßlich der Maikundgebung zu Vienne zu 1- bis 5jährigem Gefängniß.

Madrid, 13. August. Nach hier eingegangenen Nachrickten ist die Cholera in den Provinzen Toledo und Badajoz im Ab­nehmen. I n Valencia sind noch einige ErkrankungSsälle vor­gekommen.

„S ie wollen nicht alles sagen, was S ie wissen, H err Lateau," erwiderte der Richter, nun wieder einen schärferen T on an­schlagend, „und zwar deshalb nicht, weil S ie den Verdacht kennen, der auf Ih rem Bruder ruh t."

„ Ic h glaube ihn jetzt zu errathen," sagte Herbert entrüstn, „w ie aber können S ie meinen Bruder eines solchen Verbrechens beschuldigen? Es mag sei», daß er sich in seinem Zorn über die Schurkereien eines Ehrlosen zu einer Erpressung hat hin­reißen lassen; wenn es geschehen ist, so billige ich es nicht, aber niemand, der ihn kennt, w ird ihn eines Mordes fähig halten."

„D arüber urtheile ich anders, nachdem ich die Erpressungs­geschichte erfahren habe," antwortete der Richter kalt. „W enn er sich schuldlos wüßte, würde er nicht die Flucht ergriffen haben, und wären S ie von seiner Schuldlosigkeit überzeugt, so würden S ie m ir beistehen, ihn so rasch wie möglich zu ermitteln. S ind S ie bereit, ihn telegraphisch zurückzurufen?"

A uf die Wendung war Herbert nicht gefaßt, sie verw irrte ihn, die Beantwortung der Fragen nach seinem B ruder hatte er sich leichter gedacht.

„U nd er w ird wohl erst dann schreiben, wenn er seine Person in Sicherheit gebracht hat," sagte der Assessor sarkastisch. „N u n wohl, da w ir nicht hoffen dürfen, daß er fre iw illig zu­rückkehrt, werden w ir m it aller Energie die nöthigen Schritte thun, um ihn dazu zu zwingen. E r ist stolz darauf, der Sohn eines berühmten Mannes zu sein, wenn ihm die Ehre dieses Mannes theuer wäre, so thäte er besser, fre iw illig sich dem Ge­richte zu stellen."

„W ollen S ie m ir dafür bürgen, daß er in diesem Falle nicht verhaftet w ird ? " fragte Herbert. „W enn er zurückkehrt und auf sein Ehrenwort gelobt, die S tad t vor Beendigung des P ro ­zesses nicht mehr verlassen zu wollen, «vollen S ie ihn dann auf freiem Fuße lassen?"

„N e in ," antwortete der Richter, „ im Interesse der Sache darf das nicht geschehen!" (Fortsetzung fo lgt).

Lissabon, 14. August. Das Kabinet genehmigle endgiltig den E n tw urf zum englisch - portugiesischen Abkommen betreffend Afrika. Heute findet hier die Unterzeichnung und morgen die Veröffentlichung des Vertrages durch das amtliche B la tt „D ia r io do Governo" statt.

London, 13. August. D ie Königin hat S ir Percy-Anderson wegen seiner verdienstvollen Thätigkeit bei den Unterhandlungen über das deutsch-englische Mkommen zum R itte r zweiter Klasse des Bathordens ernannt. ^

London, 13. August. Der Polizeichef S ir Edward B rad­ford wurde heute bei einem S pazierritt vom Pferde geworfen, kam bei dem Sturze unter dasselbe zu liegen und wurde bewußt­los vom Platze getragen. Anscheinend hat indeß Bradford bei , dem S tu rz m it den« Pferde nur eine leichte Gehirnerschütterung e rlitten ; derselbe befindet sich bereits wieder auf den« Wege der Besserung.

London, 14. August. Nach einer von Lloyds veröffentlich­ten Depesche hat die britische Botschaft in Konstantinopel unterm 7. ds. M itthe ilung gemacht, daß in Nikolajeff sieben Fälle, darunter fün f tödtlich verlaufene, einer verdächtigen Krank­heit vorgekommen seien, die man fü r Cholera halte. D ie tü r­kischen Behörden .hätten gegen alle aus Häfen des schwarzen Meeres stammenden Ankünste Ueberwachung angeordnet.

Petersburg, 14. August. D ie Beförderung der Truppen nach Narwa zum Manöver hat begonnen. Bei dem Manöver in W olhynien solle» die kommandirenden Generale des Warschauer und Kiewer M ilitärbezirks, Gurko und Dragom irow, gegen ein­ander manöveriren.

Petersburg, 14. August. D ie verschärfte Sicherheits-Auf- sicht in Petersburg und in anderen Ortschaften des Reiches ist auf ein weiteres Jah r verlängert worden.

Bukarest, 13. August. Der König und der Kronprinz sind heute nach dem Auslande abgereist und wurden bis zur Grenze von den M inistern begleitet. Während der Abwesenheit des Königs führt der M inisterrath die Regierung unter V o r­behalt nachträglicher Genehmigung der Regierungsakte durch den König.

N isch, 14. August. Der Kaiser von Rußland beglück- > wünschte telegraphisch den jungen König zum Geburtstagsfeste.Aus der Umgegend von Nisch eilten lausende herbei, um dem Könige zu huldigen, dessen Geburtstagsfeier sich zu einem N ationa l­feste gestaltete.

Sofia, 13. August. D ie M in ister sind heute in W idd in eingetroffen, um den Prinzen Ferdinand bei seiner morgen er­folgenden Ankunft zu empfangen. Morgen Abend erfolgt dann die Weiterreise nach Sofia , wo nach einer Revue der Truppen ein Befehl des Prinzen über die Beförderung von Offizieren verlesen werden wird.

Konstantinopel, 14. August. Der S u lta n entließ seine ge­summte armenische Dienerschaft.

Brsvtnrial-VaÄriLrenC u lm , 13. August. (Absckiedssestlichkeiten). Der Kommandeur des

hiesigen Kadettenhauses, M ajo r Augustin, siedelt bereits jetzt nach Köslin, dem neuen Heim der Kadettenanstalt, über. Heute finden hier bereits zu seinen Ehren größere Abschiedsfeierlichkeiten statt.

):( Krojanke, 14. August. (Grabschändung. Stiftungsfest). Von ruchlosen Händen ist aus dem hiesigen evangelischen Kirchhofe ein Grab- kreuz mit einem scharfen Instrum ent zerstört worden. M an hat große Hoffnung, den Thäter, der selbst vor geweihter Stätte keine Scheu hat, zu ermitteln. — Am nächsten Sonnabend, den 16. August, wird die hiesige „Liedertafel" ihr Stiftungsfest, verbunden mit einer Fahnenweihe, begehen. p

P e lp lin , 13. August. (Firmungen). Bischof Dr. Redner hat im laufenden Jahre 18402 Personen gefirmt, und zwar: I n D t. Eylau 668, in Kasanitz 1301, in Löbau 4444, in Neumark a. d. Drewenz 4096, in Schwarzenau 804, in Kamin 1783, in Zempelburg 788, in Zippnow 726, in Flatow 2062, in Krojanke 797 und in Mewe 933 Personen.

Danzig, 14. August. (Militärisches). Der Kommandeur der 71. Jnsantenebrigade hierselbst, Generalmajor Michaelis, ist infolge seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Disposition gestellt und ihm gleich­zeitig der rothe Adlerordcn 2. Klasse mit Eichenlaub verliehen worden.

E lb ing , 13. August. (Nachzahlung von Deichbeiträgen). Eine größere Anzahl hiesiger Grundstücksbesitzer ist genöthigt worden, Deich­beiträge sür 12 Jahre nachzuzahlen. Die Besitzer haben nun beschlossen, in einer Eingabe an das Abgeordnetenhaus um Abänderung des Gesetzes über die Ausbringung der Deichlasten zu bitten, und zwar soll sich die Abänderung darauf beziehen, daß zur Zahlung derjenigen Beiträge, welche auf Bürger von Städten entfallen, die Kommunen verpflichtet würden. Eine gleiche Eingabe soll von den Interessenten in Danzig an die preußische Volksvertretung gerichtet werden.

Frauenburg, 13. August. (Zur W arnung für Streithähne). Der Besitzer Schirrmacher-Sankau gerieth im vorigen W inter im Berlin'schen Lokale hierselbst mit dem Holzhündler Sckmidt von hier in Streit, der damit endete, daß Schirrmacher seinen Gegner mit einem Bierglase wiederholt stark auf den Kops schlug. Das Glas zersplitterte und ein Glassplitter verletzte gefährlich das eine Auge, dem auch trotz der ärzt­lichen Kunst die Sehkraft stark geschwächt bleibt. Die Strafkammer zu Braunsberg verurtheilte Schirrmacher heute für diese Miffethat zu einem Jahr Gefängniß und 3000 Mk. Geldbuße an den Verletzten.

Königsberg, 13. August. (Besuch des Prinzen Albrecht). Wie die „Ostpr. Ztg." aus angeblich zuverlässiger Quelle mittheilt, ist die Nach- ^richt, daß Prinz Albrecht nach Königsberg kommen werde, durchaus zu- "treffend. Der Prinz trifft mit dem Schnellzuge am 18. August, morgens 9 Uhr 37 M in . hier ein und wird im Schlosse Wohnung nehmen. Am 19. erfolgt die Weiterreise nach Goldap.

Königsberg, 14. August. (Berufung). An Stelle des von Königs­berg nach Breslau berufenen ordentlichen Professors, Medizinalraths und Direktors der chirurgische» Klinik D r. Mikulicz, ist der Professor der Medizin D r. Braun aus M arburg nach Königsberg berufen.

Rössel, 13. August. (Eigenthümliche Passage). Vor einigen Tagen wurde das Rochussest in der Kirche zu Lokau bei Seeburg gefeiert.Während der Predigt entstand plötzlich eine große Unruhe auf dem Kirchhofe. Seit vielen Jahren steht am Fenster, welches am Orgelchore gelegen ist, eine lange Leiter, und unaufhörlich sah mau auf derselben Mannsleute durch das geöffnete Fenster zum Orgelchore steigen, da wegen der großen Menschenmenge zur Chortreppe nicht zu kommen war. Da aus einmal brach die Leiter, denn die Leiterbäume waren morsch geworden. E in Krack! ein Schrei! und die Panik war fertig. Glücklicherweise ging alles noch so ziemlich gut ab. Zwei M änner purzelten von der Leiter herunter, doch ohne Schaden zu nehmen.Dagegen schlug der eins Leiterbaum der F rau Roffalski aus Damerau an den Kops und sie blieb besinnungslos liegen. Die F rau erholte sich wieder etwas, nachdem kalte Umschläge gemacht waren, klagte aber sehr über Kopsweh. Das Unglück hätte leicht noch größer werden können.

A us der Nom inier Heide, 13. August. (Verfall der Kalkbrennerei. Eisenquellen). Noch bis vor wenigen Jahren bildete die Kalkbrennerei einen Haupterwerbszweig einer großen Zahl von Heideortschaften der Rominter Heide. Das Land lag zum größten Theil als Unland da, und aus seinen Tiefen wurde der Kalkstein in bedeutenden Massen zu Tage gesördert. Fast ein jeder Besitzer hatte einen eigenen Brennofen und unterhielt die Kalkbrennerei als Haupteinnahmequelle, während die Landwirthsckaft nur nebensächlich betrieben wurde. Allwöchentlich gingen lange Wagenreihen nach Gumbinnen, Jnsterburg, Tilsit und anderen Städten, wie auch größeren Dörfern und Gütern. Sind die Kalkstein­lager hier auch noch keineswegs erschöpft, so ist dieser sehr einträgliche Erwerbszweig heutzutage fast gänzlich in Verfall gerathen. N u r noch hin und wieder gewahrt man den Rauch aus den Kalkbrennöfen. —

Unter den zahlreichen Quellen der Heide giebt es auch deren mehrere mit eisenhaltigen Wassern. Die stärkste dieser A rt, welche bereits seit mehreren Ja h re n bekannt ist, befindet sich in der Nähe der Försterei Kl.-Szittkehmen, mitten im tiefsten Tannen- und Buchenwald. M it lautem Gemurmel schießt sie ihren S tra h l empor und ist das Ziel vieler Besucher der Heide.

B rom berg . 14. August. (Die Gebrüder Krojanker) sind, lau t Kabel­nachricht, durch Beschluß des amerikanischen Gerichts neuerdings aus freien F uß gesetzt, weil keine Urkunden vorlagen, daß sie sich eines B e­truges oder dergleichen schuldig gemacht hätten, andererseits au s der B e­schuldigung hervorging, daß dieselben durch Abzahlung eines hohen Theiles ihrer Passiva den Willen an den Tag gelegt hatten, ihren V er­bindlichkeiten nachzukommen. (!!)

Tremessen, 13. August. (Messe eines Negerpriesters). E in Neger- Geistlicher hat gestern in der hiesigen Kirche die Messe gelesen und eine Predigt gehalten. A us Neugierde, diesen schwarzen Priester zu sehen, strömten viele Gläubige von S tad t und Land nach der Kirche, als wenn einer der größten Feiertage wäre. F reitag den 15., an dem M arientage, will jener Geistliche, H err Daniel P harim S o u r Den, wieder hierher kommen, um in der Kirche geistliche Funktionen auszuüben.__________

Lokales.T horn , 15. August 1890.

— ( O b e r l e h r e r D r . G r ü n d e ! - b ) . Gestern Abend verschied in B reslau der Oberlehrer am hiesigen Gymnasium, Herr Dr. G ründet. Geboren am 2. J u n i 1639 in Neiße und in der resormirten Konfession erzogen, genoß Friedrich G ründet seine Vorbildung auf dem Friedrichs­gymnasium zu B reslau , welches er am 27. F ebruar 1858 mit dem Zeugniß der Reise verließ, um klassische Philologie zu studiren. Von 1658—1861 besuchte er die Universität B reslau , von 1861— 1862 die Universität Königsberg, wo er am 4. Dezember 1861 auf G rund seiner Inaugurald isserta tion „tzuaestioveZ 8a11u8tinnn6" zum Doktor der Ph ilo ­sophie prom ovirt wurde. Am 8. J u l i 1862 bestand er das Examen pro tneultate äoeenüi. Am 12. August desselben J a h re s tra t D r. Gründe! als Probekandidat sein Lehramt am hiesigen Gymnasium an, welchem er seitdem ununterbrochen angehörte. Am 1. August 1863 erfolgte seine definitive Anstellung als 8. ordentlicher Lehrer und in der M itte der 70er Ja h re seine Beförderung zum Oberlehrer. Als O rd inariu s leitete Oberlehrer D r. Gründe! jahrelang die Ober- und U ntertertia, mußte aber zunehmender Kränklichkeit wegen das O rd inaria t ausgeben. Der Arzt rieth dem Kranken eine Luftveränderung an, und da zog es ihn mächtig nach den heimischen schlesischen Bergen hin, vielleicht daß die Luft der heimatlichen W älder und Berge dem kranken Körper Genesung brächte. E r sah die Heimat zum letztenmale. I n Landeck, dieser Perle des Glatzer Berglandes, verweilte D r. G ründel einige Wochen, und da er Linderung verspürte, so machte er sich auf, um auch der alten Musen- stadt B reslau , wo er seine froheste Zeit verlebt, einen Besuch abzustatten. Doch nach kaum dreiwöchentlichem Aufenthalte brach der müde Körper zusammen und fiel dem alles dahinmähenden Schnitter Tod zur Beute. Wegen seiner reichen Geistesgaben und Berufsfreudigkeit hochgeschätzt von seinen Kollegen, geliebt und verehrt von seinen Schülern, genoß Dr. Gründel auch in unserer Bürgerschaft infolge seines ungezwungenen Wesens, seines geselligen heiteren Temperaments Z utrauen und Freundschaft; auch ver­dankt das Thorner kunstverständige Publikum seinen musikalischen Talenten manchen hohen Kunstgenuß, sodaß sein Hinscheiden hier wie dort eine schmerz­liche Lücke reißt und allseitig tief beklagt und betrauert wird. Als ein treuer P a tr io t w ar D r. G ründel M itglied des hiesigen Konservativen Vereins seit dessen Begründung und gehörte auch dem Vorstände desselben längere Zeit an. Unerschrocken und nach K räften thätig im Dienste der nationalen Sache hat D r. Gründel sich dadurch bei allen Gesinnungsgenossen ein bleibendes dankbares Andenken bewahrt.

He(M686a.t in paee!— ( B e e n d i g t e r U r l a u b ) . H err Kreisphysikus Dr. Siedamgrotzky

ist von seiner Urlaubsreife zurückgekehrt und hat die Amtsgeschäfte wieder übernommen.

— ( P e r s o n a l n a c h r i c h t e n d e r k ö n i g l i c h e n E i s e n b a h n - d i r e k t i o n zu B r o m b e r g ) . Der Regierungsbaumeister Böhm in E rfu rt ist zum masärinentechnischen B ureau der Direktion neu einbe­rufen worden. Versetzt sind Regierungsbaumeister O pperm ann in B rom ­berg nach Czarnikau; die S tationsvorsteher 2. Klasse Nötzel in Zoppot nach B raunsberg und Raabe in B raunsberg nach Z oppot; sowie Stationsassistent S u h ra u in Jnsterburg nach Königsberg. E rn a n n t sind Kanzleiassistent Rech in Neustettin zum Kanzlisten; Kanzlist Behr in Posen zum Kanzlisten 1. Klasse; die Bahnmeister Blume in Terespol, B orrm ann in Gnesen, Frohm uth in Nakel, G later in Jnow razlaw , H om ann und Oberbrückenmeister S te ine rt in Thorn zu Bahnmeistern 1. Klasse.

— ( P e r s o n a l i e n ) . Der S teuereinnehm er 2. Kl. Töpper in Briesen und der Zolleinnehmer 2. Kl. Seelenbinder in Schillno sind zu S teu e r­einnehmern 1. Kl. in Bisckofswerder bezw. Tuchel, die Zollamtsassistenten G ehrm ann in Bahnhof Ottlotschin und Thimm in Gollub zu Zoll­einnehmern 2. Kl. in Schillno bezw. Neu-Zielun befördert. D erZ ollam ts- assistent B urneleit ist von H am burg nach Gollub, der Grenzaufseher Sckulz von Leibitsch nach Neuhof versetzt.

— ( N e u e S c h i l d e r h ä u s e r ) . D as Kriegsministerium hat der fünften Division den A uftrag ertheilt, den ehemaligen Feldwebel Mahlecke des Pionierbataillons v. Rauch, den Erfinder neuer Schilderhäuser, zur Lieferung derselben zu veranlassen. Die ersten Exemplare werden in F rankfurt a. O. zur Aufstellung kommen. Die Form ist cylindrisch mit kegelartigem Dache, welches, durch S tah lrohre getragen, den S tah lm antel des Cylinders weit überragt. Die ganzen Konstruktionstheile des Hauses werden durch einen auf dem Dache sich erhebenden Adler fest zusammen- gespannt. Der Posten ist durch die Drehbarkeit des Häuschens jeder Sorge um seinen Körper überhoben und vermag ohne Verlassen des Unterstandes vermittels der Glaseinsätze seine ganze Umgebung zu beob­achten. Bei A rretirungen wird der A rrestant durch eine Feder-Verschluß­thür an jedem Fluchtversuch verhindert. Der ganze B au hat eine ge­fällige F orm und zeichnet sich in jeder Beziehung durch die F ernhaltung komplizirter Konstruktionen und soliden B au aus.

— ( B e z ü g l i c h d e r S c h u l - S c h r e i b h e s t e ) hat, wie berichtet w ird, der Kultusm inister au s A nlaß eines Spezialfalles bestimmt, daß sich die Lehrer der Empfehlung bestimmter Schreibhefte für Schulkinder sowie der Zurückweisung minder guter Hefte, w enn dieselben n u r brauch­bar und im allgemeinen zweckmäßig sind, zu enthalten haben.

— ( A n g e b l i c h e B e s t e u e r u n g v o n G e s c h ä f t s v e r l u s t e n ) . Folgende etwas abenteuerliche M ittheilung wird aus Danzig dem G rau- denzer „Geselligen" gemacht: „E ine Entscheidung des hiesigen Bezirks- V erw altungsgerichts erregt hier allgemeines Interesse. Der K aufm ann B. w ar nämlich seiner M einung nach zu einem zu hohen Steuersätze eingeschätzt. E r legte dagegen B erufung ein und ließ seine Geschäfts­bücher durch einen vereidigten Bücherrevisor behufs Feststellung seiner Einnahm e einsehen. Der Bücherrevisor stellte dieselbe danach fest, und da sie dem Steuergesetze entsprach, so wurde B . mit seiner B erufung abgewiesen. B. klagte n u n bei dem Bezirksgerichte und wendete ein, daß in der vom Bücherrevisor festgestellten Einnahm e auch Geschäfts­verluste in Höhe von 2000 M ark enthalten seien; diese könnten doch unmöglich a ls Einnahm e angesehen werden. D as Bezirksgericht ent­schied aber, daß Geschäftsverluste ebenfalls als E innahm e gelten und deshalb auch zur S teuer herangezogen werden müssen." D aß die E n t­scheidung so ausgefallen ist, wie hier angegeben wird, kann schwerlich a ls glaubhaft angenommen werden. Die Sache wird wahrscheinlich so liegen, daß das Bezirksgericht sich nicht bewogen gefühlt hat, wegen einmaliger Geschäftsverluste die S teuer herabzusetzen.

— ( Z u c k e r a u s f u h r ) . I m M onat J u l i sind aus Ostpreußen 49 800 Kilogramm und aus Westpreußen 8 170 960 Kilogramm Zucker ausgeführt worden.

— (14. d e u t s c h e r S t e l l m a c h e r - u n d W a g e n b a u e r - T a g ) . Am 6., 7. und 8. Septem ber findet in Görlitz der 14. deutsche S te ll­macher- und W agenbauer-Tag im R estaurant „Tivoli" (am Park) statt. Weitere Auskünfte werden von dem V erbandsbureau des Bundes deutscher Stellmacher- und W agner-Innungen , B erlin 47 8V7., H orn­straße 7, ertheilt.

— (D e r d i e s j ä h r i g e M a r i e n b u r g e r L u x u s - P f e r d e ­m a r k t ) findet am 11. und 12. Septem ber statt. Voraussichtlich wird der Umsatz auf dem diesjährigen M arkte ein ganz bedeutender sein. Denjenigen Besitzern von Pferden, welche von ihren Beständen etwas verkäuflich haben, bietet sich vortheilhafte Gelegenheit zum Verkauf. Auch ist es dem Komitee möglich geworden, die nicht unerhebliche Sum m e von 3000 Mk. zu P räm iirungen verwenden zu können. Behufs Hebung der Pferdezucht in unserer P rovinz werden die P räm ien vorzugsweise für

Zuchtstuten und S tu tfü llen bis zu einem Ja h re alt gegeben. E s dürfte sich somit wohl der M ühe verlohnen, auch m it solchen Pferden den M arkt zu besuchen, die nicht durchaus zum Verkauf gestellt werden, zumal die Absicht sehr stark besprochen wird, für Westpreußen ein S tu t- buch zu gründen.

— ( L o t t e r i e ) . Die E inlösung der Lose zur 1. Klasse der P reu ß i­schen Klassenlotterie hat begonnen und muß bis zum 25. d. M . bewirkt sein. — Die Ziehung der 1. Klasse der 183. Preußischen Klassenlotterie findet am 7. und 8. Oktober d. I . statt.

— ( Z u r F l e i s c h t h e u e r u n g ) . Wie au s einer Anzeige in der heutigen N r. d. Ztg. hervorgeht, tr itt ein hiesiger Fleischermeister der B ehauptung der „Th. Ostd. Z tg." entgegen, daß bei den erhöhten Vieh­preisen die T ruppen entweder schlechtere Fleischlieferuugen erhalten oder daß der S ta a t seinen dafür angesetzten E ta t überschreiten müsse. Der Lieferant liefere zu den alten niedrigen Preisen die bisherige Q ualitä t.

— ( T h e a t e r ) . „Reif-Reiflingen", das beliebte Moser'sche Lust­spiel, welches gestern in Szene ging, zeigt noch die Vorzüge M osers, feineren Scherz in angemessener äußerer Einkleidung. D as Lustspiel, die selbständige Fortsetzung von „Krieg im Frieden", reicht jedoch an Abwechslung und Interesse nicht an dieses heran. Die Sckerze und Witze und komischen S ituationen sind durch die fünf Akte zu sehr ver­dünnt. D as Stück dürfte so bekannt sein, daß es erübrigt, darauf näher einzugehen. E s handelt sich, kurz gesagt, darum , daß Reif-Reiflingen, der Courschneider eomme il kaut, infolge von Mißverständnissen allge­meine E ntrüstung erregt, aber doch ganz am Ende, kurz bevor ihm die Thür vor der Nase zugeschlagen wird, fast in dem M om ent, als der V orhang fällt, seine P riska erhält, da er urplötzlich als ein Mustermensch erkannt wird. Die Darstellung ging diesmal nicht so glatt, wie wir es von der Pötter'schen Gesellschaft gewöhnt sind. Abgesehen von Pausen im 3. Akte und von schlecht memorirten Stellen im 5. Akte w ar der Schluß des 2. Aktes vollständig verunglückt. Die Schuld daran lag a u s ­schließlich an H errn Blank lFörster H artm ann), welcher durch sein ver­spätetes A uftreten die sonst amüsante Szene über den Haufen w arf. I m M ittelpunkte stand Herr Tresper, welcher gestern sein Benefiz hatte. W ir gestehen aufrichtig, daß u n s Herr Tresper angenehm überrascht hat. Schon in „Krieg im Frieden" hatte sich dieser Darsteller für die P artie des Reif-Reiflingen qualifizirt erwiesen. W ir w aren aber durch sein Auftreten in den folgenden Possen wieder stutzig geworden und fürchteten für die Rolle, in welcher sich Uebertreibung gewissermaßen aufdrängt. Herr Tresper hielt aber die Grenzlinie so taktvoll inne, daß auch das erforderliche schneidige Auftreten und die humorvolle Nuance nicht beeinträchtigt wurde. E ine andere, obzwar nicht sehr bedeutende Rolle erweckte gleichwohl unser Interesse. E s ist dies die Rolle der Jlka . F rl. J o n a s hatte hier zum erstenmale eine umfangreichere P artie erhalten. Erm angelte die junge Dame etwas der Lebhaftigkeit, so spielte sie doch sicher, und auch der erstere M angel wird sich bei häufigerer Uebung weniger geltend machen. F rl. J o n a s ist augenscheinlich noch A nfängerin und besitzt eine angenehme Bühnenerscheinung. Hoffentlich vernachlässigt die Direktion dieses wesentliche M om ent nickt und giebt der Dame weitere Gelegenheit, auch außerhalb der Stubenmädckenpartien ihre Kräfte zur Wirkung zu bringen. Herr P ö tter genügte zwar in seinem S piel der P artie des alten B arons v. Folgen, weniger aber in seiner Maske, die mehr dem Bilde eines behäbigen Landpsarrers als dem eines alten Freiherr» entsprach. Die übrigen Rollen, un ter denen w ir noch H errn Neher (Kurt v. Folgen), F rl. P ö tter (Priska), F ra u von Poser (Sybilla Elmer), F ra u Tresper (Elsa), F rl. v. Lessa (Bertha) nennen, lagen in guten Händen. N ur wollte uns Herr Scbolz (P ro ­visor Blum) trotz der Schüchternheit, die ihm seine Rolle auferlegte, in dem kindlichen Tone seiner Sprache nicht recht behagen. — Heute F re itag : „Die Waise von Lowood", Schauspiel von Charlotte Birch- Pfeiffer; S onnabend : geschlossen.

— ( T u r n v e r e i n ) . Die Uebungen des T urnvereins finden von heute ab wieder in der Turnhalle statt.

— ( Schul f es t ) . Am S on n tag feiert die Schule zu Leibitsch ihr Schulfest. Die Lehrer und der Sckulvorstand laden die E ltern der Schüler und Freunde der Schule zu diesem Feste ein.

— ( G o l d e n e Hochzei t ) . M orgen, Sonnabend den 16. August, begehen die Steinsetzer Ferdinand und Louise. geb. Kuhlika. Friesischen Eheleute, Hundegasse N r. 245 wohnhaft, die Feier der goldenen Hochzeit. Der Ehem ann ist am 18. J u l i 1812 in Danzig, die Ehefrau am 4. August 1816 in Bicharzkowo bei Bromberg geboren. Beide sind n u r sehr beschränkt arbeitsfähig und genießen eine städtische Armenunterstützung von monatlich 6 Mk. Seine M ajestät der Kaiser hat dem Jubelpaare zum morgigen Ehrentage 30 Mk. überwiesen. Der M agistrat hat 20 Mk. bewilligt und die H erren Bezirksvorsteher Alexander Rittweger und P fa rre r Andriessen haben privatim etwa 89 Mk. gesammelt. Diese Geldbeträge werden dem bedürftigen Greisenpaare morgen an seinem Ehrentage überreicht werden.

— ( P o l i z e i ber i cht ) . I n polizeilichen Gewahrsam wurden 5 Personen genommen.

— ( G e f u n d e n ) wurde ein Kopfkissenbezug in der S trobandstraße, ein Portem onnaie, enthaltend 58 Pfg., Uhrschlüssel, Urlaubskarte rc., am Postschalter. Näheres im Polizeisekretariat.

— ( V o n d e r Wei chse l ) . Der heutige Wasserstand am Windepegelbetrug m ittags 0,40 M eter u n t e r Null. Die W assertemperatur beträgt 18V«o U. — Eingetroffen ist aus der B ergfahrt der Dampfer „O liva" mit kleiner Ladung aus Königsberg. Abgefahren ist der Dampfer „Weichsel" mit einer Ladung S p iri tu s nach Danzig._______________

( M a r k t b e r i c h t . ) Auf dem heutigen Wochenmarkte kosteten Kartoffeln 1 ,6 0 -1 ,8 0 Mk. pro C tr., Zwiebeln 5 P f. pro Psd, M ohrrüben 10 Ps. pro 3 P fund , Radieschen 10 P f. pro 3 B und, Kohlrabi 15 P f. pro M andel, Rettig 5 P f. pro B und, Gurken 10—40 P f. pro M andel, Bohnen 5 P f. pro Pfd., Schoten 15—20 P f. pro Psd., Aepfel 10—20 P f. pro Psd., B irnen 10—20 P f. pro Pfd., Pflaum en 15—20 P f. pro Pfd., Pilze 5 P f. pro Schüsselchen, B u tter 0,80— 1,00 Mk. pro Psd., E ier 55—60 P f. pro M andel, H ühner alte 1,80—3,00 Mk., junge 0 ,6 0 -U 4 0 Mk. pro P a a r , Gänse 2 ,8 0 -4 ,0 0 Mk. pro Stück, Enten 1,60—2,40 Vck. pro P a a r , Tauben 60 P f. pro P a a r . Fische pro P fund : Weißfische 15 P f., Hechte 45 P f., Karauschen 45 P f., Schleie 45 P f., Zander 60 P f., Bressen 40—50 P f., B arbinen 40 P f., Aale 1 Mk. Krebse 0 ,8 0 -4 ,0 0 Mk.

— ( E r l e d i g t e S t e l l e n f ü r M i l i t ä r a n w ä r t e r ) . Som m erau, Ober-Postdirektion Danzig, Postagentur, Landbriefträger, 650 Mk. G e­halt, 60 Mk. Wohnungsgeldzuschuß. Danzig, M agistrat, B ureaudiätar, jährlich 1275 Mk. (während der Probezeit monatlich postnumerando 80 Mk.). G r. Krusckin, Ober-Postdirektion Danzig, Postagentur, Landbries­träger, 650 Mk. Gehalt, 60 Mk. Wohnungsgeldzuschuß. Kazonitz (Kreis Löbau Westpreußen), katholischer Kirchenvorstand, O rganist und Kirchen­diener, 205 Mk. Fixum, ca. 60 Mk. Kirchenaccidenzien, 75 Mk. W ohnungs­entschädigung und Nutzung von 7,5 preußischen M orgen Acker und Wiesen (Reinertrag 20 Mk.). Korryt, Kreisaussckuß Thorn, Chaussee­aufseher, 720M k., 120M k. Dienstauswand. Mlecewo, Ober-Postdirektio» Danzig, Postam t, Landbriefträger, 650 Mk. Gehalt, 60 Mk. W ohnungs­geldzuschuß. Neustadt (Westpreußen), P rovinzia l-Jrrenansta lt, zweiter O berw ärter, jährlich baar 600 Mk., Dienstwohnung im Werthe von 60 Mk., Beköstigung 2. Klasse im Werthe von 425 Mk., Heizung und B e­leuchtung im Werthe von 60 Mk., Wäschereinigung im Werthe von 36 Mk., S um m a 1181 Mk.

Mannigfaltiges.( A u f d i e E r w e r b u n g d e r I n s e l H e l g o l a n d ) ist

eine Denkmünze geprägt worden. Dieselbe trägt im Avers das Bildniß des Kaisers; im Revers sieht man ein unmuthiges B ild : D as Meer mit einer Darstellung der Südseite der In se l aus der Vogelperspective, worüberhin eine Germania, die deutsche Reichsflagge ausbreitend, schwebt. Als Umschrift steht: Erwer­bung der In se l Helgoland am 8. August 1890. Die Münze ist in der Berliner Medaillenmünze Otto Oertel hergestellt worden.

( D e r F l e i s c h k o n s u m d e r B e r l i n e r B e v ö l k e r u n g ) ist nach Schätzungen auf Grund der Schlachtungen und Fleisch­untersuchungen auf dem Central-Vieh- und Schlachthof mit dem seit Jahresfrist eingetretenen erheblichen Steigen der Fleischpreise wieder gefallen und beträgt zur Zeit etwa 85 Kilogramm pro Kopf und J a h r ; davon sind etwa 40 pCt. Schweinefleisch, 38 pCt. Rindfleisch, 12 pCt. Kalbfleisch, 7 pCt. Hammelfleisch, 3 pCt. Geflügel und Wild.

( U e b e r d i e F o r t s e t z u n g d e r R e i s e d e s H e r r n Dr. B a u m a n n ) , der bekanntlich durch die deutsch-ostafrikanische Gesellschaft mit der topographischen Aufnahme von Usambara und den Vorstudien zum B au einer Eisenbahn nach dem Kili- mandjaro beauftragt ist, theilt die „Nationalztg." aus 2 Berichten mit: W as Baum anns topographische Aufgaben und allgemeineAufgaben anlangt, so sucht Dr. Baum ann sein Ziel darin, ein möglichst vollständiges Bild des Umba-Panganigebiets (ausschließ­lich Kilimandjaro) in jeder Beziehung zu erhallen, welches nicht nur dem Reisenden und Ingenieur, sondern auch dem Kapita­listen und sonstigen Interessenten in Europa als sicherer Führer dienen soll. D ie Karte von Usambara ist jetzt aufgenommen, soweit ein Einzelner dies überhaupt im Stande ist. D as Land ist jetzt besser bekannt, als irgend ein anderes Gebiet Ostafrikas und weit besser als der größte Theil der europäischen Türkei. Eben so sind M ittel- und Nordpare aufgenommen, und es bleibt nunmehr Südpare und das Vorland von Usambara, um in Verbindung mit den Arbeiten anderer Reisenden eine vollständige Karte des genannten Gebiets konstruiren zu können. Für die Bahnfrage kann ziffermäßiges M aterial erst nach Fertigstellung der Vaumann'schen Karte in Europa geliefert werden. D ie Route Tanga-Bondei bietet keine Schwierigkeit. Von dort ab sind 2 Möglichkeiten gegeben, die eine durch die Steppen nörd- lich von Usambara nach einem Punkte am Ostrande Südpares, die andere ebendahin durch das Pangani- und Mkomasithal. Die nähere Route bietet Vortheil inbezug auf die Zollgrenze, führt jedoch größtentheils durch Wüsten, auch ist der Abfall Usambaras steil. D ie zweite führt durch durchweg kultivirbares Land und bietet leichte Zugänge ins Innere von Usambara. Vom Ostrande Pares wäre die Bahn nach Taveta oder Aruscha zu verlängern. Ernstliche Terrainschwierigkeiten bieten sich in diesen Ebenen nirgends, auch Wasser ist überall erhältlich oder durch Bohrungen in Flußbetten und kurzen Leitungen zu be­schaffen. Eine ungeheure Verringerung der Kosten ließe sich nach Ansicht Dr. Baum anns erreichen, wenn man die zwangs­weise unentgeltliche Arbeit einführen wollte, wie solche in vielen Staaten der Balkanhalbinsel, in Holländisch-Jndien üblich ist, und im größten Maßstabe unter Gordon im egyptischen Sudan üblich war.

( D i e G a g e n d e r O f f i z i e r e i n d e r f r a n z ö s i s c h e n A r m e e ) belaufen sich auf 8136 Franks für einen Oberst, 6588 Franks für einen Oberstlieutenant, für einen Hauptmann 1. Klasse auf 4140 Franks, für einen Hauptmann 2. Klaffe auf 3780, für einen Hauptmann 3. Klasse auf 3420, für einen Lieutenant 1. Klasse auf 2700, 2. Klasse auf 2520, für einen Unterlieutenant auf 2320. Ein Brigadegeneral erhält jährlich 12 600, ein Divisionsgeneral 18 900 und ein Marschall 28 800 Franks Gage.

(S e c h s n e u e G u i l l o t i n e n . ) Der Pariser Scharf­richter Deibler hat eben die Herstellung von sechs G uillotinen beendigt, welche bei ihm von der Verwaltung der Kolonien bestellt worden waren. Jede derselben kostet 3000 Franks.

( E i n e F e u e r s b r u n s t ) in Monetier (franz. Departement Hautes Alpech äscherte 140 Häuser ein. Mehrere Personen sind dabei verletzt worden.

( D e r S t r e i k z u s t a n d i n S ü d w a l e s ) ist unverändert. Alle Ausgleichsversuche blieben bisher ohne Erfolg. D ie Zahl der Unbeschäftigten übersteigt 200 000 . D ie Polizeimacht ist verstärkt.

( Di e F l e i s c h e r m e i s t e r v o n P r e n z l a u ) wollen sich der Schlacht­hausordnung nicht in allen Stücken fügen und der M agistrat will den Wünschen der In n u n g nickt nachgeben. In fo lg e dessen darf bei hoher S tra fe von keinem Jnnungsm eister in P renzlau ein Stück Vieh geschlachtetwerden, bis der M agistrat nachgegeben hat.______________________

Verantwortlich für die Redaktion: P a u l D o m b r o w s k i in Thorn.Telegraphischer Berliner Börsenbericht.______________________ 15. Aug.

Tendenz der Fondsbörse: festest.Russische Banknoten p. K a s s a .......................Wechsel auf Warschau k u r z ............................Deutsche Reichsanleihe 3 '/ , o / o .......................Polnische Pfandbriefe 5 ^ ...........................Polnische L iq u id a tio n sp san d b rie fe ..................Westpreußische Pfandbriefe 3'/« <>/«) . . . .Diskonto Kommandit Antheile 14o/o . . . .Österreichische B an k n o te n ................................

W e i z e n g e l b e r : A ugust....................................Sept.-O kt...........................................................loko in N ew york ..............................................

R o g g e n : l o k o ..................................................A u g u s t ...........................................................Sept.-O kt...........................................................Oktbr.-Novbr.....................................................

R ü b ö l : A u g u s t..................................................S ep tem b er-O k to b er.........................................

S p i r i t u s : .......................................................50er lo k o ..................................................

2 4 5 - 7 02 4 5 - 5 0

9 9 - 5 07 2 - 5 069— 109 7 - 8 0

2 2 4 - 2 01 7 7 -6 5192—501 8 3 - 7 51 0 5 - 6 01 6 3 -1 6 7 - 2 01 5 8 - 2 01 5 4 - 7 05 9 - 5 05 6 - 6 0

6 0 -

14. Aug.

244—45244— 10

9 9 - 7 072—7 0 -9 7 - 8 0

2 2 3 - 7 01 7 7 - 3 01 9 2 -1 8 3 - 5 01 0 6 -2 51 6 4 -1 6 6 -U )1 5 8 - D155—5 9 - 5 05 8 - 6 0

6 0 -70er loko . .

70er A ugust-Septbr. 70er Septbr.-Oktober.

4 0 - 2 0 3 9 - 1 0 3 8 - 2 0 .

Diskont 4 pCt., Lombardzinsfuß 4V, pCt. resp. 5 pCr.

4 0 - 7 039—503 8 - 6 0

Kirchliche Nachrichten.S o n n tag (11. n. T rin ita tis) den 17. August 1890.

Altstädtische evangelische Kirche:M orgens 7 '/s U hr: H err P fa rre r Jacobi.Vorm. 9Vr U hr: H err P fa rre r Stachowitz. Nachher Beichte: Derselbe.

— Kollekte für die S tif tu n g zum Gedächtniß der Kreuzkirche.Neustädtische evangelische Kirche:

Vorm. 9 U hr: Beichte in der Sakristei der neustädtischen Gemeinde. Vorm. 9V4 U hr: Herr Prediger Kalmus.Vorm. 11Vr U hr: M ilitärgottesdienst. H err D ivisionspfarrer Keller. Nachm. kein Gottesdienst.

Evangelisch-lutherische Kirche:Vorm. 9 U hr: H err Pastor Nehm.Nachm. 3 U hr: Kindergottesdienst. H err D ivisionspfarrer Keller.

Evang.-luth. Kirche in Mocker:Vorm. 9Vz U hr: H err Pastor Gaedke.______________________

Meteoroloaische Beobachtungen i« Thorn.

D a t u m S t .B a r o m e t e r

w m .

T h e v m .

0 6 .

W in d r ic h ­t u n g u n d

S t ä r k eB e w ö lk . B e m e r k u n g

14. August. 2 b p 753.4 -j- 28.4 LM 79 b p — — W —

15. August. 7 b a 757.7 -l- 15.3 8L? 3

Vum m i- pakis.von 8 .

2o11kr. Versanüt änreb W . LI. fnankfunt s. N.Sperüal - kreisliZte in versebloss. Oouvert obne k'irwn A6A6N Lin8. von

20 kf. in Lrieüv.

14. ä. M s . zvuräk unser lie b e r ^m tsA S liosse

O d e r l e l r r e r D r . L r Ü l l ä v I ,Avükrond 6r H e ilu n g von lünZerom 86kw6r6n Itö id en suokto, in 86in6r V u to rZ tud t 6 r 6 8 l a u du rek einen p lö tn lie ke n ^ o ä au8 dem Leken abgerufen.

v o r V or8torbono k a t 28 dudro d in ä u re li in tre u e r A rb e it an dem O odoikon un8erer ^ n g ta l t rn itZ e ^v irk t und 8iok du rek 8eine v ie l8e itiA 6 be80nder8 niu8iku1i8oko B ild u n g und 8ein 1iodon8^vürdiA08, in Ae8unden T'a^on üderau8 ko ito ro8 und unroAondo8 ^Vo80n die L ied e 8einer L o lle ^ e n und F edü le r in kodem Naa886 ermorden,

^ i r werden id m a lle z e it ein treue8 A ndenken be>vakren.

vei' viceklor unä öss kekkechollegium lle§ Königl. l^mnasiums in Ikorn.

v o n I A l a r k » r rliekert in Kür268t6r k 'iis t in Lauderster ^uskütiruu^ äie

0 . DomiwovtZltl'»̂ « kuelllil'uekkk'ei.

s s l« ....... F » ! " »» vorm. verschied in Breslau am I I Herzschlage unser geliebter Gatte W » und Vater, der Oberlehrer

Iv r . Friedrich Gniii-kll> in seinem noch nicht vollendeten I

52. Lebensjahre.^ Dies zeigen tiefbetrübt an ^

I die trauernden H in terb liebenen . R

Neubau des Artushosesl städtischen Gesellschaftshallses) zu Thorn.

Die Ausführung des l . Loses der Tischler­arbeiten (Fenster und Thüren) für oben be­zeichneten Neubau soll im Wege öffentlicher Ausschreibung vergeben werden. Angebote in verschlossenem Umschlage m it entsprechen­der Aufschrift sind bis

Mittwoch den 27. d. M .vormittags Iv /s Uhr

im städtischen Bauamte einzureichen. Die Lieferungsbedingungen, sowie Anscklags- auszüge können vorher im Stadtbauamt eingesehen, auch von dort gegen Erstattung von 2 M ark Umdruckgebühren bezogen werden.

Thorn den 9. August 1890.Der Magistrat.

Die Baukomniisswn.Bekanntmachung.

Diejenigen, welche noch ganz oder zum Theil beklebte Sparkarten unserer früheren Pfennigsbarkasse besitzen, werden hierdurch wiederholt aufgefordert, dieselben sofort zur Einlösung bei der städtischen Sparkasse ein­zureichen.

Thorn den 13. August 1890.Der Sparkassen-Vorstand.Bekanntmachung.

Die Lieferung der für die Herbstpflan- zuna 1890 bei der Fortifikation erforderli­chen Baumvstänzlinge und zwar von 19100 Stück Heckenpflanzen, 33600 niede­ren und 33100 Stück höheren Strauch­pflanzen, ferner voll 23000 Stück Baum­pflänzlingen und ca. 154500 Kiefernpflan- zen, sämmtlich verschiedener Gattungen, soll in öffentlicher Submission

Sonnabend den 30 . August er.vormittags 11 Uhr

im diesseitigen Bureau vergeben werden.Die Bedingungen hierzu können im B u ­

reau der Fortifikation eingesehen und auch auf Verlangen gegen Frankoeinsendung von 1 Mk. in Abschrift abgegeben werden.Königliche Fortifikation Thorn.

Oeffentliche

fttiivilligk Nnjikiseriiiig.Montag den 18. August er.

vormittags 9 U hrwerde ich auf dem Weichselstrome hierselbst in der Nähe der Zollabfertigungsstelle

463 Nundkiefernöffentlich meistbietend gegen baare Zahlung versteigern.

Thorn den 15. August 1890.L o v t v l t , Gerichtsvollzieher.

I n der hiesigen Gemeinde ist die Stelle einesNachtwächters,Gemeindedieners rc. zum 1. Oktober d. Js . zu besetzen. Das Gehalt beträgt einschl. Miethsentschädigung 414 Mark jährlich. Wachzeit: Wintermonate die Nacht 6 Stunden, Sommermonate 5 Stunden. Auf diese Stellung reflektirende, junge kräftige Leute, welche annähernd gut schreiben und lesen können, wollen sich bis 1. September d. I . bei dem Unterzeichneten schriftlich melden und ihre etwaigen Zeug­nisse, M ilitärpapiere u. s. w. in beglaubigter Abschrift m it einsenden. Die Meldung muß eigenhändig geschrieben sein.

Piaske bei Podgorz den 8. August 1890. Der Gemeindevorstand.

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Das Gartengrundstück"Neue Culmervorstadt 66 ist vom 1. Ok­tober anderweitig zu verpachten. Näheres in der Expedition dieser Zeitung.________

Unfallanzeigensind zu haben bei 6. Domdrowski.

M S i m - ,Zu der letzte» Rnnnner der „Hörner " 7 " Zeitung" ist

ein Artikel „die Mijchpreise" enthalten, in mlchenl es mit Bezug aus die WWHenerung heißt: „Cs kämmen sonach für die M ilitär­verwaltung zwei Punkte in Betracht: Die Truppen leiden unter mangelhafter Verpflegung oder der Staat zahlt so hohe Preise, mie sie im Staatshaushalt nicht vorgesehen sind." Demgegenüber erkläre ich, daß durch die Hleischtheuernng weder die Truppen be- nachtheiligt werden, noch daß der Staat höhere Preise zahlt. Zch liesere das Misch für einen Theil der hiesigen Garnison und sür sämmtliche hiesigen Garnisonlazarethe gemäß meinen kontraktlichen Belichtungen trotz der erhöhten Biehpreise zu demselben Preise und in derselben vorschristsmäszigen guten D ua litä t wie seither. Der hierdurch entstehende pekuniäre Schaden fällt also nur mir allein zur Last.

Thorn den 15. August 1890.W I1 korcliM .

Mischermeister.Königliches Ostseeb,rd Crmrz.

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Verzeichnisse und Verkaufsbedingungen liegen am Auktionstage hier aus. Wagen stehen bei rechtzeitiger Anmeldung auf Bahnhof Kornatowo.

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