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1 lch möchte hier einige Geschichten einfügen, die die Durchsetzungskraft und -fähigkeit 2 meines Großvaters dokumentieren: 3 Altenlohm hatte eine alte Dorfkirche aus dem 13.Jhd.. Durch die Lutherische Kirchen- 4 reformation wurde Niederschlesien evangelisch. Die Gegenreformation katholisierte dieses 5 Gebiet wieder gegen den Willen der Bevölkerung. Altenlohm blieb jedoch infolge seiner 6Grenzlage im evangelischen Herzogtum Liegnitz {s.l.Zur,Geschichte Schlesiens.."). So 7 predigte der aus dem katholisch gewordenen Nachbardorf Aslau nach Altenlohm geflüchtete 8 evangelische Pfarrer an einem Grenzgraben auf der Altenlohmer, evangelischen Seite 9 stehend über das Wasser zur katholischen Seite zu den dort versammelten Aslauer Bürgern. 10Auf Dauer kam die zwangskatholisierte Bevölkerung der Umgebung mehr und mehr in die 11 Altenlohmer Kirche zurn evangelischen Gottesdienst. Daraufhin wurde der Kirchenbau 12 vergrößeft und musste in den nächsten Jahrhunderten noch mehrmals erweitert werden, so 13 dass die Kirche schließlich drei Emporen hatte und für 3000 Menschen Sitzplatz bot. Durch 14 die Säkularisierung Anfang des 1g.Jhd. wurden die Kirchen in den Dörfern wieder evan- gelisch, die Zahl der Kirchen- besucher in Altenlohm ging da- durch ständig zurück. Der riesige, vollständig in Holz gefedigte Bau, mit Holzschindeln gedeckt, verur- sachte der Gemeinde erhebliche Erhaltungskosten. Am 15.5.1935 brach bei Reparaturarbeiten arn Dach Feuer aus, die Kirche brannte vollständig nieder. Die brennenden Schindeln flogen mehr als 3 km weit; der Turm blieb lange stehen, weil dessen brennendes Fachwerk aus ur- alten Eichenbalken lange seine Tragfähigkeit behielt. Die Hitze war so groß, dass die Glocken schmolzen und abiropften. Einen wiedererstarrten Bronzeklumpen hatte mein Großvater als Briefbeschwerer auf seinem Schreibtisch. lch war einer der 3T letzten Täuflinge in dieser Kirche (Abb. 3.7, 3.8, 1 .4, 1.5.1.6)).Altenlohm brauchte nun eine 38 neue Kirche. Mein Großvater hatte seine eigenen Vorstellungen 31 32 n J 1 1 1 I I 2 2L 2 23 24 25 2 2

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1 lch möchte hier einige Geschichten einfügen, die die Durchsetzungskraft und -fähigkeit2 meines Großvaters dokumentieren:

3 Altenlohm hatte eine alte Dorfkirche aus dem 13.Jhd.. Durch die Lutherische Kirchen-

4 reformation wurde Niederschlesien evangelisch. Die Gegenreformation katholisierte dieses

5 Gebiet wieder gegen den Willen der Bevölkerung. Altenlohm blieb jedoch infolge seiner

6Grenzlage im evangelischen Herzogtum Liegnitz {s.l.Zur,Geschichte Schlesiens.."). So

7 predigte der aus dem katholisch gewordenen Nachbardorf Aslau nach Altenlohm geflüchtete

8 evangelische Pfarrer an einem Grenzgraben auf der Altenlohmer, evangelischen Seite

9 stehend über das Wasser zur katholischen Seite zu den dort versammelten Aslauer Bürgern.

10Auf Dauer kam die zwangskatholisierte Bevölkerung der Umgebung mehr und mehr in die

11 Altenlohmer Kirche zurn evangelischen Gottesdienst. Daraufhin wurde der Kirchenbau

12 vergrößeft und musste in den nächsten Jahrhunderten noch mehrmals erweitert werden, so

13 dass die Kirche schließlich drei Emporen hatte und für 3000 Menschen Sitzplatz bot. Durch

14 die Säkularisierung Anfang des 1g.Jhd. wurden die Kirchen in den Dörfern wieder evan-

gelisch, die Zahl der Kirchen-

besucher in Altenlohm ging da-

durch ständig zurück. Der riesige,

vollständig in Holz gefedigte Bau,

mit Holzschindeln gedeckt, verur-

sachte der Gemeinde erhebliche

Erhaltungskosten. Am 15.5.1935

brach bei Reparaturarbeiten arn

Dach Feuer aus, die Kirche

brannte vollständig nieder. Die

brennenden Schindeln flogen

mehr als 3 km weit; der Turm

blieb lange stehen, weil dessen

brennendes Fachwerk aus ur-

alten Eichenbalken lange seine

Tragfähigkeit behielt. Die Hitze

war so groß, dass die Glocken

schmolzen und abiropften. Einen

wiedererstarrten Bronzeklumpen

hatte mein Großvater als

Briefbeschwerer auf seinem

Schreibtisch. lch war einer der

3T letzten Täuflinge in dieser Kirche (Abb. 3.7, 3.8, 1 .4, 1.5.1.6)).Altenlohm brauchte nun eine

38 neue Kirche. Mein Großvater hatte seine eigenen Vorstellungen

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