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Lexikon und Register erz.ähltbcu ctistltcr lltp rl l, scheinbar.authentisch> in aller ihrer Inkohärenz darstellt. 6r-63, 65, 163 Darstellung: Die Form der erzähleri- schen Vermittlung einer - Hand- lwng. z4f. Dauer (Erzäblgeschwindigkelr): Das quantitative Verhältnis von - Er- zählzeit wd n erzähber Zeit; w- faßt die fünf Grundformen + Szene, - Raffung, + Dehnung, - ElliPse, - pawse. J2, J9-44 Dehnung (zeitdehnendes Erzählen): Eine zeitlupenartige Darstellungs- weise, in der die * Erzäblzeit (Text- länge) im Verhältnis zum Geschehen, von dem sie erzählt, besonders um- fangreich ist. 43 i. Diegese: - Welt Diegesis: Eine dichterische darstellende Rede. Platon unterscheidet innerhalb der Diegesis anhand des sogenannten .Redekriteriums, drei Formen: (a) einfacbe Diegesrs (der Dichter spricht ausschließlich als er selbst), (b) Mi- mesis (der Dichter läßt ausschließlich andere Sprecher als sich selbst in di- rekter Rede zu Vort kommen) und (c) einen Mischtyp mit übergeordne- ter Erzählerrede (= einfache Diege- sis) und darin eingebetteter, direkt zitierr.er Figurenrede (= Mimesis). 23f., 47 1., t6z direkte Rede: - zitierte Rede Distanz: Der Grad an Mittelbarkeit in der Präsentation des Erzählten. Die Darstellung von Geschehen kann im narratiuen (mit Distanz, d. h. mittel- bar) oder im dramatischen Modus (ohne Distanz, d. h. scheinbar unmit- telbar) erfolgen. 47f., t63 dramatischer Modus: - Distanz dramatisierter Erzähler: - Erzähler, der durch seine Erzählweise mehr oder we niger als eigenständiger Cha- raktcr erkcnnbar wircl. tol effct de r6el: --' lltalit,litscJl<'kt lrllipsc (Zt'rt.rprtnry, Artssp,trrlig): l'.irr Zeitabschnitt tlts tl.ttli stt'llt, rr (,r' schehens, dcr irt tlt'r t'r z.ilrl. r is, lt, rr Darstellung ausgcsl),lrt rvi'tl. M.rn unterscheidet je n,rch tlt'rtr ( ii.r.l ,l, r Rekonstruierbarkeit tlcr I ).tttt .lr'' ausgesparten Geschehcrrs .lLtrelt .lctr Leser bestimmte und unbt'sl ittt rr t t t Ellipsen; wird die Ellipse inr lrrz.ilrl zusammenhang markiert, ist sit ,'r plizit (,vieleJahre später. . .,), anclelrr falls ist sre irnplizit. 4zf. emplotment: - Handlwngsschema Episode: Eine Handlungseinheit n.ritt- lerer Größe zwischen einem einzcl- nen - Ereignis und derumfassenden - Geschichte eines narrativen Tex- tes. Eine E. ist entweder ein in sich relativ abgeschlossener Teil der Haupthandlung oder eine Neben- handlung. Irof. Ereignis: (r) + Motia. (z) + Sujet erlebte Rede: Eine Form der + trans- ponierten Rede; Darstellung einer (ausgesprochenen oder nur gedach- ten) Figurenrede in der 3. Person (in Ausnahmefällen auch in der r. Per- son), Präteritum, Indikativ, ohne ein- leitendes verbum dicendi (.Doch, jetzt wollte er Grete unbedingt von dem Nest erzählen!'). Im Unter- schied zur - indirekten Rele bleibt in dieser Zviischenform von direkter und indirekter Rede der individuelle Sdl der Figurenrede stärker erhalten, und im Unterschied 7u - Be@uflt- seinsbeicht :und - Innerem Mono- /og sind hier die unterschiedlicl.ren Sprech- bzw. Wahrnehmungsorte von erzählendem Subjekt und erle- bender Figur vermischt. 52,62, 163 Erzählen: Kommunikative Sprach- handlung, die eine - Erzäblunghcr- vorbringt. 3o, r64 Erzähler (narratizt e I nstanz, t'rzü b I t' t t dc s S ubj cbt): Pcrsonif izicrcrttlcr A tts tlrtrcli Iiir tl,ts Attss,tgcstrltit'kt .irr.'r. I:rziilrl.ctlc, tl.rs ir1 Ii,rll lt'r , Itl'lrrt Lexikon und Register erzähkheoretischer Begriffe Achronie: Fehlen einer chronologi- schen Relation zwischen verschiede- nen Ereignissen, die in einer Erzäh- lung erzählt werden. 33 f. Affektstruktur: Erzählstruktv (+ [y- zähkcberna) zur affektiven Steue- rung des Lesers (um z. B. Überra- schung, Spannung oder Neugier her- vorzurufen). rtr-ril Anachronie: Umstellung der chrono- logischen Ereignisfolge in der erzäh- lerischen Darstellung; entweder als - Analepse oder als + Prolepse, ll f. Anachronien unterscheiden sich im Hinblick auf ihre Reichueite (zeitlicher Abstand zvzischen der-r Zeitpunkten des Erzählens und des erzählten Ereignisses) und ihren Umfang (die Zeitdauer des anachro- nisch dargestellten Ereignisses), 34 f. Anachronien können homplett (wenn sie bis zur Gegenwart der er- zählten Geschichte heranreichen) oder partiell sein. 3 y Analepse (Rücht,endung): Eine Form der - Anacbronie; nachträgliche Darstellung eines Ereignisses, das zu einem früheren Zeitpunkt stattge- funden hat als dem, den die Haupt- handlung gerade erreicht hat, 33. Analepsen können aufbauend sein (wenn z. B. am Anfang der Er- zählung. im Anschluß an eine in me- dias res eingeführte Szene, Ereignisse ergänzt werden, die für das Verständ- nis dieser Szene und den folgenden Handlungszusammenhang von Be- deutung sind) oder auflösend (wenn - wic 2.. B. ir-r manchen Fällen der - dnafitisthcn Erzählung - arrr lrndc der Erzählung ein zunächst lücken- haft dargestelltes Ereignis nachträg- lich so vervollständigt wird, daß das bislang Erzählte in einem neuen Licht erscheint). 35 f. analytische Erzählung: Analog zum analytischen Drama und im Gegen- s^tz zur + synthetischen Erzählung beginnt die analytische Erzählung (wie sie z. B. viele Detektivgeschich- ten realisieren) mit einem rätselhaf- ten Ereignis, dessen rätsellösende Vorgeschichte sie im folgenden - analeptisch (mehr oder weniger voll- ständig) erzählt.38f. authentisch: - faktuale Rede autodiegetische Erzählung: Spezieller Fall der - bomodiegetischen Erzäh- lwng, in welchem der Ich-Erzähler zugleich auch die Hauptfigur ist. 8e-84 Bewußtseinsbericht (psycho-narra- tion): Darsrellung von Figurenbe- wußtsein im narratizten Modws mit einem relativ hohen Grad an - Di- stanz in der 3. Person (im Einzelfall auch in der r. Person), Präteritum. Im Unterschied zur - erlebten Rede .spricht, hier eindeutig ein er- zählendes Subjekt und nicht die erle- bende Figur selbst. (.Valtin hatte dar- über nachgedacht, ob er Grete ein Geheimnis verraten sollte, und er war nun entschlossen, es auszuplau- dern!,). 55,62 Bewußtseinsstrom (stream of con- sciousness): Radikale Form des - 1r- neren Monologs, die auf cinc geord nete Syntax verzichtct uncl rirtional r.richt gcstcucrtc [Jcwtrlltscins.rbl;iulc

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Lexikon und Register erz.ähltbcu ctistltcr lltp rl l,

scheinbar.authentisch> in aller ihrerInkohärenz darstellt. 6r-63, 65, 163

Darstellung: Die Form der erzähleri-schen Vermittlung einer - Hand-lwng. z4f.

Dauer (Erzäblgeschwindigkelr): Das

quantitative Verhältnis von - Er-

zählzeit wd n erzähber Zeit; w-faßt die fünf Grundformen + Szene,

- Raffung, + Dehnung, - ElliPse,

- pawse. J2, J9-44Dehnung (zeitdehnendes Erzählen):

Eine zeitlupenartige Darstellungs-weise, in der die * Erzäblzeit (Text-

länge) im Verhältnis zum Geschehen,

von dem sie erzählt, besonders um-fangreich ist. 43 i.

Diegese: - WeltDiegesis: Eine dichterische darstellende

Rede. Platon unterscheidet innerhalbder Diegesis anhand des sogenannten.Redekriteriums, drei Formen: (a)

einfacbe Diegesrs (der Dichter sprichtausschließlich als er selbst), (b) Mi-mesis (der Dichter läßt ausschließlich

andere Sprecher als sich selbst in di-rekter Rede zu Vort kommen) und(c) einen Mischtyp mit übergeordne-ter Erzählerrede (= einfache Diege-

sis) und darin eingebetteter, direktzitierr.er Figurenrede (= Mimesis).23f., 47 1., t6z

direkte Rede: - zitierte Rede

Distanz: Der Grad an Mittelbarkeit inder Präsentation des Erzählten. DieDarstellung von Geschehen kann imnarratiuen (mit Distanz, d. h. mittel-bar) oder im dramatischen Modus(ohne Distanz, d. h. scheinbar unmit-telbar) erfolgen. 47f., t63

dramatischer Modus: - Distanzdramatisierter Erzähler: - Erzähler,

der durch seine Erzählweise mehroder we niger als eigenständiger Cha-raktcr erkcnnbar wircl. tol

effct de r6el: --' lltalit,litscJl<'ktlrllipsc (Zt'rt.rprtnry, Artssp,trrlig): l'.irr

Zeitabschnitt tlts tl.ttli stt'llt, rr (,r'

schehens, dcr irt tlt'r t'r z.ilrl. r is, lt, rr

Darstellung ausgcsl),lrt rvi'tl. M.rn

unterscheidet je n,rch tlt'rtr ( ii.r.l ,l, r

Rekonstruierbarkeit tlcr I ).tttt .lr''ausgesparten Geschehcrrs .lLtrelt .lctr

Leser bestimmte und unbt'sl ittt rr t t tEllipsen; wird die Ellipse inr lrrz.ilrlzusammenhang markiert, ist sit ,'rplizit (,vieleJahre später. . .,), anclelrr

falls ist sre irnplizit. 4zf.emplotment: - Handlwngsschema

Episode: Eine Handlungseinheit n.ritt-

lerer Größe zwischen einem einzcl-nen - Ereignis und derumfassenden

- Geschichte eines narrativen Tex-

tes. Eine E. ist entweder ein in sich

relativ abgeschlossener Teil der

Haupthandlung oder eine Neben-handlung. Irof.

Ereignis: (r) + Motia. (z) + Sujet

erlebte Rede: Eine Form der + trans-ponierten Rede; Darstellung einer

(ausgesprochenen oder nur gedach-

ten) Figurenrede in der 3. Person (in

Ausnahmefällen auch in der r. Per-

son), Präteritum, Indikativ, ohne ein-leitendes verbum dicendi (.Doch,jetzt wollte er Grete unbedingt von

dem Nest erzählen!'). Im Unter-schied zur - indirekten Rele bleibtin dieser Zviischenform von direkterund indirekter Rede der individuelleSdl der Figurenrede stärker erhalten,

und im Unterschied 7u - Be@uflt-

seinsbeicht :und - Innerem Mono-

/og sind hier die unterschiedlicl.ren

Sprech- bzw. Wahrnehmungsortevon erzählendem Subjekt und erle-

bender Figur vermischt. 52,62, 163

Erzählen: Kommunikative Sprach-

handlung, die eine - Erzäblunghcr-vorbringt. 3o, r64

Erzähler (narratizt e I nstanz, t'rzü b I t' t t

dc s S ubj cbt): Pcrsonif izicrcrttlcr A tts

tlrtrcli Iiir tl,ts Attss,tgcstrltit'kt .irr.'r.

I:rziilrl.ctlc, tl.rs ir1 Ii,rll lt'r , Itl'lrrt

Lexikon und Register erzähkheoretischer Begriffe

Achronie: Fehlen einer chronologi-schen Relation zwischen verschiede-nen Ereignissen, die in einer Erzäh-lung erzählt werden. 33 f.

Affektstruktur: Erzählstruktv (+ [y-zähkcberna) zur affektiven Steue-

rung des Lesers (um z. B. Überra-schung, Spannung oder Neugier her-vorzurufen). rtr-ril

Anachronie: Umstellung der chrono-logischen Ereignisfolge in der erzäh-lerischen Darstellung; entweder als

- Analepse oder als + Prolepse,

ll f. Anachronien unterscheidensich im Hinblick auf ihre Reichueite(zeitlicher Abstand zvzischen der-r

Zeitpunkten des Erzählens und des

erzählten Ereignisses) und ihrenUmfang (die Zeitdauer des anachro-nisch dargestellten Ereignisses), 34 f.Anachronien können homplett(wenn sie bis zur Gegenwart der er-

zählten Geschichte heranreichen)oder partiell sein. 3 y

Analepse (Rücht,endung): Eine Formder - Anacbronie; nachträglicheDarstellung eines Ereignisses, das

zu einem früheren Zeitpunkt stattge-funden hat als dem, den die Haupt-handlung gerade erreicht hat,

33. Analepsen können aufbauendsein (wenn z. B. am Anfang der Er-zählung. im Anschluß an eine in me-dias res eingeführte Szene, Ereignisseergänzt werden, die für das Verständ-nis dieser Szene und den folgendenHandlungszusammenhang von Be-deutung sind) oder auflösend (wenn

- wic 2.. B. ir-r manchen Fällen der -dnafitisthcn Erzählung - arrr lrndc

der Erzählung ein zunächst lücken-haft dargestelltes Ereignis nachträg-lich so vervollständigt wird, daß das

bislang Erzählte in einem neuenLicht erscheint). 35 f.

analytische Erzählung: Analog zumanalytischen Drama und im Gegen-s^tz zur + synthetischen Erzählungbeginnt die analytische Erzählung(wie sie z. B. viele Detektivgeschich-ten realisieren) mit einem rätselhaf-ten Ereignis, dessen rätsellösendeVorgeschichte sie im folgenden -analeptisch (mehr oder weniger voll-ständig) erzählt.38f.

authentisch: - faktuale Redeautodiegetische Erzählung: Spezieller

Fall der - bomodiegetischen Erzäh-lwng, in welchem der Ich-Erzählerzugleich auch die Hauptfigur ist.8e-84

Bewußtseinsbericht (psycho-narra-tion): Darsrellung von Figurenbe-wußtsein im narratizten Modws miteinem relativ hohen Grad an - Di-stanz in der 3. Person (im Einzelfallauch in der r. Person), Präteritum.Im Unterschied zur - erlebtenRede .spricht, hier eindeutig ein er-

zählendes Subjekt und nicht die erle-bende Figur selbst. (.Valtin hatte dar-über nachgedacht, ob er Grete einGeheimnis verraten sollte, und erwar nun entschlossen, es auszuplau-dern!,). 55,62

Bewußtseinsstrom (stream of con-sciousness): Radikale Form des - 1r-neren Monologs, die auf cinc geordnete Syntax verzichtct uncl rirtionalr.richt gcstcucrtc [Jcwtrlltscins.rbl;iulc

I88 Lexileon und Regi.ster erzähLtheoretiscber Begriffe Lcxik"n und Rtgi:ttr' 1 v7,1ftf1ft1,tvttt', l,tt li, .'t rl l,

naLen Rede Ilktiv und von dem re alelr

Autor der Erzählung zu untcrschci-den ist, 68[. Zt den besonclcrcrr

Möglichkeiten der fiktionalen Rcclc

gehört, daß dieses fiktivc Subjcktnicht notwendig im Sinr-re eitrer l.cstimmten männlichen odcr wcibli-chen Person gestaltet sein nrull: indiesem Fall können aucl'r z. B. Kollektive, Tiere oder Gegenst:inclc tlicFunktior-r eines E.s übcnrchtncrr:aulSerdem kann das erzählcnclc Strlr

jekt hier mehr odcr rvenigcr kiirpcr-los bleiben und schcinbar trrr.rbhrirr

gie von jcder festen Bintlttrrg,rttRaum und Zeit sprcche Ir. Zttr LJntcr

scheidung vcrschicdctrcr'l\'pcrt r',,tt

Erz:ihlcrn dien.'n u.,r. tlic lllcrlirrralt'+ extra Lts. intrtdit'gt'tistl.t. -homo i,,s. bctt'rotliL'gt'tistlt. - rntzrr

ocrlässig us. zut,t'rl,issig, lio ti4, S9-

95, roof., r(r4. I)a ;llcs - lirz,liltltncinc konrlr.runik:rtivc Sprachhand-

luns d:rrstcllt, ist dic I{ollc clcs l'l.s

immer auch irl unmittclb,rrcu Zusammenhang zur Rollc dcsicnigcn

zu sehen, dem das Erzählte verrnittcltwird, d. h. dcs (fiktiven) Adrcssatcrr

bzw. - Lesers. 84-89, t 45 -t 5 3, r64f .,

167

Erzählgeschwindigkeit: - DauerErzählschema (Erzäblstruktur): Ein

aus ir-rdividuellen Erzählungen ab-

strahierter typischer Verlauf des Er-zählens, der über ein stereotypes +HandLungsscbema hinaus auch

Aspekte der Darstellung ur-rd der Er-zäl.rlpragmatik einschlie{lt. Ilt, ItI-r il.

Erzählsituation: Ve rmittlungsformdes Erzählens. F. K. Stanzel unter-scheidet drei typische E".en: die auktoriaLc (berichtende Darstellungdurch einen nicht der erzähltenlVelt zugehörieen - Erzäbler), diep crsonala (szcnischc, quasi-unrnittcl-b.rrc 1)arstcllun!l \'()m V,rhrnch-

mungsstxndpunkt einer Figur der

erzählten \Welt aus) und die Icb-Er-zähLsituation (berichtende Darstel-lung durch eine Figur der erz-ählter-r

Vclt). 89f., I65

erzählte Rede: Analog zunt - Be-

t, uf ts e ins b eric/rt resümierende Dar-stellung von gesprochener Figuren-rcde im + narratilen Modus mit ei-

nem relativ hohen Grad an -Distanz in der 3. Person (im Einzel-fall auch in der r. Persor-r), Präteri-tum, Indikativ. 5 r 1., 54 f., c'z

erzählte Velt: - Welrerzählte Zeit: Zcidauer der erzählten

Geschichte (im Unterschied zur -Erzählzeit). pl.

Erzählung: Schriftliche oder mündli-chc l)arstellung einer - Handlung.

loh.rzählzeit: Zeitdater, die für die Dar-

stellung der Gescl-richte aufgewendet

wird (im Unterscl-ried zur - erzählten Zeit); sie wird am Texturnfar.rg

(Seiter-rzahl) gemessen. 3of.extradiegetisch: Standpunkt außerhalb

der lVelt der erzählten Geschichte;die in einer Erzählung erzählten Er-eignisse sirrd - intradiegetisch, der

Erzählakt selbst ist extradiegetisch.

7t f.extradiegetische Erzählung Erzäh-

lung erster Stufe, die ztr Rahmener-

zählung wird, sobald sie eine Erzäh-lur-rg zweiter Stufe (- intradiegeti-scbe Erzählwng) enthält. 75 f.

faktuale Rede: Autl.rentische (schrift-liche oder mündliche) Rede aus Aus-sagesätzen, die von einem realen

Sprecher mit behauptender Kraft ge-

äu{lert werden (im Gegensatz zu -fiktionaler Rede). ro, 16o

fiktionale Rede: Schriftliche oclcr

mündlichc Redc .rus Auss:tgcs.itztrt,

die von eincnr rcalcn Autor ,rls 'rtt

rlrelttisclrc Bclr.rupttttrs,trt .ttt,t r,'ltihln crfttrrtlcttcrr Sprctlrcrs ( ' /ir

zäbler) imaginiert werden. Als Aus-sagen des Autors im Rahrren derrealen Kommunikation zwischcnAutor und Leser verstanden, handeltes sich bei der f. R. um eine real-

inauthentische Rede; als Sätze des

Erzählers terstanden, handelt es

sich um eine imaginär-authentischeRede im Rahrnen einer erfundenenKomn.runikation (im Gegensatz zur

- faktualen Rede). t7-r9, 16o-16zfiktiv: erfunden, irnaginiert (irn Gegen-

."12 2u ,1gxl,). r3fingiert: vorgetäuscht. rJFokalisierung: Die Perspektivierung

der Darstellung relativ zum Stancl-

punkt eines wahrnehmenden Sub-jekts. Man unterscheidet Nullfokali-sierung (= auktorial; Überstcbt), in-terne E (= ahtorial; Mitsicht) undcxterne F. (= neutral: Auflensicht);im besonderen Fall eir-rer internen E

differenziert man zwischen fixierte4'uariabler und muhipler F.6z-67, 163,

r6tfree indirect style (ree indirect speech):

- erlebte RedeFrequenz: \Wiederholungshäufigkeit

von Ereignissen entweder auf derEbene der Handlung oder auf derEbene der Darstellung. Man unter-scheidet singulative (.einn-r;rl erzäh-len, was sich einmal ereignet hat'),rePetitiae (.wiederholt erzäl-rlen,

was sich einmal ereignel [x1,) unditerative (.einmal erzählen, was sichwiederholt ereignet hat') Erzählun-gen. )2,4t-47

Gedankenzitat: Durch ein verbum di-cendi oder credendi eingeleitete kür-zcre [),.Lrstcllung von Gcdanken cine rIrigtrr in clirclitcr Recle (- ziticrtcIltdt'). 6o

(lcsclrehcrr: Iro]gt v.rr chlonologis.h.rtrl,irt.rrrtlt'r'Ir'lgctttltn, l.rtiytris:ttrnrtt kotrsl.trtlt rrr Srrl,i, lit. r,,,,1 L

(,estlriclrtt: I),rr ,lttr,I) I rr( n l\.ru!,rl( n

I',rkliiltrngszrrs.lnulr'nlr.rnl' nr,'uviertc( ' tllolti'tt'ttrtt,t, )trt,lzrt, rr', ','sinrtvttllcrt (jattzt n iltlt llt tt t tr' , I ,rscheben eirrer l.rz.ilrlLrrrri. r ,,r

Handlung: (r) I)ic (ics.rnrtlrL it rll',, rr.

tpas erzählt wircl - inr LJrrt,r.,lu,,lzur Art und tü7cisc scirru , rz.rlrl, "schen - Darstcllung: urrtl.tlit ,lr,

Elemente - Ereignis, - (it'trl,tl,, tt

utd - Gescbichte, 25. (:.) I Iantlltrrrri

einer Figur.Handlungssch ema (H antll uzrg.sslr r,{'

tur):Ern aus der individuellc'rr I l.rrrtl

lung einer Erzählung abstralriertt'rGrundri{l mit ciner abgeschkrsscncn

und sinnhaften (2. B. archetvpischcrr)Struktur (- Erzäblschcma). r.] t,t5r, t56-r59

heterodiegetische Erzählung: Erz.äh

lung, deren Erzäl-rler nicht zu clc:r

Figuren seiner eigenen Geschichtcgehört. 8 r f.

homodiegetische Erzählung: Erzäh-lung, deren Erz-ähler als Figur in sci-ner eigenen Gescl-richte vorkornurt.8r

Implikationen: Ledi glich irnplizit oclcr

unbestimmt gegebene, im Leseakt z-u

rekonstruierende Tatsachen dcr c'r-

zählten Iü/ek. Zt unterscheiden sin.l

analytiscbe, pragmatische und litera-rk ch - leonv en tione lle Irnplikationcn.rrz. f.. rz3,f.. r3:1f., r491., r64. r66

indirekte Rede: E,ine Form clcr -transp on ierten Rede; Darstellung ci -

ner (ausgesprochenen odcr nur gc

dachten) Figurenrede mit eincr grii-lJeren - Distanz als irr Fall clcr .-'

erlebten Rede; im Ur.rterschiecl zurerle bten Rede wird dic i.ll. tlurcirein verbum diccncli cingcleitct, untlanclcrs als clort sinrl dic indikativischcrr Verbfornrcn in clcrt Kon jtrnl<tiv

vcrsch,,l.crr. 5:, 5S, (r:

lnncrcr Monolog: Littt li,rt tr ,l, t

//ltt tlt )t /ir',/r'; l.irrrit rr', irr I lrrtt r

', I'i,,1 /t , li' ,, trlit,, ttr'l,, tr' l,t

I t t t I',,tt rt tt rl li t t, t tl t t rt t,t ltlt I trot r'l t rr lttt llttlt tl I r

urrtl , t,iltlt!rr ltlr/t st.hcirrb:rr ohrr,., l)ist,tttz crlolgcnclc l)arstcllung

vorr Irigurcnl;cwulltsein in der r. per-son, I)räscns; hat ein Prosatext kei-ncrlci Erzählrahmen und besteht erdurchgängig aus der Darstellung derBewußtseinsvorgänge einer Figur,spricht man von einem dutonomenInneren Monolog. 6o-63,99, 163

intradiegetisch: Standpunkt innerhalbder Velt der erzählten Geschichte;im Unterschied zu dem - extradie-getischen Erzählakt, der eine Erzäh-lung hervorbringr, liegen die in dieserErzählung erzählten Ereignisse aufeiner zweiren, intradiegetischenEbene.76

intradiegetische Erzählung (Binnen-erz ä b lwn g): Erzählung zweiter Stufe,d. h. Erzählung in der Erzählung einerFigur, die der erzählten \felt einerRahmengeschichte angehört, 76.Rahmen- und Binnengeschichte kön-nen konsekutio (kausal) oder korre-latio miteinander verknüpfr sein. 78

Isochronie: - Szene (zeitdeckendesErzäblen)

iteratives Erzählen: - FrequenzLeser (narratia er A dre s s at): Personifi -

zierender Ausdruck für den narrari-ven Adressaten einer Erzählrede,dem das Erzählte durch einen - Er-zäblerverniuelt wird. Im Fall der'fiktionalen Rede ist zwischen einemfiktiven und einem realen Leser zuunterscheiden, wobei der fiktive Le-ser in Analogie zum fiktiven Erzählernicht notwendig mit einer bestimm-ten männlichen oder weiblichen per-son gleichzusetzen isr. Berücksich-tigt man, daß alles - Erzählen ejnekommunikative Sprachhandlungdarstellt, so ist die Rolle des Lesersinrmer auch im unmittelbaren Zu-sammenhang zur Rolle des (fiktiven)L,rzählers zu sehen. 84-88, t46, t49-r5r, 164, 167

rnctadiegctischc t.rzählung: I,.rziih-lung dritter Stufe, d. h. Erzählung ei-ner Figur, die der erzählten lü/elt einer+ intra die ge tis c h en Erz äb lung ?nge-hört (also einer Binnengeschichte,die ihrerseits zu einer Rahmenge-schichte wird); eine Erzählung vier-ter Stufe ist metametadiegetisch etc.

76Metalepse: Nur in - fiktionaler Rede

möglicher <narrariver Kurzschluß,,bei dem infolge einer Rahmenüber-schreitung die Grenze zwischen rextra- und + intradiegetischer posi-tion aufgehoben wird (indem z.B.die Figuren eines Romans über ihrenAutor sprechen, oder der Leser einesRomans zu dessen Protagonisten ge-hört).79f.,88

mise en abyme: Paradoxe Erzählkon-struktion, bei der Binnen- und Rah-menerzählung einander wechselsei-tig enthalten; Voraussetzung der m.e. a. ist eine narrative - Metalepse.

79, rr5, 164mimetischer Satz: Aussagesatz, der

(im Unterschied zum - theoreti-scben Satz) die Existenz eines singu-lären und konkreten Sachverhalts be-hauptet. Mimetische Sätze vermittelndie wichtigsten Informationen überdie konkrete Beschaffenheit der er-zählten \Velt. Gehören sie der Erzäh-lerrede an, sind sie in der Regel not-wendig wahr und nur in einigen sel-tenen Fällen des - unzur.,erlässigenErzäb lens von zweifelhafter Gewiß-heit. roo-ro3, r6;

Modus: Der Grad an Mittelbarkeit(- Distanz) und Perspektivierung(- Fokalisierung) des Geschehens.

30, 47, 163

Motiv (Ereignzi): Die kleinste themati-sche Einheit der Handlung. Man un-terscheidet zwischen dynamischen(Figurenhandlungen und Gescheh-nisse) und stdtischen (Zusrände und

l'r1',r'rrst lr.rltt tt) t,trvi.' zrvis, lt.'tt i', t

l,'ttrtl,ltttr Lrrrtl /r'r'rll (liir tlcrr I l,rrrtlI rr rr gsvcll.rrr I rtoI lvt'rttl i gctr bzrv. rriclrt

rrotwcnrligcrt) Motivcn. rotl f., l4o,r('5 l.

Motivation ( M otiv icrung) des Gesche-hcns: lnbegriff der Beweggründe fürclrs crzälrlte Geschehen. Es sind kau-s aLc, finale und as th e tis cb - k omp o sit o-

risthc Arten der Motivation zu unter-scheiden. r ro-r r9, r5r, 165

narrativer Modus: - Distanznarrative Sätze: Aussagesätze über Er-

eignisse, deren tWahrheit auch vonspäteren Ereignissen abhängt. rzr

Ordnung: Verhältnis zvrischen der An-ordnung der Ereignisse in der erzäh-

lerischen Darstellung und ihrerquasi-realen Chronologie. Die Ord-nung kann cbronologisch, anacbro-niscb oder achronisch sein. 3z-39

Ort des Erzählens: Ebene, auf der der

Erzählakt stattfindet. Man unter-scheidet - extradiegetiscbes, - in-tradiegetisches und - metadiegeti-scbes Erzählen. 75-8o

Pause: Unterbrechung der fortlaufen-den Darstellung des Geschehens zu-gunsten von Reflexioner-r, Beschrei-

bungen oder Komment^ren. 44Prolepse (Vorausdeutwng): Eine be-

stimmte Form der - Anachronie;ein in der Zukunft liegendes Ereigniswird vorwegnehmend erzähk, 33.Man unterscheidet zukwnftsgewisse

und zuk.unftsunge@isse Prolepsen.

36f ., 98, 165

psycho-narration: - BeuuJltseins be-

ricbtRaffung (zeitraffendes oder swmmari-

sch e s Erzählen): Stark zusammenfas-

sendes Erzählen eines urnfangreichenGeschehensabschnittcs. 4 r

Realitätseffekt (effet de riel): Entstehtdurch das ausdrückliche Erwähnenvon konkreten Details der erzählten\ü7elt, das scheinbar disfunktional für

.lit' r'l z,ilrlt'r;\( lr(' ( )l\(tttottti, ttt tttr,lg,'r,r.l,' ,l,r,lLrr,'lt zLtrtt ALts,lr ttcli ,l, r

Wiclcrstiindiglicit tlcs lrelitisclrt'rrwrrd.5r, rr7

Reichweite: - Anachronicrepetitives Erzählen: - Frcqut'nz

Rückwendung: - Analepse

Schemaliteratur: Literatur, die weni-ger durch künstlerische Innovationals durch Variation gattungstypischerHandlungs- und Erzählschemata be-

stimmt ist. rt7, r36f ., r5r, ry9, 166

script: Mentale, nichtsprachliche Re-

präsentation einer typischen Ereig-nisfolge. I 5o

singulatives Erzählen: + Frequenz

Stil: (r) Im Sinne von.Sprachstil, eine

Eigenschaft der Darstellungsebenevon Erzählungen. (z) Der Stil einer

erzählten \ü/elt wird bestimmt durchdie spezifische Füllung der Modalka-tegorien des Möglichen, Notwendi-gen und Vahrscheinlichen sowie

durch das Verhältnis zwischen expli-zit und implizit Thematisiertem unddcm Verl-rältr-ris zwischen themati-schem Vordergrund und unthemxti-schem Hintergrund. r3z-r34, i66

Stimme: Der (binncn-)pragrnatischcAkt des Erzählcns; un-rfa{lt cl:rs Vcr-

hältnis von erz-ril-rlcndcrl Subiekt undErzäl-rltem sowie cias Vcrhältrris vonerzählendern Subickt urrd Lescr. 3o,67-89, tQ[.

stream of consciousness. - Rcwußt-seinsstrom

style indirect libre: - crlcbtc Rcdc

Suche (engl. quest, [r7.. qu0ta): Eirtweitverbreitetes * Ilandlungs-schema. t44, r54, 167[.

Sujet: In der Erzähltl-rcoric .1. M. Lot-mans ist die Sujcthaftigkcit cirr kon-stitutives Merkrnal nlrrirtivcr Tcxtc.

Sie besteht aus (clcnr Vcrsuch) dcrÜberschreitung eir.rer klassifikatori-scherr Grcrrzc zwiscltcrt zwci gegen-

sätzliclr sernantisicrtcn Tcilräumcn

-a-

t9) l.enkon xnd Rqßtcr crziihlthutrttitthu ßcgrilJ't

clcr crzrihltcn Welt durch dic tlaupt-figur, Sujcthaftc Textc können inreaolutionäre (bei gelungener Über-schreitung) oder restitutioe (bei miß-lungener Überschreitung) unter-schieden werden; in restitutiven Tex-ten mißlingt die Überschreirung,weil sie entweder scheitert oder auf-gehoben wtd. r 4o-r44, 167

synthetische Erzählung: Im Gegen-satz zl;'r - analeptischen + analyti-schen Erzählung erzählt die synthe-tische Erzählung ein Gesc[rehen inseiner chronologischen Reihenfolgeohne - Anacbronien. Sg

Szene (zeitdechendes Erzäblen): Rela-tiv enge Korrelation zwischen derDauer der Erzählung und der Dauerdes erzählten Geschehens, die vorallem in dialogischen Erzählpassagenerreicht wird. 4o, 44

theoretischer Satz: Aussagesatz, der(im Unterschied zu einem - rnime-tiscben Satz) die Existenz eines all-gemeinen Sachverhalts behaupter.

99f., t6Stransponierte Rede: Darstellung einer

(ausgesprochenen oder nur gedach-ten) Figurenrede in einer Mischformvon dramatischem und narrativemModus; entweder als - indirehteoder als - erlebte Rede. 12,62

Umfang: - AnachronieUnbestimmt-Vorhandenes: + Impli-

hationenunzuverlässiges Erzählen: Behaup-

tungen über die erzählte ri(elt, dieals zweifelhaft oder falsch aufzufas-

scn sind. l)ie Unz.uverlässigkeit kannsich, teilwcise oder insgesamt, auf dieFigurenrede oder die Erzählenede,aluf die theoretischen oder die n1ime-tiscben Sätze eines narrativen Texteserstrecken. roo-r04

Vorausdeutun g; - ProlepselVelt (erzäbhe Weh, Diegese): Inbegriff

der Sachverhalte, die von einem nar-rativen Text als existent behauptetoder impliziert werden. Erzählte'Welten können homogen oder hete-rogen, uniregional oder pluriregio-nal, subil oder instabil, rnöglicboder unmöglich sein. z3 f ,, rz3-r14,16z, 166

Zeie Alle möglichen Formen des Ver-hältnisses zwischen d.er Zeit der Er-zählung und der Zeit des Gesche-hens, 3o-47, 163; umfaßt die Para-meter + Ordnung, - Dauer, -Frequenz.

Zeitpunkt des Erzählens: ZeitlichesVerhältnis des Erzählakts zu demZeitpunkt des erzählten Geschehens.Man unterscheidet späteres, gleicb-zeitiges l;;nd, früheres Erzählen. 68-7 5

zitierte Rede: Darstellung einer (aus-gesprochenen oder nur gedachten)Figurenrede, die im Unterschiedzur + erzählten und - transponier-ten Rede scheinbar unmittelbar, d. h.ohne - Distanz im dramatischenModus in der r. Person, Präsens er-folgt; umfaßt + Bewußtseinsstom,

- direhte Rede, - Gedankenzitat,

- Innerer Monolog. yr,6o-61

Personen- und \Werkregister

Aarne, Antti 46, t11Abbott, H. Porter 164

Adams, Jon-K r61

Aichinger, IlseSpiegelgeschicbte 38, 88 f'

Anderegg, Johannes 54, 16r

Apuleius, LuciusDer goldene Esel too, tz7

Aristoteles rrf., zz, rt7f., t35, 16o

Asmuth, Bernhard 38

Austen, Jane 163

Austin, John L. 16z

Bachtin, Michail 7, ßY t6S

Bal, Mieke 24,32,34, 16o, ß1f '

Bally, Charles 163

Balzac, Honor6 de 67, t44, ß6f'Das Chagrinleder 66

Eugänie Grandet +6{. 49

Die Muse der Provinz 77

Barthes, Roland 26, 5t, rr7, r44, 16o,

ß5-167Baudrillard, lear. 17

Bauer, Matthias r6o

Beauvoir, Simone de

Monologue 6r

Beckett, Samuel

Molloy 7rWie es ist ro4

B6dier,Joseph r67

Bellamy, EdwardLoohing Bachutard: zooo-r887 7o

Belliger, Andr6a 168

Benveniste, Emile 4, z6

Bickerton, Derek 163

Bierce, AmbroseAn Occurence at Outl Creek Bridge

18, 44,67, tozBinder, Hartmut ro5

Bisanz, Adam J' 3z

Blanckenburg, Friedrich von r r 8

Bleckwenn, Helga 3rBoccaccio, Giovanni

Decamerone 76,78Bodmer, Johann lacob rz9, t66

Boileau, Nicolas zrBolte, Johannes r36, r 53

Booth,lü/ayne C. roof.' r64f.

Borges, Jorge LuisDer Garten d'er Pfade, die sich oer-

zueiSen t3tI.Der Süden rcz

Bourdieu, Pierre 19

Bower, Gordon rzrBracht, Edgar 164

Brandt, rü(/olfgang r6 5

Breitinger, Johann Jacob r29, 166

Bremond, Claude rJt, rt8' t65-r67

Brewer, \(lilliam F. rzr, r5of'Broch, Hermann

Huguenau oder die Sachlichkeit fif 'Brod, Max ro5 f.

Brooks, Cleanth 64

Brumble, H. David I r 8

Büchner, GeorgLenz 45,67-69,7r f., 8z' 84

Bühler, Villi 163

Burckhardt, Jacob I 59

Burger, Harald 161

Burkert, \üüalter r;3-r51, r68

Burrichter, Brigitte r6tButor, Michel

Paris-Rom oder Die Modifikation8zf.

Caesar, Gaius Julius r8

Commentarü de bello Gallico t8

Calvino, Italo'Wenn ein Reisender in einer Win-

temacht 871.

un(l (l('s l'irrrirrgs. Seirrc Kornbin.rtion nrt'hrerct' setttioti'sclrer' l(alt,ilt'elrrri)glicht eine'Mehrschichtigkeit unrl l)olyplrorrir'dt's I'llz.ilrlctts. l)it',tttdiovisuelle Darstellung verleiht der dargestellten Welt gloflt' Konklclht'itund Detailliertheit, erschwert jedoch die Fokussierutrg Itarrativcl lrtlirr'mationen und die Vermittlung abstrakter Bedeutungerr. Die ZttscltaLtct'können die dargestellten Ereignisse aus frei wechselnden Perspektivenverfolgen und die optische und akustische Perspektive der Figuren .ruIdas Geschehen manchmal scheinbar direkt übernehmen; sie müssen clas

abstrakte Denken der Figuren, ihr Fühlen, Wünschen und Bewerten al-lerdings vorwiegend aus äußeren Hinweisen erschließen. Nicht zuletztzeichnet sich zumindest das Erzählen im Spielfilm auch in pragmatischerHinsicht aus, unter anderem durch seinen Produktionsaufwand, die Aus-richtung auf ein großes Publikum, die Tendenz zur Bedeutungsoffenheit,die Relevanz von Genres, Stars und Handlungskonventionen sowie durchseine emotionale Wirkungsstärke.

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tive technique. Cambridge, Mass./London t999.

"uI

Vl. Anhang

r GlossarerzähltheoretischerGrundbegriffez Über die Autoren und Beiträger

3 Verzeichnis der Abkürzungen

4 GrundlagenwerkederErzähltheorie5 Sachregister6 Personen- und Titelregister

r I Glossar erzähltheoretischer Grundbegriffe

Dieser Überblick über die wichtigsten erzähltheoretischen Termini wurdevon Christiane Hauschild erstellt und von Henning Brockmann überar-beitet sowie ergänzt.

Achronie: Fehlen der zeitlichen Einordnung eines + Ereignisses oder + Gescheh-nisses auf der Ebene der Geschichte. Von achronischer Struktur spricht man auchdann, wenn die Zeitstruktur eines Textes insgesamt aufgrund einer komplexenVerschränkung von - Analepsen und + Prolepsen nur schwer erkennbar ist(s. auch + Ordnung).

Adressat: In der Iiterarischen Erzählkommunikation auf einer Ebene mit dem+ Erzähler stehende Adressateninstanz der erzählenden + Rede. Meist bleibt dernarrative Adressat unmarkiert, in einigen Fällen kann er aber in der + Erzähler-rede auch direkt angesprochen werden. Wie der Erzähler vom J Autor muss auchder narrative Adressat vom realen + Leser unterschieden werden.

Aktant (von lat. actio, frz. acte'. Handlung i. S. v. Handeln): Form einer handeln-den Instanz; als Kategorie der Beschreibung von + Figuren ein Konzept der vonAlgirdas Julien Greimas geprägten Sömantique structurole (1966, dt. StrukturaLeSemantik). Ausgehend von Vladimir Propps Analyse der sogenannten ,russischenZaubermärchen, weist Greimas erzählten Figuren sechs mögliche abstrakte (inallen Erzähltexten wiederkehrende) Rollen zu: Subjekt (der Held), Objekt (das be-gehrte Objekt oder die gesuchte Person), Adressant (der Auftraggeber), Adressat(derjenige, der den Auftrag erhält), Adjuvant (der Helfer) und Opponent (der Geg-ner) (s. auch + Funktion, + Handlung, + Handlungsschema).

Anachronie: Abweichung vom Regelfall des - chronologischen Erzählens. [mFall der Anachronie stimmt die temporale Anordnung der + Ereignisse und + Ge-schehnisse auf der Ebene der Geschichte nicht mit der Anordnung der Ereignisseund Geschehnisse auf der Ebene des Diskurses überein. Die beiden grundlegendenForrnen der Anachronie sind + Analepse und + Prolepse. Anachronien könnerrnach ihrer Reichweite (zeitlicher Abstand zwischen dem Zeitpunkt der gegenwär-tigen Handlung und dem Zeitpunkt der Anachronie) und nach ihrem Umfang trrr

terschieden werden (s. auch + Ordnung).

Analepse: Forrn der + Anachronie; nachträgliche Erwähnung eines + Ercigrrisses oder + Geschehnisses, das innerhalb der Geschichte zu einenr friiht'rt'rr Zt'itpunkt des + Geschehens stattgefunden hat (vgl. Gegenbegriff + Prolepsc).

1".'

llrr.otr.llrr lr.t( ,t rtrrrllrr.llt tl lr.

.rn.rlytischc Erzählung: t)lr'.ln.rlyti$cllc litz.ihluttg, llcgitutt n)it ('{nonl + lilcilitti$und rckotrstruiert rtickblickend in + Analepsen rias + Geschehcn, das zu tlicscrrrlrre'ignis geführt hat. Analytisch aufgebaut sind z. B. Detektivromane [vgl. Gegen-

begriff + synthetische Erzählung).

anaphorisches Erzählen: Kategorie des Parameters + Frequenz; Sonderform des+ singulativen Erzählens. Anaphorisches Erzählen folgt der Formel nE/nC (n-

mal erzählen, was n-mal geschehen ist).

Anisochronie (gr. a(n)-: verneinender Partikel, lso: gleich, clLronos'. Zeit): Begriffdes Parameters der + Dauer nach Genette.

auktoriale Erzählsituation: Typus der + Perspektivierung nach dem Konzept der+ Erzählsituationen von Stanzel. Die auktoriale Erzählsituation zeichnet sichdurch die Anwesenheit eines persönlichen, sich in Einmengungen und Kommen-taren zum Erzählten kundgebenden + Erzählers aus, der nicht Teil der erzähltenWelt ist (vgi. + Ich-Erzählsituation, + personale Erzählsituation).

äußere Rede: Sämtliche mündliche Außerungen einer Figur, auch Selbstgespräche(s. auch + Figurenrede; vgl. + innere Rede).

autodiegetischer Erzähler: Sonderfall des + homodiegetischen Erzählers. Der+ Erzähler ist als + Figur Teil der + erzählten Welt und zugleich die Hauptfigurder Geschichte.

Autor (lat. auctor: Urheber, augere'. l'rervorbringen): In der literarischen Erzähl-kommunikation auf einer Ebene mit dem realen + Leser stehender realer Pro-duzent des Textes und historischer Urheber eines Werkes. Der Autor muss vom+ Erzähler unterschieden werden.

Autorinstanz: In der literarischen Erzählkommunikation auf einer Ebene mit der+ Leserinstanz stehender )Stel lvertreter< des realen + Autors in der + Erzählung,der die Einstellungen und Wertungen des Autors zum Ausdruck bringt. Die Autor-instanz muss vom realen Autor und vom + Erzähler unterschieden werden.

Das Konzept ist sehr umstritten, da in vielen Erzähltexten eine Autorinstanzkaum in Erscheinung tritt bzw. nur sehr schwer vom Erzähler zu unterscheidenist. Wayne C. Booth stützt sich auf das Konzept der Autorinstanz, um + unzuver-lässiges Erzählen zu definieren (s. auch + Distanz).

Bewusstseinsstrom(streom oJ consciousness): Absolut selbständige Form des frei-en inneren Monologs bzw. des autonomen Gedankenzitats, die eine Nachahmungder freien Assoziation als Verfahren der Psychoanalyse darstellt [s. auch + Figu-renrede).

Binnenerzählung: Von einem übergeordneten Erzähler in seine Erzählung inte-grierte untergeordnete Erzählung, auch >Erzählung in der Erzählung< genannt(s. auch + Erzählebenen; vgl. Gegenbegriff + Rahmenerzählungl.

chronologisches Erzählen (gr. chronos: Zeft, loSos: Ordnung): Präsentation der+ Ereignisse und + Geschehnisse im ordo naturalis, d.h. in ihrer natürlichen,quasi-realen Reihenfolge auf der Ebene des a Geschehens (s. auch + Ordnung).

co-occu rc n ce : + simullepse.

covert naftatot (engl. verborgener Erzähler): + Erzähler, der kaum oder gar nichtin Erscheinung tritt. Die Vermittlungsfunktion des Erzählers scheint kaum vor-handen und die Erzählung sich selbst zu erzählen (s. auch d Distanz im SinneG enettes, + Mittelbarkeit; vgl. G egenbe gr ilf + ov ert narr":otor).

Dauer: Parameter zur Beschreibung des Verhältnisses von + erzählter Zeit und+ Erzählzeit in Bezug auf den jeweils in Anspruch genommenen Zeitraum in )Ge-

"tI

llrr.orclirr lrr.r

(, r rrrrrllrr.gir rl lr.

sclrit'lrlt.< urrtl irrr 'l)isl<rrls,. tlnterschictlerr wcrrlen + lsochrolrie (- zcitdecken-rles lirzählen) urrtl tlie + Anisochronien (Abweichungen im Verhältnis von l,lr-

z.ihlzeit urtcl e'rzählter Zeit) a Zeitraffung mit dem Sonderfall der + Ellipse und+ Zeitdehnung mit dem Sonderfall der + deskriptiven Pause (s. auch + Zeit; vgl.+ Frequenz, + Ordnung).

deskriptive Pause (erzählte Zeit < * Erzählzeit, wobei -: >unendlich viel als< be-deutet): Kategorie des Parameters + Dauer, Sonderfall der + Zeitdehnung. Einedeskriptive Pause liegt vor, wenn das Erzähltempo so stark verringert wird, dassdie erzählte Zeit stillzustehen scheint, d. h. dass der Fortgang der + Handlung un-terbrochen wird. Deskriptive Pausen dienen dem + Erzähler z.B. zum Einfügenvon Kommentaren oder für detaillierte Beschreibungen.

Dialogizität: Begriff von Michail M. Bachtin. Dialogizität manifestiert sich u. a. inder Eigenschaft erzählender Texte, grundsätzlich zwei Sinnpositionen abbildenzu können, mit denen sich unterschiedliche Benennungen und Bewertungen dererzählten + Geschichte verbinden können: die eines + Erzählers und die einersprechenden Figur. Dialogizität im Sinne Bachtins bedeutet, dass mit der Rede ei-ner Figur ein neuer Wertungshorizont in den Erzähltext eingebracht wird. In derNarratologie ist dieses Konzept teilweise in Theorien zur + Perspektivierung ein-geflossen, z.B. bei Schmid (s. + Erzählperspektive).

Diegese: Der Terminus dldgäse wurde von Etienne Souriau in die Filmtheorieeingeführt. Souriau bezeichnet damit all das, was sich laut der vom Film präsen-tierten Fiktion ereignet und was sie impliziert, wenn man sie als wahr ansähe.Genette übernimmt den Begriff 1972 als Synonym zur >Erzählung als Geschichte(histoire)<.1983 präzisiert er die Bedeutung: Die Diegese ist )das Universum, indem die Geschichte spielt, in etwa so, wie man sagt, daß Stendhal nicht im selbenUniversum lebt wie Fabrice".

Diegesis: Begriff von Wolf Schmid zur Bezeichnung der + erzählten Welt; Ortdes + Geschehens (s. auch + Erzählebenen, + erzählte Welt, vgl. Gegenbegriff+ Exegesis).

diegesis vs. mimesis: Begriffspaar zur Bestimmung der Form der + Rede nachPlaton. Die Form des + Erzählens, in der ein + Erzähler spricht, nennt Platondiegesis; die Wiedergabe von Figurenrede hingegen bezeichnet er als mlmesrs. DasEpos (d. h. der Erzähltext) stellt nach Platon eine Mischform aus diegesfs und ml-mesls dar, da es sich aus + Erzählerrede und + Figurenrede zusammensetzt. InAnlehnung daran unterscheidet die moderne Erzählforschung zwei + Modi derDarstellung: Im diegetischen Modus werden + Geschehen und Figurenrede durcheine Vermittlungsinstanz dargestellt; im mimetischen Modus wird Figurenredein direkter Form möglichst authentisch wiedergegeben (s. auch + dramatischerModus, + narrativer Modus).

diegetisch: alles, was zur Ebene der + Diegesis gehört. Schmid verwendet denBegriff 'diegetischer Erzähler< als Alternativbezeichnung für + homodiegetischerErzähler (vgl. Gegenbegriff + nichtdiegetisch).

diegetischer Modus: - dfegesis vs. mimesis.

discours: + histoire vs. discoars, + Geschichte vs. Diskurs.

Diskurs: + Geschichte vs. Diskurs.

Distanz: Genette bezeichnet als distance (frz. Distanz) den Grad der + Mittelbar-keit des + Erzählens. Die Darstellung kann im + narrativen Modus (mit gri)llelcr'Distanz) oder im + dramatischen Modus (mit geringerer Distanz) erfolgen.

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Ilrcorr.lr,.r lrlr( , r r r r rr llrr'1;r tl lr'

In rint'r' zwr'itr'n ll('(lt' ut u nll bcsclt re ibl (/i,\lnl{ (' (t'rr1il. I)ista rr z))l,t s Vct lt,ill tt is vrtr r

n.lrr.rtivern + Adressaten, + Erzähler urttl + FiSur zuein.ln(l('r sowi('zuIt l':t

zahlten. Kriterien, die mit dem Begriff Distanz beschrieben wertlert, sitttl r.iutnliche und zeitliche Position, emotionale und ethische Positionierung etc. (s. nucll+ shouing vs. telling).

doppelte Zeitlichkeit: + Zeit.

dramatischer Modus: Kategorie der + Distanz nach Genette; erzählerische Ver-

mittlung ohne bzw. mit möglichst geringer Distanz in dem Sinne, dass der + Er-zähler als Vermittlungsinstanz wenig hervortritt. Musterfall des dramatischenModus ist die szenische Darstellung, d.h. die direkte + Rede und Gegenrede von+ Figuren (s. auch < diegesis vs. mimesis, - showingvs.telling; vgl. Gegenbe-

griff + narrativer Modus).

efJet de rdel: (frz. + Realitätseffekt).

Ellipse (Aussparung) (erzählte Zeit - > Erzählzeit, wobei -: >unendlich viel alsn

bedeutet): Kategorie des Parameters + Dauer, Sonderfall der + Zeitraffung. Eine El-

lipse liegt vor, wenn das Erzähltempo so stark beschleunigt wird, dass Zeiträume dererzählten Zeit übersprungen werden und somit gar nicht zur Darstellung kommen.

Ereignis: Im Allgemeinen jede Form von Zustandsveränderung; als Grundbegriffder Handlungsanalyse jedoch nur die irn Kontext des + Geschehens auffällige(markierte) Zustandsveränderung (vgl. + Geschehnis).

erlebte Rede: Mögliche Art der Wiedergabe von + Figurenrede; s. auch + Dia-logizität.

Erzählebenen: Die Unterscheidung der verschiedenen Erzählebenen dient im Fall derVerschachtelung von + Rahmen- und + Binnenerzählung der Bestimmung des ie-weiligen repräsentationslogischen Orts des Erzählens. Es empfiehlt sich, die verschie-denen Erzählebenen - anders als in Genettes Terminologie (s. + extradiegetisch, in-tradiegetisch, metadiegetisch) - analog zu ihrem jeweiligen + Erzähler numerisch(also als rprimäre Ebene,, ,sekundäre Ebene<, )tertiäre Ebene< usw.) zu bezeichnen(s. auch + primärer Erzähler, + sekundärer, tertiärer (usw) Erzähler).

Erzählen: Erzählen gilt heute - wie die Sprache - als anthropologische Universalie,d. h. als etwas Bestimmendes für das Menschsein. Erzählen ist eine kognitive Ak-tivität, die die Fähigkeit impliziert, + Geschichten als Schemata zu konstruieren,die sich sowohl auf die reale Wirklichkeit als auch auf fiktive, mögliche Weltenbeziehen können. Ob ein Text erzählend ist, soll objektiv und kontextfrei am Textnachweisbar sein (e Minimalgeschichte, + Narrativität).

erzählende Figur: + Figur, die nicht nur handelt und beschrieben wird, sondern ih-rerseits Teile der + Erzählung erzählt. In der literarischen Erzählkommunikationsteht die erzählende Figur ar.rf einer Ebene mit ihrem jeweiligen + fiktiven Adres-saten (s. auch + Binnenerzählung, + Erzählebenen, r Rahmenerzählung).

Erzähler: Eine der drei Dirnensionen der Erzähltextanalyse neben Geschichteund Diskurs. Der Erzähler ist die Vermittlungsinstanz (das >Wer< des + Erzäh-lens) des Geschehens, die mehr oder weniger stark ausgeprägt in Erscheinungtritt (s. auch + Geschichte vs. Diskurs). - In der literarischen Erzählkommu-nikation ist der Erzähler die auf einer Ebene mit dem + Adressaten stehendeSprecherinstanz der erzählenden + Rede, die sämtliche Informationen über dasd Geschehen sowie über die + Figuren und Sachverhalte der + erzählten Weltvermittelt. Der r primäre Erzähler ist unbedingt vom realen r Autor zu unter-scheiden.

trz.ihkrrposition: ltt tlit'st'tn l.l.rtttl Ircucittgeltillrt('r lJeg,rill l(il tlic onlokrl;ist lrc llt'ziolttrttli tlt's l'llz.iltlers zur Uberre tler + Diegesis. Dei Erzähler k.urr tntwctlt'r' irr

tlt'r clz.iltlten Welt .ruch als Figur.luftreten (* homodiegetischer Erzähler) orlt'r.ruch nicht (+ heterodiegetischer Erzähler). Martinez/Scheffel bezeichnen tlit'sosKriteriurn als rStellung des Erzählers zum Geschehen< (2002 S. 80).

Erzählerrede: Als Erzählerrede werden in der Regel all jene Textpassagen bezeich-net, die keine Form der + Figurenrede darstellen. In allen Formen der indirektenRedewiedergabe allerdings - wie in der erlebten Rede - fusionieren Erzähler- undFigurenrede miteinander.

Erzählerzeit: ln diesem Band neueingeführter Begriff für die Zeit des + Erzählers,die den Erzählvorgang strukturiert. Damit ist vor allem jene Zeitdauer gemeint, diedas Erzählen auf der Ebene der + Exegesis in Anspruch nimmt und auch als ,Nar-

rationsdauer< bezeichnet werden kann. Die Kategorie der Erzählerzeit ist vorrangigin der Homodiegese relevant (vgl. + erzählteZeit,+ Erzählzeit).

Erzählperspektive: In einem allgemeinen Verständnis bezeichnet der Begriff dieSpezifik einer erzählerischen Vermittlung in Hinblick auf Auswahl, Präsentationund Wertung des Dargestellten. Präziser definiert ist das Konzept der + Perspek-tivierung von Wolf Schmid. Nach Schmid ist die Erzählperspektive >der von inne-ren und äußeren Faktoren gebildete Komplex von Bedingungen für das Erfassenund das Darstellen eines Geschehens< (Schmid 2008, S. 321). Im Unterschied zudern allein auf die Kriterien 'Wahrnehmen< und rWissen< beschränkten Konzeptder + Fokalisierung stellt das Konzept der Erzählperspektive insbesondere dieFrage, inwieweit der Bericht des + Erzählers durch dessen Überzeugungen, Nor-men, Wertungen und Mutmaßungen - d.h. durch seine ideologische Position -bestimmt wird. Eine solche Bewertung der Erzählperspektive in Hinblick auf dieMarkierung einer ideologischen Position verfährt allerdings nicht mehr nur be-schreibend, sondern notwendig auch interpretierend.

Erzählsituation (ES): Konzept der + Perspektivierung von Franz K. Stanzel. Das

Konzept der Erzählsituation orientiert sich am Kriterium der verbal-erzählerischenVermittlung (+ Mittelbarkeit). Stanzel unterscheidet drei typische Erzählsituatio-nen, die mit entsprechenden Romantypen korreliert sind: Die + auktoriale, dio+ personale und die + Ich-Erzählsituation. Das Konzept der Erzählsituatiorrfasst mehrere Kriterien zusammen, die in der heutigen Erzählforschung jeweilsfür sich betrachtet werden. Daher wird es inzwischen nur noch selten verwendct.

erzählte Rede: + Figurenrede.

erzählte Welt: Raumzeitliches Kontinuum, auf dessen + Ereignisse und - Ge

schehnisse, + Figuren und Sachverhalte die Aussagen des Textes referiererr. l)t,rLeser rekonstruiert die erzählte Welt möglichst widerspruchsfrei (s. + Konsistctrz)und tendenziell auch in Analogie zum eigenen Erfahrungshorizont, dem + Wt'ltwissen. Erzählte Welten können homogen (in sich schlüssig) oder heterogt'n sorv ir.

stabil oder instabil sein. Zudem können sie durch den Vergleich mit der realcrr Wr,ltklassifiziert werden. So sind in bestimmten Genres Ausnahmen von l(onsislt'nzund Analogie zum Weltwissen des Lesers kanonisiert (2.B. im Märcht'rr, in rh'r

Science-Fiction, im Comic etc.). (s. auch + Diegesis, + mögliche Welten).

erzählte Zeit:ZeiI der + Geschichte, d.h. jener Zeitraum, den das + (lcselrt.lrr.rr

in Anspruch nimmt (s. auch + Geschichte vs. Diskurs; vgl. + Erzählcrz('il rnrl+ Erzählzeit).

Erzähltempo, Erzählgeschwindigkeit: + Dauer.

Erzählung: Im Allgemeinen jeder schriftlich oder mündlich mitgct('ilt('r'rz,rlrllrrrlr.Text; im engeren Sinne und als Grundbegriff der Handlungsana lyst' rlit, ,i:;t lrll r:rr'lrr,

I rtr"oI

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llrr.orr.lr..r lrlr(,rurtrllrr'11rIlr'

'li.rrrsfornr.rtion der + Geschichte. In der Erzählung erschoino\n tlie + lrrcigrris-se unci + Geschehnisse der logisch zugrunde liegenden Geschichte in dt'r'jt'rrigrrrzeitlichen Anordnung, wie sie dem narrativen + Adressaten mitgeteilt welclen. [)it'Erzählung ist Teil der Ebene des Diskurses (s. auch + Geschichte vs. Diskurs).Erzählzeit: Zeit des Diskurses, d.h. jene Zeit, die die Lektüre des Erzähltextes inAnspruch nimmt. In der Regel wird die Erzählzeit nach dem Seitenumfang des

Erzähltextes bemessen (s. auch + Geschichte vs. Diskurs; vgl. + Erzählerzeit,+ Erzählzeit).

Exegesis: Begriff von Wolf Schmid zur Bezeichnung des + Orts des Erzählens; dieWelt des + Erzählers, in der die + Erzählung als seine Redeäußerung produziertwird und in der der + Erzähler seine Kommentare, Wertungen etc. macht (s. auch+ Erzählebenen; vgl. Gegenbegriff + Diegesis).

externe Fokalisierung (frz. focalisation externe)'. Typus der + Perspektivierungnach dem Konzept der + Fokalisierung von Genette. Eine externe Fokalisierungliegt vor, wenn in einem bestimmten narrativen Segment der - Erzähler wenigersagt, als die + Figur weiß bzw. wenn eine scheinbar objektive Erzählweise domi-niert (vgl. + interne Fokalisierung, + Nullfokalisierung).extradiegetisch, intradiegetisch, metadiegetisch: Von Genette geprägte Begriffezur Bestimmung des logischen + Orts des Erzählens in Relation zu den verschie-denen + Erzählebenen und der + Diegese. In diesem Band werden die trenn-schärferen Begriffe + primärer Erzähler, - sekundärer, tertiärer (usw.) Erzäh-ler verwendet.

fabula vs. suTet: Vom russischen Forrnalismus geprägtes Begriffspaar, das in etwader Dichotomie + Geschichte vs. Diskurs entspricht. Das jeweilige Verständnisder Begriffe - die kaum exakt ins Deutsche zu übertragen sind - kann stark variie-ren und muss daher sehr genau definiert werden.

faktuales Erzählen: + fiktionales Erzählen vs. faktuales Erzählen.

Figur: Im Allgemeinen jede n.rttirliche Person, die in einer + Erzählung auftritt.Figuren können als Existenzen jenseits von Sprache - als anthropomorphe Vorstel-

lungen (d. h. als menschenähnlicl-re Wesen) - angesehen werden, treten jedoch nurdurch Sprache in Erscheinung. Dernnach sind Figuren im engeren Sinne durch Spra-

che erzeugte Textkonstrr.rkte uncl somit oftmals Träger textueller { Funktionen.

Figurenrede: Wiedelgabe der - Rede und/oder Gedanken von Figuren durch den+ Erzähler. Die narrative Präsentation von Figurenrede umfasst sowohl + äuße-re als auch + innere Rede. Nach dem Grad der + Mittelbarkeit unterscheidet manjeweils drei Kategorien der äußeren und der inneren Rede: zitierte, transponierteund erzählte Figurenrede. Die jeweils ersten beiden Kategorien können in nicht au-

tonomer (d. h. in Verbindung mit erläuternder + Erzählerrede) oder in autonomer(d.h. allein stehender) Form auftreten.Außere Rede: l. zitiert: direkte Rede, autonome direkte Rede;

2. transponiert: indirekte Rede, autonome indirekte Rede 0)erleb-te Rede<);

3. erzählt: stark bearbeitete Darstellung der Außerungen durchden Erzähler.

Innere Rede: l. zitiert: Cedankenzitat, autonomes Gedankenzitat 0,innererMonologn);

2. transponiert: indirekte Gedankenrede, autonome indirekteGedankenrede (>erlebte Gedankenredeu) ;

3. erzählt: stark bearbeitete Darstellung der Gedankenrede durchden Erzähler (>Bewusstseinsbericht<<).

lrklional vs. frktiv: Als ,lil<tion.rl, wiltl riir'+ Erzählung (tlcl vun eincnl + l,lrz.ihle r

vt'r'rrrrllr'ltt'(ltscheht'rrszrrs.rnrrnenh.rng) bezeichnet;,fiktiv<hingegenisttlieges.iltr-l('r crzählte Welt und .rlles darin befindliche, z. B. die + Figuren. Ln Deutschctrl<iinncn tiie beiden Ausdrücke unterschieden werden. Die Unterscheidung wildallc'rdings in der Fachliteratur nicht konsequent umgesetzt; auch ist eine exaklt'Übersetzung der Begriffe (2. B. ins Englische oder Französische) sehr schwierig.

fiktionales Erzählen vs. faktuales Erzählen: Fiktionales Erzählen erhebt - im Ce-gensatz zum faktualen Erzählen - keinen Anspruch auf Wahrheit. Im Mittelpunkldes fiktionalen Erzählens steht daher nicht die Frage nach der Wahrhaftigkeit, sondern die Frage nach Wirkung des -r Erzählens.

Die Debatte um die Unterscheidung zwischen fiktionalem und faktualem Erz.1h'len reicht zurück bis in die Antike. Für Platon Bilt Wahrheit als oberstes Kriteriurrr,er bezeichnet daher jegliche Fiktion als Lüge. Sein Nachfolger und Kontrahent Aris-toteles hingegen erkennt, dass es in der Dichtung nicht um die Wiedergabe von F.rl<

ten geht, sondern um die Darstellung allgemeiner Erfahrungen. Ausschlaggebentlsei daher nicht das Kriterium der Wahrheit, sondern das der Wahrscheinlichkeit.

Ob ein Text als fiktional oder faktual angesehen wird, ist abhängig von derkulturellen Übereinkunft, die von Epoche zu Epoche wechseln kann. Heute giltFiktionalität als literarische Konvention. Im Regelfall sind fiktionalen Texten Fik'tionalitätssignale eingeschrieben, anhand derer der Status der Fiktionalität er-kennbar wird.

fiktiver Adressat: In der literarischen Erzählkommunikation auf einer Ebene mitder + erzählenden Figur stehender + Rezipient, an den sich die erzählende Figurwendet; in der Regel eine andere d Figur (s. auch + Erzählebenen).

Fokalisierung (frz. focaltsation): Konzept der + Perspektivierung nach Genette,das die Kriterien r Stimme (uolx) und + Modus (mode) unterscheidet. Genettegeht von der tnformationcompldte (frz., Allwissen) der extradiegetischen Erzählin-stanz als Nullpunkt aus und unterscheidet drei Fokalisierungstypen: + Nullfoka-lisierung, + interne und + externe Fokalisierung. Innerhalb eines Textes kanndie Fokalisierung wechseln. Cenette beschreibt + Paralepse und + Paralipse alsAbweichungen von der im Text zu erwartenden Norm (Alterationen).

Jrame (engI., Rahmen): Als bekannt angenommener Situationskontext, in dem ül)licherweise ein dem Kontext zugeordnetes ) script vollzogen wird. Frames sindkognitive abstrakte Schemata (d.h. Strukturen, die komplexes r Weltwissen ropräsentieren); sie sind dynamisch (d.h. veränderlich) und lenken die Erzeugung,und das Memorieren von Wissen, die Wahrnehmung sowie das Verstehen sprach-licher Außerun Een. Frames dienen dazu, stereotype Handlungsabläufe mit jeweilsfestgelegten Akteuren zu beschreiben. Die frame-theory (engl., Schematheorie)entstand im Zusammenhang der Forschung zur künstlichen Intelligenz und f.rnrlEingang in kognitivistische Ansätze der Erzählforschung.

free indirect discourse (FID) (engl., autonome indirekte Rede): + Figurenrede.

Frequenz: Parameter der + Zeit zur Beschreibung der Wiederholungshäufigkcitvon + Ereignissen und + Geschehnissen auf der Ebene der + Geschichte irrr

Vergleich zum + Diskurs, d.h. zur Untersuchung der Frage, wie oft ein Elcilinis oder Geschehnis )passiert( und wie oft es erzählt wird. Unterschieden werrlrrr+ singulatives Erzählen (mit der Sonderform des + anaphorischen Erzälrlens),+ repetitives Erzählen und + iteratives Erzählen (vgl. + Dauer, + Ordnung).

Funktion (lat. functio: Aufgabe): Im Allgemeinen die Aufgabe, die ein Elenrcrrt irr

einem wohldefinierten Ganzen erfüllt. Im engeren Sinne und als Grundbc.gli l l rlt'r

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der + Erzählung; von Vladimir Propp (1928) aufgrund seiner Analyse tk'r'sogc-nannten )russischen Zaubermärchen( geprägter Begriff zur Unterscheidu ng der vonihm erarbeiteten 3l wiederkehrenden Klassen von r Handlung (i. S. v. Handeln),die Figuren auf abstrakte Erzählfunktionen zurückführen. Auf dieser Grundlageordnet Propp erzählten Figuren sieben (in allen Zaubermärchen wiederkehrende)rHandlungskreise< zu (Held, falscher Held, Gegenspieler, Sender, Schenker, Helfer,gesuchter Gegenstand bzw. gesuchte Person). Greimas (1966) greift Propps Funk-tionsbegriff im Konzept der + Aktanten auf.

Gedankenzitat: Mögliche Art der Wiedergabe von + Figurenrede.

Geschehen: Grundbegriff der Handlungsanalyse; chronologische Gesamtsequenzaller + Geschehnisse und + Ereignisse.

Ceschehnis: Grundbegriff der Handlungsanalyse; im Kontext des + Geschehensunauffällige (unmarkierte) Zustandsveränderung (vgl. + Ereignis).

Geschichte: Als Grundbegriff der Handlungsanalyse die chronologisch geordneteSequenz aus der Teilmenge des d Geschehens, die für die Bedeutungsabsicht des

Erzähltextes relevant ist. I. d. R. umfasst die Geschichte alle + Ereignisse, abernicht alle + Geschehnisse. Die Geschichte geht über das Geschehen durch diePräsenz von + Motivierungen und von kausalen Verknüpfungen der Ereignissehinaus (s. auch + Erzählen).

Geschichte vs. Diskurs: Geschichte bezeichnet das >Was< des + Erzählens, der Be-griff entspricht in etwa dem von Todorov (1966) eingeführten Begriff der I'Listoire.

Die Geschichte besteht aus den Elementen der + erzählten Welt, + Figuren und+ Handlung, die zusammen den Gegenstand des Erzählens ausmachen. + Ge-Schehnis, + Ereignis, + Geschehen und + Geschichte (als Begriff der Hand-lungsanalyse) sind Teilmengen der Gesamtetiene der Geschichte.

Diskurs bezeichnet die kompositorische und sprachliche Realisierung, dasrWie< des Erzählens, der Begriff entspricht in etwa dem von Todorov (1966) einge-führten Begriff des discour.s.

Neben den Dimensionen Geschichte und Diskurs kann die Dimension des e Er-zählers, das >Wer< des Erzählens, als eigenständige Kategorie angesehen werden.

Granularität (von lat. Erartum'. Korn): Kategorie zur Bestimmung der Feingliedrig-keit eines Systems. Der Begriff findet vor allem in der Fotografie Anwendung, woer - entsprechend den Pixeln bei digitalen Bildern - die Körnigkeit eines Bildes an-gibt. Von John L. Austin (1962) in die linguistische Pragmatik eingeführt, beziehtsich der Begriff auf die lexikalische Ausdifferenzierung der Sprache. Analog zurlinguistischen Verwendung wird der Begriff auch in der Erzähltextanalyse ver-wendet. So kann ein + Ereignis oder + Geschehnis mehr oder weniger feinkör-nig, d. h. mehr oder weniger detailliert erzählt werden.

Handlung: Im allgemeinen Verständnis als rdas, wovon ein Text handelt< entsprichtder Begriff der + Geschichte. Demgegenüber ist Handlung (i. S. v. >Handeln<) dieintendierte Aktion eines Agenten. In der Erzähltextanalyse ist der Begriff desHandelns bei der Analyse stereotypisierter Handlungsschemata als Invariantenbestimmter Genres von Bedeutung (2.B. im Detektivroman oder im Märchen)(s. auch + Funktion, + Handlungsschema, + Schemaliteratur).

Handlungsschema: In der Regel das einer Gruppe von Texten gemeinsame, durchvergleichende Analyse erkennbare verallgemeinerte Muster, dem die + Geschich-te folgt. Werden ganze literarische Genres von Handlungsschemata dominiert(2. B. Detektivromane), spricht man von + Schemaliteratur. Ein Schema konstitu-

it'tI sit lt ,tus + nat't'.rtivt'n Rollert (2. 13. dcl Vcrbleche r, tlel l(ornrrriss,rr') rrrrtl ihrrcrrzull('or(lnclt'n stcrcotypen Arten cles [{anclelns.

heterodiegetischer Erzähler: + Erzähler, der nicht als + Figur in seiner + Erzäh-Iung elscheint und somit nicht Teil der + erzählten Welt ist (vgl. Gegenbegriff+ homodiegetischer Erzähler).

histoire, röcit, narration; Von Genette (teilweise in Anlehnung an Todorov und denrussischen Formalismus) geprägte Begriffe, die mit einer Dreiteilung dasselbe Phä-nomen beschreiben wie die Dichotomie + Geschichte vs. Diskurs. Der Begriff/rlstorre entspricht bei Genette dem rWas< der + Erzählung, als rdcit bezeichneter die Erzählung als Ganzes. Der Begriff narration bezeichnet bei Genette denAkt des r Erzählens. Das jeweilige Verständnis der Begriffe - die kaum exakt insDeutsche zu übertragen sind - kann stark variieren und muss daher sehr genaudefiniert werden.

histoire vs. discours: Von Tzvetan Todorov 1966 in Anlehnung an den russischenFormalismus geprägtes Begriffspaar, das in etwa der Dichotomie + Geschichte vs.Diskurs entspricht (s. auch + histoire, röcit, narration).

homodiegetischer Erzähler: + Erzähler, der selbst auch als + Figur in der + Er-zählung erscheint und somit Teil der + erzählten Welt ist (vgl. Gegenbegriff + he-terodiegetischer Erzähler).

lch-Erzählsituation: Typus der + Perspektivierung nach dem Konzept der+ Erzählsituationen von Stanzel. Der + Erzähler gehört hier eindeutig zur Weltder Figuren; er selbst hat das Geschehen miterlebt oder beobachtet oder unmittelbar von den eigentlichen Akteuren des Geschehens in Erfahrung gebracht (vgl.+ auktoriale Erzählsituatiol, + personale Erzählsituation).

implied author: + Autorinstanz.

inkludiertes Erzählen : + Binnenerzählung.

innere Rede; Im Erzähltext wiedergegebene mentale Prozesse (Gedanken, Ge-

fühle, Wahrnehmungen) einer + Figur (s. auch + Figurenrede; vgl. + äußereRede).

innerer Monolog: Mögliche Art der Wiedergabe von + Figurenrede.

I nsta nz : + Sprecher- und Adressateninstanzen.

interne Fokalisierung (frz. focalisation interne): Typus der + Perspektivierungnach dem Konzept der + Fokalisierung von Genette. Eine interne Fokalisierungliegt vor, wenn der + Erzähler nur das sagt, was die betreffende r Figur weiß.Die interne Fokalisierung kann fixiert (an eine Figur gebunden) oder variabel (an

wechselnde Figuren gebunden) sein (vgl. r externe Fokalisierung, + Nullfoka-lisierung).

intradiegetisch : 3 extradiegetisch, intradiegetisch, metadiegetisch.

lsochronie (gr. iso: gleich, chronos: Zeit): Begriff des Parameters der + Dauer n.rclrGenette; konstantes Verhältnis von Dauer der + erzählten Zeit und Dauer tlt'r+ Erzählzeit, meist in Bezug auf ein begrenztes Textsegment. Es wird danrr vorr+ zeitdeckendem Erzählen gesprochen. Davon unterschieden werden dic vcr'

schiedenen + Anisochronien.

iteratives Erzählen: Kategorie des Parameters r Frequenz. Iteratives l.llz.,iltlt'nfolgt der Formel 1ElnG (einmal erzählen, was n-mal geschehen ist). Arrs tlt'r'Artund Weise des Erzählens kann dabei meist auf die Form und Häufigkeit tlt'r' Wit'derholung des + Ereignisses bzw. + Geschehnisses geschlossen weltlt'n.

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Kausalität: Volll l,eser JUfB,runcl textueller llvidcnz kurrstrrrit'r'l\t'r'Zrrs,rrrrrrrt.nlr,rrrlizwischen zwei erzählten + Ereignissen oder + Geschehnissen, (l('r sic ir) r'ir)('Beziehung von Ursache und Wirkung setzt. Die + erzählte Welt kann Kausali'tätssysteme beinhalten, die mit dem Kausalitätsverständnis der realen Welt nichtvereinbar sind (2. B. Wunder und Magie im Märchen). Unter Kausalität ist im wei-testen Sinne auch die räumliche und zeitliche Kontingenz, d. h. die räumliche undzeitliche Kontinuität der erzählten welt zu fassen. Kausalität ist einer der wichtigs-ten Faktoren für die Konstruktion von + Kohärenz von Texten (s. auch d Moti-vation).

Kohärenz (lat. cohaerere: zusammenhängen): Narrative Kohärenz umfasst alleFaktoren, die dazu beitragen, dass ein Erzähltext inhaltlich zusammenhängt undverständlich ist - beginnend mit e Ereignissen und + Geschehnissen als kleinsteEinheiten der Erzählung, über ihre Verknüpfungen und die räumliche und zeit-liche Kontingenz auf der Ebene der r Geschichte bis hin zur stimmigen Einbet-tung der Erzählung in einen kulturellen Verwendungszusammenhang.

Konsistenz vs. lnkonsistenz: Logik bzw. Widerspruchfreiheit vs. Widersprüchlich-keit. Auf der Ebene der Geschichte (des >Was, des Erzählens) können sich dieseBegriffe u. a. auf die + erzählte Welt beziehen: Eine erzählte Welt ist dann kon-sistent, wenn sie bezüglich ihrer Geschichte widerspruchsfrei ist. Auf der Ebenedes Diskurses (des,Wie, des Erzählens) bezieht sich der Begriff Konsistenz auf dasin sich stimmige Verhältnis der narrativen Ebenen und Instanzen zueinander. Be-stimmte Inkonsistenzen sind als Verfahren der Literatur bekannt und kanonisiert,z. B. die + Metalepse und die + mise en abyme.

Leser: In der literarischer-r Erzählkommunikation auf einer Ebene mit dem + Au-tor stehender realer + Rezipient des Erzähltextes, wobei die Kommunikation zwi-schen Autor und Leser zeitversetzt erfolgt. Wie der Autor vom + Erzähler mussder reale Leser vom narrativen + Adressaten unterschieden werden.

Leserinstanz: In der literarischen Erzählkommunikation auf einer Ebene mit der+ Autorinstanz stehencier rStellvertreter( des realen + Lesers in der + Erzählung,der von dei Autorinstanz inclirekt angesprochen wird. Wie die Autorinstanz vomrealen + Autor und vom + Erzähler muss die Leserinstanz vom realen Leser undvom narrativen + Adressaten u rrterschieden werden. Das Konzept der Leserinstanzist sehr umstritten, da in vielen Erzähltexten eine Leserinstanz kaum in Erschei-

nung tritt bzw. nur sehr schwer vom narrativen Adressaten zu unterscheiden ist.

metadiegetisch : + extradiegetisch, intradiegetisch, metadiegetisch.

Metalepse; Die narrativen Ebenen betreffende logische Inkonsistenz im Erzähl-text (Beispiele: + Figuren sprechen über ihren i Autor; Figuren entpuppen sichals + Leser und somit als Zuschauer des eigenen + Geschehens etc.). Eine Son-

derform der Metalepse ist die + mise en abyme.

mimetische 5ätze: + theoretische Sätze vs. mimetische Sätze.

mimetischer Modus: - diegesis vs. mimesis.

Minimalerzählung (engl. mininnl narrative): Formales Schema eines Erzähltex-tes, anhand dessen die minimalen Anforderung an eine + Erzählung diskutiertwerden - z.B. die Frage, auf welcher Ebene eines Erzähltextes sich + Handlungkonstituiert. So behauptet Edward Morgan Forster, schon zwei miteinander ver-knüpfte + Ereignisse würden eine Handlung darstellen. Andere Erzählforschervertreten die These, die rein temporale Beziehung dieser Ereignisse suggerierezugleich eine kausale Beziehung; die Handlung konstituiere sich dann im Prozessder Lektüre (s. auch + Kausalität, + Motivation).

rrrirc crr obynra (lrz.., lrr-rlcrr-Abgltrrrtl-Sctztrrrg): lixrn rler'+ Mt'l.rlepsc, lrt'i rlt,r+ llinnencrzählung untl + Rahmenerzählung sich gegollseitiU r'nlll.rllon lJZw,

i rrr Vcr'lau f rler t.lrz.i h lu ng auseinander hervorgehen.

Mittelbarkeit: Zuerst von Käte Friedemann (1910) eingeführter Begriff; oblig.r-torische Anwesenheit einer vom + Autor eingesetzten Vermittlungsinstanz alsC.rttungsmerkmal von Erzähltexten. In Konsequenz dieser Auffassung ist der{ Erzähler ein integraler Bestandteil jedes Erzähltextes. Stanzel stellt rnit diesemBegriff den >indirekten< Charakter der verbalen narrativen Texte dem )direkten( vonDrama und Film gegenüber; seine Typologie der + Erzählsituationen sollte die je-

weilige Ausprägung der Mittelbarkeit differenzierter erfassen. Genette beschreibtMittelbarkeit unter dem Begriff der + Distanz (s. auch + couert narrator, - overtnarrator).

Modus (frz. mode): Kategorie nach Genette; Regulierung der narrativen Informa-tion im Medium der + Rede durch + Distanz und + Fokalisierung.

mögliche Welten (engl. possible worlds): Begriff zur Beschreibung der + erzähl-ten Welt, der auf den Logiker Saui Kripke zurückgeht; in den l970erJahren fanddas Konzept Eingang in die Narratologie. Die erzählte Welt eines Erzähltextessteht immer in einer Ahnlichkeitsrelation zur realen Welt. Je nach Ausprägung derAhnlichkeit lassen sich physikalisch mögliche Welten, >übernatürliche(, physika-lisch (teilweise) unmögliche Welten (2. B. im Märchen, in der Science-Fiction etc.)und logisch unmögliche Welten (d. h. Welten, die nicht ohne gravierende logischeInkonsistenzen zu rekonstruieren sind) unterscheiden (s. auch + Konsistenz vs.Inkonsistenz, + Ontologie).

Motivation: Kausale Verbindung der + Ereignisse und + Geschehnisse, die überdie rein temporale Sequenz des + Geschehens hinausgeht. Erzähltexte kenneneine Vielzahl an Vermittlungsmöglichkeiten der Einsicht in die Figurenmotiva-tion. Je nach Gestaltung kann die + Erzählung in unterschiedlichem Maße Aus-kunft geben über Handlungsabsichten, psychologische, kognitive und emotionaleDispositionen der + Figuren.

narratoire (frz. + Adressat).

narration: + histoire, töcit, nanation.

narrative Rolle: Das Konzept der narrativen Rolle entspricht dem der dramatis per-sonae im Drama. Die Rolle charakterisiert eine + Figur in ihrer - Funktion fürdie + Handlung. Je nach Gattung sind solche Rollen mehr oder weniger präzisevorgegeben und schematisiert (2. B. Opfer, Verdächtige, Täter, Ermittler etc. im De-

tektivroman) (s. auch + Schemaliteratur).

narrativer Modus: Kategorie der + Distanz nach Genette; erzählerische Vermitt-lung mit relativer großer Distanz in dem Sinne, dass der + Erzähler als Vermitt-lungsinstanz stark hervortritt (s. auch + diegesis vs. mimesis, + shoruing vs. tel-ling; v gl. Gegenbegrif f + dramatischer Modus).

Narrativität: Begriff zur Beschreibung der formalen Anforderungen an eine + Er-zählung, d. h. zur Erläuterung der Frage >Was macht einen Text zum Erzähltext?(.Narrativität wird auf unterschiedlichste Arten definiert und ist nicht zuletzt ah-

hängig von kulturellen und epochalen Konventionen. Weit verbreitet ist die Arrffassung, Narrativität generiere sich aus dem Diskurs (der Art und Weise, clerrr ,Wit',

des Erzählens), nicht aus der Geschichte (dem Inhalt, dem rWas< des Erz.ihlt'rrs).Diskutiert wird Narrativität u.a. auch am Beispiel der + Minimalerzählurrg(s. auch r Erzählen, + Geschichte vs. Diskurs, + Kausalität).

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Perspektivierung (Iar. perspicere: hindurchsehen): Qualitative, subtektive Akzen-tuienlug und rFärbung< des Erzähltextes, die auf der Ebene des Diskurses sprach-lich ar,rsgedrückt oder logisch impliziert wird und durch die der + Erzähler mehroder weniger stark ausgeprägt in Erscheinung tritt. Es existieren verschiedene Kon-zepte der Perspektivierung, die jeweils unterschiedliche logische Kriterien in denVordergrund stellen und demzufolge jeweils Vorteile und Nachteile beinhalten.Bei der Untersuchung der Perspektivierung sollte daher stets das verwendete Mo-dell angegeben werden (s. auch + Erzählperspektive (Schmid), + Erzählsitua-tion (Stanzel), + Fokalisierung (cenette) + pointofview).plot vs. story: In der anglo-amerikanischen Erzähitheorie gebräuchliches Begriffs-paar, das in etwa der Dichotomie + Geschichte vs. Diskurs entspricht. Da die Be-

$iffe z. T. auch entgegengesetzt gebraucht werden (sfory vs. plot) und kaum exaktins Deutsche übertragen werden können, empfiehlt es sich, auf ihre Verwendungzu verzichten.

point of view (engl., Blickpunkt, Blickwinkel): Konzept der + Perspektivierung,das den Standpunkt, von dem aus ein Geschehen sinnlich wahrgenommen undgewertet wird, zum Hauptkriterium der Beschreibung des + Erzählers macht.

primärer Erzähler: Begriff von Wolf Schmid zur Bezeichnung jenes i Erzählers,der die Erzählung erster Stufe erzählt und dessen erzähllogischer Standort auf derEbene der + Exegesis anzusiedeln ist (s. auch + Erzählebenen).

Prolepse: Form der + Anachronie; vorgreifende Erwähnung eines + Ereignissesoder + Geschehnisses, das erst zu einem späteren Zeitpunkt des + Geschehensstattfinden wird (vgl. Gegenbegriff + Analepse).

Rahmenerzählung: Erzählung, in der ein weiterer Erzähler auftritt, der eine+ Binnenerzählung berichtet (s. auch + Erzählebenen).

Realitätseffekt (Irz. effet de röel): Von Roland Barthes geprägter Begriff zur Be-

zeichnung der Menge an deskriptiven Details, die sich der funktionalen Betrach-tung eines Erzähltextes zu entziehen scheinen. Diese handlungslogisch irrelevan-ten Details vermitteln dem + Leser die Fülle und Dichte einer realen Welt; sienaturalisieren somit die + erzählte Welt. Besonders ausgeprägt findet sich derRealitätseffekt in den klassischen realistischen Erzähltexten des 19. und 20. Jahr-hunderts.

röcit: + histoire, röcit, narration.

Rede: Grundlegende Form der Präsentation von Informationen in Erzähltexten.Grundsätzlich werden+ Erzählerrede und + Figurenrede unterschieden. Zwi-schen den beiden Polen + diegesis vs. mimesis im Sinne Platons befinden sich eineVielzahl von möglichen Formen der Rede (s. auch + Modus).

repetitives Erzählen: Kategorie des Parameters + Frequenz. Repetitives Erzählcrrfolgt der Formel nE/lG (n-mal erzählen, was einmal geschehen ist). RepetitivesErzählen wird häufig durch + Prolepsen verursacht: Der + Erzähler deutt't cirr+ Ereignis oder ein + Geschehnis zunächst an und schildert es später ('nr('ul(und deutlich detaillierter), sobald der Handlungsverlauf den chronologist'lrr,rrZeitpunkt dieses Ereignisses oder Geschehnisses erreicht hat.

nichtdiegetisch: Schnrid schlägt clen lltgriff ,nichttlicgt'lischel l'llz.ihlcrr.rlsAlte.rnativbezeichnung für Genettes Terminus r heterodiegetischer Erzähler vor-

(vgl. + diegetisch).

Nullfokalisierung (f.rz. focalisation zöro): T\pls der + Perspektivierung nachdem Konzept der + Fokalisierung von Genette. Eine Nullfokalisierung (ein un-fokaiisierter Text) liegt vor, wenn der + Erzähler mehr weiß, als die + Figur,)oder genauer, wo er mehr sagt, als irgendeine der Figuren weiß< (Genette 1998,S. 134), d.h. wenn die erzählerische Vermittlung keine Einschränkung aufweist(vgl. + externe Fokalisierung, + interne Fokalisierung).

Ontologie (gr. on: seiend, logos: Lehre): Lehre vom Sein, vom Aufbau der Weltund den Kategorien alles Seienden; philosophische Disziplin zur Beschreibung derallgemeinen Grundstrukturen der Welt. In der Erzähltextanalyse bezeichnet derBegriff die Struktur der Seinsweise der + erzählten Welt. Unter ontologischemGesichtspunkt können sowohl Fragen zum + Erzähler als auch zur erzähltenWelt und den darin vorkommenden + Figuren gestellt werden (2. B. >Was ist in derjeweiligen Welt grundsätzlich möglich, was unmöglich?<, rExistieren Figuren undErzähler in der gleichen Welt oder in prinzipiell verschiedenen?4 (s. auch + mög-liche Welten).

Ordnung: Parameter zur Beschreibung des Verhältnisses Zeit der Geschichte undZeit des Diskurses in Bezug auf die Reihenfolge des dargestellten + Geschehens.Auf der Ebene der Geschichte wird die Reihenfolge der + Ereignisse und + Ge-schehnisse als chronologisch, als ordo naturaLis (lat., natürliche Ordnung) ge-

dacht. Auf der Ebene des Diskurses variiert der Erzähler diese Reihenfolge meist;der Erzähltext weist dann + Anachronien und ggf. sogar + Achronien auf, wasals ordo artiftcialis (lat., künstliche Ordnung) bezeichnet wird (s. auch + Ge-schichte vs. Diskurs, + Zeit; vgl. + Dauer, + Frequenz).

ordo naturalis vs. ordo artificialis: + Ordnung.

Ort des Erzählers: Ort, an dem der + Erzähler spricht und damit als Erzählendersprachlich handelt. Der Ort des Erzählers wird im Erzähltext nur ielten genau de-finiert und beschrieben. Es sind Erzählraum (der Ort, an dem der Erzähler sichaufhält und von dem.rus er spricht) und Handlungsraum (der Ort bzw. die Orte, andem bzw. denen die - Figuren agieren und das + Geschehen stattfindet) zu un-terscheiden. - Martinez/Scheffel (2002 S. 75) bezeichnen mit dem Ausdruck rOrtdes Erzählens< die repräsentationslogische Stellung des Erzählers zum Geschehen(s. + Erzählebenen).

ovett naffatot (engl., offener Erzähler): + Erzähler, der ein gewisses Persönlich-keitsprofil aufweist und als + Figur gestaltet ist. Die Vermittlungsfunktion einessolchen Erzählers ist deutlich spürbar [s. auch d Distanz im Sinne Genettes,+ Mittelbarkeit, vgl. Gegenbegrifl ) covert narrator).

Paralepse (gr. paro-Lambano: hinzunehmen): Alteration (Abweichung von der imText ansonsten eingehaltenen Norm) der + Perspektivierung. Eine Paralepseliegt vor, wenn der + Leser lnformationen erhält, die aufgrund der jeweiligen Per-spektivierung nicht zu erwarten wären (vgl. Gegenbegriff + Paralipse).

Paralipse (gr. para-Ieipo'. auslassen): Alteration (Abweichung von der im Text an-sonsten eingehaltenen Norm) der + Perspektivierung. Eine Paralipse liegt vor,wenn dem + Leser informationen vorenthalten werden, die aufgrund der.ieweili-gen Perspektivierung zu erwarten wären (vgl. Gegenbegriff+ Paralepse).

personale Erzählsituation: Typus der + Perspektivierung nach dem Konzept der+ Erzählsituationen von Stanzel. Der + Erzähler, der in der erzählten Welt nicht

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Rezipient (lat. rcr:ipc'rc: aufnehnlen): Allgenteine und ntedienullabh.ingigc lle-zeichuuug für den Empfänger einer Botschaft (s. auch r Adressat, + Leser, + Le-serinstanz).

Rückwendung: r Analepse.

Schemaliteratur: Bezeichnung für literarische Genres, die sich durch oft vorder-gründig präsente Handlungsschemata auszeichnen, wobei die Schematisierungder + Handlung mit der Typisierung der + Figuren zu r narrativen Rollen ein-hergeht.

scripf: Handlungssequenz, die üblicherweise in einem als bekannt angenomme-nen Situationskon,.r,, 6",1+ frame, vollzogen wird. Die Kenntnis von scrlpts hilftbeim Planen von Handlungen und beim Verstehen beobachteter Ereignisverläufe.

sekundärer, tertiärer (usw.) Erzähler: Begriffe zur Bezeichnung iener r Erzähler,die eine untergeordnete Erzählung, eine sogenannte + Binnenerzählung (odersekundäre, tertiäre (usw.) Erzählung), erzählen. Ihr erzähllogischer Standort(Exegesis) ist jeweils auf der Ebene jenel - Diegesis angesiedelt, die ihrer Diege-sis übergeordnet ist (s. auch + Erzählebenen).

showing vs. telling (engl., Zeigen vs. Erzählen): Das Begriffspaar geht auf die angel-sächsische Romantheorie (Henry James, Percy Lubbock) zurück und wurde häufigmit normativem Anspruch verwendet: Eine + Erzählung solle ihre + Geschichtenicht erzählen, sondern zeigen. Showing entspricht weitgehend bei Genette dem+ dramatischen Modus, relllng dern + narrativen Modus (s. auch + diegesis vs.mimesis, + Distanz).

Simullepse: In diesem Band neueingeführter Begriff für eine Form der + Ana-chronie. + Ereignisse oder + Geschehnisse, die simultan stattfinden, könnennur nacheinander erzählt werden. Daher muss der Erzähler in der Chronologie derEreignisse wieder zuriickgel-ren, sobald er den ersten Handlungsstrang dargestellthat, um den zweiten schildern zu können. Simullepsen sind somit eine Folge derLinearisierung - jenes Verfahrens, das die verschiedenen Geschehenselemente fürdie Darstellung im Erzähltext auswählt und reiht.

singulatives Erzählen: Kategorie des Parameters + Frequenz. Singulatives Erzäh-len folgt der Formel 1El1G (einrnal erzählen, was einmal geschehen ist). Singulati-ves Erzählen kann als Normfall des Parameters Frequenz angesehen werden. EineSonderform stellt das + anaphorische Erzählen dar.

Sprecher- und Adressateninstanzen: Alle in der literarischen Erzählkommunika-tion voneinander zu unterscheidenden Redesubjekte mit ihren jeweiligen Rezipi-enten (+ Autor und + Leser, + Autorinstanz und + Leserinstanz, + Erzählerund + Adressat, + erzählende Figur und + fiktiver Adressat).

Stimme (f.rz. uoix): Kategorie nach Genette, die den binnenpragmatischen Akt desErzählens umfasst. Mit ihrer Hilfe werden das ontologische, repräsentationslogi-sche und zeitlogische Verhältnis des + Erzählers zum von ihm Erzählten einer-seits und zum Adressaten andererseits beschrieben. )Stimme( entspricht in diesemBand weitestgehend der Dimension rErzähler<.

story: + plotvs. story, + Geschichte vs. Diskurs.

story world (engl., Welt der Geschichte): Begriff für die im Erzähltext fiktiv gesetz-te Welt und alle Implikationen, die aus ihr ableitbar sind (vgl. + erzählte Welt).

stream oJ consciousness: + Bewusstseinsstrom.

style indirect Iibre (frz., autonome indirekte Rede): + Figurenrede.

sujet: + fabulavs. sßjet + Geschichte vs. Diskurs.

ryrrtht.tischt' trz.ihlung: Arrtlt'r's ,rls irr tlt'r'*.tn.rlytisclren lirz,ählrrng wilrl irr rlt'r'svrrllrllist lrt'rr rl.rs + (icschehen irr soiner chronologischt'rr ltt'ihcnfolgc gcsclriltlt,r t. Syrrllrt'list:lrcs Iilzählen verläuft also aclditiv, d.h. es wird sukzessivc';rus cirrzt'l r rt.r r + lireiglrissen aufgeb.rut.

telling: + sltowingvs. telling.

theoretische Sätze vs. mimetische 5ätze: Theoretische Sätze in Erzähltexten sindgt'nt'ralisierende Behauptungen über die Gültigkeit von allgemeinen Sachverhal-It'rr ocler Wahrheiten (die aber nicht notwendigerweise der Wahrheit entsprechennltissen). Im Gegensatz dazu stellen mimetische Sätze konkrete Ereignisse odersinguläre Sachverhalte in der + erzählten Welt dar und behaupten somit derenfiktive Existenz (vgl. Martinez/Scheffel 2007,5. I90 und 192).

transponierte Rede : + Figurenrede.

unzuverlässiges Erzählen (engl. unreliable narration): Begriff, der 196i von WayneC. Booth in die Erzähltheorie eingeführt wurde. Mit dem Ausdr:uckunreliable nar-rator wird ein + Erzähler bezeichnet, dessen Darstellung im Verhältnis zu dem,was in der erzählten Welt der Fall ist, als zum Teil unglaubwürdig erscheint. So

kann er z.B. verschiedene + Ereignisse oder + Geschehnisse falsch oder unge-nügend schildern oder befremdliche Wertungen vorlegen. Der Leser hat in diesenFällen guten Grund, an der Aufrichtigkeit oder der Kompetenz des Erzählers zuzweifeln. Offensichtlich ist die Unzuverlässigkeit, wenn eine im Text signalisierteDiskrepanz zwischen der Sicht des Erzählers und jener der + Autorinstanz be-steht ({ Dialogizität). Unzuverlässiges Erzählen evoziert meist eine kritische Dis-tanzierung des Lesers zum Erzähler oder erzielt einen humoristisch-ironischenEffekt. Wir unterscheiden in diesem Band drei Formen des unzuverlässigen Erzäh-lens (s. auch + theoretische Sätze vs. mimetische Sätze).

Vorausdeutung: + Prolepse.

Weltwissen: Komplexer philosophischer Begriff zur Beschreibung des subtektivenWissenshorizonts (vor allem des + Lesers). Das Weltwissen impliziert Kenntnis-se der + Ontologie und umfasst das Wissen darüber, welche e Ereignisse und+ Geschehnisse in unserer Welt mit Sicherheit zu erwarten sind, welche sich re-gelmäßig oder regelhaft vollziehen und welche möglich oder unmöglich sind. Beider Lektüre eines Erzähltextes gleicht der Leser die erzählten Ereignisse und Ge-schehnisse mit seinem Weltwissen ab und generiert so einen Erwartungshorizont,den er im weiteren Verlauf entweder bestätigt findet oder korrigieren muss (s. auch+ frame, e mögliche Welten, r script).

Zeit: In der Erzähltextanalyse sind vor allem die zeitlichen Relationen der beiderrEbenen + Geschichte vs. Diskurs von Interesse. Durch die Unterscheidung rZeit

der Geschichte< vs. Zeit des Diskurses< - Günther Müller prägte 1948 hierfür dasBegriffspaar + erzählte Zeit vs. r Erzählzeit - ergibt sich die sogenannte rdoppel-te Zeitlichkeit(, die bezeichnend für jedes + Erzählen ist. Für die Bestimmung des

Verhältnisses von erzählter Zeit und Erzählzeit können mit Genette drei Para mr'le Iunterschieden werden:l. + Ordnung (die Reihenfolge der Ereignisse in der Geschichte im Verh.iltrris zrr

der Anordnung ihrer Darstellung im Diskurs),2. + Dauer (die Dauer eines Geschehenselements in der Geschichte irn Vt'r'lr,iltrrir,

zu der Dauer seiner Darstellung im Diskurs),3. + Frequenz (die Wiederholungshäufigkeit von ähnlichen Ctsclrr'lrt'rrst,lr.rrr,rr

ten in der Geschichte im Verhältnis zu der Häufigkeit ihrcr Dr|stt'llltrrli rrrr ltr',kurs).

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Nt'llt'tt rlt'r Zeil der Geschichte und der Zcit tles l)isl<ulst's l<ann rr.rn zu(lr'nl (lir.+ Erzählerzeit unterscheiden.

zeitdeckendes Erzählen (erzählte Zeit: Erzählzeit): Kategorie des Parameters+ Dauer; Modellfall der + Isochronie. Im Fall des zeitdeckenden Erzählens ent-spricht die Dauer eines Geschehenselements der + erzählten Zeit der Dauer seinerDarstellung in der + Erzählzeit; das Verhältnis von erzählter Zeit und Erzählzeitheißt dann )konstant(.

Zeitdehnung (erzählte Zeil <Erzählzeit): Kategorie des Parameters + Dauer; eineder beiden möglichen + Anisochronien. Im Fall des Zeitdehnung ist die Dauereines Geschehenselements in der erzählten Zeit deutlich kürzer als die Dauer sei-ner Darstellung in der Erzählzeil. Demzufolge ist die Menge der gegebenen In-formationen verhältnismäßig hoch. Eine Sonderform der Zeitdehnung stellt die+ deskriptive Pause dar (vgl. Gegenbegriff + Zeitraffung).

Zeitpunkt des Erzählens: Parameter der Dimension des + Erzählers nach Ge-nette. Begriff für den erzähllogischen Zeitpunkt des Erzählers im Verhältnis zuden erzählten Ereignissen. Um das Verhältnis zwischen dem Zeitpunkt des Er-zählens und dem Zeitpunkt der erzählten Ereignisse zu beschreiben, lassen sichfolgende Formen unterscheiden: späteres Erzählen, gleichzeitiges Erzählen undfrüheres Erzählen sowie eingeschobenes Erzählen als Unterform des späterenErzählens.

Zeitraffung (erzählte Zeir > Erzählzeit): Kategorie des Parameters + Dauer; eineder beiden möglichen r Anisochronien. Im Fall der Zeitraffung ist die Dauer ei-nes Geschehenselements in der erzählten Zeit deutlich länger als die Dauer seinerDarstellung in der Erzählzeit. Demzufolge ist die Menge der gegebenen Informa-tionen verhältnismäßig gering. Eine Sonderform der Zeitraffung stellt die + Ellip-se (Aussparung) dar (vgl. Gegenbegriff + Zeitdehnung).

Zeitsprung: + Ellipse (Aussparung).

zitierte Rede: + Figurenrede.

Zweistimmi gkeit : + Dialogizität.

z I Über die Autoren und Beiträger

Die Autoren

Silke lahn sludierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Harnburg. Sie istl)oktorandin am Institut für Germanistik II in Hamburg. Ihre Forschungsschwer-

1r Lr rr kte si ntl Na rratologie, unreLiable narration und die deutschsprachige Literaturtlt's 20. Jahrhunderts.

Silke Lahn verfasste die Kapitel III.2 Paratexte, IIl.3 Genres der Epik, IV. Ein-leitung (zusammen mit Jan Christoph Meister), iV.1 Wer erzählt die Geschichte?Parameter des Erzählers, IV.2.2 Präsentation von Rede und mentalen Prozessen,1V.2.3 Zeitrelationen zwischen Diskurs und Geschichte sowie IV.2.6 Zuverlässig-keit des Erzählens.

Jan Christoph Meister ist Professor für Neuere deutsche Literatur in Hamburg.Seine Forschungsschwerpunkte sind Literaturtheorie, Textanalyse und Computer-philologie.

Jan Christoph Meister verfasste die Kapitel I. Was ist Erzählen?, III. Einleitung,III.1 Autor und Autorkonzepte, IV. Einleitung (zusammen mit Silke Lahn), IV.2Einleitung, IV2.1 Anlage der Erzählperspektive, IV.2.5 Erzählen über das Erzäh-len und IV3.2 Handlung.

Die Beiträger

Matthias Aumüller studierte Philosophie, Psychologie, Slavistik und Germanistikin Marburg und Hamburg. Promotion 2005. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiterim Fach Cermanistik in Wuppertal. Seine Forschungsschwerpunkte sind Litera-turtheorie, Narratologie sowie deutsch-russische Literatur- und Wissenschafts-beziehungen.

Matthias Aumüller verfasste die Kapitel II. Einleitung, II.1 Antike (zusammenmit Anja Burghardt) und II.2 Moderne.

Benjamin Biebuyck ist Professor für Neuere deutsche Literatur in Gent (Belgien).Seine Forschungsschwerpunkte sind Literatur- und Figürlichkeitstheorie sowiedie Mikroanalyse von komplexen Kommunikationsprozessen in literarischen undphilosophischen Texten.

Benjamin Biebuyck verfasste das Kapitel IV.2.7 Merkmale des Stils.

Anja Burghardt studierte Philosophie und Slavistik (mit Ausflügen in die Finno-ugristik und die osteuropäische Geschichte) in Hamburg und London. Sie ist wis-senschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Slawistik der Universität Salzburg(Österreich). Ihre Forschungsschwerpunkte sind russische Lyrik - v.a. der Moder-ne - Asthetik und Literaturtheorie.

Anja Burghardt verfasste die Kapitel II.1 Antike (zusammen mit Matthias Au-müller), IV.3 Einleitung, IV.3.4 Aspekte des Raums und IV.3.5 Aspekte der zt'itlichen Situierung.

Jens Eder war bis 2008 Juniorprofessor für Medienwissenschaft an der Un ivor si l;itHamburg und bereitet gegenwärtig ein Projekt zu Identität und Mensche rrlriltl irr

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