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6 WIRTS CHAFT U NTER NEHM EN · MÄRKT E · GELD · SCH IF FFAH RT · HAN DEL Donnerstag, 13. Februar 2020 6 6 Hamburger Abendblatt Der Laborgeräte-Konzern hat seit Kurzem zwei Vorstandsvorsitzende. Wie die Doppelspitze das Unternehmen gemeinsam verändern will Die neue Doppelspitze Eva van Pelt und Peter Fruhstorfer im Hamburger Werk der Eppendorf AG FOTO: MARCELO HERNANDEZ Eppendorf AG schafft Hunderte neue Jobs in Hamburg „klare Prioritäten setzen“ und auf eine „hoch integrative Herangehensweise“ achten. Womöglich ist es das, was die Aufseher beim früheren Vorstandschef vermissten. In Unternehmenskreisen heißt es, der Aufsichtsrat habe die Fülle der Aufgaben auf mehrere Schultern ver- teilen, Bachmann einen ihm gleichge- stellten Co-CEO aber nicht akzeptieren wollen. Mit zwei gleichberechtigten Vor- standschefs in der Kombination Frau/ Mann wandelt das vor 75 Jahren gegrün- dete Unternehmen nun auf den Spuren eines großen Konzerns wie SAP. Verdient wird gut bei der Eppendorf AG mit der Entwicklung und Herstellung von Laborgeräten wie Zentrifugen, Bio- reaktoren, Zellmanipulations- und Ultra- Tiefkühlgeräten, mit Verbrauchsmate- rialien wie Pipettenspitzen und Reaktor- gefäßen wie den sogenannten Eppis: Nach den jüngsten veröffentlichten Zah- len erzielte der Konzern mit seinen Standorten in 26 Ländern weltweit 2018 einen Umsatz von knapp 730 Millionen HEINER SCHMIDT HAMBURG :: Gleich hinter dem Pfört- nerhaus an der Zufahrt zum Betriebsge- lände der Eppendorf AG liegt rechter Hand der Hubschrauberlandeplatz. Für diesen Zweck genutzt wird das gepflas- terte Areal eher selten – vom Manage- ment des Hamburger Konzerns schon gar nicht. Eva van Velt (54) und Peter Fruhstorfer (51) können sich auch nur zusammenreimen, warum es ihn über- haupt gibt. Der Landeplatz war schon lange da, als sie ihre Jobs im Hauptquar- tier des Laborgeräteherstellers antraten. „Man wollte wohl vorbereitet sein, falls es einen Unfall auf dem Firmengelände gibt“, mutmaßt Fruhstorfer. Das hätten früher viele Unternehmen so gemacht. Außerdem herrscht kein Platzman- gel rund um das Verwaltungsgebäude und die Produktionshallen. Als das Unternehmen Mitte der 1960er-Jahre umzog an den Barkhausenweg in Hum- melsbüttel, sicherte es sich großzügig ge- schnittene Erweiterungsflächen gleich mit. Davon profitieren heute die mittler- weile gut 950 Mitarbeiter am Standort. Es gibt reichlich Beschäftigten-Parkplät- ze. Und das ist gut so, weil die nächste S- oder U-Bahnstation weit entfernt und die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrs- mitteln zeit- und nervenraubend ist. Von dem vorausschauenden Grund- stücksgeschäft profitiert mehr als 50 Jahre später auch das Unternehmen selbst. Ihre nächste Erweiterungsrunde kann die Eppendorf AG auf eigenem Grund und Boden realisieren – obwohl es große Pläne sind. „Derzeit arbeiten wir am Rande der Kapazität. Deshalb denken wir unter anderem in Richtung Neubau eines zusätzlichen Verwaltungs- gebäudes“, sagt Eva van Pelt. Auch die Produktion soll ausgebaut werden. „Wir werden in Hamburg in den nächsten drei bis fünf Jahren mehrere Hundert neue Arbeitsplätze schaffen.“ Van Pelt und Fruhstorfer sind seit elf Wochen die neue Doppelspitze des Konzerns. Sie setzen mit der Standort- erweiterung um, was ihr Vorgänger Tho- mas Bachmann in einer Zukunftsinitiati- ve namens „be Eppendorf 2021“ ange- schoben hatte, bevor der Vorstandschef Anfang Dezember das Unternehmen nach knapp viereinhalb Jahren vorzeitig und überraschend verließ. Über den Hin- tergründen des Vorgangs liegt ein aus fein ziselierten Sätzen des Dankes gewo- bener Mantel des Schweigens. Das ist so üblich. Auch die Bachmann-Nachfolger können, wollen, dürfen zur Aufklärung des Sachverhalts nicht beitragen. In der offiziellen Mitteilung zum Chefwechsel finden sich immerhin zarte und interpretierbare Andeutungen: Die neue Doppelspitze, so der Aufsichtsrat, werde bei der Umsetzung der vom Vor- gänger angeschobenen Transformation Für weiteres Wachstum müssen wir Eppendorf neu ausrichten und globaler denken Peter Fruhstorfer, Co-Vorstandschef der Eppendorf AG auf etwa 3800 weltweit. Dass sich das Unternehmen auf glänzenden Wachs- tumszahlen und Gewinnen nicht ausru- hen kann, hatte schon Ex-CEO Bach- mann erkannt und das Zukunftspro- gramm angeschoben. „Wir nähern uns dem Milliardenumsatz, das ist eine kriti- sche Grenze. Für weiteres Wachstum müssen wir Eppendorf neu ausrichten und globaler denken“, sagt Fruhstorfer, der im Mai 2018 als Leiter der Geräte- sparte ins Unternehmen kam und heute unter anderem die Fertigung, die Werke und die strategische Konzernentwick- lung verantwortet. Die Kunden – zu- meist Hochschulen, forschende Pharma- unternehmen, Medizin- und Umweltla- bore – digitalisierten ihre Arbeitsabläufe. Darauf müsse sich das Unternehmen einstellen. „Wir wollen nicht mehr Gerä- te verkaufen, sondern unseren Kunden künftig maßgeschneiderte Komplettlö- sungen anbieten.“ Und damit besser sein als die Kon- kurrenten aus Asien, die sich zunehmend in der Life-Science-Branche tummeln. Bei der Eppendorf AG trägt der Asien/ Pazifik/Afrika-Markt immerhin 27 Pro- zent zum Gesamtumsatz bei. Allein in China, dem nach den USA zweitgrößten Ländermarkt, generierte der Konzern im vergangenen Jahr 14 Prozent aller Erlöse. Die 260 Mitarbeiter in der Volksrepublik sind seit Anfang dieser Woche nach dem wegen der Ausbreitung des Coronavirus staatlich verordneten Zwangsurlaub wie- der zurück an den Arbeitsplätzen in den Büros und in der Fertigung. Die Arbeits- pause wird den Umsatz zwar etwas schmälern, gleichzeitig ergeben sich durch die Coronakrise neue Absatzchan- cen für die Hamburger. Der Produktkatalog des Konzerns ist 475 Seiten dick Zur notwendigen Neuausrichtung des Unternehmens gehöre auch, die Ver- triebswege, Arbeitsweisen und die Füh- rungskultur zu modernisieren, betont van Pelt, die im Herbst 2017 als Vorstand für Vertrieb, Marketing und Service kam. Jetzt zeichnet sie zusätzlich auch für Personal, Logistik, Recht sowie vorüber- gehend für die Finanzen verantwortlich – bis ein neuer Finanzvorstand gefunden ist. Zeitgemäße Vertriebsstrukturen sol- len eingeführt werden, was allerdings nicht zwingend heißt, dass der immerhin 475 Seiten starke Produktkatalog abge- schafft wird, den die Kunden bekommen, wenn sie ihn denn wollen. Die wohl größte Herausforderung: eine neue Ver- antwortungskultur. „Die Eppendorf AG war sehr lange ein recht hierarchisch strukturiertes und auf eine Person fo- kussiertes Unternehmen, bei der alle Kompetenzen angesiedelt waren und von der die wesentlichen Entscheidun- gen getroffen wurden. So möchte ich ein Unternehmen heute nicht mehr führen.“ Wie aber funktioniert so eine Dop- pelspitze? „Wichtig sind klar getrennte Zuständigkeiten und Verantwortlichkei- ten, gegenseitiges Vertrauen, Offenheit und eine gemeinsame Vision von Füh- rungskultur“, sagt Fruhstorfer. Keiner von beiden habe das allerletzte Wort und es sei auch keine Interimslösung, in der sich einer als der bessere Topmanager herauskristallisieren solle, betonen die beiden Co-CEOs. Und wenn sie sich par- tout nicht einigen können? „Es ist eine Regelung unter Einbeziehung des Auf- sichtsrats verabredet“, sagt Eva van Pelt. „Aber wir haben nicht die Absicht, davon Gebrauch zu machen.“ Unumstritten ist: Voraussichtlich noch 2020 soll ein Teil der Rücklagen in den Zukauf eines Unternehmens fließen. Auch die Investition in den Standort Hamburg ist Konsens. Die Tage des Hub- schrauberlandeplatzes gleich rechts hin- ter dem Pförtnerhaus sind gezählt. Euro und 153,7 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit). Vom Reingewinn gingen 30 Prozent an die Eigentümer, die Familien der Gründer Heinrich Netheler und Hans Hinz, der Rest in die Rücklage. Die summierte sich Ende 2018 auf fast 400 Millionen Euro. Schulden bei Banken existieren schlicht nicht. Im vergangenen Jahr habe sich das Unternehmen entwickelt wie erwartet. Der Umsatz sei im höheren einstelligen Prozentbereich gewachsen, der Gewinn konstant gewesen, heißt es. Die Zahl der Mitarbeiter stieg deutlich: Von gut 3300 Astro-Alex und die Eppendorf-Pipette Sie ist das Erfolgsmodell des Unternehmens: 3,35 Millionen Pipetten des Modells Research Plus hat die Eppendorf AG in Hamburg schon gefer- tigt, Listenpreis: gut 250 Euro. Eine davon war gar im Weltraumeinsatz. Astronaut Alexander Gerst (Foto: Nasa) arbeitete mit ihr in der ISS-Raumstation. hs

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Donnerstag, 13. Februar 2020666 Hamburger Abendblatt

Der Laborgeräte-Konzernhat seit Kurzem zweiVorstandsvorsitzende.Wie die Doppelspitze dasUnternehmen gemeinsamverändern will

OLIVER SCHADE

HAMBURG : : Es war eine viel beachteteRazzia bei einem der wichtigsten Privat-bankiers Hamburgs. Im Frühjahr 2019hatten sich Beamte des Landeskriminal-amtes Zugang zur Villa von HendrikRiehmer, Co-Chef des Bankhauses Be-renberg, sowie zu einem Haus einesHamburger Immobilienunternehmersverschafft. Der Vorwurf: Verstoß gegendas Wertpapierhandelsgesetz. Zwei Per-sonen sollten aufgrund von Insiderinfor-mationen bei dem Verkauf von Aktien

sind die Ermittlungen nach Auswertungder sichergestellten Beweismittel man-gels Tatverdachts eingestellt worden –und zwar „gegen alle Beschuldigten“, wieeine Sprecherin der StaatsanwaltschaftHamburg dem Abendblatt am Mittwochbestätigte. „Ein hinreichender Tatver-dacht konnte nicht begründet werden.“Die Arrestbeschlüsse seien deshalb auf-gehoben worden.

Riehmer sei „zu Unrecht verdächtigtworden, Insiderinformationen weiterge-geben zu haben“, schreibt das BankhausBerenberg in einer Stellungnahme am

Mittwoch. Und weiter heißt es dort: Manhabe bereits direkt nach Bekanntwerdendes Ermittlungsverfahrens mitgeteilt,dass das Bankhaus fest davon ausgehe,dass sich der Verdacht nicht bestätigenwerde. „Mit der Einstellung des Verfah-rens hat sich dies nun offiziell bewahr-heitet.“ Die Bank wurde nach Abend-blatt-Informationen am Dienstagschriftlich von der Staatsanwaltschaftüber die Einstellung informiert. HendrikRiehmer selbst ließ über die Bank mittei-len: „Ich bin froh, dass die zuständige Er-mittlungsbehörde nun nach rund einem

Die neue Doppelspitze Evavan Pelt und Peter Fruhstorferim Hamburger Werk derEppendorf AGFOTO: MARCELO HERNANDEZ

Eppendorf AGschafft Hunderteneue Jobs inHamburg

der Hamburger Reederei Hapag-Lloyddurch den Reisekonzern Tui im Sommer2017 große Wertsteigerungen mit Ha-pag-Lloyd-Aktien erzielt haben. Nun

Gegen ihn wurdendie Ermittlungeneingestellt: Beren-berg-Co-ChefHendrik Riehmer.FOTO: BERENBERG

„klare Prioritäten setzen“ und auf eine„hoch integrative Herangehensweise“achten. Womöglich ist es das, was dieAufseher beim früheren Vorstandschefvermissten. In Unternehmenskreisenheißt es, der Aufsichtsrat habe die Fülleder Aufgaben auf mehrere Schultern ver-teilen, Bachmann einen ihm gleichge-stellten Co-CEO aber nicht akzeptierenwollen. Mit zwei gleichberechtigten Vor-standschefs in der Kombination Frau/Mann wandelt das vor 75 Jahren gegrün-dete Unternehmen nun auf den Spureneines großen Konzerns wie SAP.

Verdient wird gut bei der EppendorfAGmit der Entwicklung und Herstellungvon Laborgeräten wie Zentrifugen, Bio-reaktoren, Zellmanipulations- und Ultra-Tiefkühlgeräten, mit Verbrauchsmate-rialien wie Pipettenspitzen und Reaktor-gefäßen wie den sogenannten Eppis:Nach den jüngsten veröffentlichten Zah-len erzielte der Konzern mit seinenStandorten in 26 Ländern weltweit 2018einen Umsatz von knapp 730 Millionen

HEINER SCHMIDT

HAMBURG : : Gleich hinter dem Pfört-nerhaus an der Zufahrt zum Betriebsge-lände der Eppendorf AG liegt rechterHand der Hubschrauberlandeplatz. Fürdiesen Zweck genutzt wird das gepflas-terte Areal eher selten – vom Manage-ment des Hamburger Konzerns schongar nicht. Eva van Velt (54) und PeterFruhstorfer (51) können sich auch nurzusammenreimen, warum es ihn über-haupt gibt. Der Landeplatz war schonlange da, als sie ihre Jobs im Hauptquar-tier des Laborgeräteherstellers antraten.„Man wollte wohl vorbereitet sein, fallses einen Unfall auf dem Firmengeländegibt“, mutmaßt Fruhstorfer. Das hättenfrüher viele Unternehmen so gemacht.

Außerdem herrscht kein Platzman-gel rund um das Verwaltungsgebäudeund die Produktionshallen. Als dasUnternehmen Mitte der 1960er-Jahreumzog an den Barkhausenweg in Hum-melsbüttel, sicherte es sich großzügig ge-schnittene Erweiterungsflächen gleichmit. Davon profitieren heute die mittler-weile gut 950 Mitarbeiter am Standort.Es gibt reichlich Beschäftigten-Parkplät-ze. Und das ist gut so, weil die nächste S-oder U-Bahnstation weit entfernt unddie Anfahrt mit öffentlichen Verkehrs-mitteln zeit- und nervenraubend ist.

Von dem vorausschauenden Grund-stücksgeschäft profitiert mehr als 50Jahre später auch das Unternehmenselbst. Ihre nächste Erweiterungsrundekann die Eppendorf AG auf eigenemGrund und Boden realisieren – obwohles große Pläne sind. „Derzeit arbeitenwir am Rande der Kapazität. Deshalbdenken wir unter anderem in RichtungNeubau eines zusätzlichen Verwaltungs-gebäudes“, sagt Eva van Pelt. Auch dieProduktion soll ausgebaut werden. „Wirwerden in Hamburg in den nächsten dreibis fünf Jahren mehrere Hundert neueArbeitsplätze schaffen.“

Van Pelt und Fruhstorfer sind seitelf Wochen die neue Doppelspitze desKonzerns. Sie setzen mit der Standort-erweiterung um, was ihr Vorgänger Tho-mas Bachmann in einer Zukunftsinitiati-ve namens „be Eppendorf 2021“ ange-schoben hatte, bevor der VorstandschefAnfang Dezember das Unternehmennach knapp viereinhalb Jahren vorzeitigund überraschend verließ. Über den Hin-tergründen des Vorgangs liegt ein ausfein ziselierten Sätzen des Dankes gewo-bener Mantel des Schweigens. Das ist soüblich. Auch die Bachmann-Nachfolgerkönnen, wollen, dürfen zur Aufklärungdes Sachverhalts nicht beitragen.

In der offiziellen Mitteilung zumChefwechsel finden sich immerhin zarteund interpretierbare Andeutungen: Dieneue Doppelspitze, so der Aufsichtsrat,werde bei der Umsetzung der vom Vor-gänger angeschobenen Transformation

Für weiteres Wachstummüssen wir Eppendorfneu ausrichten undglobaler denken

Peter Fruhstorfer,Co-Vorstandschef der Eppendorf AG

Bund stärkt beiMarineaufträgenheimischeWerftenHAMBURG : : Mitte Januar sorgte einAuftrag aus dem Verteidigungsministe-rium für großenWirbel. Der Bund vergabden Bau von vier neuen Mehrzweck-Kampfschiffen vom Typ „MKS 180“ andie Werft Damen. In Hamburg löste dieEntscheidung Freude aus, denn die Tra-ditionswerft Blohm+Voss hatte sich mitden Niederländern zusammengeschlos-sen. Die vier Schiffe sollen an der Elbegebaut werden. Im restlichen Nord-deutschland herrschte hingegen Enttäu-schung. Denn auch die Kieler Werft Ger-man Naval Yards mit ThyssenKrupp Ma-rine Systems hatte sich um den 5,27 Mil-liarden Euro schweren Auftrag bemühtund ging leer aus.

Die IG Metall monierte, dass einsolch national wichtiger Auftrag nichteuropaweit ausgeschrieben werden dür-fe. Die heimischen Unternehmen müss-ten den Zuschlag erhalten. Ansonstenkönne die Bundesregierung zum „Toten-gräber“ des deutschen Schiffbaus wer-den, sagte IG Metall-Bezirksleiter DanielFriedrich damals. Er forderte die Bun-desregierung auf, den Marineschiffbauals Schlüsseltechnologie einzustufen.Am Mittwoch hat die Bundesregierunggenau diesen Schritt getan – und dassehr zur Freude von Friedrich: „Damitsind nationale Ausschreibungen künftigauch im Überwasserschiffbau möglich.“Gemeinsam mit vielen Landesregierun-gen, Unternehmen und Verbänden habeman „ein solches klares politisches Be-kenntnis für die Branche“ und ihre mehrals 15.000 Beschäftigten lange gefordert.

Der Auftrag für die „MKS 180“ wer-de von der Entscheidung allerdings wohlnicht mehr berührt sein, hieß es. GermanNaval Yards verlangt aber eine Nachprü-fung der Auftragsvergabe. Friedrich hat-te eine Verteilung der Arbeiten auf meh-rere Werften vorgeschlagen. woh

auf etwa 3800 weltweit. Dass sich dasUnternehmen auf glänzenden Wachs-tumszahlen und Gewinnen nicht ausru-hen kann, hatte schon Ex-CEO Bach-mann erkannt und das Zukunftspro-gramm angeschoben. „Wir nähern unsdem Milliardenumsatz, das ist eine kriti-sche Grenze. Für weiteres Wachstummüssen wir Eppendorf neu ausrichtenund globaler denken“, sagt Fruhstorfer,der im Mai 2018 als Leiter der Geräte-sparte ins Unternehmen kam und heuteunter anderem die Fertigung, die Werkeund die strategische Konzernentwick-lung verantwortet. Die Kunden – zu-meist Hochschulen, forschende Pharma-unternehmen, Medizin- und Umweltla-bore – digitalisierten ihre Arbeitsabläufe.Darauf müsse sich das Unternehmeneinstellen. „Wir wollen nicht mehr Gerä-te verkaufen, sondern unseren Kundenkünftig maßgeschneiderte Komplettlö-sungen anbieten.“

Und damit besser sein als die Kon-kurrenten aus Asien, die sich zunehmendin der Life-Science-Branche tummeln.Bei der Eppendorf AG trägt der Asien/Pazifik/Afrika-Markt immerhin 27 Pro-zent zum Gesamtumsatz bei. Allein inChina, dem nach den USA zweitgrößtenLändermarkt, generierte der Konzern imvergangenen Jahr 14 Prozent aller Erlöse.Die 260 Mitarbeiter in der Volksrepubliksind seit Anfang dieser Woche nach demwegen der Ausbreitung des Coronavirusstaatlich verordneten Zwangsurlaub wie-der zurück an den Arbeitsplätzen in denBüros und in der Fertigung. Die Arbeits-pause wird den Umsatz zwar etwasschmälern, gleichzeitig ergeben sichdurch die Coronakrise neue Absatzchan-cen für die Hamburger.

Der Produktkatalog desKonzerns ist 475 Seiten dick

Zur notwendigen Neuausrichtung desUnternehmens gehöre auch, die Ver-triebswege, Arbeitsweisen und die Füh-rungskultur zu modernisieren, betontvan Pelt, die im Herbst 2017 als Vorstandfür Vertrieb, Marketing und Service kam.Jetzt zeichnet sie zusätzlich auch fürPersonal, Logistik, Recht sowie vorüber-gehend für die Finanzen verantwortlich– bis ein neuer Finanzvorstand gefundenist. Zeitgemäße Vertriebsstrukturen sol-len eingeführt werden, was allerdingsnicht zwingend heißt, dass der immerhin475 Seiten starke Produktkatalog abge-schafft wird, den die Kunden bekommen,wenn sie ihn denn wollen. Die wohlgrößte Herausforderung: eine neue Ver-antwortungskultur. „Die Eppendorf AGwar sehr lange ein recht hierarchischstrukturiertes und auf eine Person fo-kussiertes Unternehmen, bei der alleKompetenzen angesiedelt waren undvon der die wesentlichen Entscheidun-gen getroffen wurden. So möchte ich einUnternehmen heute nicht mehr führen.“

Wie aber funktioniert so eine Dop-pelspitze? „Wichtig sind klar getrennteZuständigkeiten und Verantwortlichkei-ten, gegenseitiges Vertrauen, Offenheitund eine gemeinsame Vision von Füh-rungskultur“, sagt Fruhstorfer. Keinervon beiden habe das allerletzteWort undes sei auch keine Interimslösung, in dersich einer als der bessere Topmanagerherauskristallisieren solle, betonen diebeiden Co-CEOs. Und wenn sie sich par-tout nicht einigen können? „Es ist eineRegelung unter Einbeziehung des Auf-sichtsrats verabredet“, sagt Eva van Pelt.„Aber wir haben nicht die Absicht, davonGebrauch zu machen.“

Unumstritten ist: Voraussichtlichnoch 2020 soll ein Teil der Rücklagen inden Zukauf eines Unternehmens fließen.Auch die Investition in den StandortHamburg ist Konsens. Die Tage des Hub-schrauberlandeplatzes gleich rechts hin-ter dem Pförtnerhaus sind gezählt.

Ermittlungen gegen Co-Chef von Berenberg Bank eingestelltVerdacht aufWeitergabe von Insiderinformationen bewahrheitet sich nicht. Hendrik Riehmer zeigt sich froh über die Entscheidung

Jahr Ermittlungsarbeit zu der Überzeu-gung gelangt ist, dass die Vorwürfe unbe-gründet waren und so der Ruf meinerPerson und unseres Hauses durch diesesThema nicht weiter beschädigt wird.“

Riehmer war nach einer Banklehrebei der Haspa im Juli 1990 zu Berenberggekommen. Seit Januar 2009 ist er per-sönlich haftender Gesellschafter. Zu-sammen mit Bankchef Hans-Walter Pe-ters gehören ihm 26,1 Prozent derStimmrechtsanteile. In der Unterneh-mensleitung verantwortet Riehmer denBereich Investmentbanking.

Euro und 153,7 Millionen Euro Gewinnvor Zinsen und Steuern (Ebit). VomReingewinn gingen 30 Prozent an dieEigentümer, die Familien der GründerHeinrich Netheler und Hans Hinz, derRest in die Rücklage. Die summierte sichEnde 2018 auf fast 400 Millionen Euro.

Schulden bei Banken existieren schlichtnicht. Im vergangenen Jahr habe sich dasUnternehmen entwickelt wie erwartet.Der Umsatz sei im höheren einstelligenProzentbereich gewachsen, der Gewinnkonstant gewesen, heißt es. Die Zahl derMitarbeiter stieg deutlich: Von gut 3300

Astro-Alex und die Eppendorf-Pipette

Sie ist das Erfolgsmodelldes Unternehmens: 3,35Millionen Pipetten desModells Research Plushat die Eppendorf AG inHamburg schon gefer-tigt, Listenpreis: gut 250Euro. Eine davon war garim Weltraumeinsatz.Astronaut AlexanderGerst (Foto: Nasa)arbeitete mit ihr in derISS-Raumstation. hs

Bund beteiligt sichamBau einer neuenKöhlbrandquerungHAMBURG : : Gute Nachricht aus Ber-lin für die Hamburger Hafenwirtschaft:Nach monatelangen Verhandlungen ha-ben sich Hamburg und der Bund auf denBau einer neuen Köhlbrandquerung ver-ständigt. Nach Informationen desAbendblatts wird der Bund den Bau derQuerung federführend übernehmen. Da-für wird das Projekt zu einer Bundesstra-ße hochgestuft. Bei der alten Köhlbrand-brücke handelt es sich um eine Landes-straße. Die Finanzierung ist jedoch nochnicht abschließend geklärt. Dem Verneh-men nach wird sich der Bundmaßgeblichan den Kosten beteiligen, möglicherwei-se übernimmt er die Hälfte der Gesamt-kosten.

Bundesverkehrsminister AndreasScheuer (CSU) will die Vereinbarung amheutigen Donnerstag in Berlin öffentlichmachen. Dazu lädt er um 17 Uhr im Bun-desverkehrsministerium zu einer Presse-konferenz ein, an der auch HamburgsBürgermeister Peter Tschentscher (SPD)teilnehmen soll.

Die 1974 gebaute Köhlbrandbrückeist marode und muss bis 2030 ersetztwerden. Zudem ist sie für die riesigenContainerschiffe der neuesten Genera-tion nicht hoch genug, damit diese dendahinter liegenden ContainerterminalAltenwerder anlaufen können.

Unklar ist, ob die alte Köhlbrandbrü-cke durch eine neue ersetzt wird oder obstattdessen ein Tunnel unter den Köhl-brand gebohrt wird. Eine neue Brückewürde 2,5 Milliarden Euro kosten, derTunnel 3,2 Milliarden Euro. Dennochspricht einiges für die unterirdischeQuerung: Einmal gebaut würde der Tun-nel in den Betriebskosten wesentlich ge-ringer ausfallen als die Brücke. Zudemwürde er mit einer Lebensdauer vonmehr als 100 Jahren länger halten. mk

Bundesverkehrs-minister AndreasScheuer (CSU)wird die Pläneheute verkünden.FOTO:DPA