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20 JAHRE IM EINSATZ FÜR WILDTIERE. WELTWEIT. * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

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20 JAHRE IM EINSATZ FÜR WILDTIERE. WELTWEIT.

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Jahr

e20

Pro Wildlife feiert sein 20-jähriges Bestehen. Hierzu gratuliere ich herzlich.

Seit 1999 arbeitet der engagierte Tier- und Artenschutzverband mit Sitz in München auf nationaler, europäischer

und internationaler Ebene an der Verbesserung des Schutzes von wildlebenden Tierarten, deren Bestände unter

anderem durch Wilderei und Handel bedroht sind. Eines der wirksamsten Instrumente zur Bekämpfung des Verlustes

der Artenvielfalt ist das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (englisch: CITES), welches gefährdete Tier- und

Pflanzenarten vor nicht nachhaltigem internationalem Handel schützt. Pro Wildlife bringt sich zu diesen CITES-

Themen seit Jahren mit Wissen und Erfahrung in die Diskussionen zum Schutz etwa von Elefanten, Affen, Reptilien

und Amphibien ein.

Ich schätze an Pro Wildlife die fachliche Arbeit und das beharrliche Engagement. Einige CITES-Artenlistungen, die

das Bundesumweltministerium vorangetrieben hat, gehen auf Initiative von Pro Wildlife zurück. Derzeit analysiert

Pro Wildlife im Auftrag des Bundesumweltministeriums in einem Vorhaben den deutschen Heimtiermarkt daraufhin,

inwiefern die Nachfrage nach exotischen Tierarten zu Gefährdungen der Arten in ihren Ursprungsländern beiträgt.

Ich wünsche Pro Wildlife, dass es sich auch weiterhin mit Leidenschaft und fundiertem Wissen für einen besseren

Schutz gefährdeter Tierarten einsetzen kann und wird.

3

1999

2

Februar: Gründung von Pro WildlifeBiologen, Tierärzte und Naturschutzinteressierte gründen

Pro Wildlife. Das gemeinsame Ziel: weltweit den Schutz

von Wildtieren und ihrer Lebensräume zu verbessern. Von

Anfang an verbindet Pro Wildlife Tier- und Artenschutz

miteinander, bekämpft Ursachen und Folgen gleicherma-

ßen, zeigt Missstände auf und nimmt Einfluss auf Gesetze

sowie politische Entscheidungen.

Wir geben Wildtieren eine Stimme!

20 Jahre Pro Wildlife – wir sind stolz und glücklich, dass wir heute auf eine lange Liste von Erfolgen zurückblicken

können und immer mehr Menschen für den Schutz von Wildtieren begeistern. Dieses Jubiläumsheft soll Ihnen einen

Überblick über unsere Arbeitsweise sowie einige unserer wichtigsten Kampagnen und Erfolge geben.

Zwei Schlüsselerlebnisse waren die Auslöser für die Gründung von Pro Wildlife: Zum einen die Teilnahme an ei-

ner Artenschutzkonferenz, bei der der strenge Schutz von Elefanten aufgehoben und der Elfenbeinhandel freigege-

ben wurde. Zum anderen, als unsere Gründungsmitglieder mitten in Deutschland auf einer der größten Wildtier-

börsen Europas tausende Chamäleons, Frösche und Schildkröten in Plastiktöpfchen vorfanden. Sogar geschützte Arten

wurden aus der Natur gerissen und dort verramscht. Wie konnte das sein? Schnell stellte sich heraus, dass sich in

Deutschland kaum eine Organisation der Ausbeutung von Wildtieren aus aller Welt für kommerzielle Zwecke ent-

gegenstellt. Um diese Lücke zu schließen, wurde Pro Wildlife gegründet.

Mit Herzblut und Expertise haben wir es seither geschafft, uns national und international immer mehr Gehör zu

verschaffen und den Schutz bedrohter Arten auszuweiten. Unsere hartnäckige, uneigennützige Arbeit hat sich

ausgezahlt und ist unser Ansporn, auch in den kommenden 20 Jahren den Wildtieren unserer Erde eine Stimme zu

geben. Der alarmierende Bericht des Weltbiodiversitätsrats vom Mai 2019 zeigt nur zu deutlich, wie wichtig der Schutz

der Artenvielfalt auch weiterhin bleibt.

Andrea Höppner1. Vorsitzende des Vorstands

Pro Wildlife e.V.

Jochen FlasbarthStaatssekretär Bundesministerium für

Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

© B

MU

B/Th

omas

Imo

Mitgründerinnen Daniela Freyer

und Dr. Sandra Altherr bei

Verhandlungen zum Schutz

von Wildtieren

1999

Tierquälerei im Frachtraum

Pro Wildlife war erst wenige Monate alt, schon deckten wir

einen massiven Skandal auf. Uns erreichten erschreckende

Videoaufnahmen aus Südafrika. Tierschützer hatten bei einem Flug der Lufthansa Cargo bis auf die Knochen abge-magerte, tote und bereits verweste Wüstenfüchse, Kraniche und Tauben entdeckt. Wir recherchierten und fanden bald her-

aus, welches Martyrium die Tiere hinter sich hatten: Sie wurden

in der Wildnis eingefangen und auf einer aberwitzigen Flug-

route von Sudan über Frankfurt nach Südafrika verfrachtet.

Der Verwesungsgrad eines Tieres deutete darauf hin, dass es

bereits am Flughafen der Main-Metropole tot gewesen sein

musste. Die Abfertigung dort bescheinigte den Tieren dennoch

einen „guten Gesundheitszustand“ und schickte sie trotz feh-

lender Gesundheitspapiere und missachteter Transportbestim-

mungen weiter nach Südafrika. In den elf Stunden Aufenthalt in Frankfurt kümmerte sich offenbar niemand um das Wohl der Tiere. Aber es kam noch schlimmer: Wegen fehlender

Papiere verweigerten die Behörden in Südafrika die Annahme

der vermutlich für einen Zoo bestimmten Tiere – und schickten

sie über Frankfurt zurück an den Tierhändler im Sudan.

Pro Wildlife erstattete sofort Anzeige gegen Lufthansa Cargo sowie die tierärztliche Grenzkontrolle in Frankfurt und gab das Videomaterial an die Presse. Die Meldung schlug ein,

als das ZDF in einem investigativen Fernsehbeitrag berichte-

te. Gleichzeitig forderten wir Lufthansa auf, den Transport von

Wildtieren einzustellen. Wie konnte es sein, dass dutzende Tie-

re im Frachtraum der größten deutschen Airline verendeten

und trotz angeblicher Kontrollen bei Zwischenstopps in Frank-

furt sogar weiter transportiert wurden? Der Skandal spitzte sich zu, als ebenfalls in einer Lufthansa-Cargo-Maschine Delfine aus Argentinien starben, die für Delfinarien be-stimmt waren. Gemeinsam mit Kollegen der Whale and

Dolphin Conservation verhandelten wir mit Lufthansa-Vertre-

tern über einen Ausstieg aus dem Geschäft mit Wildtieren; mit

Erfolg. Lufthansa lenkte ein und stoppte (mit Ausnahmen) den Versand von Wildtieren für kommerzielle Zwecke.

Für den jungen Verein Pro Wildlife war das ein Meilenstein.

Zudem zeichnete sich bereits damals ab, welche Strategien auch

künftig erfolgsversprechend sein würden: Öffentlicher Druck gepaart mit Gesprächen mit Entscheidungsträgern sowie Zusammenarbeit mit Verbündeten. Ein Rezept, das wir bis

heute erfolgreich zum Schutz von Wildtieren einsetzen.

Kronenkraniche

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2000

5

2001

AprilLufthansa stoppt nach der

massiven Kritik von Pro Wild-

life und Kollegen den Transport

von Wildtieren zu kommerziel-

len Zwecken. Zuvor waren auf

mehreren Flügen zahlreiche

Wildtiere gestorben (s. Seite 3).

2000

6

JuniUnser Bericht „The Decline of Asian turtles”

zeigt die massive Bedrohung für zahlrei-

che asiatische Schildkrötenarten, die völlig

ungeschützt entweder in Terrarien oder im

Kochtopf landen. Unsere ersten Anträge bei

der 11. CITES-Artenschutzkonferenz in Kenia

sind erfolgreich.

Im Westen Afrikas finden Schimpansen und Gorillas einige der

letzten Zufluchtsorte. Leider dringen Menschen immer tiefer in

die Regenwälder ein, jagen die Affen und verkaufen die Jungtie-

re als Haustiere. Für Pro Wildlife stand deshalb schon sehr früh fest, dass Tier- und Artenschutz auch vor Ort stattfinden muss. Auf der Suche nach guten Partnern wählten wir als unser erstes

Schutzprojekt das Limbe Wildlife Centre (LWC) in Kamerun aus.

Wichtig war für uns von Anfang an ein vielschichtiger und nach-

haltiger Ansatz: Das LWC nimmt Affen und andere Wildtiere in

Not auf und arbeitet mit den Menschen vor Ort. Zahlreiche

Wildtiere können nach ihrer Rehabilitation wieder ausgewildert

werden. Über die Jahre hat sich Pro Wildlife zum wichtigsten Geldgeber für das Zentrum entwickelt. Wir finanzieren unter an-

derem die Stelle des Projektleiters und unterstützen kontinuier-

lich den Bau neuer Gehege, Futterversorgung und medizinische

Betreuung. Die Förderung des Projekts „Aframomum“ gibt der

lokalen Bevölkerung die Möglichkeit, Futterpflanzen für die Affen

anzubauen und so ein Einkommen für ihre Familien zu erwirt-

schaften. Insgesamt gaben wir bisher 300.000 Euro nach Limbe.

Der ganzheitliche Ansatz, wie er im LWC praktiziert wird, ist uns

bei der Auswahl von Projekten bis heute enorm wichtig. Denn um

zu verhindern, dass immer mehr Tiere aufgenommen werden

müssen, ist die Ursachenbekämpfung unerlässlich. Deshalb sind uns Aufklärung, die Unterstützung des Vollzugs und dass die Be-völkerung in den Einrichtungen Arbeit findet, wichtig. Denn nur,

wenn die Menschen profitieren und eine Alternative zu Wilderei

und Buschfleischhandel haben, gewinnen auch die Wildtiere.

Limbe Wildlife Centre:

Unser erstes Projekt vor Ort

2000

Peggy MotschLimbe Wildlife Centre

4

4 5

MaiIm Gespräch mit der damaligen Um-

weltministerin Renate Künast kann

Pro Wildlife bewirken, dass die deutsche

Delegation für die Walfangtagung ihre

Position überdenkt und sich vom Wal-

fang-Sympathisanten zum Walfang-

Gegner mausert (s. Seite 19).

7

JuliEine Analyse von Pro Wildlife

und Kollegen deckt auf, wie

Japan seit Jahren Länder bei

den Konferenzen der Interna-

tionalen Walfangkommission

bestochen hatte, damit diese

für Japans Anträge stimmten.

Bei diesen Bildern kann sich schnell der Magen umdrehen:

Hunderte Delfine liegen in blutrotem Wasser, Fischer töten sie mit

Eisenhaken und Messern – ein Massaker. Was uns die Organisa-

tion EIA aus Japan schickte, war kaum zu glauben. Denn vor der

Veröffentlichung dieser Videos wusste niemand in Europa, was in

den japanischen Fischerorten wie Taiji oder Futo vor sich ging. Die Jagd auf Delfine war unbekannt, bis Pro Wildlife das Material der Presse zur Verfügung stellte.

Das Team von Stern TV machte die Jagd auf Delfine in Japan zum

Aufmacher seiner Sendung. Die Pro Wildlife Mitarbeiter gaben

ihr Interview im privaten Wohnzimmer, denn ein richtiges Büro

hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Reaktionen der

Zuschauer, Anrufe, Website-Aufrufe und E-Mails nach der Aus-

strahlung der fürchterlichen Bildern, brachten unseren Server

zum Absturz; so groß war die Resonanz. Die laute, internatio-nale Kritik zeigte Wirkung und das Fischerörtchen Futo stellte die Jagd auf Delfine ein. In ganz Japan gingen seither die Fang-zahlen stark zurück, von anfänglich fast 19.000 Tiere auf in- zwischen etwa 2.300 pro Jahr. Für uns einer der wichtigsten

Erfolge der vergangenen 20 Jahre.

Pro Wildlife blieb über die Jahre am Thema dran, denn die Grausamkeit, mit der die sensiblen Meeressäuger getötet wer-den, ließ uns nicht mehr los.

2018 schließlich veröffentlichten wir gemeinsam mit Kollegen

unseren Bericht „Small cetaceans, big problems“ über den Fang

und die Tötung von Delfinen und Kleinwalen weltweit. Der Bericht

macht deutlich: Nicht in Japan oder auf den zu Dänemark gehören-

den Färöer-Inseln werden derzeit die meisten Tiere gejagt, sondern

in Peru, Nigeria und Madagaskar. Weltweit sind es 100.000 Delfi-

ne und Kleinwale pro Jahr. In einigen Teilen der Welt werden die

Meeressäuger sogar nur deshalb getötet, um als Köder für Haie

zu dienen oder um aus ihren Zähnen Brautschmuck zu machen.

Delfine und Kleinwale sind anders als Großwale bisher nicht durch

die Internationale Walfangkommission (IWC) geschützt, was sie in

vielen Regionen zu einfachen Zielen für Jäger und Fischer macht.

Unser neuer Bericht sorgte für internationale Aufmerksamkeit und soll als Vorlage für neue politische Initiativen dienen, um auch Delfine endlich international besser zu schützen.

Pro wildlife deckt Delfin-Massaker in Japan auf

Ich tauche seit fast fünfzehn Jahren,

habe viele Wunder unseres blauen

Planeten mit eigenen Augen gesehen und

wünsche mir, dass auch unsere Kinder diese Chance

bekommen: in Ozeanen voller Leben zu schwimmen.

Vom Schutz der Arten, und zwar aller Arten, wird auch unser

Überleben abhängen. Deshalb muss das auf jeder politischen

und wirtschaftlichen Agenda ganz oben stehen. Pro Wildlife gibt

Wildtieren wie Delfinen und Walen eine Stimme. Ich unterstüt-

ze diese großartige Organisation von Herzen und werde auch

weiterhin an ihrer Seite stehen!

Florian WeissTV- & Radiomoderator

Welchen Stellenwert hat Pro Wildlife für

das Limbe Wildlife Centre?

Pro Wildlife ist seit 19 Jahren an unserer Seite und der beständigste Partner im Einsatz für unsere Tiere. Mit der Gewissheit einer verlässlichen Un-

terstützung seitens Pro Wildlife konnte das LWC seit dem

Jahr 2000 mehr als 260 Primaten, über 3.370 gefährdete

afrikanische Graupapageien, 55 andere Vögel und mehr als

280 andere Wildtiere wie Reptilien und kleine Säugetiere

retten und pflegen.

Wie teuer ist die Versorgung der Tiere?

Das ist schwer zu sagen und hängt davon ab, wie viele Tiere

wir in der Einrichtung versorgen. Für das Gorillababy Bobga,

das aus fürchterlicher Haltung gerettet und zu uns gebracht

wurde, benötigen wir zum Beispiel etwa 1.000 Euro pro Jahr.

Insgesamt sind es für alle Schützlinge etwa 120 Tonnen Früch-

te, 35 Tonnen Proteinnahrung und 85 Tonnen Blätter jährlich.

Gab es in den vergangenen Jahren eine Situation, die dir in

besonderer Erinnerung geblieben ist?

Es brach uns das Herz, als Utah und Mungo bei uns ankamen.

Die beiden Schimpansen waren 15 Jahre lang in kleinen Käfi-

gen gehalten worden, die nur etwa einen Quadratmeter groß

waren. Menschen können extrem grausam sein. Andererseits

sind Schimpansen starke Tiere, die auch schlimme Zeiten

überstehen können. Die beiden leben inzwischen in einem

großen Freigehege mit ihren Artgenossen. Ohne die Partner-schaft mit Pro Wildlife hätte das LWC nicht einen solchen langfristigen Einfluss auf den Schutz der Wildtiere in Kame-run haben können und dafür sind wir unendlich dankbar!

© Roland Wirth

© EIA

© Trevor ScoutenGroßer Tümmler

Scharnierschildkröte Dr. Sandra Altherr mit Renate Künast

Delfinjagd in Futo

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Die wichtigsten Pro Wildlife Berichte: Eine Auswahl

7

5

MaiUnser Bericht „Running

out of Fish“ zeigt, dass

Wale nicht die Fischbe-

stände plündern. Japan

hatte seinen Walfang da-

mit begründet, Wale wür-

den zu viel Fisch fressen.

6

12

AprilDas ZDF-Auslandsjour-

nal besucht das Limbe

Wildlife Centre in Kame-

run und informiert über

die Bedrohung von Men-

schenaffen und anderen

Wildtieren (s. Seite 4).

2002

AufKlärung: Wildtiere sind keine WunderHeilmittel

© James Warwick

4

SeptemberPro Wildlife beginnt eine

Kooperation mit dem

Elephant Transit Home

in Sri Lanka, das als eine

der wenigen seriösen

Stationen Elefanten auf-

nimmt und auswildert.

9

DezemberPro Wildlife verhindert

mit Hilfe von öffentlichem

Druck den geplanten Ex-

port alter Schimpansen

von Berlin an Zoos mit

schlechten Haltungsbe-

dingungen in China.

1

JanuarNach mehrjähriger Arbeit

kann Pro Wildlife die EU

überzeugen, endlich den

Import von Grizzly-Jagd-

trophäen aus Kanada in

die Europäische Union zu

stoppen (s. Seite 18).

10

OktoberPro Wildlife verhandelt

erfolgreich auf der CITES-

Artenschutzkonferenz

und hilft, unter anderem

Gelbwangenkakadus und

Blaukopfamazonen zu

schützen (s. Seite 22).

2004

Eigentlich war das Credo seit den 1980ern klar: Kauft kein Tropen-

holz! Doch ab den 1990ern waren Einrichtungshäuer und Bau-

märkte wieder voll davon, in den Gärten standen Teak-Liegen und

Mahagoni-Schreibtische zierten die Arbeitszimmer. Auf den Möbeln

und Holzstücken prangten Siegel, die Nachhaltigkeit versicherten.

Was war passiert?

Pro Wildlife nahm die Recherchen auf und veröffentlichte 2004 den Bericht „Affenschande“. Wir dokumentierten die verhee-renden Folgen, die der Tropenholzhandel für Primaten hat. Als Beispiele dienten uns Indonesien, Malaysia, Kamerun und die

Demokratische Republik Kongo, wo Orang-Utans, Schimpansen,

Gorillas und zahllose weitere Arten bis heute unter dem Holz-

einschlag leiden. Wo immer die Holzindustrie Straßen und Tras-

sen baut, haben auch Wilderer leichtes Spiel und können immer

tiefer in die Wälder eindringen. Sie versorgen dann die Holzfäller-

camps mit Fleisch; auch Menschenaffen gehören zur Beute, denn

sie liefern besonders viel Fleisch pro Kugel.

Wir fanden heraus, warum Tropenholz plötzlich wieder ange-

sagt war. Viele Verbraucher vertrauten angeblichen Nachhal-

tigkeitssiegeln wie FSC oder PEFC. Doch diese Zertifizierungen

sorgen vor allem für ein gutes Gewissen, denn in Wirklichkeit

bekommen häufig auch solche Unternehmen oder Produkte ein

Siegel, die mit Naturschutz und Nachhaltigkeit wenig am Hut

haben. Schuld daran ist die lasche Zertifizierungspraxis eben-so wie das Expansionsstreben vieler Siegel. Denn sie wollen

ihren Anteil am Weltmarkt stetig ausbauen, was dann zu Las-

ten von Kriterien und Kontrollen geht. Plantagenholz suggeriert

den Verbrauchern Nachhaltigkeit, doch oft musste erst Urwald

weichen, um den schädlichen Monokulturen Platz zu machen.

Wir zeigten, dass selbst illegaler Holzeinschlag und Wilderei trotz Zertifikat vorkommen.

Nicht nur FSC steht bis heute in der Kritik, auch die Siegel MSC

für Meeresfisch und RSPO für Palmöl gaukeln Nachhaltigkeit vor.

MSC beispielsweise will in zehn Jahren 30 Prozent des Weltmarktes

mit nachhaltigem Fisch versorgen. Wie soll das funktionieren an-

gesichts schwindender Bestände? Standen wir Mitte der 2000er Jahre noch recht alleine mit unserer Kritik an der Siegel-Schwemme, setzt sich inzwischen immer mehr die Einsicht durch, dass der Konsum von Wildtieren und Pflanzen drastisch reduziert werden muss. Ein Anlass zur Hoffnung.

Verzicht auf Tropenholz statt fragwürdige Siegel

2000

2001

2004

2005

2007

2011

2014

2015

2016

2017

2018

2018

„The Decline of Asian turtles“ Drohende Ausrottung asiatischer Schildkröten

„Wildtiertransporte & Tierschutz: Ein Paradoxon“ Mortalitätsraten im Wildtierhandel

„Affenschande“ Auswirkungen des Tropenholzhandels auf Primaten

„Ein tödliches Geschäft“ Bedrohung von Wildvögeln durch millionenfache EU-Importe

„Going to pot“ Affenwilderei in Lateinamerika

„Canapés to extinction“ Internationaler Handel mit Froschschenkeln

„Stolen Wildlife I“ Die Rolle der EU im Reptilienschmuggel

„Endstation Wohnzimmer“ Exotische Säugetiere als Haustiere

„Frozen in Time“ Norwegen als weltgrößte Walfangnation entlarvt

„EU ivory trade“ Elfenbeinhandel in der EU

„Ein Leben in Ketten“ Das Leiden von Elefanten im Tourismus

„Small cetaceans, big problems“ Analyse der weltweiten Delfinjagd

© Nanang Sujana

2004

2003

2002

Rheuma, Geisteskrankheit, Triefauge? Knochen, Hirn, Haut oder

der Penis von Tigern sollen helfen. Bei Gicht und Fieber wird

Rhino-Horn verabreicht und Schildkrötenpanzer beugt angeb-

lich Vergesslichkeit vor. Die Traditionelle Chinesische Medizin

(TCM) ist Jahrtausende alt und wird bis heute in großen Teilen

Asiens angewandt. Die meisten Inhaltsstoffe sind aus Arten-

schutzsicht unbedenklich, einige aber höchst problematisch.

Immer mehr Menschen mit immer mehr Geld suchen in der

traditionellen Medizin Linderung für alltägliche Leiden oder

ernsthafte Krankheiten. Viele nutzen Nashorn-Pulver und

andere, besonders teure Inhaltsstoffe auch als Statussymbol. Für einige Tierarten, denen heilende Kräfte zugesprochen werden, bedeutet das eine ernste Bedrohung. Tiger, Nas-horn und Seepferdchen sind nur einige der Arten, die für die Medizin ausgerottet werden. Dabei ist der Übergang zu ver-

meintlich stärkender Ernährung fließend. Alleine mehr als 100

Rezepte nutzen Tigerteile, auf den Märkten werden getrocknete

Plumploris und Geckos ebenso verkauft wie Saiga-Hörner und

Schlangengalle. Auch das am meisten gewilderte Säugetier

der Welt, das Schuppentier, fällt der TCM zum Opfer.

Millionen Wildtiere werden zu Salben, Pillen und Pulvern

verarbeitet. Diese enorme Menge kann die Natur unmöglich

wieder ausgleichen; denn nicht nur in Asien, sondern auch in

Teilen Südamerikas und Afrikas werden Wildtiere in der tradi-

tionellen Medizin eingesetzt. Wir sind überzeugt, dass diese Tiere nur gerettet werden können, wenn sie streng geschützt werden und die Nachfrage durch Aufklärung sinkt.

Da der internationale Schutz am wirkungsvollsten über die

CITES-Artenschutzkonferenz funktioniert, helfen wir bei

Anträgen zum Schutz dieser Arten mit. 2002 dokumentier-ten wir den millionenfachen Handel mit Schildkröten für die TCM und erreichten einen wichtigen Sieg, als wir 22 Arten asiatische Sumpfschildkröten unter Schutz stellen lassen konnten. Die Saiga-Antilope soll bei der nächsten Artenschutz-

konferenz streng geschützt werden. Ihre Hörner werden zur

Behandlung von Fieber und Schmerzen eingesetzt.

Der zweite, ebenso wichtige Ansatz ist die Reduktion der Nach-

frage in den Absatzmärkten in Asien, aber auch in Europa.

Deshalb kooperiert Pro Wildlife mit der Gesellschaft für

Traditionelle Chinesische Medizin, veröffentlichte wieder-

holt Artikel für ein Fachmagazin zur TCM und machte auf die

Bedrohung der Tiere aufmerksam. In einem Übersichtsartikel

zeigten wir, welche Tiere gegen welche Leiden eingesetzt wer-

den und wie gefährlich das für das Überleben zahlreicher Ar-

ten ist. Chinesische TCM-Ärzte reagierten positiv darauf und zeigten Alternativen auf, so dass die Anwender die Nutzung von Wildtierprodukten vermeiden können: Bocks-

hornkleesamen statt Seepferdchen, Seifenbohnendornen statt

Schuppentieren und Spargelwurzel statt Landschildkröten.

Die ständige Kritik unter anderem an der Regierung Chinas, die

zum Teil sogar in den staatlichen Krankenhäusern den Einsatz

von Wildtierprodukten befürwortet, zeigt langsam Wirkung.

2019 kündigte Peking an, die Verwendung von Schuppen- tieren und Nashörnern in TCM-Rezepturen zu verbieten.

Bengalischer Tiger

© IAROrang-Utan

© Ch. Khan NOAASeiwale

© Heather JohnsonGrizzly Bär

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Seit dem EU-Wildvogelverbot in 2005 ist der weltweite

Handel um 90% zurück gegangen.

2005

98

1

JanuarIn chinesischen Zoos tauchen vier wild-

gefangene Gorillas auf. Langwierige

Verhandlungen zur Rückgabe der Tiere

an ihre Heimat in Kamerun sind erfolg-

reich. 2007 nimmt sie das von Pro Wildlife

unterstützte Limbe Wildlife Centre auf

(s. Seite 4).

5

MaiPro Wildlife deckt in einem Bericht auf, dass

die Walfangländer Statistiken fälschen,

Kontrolleure manipulieren und Beobachter

austricksen. Damit verhindern wir, dass bei

der Internationalen Walfangkonferenz Rah-

menbedingungen für den kommerziellen

Walfang geschaffen werden (s. Seite 19).

2

FebruarPro Wildlife startet die Kooperation mit

der Last Great Ape Organization (LAGA),

aus der das EAGLE-Netzwerk entsteht.

Das Projekt kämpft gegen Wilderei in Af-

rika, greift Regierungen mit Recherchen

unter die Arme, deckt Korruption auf und

unterstützt die Behörden beim Vollzug.

3

MärzDas Elephant Tran-

sit Home in Sri Lanka

wildert sechs Elefanten im

Udawalawe-Nationalpark

aus. Die Tiere wurden

jahrelang auf ein Leben in

Freiheit vorbereitet.

2006

2005

2006Von Wühltischen, Leitlinien und einem langen Atem

Bis 2005 war die EU mit Abstand der größte Importeur für wild-

gefangene Vögel. Allein für den europäischen Markt wurden laut Berechnungen von Pro Wildlife jedes Jahr 3,5 Millionen Wildvögel in Afrika, Asien und Lateinamerika aus der Wild-nis gerissen. Ein Großteil starb bereits bei Fang und Transport,

denn die Methoden sind brutal: Es werden beispielsweise Leim-

fallen ausgelegt, an denen die Tiere kleben bleiben. Vom Baum

gepflückt werden sie zu Boden geworfen und in Säcken und

Kisten verstaut. Für Pro Wildlife ein unhaltbarer Zustand, denn

die Tiere leiden fürchterlich, der massenhafte Fang bedroht ganze

Arten sowie die Gesundheit von Menschen und Tieren in den

Importländern, da Vögel verschiedene Krankheiten übertragen.

2004 starteten wir eine Kampagne zum Schutz von Wildvögeln. Mit Berichten, Petitionen und Verhandlungen setzten wir uns dafür ein, die Einfuhr in die EU aus Gründen des Tier-, Arten- und Gesundheitsschutzes zu verbieten. 2005 brach die Vogelgrippe

bei europäischen Geflügelzuchtbetrieben aus, in Asien waren auch

Menschen an der Viruserkrankung gestorben.

Die negativen Schlagzeilen gaben unserer Forderung nach einem

EU-weiten Importverbot neuen Auftrieb. Zunächst verhängte die

EU nur temporäre Verbote für die Einfuhr von Vögeln aus eini-

gen asiatischen Ländern. Pro Wildlife informierte gemeinsam mit

seinen Partnern Politiker, Behörden und wissenschaftliche Gre-

mien unablässig über die globalen Missstände im Vogelhandel.

Als auch in der Quarantänestation eines Vogelhändlers in Groß-

britannien Papageien an der Vogelgrippe starben, wuchs bei den

Entscheidungsträgern die Erkenntnis, dass nicht nur der Handel

mit Geflügel, sondern auch Ziervögeln ein Risiko bedeutet. Zu guter Letzt erkannte ein Bericht der zuständigen EU-Behörde zudem an, dass der Wildvogelhandel auch aus Tier- und Natur-schutzsicht problematisch ist.

2005 verhängte die EU zunächst ein befristetes, 2007 endlich ein

dauerhaftes Verbot. Die Kampagne für den Schutz der Wild- vögel ist in unserer Geschichte bislang diejenige, die den meisten Tieren das Leben rettete: Der weltweite Handel ist laut Studien

seither um 90 Prozent zurückgegangen.

EU-Wildvogelimportverbot rettet Millionen Tieren das Leben

6

JuniGrönland plant, die Trophäenjagd auf

Eisbären zu erlauben. Pro Wildlife protes-

tiert dagegen, denn Eisbären sind bereits

durch Erderwärmung und andere Fak-

toren bedroht. Die Trophäenjagd würde

zusätzlichen Schaden anrichten. Die Pläne

werden auf Eis gelegt (s. Seite 18).

Tausende Tiere, in kleine Plastikboxen gestopft und auf regel-

rechten Wühltischen zur Schau gestellt: Reptilienbörsen sind ein

Albtraum für Tiere. Lange Jahre konnten Händler, Käufer und

Schmuggler agieren, wie sie wollten. Pro Wildlife sind diese Veranstaltungen ein Dorn im Auge, allen voran Europas größte Börse „Terraristika“ in Hamm (NRW). Nicht nur der Tierschutz wird mit Füßen getreten, sondern auch der Artenschutz: In den

Behältern und Schaukästen war und ist noch immer fast alles zu

finden, was die Natur hergibt. Seltene Arten, Wildfänge, poten-

tiell invasive Arten werden dort wie auf einem Flohmarkt ange-

boten, Schleuderpreise inklusive. Giftige Schlangen gibt es schon

für 30 Euro, Skorpione für 15 Euro, manche Arten werden regel-

recht verramscht oder wandern als Zugabe zu anderen Tieren

über den Tisch. Andere, besonders seltene Arten erzielen Preise

von mehreren tausend Euro.

Von Anfang an hat Pro Wildlife diese Börsen kritisiert – bei

Politikern und Ministerien sowie in Medienberichten. Dank unserer beharrlichen Arbeit berief das Bundeslandwirt-schaftsministerium (BMEL) 2004 endlich einen Arbeitskreis ein; 2006 wurden die ersten Leitlinien für Tierbörsen veröf-fentlicht. Es waren die ersten Regeln für Tierbörsen überhaupt.

Ebenfalls 2006 fand zum letzten Mal die Börse „Exotic Animal“

statt, auf der exotische Säugetiere verkauft wurden. Dort hat-

ten sich ab 2002 unglaubliche Szenen abgespielt: Flughunde

wurden in Vogelkäfigen angeboten und mit dem Hinweis ver-

kauft, sie zu Hause an der Gardinenstange halten zu können. Eine

Käuferin erkundigte sich wenige Minuten, nachdem sie das Geld

über den Tisch geschoben hatte, was sie da eigentlich erstan-

den hat. Ihr Quastenstachler wird wohl kein artgerechtes Leben

führen. Diese Zeiten sind zumindest für exotische Säuger vorbei,

die Börse wurde eingestellt.

Die Reptilienbörsen bleiben jedoch Umschlagplätze für Anbieter

und Käufer aus der ganzen Welt. 2010 zogen wir deshalb durch

die Republik, besuchten viele Börsen und dokumentierten die

eklatanten Missstände, die es trotz der mühsam erarbeiteten

Leitlinien noch immer gab. Unsere Kritik wurde auch durch die 2015 vom Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegebene und 2018 veröffentlichte EXOPET-Studie bestätigt: Die Stu-

die hatte Tierschutzprobleme in Handel und Privathaltung von

Wildtieren untersucht und auf Tierbörsen und im Internethandel

die gleichen Probleme festgestellt wie Pro Wildlife. Der Druck auf die Bundesregierung ist größer denn je, Handel, Verkauf und Privathaltung von Wildtieren endlich streng zu regeln.

Jemen-Chamäleon

Venezuela-Amazone

Eisbär

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1110

11

NovemberPro Wildlife bewahrt das

Schutzgebiet Babille in

Äthiopien vor „Landgrab-

bing“. Die deutsche Firma

Flora Eco Power drohte

den Lebensraum durch

Plantagen zu zerstören.

10

OktoberNach jahrelanger Vorar-

beit veröffentlicht Hes-

sen als erstes deutsches

Bundesland ein strenges

Gefahrtiergesetz und eine

Verbotsliste für giftige

und großwüchsige Tiere.

2007

Riesige Augen, winzige Fingernägel, fluffiges Fell: Plumplo-

ris sind unglaublich niedlich. Und genau das wird ihnen zum

Verhängnis. Denn in ihren Heimatländern in Asien werden die Tiere zu Tausenden aus der Wildnis gerissen und auf den Märkten als Haustiere, angebliche Medizin oder Foto-motive für Touristen verkauft. Für die nachtaktiven Prima-

ten bedeutet dies oft das Todesurteil, denn viele überleben

nur wenige Wochen oder Monate in Gefangenschaft. Bis 2007

waren die Tiere international völlig unzureichend geschützt.

Pro Wildlife erfuhr durch ein Forschungsprojekt, wie schlecht

es um die kleinen Äffchen bestellt war, und machte sich so-

fort an die Arbeit. Für die CITES-Artenschutzkonferenz 2007 arbeiteten wir gemeinsam mit Kambodscha einen Antrag aus, der den Schutz für alle Plumplori-Arten vor-sah. Auf der Konferenz organisierten wir Informationsveran-

staltungen, und gemeinsam mit der Plumplori-Expertin

Prof. Dr. Anna Nekaris erreichten wir schließlich, dass der

Antrag auf ein Handelsverbot angenommen wurde.

Rettung für Plumploris

2007

Durch das weltweite Handelsverbot können nun endlich

Tiere beschlagnahmt werden, die in der Wildnis gefangen

wurden. Wenn Plumploris gerettet werden, kommen sie zum Beispiel in die von uns unterstützte Auffangstati-on Ciapus, die unser Partner International Animal Re-scue betreibt. Stationen wie diese sind für die Primaten

unheimlich wichtig. Denn in der Praxis ist es häufig so: Gibt es

keine Station, wird nicht beschlagnahmt. Wo könnten die

Behörden die Tiere sonst auch unterbringen? Deshalb traf

Pro Wildlife bereits kurz nach dem CITES-Schutzerfolg die

Entscheidung, ein Projekt vor Ort zu unterstützen. Die Station

Ciapus haben wir ausgesucht, weil sie einen ganzheitlichen

Ansatz verfolgt: Beschlagnahmte Tiere werden aufgepäppelt,

rehabilitiert und wieder ausgewildert. Nur die Tiere, die in

Freiheit nicht mehr überleben können, bleiben dauerhaft in

Pflege. Außerdem informiert die Station Bevölkerung und Vollzugsbeamte über die Plumploris, ihre Gefährdung und Schutzbestimmungen.

Um den Vollzugsbehörden dabei zu helfen, die Tiere zu

identifizieren, ließen wir zudem Schulungsmaterial in fünf

asiatischen Sprachen anfertigen. Denn häufig wussten die

Mitarbeiter von Zoll oder Polizei nicht, dass Plumploris

geschützte Äffchen sind und dass es verschiedene Arten gibt.

So setzten sie aufgegriffene Tiere einfach in irgendeinem

Wald aus, ohne darauf zu achten, ob diese Art auch wirklich

in dieser Region vorkommt.

Für die Plumploris hat der Schutzantrag 2007 das Über- leben bedeutet, für sie gilt seitdem ein striktes internati-onales Handelsverbot. Völlige Entwarnung gibt es jedoch

noch nicht, denn nach wie vor werden Tiere aus der Wildnis

gefangen und illegal gehandelt. Im Internet tauchen immer

wieder Fotos von Touristen mit Plumploris an den Stränden

Thailands auf. Und noch immer werden sie als Haustiere

verkauft. Schuld daran sind auch Internetvideos, die die Tie-

re mit hochgerissenen Armen zeigen. Was viele Menschen

niedlich finden, ist in Wirklichkeit eine Abwehrreaktion der

kleinen Primaten. Solche Online-Clips heizen das Geschäft

mit den Tieren an. Deshalb gehen unsere Aufklärungsarbeit,

Hilfe bei Beschlagnahmen und Auswilderungen weiter.

1

GanzjährigIm UN-Jahr des Delfins

klären wir die Öffent-

lichkeit und die Presse

verstärkt über die vielen,

oft unbekannten Bedro-

hungen der kleinen Mee-

ressäuger auf (s. Seite 5).

5

MaiUnser Bericht „Going to Pot“ zeigt die

Folgen der Affenjagd in Südamerika, wo

„stille Wälder“ leer gejagt sind und Affen

als wichtige Verbreiter von Samen fehlen.

Eine Resolution der Biodiversitätskon-

vention (CBD) greift das Problem auf un-

seren Druck hin auf.

11

NovemberUm den Beifang von

Delfinen in der Fischerei

zu verhindern, unter-

stützt Pro Wildlife die

Forschung mit reflektie-

renden Fischernetzen in

Argentinien.

11

NovemberSchüler sammeln im Rahmen eines Ak-

tionstages 15.000 Euro, die Pro Wildlife

an das Projekt Ikamaperu gibt. Mit dem

Geld kann Regenwald am Rand eines Na-

tionalparks in Peru gekauft werden und

so zum Überleben zahlreicher Arten wie

Klammeraffen und Wollaffen beitragen.

2008

2008

Daniela, seit wann arbeitest du am Thema

Elfenbeinhandel?

Mein ganzes Berufsleben lang setze ich mich

schon für den Schutz von Elefanten ein. Und Elfenbeinhandel ist ihre größte Bedrohung.

Wie war die Ausgangslage bei der Gründung von Pro Wildlife?

Kurz bevor Pro Wildlife seine Arbeit aufnahm, fiel bei der Welt-artenschutzkonferenz CITES ein internationales Handelsmo-ratorium, das zehn Jahre gegolten hatte. Drei Länder durften

50 Tonnen Stoßzähne nach Japan verkaufen. 2002 lockerte die

internationale Staatengemeinschaft erneut den Elefantenschutz

und stellte einen weiteren „experimentellen“ Elfenbeinverkauf in

Aussicht. Da nahm das Desaster seinen Lauf. Das war eine sehr

frustrierende Zeit.

Was passierte, als der Handel freigegeben wurde?

2008 verkauften Simbabwe, Namibia, Botswana und nun auch Südafrika 102 Tonnen Elfenbein nach Japan und China. Insbesondere in China wurde damit ein riesiger Markt eröffnet, Schnitzfabriken und Geschäfte schossen aus dem Boden. Neben

dem legal eingeführten Elfenbein wurde in den gleichen Geschäf-

ten gewildertes verkauft. Einem Stoßzahn oder einer Schnitzerei

sieht ja niemand seine Herkunft an. Die Handelserlaubnis löste

eine riesige Wilderei-Krise aus und kostete weit mehr als 100.000

Elefanten das Leben.

Warum kämpft Pro Wildlife für ein totales Handelsverbot?

Als der Handel mit Elfenbein nach Japan und China erlaubt wur-

de, argumentierten Regierungsvertreter, das CITES-Sekretariat und

einige Verbände, das Geld aus den Verkäufen könne zum Schutz

der Elefanten beitragen. Aber afrikanische Länder machten mit dem Verkauf nur wenig Geld, profitiert haben vor allem Händler und Syndikate in Asien. Außerdem waren an den Erlösen sowie-

so nur vier afrikanische Länder beteiligt. Die daraus resultierende

Wilderei-Krise betraf dagegen alle 37 afrikanischen Staaten mit

Elefanten. Die allermeisten von ihnen lehnen den Elfenbeinhandel

vehement ab. Und die folgende Wilderei-Krise kostete viel mehr

Geld, als der Handel eingebracht hatte. Was noch viel schlimmer

ist, sie kostete das Leben unzähliger Menschen und Tiere.

Wie steht es im Moment um die Elefanten?

Seit 2008 konnten wir verhindern, dass Elfenbein wieder inter-national gehandelt wird. Wir überzeugten immer mehr Länder, den Handel zu verbieten. Trotzdem attackieren einige wenige

südafrikanische Staaten das geltende Handelsmoratorium bei

jeder CITES-Konferenz aufs Neue. Sie wollen ihren Ansatz, Wild-

tiere zu Geld zu machen und wie Ware zu handeln, ohne Rücksicht

auf Verluste durchzusetzen. Egal ob es um Elfenbein, Jagdtrophäen,

Fleisch, Häute oder lebende Tiere geht.

Was fordert Pro Wildlife?

Wir kämpfen für den strengen Schutz aller Elefanten, ein dauerhaftes, absolutes Handelsverbot und die Schließung aller Absatzmärkte. Nur so können wir die Nachfrage und damit die

Wilderei eindämmen.

Gründerin Daniela Freyer: Kampf gegen Elfenbeinhandel

Rückgang Afrikanischer Elefanten

© IARPlumplori

Afrikanischer Elefant

Tümmler

Page 7: ...Jahre 20 Pro Wildlife feiert sein 20-jähriges Bestehen. Hierzu gratuliere ich herzlich. Seit 1999 arbeitet der engagierte Tier- und Artenschutzverband mit Sitz in München auf

Pro Wildlife ist ein

wichtiger Partner an der

Seite von Gorillas, Schim-

pansen, Orang-Utans und vielen weiteren Wild-

tieren. Der Ansatz, die Ursachen zu bekämp-

fen und nicht nur die Folgen einzudämmen, ist

genau das, was im Artenschutz so wichtig ist.

Bereits seit 20 Jahren kämpft das Team von

Pro Wildlife für die Wildtiere und ich unterstütze

es dabei gerne. 2010Zurück in die Freiheit: Auswilderung bleibt das Ziel

13

10

OktoberDer Oscar-prämierte Film „Die Bucht“

über die Schlachtung von Delfinen in

Japan feiert Deutschland-Premiere.

Pro Wildlife ist Kooperationspartner in

Deutschland, veranstaltet eine Vorfüh-

rung für Politiker in Berlin und macht auf

die Delfinjagd aufmerksam (s. Seite 5).

12

2009

9

SeptemberGemeinsam mit Schauspieler, Autor und

Aktivist Hannes Jaenicke protestieren

wir gegen die Jagd auf Eisbären. Für den

Handel mit Fellen werden jährlich hun-

derte Tiere geschossen und das, obwohl

der Eisbär durch die Klimaerwärmung

bereits bedroht ist.

3

MärzAuf der 15. CITES-Arten-

schutzkonferenz werden

alle Rotaugenlaubfrö-

sche erstmals geschützt.

Zuvor landeten sie zu

Tausenden im Haustier-

handel (s. Seite 9).

10

OktoberDie EU verabschiedet die

FLEGT Holzhandels-Ver-

ordnung, die Importe für

illegal geschlagenes Holz

verbietet. Pro Wildlife ist

Mitglied einer Arbeits-

gruppe zum Thema.

12

DezemberNach aufwändigen Re-

cherchen fordern Pro

Wildlife und der Deut-

sche Tierschutzbund mit

einer Dokumentation

mehr Tierschutz auf Tier-

börsen (s. Seite 9).

2010

2009

Alle Menschenaffen sind vom Aussterben bedroht. Die Bestände

des Westlichen und Östlichen Gorillas schrumpfen immer weiter.

Selbst ihre massive Statur und die bis zu 160 Kilogramm Körperge-

wicht schützen die sanften Affen nicht vor der Rodung des Regen-

walds, der Wilderei und der Verdrängung für Minen. Als die Verein-ten Nationen 2009 zum Jahr des Gorillas erklärten, nutzten wir das intensiv, um auf die Gefährdung dieser Primaten aufmerk-sam zu machen.

Auf unserer eigens für das UN-Jahr erstellten Website informier-

ten wir über das Verschwinden der Riesen und darüber, was wir in

Europa für ihren Schutz tun können. In vielen elektronischen Gerä-

ten sind seltene Rohstoffe wie Tantal-Erze verarbeitet. In unseren

Handys und Smartphones findet sich beispielsweise Coltan, das im

Osten der Demokratischen Republik Kongo unter unmenschlichen

Bedingungen in illegalen Minen ausgerechnet im Gebiet der be-

drohten Grauer-Gorillas abgebaut wird. Für die Fleischversorgung

der Minenarbeiter werden auch Gorillas gewildert. Diese Kampa-gne war der Startschuss unserer erfolgreichen Handysammel- aktion. Seitdem konnten wir Rohstoffe aus tausenden alten Handys recyceln lassen und die Erlöse in unser Affenschutzpro-gramm investieren. Im gleichen Jahr wurde die bekannte Schau-

spielerin Senta Berger unsere Botschafterin für die Gorillas.

Die am meisten bedrohte Unterart, der Cross-River-Gorilla, stand im Fokus eines Projekts, das wir gemeinsam mit der Organisation WCS zum Schutz der Menschenaffen starteten. Im

Cross-River-Wald an der Grenze von Kamerun und Nigeria leben

noch etwa 250 Tiere. Der Honig der Wildbienen diente den Men-

schen vor Ort als Nahrungsquelle. Jahrelang fällten sie die Bäume

im Wald, um an die begehrten Honigwaben zu kommen. So wurde

das einzige Rückzugsgebiet der hochbedrohten Tiere immer kleiner.

Wir organisierten vor Ort Imker-Schulungen für die Menschen, die dadurch nicht mehr auf die Ressourcen in dem bedrohten Wald angewiesen waren. Sie lernten dabei, wie sie Bienenstöcke

anlegen, nachhaltig Imkerei betreiben und gleichzeitig den Gorilla-

wald schonen können.

Anfang 2017 erfuhren wir von den Plänen des zuständigen

Gouverneurs in Nigeria, der einen sechsspurigen Highway ausge-

rechnet durch diesen wichtigen Gorilla-Wald bauen will. Mit der

breiten Schneise wäre nicht nur wertvoller Wald unwiederbringlich

verloren, Wilderer könnten auch viel einfacher in die allerletzten

Rückzugsgebiete der Tiere eindringen. Für die einzigartige Arten-

vielfalt im Wald wäre das ein Desaster. Pro Wildlife kämpft unter anderem mit Hilfe einer Petition gegen den Bau der Straße. Eine teilweise Umplanung des Highways wurde bereits erreicht.

Pro Wildlife IM Einsatz für bedrohte Gorillas

Senta BergerSchauspielerin

© Geoffrey Oddie © Greg S. GarrettWestlicher Gorilla Östlicher Gorilla

12

DezemberDas Pro Wildlife-Team

berichtet bei Stern TV

über die zahlreichen Ge-

fahren für Gorillas und

informiert über Möglich-

keiten der konkrete Hilfe

für die Menschenaffen.

Das von uns unterstützte Limbe Wildlife Centre (LWC) in Kamerun wurde 2010 auf eine besonders harte Probe gestellt: 1.450 beschlagnahmte Graupapageien, viele davon mit zerstörten Flugfedern, kamen in die Auffangstation. Für

das LWC war das ein trauriger Rekord. Bereits in den Jahren

zuvor waren hunderte Papageien in die Station gebracht wor-

den. Viele Tiere konnten nicht mehr fliegen und waren in einem

fürchterlichen Zustand. Graupapageien sind begehrte Haus-

tiere und sie wurden über viele Jahre hinweg zigtausendfach

gehandelt. Beim Fang gehen die Vogelfänger äußerst brutal

vor. Sie legen an beliebten Versammlungsorten der Schwär-

me Leimruten aus, an denen die Vögel kleben bleiben. Viele

Tiere überleben diese Tortur nicht. Der Handel mit Grau-

papageien war damals außerhalb der EU noch erlaubt und

Kamerun gab offizielle Exportquoten aus, die jedoch oft

überschritten wurden. Einmal mehr zeigte sich: Wo legaler

Handel stattfindet, gibt es auch illegalen.

Die von Pro Wildlife unterstützte Last Great Ape Organizati-on (LAGA) half bei der Beschlagnahme von tausenden Grau-papageien innerhalb weniger Jahre, mehr als 3.300 nahm das LWC zwischen 2007 und 2010 auf. Für die Einrichtung

war das ein riesiger Kraftakt, denn die Auffangstation war vor-

nehmlich für Affen, nicht aber für diese große Menge an Vögeln

ausgelegt. Pro Wildlife finanzierte den Bau einer großen Voliere

und unterstützte das Team bei der enormen Herausforderung,

tausende Papageien medizinisch zu versorgen, zu füttern, auf-

zupäppeln und schließlich wieder in die Freiheit zu entlassen.

Glücklicherweise können die durch die Leimfallen zerstörten

Flugfedern nachwachsen, doch das dauert einige Monate.

Die Auswilderung der Papageien verdeutlicht eine Herausfor-

derung, der alle Auffangstationen begegnen. Viele Tierarten

können nur mit extrem großem Aufwand ausgewildert werden.

Plumploris beispielsweise sind meist in sehr schlechter Verfas-

sung, wenn sie gerettet werden. Über Monate oder Jahre hin-

weg werden sie fit gemacht für die Freiheit. Noch schwieriger ist

es für Orang-Utans, die in einer speziellen Schule das Klettern

und Hangeln auf Bäumen lernen müssen. Und Elefantenbabys

brauchen jahrelang spezielle Milch und intensive Betreuung.

Doch der Aufwand lohnt sich: Wenn die Tiere erfolgreich in die Freiheit zurückkehren, hilft dies nicht nur den betroffe-nen Individuen, sondern kann zum Erhalt bedrohter Arten beitragen. Auffangstationen sind die Voraussetzung dafür, dass

überhaupt Tiere beschlagnahmt werden. Denn wissen die Voll-

zugsbeamten nicht, wohin mit den Tieren, lassen sie sie meist

bei den Tierhändlern oder Haltern. Zudem können Arten-

schutzbehörden nur solche Arten aufgreifen, für die überhaupt

Handelsbeschränkungen oder -verbote gelten. 2016 konnten wir für die Graupapageien auf der CITES-Artenschutzkonfe-renz ein internationales Handelsverbot erwirken.

Rotaugenlaubfrosch

Graupapagei

Page 8: ...Jahre 20 Pro Wildlife feiert sein 20-jähriges Bestehen. Hierzu gratuliere ich herzlich. Seit 1999 arbeitet der engagierte Tier- und Artenschutzverband mit Sitz in München auf

Das Fleisch von Delfinen und Walen ist schädlich! Das belegten

immer wieder wissenschaftliche Studien, die uns hellhörig wer-

den ließen. Auf den dänischen Färöer-Inseln wurden bei Kindern,

deren Mütter während Schwangerschaft und Stillzeit das Fleisch

von Grindwalen aßen, irreversible kognitive Probleme festge-

stellt: Je höher der Grindwal-Konsum, desto stärker waren die

Kinder in Sprache, Konzentrations- und Erinnerungsvermögen

beeinträchtigt. Bereits 2008 hatten lokale Mediziner die Empfeh-

lung ausgegeben, kein Fleisch der Tiere mehr zu essen.

Auch aus Japan mehrten sich Horrorberichte zum Konsum von

Wal-und Delfinfleisch. Forscher fanden in Stichproben stark

erhöhte Werte von Chlorverbindungen (zum Beispiel PCB, DDT)

und Quecksilber; zum Teil waren sie 200-fach höher als die

Gesundheitsempfehlung. Bei einem Delfin fanden die Experten

sogar den 5.000-fachen Wert an zulässigem Quecksilber.

Studien wie diese verschwinden jedoch häufig in Schubladen

und wissenschaftlichen Archiven. Pro Wildlife machte sich deshalb daran, diese Ergebnisse zu sammeln und verständlich aufzuarbeiten. Unser Ziel: den Appetit auf Delfin- und Wal-fleisch zu verringern. Heraus kam der Bericht „Toxic Menu“, den wir gemeinsam mit der Schweizer Organisation OceanCare 2009 veröffentlichten. Unsere geballten Informationen zur Giftstoff-

belastung in Delfin- und Walfleisch konnten auch die Staaten-

gemeinschaft bei der Internationalen Walfangkommission (IWC)

nicht ignorieren. Unser Bericht wurde zur Grundlage einer Reso-lution der Bundesregierung, die auf der Walfangkonferenz 2012 angenommen wurde. Die Walfangländer müssen nun ihre Bevöl-

kerung über die immensen Gesundheitsrisiken aufklären, die mit

dem Konsum von Walfleisch einhergehen.

Für uns war diese Resolution ein voller Erfolg. Unser Bericht trug direkt dazu bei, die Nachfrage zu reduzieren. Tatsächlich gehen in Japan seit Jahren die Zahlen der getöteten Delfine stark zurück. Auch Walfleisch findet in Norwegen, Island und Japan

immer weniger Abnehmer. Selbst die Versuche, neue „hippe“

Produkte wie Wal-Burger und Nahrungsergänzungsmittel aus

Wal auf den Markt zu bringen, helfen den Walfängern nicht.

Wirtschaftlich lohnt sich die Jagd inzwischen meist nicht

mehr; häufig wird sie mit viel Geld vom Staat subventioniert.

Unsere Aufklärungskampagnen helfen dabei, dass der Walfang zum Auslaufmodell wird.

Reduzierung der Nachfrage

nach Delfin- & Walfleisch

2012Walter Dübner Leiter des Referates „Seefischerei-

management und -kontrolle, IWC“

im Bundesministerium für Ernährung

und Landwirtschaft

15

10

OktoberUnser Bericht „Canapés to extinction“ zeigt,

dass die Europäische Union noch immer

ein Hauptabsatzmarkt für Abermillionen

Froschschenkel jährlich ist. Erstmals seit

den 1970ern macht Pro Wildlife dieses ver-

gessene Tier- und Artenschutzproblem wie-

der zum Thema.

14

2011

1

JanuarPro Wildlife unterstützt in Kamerun ein neu-

es Aussteigerprogramm für Wilderer: Statt

Wildtiere zu töten und ihr Fleisch auf den

Märkten zu verkaufen, bietet unter anderem

der Anbau von Futterpflanzen für die Affen

im Limbe Wildlife Centre ein alternatives

Einkommen (s. Seite 4).

3

MärzMit einer Petition helfen

wir, den Bau eines Del-

finariums auf den Male-

diven zu verhindern, für

das eigens Tiere aus der

Karibik importiert wer-

den sollten.

6

JuniDas ZDF stellt die TV-

Serie „Unser Charlie“ ein.

Pro Wildlife hatte den

Sender wiederholt auf-

gefordert, die Serie mit

dem dressierten Schim-

pansen zu beenden.

11

NovemberDie EU beschließt ein

Hai-Finning-Verbot. Als

Mitglied der Shark Alli-

ance kämpfen wir dafür,

dass das Abschneiden

der Flossen von lebenden

Haien verboten wird.

2012

5

MaiPro Wildlife startet die

Kooperation zum Ele-

fantenschutz mit Game

Rangers International

in Sambia und unter-

stützt unter anderem das

Elefantenwaisenhaus.

Pro Wildlife unterstützt verschiedene Projekte nicht nur mit Geld-, sondern auch mit Sachspenden, zum Beispiel:

2011

Abholzung und Brandrodung gefährden zahllose Wildtiere. Der

Schutz von Lebensraum ist deshalb eines unserer wichtigsten Ziele.

Um die Habitate für Wildtiere zu sichern, half Pro Wildlife unter

anderem beim Kauf von Regenwald in Peru und unterstützt noch

heute Projekte zum Waldschutz in Kamerun. Auch rückte die Si-

tuation der Wälder in Madagaskar immer mehr in unseren Fokus.

Als die Vereinten Nationen 2011 zum Jahr der Wälder ausriefen, startete Pro Wildlife eine Kooperation mit der in Madagaskar aktiven Organisation ADES, um dort gegen das Verschwinden von 200.000 Hektar Wald pro Jahr zu kämpfen.

Madagaskar ist eines der artenreichsten Länder der Welt. Die riesige

Insel ist schon so lange vom Festland getrennt, dass sich hier eine

einzigartige Tierwelt entwickelt hat. Viele Arten wie Lemuren, Fos-

sas oder Tenreks gibt es nur hier. Mehr als 25 Millionen Menschen

leben derzeit auf Madagaskar, die Wachstumsrate der Bevölkerung

ist eine der höchsten in Afrika. Brandrodung und Abholzung wüten,

der Wald verschwindet in schwindelerregendem Tempo. 80 Prozent

der gefällten Bäume landen als Holzkohle unter Kochtöpfen.

Die Lösung für dieses Problem ist erstaunlich einfach: Solarkocher.

Mit ihnen verbrauchen die Menschen keine Holzkohle beim Kochen,

was sowohl die Wälder schont als auch den Geldbeutel der Fami-

lien. Denn viele Madagassen geben einen Großteil ihres Einkom-

mens für die Holzkohle aus.

490 Solarkocher, finanziert durch Spenden, konnten wir den Menschen in Madagaskar zur Verfügung stellen, lokale Schu-lungen sicherten den korrekten Einsatz. Jeder Solarkocher spart

im Jahr 2,5 Tonnen CO2 ein, denn die Kocher sind im Gegensatz zur

Holzkohle emissionsfrei. Der Schutz von Menschen, Klima und Ar-

ten ist eng vernetzt – dieses Projekt ist ein positives Beispiel hierfür.

Solarkocher: Mit Sonnenlicht gegen die Abholzung

2003

2005

2008

2011

2012

2017

Medikamentenlieferung für Elefantenwaisen

in Sri Lanka

OP- und Verbandsmaterial für Orang-Utans

auf Borneo

Material für den Umweltunterricht von

Kindern in Limbe, Kamerun

Organisation gespendeter Laborgeräte für

ein Artenschutzlabor in Kenia

Neuer Truck für das Limbe Wildlife Centre,

mit dem Futter und Tiere transportiert

werden können

Medikamente für die Schimpansen-

auffangstation J.A.C.K in der Demokratischen

Republik Kongo

© Thomas Brown

Als deutscher Regierungsvertreter in der Internationalen

Walfangkommission (IWC) schätze ich die fundierte Bera-

tung von Pro Wildlife ganz besonders. Seit nunmehr zehn

Jahren kenne ich Pro Wildlife als Organisation, die sich

gleichermaßen mit Sachkenntnis und Herzblut für den

Schutz von Walen und Delfinen einsetzt.

Pro Wildlife ist fester Bestandteil des Beraterkreises meines Referates im Bundesernährungsministeri-um, wenn es um Strategien rund um die IWC geht. Das

Ende des kommerziellen Walfangs und der bestmögliche

Schutz von Meeressäugern sind die herausragenden Ziele,

die uns einen und für die wir uns auf EU- und internatio-

naler Ebene mit allem Nachdruck einsetzen.

Mit neuen Ideen und Impulsen bereichert Pro Wildlife immer wieder die Diskussion um den optimalen Schutz der Riesen unserer Weltmeere. Dazu zählt unter anderem

die einstimmig beschlossene IWC-Resolution von 2012,

für die Pro Wildlife wichtige Beiträge geleistet hat. Diese

Resolution warnt vor der Giftstoffbelastung in Wal- und

Delfinfleisch und fordert die Walfangländer auf, ihre Be-

völkerung über die damit verbundenen Gesundheitsrisi-

ken aufzuklären. Ich gratuliere Pro Wildlife zu 20 Jahren

engagiertem, professionellen Einsatz für Wildtiere und

freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.

Zwergwal

Asiatischer Reisfrosch

© ADES

Page 9: ...Jahre 20 Pro Wildlife feiert sein 20-jähriges Bestehen. Hierzu gratuliere ich herzlich. Seit 1999 arbeitet der engagierte Tier- und Artenschutzverband mit Sitz in München auf

2013

1716

2013

2

FebruarPro Wildlife startet eine

Kampagne gegen den

Einsatz von Elefanten im

Tourismus und klärt so-

wohl Touristen als auch

die Reisebranche über die

Probleme auf (s. Seite 21).

10

OktoberBeim Besuch der Münch-

ner Mineralientage findet

Pro Wildlife viele bedroh-

te Meerestiere. Auf unse-

ren Protest hin reagiert

der Veranstalter und in-

formiert alle Händler.

2014

10

OktoberAuf Druck einer interna-

tionalen Koalition, der

auch Pro Wildlife ange-

hört, stoppen 25 Fluglini-

en wie Singapore Airlines

und Thai Airways den

Transport von Haiflossen.

3

MärzBei der CITES-Arten-

schutzkonferenz wer-

den fünf Haiarten sowie

alle Teufelsrochen unter

Schutz gestellt; ein wei-

terer Erfolg unserer Hai-

Kampagne (s. Seite 22).

11

NovemberIn Indonesien kommen

in die von Pro Wildlife

unterstützte Auffangsta-

tion 232 beschlagnahmte

Plumploris und werden

bis zur Auswilderung ge-

sund gepflegt (s. Seite 10).

11

NovemberPro Wildlife ist offizieller

Partner der preisgekrön-

ten Kino-Dokumentation

„Blackfish“, der das Lei-

den von Orcas in Delfi-

narien enthüllt. Der Film

sorgt für weltweite Kritik.

2014

Sandra, wie kam es zum ersten Bericht

„Stolen Wildlife“, der 2014 erschien?

Auslöser war die auffällige Preisliste eines

Tierhändlers, auf die wir bei unseren Re-

cherchen gestoßen waren. Der Mann hatte

hier in Deutschland einige Arten angebo-

ten, die nicht durch das Weltartenschutzübereinkommen CITES

geschützt und dennoch unfassbar teuer waren. Ein Paar Wald-

geckos aus Neuseeland wurde mit 5.300 Euro angesetzt, Neuka-

ledonische Greifschwanzgeckos mit 1.100 Euro. Hornagamen aus

Sri Lanka brachten es ebenso auf 1.100 Euro pro Paar. Die unge-

wöhnlich hohen Preise machten uns stutzig und schon bald fanden

wir die Erklärung: Diese seltenen Tiere waren in ihren Heimat-ländern geschützt. Doch sind sie erstmal herausgeschmuggelt, ist in der EU der Verkauf der gestohlenen Tiere legal. Es waren

Reptilien aus Australien und Costa Rica dabei, aber auch Borneo-

Taubwarane und psychedelische Felsengeckos aus Vietnam.

Du bist also bei den Recherchen auf eine Gesetzeslücke gestoßen?

Richtig, denn dieser Händler hat, wie einige seiner Konkurrenten,

ein eiskaltes Geschäftsmodell. Sie können für diese teils hoch-

bedrohten Arten hohe Preise bei minimalem Risiko erzielen.

Konsequenzen drohen ihnen hierzulande keine. Die EU und

Deutschland sind für diesen Handel der zentrale Umschlagplatz.

Mit der großen Reptilienbörse Terraristika in Hamm und der Börse im niederländischen Houten gibt es in Europa zwei der größten Handels-Plattformen für Reptilien weltweit. Händler

aus aller Welt verkaufen hier Tiere, zum Teil auch geschmuggelte.

Die meisten wickeln ihre Deals online ab, die Tiere werden dann auf

den Börsen an die zahlungskräftigen Käufer übergeben.

Was macht diesen Handel so problematisch?

Hier werden seltene, bedrohte Arten gehandelt, weil es in der EU eine Gesetzeslücke gibt. In den USA dürfen beispielsweise längst

keine Arten mehr gehandelt werden, die im Herkunftsland ille-

gal gefangen oder exportiert wurden. In der EU ist das aber noch

immer erlaubt und das untergräbt natürlich alle Schutz-

bemühungen in den Herkunftsländern. Vor unserem Bericht hatte

dieses Problem hier niemand auf dem Schirm.

Welche Folgen hatte die Veröffentlichung des Berichts?

In Vorbereitung auf die CITES-Konferenz 2016 erstellte die EU

eine Liste mit möglichen Schutzinitiativen. Ein Großteil der Vor-

schläge basierte auf unserem ersten Stolen-Wildlife-Bericht. Die

EU hat Schutzanträge für 31 gefährdete Arten bei der 17. CITES-

Konferenz 2016 eingereicht, für weitere 24 Arten beantragten

die Herkunftsländer selbst den Schutz ihrer Tiere. Alle Anträge hatten Erfolg. Unser Bericht war also die Grundlage dafür, dass 55 stark gefährdete Tierarten endlich besser geschützt wurden.

Gäbe es weitere Möglichkeiten, diesen Handel zu unterbinden?

Ja natürlich, mit Hilfe eines Gesetzes, wie die USA es haben.

Dieser sogenannte „Lacey Act“ verbietet nicht nur den Handel mit

eingeschmuggelten Arten, er würde auch verhindern, dass die

Händler einfach auf andere national geschützte Arten ausweichen

können, die noch nicht bei CITES unter Schutz gestellt wurden.

Wir setzen uns auf EU-Ebene intensiv für ein solches Gesetz ein und lassen nicht locker. Nach der EU-Wahl 2019 gehen die Verhandlungen in Brüssel weiter.

Gründerin Dr. Sandra Altherr über illegalen tierhandel

2013 wurden wir Zeuge, wie deutsche und europäische Behörden

beim Schutz von Zirkustieren versagten; erst nach Jahren gab es

späte Gerechtigkeit. Seit 2007 hatte Pro Wildlife auf Missstän-de bei der Schaustellerfamilie Renz hingewiesen. Daniel Renz

betrieb den „Circus Universal Renz“, sein Bruder René verdiente

Geld damit, Kinder mit Alligatoren schwimmen zu lassen und

zog mit einer Reptilienshow durch die Lande.

2013 erfuhr Pro Wildlife von einem Informanten, dass René

Renz einen Elefanten kaufen und mit dem Tier durch Osteuro-

pa touren wollte. Bei uns klingelten alle Alarmglocken: René

Renz hatte bisher keine Elefanten gehalten. Die Zirkuselefantin mit Namen „Mädi“ war bereits in schlechtem Gesundheits- zustand und wurde tierschutzwidrig alleine gehalten. Wir informierten sofort die zuständigen Behörden und Minis- terien. Zwar erreichten wir, dass die Veterinärbehörde das

Gelände inspizierte. Doch offenbar hatte sie ihren Besuch zuvor

angekündigt und die Zirkusleute konnten das Tier rechtzeitig

verstecken. Kurz darauf verluden sie es auf einen LKW und trans-

portierten es 2.000 Kilometer bis nach Estland.

Pro Wildlife wandte sich an die Behörden in den Ländern, in

denen Renz Station machte. Niemand schritt ein. Fotos und

Videos zeigten Renz, wie er mit der deutlich abgemagerten

Mädi durch Innenstädte spazierte, in Zirkuszelten und auf Kin-

dergeburtstagen auftrat. Schließlich kam es zur Katastrophe:

Renz führte Mädi an einen See, in dem sie sich hinlegte. Video-

aufnahmen zeigten Renz, der in Badehose auf ihr herumturnte –

offenbar als Werbeaktion für seine Zirkusshow. 47 Minuten lang

dauerte das Schauspiel, am Ende war Mädi qualvoll ertrunken.

Die Elefantin war zu schwach, um sich wieder aufzurichten. Ihr

Rüssel lag unter Wasser, wegen einer lange bekannten Rüssel-

lähmung konnte sie ihn nicht herausheben. Die Aufnahmen von ihrem Todeskampf sorgten international für Schlagzeilen. Pro Wildlife erstattete Strafanzeige bei der Staatsanwalt-schaft, die Ermittlungen wurden jedoch eingestellt.

Zurück in Deutschland wollte Renz weiterhin Geld mit seiner

Krokodilshow verdienen. Wir informierten Medien und Politiker und machten weiter Druck bei allen verantwortlichen Behör-den, um die Tierhaltung der Brüder Renz endlich zu beenden. Der Universal Circus Renz meldete 2013 Konkurs an und gab

endlich seine verbliebenen Tiere ab. Die Alligatorfarm wurde

weiter betrieben, wenn auch unter Auflagen. Es dauerte bis 2017,

bis die Behörden aus Sicherheitsgründen endlich die Betriebs-

genehmigung als Zoo verweigerten. 2018 wurden 28 Alligatoren

zum Verkauf angeboten. Es scheint als müsse Renz endlich auf-

geben – aber offenbar nicht, ohne aus seinen Tieren noch den

letzten Profit zu schlagen.

Wie kaum ein anderer Fall zuvor brachte der Fall Renz das Tier-

leid im Zirkusgeschäft und die Ohnmacht der Behörden an die

Öffentlichkeit. Pro Wildlife kämpft weiter dafür, Wildtiere in Zirkussen endlich zu verbieten.

Zirkus ohne WildtierE

© Avijan Saha

© Tomas Kotouc

© Lee Grismer

© S. HyamalSchönechse aus Sri Lanka

Psychedelischer Felsengecko aus Vietnam

HammerhaiTeufelsrochen© G. S. Garrett

Asiatischer Elefant

Page 10: ...Jahre 20 Pro Wildlife feiert sein 20-jähriges Bestehen. Hierzu gratuliere ich herzlich. Seit 1999 arbeitet der engagierte Tier- und Artenschutzverband mit Sitz in München auf

Schwarze Mähne, GPS-Halsband, Touristenliebling: Cecil,

der prächtige Löwe, war in Simbabwe bei Urlaubern und

Wissenschaftlern bekannt. Der Löwe lebte im Hwange-

Nationalpark und war Teil einer wissenschaftlichen Stu-

die, bis ein US-amerikanischer Zahnarzt das Tier mit Hilfe

von Aas aus dem Schutzgebiet lockte, mit einer Armbrust

auf den Löwen schoss und ihn erst 24 Stunden später von

seinen Qualen erlöste. 50.000 Dollar kostete dieses brutale

Abenteuer, die Lizenzen des Jagdanbieters waren nicht ord-

nungsgemäß. Der Fall Cecil rüttelte die Öffentlichkeit wach.

Trophäenjagd gibt es seit der Kolonialzeit. In etlichen Ländern ist sie noch heute erlaubt, doch meist blieben die Praktiken bisher im Verborgenen. Mit Cecil bekam dieser

„Blutsport“ jedoch einen Namen und ein Gesicht. Der Fall

ging um die Welt und zeigte, mit welch grausamen und kor-

rupten Methoden Großwildjäger töten. Ausländische Jäger

erlegen alleine in Afrika 100.000 Tiere pro Jahr, darunter auch

bedrohte Arten wie Elefanten, Leoparden und Nashörner. In

Kanada werden sogar Eisbären als Trophäe geschossen.

Trophäenjagd im Visier

2015

Pro Wildlife kämpft seit langem gegen die Trophäenjagd.

Gründe dafür gibt es genug: Nach deutschem Tierschutzge-

setz ist es verboten, Tiere alleine wegen der Trophäe, ohne

vernünftigen Grund, zu töten. Zudem kommen im Ausland

Methoden zum Einsatz, die grausam und in Deutschland teils

verboten sind, wie die Hetzjagd oder der Abschuss – auch

großer Tiere wie Elefanten – mit Armbrust oder Pfeil und

Bogen. Und die Trophäenjagd kann fatale Auswirkungen auf

Tierbestände haben: Studien zeigen, dass es aufgrund der

Jagd in einigen Gebieten kaum noch ausgewachsene Löwen

gibt und dass Tiere von Jägern erlegt werden, sobald sie die

Schutzgebiete verlassen. Auch die letzten großen Elefanten-

bullen, die für die Fortpflanzung sehr wichtig sind, sind bei

Großwildjägern besonders begehrt. Immer wieder macht Pro Wildlife diesen Raubbau sowie Missmanagement und Korruption im Jagdsektor publik und fordert, die Einfuhr von Jagdtrophäen zu verbieten.

Viele Regierungen und sogar manche Naturschutzorgani-

sationen folgen seit den 1990er Jahren der Maxime: „Schutz

durch Nutzung“. In der Theorie soll das Geld aus der Jagd

die Menschen motivieren, die Wildtierbestände als Einnah-

mequelle zu erhalten. In der Realität profitieren jedoch vor

allem die Jagdindustrie und korrupte Funktionsträger, nicht

die Bevölkerung vor Ort. Dabei gibt es vetretbare Formen des

Wildtiertourismus, die den Menschen vor Ort viel mehr brin-

gen: Nachhaltiger Foto-Tourismus beispielsweise schafft mehr Arbeitsplätze, spült mehr Geld in die Kassen und kein Tier muss dafür sterben.

Der Kampf gegen die Trophäenjagd geht also weiter, doch

immer wieder erzielen wir Teilerfolge. Seit dem Tod des

Löwen Cecil erfährt das Thema deutlich größere öffentliche

und mediale Aufmerksamkeit. Zahlreiche Fluglinien stellten

seither den Transport von Trophäen ein. Einige Länder wie Frankreich und die USA haben die Einfuhr von Jagdtrophä-en bestimmter Arten eingeschränkt oder wie die Nieder-lande sogar gestoppt. Für Trophäen von Löwen, Elefanten,

Eisbären und Grizzlys gelten immerhin teilweise Einfuhr-

verbote in die EU. Und die Provinz Britisch Kolumbien in

Kanada hat die umstrittene Grizzlyjagd endlich verboten.

1918

2015

9

JuliDer Bundestag fordert

das Landwirtschaftsmi-

nisterium endlich auf, die

eklatanten Missstände im

Exotenhandel zum Bei-

spiel auf Tierbörsen zu

bekämpfen (s. Seite 9).

11

NovemberGemeinsam mit einem

Bündnis können wir ver-

hindern, dass eine spa-

nische Schwertfischerei

das MSC-Siegel erhält,

obwohl viele Haie als

Beifang verenden.

2016

11

NovemberAuf unsere Initiative hin empfiehlt der

Deutsche Reiseverband (DRV) seinen meh-

reren tausend Mitgliedsunternehmen, auf

touristische Angebote mit direktem Kontakt

zu Elefanten aus Gründen des Tier- und

Artenschutzes sowie der Sicherheit zu ver-

zichten (s. Seite 21).

6

JuniIm Elefantenwaisenhaus

in Sri Lanka wird das Pro

Wildlife-Patentier Shiva

aufgenommen. Es wurde

gesund gepflegt und wird

nun auf ein Leben in Frei-

heit vorbereitet.

6

JuliPro Wildlife veröffentlicht

den Bericht „Endstation

Wohnzimmer“, der erst-

mals den Online-Handel

mit exotischen Säugetie-

ren in Deutschland un-

tersucht (s. Seite 9).

7

SeptemberAuf der 17. CITES-Artenschutzkonferenz

werden mehr als 50 Reptilien- und Am-

phienarten aufgrund der Vorarbeit von Pro

Wildlife unter Schutz gestellt. Auf unsere

Initiative hin werden auch Graupapageien

und nach zwölf Jahren Arbeit die Perlboote

(Nautilus) geschützt (s. Seiten 13 und 17).

2016

Norwegens Walfänger befanden sich jahrelang in einer komfor-

tablen Situation. Während Japan und Island auf den Tagungen der

Internationalen Walfangkommission (IWC) und in der Öffentlichkeit

kritisiert wurden, fing Norwegen in aller Stille mehr Wale als die

beiden anderen. Pro Wildlife war seit seiner Gründung auf allen Walfangkonferenzen vertreten und wollte endlich den Fokus auch auf Norwegen legen. Wir analysierten Daten und Fangzah-

len und recherchierten Hintergründe. Heraus kam 2016 der Bericht

„Frozen in Time“, der zum ersten Mal genau das zeigte, was uns auf

den Konferenzen aufgefallen war: Norwegen war und ist die welt-weit größte Walfangnation und blieb lange von Kritik verschont.

Norwegen nutzt wie Japan und Island Schlupflöcher, um trotz

internationalem Walfangverbot Großwale zu jagen. Japan ver-

steckte sich lange hinter dem Deckmantel der „Wissenschaft“, und

kündigte Ende 2018 an, ganz aus der IWC auszusteigen, um wieder

kommerziell Wale zu fangen. Norwegen und Island sind durch ei-

nen Einspruch juristisch nicht an das Moratorium gebunden.

Bei der IWC Fortschritte für den Walschutz zu erreichen, war schon

immer schwierig, schließlich gründeten Walfangländer das Ab-

kommen 1946 ursprünglich, um die schwindenden Walbestände

untereinander aufzuteilen. Zu Beginn unserer Arbeit 1999 zeig-

te sogar die deutsche Delegation noch Sympathien für den Wal-

fang. Das änderte sich erst, als Renate Künast Umweltministerin wurde und unsere Argumente auf fruchtbaren Boden fielen.

Die Lager der Walfang-Befürworter und -Gegner in der IWC sind

fast gleich groß, für wichtige Entscheidungen bräuchte es jedoch

eine Dreiviertelmehrheit. Versuche einzelner Walschutzländer, die

Patt-Situation aufzubrechen, waren oft wenig durchdachte, gefähr-

liche Kompromisse. Irland etwa wollte auf einer der Konferenzen

den Walfang in Küstengewässern erlauben, dafür aber den Hoch-

see-Walfang beenden. Wir rechneten das Szenario durch und be-wiesen, dass das den Tod von viel mehr Walen bedeuten würde. Der Vorschlag war also vom Tisch. In dieser schwierigen Situation

ist es bis heute ein Riesenerfolg, dass wir das seit 1986 geltende

Walfangmoratorium erhalten konnten; trotz heftiger Attacken der

Walfangnationen. Auch an einer Reihe wichtiger Resolutionen zum Handel mit Walfleisch, zur Delfinjagd in Japan oder gegen

Japans „Wissenschaftswalfang“ konnten wir mitwirken. Und wir konnten den Blick endlich auch auf Norwegen lenken.

In den 20 Jahren, in denen Pro Wildlife an diesem Thema arbei-

tet, haben wir viele Delegierte mit unserer Expertise beraten.

Wir entlarven die Tricks und Kniffe, mit denen die Walfangländer

den kommerziellen Walfang wieder aufnehmen wollen. Für die

Verhandlungen wichtig sind deshalb unsere zahlreichen Hinter-

grundberichte, die Argumente und Strategien bieten. Selbst nach dem Ausscheiden Japans bleibt die IWC eine enorm wichtige Institution, bei der Pro Wildlife für den Walschutz auch weiterhin mitverhandeln wird.

Walfang in Norwegen: Gefangen in der Zeitschleife

Walfang in Norwegen

© Michael Tenten© Dr. M. SchweidatZwergwal

© Martin HarveyAsiatischer Löwe

Walfang in Norwegen

Wüstenfuchs

Page 11: ...Jahre 20 Pro Wildlife feiert sein 20-jähriges Bestehen. Hierzu gratuliere ich herzlich. Seit 1999 arbeitet der engagierte Tier- und Artenschutzverband mit Sitz in München auf

2017

Ware Wildtier: Kampagne gegen Wilderei und Tierhandel

2120

2017

1

JanuarPro Wildlife startet die

Kampagne „Plastik-

scout“, um auf den stetig

steigenden Verbrauch

von Plastik und die damit

verbundenen Probleme

hinzuweisen.

8

AugustDie Kooperation mit der

Organisation Internati-

onal Animal Rescue für

Orang-Utans auf Borneo

beginnt. Pro Wildlife un-

terstützt die Station und

klärt über Palmöl auf.

2018

3

MärzIn einem Haus in Mada-

gaskar werden fast 11.000

hochbedrohte Schildkrö-

ten gefunden. Wir können

Dank unserer Spender

Soforthilfe leisten, um

die Tiere zu versorgen.

2

FebruarDie EU-Kommission lädt

Pro Wildlife zu einer Ta-

gung ein, um zum Thema

Reptilienschmuggel zu

sprechen und die Rolle

europäischer Tierhändler

zu beleuchten.

4

AprilDie Kooperation mit der

Schimpansen-Auffang-

station J.A.C.K. in der

Demokratischen Repub-

lik Kongo beginnt unter

anderem mit tierärztli-

cher Unterstützung.

9

SeptemberEin Erfolg unseres Be-

richtes zu Norwegen

„Frozen in Time“: Das

EU-Parlament einigt sich

auf eine Resolution ge-

gen den Walfang in Nor-

wegen (s. Seite 19).

Wildtiere und Teile von ihnen werden weltweit als Ware gehan-

delt. Die Wilderei für diese Lust am Produkt Wildtier drängt

immer mehr Arten an den Rand der Ausrottung. Dabei gehen

legale und illegale Geschäfte häufig Hand in Hand.

Der Handel mit dem Horn von Nashörnern ist international

verboten, die meisten Länder verbieten den Handel auch inner-

halb ihrer Landesgrenzen. So war das auch in Südafrika, bis private Nashorn-Besitzer 2017 die Aufhebung des nationalen Handelsverbots erreichten. Die Besitzer „ernten“ regelmäßig

Horn, indem sie es ihren Tieren unter Betäubung absägen. Der

Südafrikaner John Hume kündigte nach dem Fall des Handels-

verbots eine Versteigerung von Rhino-Horn an.

Pro Wildlife schlug sofort Alarm, denn wir wissen vom Handel mit Elfenbein, wie verheerend eine Legalisierung sein kann. Nashörner sind hochbedroht und der legale Handel könnte die

Nachfrage anheizen und ihre Situation noch verschärfen. Die

Auktion fand statt, auch wenn die Käufer das Horn nicht außer

Landes bringen dürfen. Anfang 2019 wurden schließlich zwei

Männer mit einer großen Menge Rhinohörner aufgegriffen. Sie

hatten diese von John Hume erhalten und offenbar illegal über

eine Provinzgrenze in Südafrika gebracht.

Um Wilderei nachhaltig bekämpfen zu können, klärt Pro Wild-life Verbraucher auf, setzt sich dafür ein, die Nachfrage zu re-duzieren und den Handel mit bedrohten Arten zu verbieten. Denn wo der Handel legalisiert wird, werden neue Käuferschich-

ten erschlossen, der Handel wird enttabuisiert und Kontrollen

teils unmöglich gemacht. Schließlich sieht niemand einem Horn

oder Stoßzahn an, woher es stammt. Ähnliche Probleme beob-

achten wir beim Handel mit lebenden Tieren oder mit Reptili-

enhäuten. In deutschen Terrarien oder Aquarien landen häufig

Tiere, die als Nachzucht ausgegeben wurden, aber eigentlich

Wildfänge sind. Millionen Schlangen werden jährlich aus der

Natur geholt und zu Modeartikeln verarbeitet. Die Wilderei

bedient auch hier die Nachfrage nach dem Luxusgut Wildtier.

In Afrika spielt sich derzeit eine riesige Wilderei-Krise ab, der

illegale Wildtierhandel wird von internationalen, kriminellen

Syndikaten gesteuert. Um die verantwortlichen Wilderer, Händ-ler und korrupten Beamten zur Rechenschaft zu ziehen, unter-stützt Pro Wildlife das EAGLE-Netzwerk. Das Team ist in neun

afrikanischen Ländern aktiv und unterstützt Polizei, Zoll und

Gerichte bei ihrer Arbeit. Das EAGLE-Netzwerk beschlagnahmt

regelmäßig Produkte aus geschützten Tieren, aber auch lebende

Tiere. Zahlreiche Menschenaffen konnte EAGLE mit unserer Hilfe

beschlagnahmen lassen und in Auffangstationen bringen.

2018

15.000 asiatische Elefanten leben in Gefangenschaft. Viele von

ihnen fristen ihr Dasein als Touristenattraktionen. Sie werden oft

unter fürchterlichen Bedingungen gehalten und von klein auf

mit großer Gewalt unterworfen. Den meisten Reisenden ist nicht

bewusst, was für eine grausame Industrie sie mit ihrem Urlaub-

serlebnis unterstützen. Pro Wildlife hat eine Kampagne gestar-tet, um Touristen und Reiseveranstalter darüber aufzuklä-ren, wie brutal und gefährlich der Elefantentourismus ist. Auf

unserer Website informieren wir Urlauber über die Hintergrün-

de und helfen ihnen dabei, elefantenfreundliche Reiseanbieter zu

finden. Basierend auf unserer langjährigen Arbeit und Recher-

chen vor Ort erschien 2018 der umfangreiche Bericht „Ein Leben in

Ketten – Elefanten im Tourismus“. Erstmals wurden hier alle Schat-

tenseiten des Elefantentourismus umfassend beleuchtet.

Insbesondere für Elefanten ist der Einsatz im Tourismus eine Tor-

tur. Sie dienen als Show- und Reittiere, werden von Touristen ge-

badet, gefüttert und gestreichelt. Doch der Eindruck des sanftmü-

tigen Riesen täuscht. Elefanten sind die gefährlichsten Wildtiere in

Gefangenschaft, weshalb sie bis heute an Ketten gehalten werden.

Direkten Kontakt zum Menschen lassen sie in der Regel nur zu,

weil sie mit Gewalt zum Gehorsam gezwungen werden. Bereits als

Babys werden sie ihren Müttern entrissen und mit Stöcken, Schlaf-

und Wasserentzug malträtiert, bis ihr Wille gebrochen ist und die

Angst vor Schmerzen ihr Verhalten diktiert. Auch danach halten

die Elefantenführer die Tiere mit Hilfe des spitzen Elefantenhakens

ein Leben lang unter Kontrolle. Trotzdem kommt es immer wieder

zu Unfällen mit Elefanten im Tourismus, bei denen Elefantenführer

und Touristen verletzt oder sogar getötet werden.

Touristen erliegen häufig dem Irrglauben, dass alle Elefanten in Gefangenschaft gezüchtet werden. Dabei ist der Tourismus da-für verantwortlich, dass Elefantenbabys bis heute aus der Wild-nis gestohlen werden. Denn die Nachfrage nach Attraktionen mit

Elefanten ist groß und die Zucht langwierig und nur selten erfolg-

reich. Bei dem vergeblichen Versuch, ihre Babys vor den Elefanten-

fängern zu schützen, lassen Mütter und Tanten häufig ihr Leben.

Für asiatische Elefanten ein ernstes Problem, denn es gibt nur noch

etwa 44.000 wild lebende Tiere.

Seit dem Start unserer Aufklärungskampagne haben wir mehr

als 100 Reiseveranstalter angeschrieben und bisher haben 35 ihre

Programme elefantenfreundlich überarbeitet. TUI, DER Touristik

und Thomas Cook gehören zu den größten Anbietern, die Camps, in

denen Reiten und andere Attraktionen mit direktem Kontakt ange-

boten wurden, aus dem Programm genommen haben. Zahlreiche

weitere Reiseanbieter befinden sich momentan noch in der elefan-

tenfreundlichen Überarbeitung ihrer Angebote, wobei wir Hilfestel-

lung leisten. Unsere Kampagne hat zu einem Umdenken in der Reisebranche beigetragen. Auch der Deutsche Reiseverband und Forum Anders Reisen haben sich auf unsere Initiative hin gegen den Elefantentourismus positioniert.

Erfolgreiche Kampagne gegen Elefanten im Tourismus

© Martin HarveyBreitmaulnashorn

© Avijan SahaAsiatische Elefanten

Elefantenreiten in Sri Lanka

© J.A.C.K.Schimpanse

© IAROrang-Utan

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2019

CITES: Pro Wildlife auf der Konferenz der bedrohten Tiere

Python-Leder für Handtaschen, Chamäleons für Terrarien,

Elefanten-Stoßzähne als Dekoration: Wildtiere werden welt-

weit als Luxusartikel gehandelt. Diesem Geschäft wären keine

Grenzen gesetzt, gäbe es nicht das Abkommen mit dem sper-

rigen Namen „Washingtoner Artenschutzübereinkommen“, auf

Englisch CITES. Denn nur CITES kann wirkungsvolle internati-

onale Handelsbeschränkungen und -verbote für bedrohte Tiere

und Pflanzen beschließen. Für viele Tierarten geht es ums Über-

leben, denn der internationale Handel ist für sie inzwischen die

größte Bedrohung.

Pro Wildlife ist eine der wenigen deutschen Organisationen, die mit am Verhandlungstisch sitzen und sich aktiv für den Schutz gefährdeter Arten bei CITES einsetzen. Seit 20 Jahren

dokumentieren wir die Bedrohung, finden Verbündete und helfen

Ländern, Arten erfolgreich unter Schutz zu stellen. So konnten

wir helfen, zahlreiche Spezies besser zu schützen und ihr Über-

leben zu retten; darunter Elefanten, Affen, Papageien, Schild-

kröten, Echsen und Frösche. Die Weltartenschutzkonferenz findet

alle drei Jahre statt, die nächste noch in 2019 oder Anfang 2020.

Die Experten-Workshops und Ausschuss-Sitzungen dazwischen

begleiten uns das ganze Jahr über.

Die Konvention ist auch deshalb so wichtig, weil immer neue

Tier- und Pflanzenarten als Ware, Luxusartikel oder Ressour-

ce ausgebeutet werden. Die Natur wird als Selbstbedienungs-

laden betrachtet. Bei der kommenden Konferenz versuchen zum

Beispiel einige Länder, den Handel mit Nashorn und Elfenbein

wieder zu erlauben. In der Vergangenheit konnten wir dies er-

folgreich verhindern. Pro Wildlife wird auch weiterhin in enger Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten für einen stren-gen Schutz von Elefanten und Nashörnern kämpfen.

Zudem setzen wir uns im Vorfeld und auf der Konferenz für den

Schutz zahlreicher weiterer Arten ein. Viele von ihnen sind vor

allem durch den internationalen Heimtierhandel gefährdet.

Pro Wildlife hat erneut an vielen Schutzanträgen mitgewirkt. Zwergotter sind beispielsweise in Asien beliebte Haustiere,

Echsen und Vogelspinnen aus Sri Lanka, Schildkröten aus Afrika

und Asien sowie Glasfrösche aus Mittelamerika landen hinge-

gen in europäischen Terrarien und brauchen dringend besseren

Schutz. Seit einigen Jahren stehen auch vermehrt Schutzanträge

für Haie auf der Tagesordnung. Diesmal wird über die Makohaie

verhandelt. Pro Wildlife setzt sich zudem dafür ein, die stark dezimierten Giraffenbestände international zu schützen.

2322

2019

2

FebruarPro Wildlife hilft mit beim

Volksbegehren „Rettet die

Artenvielfalt“ in Bayern.

Mit 18,4 Prozent wird es

das bislang erfolgreichs-

te Volksbegehren im Frei-

staat.

5

MaiGucci, Chanel, Armani, Versace und nun

auch Prada: Immer mehr Luxuslabels ver-

abschieden sich vom Pelz. Ein großer Erfolg

langjähriger Aufklärungsarbeit. Das Ziel von

Pro Wildlife ist es nun, auch einen Verzicht

auf Krokodil- und Pythonleder zu erreichen.

Chanel hat diesen Schritt bereits getan.

AUSBLICK

Seit nunmehr 20 Jahren gibt Pro Wildlife Wildtieren eine Stimme,

ist ihr Anwalt und vertritt Tier- und Artenschutz gleichermaßen.

Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur, das Überleben

von Arten in ihrem Lebensraum sowie der Schutz des Individu-

ums sind unsere Ziele, die wir in unermüdlichem Einsatz Stück für

Stück voran bringen konnten. Zu unseren großen Erfolgen ge- hören mehr als 100 erfolgreiche Initiativen zum Schutz bedrohter Arten bei der CITES-Artenschutzkonvention sowie Einfuhrver-bote für Wildtiere wie das Wildvogelverbot der EU, das Millio-nen Tieren das Leben rettete. Dass sowohl das weltweite Elfen-

beinhandelsverbot als auch das kommerzielle Walfangverbot bis

heute Bestand haben, zählt ebenfalls dazu. Wahrlich keine Selbst-

verständlichkeit, denn beides müssen wir Jahr für Jahr gegenüber

knallharten Geschäftsinteressen von Lobbyisten und manchen Re-

gierungen verteidigen. Gleichzeitig konnten wir in Schutzprojek-ten in Afrika, Asien und Südamerika helfen, unzählige Tiere zu retten und viele von ihnen wieder auswildern. Wir danken von Herzen allen Mitgliedern, Projektpaten und Spendern, die diese Arbeit erst möglich gemacht haben. In jüngster Zeit haben uns

mehrere Erbschaften eine größere Planungssicherheit geschenkt

und einen Ausbau unserer Aktivitäten ermöglicht – auch hierfür

sind wir mehr als dankbar.

20 Jahre Pro Wildlife

© IAROrang-Utans

Koyote

Männliche Giraffen

Afrikanische Elefanten

Auch wenn wir stolz auf das bislang Erreichte sind – Zeit zum Ausruhen bleibt keine. Denn die Herausforderungen wachsen und die Dringlichkeit für mehr Artenschutz ist höher denn je. Die Appelle der Wissenschaftler sind eindeutig: 2018 warnte der

Weltklimarat, dass wir den Klimakollaps nur abwenden können,

wenn Landwirtschaft, Mobilität und Industrie konsequent umge-

baut werden. Im Mai 2019 folgte der Bericht des Weltbiodiversi-

tätsrates, der ein Ende der hemmungslosen Ausbeutung unseres

Planeten fordert, um das Artensterben zu stoppen. Fast zeitgleich

erschien eine Studie der Bundesregierung zum Umweltbewusstsein

in Deutschland. Sie zeigt, dass die Menschen um die dringenden

Probleme wissen, stärkeres politisches Handeln erwarten und auch

ihr eigenes Verhalten kritischer hinterfragen. Die Notwendigkeit für

Veränderungen zeigt sich auch in der überwältigenden Zustimmung

für das Volksbegehren Artenschutz in Bayern oder der Fridays-for-

Future-Bewegung. Das gestiegene Umweltbewusstsein macht uns

Mut. Der Erhalt der Artenvielfalt ist eine Mammutaufgabe, der sich Pro Wildlife auch weiterhin mit ganzer Kraft stellen wird.

CKBLICK

Liebe Unterstützerinnen, liebe Unterstützer, bitte bleiben Sie uns

auch weiterhin treu, denn nur gemeinsam können wir diese riesige

Herausforderung bewältigen! Brydewal

Page 13: ...Jahre 20 Pro Wildlife feiert sein 20-jähriges Bestehen. Hierzu gratuliere ich herzlich. Seit 1999 arbeitet der engagierte Tier- und Artenschutzverband mit Sitz in München auf

20Jedes Jahr sterben Tierarten aus – und fast immer ist der Mensch die Ursache.

Die Weltnaturschutzunion IUCN führt mehr als 27.000 Tier- und Pflanzenarten in ihrer Roten Liste gefährdeter Arten. Der Weltbiodiversitätsrat IPBES schätzt, dass sogar eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind. Die größten Bedrohungsursachen sind Lebensraumverlust und direkte Ausbeutung, zum Beispiel durch Fang, Jagd, Fischerei und Abholzung.

Pro Wildlife bekämpft Ursachen und Folgen.

Wir retten Wildtiere in Not, sichern Schutzgebiete und sensibilisieren die Bevölkerung vor Ort für den Schutz von Wildtieren. Mit politischer Arbeit nehmen wir Einfluss auf Gesetze und Entscheidungen, um das Plündern der Natur einzudämmen. Wir zeigen Missstände auf und informieren Medien, Verbraucher und Politiker über aktuelle Entwicklungen im Wildtier- und Naturschutz.

Pro Wildlife e.V. Engelhardstr. 10 D-81369 MünchenDeutschland

Aus Gründen der Lesbarkeit haben wir im Text die männliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben auf Angehörige aller Geschlechter.

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V.i.S.d.P. Sandra Henoch, Mai 2019Grafik & Layout: Christine SchorlingDruck: www.dieumweltdruckerei.de