...mit dem Gitarristen Quique Sinesi. Aber wje glücklich ist Fabiana Striffler als Musikerin mit...

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[itel und generös zugleich: F. Striffler Foto: Dovile Sermokas

Wille, immer neue musikalische Wege zu ge-hen und die Klangpalette seines lnstrumenteszu erweitern, funktioniert nur, wenn mankonsequent aus sich und seiner Umweltschöpft. Die daraus entstehende Glaubwür-digkeit vor sich selbst ist die vielleicht wich-

tigste Bedingung für ein authentisches Spiel.Fabiana Striffler hat diesen Grundsatz tiefverinnerlicht: „D/e /n5p/./af/.on", erklärt dieWahl-Berlinerin im Gespräch, „kommf, w/'ebei vielen Künstlern, aus dem Leben selbst.Mal ist es die Stadt, mal die Umgebung, malsind es zwischenmenschliche Beziehungen,lrrungen und Wirrungen, die mich inspirieren,mal ist es die Natur, die Ruhe, der .innere Frie-den oder der Kampf mit sich selbst. Ich habeoft das Gefühl, dass Musik nichts anderes .istals das Leben, ausgedrückt durch Tiempera-ment. Ich habe mich immer der Musik sehrnah gefühlt mit meinem lnnenleben. "Aber ist das nicht ein Paradox, aus sich selbstzu schöpfen, um andere zu berühren? „Da5frage ich mich auch manchmal", sag* dieGeigerin lächelnd. „Aber /`ch habe da5 Ge-fühl, in dem Moment, in dem man ehrlich istmit sich und dem Leben, spricht man nichtmehr nur für sich selbst. Oft komponiere ichdie Stücke gar nicht am lnstrument, sondernim Kopf, zum Beispiel, während ich mit demFahrrad durch Berlin fahre. Die Melodien ent-stehen oft nicht am Schreibtisch, sondemwährend ich andere 5achen mache, also in ei-nem mehr oder wenjger sozialen Kontext. "Das aktuelle Album „Sweet and So Solitary"zeigt die Klangforscherin auch als versierteKomponistin. lhr Stil trägt dabei Züge einer

ganz eigenen nostalgischen Modernität. lhreStücke erinnern vor allem in den erzähleri-

schen Passagen, wenn etwas leicht Morita-tenhaftes durchscheint, an Größen wie KurtWeill, ohne sich lange bei ihnen aufzuhalten.Die Kompositionen oszillieren gewitzt zwi-schen dem formalen Aufbruch der klassischenModerne, der kunstliedhaft verdichtetenÜberhöhung des Alltäglichen und einer freien

Mil Sandschaufel nach lnnerstem grabenGeigerin Fabiana Striffler begreift Komposition als Sdiule der Erkenntnis - auch der Selbsterkenntnis / von Volker Doberstein

Fabiana Striffler ist keine Jazz-Musikerin, sie

ist eine Musik-Musikerin. Als klassische Gei-

gerin gefördert von der Yehudi Menuhin As-sociation, ist sie im Jazz erstmals an der Seitevon Greg Cohen als ebenso herausragendeswie unkonventionelles Talent aufgefallen,wurde zum Mitglied des musikalisch so gran-dios wild wuchernden Andromeda Mega Ex-

press Orchestra und begleitete Pop-Acts wieSarah Connor oder Travis. Vor knapp zweiJahren folgte dann ein allseits hoch gelobtesmeditatives lntermezzo, eine Duo-Aufnahmemit dem Gitarristen Quique Sinesi.

Aber wje glücklich ist Fabiana Striffler als

Musikerin mit dem Anspru(h, nicht an Gren-zen gebunden zu sein, eigentlich mit einemlnstrument, das wie kaum ein anderes auf einbestimmtes Genre und eine bestimme Spiel-art festgelegt zu sein scheint? „D/.e Ge/.ge /.sfin der Tat eines der Vorzeigeinstrumente in

der K/a5s/.5chen Mu5/.k", erklärt die Universa-Hisrim. „Im Jazz ist sie nicht annähernd so eta-bliert. Das bedeutet im Umkehrschluss dasGlück, ein wenig erforschtes Feld betreten zukönnen, Für mich hat sich nie d.ie Frage ge-stellt, ob ich Klassik oder Jazz spiele. Für michist die lmprovisation immer genauso wichtig

gewesen wie die lnterpretation. Mal ganz da-von abgesehen, dass man in der KlassischenMusik, in der Renajssance oder im Barock,sehr viel improvisiert hat. Das ist mittlerweileleider nicht mehr der Fall. Was mich am Jazzinteressiert, ist, dass man in einem Momentmit anderen, die allesamt eigenständjge Per-sönlichkeiten sind, gemeinsam ewas erschaf-fen kann, indem Kosmen aufeinanderprallenund eine einzigartige Energie freisetzen, mitder man in der lmprovisation nahezu gren-zenlos arbeiten kann. uEine bestimmte Form von Originalität, der

lmprovisation, die zwar dem Jazz entlehnt ist,aber eine völlig andere ästhetische Funktionhat. Die Komposition wird bei Fabiana Striff-

ler zu einer Schule der Erkenntnis: „Kömpo-n/.e/en", so die Dreißigjährige, „/.5f fir m/.chimmer wichtiger geworden, weil es ein Wegist, sich noch tiefer mit der Musik zu beschäf-tigen. Ich lerne viel beim Komponieren: weiles so eine bedachte Suche ist, lerne ich etwasüber Form, über Energiebögen, über die Mit-spieler, über guten Geschmack, über michselbst. Wenn sich ein Stück herauskristallisierthat, ist das wie ein Blick in den 5piegel.Manchmal verstehe ich dann erst, was jchwirkljch gefühlt habe. "Die Geigerin hat übrigens eine zweite musi-kalische Liebe. Sie hat schon immer viel ge-

sungen, dachte aber lange nicht, dass das

jemanden interessieren könnte, weil sie ja ge-wissermaßen schon durch ihre Geige sang.

2/19Jazzpodium 37

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F. Striffler: Die lnspiration kommt aus demLeben se»)st I:oto: Stefanie Marcus

Singen war bei ihr immer etwas eher beiläu-fi£ndäepnä:u:fe:r:#:Ki::an:s|an:,:ti!t:T'n:,':adcs:p::er:n:e:

T,ung;:shu:cghegn:'#:ez,nudned,ä::sd.aRe:.t::,sAca[sie dabei etwa versucht, Schrittlänge und•frequenz der Strophe so anzupassen, dass

sie exakt mit dem letzten Schritt auf der Spit-ze des Hügels beendet war. Auf dem Gipfelangelangt, stimmte sie dann den Refrain an.

:::esnj::'!Ct|:r:relausgs:ns:cFukTusjndgeennkeunn.dderTrotzdem war der Bonustrack auf dem Album,den die Geigerin tatsächlich selbst singt, eher

Lucerne Unlversity of

Applled Sciences and Arts

HOCHSCHULELUZERN

Zufall, wie die Bandleaderin berichtet: „/chhatte das Stück, das meine Kindheitsge-schichte erzählt, circa eine Woche vor derStudio-Session geschrieben. Ich wollte es un-bedingt noch mit aufnehmen, wolhe die Mit-musiker aber nicht unvorbereitet damit kon-frontieren, habe also eine Demo-Aufnahmefür sie gemacht. Dann fragten mich beide,wer das gesungen hätte? 5ie haben mjchnicht erkännt. ich sagte, dass ich das selbsi

gesungen hätte, worauf sie sagten, dann sol--le ich das auch im 5tudio tun. Ich war erst

mal ziemlich schockien, weil ich ja mit Frie-derike Merz eine so fantastische Sängerin impgreo#j%h#aeöed#e_wm:rh,#=jdn,eensäm,hsrteuckD,deannstne

verweigerthat."Natürlich ging die5e Premiere zunächst miterheblicher Nervosität einher und mit demWllen, möglichst nichts dem Zufall zu über-lassm.. „Ziehn Minuten vor der Aufnahmehabe ich noch einen Freund angerufen, um

1:#he,,gtelf#c#:apgaen'n,hzeT,,:/nä:ed';:n?l:

#]:adge:ninurc!adsjeÄ|nftnean#rco|eskethr::iürce{':"Sp;;e°gft%duhar:dhfa,C#d:aecn;n::!fpl§!r°ddke#p%a§:n:s::CdhGU!#

und die Sängerin Synthesizer. Dadurfh hatdas 5tück etwas sehr Spielerisches bekom-men.„Fabiana Striffler ist eitel und zugleich generös

2:ndue¥;:Tr::i:i:nh#tesM#eaT{re:{jbveej:eE?:genständigkeit zählt - und der Wille, diese

WeiterbildungCAS-Programme (Certificate of Advanced Studies) in-lnterpretation/Performance Jazz-Komposition/Arrangement Jazz-Musiktheorie Jozz

11WeiterbildungskursFür Lehrpersonen mit wenig Erfcihrung findet am 16. und23. Mörz 2019 der halbtögige Kurs «Grundlagen und

praktische Anwendung der Jozz-und Pop-Harmonik»mit Prof. John Voirol statt. Anmeldungen bis spötesteris1. FebruQr 2019.

auch vorbehaltlos im gemeinsamen Arbeits-

prozess zu zeigen. Zwei solche Musikerlnnen,die eine eigene Klangvorstellung mitbringenund eben keinen vorgefertigten Klang umset-zen möchten, hat die Geigerin in dem Piani-sten Johannes von Ballestrem und deT Sänge-rin Friederike Merz gefunden. Sie nutzenihren interpretatorischen Freiraum auf

„Sweet ancl So Solitary" dazu, dem Albumzusätzliche leuchtende Facetten einzuschrei-ben, die diesen ohnehin bereits faszinieren-den Klangkosmos noch einmal substanzielleiweiteTn,Das Besondere an diesem Album aber bleibtbei aller instrumentalen Kunsffertigkeit der

:emng#ognritAd/:r/;!:ftm„#ee„Uf::,.5:,.;T,3:::tn¥::biana Striffler ihre Faszination füT die Stimmeals menschlichstes aller lnstrumente zusam-mer\, „habe ich mich ja mein ganzes Lebenlang damit auseinandergesetzt, Emotionennidht durch Worte sondern durch Klang zutransportieren, Menschen auf der nonverbg-Ien Ebene zu berühren und zu bewegen. Dahatte ich immer das Gefühl, als würde ich miteiner Sandkastenschaufel mein lnnerstes aus-

graben. Und je mehr ich mich mit Musik be:-schäftige, desto tiefer wird meine Emotiopal.i-

tät. U-nd irgendwann bin ich d?nn ayf dieStimme gestoßen, weil sie einfach das Ur-sprünglichste ist in der Musik. Musik beginntfür riiich kurz nach der Geburt, wenn dasQuengeln des Babys in eine erste Silbe über-geht. Wenn die 5timme yon einerp .reinep-Transportmittel für ein Gefühl plötzlich zu ei-

nemwortwird."

im Herbst

ä:m€,den`.

2019,

AusbildungNeu: Masterstudiengang in JazztheorieDer viersemestrige Master of Ai.ts in Musikpädogogik, MajorJazztheorie, qualifiziert zum Unterrichten von mu5iktheo-retischen Föchern im Profi.l Jazz. lnhaltliche Schwerpunktebilden unter anderem die Föcher Tonsatz/Arranging, Analyse,Gehörbildung, Klavierpraxis sowie das fachdidciktische Modul«Jazztheorie vermitteln».