MUSEALOG...Created Date 9/4/2019 4:04:42 PM

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GESCHICHTEN ZUM ERWECKEN DER KÜNSTLER DETLEF KAPPELER UND UNSERE ALLTÄGLICHE SORGLOSIGKEIT Der zeitgenössische Künstler Detlef Kappeler (geb. 1938, Stettin) hat dem Stadtmuseum Oldenburg 2016 einen großen Bestand an Skizzen, Entwürfen und Grafiken überlassen. Die Werke stammen aus einem Zeitraum vom Beginn der Arbeit Kappelers von 1965 bis 2001. Das Konvolut hat zwei Kernbreiche: den historischen Wert der Arbeiten, welche aus der Sicht eines Protest-Künstlers die alltäglichen Erfahrungen mit der damaligen Politik erzählen. Darüber hinaus bieten die Entwürfe die Möglichkeit, den Schritten der ästhetischen und ideellen Entwicklung zu folgen, die zu einem endgültigen Werk führten. Meine Aufgabe während MUSEALOG war, dieses Konvolut zu ordnen und zu er- forschen, Vorgaben zur digitalen Inventarisierung festzulegen und eine Ausstellung der Werke zu konzipieren. Neben dem Entstehungsdatum weisen die Titel der Werke auf hochaktuelle Strömun- gen wie die 1968er-Studentenbewegung, den internationalen Gegensatz zwischen Kommunismus und Kapitalismus sowie die Entdeckung des Ostens hin. So veranschaulichen Titel mit Namen wie Carl von Ossietzky bis hin zum Gilgamesch-Epos die Themen seiner Arbeiten. Mein persönliches Interesse am kulturellen und geistigen Austausch zwischen Ost und West führte zu einer Studie über Kappelers Arbeiten zum Gilgamesch-Epos und zu den Totentanz-Entwürfen. Der andere Schwerpunkt meiner Arbeit lag auf dem Projekt „Auf der Suche nach Carl von Ossietzky“, welches den Künstler mit der Stadt Oldenburg verbindet. Die Ausstellung soll damit auch an den zeitgenössischen Konflikt um die Namensgebung der „Reformuniversität“ erinnern, der zur Geschichte und Identitätsentwicklung der Stadt gehört. Außerdem bietet dies die Gelegenheit, die Geschichte des antifaschistischen Pazifisten und Friedensnobelpreisträgers im Kontext aktueller gesellschaftlicher Debatten erneut zu erzählen. Dr. Roxana Zenhari Kunstwissenschaſtlerin [email protected] Auf eine Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen verzichtet. Auf eine Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen verzichtet.

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  • GESCHICHTEN ZUM ERWECKEN DER KÜNSTLER DETLEF KAPPELER UND UNSERE

    ALLTÄGLICHE SORGLOSIGK EIT

    Der zeitgenössische Künstler Detlef Kappeler (geb. 1938, Stettin) hat dem Stadtmuseum Oldenburg 2016 einen großen Bestand an Skizzen, Entwürfen und Grafiken überlassen. Die Werke stammen aus einem Zeitraum vom Beginn der Arbeit Kappelers von 1965 bis 2001. Das Konvolut hat zwei Kernbreiche: den historischen Wert der Arbeiten, welche aus der Sicht eines Protest-Künstlers die alltäglichen Erfahrungen mit der damaligen Politik erzählen. Darüber hinaus bieten die Entwürfe die Möglichkeit, den Schritten der ästhetischen und ideellen Entwicklung zu folgen, die zu einem endgültigen Werk führten.

    Meine Aufgabe während MUSEALOG war, dieses Konvolut zu ordnen und zu er-forschen, Vorgaben zur digitalen Inventarisierung festzulegen und eine Ausstellung der Werke zu konzipieren.

    Neben dem Entstehungsdatum weisen die Titel der Werke auf hochaktuelle Strömun-gen wie die 1968er-Studentenbewegung, den internationalen Gegensatz zwischen Kommunismus und Kapitalismus sowie die Entdeckung des Ostens hin. So veranschaulichen Titel mit Namen wie Carl von Ossietzky bis hin zum Gilgamesch-Epos die Themen seiner Arbeiten.

    Mein persönliches Interesse am kulturellen und geistigen Austausch zwischen Ost und West führte zu einer Studie über Kappelers Arbeiten zum Gilgamesch-Epos und zu den Totentanz-Entwürfen. Der andere Schwerpunkt meiner Arbeit lag auf dem Projekt „Auf der Suche nach Carl von Ossietzky“, welches den Künstler mit der Stadt Oldenburg verbindet. Die Ausstellung soll damit auch an den zeitgenössischen Konflikt um die Namensgebung der „Reformuniversität“ erinnern, der zur Geschichte und Identitätsentwicklung der Stadt gehört. Außerdem bietet dies die Gelegenheit, die Geschichte des antifaschistischen Pazifisten und Friedensnobelpreisträgers im Kontext aktueller gesellschaftlicher Debatten erneut zu erzählen.

    Dr. Roxana Zenhari [email protected]

    Auf eine Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen verzichtet.

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    verzichtet.