Æ Patrizia De Liso (47) aus Gordola. Montag, 31. August ...

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LEA HARTMANN Der Name des Pestizids klingt so giftig, wie es ist: Chlorotha- lonil. Jahrzehntelang haben es Bauern über die Felder ge- sprüht. Seit Anfang Jahr ist das Mittel in der Schweiz ver- boten – aber die Rückstände belasten das Grundwasser auf Jahre hinaus. Wie gravierend das Prob- lem ist, wollten die Behörden bisher nicht im Detail sagen. Dank dem Öffentlichkeits- gesetz mussten sie die Anga- ben gegenüber BLICK heraus- rücken. Sie zeigen: Die neuen Grenzwerte werden zum Teil massiv überschritten! Der Schutz des Trinkwassers ist für viele Gemeinden nun eine enorme und teils teure Her- ausforderung. Æ Seiten 2-3 Redaktion: Blick, Postfach, 8021 Zürich 044 259 62 62 [email protected] oder [email protected] Abos: 0848 833 844 (8 Rp./Min. aus dem Festnetz. Anrufe aus dem Handynetz können preislich variieren) [email protected] Blick Online: Blick.ch Leserreporter: Per Whatsapp an 079 813 80 41 Die Tageszeitung für die Schweiz Montag, 31. August 2020 ÆSport AZ 4800 Zofingen Nr. 201 – 62. Jahrgang Gemeinden haben massives Pestizid- Problem! Grundwasser bedroht, Trink- wasser könnte teurer werden Einige Wasserversorger haben Sofortmassnahmen ergriffen BLICK deckt auf, welche Orte am stärksten betroffen sind Ganz schön schmierig! Spaniens Juan Carlos verwöhnte seine Geliebte mit Schmiergeld der Saudis ÆLetzte Seite Mobbing-Vorwürfe gegen Schweizer Elite-Internat Le Rosey! Radhika Oswal erzählt, wie ihre Tochter (15) leiden musste ÆSeite 7 … kann es für Autofahrer teuer werden! ÆSeiten 2-3 Wenn die Maske am Rückspiegel baumelt Jetzt spricht die Milliarden-Mutter König hatte Luxus-Liebesnest in der Schweiz Endlich wieder Zauber in der Manege! Gewinnen Sie Tickets für den Circus Knie ÆSeite 6 Fr. 2.50 «Mir kam eine Schlamm- Lawine entgegen» Wochenende bachab Kleiner Mann mit riesigem Herzen Radhika ist die Frau des schwerreichen indischen Unternehmers Pankaj Oswal. Mit Fritz Chervet († 77) hat die Schweiz ihre grösste Box- Legende verloren ein Berner! Dr Chübu ist So erlebten die Tessiner die Sintflut Alles zum YB-Double mit (und zu den Misstönen bei Basel) ÆSport Patrizia De Liso (47) aus Gordola. ÆSeiten 4-5 Zum letzten Mal Young Boys: Guillaume Hoarau (l.) und Marco Wölfli. Fotos: Sven Thomann, Keystone, Dukas Hoaraus grossem Abschied

Transcript of Æ Patrizia De Liso (47) aus Gordola. Montag, 31. August ...

LEA HARTMANN

Der Name des Pestizids klingt so giftig, wie es ist: Chlorotha­lonil. Jahrzehntelang haben es Bauern über die Felder ge­sprüht. Seit Anfang Jahr ist das Mittel in der Schweiz ver­

boten – aber die Rückstände belasten das Grundwasser auf Jahre hinaus.

Wie gravierend das Prob­lem ist, wollten die Behörden bisher nicht im Detail sagen. Dank dem Öffentlichkeits­gesetz mussten sie die Anga­

ben gegenüber BLICK heraus­rücken. Sie zeigen: Die neuen Grenzwerte werden zum Teil massiv überschritten! Der Schutz des Trinkwassers ist für viele Gemeinden nun eine enorme und teils teure Her­ausforderung. Æ Seiten 2-3

Redaktion: Blick, Postfach, 8021 Zürich 044 259 62 62 [email protected] oder [email protected] Abos: 0848 833 844 (8 Rp./Min. aus dem Festnetz. Anrufe aus dem Handynetz können preislich variieren) [email protected] Blick Online: Blick.ch Leserreporter: Per Whatsapp an 079 813 80 41

Die Tageszeitung für die Schweiz Montag, 31. August 2020

ÆSport

AZ 4800 Zofingen Nr. 201 – 62. Jahrgang

Gemeinden haben massives Pestizid- Problem!

 Grundwasser bedroht, Trink-wasser könnte teurer werden Einige Wasserversorger haben Sofortmassnahmen ergriffen BLICK deckt auf, welche Orte am stärksten betroffen sind

Ganz schön schmierig! Spaniens Juan Carlos verwöhnte seine Geliebte mit Schmiergeld der Saudis ÆLetzte Seite

Mobbing-Vorwürfe gegen Schweizer Elite-Internat

Le Rosey! Radhika Oswal erzählt,

wie ihre Tochter (15) leiden musste ÆSeite 7

… kann es für Autofahrer teuer werden! ÆSeiten 2-3

Wenn die Maske am Rückspiegel baumelt

Jetzt spricht die Milliarden-Mutter

König hatte Luxus-Liebesnest in der Schweiz

Endlich wieder Zauber in der Manege!Gewinnen Sie Tickets für den Circus Knie ÆSeite 6

Fr. 2.50

«Mir kameineSchlamm-Lawineentgegen»

Wochenende bachab

Kleiner Mann mit riesigem

Herzen

Radhika ist die Frau des schwerreichen indischen Unternehmers Pankaj Oswal.

Mit Fritz Chervet († 77) hat die Schweiz

ihre grösste Box-Legende verloren

ein Berner!Dr Chübu ist

So erlebten dieTessiner die Sintflut

Alles zum YB-Double mit

(und zu den Misstönen bei Basel)ÆSport

Patrizia De Liso (47) aus Gordola.ÆSeiten 4-5

Zum letzten Mal Young Boys:Guillaume Hoarau (l.)

und Marco Wölfli.

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Hoaraus grossem Abschied

2 Montag, 31. August 2020

LEA HARTMANN

E s sind Daten, welche die Behörden einiger Kanto-ne und Gemeinden am

liebsten unter Verschluss halten würden. Dabei betreffen sie un-seren wichtigsten Rohstoff: Wasser.

Vielerorts ist das Grundwas-ser, die mit Abstand bedeu-tendste Trinkwasser-Ressource in der Schweiz, stark mit Pestizi-den und deren Abbaustoffen be-lastet. Eines der grössten derzei-tigen Probleme ist Chlorothalo-

nil – ein Mittel gegen Pilzbefall, von dem Bauern während Jahr-zehnten Dutzende Tonnen pro Jahr auf die Felder sprühten. Seit Anfang Jahr ist das Fungizid in der Schweiz verboten, weil es auch hierzulande – nach der EU – als möglicherweise krebserre-gend eingestuft wird.

Sagen darf das der Bund seit vergangenem Freitag allerdings nicht mehr. Pestizidhersteller Syngenta hat erreicht, dass dem Bundesamt für Lebensmittelsi-cherheit und Veterinärwesen (BLV) vorübergehend ein Maul-korb verpasst wird. Der Konzern hat vor Bundesverwaltungsge-richt gegen das Pestizidverbot geklagt. Ein Urteil steht noch aus. Bis es vorliegt, darf das BLV das Krebsrisiko auf seiner Homepage nicht mehr erwäh-nen, wie das Gericht jetzt ent-schieden hat.

Die Klage zeigt: Die Pestizid-produzenten fürchten um das Geschäft mit dem Gift. Beson-ders nervös sind sie, weil nächs-tes Jahr zwei wegweisende Volksbegehren zur Abstimmung kommen: die Trinkwasser- und die Pestizid-Initiative. Diese wollen die Verwendung von Pestiziden massiv einschränken oder sogar komplett verbieten.

Aktuelle Untersuchungen ge-ben den Anliegen Auftrieb. Im Mai hat das Bundesamt für Um-welt (Bafu) erstmals Zahlen zur Chlorothalonil-Belastung des Schweizer Grundwassers veröf-fentlicht. Sie sind besorgniser-regend: In 15 Kantonen würden die Chlorothalonil-Abbaupro-dukte die Grundwasserqualität «erheblich beeinträchtigen», so der Bund. Dabei liegen noch gar nicht für alle Abbaustoffe Daten vor. Betroffen sind vor allem Kantone im landwirtschaftlich intensiv genutzten Mittelland.

Die Daten, die der Bund öf-fentlich macht, sind allerdings spärlich. BLICK hat deshalb, ge-stützt auf das Öffentlichkeitsge-setz, bei den Kantonen, welche Grenzwertüberschreitungen verzeichnen, detaillierte Ergeb-nisse der Grundwassermessun-gen angefordert. Denn lediglich zwei haben die Ergebnisse bis-lang von sich aus veröffentlicht: Wallis und Bern.

Vielen anderen Kantonen ist das zu heikel. Vorgeschoben wird, dass die Grundwasserda-

ten nicht aussagekräftig seien, weil von ihnen nicht automa-tisch auf die Trinkwasserquali-tät geschlossen werden könne. Der Kanton Aargau hat sich des-halb bislang standhaft gewei-gert bekannt zu geben, welche Gemeinden betroffen sind.

Nun aber hat der Kanton die Daten auf Insistieren von BLICK hin erstmals herausgerückt. Wei-ter im Ungewissen gelassen wird die Bevölkerung im Kanton Zü-rich. Die Baudirektion unter Grü-nen-Regierungsrat Martin Neu-

kom (34) weigert sich, die Daten herauszugeben, obwohl sie ge-setzlich dazu verpflichtet wäre.

Die vorliegenden Daten zei-gen, wie stark das Grundwasser mancherorts mit Pestiziden be-lastet ist. Durch das Chlorotha-lonil-Verbot gilt für alle Abbau-stoffe des Pestizids ein Höchst-wert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. In Fischbach LU ist der Grenzwert bei einem Chlo-rothalonil-Abbauprodukt 2019 um das 17-Fache überschritten worden. In Baggwil im Berner Seeland hat man eine 15-fache Überschreitung gemessen. Auch an einzelnen Orten im Aargau, dem Wallis, Freiburg, Solothurn sowie an weiteren Messstellen in Luzern und Bern wurden Werte gemessen, die den Grenzwert mindestens um das Fünffache übersteigen.

Nicht immer wird aus diesem Grundwasser Trinkwasser ge-wonnen, allerdings in über der Hälfte dieser Fälle. Die Ergeb-nisse sind deshalb – auch wenn es einige Behörden anders sehen – zweifellos von öffentlichem Interesse.

Die Wasserversorger und Ge-meinden sind angesichts der Re-

sultate besorgt. Der grösste Teil des Grundwassers könne heute ohne Aufbereitung direkt als Trinkwasser genutzt werden, sagt Martin Sager, Direktor des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches (SVGW). «Dieses Privileg ist in Gefahr.»

Der Verein betont, dass der Höchstwert für Pestizidwirk-stoffe in der Schweiz vorsorg-lich tief angesetzt ist. Laut BLV bestehe bei den aktuell gefun-denen Konzentrationen darum «kurzfristig keine Gefahr für die Gesundheit». Die langfristige Wirkung aber ist nicht bekannt, weshalb solche Stoffe im Trink-wasser nicht erwünscht seien.

Die Wasserversorger müssen deshalb handeln. Und viele ha-ben das auch bereits getan. Einige haben betroffene Pump-werke vorübergehend vom Netz genommen, andere kön-nen das verunreinigte Grund-wasser mit sauberem Wasser aus einer anderen Quelle mi-schen. Nicht überall sind solche Sofortmassnahmen allerdings möglich. Zum Beispiel in Frä-schels FR: Es sei nicht möglich, aus anderen Gemeinden Was-ser zu beziehen, teilte die Ge-

Quelle: Kantone © Blick Grafik

In diesen Gemeinden ist das Pestizid-Problem am grösstenAbbaustoffe von Chlorothalonil im Grundwasser in Mikrogramm pro Liter(Grenzwert: 0,1 Mikrogramm pro Liter)

*Wird nicht für Trinkwasser verwendet

Ostermundigen BE*Luterbach SO

Reiden LUErmensee LU

Egliswil AG*Birmenstorf AG

Collombey-Muraz VS*Fräschels FR

Villmergen AGMassongex VS*

Charrat VS*Zufikon AG

Baggwil BE*Fischbach LU 1,72

1,58 0,91 0,9 0,9

0,84 0,81

0,7 0,61 0,61 0,61

0,56 0,52

0,5

Vorsicht vor Maske am Rückspiegel!Anzeige, Busse, Billett weg

Das ist erlaubt, das ist verboten«An, vor und hinter Scheiben dürfen keine Gegenstände ange-bracht werden, welche die Sicht des Fahrers beeinträchtigen», heisst es in der Verordnung über die technischen Anforderungen an Strassenfahrzeuge. Das lässt vie-le Fragen offen – und den Poli-zisten einen Ermessensspiel-raum. So drücken sie bei Gebets-ketten oder dem guten alten Duft-

bäumli gerne ein Auge zu. Auch weggesehen wird bei einem Navi-gationsgerät, das nicht im Sicht-feld angebracht ist. Kein Pardon gibt es aber für ganze Samm-lungen von alten Autobahnvignet-ten. Oder für Sportwimpel aller Art. Vor Jahren war es noch gang und gäbe, die Leidenschaft für seinen Fussball- oder Hockeyklub am Rückspiegel aller Welt kundzutun.

Heute unterlässt man das lieber. Immer wieder werden Autofah-rer wegen Wimpeln gebüsst. So musste etwa ein 44-jähriger Gras-shoppers-Fan eine Busse von 245.50 Franken bezahlen. Im Strafbefehl, den er vom Zürcher Stadtrichteramt erhalten hatte, hiess es, der Wimpel sei «sichtbe-hindernd» montiert gewesen. PAT-

RIK BERGER

Ein Kanton nach dem anderen führt die Maskenpflicht in den Läden ein. Das führt dazu, dass auch immer mehr Kunden, die mit dem Auto einkaufen gehen, eine Schutzmaske griffbereit haben müssen. Bloss: Wohin mit dem Ding? In den Hosen-

sack? In die Türablage oder ins Handschuhfach? Oder an den Rückspiegel neben das Duft-bäumchen?

Letzteres ist keine gute Idee. Es kann sogar richtig ins Geld gehen. Bis auf die Vignette und den Rückspiegel gehört nicht an

die Frontscheibe, hält die Poli-zei fest. «Wenn etwas an der Scheibe baumelt, behindert das nicht nur die Sicht. Es lenkt den Fahrer auch ab», sagt Florian Schneider, Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen, zu BLICK.

Die Regeln sind klar: «Der Fahrer muss einen Gegenstand, der sich in einem Abstand von zwölf Metern oder mehr vor ihm auf der Strasse befindet, noch erkennen können», so Jolanda Egger, Sprecherin der Kantons-polizei Bern. «Wird im Zusam-

Pestizid im Grundwasser BLICK beendet Heimlichtuerei der Behörden und zeigt, welche Gemeinden am stärksten betroffen sind

Grenzwert sogar um das 17-Facheüberschritten!

Darum gehts bei den Pestizid-InitiativenMit der Trinkwasser- und der Pestizid-Initiative stimmt die Schweiz nächstes Jahr über zwei Vorlagen ab, die sich thematisch sehr ähnlich sind. Hinter der Trinkwasser-Initiative steht Fitnesstrainerin und Mutter Franziska Herren (53). Sie will unter anderem, dass nur noch Bauern Direktzahlungen erhal-ten, die keine Pestizide verwen-den. Die Pestizid-Initiative, die von einem Bürgerkomitee aus der Westschweiz eingereicht wurde, ist noch extremer und will ein komplettes Verbot synthe-tischer Pestizide. Es soll auch für Importe gelten. Der Bundesrat lehnt beide Initiativen ab, ebenso der Nationalrat. Als eine Art indirekten Gegen-vorschlag will das Parlament aber verbindliche Reduktions-ziele für den Einsatz von Pestiziden festlegen. Wann genau die Volksinitiativen zur Abstimmung kommen, steht noch nicht fest.

Von der Polizei nicht toleriert werdenMasken am Rückspiegel, dadiese die Sicht einschränken.

Bei Duftbäumli am Rückspiegeldrückt die Polizei meist ein Auge zu.

Einige Gemeinden könnendas Grundwasser aktuell nichtmehr als Trinkwasser nutzen.

Chlorothalonil, ein Fungizid, wurde in derSchweiz während Jahrzehnten eingesetzt.Seit Anfang Jahr ist es nun verboten.

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3Montag, 31. August 2020

menhang mit einem Unfall fest-gestellt, dass ein potenziell sichtbehinderndes Objekt zum Unfall beigetragen haben könn-te oder gar ursächlich war, fliesst dies in die Beurteilung mit ein.»

Jagd auf Maskenbaumeler macht die Polizei keine. «Stel-len unsere Mitarbeitenden bei Verkehrskontrollen oder auf Patrouille aber eine Situation fest, dann sind wir angehal-ten, das zu ahnden», sagt Schneider von der Kantonspo-lizei St. Gallen. Es erfolgt eine Anzeige an die zuständige Staatsanwaltschaft, die über das Strafmass bestimmt. Denn so einfach wie bei einer Park-busse oder einer gerin-gen Tem-poüber-

schreitung kommt man nicht davon.

Die Maske am Rückspiegel kann teuer werden. «Das kann mit Gebühren schnell einmal ein paar Hundert Franken kos-ten», sagt Schneider.

Damit nicht genug: Eine Ko-pie des Polizeirapports geht an das Strassenverkehrsamt des Wohnkantons, das administra-tive Massnahmen wie einen Fahrausweisentzug prüft. «Das droht etwa einem Lenker, des-sen Leumund bereits beein-trächtigt ist», sagt Schneider. Also einem vorbestraften Ra-ser. Oder einem Autofahrer, der sich in kurzer Zeit verschie-dene kleinere Ver-kehrsdelikte

hat zuschulden kommen las-sen.

Grundsätzlich sucht die Poli-zei aber zuerst das Gespräch mit den Autofahrern. Viele sind sich der Gefahren nämlich gar nicht bewusst. So auch in Winterthur ZH. «Wir ermahnen die Fahrer, nichts an den Rückspiegel zu hängen. Je nach Situation kom-men wir aber nicht darum her-um, einen Rapport zu erstellen. Dann bekommt der Betreffende eine Busse», sagt Adrian Feubli, Sprecher der Stadtpolizei Win-terthur.

Auch bei der Beratungsstel-le für Unfallverhütung (BFU) hält man das Montieren der Maske am Rückspiegel keines-falls für ein Kavaliersdelikt. Sprecherin Mara Zenhäusern sagt: «Eine gute Sicht im Auto ist entscheidend. Alle Objekte, welche die Sicht beeinträchti-

gen, sind ein potenziel-les Unfallrisiko.»

PATRIK BERGER

Viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier haben diesen Moment in den vergangenen Monaten herbeigesehnt. Michael Lauber (54) selbst hat ihn bis zuletzt zu verhindern versucht. Doch nun ist es so weit: Der Bun-desanwalt, Chefankläger des Landes, tritt ab.

Nachdem das Bundesverwal-tungsgericht im Juli bestätigt hatte, dass sich Lauber schwer-wiegende Amtspflichtverletzun-gen zuschulden kommen liess, zog er die Reissleine und kün-digte den Rücktritt an. Heute nun hat Lauber offiziell seinen letzten Arbeitstag.

Der Bundesanwalt hinter-lässt eine Behörde, die arg ange-schlagen ist – in mehrfacher Hinsicht. BLICK zieht eine Scha-densbilanz.u Fifa-Verfahren an die Wand gefahren. Rund zwei Dutzend Verfahren hat die Bundesan-waltschaft gegen den Weltfuss-ballverband Fifa eröffnet. Der geplante Coup ist zum Desaster geworden. Mit dem Sommer-märchen-Fall ist ein zentrales Verfahren geplatzt. Zahlreiche Ermittlungen wurden wegen Laubers Geheimtreffen mit Fifa-Boss Gianni Infantino (50) zu-rückgeworfen und drohen nun ebenfalls zu verjähren. u Image ruiniert. Die Schweiz, eine «Bananenrepublik»: Die gescheiterten Fifa-Verfahren und der Knatsch um Laubers Geheimtreffen haben das Image der Schweizer Justiz im Ausland arg angekratzt. u Gute Ermittler vergrault. Lau-ber hat sich nicht nur im Parla-ment Gegner gemacht. Im Laufe der zweiten Amtszeit hat er mehrere ihm nicht genehme Staatsanwälte entlassen. Es handle sich um Schwergewichte auf dem Gebiet der Wirtschafts-kriminalität, gibt Rechtsprofes-sor und Anti-Korruptions-Ex-perte Mark Pieth zu bedenken. «Diese Kompetenz fehlt jetzt.»

u Horrende Kosten verursacht. Drei der entlassenen Staatsan-wälte klagten vor Gericht gegen die Kündigung – mit Erfolg. Über eine Million Franken Ent-schädigung müssen die Steuer-zahler berappen. Hinzu kom-men die Kosten für mehrere Ge-richtsverfahren im Zusammen-hang mit Laubers Geheimtref-fen. Der verjährte Sommermär-chen-Fall hat zudem Genugtu-ungsforderungen zur Folge, die sich auf mehrere Hunderttau-send Franken belaufen dürften.u Behörde zum Sanierungsfall gemacht. Nach der Affäre Lau-ber steht für viele Parlamenta-

rier fest, dass bei der Bundesan-waltschaft dringend Reformbe-darf besteht. Derzeit werden mehrere Optionen geprüft.

Angesichts dieser Altlasten eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Lauber zu fin-den, wird kein Leichtes. Die Ge-richtskommission plant, Natio-nal- und Ständerat im Dezem-ber einen Vorschlag vorzulegen. Gegen Lauber läuft derweil ein Strafverfahren.

Für Pieth steht eins fest: «Wer immer jetzt von Lauber übernimmt, muss radikal auf-räumen.»

LEA HARTMANN

Heute hat der Bundesanwalt seinen Letzten

FDP-Regierungsrat Amsler abgewähltSchaffhausen – Nach zehn Jahren im Amt ist Schluss für Christian Amsler (56). Der FDPler hat gestern die Wiederwahl in die Schaffhauser Kantonsregierung klar verpasst. Sein Sitz geht an SP-Kandidat Patrick Strasser (49). Amsler, der auch schon für den Bundesrat kandidierte, erzielte das schlechteste Resultat aller Kandi-daten. Er ist im Vorfeld der Wahlen wegen Unregelmässigkeiten an der kantonalen Schulzahnklinik sowie wegen der Entlassung des Rektors des Berufsbildungszen-trums in die Kritik geraten.

Swiss rechnet erst 2024 mit NormalitätZürich – Swiss-Verwaltungsrat André Blattmann spricht im Inter-view mit dem SonntagsBlick Klar-text: «Wir gehen davon aus, dass wir 2024 wieder da sind, wo wir mal waren.» Bis Ende des Jahres könne die Swiss voraus sichtlich wieder die Hälfte des ursprünglich geplanten Angebots bieten, so der

NEWSEx-Armeechef. Er kündigt zudem an, dass bis Ende August alle Rückerstattungsanträge, die man bis im Juni erhalten hat, abge-arbeitet sein sollten.

11 000 Tage Überzeit bei der BLSBern – Der Personalmangel bei der BLS hat zur Folge, dass Lok-führer Extraschichten schieben müssen. 11 000 Tage Überzeit sind laut Lokführerverband VSLF beim zweitgrössten Bahnunternehmen der Schweiz schon zusammen-gekommen. Das sind im Schnitt 15 Tage pro Lokführer.

Extra-Steuer für Corona-Gewinner?Zürich – Firmen, die in der Corona-Krise so viel verdient haben wie nie zuvor, könnten mit einer zu-sätzlichen Steuer belegt werden. Dies schlägt Jan-Egbert Sturm, Lei-ter der Konjunkturforschungsstelle KOF, im SonntagsBlick vor. In der Krise habe nämlich zu einem gros-sen Teil der Zufall entschieden, welche Firmen höhere Gewinne machen. Deren Verteilung wäre aus

4 17 19 34 39 41Glückszahl 2 Replayzahl 86 + 1 1 à Fr. 15 483 408.656 Kein Gewinner5 + 1 11 à Fr. 8035.705 60 à Fr. 1000.004 + 1 472 à Fr. 148.554 2527 à Fr. 72.053 + 1 7649 à Fr. 23.053 37 738 à Fr. 9.95Im Jackpot 1 500 000.00

Joker 8 1 2 1 1 36 Kein Gewinner5 3 à Fr. 10 000.004 17 à Fr. 1000.003 212 à Fr. 100.002 1953 à Fr. 10.00Im Jackpot 1 450 000.00

DEUTSCHES LOTTO1 12 19 20 36 48

Superzahl 5 SPIEL 77 2 955 027SUPER 6 215 621

ÖSTERREICHISCHES LOTTO17 22 27 35 36 39

Zusatzzahl 21 Joker 923 371Alle Angaben ohne Gewähr

SWISS LOTTOVorsicht vor Maske am Rückspiegel!

Eine teure Sache, so ein

Maskerati!

seiner Sicht deshalb fair. Sturm leitet auch die Experten gruppe Wirtschaft der nationalen Covid-19- Taskforce.

Schauen Sie sich Ihren Scherbenhaufenan, Herr Lauber

Michael Lauber war seit 2012Chefankläger der Schweiz. Nun hinterlässter eine Behörde, die arg angeschlagen ist.

meinde Anfang Juni mit. «Alle haben das gleiche Problem wie wir.» Die Gemeinde hat nun, wie alle anderen betroffenen Wasserversorger, gemäss Wei-sung des Bundes maximal zwei Jahre Zeit, eine andere Lösung zu finden.

Viele Gemeinden stehen da-mit von einem Tag auf den an-deren vor einer immensen Her-ausforderung. Jahrzehntelang waren Chlorothalonil-Abbau-stoffe im Wasser kein Problem. Nun gelten sie plötzlich als po-tenziell gefährlich und müssen weg. Doch sie sind sehr langle-big. Auch wenn Chlorothalonil nun verboten ist, werden dessen

Abbaustof-fe noch

Jahre das

Grundwasser belasten – und da-mit auch das Trinkwasser.

Kommt hinzu, dass die Stoffe mit den verbreiteten Aufberei-tungsverfahren kaum aus dem Wasser zu bekommen sind. Alternative Methoden sind teu-er. Für die Kosten muss am Ende die Bevölkerung aufkommen. Ein Gemeinderat einer betroffe-nen Gemeinde schätzt, dass das Chlorothalonil-Verbot schliess-lich dazu führen könnte, dass pro Haushalt 100 bis 150 Fran-ken pro Jahr mehr fällig wer-den.

Aus Sicht der Wasserversor-ger ist die Politik dringend ge-fordert. Auf nationaler Ebene sind mehrere Vorstösse hän-gig, die fordern, dass der Bund die Kosten nicht einfach auf die Gemeinden abwälzen kann. Zur Diskussion steht zudem, den Wasserversorgern mehr Zeit einzuräumen, um das

Trinkwasser sauber zu bekom-men. Ein Entscheid des BLV zu einer möglichen Verlängerung der Frist wird im Herbst erwar-tet. Denn vielerorts ist es völlig unrealistisch, innerhalb von zwei Jahren eine Lösung zu fin-den.

Oberstes Ziel der Wasserver-sorger ist aber, dass die Politik das Pestizidproblem an der Wur-zel packt. «Das Problem kann nachhaltig nur mit einem besse-ren Schutz des Grundwassers als wichtigste Ressource für Trinkwasser gelöst werden», sagt SVGW-Direktor Sager. Die Wasserversorger hegen deshalb Sympathien für die Ziele der Trinkwasser-Initiative.

Denn die Chlorothalonil-Problematik dürfte sich zwar früher oder später entschärfen – sicher weil sich die Abbaustof-fe im Wasser langsam verflüch-tigen, möglicherweise auch weil Syngenta vor Gericht ge-winnt. Sagers Befürchtung ist aber: In den nächsten Jahren könnte der Bund weitere Pesti-zide verbieten, mit ähnlich gra-vierenden Konsequenzen für die Wasserversorger wie das Chlorothalonil-Verbot.

Pestizid im Grundwasser BLICK beendet Heimlichtuerei der Behörden und zeigt, welche Gemeinden am stärksten betroffen sind

«Es braucht einen besseren Schutz des Grundwassers.»Martin Sager, SVGW-Direktor