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Die SPURENSUCHE Die SPURENSUCHE Archiv. Die SPURENSUCHE ist ein Arbeitstreffen von freien Kinder- und Jugendtheatern für freie Kinder- und Jugendtheater. Die SPURENSUCHE bietet freien Kinder- und Jugendtheatern ein Forum, aktuelle Arbeiten anderer freier Theater zu sehen, zu reflektieren und in Inszenierungsgesprchen offen und konstruktiv zu diskutieren. Darüber hinaus finden Ateliers und Laboratorien zum künstlerischen und inhaltlichen Austausch statt. Ziel der SPURENSUCHE ist es, eine informelle Struktur für die gegenseitige Frderung und den Austausch untereinander zu entwickeln. Dies wird auf der Grundlage des „Patenmodells“ umgesetzt. Das bedeutet, dass Theater, die bereits einmal oder mehrfach an der SPURENSUCHE teilgenommen haben, die Patenschaft für ein eingeladenes Theater und die vorgestellte Produktion übernehmen. Die SPURENSUCHE ist ein Wandertreffen. Das heißt, es wird alle zwei Jahre von der ASSITEJ in Kooperation mit einem anderen deutschen Kinder- und Jugendtheater ausgerichtet. Die Künstlerische Leitung, die aus dem Kreise der Theater gewhlt wird, unterstützt die Ausrichter und sorgt für Kontinuitt. Die SPURENSUCHE ist nicht nur ein Festival, das alle zwei Jahre stattfindet, sondern auch ein Arbeitstreffen und Kern eines Netzwerkes freier Theatermacher*innen, die für ein junges Publikum arbeiten. Daher dokumentieren wir hier die Spurensuchen der letzten Jahre und geben einen kleinen geschichtlichen Rückblick. Bei Fragen steht die Geschftsstelle der ASSITEJ gern zur Verfügung.

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Die SPURENSUCHE

Die SPURENSUCHE Archiv.

Die SPURENSUCHE ist ein Arbeitstreffen von freien Kinder- und Jugendtheatern für freie Kinder- und Jugendtheater.

Die SPURENSUCHE bietet freien Kinder- und Jugendtheatern ein Forum, aktuelle Arbeiten anderer freier Theater zu sehen, zu reflektieren und in Inszenierungsgesprachen offen und konstruktiv zu diskutieren. Darüber hinaus finden Ateliers und Laboratorien zum künstlerischen und inhaltlichen Austausch statt.

Ziel der SPURENSUCHE ist es, eine informelle Struktur für die gegenseitige Forderung und den Austausch untereinander zu entwickeln. Dies wird auf der Grundlage des „Patenmodells“ umgesetzt. Das bedeutet, dass Theater, die bereits einmal oder mehrfach an der SPURENSUCHE teilgenommen haben, die Patenschaft für ein eingeladenes Theater und die vorgestellte Produktion übernehmen.

Die SPURENSUCHE ist ein Wandertreffen. Das heißt, es wird alle zwei Jahre von der ASSITEJ in Kooperation mit einem anderen deutschen Kinder- und Jugendtheater ausgerichtet. Die Künstlerische Leitung, die aus dem Kreise der Theater gewahlt wird, unterstützt die Ausrichter und sorgt für Kontinuitat.

Die SPURENSUCHE ist nicht nur ein Festival, das alle zwei Jahre stattfindet, sondern auch ein Arbeitstreffen und Kern eines Netzwerkes freier Theatermacher*innen, die für ein junges Publikum arbeiten. 

Daher dokumentieren wir hier die Spurensuchen der letzten Jahre und geben einen kleinen geschichtlichen Rückblick. 

Bei Fragen steht die Geschaftsstelle der ASSITEJ gern zur Verfügung. 

Die SPURENSUCHE

Inhalt

Die STATIONEN der SPURENSUCHE..................................................................................................4

SPURENSUCHE 14 19. – 23.06.2016 – zu Gast im COMEDIA Theater Koln................................4

SPURENSUCHE 12 25. – 29.06.2014 - zu Gast im FUNDUS THEATER in Hamburg......................4

SPURENSUCHE 11 5. - 9.9.2012 - zu Gast im Klecks-Theater im KinderTheaterHaus Hannover....4

SPURENSUCHE 10 12. - 16.06.2010 - zu Gast im Theater Pfütze, Nürnberg...................................4

SPURENSUCHE 9 14. – 21. September 2008 – zu Gast im Theater STRAHL, Berlin und im Theater Havarie, Potsdam............................................................................................................................... 5

SPURENSUCHE 8 - 28. - 3. Juni 2006 - zu Gast im Theater Marabu, Bonn......................................5

SPURENSUCHE 7 - 10.- 16. Juni 2004 - zu Gast im Theater im Marienbad, Freiburg......................5

SPURENSUCHE 6 - 3. - 9. Juni 2002 - zu Gast im AGORA Theater, St. Vith (Belgien)....................6

SPURENSUCHE 5 - 26. Juni - 2. Juli 2000 - zu Gast in der Theaterwerkstatt Pilkentafel..................6

SPURENSUCHE 4 - 24. - 30. Mai 1998 - zu Gast in der Theaterwerkstatt Hannover........................6

SPURENSUCHE 3 - 12. - 18. Juni 1996 - zu Gast im Theater Mumpitz, Nürnberg............................7

SPURENSUCHE 2 - 23. - 29. Oktober 1994 - zu Gast im Theater NEUE BÜHNE Senftenberg........7

SPURENSUCHE 1 - 25. - 31. Oktober 1992 - zu Gast auf Kampnagel, Hamburg.............................7

Ein geschichtlicher Rückblick................................................................................................................. 9

SPURENSUCHE 14 – 2016 am COMEDIA THEATER Koln................................................................11

WERKSTÄTTEN............................................................................................................................... 11

Werkstatt I. Der andere Blick: Postmigrantische Perspektiven & Diskurse im Theater.....................11

IMPULSE.......................................................................................................................................... 12

AUSTAUSCH.................................................................................................................................... 14

THEATERSTÜCKE........................................................................................................................... 16

Berichte............................................................................................................................................. 22

SPURENSUCHE 12 – 2014 am FUNDUS THEATER Hamburg..........................................................25

Das Programm.................................................................................................................................. 26

Dokumentation 2014......................................................................................................................... 27

Interview mit Jürgen Zielinski............................................................................................................27

Eindrücke von der 12. Spurensuche.................................................................................................27

Medienpartner GODOT..................................................................................................................... 28

Die Werkstatten................................................................................................................................ 28

Kinderjury und Schülerredaktion.......................................................................................................28

Workshop Berichte............................................................................................................................ 30

Well being_Das gute Leben mit Kindern messen.............................................................................30

Spoken Word_Autorenwerkstatt mit Guy Krneta...............................................................................31

Alles nur erfunden!_Challenge für junge Theatermacher_innen.......................................................32

Die "Was ware wenn Maschine"_Workshop mit "We are visual"......................................................33

Bilder der SPURENSUCHE 12 am FUNDUS THEATER in Hamburg..............................................33

Die SPURENSUCHE

Festivaltag 5: Prasentation der Werkstatten und der Ergebnisse der Kinderjury und der Schülerredaktion............................................................................................................................... 34

Festivaltag 2...................................................................................................................................... 38

"Alles nur erfunden!" Die Challenge..................................................................................................40

Spurensuche 11 - 2012........................................................................................................................ 41

Das Programm.................................................................................................................................. 42

Berichte aus den Ateliers.................................................................................................................. 42

Impulse zur Spurensuche................................................................................................................. 49

Fotos der Spurensuche 2012............................................................................................................50

Spurensuche 10 - 2010........................................................................................................................ 53

Berichte aus den Ateliers.................................................................................................................. 53

Videos............................................................................................................................................... 57

Fotos................................................................................................................................................. 57

Spurensuche 9 -2008........................................................................................................................... 63

Ausrichter.......................................................................................................................................... 63

8. Spurensuche „Motivation“ in Bonn................................................................................................63

Die SPURENSUCHE 8 in Bildern.........................................................................................................65

SPURENSUCHE 3 - 12. - 18. Juni 1996 - zu Gast im Theater Mumpitz, Nürnberg.............................67

Rede des Theater Mumpitz über die SPURENSUCHE 3 - anlasslich des 10 jahrigen Jubilaums der SPURENSUCHE.............................................................................................................................. 67

Die SPURENSUCHE - Die Stationen

Die STATIONEN der SPURENSUCHE

SPURENSUCHE 14 19. – 23.06.2016 – zu Gast im COMEDIA Theater Köln Theater/Inszenierungen:- Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor / Kirschkern & Compes, Hamburg

- Krieg. Stell dir vor, er ware hier / Theater Strahl, Berlin/HfMDK, Frankfurt/Main

- Nightcalls /James&Priscilla, Hildesheim

- Brandungen (Ressacs)* / Cie. Gare Centrale, Brüssel

- Vom Schatten und vom Licht / Die Azubis, Hamburg

- GroSSer Wolf und kleiner Wolf / Theater Feuer und Flamme, Braunschweig

- Katies Birthday-Party / Mary-Frances Doherty in association with Young at art/UK

- Made in Germany / Cargo Theater, Freiburg

- Shadowland Schweden zu Gast in der Spurensuche. Lecture Performance

Gastgeberinszenierung- Tigermilch / COMEDIA Theater, Koln

SPURENSUCHE 12 25. – 29.06.2014 - zu Gast im FUNDUS THEATER   in   Hamburg Theater/Inszenierungen:- Ernesto Hase hat ein Loch in der Tasche / Ensemble Materialtheater, Stuttgart

- Mutige Prinzessin Grlücklos / TheaterOzelot, Berlin

- Trau Dich! / Kompanie Kopfstand, Berlin

- Jo im roten Kleid / Theater Triebwerk, Hamburg

- Die Daniel Schneider Show / TheaterMummpitz, Nürnberg

- Ein Bodybild / Theater Marabu, Bonn

Gastgeberinszenierung: - Die Kinderbank / das FUNDUS THEATER, Hamburg

SPURENSUCHE 11 5. - 9.9.2012 - zu Gast im Klecks-Theater im KinderTheaterHaus Hannover

Motto: Fast Forward

Theater/Inszenierungen:- V.E.B. Vereinseigene Bühne e.V. "Ich allein"

- Theater Kormoran "Haus an Haus"

- AGORA Theater "Der Konig ohne Reich"

- pulk fiktion "Der Rest der Welt"

- Theater PATATI-PATATA "Gustav der Flugradbauer"

- Wu We Rekort Loew "Nordost"

- Klecks-Theater "Der Vogelkopp"

Gastgeberinszenierung:- Theaterwerkstatt Hannover "Nikio & Der große Samurai" 

SPURENSUCHE 10 12. - 16.06.2010 - zu Gast im Theater Pfütze, Nürnberg Motto: Frei Sein!

Die SPURENSUCHE - Die Stationen

Die Theater/Inszenierungen:- Theater Pfütze "Ein Schaf fürs Leben"

- Theater 3 hasen oben "Schritt für Schritt"

- ciaconna clox "Die wilden Schwane"

- Theater Mummpitz "Pikko die Hexe"

- Theater Stückwerk "Abflug"

- pulk fiktion "Efraims Tochter"

SPURENSUCHE 9 14. – 21. September 2008 – zu Gast im Theater STRAHL, Berlin und im Theater Havarie, PotsdamMotto: Courage

Die Theater/Inszenierungen:- AGORA Theater "Der gute Hirte"

- Theaterwerkstatt Pilkentafel "Die Verwandlung"

- Theaterwerkstatt Hannover "Bohm & Bohmer"

- Kompanie Kopfstand "Zwischen Fischen"

- Theater Metronom "Oskar und die Dame in Rosa"

- Theater im Marienbad "Jugend ohne Gott"

Gastgeber, auslandische Gastspiele und Berliner Inszenierungen:

- Theater Havarie "Der Junge, der unsichtbar wurde"

- Theater STRAHL "Klasse, Klasse"

- Hans Otto Theater "Kamikaze Pictures"

- Junges Theater Basel "Der zwolfte Mann ist eine Frau"

- Theater o.N. "Spiegel, das Katzchen"

- Theater Handgemenge "Konigs Weltreise" 

SPURENSUCHE 8 - 28. - 3. Juni 2006 - zu Gast im Theater Marabu, Bonn

Motto: Motivation

Die Theater/Inszenierungen:- Helios Theater “Aus dem Haus heraus” - Monteure „Punkt Punkt Komma Strich“ - Das Weite Theater „Als die Welt noch jung war”- Theater Wrede „Prinzessin Wachtelei mit dem goldenen Herzen“ - Theater Pfütze “Parzival - Ritter, Ritter, Ritter”

Rede des Theater Marabu über die SPURENSUCHE 8 - anlasslich des 10 jahrigen Jubilaums der SPURENSUCHE, angelehnt an eine Textpassage aus der Inszenierung "Das geht doch nicht"

Die SPURENSUCHE 8 in Bildern

zur Spurensuche 8 - Homepage

SPURENSUCHE 7 - 10.- 16. Juni 2004 - zu Gast im Theater im Marienbad, Freiburg

Die SPURENSUCHE - Die Stationen

Motto: Horizonte

Die Theater/Inszenierungen:- Theater Feuer und Flammem Braunschweig "Bautze und Buff"- Theater Metronom, Visselhovede "Niemand heißt Elise"- Theater Pfütze, Nürnberg "Fracksausen"- Theater o.N., Berlin "Konig Lindwurm"- Theater Mummpitz, Nürnberg "Salto & Mortale"

SPURENSUCHE 6 - 3. - 9. Juni 2002 - zu Gast im AGORA Theater, St. Vith (Belgien)

Motto: Stille

Die Theater/Inszenierungen:- Cargo Theater, Freiburg "Guten Tag Monster"- Theaterhaus Frankfurt "Iphighenie Konigkind"- Theater Siebnschuh, Berlin "Schneewitte"- Aktions Theater Kassel "Die Menschenfresserin"- Theater Marabu, Bonn "Schwimm Josefine Schwimm"

SPURENSUCHE 5 - 26. Juni - 2. Juli 2000 - zu Gast in der Theaterwerkstatt Pilkentafel

Motto: Melancholia

Die Theater/Inszenierungen:- Theater Triebwerk, Hamburg "Moby Dick"- Theater mini-art, Bedburg-Hau "Wer auf dem Kopf geht,..."- Theater Marabu, Bonn "Tausche Klarinette"- Theater o.N., Berlin "Der kleine Hawelmann"- Theater Papati-Patata, Reutlingen "Flügel"- Theater Grüne Soße, Frankfurt "Strandlaufer"

SPURENSUCHE 4 - 24. - 30. Mai 1998 - zu Gast in der Theaterwerkstatt Hannover

Die Theater/Inszenierungen:- Theater Papati-Patata, Reutlingen "Die Irrfahrten des Odysseus"- Theater Grüne Soße, Frankfurt "Wintermarchen"- Helios Theater, Koln "Am Anfang war..."

Die SPURENSUCHE - Die Stationen

- Theater o.N., Berlin "Die Regentrude"- Theater mini-art, Bedburg-Hau "Das Madchen auf dem Schrank"

SPURENSUCHE 3 - 12. - 18. Juni 1996 - zu Gast im Theater Mumpitz, Nürnberg

Die Theater/Inszenierungen:- Theaterwerkstatt Pilkentafel, Flensburg "Ist ja nur Pappe"- Das Weite Theater, Berlin "Schneeweisschen und Rosenrot"- Agora Theater, St. Vith "Wolkenschaf und Regenhund"- Theaterwerkstatt Hannover "Schweres Gras"- Helios Theater, Koln "Jason oder Der linke Propeller ist kaputt"

Rede des Theater Mumpitz über die SPURENSUCHE 3 - anlasslich des 10 jahrigen Jubilaums der SPURENSUCHE

SPURENSUCHE 2 - 23. - 29. Oktober 1994 - zu Gast im Theater NEUE BÜHNE Senftenberg

Die Theater/Inszenierungen:- Theater Mumpitz, Nürnberg "Die Nibeljungen"- Das Weite Theater, Berlin "Frau Holle"- Agora Theater, St. Vith "Der stumme See"- Theaterwerkstatt Pilkentafel, Flensburg "Waschtag"- Theater Monteure, Koln "Morgengrauen"- AktionsTheater Kassel "Wer hat meinen kleinen Jungen gesehen"- Theater im Marienbad, Freiburg "Voyeurs"

SPURENSUCHE 1 - 25. - 31. Oktober 1992 - zu Gast auf Kampnagel, Hamburg

Die Theater/Inszenierungen:- Theater Pfütze, Nürnberg "Flammenpflücker"- Theater Monteure, Düsseldorf "Regenwald"- AktionsTheater Kassel "Nordwind"

Die SPURENSUCHE - Die Stationen

- piccolo-Theater, Cottbus "Kikerikiste"- Freies Werkstatttheater Koln "Max"- Theater im Marienbad, Freiburg "Das besondere Leben der Hilletje Jans"

Die SPURENSUCHE - Ein geschichtlicher Rückblick

Ein geschichtlicher Rückblick

Ein Projekt auf der Suche - ein Projekt und seine Fundstücke

Will man das Projekt, seine Geschichte und Strukturen reflektieren, sollte man meines Erachtens nicht ausschließlich auf die letzten drei Spurensuchen fokussieren.

Man sollte nochmals einen Blick zurückwerfen auf das Gesamtprojekt und auf seine Anfange, um dann erneut nach vorn schauen zu konnen. Eine der dramaturgischen Thesen, die wahrend der Spurensuche in Flensburg formuliert wurde, lautete wie folgt: "Beleuchtet genau die ersten fünf Minuten". Denn diese geben zumeist Auskunft über die Gesamtheit der Inszenierung. Gleiches gilt auch für die Spurensuche. Man sollte einen Blick zurückwerfen auf die erste Spurensuche in Hamburg auf Kampnagel und auf die Spurensuche in Senftenberg: Hier hatten die Debatten um Qualitat, Arbeitsweisen und Arbeitsstrukturen ihren Anfangspunkt.

Die Themen der ersten Spurensuche waren: Konzeption, Kindheitsbild der Gesellschaft und im Theater. Tendenzen im Kindertheater, Qualitat der freien Kindertheater und kulturpolitische Fragen. Wahrend normalerweise über Geld gestritten wurde, standen hier andere Fragen im Vordergrund: Man verglich Arbeitsweisen, stritt über Organisationsmodelle, erorterte unterschiedliche Institutionalisierungsgrade, sprach über Publikumsreaktionen und vor allem über Stücke und wünschte sich eine asthetische Debatte, wechselseitige Kritik, gegenseitige Hilfe und gemeinsame Theatererlebnisse, aber auch die Moglichkeit in Workshops zu lernen. (aus einem Papier von Ralph Forg)

Auf der 2. Spurensuche in Senftenberg wanderte das Festival erstmals in ein Theater in den "Neuen Landern "Deutschlands. Eine neue Perspektive trat hinzu.

Die Werkstattleiter kamen bei ersten Spurensuche alle aus den europaischen Nachbarlandern. (Soderberg, Eva Baal, Lars Eric Brossner, Kim van der Boon, Paul Steinmann), so dass man sich mit deren Fragestellungen und Arbeitsweisen vertraut machen konnte.

Neben den künstlerischen Werkstatten gab es eine Werkstatt "Qualitatskriterien", die sich mit Fragen zur Einschatzung und Weiterentwicklung und den Strukturen der künstlerischen Arbeit der Kinder- und Jugendtheater befasste. Eine Werkstatt die inzwischen verschwunden ist und durch keine andere ersetzt wurde.

"Finde bei jeder Inszenierung einen philosophischen Punkt": Auch diese These lasst sich auf die Spurensuchen übertragen: Jedes der Arbeitstreffen hatte durch das veranstaltende Theater einen eigenstandigen FoKus und Schwerpunkt. So war in der "Kindertheaterhochburg" Nürnberg beispielsweise die Kulturpolitische Diskussion relevant, bei der Spurensuche in Flensburg die Partizipation der Kinder, in St. Vith, der Festcharakter und die Begegnung mit der Region und der belgischen Theaterszene, in Bonn der Einbezug der Jugendlichen und das Kennen lernen der Arbeit des Jugendclubs, in Freiburg die Zusammenarbeit mit dem Theatertreffen.

Die Spurensuche hat sich als außerst wandelbar erwiesen, immer wieder wurde an der Konzeption gefeilt und verandert. Ich mochte auch hier einige Punkte benennen.

EnsemblegesprächeDie letzen drei Spurensuchen waren durch die Konzeption von Christel Hoffmann gepragt, die gemeinsam mit Albert Wendt in den Ensemblegesprachen in einer wunderbaren Geschlossenheit vorgestellte, wie man die "Kunst des Zuschauens" entwickeln kann.

Über die Beschreibung des Gesehenen und über die Sammlung entwickelt man Kriterien und entschlüsselt den Kommunikationsprozess zwischen Bühne und Zuschauerraum und entwickelt so eine Haltung zur gesehenen Inszenierung, welche Spielweisen, Spielvereinbarungen und die Ästhetik umfasst.

Bei früheren Spurensuchen gab es jedoch auch andere Konzeptionen:

Es gab beispielsweise bei den Ensemblegesprachen unterschiedliche Moderatoren, (zeitweise moderierten die Mitglieder der künstlerischen Endredaktion und wurden dadurch in Verantwortung

Die SPURENSUCHE - Ein geschichtlicher Rückblick

genommen) oder eine Gruppe von geladenen Moderatoren erarbeitete gemeinsam einen Focus für die Gesprache. Bei einigen Spurensuchen übernahmen auch die Paten die Moderation.

Auch die Werkstattleiter wurden früher starker in die Ensemblegesprache eingebunden, indem sie gebeten wurden, aus ihrer Perspektive etwas zu Bühnenbild, Choreographie oder Musik zu sagen.

Hinzu gebeten wurden auch stets auslandische Beobachter, die aus ihrer Perspektive sich bei den Gesprachen einmischten.

So kamen damals viele unterschiedliche Perspektiven zum Tragen und es wurden viele unterschiedliche Menschen in den Prozess eingebunden. Manchmal waren diese "Querschüsse" sehr interessant und führten zu neuen Spuren, gelegentlich endete das Ganze natürlich auch in Sackgassen.

StrukturenWahrend bei früheren Spurensuchen die Diskussion der Arbeits- und Organisationsstrukturen ein wesentlicher Punkt war, wurde auf den letzten Arbeitstreffen über diese Themen nur außerhalb des Programms in kleiner Runde geredet. (keine Arbeitsgruppe mehr). Die freien Theater haben einen Prozess der Professionalisierung durchlaufen, Arbeitsteilung wurde eingeführt, aber moglicherweise haben sich auch neue Hierarchien herausgebildet. Es stellt sich erneut die Frage nach dem Ensemblegedanken. (ware auszuführen in welcher Form und ware auch ein Thema für eine Arbeitsgruppe)Hatten sich die früheren Spurensuchen gerade durch diese Kollektivitat des Ensembles ausgezeichnet, hat auch hier eine Hierarchisierung stattgefunden. Immer mehr treten Einzelpersonen und nicht mehr "Ensembles", die gemeinsam an einer Konzeption, einem Arbeitstreffen arbeiten, in den Vordergrund.

Es gehort auch zu den Besonderheiten der Spurensuche, diese Kontinuitat erreicht zu haben und sich dabei stets als wandelbar erwiesen zu haben. Darauf konnen alle Beteiligten mit Recht stolz sein und aus den Erfahrungen und Diskursen spannende Perspektiven für die Zukunft der Spurensuche und vor allem für die Zukunft der Freien Kindertheater entwickeln.

von Ilona Sauer

Die SPURENSUCHE 12

SPURENSUCHE 14 – 2016 am COMEDIA THEATER Köln

WERKSTÄTTEN

Die künstlerischen Werkstatten laden die Teilnehmer*innen der "Spurensuche" ein, Theaterarbeit in der diversen Gesellschaft selbst zu erproben. An drei Tagen wird in vier verschiedenen Werkstatten getanzt, recherchiert, geübt und diskutiert.

  

Werkstatt I. Der andere Blick: Postmigrantische Perspektiven & Diskurse im Theatermit Bassam GhaziIn diesem Workshop erproben wir künstlerische Methoden und handlungsorientierte Grundlagen für eine diversitatsbewusste Theaterarbeit. Wie konnte ein experimentelles, forschendes und biografisches Theaterlabor mit einer heterogenen Gruppe junger Menschen aussehen? Und wie gewinne ich Jugendliche aus unterschiedlichen Milieus und Communities für ein gemeinsames Theaterprojekt? Am Beispiel stadtischer Identitat verhandeln wir in der künstlerischen Auseinandersetzung unsere Diversitat. Gesellschaftliche Realitaten und differenzierte Perspektiven werden beleuchtet. Entlang der Kernfrage „Wie wollen wir zusammen leben?“ wird recherchiert, verhandelt und visioniert … 

Bassam Ghazi ist Theaterpädagoge, Regisseur und Diversity Trainer am Schauspiel Köln. Seit 2005 entwickelt er mit dem Import Export Theater und den mix cultured / abled / aged Expert*innen doku-fiktionale Theaterprojekte. Die Akteure betreiben Handel mit Geschichte und Geschichten und pendeln zwischen den Kulturen und Perspektiven: biografisch / dokumentarisch / postmigrantisch / divers / inkludiert. Als Theaterpädagoge war Bassam Ghazi bereits tätig am GRIPS Theater Berlin, COMEDIA Theater Köln, Forum Ziviler Friedensdienst Beirut und Sommerblut Köln. 

Werkstatt II. Nonverbal Erzählen: Tanz als Sprache des Theatersmit Barbara FuchsDurch die unverstellten korpersprachlichen Ausdrucksmoglichkeiten des Tanzes werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf eine sehr direkte Weise erreicht. Der Korper „spricht“ haufig brachialer und zugleich subtiler und mehrdeutiger als es die Sprache kann. Dieser Workshop gibt praxisbezogene Einblicke, wie man mit den Mitteln der Motorik erzahlerische Inhalte transportieren kann. Mittels spezifischer Aufgabenstellungen werden wir gemeinsam Tanzsprachen/ Choreografien entwickeln.

Barbara Fuchs ist Choreografin, Regisseurin und Performancekünstlerin. Sie gründete vor 13 Jahren das Label tanzfuchs PRODUKTION, welches für innovative, interdisziplinäre Tanztheaterkunst für Erwachsene wie auch für Kinder steht. Ihre Arbeiten wurden mehrfach nominiert und ausgezeichnet, u.a. mit dem Kölner Tanztheater Preis. Sie gastierten auf zahlreichen Festivals in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg, Großbritannien, Litauen, Finnland, Norwegen und Schweden. Darüber hinaus führten Gastregien Barbara Fuchs an das COMEDIA Theater Köln, an das Staatstheater Karlsruhe und an das tjg. theater junge generation in Dresden.

Werkstatt III. Recherche und Interviewführung in künstlerischen Projektenmit Tobias RauschImmer mehr Theaterprojekte beruhen auf Recherchen und Interviews. Das gilt für Projekte mit „Experten des Alltags“ genauso wie für verschiedene Spielarten des sog. Dokumentarischen Theaters. Aber mit welchen Methoden kann man eigentlich recherchieren? Wie führe ich ein gelungenes Interview mit Zeitzeug*innen? Und wie wird dann aus recherchiertem Material Kunst? In diesem Praxisworkshop werden verschiedene Formen der Recherche diskutiert und praktisch ausprobiert. Ein

Die SPURENSUCHE 12

Schwerpunkt liegt auf dem Thema „Interviewführung“ und auf der Frage, welche Techniken der Gesprachsführung für künstlerische Projekte besonders geeignet sind. 

Tobias Rausch ist Regisseur, Autor und Dozent. Er inszenierte Rechercheprojekte an zahlreichen Stadttheatern und freien Spielstätten, u.a. am Deutschen Theater Berlin, Staatsschauspiel Dresden, Staatstheater Hannover, Hebbel am Ufer oder an den Sophiensaelen Berlin. Von 2001–2015 war er Mitglied des Produktionskollektivs „lunatiks produktion“. Für seine Arbeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Otto-Kasten-Preis der deutschen Intendanten 2012. Er lehrt regelmäßig Recherche-Techniken an der Zürcher Hochschule für Künste (ZHdK), an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und an der Universität der Künste Berlin.

Werkstatt IV. Gendersaurus Rex: practice and discoveries on feminism, sexuality, queerness and differencemit Eilidh MacAskillHow do we deal with gender, sexuality and queerness in our work for children? Is it something we need to think about? Is it our job as artists or should we just get on with making the work? What do the bodies, images and ideas we put on stage say to children about identity, whether we intend it or not? In this workshop, theatre makers and performers have an opportunity to engage with aspects of this wide-ranging theme and apply them directly to their own personal practice. It will be a mixture of discussion and sharing of experiences, along with practical exercises to test out the theories. We will also explore the differences between approaching these ideas in Germany and the UK and in other cultures.

Eilidh MacAskill is a Glasgow-based live artist creating solo performance work and collaborative projects for both children and adults. Recent projects include The Polar Bears Go Up in co-production with Unicorn Theatre London; STUD a solo show for adults – Live Collision (IRE); CPT, London (UK); Forest Fringe (UK). She is currently research artist leading on Gendersaurus Rex, a major new project exploring gender, sexuality, queerness and difference in children’s performance, supported by Imaginate.

IMPULSE Kommen – Gehen – Bleiben.Die Migrationsgeschichte Deutschlands seit 1945 / Vortrag von Arnd KolbWirtschaftliche, sozio-kulturelle und politische Dimensionen der Migration pragen unseren Alltag. Vieles von dem, was wir als alltaglich wahrnehmen, lasst sich auf Migration zurückführen und ist uns in seiner historischen Dimension nicht bewusst. Der Vortrag skizziert vor diesem Hintergrund die Migrationsbewegungen, die Deutschland seit 1945 pragten. Wer kam wann und unter welchen Umstanden? Was bedeutete dies für die Gesellschaft und wie ging diese mit der Migrationserfahrung um?

Arnd Kolb ist Geschäftsführer des Dokumentationszentrums und Museums über die Migration in Deutschland (DOMiD) in Köln. Der Historiker arbeitete zuvor als Redakteur beim Südwestrundfunk (SWR), wo er die erfolgreiche Wanderausstellung „Zwischen Kommen und Gehen – und doch Bleiben“ konzipierte, die sich mit der Arbeitsmigration nach Deutschland ab 1955 beschäftigt. Kolb sammelte Projekterfahrungen als freier Kulturmanager und als Veranstaltungsleiter im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart. Daneben betätigte er sich auch publizistisch. Zuletzt erschien sein Buch „Autos-Arbeit-Ausländer“, die erste Studie, die die Geschichte der Arbeitsmigration eines Autoherstellers nachzeichnet. So, 19.06. um 21 Uhr / COMEDIA Theater, Roter Saal / ca. 60 Min.

Die SPURENSUCHE 12

Fonds Darstellende Künste.Förderschwerpunkte und Antragsverfahren / Gesprächsrunde mit Holger BergmannDer Fonds Darstellende Künste ist bundesweit seit 28 Jahren ein zentraler Forderer von herausragenden und impulsgebenden Produktionen der freien Darstellenden Künste, auch für junges Publikum. Die SPURENSUCHE nutzt der Fonds für ein Gesprach über die Entwicklung von Forderstrukturen und künstlerischen Zukunftsperspektiven. Holger Bergmann, Geschaftsführer seit 2016, informiert über die Richtlinien des Fonds und ladt Theatermacher*innen zum Austausch über die geplante Neukonzeption der Forderung ein. Das Gesprach soll Raum für Fragen zu aktuellen Forderungen bieten sowie für die Frage, wo die Künstler selbst einen Erneuerungsbedarf im Fordermodell sehen.

Holger Bergmann ist Geschäftsführer des Fonds Darstellende Künste, Künstlerischer Leiter des Theaterfestivals FAVORITEN 2016 sowie als Kurator für Urbane Künste Ruhr tätig. Er fungiert als kulturpolitischer Berater und hat Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen. In der Vergangenheit war er Künstlerischer Leiter des Ringlokschuppen Ruhr, Kurator für die Kulturhauptstadt und die Ruhrtriennale. Mo, 20.06. um 21 Uhr / COMEDIA Theater, Probebühne / ca. 60 Min.

Fan-Tribü(h)nen.Inszenierungen der Fankultur zwischen Gemeinschaft, Provokation und Diskriminierung / Vortrag von Jonas GablerWeltweit ist die Fußballfankultur von einem starken Gefühl der Gemeinschaftlichkeit gepragt, wenn alle zusammen das eigene Team anfeuern. Die Unterstützung von der Tribüne aus findet aber auch in Form von Provokation, Rivalitat und Abwertung des Gegners statt. Diskriminierungen und rechtsextreme Handlungen durch Fans wurden bis in die 90er Jahre – und teilweise bis heute – bagatellisiert. Zugleich haben sich in den Fanszenen jedoch auch Gegenbewegungen formiert, die für die Tribüne als diskriminierungs- und rechtsextremismusfreier Raum kampfen – und dabei beachtliche Erfolge erzielen. Jonas Gabler führt mit seinem Vortrag in die Welt der Fankultur beim Manner-Fußball ein und zeigt auf, wie sich die Fanszene im Fußball gewandelt und ausdifferenziert hat.

 Jonas Gabler studierte Politikwissenschaft in Berlin und Mailand. Er verfasste seine Diplomarbeit zum Thema Rechtsextremismus in der deutschen und italienischen Fußballfankultur und veröffentlichte 2010 das Buch "Die Ultras ". Er ist Mitbegründer der KoFaS gGmbH, die Verbände, Vereine, Politik und Polizei zu Themen rund um Fußballfankultur berät.Di, 21.06. um 17 Uhr / COMEDIA Theater, Roter Saal / ca. 60 Min. 

 Der Geist der Spurensuche.Bestandsaufnahme und Zukunftsvision eines ArbeitstreffensVor fast 30 Jahren entstand in der Szene der Wunsch, das freie Kinder-und Jugendtheater in der deutschen Theaterlandschaft zu starken, sich solidarisch zu vernetzen und über Qualitat und Formen zu diskutieren. In diesem Geiste wurde die Spurensuche begründet. Welcher Geist verbindet uns heute? Auf dem nunmehr 13. Arbeitstreffen wollen wir die Chance ergreifen, um gemeinsam kraftig die Spurensuche-Lampe zu schrubben und zu schauen was passiert. Zeigt sich der Geist, finden wir sicher ein gutes neues Gefaß für ihn.

Im Rahmen der Vorbereitungen für die Spurensuche hat sich aus dem Patentreffen im November 2015 eine Arbeitsgruppe gebildet, die neue Fragen an das Arbeitstreffen formuliert und diese mit den Theatermacher*innen der Freien Szene diskutieren mochte.

Mi, 22.06. um 21 Uhr / COMEDIA Theater, Probebühne / ca. 60 Min. 

Die SPURENSUCHE 12

Performing the ArchiveÜber die Notwendigkeit, das Freie Theater für junges Publikum zu dokumentierenDas Freie Theater in Deutschland braucht ein Archiv – für die Anerkennung seiner spezifischen Produktionsweisen, seiner Dramaturgien, seiner Ästhetik, aber auch als Grundlage für die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Geschichte.

Aktuell entsteht unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Schneider eine Datensammlung, die die Dimensionen des Freien Theaters zeigen wird – als Grundlage für eine Konzeption als kollektives Gedachtnis und zugleich als lebendiger Ort des Austauschs: Performing the Archive.

Im Rahmen dieser Veranstaltung werden erste Projektergebnisse zur Diskussion gestellt: Wie konnen sich Theatermacher in die Sammlung einbringen und wie befruchtet das Archiv auch ihre aktuelle Arbeit?

www.theaterarchiv.org

Dr. Henning Fülle ist Dramaturg, Kulturforscher, Redakteur und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hildesheim im Projekt „Peforming the Archive“. Seit Mitte der neunziger Jahre im Freien Theater unterwegs, u.a. als Dramaturg auf Kampnagel, für viele freie Produktionen und Künstler*innen, u.a. Jo Fabian und Ingrid Lausund. Seine Dissertation „Freie Gruppen, Freie Szene, Freies Theater und die Modernisierung der deutschen Theaterlandschaft (1960-2010)“ erscheint im Herbst 2016 im Verlag Theater der Zeit.Mi, 22.06. um 21 Uhr / COMEDIA Theater, Kursraum I / ca. 60 Min.

AUSTAUSCH ShadowlandResidenz am COMEDIA Theater / Lecture PerformanceIn Zusammenarbeit mit der schwedischen ASSITEJ ermoglicht die Spurensuche 2016 den beiden Tanzerinnen und Choreografinnen Julia Kraus Dybeck und Bianca Traum eine Künstlerresidenz in Koln, in der sie zu Fragen des zunehmenden Rassismus in den westlichen Gesellschaften arbeiten und in den Dialog mit den Theatermacher*innen in Deutschland treten. Ihr Aufenthalt beginnt am 06. Juni und endet mit dem letzten Tag des Festivals.

Ihre Sicht auf das Thema Rassismus stellen sie in einer Lecture Performance dem Fachpublikum der Spurensuche vor.

So, 19.06. um 17 Uhr / COMEDIA Theater, Roter Saal / ca. 50 Min.

Inszenierungsgespräche6 Inszenierungen. 3 Gespräche. 3 Formate.Theatermachen ist das eine – die Kunst darüber zu sprechen, das andere.

Im Sinne der Spurensuche wollen wir Nachgesprache als Wahrnehmungs- und Diskursforschung betrachten. Dabei interessieren uns spannende Fragen mehr als die richtige Antwort, der Finger in der Wunde mehr als die ultimative Lobhudelei und das Ringen um Worte mehr als die lange Erklarung. Und ganz allgemein, aber auch im Speziellen haben wir Lust, mit euch darüber nachzudenken: Wer redet hier eigentlich über wen – sowohl in den gezeigten Inszenierungen, als auch in den Nachgesprachen. Migration steckt in den Figuren, den Theaterstoffen und unseren Kopfen. Und so wollen wir auch unseren Blick hinterfragen und gemeinsam nach genauen oder neuen Begriffen suchen.

Mo, 20.06.  um 16:30 Uhr Inszenierungsgesprach I zu Nightcalls und Als mein Vater ein Busch wurde...Di, 21.06. um 20 Uhr Inszenierungsgesprach II zu Krieg. Stell dir vor, er wäre hier und Großer Wolf du kleiner Wolf

Die SPURENSUCHE 12

Do, 23.06. um 14 Uhr Inszenierungsgesprach III zu Vom Schatten und vom Licht und Made in Germany

Köln DiagonaleDie Spurensuche mochte den angereisten Theaterakteuren die Szene der Freien Kolner Kinder- und Jugendtheater vorstellen. Der Mittwochvormittag gehort den Theatern in Koln.Zu sehen sind:

 

MIMI AUF DER SUCHE. Das Geheimnis der Bergelfen / 5+Musikmarchen von Claudia Hann

Cassiopeia Theater

Aufruhr in der Elfenwelt: Der „wilde Garten“ wird gerodet. Die Elfen müssen eine neue Heimat finden. Die letzte Hoffnung für den Staat der Baumelfen liegt in der Hand von zwei Kindern: dem Menschenjungen Max und der Birkenelfe Mimi. Wahrend der Menschenjunge versucht, den Elfenfalter Birlibi aus der Gefangenschaft des gemeinen Zworgs zu befreien, macht sich Mimi, die Hüterin des Elfenbuches, auf den Weg, eine neue Heimat für die Elfen zu finden. Auf ihrer Wanderschaft zur Insel aus Feuer und Eis lernt sie den kleinen, belesenen Nasenmurf Eduard kennen.

Regie. Udo Mierke

Spiel. Claudia Hann

Figuren, Text, Musik. Claudia Hann

Kostüm. Anja Toth

Bühne. Udo Mierke

Mi. 22. Juni 2016 / 10 Uhr / Cassiopeia Theater, Bergisch Gladbacher Str. 499 - 501, 51067 Koln / Kartentelefon 0221- 9 37 87 87 / ca. 60 Min.

 

UNTERFREMDEN / +12Jugendtheater zum Thema Flüchtlinge und Fremdenfeindlichkeit

Kolner Künstler Theater

Alkofa, aus Togo, Kharim, aus Syrien, lernen sich in einem Flüchtlingsheim kennen. Stefan macht dort Sozialstunden. Er ist mit Leuten aus der rechten Szene befreundet. Stefan kommt aber Alkofa und Kharim naher, die ihm ihre Geschichte erzahlen - so dass die Zuschauer diese miterleben. Dann passiert ein Anschlag.

Autor, Regie. Georg zum Kley

Spieler. Donia Touglo, André Fangler, Marcel Eid

Dramaturgie. Ruth zum Kley

Mi. 22. Juni 2016 / 10 Uhr / Kolner Künstler Theater, Grüner Weg 5, 50823 Koln-Ehrenfeld / Kartentelefon 0221-510 76 86 / ca. 70 Min.

 

 

WÖLFCHEN. Ein Tischtheaterstück / 3+Puppentheater im Blaues-Haus

"Ein richtiger Wolf jagt Hasen, fangt Fische und ist sehr gefahrlich!" meint der Wolfsvater. Sein Sohn Wolfchen isst aber lieber Sauerampferblatter, mag keinen Fisch und sein Freund ist Mampfi der Hase. Naturgemaß bekommt Wolfchen mit diesen Vorlieben einige Schwierigkeiten mit seiner Familie. Diese erreichen seinen Hohepunkt 

Die SPURENSUCHE 12

als der Wolfsvater zur Hasenjagd aufruft...!Aber manchmal findet man Freunde in der großten Not und so kann doch alles zum Guten gewendet werden.

Regie. Klaus Hermann, C. SchmidtSpiel. C. Schmidt oder A. ForsterPuppen, Bühne. Andreas FoersterMusik. M. Machnik, P. Schwertner

Mi. 22. Juni 2016 / 10:30 Uhr / Puppentheater im Blaues-Haus, Severinstraße 120, 50678 Koln / Kartentelefon 0221-4713239 / ca. 25 Min.

  

FATBOY / 10+Horizont Theater von Anja Schone und Andreas Gruchalski

„FatBoy“ ist die ebenso außergewohnliche wie bewegende Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei unterschiedlichen Jungen: Konstantin Johannes Paul nennt sich selbst FatBoy, denn alle sehen in ihm nur den übergewichtigen Außenseiter. In Ermangelung von Vertrauten führt er Selbstgesprache mit seiner „kleinen Seele“. Der coole Kevin, der sich als DJ und Rapper versucht, belauscht ihn dabei und findet zum eigenen Erstaunen Gefallen an FatBoys verschrobener Poesie. Über die Musik nahern sich beide an, unter Ausschluss der Öffentlichkeit natürlich, denn ein DJ kann nicht offiziell mit FatBoy befreundet sein. Bis ein Vorfall in der Schule beide dazu zwingt sich zu entscheiden. Eine liebevoll ironische Auseinandersetzung mit den Rollenbildern, denen junge Manner sich stellen müssen, und der Last von Vorurteilen.

Regie. Anja SchoneSpiel. Steven Reinert, Henning Jung

Mi. 22. Juni 2016 / 11 Uhr / Horizont Theater / Thürmchenswall 25, 50668 Koln / Kartentelefon 0221-13 16 04 / ca. 55 Min.

 

THEATERSTÜCKE Cargo Theater, FreiburgMade in Germany (12+)

"Made in Germany" steht für Qualitat, Effizienz und Zuverlassigkeit - das verspricht zumindest das Vokabular der nationalen Selbstvermaktung. Attribute wie diese gilt es zu verteidigen - fordern nicht nur selbsternannte Patrioten. Die Angst vor Überfremdung ist nun nicht gerade ein Novum im Sorgenkatalog der hiesigen Bevolkerung, doch scheint ihr Nahrboden im Augenblick besonders fruchtbar.

Die SPURENSUCHE 12

Im Rahmen des Projekts "Made in Germany" vom Freiburger Cargo-Theater haben sich sieben Darstellerinnen und Darsteller aus der ganzen Welt auf die Suche nach der so oft behaupteten deutschen Identitat gemacht. Was sie auf ihren Recherchefahrten quer durch die Republik entdeckt haben, lasst sich nicht immer in Wort fassen. Im Stile eines Roadmovies wissen sie von Sachen zu berichten, die unsere bisherigen Vorstellungen von diesem Land auf den Kopf stellen werden. Ein Definitionsversuch einer kulturellen Identitat, der schon im Vorhinein zum Scheitern verurteilt ist und den Kopf des Zuschauers in gleichem Maße beansprucht wie sein Herz, die Gesichts- und Bauchmuskeln.

Gefördert vom "Innovationsfonds Kunst Baden-Württemberg".  

Mit. Mammo Asaad, Serap Balli, Baboucarr Boye, Muhammed Darboe, Firas Diab, Teresa Habla, Cosmea Spelleken Regie. Leon WiererMusik, Bewegung. Carla Wierer, Lubi KimpanovVideo. Cosmea Spelleken

Mi, 22.06. um 19:30 Uhr / COMEDIA Theater, Roter Saal / ca. 60 Min.

Compagnie Gare Centrale, Brüssel/BBrandungen (Ressacs) (13+)

Das große Haus, das neue Auto, der Garten mit den wunderschonen Rosen – alles ist verloren. Schluss mit der perfekten perfekten Welt. Vollkommen allein treibt ein Paar in einer Nussschale auf hoher See einer ungewissen Zukunft entgegen. Von Stürmen und Wellen erschüttert, stranden sie auf einer einsamen Insel, unberührt und einladend. Alles scheint wieder moglich. Das Spiel des Lebens beginnt aufs Neue. Und wer zahlt den Preis?Brandungen (Ressacs) ist eine poetische Auseinandersetzung mit der sogenannten Krise. Zwischen Objekttheater und Musik entspinnt sich eine bittersüße Studie über das, was den heutigen Menschen ausmacht.

Die Aufführung ist in einem Sprachmix aus Deutsch, Englisch und Französisch.In Koproduktion mit dem TJP Alsace-Strasbourg, Théatre de Namur Belgien und dem Lindenfels Westflügel Leipzig.

Mit. Agnès Limbos, Gregory HoubenKonzept, Ausstattung. Agnès Limbos Regie, Textberatung. Françoise BlochKostüme. Emilie JonetMusik. Gregory Houben

So, 19.06. um 19:30 Uhr / COMEDIA Theater, Grüner Saal / ca. 70 Min.

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COMEDIA Theater, KölnTigermilch (15+)

von Stefanie de Velasco in der Theaterfassung von Catharina Fillers

Nini und Jameelah leben in derselben Siedlung, sie sind unzertrennlich und mit ihren vierzehn Jahren eigentlich erwachsen, finden sie. Deswegen kaufen sie sich Ringelstrümpfe, die sie bis zu den Oberschenkeln hochziehen und üben schon mal für das Projekt Entjungferung. Sie mischen Milch, Mariacron und Maracujasaft, nennen das Tigermilch und streifen durch den Sommer, der ihr letzter gemeinsamer sein konnte.

Sie hangen mit Nico ab, der in der ganzen Stadt „Sad“ an die Wande malt und Nini ein Gefühl von Zuhause gibt. Sie machen Party, rauchen und gehen mit Amir ins Schwimmbad. Dessen großer Bruder Tarik liegt mit seiner Schwester im Dauerstreit, weil sie, eine Bosnierin, sich in einen Serben verliebt hat. Eines Nachts erleben Nini und Jameelah mit, wie der Konflikt in Amirs Familie eskaliert. Und alles droht zu zerbrechen ...

 

Mit. Nadja Duesterberg, Öğünç Kardelen, Sibel PolatRegie. Catharina FillersAusstattung. Cordula Korber Musik. Öğünç KardelenDramaturgie. Hannah Biedermann

Do, 23.06. um 10 Uhr / COMEDIA Theater, Grüner Saal / ca. 70 Min.

Die AZUBIS, HamburgVom Schatten und vom Licht (10+)

Ophelia steht am Grab ihres verstorbenen Mannes, das Glas mit ihrem Goldfisch unter dem Arm. Auch Ophelia wird bald sterben, das ahnen beide, aber der Fisch kann nicht begreifen, was das soll. Also machen die beiden sich auf den Weg, den Tod zu suchen. Und sie sind nicht die Einzigen, die

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dringend etwas mit dem Tod klaren müssen: der Schatten von Professor Gruber kann nicht gehen, weil der Professor seine Lebensaufgabe noch nicht erfüllt hat. Chi Noq, Schatten eines Inuit, befürchtet, dass der Tod ihn einfach vergessen hat. Und James Blond kann nicht akzeptieren, dass ein schnoder Schlaganfall das Ende eines Superagenten sein soll… Ophelia, der Fisch und immer mehr Schatten reisen über den Erdball und lernen einiges über das Sterben. Auf die Begegnung mit dem Tod sind sie dennoch nicht vorbereitet...

 

Gefördert durch die Hamburgische Kulturstiftung und die Stiftung Maritim Herrmann & Milena Ebel. 

Regie, Spiel, Ausstattung, Musik. Kai Fischer und Christopher Weiß

Di, 21.06. um 9 Uhr & 11 Uhr / GGS Zwirnerstraße / ca. 80 Min.

James & Priscilla, HildesheimNightcalls (10+)

Da sind zwei und die sind eben zusammen, die ganze Zeit zusammen. Halten sich an den Handen, rennen durch Garten und alles andere ist egal. Und dann, in einem alten Schloss finden sie Mobel, die sprechen konnen und gut aussehen, cooler irgendwie. Und die fragen die beiden, warum sie denn immer nur zu zweit sind, denn das ist doch langweilig. Und außerdem würde sie auch wirklich deutlicher besser singen als er.

Die Theatergruppe James & Priscilla hinterfragt mit aktueller Pop-Musik und Anleihen an den Disney-Film "Die Schone und das Biest", was es heißt ein Parchen zu sein und was das mit Individualitat und Selbstverwirklichung zu tun hat. 

Nightcalls wird gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, dem Fonds Darstellende Künste, der Karin und Uwe Hollweg Stiftung und der Waldemar Koch Stiftung. In Kooperation mit theaterSCHLACHTHOF Bremen und cobratheater.cobra. 

Mit. Mila Dargies, Janis Fisch, Karoline Kahler, Clara Minckwitz, Felix Scheer, Aishe Spalthoff, Jasper Tibbe Bühnenbild, Instrumente. Stefan Gottwill Sounddesign. Nicolas Schneider

So, 19.06. um 15 Uhr / COMEDIA Theater, Roter Saal / ca. 75 Min.

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kirschkern & COMPES, HamburgAls mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor (9+)

„Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor“ ist die Geschichte einer unbegleiteten Flucht vor dem Krieg, die weder an eine bestimmte Zeit noch an ein bestimmtes Land geknüpft ist.

Aus der Sicht eines Kindes wird erzahlt, wie der Krieg plotzlich das Leben bedroht und die gewohnte Ordnung zerstort. Freunde, Verwandte und das Zuhause müssen zurückgelassen werden. Die Flucht fordert von dem Kind, sich standig an neue Situationen anzupassen und immer neue Entscheidungen im Sinne des Überlebens zu treffen. Erlernte Regeln, wie z.B. „Geh nicht mit einem Fremden mit“, werden ungültig, wenn man nichts mehr zu essen hat und der Fremde einem eine Mahlzeit anbietet. Nichts ist sicher, nichts ist vorhersehbar.

Die Flucht kennt nur ein Ziel: Sein Leben zu retten und ein Land zu erreichen, das Sicherheit und Frieden verspricht.

 

Mit. Judith Compes, Sabine DahlhausRegie. Luisa Taraz Ausstattung. Julia Berndt

Mo, 20.06. um 15 Uhr / COMEDIA Theater, Grüner Saal / ca. 60 Min.

 

 

Mary-Frances Doherty, Belfast/UKKatie's Birthday Party (10+)

Katie feiert ihren 12. Geburtstag und wir sind eingeladen! Sie hat gerade auf die weiterführende Schule gewechselt. Leider auf eine andere als ihre beste Freundin, weswegen diese heute leider nicht dabei sein kann. Zwischen Wahrheit oder Pflicht, Tanz und Gesang erzahlt Katie wie es sich anfühlt,

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seinen Weg zu finden, wenn man zwolf Jahre alt sein. Eine interaktive One-Woman-Show, die einen spannenden Blick auf den Umbruch von der Kindheit zur Jugend wirft. Und das bei jeder Menge Geburtstagsspaß.

Mary-Frances Doherty in Zusammenarbeit mit Young at Art Belfast 

Konzept, Spiel. Mary-Frances Doherty

Di, 21.06. um 19 Uhr & 21 Uhr / COMEDIA Theater, Grüner Saal / ca. 40 Min.

Theater Feuer und Flamme, BraunschweigGroßer Wolf und kleiner Wolf (4+)

Der große Wolf lebt einsam auf einem Hügel. Eines Tages ist der kleine Wolf einfach da. Er kommt - ohne zu zogern, ohne ein Wort - zum großen Wolf, der unter seinem Baum lebt, und es ist der große Wolf, der sich gleich sorgt, der Fremde konnte vielleicht großer sein als er. Nach einem Tag, an dem sich beide aus den Augenwinkeln betrachten, und einer Nacht, in der der Große dem frierenden Kleinen schließlich einen Zipfel seiner Bettdecke hinüber schiebt, fragt er sich wiederum, ob der Kleine womoglich besser auf den Baum klettern konnte als er. Doch auch diese Sorge ist unbegründet.

Dann bricht der große Wolf zu seinem Spaziergang auf, nicht ohne sich am Fuße des Hügels, auf der anderen Seite des Weizenfeldes und am Waldrand noch einmal lachelnd nach dem kleinen Wolf unter dem Baum umzuschauen. Doch als er abends zurückkehrt, ist der Kleine nirgends zu sehen. Der große Wolf isst nichts an diesem Abend, er schlaft nicht in dieser Nacht, am Morgen schaut er nur lange in die Ferne. Und er wartet. Herbst und Winter vergehen. Er wartet bis zum Frühling, bis der kleine Wolf wieder auftaucht, bis sich die beiden eingestehen, dass ihnen ohne einander langweilig ist, bis der kleine Wolf den Kopf auf die Schulter des großen legt und der große glücklich ist.

 

Mit. Tania Klinger, Ute von KoerberRegie, Choreografie. Stefan Ebeling, Ulrike SchauerKostüme. Petra Heidrich Bühne. Nicholas Stronczyk

Di, 21.06. um 9 Uhr & 11:30 Uhr / COMEDIA Theater, Grüner Saal / ca. 50 Min.

THEATER STRAHL, BerlinKrieg. Stell dir vor, er wäre hier (13+)

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Stell dir vor, es ist Krieg - nicht irgendwo weit weg, sondern hier in Europa! Die demokratische Politik ist gescheitert und faschistische Diktaturen haben die Macht übernommen. Du lasst das alles hinter dir. Du bist auf der Flucht. In einem agyptischen Flüchtlingslager versuchst du mit deiner Familie ein neues Leben zu beginnen. Weil du keine Aufenthaltsgenehmigung hast, kannst du nicht zu Schule gehen, kein Arabisch lernen, keine Arbeit finden. Du fühlst dich als Außenseiter und sehnst dich nach Zuhause.

Doch wo ist das?

Mit. Jennifer Jefka, Moses LeoRegie. Anna Vera Kelle Bühnenobjekte, Bildbau. Lilian MatzkeDramaturgie. Charlotte Baumgart

Mo, 20.06. um 19:30 Uhr / COMEDIA Theater, Roter Saal / ca. 70 Min.

Berichte Import-Export mit TheatermittelnWerkstattbericht von Amelie Barucha 

Die Spurensuche, Festival und Arbeitstreffen der  freien Kinder- und Jugendtheater in Deutschland  war dieses Jahr in ihrer 13. Edition am COMEDIA  Theater Koln zu Gast.  Sie bot neben einer Vielzahl an Inszenierungssichtungen ein breites  Rahmenprogramm mit innovativen, diskursfordernden Formen von  Produktionsnachgesprachen, impulsgebenden Vortragen und nicht  zuletzt: künstlerischen Werkstatten.  Die Ausrichter haben das Festival unter das Motto „Grenzenlos“  gestellt und so die Herausforderungen der Einwanderungsgesellschaft  zum Kernthema des Programms gemacht. Die eingeladenen  Inszenierungen, in besonderer Weise „Als mein Vater ein Busch  wurde und ich meinen Namen verlor“ von kirschkern & Compes  (Hamburg), „Krieg. Stell dir vor, er ware hier“ vom Theater Strahl aus  Berlin, „Made in Germany“ vom Freiburger Cargo Theater sowie die  Gastgeberinszenierung „Tigermilch“ spiegeln unseren Umgang mit  Krieg, Flucht und unseren Blick auf neu angekommene Menschen  und fordern uns heraus, unsere Einstellungen zu überdenken.  Neben den Werkstatten von Barbara Fuchs (Tanz als Sprache  des Theaters), Tobias Rausch (Recherche und Interviewführung in  künstlerischen Projekten), Eilidh MacAskill (Feminismus, Sexualitat  und Queerness in künstlerischen Kontexten für junges Publikum)  lud Bassam Ghazi, Theaterpadagoge, Regisseur und Diversity Trainer  aus Koln zum Perspektivwechsel ein: „Der andere Blick. Postmigrantische  Perspektiven & Diskurse im Theater“. Nach eigener  Aussage ist Bassam Ghazi „weder ein stereotypischer Libanese mit  einem Import-Export-Autohandel zwischen Beirut und Berlin geworden“  noch habe er einen Obst- und Gemüseladen eroffnet. Um  den Handlertraum der Eltern doch noch zu erfüllen, betreibe er stattdessen  Import- und Exporthandel mit Geschichten, die

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mit den Mitteln  des Theaters erzahlt werden. Biografisch und dokumentarisch,  bio-deutsch und postmigrantisch, diversitar und inklusiv. 2008  gründet er das Import Export Theater in Koln-Mülheim.

Individuum und Kollektiv Die Bausteine Individuum und Kollektiv, Biografie und Fiktion  sowie Identitat begleiten uns die nachsten drei Tage und weiten den  Blick, auch auf die Inszenierungen, die wir sehen und diskutieren.  Wir beschaftigen uns mit dem Spannungsverhaltnis von Individuum  und Kollektiv, untersuchen sowohl die eigene Biografie auf  spurensuche-2016-dirk-gebhardt-7401.jpg  IMPORT-EXPORTHANDEL  MIT THEATERMITTELN TREIBEN  Ein Werkstattbericht von der Spurensuche  Von Amelie Barucha  1. Umbruch__2016_08_31__Text zur Korr.__Bildunterschriften konnen geschrieben werden  IXYPSILONZETT_02_16__2016_09_02 nach Umstellung__ 02.09.16 16:00 Seite 28  Selbst- und Fremdzuschreibungen als auch unser Bild von Menschengruppen  und wie dieses gepragt wird, prüfen, welche konstituierenden  Elemente unsere Identitat mitausmachen.  Kinder und Jugendliche mit Migrationsgeschichte in der Familie  fühlen sich haufig abgehangt und ausgegrenzt, hangen fest  zwischen der Dichotomie von Kultur und Tradition bewahren und  Diversitat leben, berichtet Bassam Ghazi. Theater kann ein Ort sein,  wo Begegnungen ermoglicht und Grenzziehungen per se zur Disposition  gestellt werden. 

Biografie und Fiktion In Bassam Ghazis biografisch angelegten, theaterpadagogischen Anwendungen  und Spielanordnungen ist Lügen ausdrücklich erlaubt.  Wirklichkeit und Fiktion sind nicht mehr zu unterscheiden und ein  lustvolles Spiel mit dem Lügen und Geschichten erfinden über die  eigene Person beginnt. Wie definieren wir uns und wie definieren  wir andere. Welche Schubladen im Kopf offnen sich automatisch  und welche ersten Bilder schießen uns in den Sinn. Und wir sind  nicht die erste Gruppe, mit der der Kolner Theaterpadagoge arbeitet,  die selektiv wahrnimmt: Mit einem Land assoziieren wir Positives,  mit einem anderen mehrheitlich Negatives und beim dritten fallen  wir uns nur Allgemeinplatze ein. Shame on us.  Als Annaherung an die Frage nach dem eigenen Selbst eroffnen  wir einen Frageraum: „Wer bist du?“ Bezeichnen uns als  Traumer, Suchende, Utopisten, Familienmenschen, Künstler und  Kaffeejunkies und niemand kommt auf die Idee, sich an erster Stelle  über die Nationalitat zu definieren – damit bestatigen wir den Erfahrungswert,  den Bassam Ghazi in seiner Praxis macht. Als Antwort  auf die Frage, wer man sei, spielt die Staatsangehorigkeit eine  untergeordnete, fast nichtexistente Rolle.  Aber was macht Identitat aus. Traditionen, Gewohnheiten,  Werte, Vorlieben, Eigenschaften, die sich im Laufe des Lebens wandeln  werden. Auf Migrationsreisen müssen Menschen oft Teile ihrer  Identitat ablegen, um im neuen Land „anzukommen“. Haufig ein  schmerzhafter Prozess. Umso wichtiger, dass die sogenannte Mehrheitsgesellschaft  in Deutschland – und auch das Theater, seine Mitarbeiter  und Künstler – eine Sensibilitat im Diskurs von Migration  und Zusammenleben entwickeln.  An „Wer bist du?“ schließt sich „Wer willst du sein?“ an. Ein  moglicher Zukunftsentwurf eines Jugendlichen, der im Probenprozess  für die weitere Figurenentwicklung fruchtbar gemacht werden  kann. 

Auf die Bühne Bassam Ghazi gibt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern seines  Workshops einfache aber konkrete Formen und Formate an die  Hand, wie in transkulturellen Kontexten biografisches und fiktives  Material generiert und auf die Bühne transportiert werden kann. In  der Produktion „Mein Kültürcafé“ im Rahmen des Modellprojekts  „Schule des Lebens“ am Schauspiel Koln, aufgeführt im Setting  eines migrantischen Kulturvereins in Koln-Mülheim, erschaffen  junge Akteure „zwischen Realitat, Fiktion und künstlerischer Konstruktion  ihre Bastelbiografien. Dabei betreiben sie Import Export  Handel mit Geschichten. Sie recherchieren und visionieren: Wie  wollen wir zusammenleben in Zeiten von Angst und Hass? Glauben  wir an eine gemeinsame Zukunft?“ 

 

Die SPURENSUCHE 12

Amelie Barucha ist Regieassistentin am Staatstheater Mainz und freie  Projektmitarbeiterin bei der ASSITEJ e.V. in Frankfurt am Main.  Der Beitrag ist in IXYPSILONZETT. Magazin für Kinder- und Jugendtheater (2/2016) erschienen. 

Werkstattbericht von Karen Giese 

In dieser Werkstatt setzten wir uns theoretisch und praktisch mit dem Thema Recherche auseinander. Die Begriffsklarung und Einordnung stand am Anfang:

Was ist eigentlich Recherche?(Die gezielte, nicht beilaufige Suche nach Informationen, deren Bedeutungen sich im Kontext erschließen)

Was ist der Unterschied zwischen Recherche- und Dokumentationstheater? (Dokumentationstheater denkt vom Produkt her, Recherchetheater vom Prozess)

Ist die Recherche Teil des künstlerischen Prozesses oder eigentlich nur die Vorarbeit des Dramaturgen? (Teil des künstlerischen Prozesses und sie braucht vor allem eins: ZEIT)

Was für unterschiedliche Rechercheansätze gibt es?(Objektiver Ansatz: Es wird etwas gesucht, was es schon gibt und das hervorgeholt werden muss. Subjektiver Ansatz: Es wird etwas gesucht, das bisher nur perspektivisch einseitig dargestellt wurde. Performativer Ansatz: Es wird etwas gesucht, das durch die Recherche produziert wird).

Was für Recherchestrategien gibt es?(Biene, Fliege, Adler, Nervenzelle, Specht J )

 

Wir setzten uns mit den unterschiedlichen Methoden der Interviewführung auseinander und probierten diese dann auch aneinander aus:

Wann eignen sich offene, wann geschlossene Fragen? Wann braucht es eine strukturierende Frage und wann eine strukturelle? Wann hilft zoomen?Durch das Ausprobieren der Fragetechniken und die anschließende Reflektion wurde uns deutlich, welchen Einfluss der Fragesteller auf den Verlauf des Interviews hat, es machte uns aber auch bewusst, dass es Faktoren gibt, die nicht in unserem Einflussbereich liegen (Sympathie, u.U. die raumliche Situation, die Tagesform des Befragten und des Interviewers...)

 

Am letzten Tag der Werkstatt befassten wir uns mit den Moglichkeiten der künstlerischen Umsetzung. Wie schafft man es, die Flut von Informationen zu filtern, zu verdichten und künstlerisch umzusetzen?

Mit praktischen Übungen in Kleingruppen erarbeiteten wir erste Ideen: Die Finanzkrise von 2008 hat durchaus etwas mit schmelzender Butter zu tun!

 

Ein herzliches Dankeschon an den Werkstattleiter Tobias Rausch, der es verstand, auf unsere Erwartungen an die Werkstatt einzugehen und ein hohes Maß an theoretischem Input und praktischen Beispielen weitergeben konnte. Um mit einer geschlossenen Frage zu schließen: „War Werkstatt III gut? – Ja, das war sie!“

 

Karen Giese ist stellvertretende Leiterin am Theater STRAHL Berlin. Die Werkstatt wurde von Tobias Rausch geleitet. 

Die SPURENSUCHE 12

SPURENSUCHE 12 – 2014 am FUNDUS THEATER Hamburg

Die SPURENSUCHE 12 hat vom 25. bis 29. Juni am FUNDUS THEATER in Hamburg stattgefunden.  Nach über 20 Jahren kehrte die SPURENSUCHE nach Hamburg zurück. Das Festival der ASSITEJ zeigte ein von der Szene selbst kuratiertes Spektrum des aktuellen State-of-the-Art im freien deutschsprachigen Theater für Kinder und Jugendliche.  "Alles nur erfunden!" war das Motto des Rahmenprogramms 2014, das Gelegenheit geben sollte, sich mit Verfahren und Konzepten szenischen und partizipatorischen Forschens und Erfindens auseinanderzusetzen. Neben den Vorstellungen fanden Inszenierungsgesprache, Vortrage und Werkstatten statt.

Das Festival versteht sich auch als Arbeitstreffen. Die eingeladenen Gruppen, die Paten und alle anderen Teilnehmer_innen - darunter Theatermacher_innen aus ganz Deutschland, Studierende und Nachwuchskünstler_innen nutzten die SPURENSUCHE als Fachforum, um im Rahmen von Inszenierungsgesprachen, Vortragen und Werkstatten voneinander zu lernen und sich auszutauschen. 

Zur künstlerischen Leitung der SPURENSUCHE gehören:ASSITEJ Geschaftsführerin (Meike Fechner), zwei Mitglieder des ASSITEJ Vorstands (Wolfgang Stüßel, Andrea Maria Erl), zwei Vertreter der freien Kinder- und Jugendtheaterszene (Hannah Biedermann - pulk fiktion, Stefan Ebeling - ciacconna clox), Vertreter des ausrichtenden Theaters (FUNDUS THEATER Hamburg) und Harald Schandry (Klecks-Theater Hannover) für den Ausrichter 2012.

 

Die SPURENSUCHE 12 wird gefördert durch die Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und die Hamburgische Kulturstiftung. 

Medienpartner ist GODOT - Das Hamburger Theatermagazin. Rezensionen und Berichte von der SPURENSUCHE unter: godot-hamburg.de. 

 

Die SPURENSUCHE 12

Das   Programm

Dokumentation 2014

Die SPURENSUCHE 12

Interview mit Jürgen Zielinski

Aus Anlass der Spurensuche führte Angela Dietz (Godot) ein Interview mit Jürgen Zielinski, Intendant des Theaters der Jungen Welt in Leipzig über die Rückkehr der SPURENSUCHE nach Hamburg. 

 

Jürgen Zielinski leitete u. a. das Jugendtheater auf Kamp-nagel, das JAK. Hier fand 1992 die erste Spurensuche

Foto: Tom Schulze

statt. 2013 erhielt er den ASSITEJ-Preis für besondere Leistungen im Bereich Theater für junges Publikum. Er hat eine Dauerkarte von Borussia Dortmund, schaut gern mit seinem Freund, dem Schauspieler Dietmar Bar, Fußball und pflegt dabei seinen Ruhrpotthumor.

GODOT: Wahrend der ersten Spurensuche 1992 ging es in den Diskussionen der Theatermacher um das Bild von Kindheit, das die Künstler haben. Fragen wie „was ist kindgemaß?“ wurden diskutiert, ein Mythos von Verstandlichkeit im Theater konstatiert. Um was geht es heute?

JÜRGEN ZIELINSKI: Damals gab es ein wenig „Kindertümelei“, um bei den Kindern anzukommen. Der gehaltvolle Umgang mit einer Dramatik für Kinder war noch nicht auf dem Stand, auf dem wir uns heute befinden. Vom Anspruchsniveau und von der Spielweise her unterscheidet sich die Dramatik für Kinder heute kaum mehr von dem an einem durchschnittlichen Stadttheater. Wir sind zunehmend zum generationenübergreifenden Theater geworden, zum Familientheater. Wir setzen Impulse, die hoffent-lich den asthetischen Blick scharfen.

[...]

Das Interview in gesamter Lange finden Sie auf: http://godot-hamburg.de/spurensuche-2014-alles-nur-erfunden/

Eindrücke von der 12. Spurensuche

Für alle, die in Hamburg dabei waren und alle, die sich einen Eindruck von der Spurensuche 12 am FUNDUS THEATER verschaffen mochten, gibt es hier Einblicke in die Werkstatten, Fotos und Links zu weiteren Materialien.

Ausgabe 3 / 2014  (Oktober 2014) des Magazins für Kinder- und Jugendtheater IXYPSILONZETT, herausgegeben von der ASSITEJ im Verlag Theater der Zeit, bietet ebenfalls Einblicke in das Festivalgeschehen. Eine Übersicht über das Inhaltsverzeichnis ist hier zu finden.

Soren Ingwersen schreibt in "Kinder und Jugendkultur Info" 3/2014 der LAG Kinder- und Jugendkultur Hamburg über die Spurensuche (S. 10/11). 

Das Hamburger Theatermagazin Godot, Medienpartner der Spurensuche, hat zum Abschluss zwei Überblicksartikel veroffentlicht. Unter dem Titel "Wer hat's erfunden? Die Spurensuche-Teilnehmer!" schreibt Dagmar Ellen Fischer über die Prasentationen zum Abschluss. Tilla Lingenberg reflektiert das Festival mit den ausgewahlten Produktionen insgesamt und verSUCHT, ihm auf die SPUR zu kommen.

Die SPURENSUCHE 12

Medienpartner GODOTHier verlinken wir auf Interviews, Berichte und Stückrezensionen von GODOT - Das Hamburger Theatermagazin, dem Medienpartner der diesjahrigen SPURENSUCHE am FUNDUS THEATER Hamburg. Spurensuche 2014 bei GODOT

Die WerkstättenWerkstatt "Spoken Word" mit Guy Krneta

Von einigen Teilnehmer_innen der vier Werkstatten haben wir kurze Berichte erhalten, die hier in Auszügen nachzulesen sind

 

Kinderjury und SchülerredaktionSchüler und Schülerinnen der Europaschule Gymnasium Hamm (Hamburg) erarbeiteten gemeinsam mit Dorothee de Place (Schauspielerin, Regisseurin, Theaterpadagogin) und Soren Ingwersen (Kulturjournalist und Autor), unterstützt von den Lehrerinnen Ulrike Mack und Nora Seidl, verschiedene Feedback- und journalistische Formate zu Inszenierungen und prasentierten diese dem SPURENSUCHE-Publikum am letzten Tag des Festivals.

Catherine Elsen, Performerin und Theatermacherin aus Luxemburg, schreibt dazu: "Am letzten Tag des Arbeitstreffen haben die Kinder uns einen Einblick in die Kinderjury gegeben. Obwohl es sich um eine sogenannte Jury handelte, wurden uns keine hierarchisierten Auswertungen prasentiert. Durch sogenannte “Mind-maps” zu verschiedenen Stücken, die die Kinder im Laufe der Spurensuche gesehen hatten, wurden subjektive Wahrnehmungen und Assoziationen in surreale, landkartenahnliche Strukturen miteinander verbunden und für uns durch Projektionen ersichtlich gemacht. Diese Art der Juryprasentation schaffte ein Aha-moment für mich und eine indirekte Jury für uns Erwachsene, und unsere wertende Auseinandersetzung mit Stücken. Das Mind-mapping ueberpruefte nicht die Gültigkeit von gewahlten theatralen Formen sondern zeigte wie deren Uebertragungskraft in die Vorstellung der Jugendlichen wirkte. Die Vielfalt der Mind-maps schloss eine Wertung vollig aus. Das Betrachten von der unorthodoxen Landschaften entzündete neue Gedanken in mir und die erfrischende Erfahrung, dass Theater ausserhalb von seinem Bühnenwesen diskutiert werden kann.  

Die Kinderjury hat uns auf die Spur gebracht von dem was wir Erwachsene suchen und suchen sollten: Die Rückkehr zu einer Aufnahmefahigkeit für das was da ist und nicht für das was wir gerne da hatten." 

Entstanden sind neben einer Radioreportage Vorberichte zum Stück "Ein Bodybild" des Theater Marabu (Bonn) / cobratheater.cobra (Hildesheim/ Hamburg) und Kritiken zu "Jo im roten Kleid" des Theater Triebwerk (Hamburg), die man hier nachlesen kann. 

Hier geht's zur Radioreportage zu "Die Daniel Schneider Show", Theater Mummpitz (Nürnberg)

Die Kinderjury fertigte anatomische und geografische Karten zu den gezeigten Stücken.

 

zu: "Die Kinderbank", Forschungstheater am FUNDUS THEATER

Die SPURENSUCHE 12

(Hamburg)

zu: "Die Kinderbank", Forschungstheater am FUNDUS THEATER (Hamburg)

zu: "Die Kinderbank", Forschungstheater am FUNDUS THEATER (Hamburg)

zu: "Ernesto Hase hat ein Loch in der Tasche", Ensemble Materialtheater (Stuttgart)

Die SPURENSUCHE 12

zu: "Ernesto Hase hat ein Loch in der Tasche", Ensemble Materialtheater (Stuttgart)

zu: "Ein Bodybild", Theater Marabu (Bonn) und cobratheater.cobra (Hildesheim/ Hamburg)

Workshop Berichte

Well being_Das gute Leben mit Kindern messenPräsentation "Messen"

Zum ersten Mal im Programm auch ein Workshop, in dem die erwachsenen Teilnehmer_innen taglich 50 Schüler_innen begegneten, namlich Mitgliedern der vom Forschungstheater gegründeten Gesellschaft zur Erfindung von Messverfahren. Die Kinder führten die Erwachsenen in die Erfindungen der Gesellschaft ein – beispielsweise das Pustometer mit dem man die eigenen schulische oder berufliche Belastung in Pustegramm messen kann. Die Frage, der sich Kinder und

Die SPURENSUCHE 12

Erwachsene gemeinsam stellten: Wie lasst sich das gute Leben messen? Und was gehort eigentlich zum guten Leben dazu? (Sibylle Peters)

 

Spoken Word_Autorenwerkstatt mit Guy Krneta"Spoken Word" Präsentation

Spoken Word ist eine Form von Bühnenliteratur: Ein Autor, eine Autorin steht auf der Bühne und liest – performt – den eigenen Text. Durch die Einfachheit des Settings erübrigen sich viele Fragen: Wer spricht da? Was ist der Sprechanlass? Gleichzeitig ermoglicht das Setting viele szenische Elemente bis hin zum Autor als (unfreiwilliger) Bühnenfigur. Spoken Word ist keine literarische Gattung. Es ist der Überbegriff für eine Vielzahl von kleineren Textformen, die ans mündliche Erzahlen anknüpfen und von der dadaistischen Lautperformance über die Schreibexperimente von Oulipo und der Konkreten Poesie bis hin zum Rap reichen. Der Poetry Slam (gelegentlich ist auch von Slam Poetry die Rede) lasst als Wettbewerbsformat die einzelnen Spoken-Word-PoetInnen gegeneinander antreten. Noch haben die Theater Spoken Word nicht als ihnen verwandte Kunst entdeckt. Dabei lage da ein Potential auch für schnelle, aktuelle sich verandernde Produktionen und sogar die Moglichkeit, Texte mit dem (jungen) Publikum zusammen zu entwickeln. Etliche Textformen des Spoken Word sind kreierenden und improvisationsgeübten Theaterschaffenden vertraut: Wortlisten, liedahnliche Strukturen, Sprachspiele, assoziative Verlaufe. Viele Schreibübungen, die ich über die Jahre gesammelt und mir ausgedacht habe, gleichen denn auch Improvisationsübungen wie ich sie aus dem Theater kenne. Hier wie dort geben formal sehr eng gehaltene Vorgaben oft die inhaltlich grossten Freiheiten. (Guy Krneta)

 

Texte selbst schreiben und diese – haufig begleitet von Livemusik – auf der Bühne selbst prasentieren, ist das Prinzip der Bühnenliteraturform „Spoken Words“. Autor und Performer verschmelzen dabei zu einer Person und tragen ihre meist kurzen, unterhaltsamen Texte mit haufig spielerischen Elementen am Mikrofon einem Publikum selbst vor. An drei Werkstatttagen von je dreieinhalb Stunden hatten wir die Gelegenheit, den freien Autor und Theatermacher Guy Krneta sowie seine spezielle Form der Bühnenliteratur kennen zu lernen. Nach einer kleinen Prasentation eigener Arbeiten von ihm, um uns einen Einblick zu geben, was Spoken Words bedeuten kann, kamen wir selbst schnell in den spielerischen Umgang mit Sprache. Bereits die Kennen-Lern-Runde unter den Workshop- Teilnehmenden – unter ihnen erfahrene Schauspieler_innen, Regisseur_innen, Dramaturg_innen und Autor_innen der freien Szene des Kinder- und Jugendtheaters ebenso wie Studierende – wurde durch Schreibformate wie „Petra magQ.“ aufgelockert und man begegnete sich gleich auf spielerisch-textlicher Ebene. In den drei Tagen probierten wir uns selbst im Umgang mit Sprache, Texten und Wortklang aus. Über Formate wie das „Automatische Schreiben“, verschiedenen Genre- und Stilübungen sowie die musikalische Unterstützung durch den Musiker Christian Robinson-Schütte, wurden uns vielfaltige Moglichkeiten gezeigt, wie Texte entstehen und verandert werden konnen. Dabei waren wir nicht selten überrascht, wie unterschiedlich ein- und dieselbe Aufgabenstellung interpretiert werden kann und hatten Grund, sehr viel gemeinsam zu lachen. Besonders interessant und von den einzelnen Teilnehmenden sehr unterschiedlich wahrgenommen,

Die SPURENSUCHE 12

war das Zusammenspiel mit der Musik. Die Musik nicht nachtraglich als Begleitung zu verstehen, sondern sich im Schreibprozess von der Musik und der dadurch transportierten Stimmung beeinflussen und leiten zu lassen, war für viele eine ungewohnte Erfahrung und stieß sowohl auf große Zustimmung, loste gleichzeitig aber auch große Verwirrung aus. Insgesamt habe ich einen sehr spannenden und außerst unterhaltsamen Workshop erlebt, was sich auch bei der Aufführung noch einmal zeigte. Für mich war es total interessant, einen Einblick in das für mich zuvor unbekannte Metier zu erhalten und einmal den Fokus komplett auf Sprache, Text und Stimme zu verschieben. Durch die Schreibübungen habe ich zahlreiche Anregungen für meine eigene Arbeit erhalten, die ich bereits in weiteren Projekten anwenden konnte. Herzlichen Dank an Guy für diese tolle Werkstatt! (Bericht von Petra Jeroma, Hildesheim)

 

Alles nur erfunden!_Challenge für junge Theatermacher_innenPräsentation "E-Box"

Präsentation "Animixer"

Präsentation "Wirrwahr"

Aus rund 40 Konzepten wurden drei Teams für die Teilnahme an der Challenge ausgewahlt. Sie erhielten ein Stipendium in Hohe von 2000 € um ihre Ideen weiter zu entwickeln. Zusatzlich wurden sie eingeladen, ihre szenischen Ideen in einer Werkstatt im Rahmen der Spurensuche zur Diskussion zu stellen und zum Abschluss dem Fachpublikum aus ganz Deutschland zu prasentieren.

Die Idee der Challenge, die durch den Fonds Darstellende Künste gefordert wurde, war die Nachwuchsforderung im Feld des professionellen freien Theaters für Kinder.

Die Dramaturgin Prof. Christel Hoffmann nahm in ihrer Funktion als Kuratorin für den Fonds Darstellende Künste auch an dieser Werkstatt teil. Sie fasst die drei skizzierten Vorhaben folgendermaßen zusammen: „‘Animixer‘ nannten Laura Oppenhauser (freie Figurenspielerin) und Tim Pfortner (Musikpadagoge) aus Stuttgart ihre Darbietung, in der sie sich [anhand von Haushaltsgeraten, wie Toaster, elektrische Zahnbürste und Fon, Erganzung MF] die Frage stellten, wie ‚man zu einem Menschen wird, der man sein will. Und wenn man der geworden ist – muss man es dann für immer bleiben?‘ Lisa van Buren, angehende Regisseurin am Jungen Schauspiel des Deutschen Theaters in Gottingen hatte die Idee, Worter auf eine Wand zu bannen, sie sich wahrend

Die SPURENSUCHE 12

einer Erzahlung von Danilo Tespa selbstandig machten, so dass ein ‚Wirrwahr‘ (so der Titel) zwischen dem gesprochenen Wort und den Wortern an der Wand entsteht. Die dritte Gruppe zeigte einen ‚interaktiven Workshop für Erfinder und alle, die es werden wollen.‘ ‚E-Box‘ nannten die Macher Hannes Michl, Theaterpadagoge am JES Stuttgart, Ariane Schwarz, Bühnenbildnerin und Meike Hedderich ihr Projekt, indem die menschlichen Sinne, verschiedenen Kleingruppen zugeteilt, Aufgaben erfüllen, die den Gedachtnislücken eines Professors auf die Sprünge helfen.“

Auf die Prasentation in der Werkstatt folgte jeweils eine Feedback-Runde mit den teilnehmenden Theatermachern, die sich an der „Das Arts“-Methode der Amsterdamer Theaterhochschule orientierte. Die Impulse wurden so zu Ideen und Fragen für die Zukunft der prasentierten künstlerischen Vorhaben.

Die Feedback-Methode, zunachst befremdlich in ihren strengen Vorgaben für Struktur, Zeit und Formulierung des Feedbacks, wurde im Rückblick durchweg positiv beschrieben. Laura Oppenhauser bestatigt: „die Struktur und Klarheit in der Organisation und den Feedbacks haben mich beeindruckt und meine Hoffnung bestatigt, dass es moglich ist, sich auch in der Kunst ohne viel Geschwatz und Profilierung produktiv auszutauschen.“

Christel Hoffmanns Fazit für den Fonds Darstellende Künste liest sich entsprechend optimistisch: „Bereits in der Abschlussprasentation waren die Vorschlage von den Gruppen teilweise umgesetzt, also Verbesserungen vor allem im dramaturgischen Aufbau spürbar. [Die Künstler] werden an ihren Stücken mit ihren Paten an ihrer Seite weiter arbeiten und da sehr viele Theaterleute ihre szenischen Entwürfe kennen lernen konnten, ist der Weg auf die Bühne auch für diese Stücke offen.“

 

Die "Was wäre wenn Maschine"_Workshop mit "We are visual"Was wäre wenn-Maschine / We are visual

Wahrend der SPURENSUCHE 2014 begleitete ich die Werkstatt die was ware wenn – Maschine unter der Leitung des Hamburger Künstler-Duo's We are visual. Ausgangspunkt der Werkstatt war die Idee, eine was ware wenn - Maschine zu erfinden, zu bauen und auch zum Laufen zu bringen. Nachdem wir eine kurze Einweisung unserer sehr sympathischen Werkstatt-Leiter erhalten hatten, starteten wir in Kleingruppen direkt mit der Entwicklung unserer Maschine. Als Material diente uns ein gigantischer Haufen an Schrauben, Spiegeln, Seilen, Autoreifen und Spielkarten , um nur einen Bruchteil des Materials zu nennen, dass uns zur freien Verfügung stand. Die Zeit verging unglaublich schnell und die gesamte Stimmung war sehr angenehm und freudig. Nach und nach entstanden innerhalb der Kleingruppen vorerst viele kleine Mechanismen bei denen durch eine Aktion eine Reihe an Reaktionen ausgelost wurde. Bei der Entwicklung standen uns die Werkstatt-Leiter stets mit Rat und Tat zur Seite. Diese kleinen, einzelnen Mechanismen wurden schließlich zu einer gesamten Maschine verknüpft. Alle fieberten bis zum letzten Moment mit, ob unsere was ware wenn - Maschine auch wirklich so funktionieren würde wie wir es geplant hatten – und sie funktionierte. Ein wirklich gelungener Abschluss. (Larissa Probst)

Die SPURENSUCHE 12

Bilder der SPURENSUCHE 12 am FUNDUS THEATER in Hamburg Die Fotografin Margaux Weiß hat die Spurensuche begleitet und wir zeigen Ihnen - nach Festivaltagen sortiert - einige Einblicke in die gezeigten Stücke, die Werkstatten, Inszenierungsgesprache, Impulse und Prasentationen.

Alle Bilder sind hier zu finden.

Alle Fotos auf diesen Seiten sind von Margaux Weiß.

Eine weitere Verwendung ist nicht ohne Genehmigung gestattet.

Festivaltag 5: Präsentation der Werkstätten und der Ergebnisse der Kinderjury und der SchülerredaktionSchüler und Schülerinnen der Europaschule Gymnasium Hamm (Hamburg) erarbeiteten gemeinsam mit Dorothee de Place (Schauspielerin, Regisseurin, Theaterpadagogin) und Soren Ingwersen (Kulturjournalist und Autor), unterstützt von den Lehrerinnen Ulrike Mack und Nora Seidl, verschiedene Feedback- und journalistische Formate zu Inszenierungen und prasentierten diese dem SPURENSUCHE-Publikum am letzten Tag des Festivals.

zu: "Die Kinderbank", Forschungstheater am FUNDUS THEATER (Hamburg)

zu: "Die Kinderbank", Forschungstheater am FUNDUS THEATER (Hamburg)

zu: "Die Kinderbank", Forschungstheater am FUNDUS THEATER (Hamburg)

zu: "Ernesto Hase hat ein Loch in der Tasche", Ensemble Materialtheater (Stuttgart)

zu: "Ernesto Hase hat ein Loch in der Tasche", Ensemble Materialtheater (Stuttgart)

zu: "Ein Bodybild", Theater Marabu (Bonn) und cobratheater.cobra (Hildesheim/ Hamburg)

Die SPURENSUCHE 12

Prasentation der Werkstatt "Messen"

Prasentation der Werkstatt "Messen"

Prasentation der Werkstatt "Messen"

Prasentation der Werkstatt "Messen"

Prasentation der Werkstatt "Messen"

Prasentation der Werkstatt "Messen"

Prasentation der Werkstatt "Challenge", Konzept "Wirrwahr"

Prasentation der Werkstatt "Challenge", Konzept "Die E-Box"

Prasentation der Werkstatt "Challenge", Konzept "Animixer"

Die Schülerredaktion

Die Schülerredaktion

Die SPURENSUCHE 12

 

Alle Fotos: Margaux Weiß

Entstanden sind neben einer Radioreportage Vorberichte zum Stück "Ein Bodybild" des Theater Marabu (Bonn) / cobratheater.cobra (Hildesheim/ Hamburg) und Kritiken zu "Jo im roten Kleid" des Theater Triebwerk (Hamburg), die man hier nachlesen kann. 

Hier geht's zur Radioreportage zu "Die Daniel Schneider Show", Theater Mummpitz (Nürnberg) 

 

 

Festivaltag 4Hamburg, 28. Juni 2014

 

Angela Dietz über die Inszenierung "Trau Dich!" der Kompanie Kopfstand (Berlin).

 

"Trau Dich!, Kompanie Kopfstand (Berlin)

Das Ensemble im Inszenierungsgesprach

Die SPURENSUCHE 12

"Die Daniel Schneider Show", Theater Mummpitz (Nürnberg)

Das Ensemble im Inszenierungsgesprach

Impulsvortrag "Die Kunst der Instruktion" von Daniel Ladnar

Impulsvortrag "Die Kunst der Instruktion" von Daniel Ladnar

Impulsvortrag "Die Kunst der Instruktion" von Daniel Ladnar

Fotos: Margaux Weiß

Die SPURENSUCHE 12

Festivaltag 2Hamburg, 26. Juni 2014

 

Christian Hanke über "Ernesto Hase   hat ein Loch in der Tasche"  vom Ensemble Materialtheater (Stuttgart).

 

Soren Ingwersen über "Ein Bodybild", eine Produktion des Theaters Marabu (Bonn) in Kooperation mit cobratheater.cobra (Hildesheim/ Hamburg).

 

"Ernesto Hase hat ein Loch in der Tasche", Ensemble Materialtheater (Stuttgart)

Das Ensemble im Inszenierungsgesprach

"Ein Bodybild", Theater Marabu (Bonn) in Kooperation mit cobratheater.cobra

(Hildesheim/ Hamburg)

Das Ensemble im Inszenierungsgespräch

Fotos: Margaux Weiß

Festivaltag 1. Die 12. SPURENSUCHE ist eröffnet!Hamburg, 25. Juni 2014

 

Godot - Das Hamburger Theatermagazin berichtet über die Eroffnung der 12. SPURENSUCHE, dem Arbeitstreffen und Festival der freien Kinder- und Jugendtheater in Deutschland, und über die Eroffnungsinszenierung "Jo im roten Kleid" von Theater Triebwerk (Hamburg). 

 

Auf dem Programm des ersten Festivaltags stehen außerdem die Buchvorstellung "Horst Hawemann - Leben üben" (Hrsg. Christel Hoffmann), prasentiert von den Stipendiatinnen der SPURENSUCHE und der Impulsvortrag "Theater und Erfindung" von Dr. Andreas Wolfsteiner (Universitat Hildesheim). 

 

Dr. Sibylle Peters, FUNDUS Theater, Hamburg

Die SPURENSUCHE 12

Detlef Scheele, Senator für Arbeit, Soziales, Familie und Integration

Gesa Engelschall, Hamburgische Kulturstiftung

Thomas Ritzenhoff, Bezirksamt Wandsbek

Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Vorsitzender der ASSITEJ Deutschland

Gundula Holty und Tine Krieg (FUNDUS Theater)

"Jo im roten Kleid" (Theater Triebwerk, Hamburg)

Buchvorstellung "Horst Hawemann - Leben üben"

Buchvorstellung "Horst Hawemann - Leben üben"

Buchvorstellung "Horst Hawemann - Leben üben"

Die SPURENSUCHE 12

Impulsvortrag "Theater und Erfindung", Dr. Andreas Wolfsteiner

Alle Fotos: Margaux Weiß

"Alles nur erfunden!" Die Challenge

Projekt zur Nachwuchsforderung wahrend der Spurensuche: Werkstatt und Stipendium für Studierende und Berufsanfanger_innen

 

Die SPURENSUCHE 2014 hat zu ihrem Titelthema eine Challenge ausgeschrieben: Junge Künstler_innen und Forscher_innen waren aufgerufen, zum Thema "Alles nur erfunden!" Skizzen für szenische Kindertheaterprojekte einzureichen. Beteiligen konnen sich Studierende und Berufsanfanger_innen aus dem Bereich der szenischen und performativen Künste, Individuen und Gruppen.

Zur SPURENSUCHE - vom 25. bis 29. Juni 2014 am FUNDUS THEATER in Hamburg - wurden drei Einreichungen eingeladen. Sie erhalten jeweils ein Budget von 2000 Euro, um ihre Skizzen zu szenischen Erprobungen auszuarbeiten und auf der SPURENSUCHE vor einem Publikum aus Kindern und Fachleuten vorzustellen. Im Anschluss an die Prasentationen werden die szenischen Umsetzungen im Rahmen einer Werkstatt mit Unterstützung professioneller Kinder- und Jugendtheatermacher_innen weiter ausgearbeitet. Eine spatere Realisierung und Aufführung an professionellen Kinder‐ und Jugendtheaterhausern ist moglich.

 

Die eingeladenen Künstler_innen und Gruppen sind: 

 

Lisa van Buren (Gottingen) mit dem Konzept "Wirrwahr"

Ariane Schwarz, Meike Hedderich und Hannes Michl (Heidelberg) mit dem Konzept "Die E‐Box ‐ ein mobiles  Erfindungstheater"  

Laura Oppenhauser und Tim Pfortner (Stuttgart) mit dem Konzept "Animixer"  

 

Die "Challenge" wird als separates Projekt durch den Fonds Darstellende Künste gefordert.  

Die SPURENSUCHE 11

Spurensuche 11 - 2012

Die SPURENSUCHE 11 hat vom 5. bis 9. September 2012 im Klecks-Theater im KinderTheaterHaus Hannover stattgefunden.

Hier finden Sie die Ankündigung und das Programm und in Kürze auch Werkstattberichte, die Einblicke in die gemeinsame Arbeit geben.

Unter dem Motto FAST FORWARD >> greift das traditionsreiche Festival Spurensuche in diesem Jahr ein Thema auf, das nur selten im Kinder- und Jugendtheater behandelt wird: Wie wirken sich die Medialisierung und neue Techniken im Theater für Kinder und Jugendliche aus?

Im Nachfolgenden orientieren Sie sich bitte unter den verschiedenen Menüpunkten wie Anmeldung, Programm, Stücke. Dort finden Sie alle notwendigen Informationen.

Die Spurensuche ist eine Kooperationsveranstaltung der ASSITEJ mit dem Klecks-Theater im KinderTheaterHaus Hannover. Partner der Spurensuche sind: Theaterwerkstatt Hannover/Pavillon, Landesverband Freier Theater in Niedersachsen e. V. und das Theaterpadagogische Zentrum der IGS Mühlenberg.

Nach der 2010/11 erfolgten, ca. 2 Millionen € umfassenden Sanierung unseres Gebaudes "Altes Magazin" sind wir vom Klecks-Theater Hannover überaus stolz in den neu entstandenen Raumlichkeiten die "Spurensuche 11" im frisch ins Leben gerufene KinderTheaterHaus Hannover veranstalten zu  dürfen. Erstmals ging die Stadt Hannover im Betrieb des KinderTheaterHauses eine institutionalisierte, auf Dauer angelegte Kooperation mit einem freien Theater ein, erklartermaßen ein Modell für weitere Kooperationen anderer freier Theater in den Bereichen Figurentheater, Erwachsenentheater, Tanz, etc. 

Wir freuen uns auf EUCH, auf bemerkenswerte Inszenierungen, fruchtbare Diskussionen, lebendige Werkstatten, moglicherweise provokante Impulsreferate. Wir sind neugierig auf die unterschiedlichen Standpunkte, die im Rahmen des Arbeitstreffens aufeinander stoßen, wenn wir uns thematisch gegenwartigen, dass es in den letzten 10 Jahren eine schleichende, aber unaufhaltsame Tendenz zur Elektrifizierung der Fantasie gegeben hat. Beamer, Mikrofone, Laptops, bis hin zu Live-Chat über Facebook, die Medialisierung der Umwelt und des urbanen Miteinanders hat selbstverstandlich auch im Kinder und Jugendtheater Einzug gehalten. Teufelswerk? Engelsstaub? Weder noch, weil es immer (und ausschließlich!) auf das Motiv ankommt?? Was motiviert uns im Meer der digitalen Moglichkeiten zu was?? 

Was passiert mit der guten alten Grundfabel, was mit den starken Anfangsbehauptungen? Gar nichts?? Kommt! Und mischt euch ein! Verführt uns zu euren Auffassungen!  Überzeugt uns von euren Überzeugungen! Lasst uns im besten Fall die Weichen stellen für die kommenden 10 Jahre Kinder-und Jugendtheater in Deutschland! Von  Hannover konnte RUCK ausgehen, wir konnten uns gemeinsam EMPÖREN!. 

Ich freue mich auf die Freude und den Ärger, den wir miteinander haben werden. Langweilen konnen wir uns Zuhause!

Also, Dekadenhohepunkt: 5. bis  9. September 2012 in HANNOVER! 

Mit stets freundlichen Grüßen, Harald Schandry - Künstlerischer Leiter 

Die SPURENSUCHE 11

Das Programm

Programm PDF Hier

Berichte aus den Ateliers

Werkstatt 1 „High Moon“ mit Jürgen Salzmannvon Gundula Holty

 

Passend zur Werkstatt gab es keine übliche Vorstellungsrunde. Die Teilnehmer gingen einzeln in eine Box mit Videokamera und prasentierten sich anhand mitgebrachter Accessoires (z.B. Tasche mit Inhalt, Mütze etc.). Diese Vorstellung wurde live auf eine Leinwand für die anderen projiziert. Ein schoner Einstieg und gute Erinnerungshilfe – so wurde am nachsten Tag im Rahmen des Festivals der Satz gehort: „Ich habe Dich von weitem an Deiner gelben Tasche erkannt.“

 

Am ersten Tag führte Jürgen Salzmann in Videotechnik, Kamera, Beamer etc. ein und eruierte die sehr unterschiedlichen Vorkenntnisse der Workshop-Teilnehmer.

Einen umfangreichen Input lieferte er anhand von Beispielen aus seiner Praxis (Installationen und Videokonzepte in Zusammenarbeit mit verschiedenen Theatern, Performancegruppen und Einzelkünstlern). Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Überprüfung, Bearbeitung und Weiterentwicklung zeitgenossischer Bildmedien im theatralen Kontext. Dabei bindet er gesellschaftliche Prozesse, asthetische Fragestellungen und Zuschauerrollen ein.

Ein sehr passendes Beispiel waren Ausschnitte aus den „High Moon Tours“ der Live-Art-Gruppe „cultura“ – eine Freibad-Performance zum 30. Jahrestag der Mondlandung, bei der die Schwerelosigkeit mit Unterwasser-Aufnahmen simuliert wurde – eine veranderte Blickweise auf Altbekanntes.

Das gleiche Thema konnte dann am selben Abend bei der Lecture Performance von „pulk fiktion“ mit dem Blue-Screen-Verfahren in anderer Umsetzung erlebt werden.

Andere Beispiele seien hier exemplarisch kurz erwahnt:

- „7 Schwestern“ (She She Pop, Technische Leitung: Jürgen Salzmann) – ein Gruppenportrat nach Tschechow: sieben parallele Projektionen in verschiedenen Großen – im Sinne einer russischen Hangung / Art Puppenhaus

- Bei „How long“ (Sharon Paz) kombiniert Jürgen Salzmann Video mit Performance. Hier ist ein wichtiger Aspekt, asthetische Strategien für projizierte Raume zu entwickeln. Es geht um die Erforschung von Mauern: Die Projektionsflache trennt real den Raum und die Zuschauer sitzen auf zwei Seiten.

 

Am zweiten Werkstatt-Tag folgte die konkrete Umsetzung der erarbeiteten Theorie in Kleingruppen. In gewisser Weise eine Luxussituation: ein Sich-Ausprobieren, ohne ewig kritische Selbstbefragung, ob tatsachlich ein sinnvoller Einsatz der Medien stattfindet. Also protzen statt kleckern, auch wenn Technik/Zeitaufwand/Ausfalle teilweise Grenzen boten – „slow down“ statt „fast forward“ ...

Vorgabe: Raume / Intimitat und Öffentlichkeit

Kurzfassung der praktischen Übungen:

-  besondere Projektionsflache: Das Geschehen aus einem anderen Raum wird im Kellerraum der Schule auf einen alten Heizkorper projiziert (Spaltung des Bildes, neue Ästhetik).

- verschiedene Ebenen: Einspielung im Raum: drei Menschen mit blauen Plastikmülleimern auf dem Kopf laufen durch die Schule; real kommen sie in den Raum, auf dem Monitor sieht man nun den echten Kopf der jeweiligen Person unter dem Eimer, die ihre Gedanken laut außert.

Die SPURENSUCHE 11

- kleine Geschichte „Jungenklo“: Zuschauer stehen direkt vor der geoffneten Toilettenkabine. Projektion auf Wand bzw. T-Shirt des „pinkelnden“ Jungen (Ausschnitt Schulflur: Garderobenleiste mit Namensaufkleber und Jacke). Der Junge verlasst das Klo und nimmt die Jacke mit ...

 

Am dritten Tag ging es mit Praxis-Beispielen weiter. Der Saal des KinderTheaterHauses – also ein Theaterraum statt der schulischen Alltagsorte – stand für die Prasentation zur Verfügung. Anschließend gab es eine technische Umsetzung mit Videomischer bzw. Einspieler.

Vorgabe: Projektionsflache = ein Luftballon, Close up einer Person, am Ende soll der Luftballon platzen

Ergebnisse:

- Auf den Luftballon wird ein Tarzan-Film projiziert, mit dem Videomischer wird ab und an ein „talking head“ eingespielt, der den Film kommentiert. Im Film wird in einer Szene ein Schuss abgeben, der Luftballon zerplatzt.

- Live wird ein Monolog aufgenommen, der dann auf den Luftballon eingespielt wird. Das lebende Pendant sitzt gegenüber, kann irgendwann die ewigen Schmeicheleien seines alter ego nicht mehr ertragen und „ersticht“ den Luftballon.

 

Der Samstagvormittag ging schnell vorüber. Der wahre Abschluss des Workshops fand dann aber eigentlich spater im Rahmen der Vorstellung „Nikio und der große Samurai“ der Theaterwerkstatt Hannover statt, bei der die Video-Kunst von Jürgen Salzmann noch einmal live gesehen werden konnte.

 

Gundula Hölty ist Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am FUNDUS THEATER in Hamburg.

Werkstatt 2 „Konzeption und Performance“ mit Laurent Gröflin und Christian Hansen, Lumpenbrüder Productionsvon Elisa Priester

 

OrtEin Grundschulklassenzimmer – der Werkraum: Wollreste, Bastelergebnisse, Kinderbibeln und Topfpflanzen, zwei lange Tafeln aus Schultischen, Holzstühle. BesetzungZwei glatzköpfige Männer, Gründungsbrüder der Lumpenbrüder Productions, sowie 8-10 Kindertheatermacher gemischten Alters mit den unterschiedlichsten Erwartungen. ZeitDrei Werkstatteinheiten: zwei Nachmittage, ein Morgen

 

Ein Begriff steht am Anfang: Hoffnung.

Erste Assoziationen werden gesammelt. Wir kommen vom Holzchen aufs Stockchen – und wieder zurück. So oder so ahnlich beginnen auch die Probenprozesse der Lumpenbrüder – sie sitzen, mit moglichst allen Beteiligten, zusammen und machen sich die Naivitat der anderen zu Nutze. Was fallt zu einem Thema ein, wenn man unvoreingenommen, ohne Vorbereitung, damit konfrontiert wird?

Das geht auch szenisch: wie geht man hoffnungsvoll? Welches Tempo hat Hoffnung? Welche Gesten? Was für eine Haltung?

Die SPURENSUCHE 11

Wahrend Christian notiert, gibt Laurent Anweisungen. Das ist ihre Rollenverteilung: ganz „klassisch“ sagen sie. Sie beobachten und eignen sich ihre Erkenntnisse auf unterschiedliche Weisen an. Christian indem er sie als Inspiration für erste Satze und Dialoge nimmt. Laurent indem er Improvisationsanweisungen ableitet oder eben feststellt, dass beim hoffnungsvollen Gehen alle sofort nach oben schauen.

Vertrauen tun sie – auf das eigene künstlerische Interesse. Und klopfen immer wieder das selbst gewahlte Thema daraufhin ab: was interessiert mich daran genau? Was hat dieser oder jener Punkt mit dem Thema zu tun?

Gleichzeitig prazisieren sie den Ausgangsbegriff, indem sie beispielsweise „den Schrank leeren“ und fünf Minuten alles aufschreiben, was ihnen zu dem Begriff einfallt. Oder indem sie Cluster anfertigen bzw. anfertigen lassen. Gesagt, getan. Ein nachster Theaterabend wird unter dem Thema Heimat stehen. Daher erstellen wir Teilnehmer der Werkstatt nun fleißig Cluster mit dem Ausgangsbegriff. Im Anschluss tauschen wir unsere Brainstormprodukte und formulieren Fragen zu den zwei Punkten, die uns neugierig machen. Wir merken: Oft konnen wir uns mit allgemeinen Begriffen identifizieren, aber spannend wird es, wenn Wortketten bei einem Bilder auslosen und das schaffen eher konkrete Assoziationen. Die Lumpenbrüder nutzen diese Methode um den eigenen Lochdurchmesser zu variieren, das eigene Denkmuster zu verlassen.

Um an Textmaterial zur Ausgangsfrage zu kommen, das nicht auf dem eigenen Erfahrungshorizont basiert, werden Fragebogen entwickelt. Beim Interviewen unterschiedlichster Menschen lassen sich so spannende Aspekte und Geschichten finden. Zum anderen dient das Auswerten der Fragebogen  wiederum dazu, das eigene Interesse am Thema klarer zu definieren.

Wir probieren uns an Fragen zum Thema Ahnen:

Wie weit kannst du deine Ahnen zurück verfolgen?

Welches Erbe deiner Ahnen besteht heute noch?

Welche emotionale Verbindung besteht zwischen dir und deinen Ahnen?

Beeinflussen deine Ahnen dein Leben?

Haben Ahnen was mit Ahnung zu tun?

Dass diese Fragebogen nicht nur zur Gewinnung schriftlichen sondern auch szenischen Materials dienen konnen, erfahren wir durch eine Improvisationseinheit. Einer der von uns erstellten Fragebogen wird an zwei Werkstattteilnehmerinnen gegeben. Laurent fordert sie auf, eine der Fragen zu spielen. Er lasst sie die Handlungen vergroßern. Dann richtet er seine Aufmerksamkeit auf uns, die Zuschauer: Was fallen euch für Fragen zu dem Gezeigten ein?

Er lasst die Spielerinnen die Namen ihrer Ahnen aufzahlen, sie einen Ahnen nachspielen und bittet sie eine Geschichte ihrer Ahnen zu erzahlen. Dann bittet er eine andere Person diese Geschichte (nach) zu erzahlen.

Auch bei der szenischen Arbeit geht es um das Vertrauen in das eigene Interesse. Dran zu bleiben an den Momenten, die einen interessieren. Das konnen Figuren, Szenenanfange, Bilder sein. Laurent und Christian bewahren diese Ideen auf, schreiben sie auf Karteikarten und holen sie spater wieder hervor. Wichtig ist ihnen nur, dass die Form dem Inhalt folgt.

Dieses Credo gilt für Stückentwicklungen genauso wie für site-specific Produktionen. Auch hier wird sich erst vielfaltig dem Ausgangsort angenahert (Was ist das Besondere an diesem Ort, Viertel, Raum? Welche Personen, Details, Atmospharen interessieren mich? Was sehen Einheimische? Was Fremde?...), dann nach eigenem Interesse selektiert und wenn der Inhalt klarer umrissen ist, kommt die Form.

Und immer spielt der Zufall eine Rolle. Laurent provoziert beim Improvisieren gerne Unfalle, die durch die Überforderung zu vieler Anweisungen oder das Weglassen derselbigen entstehen. Nie genau zu wissen, immer auf der Suche zu bleiben, manchmal bis zum Tag der Premiere, ist die Devise. Und gleichzeitig zu vertrauen, dass das eigene künstlerische Interesse stark genug ist, auch das Publikum zu überzeugen. So oder so ahnlich funktioniert das bei den Lumpenbrüdern.

 

Die SPURENSUCHE 11

Elisa Priester ist Kulturwissenschaftlerin und Dramaturgin im Theaterkollektiv „Theater Kormoran“.

Werkstatt 3 „Rezeption, Theater, Stückentwicklung“„Auf Spurensuche – drei Etappen einer Forschungsexpedition“ - Werkstatt 3 „Rezeption, Theater, Stückentwicklung“ mit Charlotte Baumgart und Julia Bihl, Kompagnie Kopfstand, Martin Zepter, Theatrale Subversion, und Dr. Sibylle Peters, Fundus Theater

 von Dr. Tine Koch

 Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzahlen… Was aber, wenn einer an drei Tagen gleich drei Reisen tut, mit jeweils unterschiedlichem Reiseziel, Reiseleiter und Reiseprogramm? Eben.

Doch wohin mit den ganzen Eindrücken, Erlebnissen, Erquickungen, wie das Flüchtige bannen, bewahren, besingen? Genau. Zum Glück gibt es das noch: das gute alte Reisetagebuch! Lesen Sie also hier einige (geheime) Auszüge aus einem eben solchen, das der „Spurensuche“-Festivalleitung aus vertrauenswürdiger Quelle zugespielt wurde.

  

Tag 1 – Rezeptionsforschung

Wer hatte gedacht, dass Rezeptionsforschung im Kindertheater so kompliziert sein kann? Was Charlotte Baumgart und Julia Bihl von der „Kompanie Kopfstand“ uns da heute prasentiert und berichtet haben, ist beeindruckend – und auch ein bisschen einschüchternd: So viel Aufwand und Mühe, um die Erfahrungen zu erforschen, die Kinder sammeln, wenn sie ins Theater gehen, und um die Erlebnisqualitat von asthetischen Kommunikationsprozessen beschreibbar zu machen! Und am Ende bleiben es doch immer Fallbeispiele, gebunden an eine ganz bestimmte Aufführungssituation und ein einzelnes Kind… Natürlich wollen wir das als Künstlerinnen und Künstler alle liebend gerne wissen: was eigentlich bei unseren (kindlichen) Zuschauern „ankommt“ von dem, was wir auf der Bühne so veranstalten. Nur wie schwierig es ist, das herauszufinden, indem man gezielt fragt, ohne suggestiv zu sein, Vorgaben macht, ohne zu lenken, bestimmte Methoden auswahlt, ohne alternative Ausdrucksformen zu verhindern… das hat sich wohl niemand von uns bis heute in dieser Eindrücklichkeit klar gemacht! „Nicht interpretieren, nur beobachten und beschreiben!“, so lautete das von den beiden Forscherinnen der Zürcher Hochschule der Künste wiederholt formulierte Credo zur Rezeptionsforschung. „Wenn ein Kind an einer bestimmten Stelle der Aufführung lacht, wissen wir nicht, warum es lacht!“ Wissenschaftlich gesehen, ist das natürlich total nachvollziehbar. Aber wenn ich – verbotenerweise – rückblickend die Gesichtsausdrücke meiner Kolleginnen und Kollegen ob dieser Warnung interpretiere, dann würde ich sagen, wir waren uns alle insgeheim einig: „Mir doch egal, warum ein Kind lacht – Hauptsache, es lacht.“ We don’t need no education. Jawohl.

  

Tag 2 – Performance-Kunst

Vor diesem Werkstatt-Tag hatte ich im Vorwege ein wenig Schiss. Verschiedene Strategien der interaktiven Performance für Jugendliche sollten da vorgestellt, analysiert und auch selbst erprobt werden; irgendwas mit Postdramatik, Rauminstallation und Erlebnispadagogik, hatte ich gehort. Da ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie man in nur drei Stunden diese ganzen großen Worte und Begriffe mit Leben füllen konnte, war ich skeptisch. Doch man konnte. Und wie! Martin Zepter, Performancekünstler des Hildesheimer Künstlerkollektivs „theatrale subversion“, gelang es durch seine unaufgeregte, bescheidene Art und sein klares Konzept, uns als Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Welt der Performancekunst einzuführen: In einer spektakularen Mischung aus Intensitat und Leichtigkeit, Ernst und Spiel und beinahe ohne, dass wir es so richtig realisierten, befanden wir uns mitten in den Vorbereitungen für ein eigenes Performance-Projekt, entstanden wie aus dem Nichts – und beschaftigten uns fieberhaft mit Fragen wie: „Wer soll in dem Szenario, das wir basteln, was erleben? Wie muss der Spiel-Raum aussehen, damit die gewünschten Erlebnisse erlebbar werden? Was für Spielregeln brauchen wir dafür?“ Am Ende waren wir alle bass erstaunt, wie tief man in nur drei Stunden ins volle Menschenleben hinein greifen und wie hoch man fliegen kann, wenn man sich fallen lasst. Und am Ende treffen sich alle nach der an der Kirmes-Losbude

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begonnenen Schnitzeljagd durch das Geheimnislabyrinth in einem unterirdischen Raum, in dem nur geflüstert wird, und trinken einen Schnaps. [Anm. der Red.: Beim letzten Satz muss es sich wohl um einen Insider handeln... ts ts ts... diese Spurensucher...]

 

Tag 3 – Verfahren szenischen Forschens

„Mit Kindern zu forschen, heißt taglich zu fragen, wie wir uns die Welt eigentlich wünschen…“ Diese wichtige Maxime des sog. „Forschungstheaters“ war bereits in der Beschreibung des Werkstattprogramms zu lesen – dank der Impulse von Dr. Sibylle Peters vom Hamburger „Fundus Theater“ konnten wir heute nun auch am eigenen Leib erproben, welch zentrale Rolle das Prinzip des Wünschens für die künstlerische Arbeit spielen kann. Neugierig sein ist eine Sache – sich aber etwas wirklich zu wünschen, doch noch einmal eine ganz Andere, so konnte man wohl eine der Botschaften zusammenfassen, die es dabei zu erfahren galt. Der Wunsch, gemeinsam etwas zu erforschen, oder der Wunsch, gemeinsam etwas hinzukriegen und auf die Beine zu stellen, – und im besten Falle eine Kombination aus beidem –, sind die beste Basis für Performance-Projekte mit Kindern, die auf Verfahren szenischen Forschens beruhen. Doch wie finde ich eigentlich heraus, was ich mir wünsche und schon immer mal wissen oder machen wollte? Zum Glück hatte die erprobte Wunsch-Sucherin Sibylle Peters da einige Hilfsmittel, Anleitungen und Übungen parat! Und so wurden mit jedem aus den Untiefen des eigenen künstlerischen Chaos geschopften Wunsch die Türen geoffnet für ein potenzielles neues „Forschungstheater“-Projekt. Bleibt nur noch die Frage, wie wir herausfinden, was eigentlich Kinder sich wünschen. Doch wie schwierig das ist, wissen wir ja schon seit unserer ersten Werkstatt-Expedition…    

 

Fazit: Drei Werkstatten, wie sie unterschiedlicher kaum hatten sein konnen, liegen hinter uns wie drei Forschungsexpeditionen in unbekannte Gefilde auf (von uns) nie zuvor betretenen Pfaden! Drei Forschungsexpeditionen auch, in denen wir nicht nur andere „Lander“ und „Sitten“ kennen gelernt haben, sondern auch unsere jeweiligen Mitreisenden. Auch einander haben wir erforscht. War das das Allerschonste an dem ganzen Abenteuer, dieses Miteinander, diese Begegnungen? Die einen sagen so, die anderen so. Ich sage: So!“

  

 

Dr. Tine Koch ist Germanistin, Erziehungs- und Theaterwissenschaftlerin. Als Autorin der Teilstudie “Freies Kindertheater in Europa: Differenz, Wandel, Visionen” ist sie – gemeinsam mit ihrer Mentorin Dr. Barbara Müller-Wesemann (Zentrum für Theaterforschung der Universität Hamburg) – beteiligt an dem von Balzan-Preisträger Prof. Dr. Manfred Brauneck und dem International Theatre Institute (ITI) initiierten Forschungsprojekt “Freies Theater in Europa”. Darüber hinaus ist sie seit 2012 Lehrbeauftragte der Universität Hamburg und unterrichtet das Schulfach „Theater“ an einem Hamburger Gymnasium. 

Werkstatt 4 "Improvisationstheater" mit Inbal Lorivon Malena Kruse

Aus der Ankündigung dieser Werkstatt im Programmheft:

In einer „fast forward“-Welt ist Improvisation eine Theatersparte, die schnelles Denken, Antworten und Veranlassen erforderlich macht. Es ist gleichzeitig eine Form, in der verschiedene Identitaten zum Leben erweckt werden konnen und jeder Moment zu endlosen Moglichkeiten führen kann – mit einem simplen Click.

Die Werkstatt im Facebook-Format mochte die bestehenden Gemeinsamkeiten zwischen Improvisation und virtueller Welt untersuchen. […] Die Werkstatt unter Anleitung von Inbal Lori, Israel,

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mochte die Techniken des Monologs, der Montage und Vorschlage, die das Publikum im Improvisationstheater macht, nutzen […].

 

Donnerstag, 6.9. 14.30 Uhr – 17:00 UhrName + BewegungDie Teilnehmer stehen im Kreis. Nacheinander sagt jeder seinen Namen und macht dazu eine Bewegung (z B. in die Hande klatschen). Die anderen TN wiederholen den Namen und die dazugehorige Bewegung.

Diese Übung eignet sich gut, um sich einander auf spielerischer Weise vorzustellen.

„Samurai“Die TN stehen im Kreis. Ein TN beginnt mit dem Impuls. Er schleudert das imaginare Samurai-Schwert einem beliebigen TN entgegen. Dieser reißt dieses mit einem Schrei in die Hohe. In diesem Moment müssen die benachbarten TN reagieren und mit ihren Samurai-Schwertern den in ihrer Mitte stehende „Kampfer“ angreifen, indem sie ihn gleichzeitig „aufschlitzen“. Der verletzte „Kampfer“ bricht zusammen und gibt in diesem Moment den Impuls weiter an den Nachsten. Und das Ganze beginnt wieder von vorne. Sobald einer der TN einen Fehler in der Reihenfolge macht, scheidet er aus.            

WICHTIG: Mit vollem Einsatz und Geschrei macht diese Übung noch mehr Spaß und die TN wärmen sich durch ihre eigene Energie auf.„1,2,3“Zwei TN stehen sich gegenüber. In der ersten Runde zahlen sie abwechselnd bis 3. In der zweiten Runde ersetzen sie die 1 durch ein Klatschen in die Hande. In der dritten Runde ersetzen sie die 2 durch einen Sprung. In der dritten Runde wird die 3 durch ein Po-Wackeln ersetzt.  

Diese Übung fordert viel Konzentration.„3 in 5“Die TN finden sich in Kleingruppen zusammen. Innerhalb von 5 Sekunden müssen sie beispielsweise drei Dinge benennen konnen, die sie gemeinsam haben oder die sie lieben, die sie hassen oder auch drei Dinge, die in der Vergangenheit liegen und die sie gemeinsam haben.

WICHTIG: Bei dieser Übung ist es wichtig einfach zu bleiben. Wenn also nach drei Gemeinsamkeiten gefragt wird, kann am besten so etwas geantwortet werden, wie zB. die eigene Geburt, Mutter, Vater usw.Begriffe benennenDie TN bewegen sich durch den Raum. Sie berühren unterschiedliche Gegenstande darin. Am Anfang benennen sie sie mit ihren richtigen Namen. In der nachsten Runde ist es die Aufgabe der TN wieder Gegenstande im Raum zu berühren, sie jedoch anders zu benennen. ZB. berührt ein TN einen Stuhl, aber sagt es sei ein Fisch.      

WICHTIG: In dieser Improvisationsübung ist es wichtig nicht kritisch zu sein, denn dafür bleibt in der Impro keine Zeit. Sprich fallt dir zu einem Gegenstand im ersten Moment nur ein nicht so schones Wort ein, dann sprich es trotzdem aus, anstatt „ÄHM“ zu sagen.

AssoziierenDie TN stehen im Kreis. Einer beginnt mit einem Wort. Der nachste sagt daraufhin, das erste, was ihm zu diesem Wort einfallt.

WICHTIG: Es sollte darauf geachtet werden, dass wirklich das erste gesagt wir, was einem einfällt.

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Denn denken stört in diesem Fall den Ablauf und die Übung verliert an Energie.

„Lass uns…!“Die TN suchen sich einen Spielpartner. Nun beginnt A mit dem Satz „Lass uns X machen!“, B antwortet daraufhin mit dem Satz „Nein, lass uns lieber Y machen!“. In der nachsten Runde wird gewechselt. Nun sagt B den Satz „Lass uns X machen!“ und A antwortet „Ja, aber lass uns dann auch noch Z machen!“. Und B antwortet dann wieder „Ja, aber dann lass uns auch noch W machen!“. Nach einer Weile konnen die Aktivitaten, die benannt werden auch ausgeführt werden.

MERKE: Ja-sagen, hilft dem Prozess. Nein-sagen, blockiert den Prozess.

Eine Geschichte mit einem WortZwei TN stehen sich gegenüber. Ihre Aufgabe ist es eine Geschichte zu erzahlen, dabei dürfen sie aber nur je ein Wort abwechselnd sagen. Der Spielleiter gibt den Titel der Geschichte vor. Wenn ein Satz beendet werden soll, muss einer der beiden TN „Punkt“ sagen und ein neuer Satz beginnt.  

WICHTIG: Die Geschichte und Wörter müssen einfach gehalten werden. Falls es mal im Ablauf „hängen“ sollte, ist es am besten einfach weiter zu machen ohne länger drüber nachzudenken. 

 

Freitag, 7.9.2012 14:30Uhr – 18:30UhrKopierenDie TN stehen im Kreis. Einer beginnt mit einer Bewegung und einem Gerausch. Der nachste muss versuchen, diese so genau wie moglich zu kopieren und es seinem Nachbarn zeigen. Jeder TN sollte dabei an die Reihe kommen.

WICHTIG: Mimik, Gestik und Gerausch sollten vom Nachbarn kopiert werden und nicht vom Impulsgeber.

MerkspielDie TN bewegen sich im Raum. In der ersten Runde wird ein Ball von TN zu TN geworfen. Die TN müssen sich dabei merken von wem sie den Ball erhalten haben und an wen sie ihn weitergeben müssen. In der zweiten Runde kommen Worter dazu. Dabei muss sich jeder TN merken nach welchem Wort sein eigenes an der Reihe ist. In der dritten Runde wird dann noch zusatzlich ein Gegenstand weiter gereicht. Auch hier muss sich jeder TN merken von wem er den Gegenstand erhalt und an wen er ihn weiter geben muss. Am Schluss geschieht alles gleichzeitig.

WICHTIG: In jeder Runde ist die Reihenfolge eine andere.

"Facebook-Fotos"Drei TN stellen ein typisches „Facebook-Foto“ dar. Ein vierter beschreibt das Foto für das Publikum. Er erklart, wer auf dem Foto zu sehen ist, wo das Foto aufgenommen wurde und was vorher bzw. danach passiert ist.

WICHTIG: Die drei Spieler vereinbaren vorher, was sie darstellen wollen ohne dass der vierte davon weiß.

„I´m the tree"Die TN stehen im Kreis. A stellt sich in die Mitte des Kreises und „friert“ in einer Position ein und sagt, was er darstellt z.B. „Ich bin ein Baum“. B kommt dazu und „friert“ auch in einer Position ein, die in Beziehung zu A steht. Also z.B. sagt B dann „Ich bin der Apfel, der vom Baum fiel.“. Dann kommt auch noch C dazu und „friert“ in einer Position ein, die zu A und B passt. Danach darf sich A aussuchen, wen er wieder aus dem Standbild mitnehmen mochte. Der Übriggebliebene positioniert sich wieder neu und neue Standbilder entstehen.

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"a social conversation"Die TN stehen im Kreis. Einer von ihnen stellt sich in die Mitte und macht eine „Statusmeldung“. Die anderen konnen daraufhin kommentieren usw., indem sie sich auch in die Mitte stellen und etwas sagen.

"Puppenspieler"Bei dieser Übung gibt es zwei Spieler und Regisseure/Puppenspieler. Die Spieler agieren nur, wenn es ihnen von ihren Regisseuren/Puppenspielern vorgegeben wird. Der Spielleiter gibt einen Titel vor, nachdem dann gespielt wird. Sobald die Spieler ihre Aktion ausgeführt haben, fragen sie ihren Regisseur/Puppenspieler „Und dann?“ und sie erhalten weitere Anweisungen.

MERKE: Konflikte, Dramen, etc. sind nicht interessant. Für das Publikum ist es viel interessanter, wenn es eine Beziehung zwischen den Figuren (er)finden kann.

"Statusmeldungen"Alle TN schreiben auf große Pappschilder unterschiedliche „Statusmeldungen“ auf. Danach werden die Schilder im Raum verteil und jeder TN entscheidet sich für eine. Daraufhin entwickelt jeder TN einen kurzen Monolog zu dem Satz. Aus dem Monolog sollte hervor gehen, wer da spricht, was dieser Person passiert ist und in welcher Situation er oder sie sich gerade befindet. Nachdem alle Monologe vorgestellt wurden, treffen sich immer zwei Charaktere auf der Bühne und spielen eine Miniszene.

TIPP: Wenn dich personlich etwas an der Szene stort, versuche es in der Rolle zu sagen.

 

Fazit: Die Verbindung zwischen der Auseinandersetzung mit Techniken des Improvisationstheaters und mit den Moglichkeiten sozialer Netzwerke wie Facebook wird in der Praxis der einzelnen Übungen sichtbar. Vieles wird spontan offentlich gemacht – korperlich, sprachlich, bildlich. Auf diese „Veroffentlichungen“ reagieren die anderen Spieler. Dadurch verandert sich die Bedeutung des Gesagten oder Gezeigten in einem komplexen sozialen Gefüge.

 

Malena Kruse studiert Darstellendes Spiel und Germanistik an der Leibniz Universität Hannover. Sie hat als Stipendiatin an der Spurensuche 11 FAST FORWARD >> teilgenommen.

Impulse zur Spurensuche

Ohne Neugier geht es nichtNotizen zum Impuls von Prof. Dr. Gerald Hüther (Universitat Gottingen) von Meike Fechner

 „Neue Medien“ als Thema der Spurensuche waren Ausgangspunkt einer Programmgestaltung, die Experten aus Bereichen außerhalb des Theaters einbezog und den Blick auf das junge Publikum, seine veranderten Rezeptionsweisen und seinen Umgang mit Medien lenkte.

Prof. Dr. Gerald Hüther, Hirnforscher an der Universitat Gottingen und Autor von Büchern wie „Jedes Kind ist hoch begabt“ war in Hannover zu Gast und gab Einblick in seine Forschung. Das Theater und die Erfahrung des Theaterspiels stellte er als sehr wichtige Erfahrung für Kinder dar. Sie konnen als Zuschauer und Spieler verschiedene Rollen erleben und zugleich sind sie sich bewusst, dass sie nicht der sind, den sie spielen.

Die digitalen Medien beschrieb Hüther als „januskopfig“. Positiv bewertet er sie, wenn sie als Werkzeuge dienen. Negativ, wenn sie zur „Affektregulation“ verwendet werden und tiefe Bedürfnisse nach Sehnsucht und Verbundenheit sowie nach Freiheit und Entwicklung zu befriedigen scheinen. Die Gegensatzlichkeit dieser zentralen Bedürfnisse, die Hüther unter den Schlüsselbegriffen „Heimweh“ und „Neugier“ zusammen fasst, ist bestimmend für das Leben und auch zentral für die meisten Geschichten, die im Theater erzahlt werden.

Hüther vertritt die These, dass digitale Medien den Eindruck erwecken, diese Grundbedürfnisse konnten sie befriedigen. Das ist jedoch nicht moglich, sondern geschieht nur

Die SPURENSUCHE 11

ersatzweise, denn Affektregulation sollte und muss in der Realitat stattfinden. Um digitale Medien als Werkzeuge kennen zu lernen und nutzen zu konnen, ist Medienpadagogik sinnvoll. Hier sieht er auch einen zentralen Auftrag der Theaterpadagogik.

Abschließend unterstreicht Hüther die zentrale Bedeutung kommunaler Bildungslandschaften als Bezugspunkt für Schulen und außerschulische Bildung, als Ausgangspunkt für Veranderung und als Moglichkeit zur Systemveranderung sowie als den Ort, wo Eltern und Kinder, Politik und Struktur gleichermaßen prasent sind und erreicht werden konnen. „Alles darf an einer Schule passieren, nur nicht, dass ein Kind die Leidenschaft verliert, sich neugierig den Dingen zu nahern“, denn „Keiner kann etwas mit Menschen anfangen, die ihre Leidenschaft verloren haben.“ Hier sieht Hüther Ansatzpunkte für das Theater, Dinge zu verandern, Leidenschaften wieder zu erwecken und Neugier zu fordern. Er sieht das Theater nicht in der Rolle des Bittstellers, das um Fordermittel bangt, sondern als wichtigen Teil der Gesellschaft.

 

Meike Fechner ist Geschäftsführerin der ASSITEJ Bundesrepublik Deutschland e.V.

Fotos der Spurensuche 201 2

Die SPURENSUCHE 11

Die SPURENSUCHE 10

Spurensuche 10 - 2010

Das Jubilaum der SPURENSUCHE fand vom 12. bis 16 Juni 2010 im süden Deutschlands statt. Trotz finanzieller Widrigkeiten schaffte es das Theater Pfütze unter dem Motto "Frei sein!" ein vielfaltiges und intensives Festivalprogramm zusammenzustellen. 

Eindrücke der SPURENSUCHE 2010 finden Sie auf den Unterseiten.

Zur Festival Homepagehttp://www.theater-pfuetze.de/spurensuche-festival/frei-sein.html

Berichte aus den Ateliers Auch die SPURENSUCHE 10 bot den Teilnehmern ein vielfaltiges Workshopangebot. In fünft verschiedenen Ateliers, die jeweils einen Tag besucht werden konnten, wurden die Spielarten des Theaters erforscht. 

Einige Teilnehmer der Ateliers haben ihre Erfahrungen und Eindrücke auf ganz personliche Weise festgehalten:

Die ganze Freiheit des ImprovisierensAtelier I - Contact Improvisation mit Heike Pourian 

Die Wahl des ersten Ateliers war einfach. Kontakt-Improvisation schien mir als Neuling auf dem Arbeitstreffen der ideale Einstieg. Und weil vor dem ersten Termin noch kaum Zeit blieb einander kennen zu lernen, unterstellt man sich gegenseitig nur beste Absichten. Spatestens wenn jeder schwitzt ist jegliche Scheu weggewaschen. Und nachdem sich wiederholt fallen gelassen wurde, ist auch das notige Vertrauen da; in die Anderen, weil ich weiß, dass ich gefangen werde und in mich, weil ich gelernt hab mich zur Not auch noch selbst auf den Beinen zu halten.

Dann heißt es frei erfahren wie man sich zu zweit bewegen kann. Bezugspunkt ist dabei die Hüfte. Ich lehn mich an, werde gesetzt und bewegt; und hab Spaß daran, die Kontrolle über mich abzulegen, zu sehen, was alles mit mir gemacht werden kann. Bewegungen, die ich für mich alleine nicht mal ausführen konnte. Dann kommt der Wechsel und ich werde zum Meister mit der Puppe in der Hand. Ich bin am Drehen, Stützen, Halten und Bewegen; und hab Spaß daran, das Vertrauen zu nutzen, das mir entgegengebracht wird. Aber die Kombination von Beidem übertrifft meine Erwartungen. Es werde die Rollen aufgehoben; es wird nicht langer nur geführt. Vielmehr entsteht ein Spiel aus Aktion und Reaktion, in dem es darum geht die Impulse des Anderen zu spüren und zu folgen. Wird gedrückt, gebe ich nach und wenn ich nachgebe, muss ausgeglichen werden. Es entstehen immer neue Ideen und selbst kleinste Signale sind über den Korperkontakt spürbar. Natürlich geht alles von der Hüfte aus.

Ein Beobachter gibt dem Improvisierten schließlich Inhalt. Eine anscheinend unermüdliche Frau schafft ihren schwachen Mann meilenweit, indem sie ihn hin und wieder tragt; zwei Manner irren orientierungslos umher und sehen sich schließlich von Jemandem oder Etwas in die Ecke getrieben. Ich wurde vielmehr herausgelockt aus meinem Stillschweigen, denn obwohl das Atelier keines vieler Worte, hatte ich letztlich doch das Gefühl mich auszudrücken. Und wenn auch nur durch die stolpernden Schritte, die man immer dann macht, wenn man gerade dabei ist etwas Neues zu lernen und auszuprobieren.

Vielen Dank somit an Heike, für die nette Einführung in die Kontakt-Improvisation, die mir neben einem DreiTageMuskelkater auch das Gefühl eingebracht hat, mit Freude ins nachste Mal zu gehen.

von Frowin Reber, Theater Gruene Sosse, Frankfurt am Main

Die SPURENSUCHE 10

Unbezahlbar?Atelier III - Papierworkshop mit Johannes Volkmann

In einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmer und des Werkstattleiters wurden die unterschiedlichen Erwartungen an und Erfahrungen mit dem Material Papier im Zusammenhang mit dem Theater deutlich.

Einige hatten bereits selbst Papiertheaterinszenierungen realisiert, andere wollten Einblick in ein neues Medium gewinnen. Alle gemeinsam faszinierte wohl die Einfachheit des Materials, das in seiner Reduzierung einen Kosmos von Ausdrucksmoglichkeiten in sich tragt. Begriffe, wie „Unschuld des weißen Blattes“, „Papier ist geduldig“...

Die erste Übung bestatigte dieses Unschuldig-Reine, Geheimnisvolle und Mehrdeutige: Ein Blatt Papier wurde ohne Worte im Kreis von einer Hand zur anderen gegeben. Die Hande der Teilnehmer waren die Moderatoren. Sie gaben den Protagonisten der Geschichte in verandertem Zustand -geknickt oder gerissen - an den nachsten weiter.

Bei der nachsten Übung sollte die Stimme dazukommen. Ob es nun an der Hinzuziehung der Stimme lag oder daran, daß die Kettengeschichte zum zweiten Mal herumging und die Gruppendynamik an Fahrt aufnahm, jedenfalls ereignete sich ein Dammbruch. Das Blatt Papier mußte die unglaublichsten Verbiegungen, Interpretationen ja Demütigungen hinnehmen: Es mutierte zur Treppenleiter etwa, zum Schaf, Pistole, Fahrschein oder Peitsche. Hierbei war dann auch eine Subjektverschiebung zu beobachten. Haufig bemachtigten sich die Teilnehmer der Rolle des Protagonisten, benutzten Texte oder Interjektionen und stuften so das Papier zum Requisit herab. Dieses wurde bedenkenlos denaturiert, seines anfanglichen Zustandes beraubt, geknickt, zerrissen, ausgefranst, gewrungen, daß es ein Jammer war und man denken konnte, es fande hier ein Spontanitatstraining statt.

Stilistisch erreichten die Beitrage die beachtliche Bandbreite fast aller Theaterformen. In Kettengeschichten lauert die Sucht nach Originalitat, und so blieben uns, den Teilnehmern des Kurses (wobei der Verfasser sich davon nicht ausschließt), auch Ausflüge in die wabernden Welten der Trivialitat und des Trash nicht erspart. Das alles vollzog sich in einer Mischung aus Ingrimm, Schopferstolz und Galgenhumor. Alle wußten: Es ist nur Spiel, wir sind hier aufgerufen, i r g e n d e t w a s darzustellen und nehmen uns nichts übel. „Frei-sein“ im Schutzraum!?

Ob uns diese erste Arbeitseinheit dem Geheimnis des Papiertheaters ein Stück naher gebracht hat, kann bezweifelt werden. Aber eine gute Kennenlernrunde war sie allemal.

Bei der nachsten Übung wurden Paare gebildet, die vor den Augen der Teilnehmer agierten. Ein großes Blatt Papier konnte unter Zuhilfenahme von Schere, Zange und Klebstoff verandert und dann dem Partner übergeben werden, der seinerseits aus diesem „Ergebnis“ ein neues machte. Es wurde Zug um Zug eine Geschichte erzahlt und zwar ohne Worte. Nicht selten gelang hier eine Konzentration auf das Material, welches direkt den Gang der Handlung übernahm. Der Charakter einer theatralischen Handlung wurde durch die zuschauenden anderen Kursteilnehmer noch verstarkt. Nach einer Auswertung des Nachmittages stand für alle fest, daß in solch kurzer Zeit des Lehrganges der Erkenntnisgewinn ein angemessener, wenn nicht bemerkenswerter sei. Zumindest sei das Interesse für das Papiertheater – in welcher Form auch immer – geweckt worden.

Am nachsten Tag stand nun noch weniger Zeit zur Verfügung, so daß Johannes Volkmann vorschlug, uns einen Überblick über seine Papiertheaterproduktionen zu geben. Wir sahen Ausschnitte aus den verschiedensten Inszenierungen, solche von hochster Intimitat und Dichte ( z.B.“Kugelmenschen – Ein gerissenenes Stück Philosophie“) bis zur großen Performance auf offentlichen Platzen, wo die Passanten aufgefordert wurden, sich in die Papierplastik einzubringen.

Das alles war sehr eindrücklich, erweckte freilich den Wunsch, eine solche Inszenierung selber zu erleben.

Die SPURENSUCHE 10

Abschließend kann ich sagen, daß ich, für die zwei Tage, die ich an dem Atelier teilgenommen habe , einen guten, anregenden Impuls empfing. Mehr kann bei dieser kurzen Zeit nicht herauskommen.

von Günther Lindner, Theater o.N., Berlin

Die Diva und ihre GewürzeAtelier IV  - Chor mit Martin Zels

Ich sitze in einem Gymnasium und erfahre von der Notwendigkeit eines Stiers in jeder Geschichte. Wissbegierig schreibe ich alles mit, als plotzlich die Decke zu beben beginnt. Die Wande vibrieren. Die Fenster klirren. Die Gesichter erstarren. „Ta-ke-ti-na, ta-ke-ti-na“ hort man es lustvoll im Gebaude erschallen. Dazu ein Stampfen und ein Klatschen. Ich erinnere mich:

„Das ist drei zu vier. Deshalb ist das so schwer.“ GAmala, gaMAla, gamaLA. „Aber über die Bewegung kommt das in den Kopf.“ Das mag so sein, ich klatsche trotzdem verdachtig oft herzhaft alleine. Wie passend, dass jetzt von „Mangel“ die Rede ist, ein Begriff um das Gefühl für „ng“ im Hals zu bekommen. Wir warmen uns auf. Den Korper. Die Stimme. Erstmal spüren. Atmen. Gahnen, wenn man gahnen mochte.

Der Mond ist aufgegangen

„Man lernt theoretisch, was man langst schon kann“, ist die Erklarung für unsere Aufgabe, die Noten zu verfolgen, wahrend wir singen. Manche verfolgen auch die „Bommel mit Halschen“. Trotzdem sind wir alle zusammen und es klingt ein bisschen „mystisch“, bemerkt meine Nachbarin. Vielleicht kommt das durch die Dissonanzen und ihre Auflosungen. Vielleicht auch durch den still schweigenden Wald. Auf jeden Fall ist es schon. Eine Gruppe, die etwas zum schwingen bringt. Die auf einander hort mit Ohren wie ein Adler, obwohl man sich erst seit ein paar Stunden kennt.

Und da kommt auch die Freiheit ins Spiel. In einer Situation, die erstmal Enge und Anpassung verheißt, findet sich eine personliche Freiheit durch die Gruppe. Ich kann kurz aussetzen, kann Atem holen. Kann horen und mitschwingen. Kann rauskommen und wieder reinfinden. Da ist jemand, der meine Aufgabe in der Zeit übernimmt. Da ist jemand, auf den kann ich mich verlassen.

Und plotzlich erklingt ein 4-stimmiger Satz. Unser erster, an diesem Nachmittag. Sopran und Alt, Tenor und Bass, die Diven-Stimme und ihre Begleiter, die einer Komposition erst Würze verleihen. Die Unteren auf den oberen Linien mit den Oberen auf den Unteren. Spannungsvolle Quinten und Feuerwehr-Quarten. Jeder in seinem Tempo. Ich fühle mich sehr wohl. Meine Nachbarin auch.

Überraschend, dass sie spater gesteht: „Meine Familie sagt, ich kann nicht singen.“

Martin bezeugt ihrer Familie ein Fehlurteil. Überhaupt vermittelt er seinen jungen Sangern volles Selbstvertrauen und schafft, auch durch Entledigung allen Schuhwerks, eine vertraute Atmosphare.

Bei aller Erinnerung an einen sehr schonen Nachmittag würde ich mir für kommende Ateliers einen zusatzlichen wünschen, der einen in der Mitte abholt und auffordert, noch einen Schritt weiter zu gehen. Gerne in gleicher Besetzung.

von Nele Jeromin, Theaterkollektiv pulk fiktion, Hildesheim und Münster

Die SPURENSUCHE 10

Das Murmeln des DichtersAtelier V - Übers Geschichten Schreiben mit Albert Wendt

Melanchthonschule, Raum 218. Ein Tisch mit Stühlen, eine Tafel hinter der sich eine Schiebetür verbirgt. Was mag dahinter sein? Rasch die Türe aufgeschoben: ein mannshohes Kreuz und ein Altar! Sind wir hier wirklich in einer Schule? Schnell wieder zumachen, wir suchen nach anderen Gottern. Was ist eine gute Geschichte?Boing - Boing - Boing – Boing. Bauarbeiten? Nein, nur das Warm-Up des Chorateliers im Obergeschoss. Wir sind schon warm. Die Kopfe rauchen, die Sonne gleißt in die Fenster. Wir blinzeln und schwitzen. Erinnerung an die Spurensuche in St. Vith 2002. „Eine gute Geschichte ist ein schones Gebilde“ so sprach der Dichter damals und spricht noch heute so. Und er hat natürlich Recht. Aber was ist Schönheit? „Schonheit entsteht, wenn starke Krafte, wie zum Beispiel der Wind, Wellen oder die Zeit, lange an etwas arbeiten“ Ich denke an geschliffene Steine, vollkommen in ihrer Form. Aber bin ich eine Schonheit, weil die Zeit jetzt schon so lange an mir gearbeitet hat? Ich bin skeptisch. „Eine gute Geschichte vereint in sich größte Einfachheit und höchste Vertracktheit. Sie betrachtet nicht nur den kleinen Menschenkram sondern versucht, menschliches Streben mit großeren Kraften zu kreuzen. Sie stellt prekare Gleichgewichte her.“ Ja, das stimmt, alle Geschichten, die mich beeindruckt haben, sind so. Viel größer als man selber, aber auch lupenhaft klein und genau in Details. Leise murmelt der Dichter, laut rauscht der Straßenverkehr. Hochste Konzentration ist vonnoten. „Eine gute Geschichte ist reich und vielfaltig, aber gleichzeitig streng.Was kann man weglassen, ohne dass etwas fehlt? Diesen Satz? Jene Szene? Vielleicht die ganze Geschichte?“ Gelachter. Von diesen Geschichten kennen wir viele. Sie argern einen, aber das ist doch mal eine gute Idee: nicht dran rumfeilen, einfach weglassen, den Mist!

Wir ziehen um ins Freie. Zwischen den bajuwarisch-venezianischen weiß-blauen Masten vor dem Theater Pfütze sitzen wir und lüften das Hirn. Die Gedanken fliegen davon und auch die Worte. „Was hast du gesagt? Bitte etwas lauter!“ Wir befragen uns nach Stückideen, die in den Schubladen warten. Wer will erzahlen? Niemand. So eine Idee ist ein zartes Pflanzchen, es soll noch nicht raus.

Da murmelt der Dichter wieder. „Ich gehe eine Straße entlang und mir kommt ein Stier entgegen.Was mache ich?“

Meine Schubladen-Idee schießt mir durch den Kopf. Hat die Geschichte, die ich erzahlen will, einen Stier? Oder ist es nur ein Kalbchen? Ist die Losung der gestellten Aufgabe auch wirklich schwierig genug? Sind die Bedingungen des Kampfes geklart? Und nicht zuletzt: Was erzahlt die Geschichte meinen Zuschauern? Etwas darüber, was auf sie zukommt, wie Stiere oder andere große Aufgaben? Vielleicht. Zaghaft werden nun nach und nach doch noch ein paar Schubladen geoffnet und zarte Pflanzchen wohlwollend von allen Seiten angeschaut und abgeklopft auf ihren Gehalt. Und schließlich murmelt der Dichter noch diesen einen Satz über unsere Aufgabe als Theater-Geschichten-Erzahler: „Wir sind keine Sargdesigner, wir sind Hebammen!“ Kichern. So soll es sein. Lasst uns also gute Geschichten zur Welt bringen und keine hasslichen Sarge zimmern.

Langsam füllt sich der Platz um uns herum mit angeregtem Geplauder. Wir schweigen und danken dem Dichter, der uns wieder mal so schon unsere Hirne und Herzen gelüftet hat.

von Susanne Freiling, Theaterhaus Frankfurt, Frankfurt am Main 

Die SPURENSUCHE 10

Videos Die SPURENSUCHE 10 wurde medial begleitet. Ein Team von jungen Theater- und Filmschaffenden haben zwei kleine Trailer erstellt, die sowohl die eingeladenen Gruppen zu Wort kommen lassen und Momente und Stimmungen des Festivals zeigen.

Fotos

Die SPURENSUCHE 10

Die SPURENSUCHE 10

Die SPURENSUCHE 10

Die SPURENSUCHE 10

Die SPURENSUCHE 10

         Fotos: Wolfgang Keller

Die SPURENSUCHE 9

Spurensuche 9 -2008

Ausrichter

 

Im Jahr 2008 offnete sich die SPURENSUCHE erstmal auch dem freien Jugendtheater. Das Theater Strahl aus Berlin ermoglichte mit dem Theater Haverie aus Potsdam sieben volle Tage Arbeitstreffen.

Alle weiteren Infos finden Sie direkt auf der Festivalhomepage.

http://www.theater-strahl.de/spurensuche/index.html

8. Spurensuche „Motivation“ in Bonn

Motto: Motivation

Die Theater/Inszenierungen:- Helios Theater “Aus dem Haus heraus” - Monteure „Punkt Punkt Komma Strich“ - Das Weite Theater „Als die Welt noch jung war”- Theater Wrede „Prinzessin Wachtelei mit dem goldenen Herzen“ - Theater Pfütze “Parzival - Ritter, Ritter, Ritter”

zur Spurensuche 8 - Homepage

Rede des Theater Marabu über die SPURENSUCHE 8 - anlasslich des 10 jahrigen Jubilaums der SPURENSUCHE, angelehnt an eine Textpassage aus der Inszenierung "Das geht doch nicht"

Das geht doch nichthaben sie uns gesagt.Doch kein so großes Theatertreffen bei uns hier in Bonn

Doch wir haben ja immer schon gemacht was wir wollten,haben immer unseren Kopf durchgesetzt, schon von Anfang an. Woher, Woher,

Woher wir plotzlich all das Geld Geld? Geld! hattenist uns immer noch schleierhaft.Immer mehr, immer mehr, immer mehr schleppten wir davon anAuf unserem Konto sah es vielleicht aus......

Die SPURENSUCHE 9

Dann begannen wir zu organisieren, zu strukturieren, zu diskutieren, zu telefonieren, zu differenzieren, zu fantasieren zu lamentieren, zu hyperaktivieren....Motivation war zu unserem Motto geworden.Keine Ahnung weshalb....?!

In unserem Theater gab es eigentlich nur Menschen mit 10 linken Daumen.Doch dieses Mal haben wir von Anfang an alles gegeben und was weiß ich was noch alles.

Und so organisierten wir an diesem furchtbar großen Ding herum.In unserem Theater.Und das Ende Mai.(Der Mai ist gekommen...)Am 1. Tag haben wir mit Kreuzrittern das Fest eroffnet,dann kam der Parzivall Ritter, Ritter, Ritter aus dem Haus heraus, als die Welt noch jung war und Prinzessin Wachtelei mit dem goldenen Herzen Punkt Punkt Komma Strich schließlich Gagarin und die Vorstellung, in der hoffentlich nichts passierte Um himmels Willen, Ikarus! Taglich Seife Clara und nicht zuletzt die Loco-motiven, Ateliers, Gesprache.......

Und immer noch machte uns das Wetter einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.Wir hatten was dagegen, und ob!Doch auf uns hatte es noch nie gehort.Wir konnten schon immer sagen, was wir wollten.Auch schreien hat nichts genützt.Das schon gar nicht.

Aber wenn wir uns etwas in den Kopf gesetzt haben so muss das geschehen.Nie wollten wir, dass uns irgendjemand bei irgendetwas durcheinander brachte.Bewahre. Bewahre. Bewahre!Statt Picknick am Rhein - gab es Lagerfeuer im Hof.Statt kühlen Getranken - Glühwein unter Wolldecken.Weiß der Himmel, woher alle diese Rie-sen-kraf-te hatten.

So war sie, unsere 8. Spurensuche.Nach 6 Tagen sagten wir allen "auf Wiedersehen"denn....einmal muss es vorbei sein.Nur Erinnerung an lustvolle StundenBleiben an Land zurück.......

 

Tina Jücker und Claus Overkamp

Die SPURENSUCHE 8

Die SPURENSUCHE 8 in Bildern

Die SPURENSUCHE 8

Die SPURENSUCHE 3

SPURENSUCHE 3 - 12. - 18. Juni 1996 - zu Gast im Theater Mumpitz, Nürnberg

Die Theater/Inszenierungen:- Theaterwerkstatt Pilkentafel, Flensburg "Ist ja nur Pappe"- Das Weite Theater, Berlin "Schneeweisschen und Rosenrot"- Agora Theater, St. Vith "Wolkenschaf und Regenhund"- Theaterwerkstatt Hannover "Schweres Gras"- Helios Theater, Koln "Jason oder Der linke Propeller ist kaputt"

Rede des Theater Mumpitz über die SPURENSUCHE 3   - anlässlich des 10 jährigen Jubiläums der SPURENSUCHE

Vom Tal der Ahnungslosigkeit zur FreiheitEine kurze Geschichte des Theater Mummpitz und der SpurensucheEin Stationendrama:

1. Station: Im Tal der Ahnungslosigkeit. Die erste Spurensuche fand ohne uns statt- wir waren echt im Tal der Ahnungslosigkeit. Da trafen sich sechs junge, freie Theater in Hamburg und hatten großes vor und wir hatten keine Ahnung. Das anderte sich bei der zweiten Spurensuche.

2. Station: "Das bose Erwachen"Wir hatten immer noch keine Ahnung, wurden aber von den Kollegen des Theater Pfütze zur zweiten Spurensuche in Senftenberg mit unserer Inszenierung "Der Nibeljunge" von Rudolf Herfurtner eingeladen. Wir zeigten unsere Aufführung, waren stolz und freuten uns auf die "produktive" Kritik- aber sie fiel leider aus.- Dafür produzierte sich eine Theaterfachfrau mit: Originalton: Schlechte Schauspieler, Schlechte Inszenierung- schlechtes Wetter- schlechtes Essen.... Oder wie man in Bayern sagt: einfach abgewatscht.

3. Station: Die entscheidende Frage- oder : Bob der Baumeister: Zwei Abende spater, immer noch in Senftenberg, fragte mich Eckhard Mittelstadt , ob wir nicht die nachste Spurensuche ausrichten wollten. Wir! Sollten wir, die wir gerade erst "bose erwacht" waren, das wirklich tun? Halb weil wir uns geehrt fühlten und halb aus Trotz sagten wir zu!

Und wie Bob der Baumeister gingen wir ans Werk:

" Und, schaffen wir das? Joh, wir schaffen das!"

Ein bisschen war es wieder wie "Im Tal der Ahnungslosigkeit" , aber natürlich auch ganz anders. Ohne eigenes Theater, ohne Erfahrung ein Festival auszurichten gingen wir es an. Und dann auch noch mit dieser ASSITEJ- das waren doch die, die immer wussten, wie alles richtig ist.

Aber, wir hatten gute Freunde in Nürnberg und besonders, die Kollegen der Tafelhalle! Mit ihnen zusammen gingen wir es an! Und alle kamen.

Naja, aber es waren richtig gute Tage. Mein Kollege Michael Bang sagte damals in der Abschlussrunde. "Es war richtig gut, das ihr alle gekommen seid und eine Woche bei uns ward und jetzt ist es auch richtig gut, dass ihr alle wieder abfahrt!"

4. Station- Jaaah- gab es auch...

5. Station- "In guten wie in schlechten Zeiten"

6. Station- "Stille" in St. Vith- oder: das wachsame Auge- oder : Andi bei der ASSITEJ Gemeinsam mit Dieter Kümmel und Christel Hoffmann und auch vielen weiteren, durfte ich seitdem

Die SPURENSUCHE 3

die Spurensuche mit weiterentwickeln. Wir haben versucht, sie immer wieder besser zu machen, spannend zu halten- kurz - ein wachsames Auge auf die Spurensuche zu haben. Und die Stille und Athmosphare in St. Vith und der bereichernde Blick von Marcel hat allen gut getan. Danke !

7. Station: Der kurze Rückfall. Kaum hatten wir es in St. Vith geschafft gut über unser Theater zu sprechen, schon gingen sie schon wieder den Bach runter, diese Gesprache. Wir wurden schon wieder unachtsam!

8. Station: "Die grandiosen Abenteuer des tapferen Albert Wendt"- oder: die Wende: Albert reicht uns das Handtuch! Droht damit das Handtuch zu werfen, wenn wir weiter so miteinander umgehen. Mit sportlichem Elan verhilft uns Albert nachhaltig zu einer neuen gesunden Einstellung all unseren Gesprachen gegenüber. 9. Station: Spurensuche ohne Dieter eigentlich unvorstellbar, aber er hat einfach eine gute Spur gelegt! Und er hat immer wieder als wichtigsten Motor für all unsere Anstrengungen das freie Theater selbst proklamiert!

10. Station: heute- Nürnberg- 12.6.2010- Frei sein Wir sind nicht mehr im Tal der Ahnungslosigkeit, - wir haben viel erlebt mit euch, mit der Spurensuche, manche sind nicht mehr bei uns, wie Marcel und Dieter und doch sind sie natürlich dabei. Und wir sind immer noch frei! Und wir haben immer das Freie Theater im Blick- Und immer die Freiheit vor Augen, dass wir gestalten konnen und sollen und müssen. Wir sind frei - Neues zu suchen- neue Spuren zu suchen- neue Wege zu gehen- auch mit der Spurensuche! Seit so frei und fühlt euch immer wieder frei mit zu arbeiten- mit zu verandern! Es lohnt sich!

Andi, Theater Mumpitz