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1 Geschäftsberich t 2010/11 Dachverband des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV)

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Geschäftsbericht2010/11

Dachverband desÖsterreichischen

Blinden- und Sehbehindertenverbandes

(ÖBSV)

Vorgelegt anlässlich der65. Delegiertenversammlung

am 18. November 2011

Inhaltsverzeichnis

I. ÖBSV-Dachorganisation

1. Bundessekretariat (Mag. Raimund Lunzer) …………………………………………………………………… 3

2. Chronik 2010/11 (Mag. Raimund Lunzer) ……………………….…………………….……………...……… 7

3. Referat „Barrierefrei Bauen“ (DI Doris Ossberger) …………………….…………….…………………. 21

4. Referat „Internationale Zusammenarbeit“ (Mag. Jürgen Menze) …………….….…………….. 22

II. Einrichtungen & Projekte

5. Hörbücherei (Mag. Alexander Guano) …………………………………………….……..…………..……… 25

6. SEBUS Schulungseinrichtung für Blinde & Sehbehinderte (Mag. Barbara Vielnascher) … 31

III. Fachgruppen & Gremien

7. Vereinigung blinder Esperantisten – ALBE (Veronika Haupt) …………...…………………………. 33

8. Blindenführhunde (Beate Krames & René Kölbl) …………………………………………………………. 34

9. Hilfsmittel – FGH (Mag. Beate Hattinger) …………………………………….………………………………. 36

10. TELEKOMMUNIKATION und Büroberufe – FGTB (Kurt Feuerstein) …………………………….. 40

11. Bundesverkehrsgremium – BVG (Hubert Onitsch) .....…………………………………………...……. 43

12. Brailleschrift-Kommission (Prof. Erich Schmid) ………………..…………………………………….…… 44

13. EBU Verbindungskommission (Dr. Markus Wolf) ………………………………………………………... 46

Impressum: Herausgeber: Österreichischer Blinden- und Sehbehindertenverband (ÖBSV), Dachorganisation, A-1130 Wien, Hietzinger Kai 85; Herausgeber: Präsident Mag. Gerhard Höllerer; Redaktion: Mag. Raimund Lunzer, PR-Referent, Mail: [email protected]; Berichte (AutorInnen alphabetisch): Kurt Feuerstein, Mag. Alexander Guano, Mag. Beate Hattinger, Veronika Haupt, Beate Krames, Mag. Jürgen Menze, Hubert Onitsch, DI Doris Ossberger, Prof. Erich Schmid, Mag. Barbara Vielnascher, Dr. Markus Wolf.

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I. ÖBSV-Dachorganisation

1. Bundessekretariat

(Mag. Raimund Lunzer)

Die ÖBSV-Dachorganisation

In Österreich gibt es laut Behindertenbericht 2008 ca. 318.000 Menschen mit einer dauerhaften Sehbeeinträchtigung. Darunter versteht man eine Fehlsichtigkeit, die durch Hilfsmittel wie Brillen bzw. Kontaktlinsen oder operativen Eingriffen nicht mehr zur Gänze korrigierbar ist.

Der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband (ÖBSV) ist die größte Selbsthilfeorganisation blinder und sehbehinderter Menschen in Österreich. Unsere zentrale Aufgabe: Die Förderung der Interessen und Bedürfnisse dieser Personengruppe.

Der ÖBSV-Dachorganisation gehören die sieben Landesgruppen, die das gesamte Bundesgebiet abdecken, als Mitglieder an. Als effiziente Dachorganisation vertritt der ÖBSV die Anliegen seiner Mitglieder österreichweit, sei es in Form von politisch-legistischen Initiativen oder als starker Partner vor Ort.

Der Dachverband betreibt eine gut sortierte Hörbücherei und eine Wertlotterie sowie die Schulungseinrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen (SEBUS). Unterstützt wird er dabei von diversen ReferentInnen und Fachgruppen.

Der Präsident

Seit 28. März 2008 ist Mag.iur. Gerhard Höllerer (Jahrgang 1968) Präsident des ÖBSV. Der gebürtige Altlengbacher, der regelmäßig zwischen seinem Heimatort in Niederösterreich und seinen Tätigkeitsstätten in Wien pendelt, führt die Geschicke der ÖBSV-Dachorganisation in enger Zusammenarbeit mit den sieben Landesverbänden.

Präsident Höllerer: "Im Interesse der rund 5.000 blinden und stark sehbehinderten Mitglieder ist es mir ein persönliches Anliegen, unsere gemeinnützige Selbsthilfeorganisation noch stärker im Bewusstsein der österreichischen Bevölkerung zu verankern. Das Ziel des ÖBSV ist die Förderung einer umfassenden beruflichen und sozialen Integration sowie des selbstbestimmten Lebens blinder und sehbehinderter Menschen. Dieses Ziel ist aber nur durch die Unterstützung unserer Mitmenschen zu erreichen."

Im Alter von 16 Jahren durch einen Unfall erblindet, hat sich Gerhard Höllerer den Tatsachen gestellt und ist seinen Weg gegangen. Höhepunkt war wohl der Abschluss des Studiums der Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Als langjähriger Vorstandsfunktionär und seit

1995 auch 1. Obmann-Stellvertreter der ÖBSV Landesgruppe Wien, Niederösterreich und Burgenland hat er unter anderem die Einrichtung für Text, Ton und Medien |ETTM ins Leben gerufen, die sich der

Aufbereitung von Lernunterlagen für blinde und sehbehinderte Menschen, die in Aus- und Weiterbildung stehen, widmet.

Seine persönliche Motivation für die ehrenamtliche Funktion des ÖBSV-Präsidenten ist es, die Lebenssituation blinder und sehbehinderter Menschen zu verbessern. Der schon bisher hohe Stellenwert des ÖBSV als kompetenter Kooperationspartner öffentlicher Stellen und politischer Entscheidungsträger in blindenspezifischen Belangen soll mittels einer intensiveren Vernetzung noch weiter gefestigt werden, so Höllerer. Sein Motto für die Präsidentschaft lautet: "Nur gemeinsam sind wir stark!"

Gerhard Höllerer ist verheiratet und hauptberuflich in der Studierendenanwaltschaft des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung tätig.

Das Bundessekretariat

Das Bundessekretariat des ÖBSV-Dachverbandes in Wien-Hietzing ist das organisatorische Zentrum des Verbandes. Hier laufen alle bundesweiten Agenden zusammen.

Im Bundessekretariat erhält man die

ÖBB-Vorteilscard blind (Mitglieder bekommen diese in ihrer Landesgruppe) Prüfungsplankette für geprüfte Blindenführhunde Leasing-DAISY-Player.

Falls man kein Mitglied einer Landesgruppe ist, kann man sich im Bundessekretariat auch für die Blindenauskunft Tel. 0810 00 1714 registrieren lassen.

Im Bundessekretariat ist auch die Wertlotterie, eine wichtige Einnahmequelle des ÖBSV-Dachverbandes, angesiedelt. Mit dem Kauf eines Loses helfen Sie bei der Finanzierung eines möglichst selbstbestimmten Lebens im Falle einer Erblindung bzw. einer hochgradigen Sehbehinderung, auch von Geburt an.

Die Lotterie ist eine vom Bundesministerium für Finanzen per Bescheid genehmigte und beaufsichtigte Veranstaltung, die Ziehung der 56. Wertlotterie fand am 20. Juli 2011 statt.

Kontakt: ÖBSV-Bundessekretariat, Sina Brychta, Tel. 01 982 75 84 – 201, Mail: [email protected] ; Adresse: „Haus des Sehens“, 1130 Wien, Hietzinger Kai 85/Dachgeschoß; Neue Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 8:30 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr

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Das PR-Referat

Zu den wichtigsten Aufgaben des Pressesprechers gehört die Information der blinden- und hochgradig sehbehinderten Menschen über Neuerungen bzw. Änderungen, die ihren Alltag betreffen bzw. das selbstbestimmte Leben erleichtern. Diese Info geschieht einerseits über diese Website und den facebook-Auftritt des ÖBSV, andererseits über den wöchentlich (meist am Donnerstag) erscheinenden Newsletter; Nicht zuletzt jedoch über die Zeitschrift "Der Durchblick", welche vier Mal im Jahr erscheint und die für alle Mitglieder und InteressentInnen als "Schwarzdruck" (gedruckte Zeitschrift), in Braille-Blindenschrift, in aufgesprochener Hörfassung sowie auf dieser Website in Form einer Textdatei zur Verfügung steht.

Zudem beschäftigt sich der Referent mit dem Aufzeigen von Barrieren, die das Leben blinder und hochgradig sehbehinderter Menschen erschweren und der Ausarbeitung von Lösungsvorschlägen. Nicht zuletzt werden in der Dachverbands-Kommunikation Stellungnahmen zu Gesetzesvorlagen im Rahmen der Begutachtungsfristen erstellt.

Neben der Erstellung von wichtigen Schriftstücken des Dachverbandes bereitet der Pressesprecher Termine des Präsidenten vor, begleitet ihn zu diesen und zeichnet für die klassische Medienarbeit (Presseaussendungen, Vorbereitung von Interviews, Organisation von Veranstaltungen wie Pressekonferenzen, Erstellung von Info-Materialien wie Geschäftsberichten etc.) verantwortlich.

Nicht zuletzt steht der Referent für Fragen der barrierefreien Medien-Kommunikation (Schwerpunkt barrierefreie Medienpolitik) zur Verfügung und organisiert die Arbeitsgemeinschaft für barrierefreie Filme (film4all).

Kontakt: Mag. Raimund Lunzer, Tel. 01 982 75 84 – 202, Mail: [email protected]

Das Referat „Barrierefreies Bauen“

Die gleichberechtigte gesellschaftliche Partizipation für alle Menschen in allen Belangen ist ein Menschenrecht – ihre Gewährleistung ist das zentrale Ziel der UN-Behindertenrechtskonvention aus 2008. Behinderung ist nicht in erster Linie die Eigenschaft einer Person an sich, sondern die Konsequenz von Barrieren verschiedener Art (sozial, räumlich u.v.m.), die nicht allen Menschen gleichermaßen eine ungehinderte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Ungünstige Umweltfaktoren machen eine Fähigkeitseinschränkung in einem bestimmten Bereich zu einer Behinderung. Im Umkehrschluss ist barrierefreie Gestaltung ein wesentlicher Beitrag zur Gleichberechtigung aller Menschen.

Nach wie vor wird barrierefreie Gestaltung allzu oft ausschließlich mit „stufenlosem Bauen“ gleichgesetzt. Aspekte, die Barrierefreiheit für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen betreffen, werden dabei oft weniger beachtet und übersehen. Beides spricht gegen die anstrebenswerte Auffassung von barrierefreiem Gestalten als „Design for All“, also einer Art von Gestaltung, die für alle Menschen mehr Nutzerfreundlichkeit und Komfort schafft. Gerade im Bereich des barrierefreien Bauens und Gestaltens im Sinne von blinden und sehbeeinträchtigten Menschen finden sich fast ausschließlich Maßnahmen, die es auch Menschen ohne Beeinträchtigungen wesentlich erleichtern,

sich in ihrer Umwelt zurechtzufinden bzw. zu orientieren (klare, intuitiv gut verständliche Leitsysteme, Informationen und Beschilderungen, die mit mehreren Sinnen gleichzeitig wahrnehmbar sind – Sehen, Tasten und/oder Hören).

Was für alle eine wesentliche Erleichterung in der Orientierung darstellt, ermöglicht blinden und sehbeeinträchtigten Menschen überhaupt erst ein selbstbestimmtes Leben und Handeln.

Die Ziele des Referats „Barrierefrei Bauen“ des ÖBSV beinhalten Bewusstseinsbildung, umfassende Planungsberatung, Schulung sowie Forschung im spezifischen Bereich der barrierefreien Gestaltung für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen. Dabei besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen ExpertInnen und Betroffenen. Besonders die Kooperation zwischen der Referentin (zertifizierte Expertin für barrierefreies Bauen i.A.) und den erfahrenen und selbst betroffenen Verkehrsreferenten des ÖBSV ermöglichen es, Lösungen zu finden, die mit den ästhetischen Kriterien der PlanerInnen gut vereinbar sind und gleichzeitig eine effektive funktionelle Bereicherung für das jeweilige Projekt darstellen können. So wird ein Beitrag geleistet, blinden und sehbehinderten Menschen größtmögliche Selbständigkeit und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und gleichzeitig für alle eine nutzerfreundliche Umwelt zu schaffen.

Kontakt: DI Doris Ossberger, Tel. 01 982 75 84 – 203, Mail: [email protected]

Das Referat „Internationale Zusammenarbeit“

Zunehmende globale Interdependenzen, die abnehmende Bedeutung nationalstaatlicher Grenzen sowie Österreichs Einbindung in die Europäische Union (EU) machen eine international ausgerichtete Arbeit des ÖBSV notwendig.

Gemeinsam mit 44 anderen nationalen Blinden- und Sehbehindertenverbänden Europas ist der ÖBSV Mitglied der Europäischen Blindenunion (EBU) und darüber hinaus auf globaler Ebene in der Weltblindenunion (WBU) organisiert.

Der Referent unterhält kontinuierlichen Kontakt zur EBU und WBU mit dem Ziel europäische und globale Entwicklungen für blinde und sehbehinderte Menschen in Österreich bestmöglich nutzbar zu machen und zugleich die österreichischen Interessen im internationalen Raum zu vertreten. Des Weiteren ist der Referent Ansprechpartner für von der EU geförderte Projekte mit Beteiligung des ÖBSV.

Contact: Jürgen Menze, Phone: +43 1 982 75 84 – 204 ; Mail: [email protected]

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2. Chronik 2010/11

19. November 2010: Sozialminister Hundstorfer bei 64. Delegiertenversammlung

Man müsse "dorthin gehen, wo die Sorgen sind", zeigte Sozialminister Rudolf Hundstorfer am 19. November Verständnis für die Emotionen der Delegierten. Denn es seien "nicht alles erfreuliche Nachrichten", die er mitbringe, jedoch: "Für Menschen mit besonderen Bedürfnissen muss die Gesellschaft da sein, müssen wir unseren Beitrag leisten."

Als "Dämpfungsmaßnahmen" der explodierenden Kosten in einer immer älter werdenden Gesellschaft bezeichnete der Sozialminister den geplanten erschwerten Einstieg in die Pflegegeldstufe eins. Österreich sei das einzige Land, das einen derart niedrigen Zugang zum Pflegegeld habe. Obwohl mit dieser Maßnahme aus 60.000 erwarteten ErstbezieherInnen im nächsten Jahr nur noch 50.000 werden, "geben wir weiterhin mehr Geld aus", stellte Hundstorfer die Einrichtung eines Pflegefonds zur Finanzierung der zusätzlichen Mittel in Aussicht. Das Pflegegeld werde auch weiterhin in Form einer siebenstufigen Geldleistung ausbezahlt: "Wir wollen die Menschen nicht in Sachleistungen zwängen. Der Betroffen hat auch weiterhin seine volle Wahlfreiheit." Derzeitige Bescheide würden nicht angetastet, in den für blinde uns hochgradig sehbehinderte relevanten Stufen drei und vier sei keine Änderung geplant.

Der Sozialminister verteidigte die geplante Aussetzung des Kündigungsschutzes für begünstigte Behinderte von 1. Jänner 2011 bis 31. Dezember 2013 und erhoffte sich davon, dass Unternehmen mehr behinderte Menschen einstellen. Die Erhöhung der Ausgleichstaxe bei Nichterfüllung der Quote von derzeit 196,22 Euro auf monatlich 226 Euro bzw. bei Betrieben ab hundert DienstnehmerInnen auf 346 Euro ist für Hundstorfer "sehr wichtig. Damit ist die Finanzierung der Beschäftigungsprojekte auch in Zukunft gesichert". Mit den Geldern des Ausgleichstaxfonds (ATF) werden auch Projekte des ÖBSV unterstützt.

Zum geplante Aufschub von barrierefreien Bundesbauten und Verkehrsmitteln von 31. Dezember 2015 auf 31. Dezember 2019 wurde der Sozialminister, dessen eigene Einrichtungen bereits barrierefrei seien, von drei Ressort ersucht: Vom Unterrichts- und Wissenschaftsministerium bzw. vom Innenministerium. Hundstorfer stellte klar: "Es wird überhaupt nichts eingestellt. Kein einziges Bauprojekt wird gestoppt."

Bei den anschließenden Ehrungen war ausgerechnet ein Mann dabei, der sich um Barrierefreiheit besonders verdient gemacht hat: Ing. Günther Ertl erhielt die Goldene Ehrennadel des ÖBSV, ebenso wie der Leiter des Bundessozialamtes (BASB), Hofrat Dr. Günther Schuster. BASB-Oberrat Dieter Chmiel wurde mit der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.

SPÖ-Behindertensprecherin NRAbg. Ulrike Königsberger-Ludwig gratulierte den Ausgezeichneten und bezeichnete den ÖBSV als "unverzichtbaren Partner für die Behindertenpolitik". In seinen Dankesworten stellte BASB-Chef Schuster klar: "Im nächsten Jahr werden wir die Förderleistungen für Projekte nicht kürzen müssen." Er verteidigte das Aussetzen des Kündigungsschutzes, gegen den sich die Wirtschaft immer gewehrt habe: "Die Wirtschaft sieht im Kündigungsschutz eine Barriere. Jetzt können wir sie in die Pflicht nehmen."

Im Rahmen der 64. Delegiertenversammlung des ÖBSV-Dachverbandes wurde ein umfangreicher Geschäftsbericht 2009/10 vorgelegt.

3. Dezember 2010: ÖBSV-Präsident Höllerer war bei "Aufstand der Rollstuhlfahrer" dabei

Gemeinsam mit der bekannten Journalistin und ehemalige ORF-Russland-Korrespondentin Susanne Scholl und Vertreter österreichischer Behinderten- und Entwicklungshilfeorganisationen protestierte ÖBSV-Präsident Mag. Gerhard Höllerer anlässlich des "Welttages der Menschen mit Behinderungen" am Freitag, 3. Dezember 2010 gegen die Budgetkürzungen der Regierung in den Bereichen Soziales, Pflege und Entwicklungszusammenarbeit.

7. Dezember 2010: Höllerer im ORF-Report: Kündigungsschutz muss bleiben!

Die ORF-Sendung "Report" berichtete am 7. Dezember 2010 über die Thematik des Kündigungsschutzes für begünstigte behinderte Menschen. Das Fernsehteam hat den Betroffenen Helmut Wasserbauer auf seinem Arbeitsplatz in der Burghauptmannschaft besucht. Zu Wort kam auch ÖBSV-Präsident Mag. Gerhard Höllerer, der sich einmal mehr für die Beibehaltung des Kündigungsschutzes und eine kräftige Anhebung der Ausgleichstaxe aussprach.

13. Dezember 2010: ÖBSV-MitarbeiterInnen genossen "Kunst zum Begreifen" im Kunsthistorischen Museum

Im Rahmen der Weihnachtsfeier besuchten die Bediensteten des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV), Dachverband, am 13. Dezember 2010 das Kunsthistorische Museum. Dr. Rotraut Krall führte kompetent durch die "Kunst zum Begreifen".

Blinden und sehschwachen Menschen aller Altersstufen eröffnet sich im Kunsthistorischen Museum eine völlig neue "Sicht" auf Gemälde: War bisher das Erleben von Bildinhalten nur durch intensiven Dialog mit einer Begleitperson möglich, können Bilder nun dank spezieller Technologien in ertastbare 3-D Reliefs umgesetzt werden. Dadurch können BesucherInnen die Grundformen, aus denen eine gemalte Komposition besteht, selbständig und direkt erfassen.

Für diese neuartige Betrachtung stehen drei Meisterwerke der KHM-Gemäldegalerie zur Verfügung: Die Madonna im Grünen von Raffael, Maria mit Kind von Albrecht Dürer und Der Hofnarr Gonella von Jean Fouquet. Bei der Erstellung der Reliefs wurde ein völlig neu entwickeltes Verfahren angewendet.

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14. Dezember 2010: Premiere des zweiten barrierefreien Kinofilms "Mundl"

ÖBSV-Präsident Mag. Gerhard Höllerer war am 14. Dezember Ehrengast bei der Premiere von "Echte Wiener 2 - Die Deppat'n und die Gspritzt'n". Dem zweiten barrierefreien österreichischen Kinofilm, der am 23. Dezember in den heimischen Kinos anlief. Der Hörfilm samt Untertitelung wurde in einem eigenen Saal des Hollywood Megaplex Gasometers uraufgeführt.

Zwei Jahre war es her, seitdem der legendäre "Mundl" im Kinofilm "Echte Wiener - Die Sackbauer-Saga" seine Rückkehr gefeiert hat. Das gesamte Filmteam fand sich am 14. Dezember im Hollywood Megaplex Gasometer ein, um die Fortsetzung vorzustellen. "Echte Wiener 2 - Die Deppat'n und die Gspritzt'n" fällt weniger tragisch aus als der erste Teil, es wird verstärkt auf den Humor gesetzt.

24. Dezember 2010: ÖBSV-Präsident Höllerer am "Licht ins Dunkel"-Spendentelefon

Am 24. Dezember vertrat ÖBSV-Präsident Mag. Gerhard Höllerer die 318.000 dauerhaft sehbeeinträchtigten Menschen in Österreich am Spendentelefon von "Licht ins Dunkel". Von 10 bis 11 Uhr nahm er im ORF-Zentrum Anrufe von SpenderInnen entgegen nehmen.

Die 38. Aktion "Licht ins Dunkel", bereits zum 33. Mal im ORF-Fernsehen, stand ganz im Zeichen der Menschen mit Behinderungen bzw. in sozialen Notlagen, insbesondere Kinder und Familien in Österreich. Peter Rapp führte das letzte Mal durch die Hauptsendung des Aktionstages.

Seit 1. Jänner 2011: Apotheken-Notruf 1455: 600 Anrufe in zehn Tagen!

"Ein Teil der 318.000 Österreicher mit dauerhafter Sehbeeinträchtigung kann die Beipacktexte von Arzneimitteln nicht oder nur schwer lesen. Für diese Personengruppe ist der neue Apotheken-Notruf eine wichtige Möglichkeit, sich fachkundig über Dosierung, Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten zu informieren. Unser Dank gilt dem Gesundheitsministerium und vor allem der Apothekerkammer für die engagierte Umsetzung des Notrufs," so Mag. Gerhard Höllerer, Präsident des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV). Blinde und sehbehinderte Menschen haben dadurch einen neuen Zugang zu Arzneimittelinformationen. Die Betroffenen erhalten über den Apotheken-Notruf kompetente Antworten auf pharmazeutische Fragen direkt von der Apothekerin, dem Apotheker.

Das Bundesministerium für Gesundheit unterstützt die Kurznummer, die von der Österreichischen Apothekerkammer betrieben wird. "Ich bin sehr froh, dass sich die Apotheker bereit erklärt haben, dieses Auskunftsservice anzubieten. Dadurch kann die Arzneimittelinformation für Blinde und Sehbehinderte verbessert werden", sagt Gesundheitsminister Alois Stöger.

Der Apotheken-Notruf startete planmäßig am 1. Jänner 2011. Bereits nach wenigen Tagen zeigte sich, dass das neue Angebot von der Bevölkerung gut angenommen wird. Allein in den ersten zehn Tagen gingen 600 Anrufe unter der Kurznummer 1455 ein. "Der Apotheken-Notruf ist ein wichtiges

neues Service. Unsere Kunden erfahren telefonisch, welche Apotheke Dienst versieht und wie man die Apotheke am schnellsten erreicht", erläuterte Mag. pharm. Heinrich Burggasser, Präsident der Österreichischen Apothekerkammer, bei der Präsentation des Apotheken-Notrufes.

Seit 1. Jänner 2011: Aus zwei mach eins: SEBUS + ETTM = SEBUS

Mit Jahresbeginn 2011 wurde die Einrichtung für Text, Ton und Medien (ETTM) als Abteilung Medienproduktion in die Schulungseinrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen (SEBUS) eingegliedert. Unter dem Mantel des ÖBSV-Dachverbandes wurde ein zielgerichtetets Bildungszentrum für Betroffene geschaffen.

Im Haus des Dachverbandes des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV)arbeiteten bislang zwei unabhängige Projekte im Dienste der beruflichen Förderung blinder und sehbehinderter Personen. Die Einrichtung für Text, Ton und Medien war auf die Aufbereitung von Schwarzschrifttexten als Groß-, Brailledruck oder Audioaufnahme spezialisiert. Die Schulungseinrichtung stellte für blinde und sehbehinderte Personen ein modernes Kursangebot mit einem breiten Themenspektrum bereit. Das Bundessozialamt, Landesstelle Wien, ist Fördergeber beider Projekte im Rahmen der Beschäftigungsoffensive der österreichischen Bundesregierung für Menschen mit Behinderung.

Im Laufe des vergangenen Jahres zeigten sich mehr und mehr Berührungspunkte der beiden Projekte, schließlich drängte sich die Frage auf: Warum nicht gleich Nägel mit Köpfen machen, um den offensichtlichen Synergien zu seiner vollen Entfaltung zu verhelfen?

ÖBSV-Präsident Mag. Gerhard Höllerer: "Dies war die Geburtsstunde eines neuen Bildungskompetenzzentrums, wie es in dieser Form noch nie dagewesen ist: Information, Beratung, Aus- oder Weiterbildungsmaßnahme, fachliche Betreuung während des Kurses und individuell angepasstes Unterrichtsmaterial aus einer Hand, unter einem Dach. Bei uns sind "barrierefreier Zugang zu Bildung" nicht nur leere Worte!"

25. Jänner 2011: ÖBSV-Serviceline Tel. 0800 22 77 00: Neue Ansage und Durchwahlklappen

Aufgrund diverser Umstrukturierungen im Dachverband des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) wurde im Jänner 2011 die Tonbandansage der Gratis-Serviceline neu besprochen. Die einzelnen Durchwahlklappen wurden statt bisher zwei- nun einstellig, ebenso hat sich die Reihenfolge der Einrichtungen bzw. Landesgruppen geändert.

Der Text, in bewährter Weise von der bekannten Moderatorin Angelika Lang (Radio Wien) aufgesprochen, lautet seither wie folgt:

"Herzlich willkommen bei der kostenlosen Serviceline des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Diese Serviceline wird von Telekom Austria zur Verfügung gestellt.

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Für das Bundessekretariat, das Lotteriebüro und die Fachreferenten wählen Sie 0 Für die Hörbücherei wählen Sie 1 Für die Schulungseinrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen wählen Sie 2 Für die Landesgruppe Kärnten wählen Sie 3 Für die Landesgruppe Oberösterreich wählen Sie 4 Für die Landesgruppe Salzburg wählen Sie 5 Für die Landesgruppe Steiermark wählen Sie 6 Für die Landesgruppe Tirol wählen Sie 7 Für die Landesgruppe Vorarlberg wählen Sie 8 Für die Landesgruppe Wien, Niederösterreich und Burgenland wählen Sie 9

Sie haben keine Auswahl getroffen und werden automatisch in das Bundessekretariat des Dachverbandes verbunden."

15. Februar 2011: Taubblindheit nun auch im Behindertenpass

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SP) hat nun veranlasst, dass die Taubblindheit als eigenständige Behinderung auf Antrag im Behindertenpass nach dem Bundesbehindertengesetz eingetragen werden kann. Bei Vorliegen der Voraussetzungen ist der Zusatzeintrag "Der Inhaber / die Inhaberin des Passes ist taubblind" vorzunehmen.

Grundlage für diese Maßnahme war ein von der Grünen NRAbg. Mag.a Helene Jarmer im Parlament eingebrachter und am 21. Oktober 2010 einstimmig (!) angenommener Entschließungsantrag auf Anerkennung von Taubblindheit als eigenständige Art der Behinderung.

"Taubblindheit ist eine ausgeprägte Behinderung in Form einer Kombination von Seh- und Hörbehinderungen, wobei der Ausfall des einen Sinnes nicht mehr durch den anderen ausgeglichen werden kann", heißt es in dem Antrag. "Taubblinde Menschen können mit ihrer Umgebung meist nur mit dem Tastsinn durch das sogenannte „Lormen“ kommunizieren. Dies führt zu großen Schwierigkeiten beim Zugang zu Information, Kommunikation und Mobilität. Diese müssen durch eine professionelle Unterstützung kompensiert werden. Taubblinde Menschen stellen derzeit eine der am meisten ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen in Österreich dar. (...) Nur die offizielle Anerkennung dieser Behinderung kann gewährleisten, dass die Bedürfnisse taubblinder Menschen in politischen Entscheidungsprozessen Berücksichtigung finden."

28. Februar 2011: Erstmals kein(e) behinderte VertreterIn im ORF-Publikumsrat

Mit der Entsendung zweier nichtbehinderter PublikumsrätInnen aus zwei nichtrepräsentativen Organisationen zu VertreterInnen behinderter Menschen in den ORF-Publikumsrat handelte sich Bundeskanzler Werner Faymann (SP) zwei Schlichtungsverfahren von Betroffenen ein.

Mag. Gerhard Höllerer, Präsident des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV), reichte am 17. März 2010 einen diesbezüglichen Antrag beim Bundessozialamt ein, Ing.

Lukas Huber, Generalsekretär des Österreichischen Gehörlosenbundes (ÖGLB) am 4. Juni 2010. Beide waren am 23. Dezember 2009 von der repräsentativen Dachorganisation der Behindertenverbände Österreichs, der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (ÖAR) als KandidatInnen für den Publikumsrat vorgeschlagen worden. Beiden steht Behindertenanwalt Dr. Erwin Buchinger als Vertreter zur Seite, ÖBSV-Pressesprecher Mag. Raimund Lunzer als Vertrauensperson. Bundeskanzler Faymann wurde von Dr. Andreas Riccabona, leitender Prokuraturanwalt der Finanzprokuratur und Dr. Matthias Traimer vom Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes vertreten.

Im Rahmen des Schlichtungsverfahrens von Mag. Höllerer gab es zunächst einen "vorbereitenden Schriftsatz" von Dr. Riccabona, in dem behauptet wird, der Schlichtungswerber strebe "quasi als Betroffener" (sic!) an, die Anliegen behinderter Menschen im Publikumsrat zu vertreten. Mag. Höllerer ist blind; der Schlichtungswerber wäre "auch ohne seine Behinderung nicht berufen worden"; Tätigkeit und Leistungen von Volkshilfe und Samariterbund für behinderte Menschen seien allgemein bekannt und bedürften daher keiner weiteren Erörterung; die Tätigkeit einer repräsentativen Einrichtung müsse sich nicht ausschließlich auf den betreffenden Bereich beziehen. Zu den einzelnen Punkten ist anzuführen,

dass die Formulierung "quasi als Betroffener" für den erblindeten ÖBSV-Präsidenten eine weitere Diskriminierung darstellt;

die Formulierung, Mag. Höllerer wäre "auch ohne seine Behinderung nicht berufen worden", den Verdacht erhärtet, SP-Bundeskanzler Faymann habe mit der Bestellung von 17 PublikumsrätInnen, die der sozialdemokratischen Partei zugerechnet werden, das schlechte Abschneiden seiner Partei bei der Fax-Wahl zum Publikumsrat kompensieren wollen;

man unter dem Begriff "repräsentativ" stellvertretend für die Gesamtheit der behinderten Menschen in Österreich versteht und dieses Kriterium weder Volkshilfe, noch Arbeitersamariterbund, sondern am ehesten die ÖAR erfüllt.

In dem Schriftsatz der Finanzprokuratur wurde zudem die UN-Behindertenkonvention, die in Österreich geltendes Recht ist, nicht berücksichtigt, da sie dem Verfasser nicht bekannt war.

Als Vergleichsangebot wurde von Medienstaatssekretär Dr. Josef Ostermayer (SP) am 28. Mai 2010 folgendes Schreiben zum Thema "Vertretung von behinderten Menschen im ORF-Publikumsrat" an Mag. Höllerer geschickt:

"Ich darf Ihnen mitteilen, dass im Laufe der gegenwärtigen parlamentarischen Verhandlungen zur Novellierung des ORF-Gesetzes von den Parlamentsfraktionen in Aussicht genommen worden ist, gegen Ende des kommenden Jahres politische Gespräche zu Fragen der Aufgabenstellung der Gremien des ORF zu führen. Im Rahmen der dabei stattfindenden Evaluierung hielte ich es für sehr sinnvoll, zu Regelungen der Gremienmitgliedschaft auch Vorschläge der an einer entsprechenden Vertretung interessierten Kreise einzubeziehen. Dementsprechend werde ich auch dafür eintreten, dass bei den beabsichtigten politischen Gesprächen allfällige Vorschläge Ihrer Organisation zu der Vertretung von behinderten Menschen im ORF-Publikumsrat entsprechende Beachtung finden."

Kurz nach Vorlage dieses Briefes brachte Ing. Huber seinen Antrag auf Einleitung eines Schlichtungsverfahrens ein. Mag. Höllerer sagte daher ein für den 17. Juni anberaumtes Schlichtungsgespräch wieder ab, um das Ergebnis des neuen Verfahrens nicht zu präjudizieren.

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Im ersten Schlichtungsgespräch von Ing. Huber legte Behindertenanwalt Dr. Buchinger eine etwas präzisere Formulierung für ein streitbeendendes Schreiben des Bundeskanzleramtes mit folgendem Inhalt vor:

"Im Zuge der gegenwärtigen parlamentarischen Verhandlungen zur Novellierung des ORF-Gesetzes wird sich der Bundeskanzler dafür verwenden, dass § 28 Abs. 4 und Abs. 11 des ORF-Gesetzes dahingehend geändert werden, dass das Vorschlagsrecht für den Bereich der Menschen mit Behinderung der Dachorganisation ÖAR zukommt und der Bundeskanzler aus einem 3-er Vorschlag der ÖAR auswählen kann. Eine entsprechende Gesetzesänderung wird bis Ende 2011 angestrebt."

Die Vertreter des Bundeskanzlers, Dr. Riccabona und Dr. Traimer, konnten diesem Text nicht zustimmen, das Bundeskanzleramt war nach Rücksprache zu keinen weiteren Konzessionen bereit. Somit mussten die beiden Schlichtungsverfahren ohne Ergebnis beendet werden.

10. März 2011: Ockermüller übergab an ÖBSV-Hörbücherei das erste barrierefreie "Mundl-Buch"

Im Waldmüllerzentrum übergab Regisseur und Autor Kurt Ockermüller am 10. März 2011 sein Hörbuch "Ein echter Wiener geht nicht unter. Das Mundl-Buch" an ÖBSV-Präsidenten Mag. Gerhard Höllerer und den Leiter der Hörbücherei, Mag. Alexander Guano.

"Mundl" ist mit dem neuen Hörbuch erneut ein Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit. Schon die beiden Kinofilme "Echte Wiener. Die Sackbauer-Saga" sowie "Echte Wiener II - Die Deppatn und die Gspritztn" sind - neben der Untertitelung - auch mit Audiodeskription versehen.

14. März 2011: ÖBSV fordert: Behinderten-Parkplätze sind auch für blinde Menschen da

„Behinderten-Parkplätze für Menschen ohne Behinderung tabu!“ – Ist aus aktuellem Anlass der Tenor in den Medien. „Behinderten-Parkplätze sind derzeit auch für manche Menschen MIT Behinderung tabu“, stellte der Präsident des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV), Mag. Gerhard Höllerer, am 14. März 2011 fest.

Denn: „Der Ausweis nach Paragraf 29 b der Straßenverkehrsordnung wird nach geltendem Recht nur für gehbehinderte Personen ausgestellt“, merkte Höllerer an, „die Fahrzeuge, mit denen blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen transportiert werden, dürfen nicht auf Behinderten-Parkplätzen stehen bleiben. Das ist diskriminierend!“

Der ÖBSV-Präsident erinnerte sich an einen Vorfall aus der Vergangenheit. Das als Blindentransport gekennzeichnete Fahrzeug seines Mitarbeiters, der ihn zu einem wichtigen Termin begleitet hatte, wurde abgeschleppt. „Es gibt keine rechtlich verankerte Kennzeichnung für Transportfahrzeuge von blinden bzw. sehbehinderten Personen“, stellte Höllerer fest und fragte sich: „Sind wir Blinde und Sehbehinderte denn behinderte Menschen zweiter Klasse?“

Der ÖBSV-Präsident forderte von der Politik eine rasche Novellierung des § 29 b StVO. Auch blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen müssten ein Anrecht auf den gleichnamigen Ausweis haben, damit ihre Transportfahrzeuge ebenfalls auf Behinderten-Parkplätzen stehen bleiben dürfen und auch die übrigen ihnen zustehenden Rechte in Anspruch nehmen können, die bisher nur einer kleinen Gruppe behinderter Menschen vorenthalten geblieben sind.

Höllerer: „Wenn die Regierung schon die Barrierefreiheit in Bundesgebäuden auf das Jahr 2020 verschiebt, muss sie wenigstens dafür Sorge tragen, dass die Transportfahrzeuge von blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen auf Behinderten-Parkplätzen stehen bleiben dürfen. Damit deren Lenker und Begleiter den Betroffenen beim Aussteigen und sicheren Betreten der Gebäude behilflich sein können!“ Für den Fall, dass die Straßenverkehrsordnung nicht geändert werden sollte, kündigte der Jurist rechtliche Schritte wie z.B. ein Schlichtungsverfahren gegen die Republik Österreich an.

Die Freiheitlichen waren die ersten, welche die ÖBSV-Forderung einer Nutzung von Behindertenparkplätzen durch blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen unterstützten. Abgeordneter Ing. Norbert Hofer hat im Nationalrat einen entsprechenden Antrag eingebracht.

In Deutschland erhält man nach Vorlage eines Schwerbehinderten-Ausweises mit dem Merkzeichen aG (außergewöhnlich gehbehindert) oder Bl (blind) bei den Straßenverkehrsbehörden oder den Ordnungsämtern der Städte einen speziellen Parkausweis. Seit dem 2001 ist dies der EU-einheitliche blaue Parkausweis mit Lichtbild. Dieser berechtigt zum Halten und Parken auf Behindertenparkplätzen.

Auch Contergangeschädigte erhalten diesen Ausweis. Ein erweiterter Kreis behinderter Menschen darf auch die anderen Parkerleichterungen der Ausweisinhaber - Parken im eingeschränkten Halteverbot, in Ladezonen oder in Fußgängerzonen - in Anspruch nehmen.

16. März 2011 / 10. Juni 2011: ÖBSV-Dachverband, SEBUS und Hörbücherei übersiedeln

Bundessekretariat, Präsidentenbüro, die ReferentInnen sowie die Schulungseinrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen (SEBUS) des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV-Dachverband) sind am 18. März 2011 in ihr neues Quartier in Wien XIII, Hietzinger Kai 85, übersiedelt. Die Hörbücherei folgte Mitte April nach.

Eine große Schar an Prominenten gab sich am Pfingstwochenende bei der feierlichen Eröffnung des neuen „Haus des Sehens“ am Hietzinger Kai 85 ein Stelldichein. Gleichzeitig feierte die Dachorganisation des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) ihr 65-jähriges Bestandsjubiläum.

Auf vier Etagen (eine davon, der erste Stock, ist an eine Fremdfirma vermietet) ist der gesamte Dachverband samt Einrichtungen und Projekten untergebracht: Im Dachgeschoß das Bundessekretariat samt Lotteriebüro, das Präsidentenbüro und die ReferentInnen; Im dritten Stock die Schulungseinrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen (SEBUS); Im Erdgeschoß Verleih

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sowie im zweiten Stock Büros und Aufnahmestudios der Hörbücherei. Nicht nur für die Besucher, sondern auch für die sechs blinden bzw. sehbehinderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden im neuen Gebäude umfangreiche barrierefreie Maßnahmen installiert.

„Hausherr“ ÖBSV-Präsident Mag. Gerhard Höllerer bei der Begrüßung der Festgäste: „Das neue „Haus des Sehens“ soll dazu dienen, die Arbeit für 318.000 blinde und sehbehinderte Menschen in Österreich zu verbessern. Die Schulungseinrichtung SEBUS kann die Ausbildung von Betroffenen in modernen Räumlichkeiten noch effizienter durchführen, die Hörbücherei hat ausreichend Platz, um den steigenden Anforderungen im Bereich der Hörfilme und Hörspiele nachkommen zu können.“

Die offizielle Eröffnung nahm Behindertenanwalt Dr. Erwin Buchinger vor. „Die Behindertenanwaltschaft, die selbst erst auf fünf Jahre ihres Bestandes verweisen kann, hat in dieser Zeit mit wenigen Organisationen so rege und erfolgreich zusammengearbeitet, wie mit dem ÖBSV“, so der ehemalige Sozialminister. „Eine aktive, in allen Bundesländern verankerte Organisation, wie der ÖBSV, sorgt hier mit dem Bundesverkehrsgremium und guter Medienarbeit für die nötige breite Aufmerksamkeit und Sensibilität.“

Die Eröffnung wurde von Moderator Günther Bahr + moderiert, Dompfarrer Toni Faber und der Evangelische Superintendent Mag. Hansjörg Lein nahmen die ökumenische Segnung vor. Umrahmt wurde die Veranstaltung vom blinden Musiker Michael Hoffmann.

Dr. Dagmar Millesi, bekannte Fachärztin für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirugie, übergab einen Scheck in der Höhe von 4.000 Euro an den Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverband. Sie hatte vor kurzem zu einer vielbeachteten Charity Matinée am Kaiserwasser eingeladen. Die Chirurgin hat einen sehr persönlichen Bezug zu blinden und sehbehinderten Menschen, hatte sie doch bereits 2008 an den ÖBSV 2500 Hörbücher gespendet.

Weitere prominente Ehrengäste bei der Jubiläumsfeier: FPÖ-Behindertensprecher Ing. Norbert Hofer, die Behindertensprecherin der ÖVP Wien, LAbg. Karin Praniess-Kastner, die Gesundheitssprecherin der Wiener Grünen, LAbg. Dr. Sigrid Pilz, die Leiterin der Landestelle Wien des Bundessozialamtes, Dr. Andrea Schmon, Sissy Mayerhoffer vom Humanitarian Broadcasting des ORF sowie Filminstitut-Direktor Mag. Roland Teichmann.

Am Nachmittag des Eröffnungstages lud die ÖBSV-Dachorganisation Bevölkerung und Freunde zu einem gut besuchten „Tag der offenen Tür“ ein.

30. März 2011: Mit 1,70 Euro wurde Mercedes-Benz GLK gewonnen!

Im Frühjahr 2011 ging die Wertlotterie des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) in die 56. Runde. Als Haupttreffer winkte ein nagelneuer Mercedes-Benz GLK im Gesamtwert von 40.748 Euro, der Bei der Ziehung am 21. Juli 2011 auch tatsächlich gezogen wurde!

Insgesamt winkten Preise in der Höhe von 156.148 Euro. Ein Los kostete nur 1,70 Euro.

"Ein Teil des Lotteriegewinnes wird für die Führung der Blindenhörbücherei, die sehbeeinträchtigten Menschen offen steht, eingesetzt", erklärte Mag. Gerhard Höllerer, Präsident des ÖBSV. "Mit den Einnahmen aus der Wertlotterie wird auch die Schulungseinrichtung für blinde und sehbehinderte

Menschen (SEBUS) unterstützt. SEBUS hilft Betroffenen, wieder den Weg zurück ins Berufsleben zu finden." Weiters werden aus den Erlösen der Blindenlotterie gemeinsam mit der jeweiligen ÖBSV-Landesgruppe Unterstützungen gewährt, die zur Anschaffung von Blindenführhunden und deren tierärztlicher Versorgung dienen.

12. April 2011: Vier blinde und sehbehinderte Kursteilnehmer haben Job

„Wir haben nur ganz wenige Projekte mit hundert Prozent Vermittlungsquote“, stellte Oberrat Dieter Chmiel vom Bundessozialamt Wien bei der Verleihung der Abschlusszertifikate an vier sehbehinderte Bürsten- und Pinselmacher (einer davon vollblind) fest. Denn alle vier Absolventen hatten bereits bei der Blinden- und Sehbehindertenförderungswerk GmbH (BSFW) einen fixen Job. BSFW-Geschäftsführer Bernd Ahrens: „Ich bin stolz auf meine neuen Kollegen!“

Seit Oktober 2010 drückten die damals noch angehenden Bürsten- und Pinselmacher in der Schulungseinrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen (SEBUS) die Schulbank. Hier wurde das notwendige theoretische Fachwissen, vom wirtschaftlichen Rechnen über Arbeitsrecht bis hin zur EDV, vermittelt. In den Werkstätten des BSFW in Wien XXI wurde an den praktischen Fertigkeiten gefeilt. Insgesamt mussten die Teilnehmer 742 Unterrichtseinheiten absolvieren.

Schließlich durfte Behindertenanwalt Dr. Erwin Buchinger gestern im „Haus des Sehens“ des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) die offiziellen Zertifikate an die Absolventen überreichen. „Es ist unsere gesellschaftliche Verpflichtung, für behinderte Menschen Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen“, mahnte Buchinger und rief die Politik auf, die insgesamt unbefriedigenden Entwicklung bei der Integration von behinderten Jobsuchenden in die „normale“ Arbeitswelt zu verbessern: „Dazu braucht es aber ein verstärktes finanzielles Engagement der Politik!“

12. Mai 2011: ÖBSV nimmt zu Pflegegeldreformgesetz 2012 Stellung

Die Änderungen im Bundes-Verfassungsgesetz und Bundespflegegeldgesetz (Art. I und II) sehen eine Vereinheitlichung der Vollziehung im Bereich des Pflegegeldes und Kompetenzbereinigung durch Konzentration des Pflegegeldes beim Bund vor. In Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofes soll es insbesondere zu Verwaltungseinsparungen bei Ländern und Gemeinden, zu einer deutlichen Reduktion der Anzahl der Entscheidungsträger und Beschleunigung der Verfahren kommen. Im Bundesbehindertengesetz (Art. III) soll eine Vertretungsregelung für den Behindertenanwalt geschaffen werden.

Die Dachorganisation des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) nahm am 12. Mai 2011 innerhalb der offenen Begutachtungsfrist zum Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz, das Bundespflegegeldgesetz und das Bundesbehindertengesetz (kurz Pflegegeldreformgesetz 2012) geändert werden, wie folgt Stellung:

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1. Grundsätzlich begrüßen wir die Umsetzung der vom Rechnungshof geforderten Verwaltungseinsparungen bei Ländern und Gemeinden, durch die „Verbundlichung“ soll die Zahl der EntscheidungsträgerInnen von derzeit 280 auf zwölf reduziert werden, damit ist eine dringend notwendige Beschleunigung der Verfahren im Sinne einer effizienteren Hilfe für die Betroffenen zu erwarten.

2. Die Leistungen zur Abdeckung der pflegebedingten Mehraufwendungen anstatt in Form von Geldleistungen ganz oder teilweise durch Sachleistungen zu ersetzen, entspricht jedoch keineswegs der von Österreich ratifizierten UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UNBRK), in der ein selbstbestimmtes Leben gefordert wird. In diesem Zusammenhang unterstützt die ÖBSV-Dachorganisation ausdrücklich den Vorschlag der ÖAR (Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, Dachorganisation der Behindertenverbände Österreichs), bei einem durch das „Zuschussinstrument“ Pflegegeld bei weitem nicht mehr gedeckten erhöhten Hilfebedarf, der eine Pflege und Betreuung in einer dafür vorgesehenen Einrichtung nach sich ziehen würde, eine nach oben offene Pflegegeldstufe einzuführen. Andererseits ist auch der im Zuge des letzten Sparpaketes erschwerte Einstieg in die Pflegegeldstufe eins wieder rückgängig zu machen!

3. Das Pflegegeldreformgesetz 2012 hätte einmal mehr Gelegenheit geboten, die vom ÖBSV seit Jahren geforderte jährliche Valorisierung des Pflegegeldes gesetzlich festzulegen. Diese notwendige Maßnahme ist einmal mehr verabsäumt worden!

4. Die ÖBSV-Dachorganisation begrüßt die Verlängerung der Funktionsperiode des/der Behindertenanwaltes/-Anwältin von derzeit vier auf fünf Jahre. Die geplante Vertretung des/der Behindertenanwaltes/-Anwältin bei Verhinderung durch eine(n) Bedienstete(n) des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Kosumentenschutz (BMASK) würde unserer Ansicht nach die erforderliche Unabhängigkeit ad absurdum führen. Besser wäre es, gleich im Zuge des dringend reformbedürftigen Auswahlverfahrens eine(n) fixe(n) StellvertreterIn des/der Behindertenanwaltes/-Anwältin mitzubestellen.

8. Juni 2011: ÖBSV-Spot mit ORF-Moderatorin Ingrid Thurnher

Anlässlich seines 65-jährigen Bestandsjubiläums, der feierlichen Eröffnung des neuen „Haus des Sehens samt Tag der offenen Tür und des „Tages der Sehbehinderten“ wurde der neue Spot des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) im ORF-Fernsehen und –Radio ausgestrahlt.

Konzipiert und umgesetzt wurde der Spot vom Team rund um Barbara Feurer und Silvia Unterer, Agentur "die unterer GmbH".

Zum Inhalt: Der Bildschirm ist dunkel. Stimmengewirr zweier junger Menschen, die sich im Kaffeehaus miteinander unterhalten. Dann die Inserts: „Hatten Sie schon mal ein „Blind-Date“? 318.000 Menschen in Österreich kennen die Spielregeln!“ Es folgt die Stimme einer der beliebtesten ORF-Moderatorinnen: „Der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband und seine Landesgruppen unterstützen blinde und sehbehinderte Menschen. Mein Name ist Ingrid Thurnher und auch ich helfe Betroffenen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“ Am Schluss wird noch das Spendenkonto der ÖBSV-Dachorganisation P.S.K., Konto Nr. 93 93 8000, BLZ 60000 eingeblendet.

13. Juli 2011: ÖBSV: Stoppt Kahlschlag bei Sozialleistungen!

"Während sich in Österreich mit der Diskussion rund um die Töchter in der Bundeshymne das Sommerloch ausbreitet, wird still und heimlich bei den Sozialleistungen eingespart", ärgerte sich Mag. Gerhard Höllerer, Präsident der Dachorganisation des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) über die Fortsetzung des massiven Kahlschlages zu Lasten der Schwächsten in unserer Gesellschaft.

Nach der Abschaffung der Rückvergütung der Normverbrauchsabgabe (NOVA) wurde jetzt auch der Mobilitätszuschuss für behinderte Menschen um ein Viertel gekürzt. Höllerer: "In einem nicht nachvollziehbaren Brief an die Betroffenen wird diese Maßnahme als Wiederherstellung des finanziellen Gleichgewichtes des Staates gerechtfertigt. Warum spart man dann ausgerechnet bei den behinderten Menschen? Genau das führt doch zu einem noch höheren finanziellen Ungleichgewicht in Österreich!"

Zudem wurde mit 1. Juli der staatliche Telekommunikationszuschuss um die Hälfte gekürzt. "Auch hier wird ausgerechnet bei jenen gespart, die auf dieses Kommunikationsmittel besonders angewiesen sind, nämlich bei blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen. Wo bleibt hier für Betroffene der Grundsatz des Nachteilsausgleiches unserer Solidargemeinschaft?"

Eine besondere Schreckensnachricht, so der ÖBSV-Präsident, war die Überlegung aus Kärnten, das Pflegegeld in Form von Gutscheinen (die Hälfte davon für pflegende Angehörige, die andere Hälfte für professionelle Pflegekräfte) auszahlen zu wollen. Höllerer: "Gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention müssen Betroffene selbst entscheiden können, wie sie ihre Pflege- und Unterstützungsmaßnahmen gestalten wollen." In Zeiten des Sparwahns in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt, können es sich Angehörige finanziell gar nicht mehr leisten, ihren Beruf zugunsten der Pflege und Betreuung ihrer Familienmitglieder aufzugeben.

"Es wäre ein arger Rückschritt, wenn man pflegende Angehörige, meist Frauen, mit einem Scheck in der Höhe von 226 Euro abspeisen wollte. Die Politik sollte wenigstens die bereits seit vielen Jahren geforderte jährliche Valorisierung um den Pensionistenpreisindex gesetzlich umzusetzen, damit wenigstens die Inflation abgegolten wird", forderte der Präsident des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes.

22. August 2011: ÖBSV fordert fachgerechte Ausbildung für blinde und sehbehinderte SchülerInnen

In seiner Stellungnahme im Rahmen des Begutachtungsverfahrens forderte die Dachorganisation des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) einige Ergänzungen im Schulorganisationsgesetz.

Für die Ermöglichung des sonderpädagogischen Förderbedarfes forderte der ÖBSV, dass "geeignete personelle und materielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden".

"Darüber hinaus ist insbesondere darauf hinzuwirken, dass für blinde und sehbehinderte SchülerInnen ausreichend technische Hilfsmittel, als auch geeignet ausgestattete Räumlichkeiten und

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Gebäude sowie auch dementsprechend ausgebildetes Lehrpersonal vorhanden sein muss", heißt es in der Expertise. Und weiter: "Auch müssen sämtliche Lehr- und Lernunterlagen dementsprechend für blinde und sehbehinderte SchülerInnen speziell aufbereitet und zeitgerecht zur Verfügung gestellt werden."

10. September 2011: Blinde und sehbehinderte Menschen haben Recht auf Rehabilitation!

Auch wenn Blindheit bzw. hochgradige Sehbeeinträchtigung weder durch einen Arbeitsunfall, noch durch eine Berufskrankheit hervorgerufen werden, müssen die Betroffenen unbedingt einen Rechtsanspruch auf Förderung einer Rehabilitation haben. Das forderte die Dachorganisation des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) anlässlich der aktuellen Diskussion mit Nachdruck.

"Menschen mit Sehbehinderung sind häufig in ihrer Mobilität sehr eingeschränkt", beschrieb Mag. Gerhard Höllerer, Präsident des ÖBSV und Vizepräsident der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (ÖAR) die Problematik und wusste auch gleich eine Lösung: "Um am öffentlichen Leben teilhaben zu können, ist für viele die Verfügbarkeit eines Blindenführhundes, eines Mobilitäts- und Orientierungstrainings sowie der Unterweisung in lebenspraktischen Fertigkeiten unverzichtbar." Diese drei Maßnahmen müssten endlich als Teil medizinischer Maßnahmen gesetzlich verankert werden, lautet eine langjährige Forderung des ÖBSV.

"Nur mit Hilfe einer auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmten Rehabilitationsmaßnahme ist es möglich, nach einer Erblindung bzw. hochgradigen Sehbeeinträchtigung wieder am Alltagsleben teilzunehmen bzw. im Arbeitsleben verbleiben zu können", so der ÖBSV-Präsident überzeugt und ergänzte: "Unter dem Motto 'Arbeit vor Rente' sollte es uns gelingen, durch rechtzeitige Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation wie zum Beispiel Umschulung oder Weiterbildung zu erreichen, dass Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben verbleiben können."

Berufliche Rehabilitations-Maßnahmen müssten bereits dann einsetzen, wenn anzunehmen ist, dass beim weiteren Verbleib von ArbeitnehmerInnen auf deren Arbeitsplatz mit Arbeitsunfähigkeit zu rechnen ist. "Dies könnte man zum Beispiel in einer Art Frühwarnsystem durch eine engere Vernetzung der zuständigen Stellen sichern", so Höllerer.

11. Oktober 2011: ÖAMTC & ÖBSV fordern Geräuschkulisse für E-Autos

Anlässlich des „Tages des weißen Stockes“ zeigten ÖAMTC und ÖBSV-Dachorganisation beim Ernst Happel Stadion anschaulich, wie schwierig es für blinde und sehbehinderte Menschen ist, Elektroautos akustisch wahrzunehmen. Den anwesenden JournalistInnen und Fachleuten wurden mit Dunkelbrillen die Augen verbunden, ein E-Fahrzeug näherte sich mit max. 20 bis 30 km/h.

"Für uns ist es bei durchschnittlichem Straßenlärm nahezu unmöglich, Elektro- oder Hybridautos ohne eingebaute Geräuschkulisse wahrzunehmen und entsprechend darauf zu reagieren", stellte Mag. Gerhard Höllerer, Präsident des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes

(ÖBSV), selbst blind, fest. "Besonders beim Ein- und Ausparken, Wegfahren und Abbremsen, beim Fahren auf einer Schneefahrbahn oder bei lauten Nebengeräuschen wie zum Beispiel starkfrequentierten Verkehrsflächen oder bei Baustellen kann es zu lebensgefährlichen Situationen kommen. Vor allem bei Straßenübergängen, Verkehrskreuzungen und Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel."

Für den ÖAMTC erscheint zwar eine Verringerung des Verkehrslärms wünschenswert, doch hat in jedem Fall die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer oberste Priorität. Gerade blinde und sehbehinderte Menschen können sich im Verkehr aber fast ausschließlich nur nach dem Gehör orientieren. "Das fehlende Motorgeräusch von Elektrofahrzeugen bei niedrigen Geschwindigkeiten kann daher als potenzielle Gefahr angesehen werden", sagte ÖAMTC-Cheftechniker DI Max Lang. "Ein minimales Geräusch das von Elektro- oder Hybridfahrzeugen erzeugt wird, trägt daher wesentlich zur Verkehrssicherheit bei. Denn einzig ein solches 'Vorwarngeräusch' ermöglicht eine rechtzeitige Reaktion in einer Gefahrensituation."

ÖAMTC und ÖBSV fordern daher anlässlich des "Tages des weißen Stockes" am 15. Oktober, dass Elektro- bzw. Hybridfahrzeuge möglichst rasch mit einer Geräuschkulisse versehen sein müssen, um eine Zulassung zu erhalten. In Deutschland hat sich bereits eine UN-Arbeitsgruppe mit diesem Thema befasst und sich schon im März dieses Jahres darauf geeinigt, dass Elektrofahrzeuge ab dem Sommer 2011 (!) mit künstlichen Fahrgeräuschen ausgestattet werden sollen, um andere Verkehrsteilnehmer zu schützen. Die Geräusche dürfen nicht lauter sein als die von anderen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren bei einer Geschwindigkeit bis 20 km/h.

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3. Referat „Barrierefrei Bauen“

(DI Doris Ossberger)

Das Referat ist seit Anfang September 2011 durch DI Doris Ossberger neu besetzt und befindet sich noch im Aufbau. Daher besteht eine zentrale Aufgabe momentan darin, das Angebot möglichst genau zu definieren (Ziele, Zielgruppen, konkrete Leistungen und Präsentation nach außen). Dieses Konzept soll spätestens mit Ende November 2011 so weit stehen, dass man erkennen kann, welche Aufgaben das Referat wahrnimmt.

Es findet laufend telefonische Beratung bei Anfragen bezüglich verschiedenster Themen statt (z.B. Fragen zum barrierefreien Bauen für Blinde und Sehbehinderte nach den aktuellen Normen etc.).

Anlässlich der „Woche des Sehens“ im Oktober 2011 fand im Rahmen einer Veranstaltung mit dem ÖAMTC und dem ÖBSV zur Darstellung der (schlechten) Hörbarkeit von Elektroautos eine gemeinsame Veranstaltung statt (siehe Chronik).

Die Referentin ist in folgenden längerfristigen Projekten, in die der ÖBSV mit dem Bundesverkehrsreferenten und dem Präsidenten des ÖBSV involviert ist, tätig:

„DriveEkustik“

ist ein Projekt des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) in Kooperation mit AIT, TTI, ÖBSV und bfu. Untersucht werden das Fahrverhalten in und die akustische Wahrnehmung von Elektrofahrzeugen. Der Beitrag des ÖBSV besteht primär im Aufzeigen von Gefahrensituationen im Zusammenhang mit der Hörbarkeit von Elektrofahrzeugen. Derzeit werden von Seiten der Projektleiter Untersuchungsanordnungen festgelegt, in die bereits vom ÖBSV eingebrachte Kriterien integriert werden. Die Zusammenarbeit mit dem Referat „Barrierefrei Bauen“ hat im August 2011 begonnen.

„Speech Code“

ist eine Studie ausgehend von der Sigmund Freud Universität (SFU) Wien und der yellowfish GmbH. Es geht dabei um einen neu entwickelten Code (ähnlich einem Strichcode, aber komplexer), der Gebrauchs- und Produktinformationen akustisch verfügbar machen soll. Die Aufgabe des ÖBSV besteht dabei in der Mitarbeit bei der Evaluierung der Nutzbarkeit des Systems für Blinde und Sehbehinderte. Im November 2011 sind die ersten Erhebungen innerhalb des ÖBSV geplant. Die Zusammenarbeit mit dem Referat „Barrierefrei Bauen“ hat Ende Oktober 2011 begonnen.

Die Referentin hat bisher an einer Sitzung des „ExpertInnengremium Barrierefreier Flugverkehr“ teilgenommen und hat vor, sich in Zukunft weiter in diesem Bereich gemeinsam mit dem Bundesverkehrsgremiumsleiter zu engagieren. Zum Thema „Shared Space“ ist eine Zusammenarbeit mit dem Bundesverkehrsgremiumsleiter geplant, um auf die Bedürfnisse Blinder und Sehbehinderter in diesem Zusammenhang aufmerksam zu machen.

3. Referat „Internationale Zusammenarbeit“

(Mag. Jürgen Menze)

Seit September 2011 wird das Referat für Internationale Zusammenarbeit von Mag. Jürgen Menze geführt.

9. Generalversammlung der EBU

Die vom 4. bis 7. Oktober im dänischen Fredericia stattgefundene 9. Generalversammlung der Europäischen Blindenunion (EBU) wurde von den österreichischen Delegierten ÖBSV-Präsident Mag. Gerhard Höllerer sowie Helene Jansenberger vom Steiermärkischen Blinden- und Sehbehindertenverband besucht. Zwei Begleitpersonen und der Referent vervollständigten die österreichischen Vertreter.

Das Spektrum der Arbeitsthemen der Versammlung war breit und umfasste beispielsweise nationale Erfahrungsberichte hinsichtlich der blinden- und sehbehindertenspezifischen Umsetzung der Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen der Vereinten Nationen, die EU-Strategie zugunsten behinderter Menschen 2010-2020, Workshops zur strategischen Ausrichtung der EBU sowie zu Fundraising, Campaigning und elektronischen Wahlen.

Wolfgang Angermann aus Deutschland wurde zum neuen EBU-Präsidenten gewählt. Die 114 Delegierten von 41 auf der Generalversammlung vertretenen nationalen Blinden- und Sehbehindertenverbänden Europas wählten zudem als

Vizepräsident: Alexander Neumyvakin (Russland) 2. Vizepräsident: Tommaso Daniele (Italien) Schatzmeister: Vincent Michel (Frankreich) Generalsekretärin: Unn Ljoner Hagen (Norwegen) Beisitzer:

o Maria Kyriacou (Zypern)o Emin Demirci (Türkei)o Maria Iñiguez Villanueva (Spanien)o Ann Jönsson (Schweden)o Pete Osborne (Großbritannien)o Vaclav Polasek (Tschechien)o Sergiu Ruba (Rumänien)o Sinan Tafaj (Albanien)

EBU-Repräsentanten im Exekutivkomitee der Weltblindenunion (WBU):

o Unn Ljoner Hagen (Norwegen)o Alexander Neumyvakin (Russland)o Sinan Tafaj (Albanien)

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Von Seiten des ÖBSV wurde zudem die sich durch die Generalversammlung bietende Möglichkeit zur Knüpfung weitergehender Kontakte wahrgenommen. Ein Ergebnis daraus ist die Interessensbekundung des Albanischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes in Partnerschaft mit dem ÖBSV zukünftig Projekte auf europäischer Ebene zum bestmöglichen Nutzen der beteiligten Länder zu konzipieren, für sie Fördermittel der EU zu beantragen und sie umzusetzen.

Projekte auf europäischer Ebene

Mitte August wurde vom Projektmanagement-Verantwortlichen der EBU mitgeteilt, dass die Förderung des von der EBU-koordinierten VOICE-Projekts (Visually Impaired Citizens Empowered), das mit Beteiligung des ÖBSV durchgeführt werden sollte, bei der Europäischen Kommission nicht erfolgreich war.

Ein weiteres Projekt auf europäischer Ebene mit Beteiligung des ÖBSV ist VISUS (Visually Impaired Shopping Utility Systems) unter Führung des Polytechnikums Turin. Die Förderung des VISUS-Projekts wurde im Januar beim 7. EU-Rahmenprogramm für Forschung beantragt, wurde seitens der Europäischen Kommission jedoch nicht positiv beschieden.

Im Oktober wurde von Seiten des Referats bei der EBU angefragt, ob Mittel des EU-Programms PROGRESS, welche der EBU zur Verfügung stehen, für die Durchführung einer qualitativen Studie zur Situation blinder und sehbehinderter Menschen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt werden können. Der EBU-Verantwortliche steht bislang noch in Diskussion mit den für die Umsetzung einer solchen Analyse verantwortlichen Wissenschaftlern. Die Studie soll einen Beitrag dazu leisten, Schwachstellen in der Integration blinder und sehbehinderter Menschen in den österreichischen Arbeitsmarkt zu identifizieren und darauf basierend Maßnahmen zu entwickeln.

Gemeinsam mit Blinden- und Sehbehindertenverbänden anderer europäischer Länder, die Erfahrungen mit dem Verkehrskonzept shared spaces haben – dieses zielt auf eine gemeinsame Nutzung von Verkehrsflächen durch Kraftfahrzeuge, Fahrräder und Fußgänger, benachteiligt dabei in der Regel aber blinde und sehbehinderte Verkehrsteilnehmer – wird ein Projekt entwickelt, das Vorschläge zu europaweiten Standards bei der Planung und Umsetzung von shared spaces als Ergebnis anstrebt.

Teilnahme an Konferenzen und Seminaren

Am 11. Oktober nahm der Referent an der in Wien stattgefundenen „International Partnership Conference“ der Community of Practice on Partnership in the ESF, der das BMASK als österreichische Behörde zur Verwaltung von Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) angehört, teil. Im Vordergrund stand der Erfahrungsaustausch der verschiedenen nationalen Ministerien und Organisationen mit dem Management der ESF-Mittel sowie Überlegungen zur Zusammenarbeit über den aktuellen, bis Ende 2013 dauernden Programmzyklus hinaus.

Um die Chancen des Erfolgs auf Bewilligung von EU-Fördermitteln für internationale Projekte mit Beteiligung des ÖBSV weiter zu verbessern, besuchte der Referent vom 20. bis 21. Oktober das Weiterbildungsseminar „EU-Anträge gut und richtig schreiben“ der Firma EuroConsults. Die reichhaltigen Informationen, die das Seminar vermittelte, werden nun in zukünftige Projektanträge, die bei der EU gestellt werden, einfließen und diese optimieren.

Sonstiges

Um die Präsenz im internationalen Raum zu erhöhen und den Austausch mit ausländischen Partnern zu erleichtern, ist die Übersetzung der ÖBSV-Homepage ins Englische geplant.

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II. Einrichtungen & Projekte

5. Hörbücherei

(Mag. Alexander Guano)

Seit über 50 Jahren versorgt die Hörbücherei des Österreichischen Blinden- und

Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) blinde und stark sehbehinderte Menschen mit Literatur und

allgemeinen Informationen auf Tonträgern. Aber auch Menschen, die aus anderen gesundheitlichen

Gründen kein Buch mehr lesen können, können diesen Service nutzen. Wir haben uns zum Ziel

gesetzt, den Bestand der Bücherei dahingehend zu pflegen und zu erweitern, dass er das Angebot

öffentlicher Bibliotheken und Buchhandlungen widerspiegelt. So finden unsere Kunden vom

Kochbuch über das populäre oder anspruchsvolle Sachbuch, von Eckpfeilern der Weltliteratur über

Unterhaltendes bis hin zu anspruchsvoller Lyrik alle Sparten vergangener und zeitgenössischer

Literaturproduktion.

Bis zum Jahr 2005 wurden die Hörbücher auf Kassette hergestellt. Erst dann sind wir auf Digital-

Version und auf DAISY umgestiegen und haben unsere neu produzierten Bücher nur mehr auf CDs

angeboten. Gleichzeitig begannen wir, unsere alten Aufnahmen zu digitalisieren. Anfang 2010 wurde

der Verleih der Kassetten eingestellt. Seit September 2010 bieten wir die Hörbücher zusätzlich auf

SD-Karte an.

Derzeit warten in unserem Depot noch ca. 3.200 Hörbücher darauf, digitalisiert und daisyfiziert zu

werden. Diese Arbeit wird noch rund 5 Jahre in Anspruch nehmen. Gleichzeitig besitzen wir ca. 5.300

Hörbücher auf CD. Unser Zuwachs an digitalen DAISY-Hörbüchern beträgt derzeit ca. 1.400

Hörbücher pro Jahr. Dies geschieht auf 3 Wegen:

1. Eigenproduktion

2. Übernahme von Fremdproduktionen

3. Digitalisierung von Altbeständen

Während sich bei der Digitalisierung der Altbestände und der Übernahme von Fremdproduktionen in

näherer Zukunft sich nichts ändern wird, haben sich bei der Eigenproduktion und Distribution fast

revolutionäre Entwicklungen ereignet.

Eigenproduktion

Die Hörbücherei besaß in ihrem alten Sitz in der Hägelingasse ein Studio, in welchem Hörbücher

produziert wurden. Damit konnten bis zu 50 Bücher im Jahr hergestellt werden. Dies war uns zu

wenig, andererseits hatten wir aber auch keine Möglichkeit räumlich zu expandieren. Daher kam der

Umzug in ein neues Gebäude gerade recht. Hier haben wir vier Aufnahmeräume, die zeitgleich

betrieben werden können. Wir hoffen dadurch auf über 150 Hörbuchproduktionen im Jahr zu

gelangen. Mehr Studios bedeutet aber nicht unbedingt mehr Mitarbeiter. Trotz der Aufstockung der

Studios mussten wir unser Personal nicht erhöhen. Wir haben unsere Produktionsweise einfach

umgestellt.

Bisher wurden die Aufnahmen im Studio im Beisein eines Aufnahmeleiters getätigt, der bei

Versprechern, Geräuschen und bei sonstigen Fehlern die Aufnahme unterbrach, zurücksetzte und

dem Sprecher die Anweisung gab, ab welchem Punkt die Aufsprache wieder zu beginnen hat. Es gibt

zwar weiterhin ein solches Studio mit einer Eins-Zu-Eins-Betreuung, aber in den restlichen drei

Studios arbeiten die Sprecher autonom, d.h. die Studios sind so eingerichtet, dass die Sprecher

selbstständig ihre eigenen Fehler löschen und wieder von einem von ihnen gesetzten Punkt von

neuem die Aufnahme starten.

Die Daisystruktur wird schon vorher von unseren Mitarbeitern festgelegt, das bedeutet, die Sprecher

wissen ganz genau, an welcher Stelle und welchen Inhalt sie aufsprechen müssen. Sobald das Buch

aufgesprochen ist, ist es im Grunde bereits fast fertig. Unsere Mitarbeiter machen stichpunktartige

Kontrollen und Korrekturen. Das nun fertige Buch wird an Testhörer unserer Bibliothek gesandt, die

sich die Werke anhören und uns auf eventuelle Fehler aufmerksam machen. Erst dann werden die

Bücher der großen Breite unserer Hörerschaft zur Verfügung gestellt.

Die Hörbücherei beschäftigt derzeit über ca. 20 Sprecher. Mit der Zeit werden wir gleichwohl unsere

Sprecherkapazitäten auf bis zu 30 Sprecher aufstocken müssen.

Die Distribution – Entlehnung

Die Hörbücher selbst werden derzeit in schwarzen Boxen aus Hartkunststoff versandt, die extrem

robust sind. Von jedem Hörbuch werden vier Kopien hergestellt, die im Depot gelagert werden. Da

jedoch unsere Depotkapazitäten begrenzt sind und der jährliche Zuwachs hunderte Laufmeter

ausmacht, haben wir beschlossen, unsere Entlehnung umzustellen. Ab der ersten Dezemberwoche

2011 werden daher die Hörbücher auf „Nachfrage“ produziert. Das bedeutet, dass unsere Software

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erkennen wird, wie viele Bücher ein Hörer besitzt und noch haben möchte. Da ein jeder Hörer nur

max. sieben Bücher auf einmal ausleihen kann, wartet das System ab, bis der Hörer wieder weniger

als sieben zu Hause hat. Sobald das der Fall ist, sendet das System die Information mit dem Buchtitel

und dem Buch an unsere Brenn- und Druckroboter. Diese brennen nun automatisch das Buch und

bedrucken die CD mit den Buchinformationen sowie mit Name und Adresse des Hörers. Zugleich

druckt ein weiterer Drucker die Anzahl der benötigten Adressetiketten aus, in der gleichen

Reihenfolge wie die CDs gebrannt und bedruckt werden. Die Damen im Verleih befüllen nun die uns

schon bekannten Boxen mit zwei bis max. drei CDs und bekleben sie mit den Adressetiketten.

Was bewirkt diese Umstellung- was heißt das im Konkreten für den Hörer?

1. Der Hörer hat mit weniger Boxen zu tun. Statt einer Box für ein Buch werden nun bis zu drei

Bücher für eine Box verwendet.

2. Der Hörer muss sich nicht auf ein komplett neues System einstellen – wie z.B. bei Versand

mittels Kuverts – Er kennt bereits die Vorgehensweise bei den Boxen.

3. Es gibt keine Wartezeiten mehr auf ein bestimmtes Buch, da es keine Exemplarbeschränkung

mehr gibt. D.h., z.B. 100 Hörer können am gleichen Tag dasselbe Buch erhalten, sofern sie

weniger als sieben Bücher zu Hause haben.

4. Der Hörer kann keine defekte CD mehr erhalten, da alle, die er erhält neu gebrannt wurden.

5. Die Hüllen können nicht mehr mit Braille versehen werden, da sich der Inhalt der jeweiligen

Boxen dauernd ändert.

Was bedeutet die Umstellung für die Hörbücherei?

1. Die Hörbücherei hat keine Depotsorgen mehr.

2. Es müssen keine neuen Versandtaschen eingeführt werden.

3. Die Ausgaben für CDs steigen.

4. Die Zeitaufwendungen für Reparaturen sinken.

Diese Umstellung bedeutet eine hohe Investition für unsere Hörbücherei. So mussten zwei weitere

Brennroboter angeschafft werden.

Von dieser Umstellung ist aber nicht unser gesamter Bestand betroffen, sondern NUR die

Daisybücher (40.000er- und 50.000er-Nummern). Denn neben den DAISY Hörbüchern besitzt die

Hörbücherei noch andere Medien. Es handelt sich dabei um:

Hörfilme

Nach langen Verhandlungen haben wir für unsere Hörer erfreulicherweise erreicht, dass der

Fernsehsender ORF uns seine Filme mit Audiodeskriptionen kostenlos zum Verleih zur Verfügung

stellt.

Hörspiele

Neben dem ORF haben wir auch Kontakt zu Ö1 aufgenommen und seit Juni 2011 haben wir die

Möglichkeit und großartige Chance, für unsere SchauspielerInnen und SprecherInnen der letzten

Jahrzehnte und den Bestand der Hörbücherei immens bereichern wird. In der Hörer alle seit 1946

produzierten und im ORF-Radio gesendeten Hörspiele kostenlos zu erhalten (ca. 4.000). Ein

ungeheuer wertvoller kultureller und radiogeschichtlicher Schatz, welcher wichtige literarische

Werke beinhaltet sowie Tonspuren bedeutender zweiten Neuerscheinungsliste 2011 werden die

ersten Hörspiele aufscheinen.

Kommerzielle Hörbücher

Die Hörbücherei hat im Jahr 2009 großzügigerweise eine Schenkung von ca. 2.000 kommerziellen

Hörbüchern erhalten, die nun langsam in Mp3-Format umgewandelt werden und unseren Hörern

bereitgestellt werden.

Diese Medien werden weiterhin im Depot verwahrt und bei Bedarf – wie bisher - ausgehoben.

Weitere Neuigkeiten

1. Die Hörbücherei ist Mitglied bei Bookshare. Alle Hörbüchereimitglieder können sich über uns

bei Bookshare anmelden und haben so Zugriff auf über 30.000 Titel, die in verschiedenen

Formaten downloadbar sind.

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2. Die Hörbücherei veranstaltete im Oktober erstmals eine erfolgreiche Lesereihe mit

bekannten Autoren. Diese Lesungen sollen zyklisch alle zwei Monate stattfinden.

3. Ab 2011 werden alljährlich unsere Hörer geehrt, die seit 50 Jahren Mitglied der Hörbücherei

sind. Heuer im Oktober wurden alle geehrt, die von 1958 bis 1961 Mitglieder wurden.

4. Seit Juni 2011 ist die neue Homepage online, darin befindet sich auch der Katalog mit

Warenkorbfunktion, mittels derer die Hörer direkt und höchst einfach Bücher bei uns

bestellen können.

5. Im November wird die neue Neuerscheinungsliste versandt werden.

6. Auf der ersten Neuerscheinungsliste 2011 wurde auch ein Informationsteil aufgesprochen,

worin über alle Neuigkeiten bezüglich Hörbücherei informiert wird. Dieser Informationsteil

wird nun auf jeder Neuerscheinungs-CD aufscheinen.

7. Seit September 2011 sind zwei ehrenamtliche Mitarbeiterinnen in der Hörbücherei tätig und

arbeiten an der Erfassung der Informationen für die Hörspiele.

8. Die Anpassung der Aufnahmekriterien nach den Regeln von Medibus wird heuer

abgeschlossen sein.

9. Heuer werden erstmalig seit 2005 positive Mitgliederzahlen geschrieben.

Conclusio

Die Hörbücherei hat in den letzten Jahren ihren Rückstand gegenüber anderen Hörbüchereien im

Großen und Ganzen wettgemacht und punktuell sogar überholt:

Keine andere Hörbücherei im deutschsprachigen Raum bietet diese Vielfalt an Medien.

Keine andere Hörbücherei bietet Hörfilme, mp3 Bücher, Daisybücher und Hörspiele an.

Im Oktober war der Geschäftsführer der Hörbücherei in Münster bei uns zu Gast und

bestaunte und bewunderte unsere intelligente technische Ausstattung. Die gelungene

technische Lösung, die wir in den Studios gefunden haben, ist nun Vorbild und wird nun von

Münster übernommen.

Ausblick

Trotz der positiven Entwicklungen dürfen wir nicht den Fehler machen stehenzubleiben. Die techn.

Entwicklungen schreiten voran und jede Entwicklung stellt eine neue Herausforderung dar, der wir

uns stellen müssen. Für nächstes Jahr sind weitere Investitionen geplant, um unsere techn.

Infrastruktur weiter zu verbessern. Der Bestandszuwachs wird weiter ausgebaut, sodass wir uns

freuen, 2012 wahrscheinlich die 10.000er-Grenze (digital und analog) im Bestand überschreiten zu

werden.

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6. Schulungseinrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen (SEBUS)

(Mag. Barbara Vielnascher)

Die Schulungseinrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen, kurz SEBUS, ist ein Projekt,

welches vom Bundessozialamt Wien aus Mitteln der Beschäftigungsoffensive der österreichischen

Bundesregierung für Menschen mit Behinderungen finanziert wird. Die Dachorganisation des ÖBSV

fungiert als Projektträger. Ziel des Projektes ist es, Personen aus Wien mit einer Sehbehinderung von

mindestens 50 % Ausbildungsangebote zu bieten, die eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt

ermöglichen. Auch der Erhalt eines bestehenden Arbeitsplatzes wird durch entsprechende

Weiterbildungskurse gefördert.

SEBUS unterscheidet sich von anderen Erwachsenenbildungseinrichtungen dadurch, dass von der

Kursplanung bis zur räumlichen Ausstattung die Ausrichtung auf Menschen mit Seheinschränkung die

Hauptrolle spielt. Die TrainerInnen werden nach bestimmten Kriterien ausgewählt, um einen fachlich

fundierten Unterricht mit entsprechender Sensibilität für die Herausforderungen der blinden- und

sehbehinderten Pädagogik gewährleisten zu können.

Die Arbeitsplätze in den Schulungsräumen werden an die individuellen Bedürfnisse der

TeilnehmerInnen angepasst. Ob Tafellesegeräte, Lesegeräte, Vergrößerungssoftware, Sprachausgabe

oder Braillezeile – jede technische Möglichkeit wird genutzt, um die Lernbedingungen so praktikabel

wie möglich zu gestalten. Dieser Grundsatz gilt darüber hinaus für die Schulungsunterlagen, die von

den MitarbeiterInnen der Medienproduktion wahlweise als Großdruck, Brailledruck, digital oder als

Audiodatei aufbereitet werden.

Das erste Halbjahr dieses Geschäftsjahres war einerseits durch die Integration des Projektes ETTM –

Einrichtung für Text, Ton und Medien, seiner MitarbeiterInnen und Leistungen in die

Schulungseinrichtung geprägt, zum anderen von der Übersiedlung der Kurs- und Büroräumlichkeiten

in das „Haus des Sehens“ ohne den laufenden Betrieb zu unterbrechen.

Es galt die internen Abläufe zu reorganisieren, die Stelle des Sekretariats neu zu besetzen, den

Umzug vorzubereiten. Parallel liefen 3 große Ausbildungsmaßnahmen – Office Management,

Hauptschulabschluss – Vorbereitung auf die Externistenprüfung und Bürsten- und PinselmacherIn.

Zum Zeitpunkt der offiziellen Eröffnung des neuen Hauptquartiers waren die Umzugsarbeiten längst

beendet, die KursteilnehmerInnen hatten sich sehr schnell an den neuen Unterrichtsort gewöhnt, es

gab keine Versäumnisse aufgrund des Ortswechsels.

Als ersten Höhepunkt feierte SEBUS noch vor dem Sommer die offizielle Zertifikatsverleihung für die

AbsolventInnen der Ausbildung zur Bürsten- und Pinselmacherin/zum Bürsten- und Pinselmacher.

Zu den 2011 abgehaltenen Kursmaßnahmen zählen weiters: Business English, Berufsorientierung und

Bewerbungstraining, Kommunikation und Stilberatung, Bürogrundlagen und Büroorganisation,

Politische Bildung und natürlich die Zertifikatskurse EBC*L A und ECD*L core. Eine Brailleschulung hat

ebenso stattgefunden wie diverse Hilfsmitteleinschulungen. Stolz sind wir auch auf den Absolventen

des Special Interest Kurses MC#. Das Jahresende ist bei SEBUS vornehmlich durch die Abhaltung

mehrerer Userupgrade – Kurse geprägt, um den AnwenderInnen die Umstellung auf Windows 7 und

Office 2010 zu erleichtern.

Im Rahmen des Qualitätsmanagements wurde zu Abschluss jedes Kurses (resp. Kursmoduls) den

Teilnehmer/-innen ein Fragebogen u.a. zu den Lerninhalten, zur Vermittlung der Lerninhalte, zur

Qualität der Kursunterlagen, zur Person und Fachkompetenz der/des Trainer/innen uvm. vorgelegt.

Nach Auswertung der Daten ergibt sich eine sehr hohe Zufriedenheit der Teilnehmer/innen

(Notenschnitt unter 1,5) mit dem Angebot von SEBUS.

Die Planung für das nächste Projektjahr läuft bereits seit September auf Hochtouren. Ein

umfassendens Kursangebot soll auch 2012 unseren InteressentInnen Möglichkeiten und Chancen

bieten, in eine Ausbildung und folglich in einen Beruf eintreten zu können.

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III. Fachgruppen & Gremien

7. Vereinigung blinder Esperantisten (ALBE)

(Veronika Haupt)

Nach der Kongressorganisation in Wien im Jahre 2010 verlief das Jahr 2011 verhältnismäßig ruhig. Dennoch kann ich über zwei interessante Veranstaltungen berichten.

Am 10. Juni hatte die ALBE im Rahmen der Eröffnung des neuen „Hauses des Sehens“ die Gelegenheit, an einem Informationstisch die Sprache Esperanto den Besuchern näherzubringen. Die Besucher waren sehr interessiert, leider fand nur ein kleinerer Teil den Weg zu uns in den 4. Stock.

Auf diesem Wege möchte ich mich sehr herzlich für die technische und logistische Unterstützung bedanken, die zum Gelingen der Informationsveranstaltung beigetragen hat.

Vom 14. bis 21. Juli fand der internationale Kongress blinder Esperantisten, diesmal in Tschechien statt, und zwar in der Stadt Olomouc. Fünf Teilnehmer der ALBE nahmen an der interessanten und hervorragend organisierten Kongresswoche teil. Das Kongressthema lautete: Verbesserung des Zugangs zu kulturellen Veranstaltungen für blinde und sehbehinderte Menschen. In diesem Rahmen wurde ein interessanter Vortrag gehalten, in dessen Anschluss die Teilnehmer verschiedener Staaten über die Situation in ihren Heimatländern berichteten.

Weiters wurden uns viele Exkursionen geboten, bei denen Objekte betastet werden konnten. Sogar eine Führung im Zoo von Olomouc wurde organisiert, bei der Tierpfleger einzelne Tiere aus den Gehegen holten, die Tiere konnten von uns betastet und gestreichelt werden. Weiters möchte ich betonen, dass die Blindenorganisation in Tschechien sehr gut organisiert ist, Hilfestellung auf hohem Niveau bietet sowie die modernsten Hilfsmittel im Programm hat.

Es gab Dank der gemeinsamen Sprache Esperanto keine Probleme mit der Verständigung, bei allen Führungen wurde übersetzt und der Austausch von Informationen und Gedanken war trotz der Teilnahme von 50 Personen aus 10 verschiedenen Ländern problemlos.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass wir auch mit den sehenden Esperantisten in ständiger Verbindung sind und in Wien an deren Veranstaltungen teilnehmen, sodass man wohl von einer gelungenen Integration sprechen kann.

8. Fachgruppe „Blindenführhunde“

(Beate Krames & René Kölbl)

Ich möchte über meine Aktivitäten unserer Fachgruppe bis zur der Hauptversammlung am 21.5.2011

berichten.

Die Fachgruppe hielt am 13.10.2010 in Wien im Haus der Landesgruppe Wien, Niederösterreich und

Burgenland eine Landesfachgruppenleiterbesprechung ab. Teilnehmer waren: Beate Krames

(Vorsitzende, Landesgruppe Tirol), Herta Gächter (Vorsitzende-Stv., Vorarlberg), Johann Pertiller

(Salzburg) und Christian Gutjahr (Wien, NÖ, Bgld.). Bei dieser Besprechung wurde das Programm für

das Blindenführhundeseminar 2011 festgelegt. Auch wurde über die Neuwahlen der

Fachgruppenleitung gesprochen.

Im Dezember wurde ich von der Landesgruppe Wien, NÖ und Bgld. Ersucht, mit meiner Hündin Sissi

einen Kindergarten in Gänserndorf zu besuchen. In diesem Kindergarten waren drei Gruppen mit je

20 Kindern. Weiters hatte ich zwei Vorführungen im Louis Braille Haus, eine Schulklasse und

Studenten der Sozialakademie.

Bei dem einwöchigen Wiener-Ferienspiel, welches im Louis Braille Haus stattfand, habe ich mit

meiner Hündin Sissi den Blindenführhund den Kindern nahe gebracht. Im Februar wurde ein

Rundschreiben versendet.

Das 11. BLINDENFÜHRHUNDESEMINAR wurde wieder im Gästehaus Stubenberg am See (Steiermark)

in der Zeit vom 15.-21.5.2011 abgehalten. Bei dieser Veranstaltung hatten wir wieder eine sehr hohe

Teilnehmerzahl. Die teilnehmenden Vierbeiner mit ihren Frauchen und Herrchen kamen aus nah und

fern. So konnten wir schließlich 24 Teams zählen. Das Seminar begann gleich mit einem sehr

interessanten Vortrag einer Hundezubehörfirma, die auch Blindenführhundegeschirre nach Maß

herstellt. Anschließend war ein Vortrag von Dr. Bernhard Reinelt (Tierarzt) über das Thema

„Reiseapotheke für Hunde“, auch über Massage und Spiele für den Hund wurde referiert.

Am Dienstag war ein ganztägiger Wandertag nach Herberstein geplant. Am Abend hat Claas Esser

über das Thema „Woran erkenne ich eine gute Hundeschule (Blindenführhundeschule)“ gesprochen.

Im weiteren Verlauf des Seminars hat Esser über die Themen „Wodurch entstehen Probleme mit

meinem Führhund und wie könnten diese vermieden werden?“ und über das Thema „Auswirkungen

von Erfahrungen des Hundes vor der eigentlichen Ausbildung im Alltag“ gesprochen.

Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag standen praktische Übungen auf dem Programm. Die

Übungen bestanden zum Beispiel aus: Unterordnung, sich Entfernen vom Hund und

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Futterverweigerung. Beim Ortstraining wurden das Anzeigen von Türen, Stiegen, Höhenhindernissen,

Zebrastreifen und das Anzeigen eines freien Platzes im Lokal trainiert. Diese Übungen wurden

gewertet nach den Bewertungsbögen, die bei den Prüfungen verwendet werden. Die

Trainingseinheiten wurden von drei Österreichischen und einer Schweizer Schule sowie auch von

Claas Esser ausgeführt. Am Samstag wurde wieder zum Abschluss das beliebte Hunderennen

durchgeführt. Zum ersten Mal hatte man beim Seminar die Möglichkeit, seinen Hund waschen und

kämmen zu lassen und Tipps für die Hundepflege zu erhalten.

Die Hauptversammlung der Fachgruppe „Blindenführhundehalter“ mit Neuwahlen fand am Samstag

den 21.5.2011 um 13:30 Uhr ebenfalls im Gästehaus Stubenberg statt. Ich möchte mich auf diesem

Weg bei den Landesfachgruppenleitern für die geleistete Öffentlichkeitsarbeit und für die gute

Zusammenarbeit bedanken. (Beate Krames)

Ab dem 21. Mai 2011 übernahm René Kölbl die Fachgruppe, er berichtet: Am 10. Juni 2011 war im

Dachverband des ÖBSV die Einladung zum „Tag der offenen Tür“, wo es auch einen Infostand für

Blindenführhunde gab. Einzige Vertreterin der Führhundeschulen war Maria Gerstmann. Als neuer

Fachgruppenleiter war es meine Pflicht, Interessenten Infos über Führhunde, Finanzierungen, Pflege,

Tiernahrung etc. zu geben.

Natürlich war auch meine Führhündin Aisha anwesend und so konnten wir als Team den Menschen

die Führtätigkeiten der Blindenführhunde besser erklären.

Am 13. Oktober 2011 besuchte ich in Wien beim Bundessozialamt eine Tagung zum Thema

Richtlinien für die Hundeschulen und Prüfungen.

8. Hilfsmittel – FGH

(Mag. Beate Hattinger)

Leitungssitzungen

Im Berichtszeitraum tagte die Fachgruppenleitung insgesamt drei Mal:

21.1.2011: Leitungssitzung in Wien

20.5.2011: Leitungssitzung in Wien

7.10.2011: Leitungssitzung in Wien

Web-Auftritt der FGH mit Kommentarfunktion ausgestattet (Eva Papst)

http://www.fachgruppe-hilfsmittel.at

Die Webseite der Fachgruppe ist nun zwei Jahre alt. Im Bereich Sonder-CDs haben wir inzwischen alle

seit Bestehen der Fachgruppe Hilfsmittel produzierten Sonder-Audio-CDs aufgelistet.

Heuer, zum 30-jährigen Bestehen der Fachgruppe Hilfsmittel, möchten wir unser Angebot wieder

erweitern und verändern.

Ab sofort können Sie Beiträge, die im Jahr 2011 publiziert werden, auch kommentieren. Wir hoffen

damit mit unseren Lesern in noch engeren Kontakt treten zu können. Ihre Ergänzungen tragen somit

zur Verbesserung unseres Informationsangebots bei. Auch rückfragen und Korrekturen werden damit

für alle Leser nachvollziehbar.

Möglich wird diese Erweiterung der Funktionalität durch unseren technischen Betreuer Peter

Kammerer, der seine bwlc, mit deren Hilfe unsere Seiten gepflegt werden, um die

Kommentarfunktion erweitert hat, wofür wir herzlich danken.

Von Anfang an war angedacht, Praxisberichte über Hilfsmittel zu veröffentlichen, und nun ist es so

weit. Im Bereich Berichte werden wir Sie künftig mit Praxisberichten versorgen.

Wichtige technische Daten und Informationen zur Funktion eines Hilfsmittels sind nahezu lückenlos

bei den Vertreibern verfügbar. Uns geht es in diesem Bereich mehr um die Erfahrungen in der Praxis.

Wenn Sie also selbst über ein von Ihnen verwendetes Hilfsmittel berichten möchten, nutzen Sie bitte

den Kontaktlink, den Sie auf jeder Seite finden.

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Solche Berichte sollen unseren Lesern helfen, sich ein Bild darüber zu machen, wie Anwender ein

Hilfsmittel einsetzen und welche Erfahrungen sie damit machen. Dabei kann es durchaus

vorkommen, dass die Erfahrungen und somit auch die Ergebnisse der Berichte unterschiedlich sind.

Wir hoffen aber, durch diese individuellen Informationen dazu beitragen zu können, Angst vor

moderner Technik abzubauen und nützliche Hinweise bei der Bedienung zu geben.

Auch bei den Berichten sind Kommentare erlaubt, ja sogar erwünscht.

Mobilitätsrallye 2011 (Walter Lindner)

Unterwegs in Wien mit Langstock oder Blindenführhund sowie einer genauen Wegbeschreibung. Das

war sie, die Mobilitätsrallye:

Elf StarterInnen trafen einander am Samstag, dem 18. Juni, vor dem Blindeninstitut in der

Wittelsbachstraße, um sich den Aufgaben der Mobilitätsrallye zu stellen. Diese wurde anlässlich des

30-Jahr-Jubiläums der Fachgruppe Hilfsmittel des ÖBSV reaktiviert, denn zwischen 1998 und 2002

fanden bereits Veranstaltungen dieser Art statt.

Die Mobilitätstrainerin, Marianne Kern, war mir bei der Aufbereitung der Streckenbeschreibung

ebenso wesentlich behilflich wie Reinhard Marth, welcher deren Druck und Audioadaption vornahm.

Das Wetter war, wie für die Rallye bestellt. Es ging zwar leichter Wind, einige Regentropfen

kündigten den nachmittägigen Schauer an, die TeilnehmerInnen konnten aber bei angenehmen

Temperaturen auf die Reise geschickt werden.

Bevor es so richtig losging, bekam man eine Brille, eine Armschleife und einen Langstock zu betasten.

Mit diesen Hinweisen versehen, sollte man am Ziel ein gängiges Sprichwort nennen ("des siacht a

Blinda mit an Steckn").

Vom BBI aus fuhren die Teilnehmenden mit dem Bus zum Praterstern und mit der S-Bahn bis nach

Floridsdorf. Hier wartete die erste, in der Planung nicht vorgesehene, größere Herausforderung,

denn die Geschäftsleute und Bewohner der Floridsdorfer Hauptstraße feierten ihr Straßenfest. Da wir

rechtzeitig davon in Kenntnis gesetzt waren, konnten wir in der Wegbeschreibung mit einem Hinweis

auf die zusätzliche Schwierigkeit reagieren.

Beim ersten Kontrollpunkt, für welchen uns die Firma TSB ihren Hof und auch Getränke und Stärkung

zur Verfügung stellte, sollten die TeilnehmerInnen ihr Wissen über Wien unter Beweis stellen und

konnten "Punkte hamstern".

Nach Bewältigung der Aufgabe führte die Strecke per pedes bis zur Haltestelle der Straßenbahnlinie

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Mobilitätsparkur auf dem Programm: Gehen auf Holzklötzen (bei jeder Bodenberührung wurde ein

Zähler abgezogen), Benennen von Himmelsrichtungen und eine Schätzfrage, bei welcher man ein

kleines Döschen, gefüllt mit Kaffeebohnen, in die Hand bekam und erraten sollte, wie viele es sind.

Der Weg führte weiter schnurstracks durch den Augarten, bei dessen Ausgang das zweite, bei

Erstellung der Beschreibung noch nicht vorhandene Hindernis, ein riesiger Sandhaufen, für Probleme

hätte sorgen können, wäre nicht eine der bei neuralgischen Stellen befindlichen siebzehn sehenden

HelferInnen dort gestanden.

Zu Fuß gingen die Teilnehmenden bis zur U-Bahnstation Taborstraße, fuhren mit der U2 bis zum

Schottentor, kämpften sich durch die belebte Passage "Jonas-Reindl" bis zur Freyung, wo die nächste

Aufgabe auf sie wartete. In Anlehnung an die "Millionenshow" sollten zehn Fragen beantwortet

werden, wobei zwei Joker als Erleichterung eingesetzt werden konnten.

Die letzte Etappe führte zur U3-Station Herrengasse und mit öffentlichen Verkehrsmitteln (U- und

Straßenbahn) nach Simmering, wo der schnellste Teilnehmer nach nicht einmal zwei

Dreiviertelstunden beim Gasthaus eintraf, in welchem die Siegerehrung vorgenommen wurde.

Die erfolgreichen und verletzungsfrei ins Ziel gekommenen TeilnehmerInnen konnten die Preise

aussuchen, welche von neunzehn Firmen und Privatpersonen zur Verfügung gestellt wurden. Die

Reihenfolge des Wählens ergab sich aus der Rangliste, hier die ersten Drei:

1. Osman Porca

2. Mag. Angela Engel

3. Irmgard Gindl (mit Ehemann Hermann und Hund)

Bei guter Stimmung und eben solchem Essen konnten wir auf eine erfolgreiche Veranstaltung

zurückblicken. Als wir um 18:30 Uhr ins Auto stiegen, begann es zu schütten.

Da sich keine Nachfolger für das ausscheidende Führungsteam fanden, wurde die FGH bei der 16.

ordentlichen Fachgruppenversammlung aufgelöst.

Akustische Festschrift zum Jubiläum "30 Jahre Fachgruppe Hilfsmittel"

Diese besteht aus einer Box mit 4 Audio-CD's, die an alle Mitglieder der FGH versandt wird. Diese

umfassen einen Querschnitt von Audiobeiträgen, von den Anfängen bis jetzt, zu allen Themen, mit

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denen sich die FGH je beschäftigt hat. Mit dieser Publikation möchten wir uns bei unseren

Mitgliedern für deren Treue bedanken. Und wir möchten die enormen Veränderungen in der

Hilfsmittelwelt blinder und sehbehinderter Menschen dokumentieren.

10. TELEKOMMUNIKATION und Büroberufe – FGTB

(Kurt Feuerstein)

Ganz am Anfang des Berichszeitraums stehen der VII. Fachgruppenkongress und die VII. ordentliche

Fachgruppenversammlung der FGTB. Hier ein ausführlicher Bericht:

7. Fachgruppenkongress 2010: Walter Lindner (vollblind) und Burgi Bänder (sehbehindert)

14 TeilnehmerInnen aus Oberösterreich, der Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien trafen unter

dem 19-Uhr-Glockengeläute auf der Hungerburg bei Innsbruck ein, um sich Tipps für den Umgang im

beruflichen Alltag und das private Auftreten zu holen. Das AK Bildungshaus Seehof bot seinen Gästen

geräumige, komfortable und helle Zimmer, war aber am Anreisetag sowie während des restlichen

Aufenthaltes jeweils nach dem Abendessen servicemäßig verwaist. Dies tat einer guten Stimmung

und der Einnahme des Nachtmahles in einem nahegelegenen Restaurant aber keinen Abbruch.

Der Montagvormittag stand ganz im Zeichen von Farb- und Stilberatung. Die Referentin Annemarie

Steger aus Innsbruck nahm sich sehr viel Zeit, um allen Interessenten zu erklären, welcher Typ der

vier Jahreszeiten sie seien und welche Farbkombinationen bei der Bekleidung zur jeweiligen Person

passen. Für mich als Vollblinder war es zwar interessant, jedoch haben optische Begriffe keine

Bedeutung und können mir auch nicht erklärt werden. Für mich mit meinem relativ guten Sehrest

war es sehr hilfreich zu erfahren, welche Farben zu meinen mittelblonden Haaren und meinem hellen

Hautton passen.

Trotz dicht gedrängtem Programm gelang es uns, nach dem Mittagessen einen kleinen Spaziergang

im direkt frühlingshaft-föhnigen Umfeld der Hungerburg zu machen, das auf 860 Metern Seehöhe

liegt. Wir genossen das herrliche Wetter im Wissen, dass eine Kaltfront über Nacht für kräftige

Abkühlung und Schneeregen sorgen sollte.

Am Nachmittag erfuhren wir die Rechte und Pflichten der Arbeitnehmer zum Thema

"Gewerkschaft - wozu?" Vortragende waren Philip Wohlgemut und Gottfried Kostenzer.

Ausreichende Information kam bei den folgenden zwei Stunden wohl deshalb nicht zustande, weil

erstens zu wenig Zeit dafür anberaumt war und sich zweitens eine rege Diskussion unter allen

Beteiligten entwickelte.

In der abendlichen Einführung zum Seminar "Besser schlagfertig als mit einem Schlag fertig!" gab uns

die Seminarleiterin, Carola Rückert, interessante Rätsel auf. Sie verpackte diese in Geschichten,

deren Lösungen die TeilnehmerInnen durch Fragen, die nur mit "ja" oder "nein" beantwortet werden

durften, zu knacken versuchten. Ein gemütlicher Abend mit viel persönlichen Gesprächen und guten

Getränken beendete den interessanten, aber anstrengenden Kurstag.

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Am kommenden Tag wurden unter Carolas Anleitung Teams gebildet, welche während des gesamten

Tages gemeinsame Projekte erarbeiten sollten. Ich (Walter) kannte meinen Sitznachbarn aus

Vorarlberg zwar nicht gut, wir konnten aber trotzdem hervorragend kommunizieren.

Ich (Burgi) war im Trio zusammen, was ich anstrengend fand. Irgendwie sprachen wir in einem Raum

alle durcheinander, was nicht nur uns etwas irritierte. Wir wurden uns einig, uns bei derartigen

Unterhaltungen zukünftig in verschiedene, nahe gelegene Orte, zu begeben, sofern das platzmäßig

möglich ist, damit wir einander nicht stören. Normalerweise dient eine Vorstellungsrunde dazu, sich

selbst mittels eines Kurzsteckbriefs zu umreißen. Unsere Kursleiterin ließ dies aber vom anderen

Teammitglied durchführen, das den Partner in einem kurzen Gespräch interviewen musste.

Nach einem Rollenspiel, in dem eine Party simuliert wurde, ging es an das Einlösen der Hausaufgabe.

Einige Tage vor Seminarbeginn erhielt jede(r) TeilnehmerIn eine E-Mail, in der ein fünfminütiges

Referat über den wichtigsten Tag im Leben gefordert wurde. So schilderte ich (Walter) die

aufregenden Stunden einer meiner ersten Radiosendungen. Ich (Burgi) erfreute mich daran, dass ein

Marathonläufer auf der Laufbahn nach eineinviertel Stunden kapitulierte, während ich noch einige

Runden lief.

Nach der Mittagspause, in der wir diesmal wegen des angekündigten Regens nicht hinaus konnten,

mussten wir nach einer zehnminütigen Vorbereitungszeit erneut von einem Erlebnis berichten. Dies

sollte zwar bezwecken, dass man, ohne viel Zeit zu haben, relativ spontan erzählte, doch nahm man

uns dadurch die restlichen Themen. Wirkliche Tipps in Bezug auf Schlagfertigkeit kamen deshalb zu

kurz.

Die sehenden bzw. sehbehinderten KollegInnen bemühten sich mit Umsicht, dass man sich als

Vollblinder wohlfühlen konnte. Sie halfen, vom Frühstücksbuffet die gewünschten Nahrungsmittel zu

ergattern und waren auch dann zur Stelle, wenn die Orientierung im relativ halligen Haus abhanden

kam. Wenn wir zwei auch nichts Neues gelernt haben, nahmen wir jede Menge schöner Erfahrungen

mit nach Wien. Wie bei etlichen dieser Veranstaltungen wurde zu viel Thematik in zu wenig Zeit

gepresst. Das ist einerseits verständlich, denn die KursteilnehmerInnen wollen ja etwas geboten

bekommen, andererseits ist weniger oft mehr.

Bei der VII. Fachgruppenversammlung wurden alle bisherigen Funktionsträger wiedergewählt.

Fachgruppenleiter Kurt Feuerstein gab jedoch bekannt, dass dies für ihn die letzte Wahlperiode sei

und dass er nach 2014 nicht mehr zur Verfügung stehen würde, da er zu diesem Zeitpunkt in den

Ruhestand gehen werde und seiner Meinung nach ein Fachgruppenleiter im Arbeitsleben stehen

müsse. Das wichtigste Highlight des Jahres 2011 bildet unser Fachgruppenausflug nach Marburg.

11. Bundesverkehrsgremium (BVG)

(Hubert Onitsch)

Im Berichtszeitraum fanden drei BVG-Sitzungen statt. Bei diesen Sitzungen wurden folgende Beschlüsse gefasst:

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Beschluss der blindenrelevanten Themen für die B 1600, die nach langwierigen Verhandlungen dann mit unserer Zustimmung am 01.04.2011 veröffentlicht wurde.

Beschluss für die Überarbeitung der V 2102-1 bis V2107 Normen und Erstellung der V 2108 (taktile Symbole für Pläne) in der ON AG 196.06 Blindenhilfsmittel.

Zustimmung des Vorschlags von akustischen Ampeln für ON AG 196.06, Auslösung der Akustik soll in beiden Varianten (Fernsender oder Bedientableau) bei allen Ampeln vorgesehen werden, Bedienungsvariante soll der einzelnen LVG überlassen bleiben. .

Als Bundesverkehrsgremiumsleiter nahm ich an folgenden Veranstaltungen teil: Zehn Normungssitzungen und Komitee Sitzungen ON AG 01105 Überarbeitung B 1600 Barrierefreies Planen und Bauen, B 1601 und B 1602, drei Normungssitzungen und Komitee-Sitzungen AG 196.06 Blindenhilfsmittel sowie zwei ÖAVV Sitzungen.

Workshop im Rahmen der Studie GABAMO, Grundlagen der Aus- und Weiterbildung im Bereich der barrierefreien Mobilität.

NVTW (neuer Nahverkehrstriebwagen).

Drive-Akustik in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)- hier wird die Hörbarkeit von E-Fahrzeugen wissenschaftlich untersucht.

Ausarbeitung von Fluchtwegs-Kennzeichnung in Tunnelanlagen in Zusammenarbeit mit Herrn Hartleitner (ÖBB).

12. Brailleschrift-Kommission

(Prof. Erich Schmid)

Seit 1995 bin ich Vorsitzender der österreichischen Brailleschriftkommission und österreichischer

Vertreter in dem 1998 gegründeten Brailleschriftkomitee der deutschsprachigen Länder. Weitere

Tätigkeiten im Zusammenhang mit Braille sind die Mitarbeit im Österreichischen Normungsinstitut

(ASI), in der europäischen Normung (CEN) und in der internationalen Normung (ISO).

Ein weithin sichtbares Ergebnis der Normierungsarbeit auf europäischer Ebene ist die Tatsache, dass

ab 1.1.2011 neu auf den Markt kommende Medikamente Braillebeschriftung auf ihren Verpackungen

haben müssen. Viele Pharmafirmen statten aber auch freiwillig neu aufgelegte Chargen mit

Braillebeschriftung aus und manchmal ist sogar Brailleschrift auf Konsumartikeln (z.B. Schokolade) zu

finden.

Auch in Gruppen für Verkehrsnormen arbeite ich mit dem Schwerpunkt der Standardisierung von

tastbaren Symbolen und Schriftzeichen mit.

Ein Arbeitsgebiet, das nur am Rande mit Braille zusammenhängt, hat sich seit kurzem aufgetan. Es

geht dabei um die Zugänglichmachung von Musik- und Audiobearbeitungssoftware für blinde

Menschen. Im Februar 2012 wird es dazu eine Konferenz in Griechenland geben.

Trotz des Austausches von Dokumenten und Diskussionsbeiträgen innerhalb der Gruppen über Mail

sind immer wieder Treffen erforderlich und daher müssen Reisen angetreten werden. Zur

Angleichung der Mathematikschrift an die "normale" Brailleschrift – soweit dies möglich ist – gab es

zwei Treffen, jeweils in Marburg. Um die Arbeit effektiver zu machen, wurde ich beim letzten Treffen

zum Prozessmanager bestimmt und koordiniere nun die Arbeit der Untergruppen und die

Einladungen zu Treffen. Auch im Brailleschriftkomitee der deutschsprachigen Länder, dem

übergeordneten Gremium, gab es zwei Treffen – und zwar in Zürich und in Bad Meinberg.

Hauptthemen sind dabei die Neufassung der Systematik und Beschlüsse über neue Braillezeichen.

Folgende Zeichen wurden für den Gebrauch freigegeben:

Braillezeichen für das Nummernzeichen (Raute): 4,3456 Geschwungene Klammern öffnend und schließend: 5,12356 Spitze Klammern öffnend und schließend: 5,2356 Punktschrifttechnische Übertragungsklammern öffnend und schließend: 6,56,2356 Zweites Aufzählungszeichen: 5,36 Zweites Hervorhebungszeichen: 5,456 Senkrechter Strich als Abtrennungszeichen: 5,36

Eine Besonderheit meiner Tätigkeit im Zusammenhang mit Braille war die Teilnahme am

Weltkongress "Braille 21" (Braille im 21. Jahrhundert) vom 27.-30.9.2011 in Leipzig. Besonders

ehrenvoll für mich war, dass ich im Vorfeld zur Mitarbeit in Workshops, bei Vorträgen und

Podiumsdiskussionen eingeladen worden bin. Insgesamt hatte ich in den vier Konferenztagen sieben

öffentliche Auftritte:

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"Deutscher Tag":

"6 Braille-Systematiken in 30 Minuten" – dieser Vortrag wird von der Deutschen

Zentralbücherei in Heftform veröffentlicht werden

"Mecker-Ecke" des Brailleschriftkomitees der deutschsprachigen Länder

Podiumsgespräch zum Thema Braille-Code

An den internationalen Tagen (Konferenzsprache Englisch):

"Learning with Daisy" zusammen mit Wolfgang Hubert

Beschreibung der Lernumgebung Moodle im Workshop über Blindennotenschrift

"Braille on packages of medicinal products" zusammen mit Ernst-Dietrich Lorenz – dieser

Beitrag soll in leicht geänderter Form im "Medical Journal" veröffentlicht werden und ich

hatte auch schon eine Anfrage aus Japan um Zusendung des Beitrages

Abschlussdiskussion über Braillebeschriftung auf Verpackungen von Konsumartikeln.

13. EBU-Verbindungskommission

(Dr. Markus Wolf)

Die wichtigste Aufgabe der Verbindungskommission ist die Herstellung und Aufrechterhaltung der

Beziehungen zu den Institutionen der Europäischen Union, damit die Interessen der 10 Millionen

blinden und sehbehinderten Menschen der Europäischen Union in den Richtlinien, Verordnungen

und Empfehlungen der EU berücksichtigt werden.

Unsere Hauptaufgabe ist also die Lobbyarbeit bei der Europäischen Kommission, dem Rat der

Europäischen Union und dem Europäischen Parlament. Dies bedeutet, dass ich als österreichischer

Vertreter eine Vielzahl an Briefen an die österreichischen Abgeordneten zum Europäischen

Parlament, an die österreichischen Vertreterinnen und Vertreter im Rat und in Ratsarbeitsgruppen

der EU geschrieben habe.

Zusammen mit meinen Kommissionskollegen und –Kolleginnen erarbeiten wir Stellungnahmen zu

Vorschlägen der Europäischen Kommission, die wir dann, als EBU, einreichen. Besonders wichtig ist

hier die gemeinsame Abstimmung unter den Verbindungskommissionsmitgliedern, damit wir mit

einer Stimme, mit einer starken Position, den Europäischen Institutionen selbstbewusst

gegenübertreten und für das gemeinsame Ziel kämpfen können.

Gewöhnlich trifft sich die Verbindungskommission einmal pro Jahr zu einer dreitägigen

Arbeitssitzung, um Bilanz zu ziehen, Probleme zu besprechen, gemeinsame Positionen und Strategien

zu erarbeiten und Herausforderungen der Zukunft zu identifizieren. Da 2011 die EBU-

Generalversammlung stattfand, gab es keine Verbindungskommissionssitzung – ja ja, liebe Freunde,

auch wir müssen sparen. Die Ziele für 2011 legten wir schon im November 2010 bei der EBU-

Konferenz in Wien fest.

Dieses Jahr war die wichtigste Lobbyarbeit, einen rechtlich verbindlichen internationalen Vertrag der

den Zugang von Braille-Büchern, Audiobüchern sowie von Büchern im Großdruckformat für blinde

und sehbehinderte Menschen erheblich erleichtern, ja sogar in manchen Fällen erst ermöglichen

würde, zu erreichen. Wie Sie sicher wissen, haben voriges Jahr 101 Abgeordnete dieses Anliegen mit

ihrer Unterschrift an Kommissar Barnier unterstützt. Im Mai hat das Europäische Parlament dieses

Anliegen auch seinem Bericht "Unlocking the potential of cultural and creative industries"

unterstützt. Leider sind die Kommission und der Rat noch immer gegen eine Unterzeichnung bei der

WIPO.

Die Europäische Blindenunion hat daher eine Petition beim Petitionskomitee eingereicht. Die EBU

stellt damit die Frage, warum die Kommission immer wieder den Willen des Parlaments ignoriert und

wie die Nichtunterzeichnung mit der Umsetzung der UN-Konvention für die Rechte von Menschen

mit Behinderungen vereinbart werden kann. Diese Petition wurde am 3. Oktober behandelt. Es

waren Vertreter der Kommission anwesend.

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EBU petition

"Will the EU support a World Intellectual Property Organisation (WIPO) treaty to end the book

famine faced by blind and print disabled people?

Millions of EU citizens who are blind or have other disabilities preventing them from reading a

standard print book face a "book famine". This is because 95% of all published works are never

converted to "accessible formats" they can read such as Braille, large print or audio.

The European Blind Union (EBU) has campaigned for some years for an international treaty at the

World Intellectual Property Organisation (WIPO) to facilitate better access to books. The European

Parliament has supported this campaign.

In May 2011 the European Parliament, in adopting its report "Unlocking the potential of cultural and

creative industries", called for the EU negotiators to back a binding WIPO treaty. However, the EU

Council and Commission have consistently opposed such a treaty.

Between June 15th and 24th the copyright committee of the World Intellectual Property

Organisation (WIPO SCCR22) made great progress towards a law to improve access to books for blind

and other print disabled people. At the Geneva meeting, countries as diverse as Argentina, Brazil, the

EU, and the USA, supported a draft document which could form the basis of a treaty, giving

exceptions to copyright so that print disabled people can make and share accessible books.

However, the European Union negotiators have consistently opposed the idea of such a text

becoming a legally binding treaty. They maintain that a non-binding "recommendation" would be

sufficient for print disabled people, though by contrast they are happy to support binding treaties to

support rights holders' interests. By opposing such a treaty, the EU Commission and Member States

are clearly failing to recognise and respect the right of persons with disabilities to benefit from

measures designed to ensure their independence, social and occupational integration and

participation in the life of the community. (Article 26 of the EU Charter of Fundamental Rights,

integration of persons with disabilities)

Furthermore, Article 30 of the UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities,

"participation in cultural life, recreation, leisure and sport", says "3. States Parties shall take all

appropriate steps, in accordance with international law, to ensure that laws protecting intellectual

property rights do not constitute an unreasonable or discriminatory barrier to access by persons with

disabilities to cultural materials."

Die nächsten WIPO-Verhandlungen finden Ende November statt. Zu erwarten ist, dass der

Textentwurf finalisiert wird und dass entschieden wird, wie und wann er bindendes Recht werden

wird.

Es freut mich, dass die Europäische Union vor der Juni SCCR22-Sitzung mit anderen WIPO-

Mitgliedsstaaten zusammengearbeitet hat. Diese konstruktive Zusammenarbeit hatte einen

konsolidierten Textentwurf als Folge, der die Grundlage für internationales Recht bilden könnte. Wir

sind der Ansicht, dass dieser Text grundsätzlich ein guter ist, der die Bedürfnisse von Menschen mit

Leseschwierigkeiten berücksichtigt. Wie schon erwähnt, hat die WIPO ihre nächste Sitzung im

November 2011. Die konstruktive Rolle der EU ist sehr wichtig, damit die gute Arbeit der letzten

Monate im November zu konkreten Ergebnissen führen kann.

Es wäre sehr wichtig, dass die EU-Verhandler und -Verhandlerinnen weiters konstruktiv mit den

Vertretern und Vertreterinnen anderer WIPO-Mitgliedstaaten zusammenarbeiten, damit der Chair’s

text vor der SCCR-23-Sitzung präzisiert und fertiggestellt wird. Bei der November SCCR23-Sitzung soll

die EU die WIPO ersuchen, im Jahr 2012 eine Diplomatenkonferenz einzuberufen, damit der

beschlossene Text internationales Recht werden kann.

An dieser Stelle möchte ich nochmals die Wichtigkeit einer multinationalen Zusammenarbeit

unterstreichen. Viele unserer Probleme können wir nicht mehr alleine, auf nationaler Ebene lösen.

Eine gemeinsame Anstrengung auf europäischer und manchmal auf globaler Ebene ist essenziell.

Ich bedanke mich für Ihre bisherige Unterstützung!