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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.
Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.
BESTIMMUNG DER SEDIMENTATIONSKONSTANTE EINES INFEKTIÖSEN PRINZIPS 171
are not assumed to be integral constituents of the
virus and hence they were not taken into considera
tion in the diagram (Fig. 1).
The well known filamentous forms of influenza
virus apparently have a structure similar to that of
the spherical elementary body. There is less infecti-
vity, if any, combined with the filaments than with
the spheres, but more hemagglutinating capacity30.
The filaments could be disintegrated by ultrasonic
vibration, and only the HA-titer rose sharply without
corresponding rise in infectivity. Electron micro
graphs5 showed clearly that the filamentous forms
contained no dense central body like the spherical
forms. It seems very probable that the rod like forms
are enourmously elongated virus particles with pro
tein and lipid layers, with HA-subunits on the sur
face and also with a outer membrane. But they do
not seem to contain the CFA-subunits in the center
which would be necessary for infectivity. These fila
ments resemble in this respect the incomplete in
fluenza virus which recently was shown to contain
less CFA-subunits than complete virus particles36.
34 F. S. L ie f and W. H e n l e , Virology 2, 772 [1957].35 H . B . D o n a l d and A. I s a a c s , J. gen. Microbiol. 11, 325
[1954].36 F. S. L ie f and W. H e n l e , Virology 2, 782 [1957],
Bestimmung der Sedimentationskonstante eines infektiösen
Prinzips mit Nucleinsäurecharakter aus dem Virus der Maul- und
Klauenseuche mit Hilfe der Gradienten-Zentrifugation
Von K a r l S t r o h m a ie r und M a n f r e d M u ssg a y
Aus der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Tübingen a. N.(Z. Naturforschg. 14 b, 171— 178 [1959] ; eingegangen am 23. Dezember 1958)
Es wird eine Methode zur absoluten Bestimmung der Sedimentationskonstante bei einer Gra- dienten-Zentrifugation beschrieben. Die Formeln zur Berechnung werden angegeben und am Beispiel eines Gradienten von D20 —H20 Mischungen wird gezeigt, wie die Funktion des Dichtegradienten gefunden und berechnet werden kann.
Mit Hilfe dieser Methode gelang es, die Sedimentationskonstante des infektiösen Prinzips mit Nucleinsäurecharakter aus dem Virus der Maul- und Klauenseuche zu bestimmen. Sie beträgt 37 S.Unter der Annahme der Gültigkeit der von G ie r e r abgeleiteten Beziehung entspricht dieser Wert einem Mol.-Gew. von 3,1-10®. Die sich daraus ergebenden weiteren Konstanten für das infektiöse Prinzip von Nucleinsäurecharakter und für das Virus der Maul- und Klauenseuche werden berechnet.
In einer ersten Arbeit1 hatten wir gezeigt, daß mit
der von G ie r e r und S c h r a m m 2 entwickelten Phenol
behandlung audi aus Homogenat von Jungmäusen,
die mit Maul- und Klauenseuche-Virus (MKS-Virus)
infiziert sind, ein infektiöses Prinzip von Ribo-
nucleinsäure-Charakter isoliert werden kann. Diese
infektiöse Komponente unterschied sich in mehreren
Eigenschaften von denen intakter Viruspartikel. Die
Unterschiede beziehen sich auf die relative Emp
fänglichkeit von Jungmäusen bei intracerebraler
und intraperitonealer Infektion, das Verhalten bei
Ribonuclease-Behandlung, die Stabilität bei 37° C
und die Neutralisation durch spezifisches Immun-
1 M . M u s s g a y u . K. S t r o h m a ie r , Zbl. Bakteriol., Parasitenkunde, Infektionskrankh. Hyg. I. Abt. Orig. 173, 163 [1958].
2 A. G ie r e r u . G . S ch ram m , Z. Naturforsdig. 11 b, 138 [1956].3 F. B r o w n , R. F. S e l l e r s u . D. L. S t e w a r t , Nature [Lon
don] 182, 535 [1958].
serum. Außerdem wiesen wir nach, daß die infek
tiöse Komponente des Nucleinsäure-Präparates die
genetische Information für die Bildung typenspezi
fischer Nachkommen trägt.
Inzwischen wurde ein Teil unserer Versuchsergeb
nisse von B r o w n und Mitarbb. 3 und d e B o er (per
sönliche Mitteilung) bestätigt, die aus MKS-Virus
material von Gewebekulturen mit der Phenolmethode
ebenfalls ein infektiöses Prinzip gewinnen konnten.
Die von anderen Autoren 4-6 bei Untersuchungen
von infektiösen Nucleinsäure-Präparaten aus dem
Poliomyelitis-Virus und aus Encephalitis-Viren er
haltenen Befunde haben wir früher1 schon disku-
4 I. S . C o l t e r , H. H. B i r d u . R. A. B r o w n , Nature [London] 1 7 9 , 859 [1957].
5 E. W e c k e r u . W . S c h ä f e r , Z. Naturforschg. 1 2 b . 416 [1957],
6 I. S . C o l t e r , H. H. B i r d , A. W . M o y e r u. R. A. B r o w n ,
Virology 4 , 522 [1957].
172 K. STROHMAIER UND M. MUSSGAY
tiert. Vor kurzem erschien noch eine weitere Mittei
lung von Alexander und Mitarbb." über infektiöse
Ribonucleinsäure aus dem Poliomyelitis-Virus.
Gierer8 9 stellte an der Ribonucleinsäure, die er
aus gereinigtem Tabakmosaik-Virus (TMV) gewon
nen hatte, verschiedene physikalische und chemische
Untersuchungen an, und konnte mit Hilfe von Vis-
kositäts- und Sedimentationsmessungen eine einfache
Beziehung zwischen der Sedimentationskonstante
und dem Mol.-Gew. angeben.
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Sedimen
tationskonstante der infektiösen Komponente der
aus MKS infizierten Mäusen hergestellten Nuclein-
säure-Fraktion zu messen und unter Verwendung
der von Gierer8 angegebenen Beziehung auf das
Mol.-Gew. zu schließen.
Da wir von ungereinigtem Material ausgehen
mußten, ergab sich die Schwierigkeit, eine verschwin
dend kleine Menge, die sich durch Infektiosität aus
zeichnet, neben einer großen Menge Substanz ähn
lichen chemischen Aufbaues zu untersuchen. Außer
dem ist diese infektiöse Komponente sehr labil und
daher sind Infektiositätsmessungen nur mit begrenz
ter Genauigkeit möglich. Wir entwickelten aus die
sem Grunde eine Methode zur Messung der Sedimen-
dationskonstante bei einer Dichte-Gradienten-Zentri-
fugation, bei der Fehler in der Infektiositätsmes
sung nur mit geringem Gewicht in das Endergebnis
eingehen.
Material und Methode
Virus und Herstellung des Nucleinsäure-Präparates: Wir arbeiteten, wie bei früheren Versuchen1, mit Virus des C-Typs. Die Herstellung der Nucleinsäure-Präparate geschah nach der von Gierer und Schramm 2 angegebenen Methode durch Ausschütteln eines Gewebeextraktes mit Phenol. Die fertige, klare Nucleinsäure-Fraktion wurde bei 35 000 U/min 5 Min. zentrifugiert und der Überstand vorsichtig abgehebert. Dieser wurde bei den Versuchen verwendet und wird im folgenden als „Ausgangsmaterial“ bezeichnet.
Für Vergleichsmessungen mit nichtpräpariertem Virusmaterial gingen wir von Kulturvirus einer 22. Kulturpassage aus. Die Kulturflüssigkeit wurde mit m j90- NaCl-Phosphatpuffer 1 : 5 verdünnt, 15 Min. bei
7 H. E. A l e x a n d e r , G . K o c h , I. M . M o u n t a i n u . 0 . v a n D a m m e ,
J . exp. Medicine 108, 493 [1958].
8 A. G i e r e r , Z. Naturforschg. 13 b, 477 [1958].
9 A. G i e r e r , Z. Naturforschg. 13 b, 485 [1958].
10 L . J. R e e d u . H. M u e n c h , Amer. J. Hyg. 27, 493 [1938].
11 H . G . B a r b o u r u . W. H . H a m i l t o n , J. biol. Chemistry 69,625 [1926],
15 000 U/min zentrifugiert und der Überstand zum Versuch verwendet.
Infektiositätstest: Die Bestimmung des Infektiositätstiters erfolgte an 5 —6 Tage alten Mäusen. Wie früher beschrieben1, erhielten dabei die Mäuse Material einzelner Verdünnungsstufen i.e. injiziert. Wurde der zur Titerbestimmung nach R e e d und M u e n c h 10 notwendige untere Endpunkt nicht erreicht, berechneten wir die Konzentration an infektiösen Einheiten nach der Formel
v • pv worin l/v die Verdünnung und pv der Prozent-v
satz erkrankter Tiere in der Verdünnung l/v bedeutet.Dichtemessung: Die Dichte der einzelnen Fraktionen
bestimmten wir nach der Falltropfen-Methoden . Aus einer Kapillare wurden gleiche Tropfen von etwa 1 mm3 gedrückt und die Fallgeschwindigkeit in einer Flüssigkeit gemessen. Als Fallstrecke diente ein gerader, 50 cm langer Kühler, dessen Innenrohr das Fallmedium Tetralin enthielt und dessen Mantel mit einem Ultrathermostat auf 20° C gehalten wurde. Die Fallgeschwindigkeit wurde geeicht mit D20 — H20-Mischungen bekannter Zusammensetzung, deren Dichte pyknometrisch geprüft wurde.
Viskosität: Die Viskosität bestimmten wir mit einemO s t w a 1 d sehen Viskosimeter. Es zeigte sich, daß innerhalb der Meßgenauigkeit die Zähigkeit der D20 — H20- Mischungen dem Mischungsverhältnis entsprach12.
Gradienten-Zentrifugation: Da die zu untersu
chende Substanz nur durch ihre Eigenschaft der In
fektiosität vor der übrigen in der Ausgangslösung
vorhandenen RNS ausgezeichnet war, kam für die
Bestimmung der Sedimentationskonstante nur eine
biologische Methode in Frage. Dabei schieden alle
diejenigen Methoden aus, bei denen das Meßergeb
nis von einem genauen biologischen Test abhängt.
Wir entwickelten und prüften daher die absolute
Bestimmung bei der Gradienten-Zentrifugation.
Ähnliche Methoden sind vor allem von B r a k k e 13,14 beschrieben worden. Er benützte die Methode um
die Sedimentationskonstanten von Pflanzenviren
durch Vergleich mit Substanzen bekannter Sedimen
tationskonstante zu bestimmen. Während B r a k k e
mit Zuckergradienten arbeitet, benutzen wir einen
Gradienten aus Mischungen von D20 und H20. Das
hat den Vorteil, daß auch eine schwach verdünnte
Substanz an Mäusen getestet werden kann, ohne
Störungen des Testes durch zu hohen Zuckergehalt
befürchten zu müssen. Außerdem nimmt die Zähig
keit dieser Lösung nicht so schnell mit der Dichte zu,
12 G. N. L e w is u . R. T. M a c d o n a ld , J. Amer. chem. Soc. 55,4730 [1930] ; ref. bei R. F r e r ic h s , Ergehn, exakt. Natur-wiss. 13, 295 [1934].
13 M. K. B r a k k e , Virology 6, 96 [1958].14 M. K. B r a k k e , Arch. Biochem. Biophysics 45, 275 [1953].
BESTIMMUNG DER SEDIMENTATIONSKONSTANTE EINES INFEKTIÖSEN PRINZIPS 173
so daß in kürzerer Zeit eine längere Sedimentations
strecke zu erreichen war, was für das Auflösungs
vermögen der Methode von Vorteil ist.
Nach der Zentrifugation heberten wir den Uber
stand stufenweise bis zu bestimmten Tiefen in ein
zelnen Fraktionen ab, führten damit den biologischen
Test und andere Messungen aus und bestimmten
so die örtliche Verteilung der Infektiosität nach der
Zentrifugation. Daraus ließ sich der Sedimentations
weg errechnen.
Theorie: Das Gesetz, das allen Sedimentations
messungen zugrunde liegt, sagt aus, daß die Ge
schwindigkeit des sedimentierenden Teilchens pro
portional der bewegenden Kraft und umgekehrt
proportional der Zähigkeit der Flüssigkeit ist. (Bei
der Größe der hier betrachteten Teilchen kann die
Diffusion noch vernachlässigt werden.)
Bei einer Sedimentation im Zentrifugalfeld heißt
dies:
(1)d R r o — o „ _— = r --— OJ R ,d« rj
wobei R = Abstand von der Drehachse,
o = Dichte des Teilchens,
q = Dichte der Flüssigkeit,
t = Zeit,
(ü = Kreisfrequenz,
F = Proportionalitätsfaktor ist.
Der hier benützte Faktor F hängt mit dem üblich be
nützten Formfaktor / durch die Gleichung F = V rj/f
zusammen. (V ist das Volumen des Teilchens.)
Sind Q und rj konstant, so folgt daraus durch
Integration die bekannte Grundgleichung für die
Sedimentationskonstante s
ln (Rl/R0)s = F
O-Q(2)
rj a>2 (*! — <(,) ‘
Sie wird in bekannter Weise auf Normalbedingun
gen, d. h. Sedimentation in Wasser von 20° C um
gerechnet.
Sedimentiert dagegen das Teilchen in einer Flüs
sigkeit, in der die Dichte Qr und die Zähigkeit
eine Funktion des Ortes R sind, so muß dies bei der
Integration berücksichtigt werden. Dann gilt
R R
d R
t) R „ — >{3)s 20 —
IX
f VßdR
J (o-Qz)R.
/a(Ä) dR
t
/&>2 df
wobei a(R) = Vr
(o — Qr ) R ■/und G = ü)2 dt ist.
£>020 und t]020 sind die Dichte und Zähigkeit von Was
ser von 20° C. Mit dieser Gleichung kann auch in
einem Medium wechselnder Dichte die Sedimenta
tionskonstante bestimmt werden, wenn die Funk
tion a(R ) bekannt ist.
Voraussetzung bei dieser Berechnung ist, daß die
Sedimentation ungestört, d. h. in radialer Richtung,
vor sich gehen kann und daß keine Konvektion
auftritt. Wir arbeiteten daher wie schon früher 15 mit
dem Rotor SW 39 mit ausschwingenden Bechern der
Spinco-Ultrazentrifuge „Model L“. Statt der Zellu
loidhülsen benützten wir Einsätze aus Plexiglas mit
sektorenförmigem Sedimentationsraum. Diese Zellen
halten eine Zentrifugalbeschleunigung von 1,5 • 105g
aus, wie sie bei 38 000 U/min auftritt, wenn sie in
den Aluminiumbechern in 0,2 ml Glycerin „schwim
men“.
Die Sektorenzelle reicht von 5,4 cm bis 9,1cm
Achsabstand, sie wurde jedoch meist nur bis 5,6 cm
Achsabstand gefüllt.
LösungD20
[%]
Einfüllhöhe
von bis
[cm] [cm]
Dichte w/50-Phos- phat bei 6° C
[g/cm3]
Zähii' keit
bei 6° [cP.]
Ausgangs 0 5,6 6,1 1,003* 1,48*lösung
1 25 6,1 6,7 1,028 1,602 44 6,7 7,3 1,048 1,693 61 7,3 7,9 1,066 1,764 76 7,9 8,5 1,082 1,835 90 8,5 9,1 1,097 1,89
Tab. 1. Zusammensetzung und Stufung der D20 —H20-Mi- schungen zur Einstellung des Dichtegradienten. Die Einfüllhöhen sind umgerechnet in Achsabstände bei der Zentrifugation. * Werte des reinen Puffers. Die Ausgangslösungen hatten eine etwas höhere Zähigkeit, die je nach der Konzentra
tion bei den einzelnen Präparationen etwas schwankte.
Den Gradienten stellten wir aus m/50-phosphat-
gepufferten Mischungen, pn-Wert von etwa 7,2,
von schwerem und leichtem Wasser her. In der
Tab. 1 sind die Zusammensetzungen angegeben, zu
sammen mit der Dichte und Zähigkeit und der Ein
füllhöhe. (Die Schichttiefen in der Zelle sind hier
15 K. S t r o h m a ie r u. Th. Z im m e rm a n n , Z . Naturforschg. 13 b, 234 [1958].
174 K. STROHMAIER UND M. MUSSGAY
und im folgenden als Achsabstände, bei aus
geschwungenen Bechern, angegeben.)
Die so vorbereiteten Zellen standen eine Stde.
lang bei 4° C. Wie die nachfolgend beschriebenen
Versuche zeigen, reicht diese Zeit aus, um einen
gleichmäßigen Gradienten zu schaffen. Danach
wurde eine 0,5 cm hohe Schicht der zu untersuchen
den Flüssigkeit überschichtet und nach dem Austarie
ren der Becher sofort zentrifugiert.
Die genaue Wirkung G = J oj2 df wurde, wie in
1. c. 15 beschrieben, berechnet und An- und Auslauf
mitberücksichtigt. Der Rotor wurde vor dem Ver
such auf eine Temperatur von 6° C gebracht und die
Temperatur des Rotortopfes so eingestellt, daß bei
der betreffenden Umdrehungszahl der Rotor eine
konstante Temperatur von etwa 6° C behielt. Nach
der Zentrifugation maßen wir die Rotortemperatur
mit einem Thermoelement. Eine größere Abwei
chung der Temperatur vom Sollwert wurde bei der
Berechnung berücksichtigt.
Nach der Zentrifugation heberten wir den Uber
stand aus den Zellen stufenweise in mehrere eis
gekühlte Röhrchen ab. Diese einzelnen Fraktionen
prüften wir in der oben beschriebenen Weise auf
ihre Infektiosität, UV-Absorption und Dichte.
Bestimmung des Gradienten: Um die Gl. (3) an
wenden zu können, muß die Funktion <x{R) bekannt
sein. Wir bestimmten sie auf folgende Weise:
Für die Diffusions-Meßeinrichtung konstruierten
wir eine sektorenförmige Meßzelle, die in gleichen
Höhen dieselben Flächen besitzt wie die Zentrifugen
zelle. In diese Zellen füllten wir in derselben Weise
D20 — H20-Mischungen ein wie es in Tab. 1 an
gegeben ist.
Die Vermischung der Lösungen wurde im Strah
lengang nach P h i l p o t - S v e n s o n beobachtet.
Nach einer Stde. wurde auf den eingestellten Gra
dienten noch einmal reines Wasser geschichtet, dar
auf noch einmal 2 Stdn. der Konzentrationsverlauf
beobachtet.
In Abb. 1 sind einige Aufnahmen der Dichte
gradienten dargestellt und ausgerechnet. Die Höhe
der Diffusionszelle ist auf der Abszisse aufgetragen
und in die betreffenden Achsabstände der Zen
trifugenzelle umgerechnet. In der linken Reihe
sind die aufgenommenen Gradientenkurven wieder
gegeben. Aus der obersten Kurve ist ersichtlich, daß
die angewandte Technik zu gleichmäßigen Stufen
führte. Die darunterliegende Kurve zeigt, daß sich
nach einer Stde. der Gradient schon so ausgeglichen
hat, daß die Stufen kaum mehr zu erkennen sind.
Die nächste Kurve zeigt die Überschichtung mit Was
ser. Die Aufnahme wurde etwa zu der Zeit gemacht,
zu der die Zentrifugenzelle in die Zentrifuge kommt.
Die nächste Aufnahme ist nach der halben Zentrifu
gationszeit und die letzte zu dem Zeitpunkt auf
genommen, zu dem die einzelnen Fraktionen aus der
Zentrifugenzelle entnommen wurden. Die rechte
Reihe gibt den durch Integration des Gradienten er
haltenen Konzentrationsverlauf der eben besproche
nen Aufnahme wieder. An der rechten Ordinate sind
die Volumenprozent D20, an der linken Ordinate
die Dichte Q und Viskosität r\ der m/50-phosphat-
gepufferten Mischungen bei 6° C aufgetragen. Um
zu prüfen, ob die Diffusion in der ruhenden Dif
fusionszelle genau so vor sich geht wie in einer
Zentrifugenzelle während der Zentrifugation, füllten
wir von denselben Lösungen in derselben Weise auch
eine Zentrifugenzelle und zentrifugierten von der
64. bis 175. Min. nach dem Einfüllen des ersten
Gradienten bei 35 000 U/min. Nach der Zentrifuga
tion wurden sowohl die Diffusionszelle als auch die
Zentrifugenzelle stufenweise in einzelnen Fraktio
nen abgenommen und die Dichten der Lösungen be
stimmt. In Abb. 1 sind in der untersten Kurve rechts
die erhaltenen Stufen der Zentrifugenzelle als ge
strichelte Gerade eingetragen. Die Übereinstimmung
kann als sehr gut bezeichnet werden, und es konn
ten auch beim Dichtevergleich der einzelnen Fraktio
nen außerhalb der Fehlerbreite keine Abweichungen
festgestellt werden.
Aus den Kurven der Abb. 1 können nun die
Werte zur Berechnung des Integrals im Zähler der
Gl. (3) entnommen werden. Als freier Parameter
geht nur noch die Dichte des sedimentierenden Teil
chens ein. In Abb. 2 ist der Wert dieses Integrals
normiert mit dem Faktor o — Q020/r]020 als Funktion
des Achsabstandes R dargestellt. Als Parameter sind
die Dichten von Nucleinsäure und von Haemocyanin
1,67 und 1,348 g/cm3 zu den beiden Kurven ge
schrieben. Der letztere Wert wurde aus den Daten
einer Arbeit von S v e d b e r g und E r ik s o n -Qu en sel 16
berechnet. Es braucht nur der Sedimentationsweg an
der Abszisse abgegriffen zu werden, dann gibt die
Ordinatendifferenz sofort den Wert s20 * G wieder.
Genau genommen müßte, wegen der noch andauern
den Diffusion, für jedes Zeitintervall eine geson
derte Kurve ausgerechnet werden. Es zeigt sich je
doch, daß die Kurven so wenig voneinander unter
schieden sind, daß, ohne Beeinträchtigung der Meß-
j = 4 min
i = 60 min
j = 65 min 2= 5 min
j = 112 min 2= 52 min
! = 180 min 2= 120 min
Abb. 1. Zur Berechnung der Dichtefunktion der D20 —H20-Mischungen. Die linke Spalte gibt den Gradienten in Funktion des Radius wieder, die rechte den durch Integration erhaltenen Konzentrations-Verlauf, tj ist die Zeit der Aufnahme nach
Einfüllen des Gradienten, f2 die Zeit nach dem Uberschichten.
176 K. STROHMAIER UND M. MUSSGAY
genauigkeit, eine mittlere Kurve ausreicht. Die in
Abb. 2 dargestellten Kurven sind aus zwei Grund
kurven der Art von Abb. 1 errechnet. Von R = 5,6
bis 6,4 cm stammen sie aus einer Grundkurve der
ersten Hälfte, der nachfolgende Verlauf aus einer
Kurve der zweiten Hälfte der Zentrifugation.
Die Kurve in Abb. 2 mit dem Parameter
1,67 g/cm3 steigt nahezu linear an. Ihre Steigung
schwankt nur um 10 Prozent. Daraus folgt, daß der
Gradient so eingestellt ist, daß ein einheitlicher Stoff
dieser Dichte mit konstanter Breite durch die Zelle
sedimentiert. Wäre die Kurve nach oben gekrümmt.
Abb. 2. Darstellung der Funktion
S2<>-C= -~L°20 ^ Vb
Vo20 J (o — Qs) R5,6
d R .
Die beiden Parameter bedeuten die Dichte o der sedimentie-renden Substanz, für die die Funktion berechnet wurde.
so wäre eine Verengung, bei einer Krümmung nach
unten eine Verbreiterung der Sedimentationszone zu
erwarten. Bei einer zu hohen Konzentration des
sedimentierenden Materials kommt es noch dadurch
zu einer Verbreiterung, daß beim Einwandern der
Teilchen in eine unterhalb liegende Schicht eine Zone
entstehen kann, die eine größere mittlere Dichte als
die darunterliegende besitzt. Die dadurch entste
hende Konvektion schafft eine verbreiternde, nach
unten verwaschene Übergangszone.
Prüfung der Methode mit Haemocyanin: Um die Brauchbarkeit der Methode zu prüfen, überschichteten wir mit einer verdünnten Haemocyaninlösung von Helix pomatia. Der pn-Wert war bei diesem Versuch auf 6,1 eingestellt. Wir zentrifugierten diese Lösung ebenfalls bei 6° C, jedoch nur mit 26 000 U/min. Der Ort der Substanz nach der Zentrifugation konnte im Streulicht nach B rakke 13 gut beobachtet werden. Die obere Kante ist dabei scharf, die untere Grenze etwas verwaschen. Es wurde sowohl der Abstand des Meniskus von der im Streulicht beobachteten oberen Kante gemessen als auch, entsprechend den anderen Versuchen, in verschiedenen Höhen abgehebert und die UV-Absorption der
Methode
Sedimentationsweg von bis [cm] [cm]
s20 ' GrS20
[S]
Beobachtung im Streulicht. Wanderung der oberen Kante 5,60 7,42 0,500 106
Bestimmung der Konzentration der Fraktionen durch UV-Messung bei 345 m[x 5,85 7,59 0,485 104
Optische Messung im analytischen Rotor 105
Tab. 2. Prüfung der Gradienten-Zentrifugations-Methode mit Hämocyanin von Helix pomatia. Zentrifugationstemperatur:
6° C. ph : 6,1, G = 4,654 • 1010 sec-1.
Fraktionen bei 345 und 280 m/x bestimmt. Die Werte sind in Tab. 2 zusammengestellt. Dieselbe Lösung wurde, etwas weniger stark verdünnt, auch im analytischen Rotor der Phywe-Ultrazentrifuge gemessen. Dabei konnte die Einheitlichkeit der Substanz geprüft werden. Die Werte zeigen unter sich eine gute Übereinstimmung, sind jedoch um ein Geringes größer als die von S vedberg und seiner Schule16 angegebenen Werte des Haemocyanins von Helix pomatia im Rereich um pH 6,1, der eine Sedimentationskonstante von 99 S fand.
Experimentelles Ergebnis
Zur Messung der infektiösen Komponente von
Nucleinsäurecharakter verfuhren wir ebenso wie
oben beschrieben. In Abb. 3 sind die Ergebnisse von
drei Zentrifugationen mit annähernd gleicher Zentri
fugationswirkung G wiedergegeben. Die ausgezoge
nen Kurven zeigen die Verteilung der Konzentration
an infektiösen Einheiten, die gestrichelten die UV-
Extinktion bei 260 mju. Der Ordinatenmaßstab be
zieht sich auf die UV-Extinktion der unverdünnten
Lösung. Die Infektiosität ist in willkürlichen Ein
heiten aufgetragen. Die Fläche über einem Radius
intervall ist immer proportional der Stoffmenge in
dem zugehörigen Volumenintervall der Zelle. Zur
Bestimmung des Sedimentationsweges berechneten
wir den Schwerpunkt der Infektiosität so, daß sich
auf beiden Seiten gleich viele infektiöse Einheiten
befanden. Er ist in Abb. 3 mit S gekennzeichnet. Den
Schwerpunkt der Aktivität des überschichteten Aus
gangsmaterials am Anfang des Versuches bestimm
ten wir aus den geometrischen Daten. Der Sedimen
tationsweg gibt, in Abb. 2 auf der Abszisse abgetra-
16 T. S v e d b e r g u . J. B. E r ik s s o n -Q u e n s e l , Nature [London]137, 400 [1936].
BESTIMMUNG DER SEDIMENTATIONSKONSTANTE EINES INFEKTIÖSEN PRINZIPS 177
Sedii
Nr tatior von
j [cm]
men-lsweg
bis[cm]
G = J w2 dt• 1010 [sec-1]
s20 ' ^S20
[S]
1 j 5,8 8,2 16,75 0,62 372 5,8 6,8 9,85 0,30 313 5,9 7,4 10,49 0,39 374 5,9 7,6 10,63 0,435 415 5,9 7,5 10,51 0,395 38
Mittelwert 37
Tab. 3. Zusammenstellung der Zentrifugationsdaten von 5 Versuchen. Die Versuche 3, 4 und 5 sind in Abb. 3
dargestellt.
cm'
Abb. 3. Aufzeichnung der Meßergebnisse bei 3 Zentrifugationen. Auf der Abszisse sind die Stufen eingetragen, wie die Fraktionen abgenommen und ausgetestet wurden. Die Ordinate ist geteilt in Einheiten der UV-Extinktion bei ̂ = 260 m/u, gemessen in 1-cm-Kiivetten. Der horizontal schraffierte Bereich gibt die Lage der Ausgangslösung vor der Zentrifugation wieder. Die Höhe entspricht der UV-Extinktion, jedoch in einem 1 : 10 verkleinerten Maßstab. Die gestrichelte Kurve zeigt den Verlauf der UV-Extinktion, die ausgezogene, schräg schraffierte Kurve den Ort der Infektiosität in beliebigen
Einheiten nach der Zentrifugation.
gen, zusammen mit der Zentrifugationswirkung G
sofort die gesuchte Sedimentationskonstante. In
Tab. 3 sind einige der gewonnenen Werte zusam
mengestellt. Der Mittelwert aus fünf Messungen
beträgt
ä20 = 37 S .
Es zeigte sich immer wieder, daß die Infektiosität
von den in der Lösung enthaltenen UV absorbieren
den Substanzen am schnellsten sedimentierte. Aus
Abb. 3 ersieht man, daß die Infektiosität erst dort
ihren Höhepunkt erreicht, wo die UV-Absorption
schon sehr stark abgeklungen ist. Es folgt daraus,
daß die in der Lösung vorliegenden Begleitsubstan
zen ein geringeres Mol.-Gew. besitzen und langsamer
im Zentrifugalfeld wandern als die infektiöse Kom
ponente. Dieser Umstand ergibt die Berechtigung
zur Annahme, daß keine Extrapolation auf unend
liche Verdünnung notwendig ist, da die infektiöse
Komponente sofort in reinen Puffer sedimentiert.
Die Absorptionsspektren der Fraktionen gleichen
alle dem von Nucleinsäure, nur in der Fraktion von
8,3 — 8,7 cm tritt ein etwas anders geartetes Spek
trum auf. Dieser Fraktion entspricht annähernd eine
Sedimentationskonstante von s2o = 70S. Sie zeigte
jedoch keine Infektiosität.
Wir stellten mit MKS-Kulturvirus, das nicht der
Phenolbehandlung unterworfen war, ebenfalls eine
Gradienten-Zentrifugation in derselben Weise an.
Dabei zentrifugierten wir jedoch nur mit
G = 3,313 • IO10 sec-1.
Die erste Fraktion, die Virus enthielt, befand sich
in einer Tiefe von 7,2 — 7,6 cm Achsabstand. Am
Beginn befand sich das Ausgangsmaterial zwischen
5,6 und 6,1 cm. Aus Abb. 2 ergibt sich daraus nach
der Temperaturkorrektur eine Sedimentationskon
stante von mindest 136 S. Es ist dies ein Beweis
dafür, daß die Infektiosität in den Nucleinsäure-
Präparaten nicht von noch übriggebliebenem Virus
herrühren kann. Rechnet man aus, wie weit das
Virus gewandert wäre bei einem G = 10,5 • IO10 sec-1,
wie es bei den in Abb. 3 dargestellten Nucleinsäure-
versuchen angewandt wurde, so käme man auf einen
Sedimentationsweg von über 5 cm, d. h., es konnte
sich kein Virus mehr in den Nucleinsäure-Fraktio-
nen befinden.
Bei den Infektiositätstests mit Material der zen
trifugierten Fraktionen zeigte es sich auch, daß die
Zahl der spezifisch gestorbenen Mäuse mit der Ver
dünnung des Infektionsmaterials abnahm. Bei un
seren früheren Versuchen1 hatten wir die Beobach
tung gemacht, daß in den ersten Verdünnungsstufen
der Prozentsatz der infizierten Tiere kleiner war als
bei den folgenden noch infektiösen Verdünnungen.
178 BESTIMMUNG DER SEDIMENTATIONSKONSTANTE EINES INFEKTIÖSEN PRINZIPS
Es scheint, daß in der Ausgangslösung ein niedrig
molekularer Inhibitor wirksam ist, der die vorhan
dene infektiöse Komponente blockieren kann. Bei
der Zentrifugation werden die Stoffe getrennt und
die infektiöse Komponente kann ungehindert zur
Wirksamkeit kommen. Mit dieser Erklärung würde
auch folgende Erfahrung übereinstimmen: Bei den
Zentrifugations-Versuchen wurden Kontrollen des
Ausgangsmaterials während der Zentrifugation im
Thermostat auf 6° C gehalten und nach der Zentri
fugationszeit ebenfalls entnommen und ausgetestet.
Diese Kontrollen zeigten in der Regel eine geringere
Infektiosität als die zentrifugierten, abgeheberten
Fraktionen.
Diskussion
Geht man von der Annahme aus, daß die von uns
untersuchte infektiöse Komponente von Nuclein-
säurecharakter von derselben Struktur wie die von
G ie r e r 8 untersuchte RNS von TMV ist, so kann mit
der von G ie r e r angegebenen Formel das Mol.-Gew.
bestimmt werden. Er stellte fest, daß bei hochmole
kularer RNS das Mol.-Gew. M durch die Beziehung
M = 1 1 0 0 . 52’2 mit der Sedimentationskonstante
verbunden ist. Diese Beziehung sollte annähernd
auch für die von uns betrachtete Substanz gelten.
Setzt man den von uns gefundenen Wert in die For
mel ein, so ergibt sich ein Mol.-Gew. von
M = 3,1 • 106 .
Berechnet man daraus die Masse des Teilchens,
so ergibt sich ein Wert von etwa 0,51-1017g. Da
die Dichte von RNS 1,67 g/cm3 beträgt, kann das
Volumen berechnet werden, das diese infektiöse
Komponente von Nucleinsäurediarakter einnimmt.
Man kommt dabei auf 3 • 10-18 cm3. Aus der Arbeit
von B a ch ra c h und B r e e s e 17 ist bekannt, daß das
Virus der MKS ein kugelförmiges Teilchen mit
einem Durchmesser von 22 m/u ist. Sein Volumen
beträgt damit 5,56 * 10-18 cm3. Subtrahiert man
davon den oben berechneten Rauminhalt für die
Nucleinsäure, so ergibt sich, daß für das Viruspro
tein nurmehr 2,56 * 10~ 18 cm3 verbleiben. Wird nun
noch vorausgesetzt, daß die Dichte des Virusproteins
der des Proteins beim TMV entspricht und ebenfalls
1,33 g/cm3 beträgt, so findet man schließlich, daß
das gesamte Virusteilchen eine Masse von
8 ,4 ‘ 10~18g besitzt und damit ein Mol.-Gew. von
5,1 * 106. Der prozentuale Anteil der Komponente
von Nucleinsäurediarakter beträgt damit 65%
und das spezifische Volumen des Virusteilchens
0,66 cm3/g.
Für gewissenhafte Assistenz bei den biologischen Versuchen danken wir Frau G isela L ed erh ilger und unserer feinmechanischen Werkstatt unter Leitung von Herrn O ehlmann für die präzise Ausführung der Zentrifugenzelle und anderer technischer Hilfsmittel.
17 H. L. B a c h r a c h u . S. S. B r e e s e Jr., Proc. Soc. e x p . Biol.Med. 97, 659 [1958].