00 A Titelseite - DFAB GmbHdfabgmbh.de/wp-content/uploads/FT13/tagungsunterlage... · 2014. 8....

54
Tagungsunterlagen Fachtagung „Kampfmittelbeseitigung“ 2013 des BDFWT am 25. und 26. Februar 2013 im Hotel Sonnenhügel, Bad Kissingen Leitung René Huschenbett Bundesvorsitzender BDFWT Moderation Gerhard Schmitt Ehrenvorsitzender BDFWT Vorwort Programm Verzeichnis der Aussteller Verzeichnis der Referenten Viten der Referenten und Kurzfassungen der Vorträge Verzeichnis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer www.dfabgmbh.de Deutsche Feuerwerker Ausbildungs- und Beratungsgesellschaft mbH

Transcript of 00 A Titelseite - DFAB GmbHdfabgmbh.de/wp-content/uploads/FT13/tagungsunterlage... · 2014. 8....

  • Tagungsunterlagen

    Fachtagung

    „Kampfmittelbeseitigung“ 2013 des BDFWT

    am 25. und 26. Februar 2013 im Hotel Sonnenhügel, Bad Kissingen

    Leitung

    René Huschenbett Bundesvorsitzender BDFWT

    Moderation

    Gerhard Schmitt Ehrenvorsitzender BDFWT

    Vorwort

    Programm

    Verzeichnis der Aussteller

    Verzeichnis der Referenten

    Viten der Referenten und Kurzfassungen der Vorträge

    Verzeichnis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

    www.dfabgmbh.de

    Deutsche Feuerwerker Ausbildungs- und Beratungsgesellschaft mbH

  • Sehr geehrte Tagungsteilnehmerinnen, sehr geehrte Tagungsteilnehmer, sehr geehrte Referenten, werte Aussteller, der Bund Deutscher Feuerwerker und Wehrtechniker e.V. (BDFWT) begrüßt Sie recht herzlich zur „Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013“ in Bad Kissingen. Seit nunmehr 17 Jahren, 1996 begonnen, führen wir diese, auch in der jetzigen Zeit, noch hochaktuelle Informations- und Weiterbildungsveranstaltung durch. Mit unseren Fachtagungen haben wir bisher dazu beigetragen, dass der zur Kampfmittelbeseitigung bedeutsame Stand der Technik weiterverfolgt und entwickelt wird, dass Arbeitshilfen herausgegeben und auf dem neuesten Stand gehalten werden und dass die Aus- und Weiterbildung den aktuellen Stand repräsentiert. Auch in diesem Jahr will die Fachtagung „Kampfmittelbeseitigung“ mit den einzelnen Beiträgen Gedankenanstöße geben, um sich danach in der Diskussion und den weiterführenden Gesprächen umfassender zu informieren. Wir danken den Referenten für ihre Bereitschaft, während dieser Tagung zu uns zu sprechen und uns einen Einblick in ihr jeweiliges Aufgaben- und Fachgebiet zu geben. Auch Ihnen, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fachtagung, gilt unser Dank. Sind Sie doch der Multiplikator für das hier Gehörte, Diskutierte und teilweise auch Festgeklopfte. Nutzen wir das hier Präsentierte für ein gemeinsames Verständnis und Handeln im Rahmen der Kampfmittelbeseitigung. An dieser Stelle ein Dank an die zahlreichen Aussteller, die mit der Präsentation ihrer Produkte uns den hohen Entwicklungsstand ihrer Technik zeigen. Die Aufgabe der Kampfmittelbeseitigung ist hochaktuell. Auch fast 68 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sind die Gefahren noch nicht gebannt, die dieser hinterlassen hat. Die Statistik der einzelnen Bundesländer zeigt immer noch hohe Tonnagen, die jedes Jahr als Kampfmittel aller Art in Deutschland geborgen werden. Es ist derzeit keine Tendenz erkennbar, wonach sich das Aufkommen in naher Zukunft wesentlich verringern wird. Die Abwehr der von Kampfmitteln ausgehenden Gefahren ist und bleibt ein wesentliches Element in der Sicherung der Lebensgrundlagen unserer Gesellschaft und ihrer wirtschaftlichen und infrastrukturellen Entwicklung. Wie schon bei den vergangenen Fachtagungen ist es uns gelungen, namhafte Referenten für die Vorträge zu gewinnen. Dabei ist das Ziel unverändert geblieben. Die Teilnehmer sollen Grundlagen für gemeinsames Verständnis, Handeln und Wissen im interdisziplinären Aufgabengebiet „Kampfmittelbeseitigung“ gewinnen. Dabei gilt es insbesondere, die scheinbaren Widersprüche und Gegensätze zwischen Kreativität, Improvisationsgabe, Qualitätssicherung und wirtschaftlichem Denken aufzulösen. Dazu gehört auch die nach AZWV zertifizierte und durch die DFAB GmbH durchgeführte Ausbildung, die nach wie vor durch die entsprechende Qualitätskontrolle eine fundierte und umfassende Ausbildung für das in der

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 2 von 54

  • Kampfmittelbeseitigung eingesetzte Personal sicherstellt und auch in der Zukunft sicherstellen wird. Im Schwerpunkt der Tagung stehen folgende Themen:

    • Passive Schutzmaßnahmen • Baubegleitende Kampfmittelräumung – ein anerkanntes Verfahren im Wandel? • Erfahrungen mit sprengtechnischen Anwendungen in bebauten Umgebungen. • Eine etwas andere Technik – erfolgreich bei der Entschärfung eingesetzt. • Kampfmittelräumung im Offshore Bereich – ein Erfahrungsbericht – • Munition im Meer – Ansätze, Aktivitäten und Empfehlungen. • Kampfmittelerkundung auf Bahnanlagen. • Umgang mit sprengstoffkontaminierten Böden • und einige Themen aus dem Bereich der Technik.

    Wir hoffen, dass Ihnen die inhaltlichen Aussagen zu den Themen in Ihrem Aufgabenbereich weiterhelfen oder auch nur Anregungen sind. Lassen Sie uns gemeinsam das Errungene weiterentwickeln und in die Praxis umsetzen, sowie den entsprechenden Stellen Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und sie bei der Durchführung zu unterstützen. Den Interessen unserer Mitglieder aus der staatlichen und zivilen Kampfmittelbeseitigung gilt dabei unsere besondere Beachtung. Der BDFWT wird auch in Zukunft für Sie Ansprechpartner und Vermittler sein. Unterstützen Sie uns bei der Planung von solchen Veranstaltungen, damit wir am Bedarf orientiert, Ihnen auch das anbieten, was Sie in Ihrer Aufgabenstellung interessiert. Geben Sie uns Ihre Unterstützung, indem Sie uns auf Interessantes aufmerksam machen, Referenten empfehlen oder sich selbst anbieten, mitzuwirken. Die Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 wurde als Fortbildungsmaßnahme von der Ingenieurkammer Bau NRW mit der Reg.-Nr.: 22765 anerkannt. Gerne stellen wir Ihnen eine Teilnahmebestätigung aus. René Huschenbett Bundesvorsitzender BDFWT

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 3 von 54

  • Fachtagung "Kampfmittelbeseitigung" 2013 des BDFWTProgrammstand 17.02.2013

    25.02.2013 Aktivität

    A bis 10:45 Uhr Anreise und Check In- Begrüßungskaffee -

    Hotel Sonnenhügel Bad Kissingen

    1 11:00 - 11:45 Begrüßung und Grundsatzbeitrag des Bundesvorsitzenden BDFWTPassive Schutzmassnahmen in der Kampfmittelbeseitigung - Segen oder Fluch?

    René Huschenbett Bundesvorsitzender BDFWT

    2 11:50 - 12:20 Bauaushubüberwachung und baubegleitende Kampfmittelräumung - Theorie und Wirklichkeit, Verantwortlichkeiten.

    Jürgen SebaldBG Bau PräventionDresden

    A 12:25 - 13:40 Mittagessen Hotel Sonnenhügel3 13:45 - 14:15 Sprengen einer Bombe in einer bebauten Umgebung – Reduzierung der

    Wahrscheinlichkeit erheblicher Schäden durch eine geeignete "Low Order Technik“Dr. Sidney Alford Alford TechnologiesChippenham (United Kingdom)

    4 14:20 - 14:50 Wasserstrahlschneidtechnik - praktische Erfahrungen Franz Eder ANT AG Lübeck

    5 14:55 - 15:25 Offshore-Kampfmittelräumung – Möglichkeiten und Grenzen – ein Erfahrungsbericht Dipl.-Biol. Jürgen AgariusBeratender IngenieurFürstenau / Hannover

    A 15:30 - 16:00 Kaffeepause Hotel Sonnenhügel6 16:00 - 16:30 Munitionsbelastung der Meere – nationale und internationale Aktivitäten deutscher

    Behörden zur Dokumentation der Gefahrenlage und Stand der Empfehlungen zum weiteren Vorgehen

    Jens Sternheim, Vorsitzender des BLANO* EK Munition im MeerMELUR Schleswig-HolsteinKiel

    7 16:35 - 17:05 Munitionsbelastung der Meere – technische Ansätze zur Umsetzung der Empfehlungen zum Umgang mit Kampfmitteln im Meer

    Claus Böttcher, Geschäftsführer des BLANO EK Munition im MeerMELUR Schleswig-HolsteinKiel

    8 17:10 - 17:40 Kampfmittelerkundung auf Bahnflächen in Deutschland – ein nachhaltiges Unterfangen?!

    Dipl.-Ing. Johannes Köppler, DB AG Sanierungsmanagement,Frankfurt am Main

    9 17:45 - 18:15 Kampfmittelsuche im Gleisbereich - Anforderungen und Lösungen am Beispiel Bahnhof Oranienburg

    Dr.-Ing. Kay Winkelmann, Beratender Ingenieur,Berlin

    10 18:20 - 18:50 Kampfmittelbeseitigung durch mobile mechanische und thermische AnlagenBeispiele

    Dipl.-Ing. (FH) Helmut Pönisch Geschäftsführer Dynasafe Sales & Operations GmbHLudwigsfelde

    D 19:15 Abendveranstaltung DFAB GmbH / BDFWT26.02.2013 Aktivität

    11 09:00 - 09:30 Unbemannte Flugsysteme in der KampfmittelsucheTechnik und Anwendung

    Dr. Johannes StollMobile Geophysical TechnologiesCelle

    12 09:35 - 10:05 Ermittlung nach nicht-chemischen Kampfmitteln im Land Berlin Dipl.-BauIng. Tobias HinzmannSenatsverwaltung der Stadt BerlinFachbereichsleitung Altlasten und Kampfmittel X OA, Berlin

    13 10:05 - 10:35 Vorversuche zur Sanierung sprengstoffbelasteter Böden Dipl.-Geologe Alexander Schwendner LGA Nürnberg

    14 10:40 - 11:10 Die "optimale" Kampfmittelräummaßnahme- ein Planspiel Dipl.-Ing. Jürgen Klatt,Landratsamt Celle

    A 11:10 - 11:50 Kaffeepause - Imbiss Eintopf - belegte Brötchen - Hotel Sonnenhügel 15 11:55 - 12:25 Modulare Detektionstechnik Dr.-Ing. Jürgen Braunstein

    VALLON GmbHEningen

    16 12:30 - 13:00 Methoden und Grenzen bei der Lokalisation und Identifikation von Bombenblindgängern mit 3-Achs-Magnetometern

    Dr.-lng. Andreas Fischer Geschäftsführender GesellschafterSENSYS Sensorik und Systemtechnologie GmbHNeu-Golm

    17 13:05 - 13:35 Einsatz elektromagnetischer Verfahren in Industrie- und innerstädtischem Bereich Dipl.-Ing. Frank DietschEbinger Prüf-und Ortungstechnik GmbHKöln

    18 13:35 - 14:05 Hochauflösende Laserscanning-Daten in der Kampfmittelerkundung – ein Mehrwert? Dipl.-Geogr. Markus EcksteinLuftbilddatenbankDr. Carls GmbH

    A 14:05 - 14:15 Zusammenfassung Verabschiedung René Huschenbett Bundesvorsitzender BDFWT

    Änderungen vorbehalten

    *) BLANO = Bund Länder Ausschuss Nord- und Ostsee, EK = Expertenkreis (Fachausschüsse im Rahmen des BLANO)

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 4 von 54

  • Verzeichnis der Aussteller ANT Applied New Technologies AG Hinter den Kirschkaten 32 23560 Lübeck Phone: 0451/58380-0 Fax : 0451/5838099 [email protected] Wasserstrahlschneidtechnikanlagen

    Dr. Doris Bertges Flurstraße 7 66887 Neunkirchen am Potzberg Phone: 06385/925592 Fax: 06385/925593 [email protected] Vermessungstechnik

    compositionX GmbH Im Kamp 31 52391 Vettweiß Phone: 02424/203730 Fax : 02424/203731 [email protected] Entschärfungstechnik CEIA GmbH Rohrbergstraße 23 65343 Eltville Phone: 06123/790860 Fax: 06123/7908620 [email protected] Detektionstechnik SENSYS GmbH Rabenfelde 5 15526 Bad Saarow OT Neu Golm Phone: 033631/59650 Fax : 033631/59652 [email protected] Sensorik & Systemtechnologie

    CINTEC International Ltd. 11 Gold Tops Newport NP20 4PH South Wales UK Phone:+44 1633 246614 Fax :+44 1633 246110 [email protected] Passive Schutzsysteme Ebinger Prüf- und Ortungstechnik GmbH Vulkanstraße 14 54578 Wiesbaum Phone: 06593/9989414 Fax : 06593/9989450 [email protected] Detektionstechnik SBS Montage- und Stahlbau Am Fronberg 4 98678 Sachsenbrunn Phone : 03686/66611 Fax : 03686/66610 [email protected] Stahlbau

    VALLON GmbH Ahrbachtalstraße 10 72800 Eningen Phone: 07121/9855-0 Fax : 07121/9855-100 [email protected] Detektionstechnik

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 5 von 54

  • Referenten René Huschenbett Bundesvorsitzender BDFWT

    Jürgen Sebald BG Bau Prävention Dresden

    Dr. Sidney Alford Alford Technologies Cippenham United Kingdom

    Franz Eder ANT AG Applied New Technologies Lübeck

    Dipl. - Biologe Jürgen Agarius Beratender Ingenieur Fürstenau / Hannover

    Jens Sternheim MELUR Schleswig-Holstein Kiel

    Claus Böttcher MELUR Schleswig-Holstein Kiel

    Dipl. - Ing. Johannes Köppler DB AG Sanierungsmanagement Frankfurt am Main

    Dr. - Ing. Kay Winkelmann Beratender Ingenieur Berlin

    Dipl. - Ing.(FH) Helmut Pönisch Dynasafe Sales & Operations GmbH Ludwigsfelde

    Dr. Johannes Stoll Mobile Geophysical Technologies Celle

    Dipl. - BauIng. Tobias Hinzmann Senatsverwaltung der Stadt Berlin Fachbereichsleitung Altlasten und Kampfmittel X OA Berlin

    Dipl. - Ing. Jürgen Klatt

    Landratsamt Celle Celle

    Dipl. - Geol. Alexander Schwendner

    LGA Institut für Umweltgeologie und Altlasten GmbH Nürnberg

    Dr. - Ing. Jürgen Braunstein

    VALLON GmbH Eningen

    Dr. - Ing. Andreas Fischer

    SENSYS Sensorik & Systemtechnologie GmbH Neu Golm

    Dipl. - Ing. Frank Dietsch

    Ebinger Prüf- und Ortungstechnik GmbH Köln

    Dipl. - Geograph Marco Eckstein

    Luftbilddatenbank Dr. Carls GmbH Estenfeld

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 6 von 54

  • René Huschenbett Bundesvorsitzender BDFWT Kleiststr. 17 53819 Neunkirchen-Seelscheid Tel: 02247-968583 E-Mail: [email protected] Persönliche Angaben: Geburtstag: 16. November 1959 Familienstand: verheiratet, 2 Kinder, Schulausbildung: Erweiterte Oberschule (EOS) Berufsausbildung zum Jagdwaffenmechaniker 1978-1982 Offiziersausbildung in der NVA, Raketentechnik 1990 Übernahme in die Bundeswehr 1997 Fachkundeausbildung Munition mit anschließender Ausbildung

    Schießsicherheit, Kampfmittelbeseitigung (EOD) und Beseitigung behelfsmäßiger Sprengvorrichtungen (IEDD)

    derzeit Dezernatsleiter „Zentrale Munitionsbearbeitung“ im Logistikkommando der Bundeswehr seit Mai 2010 Bundesvorsitzender des Berufsverbandes Bund Deutscher Feuerwerker und Wehrtechniker e.V.  

    Passive Schutzmaßnahmen in der Kampfmittelbeseitigung –Segen oder Fluch?

    Bei der Kampfmittelbeseitigung in der heutigen Zeit sind Passive Schutzmaßnahmen von enormer Bedeutung zum Schutz von Personen und Infrastruktur. Das Auffinden von Kampfmitteln in bebautem/bewohnten Gebiet und das Fehlen der Möglichkeit zur Entschärfung oder Abtransport, erfordern Maßnahmen zum Schutz vor den Gefahren dieser Kampfmittel. In dem Vortrag wird aufgezeigt, wie Passive Schutzmaßnahmen dazu beitragen, die Gefahren, die bei der Detonation eines Kampfmittels entstehen, verhindert bzw. reduziert werden können. Des Weiteren werden die Möglichkeiten zur Anwendung von Passiven Schutzmaßnahmen erläutert und in Beispielen dargestellt. Am Beispiel der Kampfmittelbeseitigung in CAEN (Frankreich) - 1997 - wird die Kombination unterschiedlicher Passiver Schutzmaßnahmen aufgezeigt und anschaulich gemacht.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 7 von 54

  • Abb. Bei Bohrarbeiten 5-Zentner-Bombe angebohrt

    Jürgen Sebald BG Bau, Pirnaer Landstraße 40, 01237 Dresden 0351-2572-243, [email protected] Jürgen Sebald Staatlich geprüfter Techniker „Maschinentechnik“ Persönliche Daten Geburtsdatum: 13.03.1959 Geburtsort: Leisnig / Sachsen Nationalität: deutsch Familienstand: verheiratet Aufsichtsperson Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft BG BAU Mitarbeit im Arbeitskreis BGI 833 „Separieranlagen“ Mitarbeit im Arbeitskreis BGI 833 „Kampfmittelräumung“

    Vertreter der BG BAU im Arbeitsausschuss

    VOB/C ATV DIN 18323 „Kampfmittelräumarbeiten“

    Vertreter der BG BAU im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie Bundesfachabteilung (BFA) Spezialtiefbau

    Arbeitskreis Kampfmittel

    Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) Fachbereich Bauwesen (FB BAU)

    Mitarbeit im Fachreferat Sanierung und Bauwerksunterhalt - Themenfeld „Kampfmittelräumung“

    „Baubegleitende“ Kampfmittelräumung -

    Theorie und Wirklichkeit, Verantwortlichkeiten 1. Einleitung Beim Um- oder Ausbau, bzw. bei der Sanierung von Industrie-, Wohn- oder Misch-gebieten, aber auch bei Lückenbebauungen werden immer wieder Kampfmittel gefunden. Pipelines führen z.B. durch Gewässer wie die Ostsee, auch in Bereichen, wo bekann-termaßen Kampfmittel verklappt wurden. Es ist davon auszugehen, dass ca. 10–15 % der im Zweiten Weltkrieg abgeworfenen Bomben nicht zur Wirkung gelangten und auch heute noch eine Gefahr für die Umgebung darstel-len. Daher werden Bauvorhaben immer wie-der durch Kampfmittelfunde, ja sogar auch Explo-sionen von Kampfmitteln, gestoppt (Abb.).

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 8 von 54

  • Vielfach ist aber festzustellen, dass aus Kostengründen keine Kampfmittelräumung im engeren Sinne geschieht, sondern versucht wird, dem Problem des „ diffusen“ Kampfmittelverdachtes mittels sog. Bauaushubüberwachung nicht aber durch bau-begleitende Kampfmittelräumung Herr zu werden. 2. Verantwortung für den Baugrund – Baugrundrisiko Die Bereitstellung des Baugrundes zur weiteren Bearbeitung, z.B. zur Herstellung eines Bauwerkes oder zur Räumung von Kampfmitteln, ist gemäß der Rechtspre-chung nach § 645 BGB im Sinne der Lieferung eines Baustoffes zu sehen. Die Ver-antwortung für den Zustand des Baustoffes „Baugrund“ trägt grundsätzlich der Bau-herr, d.h. er trägt das so genannte „Baugrundrisiko“. Daher stellen sich oft folgende Fragen:

    Hat der Bauherr bzw. dessen Planer im Rahmen der Gefahrenvorsorge das Problem „Kampfmittel im Baugrund“ überhaupt erkannt?

    Hat sich der Bauherr bzw. dessen Planer mit den zur Verfügung stehenden Sondier- und Räumverfahren überhaupt befasst?

    Ist sich der Bauherr seiner Verantwortung gegenüber den bauausführenden Unternehmen bewusst?

    3. Räumverfahren Gängige Praxis ist es, in den Ausschreibungsunterlagen von den ausführenden Un-ternehmen den Stand der Technik abzufordern.

    Ist eine „Bauaushubüberwachung“ Stand der Technik? Nach Recherchen in der Fachliteratur gibt es keine Ausführungsbeschreibung für „Bauaushubüberwachung“, aber für die sog. „Baubegleitende Kampfmittelräumung“. Eine „Baubegleitende Kampfmittelräumung“ darf aber nur in absoluten Ausnahmefäl-len erfolgen, insbesondere dann, wenn Bauwerksreste, künstliche Auffüllungen mit hohen ferromagnetischen Anteilen, dichte Leitungsnetze oder dergleichen eine Son-dierung behindern. Bei diesem Verfahren kommt es immer wieder vor, dass unter anderem

    klare Strukturen der Weisungsbefugnis fehlen, der schichtenweise Abtrag des Aushubes nicht eingehalten wird, Schutzausrüstungen nicht vorgehalten sind, Notfallmaßnahmen nicht bedacht, Sicherheitsabstände vernachlässigt, Kampfmittel unentdeckt von Baustellen verbracht werden. Wer trägt die Verantwortung bei weiteren Kampfmittelfunden?

    Grundsatz sollte sein: Zunächst Räumstelle - dann Baustelle!

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 9 von 54

  • Sidney Christopher Alford: CV British subject Date of Birth: 11th January, 1935 Doctorate, University of Paris - 1966, organic chemistry (mention très honorable) Post-doctoral Research Fellow, Tokyo University, 1967-9 MSc in Environmental Pollution Science, Brunel University, 1980 Fellow of the Institute of Explosives Engineers & former Member of Council Current MoD Security Clearance to SECRET Conference Interpreter (Grade II) for MoD (1974 - 1976) Founder & Managing Director of Sidney Alford Limited, a small explosives engineering company, founded in 1985 then Chairman of Alford Technologies Limited upon the former’s change of name in 2009 Queen’s Award for Industry (Innovation) – 2004 Queen’s Award for Industry (Innovation) – 2009 The first of these awards was for an explosive charge invented and developed for the rendering safe of conventional munitions (such as air-dropped bombs, artillery shells and mines): the second for a water-projecting charge for the rendering safe of Improvised Explosives Devices (IEDs) – the tools of terrorists. Granted numerous patents for explosively actuated devices for demolition and for the destruction of unexploded munitions. Early Operational Explosive Work included: Explosive demolition of steel structures in air (bridges, blast furnaces, etc); Explosive-related operations at sea including recovery of gold from HMS Edinburgh, well-head removal, and marine salvage during the “Gulf War” (1987/8) Clearance of mines and sub-munitions Kuwait (1992) Clearance of large bombs in sea with the Royal Navy off Scottish coast & of limpet mines and shells with US Navy off Pearl Harbour (2002/3) Present Work is related principally to: Development and provision of innovative classified equipment for rendering safe mines and bombs in the Middle East for the MoD and its allies. Conducting practical courses on the preparation and properties of explosives currently in criminal and “resurgent” use to British and allied field operatives and investigators. Clearance of large unexploded US air-dropped bombs and sub-munitions in Indo-China with MAG.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 10 von 54

  • Sidney Christopher Alford: Lebenslauf Geburtsdatum: 11. Januar 1935 Doktorat, Universität Paris - 1966, Organische Chemie (mit höchster Auszeichnung) Post-doktorale Forschung, Universität Tokyo, 1967-1969 MSc (Master of Science) Environmental Pollution Science (Wissenschaft der Umweltverschmutzung), Universität Brunel, 1980 Mitglied am Institute of Explosives Engineers & ehemaliges Mitglied des Vorstands Aktueller Sicherheits-Status beim engl. Verteidigungsministerium: SECRET (Geheim) Konferenz-Dolmetscher (Grad II) beim engl. Verteidigungsministerium (1974-1976) Gründer und Geschäftsführer der Sidney Alford Limited, eine kleine Sprengmittel- Ingenieurgesellschaft gegründet 1985, anschließend Vorstand der Alford Technologies Limited nach der Umfirmierung im Jahr 2009 Queen’s Award for Industry (Innovation) – 2004 (Prestigeträchtiger Innovationspreis der englischen Königin) Queen’s Award for Industry (Innovation) – 2009 (Prestigeträchtiger Innovationspreis der englischen Königin) Der erste Preis war für die Entwicklung eines sprengtechnischen Werkzeugs zum Entschärfen konventioneller Munition, der zweite für die Entwicklung eines sprengtechnischen Werkzeugs mit geformtem Wasserprojektil gegen USBV/IED. Mehrere Patente für sprengstoffbeschleunigte Werkzeuge für Vernichtungs- und Entschärfungsverfahren. Frühere, operative Einsätze im Rahmen der Arbeiten mit Sprengstoffen: Sprengen von Stahl-Strukturen an Land (Brücken, Hochöfen, etc.) Operationen mit Sprengstoff-Bezug auf See inklusive der Bergung von Gold von der HMS Edinburgh, Entfernen von Bohrtürmen und Marine-Bergungen während des Golf-Krieges (1987/88). Räumen von Minen und Munitionsteilen in Kuwait (1992) Räumen von großen Bomben auf See mit der Royal Navy vor der Schottischen Küste, sowie von Haftminen und anderen Munitionsteilen mit der US Navy vor Pearl Habour (2002/2003) Aktuelle Tätigkeiten: Entwicklung und Bereitstellung von innovativer, eingestufter Ausrüstung für die Entschärfung von Minen und Bomben im Mittleren Osten für das englische Verteidigungsministerium und seine Alliierten Durchführung von praktischen Kursen über die Vorbereitung, Herstellung und Eigenschaften von Sprengstoffen (und Selbstlaboraten) für Entschärfer, Ermittler und andere Operative der britischen und alliierten Behörden Räumung großer US Bomben und Sub-Munition in Indochina mit MAG.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 11 von 54

  • BAD KISSINGEN PRESENTATION: ABSTRACT To cause an explosive munition to detonate is not difficult but the process is very violent and can cause a lot of unwanted damage to the surroundings. To cause such a munition to deflagrate, which means burning or exploding much less violently than detonation, is also possible but an understanding of the nature of the process helps to avoid unwanted detonations. A disruptor was developed which is loaded by the operator using plastic explosive. This is a shaped charge which produces a jet not of the conventional copper, which is of high density and chemically unreactive, but of magnesium, which has a low density, is chemically very reactive when hot, and which ignites as the jet is formed and causes any explosive to ignite. This disruptor is believed to be the most likely to cause target munition destruction but the least likely to cause detonation and it has now been used very many times both in air and under water.

    Es ist nicht besonders schwierig, ein Munitionsteil zur Detonation zu bringen. Jedoch ist diese Art der Umsetzung besonders heftig und kann erhebliche Kollateralschäden bewirken. Alternativ besteht die Möglichkeit, eine Deflagration einzuleiten, also eine weit weniger starke Art der Explosion. Ein besseres Verständnis der genauen Prozesse hilft, ungewollte Detonationen zu vermeiden. Hierzu wurde ein spezielles, sprengtechnisches Werkzeug entwickelt, welches vom Anwender mit plastifiziertem Sprengstoff gefüllt wird. Es handelt sich um eine Hohlladung, die jedoch nicht Kupfer als Einlage verwendet, welches eine recht hohe Dichte aufweist und chemisch nicht reaktiv ist. Stattdessen besteht die Einlage aus Magnesium mit seiner sehr geringen Dichte, welches im heißen Zustand chemisch sehr reaktiv ist, und sich dadurch bei der Ausbildung des Hohlladungsstachels entzündet. Anschließend wird der Sprengstoff der Hauptladung ebenfalls entzündet. Dieser Disruptor wird als das derzeit wirksamste Mittel angesehen, Munitionsteile zuverlässig zu zerstören und nur mit geringstmöglicher Wahrscheinlichkeit zur Detonation zu bringen - sowohl an Land als auch unter Wasser, und insbesondere auch in urbaner Umgebung. Daher ist er weltweit sehr verbreitet und wurde schon entsprechend häufig erfolgreich eingesetzt.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 12 von 54

  • Franz Eder E-Mail [email protected] Tel: 0451 / 583 80 90 Geburtsdatum 18.05.1960 Geburtstort München

    seit 2003 ANT Applied New Technologies AG Vorstand (CEO) 1991 - 2003 selbstständig Private Equity Investor in verschiedenen Unternehmen (u.a. ANT AG) 1988 - 1990 AMRO Handelsbank AG, München Trade Finance 1984 - 1987 Centro Internationale Handelsbank AG, Wien Commodity Trade and Trade Finance 1980 - 1985 Wirtschaftsuniversität Wien Betriebswirtschaft (Abschluss: Mag. rer. soc. oec.)

    Wasserstrahlschneiden WAS - praktische Erfahrungen 1. Vorstellung ANT AG ANT AG ist Marktführer für die mobile Wasser Abrasiv Suspensions (WAS) Strahlschneidtechnik. 2. WAS versus WAIS Das WAS Verfahren arbeitet nur mit Wasser und Abrasivsand d.h. ohne Luft im System und erzeugt daher praktisch keine Funken. 3. Entschärfungstechniken Überblick über die gängigen Entschärfungstechniken (manuell, sprengen, fernhantiert). Beispiel Bombensprengung München. Einsatz des WAS Verfahrens ist Stand der Technik. 4. Anwendungsbeispiele Anwendungsbeispiele für den Einsatz der Wasserstrahlschneidtechnik.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 13 von 54

  • 5. Manipulationssysteme 3-Achsen Schneidtisch Base Fuse Manipulator Multiflex Kreisschneider Multiflex Kreisschneider Plus Base Fuse Manipulator - unter Wasser Spindelschneider

    6. Aufbewahrung der Technik

    Anhänger Manipulatoren

    7. Training Intensive Einweisung in die WAS- und Manipulationstechnik, Auffrischungstraining und Workshops. Regelmäßiges eigenes Training. 8. Referenzen Bewährter Einsatz der WAS Technik zur Entschärfung weltweit in über 20 Länder. 9. Resümee

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 14 von 54

  • Dipl.-Biol. Jürgen Agarius Beratender Ingenieur Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Altlastuntersuchung und –sanierung (IngK. Nds.) Büro Hannover Büro Fürstenau Geibelstr. 63 Zum Wingerberg 5 30173 Hannover 49584 Fürstenau Telefon: 0511 21 55 651 05901 517 480 Fax: 05901 517 481 Internet: www.iggh.de e-Mail: [email protected] Geboren am 18. Juni 1967 in Itzehoe 1987 Abitur in Handrup 1987 Diplomstudium der Biologie an der Universität Osnabrück 1993 Diplom – Schwerpunkt Ökotoxikologie 1994 Fachgutachter im Bereich Boden- und Grundwasserschutz, Fa. EN-

    PRO-TEC, Nordhorn 1998 Projektleiter bei der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft, Niederlassung

    Magdeburg, Abteilung Umwelt/Altlasten 2000 Technischer Angestellter bei der Leitstelle des Bundes für Boden- und

    Grundwasserschutz, Oberfinanzdirektion Hannover seit 2002 Selbständig tätig als Beratender Ingenieur und Fachgutachter im

    Bereich Boden- und Grundwasserschutz sowie Kampfmittelräumung Mitglied in der Güteschutzgemeinschaft Kampfmittelräumung Deutschland e.V. Mitglied in der Ingenieurkammer Niedersachsen Mitglied im Ingenieurtechnischen Verband Altlasten (ITVA)

    Thema: Offshore-Kampfmittelräumung – Möglichkeiten und Grenzen – ein Erfahrungsbericht

    Die Neuerschließung von alternativen Energien ist ein wesentlicher Bestandteil der von der Bundesregierung beschlossenen Energiewende.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 15 von 54

  • Ein wichtiger Baustein für die Neuerschließung von alternativen Energien ist die Nutzung von Windkraft auf dem Meer über Offshore-Windparks. Aufgrund von Kampfhandlungen in den beiden Weltkriegen in Nord- und Ostsee sowie durch Munitionsverklappungen nach dem Zweiten Weltkrieg besteht für Teile der Nord- und Ostsee Kampfmittelverdacht. Bei sedimenteingreifenden Maßnahmen, wie z.B. der Errichtung von Windkraftanlagen oder der Verlegung von Seekabeln in das Meeressediment besteht die Gefahr, dass im und auf dem Meeressediment verbliebene Kampfmittel zur Detonation gelangen und damit zu Personen- und Sachschäden führen können. Zur Minimierung des Haftungsrisikos sowie zur Planungs- und Investitionssicherheit für den Bauherrn sollten in Kampfmittelverdachtsflächen vor Beginn von Baumaßnahmen zur Erschließung und Errichtung von Offshore-Windparks Kampfmitteluntersuchungen und -räumungen durchgeführt werden. Aufgrund des zum Teil hohen Umfangs verbliebener Kampfmittel in zu räumenden Teilbereichen setzt die moderne Offshore-Kampfmittelräumung hohe personelle und technische Anforderungen voraus. Die Maßnahmen zur effizienten Kampfmittelräumung müssen jeweils unter Berücksichtigung der Standortgegebenheiten und Technischen Möglichkeiten angepasst werden. Am Beispiel einer geplanten Offshore-Kabelverlegung zum Netzanschluss eines Windparks werden Möglichkeiten und Grenzen der Offshore-Kampfmittelräumung aufgezeigt.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 16 von 54

  • Jens Sternheim Kurz Vita: Jens Sternheim verfügt über eine nahezu vierzigjährige Erfahrung in verschiedenen Bereichen der öffentlichen Verwaltung. Während dieser Zeit übernahm er ver-schiedenste Führungsaufgaben, unter anderem im Bereich des Projektmanage-ments, aber auch als Behördenleiter. Mit dem Themenbereich Kampfmittelbeseitigung ist Jens Sternheim seit 2005 in ver-schiedenen dienstlichen Verwendungen befasst. So war Sternheim als Amtsleiter des Amtes für Katastrophenschutz des Landes Schleswig-Holstein unter anderem auch für die Kampfmittelbeseitigung im Land verantwortlich. In diese Zeit fielen auch die ersten Initiativen des Landes zu einem Umdenken im Hinblick auf das Problem ehemals im Meer versenkter Munition. Unter dem Arbeitstitel „vom reaktiven Beseiti-gungsansatz im Einzelfall hin zur systematischen Lösung des gesamtgesellschaftli-chen Problems“ wurde, unter Einbeziehung aller betroffener Behörden der Küsten-länder und des Bundes, aber auch Umweltschutzorganisationen und Wirtschaft, der ergebnisoffene Dialog mit dem Ziel einer bezahlbaren Problemlösung gesucht. Nachdem im Dezember 2011 dann einvernehmlich der ca. 1100 Seiten umfassende Bericht „Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer – Bestandsaufnahme und Empfehlungen (Stand 2011)“ unter schleswig-holsteinischer Federführung veröf-fentlicht werden konnte, hat sich der gewählte Lösungsansatz als praktikabel erwie-sen. Konsequenterweise wurde Sternheim dann durch Beschluss des Bund/Länderausschusses Nord- und Ostsee (BLANO) ab Februar 2012 zum Leiter des Bund/Länder „Expertenkreises Munition im Meer“ mit dem Auftrag bestimmt, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen. Der deutsche Lösungsansatz hatte mittlerweile auch international Beachtung und Anerkennung erfahren. Am 31. Januar 2013 hat der Expertenkreis die erste Fortschreibung des 2011 erschienenen Berichts vorgelegt. Die unter www.munition-im-meer.de auf den Seiten der schleswig-holsteinischen Landesregierung veröffentlichte Fortschreibung trägt den Titel „Muni-tionsbelastung der deutschen Meeresgewässer – Entwicklungen und Fortschritt – (Jahr 2012)“. Jens Sternheim ist derzeit Referent im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein. Thema Munitionsbelastung der Meere - Nationale und internationale Aktivitäten deutscher Behörden zur Dokumentation der Gefahrenlage und Stand der Empfehlungen zum weiteren Vorgehen. Zusammenfassung Spätestens seit dem Ende des 2. Weltkrieges beschäftigt das Thema „alte Munition“ in den Meeren Medien, Gesellschaft und Politik in unregelmäßigen Intervallen. Meist bleibt das tief im Meer verborgene Problem jedoch unsichtbar. Gelegentlich aber kommt es an die Oberfläche, z.B. wenn der Kampfmittelräumdienst aus Gründen der Gefahrenabwehr Munition sprengen muss - manchmal auch dann, wenn Phosphor-Reste oder Sprengstoffe an Stränden der Ostsee angespült werden. Unfälle und Verletzungen in Fischerei und Schifffahrt in deutschen Gewässern sind glücklicherweise seit etwa 1960 seltene Einzelfälle. Ebenso positiv ist zu bewerten,

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 17 von 54

  • dass es bisher keine Hinweise auf eine großräumige Schädigung der Meeresumwelt durch alte Munition im Meer gibt. Von zunehmender Bedeutung ist die Thematik der im Meer versenkten Munition für die erheblich steigende Nutzung von Meeresflächen für den Bau von Offshore Wind-parks (OWP) sowie der hierfür benötigten Kabeltrassen und Konverter Stationen. Es ist davon auszugehen, dass heute erst ein geringer Teil der tatsächlich durch Kampfmittel belasteten Flächen bekannt ist und dass die Munitionsprobleme im Rahmen der Realisierung von Offshore-Projekten in zunehmendem Maße zu Tage treten werden. Abgesehen von zum Teil noch offenen Fragen bei Zuständigkeiten und Kostenpflichten für Flächenräumungen außerhalb des Küstenmeers müssen auch leistungsfähige Bergungstechnologien für Flächenräumungen stark belasteter Gebiete erst entwickelt werden. Die Kampfmittelräumdienste der Länder sind nach deren Bekunden zu Bergungsaktionen im erforderlichen großen Maßstab derzeit we-der personell noch technisch in der Lage. Bei dem für die Genehmigung von Offshore Anlagen und die Begleitung der Umset-zung in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) zuständigen Bun-desamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) befinden sich gegenwärtig 106 Vor-haben in der Nord- und 20 in der Ostsee in Bearbeitung. Da die Zuständigkeit des BSH alle sicherheitsrelevanten Aspekte sowohl beim Bau als auch beim Betrieb von OWP einschließt, wird auf Grund der bekannten Belastung mit Rüstungsaltlasten in der Nord- und Ostsee auch diese Problematik in die Gesamtbetrachtung einbezogen. Auf rund 40 Seiten hat der Bund/Länder-Expertenkreis Munition im Meer die neusten Erkenntnisse zu versenkter Munition in deutschen Meeresgewässern zusammenge-tragen. Mit dem Bericht „Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer –Entwicklungen und Fortschritt (Stand 2012)“ werden die erstmals im Jahre 2011 ver-öffentlichten Erkenntnisse systematisch ergänzt und der konstituierende Bericht wei-ter fortgeschrieben. Die jetzt vorliegenden neuen Erkenntnisse zu historischen Munitionsversenkungen fußen unter anderem auf kontinuierlichen, intensiven Recherchen in Bundes-, Lan-des und Stadtarchiven, die das bereits bestehende Wissen erweitert haben. So konnte beispielsweise der immer wieder in den Medien aufgebrachte Verdacht, in der Flensburger Förde sei gegen Ende des Krieges auch Kampfstoffmunition versenkt worden, anhand der Akten bestätigt werden. Die verantwortlichen Landes- und Bun-desbehörden werden in weiteren Schritten über die zu treffenden Maßnahmen bera-ten. Darüber hinaus befasst sich der Bericht auch mit der Entwicklung eines einheitli-chen Munitionskatasters See, welches inzwischen in die Realisierungsphase einge-treten ist. Weitere wichtige Fortschritte sind auch im Hinblick auf die Entwicklung neuer, die Umwelt weniger belastende, Beseitigungsmethoden gemacht worden. Wenn zum 1. Januar die gemeinsame Meldestelle für Vorfälle mit Munition im Meer der Küstenländer und des Bundes ihren Betrieb aufnimmt, ist auch ein großer Schritt nach vorn im Sinne der behördlichen Transparenz getan, die immer wieder von den Umweltverbänden gefordert wurde.. Auch wenn das Problem im Meer versenkter Munition trotz dieser Ergänzung des 2011 erschienenen Berichts in Dimension und Auswirkung auf Umwelt und Wirtschaft noch immer nicht in vollem Umfang ab-schätzbar ist, so ist man mit der konsequenten und systematischen Fortsetzung der Arbeit an diesem gesamtgesellschaftlichen Problem nach Auffassung des Experten-kreises doch ein wichtiges Stück vorangekommen. Den Bericht „Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer – Entwicklungen und Fortschritt (Jahr 2012)“ und alle weiteren Informationen zur Arbeit des Bund/Länder-Expertenkreises Munition im Meer finden Sie unter www.munition-im-meer.de.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 18 von 54

  • Beiträge des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Der Koalitionsvertrag der die Landesregierung Schleswig-Holstein tragenden Parteien nennt klare Ziele in Bezug auf den Umgang mit der Munitionsbelastung der Meere vor den Küsten Schleswig-Holsteins. Konsequenterweise werden die Aufgaben des Projektes „Munition im Meer“ seit dem 1. August 2012 durch das Referat „Meeresschutz und Nationalpark“ im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (MELUR) wahrgenommen. Der Kampfmittelräumdienst des Landes ist dem Landeskriminalamt Schleswig-Holstein zugeordnet worden. Claus Böttcher Sachbearbeiter und Geschäftsführer des BLANO-Expertenkreises „Munition im Meer“ Vita Herr Claus Böttcher arbeitet seit 2012 wieder im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume – Referat Meeresschutz und Nationalpark. Davor war der Diplom-Ingenieur für Forstwirtschaft zunächst für die Landesforstverwaltung tätig und wurde dann fünf Jahre lang aus dem Innenministerium heraus für Fragestellungen des Meeresumwelt- und Katastrophenschutzes im Zusammenhang mit der Kampfmittelbelastung eingesetzt. Er gehörte der Bund-Länderarbeitsgruppe an, die den Bericht „Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer – Bestandsaufnahme und Empfehlungen (Stand 2011)“ erarbeitet hat. Heute ist er mit der Geschäftsführung der Nachfolgegruppe „Expertenkreis Munition“ unter dem Dach des Bund-Länderausschusses Nord- und Ostsee (BLANO) betraut und gehört zum Redaktionsteam der als Jahresberichte angelegten Reihe „Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer – Entwicklungen und Fortschritt“. Thema Munitionsbelastung der Meere – technische Ansätze zur Umsetzung der Empfehlungen zum Umgang mit Kampfmitteln im Meer Zusammenfassung Viele Erfahrungen die an der marinen Großräumstelle „Kolberger Heide / Heidkate“ gewonnen wurden, sind in den Bericht „Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer“ eingeflossen. Auf dieser Grundlage und durch Integration vieler Disziplinen werden nun Ansätze zur Umsetzung der Empfehlungen erarbeitet und umgesetzt, soweit dies im öffentlich-rechtlichen Umfeld möglich ist. Transparenz zur Situation und zum Erkenntnisstand der Behörden ist eine Forderung, die im Zusammenhang mit der Munitionsbelastung unserer Meere immer wieder vorgetragen wird. Durch die Einrichtung des gemeinsamen Internetauftritts

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 19 von 54

  • www.munition-im-meer.de und die konsequente Veröffentlichung der vorliegenden Informationen kommt der BLANO-Expertenkreis dieser Forderung nach. Für eine zeitnahe und sachgerechte Sammlung von Erkenntnissen ist eine nationale Meldestelle für Ereignisse mit Fundmunition im Meer eingerichtet worden. Die Aufgabe nimmt die Leitstelle der Wasserschutzpolizei in der Bund-Ländereinrichtung „Maritimes Sicherheitszentrum (MSZ)“ in Cuxhaven war. Seit 1.3.2013 ist die Meldestelle offiziell im Dienst. Die Beamten nehmen Meldungen aus den Territorialgewässern und der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) entgegen, sammeln sie zentral und leiteten sie sachgerecht weiter. Für die als erforderlich erachtete Bewertung der tatsächlichen Belastungssituation wurden die Auswertungen von Archivunterlagen, geophysikalische und biologisch-chemische Untersuchungen, sowie die Zusammenführung aller Erkenntnisse in einem System als Lösungsweg empfohlen. Mit dem Projekt „Munitionskataster See“ das im Rahmen der Landesinitiative „Zukunft Meer“ und in Zusammenarbeit mit dem „Maritimen Cluster Nord“ gemeinsam von Wirtschafts- und Umweltministerium Schleswig-Holstein umgesetzt wird, geht es auch hier voran. Ein Ansatz zur Fortentwicklung der erforderlichen Technologie wurde mit dem 8. Kieler Marktplatz unternommen, bei dem eine bestehende regionale Plattform der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft genutzt wurde, um das Thema zu befördern. Und das ist noch nicht alles!

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 20 von 54

  • Dipl.-Ing. Johannes Köppler Deutsche Bahn AG Sanierungsmanagement / FRS Karlstraße 6 60329 Frankfurt am Main Tel: 069. 265-55278 Email: [email protected]

    1960 geboren in Frankfurt am Main 1980 Abitur in Hofheim am Taunus 1982 – 1988 Studium der Stadtplanung / Stadtentwicklungsplanung an der

    Universität Gesamthochschule Kassel, Dipl.-Ing. 1988 – 1998 PGBU Planungsgesellschaft Boden & Umwelt mbH, Kassel,

    Gesellschafter-Geschäftsführer, Erkundung und Sanierung von Rüstungsaltlasten und Militärischen Liegenschaften

    1998 – 2002 Köppler & Schneider GbR, Kassel / Oestrich-Winkel 2002 – 2009 IBL GmbH Heidelberg / Ludwigshafen / Oestrich-Winkel,

    Niederlassungsleiter, Senior Team Manager 2007 – 2009 Re2area GmbH Heidelberg, Projektleiter Due Dilligence,

    Revitalisierung Altstandorte seit 2009 Deutsche Bahn AG, Sanierungsmanagement, Frankfurt am Main,

    Mentor Boden- und Grundwassersanierung für die Regionen Süd-west (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland) und West (Nordrhein-Westfalen), Ansprechpartner für Kampfmittelfragestel-lungen, Gesamtprojektleiter Kampfmittelerkundung Oranienburg

    Kampfmittelerkundung auf Bahnflächen in Deutschland - ein nachhaltiges Unterfangen?!

    Veranlassung zur Kampfmittelerkundung Bahnhöfe, Ausbesserungswerke, Bahntrassen und Knotenpunkte der Deutschen Bahn sind von Kampfmittelrisiken in besonderem Maße betroffen. Als wesentliche Infrastruktur für Transport und Nachschub von Kriegsgerät und Munition waren diese Flächen im Zweiten Weltkrieg gezielten Bombardierungen ausgesetzt. Dies bedingt eine große Zahl von Blindgängern auf oder in der Nähe von Bahnanlagen. Hinzu kommen Kampfmittel deutscher Herkunft, die durch Zerstörung und Explosion von Munitionszügen, aus dem Betrieb von Flakstellungen, bei Bodenkampfhandlungen oder beim Rückzug der Truppen anfielen. Das Hauptproblem der Kampfmittelsuche auf Bahnanlagen besteht darin, dass die Oberfläche im Bereich von Gleisanlagen sowie Verkehrswegen und Bauwerken stark von metallischen Objekten (Schienen, Masten, Oberleitungen, Betonarmierung, erd-verlegte Kabel etc.) geprägt ist. Diese Stahlobjekte überprägen mit ihren Signaturen in weiten Teilen die deutlich geringeren Signaturen der im Gleisbereich zu suchen-den Kampfmittel. Auslöser für Maßnahmen zur Kampfmitteluntersuchung auf Flächen der Deutschen Bahn sind nahezu immer Infrastrukturbauprojekte zum Ausbau, Neubau, Erneue-

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 21 von 54

  • rung, Elektrifizierung von Bahnstrecken oder zur Errichtung von Bauwerken. Je nachdem, wie konkret der Kampfmittelverdacht sich gestaltet, erfolgt die Erkundung bauvorlaufend oder baubegleitend. Zur Vergabe entsprechender Leistungen hat die Deutsche Bahn in allen 16 Bundes-ländern Rahmenverträge abgeschlossen. Bei großen Bauvorhaben erfolgt häufig auch eine Vergabe durch den Generalunternehmer außerhalb der Rahmenverträge. Einen Sonderfall aufgrund besonderer Risiken durch Großbomben ab 500 lbs aus-gestattet mit chemischen Langzeitzündern stellt der Standort Oranienburg dar. Bis 2015 werden dort 25 ha Bahnliegenschaften systematisch auf Kampfmittel erkundet. Über die Ergebnisse einer dort durchgeführten Pilotuntersuchung und die bisherigen Ergebnisse der Umsetzung in der flächenhaften Untersuchung und Beräumung in-formiert Herr Dr. Winkelmann im nachfolgenden Vortrag. Eine Auswertung verschiedener Projekte hat gezeigt, dass für die Kampfmittelsuche im Bereich von Bahnanlagen nicht immer adäquate Erkundungstechniken eingesetzt wurden, die geeignet waren, die jeweilige Fläche zuverlässig auf Kampfmittel zu un-tersuchen. Teilweise wurden von den Räumunternehmen Techniken angepriesen und von der Bahn eingekauft, die völlig ungeeignet waren, Gleisinfrastruktur mit den umfangreichen magnetischen Störpotenzialen auf Kampfmittel zu untersuchen. In Anbetracht der hohen Kosten der Kampfmittelbeseitigung ist es erforderlich, dass Maßnahmen der Kampfmittelerkundung fachlich angemessen und damit nachhaltig durchgeführt werden, um abschließend eine Kampfmittelfreiheit für die untersuchte Fläche nachweisen zu können und aufwendige nochmalige Kampfmittelerkundungen bei späteren Baumaßnahmen auf der gleichen Fläche zu vermeiden. Aus diesem Grund ist bei der Kampfmittelsuche auf Bahnanlagen in der Regel eine sorgfältige Prüfung der Anwendbarkeit einzelner Verfahren und deren Anpassung an die jeweilige Aufgabenstellung erforderlich. Grundlagen zur Planung von Kampfmittelräummaßnahmen Für die Deutsche Bahn, die als bundesweit tätiges Unternehmen bei allen Baumaß-nahmen mit Eingriff in den Boden auch die Kampfmittelrisiken zu berücksichtigen hat, folgt daraus für die Planung der Kampfmittelerkundung, dass in jedem Einzelfall folgende, grundlegende Fragestellungen mit dem zuständigen Räumdienst zu klären sind:

    Wie sind die Zuständigkeiten und Abläufe der Kampfmittelerkundung im jewei-ligen Bundesland geregelt? Wer führt die Gefahrerforschung durch, wer ist Ansprechpartner?

    Mit welchem Zeitbedarf ist für die Prüfung des Kampfmittelverdachts zu rech-nen? Wie ist die Kostentragung im jeweiligen Bundesland geregelt? Von wel-chen Kosten ist auszugehen?

    Besteht ein konkreter Verdacht auf Blindgänger im Boden, deren Lage durch Luftbildauswertung lokalisiert werden kann (einzelne Verdachtspunkte), ist ein größeres Areal aufgrund flächiger Bombardierung konkret als kampfmittelver-dächtig eingestuft (Verdachtsfläche) oder handelt es sich um einen latenten Verdacht aufgrund der Lage in einem Bombenabwurfgebiet?

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 22 von 54

  • Sind technische Maßnahmen zur Kampfmittelerkundung erforderlich oder wird eine baubegleitende Überwachung durch Fachpersonal seitens des Räum-dienstes für ausreichend erachtet?

    Kann die Deutsche Bahn ein Rahmenvertragsunternehmen mit der Kampfmit-telerkundung beauftragen oder liegt diese Tätigkeit im jeweiligen Bundesland ausschließlich (oder nur bei konkretem Verdacht auf Blindgänger) in der Zu-ständigkeit des Räumdienstes?

    Bis in welche maximale Bodentiefe muss mit dem Antreffen von Kampfmitteln gerechnet werden? Sind seit Kriegsende Bodenveränderungen durch Abgra-bungen, Aufschüttungen, Umlagerungen oder z. B. Veränderungen am Ver-lauf von Gleistrassen vorgenommen worden die bei der Erkundungsplanung zu berücksichtigen sind?

    Welche Erkundungstechniken sind aus Sicht des zuständigen Räumdienstes geeignet und werden für die Kampfmitteluntersuchung für eine abschließende dauerhafte Freigabe der Fläche anerkannt? Sind diese Methoden unter Be-rücksichtigung eigener Erfahrungen für die nachhaltige Untersuchung (Freiga-be) zielführend?

    Maßnahmen der Bahn zur nachhaltigen Kampfmittelerkundung Forschungsprojekt Oranienburg Die Deutsche Bahn hat am Standort Oranienburg ein Forschungsprojekt zur Erpro-bung und Validierung von Erkundungstechniken auf Bahnflächen durchgeführt. Leitfaden Mit dem Ziel der Nachhaltigkeit hat das Sanierungsmanagement der DB einen „Leit-faden zur Kampfmittelbeseitigung auf Bahnflächen“ erstellt, der über die geltenden Rechtsgrundlagen informiert und ausführlich auf die jeweiligen bundesländerspezifi-schen Verfahrensabläufe zur Bearbeitung von kampfmittelverdächtigen und kampf-mittelbelasteten Flächen und die jeweiligen Regelungen zur Kostentragung eingeht. Insbesondere beinhaltet der Leitfaden eine detaillierte Beschreibung der auf Bahnlie-genschaften möglichen und sinnvoll anwendbaren Verfahren der Kampfmittelerkun-dung. Eine Matrix gibt einen Überblick, welche Verfahren sich für die verschiedenen Bahnnutzungen besonders eignen und welche Verfahren dafür ungeeignet sind. Kampfmitteldatenbank und zentrales Auskunftssystems Für die Zukunft ist der Aufbau einer konzernweiten Datenbank als zentrales Aus-kunftssystem zu Kampfmittelverdacht, Kampfmittelbelastungen und durchgeführten Räummaßnahmen auf Flächen des DB Konzerns geplant. In der Datenbank sollen alle im Bahnkonzern durchgeführten Maßnahmen zur Kampfmittelräumung und de-ren Ergebnisse dokumentiert werden. Analog zu dem mit dem KMBD Baden-Württemberg bereits seit mehreren Jahren praktizierten Vorgehen ist beabsichtigt, auch von den anderen Bundesländern die bei den Räumdiensten vorliegenden Daten zu Bahnliegenschaften an einer zentralen Stelle im Bahnkonzern zur Verfügung zu stellen. Die Daten sollen in eine georefe-renzierte Datenbank überführt und projektbezogen zur Auswertung zur Verfügung gestellt werden.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 23 von 54

  • Auf diese Weise können die Räumdienste der Länder von zahlreichen zeitraubenden Anfragen entlastet werden, die häufig von unterschiedlichen Bahnstellen zur gleichen Liegenschaft gestellt werden und deren Beantwortung bis zu 10 Wochen in Anspruch nehmen kann. Da die Räumdienste in der Regel Gebühren für die Beantwortung der Anfragen erheben, spart die DB auf diese Weise Zeit und Geld. Mit Schaffung des zentralen Auskunftssystems können Daten zum Kampfmittel-verdacht auf Bahnliegenschaften kurzfristig zur Verfügung gestellt und frühzeitig in Planungsprozessen sowie bei der Erarbeitung von Erkundungskonzepten berück-sichtigt werden. Dadurch können Risiken aus ungeplanten Maßnahmen und daraus resultierenden zusätzlichen Forderungen minimiert werden, die den Zeit- und Kos-tenrahmen der Kampfmitteluntersuchung von Bahnflächen sprengen.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 24 von 54

  • Dr.-Ing. Kay Winkelmann Beratender Ingenieur Tannenweg 83 13587 Berlin Tel: 030 / 91510113 Fax: 030 / 91477086 Email: [email protected]

    1973 geboren in Berlin 1993 Abitur in Münster (Westfalen) 1993 – 1994 Wehrdienst LLSanKP 270 (Varel/Friesland) 1995 – 2000 Studium Umweltingenieurwesen an der Brandenburgischen

    Technischen Universität Cottbus, Dipl.-Ing. 2000 – 2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Altlasten der

    Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus 2005 Dissertation an der Brandenburgischen Technischen Universität

    Cottbus, Dr.-Ing. 2006 Umweltreferent der Niederlassung Brandenburg/Berlin der

    Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH (BVVG) 2007 - 2011 Geschäftsführer der SENSYS Sensorik und Systemtechnologie

    GmbH in Bad Saarow seit 2011 Freiberufliche Tätigkeit als Beratender Ingenieur

    Kampfmittelsuche im Gleisbereich

    Anforderungen und Lösungen am Beispiel Bahnhof Oranienburg Die Stadt Oranienburg war während des Zweiten Weltkriegs Ziel alliierter Luftangriffe. Bei diesen Angriffen wurden auf Ziele im Stadtgebiet Bomben ab 500 lbs. bis 2.000 lbs. abgeworfen. Ziele der Angriffe waren unter anderem die Auer-Werke, Einrichtungen der SS und die Bahnanlagen insbesondere im Umfeld des Bahnhofs Oranienburg. Eine Besonderheit des Angriffs vom 15.03.1945, dem schwersten Angriff auf das Stadtgebiet, war, dass über 80% der insgesamt rund 5.000 an diesem Tag abgeworfenen Bomben mit chemischen Langzeitzündern (M124, M125) ausgestattet waren. Bei diesem Angriff wurden die Auerwerke und das Bahnhofsgelände schwer beschädigt. In einem öffentlich-rechtlichen Vertrag haben die Deutsche Bahn und die Stadt Oranienburg vereinbart, insgesamt ca. 25 ha der Bahnflächen in Oranienburg bis 2015 systematisch auf Kampfmittel zu untersuchen. Dies erfordert die Suche nach Kampfmitteln sowohl auf den Gleisanlagen, als auch unter größeren Gebäudekomplexen und auf Brachflächen, die früher intensiv genutzt wurden. Weil die Detektionsaufgabe insbesondere im Bereich der Gleisanlagen und unter Gebäuden sehr komplex ist und es in der Vergangenheit Probleme mit der Anerkennung von Kampfmittelfreiheitsbescheinigungen privater Anbieter nach Durchführung von Sondierungen aller Art auf Gleisanlagen im Bereich Oranienburg durch den brandenburgischen Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) gegeben

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 25 von 54

  • hatte, wurde durch die Deutsche Bahn ein Pilotprojekt konzipiert, in dem unterschiedliche Technologien für die Kampfmittelsuche im Gleisbereich und unter Gebäuden erprobt werden sollten. Mit der Realisierung wurden ein Unternehmen der gewerblichen Kampfmittelräumung mit spezialisierten Nachauftragnehmern für die Aufgaben Oberflächengeoradar, Bohrlochradar und Horizontalbohrungen, ein wissenschaftlicher Gutachter und ein Qualitätssicherer für die geophysikalischen Arbeiten beauftragt. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Brandenburg und die Stadt Oranienburg wurden beteiligt. Als Detektionsziel für die Kampfmittelsuche im Bereich der Bahnanlagen in Oranienburg wurden Bombenblindgänger ab 500 lbs. (250 kg) bis in Tiefen von 8 m unter Geländeoberkante (GOK) 1945 definiert. Auf Grundlage historischer Untersuchungen ist für den Bereich des Bahnhofs Oranienburg nicht von einer Belastung mit anderen Kampfmitteln (insbesondere Bodenkampfmitteln) auszugehen, so dass die Untersuchung auf Bombenblindgänger ab 500 lbs. beschränkt werden kann. Auf Grundlage des vorgenannten Detektionsziels wurde ein Untersuchungskonzept erarbeitet. Da die Bahninfrastruktur (Gleise, Schwellen, Masten, Oberleitungen, erdverlegte Kabel, Oberflächenverschrottung) die Auswertung von Bohrlochmessdaten aller bekannten Verfahren so stark beeinträchtigt, dass eine Aussage bezüglich möglicher Bombenblindgänger im oberflächennahen Bereich (bis 1,5 m uGOK) in der Regel nicht möglich ist, sollte zunächst ein Verfahren gefunden werden, mit dem Bombenblindgänger der gesuchten Größenordnung im Bereich von Gleisanlagen zuverlässig bis 1,5 m uGOK detektiert werden können. Dazu wurden die Verfahren Oberflächensondierung Magnetik, Oberflächensondierung Elektromagnetik und Oberflächensondierung Georadar erprobt. Das Verfahren Magnetik wurde einbezogen, weil dieses – trotz geringer Erfolgsaussichten – in der Vergangenheit zur Anwendung gekommen war. Damit sollte nachgewiesen werden, dass dieses Verfahren für die Detektion auch von flachliegenden Bombenblindgängern im Gleisbereich nicht geeignet ist. Für die Sondierung des Bereichs ab1,5 m unter aktueller GOK bis 8 m unter GOK 1945 sollten die magnetische Bohrlochsondierung und die Bohrlochsondierung mittels Georadar (Bohrlochradar) sowohl in vertikalen als auch in horizontalen Bohrlöchern untersucht werden. Die Sondierung in horizontalen Bohrlöchern über große Strecken und in systematischen Bohrlochrastern sollte untersucht werden, weil eine Variante gesucht wurde, die Kampfmittelsuche sowohl bei laufendem Bahnbetrieb als auch unter Gebäuden zu realisieren. Nach Abschluss des Pilotprojektes, dessen Ergebnisse im Vortrag vorgestellt werden, wurde Anfang 2012 auf Grundlage der Ergebnisse eine Technologie für die systematische Untersuchung der gesamten Fläche von circa 25 Hektar bis 2015 abgeleitet und mit dem KMBD Brandenburg abgestimmt. Diese Technologie umfasst folgende Verfahren, die je nach örtlicher Situation kombiniert eingesetzt werden:

    Oberflächengeoradar im Gleisbereich für die Detektion von Bombenblindgängern bis 1,5 m unter Geländeoberkante

    Elektromagnetische Oberflächendetektion außerhalb des Gleisbereiches für die Detektion von Bombenblindgängern bis 1,5 m unter Geländeoberkante

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 26 von 54

  • Magnetische Bohrlochsondierung (3-Achs-Magnetometer) in vertikalen Bohrlöchern im Gleisbereich für die Detektion von Bombenblindgängern im Bereich ab 1,5 m bis 8,0 m unter Geländeoberkante

    Bohrlochradar in vertikalen Bohrlöchern im Gleisbereich für die Detektion von Bombenblindgängern im Bereich ab 1,5 m bis 8,0 m unter Geländeoberkante

    Als Variante im Bereich von Gebäuden Bohrlochradar und 3-Achs-Magnetik in horizontalen Bohrlöchern im Bereich von oberflächlich nicht zugänglichen Bereichen.

    Aktuell (Stand Januar 2013) sind weite Teile des Güterverladebereichs und der Gleisanlagen der Fernbahn zwischen dem Haltepunkt Lehnitz und dem Bahnhof Oranienburg bereits untersucht. Die Bergung von detektierten Anomalien erfolgt kontinuierlich. Die Ergebnisse der laufenden Detektions- und Bergungsarbeiten zeigen, dass die entwickelte Technologie den Erwartungen, die sich aus dem Pilotprojekt ergeben haben, in vollem Umfang entspricht.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 27 von 54

  • Helmut Pönisch Dipl.-Ing. (FH) *10. April 1958 in Riesa verheiratet seit 05.08.1977, ein verheirateter Sohn, 2 Enkel 1964 – 1972 polytechnische Oberschulen in Riesa 1972 – 1976 Spezialschule Riesa, physikalisch-technische Richtung, Abitur 1976 – 1977 Jagdwaffenmechaniker, Suhl

    09/1977 - 08/1980 Offiziershochschule Zittau, Offizier des Raketenwaffen-technischen Dienstes, Hochschulingenieur, Leutnant

    09/1980 - 05/1986 Werkstattleiter in einem Truppenteil

    06/1986 - 10/1988 Stabsoffizier, Munition im Truppenteil

    11/1988 – 12/1990 Stabsoffizier, Bewaffnung und Munition im Truppenteil

    01/1991 - 01/1992 Logistik und Betriebswirtschaft, IDB Potsdam

    02/1992 – 06/1994 Feuerwerker und Prokurist der Firma Heinrich Luthe

    07/1994 – 08/2004 Geschäftsführer der Heinrich Luthe GmbH, Luckenwalde

    seit 09/2004 Geschäftsführer der GRV LUTHE Kampfmittelbeseitigung GmbH, Ludwigsfelde

    seit 11/2011 Geschäftsführer der DYNASAFE Sales & Operations GmbH, Ludwigsfelde

    DYNASAFE’s Erfahrungen in Entwicklung und Betreiben von mobiler Ausrüstung für Munitionsentsorgung - Lehren aus dem letzten Jahrzehnt Die Zerstörung von Munition und Sprengstoffen, besonders von Fundmunition und Blindgängern (UXO) ist eine sensible Herausforderung. Allerdings können Risiken minimiert werden, wenn bewährte Technologien und Ausrüstungen benutzt und die anerkannten EOD- Verfahren befolgt werden. Sonst wird die Möglichkeit von ernsten Unfällen sehr wahrscheinlich. Heutzutage sollte die Vernichtung von Munition und Explosivstoffen den akzeptierten umwelttechnischen Prinzipien folgen. Offene Detonation und offener Abbrand (OBOD) sollten nur zur Gefahrenabwehr benutzt werden, um riskante UXO zu zerstören, die unsicher für Transport und Handhabung sind. In Europa haben viele Länder solche Methoden zur Vernichtung von Lagerbeständen verboten.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 28 von 54

  • Die mobile Ausrüstung zur Vernichtung von Munition (Mobile Equipment for Ammunition Demilitarization - MEAD) von DYNASAFE stellt eine bewährte Palette sicherer Werkzeuge zum Vernichten mittlerer Mengen an Munition zur Verfügung. Das Baukastenverfahren von MEAD erlaubt eine flexible Zusammenstellung benötigter Maschinen zum mechanischen Bearbeiten und zur thermischen Entsorgung von Fund- und Lagermunition. Für die mechanische Bearbeitung oder Demontieren von Munition sind transportable Module in standardisierten Containern verfügbar:

    Bombenschneidringe für Bomben MRB mit Durchmesser von 150 mm bis zu 500 mm, für Verwendung auf Sprengplätzen oder in Bunkern

    Spezielle Bandsäge für Kaliber von 37 mm bis zu 260 mm SBS-2 -260 und für Bomben oder Raketen bis 550 mm SBS- 3-550

    Spezielle Unterwasserbandsäge UWS für Granaten und Raketenmotore für Kaliber 30 mm bis zu 260 mm

    Sicherheitscontainer SC mit inhärenter Sicherheit bis 8 Kg TNT- Äquivalent Munitionsscheren SMS für das Öffnen von Geschossen kleiner und mittlerer

    Kaliber Doppel- Entzünderungs- und Entpatroniermaschine DEM (3 in 1) für

    patronierte Munition bis Kaliber 155 mm Geschoss- Ausbrech- Maschine CBM für Munition von 20 mm bis 30 mm

    Neben der genannten MEAD- Technik zur sicheren mechanischen Bearbeitung ist die mobile Anlage zur thermischen Vernichtung von Munition und Explosivstoffen MEA- 2 verfügbar. Die eigensichere Vernichtung erfolgt innerhalb eines Munitionsdeaktivierungsofens mit einem zulässigen TNT-Äquivalent bis zu 500 g für kontinuierliche Beschickung. Wenn das TNT- Äquivalent diesen Grenzwert überschreitet, sind vorbereitende Arbeitsschritte auszuführen. Derzeit betreibt Dynasafe Sales & Operations GmbH eine mobile MEA- 2 Anlage am genehmigten Entsorgungsstandort in Winsen/ Aller. Von 1994 bis 2012 wurden mit eigenen mobilen Anlagen diesen Typs ca. 2.400 to Munition umweltfreundlich entsorgt. Der Vortrag wird auf die bisher erworbenen Erfahrungen beim Betreiben dieser umweltfreundlichen Technologie eingehen, genutzte Maschinen und Vernichtungsergebnisse präsentieren und die generellen Möglichkeiten der neu formierten Dynasafe - Gruppe vorstellen.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 29 von 54

  • Vita von Dr. Johannes B. Stoll

    Berufliche Erfahrung

    Gründung von Mobile Geophysical Technologies in Celle, Germany - Consultant mit Projekten in der Exploration, Elektroindustrie,

    Wasserbaufirmen - Leiter Geophysics Department bei ANTARES Datensysteme GmbH,

    Stuhr, Germany, (Erdöl-/gasindustrie) Projektmanager bei Bundesanstalt für Geowissenschaften, Hannover, Marine Geophysik

    1996– Juniorprofessor am Institut für Geophysics, Universität Göttingen,

    Fakultät für Physik mit Forschungsthemen zur Angewandte Geophysik, Petrophysik und Bohrlochgeophysik

    - Senior Scientist at Research and Development Department, Western

    Atlas, Houston/TX (USA), now Baker Atlas, Erdöl/-gasindustrie Contractor für Corporation National del Cobre de Chile (CODELCO), Santiago de Chile, Chile

    Ausbildung

    Dr.rer.nat.habil., Technische Universität Freiberg Dr.phil.nat. Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main Dipl. Geophys., Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main Adresse Mobile Geophysical Technologies, Hannoversche Heerstr. 9a,

    29221 Celle Internet/email www.mgt-geo.com [email protected] Telefon -

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 30 von 54

    http://www.mgt-geo.com/

  • Kurzfassung

    Unbemannte Flugsysteme (UAS) in der Kampfmittelsuche Technik und Anwendung

    Einführung

    Eine der wesentlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre in der Geophysik ist die Einführung aeromagnetischer Messungen mit Hilfe unbemannten Flugsystemen. Unbemannte Flugsysteme (UAS) haben in den vergangenen Jahren einen technologischen Sprung erlebt und nun den Punkt der kommerziellen Anwendung erreicht. Wesentliche Vorteile liegen in der niedrigen Flughöhe (ca. 3-5m über Grund), im Einsatz in unzugänglichen Gebieten, welche zu Fuß oder mit bemannten Helikoptern nicht erreichbar sind. Zudem ermöglichen sie Messungen auf einem sehr dichten Messnetz.

    Die Technologie unbemannter Flugsysteme entwickelt sich rasch. Sie hat nun eine technologische Reife und Benutzerfreundlichkeit erreicht, die Anwendungen in vielen Bereichen, besonders auch in der Geophysik ermöglichen. Kosten- und Zeiteffizienz machen diese neuartige, fliegende Messplattform zu einer Alternative gegenüber herkömmlichen Messplattformen.

    Anders als bemannte Fluggeräte können UAS auch in Gebieten mit relativ rauer Topographie erfolgreich eingesetzt werden. Eine leistungsfähige Steuerelektronik erlaubt Flüge, bei denen Messdaten mit konstantem Abstand zum Boden, sog. drape flights, gewonnen werden können. Probleme in den Messdaten, wie sie durch unterschiedliche Flughöhen zwischen benachbarten Fluglinien entstehen oder kurzwelliger Noise werden dadurch erfolgreich reduziert. Die Verfügbarkeit von digitalen Geländemodellen ermöglicht zudem eine genaue Vorausplanung einer Flugmission und die Erstellung von sehr dichten Messnetzen.

    Unbemannte Flugtechnik

    Unbemannte Flugsysteme werden entweder durch einen konventionellen Verbrennungsmotor, Turbinenantrieb oder durch Elektromotoren mit wieder aufladbaren Lithium-Polymer Akkus betrieben. Verbrennungsmotoren sowie Turbinenantrieb ermöglichen das Mitführen von vergleichsweise schweren Lasten (payload) (ca 100kg), während Elektromotor getriebene UAS bislang sich durch geringe Nutzlasten (ca 5kg) auszeichnen.

    Grundsätzlich lassen sich UAS charakterisieren durch ihre Flughöhe (flight altitude), maximale Flugdauer (endurance), Größe (size) und Gewicht (maximum takeoff weight, MTOW) und die zur Verfügung stehende Nutzlast (payload). Ein UAS setzt sich aus drei Komponenten zusammen: der Flugplattform, der Bodenstation und dem Autopiloten, der dem Piloten am Boden die komplizierte Steuerung des Fluggerätes weitgehend abnimmt. Helikopter (rotory wing) besitzen gegenüber Flächenflüglern (fixed wing) den besonderen Vorteil der vertikalen Start- und Landung (VTOL) und benötigen daher nur wenig Platz, zudem können sie über einem Punkt schweben.

    Typischerweise sind UAS mit einem Bordcomputer ausgestattet, auf dem alle Informationen über die Fluglage zusammenkommen. Von dort wird die Fluglage des UAS kontrolliert und gesteuert und die Navigation entlang vorgegebener Flugbahnen

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 31 von 54

  • durchgeführt. Zur Navigation wird eine sogenannte Inertial Measuring Unit verwendet, welche aus einem GPS-Empfänger, Drehratensensoren und Beschleunigungssensoren, sowie einem Magnetometer für die Richtungsbestimmung besteht. Die Flugbahnen werden mittels einer interaktiven Software festgelegt und auf den Bordcomputer hochgeladen. Damit kann eine Flugmission im autonomen Modus durchgeführt werden.

    Abbildung 1 zeigt einen benzingetriebenen UAS bei einer Flugmission in einem türkischen Braunkohlerevier in ca 1300m Höhe. Seine maximale Nutzlast beträgt ca. 15kg und die maximale Flugdauer erreicht 1 Stunde.

    Abbildung 2 zeigt einen elektrisch betriebenen UAS. Dieser wurde mit einem Magnetometer (Typ Fluxgate) ausgestattet. Er zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität aus und kann sehr schnell zum Einsatz gebracht werden. Seine Nutzlast beträgt ca. 1kg, seine Flugdauer erreicht etwa 1 Stunde.

    Abb. Benzingetriebener UAS Abb. Mini UAS mit Elektromotor.

    UAS taugliches Magnetometersystem

    In der Geophysik gibt es verschiedene Typen von Magnetometern, mit denen das Erdmagnetfeld vermessen wird. Typischerweise werden Sensoren nach dem Prinzip Overhauser oder das Cäsium-Dampf-Magnetometer verwendet. Sie erreichen zwar eine hohe Auflösung im Bereich von ~0.01 nT bei einer Messrate von 10Hz, sie lassen sich jedoch auf einem Mini UAS schwer integrieren. Sie messen die Totalintensität des Erdmagnetfeldes. Magnetometer vom Typ Fluxgate (oder auch Förstersonde) werden bislang nur eingeschränkt für die Messung des Totalfeldes verwendet und fast ausschließlich für Gradientenmessungen der Vertikalkomponente eingesetzt.

    MGT verwendet ein Fluxgatemagnetometer, das große Vorteile gegenüber anderen Magnetometertypen bietet (Abb. 4):

    - Fluxgatesensoren sind wesentlich leichter und einfacher zu handhaben als Magnetometer vom Typ Overhauser und Cs-Dampf, und besitzen eine große Eignung für die Integration auf UAS.

    - Sie ermöglichen eine hohe Messrate (100Hz).

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 32 von 54

  • - Die Bestimmung der Totalintensität im Labor erfordert zwar einen großen Aufwand der Kalibrierung. MGT verwendet jedoch eine softwaregesteuerte Kalibration, die auch im Gelände schnell durchgeführt werden kann.

    - Mit dieser Kalibration ist es möglich, sowohl die Totalintensität, als auch die einzelnen Komponenten des Erdmagnetfeldes zu messen.

    Zur Aufzeichnung der 3 Komponenten des Fluxgatemagnetometers wurde ein eigenes Datenakquisitionssystem (DAS) entwickelt (Abb. 3), das hinsichtlich seines Gewichts optimiert wurde. Das DAS enthält eine Hochpräzessionsuhr, welche jede Sekunde mit der GPS Zeit des GPS-Empfängers synchronisiert wird. Damit ist es möglich die Position des Fluxgatesensors sehr genau zu bestimmen.

    Abb. 3 Datenakquisitionssystem Abb. -Komponenten Fluxgate magnetometer

    Bereich ±100μT Serielle Schnittstelle RS232 ADC 24bit Messrate 1 - 125 Hz Sensitivität 0.07 nT @10Hz Speicher Micro SD Card Auflösung Stromversorgung

    < nT 12-18VDC, 150mA

    Gesamtgewicht 920g

    Das Gesamtsystem ist sehr kompakt gebaut und einfach zu bedienen. Die drei Komponenten des Magnetfeldes und die GPS Positionsdaten werden in je einer Datei gespeichert. Das Auslesen der Daten erfolgt über die Micro-SD-Karte. Die Integration des Messgeräts am UAS ist einfach zu bewerkstelligen.

    Detektion von magnetischen Signaturen nach einem Hangrutsch

    Ein Hangrutsch in einem ostdeutschen Braunkohlerevier verursachte eine Massenbewegung von ca. 1 Mill. Kubikmeter Erdreich und erfasste u.a. Häuser und andere Großobjekte (Abb. 5a, b). Große Teile des Erdreichs rutschten in einen nahegelegenen See, dessen Wasserspiegel um ca. 60cm angehoben wurde. Eine Flutwelle rollte über den See und spülte am Ufer liegende Boote ans Ufer. Das von der Rutschung erfasste Gebiet von mehreren Hektar ist weitgehend unzugänglich. Magnetische Messungen aus der Luft sollen daher Hinweise auf den Verbleib verschiedener Objekte geben.

    MGT setzte seinen Mini UAS mit dem Fluxgate Magnetometer ein. Unterteilt in mehrere Flugabschnitte wurde eine Fläche von mehr als 3 Hektar untersucht. Die Gesamtstrecke betrug ca 23km, dafür wurde eine Flugzeit von 101 Minuten benötigt. Zum Teil wurde der UAS manuell gesteuert. Im überwiegenden Teil wurde jedoch die

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 33 von 54

  • autonome Flugsteuerung verwendet. Die Messrate des Fluxgatemagnetometers betrug 125Hz und ergab eine Messpunktdichte entlang der Flugprofile kleiner 10cm.

    Nach der Landung wurden die Daten ausgelesen und prozessiert (Synchronisation von Totalfeld und GPS-Positionen, IGRF-Reduktion, Levelling) und die Totalintensität bestimmt. Der Aufwand betrug ca. 1.5 Stunden.

    Abb. 5a, b Abrutschkante und Rutschungsgebiet

    Abbildung 6 zeigt das Ergebnis als Isoliniendarstellung des Residualfeldes der magnetischen Totalintensität.

    Abb. : 2D-Isoliniendarstellung des Residualfeldes der Totalintensität. Die Daten wurden entlang

    der blau markierten Fluglinien gewonnen. Der Abstand zum Boden variierte zwischen 2-10m, je nach Topographie. Einzelne Anomalien markieren Lokationen von verschütteten Objekten.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 34 von 54

  • Dipl. – BauIng. Tobias Hinzmann

    Geburtsdatum: Geburtsort: Staatsangehörigkeit:

    02. Juni 1968 Lübeck deutsch

    Beruflicher Werdegang

    seit 09.2010 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin, mit der Wahrnehmung der Geschäfte als Leiter des Objektbereichs Altlasten / Kampfmittel - X OA - in der Abteilung X beauftragt

    01.2006 – 08.2010

    Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin, Koordinator des Bereiches Ingenieurbau - X PI A 1 - Ausführung von Ingenieurbauwerken in der Zuständigkeit der Abteilung X

    04.2000 – 12.2005

    Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin, Koordinator des Bereichs Einkauf - XE2 -, Ausschreibung von Bau- und Dienstleistungen in der Zuständigkeit der Abteilung X

    07.1999 - 03.2000

    Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin, Hauptabteilung Tiefbau, Leiter der Gruppe Kosten- und Leistungsrechnung, Umstrukturierung der Kosten- und Leistungsrechnung.

    12.1996 - 02.1999

    Baureferendariat im Fachbereich Stadtbauwesen bei der Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr Berlin.

    07.1996 - 12.1996

    Ingenieurbüro für Tief- und Wasserbauprojekte, Statik in Dresden

    Studium

    10.1989 - 06.1996

    Studium an der TU- Berlin, Fachrichtung Bauingenieurwesen, Vertiefung in den Fachrichtungen Grund- und Wasserbau, Wahlpflichtfach Statik IV.

    11.1995 - 02.1996

    Diplomarbeit im Fachbereich Grundbau und Bodenmechanik.

    Ermittlung nach nicht-chemischen Kampfmitteln im Land Berlin

    Obwohl in Berlin bereits seit Ende des 2. Weltkrieges bis zum heutigen Tage nach Munition und Kampfmitteln gesucht wurde und wird, muss auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon ausgegangen werden, dass bisher noch nicht erkannte Kampfmittel im Erdreich vorhanden sind. Auch nach Jahrzehnten der

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 35 von 54

  • Lagerung dieser Kriegsaltlasten im Boden ist die Gefahr, die von diesen verschiedenartigsten Kampfmitteln ausgeht, nicht gemindert.

    In Kenntnis der damit verbundenen möglichen Gefahren haben die Verfügungsberechtigten über Grundstücke (Eigentümer, Besitzer, Bauherren u. a.) im Rahmen des ihnen Zumutbaren und Möglichen alles zu tun, um die bestehenden Risiken möglichst gering zu halten. Insbesondere bei Eingriffen in den Boden des Grundstücks (Baumaßnahmen, Erdarbeiten o. ä.) können akute Gefahrensituationen entstehen, denen angemessen zu begegnen ist.

    In diesem Zusammenhang bietet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt als zuständige Ordnungsbehörde für die Ermittlung und Bergung nicht-chemischer Kampfmittel Hilfeleistungen an, die der Minimierung bestehender Restrisiken dienen sollen.

    Für die Ermittlungsarbeit verwendet die Ordnungsbehörde im Wesentlichen Luftbilder, die unter Berücksichtigung beabsichtigter Bodeneingriffe auf konkreten Verdacht hin geprüft werden. Weitere Schritte werden von der Ordnungsbehörde von Amts wegen eingeleitet, wenn sich im Ergebnis der Ermittlungen ein konkreter Verdacht ergeben hat.

    Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass weder das Ergebnis der Ermittlungsarbeit noch das einer ggf. eingeleiteten Such- und Bergungsmaßnahme eine umfassende und verbindliche Aussage über die Kampfmittelfreiheit eines Grundstücks zulassen. Die Ermittlung und Bergung geht einem konkreten Verdacht auf das Vorhandensein von Kampfmitteln nach.

    Die Inanspruchnahme dieser Hilfeleistungen setzt einen Antrag voraus, den der Verfügungsberechtigte oder dessen Bevollmächtigter zu stellen ist.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 36 von 54

  • Dipl.- Ing. (FH) Jürgen Klatt Landkreis Celle- Der Landrat

    Amt für Umwelt und ländlichen Raum

    Trift 26

    29221 Celle

    Telefon: 05141/9166654 Fax: 05141/9166699

    e- mail: [email protected]

    geboren 8. April 1964 in Zerbst/Anhalt

    1982 Abitur in Magdeburg

    1982 Wehrdienst (Luftstreitkräfte)

    1984 Studium Technische Kybernetik an der TH Magdeburg

    1987 Studium Wasserwirtschaft an der Ingenieurschule für Wasserwirtschaft Magdeburg, Abschluss als Dipl.- Ing. (FH)

    1990 Ergänzungsstudium Abfallwirtschaft an der FH NON Suderburg, Abschluss als Dipl.- Ing. (FH)

    1991 Sachbearbeiter Abfalltechnik/Altlasten beim Landkreis Celle

    1995 Betriebsleiter Abfallentsorgungsanlagen

    1999 Abteilungsleiter Bodenschutz

    Mitglied des Fachausschusses C 4 „Rüstungsaltlasten“ des Ingenieurtechnischen Verbandes Altlasten (ITVA) e. V.

    Die "optimale" Kampfmittelräummaßnahme- ein Planspiel

    Kampfmittelfundstellen sind häufig auch Altlasten im Sinne des Bundes- Bodenschutzgesetzes. Das gilt insbesondere für Sprengplätze, auf denen Kampfmittel vernichtet wurden. Hier liegt- neben der Verunreinigung durch nicht detonierte Kampfmittel und Kampfmittelteile- erfahrungsgemäß eine Verunreinigung des Bodens und häufig auch des Grundwassers durch Explosivstoffe, ggf. auch durch sonstige Kampfmittelinhaltstoffe wie chemische Kampfstoffe vor. Die von solchen Standorten ausgehenden Gefahren sollen in

    - wirkungstypische Gefahren (unmittelbare Gefährdung von Leben und Gesundheit von Menschen durch Detonation) und

    - Verunreinigungsgefahren (Gefährdung des Wohls des Einzelnen und der Allgemeinheit durch Verunreinigung natürlicher Schutzgüter)

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 37 von 54

  • unterschieden werden.

    Daraus ergeben sich zunächst abweichende Zuständigkeiten. In Niedersachsen sind für die wirkungstypischen Gefahren die Ordnungsämter der Städte und Gemeinden, für die Verunreinigungsgefahren die Unteren Bodenschutzbehörden zuständig.

    Ziel aller Maßnahmen muss die zügige und umfassende Gefahrenabwehr sein. Hierfür ist ein koordiniertes Vorgehen erforderlich. An einem realen Beispiel werden die aus Sicht der Bodenschutzbehörde erforderlichen Maßnahmen- teils fiktiv- skizziert.

    Die Vorgehensweise bei der Gefahrerforschung ist weitgehend identisch. Im Rahmen einer historischen Erkundung, die die Luftbildauswertung unbedingt einschließt, werden die Vorgänge, die zu den Verunreinigungen geführt haben, rekonstruiert. Im Ergebnis sind die potenzielle Kampfmittelbelastung differenziert darzustellen sowie kontaminationsverdächtige Flächen auszuweisen. Soweit mit ehemals reichseigenen Kampfmitteln zu rechnen ist, müssen sämtliche für die Beantragung der Kostenerstattung durch den Bund erforderliche Informationen erhoben werden.

    Die folgende Technische Erkundung wird an ein Büro vergeben werden, welches über die in beiden Fachsparten erforderlichen Erfahrungen und Qualifikationen verfügt. Leistungen der KMR und Laboranalytik werden im Unterauftrag vergeben. Das Labor muss weit reichende Kenntnisse über die spezifischen Eigenheiten der relevanten Schadstoffgruppen verfügen. Die koordinierte Abwicklung ist allein schon deshalb geboten, weil bodeneingreifende Untersuchungsmethoden nur auf kampfmittelfreien Flächen angewandt werden können. Auf der anderen Seite werden, soweit eine Volumenräumung aus Gründen der Wirtschaftlichkeit erforderlich ist, frühzeitig Daten benötigt, um den Umgang mit dem dabei anfallenden Boden zu regeln. Konkret heißt das Regelung des Entsorgungsweges oder Aufstellen eines bodenschutzrechtlichen Sanierungsplanes. Dies sind zwingende Schritte vor der Durchführung der KMR bzw. Volumenräumung.

    Auch die Ingenieur-/Projektmanagement- sowie die gutachtlichen Leistungen im Rahmen der Ausführung der KMR/Sanierung werden im Sinne der Schnittstellenreduzierung an ein Büro vergeben werden. Dieses Prinzip erscheint auch hinsichtlich der gewerblichen Leistungen sinnvoll. Die KMR- Firma fungiert insofern als Generalauftragnehmer.

    Bei der Durchführung der KMR werden alle Möglichkeiten genutzt, Explosivstoffe über die reine KMR unter Anwendung geophysikalischer Methoden hinaus zu bergen. Die Herstellung der Kampfmittelfreiheit auch in Hinblick auf Sprengstoffbrocken ist zwingende Voraussetzung für die externe Behandlung bzw. Entsorgung von separiertem Boden. Dazu ist es erforderlich, das Räumpersonal anhand der im Rahmen der Technischen Erkundung erlangten Kenntnisse einzuweisen.  

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 38 von 54

  • Diplom Geologe Alexander Schwendner Leiter LGA-Inspektionsstelle Rüstungsaltlasten und Kampfmittel

    Bund Deutscher Feuerwerker und Wehrtechniker e.V.

    LGA Institut für Umweltgeologie und Altlasten GmbH

    Christian- Hessel Straße 1

    90427 Nürnberg

    Tel. 0911 / 12076 114

    [email protected]; www.LGA-geo.de

    Vorversuche zur Sanierung explosivstoffbelasteter Böden

    Fachvortrag auf der BDFWT-Tagung 25. und 26.02.2013, Bad Kissingen

    1 Einleitung Trotz intensiver Forschung seitens des US-Militärs in den letzten 20 Jahren zeichnen

    sich nur drei Verfahren ab, die für die Sanierung explosivstoffbelasteter Böden nach

    derzeitigem Kenntnisstand nachhaltig, praktikabel und kostengünstig erscheinen:

    die Alkalische Hydrolyse (AH)

    die Immobilisierung (IM) mittels „Organik“ und

    die Bodenwäsche (BW).

    Seit etwa 2001 wird die AH in den USA intensiv auf ihre Anwendbarkeit zur Reinigung sprengstoffbelasteter Böden geprüft. Sie soll künftig zur Behandlung von

    belasteten Böden von Sprengstoffwerken, Schießbahnen und Sprengplätzen

    eingesetzt werden. Die Methode ist mittlerweile von den Fachbehörden anerkannt.

    Anwendungsvarianten sind „topical application“ und Aushub mit Behandlung in

    Becken. Das Verfahrensprinzip beruht auf der Anhebung des pH-Werts des Bodens

    in den stark alkalischen Bereich und der damit verbundenen chemischen Zerstörung

    der Sprengstoffe. Der Focus der AH lag bisher auf der Sanierung von TNT und RDX.

    Trotz intensiver Forschung ist es bisher nicht gelungen, den Abbauweg aufzuklären.

    Die IM wird in den USA seit 2004 untersucht. Sie beruht auf dem gleichen Wirkprinzip wie die Kompostierung - der irreversiblen chemischen Bindung der nach

    der Reduktion des TNT gebildeten ADNT an organische Matrix (Kompost, Torf,

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 39 von 54

  • Braunkohlenschluff). Zur IM von RDX liegen bisher kaum Erfahrungen vor. Es wird

    vermutet, dass dieser Sprengstoff schlechter an Organik adsorbiert.

    Die BW findet als Sanierungsverfahren auf dem MMR in den USA Anwendung. Mit relativ einfacher Technik werden dort Böden gereinigt, die in geringem Umfang durch

    RDX und Perchlorat kontaminiert sind. Veröffentlichungen hierzu wurden bisher nicht

    gefunden.

    Im Rahmen von zwei Projekten hat die LGA Inspektionsstelle für Rüstungsaltlasten

    und Kampfmittel die AH und die IM auf ihre Anwendbarkeit überprüft.

    2 Versuch zur AH am Standort A Es wurden zwei AH-Versuche mit extrem hoch und mit hoch TNT-belastetem Boden

    durchgeführt. DNT stellt eine Nebenkomponente dar. Zur Anhebung des pH-Wertes

    wurde auf diesem Standort eine starke Lauge verwendet. Die Versuchszeit lag bei 3

    Wochen. Danach wurden dem behandelten Material 20% Kompost zugegeben. Im

    Ergebnis war festzustellen:

    Die hoch belastete Charge war mittels AH schnell (innerhalb einer Woche),

    problemlos und vollständig im Sinne einer Mineralisierung entgiftbar. Toxische

    Metaboliten wurden nach Versuchsende nicht nachgewiesen. Auch Cyanid trat nicht

    in relevanten Mengen in Erscheinung. Inwiefern größere Mengen an leicht

    freisetzbaren Salzen entstanden waren, blieb ungeprüft.

    Auch das extrem hoch belastete Material ließ sich erfolgreich mittels AH im Sinne

    einer Mineralisierung entgiften. Der Zeitbedarf war jedoch größer (> 3 Wochen). Der

    Abbau läuft über die Bildung von Pikrinsäure, die dann weiter abgebaut wird. Durch

    eine zu frühe Zugabe von Kompost bei diesem Versuch wurde der Abbau der

    Pikrinsäure versehentlich unterbrochen, sodass Restmengen verblieben. Im

    Gegensatz zur hoch belasteten Charge kam es bei diesem Material auf einem

    konkurrierenden Reaktionsweg neben der Mineralisierung auch zur Bildung eines

    stabilen Metaboliten. Seine Struktur konnte auch durch Spezialanalytik nicht

    aufgeklärt werden. Wo die Konzentrationsgrenze liegt, ab der es zur Bildung des

    Metaboliten kommt, ist unbekannt.

    Fazit: Die AH vermag TNT und DNT zu mineralisieren. Hierfür sind die Homogenisierung und die ausreichende Zugabe von Wasser essenziell. Der

    entgiftete Boden muss jedoch nach der alkalischen Behandlung mit Säure

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 40 von 54

  • neutralisiert und danach voraussichtlich auch mit Kompost versetzt werden, um das

    Sorptionspotenzial des Bodens und die mikrobiologische Aktivität wieder

    herzustellen.

    3 Versuche zur AH am Standort B Bei diesem Standort wurde untersucht, ob die AH bei der Rückverfüllung von

    Trichtern eines Sprengplatzes als Sanierungsmethode eingesetzt werden kann. Für

    den Versuch wurde „feldfrisches“ Material aus Sprengtrichtern verwendet. In drei 1 m

    hohen Auslaufzylindern wurden die Varianten Basislage aus Kalkhydrat, mehrere

    dünne Lagen aus Kalkhydrat und Einmischen von Kalkhydrat in das Rückfüllmaterial

    getestet. In einer Kunststoffwanne wurde zusätzlich die Behandlung des Bodens mit

    intensiver Vermischung getestet. Die Aussagekraft des Versuchs wurde stark

    eingeschränkt, da das neu entnommene Sprengtrichtermaterial entgegen den

    bisherigen Erkenntnissen keine nennenswerten Mengen an TNT/RDX dafür aber

    erhebliche Mengen an Pulverstabilisatoren (Centralite, Phenylurethan,

    Diphenylurethan) enthielt. Im Ergebnis war festzustellen:

    Auf Grund von heterogener Schadstoffverteilung und zu niedrigen Gehalten an TNT /

    RDX im Ausgangsmaterial waren zum Abbau der beiden Sprengstoffe keine

    eindeutigen Aussagen möglich.

    Der Abbau von PETN verlief nur sehr eingeschränkt. Dies liegt an der nicht-

    aromatischen Struktur des Sprengstoffs, die unter alkalischen Bedingungen

    offensichtlich deutlich schlechter als TNT/RDX zerlegbar ist.

    Keinerlei oder deutlich zu geringer Abbau war bei den Pulvertypischen Verbindungen

    festzustellen. Die Behandlung führte sogar zu einem Anstieg der

    Schadstoffkonzentration mit der Zeit, der vermutlich auf die Zerstörung des

    Sorptionspotenzials des Bodens und der damit verbundenen Freisetzung zunächst

    sorbierter PTV zurückzuführen ist.

    Anzunehmen ist, dass das Kalkhydrat innerhalb kurzer Zeit mit dem im Boden

    vorhandenen Kohlendioxid zu Kalk reagiert. Dies führt zu einem raschen Absinken

    des pH-Werts und einem deutlichen Nachlassen der Entgiftungswirkung. Es ist daher

    fraglich, ob der lagenweise Einbau von Kalkhydrat bei der Rückverfüllung von

    Sprengtrichtern einen geeigneten Sanierungsansatz darstellt, da nach der

    Rückverfüllung keine Möglichkeit späterer Kalkhydrat-Zugaben mehr besteht.

    Fachtagung Kampfmittelbeseitigung 2013 Seite 41 von 54

  • Fazit:

    Die AH ist nicht geeignet, wenn der Boden PETN oder PTV enthält. In jedem Fall

    sind eine intensive Durchmischung des Materials und eine Kontrolle des pH-Wertes

    mit ggf. erforderlicher Nachjustierung des pH-Wertes erforderlich.

    4 Versuche zur IM Standort B Der Versuchsaufbau war analog zu dem oben beschriebenen AH-Versuch.

    Verwendet wurde Kompost, der unverdichtet in die Auslaufzylinder eingebaut wurde.

    Probleme bereitete die geringe Durchlässigkeit des verbauten Rohmaterials.

    Innerhalb der veranschlagten Versuchszeit konnten nicht ausreichend Proben

    genommen werden. Im Ergebnis war festzustellen:

    Die (im Versuch sehr kurzen) Kontaktzeiten reichten aus, die Schadstoffe nahezu

    komplett in die Organik des Kompostes einzubauen. Einzige Ausnahme ist der

    Pulverstabilisator N-Ethyl-N-Phenylurethan, bei dem die Sanierungsleistung etwas

    niedriger war. Die Unterschiede in der Sanierun