00 Buch Topf - m-vg.de · Sie die Realisierbarkeit Ihre r Wünsche ganz subjektiv ein und schreiben...

27
Cornelia Topf Durchsetzungsfähigkeit für freche Frauen Charmant, souverän und vor allem überzeugend

Transcript of 00 Buch Topf - m-vg.de · Sie die Realisierbarkeit Ihre r Wünsche ganz subjektiv ein und schreiben...

Cornelia Topf

Durchsetzungsfähigkeit für freche Frauen

Charmant, souverän und vor allem überzeugend

5

Inhaltsverzeichnis

Anmerkung 9

Vorwort vom schwachen Geschlecht 11

1 Was Frauen schwach macht 17

Was wünschen Sie?........................................................ 17Warum Frauen klein beigeben: die Zicken-Angst .......... 20Die Dornröschen-Illusion .............................................. 24Die Doof-Falle ............................................................. 26Den dicken Hammer schwingen .................................... 28Bloß nicht selbstbewusst auftreten! ............................... 32Ein starkes, gesundes Selbstwertgefühl .......................... 34

2 Den Wünschen Worte geben 41

Bittet, und euch wird gegeben! ...................................... 41Was Ihre Zweifel Ihnen sagen möchten ......................... 48Alle Zeit der Welt.......................................................... 50Wo bleibt die Keule? ..................................................... 52Seien Sie flexibel! .......................................................... 55Von der Sehnsucht......................................................... 57Self-Modelling .............................................................. 57

3 Weibliche Durchsetzungs-Strategien 63

Nur Herzenswünsche werden wahr!.............................. 63Ziel – Strategie – Taktik ................................................ 67Wann welche Strategie?................................................. 79Strategische Allianzen ................................................... 81Welches ist Ihr strategischer Status?............................... 83

Inhaltsverzeichnis6

4 Nützliche Taktiken der Durchsetzungskunst 85

Rambo oder Rumzicken?............................................... 85Die Salami-Taktik: Scheibchenweise zum Erfolg............. 86Fait accompli ................................................................. 88Werden Sie tangential! ................................................... 91Zeitdieben keine Chance!............................................... 93Die Fremdwort-Taktik ................................................... 97Sibyllinisches Schweigen ................................................ 100Holen Sie sich Verstärkung! ........................................... 101Die Angst vor dem Erfolg............................................... 101

5 Wie Sie jede(n) überzeugen 103

Frauen wollen sich nicht durchsetzen, Frauen wollen gemocht werden................................... 103

Nutzen gewinnt ............................................................. 108Mitarbeiter überzeugen.................................................. 111Keine ungefragten Ratschläge! ....................................... 117

6 Vom Nein zum Ja 123

Ablehnung trifft Frauen hart.......................................... 123Von der Bedrohung zur Herausforderung ...................... 127Wie reagieren Sie auf ein Nein? ...................................... 129Wahre Stärke kommt von innen..................................... 131Ablehnung überwinden.................................................. 133Einwandbehandlung ...................................................... 137Was ist Ihre BATNA?..................................................... 143Wenn das Schicksal sich gegen Sie verschworen hat........ 144Ein Nein ist keine Absage, sondern eine Aufgabe ........... 145

7 Die fiesen Tricks der Kerls 147

Männer tricksen, Frauen fallen darauf rein .................... 147Emotionale Stärke ......................................................... 155Machen Sie aus der Not eine Tugend ............................. 159

Inhaltsverzeichnis 7

8 Die Waffen einer Frau 163

Weibliche Stärken gezielt einsetzen................................ 163Dressed for Success! ...................................................... 170Was sagt Ihr Gesicht über Sie?....................................... 174A Gosch wi’ra Schwert … ............................................. 177Lassen Sie die Zicke von der Leine! ............................... 179Eine Frage der Einstellung ............................................. 179

9 Hören Sie auf, sich selbst im Weg zu stehen 183

Manche Dinge sollten Sie lieber nicht sagen .................. 183Zurückhaltung? ............................................................ 187Die beliebtesten verbalen Eigentore ............................... 192Zehn EQ-Tipps ............................................................. 201Wie emotional intelligent sind Frauen wirklich? ............ 202

10 Wenn andere sich nicht an das Vereinbarte halten 207

Besprochen ist nicht versprochen .................................. 207Vereinbaren heißt, tatsächlich miteinander zu reden...... 209Dass etwas klar ist, heißt nicht,

dass es auch gemacht wird ...................................... 213Keine Vereinbarung ohne Einverständnis! ..................... 218Das Äh-bäh-Prinzip....................................................... 222

11 Das Kapitel für hoffnungslose Fälle 227

Wenn Sie nicht mehr weiterwissen................................. 227Einfach nicht aufgeben.................................................. 232Wenn Sie massiv unter Druck stehen ............................. 235Coaching, Mentoring, Networking ............................... 237

Nachwort von der durchsetzungsstarken Frau 241

Stichwortverzeichnis 245

Über die Autorin 249

17

1 Was Frauen schwach macht

It matters not how straight the gate,how charged with punishment the scroll,

I am the master of my fate;I am the captain of my soul.

William Earnest Henley, aus: »Invictus«

Was wünschen Sie?

Sind Sie wunschlos glücklich? Ich kenne keine, die das wirklichwäre. Also, Hand aufs Herz: Welche geheimen und nicht sogeheimen Wünsche und Träume hegen Sie? Stellen Sie Ihre persön-liche Top-Ten-Liste auf.

Bevor Sie beginnen, noch eine Bitte: Schreiben Sie alleHerzenswünsche auf. Lassen Sie a priori keinen weg.Wenn Ihnen das schwerfällt, stellen Sie sich einfach vor,die gute Märchenfee stellt Ihnen nicht drei, sondern gleichzehn Wünsche frei. Also: Alles ist möglich. Und los geht’s:

1. .................................................................................2. .................................................................................3. .................................................................................4. .................................................................................5. .................................................................................6. .................................................................................7. .................................................................................8. .................................................................................9. .................................................................................10. .................................................................................

1 Was Frauen schwach macht18

Was wollen Siewirklich?

Diese auf den ersten Blick einfache und angenehme Übung fälltvielen Frauen schwer. Sie beklagen sich über so vieles. Doch wennich sie frage, was sie sich stattdessen wünschen, herrscht oftbetretenes Schweigen. Das Negative in Privat- und Berufsleben istuns immer präsent. Das Positive, unsere Wünsche und Träume, istdagegen oft unter einem Berg von Negativem vergraben. Sie wiederauszugraben macht Mühe. Diese Mühe haben Sie eben gespürt.

Eine Übung, die bei allen, die sich die kleine Mühe machen, einen Aha-Effekt auslöst. Denn wir reden hier über Durchsetzungskraft. Jede, diediese Übung macht, kommt dabei zwangsläufig auf den Gedanken:»Wenn ich hinter diesen Wunsch ›unwahrscheinlich‹ oder ›unmöglich‹schreibe – liegt das dann daran, dass der Wunsch unmöglich ist oderdass dafür meine Durchsetzungskraft noch zu schwach ist?«

Wir erleben das jeden Tag. Da gibt es alleinerziehende Berufstätige,die zwischen Beruf und Familie zerrissen werden. Und dann gibt esalleinerziehende Berufstätige, die Familie und Beruf und Selbstver-

Und nun gehen Sie bitte nochmals zurück zu Ihren TopTen und nehmen eine ABC-Kategorisierung vor. SchätzenSie die Realisierbarkeit Ihrer Wünsche ganz subjektiv einund schreiben Sie jeweils eine von drei Einschätzungendahinter. Schreiben Sie nicht dahinter, was Ihr KopfIhnen sagt, sondern was Ihr Bauch – Ihr Gefühl – Ihnensagt. Kategorisieren Sie Ihre Wünsche nach

❑ »erreichbar« oder »traue ich mir zu«,❑ »unwahrscheinlich« oder »schwierig«,❑ »unmöglich« oder »unrealistisch«.

Wenn ein Traum unwahrscheinlich oder unmöglich er-scheint, liegt es meist nicht am Traum, sondern an dermangelnden Willensstärke und Durchsetzungskraft derTräumenden.

Was wünschen Sie? 19

wirklichung und Erfolg und Attraktivität und Ausgeglichenheitund modisches Aussehen – und, und, und – scheinbar mühelos undmit beneidenswerter Leichtigkeit auf die Reihe bekommen. Wiemachen diese Genies das bloß? Vielleicht ahnen Sie es: Das hat weder mit Glück noch etwas mitden Genen zu tun. Das hat viel mit Durchsetzungs- und Willens-kraft zu tun. Und nun die gute Nachricht: Durchsetzungsstärke,Hartnäckigkeit und Überzeugungskraft sind nicht angeboren. Siesind erworben. Das heißt: Auch Sie können sie erwerben. Genau zudiesem Zweck sind wir hier.Und kommen Sie mir nicht damit, dass Sie ein hoffnungsloser Fallsind. Ich coache und trainiere seit Jahrzehnten Frauen in allenmöglichen Berufen und Positionen und kann aus Erfahrung undÜberzeugung sagen: Es gibt keine hoffnungslosen Fälle. Jede kannihre Durchsetzungskraft verbessern. Gehen wir in medias res, inIhren Alltag, in dem Sie sich durchsetzen müssen.

Wo werden Sie schwach?

Machen wir die nächsten Top Ten auf.

Notieren Sie bitte jene zehn wiederkehrenden Situatio-nen, in denen Sie sich oder Ihre Interessen eigentlichstärker durchsetzen müssten, als Sie das bislang tun.Wählen Sie so breit wie möglich: also sowohl Wünsche,die nur Sie allein betreffen, als auch Wünsche, für die Siedas Mitwirken anderer Personen benötigen. Wenn Siezum Beispiel auf Ihre Linie achten müssten, sich dannaber doch wieder beim Naschen erwischen, ist dasebenso eine Situation mangelnder Durchsetzungskraftwie die wöchentlichen Streitereien mit Kollegen, Kundenoder dem Liebsten, der mal wieder total im Unrecht ist,es aber immer wieder schafft, Sie umzubiegen. WählenSie nach Belieben Situationen aus Beruf und Privatem:

1 Was Frauen schwach macht20

Sie sind völligin Ordnung!

Schlimm, nicht? Ja, so eine Horrorliste der eigenen Unzulänglich-keiten kann einen ganz schön runterziehen. Das glauben Sie jetztaber nicht wirklich, oder? Wer spricht denn hier von Unzulänglich-keiten? Sie sind nicht unzulänglich. Dass wir manchmal einknicken,wo wir uns besser durchsetzen sollten, ist weder krank nochabnormal noch schwach. Es ist ganz einfach menschlich. Wenighilfreich ist es daher, sich deswegen Vorwürfe zu machen. MachenSie das lieber nicht. Sie sind auch nur ein Mensch. Behandeln Siesich so, wie Sie einen lieben Menschen behandeln würden. Das istnicht egoistisch. Das ist vernünftig und steht schon in der Bibel.Liebe deinen Nächsten (so) wie dich selbst. Warum knicken Sie in den obigen Situationen eigentlich ein?Interessante Frage, nicht?

Warum Frauen klein beigeben: die Zicken-Angst

Die bösen Männer sind nicht schuld

Warum setzen sich Frauen so viel seltener durch, als sie wollen, alsihnen gut tut und als Männer das tun? Weil die bösen Männer sienicht lassen? Das ist die unschöne Ausnahme. Die unschöne Regellautet dagegen: Weil sie es gleich gar nicht oder nur halbherzig

1. .................................................................................2. .................................................................................3. .................................................................................4. .................................................................................5. .................................................................................6. .................................................................................7. .................................................................................8. .................................................................................9. .................................................................................10. .................................................................................

Warum Frauen klein beigeben: die Zicken-Angst 21

versuchen oder viel zu schnell aufgeben. Warum? Weil eine ganzeReihe von Durchsetzungsängsten sie davon abhält.

Eine dieser Durchsetzungsängste ist die Angst, für eine Zickegehalten zu werden. Wahrscheinlich hat jede von uns schon einmalin einer Situation, in der wir eigentlich hätten unsere Interessenschützen müssen, besorgt gedacht oder vielmehr gefühlt: »Wenn ichjetzt hart bleibe, dann hält der/die mich womöglich für eine Zicke!Was ist, wenn er/sie sich einfach umdreht und den Kontaktabbricht?« Diese Angst ist nicht ganz unbegründet, weil vor allemMänner dafür bekannt sind, aus Diskussionen, die ihnen nichtpassen, einfach davonzulaufen – oder sich am Kaffeetisch vor-wurfsvoll schweigend hinter ihrer Morgenzeitung zu verstecken.Diese Angst im Unterbewussten kennen Sie? Dann haben Sie bereitsden ersten Schritt getan, sie abzuschütteln:

Warum? Weil sich Ihr gesunder Menschenverstand wieder einschal-tet. Eine Coaching-Klientin drückte es so aus: »Vor lauter Angst, alsZicke dazustehen, rutsche ich in bestimmten Situationen unbe-wusst ins andere Extrem und sage dann lieber gar nichts mehr. Daskann es auch nicht sein!« Richtig.

Männer haben Angst davor, den Kürzeren zu ziehen.Frauen haben Angst davor, sich durchzusetzen.

Ängste wirken aus dem Unterbewussten heraus. WennSie sich eine Angst bewusst machen, verliert sie bereitsdie Hälfte ihrer hemmenden Wirkung.

1 Was Frauen schwach macht22

Checkliste: Mit der Zicken-Angst umgehen

❑ Haben Sie keine Angst davor, zu viel zu fordern. Wenn derGesprächspartner oder die -partnerin Zeichen eines Ge-sprächsabbruchs zeigt, können Sie immer noch maßvollzurückstecken, bevor der Partner überkocht.

❑ Haben Sie sich vor dem Gespräch eine Rückzugs-Strategiezurechtgelegt? Tun Sie das. Bereiten Sie sich immer dreifachvor: Bestimmen Sie vor einem Gespräch Ihre Wünsche, IhreOptionen und Ihren Rückzugspfad. Ich nenne das auch dieKunst des Einlenkens: so zurückzurudern, dass keiner derBeteiligten sein Gesicht verliert. Auch Sie nicht.

❑ Rechnen Sie damit, dass es in seltenen Fällen tatsächlichzum Abbruch kommt. Diese geringe Misserfolgsquote kanneine starke Frau ertragen, wenn sie weiß: Im Durchschnittliegt sie mit diesen Misserfolgen immer noch besser, alswenn sie von vornherein aus lauter Zicken-Angst immer nurMinimalwünsche vorbringt.

❑ Denken Sie auch daran: Wenn Sie Ihrer Zicken-Angst immernur nachgeben, lassen Sie Ihr Selbstwertgefühl verhungern.Wer immer nur zurücksteckt, steht bald mit dem Rücken zurWand – und fühlt sich auch so: klein, unbedeutend, erfolg-los.

❑ Entwickeln Sie Mut zu den eigenen Wünschen! Weil Sie essich wert sind.

❑ Erinnern Sie sich daran: Alle Frauen leiden hin und wiederunter Zicken-Angst. Das ist nicht ungewöhnlich. Wichtig istallein, wie Sie mit dieser Angst umgehen. Wie die Spaniersagen: Ein Leben in Angst ist nur ein halbes Leben. Wennwir unseren Ängsten erlauben, unser Leben zu diktieren,werden unsere Wünsche nie wahr!

Warum Frauen klein beigeben: die Zicken-Angst 23

Checkliste: Die Angst vor Ablehnung überwinden

Frauen wollen sich nicht in erster Linie durchsetzen. Sie wollengemocht werden. Harmonie geht ihnen vor Wunscherfüllung.Trotzdem ärgern sich viele Frauen, nachdem sie nachgegebenhaben: »Warum habe ich jetzt nicht auf meinem Wunsch be-standen?« Weil die Harmonie ihnen wichtiger war als ihrWunsch. Das ist edel und uneigennützig. Außerdem: Wer möchteschon nicht gemocht werden? Aber von jedem?

❑ Rufen Sie sich den alten Spruch ins Gedächtnis: »Everybo-dy’s Darling ist Everybody’s Depp.« Bevor Sie reflexhaft undunbewusst gefallen möchten, fragen Sie sich, wem Sie dagerade gefallen möchten.

❑ Wägen Sie ab, was schwerer wiegt: die eventuelle Ablehnungdurch den Gesprächs- oder Verhandlungspartner oder derVerzicht auf Ihren Wunsch? Sie werden feststellen: In vielenFällen ist Ihnen Ihr eigener Wunsch deutlich wichtiger alsdie etwaige Ablehnung durch den Partner. Selbst wenn IhrWunsch Ihnen nicht so wichtig ist wie die drohende Ableh-nung, ist auch das in Ordnung: Dann können Sie denWunsch ruhigen Gewissens aufgeben – anstatt die Schulddafür, dass Sie nicht bekommen, was Sie wollen, auf denPartner zu schieben. Stehen Sie zu Ihren Präferenzen!

❑ Selbst wenn Sie der Partner total ablehnt und sich dasausgesprochen mies anfühlt, heißt das noch lange nicht, dassSie auf Ihren Wunsch verzichten müssen, nur um das Gefühlder Ablehnung nicht ertragen zu müssen. Sie können sichauch fragen: Wie gehe ich sinnvoll mit der zu erwartendenAblehnung um? Es ist nämlich noch keine erwachsene Frauan diesem Gefühl gestorben.

❑ Machen Sie sich vor allem selbst auf einen großen Irrtumaufmerksam: Viele Frauen fürchten, dass starke Frauen aufAblehnung stoßen. Das gilt jedoch nur für die starke Zicke.Die starke Diplomatin dagegen erntet nicht nur keine Ableh-nung, sie bekommt sogar mehr Akzeptanz und Anerkennung!

1 Was Frauen schwach macht24

Die Dornröschen-Illusion

Wenn ich in Coaching oder Training mit Frauen Situationendiskutiere, in denen sie nicht (entschieden genug) ihre Wünschevorgebracht haben, höre ich als Begründung immer wieder:

❑ »Ich hoffe immer noch, dass er von alleine vernünftig wird!«❑ »Warum sieht sie denn nicht ein, dass es so nicht geht?«❑ »Ich verstehe das nicht. Warum kommt er mir nicht diesen

einen Schritt entgegen?«

Wäre es nicht schön, wenn alle Menschen vernünftig, einsichtig undentgegenkommend wären? Aber sicher. Und? Sind sie’s? Schönwär’s ja. Wenn sie’s wären, wären wir nicht hier. Dann gäbe eskeinen Bedarf für Durchsetzungskraft. Anders gefragt:

❑ Warum? Weil ihr Gegenüber sagt oder denkt: »Sie machtwenigstens eine klare Ansage. Ich weiß, woran ich bei ihrbin. Und freundlich ist sie obendrein.«

❑ Trauen Sie sich einfach mal, mutig, freundlich, aber be-stimmt Ihre Wünsche vorzutragen, und beobachten Sie ganzbewusst, ob Sie auf persönliche Ablehnung stoßen. DasRisiko der Ablehnung ist nämlich sehr viel geringer als dieAngst davor. Die Angst vor Ablehnung ist meist nur das:eine Angst. Das heißt, sie kommt viel häufiger nur im Kopfvor als in der Realität.

❑ Erinnern Sie sich daran, dass es gesund und vernünftig ist,Angst vor Ablehnung zu haben. Es ist jedoch ungesund undunvernünftig, immer und überall und bei jedem Angst vorAblehnung zu haben. Diese Angst ist ein unbewussterReflex. Lassen Sie nicht zu, dass sie Ihnen unbewusst undreflexhaft die Suppe versalzt.

Die Dornröschen-Illusion 25

Hope has never changed tomor-row’s weather

Den meisten reicht sie nicht. Weil die Quote weit unter 50 Prozentliegt. Man könnte auch sagen: »Hope has never changed tomor-row’s weather.« (Amerikanisches Sprichwort) Wer hofft, dassMenschen vernünftig und entgegenkommend sind, verhält sich wieDornröschen, das sich einfach niederlegt und auf den Märchenprin-zen wartet. Das klappt nur im Märchen. Denken Sie auch daran:Warum ist Dornröschen wohl ein Märchen? Eben weil die Men-schen schon immer davon geträumt haben, dass andere die Arbeitfür sie machen, sie wachküssen, erlösen, aus dem Schlummerreißen. Und weil es das im wirklichen Leben nicht gibt, wurde eszum Märchen.Wenn ich Frauen danach frage, wie weit sie mit bestimmtenprivaten oder beruflichen Projekten oder Wünschen schon gediehensind, höre ich immer wieder: »In dieser Sache warte ich noch aufden richtigen Zeitpunkt/die richtige Gelegenheit/den richtigen Part-ner/die zündende Idee ...« Meist fällt es den Frauen in demMoment, in dem die Worte ihre Lippen verlassen, wie Schuppenvon den Augen, was sie da tun: Sie tun nichts und warten auf denPrinzen. Das ist gut:

Wie oft passiert es Ihnen, dass Menschen vernünftig, einsichtigund entgegenkommend mit Ihren Wünschen umgehen? In wievielen von zehn Wunschfällen? Und: Reicht Ihnen diese Quote?

Passen Sie auf sich auf. (Wer sollte es sonst für Sie tun?)Ertappen Sie sich beim Dornröschen-Spielen. Das reichtmeist schon, um wieder aufzuwachen. Wie Martin Lu-ther King sagte: »Wünsche werden nicht durch Wartenwahr.«

1 Was Frauen schwach macht26

Die Doof-Falle

Auch mir passiert es hin und wieder, dass ich mich dabei ertappe,nicht die beste Fürsprecherin meiner Wünsche zu sein. Als ich mirunlängst ein neues Paar Ski kaufte und sie nach der Montageabholen wollte, stellte ich verblüfft fest, dass die Marke inzwischenper Sonderaktion billiger angeboten wurde, als ich sie gekaufthatte. Ich meinte noch zu meinem Verkäufer: »Das ist jetzt aberdumm, dass der Schi jetzt billiger ist.« – »Tja, kann man nixmachen«, meinte der Gute daraufhin, »ist halt eine Sonderaktion.«Dafür hätte ich ihn am liebsten spontan gewatscht. Hinterher ärgerte ich mich über mich selbst: Anstatt die Sonderak-tion doof zu finden – hätte ich nicht exakt das aussprechen sollen,was ich mir gewünscht habe? Nämlich einen Preisnachlass von 50Euro? Manchmal ist Durchsetzungskunst verblüffend einfach.

Machen Sie ein kleines Gedankenexperiment. Wen oder was fin-den Sie aktuell richtig doof? Was wünschen Sie sich von demBetreffenden oder der Situation? Haben Sie diesen Wunsch schoneinmal offen und freundlich angesprochen? Warum nicht? Versu-chen Sie’s doch einfach!

Reden Sie nicht hintenrum!

Die Vorgesetzte spricht über Lieferrisiken und ist davon überzeugt:»Der muss doch merken, was ich damit meine! Muss ich ihm dasdenn erst buchstabieren, dass er eine Risikoanalyse vornehmensoll?« Was die Vorgesetzte ironisch meint, ist keine schlechte Idee.Denn: Männer verstehen keine indirekte Kommunikation. EtlicheFrauen übrigens auch nicht.

Laufen Sie nicht frustriert durchs Leben (Fachausdruck:mit Opferhaltung). Sprechen Sie offen an, was Sie vomLeben und anderen Menschen wollen.

Die Doof-Falle 27

Was machen viele Frauen, wenn ihre indirekte Kommunikationauch nach der zehnten Wiederholung nichts fruchtet? Sie ziehen diedicke Verbalkeule aus dem Sack: »Nie machst du ...!« In unseremFall platzte die Vorgesetzte heraus: »Sie denken nie auch nur für 50Cent an unsere Lieferrisiken!« Was war der Mitarbeiter daraufhin?Stinksauer. Redete zwei Wochen kein Wort mehr mit der Chefin.

Eine Seminarteilnehmerin klagte einmal: »Seit Wochensage ich einem bestimmten Mitarbeiter, dass er sein RiskManagement auf Vordermann bringen soll. Da passierteinfach nichts!« Auf meine Rückfrage, mit welchemWortlaut sie denn ihren Mitarbeiter auffordert, meintediese: »Ich sage ihm mindestens einmal die Woche, dassich mir Sorgen um unsere Lieferrisiken mache.« Aha.Klarer Fall von indirekter Kommunikation.

Checkliste: Weg von der Kuschelkommunikation!

❑ Wenn Ihre indirekte Kommunikation wiederholt keine Wir-kung zeigt, fallen Sie nicht gleich ins andere Extrem! LassenSie die Verbalkeule der Übergeneralisierung (»Nie!«, »Im-mer!«) stecken.

❑ Werden Sie stattdessen ein wenig direkter. Bitten sindhervorragend dafür geeignet, zum Beispiel: »Herr Meier,bitte nehmen Sie sich unsere Lieferrisiken vor!«

❑ Fällt beim Gegenüber immer noch nicht der Groschen,werden Sie von Mal zu Mal ein wenig direkter. Irgendwannist es dem Partner direkt genug, damit er es verstehen kann.Jeder Partner hat einen Schwellenwert. Erreichen Sie ihn,fällt bei ihm der Groschen.

❑ Erinnern Sie sich immer wieder daran, dass Sprache einWerkzeug ist. Wenn es nicht wirkt, liegt das nicht amEmpfänger, sondern prinzipiell am Sender. Der Experte sagtdazu: »Kommunikation entsteht beim Empfänger.«

1 Was Frauen schwach macht28

Den dicken Hammer schwingen

Bei der schrittweisen Eskalation von der »typisch weiblichen«,indirekten Kommunikation zur geschlechtsübergreifend verständli-chen, direkteren Kommunikation geht es nicht darum, dass Sie dendicken Hammer benutzen. Es geht um Wirkung. Und es geht darumzu zeigen, dass Sie auch anders können als lieb, nett und indirekt –eben »typisch Frau«. Es geht um Ihre Toolbox: Da muss auch ein Hammer drin sein.Diesen müssen Sie nicht bei jeder Gelegenheit herausholen. DochSie müssen anderen zeigen: Ich habe nicht nur Wattebäusche inmeinem Werkzeugkasten!

Sie können sich selber ausmalen, wie sich die nächste Eskalations-stufe anhört. Übernehmen Sie ruhig diese Musterformulierung –oder denken Sie sich Ihre eigenen Eskalationsstufen aus. Nach der

Als Unternehmerin muss ich mich jeden Tag mit mindes-tens einem Lieferanten, Geschäftspartner, Kunden oderMitarbeiter auseinandersetzen, der sich nicht an Verein-barungen hält. Natürlich mache ich beim ersten Mal ofteine indirekte Andeutung. Lenkt der Partner daraufhinnicht ein, verwende ich eine Eskalationsform, die sich inder Praxis als sehr wirksam herausgestellt hat. Ich sagedann: »Wissen Sie, ich bin noch weit davon entfernt,ärgerlich zu werden. Aber langsam wird es wirklich Zeit,dass Sie sich um die Sache kümmern!« Meistens wirkt das erstaunlich gut. Denn kein Menschhat es wirklich auf Ärger abgesehen.In seltenen Fällen zieht auch das nicht. Dann eskaliere ichbeim nächsten Gespräch: »Sie erinnern sich daran, dassich beim letzten Mal sagte, ich wäre noch nicht so weit,mich über die Sache zu ärgern. Heute bin ich einengroßen Schritt näher daran, mich echt aufzuregen.«

Den dicken Hammer schwingen 29

ersten Eingewöhnung macht das richtig Spaß. Vor allem, wenn Sieerleben – und Sie werden es erleben! –, wie stark die direkte(re)Kommunikation wirkt. Wie schon in der Bibel steht: Das Wort istmächtiger als das Schwert. Sie können einen Menschen allein mitIhren Worten dazu bringen, dass er Ihre Wünsche erfüllt. IstSprache nicht etwas Wunderbares?

Die gute Frau denkt an sich selbst zuletzt

Passiert Ihnen das auch a) hin und wieder, b) regelmäßig, c) viel zuoft? Kein Vorwurf – das passiert den meisten Frauen. Warum? Weilwir, wenn Bitten an uns herangetragen werden, automatischdenken: »Was macht das mit uns beiden? Was bedeutet es für unsbeide, wenn ich jetzt nein sage?« Das können Frauen gut. Siedenken nicht nur an die Aufgabe (wie Männer). Sie denken auchans Ganze, an die Beziehung. Sie denken nicht nur an DominiksProjekt, sondern auch daran, was das Projekt »mit uns macht«.Eine sehr sinnvolle und soziale Strategie. Sie hat nur einen einzigenHaken: Sie ist auf einem Auge blind. Machen Sie deshalb das zweitewieder auf (mit dem zweiten sieht frau besser).

Veronika muss bis Freitag ihre Präsentationsunterlagenfertig haben. Am Donnerstag schneit Dominik herein:»Wir müssen ganz dringend Projekt X besprechen.Können wir heute Nachmittag?« Eigentlich hat Veronikadafür nun wirklich keine Zeit: »Aber den Nick kann ichdoch nicht hängen lassen!« Um ihre Deadline zu halten,arbeitet sie nach der Besprechung mit Nick dann amDonnerstagabend bis 23 Uhr. Ihr Beziehungspartnernimmt das nicht wirklich gelassen auf. Am Ende istVeronika die Gekniffene. Sie meint: »Er hat mich dastagelang spüren lassen. Donnerstag ist eigentlich unserfreier Abend.«

1 Was Frauen schwach macht30

Zugegeben, eine ungewohnte und ungewöhnliche Frage. Denn anuns selbst denken wir meist zuletzt. Seit Veronika sich diese Fragestellt, lehnt sie Gesuche von lieben Kollegen nicht rundheraus ab –sie sagt aber auch nicht wie früher bedenkenlos zu. Beim letztenMal sagte sie zu Dominik: »Du, jederzeit und gerne. Nur bin ichheute selber mächtig unter Druck. Ich muss das bis morgen fertighaben, sonst rückt mir der Vertriebsleiter auf die Pelle. Können wires verschieben? Oder jetzt eine halbe Stunde fürs Gröbste und dieFeinarbeit dann, wenn ich mit meiner Aufgabe durch bin?«Interessant ist übrigens, was Dominik zu Veronikas neu erworbenerDurchsetzungskraft sagt: »Ich hatte schon öfters den Eindruck,dass Veronika ja sagt, wenn sie eigentlich nein sagen möchte. Aberwenn die dumme Kuh den Mund nicht aufkriegt! Ich habe dochauch ein schlechtes Gewissen, wenn sie wegen mir bis um Mitter-nacht im Büro sitzt! Ich finde es richtig unfair, dass sie mir das nichtsagt. Seit sie offen redet, komme ich besser mit ihr aus. Mensch, mirist doch auch klar, dass sie nicht immer kann, wenn ich was von ihrmöchte!« Wie gesagt: Starke Frauen haben die besseren Beziehun-gen – sowohl privat wie auch beruflich. Und sie werden stärkerrespektiert.

Den Helfer-instinkt abstellen

Ich höre schon Ihren Einwand: Was wir hier in wenigen Zeilenabgehandelt haben, ist einer der mächtigsten weiblichen Instinkte:sich für andere aufzuopfern. Diesen jahrtausendealten Helfer-instinkt kann frau doch nicht in 20 Zeilen abstellen! Natürlichnicht. Aber vielleicht in 20 Wochen? Irgendwann müssen wir dochdamit anfangen, uns nicht mehr ständig für alles und jedenaufzuopfern! Irgendwann müssen wir anfangen, hin und wiederauch mal an uns selbst zu denken! Warum nicht jetzt?

Wenn Sie sich dabei ertappen, wie Sie sich die Fragestellen »Was macht das mit uns beiden?«, stellen Siegleich eine zweite Frage hinterher: »Und was macht dasmit mir?«

Den dicken Hammer schwingen 31

Die Projektionsfalle

Übrigens, erraten Sie, was ich nach meinem Skikauf auch nochgedacht habe? Richtig: »Blöder Verkäufer. Der hätte mir mit demPreis ein wenig entgegenkommen können!«

Der Verkäufer war nicht blöd. Im Gegenteil. Der machte seinen Jobgut. Denn der Einzelhandel braucht die Marge. Er kann nicht biszum Abwinken Preisnachlässe geben. Geiz ist nicht geil. Geiz istruinös für den Handel und schlecht für die Arbeitsplätze. Wenn hierjemand blöd war, dann nicht der Verkäufer: Meine Erwartung, dasser mir preislich entgegenkommt, ist doch völlig absurd – wenn ichsie nicht explizit formuliere! Warum sollte der Verkäufer dennmeine Gedanken lesen? Etwa weil er möchte, dass ich ihn nettfinde? Das kann nicht sein, denn nett gefunden werden wollen nurFrauen.

Madlen hat dafür eine tolle Strategie entwickelt. Sieerzählt: »Auch ich ertappe mich immer wieder mit demHelfersyndrom. Deshalb habe ich mir vorgenommen:Jeden Tag denkst du nur ein einziges Mal an dich selbst,wenn andere was von dir wollen. Das tut mir unbe-schreiblich gut. Und überraschenderweise den anderenauch. Die nehmen mich jetzt ernster.«

Wenn Frauen nicht bekommen, was sie wollen, reagierensie oft mit Schuldzuweisungen, direkten oder indirektenVorwürfen. Die Psychologin sagt Projektion dazu: Wirprojizieren unsere eigene Unzulänglichkeit auf den ande-ren und sind ihm dann böse. Das Verhalten erinnertirgendwie an den sechsjährigen Trotzkopf, nicht? Be-kommt nicht, was er/sie will, stampft mit dem Fuß undklagt: »Du bist ja soo gemein zu mir!« Oder eben:»Blöder Verkäufer!«

1 Was Frauen schwach macht32

Gleichzeitig erkennen wir an diesem Beispiel eine der wichtigstenFähigkeiten der Durchsetzungskunst:

Grübeln Sie nicht endlos darüber nach und vergraben Sie sich dabeinicht immer tiefer in Selbstvorwürfen! Sondern reflektieren Siekonstruktiv:

❑ Was lief da gerade ab?❑ Was habe ich gut gemacht? Und geben Sie sich dafür selbst die

verdiente Anerkennung!❑ Was lief nicht so gut? Und bitte jeden Selbstvorwurf verknei-

fen.❑ Wie mache ich es beim nächsten Mal besser?

Es gibt eine starke Korrelation zwischen Reflexions- und Durchset-zungsfähigkeit: Menschen, die ihr Verhalten konstruktiv reflektie-ren, können es sehr viel schneller und leichter verändern als jene,die 30 Jahre lang denselben Fehler machen – und ihn nichtbemerken (oder anderen die Schuld in die Schuhe schieben).

Bloß nicht selbstbewusst auftreten!

Eigentlich könnten wir uns das Ganze auch sparen. Ihr Buchhänd-ler könnte Ihnen Ihr Geld fürs Buch zurückgeben, denn im Prinzipist die Sache doch klar: Wer selbstbewusst auftritt, setzt sich auchdurch!

Es ist nicht wichtig, dass Sie sich immer durchsetzen. Dasschafft keine(r). Viel wichtiger ist, dass Sie Ihr Durchset-zungsverhalten nach erfolgreichen und erfolglosen Durch-setzungsversuchen reflektieren (und eben nicht die Schuldauf andere schieben), um es beim nächsten Mal besser zumachen.

Bloß nicht selbstbewusst auftreten! 33

So steht das tatsächlich in manchen Ratgebern. Funktioniert das?Aus Ihrer Erfahrung? Nein? Warum denn nicht?

Wer zu seinen Wünschen steht, wirkt angeblich zickig, hart,maskulin, gurgelt mit Schotter, frisst kleine Kinder, hätte eigentlichein Junge werden sollen, ist ein Mannweib, hat Haare auf denZähnen, ist eine Xanthippe, eine Männerhasserin oder schlimmernoch: eine Emanze ... Sie kennen die gängigen Vorurteile: AllesQuatsch und männliche Propaganda, die leider von zu vielenMüttern bei der Erziehung übernommen wird. Claudia Schiffer istsehr selbstbewusst. Heidi Klum auch. Und? Haben Sie das Gefühl,dass die beiden »unweiblich« sind? Zum Brüllen komisch, nicht?Daran sehen wir, wie abwegig solche Vorurteile sind. Tatsächlich kenne ich keine vor Selbstbewusstsein strahlende Frau,die Probleme bei der Artikulation ihrer Wünsche und der Durchset-zung ihrer Interessen hätte. Auch umgekehrt hält die Korrelation:Bei jeder Frau mit mangelnder Durchsetzungskraft finden Sie auchein schwaches Selbstwertgefühl. Wenn Sie etwas für Ihre Durchset-zungsstärke tun möchten, tun Sie erst etwas für Ihr Selbstwertge-fühl. Wie baut frau das auf?

Starke Frauen kriegen, was sie wollen

Der Zusammenhang leuchtet unmittelbar ein, nicht wahr? Erin-nern Sie sich an die letzte Situation, in der Sie zurückgesteckthaben. Und nun stellen Sie sich vor, Sie hätten in dieser Situationvor Selbstvertrauen nur so gestrahlt. Dann hätten Sie sich ganzanders verhalten? Richtig erkannt. Je stärker Ihr Selbstwertgefühl,desto größer Ihre Durchsetzungsstärke. Leider ist es im Leben meist umgekehrt: Je dringender wir unsetwas wünschen, desto stärker schrumpft unser Ego in der Situati-

Frauen leiden unter einer erlernten Verunsicherung.Schon von Kind an wird ihnen eingetrichtert: Bloß nichtselbstbewusst auftreten! Das wirkt unweiblich!

1 Was Frauen schwach macht34

on, in der es »drauf ankommt«. Das ist zwar blöd, aber sehrmenschlich. Was viele Frauen jedoch nicht wissen:

Viele Frauen überrascht das. Sie glaubten bislang, dass Selbstwert-gefühl angeboren oder naturgegeben ist oder etwas mit Intelligenzoder Bildung oder anderen Faktoren zu tun hätte. Die Wissenschafthat jedoch schon lange das Gegenteil bewiesen. Das Selbstwertge-fühl verhält sich wie ein gesunder Teint: Wer viel dafür tut,regelmäßig joggt, viel trinkt, wenig raucht und ausreichend schläft,hat eben auch den gesünderen, frischeren Teint. Aber wem erzähleich das? Sie interessieren sich wohl eher für die Frage: Was könnenSie für Ihr Selbstwertgefühl tun?

Ein starkes, gesundes Selbstwertgefühl

Es gibt Dutzende Mittel und Wege, sich selbst aufzubauen. MachenSie es wie beim Klamottenkauf: Probieren Sie viele Teile an – undentscheiden Sie sich für die, die am besten zu Ihnen passen:

Was ist Ihr Hausmittel?

❑ Woraus speist sich Ihr Selbstwertgefühl im Allgemeinen? Wastun, sagen, denken Sie, um sich aufzubauen? Finden Sie esheraus und wenden Sie Ihr bewährtes Hausmittel vor undwährend der nächsten Durchsetzungssituation an. Lassen Siesich auch nicht von Exotischem beirren. Eine junge Abteilungs-leiterin, in ihrer Freizeit Siebenkämpferin, sagte mir einmal:»Ich mache vor wichtigen Gesprächen 20 Liegestütze – danachfühle ich mich zu allem bereit!« Klingt verrückt? Nein. Washilft, ist nicht verrückt.

Ein starkes Selbstwertgefühl ist wie eine schlanke Figur:Macht zwar etwas Mühe, doch Sie und nur Sie alleinhaben den größten Einfluss darauf. Es liegt in IhrerHand.

Ein starkes, gesundes Selbstwertgefühl 35

❑ Was sagen Sie sich innerlich, wenn Sie total selbstbewusst sind?Finden Sie diese Aktivierungsgedanken heraus – meist sind esunbewusste Glaubenssätze. Machen Sie sich diese bewusst undsetzen Sie sie von nun an bewusst ein.

Körperhaltung = Geisteshaltung

❑ Psychologen haben herausgefunden, dass das Selbstwertgefühlstark von der Körperhaltung beeinflusst wird. Kleiner Testdazu: Senken Sie den Kopf auf die Brust und murmeln Siekaum hörbar: »Ich bin soo deprimiert!« Achten Sie auf dasGefühl dabei. Gruselig, nicht? Und nun legen Sie den Kopf weitin den Nacken, schauen zur Decke und sagen mit einemLächeln auf den Lippen denselben Satz laut und deutlich. Wasfühlen Sie dabei? Wie kann das sein? Derselbe Satz und doch soextrem unterschiedliche Gefühle? Das heißt: Wenn Selbstbe-wusstsein gefragt ist, sprechen Sie die Körpersprache derSelbstbewussten – und Ihr Selbstvertrauen macht einen Riesen-sprung. Stehen Sie auf, stehen Sie so aufrecht wie möglich, dasheißt: Wirbelsäule wie bei der Gymnastik optimal aufrichten,belasten Sie beide Beine gleich (stehen Sie gut »verwurzelt«),spannen Sie die Bauchmuskeln und das Gesäß leicht an (IhreMuskeln stehen buchstäblich unter Spannung), nehmen Sieden Kopf hoch und das Kinn leicht zurück. Lächeln Sie. AtmenSie tief. Fühlt sich saugut an? Und das jedes Mal. Wenn Siemerken, dass Ihr Selbstbewusstsein aufgrund von Attackenvon außen (oder innen) schwindet, richten Sie sich bewusstselbst wieder auf – und Ihr Selbstwertgefühl wird dem Körperfolgen.

Die Kraft des tiefen Atems

❑ Eine ähnlich starke Korrelation besteht zwischen Atmung undSelbstwertgefühl. Ein chinesischer Therapeut sagte mir einmal:»Ich habe noch nie jemand mit Bauchatmung erlebt, der sichmies gefühlt hätte.« Leider wird dieses Rezept im Westen oftfalsch kolportiert. Der berühmte Satz »Atmen Sie erst mal tiefdurch!« bringt nämlich gar nichts – wie Sie vielleicht schonbemerkt haben. Atmung ist wie jedes Heilmittel: Die Dosismacht die Wirkung. Erst nach ungefähr 30 tiefen Atemzügen(viele Chinesen sagen auch: 3 mal 9 Atemzüge) werden Sie die

1 Was Frauen schwach macht36

phänomenale Wirkung erleben. Was wirkt da? Ihr Körper wirdvon Endorphinen buchstäblich überschwemmt. Wohl be-komm’s.

❑ Legen Sie sich ein Mantra zu. Bitte keines abkupfern. Mantraswirken nur, wenn Sie sie ganz persönlich auswählen undumformulieren, bis sie »passen«. Luisa zum Beispiel sagt sichvor Durchsetzungssituationen immer und immer wieder: »Ichweiß, was ich will!« Senta findet das »voll blöd« – weil es beiihr nicht wirkt. Sie hat herausgefunden, dass bei ihr am bestenwirkt: »Ich bin wie Bambus.« Wie bitte? Meine Rede: Mantraswirken Wunder. Aber nur, wenn es Ihre sind.

Visualisieren Sie! ❑ Warum verlässt Frauen vor und in Durchsetzungssituationenmanchmal der Mut? Weil ungewollt und unbewusst im Kopfein Katastrophenfilm abläuft, etwa: »Was ist, wenn er totalsauer reagiert?« Wenn dieser Film Selbstwertgefühl zerstört,dann baut es ein Erfolgsfilm wieder auf. Visualisieren Sie.Stellen Sie sich die Situation in allen Details so lebhaft undpositiv wie möglich vor. Sie sprechen mutig, freundlich undoffen welche Worte – mit welcher Körperhaltung? Ihr Partnerreagiert sehr positiv darauf: Was sagt er? Wie reagiert seineMimik? Erschütternd an der Visualisierung ist ihre Wirkung.Manchmal berichten mir Coachees völlig verdattert, dass derPartner »exakt die Worte sagte, die ich vorausgeträumt habe.Ist das Hexerei?« Nein. Lediglich die Kraft der SelffulfillingProphecy.

Motive machen selbstbewusst

❑ Motive und Interessen sind die stärksten Motivatoren in derSchöpfung (nicht nur bei Menschen). Sie sind die Urkraft, diealles und jeden antreibt. Sie sind hundertmal stärker als dieKraft eines Wunsches oder die vielbeschworene Willenskraft(mit der sie oft verwechselt werden). Was wünschen Sie sich?Und welches Interesse steckt dahinter? Marion zum Beispielwünscht sich, dass sie »nicht immer als Letzte vom Projektlei-ter informiert wird«. Leider hat sie mit diesem Wunsch bislangnicht viel erreicht. Warum nicht? Weil sie ihr Interesse dahinternoch nicht entdeckt hat. Im Coaching kommen wir dahinter.

Ein starkes, gesundes Selbstwertgefühl 37

Marion sagt: »Ich will endlich ernst genommen werden!«Spüren Sie’s? Selbst Ihnen gibt dieses Interesse mehr Kraft alsder bloße Wunsch – und dabei ist es noch nicht einmal IhrWunsch. Entdecken Sie Ihre Interessen und Motive hinter IhrenWünschen – und segeln Sie von dieser Urkraft getrieben derErfüllung Ihrer Wünsche entgegen!

❑ Malen Sie sich Ihren Erfolg in buntesten Bildern aus. Washaben Sie davon, wenn Sie sich durchsetzen und Ihr Wunschwahr wird? Man sagt: Erfolg beflügelt. Das gilt auch für denErfolg, den Sie sich vorab vorstellen.

Vertrauen Sie Ihrer Intuition!

❑ Hören Sie auf Ihre innere Stimme. Überraschend oft ist diesesehr selbstbewusst, indem sie zum Beispiel sagt: »Jetzt ist abergenug. Lass dir doch nicht immer so viel gefallen!« UnsereIntuition ist sehr weise – sie spricht nur leider mit leiserStimme. Wer sie hören will, sollte zur Ruhe kommen und sehrgenau in sich hineinhorchen. Das ist lediglich eine Frage derÜbung.

❑ Setzen Sie sich ganz bewusst öfter mal durch; auch bei kleinenoder gar trivialen Anlässen, die »eigentlich egal« sind. DennSelbstwertgefühl und Durchsetzungskraft sind interdependent:Je selbstbewusster Sie sich fühlen, desto häufiger setzen Sie sichdurch. Und je häufiger Sie sich durchsetzen, desto selbstbe-wusster werden Sie.

Führen Sie den inneren Dialog

❑ Nehmen Sie den inneren Dialog auf. Das Selbstwertgefühl wirdmeist von negativen Gedanken angefressen wie: »KnallharteFrauen mag keiner!« Jede hat solche Gedanken. Die meistenverwechseln sie jedoch mit Tatsachen. Lassen Sie sich nichtunbewusst aufs Glatteis führen. Nennen Sie das Kind beimNamen: »Das ist ein Gedanke, keine Tatsache.« Oder: »Das istein Gefühl.« Feelings are not facts, wie die Amerikanerin sagt.Verwerfen Sie diesen Gedanken nicht in der Art: »Hör auf,dich verrückt zu machen!« Durch Widerspruch wird derGedanke nämlich nur noch stärker. Kampf ist Krampf, wenn erim Kopf stattfindet. Reden Sie vielmehr mit sich wie mit einerguten Freundin, die lieb und nett ist, die nur manchmal etwas

1 Was Frauen schwach macht38

abstruse Gedanken hegt, zum Beispiel: »Na hör mal, warumsollte man dich deshalb nicht mehr mögen? Du fragst dochganz freundlich. Außerdem ist dein Wunsch berechtigt. Alsoversuch es doch wenigstens mal!«

Nehmen Sie sich selbst zum Vorbild

❑ Self-Modelling: Erinnern Sie sich an eine x-beliebige Situation,in der Sie vor Selbstbewusstsein nur so gesprüht haben. WelcheSituation das war, ist völlig egal. Es kommt nur auf das Gefühlan. Haben Sie eine? Dann erforschen Sie: Was haben Sie indieser Situation gefühlt? Was haben Sie sich gesagt? Wie warIhre Körperhaltung? Wie war Ihre Stimme? Was haben Siegesagt? Was gedacht? Wie war Ihre Mimik, Gestik? ÜbertragenSie diese Erfolgskomponenten auf die Situation, in der Sie dieseDurchsetzungskraft benötigen. Machen Sie alles so wie in derReferenzsituation. Ein Verfahren, das etwas Übung benötigt,aber sehr wirksam ist.

❑ Haben Sie sich lieb. Das ist die schwerste Übung von allen. WieDes’ree, die Popsängerin, sagte: »The greatest gift is, if you canlove yourself.« Wenn Sie ein Baby in den Armen halten, spürenSie diese Liebe. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich selbst solieben wie dieses unschuldige Wesen. Ein überwältigenderGedanke, ein unbeschreibliches Gefühl? Das ist es. Für einenMenschen, den Sie lieben, würden und werden Sie alles tun.Wenn wir lieben, existieren keine Grenzen. Das wissen wir.Leider haben wir vergessen, dass das nicht nur für Babys undandere Menschen, sondern auch für uns selbst gilt. Wenn Siesich selbst akzeptieren und lieben können, werden Sie immergenügend Selbstwertgefühl haben.

Suchen Sie sich die Mittel und Wege zur Steigerung des Selbstwert-gefühls aus, die zu Ihnen passen und bei Ihnen wirken. Übrigens:Am besten wirken Kombinationen aus zwei oder drei Mitteln. Vielhilft viel. Und: Diese Techniken wirken zwar oft schon seitJahrtausenden. Doch sie sind wie Klavierspielen, Kochen oderKalkulieren auch: Am besten funktionieren sie nach einem DutzendProbeläufen. Geben Sie sich diese Chance.

Ein starkes, gesundes Selbstwertgefühl 39

Selbstwertgefühl kommt nicht von ungefähr oder vonalleine. Es verhält sich wie Attraktivität oder Intelligenzauch: Wenn wir täglich, stündlich etwas dafür tun, bleibtes groß genug, um unsere Durchsetzungskraft stark zuhalten.