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Plattenspieler Dereneville MKIII mit Tonarm DTT-03Autor: Josef Bruckmoser Fotografie: Rolf Winter

Das Konstruktionsprinzip Tangen-

tialtonarm ist prinzipiell eine genia-

le Idee. Aber nicht jede Ausführung

wird dem hohen Anspruch gerecht.

Die Abtastung des Dereneville DTT-

03 erfolgt hingegen garantiert in der

Mitte der Rille, geführt von einem

hochpräzisen Laser. Aber das ist nur

eine der vielen technischen De-

taillösungen, die dieses aktiv ge-

steuerte Kunstwerk aus der Masse

herausheben.

Energiespender

Eine Abtastung mit dem geringstmöglichen Spurfehlwinkel anjeder Stelle einer Schallplatte. So stellt sich das Ideal des Tangen-tialtonarms dar, der die Abtastnadel jederzeit im rechten Winkeldurch die Rille führt. Namhafte Entwickler haben sich unter ande-rem mit luftgelagerten Konstruktionen an diese Benchmark her-angetastet. Durch diese Lagerung soll sich der Tonarm möglichstohne jeden Widerstand mit der Nadel in der Rille mitbewegen.Dass dadurch sehr gute Annährungswerte erzielt werden können,haben Tangentialtonarme renommierter Hersteller bewiesen. Klarist aber auch: Das führende Element ist bei allen diesen Konstruk-tionen die Nadel, die den Tonarm mitsamt dessen horizontalerMasse auf seiner – wenn auch noch so luftig-widerstandsfreien –Lagerung „mitziehen“ muss.Rainer Horstmann und seine Partner sind von Anfang an einen

anderen Weg gegangen. Ihr Ziel war ein „aktiv“ gesteuerter Tan-gentialtonarm. Nicht die Nadel sollte demnach den Hauptteil derFührungsaufgabe übernehmen. Vielmehr sollte der Tonarm selbstso angesteuert werden, dass er die Nadel jeweils in Bruchteilen vonSekunden beziehungsweise in Tausendstel von Millimetern aufdie Rillenmitte justiert, auch bei einer welligen Platte. Das techni-sche Mittel zu diesem Zweck ist ein Präzisionslaser, der aus derSchweiz kommt. Dieser Laser kann Abstandsänderungen von we-niger als 5µ = 5 Tausendstel = 0,005 mm erkennen. Dass allein die-ses Bauteil mit 1200 Euro Einkaufspreis für den Hersteller zu Bu-che schlägt, lässt erahnen, warum sich die Kosten des DTT-03 ausLippstadt zu einer stolzen Endsumme anhäufen.„Wir haben damit einen Tangentialtonarm gebaut, bei dem der fi-

ligrane, dünne Nadelträger keinerlei Seitenkräften ausgesetzt ist“,erläutert Horstmann. „Die einzige Wirkkraft ist die empfohleneAuflagekraft. Der Messlaser ermittelt kontinuierlich den 90-Grad-Winkel des Tonarms und gibt diese Information permanent an dieSteuerung weiter. Somit erkennt der komplexe elektronische An-trieb den variablen Rillenvorschub, der durch die unterschiedlicheDynamik in der Musik hervorgerufen wird, und steuert den Ton-arm entsprechend. Völlig geräuschlos und in Echtzeit.“ Wie dasfunktioniert, erläutert der Entwickler mit einem bildhaften Ver-gleich: Jemand führt eine Schubkarre an ihren Griffen mit beiden

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Händen durch einen geraden gefurchten Weg. Das Rad folgt dabeider Furche. Weil diese aber an ihren Rändern nicht exakt plan ist,wird es einmal links, einmal rechts mit der jeweiligen Seitenwandder Furche touchieren. Das wiederum löst eine Kraft aus, die unmit-telbar an den beiden Griffen der Karre spürbar wird. Der Lenker er-kennt dadurch sofort, nach welcher Seite er das Gefährt neigenmuss, um es wieder exakt in die Mitte der Furche zu bringen. Ist erentsprechend aufmerksam beziehungsweise reaktionsschnell, fin-det das Rad damit umgehend in seine ideale Mittenlage zurück –wie die Nadel im DTT-03, die mithilfe des Präzisionslasers ab jederAbweichung von 0,005 mm sofort wieder „auf Linie“ gebracht wird.Ein positiver Effekt ist dabei auch, dass die LPs maximal geschont

werden. „Sogar mehr als bei den besten heutigen Drehtonarmen“,

meint Rainer Horstmann, „weil es beiunserer tangentialen Abtastung keiner-lei Seiten- und somit auch keine Ska-tingkräfte mehr gibt“. Der Schlitten, derden Tonarm führt, wird durch eine An-triebsspindel mit einem Trapezgewindevon 8 x 1,5 mm bewegt. Diese ist ausEdelstahl geschliffen und poliert. Diebeiden Spindelmuttern im Innern desSchlittens sind aus einem Polymer-kunststoff von hoher Lebensdauer ge-fertigt und zusätzlich in einem Gel gela-gert, um höchste Laufruhe zu

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gewährleisten. Elegant gesteuert wirdder Dereneville DTT-03 über einenDrehgeber und ein Display, mit denender Tonarm ohne jeden händischenEingriff exakt an den Beginn der Schall-platte oder jede beliebige Stelle geführtwerden kann. Am Ende der Auslaufrillehebt er ab und fährt zurück in die „Ho-me“-Position. Das alles kann der DTT-03 auf jedem Laufwerk, das genügendPlatz für die Montage des mächtigenFührungsgehäuses mit seinen rund 41 x

8 x 9 cm (L x B x H) bietet. Treffend brachte meine Tochter die hoheFunktionalität der gesamten Steuerung mit ihrer Frage auf denPunkt: „Ist das jetzt der ultimative Computer-Plattenspieler?“Logischerweise ist der Tangentialtonarm im Testbetrieb auf sei-

nem hauseigenen Laufwerk angetreten. Hinter diesem riemenge-triebenen Masselaufwerk Dereneville MKIII steckt ebenso vieltechnisches Know-how und handwerkliche Fertigkeit wie beimTon arm. Das Kernstück ist ein Magnetlager, das ohne jede Lagerku-gel auskommt. Der Teller mit dem Lagerschaft wird nicht einfachnach Art eines Gleitlagers über den Lagerdorn gestülpt. Denn ge-nau die Reibung, die in einem solchen Lager entsteht – und sei sienoch so gering –, soll vermieden werden. Daher berühren einander

Im Bild links der Plattenspieler, wie er zum Test angetreten ist: Auf dem Laufwerk Dereneville MKIII inklusive Antriebseinheitsind der Tangentialtonarm Dereneville DTT-03 und ein Dynavector DV-507 MKII montiert. Im Bild oben der Drehgeber und dasDisplay für die Steuerung des Tangentialtonarms. Als Antriebseinheit ist die große Version Dereneville DAE-01 SP eingebaut.

Dieser Motor sowie der kleinere Dereneville DAE-01 CL sind auch als Antriebe für Fremdfabrikate lieferbar

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Lagerschaft und Lagerdorn beim Dereneville MKIII nicht über ihregesamte Länge, sondern nur an zwei minimalen Berührungspunk-ten. Es handelt sich dabei um zwei kleine, horizontal eingebauteKugellager, an denen sich der Teller dreht. „Dadurch sind bis zursechsten Stelle nach dem Komma keine Geräusche vom Laufwerkmessbar“, sagt der Entwickler. „Zudem sind diese beiden Kugellagerdurch ein spezielles Fett auf Lebensdauer wartungsfrei.“Die beiden Magnetringe am Chassis und an der Unterseite des

Plattentellers, die den Teller tragen, werden nach den Anforderun-gen aus dem AVDesignHaus in Lippstadt von einer Spezialfirma inSpanien gefertigt. Diese schafft es, die Magnetringe umlaufend ab-solut homogen zu magnetisieren. Die Magnetkraft entspricht ca.500 Newton und kann Tellergewichte bis zu 45 kg tragen. BeimMKIII ist es ein 25 kg schwerer Sandwichteller, der aus dreiSchichten aufgebaut ist: oben Corian wie das Chassis, in der Mitteschwarz eloxiertes Aluminium mit hoher Festigkeit, untenschwarz verchromtes Messing für eine hohe Masse. Der gelernteWerkzeugmacher und Toningenieur Horstmann, der 1980 seiners tes Tonstudio eröffnet und ein Dutzend Schallplatten produ-ziert hat, hat selbstverständlich auch daran gedacht, welchen Scha-den ein Magnetfeld in der Nähe eines Tonabnehmers anrichtenkann. „Es war die absolut größte Herausforderung, dieses extremstarke Magnetfeld zu zähmen und so abzuschirmen, dass keinerleirelevantes Feld außerhalb des Tellers messbar ist“, erläutert er.Dafür zuständig sind zwei MU-Metallringe, die auf dem Chassis

xxxMitspielerAnalog-Laufwerk: Kuzma Reference Tonarm: Kuzma stabi reference Tonabneh-mer: Benz Micro Ruby open air, Benz LP, Benz L2 Wood, Ortofon Cadenza Red, Orto-fon A95, Ortofon Rohmann, Dynavector XV-1S, Dynavector Te Kaitora Rua CD-Play-er: Theta Data Basic (Philips CDM-9 Pro) D/A-Wandler: Theta DSPro Generation IIIHi-Rez Formate: MacBook Pro mit Playersoftware Amarra Tuner: Linn KremlinPhono-Verstärker: Jeff Rowland Cadence Vorverstärker: Jeff Rowland Synergy IIEndverstärker: Jeff Rowland Model 12 Lautsprecher: Trenner & Friedl, Parker 95(update Beryllium-Hochtöner 2017) Kabel: Cardas Golden Reference, Cardas NeutralReference, Cardas Clear (Phono und Line), Brodmann Acoustics (Lautsprecher) Zu-behör: bFly-audio PowerBase, Clearaudio Vinyl Harmonicer, SID Analog (Sound im-provement disc „A“), Millenium Carbon LP-Matte, Clearlight Audio RDC-Kegel, SIC(sound improvement coupler), Audioplan Sicomin Antispike SIAS, ART Dämpfer, AZEPucks, Einstein-Netzleiste und Netzkabelxxxx

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Oben links: Was mit einem Tonarmlift per Hand zu bewerkstelligen ist, erledigt beimDTT-03 der Aktuator, ein kleiner Motor, der den Tonarm hebt und senkt. Unter demgelben Schild befindet sich die Lasereinheit, die ständig die Lage des Tonarms kon-trolliert. Der Messlaser erkennt Abstandsänderungen von weniger als 0,005 mm undjustiert den Tonarm in diesen unvorstellbar kleinen Bereichen exakt auf Rillenmitte

Oben rechts: In dieser „Energiekette“ verlaufen die symmetrischen, zweifach ge-schirmten Tonarmkabel in einem immer gleichen, schonend großen Radius zu denAnschlussbuchsen

Mitte: Das kleine senkrechte Plättchen auf dem Tonarm ist der Messpunkt für denAbstandslaser, der den Tonarm exakt in der Rille hält. Im Headshell war für den Testdas Spitzenmodell von Dynavector montiert, das DRT XV-1S

Unten: Ein Schrittmotor bewegt den aktiv geregelten Tangentialtonarm. Durch dieexakte elektronische Ansteuerung des Motors werden die „Schritte“ zu einer kon-tinuierlichen Bewegung, die auch beim schnellen Vor- oder Zurückfahren kaumhörbar ist. Während der langsamen horizontalen Bewegung in der Rille arbeitet derMotor selbstverständlich absolut lautlos

Das Bild auf dieser Seite zeigt oben die symmetrischen Anschlüsse für die Verbin-dung vom Tonarm zum Übertrager oder Phonoverstärker. Die Lagerung des Tonarmsist mit spielfreien Präzisionslagern aus der Medizintechnik kardanisch aufgebaut.Ganz vorn sind die Buchsen zu sehen, die 16-fach geschlitzt sind und durch eineRingfeder die Stecker des Tonarmkabels felsenfest fixieren

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Plattenspieler Dereneville MKIII mit Tonarm DTT-03

montiert sind und die beiden Magnetringe nachaußen hin unschädlich machen – wieder eine solcheDetaillösung, an der man die Entwicklungstiefe imAVDesignHaus erkennt. Von diesem Laufwerk hat naturgemäß auch der

Dynavector DV-507 MKII profitiert, den der Her-steller als zweiten Tonarm zum Vergleich mit demDTT-03 auf dem Chassis montiert hat. Mit dieser„Versuchsanordnung“ geht Rainer Horstmann aufführende Fachmessen wie die High End in Münchenoder das Analog Forum Krefeld. Aber auch eineÜberflieger-Version ist möglich: Das modulare Kon-zept des Dereneville erlaubt es, auch zwei Tangen-tialtonarme plus einen Drehtonarm einzusetzen. Inder Regel ist dabei an jedem Tonarm das gleiche Sys -tem von Dynavector befestigt. In der zur Verfügunggestellten Testversion waren das Dynavector-Spit-zensystem DRT XV-1S im Tangentialarm und das TeKaitora Rua desselben Herstellers im Dynavector-Arm eingebaut. Um jedoch jeden ungerechtfertigtenVorteil des DTT-03 auszuschließen, der sich aus demleicht höherwertigen Tonabnehmer hätte ergebenkönnen, habe ich zum Vergleich abwechselnd dasOrtofon A95 am Dynavectorarm montiert.Ein Vergleich, der letztendlich absolut sicher mach-

te: Der DTT-03 hat das gewisse Etwas. Als harterPrüfstein erwies sich dafür eine Platte, die sich unterdem Christbaum gefunden hat: Arvo Pärt, TabulaRasa (ECM New Series, 817 764-1, Europa 1984). Gi-don Kremer an der Geige und Keith Jarrett am Pianodemonstrieren auf dieser Aufnahme, wie künstle-risch hochwertig und eindringlich meditativ die Mu-sik des estnischen Komponisten ist. Und wie absolutherausfordernd für das Equipment. Je nach Tonarmund System unterschied sich die Wiedergabe vor al-lem darin, wie kräftig der Bogenstrich von GidonKremer auf der Geige wirkte, oder wie körperhaft ei-ne Glocke zur Geltung kam, oder wie klar sich diethemenführenden Celli vom Basso continuo abge-hoben haben. Und vor allem: wie der Raum spürbarwurde. Der Raum, der Raum und wieder der Raumgehört offenbar zur Spezialität des Tangentialton-arms DTT-03. Die Geige von Gido Kremer klang

nicht nur ab dem ersten Strich des Bogens präsenter,sondern sie hatte mehr eigenen Raum zur Verfü-gung, in dem sie sich freispielen konnte – wobei bei-des naturgemäß zusammenhing. Denn die erhöhtePräsenz, die man trefflich auch als glasklare akusti-sche Sichtbarkeit beschreiben könnte, ergab sich of-fenbar daraus, dass die Geige mehr „unberührte“Luft für sich beanspruchen durfte.Auch der Raum der Carnegie Hall tat sich – aus-

drücklich heißt es in den Notizen „definitiv“ – weiterauf, als ich das bisher gekannt habe. Auf dem Tellerdes Dereneville drehte sich dazu die Probepressungvon Harry Belafonte Returns To Carnegie Hall (LSO6007, RTI Record Technology Test Pressing, USA1996). Nicht nur, dass mehr gehustet wurde, dakönnte man immerhin noch sagen, das müsste mannicht unbedingt hören. Nein, es ging auch das Klat-schen weiter in die Ränge hinauf, sodass man sich ei-nen besseren Eindruck von den steil ansteigendenSitzreihen in der berühmten New Yorker Konzert-halle machen konnte. Und noch viel wichtiger war,wie auffällig sich das Raunen bemerkbar machte, dasbeim Duett „One More Dance“ von Belafonte mitder jungen Miriam Makeba durch die Reihen ging.Das war kein Effekt nach der Art „super, dass dasauch noch zu hören ist“, sondern das war eine maß-gebliche Information über die intensive Atmosphä-re, die bei diesem Konzert geherrscht hat, über denFunken, der von Belafonte und Makeba auf die Hö-rerinnen und Hörer übergesprungen ist.Dadurch wurde auch ein zweites wesentliches

Kennzeichen des Technikwunderwerks DTT-03deutlich: der ungeheure Energiefluss, der sich stän-dig aus den Lautsprechern zu ergießen schien. Ichhatte bei der Kombination des Dynavector XV-1Sund des Tangentialtonarms immer das Gefühl, dassich getrost ein wenig leiser drehen könnte, ohne auchnur geringste Feinheiten der Musik dadurch zu ver-lieren. Stets war sogar bei leisesten Musikpassagendiese Energie spürbar, die nie ein Anzeichen vonSchwäche zeigte oder gar jemals in sich zusammen-gebrochen wäre. Dabei handelte es sich aber nie umeine irgendwie brachial wirkende Kraftprotzerei.

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die einzelnen Anschläge auf dem Fell vernimmt, in-klusive dem anschließenden Vibrieren desselben. Dawill man gar nicht aufhören – was dazu führte, dassich auf dieser Rubinstein-Einspielung erstmals auchdie Romanze in F-Dur von Schumann gehört habe,die mir bisher entgangen war, weil ich die Platte nachdem dritten Satz des Grieg-Konzertes stets in dieHülle gesteckt hatte.Nie geht hier etwas im Getümmel eines Orchesters

unter. Keine Triangel, keine Glocke, kein Anzupfen ei-ner Harfenseite. In der Gesamtkonstruktion des Dere-neville-Plattenspielers schreibe ich diese absolute Ru-he zu einem guten Teil auch dem Laufwerk undseinem exklusiven Magnetlager zu. Das hat das A95am Dynavectorarm unmissverständlich dokumen-tiert. Ich habe die wunderbare Klarheit dieses Systemsgut im Ohr und ich weiß aus mehreren Tests, zu wel-cher Form es auflaufen kann. Der Dereneville MKIIIbot mit seiner extremen Laufruhe dafür die allerbesteGrundlage. So gut, dass ich mir zeitweise die Haareraufte bei dem Gedanken: Wenn ich mir auch nur ei-nes der beiden Dinge, das Masselaufwerk DerenevilleMKIII oder den Tangentialtonarm DTT-03, leistenkönnte, was würde ich letztendlich bevorzugen?(Außer der Gesamtlösung, was für mich angesichtsder Preisklasse dieser handgefertigten Wunderwerkefreilich nur ein Scherzgedanke war.)

Vielmehr war es eine Art „Flow“. Die Musik schwebtewie auf einer Wolke oder wie auf Seidenhandschuh-en getragen an das Ohr des Hörers. Sie war einfach„da“, ohne jede Aufgeregtheit, sodass ich irgendwanneher fragend als wissend notierte: Wie kann man die-ses absolute Nichts an Nervosität beschreiben?Vielleicht so: Die Musik, die dieses Laufwerk und

seinen Tangentialtonarm aus dem Takt bringenkönnte, müsste erst erfunden werden. Oder so, wieich es zu Clara Haskil und ihrer Interpretation derbeiden Beethoven-Sonaten Der Sturm und Die Jagd(Philips 6527 123, Phonogramm international, Eu-ropa 1998) notiert habe: „Wenn es ganz piano zu-geht, dann sind ein paar leise Töne zu hören undsonst absolut nichts.“ Oder so, wie ich es im zweitenSatz des Piano Concerto von Edvard Grieg in der In-terpretation von Artur Rubinstein (Living Stereo,RCA Victor Red Seal, LSC-2566, USA 1962) gehörthabe: „Der Dereneville kostet jeden Ton in diesemlangsamen Satz aus, er kann aber urplötzlich um-schalten, wenn das Tempo wieder anzieht.“ Manmuss auch nicht bewusst auf die Triller am Ende die-ses Satzes hinhören. Sie sind in aller Klarheit da, weilsie ganz selbstverständlich aus einer – wie man einwenig paradox sagen könnte – „unüberhörbaren“Ruhe hervortreten. So wie im dritten Satz ein paarTrompetenstöße. Oder die Pauken, bei denen man

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Ein besonderes Teil, das dieses Laufwerk zu seiner Höchstleistungmit anstachelt, ist der Antrieb, der in zwei Versionen auch fürFremdprodukte angeboten wird: als Dereneville DAE-01 SP, wie imPlattenspieler eingebaut, und als etwas kleinerer Dereneville DAE-01 CL. Die Antriebseinheit DAE-01 SP bietet drei Geschwindigkei-ten: 33 1/3, 45 und 78 Umdrehungen pro Minute und eine „ver-steckte“ Geschwindigkeit von 16 2/3 Umdrehungen. Damit kannman alte Schallplatten abspielen, die mit 16 2/3 geschnitten wur-den, oder eine Platte im laufenden Betrieb sicher umdrehen. AlleDrehzahlen können bis zu kleinsten Schritten in Prozentstufen von1,0, 0,1, 0,01 und 0,001 kalibriert werden. Sobald die 33 1/3 Um-drehungen pro Minute exakt eingestellt sind, errechnet die Elek-tronik alle anderen Drehzahlen automatisch. Mithilfe der drei vir-tuellen Speichersegmente Set 1, Set 2 und Set 3 könnte der Besitzerbis zu drei verschiedene Laufwerke betreiben. Das wichtigere Fea-ture für die Praxis ist allerdings, dass die Betriebsstunden in jedemder drei Sets separat gespeichert werden. Jedes Set kann einem ei-genen Tonabnehmer zugeordnet werden, sodass man immer überdie Spielzeit einer Nadel informiert ist. Die Software dafür und fürdie Tonarmsteuerung kommt von den beiden ElektronikpartnernHorstmanns: dem Nachrichtentechniker Johannes Gremme, Leiterder Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei Behr-Hella-Ther-mocontrol, und dem Naturwissenschafter Hans-Bernhard Bröker,der viele Jahre am europäischen Hochleistungsbeschleuniger Cerntätig war. Die Stromversorgung sowohl für den Papst-Motor wie

Das Bild rechts zeigt die gesamte Motorsteuerung, die im Laufwerksbodenintegriert ist. Sie bietet vielfältige Programmiermöglichkeiten via PC odermit den sechs Tasten auf der Motordose. Das Chassis des Laufwerks ruhtauf zweifach bedämpften Füßen

In der Bildmitte das Chassis mit den zwei Halterungen für den Tangential -tonarm und der zusätzlichen Basis für den Dynavector-Arm. In der Mitte desChassis sowie auf der Unterseite des Plattentellers sind die beiden Ringma-gnete zu sehen, auf denen der Teller schwebt. Zwei MU-Bleche schirmendie Magnete gegen die Außenwelt ab, sodass sie keinerlei Einfluss auf denTonabnehmer haben

Bild unten: Ein Hersteller in Spanien schafft es, die Magnetringe auf demChassis und an der Unterseite des Tellers 360 Grad umlaufend absolut ho-mogen zu magnetisieren. Die Magnetkraft beträgt ca. 500 Newton und kannTellergewichte bis zu 45 kg tragen

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Plattenspieler Dereneville MKIII mit Tonarm DTT-03

für den Tonarm wird künftig ein ge-meinsames Netzteil übernehmen, daszwei Ausgänge für 12 und 24 Volt DCbieten wird.Eindringliche Gedanken hat sich die

Crew des AVDesignHauses selbstver-ständlich auch über das Material desChassis gemacht und über die Füße, aufdenen dieses steht. Granit, Marmor oderSchiefer wurden verworfen. Letztend-lich besteht das 25 kg schwere Chassisaus drei zwölf Millimeter dicken Plattenaus Corian, die in einer Werkstatt fürBehinderte auf der CNC-Maschine ge-fräst und dann miteinander verklebtwerden. Das Material reagiert auf jedenKlopftest mit stoischer Ruhe; es ist aufKundenwunsch in vielerlei Farbgebun-gen zu haben. Die Füße sind durch ei-nen M8-Gewindebolzen in der Höheverstellbar. Als Gegenstück ist im Chas-sis eine runde Aluminiumplatte mit ent-sprechendem Gewinde eingelassen.Diese Platte ist – als erste Dämpfungs-maßnahme – schwimmend auf einemSilikonkissen gelagert. Im Fuß selbst ist– als zweite Dämpfungsmaßnahme –ein Element aus Spezialkautschuk ein-gebaut. Schließlich ist unter dem Fußnoch eine dicke Filzplatte verklebt, wel-che nebenbei ein Verkratzen des Rack-bodens oder des Möbels verhindert. Derkomplette Fuß ist in sich selbst pen-delnd gelagert.Aber freilich, so zweifellos gut das

Masselaufwerk und sein Antrieb mitPapst-Synchronmotor sind – am Endewar es doch immer wieder die tangen-tiale Abtastung, die das Tüpfelchen aufdem I ausgemacht hat. Der eigentlicheTonarm ist dabei von seiner Gewichts-kategorie her mittelschwer bis schwerund somit für viele MC-Systeme mit

niedriger Compliance geeignet. Mittels vier hochpräziser Minia-turkugellager aus der Zahnmedizin ist der Arm kardanisch gelagertund in horizontaler wie vertikaler Richtung frei beweglich. Das Ge-gengewicht ist aus Kupfer gefertigt. Im Innern befinden sich Poly-merbuchsen und ein Gewinde zum Feinjustieren der Auflagekraftmithilfe einer Rändelmutter. Die Verkabelung ist, beginnend vomTonabnehmer, voll symmetrisch geführt. „Weil ich das in meinerZeit als Tontechniker in der Studiotechnik zu schätzen gelernt ha-be“, sagt Rainer Horstmann.Das war naturgemäß auch die perfekte Vorgabe für meine sym-

metrische Phonovorstufe Cadence von Jeff Rowland. So stelltesich bei der mir bestens vertrauten Beethoven-Einspielung vonClara Haskil das Gefühl ein, „dass dieser Plattenspieler mit seinem Tangentialtonarm jedem Anschlag auf dem Klavier exaktjenen Impuls verleiht, der ihn in der richtigen Intensität an dasOhr des Hörers trägt“. Selbstverständlich war das Pedal zu hören,ohne dass man extra hinhören musste. Ein Glück, dass meine„Parker 95“ von Trenner & Friedl durch das Update mit Berylli-umhochtönern auch in der Lage waren, alle diese Feinheiten zuservieren. Ja ich hatte gar den Eindruck, dass das Masselaufwerkund der Tangentialtonarm aus Lippstadt diese exzellenten Hoch-töner inklusive der neuen Gesamtabstimmung der Lautsprechererstmals so richtig gefordert haben. Zum Beispiel beim Vibratoin der Stimme von Ella Fitzgerald auf Ella and Louis (MG V-4003, Verve, USA 1956). Der Titel der Nummer 10 auf dieserbezaubernden Platte, „The Nearness Of You“, passt trefflich alsBeschreibung für den Dereneville. Dessen größtes Anliegen istes, dem Hörer, der Hörerin die Musik so nahe wie möglich zubringen. Die Trompete von Louis Armstrong klang leicht undschwebend, gleichzeitig aber druckvoll und energiegeladen. Undbei jeder Phrasierung völlig unangestrengt. Rainer Horstmann legt auf den Plattenteller gern seine Derene -

ville Magic Mat, die aus 0,4 mm Silikon auf einem Kern aus Glas-fiber besteht. Das Experiment, die Vinylscheibe direkt auf den Tel-ler zu legen, hat aber durchaus reizvolle Akzente gesetzt. Mankönnte es beinahe so einfach beschreiben wie: direkt klingt direk-ter. Andersherum hat die Magic Mat den luftig-schwebenden Cha-rakter der Wiedergabe unterstrichen. Nuancen, alles in allem, abergerade deshalb spannend, weil das Dynavector-System im DTT-03keinen Zweifel an den kleinen, aber feinen Unterschieden ließ. Esmag für manchen Vinyl-Freund ein kleiner Trost sein, dass zumin-dest diese Magic Mat, die allemal einen Versuch wert ist, in übli-chen preislichen Kategorien liegt. Denn bei Laufwerk und Tonarm

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präsenten Darbietung nicht entziehen können. Der Plattenspieleraus Lippstadt ist ein musikalischer Energiespender der Sonder-klasse!

xxxxAnaloglaufwerk Dereneville MKIII Funktionsprinzip: Riemengetriebenes Masselaufwerk Geschwindigkeiten:16,66/33,33/45,00/78,00 U/min Antrieb: Dereneville DAE-01 SP (mit Papst BLDCSynchron-Motor) Tonarmbasis: für Dereneville DTT-01 bis 03, auf Wunsch zusätzlichzweite Tonarmbasis für DTT-03 oder zwei Tonarmbasen für 7"- bis 14"-Tonarme (u.a.für SME oder Dynavector), andere Tonarmbasen auf Anfrage Ausführungen: Chas-sis-Farbdesign individuell Maße (B/H/T): 55/38/19 cm Gewicht: 52 kg Garantie: 3Jahre / Tellerlager unbegrenzt (wartungsfrei) Preis: 34867 Euro (inklusive Antrieb)

Tangentialtonarm Dereneville DTT-03Funktionsprinzip: aktiv geregelter Tangentialtonarm, Einhandbedienung überDrehgeber Lager: kardanisch positionierte Präzisionslager (aus der Medizintechnik)Länge: 230 mm serienmäßig (andere Längen auf Wunsch) Effektive Länge: 170mm Effektive Masse: mittelschwer bis schwer (ideal für MCs mit niedriger Com-pliance z.B. 10x10 -6 cm/dyn) Zulässige Tonabnehmermasse: 8,0 bis 17,0 g An-schluss: vergoldete XLR-Stecker (nach Studio-Norm) Innenverkabelung: Erdfrei-symmetrisch Garantie: 3 Jahre Preis: 39746 Euro

Kontakt: AVDesignHaus, Rothertstraße 8, 59555 Lippstadt, Telefon02941/6691118, www.avdesignhaus.dexxxx

schaut es angesichts der hohen Kostender vielen Präzisionsbauteile und derjahrelangen Entwicklungsarbeit andersaus: Das Laufwerk Dereneville Modu-laire MKIII schlägt inklusive Mehrwert-steuer mit 34867 Euro zu Buche, derTangential ton arm Dereneville DTT-03C mit brutto 39746 Euro.Was man dafür bekommt? Ein High-

Tech-Kunstwerk, bei dem es sich in je-dem Fall um eine handwerklich per-fekte Einzelanfertigung „made inGermany“ handelt. Das Gesamtpaketdes Dereneville-Plattenspielers strotztvon technischen Detaillösungen, vondenen keine irgendeinem äußeren Ef-fekt dient. Vielmehr steht absolut jedesElement, vom Motor über das Magnet-lager bis zur aktiven Tonarmsteue-rung, ausschließlich im Dienst der na-turgetreuen Musikwiedergabe. Wereinmal näher in das riemengetriebeneMasselaufwerk Dereneville MKIII undden aktiv gesteuerten Tangentialton-arm Dereneville DTT-03 hineinhörendurfte, wird sich der Faszination dieserluftig-schwebenden und klarsichtig-