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Präsident: Otto Hirzel

Korrespondenz, Redaktion:Freunde des Bergbaus in GraubündenPostfach, 7270 Davos Platz 1

Regionalgruppen Graubünden:• Arosa-Schanfigg:

Renzo Semadeni, Aelpli, 7050 Arosa• Bündner Oberland:

Gaudenz Alig, Miraniga, 7134 Obersaxen• Ems-Calanda:

Dr. Ruedi Krähenbühl, Vialstr. 13, 7205 Zizers• Filisur-Albulatal:

Christian Brazerol, Café Belfort, 7493 Schmitten• Klosters-Prättigau:

vakant• Oberengadin:

Jann Rehm, Chesa Caviezel7505 Celerina

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• Schams:Hans Stäbler, Rufana, 7477 Filisur

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Otto Hirzel, Postfach, CH-7270 Davos Platz 1• Stiftung Bergbaumuseum Graubünden,

Schmelzboden - Davos:Dr. Ruedi Krähenbühl, Vialstr. 13, CH-7205 Zizers

• Fundaziun Schmelzra S-charl:Peder Rauch, Vi, CH-7550 Scuol

Redaktionskommission: Dr. h.c. Hans Krähenbühl, Redaktor, Walter Good, Vorsitz, Beat Hofmann, Matthias Merz, Hans Peter Schenk

Redaktionsschluss: 15.1., 15.4., 15.7., 15.10.

Jahresbeitrag FBG: Fr. 50.--Bergknappe je Einzelnummer: Fr. 10.--(PC: 70-10205-6)

Inhaltsverzeichnis– Die Verhüttung der Blei - Silber - Erze 2

in S-charl - Anzeichen und Spuren

– Der Eisenerzabbau am Piz Alv im 15 Oberhalbstein GR

– Der Bergbau - Vorreiter der technischen 21Entwicklung in Europa (Fortsetzung 2)

– Der Ur- und Frühgeschichtliche 25Zinnerzbergbau und die Bronzezeit

– Mitteilungen 30

Innenseite: Georg Agricola, De Re Metallica Libri XII.Druck: Buchdruckerei Davos AG

BERGKNAPPE 97Freunde des Bergbaus in Graubünden, FBGAmis da las minieras en i l Grischun, AMG

Amici del le miniere nel Grigioni , AMG

3/2001August25. Jahrgang

Wissenschaftliche Mitarbeiter:• E. Brun, Greifenseestr. 2, CH-8600 Dübendorf• E.G. Haldemann, Dr., Geologe,

CH-1792 Cordast FR• F. Hofmann, Dr. phil., Geologe, Rosenbergstr.

103, CH-8212 Neuhausen am Rheinfall• H.J. Köstler, Dr., Dipl. Ing., Grazerstrasse 27,

A-8753 Fohnsdorf• H. Krähenbühl, Dr. h.c., Edelweissweg 2,

CH-7270 Davos Platz• H.J. Kutzer, Dipl. Ing. , Rehbergstr. 4,

D-86949 Windach• St. W. Meier, Dr. phil., Historiker, Lauriedstr. 7,

CH-6300 Zug• E. Niggli, Prof. Dr., Kirchstr. 12,

CH-3097 Liebefeld• E. Nickel, Prof. Dr., av. du Moléson 19,

CH-1700 Fribourg• G. Sperl, Prof., Dr. phil., Jahnstr. 12,

A-8700 Leoben• H. Stäbler, Rufana, CH-7477 Filisur• G. Weisgerber, Prof., Dr., Deutsches

Bergbaumuseum, D-44791 Bochum

Beachten Sie bitte die Beilage

“Gewidmet meinem hochverehrten Freund undBergbaukollegen

Dr.h.c Hans Krähenbühl zu seiner Ernennung zum Ehrenpräsidenten der

von ihm gegründeten Stiftung Bergbaumuseum

Graubünden, in dankbarer Erinnerung an die für

dieses gemeinsame Werk erbrachten großartigen

Leistungen”.

Im Unterengadiner S-charltal wurde schon im Mittel-alter Bergbau auf silberhaltigen Bleiglanz und des-sen Verhüttung wegen des hohen Silbergehaltes, deretwa bei einem Promille lag, betrieben. Mit dem über die Jahrhunderte immer wieder fort-entwickelten Stand der Technik im Montan- undHüttenwesen wurde schließlich im 19.Jahrhundertnochmals mit den damaligen modernen wissen-schaftlicheren Methoden , die an den neu gegründe-ten Bergschulen und Akademien Europas gelehrtwurden, ein neuer Aufschwung erzielt. Dieser waraber nur von kurzer Dauer, nachdem durch die Ent-wicklung des Weltverkehrs Erze und Rohstoffe zubilligsten Preisen unseren Kontinent erreichten, wo-durch bis heute die alte Philosophie, Wirtschafts-standorte dort zu gründen, wo möglichst alle not-wendigen Rohstoffe und Ressourcen vorrätig waren,unterlaufen und schließlich verlassen wurde.

1. Anzeichen und Spuren der VerhüttungZur Rekonstruktion der Verhüttungsweise - dertechnischen Maßnahme, um aus dem in der Haupt-sache Bleiglanz (PbS) führenden Erz den darin fastimmer enthaltenden Silberanteil thermisch über dieGewinnung von Blei und durch selektive Oxidationdes leichter als Silber oxidierbaren Bleis als reinesMetall herauszuschmelzen - ist die genaue Kenntnisder physikalisch-mineralogischen Eigenschaftenund der chemischen Zusammensetzung der Erzenotwendig, um die Spuren des angewendeten Ver-fahrens , das das höchste Ausbringen an Blei und Sil-

ber bei wirtschaftlich verhältnismäßigem Einsatz ver-fügbarer Rohstoffe und Energie versprach, auffin-den zu können. Für den Rekonstrukteur bedeutet das weiterhin, daßer sich genau in den zur Zeit des Verhüttungsbetrie-bes vorliegenden Situationsrahmen hineinversetzenkönnen muß, um mit dem zur Verfügung stehendenempirischen und fachlichen Wissen sowie den tech-nischen Möglichkeiten, zu dem seinerzeit herge-stellten Erzeugnis zu gelangen. Er muß sowohl die inBetracht kommenden Technologien, als auch dieAnzeichen, die auf die Anwendung solcher Techno-logien schließen lassen, kennen.Die wichtigsten Anzeichen sind die von früherenVerhüttungsprodukten hinterlassenen Schlacken -die ”Visitenkarten” der Hüttenleute. Am Habitus ei-ner Schlacke erkennt man, ob sie zäh, blasig unddickflüssig, oder glasig, dicht, leicht- und dünnflüs-sig, schwer oder leicht ist. Leichte, glasige, in ihrerStruktur dünnflüssige, dichte Schlacken kennzeich-nen, daß der tätig gewesene Metallurge sein Hand-werk verstand, die Schlacken wenig nicht ausge-brachtes Restmetall enthielten, die Temperatur-führung des Ofens und der Feuerung schnell sicheinstellende Reaktionsvorgänge zwischen einge-brachtem Erz, Holzkohle und den SchlackenbildnernKalk (CaO), Sand (SiO2) und Flußmitteln, wie z.B.der bei der Verbrennung von Holzkohle anfallendenPottasche (K2CO3) ergaben.Weiterhin kann aus dem Bruch und der Farbe vonSchlacken auch der Verfahrensgang, um zu einer an-zustrebenden flüssigen Schlacke zu gelangen, er-kannt werden, wobei auftretende typische Silikatbe-standteile, z.B. aus dem schwarzglasigen Bruch einerSchlacke auf das Vorliegen von Eisensilikat (Fayalit)auf eine gut beherrschte Temperaturführung hinwei-sen kann. Eine stumpfe graue, weiße Kalkeinspren-kelungen aufweisende Ofenschlacke, weist auf Pro-bleme, die angestrebte Temperatur für die Reaktioneinzustellen, hin. Bei einer grünen, rötlich bis gelbenglasigen Schlacke handelt es sich zumeist um eineBleidioxidschlacke, bei der Blei-Silber-Raffination.

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Die Verhüttung der Blei- Silber- Erze in S-charl -Anzeichen und Spuren.H.-J.W. Kutzer, Windach

Grob unterscheidet man bei den Schlackenausbil-dungen kristalline und amorphe Schlacken. Kristal-line Schlacken hatten Zeit, nach Abschluß des Reak-tionsvorganges, an dem sie beteiligt waren und we-gen ihres geringeren spezifischen Gewichtes vordem gewonnenen Metall ”abgestochen” wurden,beim Ablaufen an der Luft auszukristallisieren. DieseSchlacken nennt man Laufschlacken. Sie geben Hin-weise auf die Zusammensetzung des Erzes und dieBestandteile, die vor der Verhüttung nicht zu besei-tigen bzw. abzutrennen waren.Schlacken, die z.B. aus den Arbeitsöffnungen einesFlammofens während einer gasenden Reaktion, z.B.beim Austreiben von Schwefeldioxid aus demBleiglanz, herausgezogen wurden, mussten, um denOfenbetrieb nicht zu behindern, mit Wasser ab-gelöscht werden und erstarrten amorph, zumindestan der Oberfläche, wo das Wasser noch Dampfbla-sen hinterlassen konnte. Sie geben Hinweise auf diegerade abgelaufene Reaktion im Ofen und werdenReaktionsschlacken genannt.An anderen Orten, wo das Metall durch Saigern in

einem Tiegel (nicht in S-charl) gewonnen wurde, bil-deten sich sogenannte Platten – oder Plättchen-schlacken. Diese sind stark angereichert an schwer-schmelzbaren Oxiden, wie Tonerde, Magnesiumoxidund Kalziumoxid, nachdem das gewonnene Metallaus dem Silikatverband reduziert wurde. Diese Plätt-chenschlacken (z.B. typisch bei der Kupferverhüt-tung) sind ebenfalls kristallin, aber mit den seinerzeiterzeugbaren Temperaturen nicht oder kaum zuschmelzen. Ganz wesentlich an der Ausbildung der Schmelzo-fenschlacken beteiligt war die Aufbereitung des inden Gruben Ober- und Untermadlain gewonnenenErzes zu einem verhüttungsfähigen Erzkonzentrat,dem sogenannten Schliech. Denn aus dem Erz muß-ten den Verhüttungsgang störende oder den Prozeßin die Länge ziehende Bestandteile weitestgehenddurch Feinpochen und ”Waschen” des Pochmehlsmit Wasser beseitigt werden, in dem die tauben Ge-steins- und Erzbestandteile nach ihrem spezifischenGewicht abgeschieden wurden. Dies geschah infrühen Zeiten auf schrägen Rampen mit einem rau-hen Belag durch den die schwereren Bestandteileam Wasserfluß gehindert wurden. Dazu dienten Fel-le, Textilplanen (Planherde), in das Holzbrett schrägbis quer eingearbeitete Rillen oder erhabene Leisten

und Schikanen, die die Strömungsgeschwindigkeitdes pochmehlhaltigen Wasserstromes abbremsten,wobei sich unterschiedlich schwere Bestandteile ab-setzen und ausgeschleust werden konnten.

2. Erzlagerstättenbedingte BesonderheitenDie S-charler Erze (Bild 1) enthielten lagerstättenbe-dingt 2 Begleitbestandteile, die die Verhüttung ziem-lich erschwerten, bzw. unwirtschaftlich hohen Ener-gieeinsatz erforderten. Diese waren Baryt (BaSO4)und Zinkblende (ZnS). Während im AbbaugebietObermadlain hauptsächlich Baryt als Störbestandteilvorkam, war im Abbaugebiet Untermadlain nebenBaryt auch Zinkblende stark beteiligt. Baryt wies denBergleuten beim Abbau im Stollen als sogenannte(weiße) Saalbänder (Bild 2) die Richtung der Verer-zung, doch gelang es kaum, aus den hydrothermalgebildeten feinkristallinen Bleiglanznestern und–schnüren den umgebenden Baryt zu entfernen.Dasselbe galt für Zinkblendeanreicherungen, diesich in den Erzgängen ebenfalls hydrothermal, d.h.aus heißen wässrigen Lösungen gebildet, nach ihremspezifischen Gewicht abgesetzt hatten.Baryt mindert die Reaktionsfähigkeit der Be-schickungsbestandteile in den Verhüttungsöfendurch Bildung sehr zäher Schlacken (Tafel 1).Zinkblende geht mit den Silikaten und Tonminerali-en der Ofenauskleidung und Beschickungszuschlä-gen, besonders im Schachtofen, Verbindungen ausniedrigschmelzenden Zinksilikaten, dem sogenann-ten Ofengalmei, ein, die die Reaktionsoberfläche derBeschickung und an der Schachtofenwand verkle-ben und so den Ofengang im Schachtofen zusätzlichbehindern.Lediglich der ebenfalls in der Vererzung vorkom-mende Brauneisenstein oder Limonit, dem Verwitte-rungsprodukt aus Pyrit (FeS), störte den Verhüt-tungsgang nicht, sondern unterstützte ihn bei der so-genannten Niederschlagsarbeit in den unter JohannHitz eingesetzten holzkohlebefeuerten Flammöfen(Reflektoröfen). Das im Schachtofen zusätzlich ge-wonnene Eisen wurde im 16.Jahrhundert als teigigeMasse durch die ”offene Ofenbrust” über dem Blei-abstich herausgelöst, indem die Ofenmauer an die-ser Stelle eine provisorisch eingemauerte Öffnungaufwies, die, ohne den Ofen zu beschädigen, durchEntfernen und Wiedereinsetzen der betreffendenOfenmauerwerkssteine umgebaut werden konnte.

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Aus dem von den Schlackenbestandteilen freige-schmiedeten Stuckeisen wurden Werzeuge herge-stellt, die wegen des Mangangehaltes der LagerstätteObermadlain sehr gut brauchbar waren. Im Val del Poch, unterhalb Obermadlain wurden inden vergangenen Jahren Eisenschmelzreste aus Li-moniterz gefunden, die allem Anschein nach aberjüngeren Ursprungs sind und offenbar einem Ver-such zur Verhüttung des auf Obermadlain vorkom-menden, leicht verhüttbaren Eisenerzes entstamm-ten. Die dabei unter anderen gebildeten Eisensilika-te lassen keinen Schluß auf einen frühzeitigen Win-dofen erkennen, da die erzeugten Temperaturen of-fensichtlich höher, als in der Frühzeit der Eisenver-hüttung in Wind- und Rennöfen unter Ausnutzungdes Talwindes möglich waren.

3. Die Vorbereitung der Erze für die VerhüttungBei der Erzaufbereitung und Erzwäsche machte mansich die Eigenschaft der unterschiedlichen spezifi-schen Gewichte der Erzbestandteile zu nutze undversuchte, diese aus einem Wasserstrom an unter-schiedlichen Stellen des Abganges abzusetzen unddamit abzutrennen. Je feiner diese Trennung gelang,um so einfacher und optimaler war die Verhüttungund das metallische Ausbringen. Im Talboden von S-charl sind Schlackenhalden aus

verschiedenen Verhüttungsperioden aus den unter-schiedlichen Bergbauperioden an Ober- und Unter-madlain zu finden. Es sind jedoch überwiegendschwere Schlacken aus der Zeit, in der die oben ge-nannte Trennung mangels geeigneter Apparate nochnicht gelang. Infolgedessen weisen diese Schlackeneinen hohen Gehalt an Bariumoxid (BaO) und Zink-oxid (ZnO) sowie einen hohen Metallgehalt (Tafel 1)auf. Diese älteren Schlacken entstammen Schmelzenaus nur gepochten, allenfalls über einen sogenann-ten liegenden Waschherd in Form einer schrägenRampe, gewaschenen Erzen. Damit waren nur dieleichten Erzbestandteile, wie Kalkstein, Dolomit undTonmineralien abzutrennen, nicht aber die schwere-ren Bestandteile Zinkblende (ZnS) und Baryt(BaSO4) und auch Limonit, letzterer, wie schon er-wähnt, aber den Verhüttungsvorgang nicht störte, daer zur Bildung niedrigschmelzender Eisensilikateund damit auch zu einer gewissen Schmelzflüssig-keit der Schlacke beitrug, sowie für die Nieder-schlagsarbeit erforderlich war.Derartige wenig aufbereitete Erze und Erzkonzentra-te wurden in den früheren Verhüttungsperioden im16.Jahrhundert in Schachtöfen auf Rohblei verhüttetund das Rohblei auf dem Treibherd solange oxidiert,bis am Ende das sogenannte Blicksilber übrig bliebund ausgeschöpft werden konnte. Das dabei oxi-

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dierte Bleidioxid (PbO2) wurde als Bleiglätte in ei-nem kleinen, bis zu 2 m hohen Schachtofen demGlättfrischofen (Krummofen) (Bild 12) mit Holzkoh-le zu Kaufblei reduziert und geschmolzen, das alsBaumaterial für Behälter, Wasserleitungen, Beda-chungen und Letternmaterial für den Buchdruck Ver-wendung fand.Die technische Weiterentwicklung, besonders derhydraulischen Trennverfahren für Erzbestandteile,erfuhr Mitte des 18.Jahrhunderts mit der Gründungder Königlich Sächsischen Bergakademie zu Freibergim Jahre 1765 einen gewaltigen Innovationsschub.In vielen traditionellen Bergbaurevieren, so auch inGraubünden, versuchte man von diesen neuen Ent-wicklungen zu profitieren und sandte Fachleute zurVermittlung der moderneren montanistischen Lehrean die Königlich Sächsische Bergakademie Freiberg,so auch Johann Hitz und Johann Georg Landthaleraus Davos und Scuol. Sowohl Landthaler (1806), wieauch später Hitz (1821), besuchten an der KöniglichSächsischen Bergakademie Freiberg die Vorlesungendes berühmten Professor Wilhelm August Lampadi-us (1772-1842), der in seiner Hüttenkunde die spezi-ellen, bis heute gültigen Verfahren zur Verhüttungvon Blei- und Silbererzen, wie die ”Roharbeit” (auf-lösendes Schmelzen), ”Bleisteinarbeit” (verflüchti-gendes Schmelzen), ”Bleiarbeit” (niederschlagendesSchmelzen), ”Treibarbeit” (oxidierendes Schmelzen),”Glättefrischen” (reduzierendes Schmelzen) und”Saigerschmelzen” (Trennen von Schmelzen unter-schiedlichen Gewichtes) behandelte und der auchdie von 1813 – 1821 sich in Graubünden ent-wickelnde Zinkgewinnung durch Destillation (1) mitinspirierte (2). Darauf weisen auch 1985 gemachteFunde (3;8) von zinkhaltigen Probiertiegel- und Vor-lagenmaterial zur Abscheidung von verdampftemZinkmetall, offensichtlich aus Versuchen in einemProbierofen aus S-charl, hin und könnten belegen,daß auch Landthaler und Hitz versucht haben, dashier bis zur Verdampfung nachgewiesene Zinkmetallmittels einer sogenannten Vorlage als Gefäß zumAuffangen von Zinkmetall aus dem flüchtigen Zink-dampf darzustellen (4;5).

4. Die Standorte der Aufbereitungs- und Verhüttungsanlagen

Aus verschiedenen Publikationen über die Verhüt-tungsanlagen in S-charl besteht immer wieder ein

Widerspruch zu der Frage, von wo die Aufschlag-wasser für die Gebläse der Öfen und für die Aufbe-reitungsanlagen, wie Pochwerk und Erzwaschanla-gen, zugeführt worden sind. Aus der Beschreibung von Johann Georg Landthaler,der, wie Johann Hitz, zuvor an der Königlich Sächsi-schen Bergakademie in Freiberg studierte und, mitseinem neuen Wissen über moderne Aufbereitungs-und Verhüttungsverfahren anfangsdes19.Jahrhunderts ausgestattet, im Jahre 1814 vorder Wiederinbetriebnahme der Anlagen in S-charlein Gutachten über die dort vorgefundenen Verhält-nisse der Bergbau- und Verhüttungsanlagen in ei-nem 21 Seiten umfassenden Bericht (6) erstellte,heißt es, daß drei Orte für Schmelzofenanlagen be-standen haben sollen. Ein Ofen soll in S-charl selbst, nämlich an der nord-westlichen Seite des Knappenhauses (Haus des Syn-dicators Mioland aus Scuol , in dem auch der frühe-re Bergoffiziant wohnte) in einem früher danebenangebauten Gebäude gestanden haben. Bei diesemOfen handelt es sich, wie aus der lokalen Beschrei-bung hervorgeht, und weil dort kein Aufschlagwas-ser für den Antrieb der Gebläse zur Verfügungstand, um einen Silberfeinbrennofen, in dem dasnoch mit Blei und geringen anderen Begleitelemen-ten verunreinigte Silber durch wiederholtes Zusam-menschmelzen des im Treibofen gewonnenen Blick-silbers mit Blei zur Silberanreicherung vermittels se-lektiver Oxidation des in der Blei-Silberlegierung inder Konzentration abgereicherten Bleis zusammenmit weiteren Verunreinigungen, wie z.B. Zink ausder Zinkblende des S-charler Erzes, aboxidiert wur-de.Wie Einheimische dem J.G. Landthaler, durch Au-genzeugenberichte überliefert, berichteten, wurdebei Bauarbeiten für einen größeren Viehstall dortbleihaltiges Silber als Rest einer Metallschmelze ge-funden und in Schwaz oder Brixlegg im Tirol pro-biert, d.h. untersucht.Die anderen beiden Schmelzofenstandorte warenam sogenannten Schmelzboden ”eine Viertelstundenordwestlich vom Dörfchen S-charl entfernt”, bei de-nen die Aufschlagwasser zum unterschlächtigenAntrieb der Gebläse zweier Schachtöfen und einesTreibherdes aus dem S-charler Bach abgeleitet wur-den, gelegen.Doch muß in der vorherigen Zeit der S-charler Bach

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oftmals sehr reißend gewesen sein, denn es habegrößere Fluten gegeben, die sogar die Schlackenhal-den mit weggespühlt hätten, was heißt, daß dieSchmelzhütten wohl deshalb immer wieder zerstörtworden sind (!). Interessant ist, daß J.G. Landthaler,die im Bereich Schmelzboden (heute Schmelzra) ge-standenen Öfen schon nach dem Aussehen derSchlacken und der verschlackten Ofenreste genaueinordnete. Nachfolgend dem Bericht von J.G.Landthaler ausdem Jahre 1814 gibt es eine Beschreibung der in Be-trieb befindlichen Anlagen unter Johann Hitz ausdem Jahre 1825, die von einem unbenannten Rei-senden in Französisch (7) verfaßt wurde. Dieser mußsich im Metier sehr gut ausgekannt haben. Er be-schreibt unter anderem die Heranführung der Auf-schlagwasser für die große Aufbereitungsanlageganz eindeutig als durch einen unterirdischen Kanal(dessen Verlauf auch heute noch verfolgt werdenkann !), der über Gerinne in einen trockengemauer-ten, innen mit Holz ausgekleideten Ausgleichsbehäl-ter (Holzkasten), am östlichen Gehänge des MotMadlain entlang, aus der Aua sesvenna abgeleitetwurde. Die Aua sesvenna wurde offenbar erstwährend der letzten 3 Jahrhunderte durch daslangsame Abschmelzen des Sesvennagletschers zueinem ausreichend Wasser führenden Bach und warweniger risikobehaftet, als der offensichtlich oft

Hochwasser führende S-charlbach, zu nutzen. Diesist aus dem Verlauf beider Bäche und dem Umfangder Bachbetten, wie sie aus einer Wald- und Lawi-nenkarte aus dem 19.Jahrhundert zu erkennen sind,zu schließen. Aus dieser Erkenntnis muß J.G. Land -thaler Joh. Hitz offenbar auch geraten haben, dienach 1814 anzulegenden Schmelzöfen, nämlich 2Flammöfen zum Schmelzen des aufbereitetenBleiglanzkonzentrates (Schliech), einen Treibherdund einen kleinen Schachtofen zur Reduktion deraus dem Treibherd abgegangenen Bleiglätte (PbO2)nicht mehr am S-charlbach, wo sie wiederum hoch-wassergefährdet gewesen wären, sondern auf dieandere Seite des Zufahrtssträßchens nach S-charl(Bild 3), wo allerdings wegen des nicht mehr gege-benen Wassergefälles aus dem S-charlbach, das Was-ser aus der Aua sesvenna über einen Zufuhrkanal fürden Antrieb der Aufbereitungsanlage aus Pochwerkund Erzwaschherden, Gebläse des Schachtofenesund des (der) Treibherde(s) über das im Grundrißbirnenförmige Wasserreservoir (Ausgleichsbehälter)zur Regulierung der Wasseraufschlagkraft für die un-terschlächtig betriebenen Wasserräder, vermittelsSchiebern geregelt, herangeführt werden mußte.Laut dem oben genannten Bericht von 1825 wid-meten Landthaler und Hitz der Vorbereitung der zuverhüttenden Erze offensichtlich wesentlich mehrAufmerksamkeit mit der Errichtung einer Aufberei-

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tungsanlage nach sächsischem Vorbild nach demStand der Technik, wie er den beiden Absolventender Königlich Sächsischen Bergakademie in Freibergzuvor vermittelt wurde, im Gegensatz zu der frühe-ren Aufbereitungstechnik aus dem 16. Jahrhundert,womit es nur möglich war, Erz und taubes Gesteinzu trennen. Der größere aufbereitungstechnische Aufwand wirdschon allein aus dem größten Gebäude östlich derStraße nach S-charl deutlich. Die darin unterge-brachte Aufbereitungsanlage bestand aus 3 Pochtrö-gen, einem Pochrad mit einem Durchmesser von 3,9m, einem liegenden (festen) Waschherd (Happen-brett) sowie 3 (!) Freiberger Stoßherden.

4.1. Der Freiberger StoßherdMit dem Freiberger Stoßherd (Bild 4) war es mit Hil-fe gezielt alternierend wechselnder Impulse (Stöße),übertragen von einer Nockenwelle über Gestängeauf einen frei an Ketten aufgehängten Herd, der amAustragende über Ketten in seiner Neigung verstell-bar war, erst möglich, die Ablauf- und Absetzge-schwindigkeit der abzutrennenden Pochmehlbe-standteile Bleiglanz, Zinkblende und Baryt gezieltnach deren spezifischen Gewicht einzustellen, vonden übrigen tauben Bestandteilen Sand, Tonminera-lien und Kalzit/ Dolomit zu trennen und die abge-trennten Bestandteile mit Hilfe der Profile

(z.B.Rillen) des Herdes zu sammeln oder abzu-führen, so daß nur noch unverwertbare Poch- undWaschabgänge in den Bach ( S-charler Bach bzw.Clemgia) zu leiten waren. Wie Schlackenfunde aus der letzten Verhüttungspe-riode bestätigen, war nach der neuen Freiberger Auf-bereitungstechnik das gewonnene Erzkonzentrat(Schliech) offensichtlich wesentlich ärmer an denstörenden Begleitelementen Zink und Barium undwiesen nicht nur einen am Erstarrungsbild undBruch erkennbaren höheren Flüssigkeitsgrad son-dern auch am Gewicht erkennbar geringere Bleige-halte (Tafel 1) auf.

5. Beschreibung der Öfen

5.1. Der SchachtofenWie oben und in den zeitgenössischen Berichtenschon erwähnt, waren die Verhüttungsöfen aus dem16. und 17. Jahrhundert Gebläseschachtöfen ( Bild5), von denen allerdings, soweit sie am S-charlerBach gestanden waren und deren Gebläse durchunterschlächtige Wasserräder angetrieben wurden,keine Überreste mehr zu finden waren. In die ver-wendeten kleineren Schachtöfen von bis zu 2 mHöhe, wurde schichtweise das zuvor in Röststadelnoder Haufen mit Hilfe von Holz und dem abbrenn-baren Sulfidschwefel bei ca. 800 °C abgeröstete Erz

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mit einem hohen Gehalt von Bleioxid zusammen mitgebranntem Kalk, Sand, Flußmitteln und Holzkohlevon oben her eingebracht und nach folgender sum-marischer Reaktionsgleichung, unter Vernachlässi-gung durch Oxidation gebildeter sulfatischer Zwi-schenprodukte, zu Rohblei verhüttet:

1. 2 PbS + 3 O2 → 2 PbO + 2 SO2 ↑2. 2 C + O2 ↔ 2 CO + Schmelzwärme3. PbO + CO → Pb + CO2 ↑

Durch das Gebläse wurde sauerstoffhaltige Luft zurUmsetzung des Kohlenstoffes zum ReduktionsgasCO nach Gleichung (2.) in den Schachtofen (Bild 5)eingeblasen.Das gewonnene Rohblei wurde durch eine soge-nannte Sumpfzustellung von der flüssigen Schlackesepariert und getrennt abgestochen, alsdann derOfen wieder am Abstich geschlossen und neu be-schickt. Beim Vorliegen von Zinkblende im Erz mußte diesesso vollständig, wie nur möglich geröstet werden,damit auch Zinkblende (ZnS) möglichst vollständigin Zinkoxid (ZnO) überführt wurde, da ZnS dieSchlacke zäh und schmierig machte, d.h. den Re-duktionsgang im Schachtofen zusätzlich durch Er-

höhung des Schmelzpunktes der Beschickung be-hinderte, worauf die vorgefundenen alten zähen undschweren Schachtofenschlacken einen deutlichenHinweis geben.

5.2. Der FlammofenDer Ende des 17. Jahrhunderts in England vonWright erfundene Flammofen (Bild 6) verdrängteden Schachtofen und vereinfachte bei geringeremBrenn- und Kohlenstoffeinsatz die Verhüttung, dadie sulfidischen Erze (Bleiglanz mit Zinkblende)nicht mehr separat geröstet werden brauchten, son-dern direkt und zusammen mit zusätzlich in der Erz-lagerstätte vorkommendem Eisenerz nach dem Nie-derschlagsverfahren zu Rohblei verhüttet werdenkonnten. Dabei wurden von einer durch eine soge-nannte Feuerbrücke getrennte Feuerung die Flam-men und Flammengase direkt auf den Einsatz indem überwölbten Herdraum gelenkt und über einenRauchgasabzug dem Kamin zugeführt. Die mit natür-lichem Zug durch eine hohe Esse unterhaltene Feue-rung benötigte keine hydraulisch angetriebenen Ge-bläse. Der Einsatz bestand in S-charl aus aufbereite-tem Erzkonzentrat, Holzkohle für die Reduktion dersulfidischen Metallverbindungen und den Schlacken-bildnern Kalk (CaO, CaCO3, letzterer nach dem Nie-derschmelzen als Rührunterstützung durch das ent-

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weichende CO2 zugesetzt), Sand (SiO2) sowie eisen -oxidulhaltige Restschlacke und Pottasche (K2CO3) alsFlußmittel. Die Beschickung wurde auf der Sohledes Flammofens ausgebreitet und nach dem Nieder-schlagsverfahren , bei dem das sulfidische Bleierz di-rekt durch Reaktion mit einem eine größere Affinitätzum Schwefel des Bleiglanzes aufweisenden Metall,wie z.B. Eisen oder Eisenerz zu Blei reduzierend”niedergeschlagen” wurde. Zur Herbeiführung derReduktionsreaktion mußte der Einsatz bei reduzie-render Flamme unter ständigem Rühren durch Öff-nungen in den Beschickungstüren bearbeitet wer-den. Das ausgeschiedene Rohblei lief in einenSumpf, aus dem es ausgeschöpft oder abgestochenwerden konnte. Zur Unterstützung des Rührens wur-den Flammöfen auch mit zusätzlichen mechanischenbzw. hydraulischen Gebläsen eingesetzt, besonders,wenn die Erzzusammensetzung (ohne Eisen) dieNiederschlagsarbeit nicht erlaubte. Dafür liegen aberin der Schmelze von S-charl keine Anzeichen vor,auch war der Standort der 1985 freigelegten Reste ei-nes Flammofens zu weit entfernt von den hydrauli-schen Antrieben. Die Verhüttung der schwerverhütt-baren zinkhaltigen Blei-Silbererze mit dem Flamm -ofen wurde offensichtlich sowohl Landthaler, alsauch Hitz in Freiberg empfohlen, denn dieser Ofen

bot sich wegen der gegenüber dem Schachtofen we-sentlich größeren Herdfläche an, um den Zinkblen-deanteil rasch zu oxidieren und in einer niedrig-schmelzenden Zinksilikat-Schlacke zu binden, wel-che Schlacke durch die Beschickungstüren abgezo-gen und mit Wasser gelöscht wurde, wodurch typi-sche Dampfblasenlöcher auf der erstarrenden Ober-fläche entstanden (Bild 7). Um die Schlacke imFlamm ofen zur Beschleunigung der Niederschlags -reaktionen umzuwälzen und umzurühren, wurdeungebrannter Kalk (CaCO3) eingesetzt, dessen aus-getriebene Kohlensäure (CO2) aufschäumte und beigeöffneten Beschickungstüren ein leichteres Entfer-nen der Schlacke ermöglichte. Solche um dieSchmelzra auffindbaren Flammofenschlacken sinddeshalb blasig aber leicht. Aus der Fließstruktur (Bild8) ist der ”Laufcharakter” der Flammofenschlacke zuerkennen.Demgegenüber sind blasige Röstschlacken an ihremwesentlich höheren Gewicht infolge des meist nochvorhandenen erzhaltigen Kernes zu unterscheiden. In der Schmelzra von S-charl sind nach dem oben er-wähnten zeitgenössischen Bericht (7) 2 Flammöfenbetrieben worden, in denen folgende Reaktionen beider Verhüttung nach dem Niederschlagsverfahren(Niederschlagsarbeit) abliefen:

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1. Fe3O4 + 4 C → 3 Fe + 4 CO ↑2. PbS + Fe ↔ Pb + FeS3. 2 FeS + 3 O2 → 2 FeO + 2 SO2 ↑

Das Schwefeldioxid (SO2) wurde vom Kalziumoxid(CaO) der Schlacke als Kalziumsulfid (CaS) gebun-den und das Eisenoxidul (FeO) ergab zusammen mitdem SiO2 der Schlacke eine leichtflüssige eisensili-kathaltige (Fayalit) und reaktionsfähige schwarzgla-sige Schlacke, die ebenfalls häufig in der Umgebungder Schmelzra aufzufinden ist. Das gewonnene Roh-blei sammelte sich auf dem geneigten Herd in einemSumpf, aus dem es ausgeschöpft bzw. abgestochenwerden konnte.

5.3. Der TreibherdDas erzeugte Roh- oder auch Werkblei mußte, bevorman es als Kauf- oder Weichblei verkaufen konnte,noch einem Reinigungs- oder Raffinationsverfahrenunterworfen werden, bei welchem auch die Gewin-nung der Edelmetalle, insbesondere von Silber inbe-griffen war.Dazu wurde, so auch in S-charl, der Treibherd (Bild9) eingesetzt. Dieser bestand aus dem aus quader-förmigen Steinen rundgemauerten Unterbau ausSchlacke und Ziegeln, auf den die Treibeherdsohleaus Kalkmergel, Ton und Knochenasche aufge-stampft oder monolitisch ( als Sohlenstein) vorge-formt wurde. Der Herdraum wurde durch ein zum

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Beschicken abhebbares Gewölbe (das auch gemau-ert sein konnte) abgeschlossen, das auf dem Unter-bau aufsaß und über ein Gehänge aus Ketten von ei-nem Kranbalken seitlich verschwenkt werden konn-te. Dieses bewegliche Gewölbe wird als Treibehutbezeichnet.Der Unterbau wies in ca. 20 cm Höhe vom Boden 6über den Umfang verteilte viereckige Luftöffnungenauf, von denen eine direkt neben der Glättgasse,über die das beim Treiben zu Bleiglätte (PbO2) oxi-dierte Blei abgezogen wurde, lag. Die Herdsohle -aus Kalk/Dolomitmergel und Lehm bzw. Ton dichtgestampft – wurde, um das Blicksilber aufzuneh-men, mit einer feuchten Knochenascheschicht be-legt, durch die nur die Bleiglätte einzudringen ver-mochte, sodaß das entbleite Silber ziemlich rein aus-geschöpft werden konnte. Die Herdsohle wies dafüreine Neigung zur Herdmitte sowie ein rinnenförmi-ges Gefälle zur Glättgasse hin auf. Im Treibhut oder im gemauert hochgezogenen Ge-

wölbe befand sich seitliche Arbeitsöffnungen fürBlasebälge mit Blasformen aus Kupferrohr (Kannen)und Klappen (Schneppern) davor, um den Wind aufden Einsatz (Werkblei) zu lenken, sowie zur Be-schickung mit Holzkohle eine abnehmbare Haube(Bild 9).Das zur Entsilberung im Treibofen wieder einge-schmolzene Blei und die darin noch vorhandenenVerunreinigungen wurde durch Einblasen von Ver-brennungsluft mit Hilfe hydraulisch angetriebenerBlasebälge solange abgebrannt und oxidiert, bis nurnoch das sehr schwer oxidierbare Silber in derHerdmitte zurückblieb. Wegen des plötzlich auftre-tenden ”Blickens” (Aufblinken) des Silbers wurdedieses Blicksilber genannt, in dem, falls vorhanden,was für S-charl zu verneinen war, nur noch die Edel-metalle Gold und Platin enthalten sein konnten.Während des gesamten Treibprozesses wurde durchdie Oxidation das Volumen des Werkbleis zuBleiglätte vergrößert und ”trieb” über die Glättgasse(Bild 9a) aus dem Herd ab, wo die Glätte mit Was-ser abgelöscht wurde (Bilder 10 und 11)Beim Treiben lief folgende Reaktion ab:

Pb(+Ag) + O2 → PbO2 (Bleiglätte) + Ag (nicht oxi-dierbares”Blicksilber”)

5.4. Der FeinbrennofenIn den meisten Fällen wurde mit dem ”Blicken” das”Treiben” beendet und das Silber anschließend in ei-nem kleineren einem Schmiedefeuer ähnlichen Fein-brennofen (Bild 15) nach dem gleichen Prinzip, jenach Gehalt an weiteren Verunreinigungen, mit ei-ner Salzschlacke aus Flußmitteln, wie Borax, Salpe-ter, Pottasche und Soda, in der die restlichen Verun-reinigungen als flüchtige oder lösliche Verbindungenaufgenommen bzw. dabei durch die oxidierende Be-handlung vermittels eines handbetriebenen Blase-balges zugeführter Verbrennungsluft, als Schlacke,Krätze oder gasförmig abgeschieden wurden, sepa-riert und der Silbergehalt weiter angereichert. Dasfeinzubrennende Silber wurde dazu in einem Tiegelaus Ton und Knochenasche (Testscherben), der ineine mit Schlitzen (Öffnungen) durchbrochene Ton-muffel, von einem Holzkohlefeuer umgeben, einge-bracht.

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6. Die Gewinnung von KaufbleiDie beim Treiben und Feinbrennen angefallene Glät-te (PbO2) wurde in einem (kleineren) Schachtofen,dem Glättfrischofen (Bild12), mit Holzkohle zu Kauf-blei reduziert. Die Reste eines solchen Glättfrisch-ofens (Krummofen) sind im Situationsplan derSchmelzra bei Ziffer 3 nach den dort gefundenenglättehaltigen Ofenmauerresten (Bilder 13 und 14)zu vermuten.Im Glättfrischofen lief folgende summarische Reakti-on ab:

PbO2 + C → Pb + CO2 ↑

Die speziell bei der Raffination von Rohblei zu Silberund bei der weiteren Bearbeitung, welche eineziemliche händische Geschicklichkeit bei der Mani-pulation zum Ein- und Ausbringen der Silberkuchenerforderte, gebräuchlichen Werkzeuge, wie der amEnde rechtwinklig abgebogene und/ oder flachge-

schmiedete Glätthaken zum Lösen der Bleiglätte indie Glättgasse, das Spitzeisen zum Manipulieren vonHolzscheiten in das Feuer, Entfernen oder Aufbre-chen von Schmelzkrusten sowie die Forkel (Gabel)u.a. zum Ein-und Ausbringen von Schmelztiegeln(Testscherben) stellen heute noch die Symbole derMetallhüttenleute dar und werden heute noch als”Markenzeichen” der Bergakademie Freiberg undmit der Identifizierung zu der von dort einst ausge-henden und über den gesamten Kontinent verbreite-ten montanistischen Lehre gewahrt.

Literaturquellen

1 W.A. Lampadius ,Handbuch der allgemeinen Hüt-tenkunde, Göttingen 1801-1807

2 H-J.W. Kutzer, W.A.Lampadius-Begründer der ex-perimentalwissenschaftlichen Metallurgie und dereffizienten Wärmetechnik an der BergakademieFreiberg, Erzmetall 46 (1993) Nr.9

3 H.-J.W.Kutzer und Hans Krähenbühl, Über Zink-gewinnung und das Zinkschmelz-Verfahren zuBeginn des 19.Jahrhunderts in Graubünden,Bergknappe 12, 2/1980

4 W.A. Lampadius, Neue Erfahrungen im Gebieteder Chemie und Hüttenkunde, 2 Bände, Weimar1816 und 1817

5 W.A. Lampadius, Grundriß der allgemeinen Hüt-tenkunde, Göttingen 1827

6 Staatsarchiv Graubünden 1953/67 Staatsarchiv Graubünden 1953/48 H.-J.W. Kutzer, Neueste Erkenntnisse der Erfor-

schung der Schmelzra in S-charl, Unterengadin,Bergknappe 50, 4/1989

Adresse des Verfassers:Hans- Joachim W. KutzerDipl. Ing. TU Rehbergstrasse 4D- 86949 Windach

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Bild 1 S-charler Erz, bestehend aus feinkri-stallinem silberhaltigen Bleiglanz (1), Limo-nit (2), Zinkblende (3) und Baryt (4)

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Bild 2 S-charler Erz mit Bleiglanz (1) und Baryt-bändern (2)

Bild 8 Flammofenschlacke mit Fliess -figuren. Leichtflüssige Schlacke (1 enge Fältelung, 2 glasiger Bruch)

Bild 7 Mit Wasser abgelöschte Flammofenschlacke (1 Wasserdampfblase, 2 amorph erstarrte Ober-fläche, 3 schwarzes Eisensilikat)

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Bild 10 Treibofenglätte mit Wasser abgelöscht

Wasserdampfblase

Schmolzreste

Bild 13 Rest eines Glättfrischofens mitglättehaltigen Schmolzresten (Ziffer 3 Lageplan Schmelzra)

Bild 14 Ofenstück mit glättehaltigen Schmolzresten. 1 Bleiglättehaltiges Kondensat, 2 Ofenmauermörtel

1

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Bild 11 Bleiglätte aus dem Treibherd (kristalline Laufschlacke)

Ich möchte mit diesem Bericht auf einen Eisenerz-abbau aufmerksam machen, der eigenartigerweiseseit Jahrzehnten völlig in Vergessenheit geraten istund dies, obwohl O. Wilhelm (1932) die Hämatiter-ze des Piz Alv als die hochwertigsten der ganzenFerrerazone bezeichnet hatte.

Der Piz Alv ist mit seinen 2854,5 Meter der markan-te Endpunkt im Grenzgrat zwischen dem Ferreratal

im Westen und dem Oberhalbstein im Osten, dersich vom Piz Settember gegen Süden über denSchmorrasgrat und die Fuorcla Cotschna bis zu die-sem Gipfel hinzieht. Gegen Westen fällt das Geländesteil ab zu dem über 1000 Meter tiefer liegendenStarlera. Durch seine isolierte Lage hat man von dorteine eindrückliche Aussicht gegen Westen mit demLago di Lei, ein Stausee, der bereits in Italien liegt.Beim Bau der Staumauer war ein Landabtausch zwi-

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Der Eisenerzabbau am Piz Alv im Oberhalbstein GR

Eduard Brun, Dübendorf

Fig. 1: Übersicht über die Erzlagerstätten am Schmorrasgrat und Piz Alv (Pfeil).

schen der Schweiz und Italien erforderlich. Trotz dereinmaligen Lage wird dieser Punkt im Sommer aufGrund des Gipfelbuches eher wenig besucht, er istbesser bekannt bei Skitourenfahrern. Einer derGründe mag neben der abgelegenen Lage im rechtmühsamen Aufstieg über die steilen Geröllhaldenseiner Ostflanke liegen.

Dem Piz Alv im Nordosten vorgelagert liegt ein brei-tes, relativ flaches 2660 bis 2690 Meter hoch liegen-des Plateau, in dem sich nach O. Wilhelm (1932) cir-ca 600 Meter nordöstlich des Gipfels die bis 20 Me-ter mächtigen Hämatit- Vererzungen befinden, dieauf eine Länge von 100 Meter aufgeschlossen waren.In der neueren Bergbauliteratur sind diese Lagerstät-ten höchstens noch am Rande erwähnt, und nir-gends werden sie näher beschrieben. Demgegenü-ber sind die knapp einen Kilometer nördlich liegen-den Vererzungen des Schmorrasgrates recht gut be-kannt und mehrfach dokumentiert worden (Stucky1960; Brun 1988). Woran mag diese Diskrepanzwohl liegen? Die recht abgeschiedene Lage alleindürfte kaum der entscheidende Punkt dafür sein.Hingegen scheint ein wesentlicher Grund in der et-was verwirrlichen Umschreibung der Lage dieserbeiden Erzvorkommen zu suchen sein.

O. Wilhelm war in den Jahren 1920–1922 mit denAufnahmen zur «Geologischen Karte der LandschaftSchams» beschäftigt, die 1929 publiziert wurde, heu-te aber leider vergriffen ist. Wie viele andere Schwei-zer Geologen verlegte er anschliessend seine Tätig-keit ins Ausland und kehrte erst nach Jahren wiederfür einen mehrmonatigen Heimaturlaub in dieSchweiz zurück. Auf besonderen Wunsch der Geo-logischen Kommission der Schweizerischen Natur-forschenden Gesellschaft verfasste er in dieser Zeitnoch die Beiträge zu dieser Karte, die 1932 publiziertwurden. Darin befasste er sich auch mit den Erzla-gerstätten im Schams und im Ferreratal, einschliess-lich jenen des Schmorrasgrates und des Piz Alv, ob-wohl diese mindestens teilweise bereits auf Ober-halbsteiner Boden liegen. Zum Piz Alv beschreibt erneben den bereits erwähnten Hämatitflözen «circa600 Meter nordöstlich des Gipfels bei 2700 Meter»ein weiteres Flöz von circa 20 Meter Länge und 2Meter Mächtigkeit im Ausbiss sowie eine tiefere 100Meter lange eisenschüssige Dolomitbank, die an vier

Stellen angehauen sei». Zudem stellte er 200 Meterweiter nordöstlich in einem Tälchen an der Basis ei-nes von einem Rauhwackezug überschobenen Trias-stückes sowohl in der Rauhwacke wie im hangen-den Kalk eisenschüssige Lagen fest, die hochwerti-ges Eisenerz führen. Diese sehr genauen Umschrei-bungen der Vorkommen am Piz Alv sind nun aller-dings zusammengefasst unter dem Zwischentitel«Schmorrasgrat (Piz Alv)». Diese Zusammenfassungmag insofern sinnvoll sein, als beide Lagerstätten, imGegensatz zu den andern des Ferreratales, in denKalk- und Dolomitschichten der Splügener Kalkber-ge/Averser Weissbergzone liegen. Gleichzeitig ver-mittelt sie aber auch den Eindruck, dass die Piz Alv-Aufschlüsse Teil des Schmorrasgrates seien. So fin-den wir bei A. Heim (1923) auf dem Kartenaus-schnitt Tafel XIII diese Aufschlüsse am richtigen Orteingezeichnet, jedoch mit der Lokalität «Schmorras-grat» versehen, desgleichen auch bei K. Stucky in ei-

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Fig. 2: Alte Wegspur, die zu den Erz- Abbaustellenam Piz Alv führt. Foto: E. Brun.

ner Übersichtsskizze auf Seite 5. Zudem erwähnt A.Heim auch noch, dass diese Vorkommen, trotz ihrerMächtigkeit, keinen lohnenden Abbau zulassen we-gen ihrer Abgeschiedenheit und grossen Höhenlage.Als Schmorrasgrat wird aber eindeutig das circa 750Meter lange Gratstück südlich des Piz Settember biszur Fuorcla Cotschna bezeichnet. Südlich dieses Pas-ses steigt eine Geröllhalde und Felswand steil zum180 Meter höher gelegenen Plateau an, auf dem sichdie Lagerstätten des Piz Alv befinden. Diese sindvom Schmorrasgrat aus weder einsehbar noch zu-gänglich. Vielmehr müssen die vorgelagerten Fel-spartien umgangen werden, um dann von Ostenzum Sattel zwischen Plateau und Gipfel aufzustei-gen.

Obwohl ich mich intensiv mit den Erzvorkommendes Oberhalbstein befasst hatte (Brun 1999), war

auch ich lange Zeit diesen Einschätzungen erlegenund befasste mich lediglich mit jenen des Schmor-rasgrates. Zwar irritierte mich ein Artikel von L. Ja-nutin, der 1963 in der in «surmeir», dem Ober-halbsteiner Dialekt des Romanischen, geschriebenenJahresschrift «Jgl Noss Sulom» erschienen war. Er be-schrieb darin den mühsamen Transport der Eisener-ze zur Winterszeit mit Ochsenschlitten von den La-gerstätten oder Umladeplätzen hinunter zumSchmelzwerk auf Flecs am Ufer der Julia unterhalbSalouf. Danach gingen diese Transporte «vom Fussedes Piz Alv» aus, vorbei am Laj da Schmorras und dergleichnamigen Alp. Wo aber lag der «Fuss des PizAlv»? Dass vom nördlichen Ende des Schmorrasgra-tes ein gut ausgebauter und erhaltener Transportwegdurch die Felsen vorbei an der Ruine der Knappen-unterkunft zur Alp Schmorras hinunter führte, warbekannt (Brun 1988). Der Artikel von L. Janutin liesseinen weiteren Transportweg von den Tagebauenam Südende des Grates vermuten, doch blieb allesNachsuchen in diesem schwierigen Gelände erfolg-los. Ein persönlicher Besuch im Jahre 1978 bei demdamals 81jährigen und schwer invaliden Autor ver-mochte auch keine Aufklärung zu bringen, umso-mehr als er nur die Erzählung eines seinerzeit an sol-chen Transporten beteiligten Bauern wiedergegebenhatte.

Dies änderte sich dann, allerdings eher zufällig, alsmich zwei Kollegen 1996 zu einer Bergtour auf denPiz Alv einluden. Von Radons ob Savognin aus, wo-hin eine Fahrstrasse führt, steigt man zur AlpSchmorras auf und folgt dann den Markierungen ge-gen die Fuorcla da Saletscha bis zum Pkt. 2337. Hierverlässt man vorteilhafterweise den Passweg undfolgt rechterhand einem kleinen Erosionstälchen.Auf der Höhe von 2425 Meter (westlich Pkt. 2468)stiessen wir überraschend auf einen 4x4,5 Metergrossen Brandplatz, den ich wegen darin liegenderausgeglühter Gesteinsbrocken vorerst für einen of-fenliegenden Röstplatz hielt. Die Gesteine warenaber unvererzt. Auch hätte eine Erzröstung auf die-ser baumlosen Höhe wenig Sinn gemacht. Vielmehrdürfte dieser Platz mit den von Janutin beschriebe-nen Erztransporten in Zusammenhang stehen, vorallem wenn er erwähnt, dass bei Schneefall undschlechtem Wetter des öfteren auch mal im ValNandro übernachtet werden musste. Dies liess ver-

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Fig. 3: Die Lagerstätten sind dem Piz Alv- Gipfelnordöstlich vorgelagert. Foto: E. Brun.

muten, dass wir hier an dem von ihm erwähntenErzladepunkt «am Fusse des Piz Alv» standen, wo ineiner kalten Nacht ein wärmendes Feuer sicher sehrwillkommen war. Diese Vermutung bestätigte sichwenig später im Aufstieg durch die Geröllhalde ge-gen Westen, wo wir schon bald auf alte Wegspurentrafen, die in mehreren Kehren in den Kessel östlichdes Piz Alv- Gipfels führten (Fig. 2). Stellenweise istdieser Weg noch heute durch Trockenmauern ge-stützt (Fig. 4) und dürfte ursprünglich mindestens 1,5Meter breit gewesen sein. Er umgeht die oft bis inden Sommer hinein mit Lawinenschnee gefüllte Do-line im Kessel auf dessen Westseite und führt übercirca 1 Kilometer Länge direkt hinauf aufs Plateauöstlich des Gipfels (Fig. 3) und zu den Erzaufschlüs-sen. Zwei kurze Teilstücke dieses Weges sind übri-gens in der Landeskarte 1:25000 No. 1255 noch er-fasst. Wie sich dieser aufwendige Ausbau einerTransportstrecke mit der negativen Beurteilung derBauwürdigkeit dieser Lagerstätte durch A. Heim ver-trägt, bleibt ein Rätsel. Sicher aber war, dass wir denZugang dazu wieder gefunden hatten, doch bliebuns an diesem Tage zu wenig Zeit, um auch nochdieser nachzugehen. Der Aufstieg von Radons zumGipfel des Piz Alv nimmt je nach den Verhältnissenimmerhin 4–4 1/2 Stunden Zeit in Anspruch.

So verfolgte ich in den Sommern 1998 und 1999 die-se Spuren weiter, teils allein oder in Begleitung. Hatman das Plateau auf circa 2650 Meter einmal er-reicht, so sind die verschiedenen Abbaustellen schonauf Distanz an den noch vorhandenen Haufen auf-bereiteten Hämatiterzes im hellen Kalk und Dolomitgut erkennbar (Fig. 5), wobei das Gestein hier dach-ziegelartig verfaltet ist. In diesen NE-SW verlaufen-den Falten liegen auch die gangartigen Flöze undtauchen meist in die Tiefe ab. Nach Analysen von O.Wilhelm (Heim 1923, S. 239) weisen die Erze hier Ei-sengehalte bis 59,36% auf. Die Hauptvererzungszo-ne liegt etwa bei Koord.758.200/155.325 auf 2660Meter und entspricht recht genau Wilhelms Anga-ben. Wir waren sehr überrascht, hier auch auf einensenkrecht, etliche Meter tief abtauchenden, vierecki-gen Schacht zu stossen, der im obersten Teil in Holzausgebaut ist (Fig. 7). Ein Sprengloch erlaubte dazunoch eine Datierung ins 18. oder 19. Jahrhundert.Wir waren aber nicht ausgerüstet, um diesen Schachtzu befahren, und können deshalb keine Angaben zudessen Teufe machen. Ob das Hämatitflöz in derTeufe auch noch im Streichen des Erzes verfolgtwurde, lässt sich nicht ausschliessen. Auf jeden Fallliegen neben dem Schacht noch recht viele, z.T. vier-eckige, ausgebrachte, massive Erzbrocken herum.Folgt man dem Flöz, das hier auch am Tage abge-

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Fig. 4: Die Transportwege sind teilweise mit Trockenmauern ausgebaut.Foto: E. Brun.

baut wurde, entlang dieser Falte gegen Westen, sotrifft man auf weitere verstürzte Pingen oder Schäch-te (Fig. 6), wobei das Erz etwas schiefrig wird. Dievon O. Wilhelm erwähnte eisenschüssige Dolomit-bank und weitere Aufschlüsse haben wir aus Zeit-gründen nicht mehr gesucht. So bleiben für zukünf-tige Forschungen und Aufnahmen in diesem Gebie-te noch einige Fragen offen. Auch das scheinbarvollständige Fehlen von Spuren einer Knappenun-terkunft oder mindestens einer Schutzhütte in die-sem abgelegenen von Gewittern und Wetterumstür-zen gefährdeten Gebiet ist überraschend. Im Gegen-satz dazu finden sich am Schmorrasgrat gleich derenzwei – auf 2420 Meter die Ruine der eigentlichenKnappenunterkunft mit «komfortablen» 9x6 MeterGrösse sowie oben am Grat eine Schutzhütte von9,5x4,5 Meter.

Zur Geschichte des Erzabbaus am Piz Alv gibt es kei-ne zuverlässigen Hinweise. Wie aber aus dem Be-richt von L. Janutin hervorgeht, muss er zeitgleichmit jenem am Schmorrasgrat erfolgt sein, für den dieGebr. Bauer am 27. November 1826 eine Konzessi-on erhalten hatten. Es sieht ganz so aus, dass damalsdie Vorkommen am Piz Alv und Schmorrasgrat nichtunterschieden wurden. Auf jeden Fall gelangten von

beiden Lagerstätten die Erze ins «Eisenwerk am Stein»unten in der Juliaschlucht unterhalb Salouf, und die-ses stand von 1828 bis circa 1848 in Betrieb (Brun1986). In einem Streitfall, der zwischen den Ge-meinden Savognin, Riom und Cunter wegen der Erz-transportrechte 1834 vor dem Oberappelationsge-richt von Graubünden ausgetragen wurde, wirdzwar von einer Nutzung der Erze bereits seit 1818gesprochen, doch stets über Lagerstätten «in der AlpSchmores». So scheint es gesichert, dass der Erzab-bau von Oberhalbsteiner- Seite aus in der erstenHälfte des 19. Jahrhunderts stattfand.

Folgen wir zum Schluss noch dem aufwendigen Erz-transport über eine Strecke von 16 bis 17 Kilometerund eine Höhendifferenz von 1600 Meter von derLagerstätte am Piz Alv hinunter ins Schmelzwerk.Dank dem Bericht von Luis Janutin, Surava, im «JglNoss Sulom» (Janutin 1963) haben wir darüber rechtgute Kenntnisse. Hingegen wissen wir nicht, wie dasin den schneefreien Sommermonaten abgebaute undaufbereitete Erz von den Gruben auf 2660 MeterHöhe hinunter gelangte zum Verladepunkt auf 2468Meter. Der gut ausgebaute, relativ breite Weg zwi-schen diesen beiden Punkten mit regelmässiger Stei-gung könnte auf einen Transport mit schmalen Fuhr-

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Fig. 5: Die Hämatit- Erze sind in den dachziegelartig aufgeschobenenKalk- Dolomitstrukturen eingelagert. Foto: E. Brun.

werken hinweisen. Ein Schlittentransport, wie er z.B.vom Gonzen bekannt ist, scheint mir in diesem Ab-schnitt wegen der teilweise flachen Wegstücke un-wahrscheinlich. Da am Umladepunkt auf die Och-senschlitten kein Erzdepot oder verlorenes Erz fest-zustellen sind, dürfte das Erz bereits in Säcken ab-gefüllt gewesen sein. Der winterliche Schlittentrans-port mit «Hornvieh, selten mit Pferden» durch dieBauern von Riom, Cunter oder Parsonz startete je-weils in tiefer Nacht von Riom aus und ging bis zumUmladepunkt, wo jeweils zwei Leute des Bergbau-unternehmers beim Verlad halfen, die auch für dasOffenhalten des Weges verantwortlich waren undbei Zwischenfällen Hilfe leisteten. Dann ging dieFuhre gleichentags wieder zurück nach Riom. Abder Alp Schmorras folgte sie dem bestehenden Alp-weg, der noch bis vor wenigen Jahren mit Steinplat-ten massiv ausgebaut war. Leider fiel dieser Ausbauder Verbreiterung zum Opfer und ist heute mit meh-reren Schotterschichten überdeckt. Kurz oberhalbdes schluchtartigen Engnisses westlich der Alp Novabei Pkt. 2075 wurde der heutige Weg verlassen, aufeiner Felsplatte der Schmorrasbach überquert umdann dem alten Weg, dem Fuss des Piz Mez entlang,hinunter zum Boden der Alp Curtegns zu folgen.Dieser ehemalige Weg ist auch heute noch im Gelän-de verfolgbar. Von der Alp Curtegns aus erreichteder Transport wieder die heutige Strasse und folgte

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Fig. 6: Verstürzte Mundlöcher und Pingen zeugen vom aktiven Bergbau amPiz Alv. Foto: E. Brun.

Fig. 7: Ein Schacht folgt dem Flöz mehrere Meter indie Tiefe.

diesem Trasse nach Parsonz und Riom. Am zweitenTag ging die Fuhre hinunter ins Tal, überquerte denAdont auf der Gneidabrücke, um auf einem frei ge-schaufelten Weg entlang der Julia zum Schmelzwerkzu gelangen. Nach dem Ablad des Erzes ging es so-fort wieder zurück nach Riom, wo auf den nächstenTransport gewartet wurde. Bei schlechtem Wetteroder schweren Schneefällen konnte ein solcherTransport leicht auch drei Tage in Anspruch neh-men, wobei dann irgendwo unterwegs im Tale über-nachtet werden musste. Für diese schwere und ge-fährliche Arbeit wurden die Bauern jeweils mit fünfRansch (Gulden) entlöhnt, was etwa Fr. 8.50 ent-sprach. Nach heutigen Begriffen ein kleines Entgelt,doch für die Bauern der Gegend in der Winterzeitein willkommener Nebenverdienst. Dass dieser ge-schätzt wurde geht ja auch aus dem Gerichtsfall von1834 hervor, als sich 3 Gemeinden, die in diesemGebiet Alpen besassen, um das Recht stritten, solcheTransporte ausführen zu können. Auch das Schmelz-werk selbst war ein willkommener Arbeitgeber beiden Bauern, die bei Holzfuhren und dem Weiter-transport des produzierten Eisens zum Einsatz ka-men. Vom Eisenwerk aus in der Juliaschlucht führtedamals etwa 300 Meter nördlich eine Brücke überdie Julia und hinauf zur Strasse nach Tiefenkastel.Teilstücke dieser Strasse sowie die Brückenauflagerbeidseits der Julia sind noch erhalten.

(Nachdruck aus Minaria Helvetica 20a (2000), mitfreundlicher Erlaubnis des Autors und der Redaktion

der Schweiz. Gesellschaft für den historischen Berg-bau, SGHB)

Quellen:Brun, E., 1986: Geschichte des Bergbaus im Ober-halbstein. Verlag Bergbaumuseum Davos, 1986.Brun, E., 1988: Die Eisenerzvorkommen des Schmor-rasgrates und ihre Verhüttung im Oberhalbstein. In:Minaria Helvetica 8a.Brun, E., 1999: 3000 Jahre Bergbaugeschichte imOberhalbstein, Graubünden. In: Bergknappe No. 88-2/1999.Heim, A. 1923: Die Eisen- und Manganerz- Lager-stätten im Val Ferrera. In: Die Eisen- und Manganer-ze der Schweiz. Beiträge zur Geologie der Schweiz,Geotechnische Serie, Lieferung. 13/1.Janutin, L., 1963: Das eisenhaltige Gestein [ver-deutschter Titel]. In: Igl Noss Sulom, 1963.Stucky, K., 1960: Die Eisen- und Manganerze in derTrias des Val Ferrera. Beiträge zur Geologie derSchweiz, Geotechnische Serie, Lieferung. 37. Hrg.Schweizerische Geotechnische Kommission.Wilhelm, 0., 1932: Geologie der Landschaft Schams.Beiträge zur Geologischen Karte der Schweiz, Spezi-alkarte 114 A/B. Hrg. Geologische Kommission derSchweizerischen Naturforschenden Gesellschaft.

Adresse des Autors:Eduard BrunGreifenseestrasse 28600 Dübendorf

Bergknappe 3/2001 Seite 21

Bergmännische Wörterbücher sind im deutschenBergbau seit Anfang des 16. Jahrh. zunehmend inGebrauch gekommen. Zu dieser Zeit war der berg-und hüttenmännische Berufswortschatz bereits be-achtlich umfangreich und gegenüber der Gemein-sprache eigenständig geworden. (Vergleiche dazuhttp://www.mypage.bluewin.ch/Silberberg/Glossar.htm).

Das deutsche Montan- und Hüttenwesen hatte seitdem 12. Jahrh. eine zunehmende Höherentwicklungund Verbesserung erfahren. Technisch und wirt-schaftlich war der deutsche Bergbau, der damalsüberwiegend Erzbergbau war, in Zentraleuropa baldführend geworden. Er blieb es auch bis etwa Endedes 18. Jahrh. Diese Dynamik des Bergbaus ist aberin ihren Synergien, dem Zusammenwirken von ver-

Der Bergbau – Vorreiter der technischen Entwicklung in Europa

Hans Krähenbühl, Davos Fortsetzung 2

schiedenartigen Faktoren zu einer gemeinsamen,Generationen überdauernden, komplexen Leistungnicht zu verstehen, wenn man nicht auch die Schaf-fung, Tradierung und Weiterentwicklung der berufs-bezogenen Eigenheiten des deutschen Bergbaus ge-bührend berücksichtigt. Im vielfältig gegliederten Sy-stem dieser Bergbaukultur wirken als zentrale Berei-che zusammen:1. das Bergrecht mit eigener Gerichtsbarkeit und

zugehörigen Bergwerksordnungen2. ein eigenes, klares Berufsethos auf christlicher

Grundlage mit religiösen Traditionen3. ein wohlgegliedertes System von Berufsaufga-

ben, Berufsbildern und Ämtern innerhalb desBergmannsberufes

4. eigene Ausbildungs-, Lehr- und Forschungsein-richtungen, darunter seit dem 18 Jahrh. auch sol-che im Hochschulbereich

5. eigene Bergbehörden6. spezifische Sozialstrukturen sowohl hinsichtlich

der Beziehungen der Bergleute untereinander alsauch bezüglich der übrigen Bevölkerung undGesellschaft. Es sind dies ein starker Gruppenzu-sammenhalt und Solidarität in der Bergmann-schaft, die Prägung von Landschaften und Ort-schaften als Bergbaureviere und Bergstädte unddie Privilegierung der für den Berufsstand typi-schen wirtschaftlichen Lage.

7. eigene Bräuche mit bergmännischen Festen undFeiern, Musik, Tanz und Spiel. Eine besondereBerufsbekleidung und Bergmannstracht, dazuunverwechselbare Symbole und Wahrzeichen, anerster Stelle "Schlägel und Eisen", vielfache Dar-stellungen von Bergbau- Motiven in der bilden-den Kunst und in Illustrationen der Berufslitera-tur. Diese wurden oft durch künstlerisch begabteBergleute selbst geschaffen. Auch leistungsfähigeOrgane zur Pflege und Weiterbildung der Berg-bauleute (Vereinigungen, Chöre, Orchester, For-schungseinrichtungen, Bibliotheken, Museen,Ausstellungen, Zeitschriften und Bergbau- Verla-ge).

8. Gleichsam die Seele der Bergbaukultur, die sichdurch all die gemeinsamen Bereiche hindurch-zieht und sie lebendig erhält, ist die Bergmanns-sprache (Leopold Auburger).

Die deutsche Bergmannssprache existiert sowohl im

Mündlichen wie auch im Schriftlichen. KlingendesSymbol hierfür ist der Bergmannsgruss "Glückauf".Die literarische Tradition der deutschen Bergmanns-sprache ist bis ins 12. Jahrh. zurück zu belegen.Montanhistorische Werke als Quelle bergmännischerWörterbücher sind:1. Das "Bergbüchlein" des bergkundigen Freiberger

Arztes und Bürgermeisters Ulrich Rülein vonCalw (Württemberg). Das um 1500 erschieneneBergbüchlein ist das älteste deutsche Lehrbuchdes Bergbaus.

2. Die Werke von Georgius Agricola, alias GeorgBauer (1494- 1555).

3. Das "grosse Probierbuch" des späteren Münzmei-sters und kaiserlichen Obersten Bergmeisters imKönigreich Böhmen, Lazarus Ercker (etwa 1528-1594).

4. Aus dem 17. Jahrh. schliesslich sind aufzuführender 1617 erschienene "Bericht vom Bergwerk"des Georg Engelhardt von Löhneiss,

5. der "Bergbau Spiegel" von Balthasar Rössler, einemontanwissenschaftliche Erweiterung seit Agri-cola und Ercker,

6. "Redens- Arten bey Berg- Wercken und Schmelz-Wercken" von Abraham von Schönberg und Chri-stianum Berwardum, sieben Jahre vor dem"Berg- Bau- Spiegel" erschienen.

Diese Aufzählung (Tradition) hervorragender, weg-weisender Lehr- und Handbücher, insbesondere die1773 erschienene "Anleitung zu der Bergbaukunst"von Christoph Traugott Delius, erster Professor fürBergbaukunde an der neugegründeten Bergakade-mie zu Chemnitz, könnte man erweitern.

1673- 1693 Christianum Berwardum und Abra-ham von Schönberg, Redens- Artenbey Bergwercken und Schmelz-wercken

Zu den Autoren dieses Buches folgende Angaben:

- Christian Berward (1642- 1692): Über ihn ist nurwenig bekannt. Sein Vater war als Bergschreiberund Mitglied des Bergamtes im Bergbau tätig ge-wesen. Er selbst, 1642 in Zellerfeld geboren, warJurist und Beisitzer (Assessor) des Bergamtes.Nach dem Studium war er Beamter in Clausthal,

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wo er ab 1680 Hof- und Bergrat und ab 1683 Lei-ter des sog. "engeren Bergamtes" gewesen ist.1692 starb er 50- jährig in Clausthal.

- Abraham von Schönberg (1640 – 1711) wurde inFreiberg geboren. Dort war auch sein Dienstort.Mit 28 Jahren wurde er durch Kurfürst Johann Ge-org II zum Kurfürstlichen Rat und Viceberghaupt-mann ernannt. 1676 wurde er Oberberghaupt-mann und schliesslich unter Kurfürst Johann Ge-org III Kreishauptmann des Erzgebirgischen Krei-ses. Kurfürst Friedrich August I verlieh Schönbergim Jahre seiner Krönung zum König von Polen(August der II von Polen) 1647 den Rang einesWirklichen Geheimen Rates mit dem Titel Exzel-lenz.

In diesem Buch werden nicht nur die bergrechtlicheund geistliche Literatur sondern auch Quellen berg-

männischer Wörterbücher und die Entfaltung derdeutschen Bergmannssprache im 16. und 17. Jahrh.erwähnt. Eingehend werden die verschiedenen hier-archischen Funktionen der am Bergbau Beteiligtenbeschrieben. Dieses Buch ist eine wahre Fundgrubeder Bergmannssprache.(Verlag Glückauf GmbH, Essen 1987)

1700 Balthasar Rössler, Hell- polierter Berg-Bau- Spiegel

In eine Zeit prunkvoller Bergparaden und höchsterhöfischer Repräsentation, aber auch in einer Periodeärgsten Niedergangs des Bergbaus und des Hütten-wesens im Erzgebirge durch den DreissigjährigenKrieg mit anschliessendem Wiederaufschwung derBergwerke und Hütten, fallen Herausgabe und Ver-breitung eines bisher in der Literatur zu Unrecht ver-

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Abraham von Schönberg (1640- 1711)

Titelblatt des Buches von Christian Berward (1642-1692)

nachlässigten Werkes. Es ist durch seinen breit an-gelegten Inhalt und durch seine erstaunliche Vielsei-tigkeit eines der bemerkenswertesten Bücher des 17.Jahrh. auf dem Gebiet des Berg- und Hüttenwesens.Es handelt sich um den "Speculum metallurgiae po-litissimum" oder "Hell- polierter Berg- Bau- Spiegel"von Balthasar Rössler (1605- 1673). Das mit einem ausführlichen Register versehene Ma-nuskript wurde knapp dreissig Jahre nach dem Toddes Autors von seinem Enkel, Johann ChristophGoldberg und anderen, mit einer informativen Vor-rede, einem ausführlichen, 36 Seiten umfassenden,Verzeichnis der gebräuchlichsten "BergmännischenTermini und Redensarten", sowie mit 25 Kupfertafelnversehen, im Jahre 1700 bei dem damals sehr be-kannten Dresdener Verleger Johann Jacob Wincklerveröffentlicht. Bis zum Jahre 1701 hatte Winckler 105Werke herausgegeben (A. Noltz- Winkelmann).

Der grosse wissenschaftliche Wert des Buches liegtin der Tatsache, dass Rössler als Berg- und auch alsHüttenmann gleichermassen versiert war. Geborenwurde er 1605 in der, zu dieser Zeit blühenden,Bergstadt Heinrichsgrün bei Elbogen in Böhmen.

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Titelblatt des Buches von Balthasar Rössler (1605-1673)

Feuersetzen und Abbau unter Tag, Radierung

Kraftübertragung durch Gestänge auf weite Distanz(Feldgestänge)

Die Stadt war vornehmlich durch das Silber reich ge-worden. Mehrere von Rössler angefertigte Gruben-risse des Freiberger Reviers aus den Jahren 1629-1631 lassen vermuten, dass er mit seiner Familie indas lutherische Nachbarland Sachsen gezogen war.Von 1631 an ist Rössler als Markscheider an sämtli-chen obererzgebirgischen Bergämtern beschäftigt. Erwar also für das bergmännische Vermessungswesenunter und über Tag zuständig. Aber nicht nur dieMarkscheidekunst interessierte ihn, in der Silberhüt-te Grünental hatte er "die Probierkunst gelernt und

die Wissenschaft des Seigerns begriffen" (Goldberg).Nicht zuletzt durch den Ausbruch des Dreissigjähri-gen Krieges wurde seine Tätigkeit im Erzgebirge im-mer beschwerlicher, sodass er 1631 nach Böhmenzurückkehrte.1634 übernahm er in Grässlitz die "Schichtmeistereiund Direction eines Eisenhammers". Nach dem Endedes Krieges kehrte er 1649 als Markscheider, Schicht-meister und Gewerke wieder nach Freiberg zurück.Nach vierzehnjähriger Tätigkeit verliess Rössler Frei-berg um am osterzgebirgischen Bergamt Altenbergals Bergmeister tätig zu sein.Da der Altenberger Bergbau durch das Feuersetzenberühmt geworden war und hier bei der Verhüttungdes Zinnerzes wesentliche Erkenntnisse gewonnenwurden, konnte Rössler gutes Material für sein Ma-nuskript erhalten. Als Rössler 1673 in Altenberg 67jährig starb, hatte er sein Buch gerade beendet. Esblieb das einzige Buch Balthasar Rösslers. Im Berg -wesen ist er darüber hinaus durch die Erfindung desHängekompasses mit kardanischer Aufhängung unddurch zahlreiche Grubenrisse, vor allem des Freiber-ger Reviers, bekannt geworden.Eine weitere Bedeutung des Rösslerschen Werkesliegt darin, dass er die Sprengarbeit, die sich ab 1627im europäischen Bergbau ausbreitete, im Detail erör-tert. Diese Neuheit schafft bald veränderte Bedin-gungen im Erzbergbau und ebenso beim Auffahrender dazu nötigen Grubenbaue.(Herausgegeben von der Edition "libri rari", Th.Schäfer GmbH, Hannover, Tivolistrasse 4)

( Fortsetzung folgt)

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Ofen zur Gewinnung von Arsen(Arsenico)

Allgemeiner ÜberblickUnter den zahlreichen aktuellen Fragestellungen derMontanarchäologie besitzt das Problem der Her-kunft des in vor- und frühgeschichtlicher Zeit ver-wendeten Zinns zweifelsohne besondere Bedeu-tung. Noch immer gilt es zu klären, inwieweit unse-re heutigen Kenntnisse von der Verteilung der Zinn-erzlagerstätten den Verhältnissen bis zum Ende der

Antike gerecht werden.Trotz grundlegender Aufarbeitungen sind das heuti-ge Wissen um die Anfänge der Bronzemetallurgie imöstlichen Mittelmeerraum und dem Vorderen Orientund die Kenntnis der archäometallurgischen Verfah-ren der Bronzeproduktion beschränkt. Wenn dieserRaum auch aufgrund der früh einsetzenden histori-schen Quellen besondere Beachtung verdient, so be-

Der Ur- und Frühgeschichtliche Zinnerzbergbau und die Bronzezeit

Hans Krähenbühl, Davos

sitzen doch gerade die Zinnerzlagerstätten West- undMitteleuropas bei der bislang bekannten Verteilungentsprechender Vorkommen im Nahen- und Mittle-ren Osten besondere Bedeutung.Mit der Erfindung der Zinnbronze und ihrer allmäh-lichen Verdrängung älterer Legierungen endet einKapitel der urzeitlichen Metallurgie. Diese älterePhase war bis zu ihrem Ende gekennzeichnet durcheinen geradezu experimentellen Umgang mit mögli-chen Legierungsbestandteilen, insbesondere demEinsatz von Arsenbronze. Arsen- und Zinnbronzezeichnen sich jedoch nicht nur durch Erniedrigungdes Schmelzpunktes der Legierung aus. Ihre beson-dere Bedeutung liegt viel mehr in der Verbesserungder Giesseigenschaften des Kupfers durch den Ent-zug von Sauerstoff und in der Erhöhung der Werk-stoffhärte, die bei einer Bronze mit 10% Zinn nurknapp unter der von nicht abgeschrecktem, einfa-chem Stahl liegt.Die Erfindung der Bronze ist damit nicht nur einwichtiger Schritt zur Optimierung des WerkstoffsKupfer gewesen sondern auch die Grundlage füreine weitreichende Rationalisierung des urzeitlichenMetallhandwerkes. Angesichts der immensen Men-gen überlieferter Bronzeerzeugnisse in den eura-sischen Geschichtsräumen und der vergleichsweisegeringen Zahl von Zinnbarren ausserhalb der Zonenreicher Zinnsteinvorkommen, wird seit geraumerZeit ein Bronzeproduktionsverfahren diskutiert, dasauf der Zugabe von Zinnerz in eine Kupferschmelzeberuhen soll und treffend als Zementation bezeich-net wird. Diese Ausnahme beruht weniger auf einerentsprechenden Ausbeutung der sardinischen Be-funde als vielmehr auf vermuteten Analogien zu Pro-

zessschritten der Arsenschmelzmetallurgie. Der Wegzur Arsenbronze soll dabei über die bewusste Zuga-be arsenreicher Minerale oder hochprozentiger Mut-terlegierungen führen. Während für die erste Annah-me wenigstens ein Befund aus einem Werkstätten-bereich von Jericho herangezogen werden kann,

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Abb. 1 Bronzeschmelzen aus Metallen. Dar-stellung aus dem Grab der obersten Relief-hersteller Nb- Imn und Ipwkj, 1385- 1370 v.Chr. Der vermeintliche Zinnbarren ist hiergerastert dargestellt.

Abb. 2 Zinnbarrentypen aus dem Schiffswrack vonPort Vendres. 2. Reihe rechts = Zinnbarren von St. Austell, Corn-wall

scheinen Belege für den Einsatz von Mutterlegierun-gen bislang zu fehlen. Die archäologischen Quellenzu den vorgeschichtlichen, antiken Verfahren derZinnbronzeproduktion sind ausgesprochen spärlichoder entziehen sich aufgrund fehlender archäome-tallurgischer Untersuchungen einer eingehendenWürdigung.Untersuchungen durch R. F. Tylecote an den 1882auf Sardinien geborgenen Bronzebarrenfragmentenhaben ergeben, dass es sich um eine Legierung desKupfers mit metallischem Zinn handelt, wie es durchdie ägyptischen Bildquellen eindrucksvoll belegtwerden kann (Abb. 1).Hinweise auf eine Darstellung von Bronze durch diegemeinsame Verhüttung von Kupfer- und Zinnerzenwurden bislang nur aus dem Transvaal gemeldet, wosich kleinere Anhäufungen von Malachit und Kassi-terit neben Überresten kleiner Schachtöfen fanden.Der bis zur Einführung der Zinnbronze erworbenepyrotechnische Erfahrungsschatz und der Vergleichmit bronzezeitlichen Kupferverhüttungsöfen legendie Vermutung nahe, dass auch in den vorgeschicht-lichen Metallzeiten Schachtöfen der Produktion desZinns dienten.Die Existenz metallischen Zinns vorgeschichtlichenAlters ist erwiesen. Zinn in metallischer Form soll al-lerdings nur untergeordnete Bedeutung besessen ha-ben. Doch zeigt gerade die Fundstatistik der letztenJahre eine deutliche Zunahme von Zinnbarrenfun-den, die, aufgrund ihrer Vergesellschaftung und geo-graphischen Lage, eine neue Etappe in der Diskussi-on um den Charakter des bronzezeitlichen und anti-ken Zinnhandels eröffnen konnte.Die überwiegende Zahl dieser Barrenfunde stammtaus dem Meer und zeigt keine oder nur geringe An-zeichen von Korrosion, so der Zinnbarrenfund ausdem spätbronzezeitlichen Schiffswrack vom Cap Ge-lydonia. Weitere Neufunde bestätigen auch die Be-deutung der Küste von Haifa für den bronzezeitli-chen Handel zur See. So konnten 1982 Teile einerbronzezeitlichen Schiffsladung geborgen werden,aus deren Inventar bislang fünf Zinnbarren langge-streckter Form von jeweils 4 kg Gewicht und einKeftiu- Barren (Kreter) von 16.5 kg Gewicht gefun-den wurden. Die Barren scheinen Zeichen der zy-pro- minoischen Schrift zu tragen.Bereits in die Zeit von 40- 50 n. Chr. datiert die bis-lang umfangreichste Zinnbarrenladung der Antike,

die seit 1972 aus einer Tiefe von 6 m vor dem Hafenvon Port Vendres geborgen werden konnte. Nebenanderer Ladung wurden insgesamt 18 Zinnbarrengefunden, die trotz unterschiedlicher Grösse undGewicht (3.12 bis 10.49 kg) ein gemeinsames Merk-mal besitzen, einen deutlich ausgeprägten Henkel.Der älteste Fund, ein aus zwei Zinnstreifen herge-stellter Ring von Thermi auf Lesbos, wird in die Mit-te des 3. Jahrtausends v. Chr. datiert. Ihm folgen imöstlichen Mittelmeerraum mit erheblichem zeitli-chem Abstand 2 ägyptische Zinnobjekte der 18. Dy-nastie (um 1300 v. Chr.)Etwa 200 v. Chr. sind die Kreter, die grossen Kup-ferhändler. Ihr Handelsgebiet erstreckt sich vom Golfvon Korinth bis nach Mesopotamien. Einehauptsächliche Erzbasis dieses Metallhandels ist dieInsel Zypern (siehe BK Nr. 33, 1985). Die Handels-form des Kupfers ist in dieser Zeit der "Ochsenhaut-Barren", ein flaches Stück Kupfer von der Form ei-ner ausgespannten Rinderhaut und einem Gewichtzwischen 23 und 37 kg. Es ist vielleicht kein Zufall,dass dieses Gewicht von der Grössenordnung eines"Talentes" (kleines babylonisches Talent oder Shekel= 30.24 kg) ist. Nachdenklich stimmt auch, dass an-fangs des 16. Jahrh. n. Chr. die Eingeborenen vonKatanga, dem heute so bekannten Minendistrikt in

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Abb. 3 Europäische Verbreitung von Arsenbronze(Werkstoffgruppe EO1A nach Hartmann und Sang-meister). Die Dichte der Grautöne gibt die Häufig-keit dieses Werkstoffes in dem jeweiligen Gebiet an.Die Karte wäre durch häufige Vorkommen in derÄgäis und in Anatolien zu ergänzen.

Afrika, Kupfer herstellten und dieses in der klassi-schen Form des "Ochsenhaut- Barren" handelten.Die Kreter werden in der Mitte des 2. Jahrtausendsv. Chr. von den Mykenern in Herrschaft und Handelabgelöst.Die Mykener wiederum verlieren die Vorherrschaftim Handel im Mittelmeerraum an die Phönizier, diediesen um 1200 v. Chr. in der ganzen Levante be-herrschen. Sie entdecken Gibraltar, hinterlassen Ur-kunden über Fahrten nach Tartesos, erfinden einealphabetische Schrift und gründen neben Cadiz undUtica zahlreiche Kolonien. Sie fahren vermutlich um680 v. Chr. über Sumatra bis nach China, gründeneine Siedlung in Shantung und kontrollieren denpersischen Golf. Um 600 v. Chr. umfahren sie imAuftrag des Pharao Necho ganz Afrika und sehen alserste Reisende unserer Welt die Sonne im Norden,was man im 19. Jahrh. n. Chr. nicht glauben wollte.Ein besonderes Beispiel phönizischer Seefahrt, Han-delsbegabung und Kenntnis der Metalle ist das be-reits erwähnte Beispiel eines Wrackfundes am CapGelydonia, wo ein ca. 1200 v. Chr. gesunkenes Han-delsschiff mit einer Länge von 10- 12 m gehobenwurde.

Es kam aus Zypern, wo man eine Tonne Metall ge-laden hatte und wollte offensichtlich einen phönizi-schen Hafen, das heutige Finika, erreichen. Die La-dung bestand aus einer grossen Zahl "Ochsenhaut-Barren" sowohl ganz als auch in Stücken. Danebenfand sich Bronzeschrott in grösseren Mengen und ei-nige Barren. Ausserdem bestand ein Teil der Ladungaus metallischem Zinn und Werkzeugen zur Metall-bearbeitung. Es könnte das Schiff eines reisendenBronzeschmieds und Händlers gewesen sein, dervon Hafenplatz zu Hafenplatz zog und in rasch er-richteten Öfen Ware nach Bestellung fertigte. Beson-ders bemerkenswert sind die Gewichtssätze, die derKaufmann- Schmied mit sich führte. Sie gestattetennach ihren verschiedenen Basisgewichten und ihrerUnterteilung den Handel mit Kaufleuten aus Ägyp-ten, Syrien, Palästina, Troja, dem hethitischen Reich,Kreta und wahrscheinlich auch mit Griechenland.Die Genauigkeit dieser Gewichte erscheint uns heu-te nahezu unglaublich, hatten sie doch eine Toleranzvon wenigen hundertstel Gramm und zeigen somitdie Genauigkeit der damaligen Waagen.Der phönizische Fernhandel reichte auch bis zurBretagne und England. Zinn oder Zinnerz ist die

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Abb. 4 Heute bekannte mittel- und westeuropäische Zinnerzlagerstätten. (Archäologieder Schweiz, 16/1933/1)

kostbare Rückfracht. Grosse befestigte Bergwerksan-lagen sind auch von der Loire beschrieben. In Spa-nien treiben die Phönizier Handel mit den Produk-ten eines uralten, ansässigen Kupferbergbaus.Eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Metal-le spielt König Hiram von Tyros. Er ist der vielseiti-ge Handelspartner König Salomons. Er liefert Zedernauf dem Seeweg nach Ägypten, rüstet Expeditionenfür Salomon nach dem geheimnisvollen GoldlandOphir aus und stellt hervorragende Metallurgen undHandwerker zur Verfügung (Bau des Tempels vonJerusalem).In den folgenden Jahrhunderten treten die Etrusker

(siehe BK Nr. 16, 1981) und die Griechen als Bron-zekünstler in Erscheinung. Die ersteren treiben inden Küstenbergen der Toskana und auf Elba Kupfer-und Eisenbergbau. Die Griechen leisten schier Un-glaubliches im Bronzeguss. Man denke an die zahl-reichen, überlebensgrossen Bronzestatuen von Göt-tern und Menschen, die seit dem 5. Jahrh. v. Chr.entstanden sind.Die Römer, als Volk der Eisenzeit, kamen wohl ein-fach zu spät, um zur technischen Entwicklung derBronze noch Wesentliches beizutragen.

(Fortsetzung folgt)

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Abb. 5 "Och-senhaut-baren"aus dem vorKap Gelydoniagefun-denenWrack einesHandelsschiffes,datiert auf ca.1200 v. Chr.VertikalerMassstab 35cm. (nachBass)

Abb. 6 In Stein geschnittene Mehrfach- Gussformder frühen Bronzezeit in England (nach Tylecote)

Abb. 7 Römisches Hüttenwerk mit Flugstaubkam-mer (1) im Obergeschoss zum Auffang von flüchti-gem Zinkoxid aus Nebenbestandteilen. Die Eisenstä-be (2) im Rauchabzug erleichterten die Kondensie-rung der Dämpfe und das Abstreifen des Nieder-schlages. Die Blasebälge (3) wirken auf die Düse(4) im Schachtofen (5). (Rekonstruktion nach Dio-skorides)

Kurzer Bericht zum Tag der offenen Tür,

anlässlich des 25 –jährigen Bestehens

des Vereins “Freunde des Bergbaus in

Graubünden“ FBG am 9. Juni 2001.

Die zu diesem Anlass angebotenen Führungen insBergwerksgelände am Silberberg mit Stollenbege-hungen waren wegen des schlechten Wetters be-greiflicherweise schlecht besucht. Besonders litt dievon unserem rührigen Jack Wettstein (Kassier desBSD) mit riesigem Aufwand organisierte Festwirt-schaft beim Bergbaumuseum.Dank der Grosszügigkeit von mehr als einem Dut-zend Davoser Geschäften, die uns mit kostenlosenArbeits- und Materialleistungen unter die Arme grif-fen, mussten wir nicht einmal ein Defizit beklagen.Allen diesen Sponsoren sei auch an dieser Stelleherzlich gedankt. Es würde den Rahmen sprengen,sie hier alle namentlich aufzuführen. Der Museums-besuch nach der wohl gelungenen Einweihung desCalcit – Kabinetts Hess ( siehe nachfolgenden Be-richt ) war zufriedenstellend.

OH

Ein Mineral mit tausend

verschiedenen Gesichtern

«Calcit-Kabinett Hess» eingeweiht

jvb. Das Bergbaumuseum im Schmelzboden ist umeine äusserst bedeutsame Attraktion reicher: Dasneue «Calcit-Kabinett Hess» wird nicht nur Berg-bauinteressierte, sondern auch (Hobby-)Geologenund weitere Gesteinsinteressierte anlocken. Entspre-chend gross war die Freude darüber anlässlich derEinweihung.Die einzige Auflage, an die Walter Hess seine Schen-kung für das Bergbaumuseum geknüpft hat, lautetschlicht: «Das Calcit-Kabinett muss immer ausgestelltbleiben.» Georg Hess, der Sohn des im letzten Jahrverstorbenen Spenders, beschrieb seinen Vater an-

lässlich der Einweihung des Calcit-Kabinetts amSamstag als ungemein leidenschaftlichen und rastlo-sen Menschen. Seines Vaters Liebe zu den Steinensei über den Alpinismus entstanden, so Sohn Hess:Er war nicht einer, der bei schlechtem Wetter in ei-ner Berghütte herumsitzen konnte.» So kam es, dassWalter Hess des öftern zu Hammer und Meissel griffund anfing, in den Bergen des Bergells und späterdes Bündner Oberlands «herumzunodern».

Mineralien aus der ganzen WeltWalter Hess hätten stets nicht nur Kristalle, sondernauch Begleitmineralien interessiert, sagte GeorgHess. Besonders fasziniert hätten ihn auch Calcit-An-lagerungen, und zwar deshalb, weil diese nicht wit-terungsresistent seien und an einzelnen StückenSpuren der Erdgeschichte mitverfolgt werden könn-ten.Walter Hess blieb aber nicht bei der blossen Sam-meltätigkeit, sondern begann, Mineralien aus derganzen Welt zusammenzutragen. Unzählige Börsenin den verschiedensten Ländern besuchte er und aufdiese Weise erweiterte er seine Sammlung laufend.Ein grosses Ziel von Walter Hess, das er aber nie er-reichte, war es, den Nachweis zu erbringen, dassnicht nur hexagonale (sechseckige) sondern auch di-hexagonale (zwölf-eckige) Calcite existieren. Mitdem Glauben an diese Existenz ist Walter Hessgemäss den Aussagen seines Sohnes auch gestorben.Es sei etwas Schönes, dass sein Vater bis zu seinemTod Ziele gehabt habe, die ihn immer weiter ange-trieben hätten, fand Georg Hess, übrigens Regie-rungsrat des Kantons Schwyz.

Ein VerzauberungskünstlerRuedi Krähenbühl, der Präsident der Stiftung Berg-baumuseum Schmelzboden, verwies in seiner Eröff-nungsansprache auf die ausserordentliche Vielfaltdes Minerals Calcit, das ein Mineral mit tausend ver-schiedenen Gesichtern sei. Calcit sei in Beton, in Se-dimenten und in Versteinerungen ebenso vorhandenwie beispielsweise auch in Konglomeraten oder

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Mitteilungen

magmatisch. Calcit sei aber auch ein Verzauberungs-künstler und zeige einen unglaublichen Reichtum anVerwachsungen mit sich selbst und mit anderen Mi-neralien.«Wieso aber zeigen wir eine Calcit-Sammlung in ei-nem Bergbaumuseum, mögen Sie sich fragen»,wandte sich Krähenbühl ans zahlreich erschienenePublikum. Im Kalkstein seien viele Vererzungen zufinden und ein sehr häufiges Begleitmineral von Erzsei eben auch der Calcit.Trotzdem ist es keine Selbstverständlichkeit, dass dasBergbaumuseum in den Besitz einer derart wertvol-len und bedeutenden Sammlung kommt. WalterHess war ein langjähriges Mitglied im Verein Freun-de des Bergbaus in Graubünden und hegte währendlängerer Zeit die Absicht, seine Sammlung öffentlichzugänglich zu machen. Dafür suchte er ein geeigne-tes Museum und fand dieses schliesslich im Schmelz-boden. Nicht zuletzt kam die Verbindung durch denEhrenpräsidenten Hans Krähenbühl und den ehema-ligen Direktor von Davos Tourismus, Bruno Gerber,zustande.

Einzigartiger Glücksfall für das BergbaumuseumIm Publikum und unter den Fachleuten war mansich am Samstag darüber einig, dass das Calcit-Kabi-nett ein absolut einzigartiger Glücksfall für das Berg-baumuseum im Schmelzboden ist. Insbesonderewerde dadurch auch ein anderes Publikum ange-sprochen, denn das reichhaltige Calcit-Kabinett seifür Geologen gleich welcher Wissensstufe sehr inter-essant. Um dieses Publikum zu erreichen werde dieneue Attraktion in der Fachpresse publik gemacht,sagte Otto Hirzel, Präsident des Vereins Freunde desBergbaus in Graubünden und des lokalen Bergbau-vereins Silberberg Davos, gegenüber der «DZ».

Form- und farbenreiche Märchenweltjvb. Im «Calcit-Kabinett Hess» sind 150 Einzelstückein sieben Schauvitrinen ausgestellt. Die Ausstellungwurde nach den Vorstellungen des Stifters unter derMithilfe seines Sohnes Georg Hess und Otto Hirzel,Mineraloge im Bergbaumuseum, erstellt.Die Ausstellungsstücke aus aller Welt zeigen die un-glaubliche Vielfalt des Calcits mit seinen Verwach-sungen, Pseudomorphosen und farbigen Erschei-nungen durch Beimengung anderer Mineralien, wie

es im Informationsblatt heisst, das MuseumskuratorHans Krähenbühl eigens dazu verfasst hat. «Diesebedeutende Sammlung, in Jahrzehnten zusammen-getragen, ist ein Schmuckstück des Museums undwird den Besucher in eine Märchenwelt versetzen»,schreibt Krähenbühl weiter.Zwei Besonderheiten der neuen Museums-Attraktionsind ein Ausstellungsstück zum Anfassen in der Mit-te des Raumes sowie ein Stuhl, der dazu einladensoll, im Calcit-Kabinett zu verweilen es auf sich wir-ken zu lassen.

Ehrung zum Jubiläum

jvb. Gleichzeitig mit der Einweihung des Calcit-Ka-binetts feierte am Samstag der Verein Freunde desBergbaus in Graubünden sein 25-Jahr-Jubiläum miteinem Tag der offenen Tür im Schaubergwerk Sil-berberg und im Bergbaumuseum im Schmelzboden.Zu diesem Anlass wurde Hans Krähenbühl, der Eh-renpräsident des Vereins, mit einer schlichten Ehren-tafel geehrt.In seiner Laudatio würdigte Hansjörg Kistler den Pio-niergeist von Hans Krähenbühl. Dieser habe früh dieBedeutung des historischen Bergbaus für Graubün-den und der Alpen erkannt. Sodann habe er denEntschluss gefasst, alles daran zu setzen, um dieZeugen jener Zeit zu erhalten. Schliesslich habeKrähenbühl seine Ziele exemplarisch umgesetzt.Dazu gehörten das Sammeln von Kenntnissen, dieFörderung des Verständnisses in breiten Kreisen so-wie das Sichern der Zeugen und der Zugänglichkeitder alten Anlagen.«Hans Krähenbühl verkörpert die Tugenden, die dieSchweiz vom armen Agrarstaat zum reichen Indu-strieland gemacht haben: Bescheidenheit, Konzen-tration auf das Wesentliche und Effizienz», so Kistler.Auch habe Krähenbühl Entscheidungsfreude und dieBereitschaft, Verantwortung zu tragen, gezeigt. Kist-ler schloss die Frau des Ehrenpräsidenten, EdithKrähenbühl, in den Dank ein, die immer mit dabeigewesen sei.

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Exkursion Val Minor

Samstag, 8. September 2001

Treffpunkt: 08.30 Uhr Talstation Lagalb-Bahn auf dem öffentlichen ParkplatzAnreise individuellGutes Schuhwerk, Regenschutz und Verpflegung bitte nicht vergessen

Programm:- kurze Einführung über die Abbauten

am Berninapass- Organisation der Fahrzeuge und Fahrt auf die

Bernina-Passhöhe- Besuch der Gruben ”Camino” auf der Passhöhe- anschliessend Fussmarsch auf die Fuorcla Minor,

Zeit ca. 1 Std. - mineralogisch interessante Arsen / Pyrit-

Vererzung- Stollenbezirk 1, Einfahrt in den Stollen, sofern

vom Wasserstand her möglich, Zeit für Verpflegung aus dem Rucksack

- Rückkehr durch das Val Minor an die TalstationLagalb oder auf die Bernina – Passhöhe um diedort parkierten Fahrzeuge abzuholen

- Fahrt nach Pontresina und Besuch des MuseumAlpin (Eintritt Fr. 5.— pro Person)

- ca. 17.30 Uhr Ende und individuelle Heimreise.

Anmeldungen bis am 31. August 2001 an Jann Rehm, Chesa Caviezel, 7505 CelerinaTelefon: P 081 833 45 82 / G 081 837 36 80E-Mail: [email protected]

Wegen der Rundwanderung durch das Val Minormuss die Anzahl der Fahrzeuge und Plätze bekanntsein. Bitte bei der Anmeldung angeben.

Bei zweifelhafter Witterung: Tel. 081 833 45 82

Auf gutes Wetter und eine rege Beteiligung hoffendie Organisatoren:

Dr. Ernst Sury und Jann Rehm

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4. Internationaler Bergbau - Workshop

3. - 6.10.2001 in Mels

Patronat

GeoPark Sarganserland-Walensee-Glarnerland(www.geopark.ch) undSchweizerische Gesellschaft für Historische Berg-bauforschung (www.sghb.ch)

Programm

Mittwoch 3. Oktober 2001:

Morgen: Führung am Melser Geoweg für am Vorabend Angereiste (Exkursion 01)Nachmittag: Tagungslokal Aula Oberstufenzentrum Mels, Begrüssung, erster VortragsblockAbend: Grillabend auf dem Bergwerksareal Gonzen

Donnerstag 4. Oktober 2001:Ganzer Tag: Exkursionen gemäss Exkursions-programm (Exkursionen 11-19)Abend: Ev. gemeinsames Nachtessen im Raum Mels/Sargans

Freitag 5. Oktober 2001:Ganzer Tag: Tagungslokal Aula Oberstufen-zentrum Mels, zweiter VortragsblockAbend: Führung und Nachtessen/Grill im Versuchsstollen Hagerbach (Exkursion 02)

Samstag 6. Oktober 2001:Ganzer Tag: Exkursionen gemäss Exkursions-programm (Exkursionen 11-19)Abend: Ev. gemeinsames Nachtessen im Raum Mels/Sargans

Anmeldung

Die Anmeldung ist ab sofort möglich. Die definitiveAnmeldung erfolgt durch die Überweisung des Ta-gungsbeitrages an Raiffeisenbank Mels PC 70-1012-8,Kto. 52707.56 (Bergbau-Workshop)

Korrespondenzadresse

Büro für Geologie & Umweltfragen D. Imper

David ImperUntergasse 19CH-8888 HeiligkreuzTel. 0041 81 723 59 13 / Fax 0041 81 723 59 16E-Mail: [email protected]

In verschiedenen Tages- und Fachzeitschriften sindin letzter Zeit Berichte über einen der grössten Fun-de von Berggold in den Schweizer Alpen erschie-nen. Es soll sich um flockiges "gediegenes" Gold aufQuarz handeln. 15 Stufen, wobei die grösste mit 400Gramm Goldgewicht geschätzt wird.. Das Totalge-wicht des Goldes wird mit ca. 1.4 kg angegeben.Nachdem in den ersten Meldungen das Fundgebietdes Schatzes im Raume Disentis angegeben wurde,ist nun das Geheimnis um die Person des glückli-chen Finders gelüftet worden. Der Schwyzer RenéReichmuth hat das Gold im Val Sumvitg gefunden.Wir haben bereits in unserer Zeitschrift BergknappeNr. 93, 3/2000 über vorhergehende Seifengoldfundein der Lukmanierschlucht berichtet, wo unter ande-ren ein Nugget von 123 Gramm geschürft wurde.Haldemann hat im BK 59, 1/1992 über "Ergebnisseder geologischen Untersuchungen im Gebiet derBerggoldvorkommen in der Surselva" berichtet. Die1986/87 durchgeführten Explorationsbohrungen im

Rahmen des Forschungsprojektes "Métallogénie del'or en Suisse" des Schweiz. Nationalfonds zur För-derung der Wissenschaften, befassten sich auch mitUntersuchungen im Gebiete von Disentis. Das Zielder Studie in der Surselva war, bessere Kenntnisseüber die Natur, den Gehalt, die Verbreitung und dieGenese der Goldvorkommen zu gewinnen.Die Ergebnisse der Untersuchungen lassen sichgemäss Haldemann wie folgt kurz zusammenfassen:Diskontinuierliche Vorkommen von Berggold sindim herzynischen Tavetscher Massiv zwischen Sedrunim Westen und Trun im Osten, d. h. über eine Di-stanz von ungefähr 20 km, festgestellt worden. Die-se Vorkommen treten praktisch fast immer in dernördlichsten Zone der Serizit- und Muskovit- Schie-fer und Gneise des Tavetscher Massivs auf, beson-ders südlich von Disentis.Gold tritt immer als Nebengemengteil in Sulfiden(Pyrit, Pyrrhotin und Arsenopyrit) auf und zwar insehr unregelmässigen Proportionen. Diese können

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"Bonanza" in der Surselva

Die grösste Goldstufe, die je in der Schweiz gefunden wurde, erstrahlt in neuem Glanz. Nacheiner Reinigung in den USA wurde der rund 400 Gramm schwere Klumpen gestern in Arosavon Beda Hofmann vom Naturhistorischen Museum Bern erstmals der Öffentlichkeit vorge-stellt. (aus "Südostschweiz", 6.4.2001) Foto Theo Gstöhl)

nur mit Vorbehalt genannt werden: 1- 2 gr Au/t fürim Gestein feinverteiltes Gold und 6- 13 g Au/t fürGold in dünnen Bändern und Gängen (im cm– Be-reich) mit massiven Sulfiden.Im Juli 1991 startete die kanadische Gesellschaft "In-ternational Micham Resources Inc." eine Bohrkam-pagne im Val Plattas. Zwei Kernbohrungen mit einerGesamtlänge von 400 m wurden abgeteuft. Bei derersten Bohrung wurde auf einer 37m langen Zoneein Goldgehalt von 1.45 gr/t nachgewiesen. Eine 26m lange Sektion der zweiten Bohrung enthielt 1.18gr Au/t.Die Untersuchungsergebnisse in der Surselva er-klären den Ursprung der alluvialen Goldvorkommen(Waschgold) im Rein Anteriur und Rein da Medel(Haldemann).Bemerkenswert ist es nun, dass es sich bei diesemsensationellen Fund um Goldflitter auf einer Quarz-stufe handelt, wie Beda Hofmann vom Naturhistori-schen Museum Bern, der bereits die Goldnuggetsder Lukmanierschlucht untersuchte, festgestellt hat. Das Val Sumvitg, ein Paralleltal des Val Plattas, wodie Goldprospektion und Bohrungen durchgeführtwurden, ist durch das Piz Muraunmassiv getrenntund in nächster Nähe gelegen. Das Besondere dieses Fundes ist aber, dass es sichpraktisch um "gediegenes" Gold handelt, nicht wiedie wissenschaftlichen Untersuchungen im Val Plat-tas gezeigt haben, um Goldvorkommen als Neben-gemengteil von Sulfiden gebunden.Der Wert dieses aussergewöhnlichen Fundes wirdmit Fr. 200 000 geschätzt. In erster Linie dürften sichNaturmuseen dafür interessieren.

HK

Fossiliengrabungen im Ducantal, Sertig

gehen weiterAuch in diesem Sommer gehen die seit 1997 durch-geführten Fossiliengrabungen im Ducantal weiter. Inden Sedimentgesteinen der Ducan- und Landwasser-kette auf Gemeindegebiet von Davos sind Reste vonversteinerten Tieren und Pflanzen sehr gut erhalten.Die aus dem marinen Mitteltrias stammenden Fossi-lien von Knochenfischen, Reptilien und wirbellosenTieren sowie Pflanzen sind ca. 230 Millionen Jahrealt und für die Wissenschaft von grossem Interesse.Auch sind die vom Paläontologischen Institut und

Museum der Universität Zürich geführten systemati-schen Grabungen in den Prosanto- Schichten unddie dabei geborgenen Fische und kleinen Meeres-saurier von internationaler Bedeutung. Die Fossilienwerden durch Fachleute präpariert und wissen-schaftlich weiter bearbeitet.Im Schweizer Pavillon an der Weltausstellung in Lis-sabon wurde ein Abguss eines Fischsauriers vomDucantal gezeigt.Nach Abschluss der Grabungen soll das Fundgut, inZusammenarbeit mit dem Bündner Naturmuseum, ineiner Wanderausstellung und in einer Broschüre ge-zeigt und dargestellt werden. Die Grabungen wer-den von der Bündner Regierung und der UniversitätZürich gemeinsam finanziert. Der Kanton Graubün-den ist an der Erforschung der Fossilienlagerstätte in-teressiert, lassen sich doch so Erkenntnisse über Ent-stehung und Lebewesen in diesem Gebiet gewinnen.Letztes Jahr wurde eine Sonderausstellung von Fun-den aus der Sammlung von Hattich im Bergbaumu-seum Graubünden gezeigt.

HK

Eine Kristallkluft von der Furka im

Bergbaumuseum

Nachdem das von Dr. Walter Hess gestiftete "Calcit-Kabinett Hess" anfangs Juni eingeweiht und eröffnetwerden konnte, soll nun im letzten Raum des erwei-terten Museums eine weitere Attraktion, ein "Kristall-Kabinett" eingerichtet werden.Die Schenkung unseres Ehrenpräsidenten wird einealpine Zerrkluft darstellen, die 1946 durch den Strah-ler Peter Indergand sen. entdeckt und ausgebeutetworden ist. Durch diese Darstellung soll dem Besu-cher Einblick in die am Tiefengletscher an der Furkagefundene Zerrkluft mit Quarzkristallen, wie siewährend der Alpenfaltung in Millionen von Jahrenentstanden ist, gewährt werden.Des weitern werden in verschiedenen Vitrinen Kri-stallgruppen aus Graubünden und angrenzendenGebieten ausgestellt. Eine Vitrine zeigt die Vielfaltdes Formenreichtums und Habitus des MineralsQuarz. Die entsprechenden Orientierungs- und Dar-stellungstafeln sollen den Besucher und Mineralien-freund in dieses faszinierende Gebiet einführen.Die Finanzierung der aufwendigen Einrichtung

Bergknappe 3/2001 Seite 34

durch die Stiftung wird durch die Herausgabe vonKuxen (Anteilscheinen) erfolgen, wie aus den beilie-genden Blättern ersichtlich ist.Die Bergbaugesellschaft Schmelzboden- Hoffnungs-au hat anfangs des 19. Jahrhunderts Kuxen zur Fi-nanzierung der Bergwerksanlagen am Silberbergherausgegeben. Der Unterschied zwischen Kuxenund heutigen Aktien besteht darin, dass bei Kuxenfehlendes Kapital durch Zubussen, das heisst weite-re Zahlungen, der Teilhaber ergänzt werden musste.In Anlehnung an diese Finanzierungsart ist die Her-ausgabe von Kuxen, jedoch ohne Leistung von Zu-bussen, gedacht.

Die Ruine des Knappenhauses am

Silberberg wird restauriert

Wie bereits im Bergknappen Nr. 94 4/2000 an-gekündigt, wird die Ruine des Knappenhauses ge-genwärtig, zusammen mit der Denkmalpflege, re-stauriert. Die Transporte für Gerüstung und Bauma-terial müssen, wegen der Abgelegenheit der Baustel-le im Wiesner Schaftäli, teilweise durch Helikoptererfolgen. Zur Restfinanzierung dieses erhaltenswür-digen Bergbauzeugen soll ebenfalls der Verkauf vonKuxen an Sponsoren dienen.Zur Finanzierung der beiden Projekte laden wir Siefreundlich zur Zeichnung einer Kuxe ein. Damit hel-fen Sie uns auch weitere Sehenswürdigkeiten undZeugen früheren Bergbaus zu sichern und zu erhal-ten.Die beiliegenden Blätter orientieren Sie über die Mo-dalitäten und die Dokumente der historischen Fi-nanzbeteiligung der Gesellschaft am Silberberg

Dr. Ruedi Krähenbühl, Präsident der Stiftung Bergbaumuseum Graubünden

Ein Ölgemälde eines Nachkommen von

Steiger Wehrli im Bergbaumuseum

Graubünden im Schmelzboden- Davos

Im Blei- und Zinkbergwerk am Silberberg waren dieBergbauspezialisten meist Ausländer, so z. B. J. Ge-org Landthaler aus Freiberg als Bergmeister. Einhei-

mische waren meist als Arbeiter im Schmelzbodenoder als Knappen am Silberberg beschäftigt. Ein Da-voser, der es zum Steiger gebracht hatte, war Johan-nes Wehrli.Am 1. März 1839 verkaufte Josua Pollin von Zillis "alsVertreter (Eigentümer, siehe BK 64) des Bergbauver-eins der östlichen Schweiz" das Werk auf Davos undSchmitten für 42 000 Gulden an eine französischeGesellschaft aus Paris, vertreten durch Paul Pelissieraus Metz, der es bereits im Dezember 1839 an Dr.Amédé Petigand um den Preis von 61 000 Guldenweiterverkaufte.Nach dem Königssturz in Paris (Bürgerkönig LouisPhilippe) hörte die Zinkdestillation auf und 1848wurde das letzte Blei geschmolzen. Eine noble undjedenfalls wohl berechnete Geste dieser französi-schen Gesellschaft war es, dass Steiger Wehrli, alsWärter am Silberberg, der Lohn noch während Jah-ren pünktlich ausbezahlt wurde, wozu Mr. Rousselle

Bergknappe 3/2001 Seite 35

Abb. Ein Nachfahre von Steiger Wehrli. Leihgabeaus dem Heimatmuseum Davos. (Foto Santina Hirzel)

– Charlard als Chef sich jeweils persönlich her-bemühte (Strub).Am 15. Dezember 1861 verkaufte Rousselle als Li-quidator der Gesellschaft die Bergwerke an Chr. Ob-recht, Holzhändler, mit allem Eigentum und allenAbbaurechten in der Landschaft Davos, am Silber-berg und im Sertig, sowie in Jenisberg und Schmit-ten für Fr. 120 000.- .Frau Helga Ferdmann hat unserem Verein für dasBergbaumuseums - Archiv im Schmelzboden ver-schiedene Schreiben der Korrespondenz übergeben,welche Steiger Johannes Wehrli mit den jeweiligenBesitzern geführt hat. So auch ein Schreiben vonChr. Obrecht vom Juli 1870 und eine Vollmacht vonChristine Obrecht an J. Wehrli vom 14. Juli 1873.Vom Heimatmuseum Davos haben wir für das Berg-baumuseum als Leihgabe ein Ölgemälde erhalten,das einen Nachkommen von Steiger Wehrli in Brief-träger- Uniform darstellt. Das Gemälde wurde vonFrau Brugger dem Heimatmuseum geschenkt. Dasausdrucksvolle Gemälde von Joh. Friedrich Wehrli,1885 – 1932, ist im Eingangsgeschoss des Museumsausgestellt und erinnert an den Davoser Steiger Jo-hannes Wehrli, dessen Nachkommen noch heute inDavos leben.

HK

Das frühere Bergbaugebiet Taspin im

Schams soll touristisch erschlossen

werden.

Zillis ist bekannt durch seine Kirche St. Martin mitden romanischen Deckenmalereien. Eine neue Se-henswürdigkeit ist die, durch den archäologischenDienst in Graubünden (Rageth) freigelegte, römischeKultstätte in einer Felshöhle. Aber auch das Talmu-seum zeugt von der Kultur und Geschichte desSchams' an der Passroute des St. Bernhardins.Nun sind Bestrebungen im Gange, welche die touri-stische Zukunft von Zillis beleben sollen. Der schei-dende Gemeindepräsident von Zillis, Toni Thaller,plant die Erschliessung der alten Silberminen aufTaspegn (Taspin) ob Zillis, als weitere Attraktion fürden zu fördernden Fremdenverkehr.Der Chronist Fortunat von Sprecher berichtet, dassdas Bergwerk bei der Alp Taspin bereits 1570 in Be-trieb gewesen sei. 1611 übergibt die Landschaft

Schams dem Vicario und Ritter Thomas vonSchauenstein das alleinige Ausbeutungsrecht aufErze innerhalb ihres Gebietes. Dieser besass dasMünzrecht des Kaisers und prägte in seiner Münz-stätte in Haldenstein unter anderem 1621 aus demSilber von Taspin die ersten Silbermünzen mit derInschrift "Argentum recens cavatum Imperatoris Auc-toritate signatum" (das kürzlich durch Bergbau ge-wonnene Silber mit kaiserlicher Erlaubnis aus-gemünzt)Um 1683 waren in den Zilliser Bergen 30 grosse undkleine Zechen vorhanden. In diesen wurde silber-haltiger Bleiglanz und Kupferkies abgebaut. Anfangsdes 19. Jahrhunderts bearbeitete die "Bergwerksge-sellschaft Reichenau AG" die Gruben in Taspin. DieVerhüttung der Erze fand in Tamins statt. Im Gru-bengelände sind eine Menge Tagebaue und einigeStollen aus dieser Zeit vorhanden. Auf dem Abbau-gelände erkennt man heute noch Reste eines Poch-und Waschwerkes sowie Ruinen von Unterkunftsge-bäuden und weitere Zeugen früheren Bergbaus.Aus dem Jahresbericht der Gesellschaft ist ersicht-lich, dass 1810 aus 38 Tonnen Pochgut 1 Tonne Erzgewaschen wurde. Aus dem Bleiglanz wurde 37 %Blei mit 1.5 % Silber gewonnen. Auf Taspin arbeite-ten zeitweise bis zu 40 Mann.1866 erscheint eine neue Gesellschaft in Taspegn,die Londoner "Sassam Mining Company" dienochmals Leben auf Alp Taspegn bringt und weitereStollen baut. Es sollte der letzte Versuch einer Erzge-winnung auf Taspin sein.Es besteht nun die Absicht die beachtlichen Überre-ste des früheren Bergbaus den Besuchern zugäng-lich zu machen und touristisch zu erschliessen. ZweiStollen sollen wieder begehbar gemacht werden undeinen weiteren Beitrag zur Förderung des Tourismusleisten. Das Projekt soll durch die RegionalgruppeSchams der Freunde des Bergbaus in Graubündenbegleitet werden. Wir wünschen den Initianten ei-nen vollen Erfolg.

HK

Bergknappe 3/2001 Seite 36

Bücher

Literatur für Schlackeninteressierte - zwei neuere Pu-blikationenBerslingen - ein verschwundenes Dorf beiSchaffhausen, Bänteli-Höhneisen-Zubler.Schaffhauser Archäologie 3. 2000 undGrabungstechnik, Erze, Schlacken, Eisen. 1997

Beide Bücher stammen aus dem Arbeitsgebiet derArchäologie.Berslingen wurde 1968 wiederentdeckt und zusam-men mit früheren Ausgrabungen in Merishausen undBargen jetzt aufgearbeitet und publiziert.Das Durachtal mit den noch heute existierendenDörfern Merishausen und Bargen ist als mittelalterli-ches, eisengeschichtliches Siedlungsgebiet bedeu-tend. Das Buch behandelt umfassend das ganze The-mengebiet alter Siedlungen.Dem Eisen sind mehrere Kapitel gewidmet, ange-fangen bei der Geologie der Region (Dogger- undBohnerz). Die Eisenherstellung und Verarbeitungwird umfassend beschrieben. Anhand der vorgefun-denen Oertlichkeiten wird über Erz, Rennöfen undSchlackenhalden informiert. Dabei werden Verhüt-tungs- und Verarbeitungstechnologien des Eisens be-

sprochen. Die bei der Grabung gefundenen Geräte,Schmelz- und Schmiedeabfälle, das heisst die ent-sprechenden Schlackentypen werden beschriebenund analysiert. Die Methodik der Schlackenuntersu-chung und der Chemismus der verschiedenenSchlackentypen werden anhand von ZeichnungenDünnschliffbildern und Tabellen aufgezeigt.Das Buch umfasst 464 Seiten, inclusive themenbezo-genes Literaturverzeichnis und Skizzen aller Funde.Preis Fr. 85.- Bezugsort: Kantonsarchäologie Schaff-hausen, Herrenacker 3 8200 Schaffhausen. Ein Ex-emplar befindet sich zur Ansicht in der Museumsbi-bliothek im Schmelzboden.

Im Buch Grabungstechnik wird allgemein über diefrühe Eisenmetallurgie berichtet. Das indirekte Ver-fahren bei den Rennöfen wird genau beschrieben,ebenso das direkte Verfahren der alten Hochöfen.Die Verarbeitung des gewonnenen Eisenschwammesbzw. des Gusseisens wird erläutert. Die bei diesenProzessen anfallenden Schlackentypen werden an-hand von Skizzen detailiert besprochen. Ofentypenund Verarbeitungstechniken werden in Wort undBild dargestellt. Ein Kapitel ist den nichteisenmetalli-schen Schlacken(Oberhalbstein) gewidmet. Biblio-graphie und ein umfassendes Wörterverzeichnis der

Bergknappe 3/2001 Seite 37

alten Eisenindustrie bilden den Schluss des Buches.Dieses gleichzeitig deutsch-französische Werk um-fasst 90 Seiten, Preis Fr.35.-Bezug: Vereinigung des Archäologisch - technischenGrabungspersonalsMatthias Schnyder, Gehrenstrasse 13, 8512 Thundorf

H.P.S.

Schlossmuseum Burgdorf

Im ehemaligen Verliess des Schlosses Burgdorf ist imletzten Sommer als dauernde Ausstellung das Helve-tische Goldmuseum eröffnet worden. Unser Vereins-mitglied Robert Maag hat auch in diesem Museumseine ”Spuren” deutlich hinterlassen.

Die Ausstellung umfasst die Entstehung des Goldes,seine Vorkommen in der Schweiz, die Gewinnungdes gelben Metalles sowie historische Funde.Leider ist das ehemalige Verliess nicht allzu grossund so entstand eine auf das Wesentliche be-schränkte, kleine aber feine, Präsentation in diesemtresorartigen Raum im alten Schloss. Bergbaubegeisterte Besucher wünschten sich be-stimmt eine etwas umfassendere Darstellung diesesThemengebietes.

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Bergknappe 3/2001 Seite 38

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