02 - Chevron - Reisen Und Sammeln
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Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien (MAGW) Band 136/137,2006/2007, S. 187-202
Reisen und Sammeln aus wissenschaftlicher Überzeugung heute und zur Zeit von Adolf Bastian (1826-1905)
Von
MARIE-FRANCE CHEVRON, WIEN
Zusammenfassung
Mit seiner umfangreichen Reise- und Sammeltätigkeit verfolgte Bastian zielstrebig das Ziel, einen Überblick über die Kulturen der Welt zu erhalten und die Ethnologie als vergleichende Wissenschaft zu etablieren. Zu dieser Zeit entstand eine kritische, bis heute anhaltende Diskussion über die wissenschaftliche Bedeutung solcher Sammeltätigkeit und über den Umgang der Ethnologie mit dem Wissen des Museums sowie über die wissenschaftliche Bedeutung von Objekten in Museen. Hier werden einige methodologische und theoretische Forschungsfragen, welche sowohl aus damaliger wie auch aus heutiger Sicht wichtig sind, aufgeworfen.
Summary
With his widespread journeys and collecting activities Bastian followed his aim straight to the point, to get a survey of world cultures and to establish ethnology as a comparative science. At that time until today ongoing discussion of the scientific relevance of such actions of collecting and about the integration of ethnology with the knowledge-base of museums and the scientific significance of objects in museums takes place. Here, some methodological and theoretical questions of research arise today as they did in former times.
Einleitung
Im deutschsprachigen Raum waren die Wissenschaftler, welche Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Gründung und Etablierung der Ethnologie als wissenschaftliche Disziplin beteiligt waren, zumeist große Reisende und Feldforscher. Für diese Forschungsreisenden war klar, dass die Beschäftigung mit anderen Kulturen die Voraussetzung für das Verständnis des Menschseins und die Grundlage einer neu zu gründenden Wissenschaft vom Menschen war. Obwohl noch keine ausgebildeten Ethnologen, waren diese Reisenden - vor der Existenz der Ethnologie als anerkanntes wissenschaftliches Fach - durch ihre intensive Beschäftigung mit fremden Völkern, ihren Kulturen, Sitten und Sprachen bisweilen zu Experten für die Länder, die sie bereist hatten, geworden. Diese Menschen waren Missionare oder Kolonialbeamte; manche waren aus Abenteuerlust und Neugier wie auch zur Verwirklichung konkreter politischer oder wirtschaftlicher Interessen an der Durchführung von Reisen und längeren Aufenthalten in fremden Gebieten unterwegs. Ihr Erlernen und Dokumentieren fremder Sprachen, Beschreiben und Verständlich-Machen fremder Sitten wie auch Sammeln von Artefakten wurde von späteren Ethnologen oft als gewissenhaftes ethnographisches Arbeiten
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beschrieben, und das von ihnen gesammelte Material bildete den Grundstock für die ersten großen ethnologischen Museen.
Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis die Ethnologie sich als Fach etablieren konnte, wenn es auch bisweilen eine eindeutige entsprechende theoretische Begründung für die Entstehung des Faches Ethnologie als eigenständige Disziplin nicht wirklich gab. So kam es erst im 19. Jahrhundert in den europäischen Ländern zu einer neuen intensiven Beschäftigung mit den schon seit dem 17. Jahrhundert immer zahlreicher werdenden Berichten, Reisebeschreibungen und Ethnographica wie auch mit der durch diese sporadischen Berichte genährten Reflexion der Aufklärung über die Natur des Menschen. In den meisten europäischen Hauptstädten wurden zu dieser Zeit Anthropologische Gesellschaften gebildet, in welchen sich allmählich die Institutionalisierung und Professionalisierung der Ethnologie vollziehen konnte (vgl. hierzu FEEST 1995). Im deutschsprachigen Raum spielten die Versammlungen deutscher Naturforscher und Ärzte, die seit 1822 auf Initiative des Naturforschers Lorenz Oken stattfanden und von Alexander v. Humboldt unterstützt wurden, eine große Rolle: hier wurde im Jahre 1869 der formale Beschluss gefasst, Anthropologische Gesellschaften im deutschsprachigen Raum zu gründen (vgl. BEHM 1922: 217 ff.). Diesem Beschluss folgten dann im selben Jahr die Gründung der Berliner Anthropologischen Gesellschaft und im Jahre 1870 die der Wiener Gesellschaft sowie auch die vieler "Lokalvereine" (vgl. QUERNER 1969).
In Berlin kam es - im Gegensatz zu Wien - dank des Wirkens von Bastian zu einer konstruktiven Beschleunigung, so dass die Ethnologie bereits ab 1869 als eigenständiger Bereich wahrgenommen wurde. Bastian, der gemeinsam mit Virchow die Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte und gemeinsam mit Hartmann deren Organ, die bis heute angesehene Zeitschrift für Ethnologie, gegründet hatte, konnte sich ab dem Jahre 1886, als er zum Direktor des Königlichen Museums für Völkerkunde in Berlin ernannt wurde, für eine eigenständige Entwicklung und schnellere Etablierung des Fachs Ethnologie als Wissenschaft einsetzen. Neben einigen grundlegenden Fragen, welche die Einordnung der Ethnologie als Wissenschaft, die Bestimmung ihres Gegenstandes und ihrer Inhalte sowie ihre Abgrenzung von anderen Disziplinen betrafen, waren vor allem methodologische Probleme bestimmend. Ein solches Problem, mit welchem die Ethnologie sich von Anfang an beschäftigen musste, war neben der rein praktischen Aufgabe des fachgerechten Aufbewahrens von zu verschiedenen Zeiten gesammelten Ethnographica auch die Frage nach dem Stellenwert des Sammeln bei der wissenschaftlichen Forschungsarbeit.
Im Werk von Adolf Bastian (1826-1905), der als Nestor und Begründer der Ethnologie in Deutschland bezeichnet werden kann, wird dieses Thema auf eindeutige Art und Weise beantwortet, da das Sammeln in seinen Augen die unbestrittene Voraussetzung jedes ethnologischen Arbeitens darstellen musste. Im Folgenden wird nach einigen einführenden Betrachtungen über das Sammeln als Tätigkeit auf die Bedeutung des Sammelns für die Wissenschaft und im konkreten Fall von Bastian auf die Bedeutung und Bewertung solchen empirischen Materials für ein Fach wie die Ethnologie näher eingegangen.
Vom Wesen und von der Notwendigkeit des Sammelns
Jeder, der sich mit dem Sammeln beschäftigt, wird mit zwei nicht wirklich leicht zu trennenden Aspekten konfrontiert: einerseits mit dem Sammeln als eine individuelle und bisweilen sehr gezielte Leidenschaft, indem jemand danach trachtet, möglichst alle erreichbaren Objekte einer Gattung zu sammeln. Hierbei ist eine über das rein Besitzen-Wollen hinausgehende Begründung für diese persönliche Tätigkeit nicht immer vorhanden. Andererseits wird mit dem Sammeln zumeist auch heute eine höher stehende kulturelle Leistung, deren Notwendigkeit nicht zu bezweifeln ist, bezeichnet. Dass auch dieses Sammeln private Wurzeln haben kann, liegt auf der Hand, aber das rein private Vergnügen wird hier in den Dienst einer "höheren Aufgabe" gestellt. Denn Sammeltätigkeit bildet schließlich die Grundlage aller kleinen und großen Museen dieser Welt, wodurch das Sammeln von einer rein individuellen, also subjektiven, zu einer intersubjektiv nachvollziehbaren und sinnvollen Tätigkeit geworden ist.
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Philosophische Reflexionen über das Sammeln beginnen bisweilen mit der Sammeltätigkeit der Sammler und Jäger zum Zweck der Nahrungsbeschaffung und des Überlebens (s. SEGETH 1989; SOMMER 1999 u.a.m.). Aber dem Wesen des Sammelns als eigentümliche kulturelle Tätigkeit kommt man selbstverständlich näher, wenn man das Sammeln als "das Auswählen, Zusammentragen und Aufbewahren von Objekten, die einen subjektiven Wert" (MUENSTERBERGER 1995: 20) haben, bezeichnet. Hiermit nähert man sich der Tätigkeit des Sammelns von Kunstobjekten oder Objekten der materiellen oder geistigen Kultur aufgrund einer persönlichen subjektiven Bewertung am ehesten. Diese Definition verharrt aber auf dem Niveau der Beschreibung einer individuellen - also subjektiven - Tätigkeit, ohne allerdings den Zweck der Handlung näher zu bestimmen, also ohne hierfür eine nachvollziehbare Erklärung zu liefern. Es stellt sich hier gleich zu Beginn die Frage, was diese Tätigkeit mit dem Sammeln zu wissenschaftlichen Zwecken gemein hat und was das Wesen des Sammelns ausmacht und daher auch seine Notwendigkeit begründet. Auffallend ist allerdings, dass in den Definitionen des Sammelns oft das fehlt, was das Sammeln als sinnvolle und intersubjektiv nachvollziehbare Tätigkeit auszeichnet. Auch lässt sich nicht ohne Weiteres beantworten, inwiefern es sich hier um zwei unterschiedliche Ausformungen eines und desselben Phänomens handelt. Dass hier meist beide Aspekte eine Rolle spielen, mag unbestritten sein, aber für eine Reflexion über den Stellenwert des Sammelns aus "wissenschaftlicher Notwendigkeit" werden andere Sichtweisen im Vordergrund stehen, da es vor allem darum gehen sollte zu verstehen, inwiefern hier die Voraussetzungen für eine weiterführende Tätigkeit im Sinne des Erkenntnisgewinns gegeben sind.
Das Sammeln: eine Leidenschaft und eine Tradition
Sammeltätigkeit war von dem Augenblick an, als sie zu einer gesellschaftlich anerkannten Tätigkeit wurde, dem jeweiligen Zeitgeist unterworfen: so führte während der Renaissance die Vorliebe für Gemmen und Kameen (s. MUENsTERBERGER 1995: 253) dazu, dass diese zu beliebten Sammlungsobjekten wurden. Auch im Rom des beginnenden 15. Jahrhunderts wird das wachsende Interesse für archäologische Funde bei Petrarca und seinen Zeitgenossen belegt, als diese in den Ruinen und Monumenten nach Zeugnissen für die ruhmreiche lateinischeVergangenheit suchten (Ebd.: 256 f.). Im klassischen Rom wurde die Zahl der Humanisten, welche sich für Antiquitäten, Skulpturen, Medaillen oder Manuskripte sowie unterschiedlichste Artefakte begeisterten, immer größer. Auch die Leidenschaft für Bücher, die für Sammler kopiert wurden, und alte Inschriften nahm zu, wobei - nach manchen Autoren (vgl. Ebd.) - die Begeisterung für die Vergangenheit oft mit dem Versuch einher ging, unbefriedigende Zustände in der Gegenwart zu überwinden.]
Bereits in der Renaissance bekam das Sammeln als private Leidenschaft einzelner Gelehrter oder angesehener Mäzene (vgl. SEGETH 1989: 10) einen besonderen Stellenwert. Das Sammeln von Kunstwerken und die Förderung von Künstlern gingen oft Hand in Hand, wobei aber das Entstehen der ersten Kunst- und Wunderkammern erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts anzusetzen ist (SCHEICHER 1979: 33). Berühmte Kunst- und Wunderkammern dieser Zeit sind die von Ferdinand H. von Tirol, welche später auf Schloß Ambras untergebracht wurde, und die von Kaiser Rudolf H. auf dem Hradschin in Prag, welche allerdings bei Plünderungen durch die Schweden im Jahre 1648 zerstört wurde (vgl. SEGETH 1989: 10).
Eine wesentliche Voraussetzung für das Aufkommen der Kunst- und Wunderkammern war es zweifelsohne, dass man nicht mehr die Kunstobjekte einfach nur besitzen wollte, sondern sie zunehmend "als Gegenstand künstlerischen Studiums" (Burckhardt 1911 zit. in SEGETH 1989: 10) betrachtete. Hierdurch, also durch die Aufarbeitung des Gesammelten, bekam die Sammeltätigkeit erst nach und nach eine neue Bedeutung.
1) Auch im rein subjektiven Bereich soll nach manchen Autoren das Sammeln als eine Kompensationsleistung betrachtet werden. Hierbei geht es um das Wettmachen eines emotionalen Defizits in der frühen Kindheit (s. SEGETH 1989; MUENSTERBERGER 1995 u.a.m.).
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Private Sammlungen und öffentliche Museen wurden im 19. Jahrhundert immer häufiger, und in der Aufklärung, mit ihrem Bildungsideal, bekamen die vielen Sammlungen eine entscheidende bildnerische Funktion, auch wenn am Anfang die Objekte und Belegstücke oft noch unsystematisch ausgestellt wurden.
In manchen, nicht primär der Kunst zugewiesenen Bereichen kam es ebenfalls zunehmend zu einer regen Sammeltätigkeit. Schon während der ersten Entdeckungsreisen wurden Kuriositäten und außergewöhnliche oder manchmal sogar kostbare und schöne Gegenstände bzw. unbekannte natürliche Formationen oder seltene Exemplare der Tierwelt, ja sogar manchmal fremde Menschen "gesammelt" und mit nach Hause genommen.
Während es aber im europäischen Raum bereits seit der Renaissance viele Kenner gab und daher die Artefakte oder Manuskripte sehr gezielt, wenn auch nicht immer sehr rücksichtsvoll (vgl. MUENSTERBERGER 1995: 262)2 gesammelt wurden, folgten die ersten Sammlungen aus Übersee mehr dem Zufallsprinzip, da es hauptsächlich darum ging, möglichst viele Gegenstände als Zeugnisse einer unbekannten Kultur oder Umwelt mitzunehmen, und so wurden auch die Objekte, welche das Fundament der ersten Sammlungen bildeten, noch sehr wahllos - zumeist nur nach dem Ursprungsgebiet - nebeneinander aufgestellt.
Erst nach und nach wurde hier eine sinnvolle, nach vorgegebenen Kriterien zu erfolgende Darstellung von Inhalten angestrebt. So kam es ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer technischen Verfeinerung der Methoden für die Aufbewahrung und Katalogisierung von gesammelten Gegenständen in den Museen. Während es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem darum ging, ethnographische Artefakte möglichst schnell zu sammeln, galt es im ausgehenden Jahrhundert immer mehr, die durch Expeditionen oder Ankäufe größer werdenden Sammlungen zu ordnen und dem Publikum zugänglich zu machen.
Das Sammeln zur Zeit Bastians: eine wissenschaftliche Notwendigkeit
Die Ethnologischen Sammlungen und die beginnende Ethnologie
Mitte des 19. Jahrhunderts, also zu der Zeit, als die Anthropologischen Gesellschaften gegründet worden sind, befanden sich in den meisten europäischen Hauptstädten bereits bedeutsame Sammlungen aus einer früheren Zeit. 3
In Berlin waren die Ethnographica schon seit dem 17. Jahrhundert in der Brandenburgisch-Preußischen Kunstkammer des Großen Fürsten im Schloß zu Berlin aufbewahrt. Im 19. Jahrhundert bildeten sie dort die "Sammlung von außer-europäischen Seltenheiten", die einen Teil der "Kunst- und Raritätenkammer" ausmachte. Diese war eine von drei Abteilungen, neben der "Naturalien-Kammer" und der "Antiken- und Medaillenkammer" . Im 19. Jahrhundert wuchs der Bestand der Königlichen Kunstkammer und des Ethnographischen Cabinetts unter der Leitung des Historikers und Hauptmanns a.D. Leopold Freiherr von Ledebur an, wobei dieser bereits 1844 feststellen
') Hier ist von der in der italienischen Renaissance belegten Tätigkeit eines gewissen Poggio Bracciolini, der es vom Kind eines Kleinbauern bereits zu einem berühmten Kopisten und Entdecker alter Manuskripte gebracht hatte, ehe er zum Sekretär des Gegenpapstes Johannes XXIII. ernannt wurde, und welcher später Kanzler des Stadtstaates Florenz wurde, zu berichten. In dieser Funktion war Poggio Bracciolini - so hieß es - äußerst zielstrebig und zögerte nicht, seltene Stücke zu entwenden. So geschah es u.a. in der alten Bibliothek des Klosters Einsiedeln in der Schweiz. Von Interesse ist hierbei, dass es sich dabei um Objekte und Dokumente handelt, deren Wert zur damaligen Zeit nicht erkannt wurde und welche - wie hier im Kloster vollkommen vernachlässigt wurden, so dass diese Taten oft - ähnlich wie bei späteren Sammlern - dadurch gerechtfertigt werden, dass man sie als Rettungsaktion betrachten kann (MuENSTERBERGER 1995: 263). Dieses Argument, das nicht unbedingt von der Hand zu weisen ist, findet man bis heute als Rechtfertigung für das Sammeln von Objekten unterschiedlichster Art und besonders auch von Objekten aus Übersee (aus verschiedenen Erdteilen), hauptsächlich zu einer Zeit, als deren Wert sprich Bedeutung auf der Zeitskala in der betroffenen Kultur selbst nicht verstanden wurde.
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konnte, dass die "Ethnographische Sammlung" eine eigene Abteilung der königlichen Museen darstelle. Im Jahre 1856 erfolgte der Umzug ins "Neue Museum", wobei dieses Datum heute bisweilen "als das eigentliche Gründungsdatum des Ethnologischen Museums" (BOLZ 2003: 15) angesehen wird, da die Ethnologische Abteilung von nun an als "eigenständiger Teil der Königlichen Museen in Berlin" (Ebd.) betrachtet wurde.
Zum eigentlichen Durchbruch kam es allerdings erst 1873, als der Preußische König und deutsche Kaiser Wilhelm 1. die Gründung eines "selbständigen ethnologischen und anthropologischen Museums in Berlin" anordnete. Adolf Bastian, der 1869 zum Direktorial-Assistenten der Ethnographischen Sammlung ernannt worden war, wurde 1886 zum Direktor des im selben Jahr neu eröffneten Museums, des Königlichen Museums für Völkerkunde, ernannt.
So gelang es Bastian dank seines unermüdlichen Einsatzes, schon sehr früh der Ethnologie feste Grundlagen zu geben (s. auch FIEDERMUTZ-LAUN 1970; KOEPPING 1983; CHEVRON 2004). Dieser Erfolg ist beachtenswert, denn im Rahmen der Anthropologischen Gesellschaften, welche damals gegründet wurden, konnte sich die Ethnologie nur schwer und sehr langsam - im Gegensatz zu den anderen Disziplinen, die hier vertreten waren, wie Ur- und Frühgeschichte, aber auch Physische Anthropologie - als eigenständige Wissenschaft behaupten. So dauerte es in Wien bis in die 1920er Jahre hinein, ehe ein eigenes Museum für Völkerkunde (1928) und ein Lehrstuhl für Ethnologie (1929), also alle Institutionen, welche die Professionalisierung der Ethnologie ermöglichen konnten (vgl. FEEST 1995), geschaffen wurden.4
Allerdings hatte Bastian von Anfang an mit einem besonders gravierenden Problem zu kämpfen, das war der akute Platzmangel. Bereits 1869, im Gründungsjahr der Berliner Anthropologischen Gesellschaft, als Bastian seinen Dienst im seit 1856 bestehenden "Neuen Museum" antrat, war es so. Hierzu meint VIRCHOW (1886: [355])5: "Schon bald nach dem Antritt des neuen Directorats wurde es fühlbar, dass die an sich sehr ungünstigen Räume der ethnologischen und prähistorischen Sammlung insufficient
3) So auch in Wien, wo 1806 auf Wunsch von Kaiser Franz 1. 230 ethnographisch bedeutsame Objekte der Cook-Sammlung von Leopold von FichteI, Beamter im k.k. Hof-Naturalienkabinett, in London angekauft worden waren. Damals war zwar von "Ethnographischer Sammlung" die Rede, aber es fand keine wissenschaftliche Beschäftigung mit ihnen statt. Eine weitere Sammlung zu dieser Zeit ist die von Joseph Natterer. 1817 hatte Kaiser Franz 1. seine Tochter Leopoldine mit dem späteren Kaiser von Brasilien, Dom Pedro 1., verheiratet. Dies war der Ausgangspunkt für eine bedeutsame Sammlung ethnographischer Gegenstände aus Brasilien. - Nach Wien brachte der Stab der Fregatte Novara weitere Ethnographika von einer ab 1857 unter der wissenschaftlichen Betreuung der Akademie der Wissenschaften durchgeführten Erdumsegelung (s. www.oeaw.ac.at). Die Novara-Expedition, ein Unternehmen der österreichischen Marine unter der Ägide von Erzherzog Ferdinand Max, diente vor allem nautischen, handelspolitischen und naturwissenschaftlichen Zielen. Dr. Carl Ritter von Scherzer wurde damals mit der Knüpfung von Kontakten mit überseeischen Ländern beauftragt. Ziel war die Gründung einer Kolonie oder eines Stützpunktes (vgl. RIEDL-DoRN 2001: 161). Scherzer, der zum offiziellen Leiter des wissenschaftlichen Stabes ernannt worden war, wurde von Ärzten, Botanikern, Zoologen, einem Maler und Photographen begleitet. Aber auch die aus der Novara-Expedition mitgebrachten Objekte, welche in einem provisorischen Museum untergebracht werden mussten, sind erwähnenswert: 7000 Exponate wurden präsentiert. Sie konnten erst nach Vollendung des wissenschaftlichen Novara-Werkes (1876) in die Sammlungen der kk Hof-Kabinette aufgeteilt werden. Alle erwähnten Sammlungen bildeten ab 1928 den Grundstock des Wiener Museums für Völkerkunde (s. http://www.ethnomuseum.ac.at).
4) Es sei hier nur an die Lage in Wien zur damaligen Zeit erinnert. Dank einer finanziellen Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7) für die von mir im Jahre 2005 durchgeführte Archivarbeit über "Die Anfänge der Ethnologie in Wien" war es möglich, einen guten Einblick in die Sitzungen und Versammlungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien zu erhalten. In diesen Sitzungen wurde ab 1870 bis 1877 immer wieder von der Suche nach einem geeigneten Raum für die Unterbringung der Bibliothek und vor allem der zahlreichen von den Forschern zugesandten oder mitgebrachten Objekte berichtet (dazu auch HEINRICH 1996). Dank der Archivarbeit konnten die verschiedenen Phasen der provisorischen Unterbringung dokumentiert werden, so z.B. die Unterbringung in Räumen der Geologischen Reichsanstalt, bis hin zur Schaffung einer "Anthropologisch-Ethnographischen Abteilung" im kk Naturhistorischen Hofmuseum, dem jetzigen Naturhistorischen Museum (NHM), wodurch dieses Problem vorläufig gelöst werden konnte, ehe das Museum für Völkerkunde im Jahre 1928 eröffnet wurde (s. CHEVRON 2006).
') In eckigen Klammern angegebene Seitenzahlen verweisen auf Zitate aus den Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, welche ab 1869 am Ende der Zeitschrift für Ethnologie veröffentlicht sind. - An dieser Stelle sei Sonja Fatouretchi für ihre wertvolle Unterstützung bei den Recherchen in der Zeitschrift für Ethnologie gedankt!
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werden würden, um auch nur eine vollständige Aufstellung, geschweige denn eine ausreichende Betrachtung derselben zu ermöglichen ".
Aber von nun an ist Bastian mit Unterstützung der von ihm mit gegründeten Berliner Gesellschaft für Anthropologie die treibende Kraft, da es hier nicht mehr nur um die Etablierung des Museums, sondern überhaupt um die aus damaliger Sicht wohl wichtigste eigenständige Institution der beginnenden Ethnologie im deutschsprachigen Raum ging.
Allerdings ist ab 1886 auch im Prachtbau des Königlichen Museums fürVölkerkunde, welcher neben der Ethnologie auch die Anthropologie und die Prähistorie sowie die Räume der Berliner Gesellschaft beherbergen musste (vgl. BOLZ 2003: 13 ff.), der Platzmangel eine der Hauptsorgen von Bastian. Denn er sieht sich mit einer kaum zu bewältigenden Steigerung des Umfangs der Sammlungen konfrontiert: 5192 Ethnographica waren im Jahre 1861 im Neuen Museum aufgenommen worden, während es im Jahre 1880 bereits 40.000 Objekte waren. Und wie man aus zahlreichen Reden und Publikationen erfährt, war es das Ziel, immer mehr Artefakte zu sammeln und auch die Anzahl der Sammlungen so schnell wie möglich zu vermehren.
An diese für die Ethnologie entscheidende Wende erinnert RudolfVirchow, der Mitstreiter von Bastian und Mitbegründer der Berliner Gesellschaft, in einer Rede anlässlich des sechzigsten Geburtstags von Bastian während einer Sitzung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, wenn er sagt: "Als diese Gesellschaft gegründet wurde, war Bastian einfacher Directorial-Assistent an dem nordischen oder vaterländischen Museum und an der unter demselben Directorat stehenden ethnologischen Abtheilung. Als er nach dem Tode des verdienten v. Ledebur selbst Director wurde, begann er alsbald die Entwicklung dieser Abtheilung im culturgeschichtlichen Sinn; staunend haben wir es verfolgt, wie es ihm gelungen ist, die grössten Mittel flüssig zu machen und die ganze Erdoberfläche seiner Controlle zu unterstellen, um in den seiner Leitung anvertrauten Sammlungen ein vollständiges Quellenmaterial für die Erkenntnis der Urvölker und der aussereuropäischen Culturvölker zu vereinigen" (VIRCHOW 1886: [355]).6
In Virchows Rede wird also auf wesentliche Verdienste von Bastian hingewiesen, wobei hier zwei Aspekte, welche diese Tätigkeit besonders treffend beschreiben, hervorgehoben werden: das ist Bastians Pragmatismus, sein "Lobbyismus", der es ihm ermöglichte, seine Vorhaben zu finanzieren (vgl. GOTHSCH 1983: 44 ff.; s. auch STEINEN 1905: 248), aber auch seine wissenschaftliche Absicht, ein möglichst vollständiges umfassendes Quellenmaterial für die Erforschung aller Kulturen der Welt zusammenzutragen.
Das Sammeln für die Wissenschaft: praktische und ethische Aspekte
Bastians bisweilen äußerst vehemente Appelle und Aufforderungen, um die Sammeltätigkeit anzuregen, sind Ende des 19. Jahrhunderts oder auch Anfang des 20. Jahrhunderts nichts Außergewöhnliches. In der ersten Phase der Institutionalisierung der Ethnologie als akademisches Fach bilden neben den möglichst umfangreichen und detailgetreuen Reisebeschreibungen die Ethnographica das wichtigste Quellenmaterial für die Forschungsarbeit. So werden hauptsächlich quantitative Kriterien - im wesentlichen die Anzahl der Objekte bzw. die Größe und die Schnelligkeit des Anwachsens der Sammlungen - erwähnt, um den Erfolg der Sammeltätigkeit zu charakterisieren.
Bastian stellt hier zunächst keine Ausnahme dar, denn auch ihm geht es primär um die möglichst schnelle Vermehrung der Sammlungen. Bei ihm ist allerdings von besonderem Interesse, wie er das Sammeln in einem größeren theoretischen Forschungsprogramm eingebunden sieht und damit auch als wissenschaftliche Tätigkeit begründet (s. CHEVRON 2004)7. Es geht ihm darum, wichtige, ja einmalige Belegstücke (BASTIAN 1882: [278]) zusammenzutragen, um die Kulturgeschichte der Menschheit, das Mensch
') Zitate werden immer in der originalen Form, also auch mit der zum jeweiligen Zeitpunkt geltenden Rechtschreibung angegeben.
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sein an sich erforschen und die Grundlagen einer vergleichenden Wissenschaft etablieren zu können. So findet man immer wieder in Bastians Schriften die oft leitmotivartige Aufforderung, es mögen möglichst viele Menschen mitarbeiten, denn die Gefahr drohe (Ebd.: [278 ff.]), dass die Kulturen, die die Ethnologie erforschen muss, bald verlorengehen.
Die Gefahren, welche hier identifiziert werden, sind neben der Kolonisation auch der Tourismus, der von Bastian ausdrücklich erwähnt wird (Ebd.: [284]). So heißt es in Zusammenhang mit der "Neuen Welt" (Oregon und Alaska): "Schon wie jetzt die Nachrichten lauten, strömt es dort von Touristen, welche die letzten Originalitäten der Eingeborenen aufkaufen, um sie als ,curios' zu zerstreuen und zu vertrödeln, ehe sie als Bausteine einer künftigen Wissenschaft den Museen haben eingefügt werden können" (Ebd.).
Die Gefahr wird hier besonders hoch eingeschätzt, weil in den ethnologischen Sammlungen das einzige Material sich befindet, welches die Dokumentierung von bedrohten Kulturen ermöglicht. Das, was verloren geht, ist - so Bastian - im Falle von schriftlosen Kulturen für immer verloren. Hierbei wird von Bastian sehr oft auf zwei Ebenen argumentiert: einerseits sind die betroffenen Völker selbst bedroht, denn: "Die Eingeborenen, wie immer, sind im Moment des Contactes mit der Civilisation, vom Todeshauch getroffen" (Ebd.: [284], s. auch [286]). Aber darüber hinaus wird damit auch klar, dass diese Völker - egal wie stark und ausdauernd nicht nur selbst physisch bedroht sind, sondern alle ihre kulturellen Erscheinungen für immer verlorengehen würden und damit für die Wissenschaft die Möglichkeit, diese Kulturen zu dokumentieren: "Auch hier also wieder würde sich binnen weniger Jahre das Sein oder Nichtsein wissenschaftlicher Existenz für einen Theil der Menschheitsfamilie entscheiden" (Ebd.).
Die Verpflichtung, welche aus dieser Erkenntnis der Ethnologie erwächst, wird von ihm immer wieder in Büchern oder in öffentlichen Reden, aber auch in den Sitzungen der Berliner Anthropologischen Gesellschaft erwähnt. So heißt es etwa 1894: "Eine jede Generation arbeitet an dem Pensum, das ihr zugefallen ist, und der unserigen ist gebieterisch die Pflicht auferlegt, die ethnischen Originale zu sichern und zu bewahren, um nicht von dem Geschichts-Tribunal mit dem Vorwurfe getroffen zu werden, dass durch die Schuld säumiger Nachlässigkeit kostbarste Documente der Menschheitsgeschichte zu Grunde gegangen seien, die später keine Macht der Welt zurückbringen vermag, weil es dann eben ,zu spät' ist. Und da dieser Mahnruf niemals genugsam wiederholt werden kann, sei es auch bei dieser Gelegenheit zurückgerufen, ein Hülfegesuch an Alle, die helfen können und wollen" (BASTIAN 1894: [518]).8
Und Bastian wird es nie müde, sowohl bei der Sammlung des Materials selbst wie auch bei dessen Verarbeitung nach Hilfe zu suchen, denn es "wird nichts willkommener sein, als freundlich gewährte Unterstützung durch gelehrte Schulmänner in Verarbeitung des heimgebrachten Materials" (BASTIAN 1882: [285]). Besonders die Hilfe aus Nachbardisziplinen wie der Geographie und die Notwendigkeit, die Mitarbeiterzahl zu erhöhen, werden hervorgehoben (BASTIAN 1885: [38]).
In manchen Schriften, wie z.B. im Text einer Rede über die Haida vor der Berliner Gesellschaft im Jahre 1882, wird allerdings das verzweifelte Engagement von Bastian
') Aus diesem Grund unternimmt er selbst neun große Reisen um die Welt, die insgesamt 25 Jahre dauern, wobei er 1905 während einer großen Forschungsreise auf der Insel Trinidad in Westindien stirbt. Obwohl Bastian der Hauptproponent bei der Gründung der großen Institutionen des Faches in Deutschland gewesen ist (vgl. FIEDERMUTZ-LAUN 1970; 1990) und er bereits ab 1859 danach strebte, "die ethnologisch relevanten Gedanken zu einem eigenen Lehrgebäude zu verarbeiten" (FIEDERMUTZ-LAUN 1970: 110), verbrachte er viel Zeit damit, das empirische Material, das eine der Hauptgrundlagen für die Ethnologie darstellen sollte, zu sammeln, mit dem Ziel, einen Querschnitt durch die zu dieser Zeit bekannten Kulturen der Welt zu gewinnen.
S) Bastians Bücher tragen oft eine Widmung an die Sammler, so z.B. "Allgemeine Grundzüge der Ethnologie" im Jahre 1884 auf der ersten Seite in großen Buchstaben: "Den Arbeitern auf ethnologischen Sammelfeldern, der hilfreich zutretenden Förderung derselben und ihrer Hilfe zur rechten Zeit". Als weiteres Beispiel sei der Titel vom ersten Band aus "Ideale Welten in Wort und Bild. Ethnologische Zeit- und Streitfragen nach Gesichtspunkten der indischen Völkerkunde" (1892) erwähnt, mit dem Sondertitel "Reisen auf der vorderindischen Halbinsel im Jahre 1890 für ethnologische Studien und Sammlungszwecke".
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offenbar, als er auf die Dringlichkeit, bisweilen aber auch auf die Aussichtslosigkeit des Unterfangens hinweist, da schon so viele Kulturen von der Zivilisation zerstört worden seien. 9
In den Reden vor der Anthropologischen Gesellschaft, welche seit 1869 in den Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte erscheinen und später am Ende der Zeitschrift für Ethnologie abgedruckt wurden, wird immer wieder auf den Verlauf und auf die Erfolge der Sammeltätigkeit im allgemeinen und im speziellen auf die nach und nach einlangenden Sendungen von Objekten hingewiesen: "Bis jetzt sind drei Sendungen angefügt, eine neue so eben angelangt, und die grässte noch unterwegs. Statt einiger verirrter Stücke, des bisherigen Bestandes von unserem, dem ältesten der Ethnologischen Museen, haben wir jetzt hunderte von Nummern (bald bis an 1000) zum Überblick, und mit jeder derselben fast verknüpft sich eine lange Reihe neuer Ideenverkettungen, die allmählich zur systematischen Verarbeitung zu kommen haben, nach einander (in den nächsten 100 Jahren, oder so)" (BASTIAN 1882: [287]).
Zunehmend wird allerdings auch auf den richtigen Umgang mit den gesammelten Objekten und auf die Notwendigkeit einer Systematisierung und Professionalisierung hingewiesen: "Aber zugleich wird zu bedenken sein, ob dergleichen hochwichtigste Interessen auch ferner noch von reinem Zufall abhängig bleiben dürfen, oder ob nicht vielmehr ohne jeden Verzug die näthigen Vorkehrungen zu treffen seien für das der Ethnologie jetzt vielleicht noch, später aber nicht (und dann nie) mehr Beschaffbare" (Ebd.). So werden die zur damaligen Zeit oft zu kurzen Aufenthalte zum Zweck des Sammelns kritisiert und längere Aufenthalte gefordert. Aus diesem Grund werden unter anderen Helfern die Missionare genannt. Denn es geht um die "Ideenassoziationen" und allgemein um den "Gedankengang des Naturmenschen" (BASTIAN 1885: [38 f.]). Hierbei ist von "Lauschen" die Rede. Man würde heute vom "Verstehen-Wollen" sprechen.
Bereits zu dieser Zeit waren sich die Ethnologen über die Bedeutung des Sammelns nicht einig. So kam es dazu, dass die Beschäftigung von Bastian bisweilen sogar von Zeitgenossen mit Ironie als etwas übertrieben und monomanisch eingeschätzt wurde. So spricht sich Heinrich Schurtz (1863-1903) ab 1891 immer wieder gegen die in seinen Augen einseitige Sammeltätigkeit von Bastian aus. In seiner Abhandlung "Die Speiseverbote" aus dem Jahre 1893 nimmt er eindeutig gegen Bastians "Sammelmethode" Stellung und kritisiert hierbei dessen einseitigen "Induktionismus" (s. DucKs 1996: 21 ff.). Begründet wird diese Kritik allerdings mit einer Forderung, welche von Bastian selbst stammen könnte, da Schurtz meint, dass neben der beschreibenden Völkerkunde nun der vergleichenden Völkerkunde der Vorrang gegeben werden soll. Diese Forderung findet man fast ausnahmslos auch in allen Schriften von Bastian.
Einige Aussagen von Schurtz sind zweifelsohne darauf zurückzuführen, dass der erst 1863 geborene Schurtz in einer gewissen altersbedingten Gegenposition gegenüber dem älteren, in der damaligen deutschen Ethnologie tonangebenden Bastian stand. Darüber hinaus mag das hier als Methodenstreit angelegte Streitgespräch mit Bastian auch auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass Schurtz ein Schüler und Wegbegleiter von Friedrich Ratzel (1844-1904) war. Ratzel, der Begründer der Anthropogeographie und Autor einer dreibändigen Völkerkunde, führte zwischen den Jahren 1882 und 1893 eine erbitterte Kontroverse gegen Bastian im Namen einer geisteswissenschaftlichen historisch-geographischen Richtung der Ethnologie. Ratzel bekämpfte vor allem Bastians Vorstellung von der Umwelt wie auch von der Anpassung im Entwicklungsprozeß. Sein größterVorwurf war methodischer Natur, da er Bastian seine zu große Nähe zu den Naturwissenschaften vorwarf (s. CHEVRON 2004: 102 ff.). Auf diesen Methodenstreit
9) So erwähnt er das Aussterben von zahlreichen Gruppen und zitiert Gibbs' verzweifelten Ausspruch: "they all died within three weeks" (BASTIAN 1882: [286]). Darüber hinaus sind seine Beschreibungen der Folgen der Kolonisation in Oregon sehr düster, wenn er von den zahlreichen "Zersetzungsprozessen" spricht. An anderer Stelle spricht er von der "heranziehenden Katastrophe". Denn "Bei dem Überblick der von 18501880, in ungefähren Intervallen von 10 zu 10 Jahren, unternommenen Reisen trafen die accumulierend gesteigerten Progressionen fortschreitender Zerstörung mit schmerzlicher Überraschung" (BASTIAN 1882: [291]).
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werde ich weiter unten erneut eingehen, weil er für die vorliegende Fragestellung wesentlich ist und die Angriffe gegen Bastian sich auf diese unterschiedliche Auffassung von Wissenschaft zurückführen lassen.
Schurtz, der selbst Museumsethnologe war10, nahm nicht grundsätzlich gegen jede
Sammeltätigkeit Stellung, sondern nur gegen Bastians "übertriebene" Vorgangsweise. Bei näherer Betrachtung betraf der einzige wirklich haltbare - und auch gravierendeKritikpunkt, den Schurtz gegen Bastian vorbrachte, die tatsächlichen Erfolge der Ethnologie als vergleichende Wissenschaft: Mit einem Wort, Schurtz wirft Bastian vor, dass er seine Forderungen bisher überhaupt nicht oder kaum umgesetzt hat und dass er über das Sammeln nicht hinausgekommen ist.
So ungerechtfertigt diese Vorwürfe gegen Bastian aus theoretischer Sicht auch sein mögen, sie spiegeln Bastians eigene Sorge wider. Denn in dieser Zeit bringt Bastian wiederholt zur Sprache, dass das bisweilen unsystematische Sammeln zu einem Problem werden kann, wenn die immer zahlreicher werdenden Objekte zum Teil redundant sind und oft von unterschiedlichen Menschen zu verschiedenen Zeiten, losgelöst von ihrem jeweiligen Bedeutungszusammenhang, gesammelt wurden, so dass man sie nicht einordnen kann. Daher plädiert auch er für das systematische Sammeln. Im Jahre 1880 wird der Ruf Bastians nach ethnologisch geschulten Reisenden von vielen Ethnologen als Notwendigkeit betrachtet und ist sicher als Zeichen für eine festgestellte Fehlentwicklung zu betrachten (s. auch DUCKS 1996: 48 f.). Dennoch sind diese Argumente für Bastian nie ein Grund gewesen, an der Richtigkeit des gewählten Weges zu zweifeln.
Für die Wissenschaft stellt sich aber mit der Zeit immer häufiger die Frage nach ihrer eigenen Rolle, wobei unbedingt zu klären wäre, was eine Rettungsaktion wie die von Bastian bewirkt, ob sie ethisch zu verantworten ist und ob dadurch wirklich etwas gerettet werden kann oder unter Umständen die Entwicklung dadurch nicht eher beschleunigt wird. Für Bastian lag die Antwort klar auf der Hand, denn in seinen Augen hatte der Ethnologe zur damaligen Zeit keine Wahl: er konnte nur mehr die infolge der Kolonisation und der bereits nach länger anhaltenden Kontakten mit der westlichen Welt eingetretenen Veränderungen und Zerstörungen feststellen. Daher sah er sich selbst ebenso wie die betroffenen Menschen machtlos. Das einzige, was der Wissenschaftler hier machen kann, das ist, dass er die letzten Zeugnisse einer vom Untergang gezeichneten Welt dokumentiert. So liegt es doch noch eventuell in seiner Hand, etwas zu retten, das an sich als Kultur einmalig ist und auch für die Menschheit als Ganzes ein wichtiges Zeugnis abgibt - also in mehrfacher Hinsicht zumindest eine geistige Rettungsaktion.
Der Weg von den Kuriositätenkabinetten zu den systematischen Museumssammlungen war lang, aber sicher haben auf einer ersten Ebene beide Phänomene denselben Ursprung. Sammeln kann sowohl als eine individuelle Leidenschaft wie auch als eine kulturell bzw. wissenschaftlich anerkannte Tätigkeit betrachtet werden und stellt schon darum ein ambivalentes Phänomen dar. Es mag dies ein Grund dafür sein, dass es oft zu einem rücksichtslosen Zusammenraffen von Objekten von seiten der Sammler gekommen ist. Aber die Überzeugung, dass das Sammeln erste Priorität haben muss, konnte bisweilen auch bei integeren Wissenschaftlern zu einer Art Verblendung führen, so dass diese Sammeltätigkeit bisweilen von regelrechten "Raubzügen" kaum zu unterscheiden war, wie Michel Leiris in seinem Tagebuch über die Expeditionen des ansonsten über jeden Verdacht erhabenen französischen Ethnologen Marcel Griaule in den 1930er Jahren in Afrika zu berichten weiß (vgl. LEIRIS 1934).
Grundsätzlich ging man zunächst einmal davon aus, dass man möglichst alles sammeln sollte. Diese Forderung war dadurch begründet, dass man ganze Kulturen, von welchen alles unbekannt war, dokumentieren wollte. Hierbei wird man allerdings mit einer grundlegenden praktischen und theoretischen Problematik konfrontiert: das ist das Phänomen, welches die heutigen Museumsfachleute das "prophylaktische Sam
10) Heinrich Schurtz wurde im Jahre 1893 auf Empfehlung von Ratzel wissenschaftlicher Assistent im neu gegründeten Städtischen Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde in Bremen (vgl. DucKs 1996: 26 ff.).
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meIn" nennen würden. Letzterer Begriff weist auf die Problematik des Sammelns von zeitgenössischen Objekten hin, für welche es noch keine eindeutigen Bewertungskategorien gibt und daher auch keine objektiven Auswahlkriterien zu finden sind. Also versucht man möglichst alles, was einem von Interesse erscheint bzw. alles, was in einer bestimmten Kultur in einem konkreten Funktions- oder Sinnzusammenhang steht, zusammenzutragen und für eventuelle spätere Forschungs- oder Dokumentationstätigkeit zu horten. Das "prophylaktische Sammeln" kann daher sehr leicht zu einem rein quantitativen Vorgehen führen, solange keine allgemein gültigen Selektionskriterien vorhanden sind. Diese sind aber von Theorien abhängig, und das stellt eine grundlegende Schwierigkeit der wissenschaftlichen Arbeit in diesem Forschungsfeld dar. Diese wichtige theoretische Frage wird heute etwas vernachlässigt, würde aber sehr wohl unsere volle Aufmerksamkeit verdienen
Hierbei müssen sich die ethnologischen Museen, welche selbst zeitgenössische Objekte sammeln, immer mehr mit der Frage beschäftigen, wie sie einerseits Objekte aus der Vergangenheit aufbewahren und diese in einem geographisch oder logisch sinnvollen Zusammenhang dem breiten Publikum zugänglich machen, während andererseits sehr viele Forschungsfragen aus finanziellen und personellen Gründen nicht gelöst werden können. Die Institution Museum wird als ein riesiges Archiv und Dokumentationszentrum immer mehr ein Ort sein, welcher für die sachgerechte Aufbewahrung und Konservierung, aber auch die wissenschaftliche Einordnung der gesammelten Objekte zuständig ist. Jedoch wird es darüber hinaus - in Interaktion mit anderen Forschungsund universitären Einrichtungen - nur dann zur Erforschung der dahinter liegenden theoretischen Fragen etwas beitragen können, wenn hier finanzielle wie auch gesellschaftliche Prioritäten im Bereich der Forschung geschaffen werden.
Stellenwert des Sammelns in Bastians Forschungsprogramm: der wissenschaftliche Auftrag
In seiner Lehre der Elementar- und Völkergedanken hatte Bastian den Versuch gemacht, die theoretischen und methodischen Voraussetzungen der Ethnologie als "naturwissenschaftliche Psychologie" zu entwerfen. Es handelte sich hier um ein größeres wissenschaftliches Programm, welchem er sich ab 1860 bis zu seinem Tod im Jahre 1905 widmete. Die Herausforderung bestand darin, die kulturelle Vielfalt in einem größeren wissenschaftlichen Zusammenhang mit der seitWaitz (1859) allgemein anerkannten physischen und psychischen Einheit der Menschheit zu betrachten und zu erklären.
In seinem gesamten Forschungsprogramm ging es ihm immer sowohl um die Klärung der universellen Grundlagen des Menschseins als auch um die kulturelle Entwicklung als evolutionär bedingtes, aber auch historisches Phänomen. Daher fand er es notwendig, sich mit dem Denken und der Sprachbildung, aber auch mit dem Phänomen der Gesellschaftsbildung und der höheren kulturellen Entwicklung in einer Zeit zunehmenden "Welt- und Völkerverkehrs" (BASTIAN 1900) auseinander zu setzen. Zur Klärung des Zusammenhangs zwischen den Universalien des Menschseins (als elementare Strukturen des Denkens, des Verhaltens oder der Phänomene), die er Elementargedanken nennt, und den vielfältigen kulturellen Erscheinungen, das sind die Völkergedanken, forderte Bastians einen multidisziplinären Zugang (s. CHEVRON 2004).
Bastian ist in seinem gesamten Werk darum bemüht, die Arbeit der Ethnologie für alle diese Bereiche genau zu definieren (vgl. BASTIAN 1884; 1893c u.a.m.). Aber entscheidend für den Fortschritt der wissenschaftlichen Arbeit waren in seinen Augen ein neuer Zugang und eine Methode, welche in der Zeit zuvor von einer rein deduktiven und spekulativen Vorgangsweise geprägt war. Ähnlich wie die Physiologie eine neue Ära der Medizin eingeleitet hatte, wollte er "jetzt die Ethnologie auf psychologischer Grundlage" etablieren. Denn das Sammeln sollte nicht als "l'art pour l'art" betrieben werden, sondern im Hinblick auf eine höher stehende wissenschaftliche Aufgabe erfolgen: "Indem sich mechanische Vorrichtungen, wie der Bogen, die Schleuder, das Wurfbrett u.s.w. gleichartig (unter den Bedingungen der geographischen Provinz) auf den verschiedensten Theilen der Erde wiederholen, prägt sich darin das, dem Erfinder unbewusste Walten mechanischer Gesetze dem Verständnisse ab" (BASTIAN 1884: XXX)ll.
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Und diese geistigen Aspekte gilt es für die Ethnologie in erster Linie herauszubekommen, besonders für ihre "psychisch-comparative Richtung".
Daher ging es ihm im Sinne eines ersten Schrittes vor allem darum, die Aufgaben der Ethnologie als empirische Wissenschaft zu definieren (BASTIAN 1882: [292]). Da Bastian vom absoluten Primat der empirischen Arbeit vor der Theorie ausgeht, plädiert er für eine naturwissenschaftlich-empirische Forschungstätigkeit. Für die Ethnologie darf und soll es daher am Anfang nur darum gehen, ethnographische Tatsachen und empirisches Material in allen möglichen Bereichen zu sammeln und für sich sprechen zu lassen. In diesem Sinn sagt er 1882: "Nur das thatsächliche Material mag als bescheidener Baustein verbleiben, wenn an richtiger Stelle eingefügt, wogegen die prätentiösen Theorien (alter Ethnologie und anderer Logoi) in eitel Luft verpuffen werden" (Ebd.: [297]; s. auch BASTIAN 1893a: [318]).
Die vergleichenden Analysen, deren Voraussetzung die induktiv-empirische Arbeit ist, sind in seinen Augen erst bei möglichst vollständigem Material erfolgversprechend: "Je mehr Material dann vorliegt, desto besser für comparatives Studium" (BASTIAN 1882: [290]), wenn auch Bastian hier darauf hinweist, dass praktisch nur den ersten Sammlungen zu trauen ist, da unter den späteren viele "Nachahmungen" oder sogar "Fälschungen" zu finden sind. Aber immer auch in Anbetracht der Tatsache, dass die Arbeit des Sammelns später gar nicht mehr möglich sein wird, muss sie Priorität haben. Denn "... wenn zu Grunde gegangen, ehe ihre Typen noch in den Ethnologischen Museen fixiert [sind], wird dann auf immer in dem statistischen Überblick des Globus eine unausfüllbare Lücke klaffen und die Arbeit der Induktion erschweren. Für diese bedarf es der Tatsachen, als erstes Material zur Fundamentierung, für schriftlose Völker also der ethnologischen Sammlungen" (Ebd.: [278]).
So sah sich Bastian dank seiner Stelle als Direktor des Königlichen Völkerkundemuseums in der Lage, die schon in früheren Jahrhunderten begonnene Sammeltätigkeit nicht nur weiterzuführen, sondern sie auch als Grundlage einer systematisch zu erfolgenden wissenschaftlichen Arbeit einzusetzen. In Deutschland war die durch Bastian intendierte und auch verwirklichte Verankerung der Ethnologie in einem eigenen Museum die Voraussetzung für die Etablierung des Faches: so sollte die Sammlung, Katalogisierung und Pflege der Objekte zu einer Pflicht für den ethnologischen Nachwuchs werden (vgl. PFEIL 1978; CHEVRON 2004). Die Ethnographica in den Museen sollten es den Wissenschaftlern ermöglichen, ihrer Forschungstätigkeit auch zu Hause nachzugehen. Und alle großen Ethnologen waren zur damaligen Zeit - zumindest in irgendeiner Phase der Ausbildung - auch in den Museen zu finden, wie z.B. Boas, Schurtz, Thurnwald u.a.m. Wichtige theoretische Ansätze - so Z.B. die Kulturkreislehre - beschäftigten sich mit der Verteilung der kulturellen Erscheinungen, insbesondere der Objekte, im Raum und die durch Kulturkontakte hervorgerufenen Entlehnungen und Veränderungen.
Das Sammeln war also für Bastian Teil eines theoretischen und methodischen Konzeptes, und auch eines Programmes, das es bedingungslos zu erfüllen galt, ehe die eigentliche anspruchsvolle wissenschaftliche Arbeit beginnen konnte. Denn für ihn befindet sich die Ethnologie im ausgehenden 19. Jahrhundert noch in einem "Vorbereitungsstadium" (BASTIAN 1893c: 189), weil sie ihre Gegenstände noch sammeln und sichern muss. In vielen theoretischen Schriften geht Bastian davon aus, dass für die
11) Auch wenn Bastian sich bisweilen eines evolutionistischen Wortschatzes bediente, welcher dem damaligen Zeitgeist und dem allgemeinen Wissensstand entsprach, war er ein erbitterter Gegner des spekulativen Evolutionismus, also von nicht naturwissenschaftlich überprüfbaren Theorien und Vorstellungen einer unilinearen kulturellen Entwicklung in Entwicklungsstufen sowie auch sozialdarwinistischer Ansätze. Dennoch beschäftigte er sich mit evolutionstheoretischen Ansätzen, da er für eine multidisziplinär arbeitende Ethnologie plädierte. In diesem Zitat, das - wie viele Schriften von Bastian - in keinem besonders klaren Deutsch vorliegt, wird die Werkzeugentwicklung thematisiert. Diesen Zugang findet man bei späteren Ethnologen wie Leroi-Gourhan oder auch in der modernen Evolutionären Erkenntnistheorie wieder: hier wird die Entsprechung zwischen einer konkreten Umwelt und der durch diese Umwelt hervorgerufenen Reaktion und geistigen Verarbeitung beschrieben, d.h. dass als eine bestimmte Form der Anpassung an die Umwelt in gleichen Umwelten ähnliche Werkzeuge entstehen. Hierbei werden auch besonders die kognitiven Aspekte im Sinne einer evolutionären Psychologie angesprochen (s. auch CHEVRON 2004).
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meisten ihrer Aufgaben die Ethnologie auf die Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaften bzw. auf deren Ergebnisse angewiesen ist (BASTIAN 1884: VIII, XXIII; 1893c u.a.m.). Nur für das Sammeln derVölkergedanken, das die ureigenste Domäne der Ethnologie darstellt, arbeitet diese weitgehend eigenständig.
Das Hauptziel war es, Vergleiche zwischen den verschiedensten Kulturen der Welt zu ermöglichen. Für den Vergleich, um Ähnlichkeiten und Unterschiede - sprich Gesetzmäßigkeiten oder historische Zufälligkeiten - feststellen zu können, bedarf es einer systematischen Arbeit. Diese besteht jedenfalls in einem ersten Schritt darin, das gesammelte Material zu ordnen: Bastian spricht von "Sammelbüchern" oder nach einer ersten systematischen Klassifizierung von "Lehrbüchern" (BASTIAN 1884: XIV f.).
Daher verlangt Bastian (Ebd.: 125) ein "geduldiges Zuwarten", eine "sorgsameVorbereitung" , "ein leidenschaftslos ruhiges Hinschauen" und den Verzicht auf die Aufstellung neuer aufregender Theorien bei jeder Einzelheit, also ein Sammeln, das fernab jeder Sensationssuche das für nachfolgende Forschungen notwendige Material einfach bereithält. In diesem Zusammenhang findet man bei ihm auch eine sehr kritische Grundeinstellung zu den bisherigen Wunderkabinetten: " ... und statt das Publikum durch sensationelle Neuigkeitsberichte aufzuregen, wie sie ein jetzt mächtigster Strom ethnologischer Entwicklung in jedem Augenblick in Hülle und Fülle birgt, wird die ... Tatsache, so lange eine für sich isolirte, besser einfach registrirt, ad notam genommen, für fernere Verwerthung; dann eben, wenn der Zeitpunkt der Reife dafür gekommen, in Vervollständigung der allgemeinen Uebersicht" (Ebd.).
Das Hauptproblem war also, dass diese Vorgangsweise in vieler Hinsicht für die zeitgenössische Ethnologie einem Verzicht gleichkam. Jede frühzeitige Interpretation der Daten wurde von Bastian verurteilt. Die Dokumentationsarbeit, das Niederschreiben von "monographischen Studien" und das Sammeln von "einfachen Objekten" (vgl. BASTIAN 1893c: 20,56 f.) sind erste Priorität. Das in Bastians Augen höhere Ziel der Ethnologie als "naturwissenschaftliche Psychologie", welche mit der heutigen kognitiven Anthropologie verwandt ist, rückte damit zwar in weitere Ferne, war aber das zu erreichende Ziel. Fürs Erste ging es aber vor allem darum, möglichst schnell, genau und umfangreich zu sammeln, um Vergleiche zu ermöglichen, da Analogien und TYpen erst durch den gegenseitigen Vergleich von einer genügend hohen Anzahl von Objekten und Zeichnungen usw. zustande kommen können (BASTIAN 1878: [96 ff.]).
Bastians Haltung im Hinblick auf den von ihm eingeschlagenen Weg ist extrem, denn er meint: "Dass wir von der Ethnologie vorderhand gar Nichts wissen, noch Nichts wissen können und dürfen im Sinne naturwissenschaftlicher Induction, das lehrt doch wahrlich ein einziger Blick auf die Karte und Abwägen des ethnologischen Dilettantismus gegen klassische Gelehrsamkeit (der hier als voranleuchtendes Muster nachzustreben ist mit ihren Jahrtausenden der Forschungsarbeiten) verglichen mit dem Jahrzehnt der Ethnologie" (BASTIAN 1882: [296]).
Um sein Vorhaben schnell voranzutreiben, ging Bastian von einer notwendigen "Arbeitsteilung" zwischen den Wissenschaften aus, da "ein Jeder mit bestem Wissen und Wollen" (BASTIAN 1893b: 9, 95) beitragen sollte. Dass der Ethnologie hierbei mit dem Sammeln der Völkergedanken eine klar abgegrenzte Aufgabe zugeteilt wurde, wurde allerdings von anderen zeitgenössischen Wissenschaftlern als starke Einengung und Verhinderung der wissenschaftlichen Arbeit gesehen (vgl. DucKs 1996: 70 ff.). In diesem Sinn ist auch Schurtz' Kritik von Bastians induktiver Vorgangsweise zu verstehen: Heinrich Schurtz, der selbst Museumsethnologe war, kritisierte hierbei vor allem die Tatsache, dass Bastian noch nicht in der Lage war, zu den eigentlichen Vergleichen und zu den Elementargedanken zu gelangen, und daher immer nur sammelte, statt zu vergleichen. In diesem Punkt blieb Bastian in der Tat sehr standfest. So ist die in DUCKS (Ebd.: 69) zitierte Kritik von Schurtz an Bastians Vorgangsweise, nämlich dass das " ... bloße Nebeneinander der Thatsachen, auf das es in Bastians Arbeiten schliesslich hinauskommt, ... über den Mangel tieferen Eindringens nicht hinweghelfen " kann, zwar gerechtfertigt, aber was hiermit festgestellt wird, war auch von Bastian beabsichtigt.
Was in den Augen von manchen zeitgenössischen Kollegen Bastians allerdings noch bedenklicher war, das war die von Bastian verlangte Offenheit gegenüber den Ergebnis
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sen anderer, vorwiegend naturwissenschaftlicher Disziplinen. Denn die empirische Forderung beschränkte sich bei Bastian nicht bloß auf Ethnographica und symbolische Manifestationen des sozio-kulturellen Lebens, sondern er verlangte auch das Heranziehen der Psychophysik zur Erforschung der Elementargedanken und der Ökologie, um das Werden der Völkergedanken zu dokumentieren. In diesem Zusammenhang wurde von ihm eine multidisziplinäreVorgehensweise gefordert, da es darum ging, die komplexen Wirkungsfaktoren in ihrer Wirkungsweise und ihren Wechselwirkungen auszumachen, und diese sollten nicht nur von der Ethnologie allein, sondern von verschiedenen Wissenschaften erforscht werden können.
Denn in Wirklichkeit geht es wohl nicht um die Frage, ob gesammelt werden soll oder nicht, sondern um die scheinbare Ausschließlichkeit, mit welcher Bastian sein Werk vorantrieb. In vielen Belangen ist dieser Streit aber auch ein historischer Streit, in welchem Wissenschaftstraditionen aufeinander prallen, denn mit genügendem Abstand stellt sich heraus, dass Bastians Aufforderung zu einer naturwissenschaftlichen Vorgangsweise zumeist missverstanden blieb, weil nicht gesehen wurde, dass er die induktiv gewonnenen Ergebnisse nicht als letzte Aussage für sich stehen ließ, sondern eine Überprüfung durch Deduktion verlangt, "um genaueste Kontrolle zu üben" (vgl. BASTIAN 1893c: 67). Bastians Misstrauen gegenüber der Deduktion ist darauf zurückzuführen, dass er in ihr den Nährboden für unkritische und willkürliche Spekulationen sieht (Ebd.: 39). Sehr wertvoll, aber verkannt bleibt bis heute seine Vorstellung, dass erst in Zusammenhang mit der Induktion die Deduktion eine neue Bedeutung erhalten kann, da sich beide gegenseitig ergänzen müssen. Bastian ging es deshalb neben dem Einsatz der vergleichenden Methode auch um die Verschränkung und gegenseitige Kontrolle von Theorie und Praxis: "Hier wurde die Vorstellung verankert, wie die Ethnologie als empirische und theoretische Wissenschaft mit ihrem Material umgehen und welche Ziele sie verfolgen sollte. (.. .) Diese Vorstellung von Bastian zeigt, wie hoch er den Stellenwert von einer profunden und interdisziplinär ausgelegten geisteswissenschaftlichen Durchdringung wichtiger wissenschaftlicher Fragestellungen einschätzte, da er ihr die Kontrollfunktion zuwies" (CHEVRON 2004: 250).
SchIussbetrach tungen und Ausblick
Die eingehende Beschäftigung mit Bastians Reise- und Sammeltätigkeit gibt einen Einblick in jene grundlegenden Fragen, welche zur Entstehungszeit der Ethnologie gestellt wurden. Und an diesem zunächst eher banal anmutenden Thema wird auch bereits die große Bandbreite der methodologischen und theoretischen Fragestellungen sichtbar. Abgesehen von den an sich interessanten idiographischen Aspekten, welche wichtige historische Entwicklungen und ethische Überlegungen aufzeigen, werden hier auch einige Forschungsfragen, die für die heutige Ethnologie immer noch relevant sind, gestellt.
Die erste wichtige wissenschaftliche Frage betrifft den Stellenwert des Sammelns in der ethnologischen Forschung. Diese Frage war zunächst einmal methodologischer Natur, da es für die beginnende Ethnologie im 19. Jahrhundert vor allem darum ging, ihre Forschungstätigkeit als wissenschaftliche Arbeit zu definieren. Für Bastian stand fest, dass die Wissenschaften vom Menschen, insbesondere die Ethnologie, sich nicht mehr auf frühere Spekulationen über die menschliche Kultur und deren Entwicklung stützen konnten, sondern dass ein Umdenken im Bereich der Methodologie stattfinden müsse. Zu dieser Zeit stellten neben Reisebeschreibungen die bereits bestehenden Sammlungen von Ethnographica die wichtigste empirische Grundlage zur Erforschung der Kulturen der Welt dar. So waren denn die Museumssammlungen im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert Orte der Forschung und der akademischen Lehre.
Methodologisch ist also auch die Frage nach dem Stellenwert von gesammelten Objekten in der ethnologischen Forschung zu stellen. Diese Frage ist in mehrfacher Hinsicht bedeutsam: Früher basierten viele große theoretische Ansätze einzig und allein auf den Erkenntnissen, welche man aus dem Studium und dem Vergleich der Ethnographica in den Museen zog. Sowohl im anglosächsischen Raum wie auch in Deutschland
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waren die Museumsethnologen in der ethnologischen Forschung führend. Die kulturvergleichenden Rekonstruktionen der Kulturkreislehre sind ein gutes Beispiel dafür, da "sie [die Kulturkreislehre] vorwiegend auf der Bearbeitung und Auswertung des ethnographischen Materials in den Völkerkundemuseen beruhte" (PFEIL 1978: 10 f.). Hierbei ist die Tatsache von Interesse, dass Bastians Einsatz auch hier eine nicht geringe Rolle spielte, denn sogar seine Gegner, z.B. W. Schmidt, mussten seine Sammeltätigkeit anerkennen, da dank dieser wertvolle Dokumente im Museum aufbewahrt wurden. So haben auch Graebner und Ankermann, welche 1904 vor der Berliner Anthropologischen Gesellschaft zwei wichtige Vorträge zur Demonstration der systematischen Anwendung der kulturhistorischen Methode hielten, sich hierbei auf die "sehr umfangreiche Materialsammlung des Königlichen Museums für Völkerkunde in Berlin" ,wo sie Assistenten waren, gestützt (s. Ebd.: 10 f.).
Aber auch in der nordamerikanischen Kultur- und Sozialanthropologie und in der britischen Schule war die Museumsarbeit die Voraussetzung für die Entstehung neuer Methoden und theoretischer Ansätze (SEVERI 2002: 77 ff.). Wichtig war hier besonders die Vorstellung, dass Objekte der "materiellen Kultur" stabiler als sprachliche Erzeugnisse sind und daher eine Rekonstruktion der menschlichen Entwicklung dank dieser Objekte möglich sei, während weitere kulturelle Formen schnell in Verlust geraten. Diese Idee findet man bei vielen Wissenschaftlern wieder, so Z.B. bei Leroi-Gourhan in Frankreich u.a.m. (s. CHEVRON 2001: 77 ff.). In diesem Zusammenhang wird die aus theoretischer Sicht grundlegende Frage nach dem Wesen von Objekten als "Realisierungsformen ", "Objektivationen" oder "Materialisierungen" von zugrundeliegenden "Tendenzen" oder psychologischen Mechanismen behandelt. Dass dieser Aspekt auch aus heutiger Sicht eine wichtige Forschungsfrage darstellt, liegt auf der Hand.
Bastians Haltung und seine theoretischen Überlegungen waren hier allerdings insofern richtungsweisend, weil alle Kriterien, welche in den Ansätzen späterer Forscher zu finden sind, schon bei ihm vorhanden waren. So ging es Bastian nicht nur um die Verbreitung und die Ausprägung von Objekten, sondern vor allem auch um den kulturellen Vergleich, wobei - das ist aus heutiger Sicht besonders wichtig - dieser Vergleich im Sinne einer "naturwissenschaftlichen Psychologie" stattfinden sollte. Wenn Bastian von "naturwissenschaftlicher Psychologie" spricht, so meint er eine streng induktive Vorgangsweise und einen multidisziplinären Ansatz unter Heranziehung der Psychologie sowie einer Reihe anderer - zumeist naturwissenschaftlicher - Fächer. Heute findet man diese Ansätze in der kognitiven oder visuellen Anthropologie wieder.
Abschließend sei auch im Hinblick auf die methodischen Aspekte darauf hingewiesen, dass in der historischen Ethnologie - so z.B. in der Ethnohistorie - die ethnographischen Objekte aus den Museumssammlungen einfach auch als Quellen betrachtet werden, wobei sie oft nur in ihrer jeweiligen funktionellen Einbettung in einem gesamtkulturellen und historischen Zusammenhang zu verstehen sind. Diese Betrachtungsweise geht zumeist von sich ergänzenden Zugängen aus, wobei die Objekte eine Quelle neben anderen darstellen. Allerdings wurde dieser Zugang zur kulturellen Wirklichkeit vom Initiator der Kulturkreislehre selbst, von Leo Frobenius, der während insgesamt 12 großer Forschungsreisen auf dem afrikanischen Kontinent Objekte und Material für alle deutschen Museen sammelte, kritisiert. Denn Museen und historische Ausstellungen betrachtet Frobenius als "Nekropolen", die dem Leben kaum gerecht werden können (CHEVRON 2004: 154 ff.). Später wurde diese Idee von Baudrillard mit dem Konzept der Museifizierung und von Adorno mit der Idee des Museums als Mausoleum aufgegriffen (vgl. STURM 1991: 20 ff., 48 ff.). Man findet, dass diese Reflexion bei Vertretern der heutigen Ethnohistorie unterschwellig weiterhin eine Rolle spielt. So z.B. bei WERNHART - ZIPS (1999), welche auf die Gefahr derVerobjektivierung des Lebens durch das Sammeln und die Beobachtung aufmerksam machen: "Ihre Subjektivität [der Fremden] verschwand regelmäßig hinter der an die gelebte Wirklichkeit angelegten Schablone", und die Sorge um die Folgen der Sammeltätigkeit wird thematisiert: "Mit dieser ,Ordnungsmanie' steht die Distanzierung des forschenden Subjekts zu seinem Objektbereich in engem Zusammenhang" (Ebd.).
Hier wird mit dem heutigen Hintergrund der Ethnologie als Kultur- und Sozialanthropologie argumentiert, und es wundert daher nicht, wenn Methoden und Ansätzen
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der Vorzug gegeben wird, welche das soziale und kulturelle Leben besser zu erfassen helfen, ohne allerdings der Frage nachzugehen, welcher Stellenwert dem materiellen Bereich zukommt, um eine Kultur wirklich verstehen zu lernen.
Dieses Thema setzt eine vertiefte philosophische Reflexion voraus, welche aber in diesem Rahmen zu weit führen würde. Überlegungen dieser Art dienen jedoch als wichtige Grundlage für alle weiterführenden methodologischen und theoretischen Arbeiten über den Umgang der Ethnologie mit dem vorhandenen Wissen der Museen wie auch über die Aufgaben jeder Sammeltätigkeit, und damit auch über den Stellenwert und die wissenschaftliche Bedeutung von Objekten in Museen (s. auch CHEVRON 2000).
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