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DER Mittelstand. 04 / 2015 | August/September 2015 | 4,90 Euro Auslandsmärkte im Fokus Das Unternehmermagazin Themenschwerpunkt: Mittelstand und Außenwirtschaft Angriff auf das Bargeld Dr. Hans-Jürgen Völz Deutscher Technologie- vorsprung zahlt sich aus Philipp Behm

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RMittelstand. 04 / 2015 | August/September 2015 | 4,90 Euro

Auslandsmärkte im Fokus

Das Unternehmermagazin

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Außenwirtschaft

Angriff auf das Bargeld Dr. Hans-Jürgen Völz

Deutscher Technologie­vorsprung zahlt sich aus Philipp Behm

Die ToyotaBusinessPlus Wochen. Der neue Avensis Touring Sports – eines unserer Aktionsmodelle bei den Toyota Business-Plus Wochen. Nur bis zum 30.09.2015 bekommen Sie 3 Jahre den Servicebaustein Wartung, Verschleißteile und -reparaturen gratis* – für viele Modelle als Hybrid, Benziner oder Diesel.

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Handel überwindet seit jeher Gräben und Grenzen. Daran sollten sich unsere Politi-ker in Zeiten globaler Krisen gelegentlich

erinnern. Gerade der deutsche Mittelstand trägt durch sein Engagement auf Märkten in aller Welt entscheidend dazu bei, bilaterale Brücken zu bau-en. Er schafft Vertrauen, das die Grundlage künf-tiger Partnerschaften bildet.

Auf den ersten Blick prägen Autobauer und ande-re Konzerne das Image der deutschen Wirtschaft im Ausland. Doch 98 (!) Prozent der deutschen Exporteure sind Mittelständler. Bereits die Hälf-te unserer Kleinunternehmen ist weltweit un-terwegs, und dies mit steigender Tendenz. Jeder vierte mittelständische Betrieb erwirtschaftet heute mehr als 40 Prozent des Umsatzes außer-halb Deutschlands. Ohne Mittelstand kein Made in Germany.

Vor diesem Hintergrund sind die Russland-Sank-tionen zu sehen. Sie haben ihre Wirkung ver-fehlt. Dafür sind unsere Exporte nach Russland eingebrochen, von 38 Milliarden Euro 2012 auf höchstens 20 Milliarden Euro in diesem Jahr. Das gefährdet hierzulande mehr als 300.000 Arbeits-plätze. Lachender Dritter ist Peking. Die Sanktio-nen treiben die russische Wirtschaft in die Arme Chinas. Aber auch die USA profitieren davon: Ihre Ausfuhren nach Russland sind interessanterwei-se nahezu gleich geblieben.

Eine Lösung muss auf dem Verhandlungswege ge-funden werden. Sicherheit und Stabilität in Europa gibt es nur mit und nicht gegen Herrn Putin. Dreh- und Angelpunkt ist das Minsker Abkommen. In dem Maße, wie die 13 Punkte umgesetzt werden, sollten die Sanktionen gelockert werden. Wandel durch Handel, diese Strategie hat sich sogar im Kalten Krieg bewährt. Dass Menschenrechte nicht verhandelbar sind, versteht sich von selbst.

Das gilt gleichermaßen für Geschäfte mit China. Auch wenn das Reich der Mitte momentan leicht schwächelt, der chinesische Markt mit 1,3 Milliar-den Menschen bietet unseren Mittelständlern ex-zellente Chancen. Bei meiner Chinareise mit dem Bundeswirtschaftsminister habe ich in diesem Sinne für den deutschen Mittelstand geworben. Allein in das Mammutprojekt einer neuen Sei-denstraße will Peking eine Billion Dollar investie-ren. Dazu fließen weitere Milliarden von der Asi-an Infrastructure Investment Bank und der New Development Bank der BRICS-Staaten, beides von China beeinflusste Neugründungen.

Bleibt der Iran. Für seinen Teheran-Trip wurde Sigmar Gabriel heftig gescholten. Warum eigent-lich? Unter dem Embargo haben vor allem die Menschen im Iran gelitten. Und auch der Atom-deal zeigt, Erfolge sind nur am Verhandlungstisch zu erzielen. Jetzt hofft vor allem der deutsche Maschinenbau auf Exporterfolge. Sein Marktan-teil im Iran ist seit 2004 um mehr als 50 Prozent zurückgegangen. Parallel dazu hat China seine Position zielstrebig ausgebaut.

Der BVMW fördert seit seiner Gründung vor 40 Jahren die außenwirtschaftlichen Aktivitäten sei-ner Mitglieder. Dazu hat er ein weltumspannen-des Netz eigener Repräsentanzen aufgebaut. Sie begleiten den Marktzugang, helfen bei Rechts- und Steuerproblemen im Zielland. Oftmals, etwa bei der Einbeziehung der Länder Mittelosteuro-pas und des Baltikums, waren wir der Politik weit voraus. Wir handeln, damit unser Mittelstand er-folgreich bleibt.

Wandel durch Handel dank dem Mittelstand

Mario Ohoven

Mario Ohoven

Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs(CEA-PME), Herausgeber „Der Mittelstand.“

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BVMWdie stiMMe des Mittelstands

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3Der Mittelstand. | 4 | 2015 EDITORIAL

POLITIK

06 Deutschland-News

08 Erfolg trifft Verantwortung

10 Deutsch-Tunesischer Mobilitätspakt

12 EZ-Scout für den Mittelstand

14 Deutscher Technologievorsprung zahlt sich aus

16 Angriff auf das Bargeld

18 Kraft-Wärme-Kopplung für eine dezentrale Energiewende

20 Europa-News

22 Frankreichs verborgene Schätze

23 EU beschließt neue Förderung für den Mittelstand

24 Chancenkontinent Afrika

26 Tunesien hält am Aufschwung fest

28 Auf Staatsbesuch in China – Sigmar Gabriel im erfolgreichen Einsatz für den Mittelstand

29 Staatsbesuch von Abdel Fattah al-Sisi in Berlin

30 Weltweit präsent für den Mittelstand

KOLUMNE

32 Erzählt mehr Geschichten!

ANGEZÄHLT

33 Außenwirtschaft in Zahlen

IBWF

34 Ohne Fiskus keine Finca

36 Spiel mit dem Feuer des Drachens

38 Andere Länder, andere Sitten

Erfolg trifft Verantwortung

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EU beschließt neue Förderung

für den Mittelstand

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4 INHALT Der Mittelstand. | 4 | 2015

UNTERNEHMERSERVICE

40 News

42 Glokal in die Zukunft und zum Erfolg

44 Abwertung als Motor für den Außenhandel?

46 Globaler Einstieg, aber richtig

50 Fachkräfte aus Spanien für Sachsen-Anhalt

51 Globales Ländle Baden-Württemberg

52 „Go East“ – Erfolgreiche Zusammenarbeit mit China

54 Thüringer Ingenieurkompetenz weltweit gefragt

56 Hoffnungsschimmer gegen starre Mitbestimmung: Societas Europaea

58 Pflicht und Kür der Gesundheitsförderung

60 Individuell im Team – Boni mit Transparenz

61 Kleine Helfer

62 8 Tipps für gute Headlines, die Sie sexy, erfolgreich und glücklich machen

64 Veranstaltungskalender

66 Buchtipps

68 Anti-Terror-Vorschriften – was zu beachten ist

69 Finanzkolumne

KULTUR

70 Scandal

72 Sauber bleiben!

74 Lutherland: Auf den Spuren der Reformation

BVMW

76 News

78 Metallwaren nach Maß

80 Papier vom Feinsten

82 Schlösser und Scharniere für die ganze Welt

84 Das größte Netz der Welt

86 Deutscher Mittelstand ehrt Klaus Maria Brandauer – Exklusives Event des Bundeswirtschaftssenats

88 Schüler lernen weltweit zusammen

89 Partner Estland – voneinander lernen

90 Senegal: Tourismus plus Trinkwasser für alle

90 ImpressumSauber bleiben!

72

Papier vom Feinsten

80

Globaler Einstieg, aber richtig46

5Der Mittelstand. | 4 | 2015 INHALT

Deutschland-News

BVMW macht sich in Brüssel für TTIP starkDie Auswirkungen von TTIP auf kleine und mittelständische Unternehmen standen im Zentrum der Veranstaltung „TTIP and beyond – trade in global and local politics“ in Brüssel. Unter dieser Überschrift trafen auf Einladung der Fraktion der europäischen Grünen im Europaparlament Vertreter unter-schiedlicher Interessengruppen aufein-ander. Auf dem Panel „TTIP is good for jobs and SMEs“ stellte sich BVMW-Chef-volkswirt Dr. Hans-Jürgen Völz deutlich hinter das Freihandels- und Investiti-onsabkommen. Die Vorteile für den Mittelstand liegen auf der Hand: Durch die Anpassung von Normen und den Wegfall von Regulierungen entstehen Wachstumschancen. Die Bedingung sei allerding, so Völz, dass der Vertragstext mittelstandsfreundlich ausgestaltet ist. Der BVMW bleibt dabei, dass hierzu In-vestor-Staat-Schiedsgerichtsverfahren überflüssig sind.

www.bvmw.de/fileadmin/down-load/Downloads_allg._Dokumente/

politik/Politik_Kompakt/ politik-kompakt_ttip.pdf

Investitionskongress des BundeswirtschaftsministeriumsInvestitionen seien „Schlüssel für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und dauer-haften Wohlstand“ betonte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel auf dem In-vestitionskongress in Berlin. Er warnte zugleich vor einem Rückgang der Investiti-onsdynamik in Deutschland und Europa.

In Gesprächen u. a. mit EU-Kommissions-Vizepräsidentin Kristalina Georgiewa und Jürgen Fitschen, Co-Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank, warb Mittel-standspräsident Mario Ohoven für investitionsfreundliche Rahmenbedingungen in Berlin und Brüssel. Als wirkungsvollstes Instrument für mehr Investitionen habe sich die Steuerfreistellung reinvestierter Gewinne erwiesen.

Mario Ohoven beim Grünen-Gründerkongress

Mittelstandspräsident Mario Ohoven war Keynotespeaker beim Kongress für nach-haltiges Wirtschaften von Bündnis 90/Die Grünen „Die neue GRÜNderzeit“ in Mainz. Auf Einladung von Reinhard Bütikofer, Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei, nahm Ohoven neben Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied, Prof. Sabine Pfeiffer, Industriesoziologin von der Universität Hohenheim, und Thomas Mittelbach, Vorsit-zender der Geschäftsführung  des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronik-industrie (ZVEI), am Panel „Industrie 4.0 – nachhaltig und sozial?“ teil. Ohoven unter-strich den hohen Stellenwert, den die Digitalisierung zukünftig für den Mittelstand einnehmen wird. Gleichzeitig rief er Politik und Wirtschaft auf, bei dem Thema enger zusammenzuarbeiten.

Europäisches Parlament übernimmt BVMW- Forderung

Das Schiedsgerichtsverfahren (ISDS) als Teil des derzeit verhandelten Freihan-delsabkommens zwischen der EU und den USA soll durch ein „transparenteres System“ ersetzt werden. Das fordert das Europäische Parlament – und folgt damit einer der zentralen Forderun-gen des BVMW. Der BVMW und sein europäischer Dachverband (European Entrepreneurs CEA-PME) begrüßen das Votum des Europäischen Parlaments.

www.cea-pme.com/news/politics/ttip-european-parliament-takes-

into-account-bvmws-concerns.html

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Mario Ohoven mit Kristalina Georgiewa, EU-Kommissions-Vizepräsidentin …

… und Jürgen Fitschen, Co-Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank.

Cem Özdemir, Anton Hofreiter, Prof. Sabine Pfeiffer, Dr. Thomas Mittelbach, Eveline Lemke, Mario Ohoven, Reinhard Bütikofer (v. li.).

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POLITIK Der Mittelstand. | 4 | 20156

Erbschaftsteuerreform bleibt strittig

Der jüngste Referentenentwurf zur Erbschaftsteuer wird bis-lang den Belangen des Mittelstandes und der Bedeutung der Fa-milienunternehmen nicht gerecht. Zwar wurde der Grenzwert von 20 Millionen Euro für „große“ Unternehmen bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen auf 40 Millionen angehoben. Al-lerdings bestünden bei all den jetzigen Vorschlägen erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken, betonte BVMW-Bundesge-schäftsführer Prof. Dr. Wolfgang Reinhart. Der BVMW fordert als einziger Wirtschaftsverband nach wie vor die völlige Ab-

schaffung der Erbschaftsteuer. Bis dahin wäre ein Flat-Tax-Tarif als verfassungsrechtlich sicherere Variante gegenüber den ak-tuellen Vorschlägen denkbar. Bei einer Flat-Tax-Lösung müsste der Steuersatz deutlich unter zehn Prozent betragen. Die aktu-ellen Freibeträge sollten verdoppelt werden. Mittelständischen Unternehmen sollte zudem die Möglichkeit eingeräumt werden, die Steuerschuld über zehn Jahre zu strecken, damit sie aus dem laufenden Ertrag abgezahlt werden kann. Eine hyperbürokrati-sche Bedürfnisprüfung wäre damit überflüssig.

Geplante Regulierung von Werkverträgen und Zeitarbeit

Die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nah-les, wird voraussichtlich nach der Sommerpause einen Ge-setzentwurf zur Regulierung von Werk- und Dienstverträ-gen sowie der Zeitarbeit vorlegen. Der BVMW spricht sich gegen sämtliche Einschränkungen aus: Diese Flexibilitätsin-strumente werden von Mittelständlern dringend benötigt, um den Zugang zu Arbeitskräften dann zu sichern, wenn sie gebraucht werden. Freiberufler haben ein Recht auf ihre unternehmerische Freiheit, Arbeitnehmer profitieren von Dynamik und Einstiegschancen am Arbeitsmarkt. Mit der BVMW-Kommission Arbeit und Soziales sowie mit der Rechtskommission setzt sich die Mittelstandsallianz gegen unnötige Regulierungen des jetzt schon starren deutschen Arbeitsrechts ein.

Nachbesserungen beim MindestlohnDie Kritik des BVMW am Mindestlohngesetz zeigt Wirkung. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles will nun doch die Dokumentationspflichten lockern. So soll die Aufzeich-nungspflicht der Arbeitszeit entfallen, wenn das monatliche Arbeitsentgelt der vergan-genen zwölf Monate mehr als 2.000 Euro brutto ausgemacht hat. Bisher lag die Grenze bei 2.958 Euro. Der BVMW begrüße die Absenkung der Verdienstschwelle, da sie in die richtige Richtung geht, so Bundesgeschäftsführer Minister a.D. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart. Allerdings wäre eine weitere Reduzierung von Vorschriften nötig gewesen, beispielsweise für Saisonbeschäftigte und Mini-Jobber. Der Mittelstand erwarte zudem eine Klarstellung bei der Auftragsgeberhaftung.

Der BVMW fordert seit langem die Steuerbremse – nun soll sie kommen. Die Bundesregierung will die kalte Pro-gression schnell und dauerhaft abschaf-fen. Dies hat der Bundesfinanzminister kürzlich im Zusammenhang mit der Steuerschätzung in Aussicht gestellt. Bereits ab dem Jahr 2016 soll der Ein-kommenssteuertarif an die Inflations-rate angepasst werden. In Zukunft soll das Bundesparlament alle zwei Jahre über eine neuerliche Anpassung befin-den. Jetzt muss abgewartet werden, ob sowohl die Große Koalition als auch die Bundesländer im Bundesrat den Vor-schlägen zustimmen. Ein nochmaliges Verschieben wäre mittelständischen Unternehmern und Bürgern nicht mehr darstellbar.

Kalte Progression vor Abschaffung

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) steht in Berlin an einer Wand mit der Aufschrift „Der Mindestlohn wirkt“. Ein halbes Jahr nach Einführung des Mindestlohns lockert die Bundesarbeitsministerin umstrittene Dokumentationspflichten.

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Griechenland braucht Grexit

Der BVMW lehnt neue Milliardenkredite für Griechenland ab. Das betonte Ma-rio Ohoven zu den anstehenden Ver-handlungen der Euro-Kreditgeber mit Athen. Mit dem dritten Hilfspaket haben sich die Euroländer lediglich Zeit gekauft. Angesichts eines zu er-wartenden Finanzbedarfs Athens von ca. 150 Milliarden Euro bis 2018 laufen ESM-Programm und Privatisierungsfonds von vornherein ins Leere. Bereits vor sechs Jahren plädierte der BVMW für einen Grexit. Ein Ausstieg Griechenlands aus dem Euro wäre zum damaligen Zeitpunkt ökonomisch machbar und sinnvoll gewesen. Jetzt ha-ben die Griechen sich mit dem Referendum gegen den Sparkurs, gegen Reformen und damit letztlich gegen Europa entschieden.

Der Mittelstand. | 4 | 2015 POLITIK 7

Das gilt insbesondere für Afrika, einen Konti-nent, der lange nur als Krisenkontinent galt. Un-ternehmen, die sich bereits in Afrika engagieren, haben ein ganz anderes Bild. Sie schätzen die At-traktivität afrikanischer Märkte und sehen Afri-ka als den Chancenkontinent mit einem durch-schnittlichen jährlichen Wirtschaftswachstum von sechs Prozent. In Ländern wie Ghana, Nige-ria, Angola und natürlich Südafrika hat sich eine moderne, junge und dynamische Mittelschicht gebildet, mit neuen Konsumwünschen und vie-len kreativen Menschen. Trotz all der aktuellen Probleme in einigen Ländern bin ich sicher, dass hier die Märkte von morgen sind; ob im Gesund-heitswesen, bei den Informations- und Kom-munikationstechnologien oder im Energie- und Wassersektor.

Die wirtschaftliche Entwicklung in Asien bleibt weiterhin dynamisch. Dort sind die Produkti-onsstandorte vieler unserer Produkte. Wir be-kommen unsere Textilien zum Großteil aus Asi-en, aus China, Vietnam und Bangladesch. Das deutsche Know-how, die innovativen Produkte und Dienstleistungen haben große Chancen auf diesen neuen Märkten.

Investitionen oder das Erschließen neuer Märk-te gehen für mich einher mit sozialer Verant-wortung. Das ist Basis für den Erfolg des deut-schen Mittelstandes und muss auch für das wirtschaftliche Engagement im Ausland gelten. Das Entwicklungsministerium setzt daher seit mehr als 15 Jahren erfolgreich auf eine enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Diese Zu-

Erfolg trifft VerantwortungKrisen, Krankheit, Korruption – wenn wir aus unserem reichen, friedlichen Land in die Welt blicken, wird unsere Sicht auf die Chancen für Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern schnell ge-trübt. Für Mittelständler mit Weitblick und Visionen ist das glücklicherweise kein Grund zu verzweifeln. Denn ein Engagement in weniger etablierten Märkten birgt große Chancen.

Dr. Gerd Müller, MdBBundesminister

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

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Mitarbeiter der Zanzibar Water Authority und Christoph Helf, Project Coordinator East Africa der UST GmbH, kontrollieren die Wasserqualität an einer Messstation auf Sansibar im Rahmen eines developpp.de-Projektes.

8 POLITIK Der Mittelstand. | 4 | 2015

sammenarbeit ist für mich ein wesentlicher Grundstein un-serer Entwicklungspolitik. Wir bauen auf die Erfahrung, das Wissen und die aktive Beteili-gung der Unternehmen. Durch gemeinsame Anstrengungen zur Verbesserung der Produk-tionsstandards und der Ar-beitsbedingungen schaffen wir die Basis für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in unseren Partnerländern.

Dafür haben wir verschiedene Angebo-te entwickelt; mit Förderprogrammen wie developpp.de unterstützen wir bei-spielsweise Investitionen in Entwick-lungs- und Schwellenländern, finanziell und mit fachlicher Beratung. Das ist gerade auch für Mittelständler inter-essant, die keine großen Auslandsab-teilungen in den Unternehmen haben. Knapp 60 Prozent der mittlerweile mehr als 1.000 Projekte in diesem Pro-

gramm wurden gemeinsam mit mittel-ständischen Unternehmen realisiert.

Beispielhaft für die vielen erfolgreichen Projekte sei hier die Kooperation mit der Firma Mörk Water Solutions aus Ba-den-Württemberg genannt. Zusammen mit lokalen Partnern hat das Unterneh-men in einem Pilotprojekt auf Sansibar eine Anlage zur Entsalzung und zum Vertrieb von Trinkwasser installiert und ein passendes Geschäftsmodell entwi-ckelt. Seit November 2011 versorgt die

Anlage 600 Menschen mit Trinkwasser. Ein beeindru-ckender Erfolg, der zeigt: deutsche Technologie ge-koppelt mit lokalem Know-how und dem richtigen Part-nernetzwerk kann Leben verbessern.

Auslandsgeschäfte können zu höheren Risiken führen. Hier unterstützen wir mit einer Absicherung der Ex-porte in Entwicklungs- und Schwellenländer sowie der Importe von Gütern aus un-seren Partnerländern nach Deutschland.

Wir bieten zu unseren Angeboten Be-ratung und Information. Wir werden in der nahen Zukunft die Serviceangebote des BMZ für die Wirtschaft noch deut-lich erweitern und flexibler gestalten. Mit der GIZ, der KfW oder der DEG ste-hen darüber hinaus erfahrene Organi-sationen der deutschen Entwicklungs-zusammenarbeit als Ansprechpartner zur Verfügung.

„ Investitionen oder das Erschließen neuer Märkte gehen für mich einher mit sozialer Verantwortung.

Sie erreichen die Servicestelle für die Wirtschaft des BMZ unter:Telefon: 02 28 / 995 35-31 31 oder per E-Mail: [email protected]

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BVMW aktiv gegen FachkräftemangelDer BVMW unterstützt in Zusammenarbeit mit der GIZ und dem Auswärtigen Amt das Projekt Deutsch-Tunesischer Mobilitätspakt, bei dem deutsche Unternehmer die Möglichkeit erhalten, tunesische Ingenieure für drei Monate in ihre Be-triebe nach Deutschland zu holen. Wir bieten un-seren Mitgliedern die Möglichkeit, mit Unterstüt-zung des BVMW an dem Projekt teilzunehmen.

Was erwartet Sie?Das Ziel des vom Auswärtigen Amt geförderten Deutsch-Tunesischen Mobilitätspakts ist es, jun-ge, hochqualifizierte tunesische Ingenieure aus den Bereichen IT, Elektro, Maschinenbau und Bauwesen über ein dreimonatiges bezuschuss-tes Praktikum langfristig an deutsche Unterneh-men zu vermitteln, die auf dem deutschen Ar-beitsmarkt keine geeigneten Fachkräfte finden.

Deutsch-Tunesischer MobilitätspaktWährend in Deutschland dringend Fachkräfte in den Bereichen Mathematik, Informatik, Natur wissenschaft und Technik gesucht werden, sind hervorragend ausgebildete Fachkräfte mit Universitätsabschluss in Tunesien oft ohne berufliche Perspektive. Der BVMW unterstützt deren Vermittlung an deutsche Mittelständler im Rahmen eines Projekts der Bunderegierung.

Verleihung der Abschlusszertifikate an die Teilnehmer des Pilotvorhabens Deutsch-Tunesischer Mobilitätspakt.

„ Im Vorfeld der Praktikumszeit entsteht lediglich der Aufwand f ür die Bewerberauswahl und die Durchf ührung von Bewerbungsgesprächen. F

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10 POLITIK Der Mittelstand. | 4 | 2015

Die Praktika beginnen im Oktober 2015. Im An-schluss können die Fachkräfte zu den Bedingun-gen der Blauen Karte EU* übernommen werden. In der 2014 abgeschlossenen Pilotphase des Pro-jekts betrug die Übernahmequote 75 Prozent.

Wie funktioniert eine Teilnahme?Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zu-sammenarbeit (GIZ) führt das Projekt im Auftrag des Auswärtigen Amtes durch. Ihr Unternehmen übermittelt das Anforderungsprofil für den zu be-setzenden Aufgabenbereich, im Anschluss wer-den die Lebensläufe der passfähigen Bewerber von der GIZ an Sie weitergeleitet.

Mit den von Ihnen vorausgewählten Bewerbern können anschließend über die GIZ Skype- oder Telefoninterviews mit den Kandidaten vereinbart werden.

Sie haben dann die Möglichkeit, den Bewerber für ein bezahltes Praktikum für mindestens drei und maximal sechs Monate in Ihrem Unternehmen zu beschäftigen, um sich von seinen Kompetenzen zu überzeugen. Von der GIZ werden drei Monate des Praktikums mit jeweils 300 Euro pro Monat unterstützt.

Falls Sie den Bewerber im Unternehmen weiter-beschäftigen möchten, kann dies unkompliziert zu den Bedingungen der Blauen Karte EU ermög-licht werden. Als Beginn des Praktikums wird der Oktober 2015 angestrebt (individuelle Startter-mine sind möglich.)

Wen können Sie erwarten?Bei den Teilnehmern handelt es sich um tunesische Ingenieure aus den Bereichen IT, Elektro, Maschinenbau und Bauwe-sen, die zur Teilnahme an dem Programm bereits ein anspruchsvolles Auswahlverfahren durchlau-fen haben.

Sie sind zwischen 25 und 35 Jahren alt und ver-fügen über ein abgeschlossenes Ingenieurstu-dium mit sehr guten Leistungen und über erste Berufserfahrung von bis zu zwei Jahren in ihrem Fachbereich.

Die Teilnehmer haben im Vorfeld des Programms eine fünfmonatige sprachliche und interkulturelle Vorbereitung durch die GIZ und das Goethe-Ins-titut absolviert.

Was müssen Sie dafür tun?Im Vorfeld der Praktikumszeit entsteht lediglich der Aufwand für die Bewerberauswahl und die Durchführung von Bewerbungsgesprächen. Die Einreise nach Deutschland sowie etwaige Behör-dengänge werden von der GIZ und Integrations-lotsen organisiert.

Die Teilnehmer müssen während des Praktikums eine Vergütung nach dem gesetzlichen Min-destlohn erhalten (circa monatlich 1.800 Euro AG-Brutto bei circa 1.470 Euro AN-Brutto).

Die Dauer des Praktikums beträgt mindestens drei Monate, kann aber auch bis zu sechs Monate betragen.

Für die Mindestdauer des Praktikums von drei Monaten erhalten Sie einen Zuschuss von insge-samt 900 Euro durch die GIZ.Darüber hinaus entstehen keine weiteren finan-ziellen Verpflichtungen gegenüber den Teilneh-mern oder der GIZ (zum Beispiel für Visum, Flüge oder Wohnungsmieten).

Ihre Vorteile � Erweitertes Angebot von technisch

hervorragend ausgebildeten Fachkräften � Möglichkeit des unverbindlichen

dreimonatigen Praktikums als Probephase � Internationalität im Unternehmen, sprachliche

und technische Fähigkeiten kombiniert � Unterstützung des Bewerbungs- und Einstel-

lungsprozesses durch den BVMW und die GIZ � Direkter Ansprechpartner bei Fragen

und für zusätzliche Informationen.

*Blaue Karte EUIn Deutschland ist die Blaue Karte EU seit dem 1. August 2012 der zentrale Aufent-haltstitel für akademische Fachkräfte aus dem Ausland. Sie wird in einem vereinfachten Verfahren ohne Beteiligung der Bundesagen-tur für Arbeit erteilt. Voraussetzungen:Der Antragsteller muss ein abgeschlossenes

Hochschulstudium nachweisen.Eine Gehaltsmindestgrenze für

Mangelberufe von 37.752 Euro (2015) muss eingehalten werden.

Die Blaue Karte EU wird bei erstmaliger Erteilung auf höchstens vier Jahre befristet. Beträgt die Dauer des Arbeitsvertrags we-niger als vier Jahre, wird die Blaue Karte EU für die Dauer des Arbeitsvertrags zuzüglich drei Monate ausgestellt oder verlängert.

KontaktBVMW Außenwirtschaftsabteilung Alexander Knipperts

Telefon: 030 533206-64 E-Mail: [email protected]

Alexander KnippertsDiana SchollBVMW

11Der Mittelstand. | 4 | 2015 POLITIK

EZ-Scout für den MittelstandEntwicklungs- und Schwellenländer sind die Wachstumsmärkte von morgen. Sie bieten auch Unterneh-men kleiner und mittlerer Größe Absatzmärkte und können als Produktionsstandort interessant sein. Andererseits sind für mittelständische Unternehmen die Risiken in diesen Ländern oft gravierender und komplexer zu managen, als dies in den vertrauten Märkten notwendig und möglich ist.

Das Bundesministerium für wirt-schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat daher ei-gens einen „Scout“ in den Bundes-verband mittelständische Wirt-schaft entsandt, der Unternehmen bei der Geschäftsentwicklung in Entwicklungs- und Schwellenlän-dern unterstützt und auf bestehen-de Förderprogramme nach Län-dern und Branchen hinweist. Im Portfolio sind nicht nur die gesamte Angebotspalette des BMZ in diesem Bereich, son-dern auch Angebote der anderen Bundesministe-rien, insbesondere auch die Exportinitiativen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Seit Februar 2015 verstärkt Alexander Knipperts als vom BMZ entsandter EZ-Scout das Team Au-ßenwirtschaft des BVMW und berät Mitgliedsun-ternehmen zu Chancen und Fördermöglichkeiten in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Förderprogramme und -instrumente stehen für verschiedene Etappen der Internationalisierung kleiner und mittelständischer Unternehmen zur Verfügung, sie reichen von Unterstützung zur Er-stellung von Machbarkeitsstudien über die Finan-zierung und Absicherung von Exporten (Hermes) und Investitionen bis hin zu komplexen Kooperatio-nen im Rahmen von Public-Private-Partnerships (develoPPP) in der inhaltlichen, technischen und finanziellen Realisierung von Projekten in Ent-wicklungs- und Schwellenländern. Für die meisten umfangreicheren Programme und Finanzierungen

der Förderbanken DEG und KfW gelten eine Reihe von Baseline-Eckdaten: mindestens eine Million Euro Jahresumsatz, zehn Mitarbeiter und drei ope-rative Geschäftsjahre. Konsortialbewerbungen sind oft möglich, so dass es mehrere Möglichkeiten gibt, die Kriterien zu erfüllen. Allgemein sollten die Projekte einen entwicklungspolitischen Mehr-wert schaffen, der sich in einem weiten Feld von Schwerpunktbereichen auswirken kann. Umwelt- und Klimaschutz, Bildung und Forschung gehören dazu, ebenso Gesundheit und Ernährung.

Wer mit einem Entwicklungs- und Schwellenland Geschäftsbeziehungen unterhalten oder aufbauen möchte und sich für die Angebote der Begleitung und Förderung, die das Bundesministerium für wirt-schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und andere Ressorts zur Verfügung stellen, interessiert, kann sich mit dem BVMW in Berlin in Verbindung setzen. EZ-Scout Knipperts wird den Bedarf der Un-ternehmen definieren, geeignete Instrumente der Außenwirtschaftsförderung identifizieren und die passenden Ansprechpartner nennen. Auch bei der Antragstellung kann er beratend unterstützen.

Mit der Entsendung von EZ-Scouts stellt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen-arbeit und Entwicklung (BMZ) deutschen Unternehmen fachkundige Berater mit entwicklungs-politischem Know-how zur Verfügung. Als Ansprechpartner zu Themen der Entwicklungszusammen-arbeit arbeiten sie in Wirtschaftsverbänden, Ländervereinen, Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern. Alexander Knipperts berät seit Anfang 2015 als EZ-Scout in der Außenwirtschaftsabteilung die BVMW Mitgliedsunternehmen zu Begleitungs- und Fördermöglichkeiten in Entwicklungs- und Schwellenländern.Kontakt: Telefon: 030 533206-64, E-Mail: [email protected]

„ Die Projekte sollten einen entwicklungspolitischen Mehrwert schaffen, der sich in einem weiten Feld von Schwerpunktbereichen auswirken kann.

12 POLITIK Der Mittelstand. | 4 | 2015

13Der Mittelstand. | 4 | 2015 POLITIK

* Finanzierungspartner sind Geschä� sbanken, Sparkassen, Genossenscha� sbanken und Direktbanken.** Bei einer Energieeinsparung von mindestens 30 % (Premiumstandard) gelten für einen Kredit über 500.000 EUR zur Modernisierung von Produktionsanlagen in der Preisklasse

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Deutscher Technologievorsprung zahlt sich ausDeutschland ist netto ein Energieimporteur. Im Ausland gefragt sind hingegen deutsche Anlagen zur Energieumwandlung. Vor dem Hintergrund des weltweit wachsenden Energiebedarfs und mittelstän-discher Innovationen ergeben sich hier große Exportchancen.

Im Jahr 2014 exportierte Deutschland rund 34 Terawattstunden Strom mehr, als es importierte. Das ist ein Rekordwert. Dennoch ist Deutschland ein rohstoffarmes Land und auf Energieimporte angewiesen. In 2014 waren knapp dreizehn Pro-zent der gesamten Güterimporte dem Bereich Energie zuzuordnen; im gleichen Zeitraum entfie-len jedoch lediglich knapp drei Prozent der Exporte auf diese Gütergruppe, wie aus einem Bericht des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Deutsch-land ist Energieimporteur. Energie – und hier insbesondere Öl und Gas – bleibt die wichtigste Handelsware bei der Einfuhr. Im Jahr 2013 wurden laut Statistischem Bundesamt allein Gas und Öl im Wert von 96 Milliarden Euro importiert.

Ganz anders stellt sich der Außenhandel mit Anla-gen zur Energieumwandlung dar. Deutsche Unter-nehmen sind kräftig im Exportgeschäft engagiert.

Das trifft auch auf die Hersteller von Anlagen der Erneuerbaren Energien zu. Der Export ist eine wichtige Stütze. So hat der Export seit jeher einen hohen Stellenwert für die deutsche Windindustrie. Rund zwei Drittel der hergestellten Anlagen wer-den nach Angaben der „Agentur für Erneuerbare Energien (AEE)“ exportiert. Für die Hersteller von Biogasanlagen ist der Export überlebenswichtig, um den Einbruch der Nachfrage in Folge der dras-tischen Kürzungen der Förderung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) auszuglei-chen. Insbesondere in anderen EU-Ländern trifft das Know-how der mittelständischen Anlagenbau-er auf großes Interesse.

Insgesamt bewertet die Branche der Erneuerba-ren Energien das Exportgeschäft positiv. Das ergab eine Umfrage im Auftrag der Deutschen Ener-gie-Agentur (dena). Knapp die Hälfte der befragten

Unternehmen schätzt die Lage des Exportge-schäfts gut bis sehr gut ein. Das gilt insbeson-dere für die Branchen Wind, Biogas und ober-flächennahe Geothermie. Sorgen bereitet den Unternehmen vorwiegend der Rückgang der Förderung von Erneuerbaren in den Ziel-märkten sowie stärker werdende Konkurrenz ausländischer Mitbewerber. Positiv für die Ex-

„Mit ihren getriebelosen Turbinen zählen die deutschen Hersteller für Windkraftanlagen zu den Technologie- und Weltmarktführern. F

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portchancen schätzen die Unternehmen vor allem die zunehmende Marktreife der Technologien der Erneuerbaren-Anlagen ein. Hier zeigt sich: Deut-sches Know-how ist ein Verkaufsargument. Mit ihren getriebelosen Turbinen zählen die deutschen Hersteller für Windkraftanlagen zu den Technolo-gie- und Weltmarktführern.

Positiv zum Export der Erneuerbaren-Anlagen trägt auch der weltweite Trend beim Zubau von Erneuerbaren bei. Weltweit wurden 2014 Erneu-erbare mit einer Gesamtleistung von 135 Gigawatt zugebaut. Das entspricht etwa der Leistung von 135 Kernkraftwerken. Die weltweiten Neuinves-titionen in Kraftwerkskapazitäten von Erneuerba-ren Energien waren mehr als doppelt so hoch wie jene in fossile Kraftwerkskapazitäten. Das geht aus dem „Renewables 2015 Global Status Report“ des REN21 global renewable energy policy net-work hervor. Damit setzt sich der Trend fort, dass die Erneuerbaren bei den Netto-Investitionen die Anlagen für fossile Brennstoffe übertreffen. Dies kommt den deutschen Erneuerbaren-Anla-gen-Herstellern zugute. Auch in Zukunft dürfte der Export ein wesentlicher Wachs-tumstreiber für Anlagenbauer im Bereich Energie sein. Laut ei-ner Prognose der International Energy Agency (IEA) wird die Energienachfrage bis zum Jahr 2014 um fast vierzig Prozent zu-nehmen. Für die deutschen An-lagenbauer ist das eine Chance.

Gleichzeitig dürfte auch die Nachfrage nach Effizienz-Tech-nologien mit steigendem Ener-giehunger zunehmen. Auch hier bieten sich Exportchancen für das Know-how deutscher Un-

ternehmen. Bereits heute ist rund die Hälfte der deutschen Anbieter von Energieeffizienz-Tech-nologien und -Dienstleistungen im Ausland aktiv. Das geht aus dem Branchenmonitor Energieeffi-zienz 2015 der „Deutschen Unternehmensinitia-tive Energieeffizienz (DENEFF)“ hervor. Laut dem Report wird jedoch der mit Abstand größte Teil des Umsatzes der deutschen Energieeffizienz-Unter-nehmen im Inland erwirtschaftet. Lediglich neun-zehn Prozent wurden 2014 im Ausland erwirt-schaftet. Künftig gehen die Unternehmen jedoch von steigenden Absätzen im Ausland aus. Für das Jahr 2020 rechnen sie mit einem Umsatzanteil im Auslandsgeschäft von 23 Prozent.

Die Daten zeigen: Der Export ist eine wesentliche Stütze für die Unternehmen im Bereich Anlagen zur Energieerzeugung und Energieeffizienz. Künf-tig wird die Bedeutung sogar weiter wachsen. Die Bundesregierung fördert daher den Export von Erneuerbaren und für Technologien zur Energie-effizienz mit Exportinitiativen. Auch der BVMW bietet seinen Mitgliedsunternehmen durch sein gutes Netzwerk im Ausland Unterstützung.

Weiterführende Informationen � „Branchenmonitor Energieeffizienz 2015“ der

Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) www.deneff.org/fileadmin/downloads/DENEFF_Branchenmonitor_Energieeffizienz_2015.pdf

� „World Energy Outlook 2014“ der International Energy Agency (IEA) www.worldenergyoutlook.org

� „Erhebung zum Exportklima der Erneuerbaren-Energien-Branche” im Auftrag der Deutschen Energie-Agentur (dena)

� „Exportinitiative Erneuerbare Energien“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) www.export-erneuerbare.de

� „Exportinitiative Energieeffizienz“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) www.efficiency-from-germany.info

Philipp BehmBVMW

15Der Mittelstand. | 2 | 2015 POLITIK

Angriff auf das BargeldIn Deutschland mehren sich Stimmen für eine schrittweise Abschaffung des Bargelds. Dagegen bezieht die mittelständische Wirtschaft klar Position und fordert die Beibehaltung der Bargeldzahlung.

Der Anteil von Scheinen und Münzen am Umsatz betrug im Jahr 2014 rund 53 Prozent. Bargeld ist damit eindeutig die bevorzugte und für den Einzel-handel die günstigste Zahlungsvariante. Gegen die Beschneidung des Privateigentums durch die Hin-tertür hat sich auch der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, ausgesprochen. Da-mit haben Unternehmen und Bürger einen wichti-gen Verbündeten gegen die völlige Kontrolle über das Geldvermögen und die Totalüberwachung von Geldbewegungen.

An der Spitze der Befürworter der Bargeld-abschaffung stehen NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans und der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Beide wollen vordergründig die Krimina-

lität bekämpfen. Doch der Kampf gegen Schwarz-arbeit, organisierte Kriminalität und Steuerhin-terziehung rechtfertigt einen so massiven Eingriff in die Eigentums- und Freiheitsrechte der Bürger ebenso wenig wie die Senkung der Transaktions-kosten aus dem Zahlungsverkehr. Schon heute ist es bei bargeldloser Zahlung möglich, jede Transak-tion zu überwachen und eine Vielzahl von Daten zu erfassen. Bargeldzahlung verhindert hingegen den „gläsernen Konsumenten“ und beschränkt die Datensammelwut des Staates, oder mit den Wor-ten eines anderen Wirtschaftsweisen, Lars Feld: Bargeld ist „geprägte Freiheit“. Freiheit, die auch durch Cyberwar-Angriffe auf das Finanzsystem gefährdet ist, die im Ernstfall ebenso wie ein sim-pler Stromausfall Zahlungen unmöglich machen. Die Folgen könnten Unruhen und ein Rückfall in die Tauschwirtschaft sein.

Wie aktuell an Schlangen der Wartenden vor den Geldautomaten in Griechenland erkennbar ist, set-zen die Menschen in Krisenzeiten auf Bargeld. Das haben sie auch in Deutschland auf dem Höhepunkt der Finanzkrise getan, obwohl die Bundesregie-rung Spareinlagen als sicher erklärt hatte. Ohne Ausweichmöglichkeit auf Bargeld kann der Staat ungehemmt Einlagensteuern durchsetzen oder die Zentralbank den bereits für Geschäftsbanken geltenden Negativzins auf Sparer ausdehnen. Der Internationale Währungsfonds schlug bereits eine weltweite Vermögensabgabe in Höhe von zehn Prozent vor, um die Lasten aus der Finanzkrise zu bewältigen. Allen diesen Versuchen der Kollekti-vierung des Privateigentums muss und wird der deutsche Mittelstand vehement entgegentreten. Dem gescheiterten sozialistischen Experiment der Vergesellschaftung von Produktionsmitteln darf keine Vergesellschaftung öffentlicher Risiken auf dem Rücken der Bürger folgen.

Unabhängig vom ungezügelten Kontrollwahn des Staates sprechen auch rein betriebswirtschaft-liche Gründe gegen das Ende von Münzgeld und Geldnoten. Dem Handel kommen die hohe Ak-zeptanz und geringere Kosten zu Gute. Die Kre-ditkarte ist die teuerste Zahlungsalternative. Hier müssen Händler rund drei Prozent vom Umsatz an die Kartenorganisation abführen. Bei Einsatz der Debitkarte fallen 0,25 bis 0,3 Prozent Gebühren an. Bargeld bleibt somit auch die billigste Art des Bezahlens.

Zahlungsverhalten in Deutschland � Umfrage der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten

in Deutschland (2008, 2014) � mehr als 2.000 befragte Personen

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Kraft-Wärme-Kopplung für eine dezentrale EnergiewendeDie hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist ein wichtiger Begleiter der Energiewende. Zudem leistet die Eigenstromerzeugung einen Beitrag zum Erhalt wettbewerbsfähiger Energiepreise im Mittelstand. Die Pläne der Bundesregierung zur Novelle des KWK-Gesetzes gefährden jedoch den Einsatz der Technologie im Mittelstand.

Kurz vor Beginn der parlamentarischen Sommer-pause wurde der über Monate schwelende Rich-tungsstreit über wichtige energiepolitische Wei-chenstellungen beigelegt. Die Parteispitzen von CDU, CSU und SPD sowie Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, haben sich Anfang Juli auf Eckpunkte zum Betrieb von Kohlekraftwerken, dem Netzausbau sowie der Förderung der Kraft- Wärme-Kopplung (KWK) und weiteren Energie-effizienzmaßnahmen geeinigt. Künftig sollen mehr Mittel zur Förderung der KWK zur Verfügung ge-stellt werden.

Bereits heute leistet die hocheffiziente KWK ei-nen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Ener-gieeffizienz und zur Erreichung der ambitionier-ten CO

2-Reduktionsziele der Bundesregierung.

Im Vergleich zur ungekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung werden durch die KWK jähr-lich rund 56 Millionen Tonnen CO

2 eingespart.

KWK-Anlagen sind gut geeignet, den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu begleiten, da sie flexi-bel auf die fluktuierende Erzeugung von Strom und Wärme aus Wind und Sonne reagieren kön-nen. Zudem können KWK-Anlagen dezentral ein-gesetzt werden. Die verbrauchsnahe Erzeugung von Strom und Wärme entlastet die Stromnetze und bringt Energie mit geringen Netzverlusten zu den Verbrauchern.

Trotz der offensichtlichen Vorteile der verstärk-ten Nutzung der KWK, haben sich die rechtlichen Rahmenbedingungen zuletzt verschlechtert. Seit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Geset-zes (EEG) im Jahr 2014 wird die Eigenstromer-zeugung aus KWK und Erneuerbaren teilweise mit der EEG-Umlage belastet. Insofern gibt die Ankündigung der Bundesregierung, mehr für die KWK tun zu wollen, Anlass zur Hoffnung.

Entscheidend wird jedoch sein, wie die Mittel ein-gesetzt werden. Im März wurden die vom Bundes-ministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)

erstellten Eckpunkte zur Novelle des Kraft-Wär-me-Kopplungsgesetzes (KWK-G) bekannt. Diese lassen eine weitere Verschlechterung der Rah-menbedingungen der KWK, insbesondere für den Mittelstand, befürchten. Die Verschlechterung der Rahmenbedingungen sowie die Unsicherheit über die künftigen Rahmenbedingungen haben bereits heute erkennbar zu einer Zurückhaltung bei den Investitionen in hocheffiziente KWK-An-lagen geführt.

Der Gesetzgeber muss jetzt zügig Planungssi-cherheit schaffen und das KWK-G mittelstands-freundlich novellieren. Ziel der Novelle muss es sein, Perspektiven für die hocheffiziente KWK zu eröffnen und eine wirtschaftliche Grundlage zum Neubau und zur Modernisierung im Bestand schaffen. Dabei ist es wichtig, am bisherigen Ausbauziel der Bundesregierung von 25 Prozent Anteil der KWK an der Stromversorgung fest-zuhalten. Mit den vorgelegten Eckpunkten des BMWi würde das Ausbauziel faktisch auf weniger als zwanzig Prozent Anteil KWK an der Strom-versorgung gekürzt. Zudem dürfen die Rahmen-bedingungen für die Eigenstromversorgung im Mittelstand nicht verschlechtert werden. Laut den Eckpunkten des BMWi soll die Förderung der Eigenstromerzeugung aus der KWK gestrichen werden. Künftig sollen vor allem KWK-Anlagen gefördert werden, die in das öffentliche Strom-netz einspeisen. Dabei ist die Bedeutung der Ei-genstromerzeugung für den Mittelstand nicht zu unterschätzen. Sie ist eine Möglichkeit, die Ener-giekosten wettbewerbsfähig zu halten. Zudem ist eine zunehmend dezentrale Energieversorgung Ausdruck der voranschreitenden Energiewen-de. Eine Verschlechterung der Bedingungen der dezentralen Eigenstromversorgung bremst die Energiewende und schadet dem Mittelstand.

Weitere Informationen: Positionspapier des BVMW zur KWKwww.bvmw.de/politik/energie.html

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Europa-News

Bundestag zu Juncker-FondsDie Große Koalition in Berlin stellt sich einmütig hinter die In-vestitionspläne von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Der Bundestagsabgeordnete Joachim Poß (SPD) merkte an, dass das Investitionsniveau in der EU heute 15 Pro-zent unter dem des Jahres 2007 liege. „Wir brauchen mehr In-vestitionen in Europa“, sagte Poß, diese Einsicht sei Konsens. Besonders Krisenländern im Süden Europas mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit könne damit geholfen werden. Ursula Groden-Kranich (CDU/CSU) machte deutlich, worum es ihrer Fraktion geht: In der EU würden zwar mehr Patente angemel-det als in den USA, für die Finanzierung stünde allerdings nur

ein Zehntel des Kapitals zur Verfügung. Der Fonds schließe eine Finanzierungslücke in Europa, die nachhaltige und tragfähige In-vestitionen bisher verhindere. Über den neuen EU-Fonds wird Geld privater Anleger gesammelt und in Projekte mit erhöhtem Risiko investiert. Wichtig für die gemeinsame Zustimmung war, dass der Fonds zeitlich befristet ist. Die Linke im Bundestag be-zeichnete den Juncker-Plan als „Tropfen auf den heißen Stein“. Sie forderte einen Marshall-Plan mit 500 Milliarden Euro im Jahr, ein Vorschlag, der keine Mehrheit fand.

www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2015/ kw21_de_europaeischer_investitionsfonds/375186

EU-Haushaltsentwurf 2016143,5 Milliarden Euro will die EU 2016 ausgeben, um ihre po-litischen Ziele zu erreichen. Das schlägt die EU-Kommission in ihrem Entwurf für den Gemeinschaftshaushalt vor. Beinahe die Hälfte der Mittel sollen für „Wachstum und Wettbewerbsfä-higkeit“ reserviert werden (66,58 Milliarden Euro), wobei der größte Anteil mit gut 49 Milliarden Euro wieder für die Regi-onal- und Kohäsionspolitik aufgewendet würde. Für Program-me zur Steigerung von Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Beschäftigung soll es 11,4 Prozent mehr Geld geben. Deutlich mehr Mittel als dieses Jahr will die Kommission für Außen- und Nachbarschaftspolitik sowie humanitäre Hilfe (+28,5 Prozent), Entwicklungszusammenarbeit (+27 Prozent), das Austausch-programm Erasmus+ (+30 Prozent) sowie für Forschung und Entwicklung (+11,6 Prozent) bereitstellen.

www.ec.europa.eu/deutschland/ press/pr_release/13350_de.htm

Ansehen der EUDie Meinung der Deutschen zur Europäischen Union hat sich verschlechtert. Das be-legt eine aktuelle Umfrage des Pew Research Centers. Während das EU-Ansehen in vielen Ländern stabil blieb oder sich sogar verbesserte, ging es in Deutschland auf 58 Prozent (von 66 Prozent im Jahr davor) zurück, heißt

es in der Studie des US-Instituts. In Frankreich lag die Rate bei 55 Prozent, in Großbritannien bei 51 und in Polen bei 72 Pro-zent. In Spanien stieg der Wert von 46 auf 64 Prozent, in Itali-en von 50 auf 63 Prozent. Die Zustimmung zum Euro nahm in Frankreich, Spanien und Italien zu und verharrte in Deutsch-land bei 72 Prozent. Interessant sind die Umfrageergebnisse aus Großbritannien. 55 Prozent der Befragten erklärten, bei einem Referendum für einen Verbleib in der EU zu stimmen; 36 Prozent wollten dagegen votieren. 2013 kam jedes Lager auf 46 Prozent. Die englische Regierung will bis Ende 2017 einen Volksentscheid abhalten.

www.euractiv.de/sections/eu-innenpolitik/ umfrage-ansehen-der-eu-deutschland-schwindet-315122 Fo

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Unternehmensbesteuerung IAuf dem langen Weg zu einer gerechteren Unternehmensbe-steuerung kommt Brüssel allmählich voran. „Jedes Unterneh-men, ob klein oder groß, muss an dem Ort, an dem es seine Gewinne erwirtschaftet, seinen Anteil an Steuern zahlen“, sagte Valdis Dombrovskis, der für den Euro zuständige Kom-missionsvizepräsident. Wie die Kommission dieses Ziel er-reichen will, hat sie kürzlich in einem Aktionsplan vorgestellt. Neu beleben will die Kommission ihren Vorstoß von 2011 für die verpflichtende Einführung einer gemeinsamen, konsoli-dierten Bemessungsgrundlage der Körperschaftssteuer. Der CDU-Europaabgeordnete Burkhard Balz bezeichnet diese Be-messungsgrundlage als „ersten und entscheidenden Schritt“ zu einem gerechteren Steuersystem. „Eine Bekämpfung von Steuerflucht ist solange unmöglich, wie die Mitgliedsstaaten sich einem gemeinsamen Vorgehen verweigern. Der Ball liegt noch immer im Feld der nationalen Regierungen“, sagte Balz. Dabei geht es auch um einen fairen Wettbewerb zwischen den Unternehmen. „Große, kleine und mittelgroße Unternehmen sollten den Binnenmarkt gleichermaßen nutzen können“, sagte Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici.

Unternehmensbesteuerung IISeit Anfang März versucht ein Sonderausschuss des Europa-parlaments, Licht ins Dunkel der generösen Steuerpolitik ge-genüber Großkonzernen in Luxemburg und anderen Ländern zu bringen. Doch Enthüllungen werden in den verbleibenden Sitzungen dieses Ausschusses kaum erwartet. Wichtige Betei-ligte – Finanzminister wie Firmenvertreter – weigern sich, vor den Abgeordneten zu erscheinen. Zahlreiche multinationale Unternehmen haben die Einladung zur letzten Sitzung ein-fach ignoriert. So schrieb Google-Chef Eric Schmidt: „Ich war nicht in der Lage, für diese Anhörung am 1. Juni einen Redner von Google zu organisieren.“ Amazon verwies auf die laufende Untersuchung der EU-Kommission wegen Steuerdumpings. Ikea-Vorstandschef Peter Agnefjäll ließ ausrichten, keine Zeit zu haben. McDonald’s hat auf die Einladung nicht einmal geantwortet. Dieser mangelnde Kooperationswille dürfte al-lerdings das Vorgehen der Europaparlamentarier gegen Steu-erdumpings eher beschleunigen. Laut Co-Rapporteur Michael Theurer, MdEP, will das Europaparlament am 15. Oktober über den Abschlussbericht zur Luxleaks-Affäre abstimmen.

www.michaeltheurer.eu

MindestlohnDas auch in Deutschland als bürokratielastig kritisierte Mindestlohngesetz steht auf dem Prüfstand der EU-Kommission. Sie stört sich an der Bestimmung, dass ein Mindestlohn auch ausländischen LKW-Fah-rern gezahlt werden muss, die Deutschland nur durchqueren oder dort Fracht ausladen. Diese Regelung bewirke „eine unverhältnismäßige Einschränkung der Dienstleistungsfreiheit und des freien Warenver-kehrs.“ Die Kommission hat deshalb die erste Stufe eines Vertragsverletzungsverfahrens gegen die Bun-desregierung eingeleitet. Vor allem polnische Spediteure waren gegen das deutsche Mindestlohngesetz Sturm gelaufen. Der Mindestlohn beträgt in Polen 2,31 Euro, in Luxemburg dagegen 11,10 Euro.

www.liberale.de/content/lkw-mindestlohn-ist-der-falsche-weg

Auf dem Weg zur DigitalunionDie EU-Kommission unternimmt große Anstrengungen, damit Eu-ropa die Chancen der digitalen Re-volution besser nutzt. Darauf wies BVMW-Bundesgeschäf tsführer Minister a.D. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart nach einem Treffen mit EU-Kommissar Günther Oettinger hin. Oettinger hat ein Papier vor-gelegt, wie ein gemeinsamer Markt für digitale Angebote entstehen soll. Europa müsse bei der Digitalisierung

auf Dauer wettbewerbsfähig werden, so Oettinger. Die deutsche Industrie ist bei In-dustrie 4.0 noch führend. Der deutsche Mittelstand muss hier alle Anstrengungen unternehmen, um nicht abgehängt zu werden. Mittelstand 4.0 ist deshalb für den BVMW ein zentrales Zukunftsprojekt. Auch die europäische Cloud gehört zu diesen Projekten. In Europa soll eine eigene Datenwolke betrieben werden, in der die Indus-trie, aber auch mittelständische Unternehmen sicher ihre Daten speichern können.

Gründungen erleichtertDer Rat der EU hat sich auf einen Richt-linienvorschlag für eine Ein-Perso-nen-Gesellschaft (SUP) geeinigt. Das er-leichtert Existenzgründungen. So kann die SUP mit einem Euro gegründet wer-den. Der Mitgliedstaat hat allerdings die Möglichkeit, gesetzliche Rücklagen zu fordern. Eine Online-Eintragung soll ebenfalls möglich sein. Den National-staaten soll auch hierbei ein gewisser Gestaltungsspielraum verbleiben, um zum Beispiel die Gründer sicher online identifizieren zu können.F

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BVMW-Bundesgeschäftsführer Minister a. D. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart mit EU-Kommissar Günther Oettinger.

Der Mittelstand. | 4 | 2015 POLITIK 21

Frankreichs verborgene Schätze

Welches Frankreich hätten Sie gern? Das Land, das seine Strukturprobleme so zögernd angeht, oder das, wo sich Perspektiven öffnen – vorausgesetzt, man wirft einen Blick hinter die Fassade?

Der Schein trügtFrankreich ist heute „der kranke Mann Europas“, so wie es um die Jahrtausendwende Deutsch-land war. Das Wachstum schwächelt, die Leis-tungsbilanz schwankt seit Jahren unter dem Nullpunkt, die Industrieproduktion lahmt, und das Geschäftsklima will sich nicht aufhellen. Das alles kann man täglich in der Presse nachlesen – und noch viel mehr. Die Arbeitslosenquote liegt weit über der deutschen, die Schuldenquote ist erschreckend hoch, das Staatsdefizit wird wohl in naher Zukunft nicht unter die Drei-Prozent-Gren-ze sinken. Frankreich muss seine Reformfähigkeit dringend unter Beweis stellen.

Wenn alles so offenbar im Argen liegt, warum investieren deutsche Unternehmer noch im Nachbarland? Viele haben sich schon vor über einer Generation angesiedelt, darunter führen-de Unternehmen des deutschen Maschinen-baus und der Automobilindustrie. Aber Frank-reich ist auch für Neue ein attraktiver Standort. Vorausgesetzt, man wappnet sich mit Geduld, ist bereit umzudenken und setzt auf das riesige Potenzial, das hinter der angekratzten Fassade schlummert.

Investieren in die ZukunftZwar ist die Planungssicherheit gering, was die Rahmenordnung angeht. Aber die Franzosen sind Meister im Umgang mit sich ändernden Bedin-gungen. Improvisationsgabe und Lernfähigkeit im Umgang mit fremden Gegebenheiten sind Kern-

kompetenzen für ein Land, das eine zentrale Stel-lung für Geschäftsbeziehungen mit Südeuropa oder Afrika hat.

Auch die im Vergleich hohe Abgabenlast bleibt erträglich, sofern Innovationskraft da ist, um sich von einem überwiegend preisorientierten Ange-bot abzugrenzen.

Junge Franzosen sind gut gebildet, aber unge-lernt. Die Regierung plant, die Berufsausbildung auszubauen – der deutsche Mittelstand weiß, wie es geht. Warum nicht die eigene Unternehmens-kultur gleich mit investieren? Die Bereitschaft für Selbstverantwortung und gute Leistung ist da, sie muss nur gezielt gefördert werden.

Bleiben das rigide Arbeitsrecht – irgendwann wird auch das reformiert – und die schwierigen Arbeits-beziehungen. Eine Dosis Unternehmensmitbe-stimmung wäre in Frankreich willkommen, als ge-lebtes Vorbild für kommende Reformen.

Die Geschäftsbeziehungen zwischen beiden Län-dern sind weit besser, als es die Beziehungen auf politischer Ebene derzeit vermuten lassen. Frank-reich und Deutschland sind auf den ersten Blick gegensätzlich. Bei genauer Betrachtung wird deut-

lich, wie komplementär sie in Wirklich-keit sind – hier liegt das Potenzial

für partnerschaftliche Geschäf-te. Diese Chance zu ergreifen, erfordert Weitblick.

Isabelle Bourgeois Wissenschaftliche

Mitarbeiterin am Centre d’Information et de Recherche sur l’Allemagne

contemporaine (CIRAC) in Cergy-Pontoise

Chefredakteurin der Zeitschrift „Regards sur

l’économie allemande“

www.cirac.u-cergy.fr Fo

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22 POLITIK Der Mittelstand. | 4 | 2015

EU beschließt neue Förderung für den MittelstandAus Brüssel kommen gute Nachrichten für den Mittelstand. Die von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker angekündigte Investitionsoffensive mit einem Volumen von 315 Milliarden Euro soll Wachstum und Beschäftigung in Europa ankurbeln.

Seit der Wirtschafts- und Finanzkrise sind die öf-fentlichen und privaten Investitionen gesunken. Deutschland und die EU insgesamt litten zuletzt unter einem hohen Investitionsrückstand. Mit dem Juncker-Plan sollen nun private Geldgeber zu mehr Investitionen angeregt werden. EU-Vize-kommissionspräsidentin Kristalina Georgieva bringt das Ziel der Initiative auf den Punkt:

„Von dieser Investitionsoffensive, die vom EU-Haushalt gestützt wird, profitieren die Men-schen und Unternehmen in Europa, denn sie fördert das dringend benötigte Wachstum und schafft wichtige Arbeitsplätze.“

Kleine und mittlere Unternehmen im Fokus Schwerpunkt des Fonds soll es sein, kleine und mittlere Unternehmen mit innovativen Ideen und überzeugenden Projektentwicklungen zu unter-stützen. Gleichzeitig soll für kleine und mittlere Unternehmen der Zugang zu Finanzierungen er-leichtert werden. Mit dem Juncker-Plan sollen er-folgsversprechende Vorhaben realisiert werden. Im Fokus der Förderung stehen dabei jene strate-gischen Projekte, die ein hohes Risiko bergen und

bisher aus diesem Grund nicht realisiert werden konnten. Genau dort setzt der Juncker-Plan an. Zur Absicherung wurde ein eigener Fonds ge-gründet, der Europäische Fonds für strategische Investitionen (EFSI), das Herzstück des Plans. Durch eine Art Hebelwirkung der Garantien aus dem EU-Haushalt soll in den kommenden drei Jahren ein Investitionsvolumen von 315 Milliar-den Euro erreicht werden.

Der Fonds soll ab September 2015 operativ einsetzbar sein und wird von der Europäischen Investitionsbank verwaltet. Gesucht werden Projekte, die bereits einen gewissen Planungs-fortschritt haben, Erfolgsaussichten bieten aber mit deutlichen Risiken behaftet sind. Nach Angaben der Kommission geht es vor allem um die Förderung von Projekten aus den Bereichen Infrastruktur (zum Beispiel Breitbandnetze, Energie und Verkehr), Bildung, Forschung und Innovation sowie Erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Wichtig für die Bewilligung der Förderung ist, dass die Projekte einen Mehrwert für die EU aufweisen und das Potenzial haben, weitere Investitionen und Projekte anstoßen zu können.

Friederike ZimmermannBVMW

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23Der Mittelstand. | 4 | 2015 POLITIK

Chancenkontinent AfrikaWenn wir über Afrika reden, dann viel zu häufig noch über den K-Kontinent: Konflikte, Kriege, Katastrophen und Korruption. Verbinden Sie mit Afrika, dass die Wirtschaft in den vergangenen 15 Jahren jährlich um fünf Prozent gewachsen ist, dass sich seit der Jahrtausendwende das Bruttoinlandsprodukt verdoppelt hat, und fünf der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in Afrika liegen?

Afrika ist ein Chancenkontinent, auf dem schon eine Reihe deutscher Un-ternehmen investieren: im Maschinenbau und der Gesundheitswirtschaft, in der Energietechnik und der Automobilherstellung, bei den Textilien und in Informations- und Kommunikationstechnologien ebenso wie in das Was-sermanagement.

Hier sind gerade auch mittelständische Firmen aus Deutschland aktiv, einzeln oder in Verbünden, in der Zulieferung oder im Rahmen von Ent-wicklungsprogrammen. Aber hier ist noch lange nicht das Potenzial ausge-schöpft – weder für Afrika noch für den Mittelstand in Deutschland.

Und genau deswegen muss die Außen- und Entwicklungspolitik hier nachjustieren und eine auf den Mittelstand ausgerichtete Außenwirt-schaftspolitik formulieren.

1. Es ist sehr zu begrüßen, dass das Bundesministerium für Wirtschaftli-che Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) jetzt den Schwerpunkt auf Afrika und auf die Wirtschaft als Schlüsselthema legt. Unser Tipp: Das Schlüsselthema muss insbesondere der Mittelstand sein.

2. Die EZ-Scouts (Scouts der Entwicklungszusammenarbeit) sind eine große Hilfe, weil sie unmittelbar die Brücke zwischen den Fördermög-lichkeiten und dem Mittelständler vor Ort bilden. Nutzen Sie diese Chance und wenden sich an unseren EZ-Scout im BVMW, Alexander Knipperts, der genau für solche Kontakte und Beratungen dieses und nächstes Jahr bei uns im Verband ist (s. S. 12).

3. Elementar wichtig ist eine optimale Anlaufstelle für alle offenen Fra-gen im BMZ. Es gibt eine Servicestelle Wirtschaft, die jedoch erst jetzt deutlich personell aufgestockt werden soll. Auch hier muss ein zentra-ler Schwerpunkt auf die persönliche Beratung von mittelständischen Firmen gelegt werden, verbunden mit deutlich einfacheren Antrags-verfahren. Die Servicestelle Wirtschaft muss zu einer wirklichen Ser-vicestelle Mittelstand werden.

4. Seit neuestem gibt es einen Kreis der Vertreter der Privatwirtschaft, in dem der BVMW vertreten ist, um die Interessen potenzieller Investoren aus dem Mittelstand zu vertreten. Wenden Sie sich also auch hier gerne unmittelbar an uns.

5. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Berufliche Bildung sein – mit dem Ausbau von Berufsbildungspartnerschaften. Gerade mit den Erfah-rungen des Mittelstandes in der Dualen Ausbildung können wir hier als BVMW unser unmittelbares Know-how einbringen.

Patrick MeinhardtBVMW Ressort Politik

und Öffentlichkeitsarbeit Fo

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24 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

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25Der Mittelstand. | 4 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Anz_BVMW_Mittelstand_A4_RZ_NEU_Pfade_0715.indd 1 20.07.15 13:50

Tunesien hält am Aufschwung festTrotz der jüngsten Terrorattacken bleibt Tunesien auf Kurs. Nach Diktatur und Arabellion lässt sich das nordafrikanische

Land nicht von seinem Weg hin zu einem modernen demokra-tischen Staatswesen abbringen. Moncef Zeghal, Gründungs-

geschäftsführer des Vereins Tunesischer Absolventen Deutscher Universitäten (VTADU), erläutert die Chancen eines deutschen

Engagements – jetzt erst recht.

Der Mittelstand.: Wie kann der deut­sche Mittelstand die Chancen des anste­

henden wirtschaft­lichen Aufschwungs in

Tunesien nutzen?

Moncef Zeghal: Tunesien hat in der letzten Zeit enorme Sympathie-

punkte für seine erfolgreichen Bestre-bungen hin zur Demokratie errungen. Seit Anfang des Jahres ist eine demo-kratisch gewählte Regierung im Amt,

deren oberstes Ziel es ist, die Wirtschaft des Landes anzukurbeln. Dabei setzt Tu-

nesien auf ein zunehmendes Engagement deutscher und internationaler Investoren. Ak-

tuell sind 250 deutsche Unternehmen mit rund 50.000 Mitarbeitern im Land, in der Mehrzahl Mittelständler der Branchen Elektrotechnik, Au-tomobilzulieferung und Textil.

Was sind die Vorteile eines unternehmerischen Engagements in Tunesien?

Laut Umfrage der AHK Tunesien unter deut-schen Unternehmen vor Ort punktet der Stand-ort durch kurze Transportwege, dank seiner Nähe zu Europa, sowie mit guter Infrastruktur. Unternehmen finden hier qualifizierte Mitarbei-ter und wettbewerbsfähige Kosten. Das Land bietet Potenziale in den Bereichen IT-Outsour-cing, Erneuerbare Energien/Umwelttechnik und

landwirtschaftliche Produkte. Auch Medizin-technik und Pharma bleiben interessant, da sich Tunesien als wichtigster Gesundheitsmarkt der Region etabliert hat.

Tunesien bietet sich als Umschlagplatz für die Region an, sowohl für die Märkte Nordafrikas wie auch als Brücke zu den Ländern der Sub-sahara.

Wie können deutsche und tunesische Unternehmer die Herausforderungen gemeinsam meistern?

In nächster Zeit wird eine weitere wirtschaftliche Liberalisierung des Marktes neue Perspektiven eröffnen. Tunesien hat wie Deutschland keine nennenswerten Bodenschätze, der Schatz des Landes ist sein Humankapital. Da Tunesien mo-mentan mit einer hohen Arbeitslosigkeit kämpft, heißt das für die unternehmerische Seite, dass gut ausgebildetes Personal auf dem Markt zur Verfü-gung steht.

Damit sich die Ausbildung noch mehr an den Be-dürfnissen der Unternehmen orientiert, wird das Modell der dualen Ausbildung in Pilotprojekten mit deutscher Unterstützung (Deutsche Ge-sellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Deutsche Außenhandelskammer, die Red.) ein-geführt. Es gibt einen engen Austausch zwischen deutschen und tunesischen Universitäten und au-ßerdem den Plan einer deutschen Universität in Tunesien.

Moncef ZeghalGründungsgeschäftsführer

des Vereins Tunesischer Absolventen Deutscher

Universitäten (VTADU), seit 2011

Vorstandsmitglied der Deutsch-Tunesischen

Industrie- und Handels-kammer (AHK), seit 2013

deren Vize-Präsident.Vize-Präsident der

Tunesisch-Deutschen Freundschaftsgesellschaft/

Association Tuniso- Allemande (ATA). F

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26 POLITIK Der Mittelstand. | 4 | 2015

27Der Mittelstand. | 4 | 2015 POLITIK1.000 Flyer

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31. August 2015 in Gelsenkirchen16. September 2015 in Rotenburg22. September 2015 in Hamm   5. Oktober 2015 in Miltenberg8. Oktober 2015 in Cottbus   

Sie können das Team von CEWE-Print.de auf den Veranstaltungen des Bundesverband für Mittelständische Wirtschaft persönlich kennenlernen.

Auf Staatsbesuch in China – Sigmar Gabriel im erfolgreichen Einsatz für den MittelstandAls Türöffner für deutsche Mittelständler engagierte sich einmal mehr Mario Ohoven – diesmal in China. Gemeinsam mit rund 70 Wirtschafts- und Pressevertretern begleitete der Mittelstandspräsident Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel in das Riesenreich der Mitte.

Qualitatives statt quantitatives Wachstum, „neue Normalität“, das sind Schlagworte, die diese Reise begleiteten. Es gibt keine zweistelligen Zuwachs-raten mehr wie in den vergangenen 15-20 Jahren. China hat rasant aufgeholt, je nachdem, wie man die Wirtschaftsleistung berechnet, ist das Land mit knapp 1,3 Milliarden Menschen schon jetzt die Nummer 1 vor den USA. Gewaltige strategische Projekte wurden gerade in jüngster Zeit verkündet. „Made in China 2025“: nach dem Vorbild Deutsch-lands und seiner „Industrie 4.0-Strategie“ versucht auch China, auf der Wertschöpfungskette weiter nach oben zu klettern. Anders als bei Industrie 4.0 geht es den Chinesen nicht nur um intelligente Pro-duktion, Ziel ist vielmehr eine umfassende Moder-nisierung der Industrie. Die eigene Wirtschaft soll bis 2020 40 Prozent und bis 2025 sogar 70 Prozent

der Produktion besetzen. Dieses Programm be-deutet auch eine Chance für das Ausland. Und es bedeutet weiter auch Reformen: im Bildungswe-sen, beim Marktzugang, im Steuerrecht, bei den rechtlichen Rahmenbedingungen allgemein.

Ein weiteres gigantisches Investitionsprogramm ist die „neue Seidenstraße“. Peking will seine Sei-denstraße wiederbeleben, die China einst mit Zentral- und Südostasien, den Golfstaaten, Afrika bis nach Europa verband. Die China Development Bank will dafür 890 Milliarden Dollar bereitstellen, die Bank of China weitere 100 Milliarden Dollar.

Auch hier sind für ausländische und deutsche Un-ternehmen Geschäftsmöglichkeiten gewaltigen Ausmaßes gegeben – vieles allerdings noch in der Theorie. In der Praxis belasten Bürokratie, be-schränkter Marktzugang und die jüngst in Kraft getretenen Sicherheitsgesetze die Wirtschaft. Die chinesische Regierung kann jedes unwillkom-mene Projekt oder Geschäft mit Hinweis auf eige-ne „berechtigte Sicherheitsinteressen“ beenden. Als Standortnachteil erweisen sich auch die im-mer stärkeren Restriktionen im Internet und die schärfere Datenüberwachung, die die Kommuni-kation behindern und die Nutzung des firmenei-genen Intranets erschweren. Die Antikorrupti-onskampagne bringt neue Rechtsunsicherheiten in zahlreichen Bereichen mit sich.

Die Herstellung und die Wahrung von Harmonie stehen in China über allem. Dieses Wechselbad der Gefühle beherrschte auch die gemeinsamen Gespräche in Peking, ob mit Handelsminister Gao Hucheng, dem Patentamtsminister Shen Changyu, Minister Xu Shaoshi, Minister für In-dustrie und Informationstechnologie Miao Wei oder im Vier-Augen-Gespräch zwischen Sigmar Gabriel und dem chinesischen Staatspräsidenten

Minister Xu Shaoshi, Vorsitzender des NDRC (National Development and Reform Commission), mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Mittelstandspräsident Mario Ohoven in Beijing (v. li.).

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28 POLITIK Der Mittelstand. | 4 | 2015

Staatsbesuch von Abdel Fattah al-Sisi in Berlin

Xi Jinping. Dazwischen standen Besuche, wie das Produk tionswerk von Bayer in Beijing, auf dem Programm. Bayer erweitert dort gerade seine Produktion um das Doppelte.

Fazit: Das China des Jahres 2015 steht für wachsen-des Selbstbewusstsein, aber auch für das Wissen, dass Kontrolle in einer komplexen Welt, die von Digitalisierung beherrscht wird, immer schwerer zu erreichen ist. Der chinesische Drache muss aufpas-sen, dass seine Größe nicht plötzlich ein Nachteil ist.

Was die wirtschaftlichen Möglichkeiten für deutsche Mittelständler im Bereich der Mitte betrifft, ist der BVMW bestens gerüstet: Ein eigenes Büro in Shanghai mit Niederlassungen in Beijing, Kooperationspartner in Hongkong, aber auch Experten und Netzwerke im Inland

sowie vor Ort eröffnen interessierten Unter-nehmen einen gezielten und erfolgverspre-chenden Zugang.

Hoher Besuch: Der ägyptische Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi besuchte mit einer großen Wirtschaftsdelegation Berlin. Eine gute Gele-genheit für BVMW-Präsident Mario Ohoven, im Rahmen einer Wirtschaftskonferenz die In-teressen des deutschen Mittelstandes zu ver-treten und Chancen auszuloten. In den nächs-ten Jahren sollen bis zu 60 Milliarden Euro in Ägypten investiert werden, ein acht Milliarden Euro-Deal mit Siemens machte den Anfang. Un-terstützung vor Ort leistet BVMW-Mitgliedern ein eigenes Auslandsbüro in Kairo unter Leitung von Dr. Ashraf Hanna. (s. S. 30)

Rainer PtokBVMW

BVMW-Präsident Mario Ohoven mit Bundeswirt-schaftsminister Sigmar Gabriel und dem ägyptischen Staatspräsidenten Abdel Fattah al-Sisi (re.) beim Staatsempfang in Berlin (v. li.).

Die deutsche Delegation bei Bayer in Beijing.

Mario Ohoven mit Bundeswirtschaftsminister a. D. Michael Glos.

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p29Der Mittelstand. | 4 | 2015 POLITIK

Ägypten

Dr. Ashraf Hanna Mikail

[email protected]

Beratungsschwerpunkte: Unterstützungvon Unternehmen beim Geschäftsaufbauund der Markterschließung sowie bei derAuslagerung von Geschäftsprozessen(z. B. Buchhaltung), Rechtsberatung

Brasilien/Sao Paulo

Ilka von Borries-Harwardt

[email protected]

Beratungsschwerpunkte: Marktrecher-chen, Markteintritt, Geschäftspartner-vermittlung, Logistikdienstleistungen,Messebetreuung, Besuchsbetreuung

China

Winfried Bostelmann

[email protected]

Beratungsschwerpunkte: Standort- Analyse, Markteintritt, Networking/Matchmaking/M&A, Guided BusinessTours, Vertriebsunterstützung

Weltweit präsent für den MittelstandIn rund 30 strategisch wichtigen Ländern und Regionen ist der BVMW seit Jahren erfolgreich vertreten. Unsere 23 Auslandsrepräsentanzen bieten eine umfassende Begleitung vor Ort. Sie helfen bei Rechts- und Steuerfragen, unterstützen bei Marktzugang und Produkteinführung.

Frankreich/Nordafrika

Marlies Ullenboom [email protected] Beratungsschwerpunkte: Marktanalyse,Firmengründung, Rechtsberatung und -vertretung, Fachkräftesuche, Coaching,Vermittlung von Kooperationspartnern,Bildungsreisen, Incentive-Events

Fürstentum Liechtenstein

Othmar [email protected]

Beratungschwerpunkte: Vermarktung innovativer Produkte, Coaching imNachfolgeprozess und Start-ups,Ansiedlung in Liechtenstein

Indien

Daniel [email protected]

Beratungsschwerpunkte: Markteintritt, Vertriebsaufbau, Personalsuche, Mergers & Acquisitions, Interkulturelle Schulungen

Italien

Fabrizio Bianchi Schierholz

[email protected] Beratungsschwerpunkte: Unterneh-mensgründung, Einstellung/Entlassung von Personal, markenrechtliche Themen (auch IT), Vertragsgestaltung

Japan

Michael Andreas Müller

[email protected]

Beratungsschwerpunkte: Rechtsberatung und Japan-Beratung in allen Branchen mit Fokus auf Vertrieb und produzierendes Gewerbe

Katar/Golfstaaten

Alexander HildebrandVincent Traub

[email protected]

Beratungsschwerpunkte: Unternehmer-reisen, Beratung beim Markteintritt in Katar und Golfstaaten Steuerberatung,Zollberatung und Rechtshilfe F

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30 POLITIK Der Mittelstand. | 4 | 2015

Luxemburg

Martin [email protected]

Beratungsschwerpunkte: Gründung und Verwaltung von Auslandstöchtern, M&A, Recruiting, Personalmanagement

Mexiko

Thomas [email protected]

Beratungsschwerpunkte: strategischer Niederlassungsaufbau in Mexiko, treuhänderische Unter-nehmensverwaltung, Steuerberatung, Finanzbuchhaltung & Reporting

Mongolei

Marc [email protected]

Beratungsschwerpunkte: Umsetzung von Produkt entwicklungen, Auffindung und Realisierung von vertriebs orientierten Lösungen, Begleitung bei Auslandsprojekten

Polen

Dr. Markus [email protected]

Beratungsschwerpunkte: Exportstrategie, Vertriebsnetzwerk, Firmenübernahme, Markterschließungs-projekte

Polen (Krakau, Warschau)

Dr. Joanna BzdokDr. Tomasz Mayor

[email protected]

Beratungsschwerpunkte: Entsendung und Arbeitnehmer überlassung von polnischen Arbeitskräften nach Deutschland, Markteintritt

Rumänien

Dipl.- Ing. Adina [email protected]

Beratungsschwerpunkte: Marketing,Kommunikation und Vertrieb für Unter-nehmen aus Deutschland und Rumänien

Russland

Elena [email protected]

Beratungsschwerpunkte: Marketing, Messen, Konferenzen, Ausstellungen, Unternehmerreisen, Geschäftsaufbau

Schweiz

Thomas [email protected]

Beratungsschwerpunkte: Steuer- undWirtschaftsberatung, Wirtschaftsprü-fung, Geschäftspartnervermarktung, Unterstützung beim Geschäftsaufbau

Spanien und Portugal

Ilídio César Ferreira [email protected]

Beratungsschwerpunkte: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung,Unternehmensberatung, Due Diligence, Unterstützung bei Unternehmens-kommunikation und Geschäftsaufbau

Tschechische Republik/Slowakei

Martin [email protected]

Beratungsschwerpunkte: Steuerrecht, M&A, internationale steuerlicheunternehmerische Tätigkeiten, Geschäftsaufbau

Türkei

Wolfgang [email protected]

Beratungsschwerpunkte: Markteintritt Türkei, Aufbau und administrative Führung lokaler Gesellschaften, Logistik- und Zollberatung, Personalvermittlung

Ungarn

László Nyá[email protected]

Beratungsschwerpunkte: Führungskräfte, Firmencoaching, Markterschließung und Geschäftsaufbau

31Der Mittelstand. | 4 | 2015 POLITIK

Es gab eine Zeit, da wandelten die Menschen über die Erde und erzählten einander Geschich-ten. Großartige Geschichten, die sich von Ort zu Ort veränderten. Gute Geschichten wuchsen, schlechte verschwanden. Immer war der Erzäh-ler mit seinen Zuhörern zusammen – in Raum und Zeit. In heutigen Begriffen: Produzent und Rezipient waren in dieser Phase der Oralität an-einander gebunden, die Eintrittshürde zum Pro-duzenten war niedrig.

Dann kam die Schrift. Und die Geschichten der Welt froren ein, ihrer Dynamik beraubt. Groß-artige Werke entstanden, die uns bis heute prä-gen: Homers Ilias und Odyssee, die Bibel, der Koran, der Beowulf, das Nibelungenlied. Viel später wurde in Mainz der Turbo des Zeitalters der Literalität gezündet. Johannes Gutenberg verhalf mit seiner Erfindung der beweglichen Lettern dem geschriebenen Wort zum Durch-bruch. In heutigen Begriffen: Die Produktion wurde monopolisiert und von der Rezeption getrennt, gleichzeitig die massenhafte Verbrei-tung ermöglicht.

Als nächstes entstanden die Massenmedien, erst im Print als Flugschriften und Zeitungen, dann als Hörfunk und Fernsehen. Die Produk-tion wurde weiter monopolisiert, kein Rückka-nal erlaubte den Lesern, Hörern und Sehern, daran teilzuhaben. Auch die erste Phase der Digitalisierung änderte daran nichts, die frühen

an die Masse gerichteten Internet-Angebote waren ebenso kommunikative Einbahnstraße. Politisch-gesellschaftlich skurril, dass unsere Demokratien gerade in jener Zeit entstanden und sich festigen konnten, in denen das gemeine Volk medial auf die Rolle des passiven Empfän-gers limitiert war.

Erst als die Technologien des Web 2.0 aufkamen, änderte sich dies wieder: Weblogs ohne große technische Hürden, das Angebot, Kommentare und Bewertungen abzugeben, die auf maximale Interaktivität getrimmten Sozialen Netzwerke – in diesem Lichte erscheint der Vergleich un-serer Zeit mit jener des Johannes Gutenberg durchaus plausibel. Die digitale Revolution mit ihrer fundamentalen Machtverschiebung vom Anbieter zum Nachfrager, also zum Kunden, Bürger oder Mitarbeiter, verdient ihren Namen wahrhaftig.

Anders gesagt: Nach Jahrtausenden sind Er-zähler und Zuhörer endlich wieder vereint – in (virtuellem) Raum und Zeit. Viele Geschichten entstehen wieder im Volk, bahnen sich von un-ten aus ihren Weg, gute Geschichten wachsen, schlechte verschwinden. Soziale Netzwerke und ihre Technologien geben den Menschen das gute Gefühl zurück, nah beieinander zu sein.

Unternehmer, die das heute verstehen, sind die Erfolgreichen von morgen.

Erzählt mehr Geschichten!

Guido AugustinBVMW-Pressesprecher

RheinhessenSocial Media-Experte, PR-Berater und Autor

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Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner

32 KOLUMNE Der Mittelstand. | 4 | 2015

Außenwirtschaft in Zahlen

1.133.542 Millionen Euro betrug der deutsche Export im Jahr 2014. Damit erhöhte sich der Export gegenüber dem Vorjahr um 3,7 Prozent. Im Vergleich dazu waren es 1990 nur 348.117 Millionen Euro. Auch bei den Impor-ten gab es einen Zuwachs und zwar um 2,1 Prozent auf 916.636 Millionen Euro. 1990 importierte Deutsch-land Waren im Wert von 293.215 Millionen Euro. Bei den Ausfuhren für 2014 steht Baden-Württemberg mit 181.229 Millionen an der Spitze der Bundesländer. Quelle: Statistisches Bundesamt

Millionen Euro machte der Anteil der Exporte an Kraftwagen, Kraftwa-genteilen und sonstigen Fahrzeugen in 2014 aus, gefolgt von Maschinen (166.077) und chemischen Erzeugnis-sen (107.176). Datenverarbeitungsge-räte, elektrische und optische Erzeug-nisse stehen an vierter Stelle (89.639).

Quelle: Statistisches Bundesamt

24.800.000.000Euro

hat die Bundesregierung 2014 im Rahmen der Hermes-Deckungen für die Gewährleistung von Auftragswerten übernommen. Dies ent-spricht rund 2,2 Prozent des deutschen Ge-samtexports von gut 1,1 Billionen Euro. Dieser Wert liegt zwar mit minus 11 Prozent deutlich unter dem Wert des Jahres 2013, bleibt aber weiterhin über dem Niveau vor der Finanzkrise. Der Anteil vom Bund übernommener Deckun-gen für Exporte in Entwicklungs- und Schwel-lenländer einschließlich der Staaten Mittel- und Osteuropas sowie der GUS-Staaten betrug 2014 etwa 84 Prozent und lag damit über dem Vorjahreswert.

Quelle: Bundesministerium für Finanzen

Millionen Standardcontainer wurden 2014 im Hamburger Hafen umgeschlagen. Dies entspricht einem Zuwachs von 5,1 Prozent. Zurückzuführen ist das starke Wachstum im Containerumschlag vor allem auf den mit ei-nem Plus von 9,8 Prozent gestiegenen Cont-ainerverkehr mit China. Das Reich der Mitte ist mit rund 3,0 Millionen Standcontainern Hamburgs bedeutendster Marktpartner im Containerverkehr.

Quelle: Hamburger Hafen

der rund 350.000 deutschen Exporteure sind mittelstän-dische Unternehmen. In Deutschland exportieren gut 12 Prozent aller Unterneh-men. Die Zahl der Exportun-ternehmen – insbesondere der kleinen Unternehmen, die erstmals auf ausländi-schen Märkten aktiv wurden – ist dabei in den letzten Jah-ren kontinuierlich gestiegen. Der Mittelstand ist somit nicht nur das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, son-dern auch eine wichtige Stüt-ze der deutschen Exportwirt-schaft.

Quelle: Institut für Mittelstandsforschung

Bonn

169,4 Milliarden Euro wurden 2014 nach vorläufigen Ergebnissen zwischen Deutschland und Frankreich ge-handelt (Exporte und Importe). Das Nachbarland war damit auch im Jahr 2014 wieder Deutschlands wichtigster Handelspartner. Auf den Rängen zwei und drei folgten die Nieder-lande mit einem Warenverkehr in Höhe von 161,3 Milliarden Euro und die Volksrepub-lik China mit einem Außenhandelsumsatz von 154,0 Milliarden Euro.

Quelle: Statistisches BundesamtIllu

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3333Der Mittelstand. | 4 | 2015 ANGEZÄHLT

Wer sich in Spanien eine Immobilie kaufen möch-te, sollte sich durch die Bestellung einer Beschei-nigung aus dem Grundbuch vergewissern, dass die gewünschte Immobilie keine Belastungen aufweist, und dass Verkäufer und Eigentümer identisch sind. Das spanische Grundbuch ist öf-fentlich und jedem zugänglich. Grundbuchaus-züge und Bescheinigungen können heute schnell und unkompliziert per Internet bestellt werden. In jedem Fall ist aber auch ein Besuch bei der Stadtverwaltung klug, um die Baueigenschaften der Immobilie zu erfahren.

Vor dem notariellen Kaufvertrag empfiehlt es sich, einen privaten Kaufvertrag oder Options-vertrag abzuschließen, der alle wesentlichen Punkte des endgültigen Kaufvertrages enthält. Dabei ist es üblich, eine Anzahlung in Höhe von zehn Prozent des vereinbarten Kaufpreises zu vereinbaren.

Spanische Notare sind gesetzlich verpflichtet, vor der Unterzeichnung der Kaufurkunde einen Grundbuchauszug zu bestellen, um die Eigen-tumsverhältnisse und die Belastungen der Immo-bilie in Erfahrung zu bringen, sich über die Identi-tät und über die Geschäftsfähigkeit der Parteien zu vergewissern und die Parteien auf ihre steuer-lichen und sonstigen gesetzlichen Pflichten hin-

zuweisen. Sie kontrollieren dabei jedoch nicht die Erfüllung der jeweiligen Leistungen der Parteien. Eine Auflassungsvormerkung gibt es im spani-schen Immobilienrecht anders als im deutschen nicht.

Nach Unterzeichnung des notariellen Kaufver-trages ist der Käufer, dem die Zahlung der Grund-erwerbsteuer obliegt, verpflichtet, die „Auto-liquidación“, das heißt, die Selbstabrechnung der Steuer zu veranlassen. Er sollte auch dafür sorgen, dass die Urkunde umgehend dem Grund-buchamt übermittelt wird, damit das Grundbuch bis zur Eintragung der Urkunde für andere Vor-gänge gesperrt wird.

Nach Eingang von Grunderwerb- und Wertzu-wachssteuer erfolgt die Eintragung ins Grund-buch, die rückwirkend gilt ab dem Zeitpunkt der physischen Vorlage der notariellen Kaufurkunde.

Um die Zahlung des Kaufpreises sicherzustellen, können im notariellen Kaufvertrag auflösen-de und aufschiebende Bedingungen vereinbart werden, die ins Grundbuch eingetragen werden können und die dazu führen, dass ein säumiger Käufer aus dem Grundbuch wieder ausgetragen wird, sollte er den Kaufpreis nicht rechtzeitig oder vollständig bezahlen.

Spanische Immobilien sind wieder empfehlenswert als Investition. Gerade wegen der Wirtschaftskrise lassen sich gute Angebote finden und Geschäft und Vergnügen verbinden. Doch Vorsicht vor dem Fiskus!

Ohne Fiskus keine Finca

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34 IBWF Der Mittelstand. | 4 | 2015

GrunderwerbsteuerDie Grunderwerbsteuer (Impuesto de Trans-misiones Patrimoniales) ist erst bei der zweiten oder einer nachfolgenden Übertragung der Im-mobilie zu bezahlen. Bei der ersten Übertragung fällt eine Mehrwertsteuer von aktuell zehn Pro-zent an.

Die Gestaltung der Grunderwerbsteuer unter-liegt den autonomen Regionen Spaniens, sie vari-iert zwischen acht und elf Prozent, abhängig vom Kaufpreis: je teurer die Immobilie, desto höher der Steuersatz.

Erwirbt ein Käufer eine Immobilie von einem „Nicht-Residenten“, also von einem Eigentümer, der in Spanien steuerlich nicht gemeldet ist, muss er drei Prozent des Kaufpreises an das spa-nische Finanzamt weiterleiten. Das Finanzamt betrachtet diesen Betrag als Anzahlung auf die Steuer, die der Verkäufer für einen möglicher-weise erzielten Nettogewinn zahlen muss, denn das Finanzamt verlangt von Nicht-Residenten zwanzig Prozent des durch den Verkauf der Im-mobilie erzielten Nettogewinns. Darauf werden

die drei Prozent des Kaufpreises, die der Käu-fer bereits abgeführt hat, angerechnet. Seit der EU-Richtlinie 2011/16 und wegen der Pflicht der Notare, jeden Immobilienkaufvertrag dem Finanzamt zu melden, kann es in Kooperation mit dem jeweiligen Heimat-Finanzamt die fäl-ligen Steuerbeträge mittlerweile ohne großen Aufwand prüfen.

Wertzuwachssteuer Immobilienverkäufer müssen die Wertzuwachssteuer (um-gangssprachlich „plusvalía“) entrichten, eine Gemeinde-steuer, die bei jedem Grund-stücksgeschäft fällig wird. Sie wird aus dem Katasterwert des Grundstücks und einem von der Gemeinde festgelegten

Prozentsatz (zwei bis vier Prozent) ermittelt, multipliziert mit der Anzahl der Jahre, die die Immobilie dem Verkäufer zum Zeitpunkt des Verkaufs gehört hat ( maximal zwanzig Jahre). Dieser Wertzuwachs unterliegt dann einer Be-steuerung von in der Regel zwischen zwanzig und dreißig Prozent.

Die Wertzuwachssteuer war so lange unbedeu-tend, bis die Gemeinden den Katasterwert der Grundstücke beträchtlich angehoben haben, manchmal sogar über den Marktwert der Immo-bilien hinaus. In diesen Fällen ist die steuerliche Belastung beträchtlich. Daher empfiehlt es sich, die konkrete Verordnung über die Wertzuwachs-steuer der jeweiligen Gemeinde rechtzeitig zu prüfen.

Pilar Sagués EspunyEuropäische Rechts-anwältin für spanisches und internationales RechtMitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V.

www.spanisches- immobilienrecht.de

„ Die Gestaltung der Grunderwerbsteuer unterliegt den autonomen Regionen Spaniens.

35Der Mittelstand. | 4 | 2015 IBWF

Spiel mit dem Feuer des DrachensEin Joint Venture mit einem lokalen Partner ist für viele Mittelständler eine interessante Option für Geschäfte in China. Oft befürchten sie allerdings ungewollten Technologieabfluss oder sogar aktiven Know-how-Abgriff durch den Partner. Auch die Rolle des chinesischen Staates bereitet häufig Unbehagen.

36 IBWF Der Mittelstand. | 4 | 2015

Lutz BernersGeschäftsführender GesellschafterBerners Consulting GmbHMitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V.

www.bernersconsul-ting.com/de

Seit Jahren liegt der Anteil der Joint Ventures (JV) an ausländischen Neugründungen in China stabil bei etwa zwanzig Prozent. Die Berners Consulting berät vor allem deutsche Mittel-ständler in China. Fälle von missbräuchlichem Technologieabfluss haben nach deren Erfah-rung bislang kaum stattgefunden. Weil sich die einschlägige Fachliteratur zu diesem Thema bis-her aber nur mit den Risiken für Großunterneh-men beschäftigt, hat sich die Berners Consul-ting jetzt an einer wissenschaftlichen Studie beteiligt, die Partnerschaften mit chinesischen Privatunternehmen untersucht.

Privat und privat gesellt sich gernDie Ergebnisse sind eindeutig und decken sich mit den praktischen Erfahrungen der Consul-tants. Die Kooperationsbeziehungen sind nicht durch das Thema „Schutz geistigen Eigentums” beeinträchtigt, es wird üblicherweise offen und pragmatisch gehandhabt und nimmt in der Kommunikation zwischen den Partnern keinen großen Stellenwert ein. Der chinesische Partner wird nicht primär als Risikofaktor, sondern als echter Geschäftspartner wahrgenommen und häufig sogar als unterstützender Faktor für den Schutz geistigen Eigentums betrachtet. Prägend ist hierbei die Vertrauensbeziehung zwischen den Unternehmern.

Die staatlichen Rahmenbedingungen für den Schutz geistigen Eigentums werden allerdings von beiden Seiten weiterhin als schwierig einge-schätzt. Die Regierungsstrategie zum Techno-logietransfer wird zwar wahrgenommen, zeigt aber bisher keine unmittelbare Wirkung.

In China hat sich mittlerweile eine echte Unter-nehmerschicht gebildet, die an wirtschaftlicher Nachhaltigkeit interessiert ist und nicht aus-schließlich auf den kurzfristigen Erfolg abzielt. Für das Erreichen solcher Ziele sind chinesische Partner auf das JV angewiesen. Da das geistige Eigentum meist die Erfolgsgrundlage des JV ist, haben die chinesischen Partner ein ureigenes Interesse an dessen Schutz.

Erfolgreiche Kooperationsbeziehungen sind überall durch Vertrauen gekennzeichnet. Mit chi-nesischen Partnern spielt die Vertrauensbezie-hung aber eine besondere Rolle, da sich hieraus ein stärkeres moralisches Verantwortungsgefühl der chinesischen Seite hinsichtlich des Wohls des

deutschen Partners ergibt. Vertrauen bildet sich durch die wiederholte direkte Interaktion zwi-schen Individuen. Der Mittelstand mit seinen per-sonenbezogenen Prozessen und der Bündelung vieler Schlüsselfunktionen beim Unternehmens-eigentümer ist hierfür in der Regel gut aufgestellt.Es kommt also in jedem Einzelfall auf den rich-tigen Partner und den sorgfältigen Aufbau der Beziehung an. Die Entscheidung, in China zu investieren, muss gleichbedeutend sein mit der Entscheidung, sich mit den dortigen Gegeben-heiten auseinanderzusetzen und diese als Tat-sache anzunehmen.

Es ist wichtig, die Ziele des Partners für die Ko-operation zu kennen. Diese sollten eine lang-fristige Abhängigkeit vom JV implizieren. Wenn man einen Partner findet, dessen Ziele mit den eigenen übereinstimmen, kann der Partner als Auge und Ohr vor Ort auch positiv zum Schutz des geistigen Eigentums in China beitragen.

Bei einem erfolgreichen Start der Kooperation und späteren Erfolgen sollte man den Partner als eigenständigen wirtschaftlichen Akteur ernst nehmen. Der Partner richtet sein Ver-halten nach seinen eigenen Zielen aus, die sich aber im Laufe der Zeit durchaus ändern können. Daher sind eine kontinuierliche Abstimmung mit dem Partner sowie regelmäßige Strategiere-views unerlässlich für eine nachhaltig erfolgrei-che Partnerschaft.

„ Es kommt in jedem Einzelfall auf den richtigen Partner und den sorgf ältigen Aufbau der Beziehung an.

Die Studie basiert auf der Masterarbeit von Theresa Kaut im Studiengang „China Business and Economics“ an der Universität Würzburg. Kaut befragte mehrere Dutzend deutsche und chinesische Entscheidungsträger mittelständi-scher Joint Ventures, Unternehmensberater, Rechtsanwälte und weitere China-Experten und wurde mit der Bestnote 1,0 ausgezeichnet.F

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37Der Mittelstand. | 4 | 2015 IBWF

Benjamin KnöflerKNOEFLER –

The Relations ExpertMitglied im IBWF Institut

für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung

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Andere Länder, andere Sitten

Naher Osten, Arabische Halbinsel oder „Frucht-barer Halbmond“ sind nur einige Begriffe, um ein im internationalen Sprachgebrauch als Middle East bezeichnetes Territorium zu bezeichnen. Fest steht, der arabische Raum ist diversifiziert. Die Staaten des Golf-Kooperationsrates (GCC) bilden hier die wirtschaftlich stärkste Allianz. Für die EU-Staaten, vor allem aber auch für Deutschland, sind die GCC-Mitglieder von strategischer Bedeu-tung. Sie sind bereits heute wichtigster Handel-spartner im gesamten arabischen Raum (vier Pro-zent der Gesamtausfuhr in Drittländer).

Die Dubai World Expo und die Fußball-Weltmeis-terschaft in Katar sind Ausdruck des intensiven Bemühens der GCC-Länder, ihre wirtschaftliche Basis durch Investitionen in Sektoren wie Che-mie, Medizin, Logistik, Finanzen und Tourismus zu erweitern und ihre Abhängigkeit von Öl und Gas kontinuierlich zu verringern. Dafür sind westliche Partner gefragt, „Made in Germany“ genießt hohes Ansehen. Die Araber der Region gehören dabei zu den Musterkunden jedes deutschen Mittelständ-lers – sie sind an verlässlichen Partnerschaften in-teressiert und bereit, für Qualität zu zahlen.

Allein in den Vereinigten Arabischen Emiraten zählt die Außenhandelskammer mehr als 800

deutsche Unternehmen. Um in der Region tat-sächlich erfolgreich zu sein, muss einem Unter-nehmen aber klar sein, dass die Geschäftsent-wicklung hier anderen Regeln folgt. Beispiele zeigen: Ist man sich der feinen Unterschiede nicht bewusst, können Unsummen in kurzer Zeit ver-brannt werden. Sinnvoll ist es daher, Expansions-strategien mit Hilfe von Experten zu entwickeln und den arabischen Markt in kleinen Schritten kennenzulernen.

Tipp 1 – Ansehen und Vertrauen„Ich mache Geschäfte mit Menschen, nicht mit Un-ternehmen“, sagt beispielsweise Fahed Shahed, ein Unternehmensberater mit Sitz in Dubai. Als Inte-rim Manager hat er in den vergangenen fünfzehn Jahren auch einige deutsche Unternehmen in den GCC-Markt begleitet. „Bei Verhandlungen ist es wichtig, stets nicht nur das anstehende Geschäft, sondern eine langfristige persönliche Beziehung in Aussicht zu stellen.“

Tipp 2 – Flexibel bleibenDie deutsche Gründlichkeit ist hoch angesehen, das Drängen auf einen Abschluss aber von Nachteil. „In der ersten Phase sollte man vorbereitete Verträge in der Tasche lassen“, verrät Daniel Pacic. Sein Vater kam in den Siebzigern als Ölarbeiter in das Emirat Schardscha und blieb. Pacic unterstützt als Senior-berater bei einer renommierten Firmengruppe Unternehmen bei der Registrierung von Niederlas-sungen und Repräsentanzen im Nahen Osten.

Tipp 3 – GleichgewichtHandelt es sich auf arabischer Seite um Entschei-der am Tisch, schickt man nicht die zweite Garde. Gesprochen wird immer auf gleicher Hierarchie-ebene. Ein Satz wie „Ich muss Rücksprache halten“ kann Verhandlungen beenden.

World Expo 2020, Fußball Welt-meisterschaft 2022 – Middle East ist in aller Munde. Für deutsche Mittelständler können Geschäfte in Abu Dhabi, Doha, Kuwait, Manama, Maskat und Riad lukrativ sein – mit dem richtigen Einstieg.

„ Um in der Region tatsächlich erfolgreich zu sein, muss einem Unternehmen klar sein, dass die Geschäftsentwicklung hier anderen Regeln folgt.

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38 IBWF Der Mittelstand. | 4 | 2015

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Umweltschutz, Innovationen und Gründergeist werden in den kommenden Monaten ausgezeichnet. Hier stellen wir Ihnen ausgewählte Unternehmerpreise vor.

Deutscher Rohstoffeffizienz-PreisDas Bundeswirtschaftsministerium und die Deutsche Rohstoffagentur ehren Unternehmen, denen Rohstoff- und Materialeffizienz in der Praxis gelingt. Im Herbst werden vier Unternehmen und eine Forschungseinrichtung ausgezeich-net. Teilnehmen können Unternehmen mit bis zu tausend Mitarbeitern. Ent-scheiden wird eine Jury bestehend aus Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. Bewerbungen bis 22. September 2015

www.bgr.bund.de/DERA/DE/Rohstoffeffizienzpreis/rep_node.html

Deutschlands beste Arbeitgeber/Great place to workIn Kooperation mit dem Handelsblatt und anderen Partnern zeichnet die Great Place to Work-Studie Unternehmen aus, die für ihre Mitarbeiter eine motivie-rende und wertschätzende Arbeitsumgebung bieten. Auf Grundlage einer Mit-arbeiterbefragung und einer Maßnahmenanalyse im Bereich Personal werden Deutschlands Beste Arbeitgeber ermittelt. Teilnehmen können alle deutschen Unternehmen ab fünfzig Mitarbeitern.Bewerbungen bis Oktober 2015

www.greatplacetowork.de/dba-teilnehme/dba-zeitplan

Der deutsche InnovationspreisIn den Kategorien Start-up, Mittelständische Unternehmen und Großunterneh-men werden die innovativsten Firmen Deutschlands ausgezeichnet. Bewerben kann sich nur, wer den Markterfolg seiner Innovation objektiv belegen kann, wie zum Beispiel durch Kundenreferenzen oder Umsatzzahlen. Schirmherr ist das Bundeswirtschaftsministerium in Kooperation mit Accenture, EnBW, der Wirt-schaftswoche und anderen Partnern.Bewerbungen bis 30. Oktober 2015

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„Recruiting 2.0“

Das Start-up Jobclipr möchte den Markt im Bereich Internet-Stellenbörsen revo-lutionieren und ein multimediales Prä-sentieren ermöglichen. Ob Bilder, Videos, Social Media Feeds oder auch Texte und Dokumente – jeder Jobsuchende soll sich möglichst umfangreich vorstellen kön-nen. Unternehmen ihrerseits präsentie-ren sich als Arbeitgeber mit Firmen- und Jobvideos. In Zukunft sollen Unterneh-men und Bewerber dann Bewerbungsge-spräche online auf der Plattform führen – per Live-Video-Konferenz.

www.jobclipr.com

Google bestraft veraltete Firmen-WebsitesGoogle setzt Seiten, die nicht für die mobile Nutzung optimiert sind, im Suchmaschinen-Ranking herab. Das bedeutet für Unter-nehmen, dass sie ihren Internet-Auftritt dahingehend überprüfen müssen, ob er responsive ist, sich also dem jeweiligen Endgerät an-passen kann. Mit dem Mobile Friendly Test von Google lässt sich

nachvollziehen, wie eine Website in Sachen responsive Design bewertet wird. Zusätzlich kann man die eigene Website auf even-tuelle Darstellungsfehler überprüfen. Hilfeleistung bei Problemen bietet u. a. die Hofheimer Agentur Hauptsache Kommunikation.

www.hauptsache-kommunikation.de

Studentische Unternehmensberater neu im BVMWPaul Consultants der TU Dresden ist als erste studentische Unternehmens-beratung in den Bundesverband mittel-ständische Wirtschaft aufgenommen worden. Um die Mitgliedschaft zu er-möglichen, wurde ein Förderer für die studentische Initiative gesucht. Frank Jürgen Schäfer von der Elbe-Stahlwer-ke Feralpi GmbH zeigte sich begeistert von dem Projekt und entschloss sich, es durch eine Spende zu fördern. Der Vorsitzende von Paul Consultants, Pa-trik Krause, zeigte sich erfreut über die Netzwerk-Möglichkeiten des Verbands und hofft auf neue Kooperationen mit Unternehmen, auch in Bezug auf Ab-schlussarbeiten oder Praktika.

www.paul-consultants.de

UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 201540

Neu: Förderung der Energieeffizienz für GewerbegebäudeMaßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in Gewerbegebäuden werden jetzt durch ein neues KfW-Programm gefördert. Vor kurzem startete das KfW-Energieeffizienzprogramm „Energieeffizient Bauen und Sanieren“. Es richtet sich an Unternehmen und Freiberufler, die ihre Gebäude energieeffizient sanieren oder neu bauen. Gefördert werden unter anderem moderne Heizsysteme, stromsparende Beleuchtung sowie Fassadendämmungen.

www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/Energie-Umwelt/ F%C3%B6rderprodukte/EE-Bauen-und-Sanieren-Unternehmen-276-277-278/

Abschaltung des ISDN-Netzes bis 2018

Die Telekom hat beschlossen, ihr ISDN-Netz bis 2018 abzuschalten. Kunden, die noch einen ISDN Anschluss nutzen, sollen in einzelnen Umstellungsetappen auf ein moderneres IP-Netz umgestellt werden. Telefonie wird dann ebenfalls über IP stattfinden. Gründe dafür sind laut Telekom die Modernisierung des Netzes für die Zukunft. Dies betrifft alle Telekom ISDN-Kunden.

Unternehmer sollten sich bereits jetzt bei der Telekom oder bei ihrem Ver-tragspartner informieren, welche Schritte zu unternehmen sind.

www.municall.de

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Archiv als GeschäftsideeRenè Vomacka, Geschäftsführer der Magdeburger Bidras GmbH hat vor Papier-bergen keine Angst, ganz im Gegenteil. Mit seiner Firma will er Unternehmen unter anderem helfen, die Flut von nicht mehr benötigten Unterlagen zu sichten, diese zu verwalten, zu digitalisieren und gegebenenfalls zu vernichten. Gerade Mittelständ-ler sollen so von aufwändiger Büro- und Verwaltungsarbeit entlastet werden.

www.bidras.de

Gezielt zu mehr LebenszufriedenheitZufriedenheit bestimmt entscheidend unsere Gesundheit und Leistungsfähig-keit. Genau hier setzt das „Happiness Mentoring“ an. Es wurde entwickelt, um stressbedingten Erkrankungen wie Burn-out und Depressionen entge-genzuwirken. Das Mentoren-Team un-terstützt Menschen dabei, sich auf ihr Glück zu besinnen und aktiv nach mehr Zufriedenheit, Gesundheit und Lebens-qualität zu streben. In persönlichen Ge-sprächen und Kursen werden so positive Lebensperspektiven entwickelt und der individuelle Weg zur eigenen Lebenszu-friedenheit geebnet.Wissenschaftliche Evaluation mittels Fragebögen, tägliche Glücksmessun-gen und die Bestimmung des Stresshor-mons Cortisol sollen die Qualität des Mentorings sichern.

www.happiness-mentoring.com

Vorsorgevollmacht für Selbstständige und Unternehmer

Mehr als andere Personen sind Selbst-ständige, Freiberufler und Unternehmer auf einen Bevollmächtigten angewiesen, da oft eine Firma, Praxis oder ein klei-ner Betrieb von der Person des Chefs oder der Chefin abhängig ist. Mit einer entsprechenden vertraglichen Vorsor-ge vermeidet man im Krankheitsfall Stillstand, ungewollte neue Partner und letztlich eine Insolvenz. Dies fließt oft auch in das Ranking einer Firma ein, es

geht also um die Kreditfähigkeit. Jeder Selbstständige oder Unternehmer sollte

deshalb einen Notfallkoffer mit Papieren anle-gen. Dieser sollte alle wesentlichen Dokumente ent-

halten und damit den Bevollmächtigten in die Lage verset-zen, sofort im Sinne des Vollmachtgebers zu handeln.

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mDer Mittelstand. | 4 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE 41

Glokal in die Zukunft und zum ErfolgSie sitzen meist in kleineren deutschen Städten und sind mit Niederlassungen auf der ganzen Welt vertreten. Vor allem mittelständische Unternehmen mit Premium-Produkten entwickeln globale Stra-tegien, die vor Ort die lokalen Gegebenheiten berücksichtigt. Glokal heißt diese Unternehmenskultur, die aus spezialisierten Anbietern oft Hidden Champions macht – heimliche Gewinner mit führender Position im Weltmarkt.

Wenn die Firma TECE GmbH in ihrer Zentrale in Emsdetten im Münsterland feiert, sitzen bis zu zwei Dutzend Nationen am Tisch. Das mittelständische Unternehmen, 1987 von Ingenieur Gerd Fehlings und seinem Sohn Thomas als TC-Thermconcept ge-gründet, ist Hersteller und Anbieter von intelligen-ter Haustechnik und hat schon früh auf Export ge-setzt. Heute beschäftigt die TECE Gruppe weltweit rund 1 400 Mitarbeiter. Schon in den 1990er-Jahren hatte die Firma damit begonnen, die europäischen Märkte zu bearbeiten. Es folgten China, Russland, Indien, die arabischen Staaten und einige Länder Nordafrikas, Südafrika sowie Mittelamerika.

Auch wenn in der Zentrale immer noch Deutsch ge-sprochen wird, ist TECE als Familienunternehmen mit einem hohen Anteil langjähriger Mitarbeiter längst eine internationale und multikulturelle Com-pany. „Deutschland ist ein idealer Standort für ein exportorientiertes Unternehmen, wenn die Wett-bewerbsfähigkeit stimmt“, sagt TECE-Geschäfts-führer Hans-Joachim Sahlmann, ein langjähriger Weggefährte des im vergangenen Jahr verstor-benen Gründers Thomas Fehlings. Dessen zwei erwachsene Kinder vertreten die Inhaberfamilie heute im Unternehmensbeirat. „Haustechnik aus Deutschland“, so Sahlmann weiter, „gilt weltweit als Premiumprodukt und erste Wahl. Wer es hier schafft, in einem höchst anspruchsvollen Markt zu bestehen, der hat auch im Export gute Chancen.“

Weltweiter Handel von elementarer BedeutungGlokal wird die Unternehmenskultur genannt, in der globale Strategien entwickelt werden, die in ausländischen Märkten – so weit es geht – an Kultur und Mentalität angepasst werden. Dabei gibt das Unternehmen die Leitplanken vor, und die Töchter im Ausland haben die Freiheit und die Aufgabenstellung, innerhalb dieser Leitplanken Kundennähe zu entwickeln.

Nach einer aktuellen Studie des Bonner Ins-tituts für Mittelstandsforschung sind heute

nahezu neun von zehn großen Fa-milienunternehmen auf internatio-nalen Märkten aktiv. Der weltweite Handel und grenzüberschreitende Investitionen sind für die größeren deutschen Familienunternehmen von elementarer Bedeutung: Im Ge-schäftsjahr 2014 exportierten fast achtzig Prozent dieser Firmen Waren und Dienstleistungen ins Ausland. Neben der Branche spielt auch die Unternehmensgröße für die Intensi-

tät des Exportgeschäfts eine Rolle: Firmen mit weniger als 250 Mitarbeitern erwirtschafteten damit knapp ein Viertel ihres Gesamtumsatzes, Firmen mit mehr als tausend Beschäftigten mehr als vierzig Prozent. In fast jedem fünften Unter-nehmen waren 2014 mehr als die Hälfte der Ar-beitnehmer im Ausland beschäftigt. Viele dieser Betriebe konnten sich als Hidden Champions, also heimliche Gewinner, in Nischen-Marktseg-menten international durchsetzen.

Die Symrise AG mit Sitz in Holzminden ist in vier-zig Ländern an 78 Standorten weltweit vertreten und beschäftigt über 8.000 Mitarbeiter, davon knapp 2.500 in Deutschland. Für den börsenno-tierten Anbieter von Duft- und Geschmackstoffen

„Mit der Internationalisierung seines Geschäfts muss man auch das Denken und Handeln und vor allem die Mitarbeiter internationalisieren.

Otto H. Gies

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42 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

war es vom ersten Tag an essentiell, sich international aufzustellen. „Weil viele un-serer Rohstoffe oft in entfernten Regionen dieser Welt wachsen“, sagt Symrise-Spre-cherin Christina Witter, „ergaben sich dort zwangsläufig Verkaufspartnerschaften.“ Symrise arbeite in allen Ländern mit den gleichen Standards wie in Deutschland. „Dafür tauschen wir uns eng mit unseren Kollegen vor Ort aus – zu Technologien, Kompetenzen und Produkten.“

Durchweg positive Erfahrungen in ausländischen MärktenWer sich in einem fremden Land an-siedeln möchte, sollte mit den Gege-benheiten dort vertraut sein. „Die re-gulatorischen Rahmenbedingungen unterscheiden sich zum Teil erheblich von Land zu Land“, weiß Christina Wit-ter, „und auch politische Unruhen sind für uns immer wieder Herausforderun-gen, die es zu bewältigen gilt.“ Trotzdem habe man durchweg positive Erfahrun-gen gemacht: „Es wird anerkannt, dass wir Arbeitsplätze schaffen und so die lokale Wirtschaft stärken.“ Mit Plagiaten ihrer Produkte hat die Symrise AG weni-ger Probleme: „Die Trends für Düfte und Geschmack ändern sich ständig, weshalb wir unsere Rezepturen permanent an-passen. Das macht unser Geschäft für Plagiatoren nicht gerade attraktiv.“

Mit Plagiaten in den asiatischen Märkten hat die 3B Scientific Unternehmensgrup-pe aus Hamburg sehr wohl zu kämpfen. Sie hat sich auf die Herstellung und Ver-marktung didaktischer Materialien für die naturwissenschaftliche und medizinische Ausbildung spezialisiert. „Im Großen und Ganzen begegnet uns die internationale Konkurrenz mit großer Anerkennung“, sagt 3B Scientific-Geschäftsführer Otto H. Gies, „und trotzdem gibt es auch Fälle, in denen unsere Produkte kopiert werden und wir uns dagegen wehren müssen.“ 3B Scientific mit rund 700 Mitarbeitern ist heute weltweit führend auf dem Markt für anatomische Modelle und Lehrtafeln, Niederlassungen gibt es in dreizehn Län-

dern Am ältesten Standort in Ungarns Hauptstadt Budapest, der 1993 über-nommen wurde, wird bereits seit 1819 produziert.

Starke Position im Heimatmarkt von Vorteil„Mit der Internationalisierung seines Ge-schäfts muss man auch das Denken und Handeln und vor allem die Mitarbeiter internationalisieren“, sagt Gies, „denn Prozesse müssen international über meh-rere Unternehmen hinweg gedacht und geplant werden.“ Ein für alle Standorte geltendes Compliance-Programm sorgt dafür, dass man sich überall und kon-sequent an den gesetzlichen Vorgaben orientiert. „Wir haben gemeinsam ein Wertesystem entwickelt, an das sich alle zu halten haben.  Befugnisse und Verant-wortungsbereiche sind auch zwischen Headquarters und den verbundenen Unternehmen klar geregelt.“ Mitarbei-terführung, so Geschäftsführer Gies, sei anspruchsvoller, „weil in vielen Län-dern nicht so formal gedacht wird wie in Deutschland“. Deshalb sei es wichtig, Beschäftigte noch stärker persönlich zu binden, denn sonst sei eine Führung aus der Ferne nicht möglich. „Und auch mit lokalen Wettbewerbern pflegen wir ein gutes persönliches Verhältnis, wo immer das möglich ist.“

Mittelständische Unternehmen sind nicht nur als Exporteure im Ausland ak-tiv, sondern zunehmend auch Akteure in ausländischen Märkten, entweder mit ergänzenden Service- und Vertriebsleis-tungen, Kooperationen mit Geschäfts-partnern oder sogar eigenen Betriebs-stätten. „Kundennähe kann am besten mit einer Niederlassung vor Ort entwi-ckelt werden“, sagt TECE-Geschäftsfüh-rer Sahlmann, „das erfordert aber eine höhere Einstiegsinvestition und einen längeren Atem, als wenn nur exportiert wird.“ Nur wer eine starke Position im anspruchsvollen Heimatmarkt habe, „kann so gestählt das internationale Ge-schäft angehen“.

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Abwertung als Motor für den Außenhandel?Die Eurokrise stellt den Wirtschaftsraum Europa vor schwere Herausforderungen. Ist die Rückkehr zu nationalen Währungen und die damit verbundene Möglichkeit einer Abwertung die Lösung?

Eigentlich scheint die wirtschaftliche Logik un-schlagbar: Schwächelt die Wirtschaft eines Lan-des, so führt die Abwertung seiner Währung zu mehr Export handelbarer Güter und zu erhöhter Nachfrage und Konsum. So steht es in zahlreichen Lehrbüchern, so argumentieren Euroskeptiker. Doch die These vom Wirtschaftsmotor Abwer-tung hält wissenschaftlichen Analysen und empi-rischen Untersuchungen nicht stand. Nicht immer

folgt auf billige Währung erhöhter wirtschaft-licher Output (die reale Wirtschaftsleistung etwa als BIP). Das zumindest ist das Ergebnis einer Aus-wertung wissenschaftlicher und empirischer Da-ten, die die KfW Bankengruppe im Frühling dieses Jahres durchgeführt hat.

Sensible FaktorenDie wirtschaftliche Reaktion auf geänderte Wechselkurse ist nicht prinzipiell vorhersagbar, vielmehr fällt sie länderspezifisch aus. Ein Blick auf die Geschichte der Wechselkurse zeigt, dass vorwiegend Entwicklungsländer von einer Ab-wertung ihrer Währung profitieren, nicht jedoch Schwellen- und Industrieländer. So wurde in Estland, Russland, Tschechien und Ungarn kurz-fristig sogar ein fallender Output registriert, langfristig hatte eine Abwertung keinerlei Aus-wirkungen.

Es sind offenbar verschiedene Faktoren, die sensibel auf eine Änderung der Wechselkur-se reagieren. So kann eine Abwertung zu einer Umverteilung zugunsten von Marktteilnehmern mit erhöhter Sparneigung einhergehen; nämlich dann, wenn Reallöhne durch steigende Import-kosten sinken, könnten Unternehmen die hö-heren Gewinne sparen und insgesamt die inlän-dische Nachfrage reduzieren. Zugleich können durch die verteuerten Importe von Vorproduk-ten die Produktionskosten der Unternehmen steigen und sich die Leistungsbilanz insgesamt möglicherweise verschlechtern, wie Dr. Katrin Ullrich, Volkswirtin bei der KfW Bankengruppe, ausführt: „Wenn eine Abwertung stattfindet und die Exporte in Inlandswährung festgelegt sind,

dann würde der Exportwert steigen, wenn die Nachfrage aus dem Ausland steigt. Zu-gleich werden die Importe zum Beispiel für die Vorleistungen der Unternehmen teurer. Dies gibt den Anreiz, die Importmenge zu reduzieren und bei heimischen Herstel-lern zu kaufen. Je nachdem, welcher Effekt überwiegt, verschlechtert oder verbessert sich die Leistungsbilanz.“

„ Die wirtschaftliche Reaktion auf geänderte Wechselkurse ist nicht prinzipiell vorhersagbar, vielmehr f ällt sie länderspezifisch aus.

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Ein weiteres Argument also gegen eine politische Einflussnahme auf die Wechselkurse, da im Rah-men einer zunehmenden Globalisierung und Ver-flechtung der Handelsströme die Abhängigkeit von ausländischen Zu-lieferern eher steigen wird.

Eine Auswirkung auf den Output einer Volkswirtschaft durch We c h s e l k u r si n te r-ventionen konnte bis-her nicht festgestellt werden. Daher kann auch Dr. Ullrich kei-ne Politikempfehlung aussprechen: „Letzt-lich brauchen wir mehr Informationen, um empi-risch sichere Voraussagen zu treffen.“

Lohnpolitik, nicht Wechselkurspolitik!Einer, der eine ganz klare Meinung zum Thema Wechselkurs hat, ist Dr. Heiner Flassbeck, Hono-rarprofessor für Volkswirtschaft an der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik. Flassbeck sieht das Problem im Exportüberschuss Deutsch-lands. „Wenn wir Überschüsse haben, haben ande-re Schulden und verlieren an Wettbewerbsfähig-

keit.“ Wir werten indirekt schon lange ab, und zwar durch eine restriktive Lohnpolitik. Dadurch bleiben deutsche Exporte erschwinglich, und die Krisenlän-der machen weiterhin Schulden – zugleich predigt

die deutsche Regie-rung Schuldenabbau. Ein bigottes Spiel, wie Flassbeck findet: „Bei einem überdimensio-nierten Exportsektor müssen in Deutsch-land die Löhne steigen, stärker als in anderen Ländern.“ Eine Rück-kehr zu nationalen Währungen hätte na-türlich eine allgemeine Abwertung gegenüber

einer D-Mark zufolge und gefährdet damit die Exportnation Deutschland. „Dann kann man Ba-den-Württemberg zuschließen.“

Flassbeck sieht keine andere Möglichkeit, als durch Lohnerhöhung aufzuwerten und Export-überschüsse abzubauen. Die Konsequenzen für den deutschen Mittelstand: eine neue Ausrich-tung weg vom Export hin zum Binnenmarkt, der durch die Lohnerhöhung angekurbelt wird. „Das wäre ein sanfter Übergang und nicht der Knall, wie wir ihn jetzt zu erwarten haben.“

„ Je nachdem, welcher Effekt überwiegt, verschlechtert oder verbessert sich die Leistungsbilanz.

Bernd RatmeyerWissenschaftsjournalist und Lektor

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45Der Mittelstand. | 4 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

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Globaler Einstieg, aber richtigNiemand kann sich dem Sog der Globalisierung entziehen. Der häufig als notwendig erachtete Schritt ins Ausland stellt jedoch für viele Mittelständler eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Prof. Peter Anterist, Präsident der InterGest Worldwide und langjähriges BVMW-Mitglied, kennt aus seiner Beratertätigkeit die Anfängerfehler.

Der Mittelstand.: Herr Professor Anterist, Sie begleiten seit siebzehn Jahren Unternehmen, die im Ausland wirtschaftlich Fuß fassen möch­ten. Was hat sich im Zuge der Globalisierung geändert?

Peter Anterist: Vor allem die Vergleichbarkeit der Produkte aufgrund einer weltweiten Trans-parenz. Durch Internetrecherche können Sie Produkte aus der ganzen Welt miteinander ver-gleichen. Dienstleistungen kann man weltweit einkaufen. Wenn man vor fünfzehn Jahren im ei-genen Haus noch zwanzig Verwaltungsangestell-te haben musste, bemüht man heute gerne ein „shared service center“ in Manila.

Welches sind heute die besonderen Herausforderungen?

Es ist ganz offensichtlich, dass Unternehmen der Globalisierung folgen müssen. Wer nicht unterge-hen möchte, muss auf andere Märkte expandie-ren, bevor der Wettberber aus dem Ausland den Heimatmarkt übernommen hat.

Viele mittelständische Unternehmen würden gerne auf der internationalen Bühne mitspielen, es fehlen ihnen aber das Know-how und die notwendigen Ressourcen. Dies gilt es zu überwinden. Es gibt eine Reihe von Dienstleistern, die man zurate ziehen kann, um teure Fehler im Auslandsgeschäft zu ver-meiden. Die Beherrschung chinesischer Rechnungs-legungsvorschriften gehört sicherlich nicht zur Kernkompetenz eines deutschen Maschinenbauers.

Welche Märkte und Branchen sind derzeit besonders interessant?

Noch vor zwei Jahren wollte jeder in die BRIC-Staaten expandieren. Viele haben sich eine blutige Nase geholt. Heute verspricht eigent-lich nur noch Indien ein beachtliches Wachstum. Russland ist aufgrund der politischen Situation seit einem Jahr im freien Fall. Ebenso sind die Un-ternehmen über Jahre hinweg wie die Lemminge nach China geströmt. Für viele war der chine-sische Markt bestenfalls geeignet, um Geld zu wechseln.

Was für die Märkte gilt, gilt auch für die Branche. Auch hier ein bekanntes Beispiel: Solarenergie. Vor nicht allzu langer Zeit noch die angesagte Branche, um international Geld zu verdienen. Heute quasi bedeutungslos, vor allem im Privat-kundengeschäft.

Würde mich heute jemand fragen, würde ich wohl Südafrika für Erneuerbare Energien empfehlen. Ich kann Ihnen aber nicht versprechen, dass das auch noch in zwei Jahren gilt. Das Land braucht dringend dezentrale Energiesysteme, baut jetzt aber ein neues Kernkraftwerk.

Was sollten Unternehmer beachten, die sich einen ausländischen Markt erschließen wollen?

Es ist wichtig, den Markteinstieg im Ausland nicht nur zur Chefsache zu erklären, sondern das ganze Unternehmen mental mitzunehmen. Wir haben es schon oft erlebt, dass im Mutterhaus niemand außer dem Geschäftsführer hinter der Internatio-nalisierung stand, und das Projekt aus den eigenen Reihen torpediert wurde. Der Schritt auf einen fremden Markt bedeutete für Teile der Belegschaft Mehrarbeit ohne sichtbaren Erfolg. Für so ein Pro-jekt muss eine Menge Geld in die Hand genommen werden, was bedeutet, dass andere Projekte zu-rückstehen müssen. Erst wenn alle relevanten Mit-arbeiter voll hinter dem Projekt Ausland stehen, sind Sie fit für den Schritt über die Grenze.

„ Es ist wichtig, den Markt- einstieg im Ausland nicht nur zur Chefsache zu erklären, sondern das ganze Unternehmen mental mitzunehmen.

Prof. Peter Anterist, Präsident der InterGest Worldwide

46 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

Und die häufigsten Fehler?

Wer unbedingt seine eigenen Erfahrungen ma-chen möchte, wird das im Zweifel bereuen. Einige wichtige Punkte möchte ich hervorheben:Lassen Sie sich Zeit. Bereiten Sie das Engage-ment auf fremden Märkten gut vor, schaffen Sie die notwendigen Strukturen und geben Sie nicht schon nach einem Jahr auf. Wenn Sie nicht Apple sind, hat niemand auf Sie gewartet. Es ist ein häu-figer Fehler anzunehmen, die Marktführerschaft im Inland garantiere den Erfolg im Ausland.

Machen Sie eine sehr konservative Budgetpla-nung. Die Internationalisierung kostet Geld, und ein Return on Investment ist nicht in den ersten zwölf Monaten zu erwarten. Stellen Sie sicher, dass Ihnen beim Flug über den Atlantik nicht der Sprit ausgeht. Achten Sie auf die versteckten Kos-ten. Versuchen Sie mal, kurzfristig ein Ticket nach Shanghai in der ermäßigten Business Class zu bekommen. Da schlagen ganz schnell 5.000 Euro Reisekosten zu Buche. Weitere Kosten fallen ger-ne bei Übersetzungen und anderen als neben-sächlich erachteten Dienstleistungen an.

Passen Sie Produkt und Marketing dem Zielland an. Selbst im europäischen Nachbarland können Sie mit Ihrem deutschen Marketing zu Hause bleiben. Schauen Sie sich den direkten Nachbarn Frankreich an. Auf jedem der 448 Grenzkilome-ter können Sie sehen, wo Deutschland und wo Frankreich ist. Baustil, Straßen und Automobile

springen einem sofort ins Auge. Wer weiter ins Land vordringt und mit den Menschen zusam-menkommt, der wird nach kürzester Zeit mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten feststellen. Dem muss ich Rechnung tragen und mein Produkt dem Markt anpassen.

Welche Vorteile bietet die Mitgliedschaft im BVMW Ihnen und den von Ihnen betreuten Unternehmen?

Vor allem die Zusammenarbeit mit der lokalen BVMW-Landesgeschäftsstelle ist für alle Be-teiligten von großem Vorteil. Wir haben hier im Saarland gemeinsam mit dem BVMW ein ech-tes „Kompetenzzentrum Frankreich“ aufgebaut, indem wir noch andere Dienstleister wie etwa Banken und Wirtschaftsförderer mit einbezogen haben. In dieser Zusammenarbeit, die der BVMW initiiert hat, können wir jederzeit alle notwendi-gen Kompetenzen bündeln und interessierte Un-ternehmer auf ihrem Weg auf den französischen Markt begleiten.

Das Interview führte Friederike Pfann.

Firmenname und Rechtsform: InterGest SASGründung: 1972Geschäftsführer: Prof. Peter AnteristMitarbeiter: 60 am Standort Sarreguemines, weltweit über 1000

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Fachkräfte aus Spanien für Sachsen-AnhaltDem deutschen Arbeitsmarkt droht über kurz oder lang wegen des demografischen Wandels ein mas-siver Einbruch. In anderen Ländern gibt es ausreichend Fachkräfte, aber keine Arbeit – ein guter Grund für Zusammenarbeit. Über nationale Grenzen hinweg mit dem BVMW als Trendsetter.

Spanien kämpft derzeit gegen eine Arbeits-losenquote von 27 Prozent an, bei den unter 25-jährigen sind es sogar fast sechzig Prozent. Um einen erfolgversprechenden Vermittlungs-prozess in Gang zu bringen und in praktikable Bahnen zu lenken, schlossen zu Beginn dieses Jahres die Industrie- und Handelskammer Mag-deburg , die Agentur für Arbeit Magdeburg und die Gemeinden Barleben und La Pablo de Vall-bona aus der Region Valencia eine Koopera-tionsvereinbarung zur Gewinnung ausländi-scher Fachkräfte ab. Dieser schlossen sich bald

der BVMW mit seiner Geschäftsstelle Börde und die Handwerkskammer Magdeburg an.

Inzwischen haben sich für das Pilotprojekt Fach-kräftesicherung die Strukturen gefestigt, und es sind die ersten Erfolge zu verzeichnen. Ins-gesamt zwanzig spanische Fachkräfte konnten bereits in Unternehmen in Sachsen-Anhalt, vor allem in die Region Börde, vermittelt werden.

Der Bildungsträger IMA Magdeburg, Mitglied im BVMW, hat in Valencia den Deutschunter-richt für auswanderwillige Fachkräfte über-nommen – darunter auch Auszubildende – und betreut sie weiterführend in Deutschland. In Barleben wiederum begleitet der Spanier Angel Romero Fonfria den Willkommensprozess vor Ort. Fonfria organisiert Unterkünfte, gibt Hilfe-stellung bei der Beantragung von Dokumenten und ist nicht zuletzt eine wichtige Stütze für sei-ne Landsleute hier in Deutschland.

Seit kurzem hat auch das Mitgliedsunternehmen des BVMW, die Ambulanz Mobile Schönebeck, einen spanischen Angestellten in seinem Team. Francisco Correa hat einen Anstellungsvertrag erhalten und unterstützt vorerst die Mitarbei-ter im Exportgeschäft. Später soll er selbst als Verkäufer für Auslandsgeschäfte tätig werden. Aktuell begleitet er die Zusammenarbeit der Ambulanz Mobile Schönebeck mit einer Firma in der Nähe von Barcelona, mit der das Schönebe-cker Unternehmen schon seit fast zwei Jahren eine enge Geschäftsbeziehung unterhält. Da-neben kümmert er sich um die Homologierung von Komplettfahrzeugen der Ambulanz Mobile in Spanien und führt dabei die konstruktiven Gespräche mit den entsprechenden spanischen Institutionen.

„ Insgesamt zwanzig spanische Fachkräfte konnten bereits in Unternehmen in Sachsen- Anhalt vermittelt werden.

Ingrid RosenburgBVMW-Geschäftsführerin

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50 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

Globales Ländle Baden-WürttembergDie Wirtschaftsfördergesellschaft Baden-Württemberg International (bw-i) wurde 1984 ins Leben gerufen und hat sich unter der Federführung des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums beständig entwickelt. Heute beschäftigt sie 60 Mitarbeiter. „Der Mittelstand.“ sprach mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister Baden Württembergs Dr. Nils Schmid über die Besonderheiten der landeseigenen Wirtschaftsförderung.

Der Mittelstand.: Die bw­i hat sich zu einer zentralen Anlaufstelle für internationale Märkte entwickelt. Wie kommt es zu dieser positiven Entwicklung?

Dr. Nils Schmid: Wir haben beispielsweise im ver-gangenen Jahr 207 Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Dazu zählen Delegationsreisen ins Aus-land, Firmengemeinschaftsstände auf Messen im In- und Ausland ebenso wie Veranstaltungen zum Standortmarketing oder die Durchführung von In-formationsreisen von ausländischen Delegationen in Baden-Württemberg.

Welche Themen sind seitens der Unternehmen besonders gefragt?

Sie sind vor allem daran interessiert, einen leich-teren Zugang zu neuen Märkten zu bekommen. Dabei helfen wir mit unserem Instrumentarium konsequent. Und die Rückmeldungen zeigen: KMU profitieren sehr davon, sich in kurzer Zeit und in kompakter Form über Chancen und Risiken auf neuen Märkten zu informieren und Zugang zu Kunden zu erhalten. Besonders wertvoll sind auch die Kontakte, die Unternehmen zu politischen Ent-scheidungsträgern, Vertretern der Auslandskam-mern und Fachorganisationen im Ausland knüpfen können. Nicht zu unterschätzen sind auch Kontak-te, die die Unternehmer zu baden-württembergi-schen Hochschulen und zu Vertretern von Clus-tern, Netzwerken und Verbänden wie dem BVMW erhalten. Baden-württembergische Unternehmen präsentieren sich auf Messen gerne unter dem Dach unseres Landes, weil sie so von dem positiven Image unseres High-Tech-Standortes profitieren.

Wo haben KMU noch Nachholbedarf?

Die Erschließung neuer Märkte im Ausland er-fordert eine sehr intensive Vorbereitung. Das gilt

auch für die Teilnahme auf einer Messe. Dabei ist es wichtig, dass sich unsere Unternehmen auch auf die Gepflogenheiten im Umgang mit ausländischen Gesprächspart-nern einstellen. Interkulturelle Kompetenz ist gefragt.

Wie hoch ist die Kostenbeteiligung, und welche Auswahlverfahren gibt es?

Wir wollen möglichst niedrigschwel-lige Angebote schaffen. Deshalb werden die im Jahresprogramm von bw-i angebotenen Reisen und Messen mit Mitteln des Ministeri-ums und von bw-i gefördert. Nur die Reisekosten werden von den Teilnehmern getragen. Es gibt kein Auswahlverfahren, und die Teilnah-me steht allen mittelständischen Unternehmen des Landes frei.

Welche Höhepunkte gibt es im zweiten Halbjahr 2015?

Sicher die Reise in die Türkei vom 29. September bis 3. Oktober. Schwerpunkte sind die Branchen Ener-gietechnik und Erneuerbare Energien. In Work-shops stellen unsere Unternehmen ihre Expertise einem türkischen Fachpublikum vor. Zudem ist eine Reise nach New York für Start-up-Unterneh-men aus dem High-Tech-Bereich geplant. Ziel ist es, den Start-ups skalierbare Geschäftsmodelle zur Eruierung des eigenen Potenzials auf dem US-Markt sowie Internationalisierungsstrategien auf-zuzeigen. Den Teilnehmern werden Kontakte zu Angel und Venture Capital Investoren vermittelt und sie erhalten konkrete Einblicke in den Aufbau eines Kundennetzwerkes.

Das Interview führte Dr. Ulrich Köppen.

Baden-Württembergs Vizeminister-präsident und Wirtschaftsminister Dr. Nils Schmid bei einem Unternehmens-besuch in Myanmar.

www.bw-i.de

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51Der Mittelstand. | 4 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

„Go East“ – Erfolgreiche Zusammenarbeit mit China

Trotz akribischer Vorbereitung, hervorragen-der Kenntnisse des Marktes und der rechtlichen Rahmenbedingungen stoßen Geschäftsleute aus Deutschland oft auf unerwartete Hinder-nisse. Das liegt häufig am kulturellen Hinter-grund beider Parteien. Durch die Arbeit im Bereich des interkulturellen Trainings wissen die Mitarbeiter beim Weiterbildungsanbieter Berlitz in Frankfurt um die Besonderheiten und Reaktionen, wenn Menschen auf einen anderen Kulturkreis treffen. Worauf ist also zu achten, damit die Zusammenarbeit mit China erfolg-reich verläuft?

1. Der erste Kontakt wird gerne über einen ge-meinsamen Bekannten vermittelt, der beide Seiten einander vorstellt.

2. Chinesen mögen keine Überraschungen: Es ist wichtig, den Grund eines Meetings im Vorhi-nein zu vereinbaren und die Liste der teilneh-menden Personen abzustimmen.

3. Die Vorstellung der Teilnehmer erfolgt ent-sprechend der Hierarchie, die Leiter jeder Seite sind die Wortführer. Sie sollten, während sie sprechen, niemals unterbrochen werden.

Trotz schwächelnder Konjunktur in China werden die Erwartungen an die Geschäftsbeziehungen mit der Volksrepublik in Deutschland überwiegend positiv bewertet. Die Bedeutung Chinas für deutsche Unternehmen ist ungebrochen hoch. Doch für viele Manager stellt die erste Begegnung mit dem Land des Lächelns eine große Herausforderung dar.

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52 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

4. Das Hauptaugenmerk der ersten Be-gegnung liegt darauf, eine persönliche Beziehung aufzubauen und sich besser kennen zu lernen. Vermeiden Sie es, so-fort auf der Sachebene des Geschäfts zu diskutieren. Verweilen Sie mit Ge-duld beim Smalltalk. Chinesen sind sehr familienorientiert: Fragen Sie nach der Familie oder den Hobbys.

5. Der Gesichtsverlust spielt in der chine-sischen Kultur sowie im gesamten asia-tischen Raum eine zentrale Rolle. Spre-chen Sie auftretende Konflikte daher nicht direkt an. Ein klares „Nein“ kann zum sofortigen Abbruch der Verhand-lungen führen. Suchen Sie besser einen außenstehenden Vermittler, der dem anderen Ihre Unstimmigkeit übermittelt.

6. Verträge werden in China häufig als Grundlage für weitere Gespräche ge-sehen und nicht als feste Vereinbarung. Nachverhandlungen sind durchaus üb-lich. Um mit Chinesen geschickt zu ver-handeln, müssen Sie folgende Strategi-en anwenden: Ausweichen, Umkreisen, Ausloten von Schwachstellen, flexibles Reagieren, ständiges Wiederholen und zermürbende Verhandlungsmara-thons. Dies alles stellt einen wichtigen Teil der als Kunst angesehenen chine-sischen und asiatischen Verhandlungs-kultur dar.

7. Motivation und Respekt für den Bei-trag eines Angestellten zu zeigen, hat für Chinesen große Bedeutung. Wer ein internationales Team führt, sollte wissen, dass Gruppenawards und Ziel-vereinbarungen und damit verbundene finanzielle Entlohnungen sowie An-nehmlichkeiten wie Teamausflüge bei Geschäftserfolgen für Chinesen ganz normal sind.

Kann man interkulturelle Kompetenz trainieren?Interkulturelle Kompetenz lässt sich systematisch trainieren. Wer seine ei-gene kulturelle Prägung kennt und den Umgang mit anderen Kulturen schult, ist nicht so schnell überfordert, wenn er auf unbekannte Verhaltensweisen trifft. Ein erster Schritt, um den eigenen geschäft-lichen Erfolg bei Gesprächspartnern aus China erfolgreich zu lenken, ist vor allem der Wille und die Motivation, sich in an-dere Kulturen einzufühlen.

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Thüringer Ingenieurkompetenz weltweit gefragtDie EPC Group ist ein international agierendes Ingenieur- und Anlagenbauunternehmen. Schwer-punkt der Geschäftstätigkeit ist die Planung und Realisierung von Industrieanlagen und Infrastruktur-projekten von der Idee bis zur Projektübergabe – alles aus einer Hand. Der Mittelstand. sprach mit Geschäftsführer Jens Henkel.

Der Mittelstand: Mit über 200 Mitarbeitern an acht Standorten blickt die EPC­Group auf eine über 140­jährige Firmentradition als Familienun­ternehmen zurück. Was waren die größten Refe­renzanlagen, die Sie nach der Wiedervereinigung geplant und gebaut haben?

Jens Henkel: EPC wurde 1994 durch Peter Henkel mit zehn Mitarbeitern als Familienunternehmen wieder gegründet. Die erste große Herausforde-rung bedeutete für EPC die Umstrukturierung ver-schiedener Industriestandorte in Thüringen und auch in anderen Regionen Ostdeutschlands. Mit der bei diesen Projekten gewonnenen Kompetenz

lernten wir international agierende Firmen ken-nen, für die wir Anlagen nicht nur in Deutschland bauen durften, sondern die unsere Fachkompe-tenz auch im Ausland zu schätzen wussten.

Zu unseren größten Referenzobjekten zählen die Rekonstruktion der Produktionsanlagen von Al-liedSignal (später Honeywell Performance Poly-mers), die jetzt von BASF betrieben werden; die Rekonstruktion einer Polyester-Anlage für SABIC in Saudi-Arabien mit einer Kapazitätserweiterung von 440 auf 1.000 to/d Polyestergranulat sowie der komplette Neubau der Biodieselanlagen in Ebeleben und Neubrandenburg mit einer Kapa-

Projektteam vor der Polyester-Anlage in Saudi-Arabien.

54 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

zität von 100.000 bzw. 40.000 to/a. Auch in der russischen Föderation wurden mehrere Anlagen errichtet, wie zum Beispiel eine Anlage zur Herstel-lung von Reifencord der Firma SIBUR, heute GAZ-PROM, in Wolzhskij. Und als neueste Referenzen möchten wir die Inbetriebnahme einer Polycarbo-nat-Anlage mit einer Kapazität von 100.000 to/a am Standort Ningbo in China nicht unerwähnt las-sen sowie den Bau einer LNG-Anlage (Liquid Natu-ral Gas) in der Nähe von Perm/Russland.

Dies sind einige wenige unserer Technologien, die wir selber entwickelt und patentiert haben und weltweit vertreiben.

Die EPC­Group entwickelte sich zu einem inter­national engagierten Ingenieurunternehmen. Mit welchen Projekten sind Sie gegenwärtig in wel­chen Ländern aktiv?

Zurzeit verzeichnen wir eine sehr starke Nachfrage nach unseren neu entwickelten Polycarbonat- und Carbonfaser-Technologien. Außerdem ist die bei unserer Firma Cryotec entwickelte LNG-Techno-logie sowohl zur Erzeugung von LNG als auch zur Betankung von Großkraftfahrzeugen von großem Interesse. Aber auch im allgemeinen Ingenieur-dienstleistungsbereich innerhalb von Deutschland können wir zunehmende Anfragen verbuchen. International sind die Märkte Asien und Russland sehr aktiv, aber auch im arabischen Raum stieg in den letzten Monaten die Nachfrage nach unseren Technologien.

Welche Auswirkungen haben die Wirtschafts­sanktionen der EU für Ihre Auftragslage mit Russ­land? Wie sehen Sie die weitere Zusammenarbeit mit russischen Investoren?

Die Sanktionen der EU bringen für uns erhebliche Auswirkungen mit sich, leider haben auch wir Auf-tragseinbrüche zu verzeichnen. Hauptsächlich sind unsere Kunden verunsichert, inwieweit Geschäfte zwischen Russland und Deutschland möglich sind. Hier müssen wir große Überzeugungsarbeit leis-ten, um unsere Auftraggeber halten zu können.

Treffen die Sanktionen auf Ihr Verständnis? Wel­che Handlungsempfehlungen möchten Sie für die perspektivische Entwicklung der Wirtschaftsbe­ziehungen zwischen Deutschland und Russland an die Politik richten?

Ich denke, dass die Sanktionen für beide Länder er-hebliche Einschnitte bedeuten. Meines Erachtens braucht Deutschland Russland und umgekehrt.

Diese wechselseitigen Beziehungen würden sich erheblich entspannen, wenn Politiker beider Seiten einen Schritt aufeinander zugehen würden. Dass sich das Verhältnis nicht von heute auf morgen bessern kann, ist uns allen klar. Doch ein erster Schritt eines der beiden Länder wäre hier das rich-tige Signal, auf das auch die Wirtschaft wartet.

Die EPC­Group engagiert sich mit Ingenieur­dienstleistungen und Anlagenbau auf dem Gebiet Erneuerbarer Energiesysteme. Wie sehen Sie die Möglichkeiten, die deutsche Technologie aus der Energiewende international zu verkaufen?

Deutschland ist sicherlich Vorreiter auf dem Gebiet Erneuerbarer Energiesysteme. Wir in Deutschland können es uns auch leisten, solche modernen Energieerzeugungssysteme anzuschaf-fen, wobei natürlich die gesamte Bevölkerung und vor allem auch die Industrie einen sehr hohen Preis dafür bezahlen. Nach meiner Meinung sind die Schwellenländer noch nicht bereit für solche Technologien. Aber die Zukunft wird zeigen, ob wir diese Energiesysteme mittel- oder langfristig auch in diesen Ländern vertreiben können. Kurzfristig sehe ich hier keine Möglichkeit und nur einen sehr begrenzten Markt, da eine Refinanzierung dieser Energieerzeugungssysteme erst über sehr lange Zeiträume möglich ist.

Haben die jüngsten Unsicherheiten in der Euro­zone Auswirkungen auf Ihre internationale Ge­schäftstätigkeit?

Die Destabilisierung des Euros wirkt sich positiv auf unsere Auftragslage aus, da der schwache Euro für einen starken Ex-port sorgt. Unsere Hauptmärkte sind dollarbasierend, somit ist die Nach-frage gerade aus Nordamerika oder Ländern, die vom Ölexport leben, ge-stiegen. Insofern können wir hier einen positiven Trend verzeichnen.

Starkes Führungsteam bei EPC: Ulf Henkel, Firmengründer Peter Henkel, Jens Henkel, Tim Henkel, Nadine Henkel (v. li.).

Das Interview führte Günther Richter.

EPC Engineering Consulting GmbHMaschinen- und AnlagenbauMitarbeiter: 220Firmensitz: Rudolstadt/Thüringenwww.epc.com

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55Der Mittelstand. | 4 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Hoffnungsschimmer gegen starre Mitbestimmung: Societas EuropaeaDie Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea) unterliegt nicht den strengen und starren deutschen Mitbestimmungsvorschriften. Sie kann daher – sorgfältig gegründet – der Tendenz nach immer mehr Mitbestimmung entgegenwirken.

Aufsichtsräte von Aktiengesellschaften sind nach deutschem Recht zu einem Drittel mit Vertretern der Arbeitnehmer zu besetzen, wenn im Unternehmen in der Regel mehr als 500 Arbeitnehmer beschäftigt werden. Dabei werden der AG die Mitarbeiter solcher Unter-nehmen als eigene Mitarbeiter zugerechnet, mit denen die AG einen Beherrschungsver-trag abgeschlossen hat. Für GmbHs gelten diese Regelungen entsprechend. Beschäftigt die AG oder die GmbH mehr als 2.000 Arbeit-nehmer, ist der Aufsichtsrat paritätisch, also zur Hälfte mit Arbeitnehmervertretern zu besetzen.

Seit einiger Zeit wird mehrheitlich vertreten, dass auch regelmäßig beschäftigte Leiharbeit-nehmer bei der Ermittlung dieser Schwellen-werte berücksichtigt werden müssen. Bislang waren aber immerhin nur die in Deutschland beschäftigten Mitarbeiter und Leiharbeitneh-mer einzurechnen. An diesem Grundsatz rüt-telt nun das Landgericht Frankfurt (Beschluss vom 16.02.2015 – 3/16 O 1/14). Danach kommt es nicht mehr auf den Ort der Beschäf-tigung an. Zwar ist diese Entscheidung noch nicht rechtskräftig, sie zeigt aber einmal mehr die Tendenz in der Rechtsprechung, auch und vor allem auf europäischer Ebene die Mitbe-stimmung auszuweiten.

Für den mittelständischen Unternehmer, der die Bildung eines mitbestimmten Aufsichts-rats oder eine Erweiterung der Mitbestim-mung wegen der Beschäftigung zusätzlichen Personals oder der Hinzurechnung von Be-schäftigten ausländischer konzernangehöri-

ger Gesellschaften verhindern möchte, gibt es aber eine Möglichkeit: die Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea, kurz SE). Sie unterliegt nicht den strengen und star -ren deutschen Mitbestimmungsvorschriften. Viel mehr beruht die Mitbestimmung hier auf einer Verhandlung mit den Arbeitnehmern bei ihrer Gründung. Kommt eine Einigung über das künftige Mitbestimmungsniveau nicht zustande, wird als Auffangregelung grundsätzlich das bisherige Mitbestimmungs-niveau übernommen. War eine AG oder GmbH bislang nicht mitbestimmt, weil die Ge-sellschaft den Schwellenwert von 500 Arbeit-nehmern nicht überschritten hat, bedeutet die Auffanglösung, dass auch in der Europäi-schen Aktiengesellschaft kein mitbestimmter Aufsichtsrat zu bilden ist.

Ist die Europäische Aktiengesellschaft einmal gegründet, löst eine Erhöhung der Mitarbei-terzahl keine Mitbestimmung aus, sie bleibt also mitbestimmungsfrei. Das Gleiche gilt für die Unternehmen deutschen Rechts, die zwar mehr als 500, aber weniger als 2.000 Arbeitnehmer beschäftigen. Auch sie kön-nen ihr bestehendes drittelparitätisches Mit-bestimmungsniveau durch Gründung einer Europäischen Aktiengesellschaft fixieren und anschließend die Zahl der Beschäftigten erhöhen, ohne die Gefahr, künftig einen pari-tätisch mitbestimmten Aufsichtsrat bilden zu müssen.

Die Gründung einer Europäischen Aktien-gesellschaft erfolgt durch Umwandlung, Verschmelzung, Gründung einer gemeinsa- F

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56 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

men Holding SE oder Gründung einer Tochter SE. Mit Ausnahme der Gründung durch Umwandlung kommt es für die Auffanglösung bei Scheitern der Verhandlungen über die künftige Unterneh-mensmitbestimmung nur darauf an, welches Mit-bestimmungsniveau bislang tatsächlich bestand, nicht aber darauf, welches hätte bestehen müssen. Haben also die Gewerkschaft oder die Mitarbei-ter eine unzutreffende Zusammensetzung des Aufsichtsrates nicht geltend gemacht, geht dies grundsätzlich nicht zulasten der anzuwendenden Auffangregelung.

Eine fehlerhafte Mitbestimmung kann zwar je-derzeit über ein Statusverfahren auch gerichtlich geltend gemacht werden, da aber eine gericht-liche Entscheidung erst mit Rechtskraft wirksam wird, und die Neubesetzung des Aufsichtsrats zudem erst mit Beendigung der nächsten Haupt-versammlung (oder spätestens sechs Monate nach Rechtskraft der Entscheidung) eintritt, besteht bis zu diesem Zeitpunkt keine abweichende Unter-nehmensmitbestimmung, die es zu schützen gilt. Ist die Europäische Aktiengesellschaft vor diesem Zeitpunkt eingetragen, kann die Entscheidung über

die unrichtige Zusammen-setzung des Aufsichtsrates keine Wirkung mehr ent-falten.

Zu lange und zu frühzeitig öffentlich gemachte Über-legungen zur Gründung einer Europäischen Aktien-gesellschaft sollten also vermieden werden.

„ Ist die Europäische Aktiengesellschaft einmal gegründet, löst eine Erhöhung der Mitarbeiterzahl keine Mitbestimmung aus.

Tobias GrambowRechtsanwalt und Fachanwalt für ArbeitsrechtBuse Heberer Fromm Rechtsanwälte

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57Der Mittelstand. | 4 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers und trägt zur Mitarbeiterzufriedenheit und zu effizientem Ar-beiten bei. Krankenkassen bieten interessierten Unternehmen Unterstützung bei deren Planung und Umsetzung an. Welche Leistungen erbracht werden können, legt der Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes gemäß Paragraph 20 und

20a SGB V fest. Maßnahmen, die nicht den darin aufgeführten Handlungsfeldern entsprechen, dür-fen von den Krankenkassen nicht gefördert werden.

Im 2015 neu aufgelegten Leitfaden wurde das Kapitel der Betrieblichen Gesundheitsförderung umfassend reformiert und den neuen Heraus-forderungen der Arbeitswelt angepasst. Um Be-

Pflicht und Kür der GesundheitsförderungZufriedene Beschäftigte leisten mehr. Daher engagiert sich der BVMW im Projekt GeMit – Gesunder Mittelstand Deutschland. Ein neuer Leitfaden unterstützt Mittelständler darin, ihre Angestellten gesund zu halten.

58 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

triebliches Gesundheitsmanagement nachhaltig in Unternehmen umzusetzen, ist ein systemati-sches Vorgehen notwendig. Dabei ist es ratsam, die Pflicht des Arbeitsschutzes mit der Kür der Betrieblichen Gesundheitsförderung zu verknüp-fen. Berater der Krankenkassen begleiten Un-ternehmen bei diesem Prozess: von der Analyse der betrieblichen Situation über die detaillierte Planung maßgeschneiderter Angebote bis hin zur Bewertung aller BGF-Aktivitäten.

Krankenkassen unterstützen in einem ersten Handlungsfeld die gesundheitsförderliche Ge-staltung der Arbeitsbedingungen und den Aufbau einer mitarbeiterorientierten Führungskultur.

Im zweiten Handlungsfeld sind alle Aktivitäten verortet, die Beschäftigte für einen gesunden Le-bens- und Arbeitsstil sensibilisieren und befähigen.

Mit dem Ziel, auch kleinere Unternehmen zu un-terstützen, gewinnt im dritten Handlungsfeld die überbetriebliche Betreuung im Rahmen von Netzwerken und Betriebsnachbarschaften an Bedeutung.

Diese Idee haben das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung und der BVMW bereits in der Konzeption des Projektes GeMit – Gesunder

Mittelstand Deutschland aufgegriffen. Die Initi-ative Neue Qualität der Arbeit (INQA) des Bun-desministeriums für Arbeit und Soziales fördert dieses Projekt, in dem bundesweit Betriebsnach-barschaften gegründet und evaluiert werden.

Diese bilden für kleine Unternehmen eine öko-nomische Alternative zur individuellen Beratung. Durch den Austausch und die Zusammenarbeit innerhalb der Nachbarschaft können breitere, ganzheitliche Maßnahmenpakete entwickelt und kostengünstig umgesetzt werden.

Betriebe, die Interesse an überbetrieblicher Ge-sundheitsförderung haben, können sich mit ihren Anfragen an den BVMW und das BGF-Institut wenden.

Monika ZähringerReferentin Forschung & Entwicklung [email protected]

Dr. Birgit SchauerteTeamleiterin Forschung & Entwicklung birgit.schauerte@ bgf-institut.de

Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung BGF GmbH

Neumarkt 35-37, 50667 Köln

www.bgf-institut.de

www.gemit-deutschland.dewww.inqa.de

„ Um Betriebliches Gesundheitsmanagement nachhaltig in Unternehmen umzusetzen, ist ein systematisches Vorgehen notwendig.

Handlungsfelder des neuen GKV-Leitfadens

Beratung zur gesundheits­ förderlichen Arbeitsgestaltung

� Gesundheitsorientierte Führung � Gestaltung gesunder

Arbeitsumgebung Bewegungsförderliche

Arbeitsumgebung Gesunde Verpflegung Suchtprävention

Gesundheitsförderlicher Arbeits­ und Lebensstil

� Bewegungsförderliches Arbeiten � Gesundheitsgerechte Ernährung � Suchtprävention im Betrieb � Stressbewältigung

Überbetriebliche Vernetzung und Beratung

� Überbetriebliche Verbreitung der BGF durch

Unternehmensnetzwerke Überbetriebliche Akteure

(IHK, Innungen) Regionale Netzwerke

Verhältnisprävention Verhaltenspräventionunterstützt Sensibilisierung von KMU

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Viele Prämiensysteme, die in Unternehmen zum Einsatz kommen, haben den einen oder anderen Haken: Sie schließen oft nur einen Teil der Be-legschaft ein, in der Regel den Vertrieb. Meist profitieren zudem immer die gleichen, ohnehin leistungsstarken Mitarbeiter von den Prämien.

Solche Modelle motivieren also weder die Leis-tungsträger noch die schwächeren Mitarbeiter. Andere Unternehmen liebäugeln mit der Einfüh-rung eines Bonussystems. Sie sorgen sich jedoch um die Kosten oder befürchten einen Konkur-renzkampf der Mitarbeiter untereinander mit ne-gativen Auswirkungen auf das Arbeitsklima.

Die Autoteile Berlin GmbH hat ein leistungsorien-tiertes Bonussystem (LOB) eingeführt, das team-orientiert ist und schon nach wenigen Monaten zu einem Umsatzplus führte. Geschäftsführer Reinhard Garske stellt fest, dass das Plus vor allem durch die Fokussierung der Mitarbeiter auf die Be-dürfnisse der Kunden erzielt wurde. Kundenzufrie-denheit und die Empfehlungsrate sind gestiegen.

Der Erfolg des Modells beruht auf der detaillierten Betrachtung der individuellen Situation des Be-triebs und der Mitarbeiter. Mit Hilfe verschiedener Kennzahlen wurde für jeden Mitarbeiter eine His-torie erarbeitet, auf deren Basis Bonus-Szenarien errechnet werden, die für das Unternehmen wirt-schaftlich und gleichzeitig für den Mitarbeiter mo-tivierend sind. Dabei wird jeder Mitarbeiter nach seinem persönlichen Leistungsvermögen und sei-ner Leistungssteigerung bewertet. Die Kombinati-on aus Individualisierung und völliger Transparenz bezüglich der Berechnung der Bonuszahlungen ge-währt eine hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern.

Seit seiner Einführung im März 2012 wertet die Firma BEITRAINING das Datenmaterial syste-matisch aus und kann nach zwei Jahren valide Er-gebnisse zeigen: 83 Prozent der teilnehmenden Mitarbeiter haben ihre Leistungen verbessert, die durchschnittliche Bonusauszahlung betrug 71 Euro pro Monat. Und auch für die Autotei-le Berlin hat sich LOB gerechnet. Der erzielte Mehr umsatz betrug fünfzehn Prozent. Die Stei-gerung pro Mitarbeiter lässt sich auch in ande-ren Unternehmen nachvollziehen, die LOB als Bonussystem eingeführt haben.

Individuell im Team – Boni mit TransparenzUm Mitarbeiter zu motivieren und an sich zu binden, halten viele Mittelständler Ausschau nach Bonussystemen, die attraktiv für die Mitarbeiter und gleichzeitig wirtschaftlich für das Unternehmen sind.

Rolf HempelInhaber BEITRAINING

BERLIN MITTE

www.bei-training- berlin-mitte.de

60 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

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Die beliebte Übersetzungs-App im App Store für iPhone, iPad gibt es jetzt auch für die Apple Watch. Sie ist kostenlos und übersetzt Wörter, Redewendungen und Texte in 90 Sprachen. Die korrekte Aus-sprache können Sie zusätzlich mit der Sprachausgabe trainieren.

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Wer hohe Roaming-Gebühren unterwegs sparen will, sollte sich diese kostenlose App für iPhone, Android, Blackberry oder Windows Phone installieren. So erfahren Sie stets, wo sich öf-fentliche, kostenlose oder kostenpflichtige WLAN-Hotspots in Ihrer Nähe befinden.

Immer mehr Geschäftsreisende nutzen Smartphones, Tablets und Apps, um ihre Reise zu planen und auch unterwegs auf wichti-ge Informationen zurückgreifen zu können. Dies hat die neue Stu-die „Chefsache Business Travel 2015“ vom DRV ermittelt. Grund genug, hier eine kleine Auswahl hilfreicher Apps vorzustellen.

Mit dieser Gratis-App können Sie die Angebote auf hunderten Reise-Websites in wenigen Se-kunden auf Ihrem Smartphone

oder Tablet überprüfen. So finden und buchen Sie Flü-ge, Hotels und Mietwagen, verwalten Ihren Reiseplan und verfolgen Ihren Flugstatus. Auch der automati-sche Check-in bei zahlreichen Airlines und ein Verspä-tungsalarm ist enthalten. Verfügbar auf iPhone, iPad, Android, Windows Phone und Kindle.

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Die richtige Platzwahl im Flugzeug entscheidet, wie der Start in den Urlaub oder die Geschäfts-reise wird. Fehlende Beinfreiheit, die Nähe zu der Bordküche und Toilette oder eine nicht verstell-bare Rückenlehne können die Reise zu einer ech-ten Qual werden lassen. Seatguru verrät Ihnen schon vor der Buchung, welche Plätze Sie lieber meiden sollten. Von über 100 Airlines können Sie sich die besten Plätze, Ausgänge und Notausgänge anzeigen lassen. Dazu müssen Sie nur die Flugnummer oder Route eingeben. Seatguru gibt es als Webseite www.seatguru.com oder kostenlos als App für And-roid und Apple iOS.

Mit dieser kostenlosen App des Auswärtigen Amts haben Sie alle Infos für Ihre sichere Auslandsreise in einer App. In ihr finden Sie Tipps für Ihre Rei-sevorbereitung, für Notfälle sowie die Adressen der deutschen Vertretungen im Ausland und der Vertretungen Ihres Reiselandes in Deutschland. Zudem gibt es zu jedem Land ausführliche, fortlaufend aktualisierte Rei-se- und Sicherheitshinweise. Dazu kommt ein kurzer Überblick mit den wichtigsten geographischen, politischen und wirtschaftlichen Daten des Landes. Ebenfalls dabei: eine Ortungsfunktion („Wo bin ich?“) und ein „Ich bin OK“-Button, mit dem Sie Freunden oder Verwandten eben mal kurz ein Lebenszeichen senden können. Für Android Smartphones und Tablets sowie für iPhone und iPad.

Jeder von uns muss sich immer mehr Kreditkartennummern, Passwörter und andere sensible Daten merken. Doch grade im Reisestress können diese leicht vergessen werden. Und wer z. B. mehrfach eine falsche Geheim-zahl am Geldautomaten eingibt riskiert, dass die Karte einbe-halten wird. Keine schöne Vor-

stellung, vor allem im Ausland. Viel sicherer als Merk-zettel im Portemonnaie ist diese App. Mit ihr können Sie alle Daten bequem an einer zentralen Stelle ver-schlüsselt speichern. Kosten: ca. 20 Euro.

61Der Mittelstand. | 4 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

8 Tipps für gute Headlines, die Sie sexy, erfolgreich und glücklich machenJeder braucht sie, die knackige aufmerksamkeitsstarke Überschrift: Verleger, um Magazine und Tageszeitungen am Kiosk zu verkaufen. Redakteure, die gelesen werden wollen. PR-Leute, die Pressemitteilungen schreiben, die von Medien veröffentlicht werden sollen. Aber vor allem auch Unternehmer, die Produkte oder Dienstleistungen über Newsletter, Werbebriefe und Webseiten vermarkten müssen. Und natürlich all jene, die Social Media für die Unternehmenskommunikation nutzen. Eine Überschrift kann also wesentlich über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Doch wie formuliert man die optimale Headline? Wir haben hier die wichtigsten Tipps für Sie zusammengefasst.

1. Schreiben Sie das Richtige richtigAchten Sie darauf, dass Ihre Headline den tat-sächlichen Inhalt Ihres Artikels vermittelt. Denn die beste Überschrift verpufft, wenn der nachfol-gende Text nicht hält, was Sie versprechen. Ver-wenden Sie dazu ein bis zwei wichtige Schlüssel-

begriffe aus dem Text. Dann versteht Sie Ihr Leser garantiert besser – aber auch die Suchmaschinen, falls Sie online veröffentlichen. Und: Nirgends ist die korrekte Rechtschreibung so wichtig, wie in der Headline, denn hier fallen Fehler wirklich so-fort ins Auge. F

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62 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

Claudia MattheisGeschäftsführerin mattheis. Werbeagentur GmbHwww.mattheis-berlin.de

2. Verwenden Sie ZahlenLeser lieben nummerierte Listen, Toplists oder Ran-kings. Denn diese versprechen schnelle Informatio-nen. Und auch wer den Text nur flüchtig überfliegt, kann bei Listen sofort den Inhalt erfassen.

Beispiele: � Die 7 besten Tipps für

eine schnellere Webseite � 9 Regeln für erfolgreiche Werbebriefe � Lehre statt Studium: Die 10 interessantesten

Ausbildungsberufe für Abiturienten � Minijobs: Die 5 wichtigsten

Fakten für den Mittelstand

3. Gehen Sie auf Ängste einOb privat oder beruflich – überall schlummern Gefahren, die den eigenen Seelenfrieden, die Gesundheit oder die Existenz bedrohen können. Und jeder möchte wissen, wie sie sich vermeiden lassen. Daher reagieren Leser besonders auf-merksam, wenn Sie Lösungen dafür anbieten. Sehr wirkungsvoll ist zudem die Formulierung als Frage.

Beispiele: � 5 Indizien, dass Ihr Kunde

kurz vor der Insolvenz steht � Datensicherheit: Wie geheim sind

Ihre Betriebsgeheimnisse wirklich? � Auf welche Bank können Sie

sich im Notfall verlassen? � Kranker Chef: Wie bleibt

Ihr Unternehmen gesund?

4. Verraten Sie ErfolgsgeheimnisseWer Erfolg hat, hat nicht nur Neider, sondern wird auch bewundert. Und zu gerne würden viele von uns wissen, was das Erfolgsrezept dieses Unter-nehmens, des Stars oder Politikers ist. Wenn Sie die Antwort wissen, dann interessiert dies garan-tiert auch Ihre Leser.

Beispiele: � Wie Red-Bull eine der bekanntesten

Marken der Welt wurde � Geht nicht gibt‘s nicht! So wurde

Richard Branson zum Überflieger. � Gut aufgestellt: Was Manager

vom Bundestrainer lernen können � Schneller marktreif: Wie Steckverbinder

von XX Innovationen bei Hidden Champions beschleunigen

5. Warnen Sie vor FehlernWir alle machen Fehler und würden diese doch so gerne vermeiden. Ihren Lesern geht es ga-

rantiert genau so. In Kombination mit konkre-ten Zahlen können mögliche Fehlerquellen zu einer spannenden Überschrift werden.

Beispiele: � 10 Fehler, mit denen Sie

sicher Ihr Vermögen versenken � Die 7 größten Irrtümer in

schwierigen Verhandlungen � So vermeiden Sie die 20 schlimmsten

Modesünden im Business � 5 Tipps, wie Ihre Weihnachtsfeier

garantiert ein Flop wird

6. Geben Sie konkrete AnleitungenImmer häufiger wird in den Suchmaschinen nach Problemlösungen gesucht. Und zunehmend ge-ben die Suchenden dabei auch gleich ganze Fra-gen ein. Wenn Sie also Ihren Lesern Tipps geben und zudem auch online veröffentlichen wollen, dann sollten Sie die wichtigste Frage zu Ihrer Headline machen.

Beispiele: � Steuerprüfung: Was darf

das Finanzamt wissen? � Gehaltserhöhung oder Obstkorb?

Was Mitarbeiter wirklich motiviert � Wie finde ich das passende Firmenfahrzeug? � Wie bleibt die Computer-Tastatur sauber?

7. Bieten Sie ErleichterungDas Leben ist oft schwer, also versprechen Sie Ihren Lesern bereits in der Überschrift eine kon-krete Erleichterung, die Sie dann im Text natürlich auch ausführlich erläutern.

Beispiele: � Preisverhandlungen mit

Druckereien leicht gemacht � Nie wieder Rückenschmerzen:

Richtig sitzen im Büro � Schlagfertig in 15 Minuten � Schneller Rechnungen schreiben:

So macht Buchhaltung Spaß

8. Verwenden Sie ReizwörterWas unterscheidet eine langweile Überschrift von einer spannenden? Ganz einfach: die Verwen-dung von Wörtern, die einen Lesereiz ausüben. Dazu gehören Formulierungen wie z. B.: „garan-tiert, Geheimnis, leicht, schneller, einfach, kos-tenlos, nie wieder, wirkungsvoll, Rekord, Zukunft, überraschend, schlimmste, größte.“ Und natürlich auch „sexy, glücklich und erfolgreich“, denn sonst hätten Sie diesen Text vermutlich nicht bis zum Ende gelesen.

63Der Mittelstand. | 4 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW veranstaltet eine Vielzahl erstklassiger Veran­staltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerin­nen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine Auswahl finden Sie hier.

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Podiumsdiskussion: Nachfolgeregelung Dienstag, 01. September 2015, 17.30 Uhr BVMW Geschäftsstelle Bayerischer UntermainStiftsmuseum AschaffenburgStiftsgasse 1A, 63739 Aschaffenburg

Arbeitgeberattraktivität in Hotellerie und TourismusDonnerstag, 10. September 2015, 16.00 UhrHotel Villa OrangeHebelstraße 1, 60318 Frankfurt am Main

Herzenssache Kunde – in der digitalen WeltMontag, 05. Oktober 2015, 17.30 Uhr Raiffeisen-Volksbank Miltenberg eGBerliner Platz 1, 63897 Miltenberg

UnternehmerfrühstückDienstag, 15. September 2015, 08.00 UhrHotel HohenstaufenFreihofstraße 64-66, 73033 Göppingen

FairPreneur CongressMittwoch/Donnerstag, 23./24. September 2015KongresszentrumFestplatz 9, 76137 Karlsruhe

Kampfansage den Zeitfressern im BüroalltagMittwoch, 07. Oktober 2015, 18.30 UhrKultur- und KongresszentrumStuttgarter Straße 65, 70806 Kornwestheim

BVMW EXPERT – Eigenstromversorgung für den Mittelstand zur Steigerung der WettbewerbsfähigkeitDonnerstag, 03. Sept. 2015, 18.30 UhrVadersdorf 1, 23769 Burg auf Fehmarn

BVMW­Münsterland Golf­CupDonnerstag, 20. August 2015, 13.00 UhrGSC Rheine-MesumWörstraße 201, 48432 Rheine-Mesum

FOKUS.Kommunikation mit Sven SanderDienstag, 25. August 2015, 18.30 Uhrstilwerk DüsseldorfGrünstraße 15, 40212 Düsseldorf

Herzenssache Kunde [Gelsenkirchen]Montag, 31. August 2015, 17.30 Uhr Courtyard by Mariott GelsenkirchenParkallee 3, 45891 Gelsenkirchen

Herzenssache Kunde [Hamm]Dienstag, 22. September 2015, 17.30 Uhr Heinrich-von-Kleist-Forum, SRH Hochschule HammWilli-Brandt-Platz 3, 59065 Hamm

Unternehmer­FrühstückDienstag, 08. September 2015, 07.45 Uhr Atrium HotelFlugplatzstraße 44 , Mainz

Wissen schafft Wirtschaft – Business English WorkshopMittwoch, 23. September 2015, 08.30 Uhr Deutscher Kaiser – Network of ExcellenceKastorstraße 3, 56068 Koblenz

Gesunde Mitarbeiter – Gesunde Unternehmen Donnerstag, 8. Oktober 2015, 18.30 UhrWirtschaftsförderungsgesellschaft Saarpfalz GmbH Gesundheitszentrum Saarschleife Saarpfalz-Park 1, 66450 Bexbach

SAIL Bremerhaven­Fahrt mit einem DreimasterSonntag, 16. August 2015, 14.00 UhrNeuer Hafen, 27568 Bremerhaven

Bremer NormentagMittwoch, 09. September 2015, 14.00 UhrHandelskammer BremenAm Markt 13, 28195 Bremen

Herzenssache Kunde Mittwoch, 16. September 2015, 17.30 Uhr mesonic software gmbh27383 Scheeßel, Hirschberger Straße 18

Meeting MittelstandDienstag, 22. September 2015, 17.30 UhrVRG-GruppeMittelkamp 118, 26125 Oldenburg

64 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

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Weitere zahlreiche Veranstaltungen werden unter www.bvmw.de angekündigt. In der Rubrik „Standorte“ können die Veranstaltungskalender der jeweiligen Regionen sowie die Kontaktdaten der Veranstalter abgerufen werden. Termine für die Veranstaltungsreihe Forum führung finden Sie auf Seite 17.

Sales Excellence Workshop – Professionelles Stärken ManagementMontag/Dienstag, 14./15. September 2015, 09.00 Uhr Potsdamer Str. 16-17, 14163 Berlin

Herzenssache Kunde Donnerstag, 08. Oktober 2015, 17.30 Uhr Filmtheater WeltspiegelR.Breitscheid-Straße 78, 03046 Cottbus

Kraftwerksbesichtigung in Boxberg Dienstag, 29. September 2015, 15.00 Uhr Kraftwerk Boxberg 02943 Boxberg

MITTELSTÄNDISCHER UNTERNEHMERTAG DEUTSCHLAND M.U.T. 2015Donnerstag, 29. Oktober 2015, 10.00 Uhr Congress Center Leipziger MesseMesse-Allee 1, 04356 Leipzig

Motivationstag 2015Samstag, 26. September 2015, 08.30 UhrArena Nürnberger VersicherungKurt-Leucht-Weg 11, 90471 Nürnberg

Die Generationen Y, Z und Alpha verändern die Arbeitswelt Mittwoch, 23. September 2015, 18.30 UhrGrottenberg 19, 86497 Horgau

9. Ostthüringer Kooperationsbörse des verarbeitenden und produzierenden GewerbesDonnerstag, 17. September 2015, 13.00 UhrAltes Schloss DornburgMax-Krehan-Straße 4, 07778 Dornburg/Saale

22. Thüringer WirtschaftsballFreitag, 6. November 2015, 19.00 UhrKaisersaal Futterstrasse 15/16, 99084 Erfurt

Wirtschaftsentwicklung in Sachsen­Anhalt Dienstag, 22. September 2015, 09.00 UhrLandtag Sachsen-Anhalt Domplatz 6-9, 39104 Magdeburg

5. BVMW­Mittelstandsforum Sachsen­Anhalt – Die Arbeitswelt von morgen: Technik­Bildung­ZukunftDienstag, 20. Oktober 2015, 11.00 UhrVDTC des Fraunhofer IFFW.-Heisenberg-Straße 1, 39106 Magdeburg

Der BVMW.Die Stimme des Mittelstands.

Erfolgreich vernetzen für den Mittelstand.

Der BVMW bündelt die Kräfte des unternehmeri-schen Mittelstands. National und internatio nal vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig.

Der BVMW• repräsentiert mit seiner

Verbändeallianz rund 270.000 Unternehmen aller Branchen, die über neun Millionen Mit arbeiter beschäftigen

• ist mit rund 300 Geschäfts stellen bundesweit vertreten

• hat mit den Repräsen-tanten vor Ort mehr als 700.000 Unternehmer-kontakte jährlich

• bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr

• ist führendes Mitglied in der europäischen Dach-vereinigung nationaler Mittelstands verbände.

BVMW Sommerfest MVFreitag, 28. August 2015, 15.00 UhrGut GremmelinAm Hofsee 33, 18279 Gremmelin

12. Internationale Konferenz für Alternative MobilitätMontag, 07. September 2015 Solarzentrum Mecklenburg-VorpommernHaus Nr. 11, 23966 Wietow

Save the date40 Jahre für den Mittelstand – BVMW­Festakt in BerlinMit einem Festakt am 25. September 2015 feiert der BVMW das 40-jährige Jubiläum. Festansprachen halten Alt bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundesrats präsi dent

Volker Bouffier. Mario Ohoven wird auf 40 Jahre erfolg reichen Engagements für den Mittelstand zurückblicken. Zudem wird erstmals der vom BVMW gestiftete Mittelstandspreis vergeben. Altbundeskanzler Schröder erhält die hohe Auszeichnung in Würdigung seiner Verdienste um den deutschen Mittelstand. BVMW-Mitglieder erhalten ihre Einladung per Post.

40jahre

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BVMWdie stiMMe des Mittelstands

65Der Mittelstand. | 4 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Bitte richten Sie Ihre Bestellungen an: BVMW-Servicegesellschaft mbH, Berlin

[email protected] • Tel. 030-533206-26 Alle Bücher erhalten Sie versandkostenfrei!

Ausländische Fachkräfte gesuchtMuss Deutschland mehr Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen?

Heiner Barz und Mat-thias Jung (Hrsg.)

dub - düsseldorf university press 249 Seiten

24,80 €

BuchtippsDie Euro ExpansionWas könnte der Euro in einem gesamteuropäischen Wirtschaftsraum bewirken?

Eine kühne Vision: der Euro als Krisen-Lös-er. Der Zeitpunkt für das provokante Gemeinschaftswerk „Die Euro-Expan-sion“ könnte scheinbar schlechter kaum gewählt sein. Während Griechenlands Euro-Eskapaden den Regierungen in der Eurozone abwechselnd Sorgen- und Zornesfalten auf die Stirn treiben, plädiert das Autorentrio Dietrich Walther, Wal-ter Stock und Wolf D. Hartmann für eine Erweiterung des gesamteuropäischen Wirtschaftsraumes – und seiner Gemein-schaftswährung. Fromme Träume, könnten Kritiker ein-wenden. Nun, die Idee dazu brachten sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Wirtschaftsminister Sigmar Ga-briel auf dem Davoser Wirtschaftsfo-rum 2015 ins Spiel. Auch sonst warten die drei Euro-Eu-phoriker mit Überraschungen auf. Ihre Kernthese: Anstelle in Abgrenzung gegen Moskau zu verharren, lohne es sich, Russ-land als Euroland gedanklich durchzu-spielen. Die Vor- und Querdenker sehen in den rund 144 Millionen Russen im

flächenmäßig größten Land der Erde von über 17 Millionen Quadratkilometern vor allem ein gewaltiges Potenzial für die EU. Ein Euroland Russland setzt freilich ein radikales Umdenken voraus. Denn die bisherige Europolitik konzentriert sich primär darauf, das Auseinanderbrech-en der einheitlichen Währungszone zu verhindern. Da fehlt es an Weitblick für neue Chancen durch eine Ausweitung der Eurozone. Zumindest das Nachden-ken darüber dürfe kein Tabu sein, fordern die Autoren.

Dietrich Walther (Hg.), Walter Stock, Wolf D. Hartmann Die Euro ExpansionWas könnte der Euro in einem gesamteuropäischen Wirtschaftsraum bewirken?

Frankfurter Allgemeine Buch191 Seiten

14,95 €

Persönliche Empfehlung von Mario Ohoven!

Persönliche Empfehlung von Mario Ohoven!

Unterwegs als ZollprüferGeschichten aus dem Leben eines Zollbeamten

Dieter Stolpe

Manuela Kinzel Verlag152 Seiten

11,50 €

Abschied von der Mutter SpracheDeutsch in Zeiten der Globalisierung

Karl-Heinz Göttert

S. Fischer Wissenschaft368 Seiten

22,99 €

66 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

Herzenssache KundeDie sieben Schlüssel zu einzigartigem Kundenerfolg mit Clienting

Edgar K. Geffroy

Redline Verlag240 Seiten

19,99 €

Wettbewerbsfaktor UnternehmenskulturWie Unternehmenskulturen den Erfolg beflügeln oder lähmen

Frank Richter

Schäfer Poeschel259 Seiten

49,95 €

Geschichte des WestensDie Zeit der Gegenwart

Seit dem Ende des Kalten Krieges ist die Welt nicht übersichtlicher und auch nicht friedlicher geworden. Erweiterung und Krise der EU, der 11. September 2001, die Kriege in Afghanistan und Irak, die glo-bale Finanzkrise, der arabische Frühling – das sind nur einige Themen des abschließenden Bandes der Geschichte des Westens von Heinrich August Winkler. Der transatlantische Westen sieht sich heute durch höchst unterschiedliche Kräfte herausgefordert: den islamistischen Fundamentalismus und Terrorismus, eine neoimperiale russische Großmachtpolitik, den Aufstieg der Volksrepublik China zur Welt-macht, das wachsende Gewicht von „global players“ wie Indien und Brasilien. Heinrich August Winkler führt den Leser im letzten Band seiner Geschichte des Westens mitten hinein in die Geschichte unse-rer Gegenwart – und er zeigt uns eindringlich, was auf dem Spiel steht.

Heinrich August Winkler

Geschichte des Westens Band 4 Die Zeit der Gegenwart

H. C. Beck687 Seiten

29,95 €

SmalltalkDie Kunst des stilvollen Mitredens

Alexander von Schönburg

Rowohlt Berlin 320 Seiten

16,00 €

Der Bauplan für den digitalen Wandel „Viele Unternehmen auf der ganzen Welt werden in den nächsten Jahren sterben, und das nicht wegen schlechter makroökonomischer Bedingungen, sondern weil gerade jetzt eine ganze Generation neuer Kunden heranwächst, die mit ihnen keine Geschäfte machen wollen“, sagt Alan Trefler. Er gibt praktische Tipps für alle, die sich mit der Fra-ge auseinander setzen müssen, wie sie in einem radikal neuen Kunde-nerlebnis-Paradigma überleben. Denn die lautesten Fans von heute können morgen die schlimmsten Gegner sein. Über Social-Media- Kanäle können sie Tausende, sogar Millionen andere Konsumenten beeinflussen. Unternehmer müssen daher Wege finden, um Kunden-bedürfnisse vorherzusehen und augenblicklich umzusetzen.

Alan Trefler

Der Bauplan für den digitalen Wandel Revolutionieren Sie das Kundenerlebnis durch ständige digitale Innovationen

Wiley-VCH, Weinheim249 Seiten

22,99 €

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67Der Mittelstand. | 4 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Nicht erst seit der Neufassung des Außenwirt-schaftsgesetzes ist das Thema Terrorlisten-Screening für Unternehmen akut geworden. In den Paragrafen 17 und 18 sind Strafvorschriften für den Fall von Verstößen gegen internationale Verträge und vor allem auch EU-Embargoverord-nungen formuliert. Dazu zählen auch die EG-Ver-ordnungen Nr. 881/2002 sowie 2580/2001, die Anti-Terror-Verordnungen. Diese enthalten Lis-ten von Personen oder Organisationen, denen weder direkt noch indirekt finanzielle oder wirt-schaftliche Unterstützung geleistet werden darf.

Das betrifft neben dem Handeltreiben zum Bei-spiel auch das Zahlen von Arbeitslohn oder finan-zielle Leistungen im Rah-men von Verträgen.

Damit stellt sich für alle Unternehmen in mindes-tens zweierlei Hinsicht die Herausforderung, die Vorgaben des Außen-wirtschaftsgesetzes zu erfüllen.

Einerseits obliegt den Unternehmen die Über-prüfung ihrer potenziel-len Geschäftspartner

anhand der EU-Terrorlisten (im Anhang der ge-nannten Verordnungen). Andererseits müssen Unternehmen bei Neueinstellungen von Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern darauf achten, dass potenzielle Kandidaten nicht auf den offiziellen Terrorlisten zu finden sind. Achtung: Bereits das Leisten von Arbeitslohn an diese Personen wird als Unterstützung terroristischer Aktivitäten ge-wertet und ist durch das Außenwirtschaftsgesetz mit empfindlichen Bußgeldern bedroht.

Aus diesem Grund hat sich in größeren Unter-nehmen mittlerweile die Durchführung eines Anti-Terror-Screenings von Geschäftspartnern und Mitarbeitern etabliert. Hierfür existieren bereits entsprechende Software-Lösungen. Wie häufig solche Überprüfungen stattzufin-den haben, ist jedem Unternehmen selbst über-lassen und wird unterschiedlich gehandhabt.

Allen Vorschriften gemeinsam ist – und damit auch für mittelständische Unternehmen von Bedeutung – die gesetzliche Verpflichtung si-cherzustellen, dass die Unterstützung terro-ristischer Aktivitäten durch wirtschaftliche Unterstützung zu verhindern ist. In daten-schutzrechtlicher Hinsicht hat die Rechtspre-chung hier in den vergangenen Jahren ebenfalls für Klarheit gesorgt, eine Überprüfung gegen die Terrorlisten wird als rechtlich zulässig er-achtet.

Die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen kann zum Beispiel über eine schon etablierte Compliance-Funktion gesteuert werden, die auch Schnittstelle für die Implementierung ent-sprechender Prozesse sein kann.

Für Fragen rund um das Thema Anti-Ter-ror-Screening und Compliance steht Ihnen die Rechtshotline des BVMW zur Verfügung.

Der weltweite Kampf gegen den Terrorismus hat erhebliche Folgen für die gesamte Weltwirtschaft. Verschärfte Rechtsvorschriften betreffen nicht nur Export-Unter-nehmen. Empfindliche Strafen drohen allen.

Die BVMW­IBWF­ Rechtshotline erreichen Sie:Mo bis Fr 10.00 – 17.00 UhrTel.: 030. 533206-963 Fax: 030. [email protected]

Anti-Terror-Vorschriften – was zu beachten ist

Dr. Benjamin WeilerRechtsanwalt

Mitglied im IBWF

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„ Unternehmen müssen bei Neueinstellungen darauf achten, dass potenzielle Kandidaten nicht auf den offiziellen Terrorlisten zu finden sind.

68 UNTERNEHMERSERVICE Der Mittelstand. | 4 | 2015

Schweizer Banken möchten mit Ausländern ei-gentlich nichts mehr zu tun haben – wenigstens nicht bei einem Wohnsitz in Europa. Und das gilt sogar für Millionen von Schweizern, die im Aus-land leben. Bislang wurden schon Tausende von Konten geschlossen. Jetzt werden neue Kunden von einigen Banken gar nicht mehr akzeptiert, auch wenn es sich bei den Einlegern um Personen mit versteuertem Einkommen handelt.

Dabei gibt es gute Gründe, ein Konto in der Schweiz zu haben: der feste Schweizer Franken, eine regionale Streuung, eine Kontoverbindung im EU-Ausland und ein Bank-Schließfach, das nur Kunden mit einem Bankkonto erhalten.

Aber es gibt auch Auswege, wenn einem das Kon-to gekündigt wird, oder bei einer anderen Bank die Kontoeröffnung abgelehnt wird: die Empfeh-lung durch einen Alt-Kunden und/oder einen zu-gelassenen Finanzberater. Aber wenn es nur um die Streuung im Währungsbereich geht: Schwei-zer Franken können Sie auch auf Währungskon-ten bei den meisten deutschen Banken halten. Und neuerdings sind auch ausländische Devisen bis zu 100.000 Euro Gegenwert vom Verspre-chen der Einlagensicherung erfasst.

Nach Haben-Zinsen brauchen Sie eigentlich nicht zu fragen (es gibt sie noch für Jugend- und Alters-sparkonten). Fragen Sie vielmehr nach Strafzinsen, die Ihnen von Ihrem Konto abgezogen werden. Eine Schweizer Großbank berechnet mittlerweile 3 Prozent und nennt diesen Negativzins euphe-mistisch Guthabengebühr. Es wird zu einem kost-spieligen Privileg, Geld zu besitzen. Andersherum: Manche Schweizer Bank zahlt mittlerweile sogar Zinsen an Sie, wenn Sie sich dort Geld leihen …

In Zeiten der Niedrig-, Null- und Negativzinspoli-tik boomen wieder die Anlageangebote mit hohen

Zinsversprechen: „12 Prozent Rendite und mehr“ mit Kautschuk, „9 Prozent Rendite“ mit Palmöl. Gesunder Menschenverstand ist auch hier ge-fragt. Wenn die Anlage wirklich sicher ist, könn-ten sich die Initiatoren Geld von der Bank leihen und sich den Gewinn selbst einstreichen – statt teure Inserate zu schalten und Vermittlerprovisi-onen zu zahlen.

Ganz pfiffige Amerikaner haben es vorexerziert, wie man es nicht machen sollte. Sie haben sich von einem afrikanischen Staat einen Banking Passport besorgt und mit dieser Identität Konten zum Bei-spiel in Dänemark errichtet. Es kam, wie es kom-men musste: Regierungswechsel in besagtem afri-kanischen Land, und nach Ablauf von fünf Jahren gab es keinen gültigen neuen Pass mehr. Aber den verlangte die Bank bei neuen Ein- und Auszah-lungen. Sprich: Die neunmalklugen Amerikaner wollen sich in ihrer Heimat nicht offenbaren, und an ihre Einlagen in Kopenhagen kommen sie nicht mehr heran. Ob die Banken diese Millionenvermö-gen jetzt als „verstecktes Eigenkapital“ behandeln?

Geschätzt fünfzig Millionen Euro jährlich inves-tieren Banken und Finanzinstitute zum Bewerben von Finanzprodukten. Können Sie sich vorstellen, wer das letztlich zahlt? Sie als Kunde, der statt Ak-tien den Banken selbstgestrickte Bankprodukte abkauft, die sich bei näherem Hinsehen als Wetten zwischen der Bank und Ihnen erweisen. Wetten, bei denen die Bank die Regeln zu ihren eigenen Gunsten bestimmt hat …

„ In Zeiten der Niedrig-, Null- und Negativzinspolitik boomen die Anlageangebote mit hohen Zinsversprechen.

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Hans-Peter Holbachist Herausgeber des im 43. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com

Finanzkolumne „Über Ihr Geld“

Fragwürdige Renditeversprechen

69Der Mittelstand. | 4 | 2015 UNTERNEHMERSERVICE

Im Mittelpunkt der Serie steht die politische Be-raterin Olivia Pope (Kerry Washington). Sie und ihr Team hochqualifizierter Anwälte helfen jedem mit genug Kleingeld, einen Skandal zu managen und den schlimmsten Schaden von sich abzuwenden. Wenn schlagzeilenträchtige und lebenszerstören-de Schwierigkeiten überhandnehmen, gibt es nur eine Person, die helfen kann: Olivia Pope. Mit ihrem unerschütterlichen Vertrauen in ihr Bauchgefühl leitet sie ein Expertenteam für Krisensituationen, das jeden noch so schmutzigen und schlüpfrigen Skandal verschwinden lässt. Das Chaos anderer Menschen zu beseitigen, fordert absolute Hingabe von Olivia Pope und ihren Partnern.

Die erfolgreiche Krisenmanagerin wird sogar vom US-Präsidenten engagiert, um grobe Fehlschläge

in der Öffentlichkeit besser erscheinen zu lassen.Die Serie gewährt einen Blick hinter die verschlos-senen Türen der Elite von Washington D. C., zeigt verbotene Beziehungen, unkontrollierte Macht und politische Intrigen. Die selbsternann ten Meister der Schadensbegrenzung müssen darüber hinaus jedoch auch die Schäden in ihrem eigenen Privatleben unter Kontrolle bekommen.

Die Serie beruht auf den Erfahrungen der Krisen-managerin Judy Smith, die unter Präsident George H.W. Bush als Helferin des Presse-Corps fungierte.

In Deutschland wurde die Serie ab 2012 von Su-per RTL ausgestrahlt. Bisher sind hierzulande Staffel 1-3 als DVD und Blu-Ray erschienen, Staf-fel 4 ist nur in der Originalfassung erhältlich.

Scandal Nach einem öffentlichen Skandal geht es in der Regel um Schadensbegrenzung. Ein Fall für Krisenmanager, die mit ihrem Eingreifen das Schlimmste vermeiden sollen. Die US-Serie „Scandal“ beleuchtet in aller Ausführlichkeit, wie auch die scheußlichsten Fehltritte wieder glatt gebügelt werden können.

Weiß wie man Skandale verhindert: Olivia Pope (Kerry Washington).

Scandal

USA, seit 2012FSK ab 16

TV Polit-Serie

Regie: Paul McGuigan,

Tom Verica, Roxann Dawson,

Allison Liddi-Brown u. a.

Drehbuch: Shonda Rhimes,

Heather Mitchell, Matt Byrne u. a.

Mit Kerry Washington, Columbus Short,

Katie Lowes, Guillermo Diaz, Tony Goldwyn,

Darby Stanchfield, Jeff Perry.

Produktion: ABC Studios/Shondaland

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70 KULTUR Der Mittelstand. | 4 | 2015

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Abel Morales ist ein Getriebener. Er will den Er-folg, er will das große Geld. In Amerika, im New York der frühen Achtziger Jahre, im Land der un-begrenzten Unternehmermöglichkeiten sollte es möglich sein. Das ist die Ausgangssituation, in der Regisseur und Drehbuchautor Jeffrey C. Chan-dor seinen Helden auf den Weg schickt, der zu-nächst kein Weg in den Abgrund zu sein scheint. Zunächst, denn erstmal stehen die Chancen gut, obwohl Abel (Oscar Isaac) kolumbianischer Im-migrant ist. Er hat sich vom Tankwagenfahrer zum Eigentümer hochgearbeitet, er repräsen-tiert alle Unternehmertugenden: ehrgeizig und unermüdlich, dabei loyal zu seinen Angestellten.

Unternehmer unter Druck Doch die Ehe mit seiner Frau Anna (Jessica Chastain), Tochter eines New Yorker Paten, kon-taminiert ihn mit mafiösem Hintergrund: Von ihrem Vater hat er das Heizölgeschäft übernom-men, das er nun ausbauen will, um zum unange-fochtenen Platzhirschen einer in jeder Hinsicht schmierigen Branche aufzusteigen. Dazu kauft er ein Hafengrundstück, bringt sein ganzes Ver-mögen ein und nimmt für den Restbetrag ein-en hohen Kredit bei der Bank auf. Nun steht er

mehrfach unter Druck: Die Zeit drängt, bis der komplette Kaufpreis fällig wird, hinzu kommen das nagelneue Haus, der glänzende Mercedes, die ehrgeizig-anspruchsvolle Ehefrau samt ein-er Tochter, all das braucht schnellen Erfolg, das schnelle Geld.

Ein Rahmen, wie gemacht für einen Mafia Film, für ein Epos über einen Paten. Doch Abel will als Mensch und Unternehmer sauber bleiben, „do-ing the right thing“ ist das Motto, das ihn mehr noch als Geld und Status leitet. Und so wird er, der Zuschauer ahnt es, vom Schmied seines Glückes zum Opfer mehrfach miteinander ver-schlungener Umstände: Die Konkurrenz will den Neueinsteiger einschüchtern, ein ehrgeiziger Staatsanwalt (David Oyelowo) will die Branche säubern und ermittelt gegen ihn wegen unsau-berer Bücher, seine Tankwagenfahrer werden überfallen, die Ladungen gestohlen und wei-terverkauft, seine Verluste steigen.

Business und Moral1981, daran erinnert uns Chandor mit elegischen, winterkalten Bildern immer wieder, ist ein „most violent year“. Die Verbrechensstatistik erre-

Sauber bleiben! „A Most Violent Year“ erzählt von einem, der mit schwarzem Gold Geschäfte machen und zugleich eine weiße Weste behalten will. Abel (Oscar Isaac) muss sich gegen Polizei und Mafia behaupten.

Bernd RatmeyerWissenschaftsjournalist

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72 KULTUR Der Mittelstand. | 4 | 2015

icht ihren Höhepunkt; Korruption, Bestechung, Gewalt bis zum Mord sind gängiges Polit- und Geschäftsgebaren. Selbst die Transportgewerk-schaft scheut nicht zurück vor dieser Gewalt-spirale, sie will die LKW-Fahrer bewaffnen. Für Abel, den fürsorglichen Arbeitgeber, indisku-tabel. Doch die allseitige Bedrohung beginnt ihn zu erdrücken. Ein Mann verschafft sich Zu-gang zu seinem Haus; Abel kann ihn vertreiben, doch die Tochter findet eine geladene Waffe im Gebüsch vor der Tür. Sein Außendienstmitarbei-ter, geschult im freundlichen, aber bestimmten Verkauf von Heizungsdienstleistungen, wird geschlagen und entführt, die Überfälle auf Abels Tanklaster häufen sich. Als es dabei tatsächlich zu einem Schusswechsel kommt, lässt ihn die Bank hängen. Abel wird zusehends in die Ecke gedrängt: Wer will ihm schaden? Wie kommt er an das restliche Geld für sein Grundstück? Wie kann er seine Familie schützen?

Kapitalismuskritik oder Zeitreise?In der Folge entspinnt sich eine actionarme, aber dialogintensive und bilderstarke Suche nach ei-nem Ausweg bei gleichzeitiger moralischer Un-

versehrtheit. Obwohl, soviel sei verraten, Abel am Ende seinem mittelständischen Ethos treu bleibt, macht er sich dennoch die Hände schmut-zig. So lässt Chandor uns perfide ambivalent zu-rück. In der Liebe und im Geschäft ist Moral ein unendlich dehnbarer Begriff.

In üblicher Einhelligkeit beschrieb die Presse Chandors Business-Epos als wuchtige Abrech-nung mit den falschen Versprechungen des amerikanischen Traums, der vom Raubtierkapi-talismus korrumpiert zum Albtraum eines jeden aufrechten Mittelständlers werden muss. Diese Sichtweise liegt nahe. Chandor hat 2011 mit „Margin Call” eine ähnlich atmosphärisch dichte und subtil gewalttätige Erzählung vom großen Crash 2008 vorgelegt. Hätte er, Sohn eines In-vestmentbankers, es tatsächlich so gemeint, wäre „A Most Violent Year” ein Stück altbacken-er Kapitalismuskritik aus Hollywoods liberaler Ecke. Doch weniger aus politischer, sondern aus unternehmerischer Sicht ist es eine Zeitreise in die Welt der Paten, der alltäglichen Korruption und der nackten Gewalt im Geschäftsleben. Jeder Unternehmer mag selber urteilen, ob diese Zeiten vorbei sind oder nicht.

A Most Violent Year

FSK ab 12USA 2015Drama

Regie/Buch: J. C. ChandorMit Oscar Isaac, Jessica Chastain, Albert Brooks, David Oyelowo

ab 7. August erhältlich auf DVD, Blu­ray und VoD

Abel (Oscar Isaac) mit Ehefrau Anna (Jessica Chastain).

73Der Mittelstand. | 4 | 2015 KULTUR

Das heutige Sachsen-Anhalt war Martin Lu-thers Heimat. Es ist das Ursprungsland der Reformation. Europa wurde durch die von ihm eingeleitete Reformation verändert. An den Originalschauplätzen lässt sich heute noch die geschichtliche Bedeutung dieses Ereignisses verfolgen. Ob in der Lutherstadt Eisleben, in Halle an der Saale, in Mansfeld-Lutherstadt oder in Lutherstadt Wittenberg, überall wird der un-gewöhnliche Mensch erlebbar.

„Im Jahre 1483 bin ich, Martin Luther, geboren von meinem Vater Johannes Luther und meiner Mutter Margaretha … Mein Vaterland war Eis-leben.“ Der Reformator verlor nie den Kontakt zu seiner Heimatstadt. Schließlich endete der Lebenskreis am 18. Februar 1546 in der gleichen Stadt. Der Reformator, der angereist war, um ei-nen Erbstreit der Mansfelder Grafen zu schlicht-en, starb an diesem Tag.

Luthers eigentliches Sterbehaus existiert nicht mehr. Als man im 18. Jahrhundert eine Gedenk-stätte einrichten wollte, war der geschichts-trächtige Ort in Vergessenheit geraten. Durch eine Verwechslung wurden die Spuren vollends verwischt. Der Irrtum änderte nichts daran, dass vor über hundert Jahren die Sterberäume his-toristisch nachempfunden wurden. Der preußi-

sche Fiskus erwarb 1863 das Gebäude, um eine Gedenkstätte zu errichten. Inzwischen ist das Sterbehaus grundlegend restauriert.

Geburts- und Sterbehaus Luthers stehen auf der Welterbeliste der UNESCO. Ähnliche Ver-wirrung wie das Sterbehaus stiftet das Geburts-haus. 1689 ging es in Flammen auf. Fünf Jahre später war an gleicher Stelle ein barocker Bau errichtet. Er gilt als eines der ersten Museen in ganz Deutschland. Zuerst wurden die Räume dem ursprünglichen Aussehen nachempfunden. Die Möbel in den nachgestalteten Wohnräumen entstanden nach historischen Vorbildern.

Im Vorgängerbau der St. Petri-Pauli-Kirche wurde Luther getauft. Nur der mächtige Turm blieb bei den Veränderungen erhalten. Un-ter anderem findet sich dort der Taufstein des Reformators. Viele Jahrzehnte stand er in einem Garten, war Wind und Wetter ausgesetzt. Die erhaltenen Rudimente bilden heute den Kern einer schlichten Rekonstruktion.

In der Lutherstadt Wittenberg wohnte und wirkte Luther über viele Jahrzehnte. An der Schlosskirche erinnert die Thesentür an den berühmten 31. Oktober 1517. Damals machte Martin Luther seine 95 Thesen öffentlich.

Lutherland: Auf den Spuren der Reformation Martin Luthers Heimat bietet Überraschendes und Sehenswertes. Im heutigen Sachsen-Anhalt erblickte er das Licht der Welt, dort starb er auch. Eine Reise durch Vergangenheit und Gegenwart.

Der Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg erhält sein Gepräge durch viele Bürgerhäu-ser und das Renaissancerathaus. Dort stehen auch Denkmäler, die an den Reformator Martin Luther und seinen langjährigen Freund Philipp Melanchthon erinnern.

Luthergemälde von 1817 im Museum „Luthers Elternhaus“ in Mansfeld.

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Taufstein Martin Luthers in der St. Petri-Pauli-Kirche von Eisleben.

74 KULTUR Der Mittelstand. | 4 | 2015

Im Inneren des Sakralbaus fanden er und der Humanist Philipp Melanchthon (1497-1560) ihre letzten Ruhestätten. Von der Schlosskirche bis zum Lutherhaus reihen sich historische Gebäude wie auf einer Perlenschnur aneinander.

Die Stadt gibt sich selbstbewusst. Gäste aus aller Herren Länder besuchen das „Mekka des Prot-estantismus”. Im Lutherhaus zählt man über-durchschnittlich viele ausländische Besucher. Sie kommen aus den USA, Skandinavien und den Niederlanden. Im einstigen Kloster der Augus-tiner wohnte der Reformator mit seiner Familie. Seit 1883 dient es als Museum. Rund tausend originale Exponate erinnern an Luther. Eine Mönchskutte gehört dazu, ebenso die Kanzel, von der er in der Stadtkirche predigte. Weitge-hend in ihrer ursprünglichen Gestalt zeigt sich die Lutherstube, die schon 1655 als „Museum Lutheri“ zu besichtigen war.

Bürgerhäuser und Renaissancerathaus prägen den Wittenberger Marktplatz. Cafés und Res-taurants laden zum Verweilen ein. Zu den bei-den Cranach-Höfen sind es nur wenige Schritte. In ihnen beschäftigten Lucas Cranach der Ältere (1472-1553) und sein Sohn Lucas Cranach der Jüngere (1515-1586) Maler, Tischler, Sei-densticker und Schneider. Heute haben sich dort eine Papierwerkstatt und eine historische Druckerstube etabliert. In der Stadtkirche, der Mutterkirche der Reformation, sind die wichtig-sten Restaurierungsarbeiten abgeschlossen.

Der weltberühmte Reformationsaltar aus der Cranachschen Werkstatt sowie zehn Tafelbil-der wurden fachmännisch konserviert, die In-nenausstattung und das Kirchenschiff zeigen sich in ihrer Fassung aus den 1930er Jahren.

Reisen auf Luthers Spuren in Sachsen-Anhalt bietet vieles. In der ältesten erhaltenen Kirche Halles an der Saale, dem Dom, residierte Kardi-nal Albrecht von Brandenburg (1490-1545). Er gilt als einer der größten Gegenspieler Luthers. In der kleinen Stadt Osterwieck am Harzrand wiederum bezeugen zahlreiche „sprechende“ Fachwerkhäuser die Unterstützung der Be-völkerung. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhun-derts brachten die Besitzer mit Inschriften auf den Holzbalken ihre Einstellung zu einer neuen Zeit zum Ausdruck. Nirgendwo sonst in Deutschland finden sich so frühe Inschriften, mit denen sich Bürger offen zu Luthers Lehre bekannten.

Seine größte Anziehungskraft verdankt der Dom St. Peter und Paul in Naumburg den zwölf lebensgroßen Standbildern seiner Stifter im Westchor. Zwei von ihnen, Uta und Ekkehard, haben den Sakralbau weit über die Grenzen Mit-teldeutschlands hinaus bekannt gemacht. Für den Dom hat Martin Luther eine besondere Be-deutung. Er setzte dort 1542 den ersten luther-ischen Bischof der Welt ein.

In Mansfeld gibt es seit dem vergangenen Jahr gegenüber dem grundlegend sanierten Eltern-haus ein Museum zur Kindheit Martin Luthers. 227 authentische Ausstellungsstücke lassen auf 680 Quadratmetern eine bislang wenig darg-estellte Zeit aus dem Leben des Reformators lebendig werden.

Das Geburtshaus Luthers in Eisleben.

Inschriften an den Fachwerkhäusern in Osterwieck verkünden den Gedanken der Reformation.

Der Reformationsaltar in der Wittenberger Stadtkirche.

Klaus-Peter VoigtBVMW-Pressesprecher Sachsen-Anhalt

75Der Mittelstand. | 4 | 2015 KULTUR

News

Das Ruhrgebiet setzt im Strukturwan-del auf mittelständische Erfolgsstorys: Das vor dreißig Jahren gegründete Weiterbildungsinstitut „avrami busi-ness communication“ blickt auf eine besondere Erfolgsgeschichte zurück: Inhaberin Evangelia Avrami startete als Einzelkämpferin und beschäftigt heu-te 150 Trainer in einem Team, das weit über die Grenzen des Ruhrgebiets be-kannt ist. Das Dortmunder Unterneh-men, das auch Konzerne wie VW und Thyssen-Krupp zu seinen Kunden zählt, hat sich auf Trainingsmaßnahmen im B2B-Bereich spezialisiert und feiert im September sein Jubiläum.

www.avrami.com

Senator Dr. Helmut Baur, Mitglied im BVMW-Vor-stand und Bundeswirtschaftssenat, hat aus einem kleinen Optik-Fachgeschäft in Böblingen eine der deutschlandweit führenden Filialketten für Brillen und Kontaktlinsen gemacht. Er vertritt den deut-schen Mittelstand seit 24 Jahren auch als Hono-rargeneralkonsul für Malaysia im In- und Ausland und genießt als Unternehmer hohe Anerkennung. Jetzt hat er sich von der Position als Vorsitzender der Geschäftsführung der Binder Optik GmbH zu-rückgezogen und den Stab an seinen Sohn Dominic übergeben. Der Nachfolger will die junge Zielgrup-pe noch stärker in den Fokus rücken. Flankierend sollen Kreativkampagnen die Marke unterstützen. Die Zahl der Filialen soll von heute knapp 50 auf 65 steigen.

www.binder-optik.de

Der BVMW-Experte für Recht, Prof. Dr. Stefan Nägele, wurde in Stuttgart mit der Staufermedaille in Gold für sein heraus-ragendes Engagement für krebskranke Kinder ausgezeichnet. Als der Förder-kreis krebskranke Kinder in finanzieller Not war, setzte er sich für die Konsoli-dierung ein – mit Erfolg. Der Verein hilft unbürokratisch Familien mit krebskran-ken Kindern mit finanzieller Unterstüt-zung, Ausflügen und Aktionen, sowie der Förderung medizinischer Projekte. Die Staufermedaille ist seit 1977 eine persönliche Auszeichnung des Minister-präsidenten für Verdienste um das Land Baden-Württemberg. Sie wird in der Re-gel in Silber vergeben, in seltenen Fällen auch in Gold.

30 Jahre „avrami business communication“ Durchstarten mit Durchblick

Staufermedaille für BVMW- Rechtsexperte Prof. Dr. Stefan Nägele

Dr. Helmut Baur mit Sohn Dominic und Ehefrau Gabriele.

Die HuminTech GmbH gehört zu den innovativsten Unterneh-men des deutschen Mittelstands, das belegt die Preisverleihung durch Ranga Yogeshwar mit dem Top 100-Siegel. Der weltweite Erfolg des Unternehmens mit Sitz in Grevenbroich (NRW) be-ruht auf der firmeneigenen Herstellung von huminsäurebasier-ten Produkten, die vor allem in der Agarwirtschaft als Boden-verbesserer eingesetzt werden. Auch Industrie und Tierzucht

profitieren von den innovativen Produkten. „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung und die damit ver-bundene Anerkennung unseres Innovationsmanagements. Wir setzen auf den Ideenreichtum aller Mitarbeiter, ihnen gebührt mein Dank für das Erreichen der Top 100“, so der kaufmänni-sche Geschäftsführer Aydogan Cengiz.

www.humintech.com

Seit der Gründung 1882 durch Robert Reiss steht die Firma für maßgeschnei-derte Arbeitsplatz- und Projektlösungen für die gesamte Büromöbelausstattung. Bis zum heutigen Tag wurden 80.000 Steh-Sitz-Schreibtische hergestellt. Doch nicht nur das ist ein Grund zum Feiern für die über hundert Beschäftigten. 2014 wur-

de Reiss zum Unternehmen des Jahres in Brandenburg gewählt. Rund 400 Interes-sierte folgten der Einladung des Büromö-belherstellers, darunter Geschäftspartner, Politiker und der BVMW, als zum Tag des offenen Unternehmens geladen wurde. Der BVMW gratuliert herzlich.

www.reiss-bueromoebel.de

„Top 100 Innovatoren“ geht an HuminTech

Reiss – Büromöbel mit Pfiff

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Höhenverstellbare Schreibtische von Reiss damals und heute.

Der Chef der Staatskanzlei und Staatssekretär des Landes Baden-Württemberg, Klaus-Peter Murawski (rechts), überreichte die Stauferme-daille in Gold an Prof. Dr. Stefan Nägele.

BVMW Der Mittelstand. | 4 | 201576

Die Auszeichnung „Top Consul-tant 2015“ für Organisationsent-wicklung wurde Goll Consulting auf dem Mittelstands-Summit von Bundespräsident a. D. Christian Wulff überreicht. Goll Consulting ist die einzige Un-ternehmensberatung, die diese Auszeichnung nach 2013/14 er-neut erhalten hat. Das Zertifizierungsverfahren „Top Consultant“ wird unter wissen-schaftlicher Leitung von Prof. Dr. Dietmar Fink von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg durchgeführt. Es

beruht im Wesentlichen auf einer Kundenbefragung. Entscheidend für die Auszeichnung ist eine kun-dengerechte, mittelstandsorien-tierte Beraterleistung. Die Bonner Berater und Trai-ner bieten einen einzigartigen dialogischen Beratungsansatz für Strategieentwicklung, Orga-nisationsentwicklung, Change Management und Führung. Ge-schäftsführer Hans-Werner Goll zeigte sich sehr erfreut über die Auszeichnung.

www.goll.de/

Goll Consulting „Top Consultant“

„Green IT“ darf sich nun „top Arbeitgeber“ nennen, denn das IT- und Be-ratungsunternehmen aus Dortmund wurde auf dem Mittelstands-Sum-mit geehrt. Mentor Bundesminister a. D. Wolfgang Clement übergab das „Top Job“-Siegel in Essen. Entscheidend für die Vergabe des Siegels sind drei Faktoren: die Zufriedenheit der Belegschaft mit ihrem Arbeitsum-feld, ihre Identifikation mit dem Unternehmen und seinen Produkten und die Führungsqualität. Bei Green IT können Mitarbeiter entschei-den, wie viel, wann und wo sie arbeiten. Und solche Möglichkeiten ha-ben nicht nur Eltern, sondern auch andere Mitarbeiter. Den Unterschied macht die Philosophie: Bei Green IT arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur im, sondern auch am Unternehmen. Zudem punk-tet das Unternehmen mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und zahlreichen Angeboten insbesondere für junge Eltern.

www.greenit.systems

„Hier arbeite ich gerne – mein Wunsch-Arbeitgeber mit Verantwortung“, war die Leitidee, nach der sich Unternehmen mit Projekten rund um Corporate Social Responsibility für den CSR Job-Award bewerben konn-ten. Feinkost Käfer wurde unter zahlreichen Bewer-bern mit dem Sonderpreis in der Kategorie Ausbildung ausgezeichnet. Bei Käfer bauen Azubis Ge-

müse und Obst an, sie erfahren selbst, wann und wie lange et-was wächst, und wie viel Arbeit dahinter steckt, etwas selbst anzubauen und zu ernten. Da das Bewusstsein für Nachhaltig-keit und Produktherkunft in der Bevölkerung wächst, will das bayerische Unternehmen Azubis mit dem Projekt auf die Her-ausforderungen der Zukunft vorbereiten.

www.feinkost-kaefer.de

Zum 14. Mal zeichnete die Hal-terner Zeitung zu Jahresbeginn Halterns Unternehmer des Jahres aus. Vor über hundert geladenen Gästen nahm Ge-schäftsführer Günter Irmen die Auszeichnung im Halterner Wasserwerk entgegen. Irmen führt gemeinsam mit seiner Gattin Kriemhild die Geschäfte des Familienbetriebs Elkaderm GmbH, einem Spezialisten für Haarkosmetik. Ein kleines, aber innovatives Unternehmen mit si-cheren Arbeitsplätzen und damit ein Aushängeschild für Haltern am See, so die Begründung der Jury. Elkaderm produziert und beliefert weltweit das Friseurhandwerk mit haarkosmetischen Spezialprodukten und ist technisch für individuelle und große Lö-sungen gleichermaßen gerüstet. Der heute 60-jährige Unterneh-mer übernahm den Betrieb gemeinsam mit zwei Partnern 1992 und erwarb in den Jahren von 2007 bis 2009 sämtliche Anteile.

www.elkaderm.de

Green IT als Top Arbeitgeber ausgezeichnet

Feinkost Käfer erhält CSR Job-Award

Halterner Zeitung zeichnet Günter Irmen aus

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Thomas Lesser, Geschäftsführer Green IT, Stephanie Oberschelp, Leitung Unternehmenskommunikation Green IT, Wolfgang Clement, Bundeswirtschaftsminister. a. D. (v. li.).

Geschäftsführer der Elkaderm GmbH Günter Irmen.

Bundespräsident a. D. Christian Wulff; Hans-Walter Goll, Geschäftsführer Goll Consulting; Madita de Molière, Partne-rin Goll Consulting; Regina Turowski-Willeck, Partnerin Goll Consulting; Michael Seipel, Partner Goll Consulting (v. li.).

Der Mittelstand. | 4 | 2015 BVMW 77

MetalldrückenMetalldrücken ist ein spanloses Umformungsverfahren für die Herstellung individueller rotationssymmetri-scher Hohlkörper aus Feinblech. Dabei entfällt die auf-wändige und kostenintensive Herstellung von Tiefzieh-werkzeugen und die dazu notwendige Technologie. So können selbst kleine Serien kostengünstig hergestellt und Kundenwünsche erfüllt werden. Es gibt zahlreiche Abwandlungen dieses Verfahrens, die es ermöglichen, auch ungewöhnliche Formen zu fertigen.

Zufriedene Kunden sind die beste Werbung.

Metallwaren nach Maß

Aufnahme aus den 1910er-Jahren. Der kleine Junge auf dem Hocker ist der Vater des heutigen Inhabers Horst Bräuer.

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In vier Schritten zum fertigen Produkt:

1. Die Drückform aus Holz wird als

Holzfutter an der Drückmaschine

befestigt.

2. Die zugeschnittene Kupferscheibe

wird an der Drückmaschine

angelegt.

In jeder Ausgabe stellt Der Mittelstand. BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren innovative Produkte vor. Diesmal das Berliner Traditionsunternehmen Hugo Bräuer Metallwaren.

78 BVMW Der Mittelstand. | 4 | 2015

Runde Formen und hand-werkliche PräzisionsarbeitIm heute nur noch selten anzufinden-den Handdrückverfahren fertigt das Traditionsunternehmen Hugo Bräuer Metallwaren Drückteile aus Kupfer, Alu, Messing, Stahl, nichtrostenden Stahlsorten, Zink, Molybdän und di-versen Legierungen in Stückzahlen von eins bis tausend und Abmessungen mit einem Durchmesser von acht bis 1560 mm. Die maximalen Blechstärken sind geometrie- und materialabhängig.

UnternehmensprofilHugo Bräuer Metallwaren, gegrün-det 1907 in Berlin-Neukölln, hat das inzwischen selten gewordene Drü-cker-Handwerk bis in die vierte Ge-neration bewahrt. In den 20-er Jah-ren arbeiteten dort, wo heute Vater und Sohn und ein Mitarbeiter an den Drückbänken stehen, bis zu sechzehn Mitarbeiter. Sie produzierten Kochtöp-fe, Lampenschirme und andere Ge-brauchsgegenstände. Zu den heutigen Kunden gehören unter anderem die Medizin-, Labor-, Leuchten- und Elektroindustrie sowie Kleinstabnehmer wie Ar-chitekten, Designer oder Oldtimerrestauratoren. Hugo Bräuer Metallwaren ist die Adresse für individuelle Maßanfertigungen.

Inhaber: Horst BräuerSitz: BerlinGründung: 1907Branche: Metall- und Blechverarbeitung

Lampenschirme aus verschiedenen Metallen.

Inhaber Horst Bräuer (re.) mit Sohn und Nachfolger Thomas Bräuer.

3. Während die Maschine mit Scheibe und Drückform rotiert, wird mit der Drückrolle ein neuer Gegenstand in Form gedrückt.

4. Der Lampenschirm in seiner endgültigen Form.

www.hugo-braeuer.de

79Der Mittelstand. | 4 | 2015 BVMW

Papier vom FeinstenEine der Top-Design-Adressen Deutschlands ist ein Fachwerkhaus in einem Hinterhof in Hamburgs Schanzenviertel: Standort der Design- und Produktionsmanufaktur Paperlux GmbH.

80 BVMW Der Mittelstand. | 4 | 2015

In charmantem Ambiente entwickelt das Team unter der Leitung von Soraya und Marco Kueh-ne Corporate und Editorial Design, Eventkom-munikation und exklusive Papierprodukte für ihre nationalen und internationalen Kunden. Zu den Aufträgen der Paperlux GmbH zählen das Event-Design für die Goldene Kamera, eine Visual Identity für Hermès Paris und Geschenk-produkte für Adidas.

Den beeindruckenden Erfolg des 2006 gegrün-deten Unternehmens erklärt das Kreativpaar Kuehne mit ihrer herausragenden Expertise und Liebe für den Werkstoff Papier, einem Höchstmaß an Individualität für den jeweiligen Auftraggeber und der Wertschätzung, die sie ihren Kunden und auch deren Kunden entgegenbrin-gen. Was dies in der Praxis bedeutet, ist beispielsweise an den Einladungen für die Verleihung der Goldenen Ka-mera zu erkennen, die inzwischen zu echten Sammlerstücken geworden sind. Die Exklusivität zeigt sich bereits an der Schrift, die Paperlux jedes Jahr aufs Neue extra für die Veranstaltun-gen entwickelt. Sie schmückt nicht nur das Einladungsset, sondern findet sich auch auf dem Programmheft und der Dinnerparty wieder. Eine weitere Be-sonderheit ist die beigefügte Einladung für den Partner, den der Gast an diesem Abend gern als Begleiter an seiner Sei-te wünscht. „Auch Präsentationsmittel und überraschende Verpackungsde-signs in allen Formen und Materialen gehören zu unserem Arbeitsportfolio“, erklärt das Kreativpaar Kuehne. „Das

Ergebnis ist immer Handwerkskunst, gepaart mit Design. Wir als mittelständisches Unterneh-men werden auch in Zukunft gedruckte Wert-schätzung fördern und herausfordern, national und international.“

Professionalität und Liebe zum Produkt werden regelmäßig mit renommierten Design-Preisen wie dem Red Dot Award oder ADC ausgezeich-net. Internationales Renommée erzielte Paper-lux für das Coverdesign der Zeitschrift Novum in 2011, das bei den Lead Awards ausgezeichnet wurde.

Paperlux GmbHDie 2006 gegründete Design- und Produktionsmanufaktur Paperlux wird von Soraya M. und Marco F. Kuehne geführt. Die elf Mitarbeiter sind für Kun-den wie beispielsweise Hermès in Paris tätig. Seit 2008 ist Paperlux für das Corporate Design und die Eventkommunikation der „Goldenen Kamera von HÖRZU“ verantwortlich. Zum Arbeitsportfolio gehören neben Corporate Design und Branding auch Eventkommunikation in allen Formen und Materi-alien sowie Typografie oder überraschende Verpackungsdesigns.

www.paperlux.com

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H81Der Mittelstand. | 4 | 2015 BVMW

Erfolg hat auf Dauer nur der, der tiefe Wurzeln schlägt. Man lernt die Dinge von der Pike auf und schiebt so die eigenen Grenzen immer weiter nach außen. Friedhelm Runge,76, Chef der EMKA Beschlagteile GmbH & Co. KG und langjähriger Vizepräsident des BVMW, ist ein Kind der Region und tief verwurzelt in seiner bergischen Heimat. Geboren in Wuppertal, absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum technischen Kaufmann bei der Firma Gebrüder Happich in Wuppertal, um sein Wissen durch Studien von Maschinenbau und Betriebswirtschaftslehre zu vervollkomm-nen. „Es war wichtig, Theorie und Praxis in die richtige Balance zu bringen“, blickt Runge zurück. Er weiß um die große Bedeutung dieser Goldenen

Regel und fordert mit Blick auf die junge Genera-tion mehr Anstrengungen: „Niemand darf in jun-gen Jahren auf der Strecke bleiben. Unser Duales Ausbildungssystem hat sich bewährt, es darf nur nicht politisch perforiert sein, wenn Lehrer feh-len und Hilfebedürftige allein gelassen werden“, warnt Runge, der mit Blick auf den wachsenden Fachkräftemangel zu konzertierten Aktionen aufruft. Wirtschaft, Schulen und Kommunen müssten an einen Tisch, um eine frühe Berufso-rientierung sicherzustellen. Neben der Energie-wende ist Bildung das Jahrhundertthema unserer Gesellschaft, Lösungen für die Demografiefalle zu finden und „den Laden zusammenzuhalten, so gut es geht“, so Runge.

Schlösser und Scharniere für die ganze WeltFriedhelm Runge, Mitglied im Bundeswirtschaftssenat und BVMW-Vizepräsident a. D., zählt zu den erfolgreichsten seiner Zunft. Die Firma EMKA ist sein Lebenswerk – und weltweit bekanntes Aushängeschild des Wirtschaftsstandorts Wuppertal/Velbert.

Friedhelm Runge (vorne Mitte) im Kreise seiner Mitarbeiter.

82 BVMW Der Mittelstand. | 4 | 2015

Stabiler ExpansionspfadAuf EMKA ist da Verlass. Die Firma, bodenständig wie der Chef, steht treu zu Ausbildungspakt und Belegschaft. Im Team entstehen modernste In-dustrieprodukte, die auf wachsende Nachfrage in allen Regionen der Welt treffen. Scharniere, Dich-tungen und Schlösser bilden das Kernsortiment der Wuppertaler, das kontinuierlich weiterentwi-ckelt wird und den Bedarf neuer Fertigungspro-zesse abbildet. EMKA-Produkte sind mechani-scher „Schmierstoff“ für die Industrie.

Wie geschmiert lief es aber weniger, als sich Fried-helm Runge seiner zweiten großen Leidenschaft, dem Fußballtraditionsverein Wuppertaler SV, zu-wandte. Das Engagement endete vor drei Jahren. „Ich wollte mein kaufmännisches Wissen einbringen. Aber im Fußball gelten andere Gesetze als in der Wirtschaft. Das war eine harte, aber wertvolle Lehre – ohne Teamwork folgt gerade im Sport die Nieder-lage“, so Runge, der dem Traditionsverein immerhin 21 Jahre lang vorstand. Zu groß waren die struktu-rellen Defizite, der Abstand zu anderen wirtschafts-starken Clubs. Querelen im Umfeld verleideten dem Teamworker Runge schließlich vollends die Arbeit. Heute unterstützt Runge den Velberter Fußballver-ein, der jetzt in die Regionalliga aufsteigt, was dem Wuppertaler SV nicht gelingen dürfte.

Champions League und frischer WindWas Runge mit dem WSV nicht schaffte, den Wiederaufstieg in den Profifußball, gelang ihm

beruflich meisterhaft: Mit Ehrgeiz, Leidenschaft und der sprichwörtlichen Gelassenheit des bo-denständigen Mannes aus dem Bergischen führte Runge EMKA in die Champions League und mach-te die Firma zum Weltmarktführer ihrer Branche. Runge kam 1972 als achter Mitarbeiter zu EMKA, stieg dort rasch in die Geschäftsleitung auf, um als Hauptverantwortlicher eine einzigartige Erfolgs-story zu schreiben. Die Bilanz ist beeindruckend: EMKA schuf ein globales Netz mit 25 eigenen Niederlassungen, zahlreichen Vertretungen und beschäftigt heute über 1.400 Menschen, die eine Viertelmilliarde Euro Jahresumsatz erwirtschaf-ten. „Man kommt an uns in der Branche so gut wie nicht vorbei“, zeigt sich Runge stolz. Auch eine andere Zahl kann sich sehen lassen: In ihrem Ranking der besten Mittelständler Deutschlands platzierte die „Wirtschaftswoche“ die Firma auf Platz 23. Das will was heißen im Land des Mittelstands. Die Zukunft wird bereits geschrieben: Neffe Mark komplettiert das fünf-köpfige Team der Geschäftsführung. Junge en-gagierte Leute braucht das Land. Sie bringen fri-schen Wind und geben dem Betrieb einen neuen Rhythmus. Aber die Erfahrenen kennen die ganze Partitur und wissen, wie man sie, je nach Bedarf, spielen muss. Und so sitzt Friedhelm Runge be-reits wieder auf gepackten Koffern vor seiner nächsten Dienstreise, immer im Dienste seines Lebenswerkes EMKA.

www.emka.com

Thomas KolbeBVMW-Pressesprecher Nordrhein-Westfalen

EMKA Beschlagteile in Velbert.

Machte die Firma EMKA zum Weltmarktführer: Friedhelm Runge.

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83Der Mittelstand. | 4 | 2015 BVMW

Nach seinem Studium in den USA arbeitete Fe-lix Scheuerpflug, Chairman und Gründer von VoiceYou, als Sportveranstalter für Tennisle-gende Ion Tiriac, später als Wahlkampfmanager in den USA und für Helmut Kohl. Seit 1992 ist er auch als Konzertveranstalter, Promoter und Begründer von Unternehmenspartnerschaften erfolgreich. Der wichtigste Klient, Partner und Freund war von 1992 bis zu dessen Tod der ita-lienische Startenor Luciano Pavarotti.

Als vor rund drei Jahren beim US-Tour-Auftakt von Justin Bieber ein Tweet des Künstlers miss-glückte, weil die Fans die Echtheit der Messages bezweifelten, kam Scheuerpflug die zündende Idee: „Wir machen das größte existierende Netz-werk der Welt, die Telekommunikation, zu einem Social Network“. Eine Idee mit Folgen.

Der Mittelstand.: Herr Scheuerpflug, alle Welt ist online, und Sie wollen mit der Telefonie den Markt revolutionieren. Wie kommen Sie darauf?

Felix Scheuerpflug: Telefonie ist durch die Stim-me maximal authentisch. Fragen Sie sich, wie viele Menschen beispielsweise auf Facebook, Twitter, WhatsApp, Instagram sind, und wie viele Men-schen ein Telefon besitzen.

Vermutlich gibt es mehr registrierte Telefone als Menschen auf der Welt …

Das trifft wirklich zu. Während sich die gesamten Wettbewerber im Bereich der mobilen Werbung den Zugriff auf lediglich 1,8 Milliarden Smart-phones teilen müssen, kann man mit VoiceYou alle 8,07 Milliarden registrierten Telefonnum-mern erreichen und damit rund 5,01 Milliarden Menschen.

Telefonieren ist ja nicht neu. Wo liegen die Vorteile von VoiceYou für den Kunden?

VoiceYou ist weltweit die einzige Technologie, mit der man mit nur einem Anruf eine unbe-grenzte Anzahl an Personen erreichen kann, weltweit, unmittelbar, gleichzeitig und unabhän-gig von einer Internetverbindung.

Jeder kann VoiceYou-Calls versenden und emp-fangen, zu jeder Zeit, an jedem Ort und mit je-dem Telefon.

Das größte Netz der WeltEs umspannt den Globus, es verbindet Menschen und es existiert seit über hundert Jahren. Nun will ein ehemaliger Sportmanager das gute alte Telefonnetz in ein Social Network verwandeln. „Der Mittelstand.“ sprach mit VoiceYou-Gründer und BVMW-Mitglied Felix Scheuerpflug.

Communicate like never before

Anrufe an eine bis zu einer beliebigen

Anzahl an Personen. Gleichzeitig und in

Echtzeit.

VoiceYou®

braucht keineVerbindung

zum Internet.

Alles was man braucht, um VoiceYou® zu

nutzen. ist eine Telefonnummer.

Jeder kann VoiceYou® nutzen,

überall und mit jedem Telefon.

„ VoiceYou ist weltweit die einzige Technologie, mit der man mit nur einem Anruf eine unbegrenzte Anzahl an Personen erreichen kann.

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Wofür wird VoiceYou genutzt?

Jeder, der eine Nachricht schnell, authentisch, in-dividuell und persönlich an viele Empfänger ver-senden will, hat mit VoiceYou das perfekte Tool. Sei es als neues Instrument im Marketing-Mix, als emotionaler Weg, um Markenbotschafter zu aktivieren, für interne Kommunikation mit Mit-arbeitern, aber auch für Fundraising. Der BVMW könnte VoiceYou nutzen, um mit einem Anruf alle Mitglieder über die neuesten politischen Entwicklungen zu informieren.

Das klingt verlockend. Wie wollen Sie sicherstellen, dass auch alle Anrufe immer durchgeführt werden?

VoiceYou hat bisher ohne Probleme rund vier Millionen Calls geschickt und mit dem globalen Telekommunikationsanbieter Colt Telecom einen zuverlässigen Partner gefunden, der einen Lizenz-vertrag mit uns abgeschlossen hat.

Wer nutzt VoiceYou?

VoiceYou wurde bereits im US Wahlkampf, im Eu-ropawahlkampf, von Stars aus Musik und Enter-tainment sowie als Business-Tool von Konzernen wie der Deutschen Bank, Sky und der Fraport AG genutzt. Die Nachfrage ist sehr groß, und wir ex-pandieren kräftig.

Wie funktioniert das, wenn ich eine Gruppe von tausend Personen anlegen und über aktuelle Themen informieren möchte?

Sie nehmen den Anruf entweder über die App oder das VoiceYou-Einwahlsystem vor, wenn Sie nicht über ein Smartphone verfügen. Wenn Sie Ihren Call versendet haben, schickt VoiceYou den Anruf an alle vorgesehenen Empfänger über alle entspre-chenden Netze weltweit. Der gesamte Vorgang dauert unabhängig von der Anzahl der anzurufen-den Personen ebenso lange wie ein normaler Anruf.

Über eine E­Mail habe ich doch denselben Nutzen …

Sprachnachrichten sind einfacher und schneller aufzunehmen und vor allem auch persönlicher als jede Form von Textnachrichten. Ein kurzer, per-sönlicher Anruf bewirkt meist sehr viel mehr, als jede SMS, E-Mail oder jeder Chat. Zudem erreicht Sie eine Nachricht über VoiceYou immer, auch wenn Sie keine Verbindung zum Internet haben.

Wie sehen Sie die Chancen, sich mittelfristig im Markt zu etablieren?

Wir haben einen sehr guten Start hingelegt. Wir profitieren extrem davon, unabhängig vom In-ternet eine neue, sehr authentische und schnelle Form der Kommunikation anzubieten. Der Vor-sprung zu internetbasierten Technologien wird dauerhaft bleiben.

Sie haben in Ihrem bewegten Berufsleben viele soziale Projekte und karitative Organisationen unterstützt: UNHCR, Unicef, Stings Rainforest Foundation US, Dr. Jane Goodall Institute sowie die Kinderkrebshilfe. Erfüllt VoiceYou auch eine

soziale Aufgabe?

Wir lassen unsere Mitmenschen in noch nicht so entwickelten Regionen der Welt nicht zurück. VoiceYou erreicht über fünf Mil-liarden Menschen. Es ist zudem das perfekte Kommunikationsin-strument für rund 800 Millionen Analphabeten und 285 Millio-nen Sehbehinderte auf der Welt. Ganz zu schweigen von der Orga-nisation bei Einsätzen in Krisen-gebieten, bei Seuchen und Natur-katastrophen.

Vielen Dank für das Gespräch.

www.voice-you.com Das Interview führte Rüdiger Muth.

VoiceYou-Firmengründer Felix Scheuerpflug (li.) mit dem 2007 verstorbenen Startenor Luciano Pavarotti.

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Weltstar liest Goethe im Goethe-MuseumMit der Verleihung der Ehrenwürde des Senators an Oscar-Preisträger Klaus Maria Brandauer hat Mario Ohoven den weltbekannten Bühnen- und Filmschauspieler ausgezeichnet. In seiner Lauda-tio hob er dessen überragendes künstlerisches Wirken und sein besonderes gesellschaftliches Engagement hervor: „Prof. Brandauer repräsen-tiert in beispielhafter Weise die Werte des Wirt-schaftssenates, zum Beispiel eine an der Humani-tät orientierte ökosoziale Marktwirtschaft, von dem Gedanken getragen, dem Gemeinwohl zu dienen und den Armen zu helfen. Es ist uns eine große Ehre, diesen Ausnahmekünstler von Welt-rang künftig zu den Mitgliedern unseres höchsten Gremiums zählen zu dürfen.“ Zu den hochran-gigen Ehrengästen des Festabends mit Führung

im Düsseldorfer Goethe-Museum gehörten ne-ben den anwesenden Senatoren, wie H.-D. Kett-wig (ENERCON), Dr. H. Bühlbecker (Aachener Printen), K.-J. Gerdum (MEWA Textil), F. Runge (EMKA), A. Zimmermann (Klett-Verlag), J. Klüh (Klüh Service) und viele mehr, der Vize-Präsident des Club of Rome, Prof. Dr. E. U. Freiherr von Weizsäcker und Prof. Dr. M. Casasco, Präsident des größten italienischen Unternehmerverban-des. Prof. Brandauer zeichnete in seinem Festvor-trag nach, wie das Spannungsverhältnis zwischen dem Prometheus in Goethes Jugendwerk und der Figur des Mephisto im Faust bis in unsere Gegen-wart fortwirkt. Die hochkarätigen Gäste waren begeistert über den außergewöhnlichen Fest-abend im Düsseldorfer Goethe-Museum.

Textilmanagement weltweitEinen spannenden Blick hinter die Kulissen konnte eine Delegation des Wirtschaftssenats bei MEWA-Textilmanagement im Werk Rodgau werfen. Vorstand Klaus-Jürgen Gerdum, stell-te das an 42 Standorten europaweit tätige Un-

ternehmen mit knapp 5000 Mitarbeitern vor. Bei einer Führung durch das Werk erhielten die Senatoren eine Vorstellung davon, welch ausgeklügeltes System hinter dem MEWA-Tex-tilmanagement steckt.

Deutscher Mittelstand ehrt Klaus Maria Brandauer – Exklusives Event des BundeswirtschaftssenatsZu hochkarätigen Senatsevents kamen die Mitglieder des Bundeswirtschaftssenats in Rodgau (Hessen) und in Aurich (Niedersachsen) zusammen. Gesellschaftlicher Höhepunkt: Im Goethe-Museum Düsseldorf zeichnete der BVMW Weltstar Klaus Maria Brandauer mit der Senatorenwürde aus.

Mario Ohoven überreicht die Urkunde über die Senatorenwürde an Oscar-Preisträger Prof. Klaus Maria Brandauer.

Mario Ohoven, Dr. h.c. Ute-Henriette Ohoven und Ehrensenator Prof. Klaus Maria Brandauer im Garten des Düsseldorfer Goethe-Museums.

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Energie für die Welt von morgen

Europas größter Windkrafthersteller Enercon lud den BVMW-Bundeswirtschaftssenat zur feier-lichen Eröffnung des EnergieEffizienzZentrums (EEZ) im ostfriesischen Aurich ein. Begrüßt wurden die Topunternehmer durch Hans-Dieter Kettwig, Geschäftsführer von Enercon und selbst Mitglied im Bundeswirtschaftssenat.  Ein Highlight war der Austausch mit Ehrengast Rainer Wieland, Vizeprä-sident des Europaparlaments, und Olaf Lies, Minis-ter für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Landes Niedersachen. Die Unternehmer besuchten neben dem EEZ auch Entwicklungszentrum und Produk-tionshallen von Enercon.

Dem schloss sich ein hochkarätiges Expertenfo-rum rund um Erbschaftsteuer und Unternehmens-nachfolge an, das Michael Keller, Wirtschaftsse-nator und Geschäftsführer von Keller & Coll., im Hotel Kempinski Frankfurt Gravenbruch perfekt organisiert hatte. Seinem profunden Einfüh-rungsvortrag zu Nachfolgeregelungen folgte Dr. Thorsten Engers, der zum Thema „Schenkungen, Übergabe und Firmenverkauf“ sprach. Dr. Kars-ten Schmidt-Hern setzte sich mit den „Fallstricken bei der Übergabe eines Unternehmens“ ausein-ander. Beim anschließenden Dinner zogen Mario Ohoven, BVMW-Bundesgeschäftsführer Minis-ter a. D. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart und als Fest-redner der international renommierte Jurist Prof. Dr. Christoph Schalast die Zuhörer mit Impulsvor-trägen in ihren Bann.

Philipp Mell, kaufmännischer Leiter der MEWA-Gruppe, führte die Senatsdelegationdurch das Unternehmen in Rodgau.

MEWA-Textil-Vorstand Klaus-Jürgen Gerdum, Mittelstandspräsident Mario Ohoven und Michael Keller, M&A-Beratungshaus Keller & Coll (. (v. li.).

Hans-Dieter Kettwig, Geschäftsführer der Enercon GmbH, Minister a. D. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, BVMW-Bundesgeschäftsführer, Niedersachsens Wirtschafts-minister Olaf Lies und Rainer Wieland, Vizepräsident des Europäischen Parlaments, begrüßten die BVMW-Spitzenunternehmer.

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Als Abenteurer und Reiseleiter fungiert Theo, ein Zauberklecks, der die Welt bunter macht. Seit zwei Jahren treffen sich Schüler aus vielen Län-dern regelmäßig zu gemeinsamen Unterrichts-stunden via Bildtelefonie. Unter MyTheo.tv legen sie auf einer Weltkarte Gruppenprofile an und erfahren dabei, wie andere Gleichaltrige leben, lernen und spielen. Der Unterricht vermittelt län-derspezifisches Grundwissen, multikulturelles Verständnis, Fremdsprachen und trainiert den Umgang mit sozialen Netzwerken. Ein Thema wie „Naschst du Schokolade, lebst du global“ veran-schaulicht komplexe ökonomische Zusammen-hänge und bereitet die Schüler darauf vor, künftig gemeinsam Verantwortung in der Welt zu tragen. Als Beispiel für eine frühzeitige Einführung eines global ausgerichteten Unterrichts gestalten der-zeit Kinder und Künstler verschiedener Länder gemeinsam originale Stücke der Berliner Mauer mit Zukunftsthemen wie der Erde als gleichbe-rechtigtes Zuhause aller Menschen und überwin-den damit Grenzen in Köpfen und Herzen.

Vor kurzem weihte KISS-Gründer und Sänger Gene Simmons im Vorfeld seines Berlin-Konzerts das erste vom spanischen Künstler Victor Lan-deta gestaltete Mauersegment „Malala Yousaf-zai“ im Berliner Kinderzentrum FEZ ein. Er setzte zusammen mit den Schülern Handprints auf das Kunstwerk und forderte das Recht auf Bildung für jedes Kind. Anschließend besuchte er ein vom Uni-onhilfswerk gefördertes Mauerteil. Kinder, Men-schen mit Behinderungen und Senioren hatten es unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ bemalt. Demnächst wird beim Tag der offenen Tür des Gesundheitsministeriums ein weiteres Mauersegment mit dem Titel „Kampf gegen Sucht und Drogen“ in Angriff genommen. Unternehmen wie der Transport- und Kranservice LEX, die AOK Nord ost und die Firma Historische Bauelemente Marwitz unterstützen das Projekt als Sozialpart-ner. Insgesamt sollen 25 Mauerteile in verschie-denen Ländern platziert werden. Für dieses ein-drucksvolle Projekt werden noch Zukunftspaten gebraucht: [email protected].

Schüler lernen weltweit zusammenSchulabgänger haben es heute überall mit globalen Prozessen zu tun. Ein Team aus Lehrern, Medienpädagogen und Kommunikationswissenschaftlern hat ein E-Learning-Programm speziell für Grundschüler entwickelt.

Einweihung des Mauerteils „Malala“ im Beisein von Zauberklecks Theo, KISS-Sänger Gene Simmons, Victor Landeta (hintere Reihe v. li.) und Berliner Kindern.

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Sylvia HahnischGeschäftsführerin

T.H.E.O. Event GmbH

www.mytheo.tv

88 BVMW Der Mittelstand. | 4 | 2015

Dr. Kaja Tael hob beim Treffen in der Botschaft Estlands hervor, dass estnische Unternehmen großes Interesse an Kooperationen mit Partnern aus Sachsen-Anhalt und dem deutschen Mittel-stand generell haben. Der eigene Markt mit 1,3 Millionen Einwohnern sei sehr begrenzt, weshalb der Außenhandel und andere Formen der Zusam-menarbeit große Chancen bieten. Vor allem im Bereich der Digitalisierung leistet Estland nach Einschätzung von Mario Ohoven Beachtliches. Für ihn sei es faszinierend, wenn über das Projekt „E-Residency“ zum Beispiel nicht im Land ansäs-sige Ausländer das Angebot von elektronischen Steuererklärungen oder Online-Banking nutzen können. Deutschland könne davon ebenso lernen wie von der Investorenfreundlichkeit des Staates im Baltikum, wo eine Firmengründung online ge-rade mal eine Viertelstunde dauert.

Das Thema Gebäudesanierung stand bei dem Besuch des BVMW-Mitgliedsunternehmens ets Energie in Magdeburg auf der Tagesordnung. Ge-schäftsführer Andreas Stacker erläuterte dabei, welche Möglichkeiten es für den effektiven Ein-satz von Strom sowohl in mittelständischen Be-trieben als auch bei Anwendungen beispielsweise im Wohnungsbau gibt. Bei ets sorgt ein Blockheiz-kraftwerk seit rund zwei Jahren für die notwendi-ge Energie. Strom, Wärme und Kälte kommen aus einem einzigen Raum. „Für uns ist dieses Pilotpro-jekt ein Beispiel für die Umsetzung dezentraler Versorgungssysteme“, erläuterte Stacker seinen Gästen. Er ist überzeugt, dass Strom künftig zu-

nehmend dezentral erzeugt werde. Davon profi-tiere das eigene Unternehmen schon jetzt. Mitt-lerweile ist die Anzahl der Mitarbeiter von zwei im Gründungsjahr 2004 auf dreißig angewach-sen. In der gleichen Zeit wuchs der Jahresumsatz von 30.000 Euro auf 2,3 Millionen Euro.

Von den 120.000 Firmen in dem baltischen Land beschäftigten 94 Prozent weniger als neun Mitar-beiter, so EVEA-Präsidentin Kersti Kracht. Mehr als tausend Unternehmen gehören ihrem Verband an, der ebenso wie die Industrie- und Handelskam-mer und der Arbeitgeberverband in ihrer Heimat ein freiwilliger Zusammenschluss ist. Die estnische Wirtschaft hat nach 1990 einen ähnlich harten Wandel wie die neuen Bundesländer durchlebt. Auch hier waren Märkte weggebrochen, ein Ver-lust, der sich bis in die Gegenwart auswirke. Kracht beschrieb die staatlichen Maßnahmen, neue Inves-toren anzusiedeln, wie zum Beispiel die Steuerfrei-heit für reinvestierte Gewinne.

„Wir möchten den Kontakt zwischen Sachsen-An-halt und Estland weiter vertiefen“, sagte Peter Mar-tini, Leiter der Wirtschaftsregion Sachsen-Anhalt Nord des BVMW. Die Entwicklung des Warenaus-tausches zeige in den vergangenen Jahren einen deutlichen Aufwärtstrend. Die Exporte sachsen-an-haltischer Unternehmen nach Estland beliefen sich 2014 auf rund 24,5 Millionen Euro, 2005 seien es rund 14,3 Millionen Euro gewesen. Im gleichen Zeit-raum stiegen die Lieferungen Estlands nach Sach-sen-Anhalt von 6,9 auf 15,4 Millionen Euro.

Partner Estland – voneinander lernenEine Delegation des Unternehmerverbandes der mittelständischen Wirtschaft aus Estland war zu Besuch beim BVMW in Sachsen-Anhalt. Zum Auftakt der Reise gab es einen „Estland-Gipfel“ mit Botschafterin Dr. Kaja Tael und der estnischen Mittelstandspräsidentin in Berlin.

Peter Martini, Leiter der BVMW-Wirtschaftsregion Sachsen-Anhalt Nord, EVEA-Präsidentin Kersti Kracht, Estlands Botschafterin Dr. Kaja Tael, BVMW-Präsident Mario Ohoven und BVMW-Bundesgeschäftsführer Minister a. D. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (v. li.) in der Botschaft Estlands in Berlin.

Klaus-Peter VoigtBVMW-Pressesprecher Sachsen-AnhaltF

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t 89Der Mittelstand. | 4 | 2015 BVMW

Impressum

Der Mittelstand.Unternehmermagazin des BVMW

HerausgeberBVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V.Präsident Mario OhovenMosse Palais, Leipziger Platz 1510117 Berlinwww.bvmw.de

Dieser Ausgabe liegen die Broschüren „Der Bundeswirtschaftssenat im Dialog“ mit Michael Keller und Klaus Jürgen Gerdum bei.

Titelbild: Colourbox.com

RedaktionTel.: 030 / 53 32 06-16Fax: 030 / 53 32 [email protected]

Judith BlaskRotger H. Kindermann (Korrespondent)Chiara Ohoven (Art Director)Friederike PfannMarilyn ReppEberhard Vogt (Chefredakteur)

Verlagmattheis. werbeagentur gmbhKastanienallee 410435 BerlinTel.: 030 / 34 80 633-0Fax: 030 / 34 80 [email protected]

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagenmattheis. werbeagentur gmbhTel.: 030 / 34 80 633-0Fax: 030 / 34 80 [email protected]

RechnungsstelleBVMW Servicegesellschaft mbHMosse Palais, Leipziger Platz 1510117 BerlinTel.: 030 / 53 32 06-26Fax: 030 / 53 32 [email protected]

DruckereiMöller Druck und Verlag GmbHZeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde

Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manu-skripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unter-nehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet.

Druckauflage: 30.000 2/2015

Touristen verbrauchen viel Wasser. Im internatio-nalen Vergleich, je nach Beherbergungskategorie bis hin zum Luxushotel, sind dies bis zu 600 Liter und mehr pro Gast und Tag. Senegal leidet jedoch unter großer Wasserknappheit. Jedem Senegale-sen stehen statistisch gesehen nur etwa 22 Liter Wasser pro Tag zur Verfügung. Die Einwohner von Nianing, dem Dorf, in dem die Ferienanlage Réserve Saraba gebaut wird, müssen sogar mit nur vierzehn Liter pro Tag auskommen. Eine Was-

serbereitstellung aus den knappen lokalen Res-sourcen verbietet sich daher von selbst.

Zur Lösung des Problems entwickelte ADESOL & Projects GmbH ein Projekt mit ökologischer Meerwasserentsalzung. Kernstück der Versor-gung der Clubanlage mit exzellentem Trinkwasser ist ein von der Firma WME GmbH entwickeltes Entsalzungsverfahren. Dieses international pa-tentierte Verfahren kommt, anders als sonst er-forderlich, ohne Einsatz von Chemikalien aus. Die während der Entsalzung anfallende 10,5-prozen-tige Salzsole wird stattdessen zur Salzgewinnung in eine kleine Saline geleitet und muss nicht als umweltschädliches Abfallprodukt behandelt wer-den. So profitiert die lokale Bevölkerung in dreifa-cher Hinsicht: Deren Wasserressourcen werden nicht nur nicht angetastet, sie erhält zusätzlich rund 40.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr und findet Arbeit in der Salzproduktion. Die WME GmbH ist Mitglied im BVMW und ar-beitet mit der Fachgruppe Afrika zusammen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, deutsche Unter-nehmen mit den Zukunftsmärkten unseres Nach-barkontinents vertraut zu machen. Der deutsche Mittelstand hat auch dort einen sehr guten Ruf. Er sollte seine Chancen nutzen und die entstehen-den Märkte nicht anderen überlassen.

Senegal: Tourismus plus Trinkwasser für alleTourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für den Senegal. Zu den schönsten Ferienorten des Landes zählt ein geschütztes Vogelparadies südlich der Hauptstadt Dakar. Dort wird im Dezember 2016 eine neue Ferienanlage vom Club Méditerranée eröffnet. Ein BVMW-Unternehmen hilft bei der ökologisch nachhaltigen Trinkwasserversorgung.

Dr. Christophe M. Schreier

Leiter der Fachgruppe Afrika Berlin

Geschäftsführer ADESOL & Projects

GmbH – Africa Development Solutions

www.adesol.net F

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90 BVMW Der Mittelstand. | 4 | 2015

Dell empfi ehlt Windows.

*XPS 13, 33,8-cm (13,3”). **Die Angaben zur Akkulaufzeit basieren auf dem BrowsingBenchtest, ausgeführt durch Dell im November 2014. Weitere Informationen fi nden Sie unter www.eembc.org. Ausstattung/Einstellungen des getesteten Systems: 150 cd/m² Helligkeit (40 %), Wi-Fi aktiviert, 4 GB Arbeitsspeicher, Intel® HD-Grafi k 5500, Intel® Core™ i5 Prozessor, 128-GB-SSD und Full HD-Display. Die Testergebnisse sollten lediglich für Produktvergleiche herangezogen werden. Eine den Ergebnissen entsprechende Akkulaufzeit wird nicht garantiert. Die tatsächliche Akkulaufzeit kann deutlich unter den Testergebnissen liegen und variiert je nach Produktkonfi guration, Software, Nutzung, Betriebsbedingungen und Energieverwaltungseinstellungen. Auch andere Faktoren können eine Rolle spielen. Die maximale Akkulaufzeit nimmt mit der Zeit und zunehmender Nutzung ab. ©2015 Dell Inc. Dell GmbH, Main Airport Center, Unterschweinstiege 10, 60549 Frankfurt am Main. Geschäftsführer: Doris Albiez, Jürgen Renz, Mark Möbius. Vorsitzende des Aufsichtsrates: Benedikte Leroy. Eingetragen beim AG Frankfurt am Main unter HRB 75453, USt.-ID: DE 113 541 138, WEEE-Reg.-Nr.: DE 49515708. Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Dell GmbH. Druckfehler, Irrtümer und Änderungen vorbehalten. Produkte können von Abbildungen abweichen. Dell™, das Dell Logo, Dell XPS 13 sind eingetragene Marken von Dell Corporation oder ihrer Tochtergesellschaften in den USA und anderen Ländern. Intel, das Intel Logo, Intel Inside, Intel Core, und Core Inside sind Marken der Intel Corporation in den USA und anderen Ländern. Microsoft®, Windows® und Windows 8 sind eingetragene Marken oder Marken der Microsoft Corporation in den USA und/oder in anderen Ländern.

Das XPS 13 ist nicht einfach nur das kleinste Notebook der 13-Zoll-Klasse* der Welt. Es bietet auch das weltweit erste praktisch randlose Infi nity Display und ist mit UltraSharp™ QHD+-Aufl ösung lieferbar! Mit seinem Gehäuse aus Carbonfaser und massivem Aluminium, Intel® Core™ i7 Prozessor, Windows 8.1 und bis zu 15 Stunden Akkulaufzeit** scha� t das XPS 13 optimale Voraussetzungen für grenzenlose Produktivität und Kreativität. Mit diesem außergewöhnlichen Notebook lassen Sie den Status quo weit hinter sich.

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