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BERGKNAPPE 105 Freunde des Bergbaus in Graubünden, FBG 2 / 2004 Amis da las minieras en il Grischun, AMG Oktober Amici delle miniere nel Grigioni, AMG 28. Jahrgang

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BERGKNAPPE 105Freunde des Bergbaus in Graubünden, FBG 2 / 2004Amis da las minieras en il Grischun, AMG Oktober

Amici delle miniere nel Grigioni, AMG 28. Jahrgang

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Präsidentin: Elsbeth Rehm, Vietta Stredas 1, 7505 Celerina

Korrespondenz, Redaktion:Freunde des Bergbaus in GraubündenPostfach, 7270 Davos Platz 1

Regionalgruppen Graubünden:• Arosa-Schanfigg:

Renzo Semadeni, Aelpli, 7050 Arosa• Bündner Oberland:

Gaudenz Alig, Miraniga, 7134 Obersaxen• Ems-Calanda:

Dr. Ruedi Krähenbühl, Vialstr. 13, 7205 Zizers• Filisur-Albulatal:

Christian Brazerol, Café Belfort, 7493 Schmitten• Klosters-Prättigau:

Georg Jenny, Haus Rosengarten, 7214 Grüsch• Oberengadin:

Jann Rehm, Chesa Caviezel7505 Celerina

• Savognin-Oberhalbstein:Eduard Brun, Greifenseestrasse 2, 8600 Dübendorf

• Schams:Hans Stäbler, Rufana, 7477 Filisur

• Unterengadin:Peder Rauch, Vi, 7550 Scuol

Partnervereine und Stiftungen• Miniers da S-charl

Matias Filli, Trü Sura, CH-7550 Scuol• Bergbauverein Silberberg Davos:

Otto Hirzel, Postfach, CH-7270 Davos Platz 1• Stiftung Bergbaumuseum Graubünden,

Schmelzboden-Davos:Dr. Ruedi Krähenbühl, Vialstr. 13, CH-7205 Zizers

• Fundaziun Schmelzra S-charl:Peder Rauch, Vi, CH-7550 Scuol

Jahresbeitrag FBG: Fr. 50.–Bergknappe je Einzelnummer: Fr. 15.–Postfach, 7270 Davos Platz 1(PC: 70-10205-6)

Redaktionskommission: Walter Good, Vorsitz, Paul Henk, Otto Hirzel, BeatHofmann, Matthias Merz, Hans Peter Schenk, HansStäbler

Inhaltsverzeichnis

– Asphalt – Bergbau in der Schweiz 2

– Gold in der Schweiz 8

– Die Wiederentdeckung der ehemaligen 13Erzgruben von Schmitten, ein Kurzporträt

– Die Bedeutung des Wassers im Bergbau: 18Energieträger und Wasserhaltung

– Vermessung der historischen Bergwerke 32und Höhlen der Region S-charl

– Verschiedenes, aus den Regionen 40

Druck: Buchdruckerei Davos AG

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Amici del le miniere nel Grigioni , AMG

2 / 2004Oktober28. Jahrgang

Wissenschaftliche Mitarbeiter:• E. Brun, Greifenseestr. 2, CH-8600 Dübendorf• E. G. Haldemann, Dr., Geologe,

CH-1792 Cordast FR• H. J. Köstler, Dr., Dipl. Ing., Grazerstrasse 27,

A-8753 Fohnsdorf• H. Krähenbühl, Dr. h. c., Edelweissweg 2,

CH-7270 Davos Platz• H. J. W. Kutzer, Dipl. Ing., Rehbergstr. 4,

D-86949 Windach• H. Pforr, Dr. Ing., Friedeburgerstr. 8 c,

D-09599 Freiberg / Sachsen• St. W. Meier, Dr. phil., Historiker,

Schlossmattstr. 9, CH-8934 Knonau• G. Sperl, Prof., Dr. phil., Jahnstr. 12,

A-8700 Leoben• H. Stäbler, Rufana, CH-7477 Filisur• G. Weisgerber, Prof., Dr., Deutsches

Bergbaumuseum, D-44791 Bochum

Erscheinungsdaten des «Bergknappen»:Mitte April und Mitte OktoberRedaktionsschluss: 1. 3. und 1. 9. (2 Hefte)

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Asphalt – Bergbau in der Schweiz

Hans Krähenbühl, Davos

Bergknappe 2/2004 Seite 2

1. EinleitungDie Geschichte des Asphalts führt in den VorderenOrient, ans Tote Meer, in die Länder des Euphrat undTigris, die heute Erdöl för dernden Staaten am Persi-schen Golf. Spycher schreibt: «Das Alte Testament ist reich an Quellen hebräischen Erdpechs oderAsphalts». Nach der Genesis fand sich im Tal von Siddim «eine Asphaltgrube nach der anderen, die denin Kriegsnot fliehenden Königen von So dom undGomorrha zur tödlichen Falle wurden.» Bei diesenVorkommen stellt man sich Asphaltaustritte aus tek-tonischen Störungen des Jordangrabens vor, die inspäterer Zeit vom Toten Meer, dem «Lacus Asphalti-tis», überspült wurden und an die Wasseroberflächeempor steigen konnten.Bereits die Sumerer haben im 3. Jahrtausend v. Chr.für ihre Bauten Asphalt als Mörtel und Kittverwendet. Nach den überlieferten My then undGeschichten, die schriftlich festgehalten sind, spieltder Asphalt auch im alten Mesopotamien eine ent-scheidende Rolle. So soll der Turm zu Babel mit bit-uminös ausgefugten Bausteinen errichtet und dieArche Noah mit Asphalt abgedichtet worden sein.1492 entdec kte Christoph Kolumbus Amerika, und esist überliefert, dass die Rümpfe seiner Schiffe miteinem wasserabstossenden Stoff kalfatert wordenseien, mit Asphalt.In babylonischer Zeit wurde der Asphalt als «Steinvom Munde der Lippen der Wasser», als Produkt vomUnterlauf des Euphrats, bezeich net. Berühmt gewor-den sind die irakischen Quellen von Hit (Jd nachdem akkadischen Ittu für Asphalt) deren Fördergutzu den acht Tage reisen entfernten Bauplätzen Baby-lons transportiert wurde. Während die alttestament-lichen Bücher Vorstellungen vom Asphalt als göttli -che Strafe in Form von Pech- und Schwefelregenvermittelten, näher ten sich griechische und römischeSchriftsteller naturwissenschaft licher Betrachtungs-weisen. Der Geograf Strabo erkannte eine Ver -

wandtschaft mit dem Schwefel und beschrieb dieschlammartige Beschaffenheit des Bitumens (Spy-cher).Der Historiograf Herodot schrieb, dass man in derNähe vom persi schen Susa mit Hilfe von Pumpen-schwengeln eine Flüssigkeit fördere und daraus Was-ser, Salz und den begehrten Asphalt trenne. VomKosmo grafen Al-Kazwini stammt eine Beschreibungder Asphaltaufbereitung im antiken Persien. Das ausdem Wasser gewonnene Rohmaterial wurde aufSchilfmatten im Freien getrocknet, in Kellen aufge-kocht und mit Sand vermischt. Nach intensivemDurcheinanderrühren konnte man die Masse auf denBoden leeren und bis zur weiteren Verwendungerkalten und hart werden lassen.Mit dem Asphalt wurden schon vor mehr als 3000Jahren Dächer und Wasserbecken usw. abgedichtet.Die Mörtel bestanden aus Mischungen von Asphaltund Lehm oder Schilfrohr-Häcksel sowie aus reinemAs phalt. Die Verwendung des Asphaltes für das Kal-fatern oder Abdichten von Schiffsrümpfen findet sich

Abb. 1: Eine Rekonstruktion der Ziggurah (Tempelturm) von Ur in Chaldäa. Hier begann der Engländer Leonard Wooley seine Ausgrabungen und fand die reichsten Zeugnisse des wahrscheinlich ältesten Kulturvolkes unserer Welt, der «schwarzköpfigen» Sumerer.

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grösster Breite.Die Mächtigkeit des in den Gesteinsschichten einge-betteten, durch Verformungen und Einbrüche in sei-ner Lage veränderten Asphaltflö zes erreichte im Zen-trum des Minenbezirkes 9 m und nahm dann gegenE und W an Qualität ab. Das nutzbare Gesteinbestand aus reinem, feinporigem Kalk, mit homoge-ner Imprägnation. Der Bitumengehalt variierte zwi-schen 7% und 12%. Die beste Qualität war dunkel-braun bis schwarz. Beim Anschneiden mit demMesser bildeten sich Späne.

3. Die Wirtschafts- und Bergbaugeschichte derAsphaltmine im Val de Travers Schon 1559 soll ein Unbekannter beim neuenburgi-schen Staatsrat um eine Bewilligung zur Suche nachKohle und Erzen an der Areuse nach gesucht haben,und 1626 sprach man im Zusammenhange einesStädtebau projektes beim Pont de Thielle von «Harz-erde», zweifellos in der Bedeutung von Asphalt. Inder Beschreibung des Fürstenhauses Welsch Neuen-burg und Valangin, übersetzt von Joh. Bernoulli, liestman von «der Gewinnung von Baukitt und Asphaltöl

bereits in den Sagenüberlieferungen Mesopotamiensum 3800 v. Chr. Der Asphalt spielte auch im Mumien -kult der alten Ägypter eine Rolle. Das Wort Mumieentstammt dem Persischen und bezeichnet einschwärzliches Erdpech.

2. Bituminöse Gesteine in der SchweizAsphaltvorkommen sind in der Schweiz ausser im Val de Travers aus den Kalkschieferformationen desMonte S. Giorgio im Südtessin be kannt. Auch einkleines Vorkommen bei Orbe VD ist genutzt worden.In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts versuchteman aus den bitumi nösen Schiefern bei Serpiano am Luganersee Gas für die Beleuchtung der StadtMailand zu gewinnen. 1907 begann die S. A. Minieri Scisti Bituminosi de Meride e Besano aus der nahenGrube Serpiano Schiefer öl zu destillieren und alsHeilmittel zu vermarkten. In Anlehnung an die Sau-rierfunde vom Monte S. Giorgio benannte man dasProdukt Ichthyol. Der Betrieb wurde 1951 eingestellt.Die abbauwürdigen Asphaltvorkommen in denGemeinden Travers und Couvet am Nordabhang desTales bei Le Bois du Croix-Combe Bayon sowie amSüdhang bei La Presta-Grand Champs lagerten in denSchichtfolgen des Aptien und besonders im Ober-Urgonien der Mittleren Kreidezeit. Die erstgenannte,1712 von Eirinis (d’Eyrinys), einem griechischen Arzt,entdeckte und in Angriff genommene Lagerstättebeschränkte sich auf einen NE-SW-verlaufenden,leicht geneigten Streifen Asphalt von ca. 200 m Längeund 25 – 40 m Breite. Das Hauptvor kommen von LaPresta erstreckte sich zwischen den Höfen Belletaund Grand Champs auf 1300 m Länge und 700 m

Bergknappe 2/2004 Seite 3

Abb. 2: Mit Bitumen isoliertes Bad in Mohenjo Daro (Indien ca. 3000 v. Chr.).

Abb. 3: Babylon mit dem Turm zu Babel und rechts dem Marduk-Tempel. Die Flachdächer wurden mit Asphalt abgedichtet (Höhe des Turms 100 m, Rekonstruktion von E. Unger,gezeichnet von H. Anger).

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nordöstlich von Buttes». In der Folge taucht im Jahre1709 im Waadtland ein fremder Gelehr ter auf, seinesNamens «Eriny d’Eriny de Rutzin» aus Bassarabien«professeur de grec et docteur en médecine». AuchScheuchzer kannte den Gelehrten persönlich undbezeichnete ihn als Mann von seltener Gelehrsamkeitund Wissbegierde. Nach der Suche von Steinkohle im Val de Traversstiess Eriny 1711 bei Couvet auf bituminösen Kalk-stein, also Asphalt. Zusammen mit einem Geschäfts-partner wurde der Abbau bei Bois de Croix an dieHand genommen, aber erst im Jahre 1717 kam dieBewilligung zur Su che nach Metallen, Salz und Stein-kohle – bloss der Asphalt fehlte im Dokument. DieObrigkeit hatte die Bedeutung dieses Rohstoffesnoch nicht erkannt.Nebst der Fabrikation von Asphaltkitt für dieVerbindung von Bau teilen aus Stein und Holz produ-zierte der Arzt im «d’Eirinischen Laboratorio» heilkräf-tige, desinfizierende und schädlingsbekämpfen deÖle.Nach weiteren Unternehmen und Gesellschaften,denen jedoch der Er folg versagt blieb, wurde derBergbau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundertsaufgelassen. Das Asphaltwerk war nicht unumstrit-ten, beklagten doch Talgemeinden die übermässigeWaldnutzung für das Beheizen der unersättlichenTrocknungs-Misch- und Destillations anlagen. H. C.Escher von der Lindt bereiste 1815 und 1816 das Val de Travers und betonte angesichts der verheerendenGeschiebe der Areuse in einem Rapport die Lebens-notwendigkeit intakter Wälder.Anfang des 19. Jahrhunderts stand die Lagerstättenoch unter der Herrschaft König Friedrich III. vonPreussen. Nun traten französische Gesell schaften

auf den Plan. Aber bereits 1837 gründeten einigeUnterneh mer die «Société neuchâteloise pourl’application de l’asphalte» mit dem Ziel, durch Lie-ferverträge den Absatz von Travers-Asphalt in alleWelt zu sichern und zu vermitteln, damit Zimmerer,Steindecker oder Blechner Asphaltarbeiten verrichtenkönnen. 1841 trat der Scho koladefabrikant Suchardals Geschäftsführer auf. Zuerst liess er sein Fabrik-dach, ja selbst Rebwege asphaltieren. Auf Geschäfts -rei sen warb er für Schokolade wie für Asphaltpro-dukte. Aber bereits 1849 leitete er die Liquidation derVertriebsgesellschaft ein.Nach einer Betriebsstatistik wurde im 1. Quartal 18461 624 500 Pfund Asphaltgesteine gefördert. Aus derMastixproduktion gelangten 4131 Asphalt-«Brote» imGewicht von total 19 770 Pfund nach Besançon, Rich-tung Neuchâtel, in die Schweiz, nach Frankreich undDeutschland.Die durchschnittliche jährliche Fördermenge betrugdamals 3,5 Mil lionen Pfund nach französischemGewicht. Mit der Loslösung von Preussen (Neuen-burgerhandel) im Jahre 1848 erlangte der KantonNeuen burg die Berghoheit (Bergregal) über dieAsphaltminen.Nach verschiedenen Unternehmen interessierte sich1873 auch eine englische Gesellschaft, die «Neu -châtel Asphalte Company Limited», kurz NACOgenannt. Da die Konzessionsgebühren zu hochwaren, gelang te das Unternehmen in Schwierigkei-

Abb. 4: Christoph Kolumbus geht am 3. 8. 1492 auf der Insel Guanahani an Land.

Abb. 5: Eurino d’Eirinis: «Bericht von Krafft und Würckung des Asphalti». 1722

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ten und schuldete dem Staat Neuchâtel zuletzt einenBetrag von Fr. 750000.–. Verliessen zwischen 1890 und 1900 jährlich ca. 25000 t Asphaltpro dukte das Tal, stieg die Leistungbis 1912 auf 35000 t und erreich te 1913 mit 53000 trohem Asphaltgestein, Asphaltrohmehl, Mastix undPlatten einen einmaligen Höhepunkt. Während desErsten Weltkrieges sank die Produktion der NACOauf 6300 t im Jahre 1918. Die kriegsbedingtenHandelsblockaden be kamen auch die ausländischenVertriebsgesellschaften zu spüren.Nach dem Kriege hatte der Kanton mit der auf 20

Jahre befristeten Konzessionserneuerung vom 1. Ja -nuar 1935 auf Grundabgaben verzich tet und seineAnsprüche den wirtschaftlichen Verhältnissen derNACO angepasst.Während des Zweiten Weltkrieges hatte die NACOmit Absatzschwierig keiten zu kämpfen, während der einheimische Bergbau im Zeichen der kriegs -wirtschaftlichen Vorsorge eher einen Aufschwungerlebte. Zu dieser Zeit unternahm die nunmehr auf 40 Mann geschrumpfte Be legschaft umfangreicheErschliessungen neuer Abbaufelder innerhalb desMinenbezirkes. Inzwischen waren immer mehr

Abb. 6: La Presta, Ausschnitt auf Blatt«Creux du Van» (Top. Atlas der Schweiz,1:25 000, 1931).

Abb. 7: GeologischerQuerschnitt der Asphaltmine des Val de Travers (aus Gussasphalt imHochbau, Bern 1967).

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Kunstasphalt- und Bi tumenprodukte auf den Marktgekommen – synthetisches Material (Erdöl-Destilla -tionsbitumen), das den Naturasphalt des Val de Tra-vers konkurrenzierte.Aus der traditionsreichen englischen GesellschaftNACO ging 1984 die «Neuchâtel Asphalte SA» hervor,während die Firma «Navistra SA» sich um die Erhal-tung und touristische Erschliessung der noch begeh -baren Minenanlagen kümmert. Tausende von Besu-chern lassen sich durch ehemalige Bergknappenunter Tag führen und werden mit unver gesslichenEindrücken von einer wichtigen Epocheschweizerischen Bergbau wesens konfrontiert.

4. Die Abbau- und Fördertechnik sowie Aufbe-reitung des AsphaltsIm Laufe von drei Jahrhunderten wurden Gänge undStollen in einer Gesamtlänge von über 100 km müh-sam ausgebrochen und Asphalt in alle Welt expor-tiert. Anfangs, zur Zeit von Eirinis, wurde der Asphaltvor wiegend im Tagebau gewonnen. 1789 wurde derGesteinsasphalt mit Keilhacken, teils mit Bohren undSchiessen gewonnen. Mit dem Ein zug der englischenGrubenherren im Jahre 1873 begann eine neue E po -che der Bergbautechnik. Es folgte nun der Abbau inStollen und tonnlägigen Strecken von 3 m Breite und4,5 m Höhe, und im Laufe der Jahrzehnte frassen sichinsgesamt etwa 100 km unterirdische Gänge undStrecken in den 40,2 ha umfassenden Minenbezirk.Anfänglich erfolgte der Vortrieb und Abschlag nachdem System des Kammerpfeilerbaus, wobei manzwischen den Abbaustrecken in Ab ständen von 40

bis 50 m massive Pfeiler aus nutzbarem Gestein zurStützung der Stollendecke stehen liess. Auf dieseWeise wurde nur 35% des Asphaltgesteins genutzt,was die Bergmannssprache als Raubbau am Flözbezeichnet.Die Pfeiler vermochten kleinere Verdrücke (Decken-einbrüche) nie ganz zu verhindern. 1889 und 1893ereigneten sich grossflächige Einstürze, die dengesamten Minenbetrieb gefährdeten. Der Kantonfühlte sich hinsichtlich des Missverhältnisses zwi-schen möglicher und erbrachter Fördermenge umAbgaben betrogen und warf der NACO Verstössegegen Grundregeln der Bergwerkstechnik vor.Nun mussten die zu Bruch gegangenen Streckenwieder gangbar ge macht werden, Pfeiler abgebautund durch Förderberge und Ausmauer ungen sowieHolzeinbauten die Gewölbe abgestützt werden. Be-reits 1886 waren die Förder- und Abbaustrecken mitGeleisen sowie auch mit einem Telefonnetz versehen.Für den Abtransport des Hauf werkes waren elf Pferdeeingesetzt, welche die eine Tonne schweren Förder-wagen (Grubenhunde) mit seitlichen Kippvorrichtun-gen zogen. In den Jahren 1905 und 1908 entstand vomFörderschacht aus ein zirkulär verlaufender Hauptför-derstollen. Auf dieser Route gelang te der Asphalt vonden Abbauörtern an die Peripherie des alten Ostfel-des. Durch einen Bremsberg stand sie mit den Ab-bauörtern am Rand des Mittelfeldes in Verbindung.Die Mineure arbeiteten mit offenen Atzetylenlampen,da keine Gas explosionsgefahr bestand. Während derersten 35 Jahre des Unter tagebaus erfolgte die Wet-terführung oder Stollenbelüftung auf na türliche

Abb. 8: Bohrlöcher fressen sich ins Asphaltgestein. Abb. 9: Boiseurs beim Abstützen eines Stollens.

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Weise. Durch zwei Lüftungsstollen und einem Luft-schacht wurde ein ständiger Frischluftstrom erzeugt.Erst 1905 löste ein im Nordwestteil der Mine instal-lierter elektrischer Ventilator das alte Bewetterungs-system ab.Die Wasserhaltung oder Entwässerung des Gruben-systems war für die NACO stets mit grossem techni-schen Aufwand und hohen Kosten ver bunden. Diewasserundurchlässigen Asphaltschichten lagen tiefunter dem Wasserspiegel der Areuse und waren vonmehreren hundert Metern Juragestein überlagert,sodass sich immer wieder angeschnittene Quellenund Bäche ins Grubeninnere ergossen. Anfänglichkonnten die Wassermassen mit Dampfpumpen eini -germassen bewältigt werden. Später wurden elektri-sche Pumpen eingesetzt. Jahr für Jahr wurden Millio -nen Liter in den Fluss der Areuse geleitet.1866 wurde eine Asphaltfabrikanlage mit einer Tages-leistung von 40 Tonnen Asphaltmastix im 24-Stun-den-Betrieb mit allen erforderlichen technischenAnlagen erstellt. Ein Teil des geförderten Gesteinswurde zur Herstellung von Stampf- und Gussasphaltverwendet. Die überwiegende, für Asphaltmehl undBelags platten bestimmte Menge wurde nach Qualitä-ten getrennt auf Halde gelegt. Anschliessend zerklei-nerte man das Asphaltgestein zu eigrossen Trümmernmit elektrisch angetriebenen Steinbrechma schinen.Nachfolgend wurden diese in der Schleudermühleund beim Durchlaufen von Siebanlagen pulverisiert.Alsdann kam das Asphaltrohmehl über Förderbänderzu grossen stationären Kochern, wo es in Formengegossen wurde.Die Abbauleistung betrug 1969 20000 Tonnen und

stieg 1974 auf 24157 Tonnen. Die NACO konnte abernur dank dem Anschluss an Partnerunternehmun genund durch Vollmechanisierung der Abbau-Förder-und Produk tions methoden überleben. Die Abbaure-serven wurden 1922 auf eine Million Tonnen bezif-fert. Es dauerte noch bis 1983, bis die Lagerstätteerschöpft war und die Pumpen abgeschaltet wurden,sodass Teile des Stollensystems unter Wasser lagen.Ende 1986 wurde der Betrieb ein gestellt.Heute können die Asphaltminen während des ganzenJahres besichtigt und das «Musée des Mines» besuchtwerden. Auskunft erteilen das Verkehrsbüro des Kantons Neuenburg oder die «Mines d’asphalte et si te de la Presta», Rue des Mines, 2105 Travers (Tel.0328633010, E-Mail: [email protected]).

Literatur:

– Albert Spycher, Die Asphaltgrube im Val de Travers – ein

Kapitel schweizerischer Bergbaugeschichte, Schweiz.

Gesellschaft für Volkskunde, Reihe: Altes Handwerk,

Heft 61, 1994

Abb. 10: Jeder Kübel füllt eine eiserne Form mit heissem Asphaltbrei.

Abb. 11: Auf dem Lagerplatz: Versand bereite sechseckige Asphaltmastix-«Brote» aus Travers.

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Gold in der Schweiz1. Gold in den Alpen; woher es kommt, wohin es geht

Gregor Klaus, Rothenfluh

Bergknappe 2/2004 Seite 8

Am 10. Juli 2000 machte der Muotathaler Strahler RenéReichmuth eine sensationelle Entdeckung: in einemSeitenbach des Val Sumvitg in Graubünden stiess erauf eine goldhaltige Quarzader. Über ein KilogrammGold kam zum Vorschein. Dieser grösste neuzeitlicheGoldfund der Schweiz löste ein gewaltiges Medien -echo aus. Nur unter den Strahlern hielt sich die Über-raschung in Grenzen: Diese stossen in den Alpen im-mer wieder auf kleinere Goldvorkommen.Das von Strahlern gefundene Gold in den Alpen istmeist fein im Quarz verteilt. Das gilt auch für diemeis ten Goldfunde aus anderen Regionen der Erde.Reine, armdicke Goldadern gehören in den Bereichder Legenden. Da Gold aus Gesteinsschmelzen erstspät auskristallisiert, muss es als Lückenbüsser feineHaarrisse und Hohlräume ausfüllen. Allerdings kanngoldhaltiger Quarz den Felsen als bis zu mehrereMeter mächtige Adern durchschneiden. Von Goldvorkommen in den Schweizer Alpen zeu-gen auch die vier ehemaligen Goldbergwerke: AmCalanda bei Chur (Abb. 1), bei Astano im Tessin, inder Nähe von Martigny im Unterwallis und bei Gondoam Simplon wurde im 18. und 19. Jahrhundert Goldabgebaut. In den Minen von Gondo wurden schonim 18. Jahrhundert 42 Kilogramm des begehrten Edel-metalls aus dem Gestein geholt. Eine rege Berg -bautätigkeit entwickelte sich hier gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Bis 1897 konnten mit den Fundenimmerhin 73 Goldmünzen aus Gondogold geprägtwerden. Der Marktwert einer solchen Münze wirdheute auf 15000 Schweizer Franken geschätzt.Die Entstehung goldhaltiger Quarzadern ist ein kom-plexer Vorgang, der sich meist tief in der Erdkrusteabspielt. Studien zur Entstehungsgeschichte solcherMineralfundstätten gleichen daher einer Detektiv -arbeit. Das musste auch Thomas Pettke vom Institutfür Isotopengeologie und Mineralische Rohstoffe derETH Zürich feststellen, als er damit begann, Gold -adern in den Alpen zu untersuchen. Mit neuen

Methoden ist es Pettke aber nun gelungen, die Ent-stehungsgeschichte der goldhaltigen Quarzadernzumindest im Monte-Rosa-Gebiet aufzuzeigen. ZumMonte-Rosa-Golddistrikt gehören unter anderem dieGoldminen von Gondo und auf der italienischenSeite die Gruben im Valle Anzasca und bei Brusson,wo zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus einer einzigenQuarzader etwa eine Tonne Gold gefördert wurde.Zu den spektakulärsten Funden gehören jene 40Kilogramm Gold, die in nur 462 Kilogramm Quarzverpackt waren. Pettke konnte davon ausgehen, dass die goldhaltigenQuarzadern in seinem Untersuchungsgebiethydrothermalen Ur sprungs sind. Während der alpi-nen Gebirgsbildung wurden durch die Tektonik auf-gerissene Spalten von mehreren hundert Grad Cel-sius heissen wässrigen Lösungen als Aufstiegswegebenutzt. Diese Wässer führten eine Reihe gelösterStoffe mit sich, die sich beim Aufstieg und der damitverbundenen Abkühlung an den Gesteinswänden alsMineralien absetzten. Darunter befand sich auch dasGold, das in Verbindung mit Schwefelwasserstoff inder Flüssigkeit gelöst war. Da sich die chemischenund physikalischen Bedingungen mit der Entwick -lung dieses Hydrothermalsystems änderten, entstandim Idealfall in der Spalte eine symmetrische Abfolgevon verschiedenen Mineralien, wobei die jüngstenBildungen oft in der Gangmitte, die ältesten an derGrenze zum Nebengestein sitzen. Doch woher kamen die wässrigen Lösungen, die imMonte-Rosa-Gebiet ihre Mineralfracht in den Spaltenabgelagert haben? Pettke vermutete zunächst einenmagmatischen Ursprung. Wenn ein Magmaherd tiefin der Erdkruste auskristallisiert, bleibt am Ende desErstarrungsprozesses eine wässrige Lösung übrig.Diese wässrige Lösung kann Gold enthalten unddurch Spalten und Risse in Richtung Erdoberflächevordringen. Doch alle Magmaherde in diesem Teilder Alpen sind bereits vor 33 bis 26 Millionen Jahren

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erstarrt. Die Altersbestimmung der goldhaltigenQuarzadern ergab dagegen, dass die jüngsten Adernerst vor zehn Millionen Jahren entstanden sind. Diewässrigen Lösungen der Magmaherde hätten also 16Millionen Jahre in der Erdkruste verharren müssen,ehe Gold und Quarz auskristallisierten. Das hältPettke in einem sich dynamisch entwickelndenGebirgsgürtel aber für sehr unwahrscheinlich. Pettke musste sich nach einer anderen Quelle für diewässrige Lösung und dem Gold umsehen. Dem Wis-senschafter gelang es, Reste der wässrigen Lösung,die in dem Gold und den assoziierten Quarzkristallenals mikroskopisch kleine Tröpfchen bei der Kristalli-sation eingeschlossen worden waren, zu isolieren. In dieser Lösung bestimmte er das Verhältnis derStrontium - und Blei-Isotope. Diese Verhältnisse kön-nen als Fingerabdruck der wässrigen Lösung ver-wendet werden. Ein Vergleich mit dem Fingerab-druck anderer Gesteine könnte die Quelle der Wässeraufdecken. Doch der Fingerabdruck der wässrigenLösung passte zu keinem der umliegenden Gesteine.Pettke kam zum Schluss, dass der Ursprung der Flüs-sigkeit in Schichten zu suchen sei, die tiefer in derErdkruste versteckt sind. Seismische Daten zeigtenihm, dass alle in Frage kommenden Gesteine erst inmindestens zehn Kilometern Tiefe zu erwarten sind.In dieser Tiefe befindet sich eine Abfolge zusammen-gefalteter Schichten aus Bündner Schiefer und

ehemaligem Meeresboden des «Urmit telmeeres»Tethys. Während der Schiefer als im Meer abgelager-tes Sedimentgestein kaum Gold enthält, kommt alsQuelle des Goldes nur noch der aus Basaltzusammengesetzte Meeresboden in Frage. ZurFreude Pettkes zeigten die Blei-Isotope, dass dasGold aus den Quarzadern tatsächlich aus diesenBasalten stammen könnte. Aber woher kam das Wasser, in dem die Mineraliengelöst waren? Theoretisch könnte Wasser von derErdoberfläche durch Spalten in die Tiefe gelangt seinund dort Stoffe inklusive Gold aufgenommen haben.Doch die Edelgaszusammensetzung von Wasser ausFlüssen und Meeren sowie von Grundwasser hat kei-nerlei Gemeinsamkeit mit derjenigen aus der wässri-gen Lösung, die Pettke aus den Goldkristallen isolierthatte. Das Wasser muss daher ebenfalls aus der Tiefegekommen sein. Dort ist Wasser aber nur in den Kris -tallgittern bestimmter Mineralien gebunden. DiesesKristallwasser kann allerdings unter bestimmtenBedingungen freigesetzt werden. Beim radioaktivenZerfall von Elementen wird nämlich Wärme frei, diein der unteren Erdkruste nicht entweichen kann. Dieimmer grösser werdende Hitze sorgt mit der Zeitdafür, dass sich die gesteinsbildenden Mineralienumwandeln. Eine solche Umwandlung hat auch derBündner Schiefer erfahren, in dem ursprünglichgrosse Mengen an Tonmineralien eingelagert waren,

Abb. 1: Berggold vomCalanda aus einer Rebbergmauer bei Fels-berg ~5 mm (MuseumBasel, Robert Maag).

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die reich an im Kristallgitter gebundenem Wassersind, erklärt Pettke. Bei einer Erhitzung kommt es bei400 bis 600 °C zu Entwässerungsreaktionen, wobeidie Tonmineralien zu Glimmer umgewandelt wer-den. Dabei wird Kristallwasser freigesetzt. DasGestein beginnt regelrecht zu «schwitzen». DiesesWasser sammelt sich in Hohlräumen und Spalten undsteigt auf. Dabei nimmt es laufend chemischeBestandteile aus der Umgebung auf. Auch der indirekter Nachbarschaft liegende goldhaltige Basaltmuss mit der wässrigen Lösung in Berührung gekom-men sein. Das Gold wurde herausgelöst und mit derwässrigen Lösung nach oben gespült, glaubt Pettke. Der Wissenschafter geht davon aus, dass im Monte-Rosa-Gebiet die geologischen Voraussetzungen fürdie Existenz eines hydrothermalen Systems günstigwaren, sodass im Laufe der letzten 40 Millionen Jahreimmer wieder wässrige Lösungen in Richtung Erd -oberfläche aufgestiegen sind und Gold abgelagerthaben. Die älteren Adern sind allerdings längst derErosion zum Opfer gefallen, die jüngsten dürftenaber noch in mehreren Kilometern Tiefe verborgenliegen. Das erodierte Gold wurde mit dem Schutt undGeröll in die Bäche und Flüsse Mitteleuropas undNorditaliens gespült. Das blieb auch den Menschennicht verborgen: Bis ins 19. Jahrhundert haben haupt-berufliche Goldwäscher mit Pfanne und Schaufel ver-sucht, dem Gold habhaft zu werden. Das bekannteste Zentrum der schweizerischen Gold-wäscherei war das Napfgebiet. Alle Bäche rund umden Napf führen in ihren Schottern ein QuäntchenGold. Vor 10 bis 40 Millionen Jahren, als gewaltige

Urflüsse Verwitterungsschutt aus den Alpen nachNorden transportierten, war die Gegend um den Napfein riesiges Flussdelta. Der Schutt dieser Urflüsseführte auch Gold mit sich. Pettke hält es für sehrwahrscheinlich, dass dieses Gold vor allem aus demMonte-Rosa-Gebiet stammt. Da das Edelmetall sehrschwer ist, bleibt das Flussgold nahe der Quelle lie-gen. Tatsächlich sind die Flitter im Napfgebiet mitetwa 0,1 bis 3 Millimeter Länge relativ gross. Beimweiteren Transport des Goldes durch die FlüsseReuss und Aare in den Rhein werden die Flitterimmer kleiner: Braucht es im Napf noch 1500 bis3000 Flitter für ein Gramm Gold, so sind es im Rheinbei Basel 30 000 bis 40 000 Flitter. Bei Karlsruhe sindschliesslich 140 000 bis 160 000 Flitterchen für einGramm Gold nötig. Schätzungen gehen davon aus, dass im Napf Gold imWert von vielen Millionen Franken abgelagert wurde.Eine in den 1960er-Jahren durchgeführte Studie kamallerdings zum Schluss, dass eine Ausbeutung derGoldvorkommen im Napfgebiet wirtschaftlich nichtgerechtfertigt sei. Heute ist der Napf ein Dorado fürHobby-Goldwäscher mit etwas Sinn für abenteuerli-che Goldgräberromantik. (Nachdruck, mit freundlicher Genehmigung des Verfas-

sers)

Anschrift des Verfassers: Gregor Klaus, Dr. sc. nat., Wissenschaftsjournalist Obere Vogtsmatten 6 4467 Rothenfluh [email protected]

2. Kommt das legendäre Rheingold aus den Bündner Alpen?

Robert Maag, Richterswil

Gold ist – neben Kupfer – das erste Metall das derMensch entdeckte. Das geht auf mindestens 7000Jahre zurück. Gold kommt in der Natur nur gediegenvor; es enthält aber immer mehr oder weniger Silber,etwas Kupfer und teilweise auch andere Elemente.

Gold an der primären Lagerstätte nennt man Berg-gold; ist es sichtbar, wird es als Freigold bezeichnet.Weiter kommt es vor als mikroskopisch kleine Parti-kel in sulfidischen Erzen wie Pyrit, Kupferkies, Arsen-kies und anderen Mineralien.

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Durch die Erosion wird das Gold freigelegt und sam-melt sich in Alluvionen an geeigneten Stellen. SolcheGoldablagerungen nennt man Seifen. Goldseifenwurden im Rhein zwischen Mainz und Basel seit derKeltenzeit, also seit ca. 2500 Jahren, ausgebeutet. DieHelvetier waren bekannt als goldreiches Volk. IhrGoldschmuck dürfte auch aus Rheingold gefertigtworden sein. Prof. Dr. Franz Kirchheimer aus Freiburg i. Br., dersich intensiv mit dem Rheingold befasst hat, schreibt,dass das Gold aus Quarzgängen des Grundgebirgesder Alpen stammt und ist – nach seiner Abtragung –zunächst den im schweizerischen Mittelland entstan-

denen Konglomeraten und Sandsteinen des jüngerenTertiärs zugeführt worden. Aus diesen Ablagerungenund Moränen des älteren Pleistozäns gelangte dasGold während der letzten Eiszeit in die Kiese derNiederterrassen des Rheins.Das bekannteste Gold führende Sediment in derSchweiz ist die obere Süsswassermolasse des Napf-gebietes, das ein Schuttfächer alpiner Urflüsse ist. Eswird angenommen, dass diese Schuttmassen aus demMonte-Rosa-Gebiet stammen.Es ist nahe liegend, dass man den Ursprung desRheingoldes im Napfgebiet vermutete, dass das Goldüber die Quellbäche in die beiden Emmen, die Reussund die Aare in den Rhein gelangte. Kirchheimerschreibt dazu: «Das alte Märchen von der jetztzeit-lichen Zufuhr des Goldes über die Aare in den Rheinbehauptet sich aber hartnäckig.»Ein grosses Fragezeichen setzt auch die Ausbeute.Während in ca. 300 Jahren, seit 1553, auf LuzernerGebiet 31,414 kg Gold gewonnen wurden, waren esim Rhein – allein auf badischem Gebiet – von 1820bis 1874, also während 50 Jahren, 265,184 kg.Vom chem.-phys. Labor des Schweizerischen Landes-museums wurden mir im Laufe der letzten Jahre Ana-lysen von Berggold- und Waschgoldproben angefer-tigt.

Das Rheingold zeigt folgendes Bild:Kembs Stauwehr 2000 91,26 % GoldKarlsruhe 1833 93,4 %Karlsruhe 2000 92,8 %(von Goldwäscher Manfred Gommon)Münzstätte Mannheim 1751 94,44 %

Stromabwärts verringerte sich die Flittergrösse, unddie obigen Analysen zeigen, dass damit auch derSilbergehalt abnahm. Schon lange war bekannt, dass das Napfgold einenhohen Feingehalt aufweist. Dieser wurde vom Luzer-ner Guardin L. Schumacher 1727 mit 98,2% bestimmt.Neuere Analysen zeigen einen Feingehalt von 96,5 %bis 98,7 %. Es ist also unwahrscheinlich, dass das Rheingold miteinem durchschnittlichen Feingehalt von 92,8 % ausdem Napfgebiet stammt.Proben aus den Moränen des Rhonegletschers, derdie ganze West- und Nordwestschweiz bedeckte, zei-gen folgende Resultate:

Abb. 2: Berggold vom Calanda (Maag).

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Mülibach bei Wohlen 97,01 % Gold Risigrube Aarwangen 96,29 %Also kann auch der Rhonegletscher als Goldlieferantdes Rheingoldes ausgeschlossen werden.Somit bleibt noch der Rheingletscher, der über denBodensee hinaus bis weit westlich von Schaffhausenreichte.Folgende Goldproben dürften vom Rheingletscherstammen:

Töss bei Pfungen 89,38 % Gold Kemptner Tobel 91,53 % Glatt unterhalb Herisau 88,3 % Disentis zwischen 73,74 % und 87,77 %

(4 Proben)Berggold Surselva 80,39 %

Es zeigt sich also, dass der Feingehalt des Goldes, dasder Rheingletscher aus den Bündner Alpen nachNordwesten verfrachtete, eher dem Rheingold ent-spricht.In neuester Zeit sind im Vorderrheintal überra-schende Goldfunde gemacht worden, sodass man

annehmen kann, dass der Rheingletscher beträchtli-che Mengen Gold mitgeführt hatte.Die Analysen wurden von Alexander Voûte, Physikerim chem.-phys. Labor des Schweizerischen Landes-museums angefertigt, wo die Resultate auch regis -triert sind.

Quellen:

– Hans Walter, 1923, Bergbau und Bergbauversuche in

den fünf Orten

– Franz Kirchheimer, 1967, Die Bergbaugepräge aus

Baden-Württemberg

– Franz Kirchheimer, Schweizerisches Gold und seine

Vermünzung

– Franz Hofmann, 1981, Goldwaschversuche im Gebiet

zwischen Hörnlibergland, Säntis, Bodensee und Rhein-

tal

Anschrift des VerfassersRobert MaagStorchengasse 188805 Richterswil

Abb. 3: Berggold aus der Grube Fenillaz bei Brusson I (Maag).

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Die Wiederentdeckung der ehemaligen Erzgruben von Schmitten, ein Kurzporträt

Vreni Giger-Item, Chur

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Wo befinden sich die Erzgruben?Die ehemaligen Erzgruben im Schmittner Berg sind in der Landeskarte der Schweiz (Blatt Bergün 258[1:50000], Blatt Filisur 1216 [1:25000]) auf 2546 mMeereshöhe, direkt unter dem Grate, welcher denGuggernell mit dem Tiaunhorn verbindet, einge-zeichnet.In gut zweistündigem Aufstieg von der SchmittnerAlp führt ein Bergpfad zunächst durch Legföhren-hänge, dann über kärgliche Alpweiden und zwischen

Felstrümmern sich hindurchwindend zu den Bleigru-ben. Als Erstes sieht man noch die Reste der einstigenGebäulichkeiten, die aus Werkstatt (Schmiede) undUnterkunftsräumen für die damalige Belegschaftbestanden hatten, sowie Reste der Scheidehütte.

WiederentdeckungBergwerke haben immer etwas Reizvolles. Liegt dochin der Aufdeckung verborgener Schätze der Erde dieEnthüllung von Geheimnissen in den Tiefen der

Abb. 1: Bleiberg, Schmitten, aus Ed. Escher (Fig. 21Seite 52).

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Berge, in der Zutageförderung durch tiefe Schächteund düstere Stollen der beeindruckende Vorgang derFörderung aus dem Dunkeln ans helle Tageslicht,und als Segen spendendes Resultat die ermöglichteVerwertung toter Materie zu lebenswichtigemZwecke. Verödete und stillgelegte Gruben lassenzudem der Fantasie jeden Spielraum über vergange-nes Leben und Treiben.Auch hier, im abgelegenen, wilden und hohenGebirgstale des Schmittner Berges, herrschte einstRegsamkeit und Betrieb, und gerade diese nachträg-liche dort herrschende Stille und Einsamkeit regte an,den geschichtlichen Tatsachen, welche mit diesemBetrieb im Zusammenhang standen, nachzuforschen.Dies taten Ende der Sechzigerjahre des 20. Jahrhun-derts einige Interessierte. Wie Ingenieur AlexanderBernhard von Wiesen in der «Terra Grischuna» im Ok -tober 1966 «über die einstigen Bergwerke im Albula-tal» berichtete, waren die Stolleneingänge kaum mehrerkennbar, ausser die mit Kalkstein vermischten Stüc-ke von Bleiglanz und die herumliegenden Holzteile,die auf verschüttete Eingänge hinwiesen. Dies warbeim Hauptstollen noch besser zu erkennen, weilman an der Sohle des Eingangs ein paar eingeknick -te, stehende Träger der Zimmerung des durch Erd-schlipf zerstörten Stolleneingangs herausragen sah.Dies sahen viele; unter anderem auch Mathias Balzer,welcher den Bericht «Alte Bleigruben neu entdeckt»schrieb. Diesem interessierten Hobby-Maler unsererGegend schrieb Johannes Strub von Jenisberg am 6. April 1966 einen Brief. Der gründliche Kenner undErforscher der Bergwerksgeschichte und der Anlageam Silberberg händigte ihm einen genauen Plan desverschütteten Haupt- und Hüttenstollens des Schmitt-

ner Bleiberges, welcher aus dem Staatsarchiv vonChur (Dokument B2102) stammt, aus.Am 17. August 1967 wurde dann durch Mathias Bal-zer und Fridolin Brazerol mit der Sucharbeit an demverschütteten Hauptstollen angefangen. Sie stiessennoch am selben Tag auf liegende Balken des einge-stürzten Traggerüstes. Diese beiden Grubenarbeitermachten sich wieder auf den Heimweg und liessen ihranstrengendes Unternehmen ruhen. Diesem Treibenim Bleiberg sah ein 12-jähriger Ziegenhirt vom oberenlinken Tschuggen des Tiauns interessiert zu und be-richtete seine genauen Beobachtungen am Abend sei-nem Vater Richard Item senior sel. Dieser Ziegenhirt,welcher 1966 und 1967 in Schmitten die Ziegen hüte-te, hiess auch Richard, aber man nennt ihn heute Richi. Er war mit seinem Vater schon als Kleinkind mitund ohne Begleitung von Joh. Strub ein Dutzend Malin den Stollen des Silberberges herumgekrochen undsomit auch Fan der Bergwerke geworden. Sein Vaterarbeitete sein Leben lang auf dem Bau und als Mineurund verrichtete viele Sprengarbeiten in der Zügen-schlucht und an anderen Orten. Die beiden Richardskannten den Bleiberg Schmitten durch ihre Streifzügemit den Ziegen gut. Der Vater war ein Fachmann aufdiesem Gebiet, und somit war die Beobachtung sei-nes Sohnes Richi vom 17. August 1967 im BleibergSchmitten ein Fressen für ihn. Das Bergwerk interes-sierte ihn so sehr, dass er sich am 1. Oktober 1967 alleine zum Bleiberg begab. Ausgerüstet mit einemkleinen Gartenhäckerli, natürlich mit dem heimlichenWunsch, der Erste zu sein, die Höhle zu entdeckenund zu erforschen. «Er kam, sah und siegte!»

Abb. 2: Ruinen von Schmiede und Unterkunft von der Höhe des Mundloches gesehen (Bild Item).

Abb. 3: Abbaubühne in einem Seitenstollen zwischen dem ersten und zweitenStockwerk (Bild Item).

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Nachdem er nach gründlicher Überlegung des Sach-verhaltes sah, dass seine beiden Vorgänger an derSohle zu graben angefangen hatten und dass ein biszwei Tage Arbeit nötig wären, um den Zugang rich-tig begehbar zu machen, kam er zur Überzeugung,nicht weiter an der Sohle, sondern am noch nichtersichtlichen Gewölbe mit der Suche zu beginnen.Schon nach 20 Minuten versank sein Gartenhäckerli,und Material rieselte vom Gewölbe des Stollenein-ganges hinunter in den Hauptstollen. Sein innigerWunsch war in Erfüllung gegangen. Kurz daraufberichtete er Mathias Balzer von seinem Fund undnatürlich anderen Interessierten sowie allen, die ihnkannten, was höllische Begeisterung, aber zum Teilauch grossen Neid im Dorfe Schmitten auslöste.

Die Erschliessung des BleibergesEine Woche später pilgerten schon einige sowie zweifrustrierte Gesichter mit dem erfolgreichen Richardund Sohn Richi zur Besichtigung der unterirdischenErzlagerstätte in den Bleiberg hinauf. Vater Richardwar seither Strub Nr. 2, und diese Höhle wurde zuseinem Heiligtum. Er und sein Sohn Richi unterhiel-ten diese mit Leib und Seele, und so wurde an jedemfreien Tag ununterbrochen, wenn das Wetter eini -germassen mitspielte, dort oben gearbeitet. Es wur-den durch den Vater auch unzählige Führungen mitBergbaufreunden, Touristen und anderen Interessier-

ten gemacht. Richard Item gelang es auch, nachträg-lich ohne Plan am 10. August 1968 den Hüttenstollenzu finden. Selbst seine Frau Vreni Item-Stoller arbei-tete ein Dutzend Mal dort oben. So karrte sie einmalan einem Sonntag gleich 32 bleischwere Karettenvoll Schutt aus dem Hauptstollen, durch den 15Meter langen ganz schlecht begehbaren Eingang insFreie hinaus. Würden das heute Ehefrauen auchnoch tun?Seit dem Fund vom 1. Oktober 1967 regte sich vielim Bleiberg Schmitten, von dessen Abenteuer, Füh-rungen, schwerer Arbeit und Erlebnissen usw. seit-

Abb. 4: Scheinwerfer zur Beleuchtung der Halle(Bild Kuhn).

Abb. 5: Durchblick indie Halle (Bild Kuhn).

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übernommen. Jeweils ab Juli macht er gratis Füh-rungen mit Fahrt auf die Schmittner Alp und zurückim Pinzgauer. Die Personenzahl ist unbeschränkt,und nach telefonischer Anmeldung an allen schönenSonntagen bis Ende Jahr bietet er dem Tourismus-verein Schmitten, Bergbaufreunden und anderendieses tolle Angebot an. Es benötigt jedoch für denAufstieg ab Schmittner Alp ca. 2 Stunden Marschzeit.Retour- Wanderung ca. 1 Std. Der Hauptstollen ist miteinem B-200-Notstromaggregat und Scheinwerfer(Ex-Militär) ausgerüstet, und jedem Teilnehmer wirdzusätzlich ein Handscheinwerfer und Helm für dieBesichtigung ausgehändigt. Später erhält er ein paarFotos als Souvenir zugeschickt. An den Führungenist jede Person durch den Tourismusverein Schmittenversichert. Richi hat am 8. Juli 2001 einen zweitenEingang an der Decke der grossen Halle gefunden,welchen man mit einem Bergsteigerseil als Notaus-stieg benutzen kann. Der Hauptstollen ist eineSehenswürdigkeit. Ein Labyrinth von Stollen undGängen sowie eine riesige Halle über drei Stock-werke lockt jeden zur Erkundung. Das Terrain istmanchmal leicht glitschig und stellenweise für weni-ger Klettergewohnte schwierig, aber höchst interes-sant und jedem zur Besichtigung zu empfehlen. DerHütten stollen ist nur ca. 30 Meter lang und die Breitehöchs tens 1 Meter. Seine Höhe liegt etwa zwischen1,7 und 2 Metern.

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Abb. 7: Notausstieg aus der Halle; am SeilRichi Item.

her R. Item sen. sel. ein Album mit den dazugehö-renden ausführlichen Berichten führte. Dieses far-bige Buch mit unzähligen Fotos und Berichten alsErinnerung besitzt seit seinem Tod im Jahre 1997sein Nachfolger, Sohn Richi, welcher bei diesemUnternehmen seines Vaters meistens dabei war undmitwirkte.

Die Besuche heuteRichi, der seit 1978 in Schmitten ein eigenes Motor-radgeschäft führt, hat nun die Rolle seines Vaters

Abb. 6: In der Halle mit Blick gegen den Notausstieg(Bild Kuhn).

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Historische StreiflichterWas man kurz allgemein dazu noch sagen kann(siehe Literaturangaben). Die Bergbauperiode dau-erte von 1447 mit Unterbrüchen bis 1848. Im Juli,August und September waren 10 bis 12 Mann in denGruben beschäftigt. Es wurden hauptsächlich Bleierzund Zinkblende abgebaut, die auf mühsame Weisemit Tragräfen, Saumtieren, Ochsenkarren, Schlittenusw. ins Tal hinunter zum Hochofen transportiertwerden mussten. Ende des 14. Jahrhunderts existierteim Schmittner Tobel oberhalb des Dorfes noch eineSchmelze. Ob diese Schmelze um 1480 in Gebrauchwar zur Verhüttung des Bleierzes, welches im Blei-berg gewonnen wurde, oder ob sie aus der früherenZeit des Eisenbergbaues stammte, steht nicht fest.1577 transportierte man das Bleierz nach Filisur (Bel-laluna). Erst in der letzten Abbauzeit im 19. Jahrhun-dert transportierte man das Schmelzgut nach demSchmelzboden im Landwassertal bei Monstein.Die Ausbeute im Schmittner Berg muss befriedigendgewesen sein, und die Qualität des Erzes wird als sehrgut bezeichnet. Die Gruben auf dem Gebiete vonSchmitten (südseits des Kammes) wurden seit jeherzusammen mit denjenigen auf der Nordseite (Alp Ra-moz) betrieben. Dort, nahe des wild gezackten Kam-mes, in hoher Felswand, können heute noch drei Gru-ben festgestellt werden, in welchen gleichartiger Blei-glanz gewonnen worden ist. Da diese drei Gruben aufAlvaneuer Gebiet sind, weist eine Urkunde aus demJahre 1648 auf grössere Streitigkeiten zwischen denGemeinden Schmitten und Alvaneu hin, wegen Blei-und Erzfuhren. Ein unparteiisches Gericht entschiedzu Gunsten von Schmitten, weil das Erz zur Hauptsa-che auf dem Gebiet dieser Gemeinde gewonnen wor-den ist. Die Metalle, die im Bleiberg gewonnen wur-den, waren dazumal ein Machtmittel und stellten einriesiges wirtschaftliches Potenzial dar. Wer Eisen hat-te, um Werkzeuge und Waffen herzustellen, und garnoch Blei, um damit zu schiessen, der hatte die un-eingeschränkte wirtschaftliche und politische Macht.

AusblickDer Hüttenstollen war nur ein Sondierstollen. DieserStollen gibt Richi viel zu tun. Der Einstieg in derGeröllhalde wird immer wieder verschüttet und mussalle Jahre wieder frisch von ihm alleine ausgebuddeltwerden. Darum hat er vor, in den nächsten Jahren mitEisenbahnschwellen diesen Eingang zu sichern und

offen zu halten. Er arbeitet pro Jahr bis zu 5 Tagejeweils sonntags meistens alleine für den Unterhalt.Den Notausstieg will er auch noch einfacher, umohne Seil zu benützen, gestalten. Eine kleine Hüttefür Werkzeuge, Notstromaggregat usw. zu erstellen,ist ebenfalls vorgesehen. Dies und noch andereskommt hinzu, wenn man die Stollen, wie sie jetztsind, erhalten und für die Besichtigung bereit stellenwill. Noch, und solange Richi laufen mag, macht erdas, aber nachher den gleichen Idealisten zu finden,wird schwieriger. Richi, der schon über 200-mal obenwar, meint, dass der Bleiberg und die Gruben sowiedie Wanderung in diesem herrlichen Gebiet bis jetztnoch jedem gefallen haben. Es würde den Führer undden Tourismusverein Schmitten sehr freuen, auch mitIhnen eine solche Exkursion durchzuführen.

Adresse der VerfasserinVreni Giger-ItemDreibündenstrasse 427000 Chur

Literaturverzeichnis

– Über die einstigen Bergwerke im Albulatal, A. Bernhard,

Wiesen, Terra Grischuna, Oktober 1966

– Alte Bleigruben neu entdeckt, Mathias Balzer, Schmit-

ten, Bündner Jahrbuch 1970

– Erzlagerstätten und Bergbau im Schams, in Mittelbün-

den und im Engadin, 1935, Ed. Escher, Beiträge zur

Geologie der Schweiz

– «Schweizer Strahler», G. Rüdlinger, 1979, Vol. 5, Nr. 3

– Festschrift des Zehngerichtenbundes von Staatsarchivar

Dr. Gillardon, Staatsarchiv Chur

– «Arosa ein Bergbauzentrum auf Metallerze in Graubün-

den 1440» von Th. Schneider

– Die alten Bleigruben im Schmittner Berg, Ing. A. Bern-

hard, Wiesen

– Geschichte des Bergbaus der östlichen Schweiz, Placi-

dus Plattner, 1878, Chur, bei Sprecher u. Plattner

– Der alte Bergbau am Bleiberg bei Schmitten im Albula-

tal, C. Brazerol und H. Krähenbühl, Bergknappe 12,

2 / 1980

Informationen über den Schmittner Bleiberg:Richard Item, SchmittenG 081 404 13 31, Mobile 079 611 15 50, P 081 404 12 45, oder Otto Brazerol, Tourismusverein Schmitten, P 081 404 24 84

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Die Bedeutung des Wassers im Bergbau: Energieträger und Wasserhaltung

Hans Krähenbühl, Davos

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l. EinleitungSchon frühzeitig hat der Mensch verstanden, dasWasser zu nutzen und sich dienstbar zu machen.Man denke an die Mühlen zum Mahlen des Getrei-des, an die Sägen zur Gewinnung von Bauholz undBrettern, um nur einige Wassernutzungsmöglichkei-ten zu nennen.Auch zum Flössen und Triften von Holz für dieSchmelzanlagen wurde die Wasserkraft benutzt, und

heute wird diese vor allem auch zur Gewinnung vonelektrischer Energie verwendet, ohne die wir uns dasLeben nicht mehr vorstellen können.Aber auch im Bergbau wurde die Wasserkraft vollausgeschöpft. Das Wasser diente zum Antrieb derErzförderräder und zur Fahrung in den Schächten, als Schöpfräder zum Entwässern der Gruben, zumBetreiben von Pochwerken und Stempeln, für dieWaschanlagen, das Betreiben von Hämmern in den

Abb. 1: Flacher Riss über den Gruben-bau am Silberberg zu Davos, 1822.

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Hammerschmieden und nicht zuletzt auch für dasBetreiben der Blasebälge in den Schmelzöfen.Im Gebirge und dessen Vorland mit natürlichemGefälle der Bäche und Flüsse konnte die Ausnützungder Wasserkraft mit relativ einfachen Mitteln erreicht,mittels Staubecken das Wasser gespeichert und mitdem Gefälle die Wasserenergie genutzt werden.

Aber nicht nur Vorteile brachte das Wasser den Berg-leuten, sondern auch grosse Nachteile in den Gru-ben, die vielfach wegen Wassereinbrüchen oder aberunter dem Grundwasserspiegel entwässert werdenmussten (Wasserhaltung). Schon früh entwickeltesich eine erstaun liche Technik zur Bewältigung die-ser unerfreulichen Behinderung im Bergbau.Wenn man bedenkt, dass seit der prähistorischen undantiken Zeit, und auch noch später, die Bergleutebeim Erreichen des Grundwasserspie gels oder beiWassereinbrüchen jahrtausendelang mit Schöpf- undTraggefässen, mühsam von Hand, das Wasser ausden Gruben und Stollen befördern mussten, kannman ermessen, was die technische Entwicklung vonWasserschöpfrädern und Wasserkünsten bedeutete.

2. Die technische Entwicklung zur Nutzung derWasserkrafta) Fahrung und Erzförderung mit Wasserkraft:Die Begriffe Förderung und Fahrung gehören sehr

Abb. 2: Erzkübel im Bergbaumuseum, Schmelzboden Davos.

Abb. 3: Pochwerk nach Agricola (1556). Abb. 4: Kalifornisches Pochwerk (Modell Maag).

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Abb. 7a: Karte von Attika und des Reviers von Laurion.

Flachen Riss über den Grubenbau am Silberberg zuDavos 1822, von Joh. Georg Landthaler, Bergmeister(er hatte an der Bergakademie in Freiberg studiert),ist unter (FF) der Fahr- und Förderschacht einge-zeichnet, welcher den Dalvazzer Stollen, an dessenMundloch sich im Schaftälitobel die Aufbereitungbefand, mit dem Andreasstollen verbindet. Strubschreibt: «Durch die Welle des Grossen Wasserrades(R) von 28 Fuss Durchmesser wurde die Kraft zumPochen und Waschen übertragen. Dieses Treibradsteht seit 1820 nur ca. 15 m unter der Sohle des Dal-vazzer Vorraumes als Ersatz für das niederschlächtige

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eng zusammen, denn meistens ist die Wegschaffungdes Haufwerkes an eine Fahrt gebunden.Taubes Gestein diente im Bergwerk als Bergversatzzum Verfüllen von Hohlräumen oder für Pfeiler zurSicherung der Grubenbaue. Anschlies send füllte man Erz in Körbe, Ledersäcke oder Holztröge, auchSchubkarren oder Grubenhunde, die dann der Sohleeiner Strec ke entlang bis zum Förderschacht ge -schleift, gezogen oder gestos sen wurden. Nachdemdas Haufwerk zu den Förderschächten gebracht wor-den war, musste es noch zutage gehoben werden.Dies geschah bei seigeren Schächten mittels Fahrten(Leitern) und Seilwinden (Drehhaspeln). Strub beschreibt die Förderung der Erze in denSchächten am Silberberg Davos mittels Förderrädern,die mit Wasserkraft betrieben wur den, wie folgt: Im

Abb. 5: Modell einer mexikanischen Goldmühle(Arastral, Modell Maag).

Abb. 6: Piemontesische Erzmühle, Macunaga (Foto Maag).

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Rad von 1815, am Eingang des Tiefenstollens (S), undes bediente auch das Pumpwerk im Tiefenstollensowie den Fahr- und Förderschacht. Die ganze Trans-porteinrichtung kann als Beispiel dafür gelten, dasseine totale Erzförderung nach oben (bis 186 mHöhendifferenz) nie rationell sein kann.»Als Behälter zur Erzförderung im Schacht dienten höl-zerne Kübel.

b) Nutzung der Wasserkraft für den Betrieb vonPochanlagen und Erz mühlen:

Nach dem Scheidwerk (Klauben), das meistens vonHand ausgeführt und damit das Erz vom Nebenge-stein getrennt wurde, folgte die Zerkleinerung derHandstücke im Mittelalter mittels Pochanlagen. Diemeist hölzernen Pochstempel mit Eisenköpfen wur-

den durch Wasserkraft und Wasserrad auf und abbewegt und damit die Erzbrocken im Pochtrog zer-kleinert. Anschliessend gelangte das so zerkleinerteErz in Erzmühlen, von denen es verschiedene Sys -teme gab (Modelle im Bergbaumuseum Graubün-den). In der Antike wurden vielfach Handmühlen ausStein verwendet. Aber auch Kastenmühlen, wie sie inLaurion, Griechenland, in den Blei- und Silberberg-werken verwendet wurden, dienten diesem Zwecke.Vom Goldbergwerk Gondo im Wallis sind verschie-dene Typen von wassergetriebenen Mühlen bekannt.Die primi tivste, die mexikanische Mühle (Arastra),welche in einem Gesteins trog durch Wasserkraft ge -triebene Gesteinsblöcke das Erz zermahlt, wurdenausgegraben. Ebenfalls sind Erzmühlen bekannt, wel-che das Erz mittels zweier Mühlsteinen, zermahle und

Abb. 7b: Übersichtsplan der ausgegrabenen Werkstätten (Ergasteria) und Wäschen in Soureza und Detailpläne der Wäschen Michaeli 1 und Soureza 2, 3. Abb. 8: Waschanlage aus Agricola (1556).

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solche, die zu diesem Zwecke schwere Metallrollenverwenden. Interessant ist, dass sogar Erzmühlen in Gondo imBergwerksgebiet vor den Stollen in Betrieb waren,damit eine Transporterleichterung ermöglicht werdenkonnte. Robert Maag hat eine solche im Bild fest -gehalten. Es ist eine Schleifmühle, deren Antriebdurch ein horizontal gelagertes Wasserrad Läufer -steinblöcke auf einem Bodenstein in Bewegung setzt.In der Aufbereitungsanlage von Gondo bestand einGebäude, in dem mehrere Mühlsteine durch Wasser-kraft betrieben wurden. Heute bestehen nur nochRuinen dieser Anlage.Nach dem Zerkleinern und Mahlen des Erzesgelangte dieses in die Waschanlagen.Verschiedene Waschsysteme kamen bei der Seifen-goldgewinnung zur Anwendung. In Graubünden sind einige solche Waschklärbeckennoch vorhanden (Taspin, Bellaluna).

c) Betrieb von Blasebälgen- und Wassertrommelanla-gen beim Schmelzprozess:

Der Zug, welcher die Verbrennung durch Sauerstoff-zufuhr fördert, ist von entscheidender Bedeutung fürdas Gelingen des Verhüttungs prozesses. Die Anwen-dung von natürlichem Zug über mehrere Jahrhun-

derte hinweg erfolgte parallel neben dem künstlichenGebläse. Das Gebläse wird von einem oder mehrerenBlasebälgen gebildet. Die se führt man in eine Wand-öffnung oder eine darin eingesetzte Düse ein, entwe-der in der Seitenwand oder in der Ofenbrust.Die Entwicklungsreihe vom primitivenGrubenrennfeuer aus der Vor zeit bis zum Holzkoh-lenhochofen im Mittelalter ist durch eine Viel zahl vonOfentypen gekennzeichnet. Eine wichtige Vorausset-zung ist die Windzufuhr, entweder durch natürlichenLuftzug (Windöfen) oder durch Blasebälge

Abb. 11: Windofen mit natürlichem Zug.

Abb. 10: Goldwaschanlage aus Agricola (1556).Abb. 9: Goldwasch anlage (Planenherde) aus Agricola (1556).

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Fächer, Blasrohr, Balggebläse, Blasebälge, Schalen-und Zylindergebläse. Bereits in Afrika und Asienwaren Schlauchgebläse, Kolbengebläse und Mem-brangebläse bekannt.Mit der zunehmenden Industrialisierung und damitzusammenhängend dem Bau grösserer Öfen, Stuck-und Flossöfen, wurden grössere Blasebälge undGebläse benötigt, um höhere Temperaturen zu errei-chen. Diese Blasebälge und Gebläse wurden mittels Was-serrädern durch die Wasserkraft betrieben, was einenwesentlichen Fortschritt bedeutete. Sie waren meistaus Holz und Leder, wurden vielfach beidseitig desOfens im Blasgewölbe eingesetzt, wie im Floss- und Hochofen der Schmelze Flecs im Oberhalbsteinersichtlich ist. Wassertrommelgebläse wurden erst-mals 1589 von Nettuno an der Küste südlich von Rom erwähnt. Die Abbildung 13 zeigt die Entwick -lungsstu fen dieser Gebläse. Diese Windmaschinen, auch Tromben, Bottichgebläse und Windkammerngenannt, wurden in der Nähe von fliessendem Was-ser, besonders bei natürlichen oder künstlichen Was-serfällen (Reservoir), eingesetzt, wobei durch dieLuftbewegung des herabstür zenden Wassers dieseLuft durch Röhren abgeleitet und damit ein gewisserDruck der Gebläseluft erreicht werden konnte (sieheauch BK Nr. 47, 1 / 1989, über Wassertrommelgebläseim früheren Bergbau).Auch im Schmiedegebäude der Schmelzanlage Bella-luna wurde ein Windapparat, ein Wassertrommelge-bläse, erwähnt.Eine weitere Entwicklung war das sog. Zylinderge-bläse, welches die Ofenhitze mit einem ausgeklügel-ten System für den Schmelzprozess wieder gewinnen

Abb. 13:Entwicklungsstufen desWasser trommelgebläses(nach Zeilinger).

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(Gebläseöfen). Die ersten Schmelz öfen, die sog. Win-döfen, wurden mit natürlichem Luftzug betriebenund meist an Hanglagen eingebaut. Man unterscheidet Gebläse, die von Hand, Fuss oderMund betrieben werden und in verschiedenen Kon-struktionsvarianten auftreten. Erwähnt sei en hier nur

Abb. 12: Schema eines Hochofens mit Holz kohlebetrieb (17. / 18. Jahrhundert).

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liess. Auch hier wurde der Antrieb mittels Wasserkraftgewährleistet.

d) Benutzung der Wasserkraft in den Hammerschmie -den:

Nach dem Schmelzprozess, bei dem je nach OfenartLupen oder Masseln erzeugt werden, gelangten diesezur Schmiede zur Verarbeitung in Gebrauchsgegen-stände und Eisenwaren. Das Grobformen gelangunter schweren Schmiedehämmern, welche durchWasserräder mittels Wasserkraft in Bewegung gesetztwurden. Aus dem Beschrieb der Hammerschmiededer Familie Versell im Welschdörfli in Chur entneh-men wir Folgendes:«Der grösste Hammer in der Mitte derHammerschmiede diente zum Zu sammenschmiedender Eisenpakete (Lupen, Masseln) aus dem Schmelzo -fen sowie für besonders schwere Eisenstücke. Derzweite Hammer zum Breiten von Schaufeln und der-gleichen, der dritte für allgemeinen Gebrauch. (DieserLetztere ist im Bergbaumuseum Graubünden ausge-stellt.)Der vorbeifliessende Mühlebach hatte bei derSchmiede ein über 2,00 m konzentriertes Gefälle.

Abb. 14: Wasser trommelgebläse der Katalanfeuer in der Grafschaft Foix (S-Frankreich, nach Johannsen).

Abb 15: Zylindergebläsein Bellaluna (nach Stäbler).

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Abb. 18: Blasebalg von Flecs (Museum Schmelzboden, Davos).Abb. 17: Blasebalg aus Agricola (1556).

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Hier war ein breites, erheblich höheres Wasserradeingebaut. Als sog. mittelschlächtiges Wasserraddreht es sich im Gegensinn des Wasserflusses. Mit sei-nem mächtigen langen Wellbaum aus Lärchenholzübertrug es die Wasserkraft im Hammerbock auf denjeweils arbeitenden Hammer. Der Betrieb eines sol-chen Hammers ging wie folgt vor sich: Zuerst wurdebei ihm die Aussperrung gelöst, sodass sich der Ham-mer senkte und sich das Stielende hob. Dann wurdeder Zufluss zum Wasserrad geöffnet. Das Rad mit sei-nem Wellbaum drehte sich. Dieser drückte mit einembesonders starken Ansatz im Drehen das Stielendedes Hammers nach unten. Vorne wurde der schwe reEisenteil gehoben. Zuunterst wurde das Stielende aufeinen Prell bock auf dem Boden geschlagen, sodass

Abb. 16: Hammerschmiede nach Agricola (1556).

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es, durch das Drehen des Wellbaumes frei geworden,nach oben schnellen konnte. So erhielt der fallendeEisenhammer die Wucht für den Schlag auf das zubearbeitende Schmiedestück» (siehe auch BK Nr. 48,2 / 1989 und 49, 3 / 1989). Die Hammerschmiede im Welschdörfli war damalsdie grösste im Ka nton Graubünden. Sie erzeugteschwere Stücke wie Glockenhalter, auch Wagenach-sen und lieferte solche bis nach Zürich.

e) Die Nutzung der Wasserkraft durch das Flössen:Die Wasserkraft wurde auch für das Flössen von Holzzu den Schmelzanlagen, die einen grossen Holzbe-darf hatten, genutzt. Das Flössen bestand darin, dass

man dem fliessenden Wasser Holz anvertraute, das aneinem gewünschten Ort wieder aufgefangen wurde.Man lässt das Holz ohne Lenkung treiben. Diese Artder Beförderung nennt man «Triften» oder auch«Schwemmen». Der Holzreichtum der Alpen wurdeschon früh an jenen Orten genutzt, an denen Berg-baubetriebe und die Verarbeitung ihrer Erzeugnissegrosse Holzmengen erforderten. Die einfachste Formder Trift, das Holz dem fliessenden Wasser zu über-geben, war in Graubünden auf den Hauptflüssengegeben. In den meisten Fällen war es in Seitenge-wässern nötig, in «Klausen» oder in SchwellwerkenWasser aufzuspeichern, um damit dem Triftbach imgewünschten Zeitpunkt die notwendige zusätzliche

Abb. 20: Hammer-schmiede ähnlich derjenigen im Welschdörfli, Chur.

Abb. 19: Schema eines Hammerwerkes.

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Abb. 24: Schraube des Archimedes zur Wasserförderung im antiken Bergbau.

Abb. 21: Flösser bei der Trift in einem Gebirgsbach.

Abb. 22: Bockrechen zum Auffangen des geflössten Holzes.

Abb. 23: Schematischer Schnitt durch die Wassertrommel von Vitruv (geringe Hebehöhe grosse Fördermenge).

Wassermenge zu ge ben. Am Ende der Triftstreckemussten Einrichtungen erstellt werden, um das Holzwieder auffangen und aus dem Wasser ausländen zukönnen. Das waren die Rechen. Im Vorder- undHinterrhein z.B. wurde bis Reichenau oder Ems inlosen Stämmen geflösst, von dort an begann dieeigentliche Flossschifffahrt. In Reichenau befand sicheine Schmelz anlage, die grosse Mengen Holz bean-spruchte.Die Flösserei war ein sehr gefährliches Gewerbe. DieFlösser wurden von Jugend auf an diese anstren-gende Arbeit gewöhnt und lenkten die schweren,unhandlichen Fahrzeuge zwischen Untiefen, Sand-bänken und Stromschnellen durch (siehe auch BK Nr.32, 2 / 1985, Trift und Flösserei im Zusammenhangemit Bergbau in früheren Zeiten in Graubünden).

3. Wasserhaltung und Wasserkunst Bei der Wasserhaltung in prähistorischer und antikerZeit in den grösseren Bergbaugebieten von Grie-

chenland, Kleinasien, Iran und Ägypten lag derGrundwasserspiegel im Allgemeinen tief, waren dieGesteine so wasserdurchlässig oder das Klima soarid, dass eine Behinderung des Grubenbetriebesdurch Wasser kaum eintrat. Deshalb waren meistenskeinerlei Anlagen zur Wasserhaltung notwendig. Imwestlichen und mittleren Europa hingegen zwangdas Erreichen des Grundwasserspiegels jahrtausen-delang die Bergleute, den Stollenbe trieb aufzugeben,wenn es nicht gelang, dem Wasser Herr zu werden.Trotz der erreichten grossen Teufen von bis zu 120 mgelang es den Bergleuten in der Bronzezeit, daszusitzende Wasser mittels Schöpf - und Traggefässennach über Tag zu befördern und so die Gruben frei -zuhal ten. Erst die Römer griffen zu ingenieurmässi-gen Lösungen des Problems. Sie setzten über Tag seitlangem erprobte Anlagen erst mals unter Tag ein. Daswirksamste Mittel, den Bergbau von Wasser zubefreien, war die Anlage eines das Grubengebäudeunterfahrenden Wasserlösungsstollens (am Silber-

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berg bei Davos war es der Andreasstollen). Den Römern standen nach Vitruv vier verschiedeneTypen von Wasserhebemaschinen zur Verfügung. DieWassertrommel, die Archimedische Schraube, Druck -pumpen nach Ktesibios von Alexandria und Schöpf -räder. Alle diese Einrichtungen benötigten als Antriebsener-gie die Kraft von Menschen, Tieren und vor allem desWassers. Die Schöpfwerke lassen sich nach derBauweise in solche untertei len, bei denen eineEimerkette endlos über ein Rad läuft, und in sol che,bei denen die hebenden Wassergefässe mit dem Radverbunden sind. Das Bauen und Betreiben ganzer Ketten solcherRäder oder Räderpaare erforderte einen gehörigenKapitalaufwand des Grubeneigentümers o der Päch-ters. Es setzte voraus, dass die entsprechende Gruberei che Ausbeute versprach, wenn es sich lohnensollte, unter den Grund wasserspiegel zu teufen. Esist daher kein Zufall, wenn die Schöpfräder vor-

nehmlich in den römischen Goldgruben Dakiens,Englands und Iberiens eingesetzt wur den. Auch inder Schweiz wurde die Schwerkraft des Wassers alsE nergiequelle von den Römern genutzt. In Hagen-dorf bei Cham wurden Wasserräder aus dem 3. und4. Jahrhundert der Römerzeit aus Eichen holz ausge-graben.Im Mittelalter, in Mitteleuropa, zeichnet sich erst ab

Abb. 26: Wasserräder von Hagendorn ZG.

Abb. 25: Eimerketten-schöpfrad nach Agricola, 1556.

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dem 15. Jahrhundert eine zufriedenstellende tech -nische Möglichkeit zur Wasserhaltung und -bewäl -tigung ab. Vor allem die Erfindung zweier neuerMaschinen, die wassergetriebene Bulgenkunst bzw.der Wassergöppel, als Hein zenkunst, kamen um dieMitte des 15. Jahrhunderts zur Anwendung. Sie bo tenden Bergleuten die Möglichkeit, erstmals Schwierig-keiten bei der Wasserhaltung einigermassen erfolg-reich zu beseitigen. Mit ihrer Hilfe konnten Gruben-baue auf einem beträchtlich tieferen Niveau un ter derStollensohle aufgefahren werden, als das bislangmöglich war. In den 30er-Jahren des 16. Jahrhundertswar die Kapazitätsgrenze aller dings erreicht. Diestärksten Heinzenkünste, von Pferden oder Wasser -

Abb. 27: Heinzenkunst nach Agricola, 1556. Abb. 28: Stangenkunst nach Agricola, 1556.

Abb. 29: Doppeltes Feldgestänge aus Löhneyss, Bericht vom Bergbau, 1617.

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rädern angetrieben, konnten das Wasser allenfalls auseiner Tiefe von 80 m vom Sumpf bis zur Stollensohleheben, und die wasserge triebenen Bulgenkünste, dieimmerhin imstande waren, einen Höhen unterschiedvon ca. 50 m zu überwinden, arbeiteten derart lang-sam, dass sie nur relativ geringfügige Wasserflüssewirksam bewältigen konnten.In diese Krisensituation fiel die Entwicklung derGestängewasser haltung, bei der gleichzeitiguntereinanderstehende Pumpen verbun den sind,deren Kolben an einem einfachen oder doppeltenGestänge hängen, das von einem einzigen über Tagstehenden Antrieb bewegt wird.Als Georg Agricola um das Jahr 1550 das Manuskriptfür sein Werk «De re metallica» fertig stellte, hielt er fürnachkommende Genera tionen fest, dass die Stangen-

kunst seit zehn Jahren im Einsatz war.4. Teichanlagen und Wasserregal am Beispiel desOberharzesÜber 1000 Jahre lang wurde die Geschichte des Ober-harzes durch den Bergbau auf Silber und Blei, ingeringerem Masse auch auf Kupfer und Eisen,bestimmt. Alle Naturgüter hatten ihm zu dienen, soauch der Wald und das Wasser. Das Wasser hatteimmer eine ganz be sondere Bedeutung. Es bereiteteden Bergleuten grosse Schwierigkei ten, weil es in dieSchächte und Stollen einsickerte und den Abbau derErze stark behinderte. Das Wasser bot hier auch dieMöglichkeit, Wasserräder zu betreiben, die dieMaschinen, «Künste», in Gang setzen konnten. Dieseförderten das eingesickerte Wasser aus den Grubenheraus. «Wasser durch Wasser zu heben», lautete die

Abb. 30: Die Anlagen des KulturdenkmalsOberharzer Wasserregalum Clausthal, Bunten-bock, Zellerfeld, Bocks-wiese, Hahnenklee.

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Parole. Genau dies war die Aufgabe der Anlagen desOberharzer Wasserre gals. Ohne die intensive Nut-zung des Wassers wäre der Bergbau im Oberharznicht in diesem Umfange und dieser Blüte gediehen.Das vor handene Erz zusammen mit diesen günstigenMöglichkeiten der Wasserkrafterzeugung liessen hierin der frühen Neuzeit das grösste Indu s triegebietDeutschlands entstehen.Mit der Verleihung des Rechts, auf einemabgemessenen Abschnitt ei nes Erzganges Bergbau zubetreiben, hat die Landesherrschaft zugleich «diebenö tigten Wasserfälle auf Künste und Kehrrad» mitverliehen. Durch ein «Regal» durch Königsrechtwurde die Nutzung des Wassers so lange gestattet,wie tatsächlich Bergbau in dem betreffenden Bereichumging. Die hiefür gebauten Anlagen zur Erzeugungvon Wasser kraft stehen heute unter Denkmalschutz.Die Elemente des Oberharzer Wasserregals bestehenaus Teichen, Gräben und Wasserläufen, einem gan-zen Wasserkraftsystem. Unter Ausnutzung aller Mög-lichkeiten, die das Gelände bot und zuliess, sind aus-geklügelte Versorgungsgruppen entstanden.Rück grat der Wasserversorgung zwecks Antrieb derWasserräder waren die Teiche zur Wasserspeiche-rung. Sie ermöglichten es auch, in Trockenzeiten,wenn nur wenig Wasser natürlich abfloss, das not-wendige Antriebswasser bereitzustellen. Durch Grä-

ben wurde das Wasser vom Teich zum Wasserradgelenkt. Alle Gräben wurden etwa parallel derHöhenlinien angelegt.

Literatur:

– Georg Agricola, Vom Berg- und Hüttenwesen, «De re

metallica libri XII» (1494 – 1555)

– Wolfgang von Stromer, Wassernot und Wasserkünste im

Bergbau des Mittelalters und der frühen Neuzeit, «Der

Anschnitt», Beiheft 2, Montanwirtschaft Mitteleuropas

vom 12. bis 17. Jahrhundert

– Gerd Weisgerber, Das römische Wasserheberad am

Rio Tinto in Spanien, im British Museum London, «Der

Anschnitt» 2 – 3 / 1979

– Graham Hollister-Short, Die Anfänge der Gestänge -

wasserhaltung im mitteleuropäischen Bergbau, «Der

An schnitt» 4 / 1990

– Stefan Meier, Bleibergbau in der Antike, Lizenziatsarbeit

Hist. Seminar der Universität Zürich, 1990

– Heike Steuer, Ulrich Zimmermann, Alter Bergbau in

Deutschland, Theiss Stuttgart, 1993

– Gerhard Fleisch, Die Oberharzer Wasserwirtschaft in

Vergangenheit und Gegenwart, Institut für Bergbau-

kunde und Bergwirtschaftslehre der Technischen Uni-

versität Clausthal, 1983

– Cornel Doswald, Ludwig Eschenlohr, Walter Fasnacht,

Marianne Senn, Vincent Serneels; «Technik» Erze,

Abb. 31: Oberharzer Teichdamm – alte Bauart.

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Vermessung der historischen Bergwerke und Höhlen der Region S-charlA. Ausbildungslager der Bergbaufreunde in S-charl 2003

Richard Graf (Ostschweizerische Gesellschaft für Höhlenforschung)

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Persönliche Kontakte führten zum Ausbildungs-lager 2003Wie es der Zufall so will, lernten sich Thomas Arbenz(Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Höh-lenforschung) und Peder Rauch (Präsident der Fun-daziun Schmelzra S-charl) kennen, und so entstanddie Idee eines Ausbildungslagers. Die Höhlenfor-scher boten den Bergbaufreunden an, sie in die Tech-nik der Topografie von unterirdischen Räumen einzuführen. Nach verschiedenen Gesprächen undBesuchen sowie nach Erhalt der verschiedenenBewilligungen wurde das Ausbildungslager «Minie-ras e cuvels da S-charl e contuorns, Exploraziun 2003(MIDAS)» vorbereitet und aufgebaut.Am 26. Juli 2003 war es dann so weit. Aus der ganzenSchweiz trafen im Laufe des Samstags die Lagerteil-nehmer in S-charl ein und stiegen zum Lagerplatz aufrund 2000 m ü. M. auf. Der in gemeinsamer Aufbau-arbeit vorbereitete Platz füllte sich mit den Zelten,Küche und dem Gemeinschaftszelt.Dann ging es aber an die Ausbildung: Mit welchenMessinstrumenten vermessen die Höhlenforscher dieHöhlen? Wie werden die Daten in der Höhle aufge-zeichnet? Wie werden sie anschliessend zu Hauseausgewertet? Ein Kompass, ein Neigungsmessersowie ein Massband dienen zur Vermessung. DieDaten werden auf vorbereitete Blätter notiert, undauf deren Rückseite wird der Grundriss aufgezeich-net. Noch sind diese einfachen Messinstrumente fürden Einsatz in unterirdischen Gängen die genaues -ten, denn nicht immer sind Höhlengänge genügendhoch, um moderne Messinstrumente einzusetzen,zudem ist es in Höhlen meistens nass, kühl undschmutzig.

Einführung in die StollenvermessungDen Umgang mit den Messgeräten erlernten dieMiniers am Sonntag als Erstes. Nach einer kurzen Ein-führung wurden im Freien verschiedene Messübun-

gen ausgeführt und wie in der Höhle musste dabeiauch liegend abgelesen werden. Nach getaner Vorarbeit wurden die Messdaten imComputer erfasst. Mit dem von einem Höhlenfor-scher entwickelten Programm «Toporobot» konnteman anschliessend die Messzüge anschauen. Soerhielten die Miniers einen Eindruck ihrer Arbeit undkonnten bereits Teile der Stollenverläufe sehen.Begleitet von einem Höhlenforscher, der die Vermes-sungstechnik von unterirdischen Räumen kennt,begaben sich die Miniers in Dreiergruppen in dieStollen der Bergwerke. Eine Gruppe stieg beimJohannis-Stollen-Eingang und eine andere beim St.-Barbara-Stollen-Eingang ein und vermassen die Stol-len gegeneinander. Die Stollen wurden nicht nur ver-messen, sondern es wurden in den Planskizzen auchdie Fundstellen von Bergwerksutensilien aufgenom-men. Zusammen mit Fotos wird so ein möglichstgenauer Plan der noch erhaltenen Stollen erstellt.Wie zeitaufwendig die Arbeit ist, merkten die Miniersvor allem, als es nicht so schnell vorwärts ging, wiesie sich das vorstellten. Es wurden nicht nur dieNordrichtung, die Neigung und die Länge von Punkt

Abb. 1: Vermessung 1.

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zu Punkt gemessen, sondern auch der Querschnittdes Stollenprofils. Festgehalten wurde auch, wo sichder Messpunkt im Stollen befindet, damit bei derAuswertung der Messprotokolle mit dem Computer-programm auch eine Perspektivenprojektion erstelltwerden kann. Nach Stunden der Arbeit «unter Tag»wollte man die Vermessungsresultate auswerten.Schnell wurden die Teilstrecken addiert, und dieTeilnehmer waren erstaunt, dass man nicht mehrMeter vermessen hatte. Erst als die Resultate desersten Tages von den Instruktoren gewertet wurden,hellten sich die Gesichter wieder auf. Von Tag zu Tagwurden die gemessenen Strecken länger, da sich mitder Übung auch die Effizienz steigerte. Am Freitagwurden die Resultate aller Teams addiert, und eskam die stolze Länge von 1973 m vermessener Stol-len zusammen.Vermessen wurde in den Stollen Cuogn Nair, Johan-nis-Stollen, St.-Barbara-Stollen und Erbstollen.Von Interesse waren auch die Abbaumethoden derdamaligen Zeit. Die Höhlenforscher waren über-rascht, weil Teile der Stollenanlagen aussahen wienatürlich entstandene Höhlen. Einzig die Holzstützenverrieten den Besuchern, dass es sich um künstlichgeschaffene Gänge handelte. Sinterspuren in Gang -nischen wiesen auf eine gewisse Wasseraktivität in den Stollenanlagen hin. Die «Durchlässigkeit» des

Gesteins dürfte auch der Grund sein, dass das ganzeStollensystem noch heute stets gut durchlüftet ist.

Ausbildungslager 2004 in S-charlDas Ausbildungslager 2003 mit 20 Teilnehmern warein grosser Erfolg in verschiedener Hinsicht: einerseitskonnte die Vermessung der Stollen lanciert werden,und anderseits hat die Gruppe von der gemeinsamenPionierarbeit profitiert. Diese Forschungsarbeitenwerden nun fortgesetzt. Das Ausbildungslager 2004ist für die letzte Juliwoche geplant. Alle interessiertenPersonen können sich für weitere Informationen beiPeder Rauch (Projektleiter) melden: Tel. 081 864 05 22 oder [email protected]

B. Bedeutung und Notwendigkeit der Stollenvermessung

Beat Hofmann (Società Miniers da S-charl)

Wie können Höhlenforscher oder Bergleute, dieviele lange Stunden in der Unterwelt verbrachthaben, andern ihre Entdeckungen verständlichmitteilen? Weder Fotos noch eine fünfseitige Beschreibung kön-nen einen Plan ersetzen, wenn es darum geht, dieHöhlen oder Stollen als Ganzes zu erfassen. Miteinem einzigen Blick erhält man eine Gesamtüber-sicht des Stollensystems.

Man muss annehmen, dass diese Pläne in einigenJahrzehnten neu gezeichnet werden müssen.Auch wenn ein System mit aller Sorgfalt vermessenist, kann es auf dem Papier lediglich in dem zu einembestimmten Zeitpunkt bekannten Zustand dargestelltwerden. Der Plan wird einige Jahre später, auf Grundneuer Entdeckungen, nachgeführt oder neu gezeich-net werden. Dennoch lohnt es sich, so gut als mög-lich zu vermessen, damit die erfassten Messdaten von

Abb. 2: Vermessung 2.

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Dauer sind und so auch für zukünftige Aufnahmengebraucht werden können. Dokumente, die zur Her-stellung eines Planes dienten (Messblätter, Reinschrif-ten, Informationen), müssen daher immer sorgfältigaufbewahrt werden.

Methoden der Vermessung

LängenmessungZur Längenmessung verwendet man Messbänder. Ambesten wählt man ein Plastikband, das mit Glasfasernverstärkt ist. Die offenen Modelle, also ohne Ge -häuse, sind besser geeignet, weil sie robuster undleichter zu reinigen sind. Die Messgenauigkeit ist gut,das Gewicht vernünftig. Die erhöhte Genauigkeiteines Metallmessbandes ist in Höhlen und Stollenkaum nutzbar. Mit dem Messband werden auch dieGangquerprofile gemessen. Es gibt auch schonelektronische Längenmessgeräte, die mit optischenVerfahren oder Ultraschall arbeiten. Sie werden abernoch kaum für die Höhlenvermessung gebraucht,was sich allerdings in den nächsten Jahren ändernkönnte.

RichtungsmessungBussolen sind eher zu ungenau, um in der Vermes-sung eingesetzt zu werden. Der Handkompass ist einMessgerät, welches aus einer in Grad eingeteiltenMagnetscheibe besteht, die sich vor einer fixen Able-semarke dreht. Für die Stollenvermessung werdenhauptsächlich die Kompasse von SUUNTO einge-setzt. Für das Ablesen eines SUUNTO-Kompasses hältman ihn einige Zentimeter vom Auge entfernt und

richtet ihn so, dass die Ablesemarke und der zu visie-rende Punkt auf der gleichen Gerade liegen. Die Win-kelmessung erfolgt entweder in Altgrad (360°) oderin Neugrad (400°). Es ist wichtig, dass man auf demMessblatt aufschreibt, welches Winkelmass benutztwurde.Kompasse reagieren aus physikalischen Gründensehr empfindlich auf magnetische Einflüsse. WennGegenstände aus Metall (Schachtausrüstung, Brille,Lampe usw.) in der Nähe sind, ergeben sich grosseAbweichungen.

NeigungsmessungMan benutzt einen Neigungsmesser (Klinometer), einMessinstrument bestehend aus einem Lot und einerKreisscheibe mit Gradeinteilung. Auch hier ist dasModell der Marke SUUNTO am weitesten verbreitet.Abgelesen wird auf die gleiche Art wie bei den Kom-passen derselben Marke. Auch da gibt es Neigungsmesser mit Altgrad- (90°)oder Neugradeinteilung (100°), die sich beide gleichgut für die Stollenvermessung eignen. Um Verwechs-lungen auszuschliessen, sollte eine zusätzliche Skalain Prozenteinteilung nicht benutzt werden. Je nachModell des Neigungsmessers entspricht 0 Grad derHorizontalen oder der Vertikalen.

HöhenmessungMan misst die Höhe über Meer mit Hilfe eines Höhen-messers, welcher Höhendifferenzen als Funktion vonLuftdruckunterschieden angibt. Gute und entspre-chend teure Höhenmesser, bei denen der Einfluss

Abb. 3: Küche im Vollbetrieb.

Abb. 4: Labyrinth.

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von Temperaturunterschieden korrigiert wird, garan-tieren genaue Messungen.Bevor Höhenmessungen durchgeführt werden, mussder Höhenmesser geeicht werden. Dazu sucht maneinen Punkt auf, dessen Höhe auf einer topografi-schen Karte genau angegeben ist. Dort stellt man aufder Messskala diese bekannte Höhe ein. Das Gerätzeigt nun die Höhe des Punktes an, auf dem man sicheben befindet, ob man nun auf- oder absteigt.Allerdings muss man stets auf Wetterumschläge ach-ten, denn wenn sich der Luftdruck verändert, wirddie Höhenanzeige ungenau. Der Höhenmesser wirdim Freien eingesetzt, meist, um die Höhe eines Stol-leneinganges zu bestimmen. Im Innern von Höhlenaber sind die Anzeigen zu unpräzise, um für die Ver-messung benutzt zu werden, bei starkem Luftzugsogar eindeutig falsch.

GPS – das Global Positioning SystemGPS, das neuzeitliche System, ist eine Revolution inder Navigation. Es ist eine Technologie, die überallauf der Welt (Einschränkungen für Polnähe), 24 Stun-den am Tag und bei jeder Witterung die Standortbe-stimmung auf den Punkt genau ermöglicht. Das GPS-System wurde durch das Verteidigungsministeriumder USA für das Militär, für die zivile Nutzung in derLuftfahrt, Seefahrt und für Freizeitzwecke entwickeltund freigegeben. GPS besteht aus einem Netz von 24Satelliten in Umlaufbahnen von etwa 20 000 Kilome-tern über der Erde. Diese Satelliten senden Signalemit Zeit- und Positionsangaben, welche die Berech-nung von Satellitenpositionen und Almanach-Datenermöglichen. Diese Daten können von Geräten anLand, auf See und in der Luft empfangen werden. EinGPS-Gerät benötigt deutlich zu empfangende Signalevon mindestens drei Satelliten zur Bestimmung einerPosition auf der Erde. Zur Erfassung der drittenDimension Höhe (neben Länge und Breite) ist derEmpfang eines vierten Satelliten erforderlich.

Erfassung der MessresultateFür die Erfassung der Messdaten benützt man ambesten Papier und Bleistift. Gewöhnliches Papierwidersteht aber der in den Stollen herrschendenFeuchtigkeit schlecht. So verwendet man für die Ver-messung Blätter aus Syntosil (Format A5). DiesesPapier ist reissfest, undurchlässig und resistent gegenWasser und Lehm.

Die Vorderseite ist mit Kolonnen versehen, in diedann die Messresultate eingetragen werden. DieRückseite ist meistens unbedruckt oder hat eine Milli-metereinteilung. Als Zubehör könnte man eineSchreibplatte mit Klemmvorrichtung aus Aluminiumoder Kunststoff, für Blätter im Format A4 und A5, ver-wenden. Um auf die Blätter zu schreiben, nimmt maneinen Druckminenbleistift.

Anbringen der MesspunkteUm die Messpunkte zu markieren, verwendet man imStollen Nagellack, beim Stolleneingang Farbe auseiner Tube oder einem Fläschchen. Auf jeden Fall solldie Markierung unauffällig sein.

Genauigkeit und EichungBei der Vermessung in den Stollen werden die Mess-geräte manchmal arg strapaziert. Aus diesem Grundmüssen sie regelmässig überprüft und wenn nötigneu geeicht werden.

Aufnahmetechnik

Grundlage für jeden Stollenplan sind die Messproto-kolle und die in der Höhle angefertigten Skizzen. Mitungenauen Angaben lässt sich kein guter Plan her-stellen. Schon bei der Vermessung soll man so sorg-fältig zeichnen, dass man sich später nicht auf seinGedächtnis verlassen muss, wenn man den Plan inseine endgültige Fassung bringt.

Abb. 5: Messequipe.

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gewählt. Als potenziellen Ausgangspunkt für die Ver-messung anderer Gänge bringt man bei jedem mög-lichen Seitengang einen Messpunkt an (Abb. 3), vor-zugsweise an möglichst beständigen Stellen, etwa ander Gegenwand oder auf einem grossen Block.Beim Spezialfall der Vermessung grosser Hallen kannman auf zwei verschiedene Arten vorgehen: Entwe-der vermisst man in «Sternform» (Abb. 4), oder manfolgt der Hallenwand (Abb. 5). Die zweite Methodevereinfacht die Nummerierung der Messpunkte undvermindert dank der entstehenden Schleife das Risikovon Messfehlern.

MessequipeEine Messequipe besteht in der Regel aus zwei oderdrei Leuten, nur so kann effizient gearbeitet werden.Einer der Messequipe arbeitet mit Kompass und Nei-gungsmesser. Der Zweite wählt und markiert diePunkte. Diese zwei Personen messen die jeweiligeDistanz zwischen den Punkten. Der Dritte führt dasMessprotokoll und notiert die von den andern abge-lesenen Messwerte. Er hat auch die sehr wichtige Auf-gabe, einen Entwurf und später auch den endgültigenPlan des Stollenabschnitts anzufertigen.

Aufnahme von QuerprofilenDas Querprofil eines Ganges wird bei jedem Mess -punkt aufgenommen, indem man von diesem aus dieAbstände nach links oder rechts, nach oben undunten misst und die Messwerte notiert. Die Höhewird vertikal gemessen, die Breite horizontal, undzwar in Richtung der Winkelhalbierenden der beidenMessstrecken. Man vervollständigt die Messungennoch durch Profilskizzen.

Bergknappe 2/2004 Seite 36

Vorgehen bei der VermessungAls Anfangspunkt wählt man, je nach den Umstän-den, den Stolleneingang, das Stollenende oder einenMesspunkt eines anderen Ganges. Bei der Vermes-sung wird das Stollensystem in verschiedene Ab -schnitte, meistens in die einzelnen Gänge, aufgeteilt.Gewöhnlich weist man jedem derartigen Teilstückeine Zahl, die so genannte «Gangnummer», zu. Injedem Gang werden nun die Messpunkte fortlaufendnummeriert, wobei man mit der Ziffer «0» anfängt.Beispiel: der 4. Punkt des 3. Ganges erhält also diePunktnummer 3.4.

Wahl und Markierung der MesspunkteDie Messpunkte sind sauber und unauffällig zu mar-kieren, also keine Farbsprays benutzen! In gewissenFällen kann man auf das Markieren von Messpunktenverzichten und stattdessen markante natürliche Stel-len (Steinmann) auswählen, wobei dies vermerktwerden soll. Zudem ist es nicht zwingend notwendig,jeden Punkt zu markieren (in der Regel jeder 5.),sofern es sich nicht um einen Verbindungspunkt zuanderen Gängen handelt.Sobald ein Stollengang sich als bedeutungsvoll er-weist, hinterlässt man an den wichtigen Kreuzungeneinen Zettel mit der Gang- und der Messpunktnum-mer, dem Datum und den Namen der Teilnehmer. Ei-nen neuen Messpunkt bringt man an einer Stelle an,die vom vorherigen Messpunkt aus gut sichtbar ist.Gangquerprofile werden in der Regel nur bei Mess -punkten aufgenommen, diese werden an bedeut -samen Stellen wie bei Verzweigungen, Schloten usw.

Abb. 6: Aufnahme 1.

Abb. 7: Aufnahme 2.

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ZeichnungUm bei der Reinzeichnung des Plans ein möglichstrealistisches Bild eines Stollenganges vermitteln zukönnen, ist es unerlässlich, bereits im Stollen auf derRückseite des Messblattes die vermessenen Gängedetailliert zu skizzieren. Zu diesem Zweck zeichnetman den Grundriss, den Längsschnitt und die Pro-file.Der Grundriss ist die senkrechte Projektion derGänge auf eine horizontale Ebene. Der Längsschnittist ein vertikaler Schnitt, der dem Verlauf der Gängefolgt. Die Profile kann man sich als ganz dünne Schei-ben vorstellen, die man aus einem Gang oder Schachtschneidet. So kann man die Form der vermessenenGänge anschaulich zeigen. Die beobachteten Detailsim Stollen kann man durch Zeichnung oder mit Hilfevon Plansignaturen festhalten.

PlansignaturenUm möglichst viele Informationen auf dem Plan zuvermitteln, ist es üblich, Plansignaturen zu verwen-den. Diese Zeichen werden dort benutzt, wo es nichtmöglich ist, ein im Stollen beobachtetes Element in

der entsprechenden Verkleinerung zu zeichnen. DieUIS (Internationale Union für Höhlenforschung) hateine vollständige Serie von Plansignaturen veröffent-licht. In der Praxis kommt aber nur ein Teil dieserSymbole zur Anwendung, und man erlaubt sich auch,manchmal ein wenig von der UIS-Norm abzuwei-chen. Anlässlich des Vermessungskurses in S-charlwurde auch die Möglichkeit besprochen, eine eigenePlansignatur für die Vermessung der Bergbaustollenzu kreieren. Ein entsprechender Entwurf wurdebereits geschaffen.

Fotografie Es ist sehr nützlich, parallel zu einer Vermessung Aufnahmen mit dokumentarischem Charakter zumachen. Solche Fotos bilden einen integrierendenBestandteil der Angaben über ein Stollensystem. Esist jedoch wichtig, den genauen Aufnahmeort jederFotografie zu vermerken.

Quelle:

– Schweiz. Gesellschaft für Höhlenforschung, Yvan Gros-

senbacher, Höhlenvermessung

Unter diesem Titel erfolgte die Ausschreibung zumdiesjährigen Vermessungs- und Forschungscamp amMot Madlain im Val S-charl. Das Camp fand wiegeplant in der Zeit vom 24. bis 31. Juli 2004 statt undbildete damit die Fortsetzung zum letztjährigen Ver-messungskurs. Das Vermessungs- und Forschungscamp hat zumZiel, die historischen Bergwerke und die Höhlen derRegion S-charl zu vermessen, zu kartieren und zuinventarisieren. Das Forschungsgebiet umfasst dieBergwerke im Gebiet Mot Madlain – Val dal Poch –Cuogn Nair (siehe Blatt 1219 S-charl, 1:25000).Unter der bewährten Leitung einzelner Mitglieder ausder Fundaziun Schmelzra S-charl (FSS), der Schweiz.Gesellschaft für Höhlenforschung (SGH) und der

C. Exploraziun 2004

Beat Hofmann, Scuol (Società Miniers da S-charl)

Abb. 8: Aufnahme 3.

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Das Resultat der Vermessungsjahre 03/04 übertrifftalle Erwartungen, so konnten bisher 4749 m haupt-sächlich in den Hauptstollen und auch bereits ineinigen Nebenstollen vermessen werden. Dazugehören auch bisher noch völlig unerforschte Stol-lensysteme.

Cuogn Nair oberes Stockwerk: 414 mCuogn Nair unteres Stockwerk: 1073 mCuogn Nair total: 1485 m

Mot Madlain «Johannisstollen»: 1452 mMot Madlain «Barbarastollen»: 1812 mMot Madlain total: 3264 m

Diese Forschungstätigkeit hat auch das Interesse derMedien geweckt, so besuchten uns die Lokalpresseund sogar das Schweizer Fernsehen.Die Campteilnehmer haben gute und wertvolleArbeit unter teils sehr schwierigen Bedingungengeleistet. Allen Teilnehmern sei an dieser Stelle ganzherzlich gedankt.Mit der Stollenvermessung wird sicher auch in dennächsten Jahren fortgefahren. Wir werden im «Berg-knappen» weiterhin über den Stand der Arbeiteninformieren.Alle Fotos und Pläne wurden durch die MdS undOGH gemacht.

Gruppe Miniers da S-charl (MdS) konnte das Campmit einer guten Infrastruktur und dem nötigen Fach-wissen organisiert und durchgeführt werden. Insge-samt waren 18 Personen am Vermessungscamp betei-ligt, dabei bildeten 3er-Gruppen die jeweiligen Ver-messungsteams, und zwei Teilnehmer waren alsKoordinator oder Ausbildner beschäftigt. Zwei Perso-nen arbeiteten in der Feldküche und waren mit ihrenvortrefflichen Gaumenfreuden stets für das leiblicheWohl und für eine gute Moral der gesamten Gruppebesorgt.Zum Vermessen einer dreidimensionalen Grubebenötigen wir pro Messpunkt prinzipiell drei Werte:Länge, Richtung und Neigung. Die Vermessungsar-beit ist, bedingt durch die engen Verhältnisse, nichtimmer leicht auszuführen und erfolgt teils kniend, sit-zend oder liegend.Alle Messresultate wurden täglich mit einem Compu-terprogramm erfasst und nachgeführt, sodass dieArbeiten aller Teams ständig überwacht und verfolgtwerden konnten.Die topografische Aufnahme, Inventarisierung undArchivierung der Forschungsobjekte dienten der wis-senschaftlichen Sicherung von historisch und erdge-schichtlich relevanten Daten.Die Archivierung der Daten befindet sich im Berg-baumuseum in S-charl und im Zentralarchiv derSchweiz. Gesellschaft für Höhlenforschung.

Abb. 9: Arbeit am Computer (Toporobot).

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Bergknappe 2/2004 Seite 39

Abb. 10: Detailplan Cuogn Nair.

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Abb. 1: Die Gruppe derFBG vor dem Mundloch des Haupt -stollens (Foto R. Item).

Veschiedenes, aus den Regionen

Bergknappe 2/2004 Seite 40

Schmittner Bleiberg, FBG-Exkursion vom 22. August 2004

Jann Rehm, Celerina

Bereits im vergangenen Jahr stand die Exkursion anden Schmittner Bleiberg auf dem Programm. Kaumglaublich, aber wahr, trotz des ausserordentlich

schönen Sommers 2003 musste die Exkursionwegen schlechten Wetters abgesagt werden. DiesesJahr stand die Durchführung ebenfalls wieder aufMessers Schneide. Noch in der Nacht auf Samstag,21. August 2004, regnete es in Strömen. Der Morgenwar zwar eher trübe, aber doch leidlich trocken. ImEngadin zeigte sich etwas zaghaft die Sonne. DieWolken gaben die frisch verschneiten Bergspitzenfrei. Für die Präsidentin FBG Elsbeth Rehm stand derEntschluss fest. Die Exkursion wird durchgeführt. So

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Bergknappe 2/2004 Seite 41

traf man sich also um 09.00 Uhr in Schmitten. ZehnMitglieder waren angemeldet. Alle waren pünktlichda. Die beiden Führer, Christian Brazerol und RichiItem, chauffierten die Gruppe auf die SchmittnerAlp. Wer mit Richi hinten auf dem offenen Pinzgauerfuhr, erinnerte sich sehr schnell an vergangene Mili-tärdiensttage. Es war kalt. Es zog von allen Seiten,und es rüttelte gewaltig. Doch sicher langte man aufder Alp an. Von hier aus ging es zu Fuss weiter. DerFusspfad führte teilweise recht steil hinauf in dasehemalige Grubengelände unter dem Guggernell-grat. Leider setzte auf halbem Wege erneut derRegen ein, welcher auf dieser Höhe auch bald inSchneeschauer überging. Die Stimmung blieb trotzdieser Widrigkeiten gut. Allerdings war die ganzeGruppe froh, in den windgeschützten Hauptstolleneinfahren zu können. Es war etwas wärmer als imFreien, aber nicht überall trockener. Der nasse Som-mer macht sich am Bleiberg stark bemerkbar. Amletzten Samstag tropfte es zum Teil heftig. Auchstand das Wasser teilweise so hoch, dass man

anstelle der Bergschuhe besser mit Stiefeln gekom-men wäre. Der Stollen selber, welcher im Sommer1967 durch Richard Item senior wieder geöffnetwurde, ist sehr interessant. Neben verschiedenenStichstollen sind grosse Kavernen ausgehauen. DasErz ist im Kalkgestein in stark verzweigten Schnürenverteilt. Die Bergleute sind dem Verlauf der ver-schiedenen Adern und Schnüre gefolgt, bis sie wie-der ins taube Gestein vorgestossen sind. Dies ergabdie heutige abenteuerliche Gestalt der Abbautenüber drei Sohlen. Für die Führungen, welche RichiItem während der Sommersaison anbietet, ist eineEisenleiter angebracht. Eine weitere Stelle ist miteinem Seil gesichert. Anschliessend an die Stollenführung versuchteneinige Unentwegte ihr Glück auf der Halde. Das nachwie vor unfreundliche und kalte Wetter mit erneutenSchneeschauern liess aber keine rechte «Goldgräber-stimmung» aufkommen. Bald schon strebte dieGesellschaft mehr oder weniger geschlossen wärme-ren Gefilden zu.

Abb. 2: Richi Item führt die Besucher in die Halle (Foto S. Hirzel).

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Bericht zur Exkursion des Bergbauvereins Silberberg Davos, BSD, zum Bergwerk auf der Alp Taspin am 24. Juli 2004

Otto Hirzel, Davos

Bergknappe 2/2004 Seite 42

1. Kurzinformationen zur Blei-Silber-Kupfer-Lagerstätte Taspin (Taspegn)Die Alp Taspin liegt in der Landschaft Schams, östlichüber dem Dorf Zillis auf 2200 m ü. M.Die Lagerstätte besteht aus einer lockeren Durchset-zung eines grobkörnigen grünen Gneises.Haupterz: Silberhaltiger Bleiglanz (Silbergehalt desreinen Bleiglanzes ca. 2 ‰, d. h. 10-mal so viel wieam Silberberg Davos).Untergeordnet: Kupferkies (Chalkopyrit), Tetraedrit,Zinkblende (Sphalerit).

Geschichte In den meisten alten Urkunden zum Bergbau imSchams werden die beiden Vorkommen auf Taspinoberhalb Zillis und Ursera oberhalb Andeer als «dieBergwerke der Landschaft Schams» bezeichnet. Des-halb lässt sich deren Geschichte nicht getrenntbehandeln.1611: Die Landschaft Schams verleiht Freiherr Tho-

mas von Haldenstein das alleinige Erz-Aus-beutungsrecht im Schams. Dieser besass dasMünzregal und war so an der Silbergewinnunginteressiert.

1614: Nach einem Vertrag muss der Freiherr monat-lich 80 Zentner geschiedenes Erz zur SchmelzeFilisur liefern.

1623: Übergabe der Bergbaurechte an ChristophÖrber, Münzmeister des Herzogs Leopold vonÖsterreich.

Um 1680:30 grössere und kleinere Abbaue in den «Zilli-ser Bleigruben».

1807: Die 1805 gegründete Bergbaugesellschaft Tie-fencastel beginnt auf Taspin zu arbeiten. Miss -erfolg. 1817 Auflösung der Gesellschaft.

Abb. 1: Stolleneingang «sopra torrente» (Foto Toni Thaller).

Abb. 2: Toni Thaller mit interessierten Besuchern(Foto Santina Hirzel).

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1866: Die englische «Val Sassam Mines Company»beginnt auf Taspin und vor allem auf Ursera zu arbeiten. 1867 wurden auf Taspin 1900 tRoherz produziert, was 44,5 t gewaschenem(angereichertem) Erz entspricht. Daraus wur-den ca. 16 t Blei und 65 kg Silber gewonnen.

1872: Liquidation der Gesellschaft. Seither kein Berg-bau mehr auf Taspin.

2. ExkursionsberichtAm Samstag, dem 24. Juli 2004, 10.00 Uhr, trafen sichbei verhangenem Himmel und leichtem Regen 15unentwegte bergbauvirusverseuchte Mitglieder desBSD auf dem Parkplatz bei der Kirche Zillis imSchams (Romano Bossi, Margo Danz, Walter undMarianne Frey, Bruno Furter, Walter Good, Paul Henkaus Deutschland, Otto und Santina Hirzel, Luzi Kind-schi, Maria Müller, Paul Sprecher, Jack und CharlotteWettstein).Dicht zusammengepfercht auf der Ladebrücke zweierGeländefahrzeuge wurden wir von Toni Thaller undLieni Beeli über die steile, holperige Waldstrassesicher hinauf auf die ca. 1200 m über dem Talbodenliegende Alp Taspin verfrachtet. Unser rühriges Mitglied, Toni Thaller, wohnhaft inZillis, hat im Jahr 1998 im weitläufigen Bergwerk aufder Alp Taspin ein fast ganz verschüttetes Mundlocheines Stollens entdeckt, hinter welchem sich ein weit-gehend unversehrter, aussergewöhnlich geräumigerStollen öffnete. In der Folge wurde der Stollen geöff-net, das Mundloch ausgebaut und gesichert, z. T. mit Hilfe von Lehrlingen des Paul-Scherrer-Institutes,Würenlingen, und der Feuerwehr von Zillis-Reischen.Seit dem Jahr 2003 bietet nun Toni Thaller Führungenfür Touristen und andere Bergbauinteressierte zumBergwerk auf der Alp Taspin an. Unsere Exkursion war leider nicht vom Wetterbegüns tigt. Dichter Nebel verhinderte einen Gesamt-überblick über die doch sehr weitläufigen Bergbau-anlagen. Nach einem kurzen Rundgang im Regen, beidem die Erzsammler trotzdem einige schöne Erzstu-fen fanden, vor allem Bleiglanz, waren wir froh, Tonisschönen Stollen befahren zu können. Eindrücklichsind dessen Geräumigkeit und schöne Erzadern anden Ulmen. An ein Mittagessen vor der Alphütte war natürlichnicht zu denken. Tische und Bänke wurden in dengrossen Kuhstall gebracht, und sehr bald wurde der

würzige Stallgeruch vom Duft des feudalen Mittags-mahls, das uns die Familie Thaller, Frau Leni, TochterIrene und die Enkel Dario und Mauro, auftischte, ver-trieben: Zur Vorspeise Alpkäse, Hauptgang exzellen-ter Gulasch mit Polenta, dazu guter Rotwein und zurNachspeise Kaffee und Kuchen. Ich glaube, diesesGelage im warmen Kuhstall wird uns nachhaltig inbester Erinnerung bleiben.Der Familie Thaller gebührt dafür unser aufrichtigerDank. Toni Thaller möchte ich im Namen aller Teilnehmerfür die trotz des schlechten Wetters unvergesslicheExkursion danken und im Namen des Vereins«Freunde des Bergbaus in Graubünden, FBG», ihmund seinen Mitarbeitern für den uneigennützigen Ein-satz bei der Wiederbelebung des Bergwerks auf derAlp Taspin meine Anerkennung aussprechen.

Abb. 3: Gastfreundschaft im geräumigen Kuhstall auf Alp Taspin (Foto Santina Hirzel).

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Abb. 2: Besucherbrücke. In der Mitte Durchgang zum verstürzten Dalvazzer Firstenbau.

Bilddokumente vom Sommer 2004 auseinigen schwer zugänglichen Schächtenund Stollen im Silberberg, Davos

Walter Good, Davos

Bergknappe 2/2004 Seite 44

Der BSD will seinen Besuchern die Vielfältigkeit desSchaubergwerks Silberberg bei Davos zeigen. In denletzten Jahren wurden keine Mühen gescheut, umdiesem Ziel näher zu kommen. Sicherung der Ruinedes Poch- und Waschwerkes im Wiesner Schaftälli,Einbau einer Besucherbrücke über dem DalvazzerSchacht, Sicherung der Ruine «unteres Huthaus» undRäumung des verstürzten Stollens Neuhoffnung. Der Tiefenstollen hat seinen Eingang in der Poch-halde im Wiesner Schaftälli. Kurz hinter dem Mund-loch ist er allerdings verstürzt. Er entspricht demunteren Eingang des Systems Tagbauspalte – Maxi-milian und Ferdinand – «Wasserpaw» der ersten Berg-bauperiode (16. Jahrhundert). Es ist auch der Stollen,der 1804 von Pfersich und Landthaler wiedergefun-den wurde und wo der Experte und GeognostikerEscher 1806 sehr viel Bleiglanz und Blende fand. Ein Besuch ist jetzt nur vom Dalvazzer Schacht hermöglich. Dieser Letztere wurde mit zwei Scheinwer-fern auf 25 m und 40 m ausgerüstet. Für den Einbau

und den Unterhalt mussten Abseilstellen mit Bohr -haken eingerichtet werden. Damit bestand auch dieMöglichkeit, den Zugang zum Tiefenstollen zu errei-chen. Für den Wiederaufstieg benutzten wir eine vonHand betriebene Stahlseilwinde. Diese ist unhandlichund mühsam zu bedienen. Zudem ist es sehr schwie-rig, dass die Leute oben auf der Brücke und unten imSchacht miteinander kommunizieren können. DasWasser, das vom Schaftällibach eindringt, ergiesst sichals kleiner Wasserfall in die verstürzte Abteufung zum Andreasstollen und übertönt die menschlicheStimme. Margo Danz hat Strickleitern von total 50 mLänge angefertigt, was einen Aufstieg erleichtert. DieÜberwindung der überhängenden Stellen bedeutetallerdings immer noch eine sportliche Leistung.Auf der Höhe der ehemaligen Radstube konnte einQuergang mit einem fixen Seil eingerichtet werden,

Abb. 1: Ausschnitt aus Plan Boudéhen (1847) aus E.Escher, 1935.

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der uns den Zugang zum äusseren Tiefenstollenermöglichte. Der Blick zurück in den DalvazzerSchacht ist imposant. Der Hüttenstollen ist der höchste noch zugänglicheStollen im ganzen Grubengebäude. Er liegt 270 moberhalb des Andreas-Erbstollens. Schon in der ers -ten Bauperiode wurden hier Bleiglanz und Blendegefördert; Letztere konnte allerdings noch nicht ver-wertet werden und wurde auf Halde gekippt.Eine Pinge am Weg oberhalb des Neuhoffnungsstol-lens deutet das verstürzte Mundloch an. Er kann durch ein Loch im Waldboden besucht wer-den. Die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände sindSeil und Overall. In diesem chaotisch verstürztenGangsystem haben wir bis jetzt vergeblich nach denAbteufungen in den Neuhoffnungsstollen und dasBaumannlager gesucht.

Bergknappe 2/2004 Seite 45

Abb. 3: Blick von der Brücke in die Tiefe des Dalvazzer Schachtes.

Abb. 4: Sohle Tiefenstollen mit verstürzter Trossezum Andreasstollen, Überreste von Abbaubühnen.

Abb. 5: Quergang zum (äusseren) Tiefenstollen (Blick vom Tiefenstollen).

Abb. 6: Blick vom Tiefenstollen in den DalvazzerSchacht mit eingebrochener Radstube.

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Abb. 10: Hüttenstollen, Skizze von W. Purtschert, 1977.

Bergknappe 2/2004 Seite 46

Abb. 7: Tiefenstollen Richtung Mundloch (in der ersten Abbauperiode ausgehauen).

Abb. 8: Sondierstollen nach oben (mittlerer Teil)(Pfeil im Boudéhen-Plan).

Abb. 9: Versturz bei 70,5 m ab Dalvazzer Schacht (Radstube).

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Abb. 11: Hüttenstollen: «Das Loch im Waldboden».Abb. 12: Abseilstelle durch «das Loch» von unten (Ebene E).

Abb. 13: Abgang in die grosse Halle (Ebene D / C, Bilddurch-messer 6 m).

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Abb. 15: Stempel zurSicherung der Blockdecke und Ver-sturz (Ebene B).

Abb. 16: Einer der zahlreichen, verstürzten Abgänge (zum Neuhoffnungsstollen ?).

Das neu restaurierte Verwaltungsgebäude der ehemaligen Erz - Schmelzanlage

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Abb. 14: Versturz im Mittelteil (Ebene B).

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