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04/2016

Arbeitgebermagazin

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Impressum │ Arbeitgeber-Magazin

Das Foto zeigt Badegäste im Sommerbad Wilmersdorf der Berlin-er Bäderbetriebe. Foto: BBB

ImpressumHerausgeber: KAV Berlin | Goethestraße 85 | 10623 Berlin | Geschäftsführerin: Claudia Pfeiffer |

Redaktion, Layout, Fotos: Silke Leicht-Gilles, VerbandskommunikationTexte: Silke Leicht-Gilles (slg), Daniela Wegner (dw)

www.kavberlin.de

Quellenangabe Fotos:

` Titel: © Foto: Elke A. Jung-Wolff/BBB ` Seite 5: © Foto: BSr ` Seite 6: © Foto: Breloer ` Seite 7: Bild der facebook-Seite © CDU ` Seite 8: © Foto: DIE LINKE ` Seite 9: © Fotos: Antje Schiwatschev ` Seite 10: Foto links: Sergey Nivens © 123RF.com, Foto rechts:

maridav © 123RF.com ` Seite 11: Eingang zum Verwaltungsgebäude © Luise Wagener ` Seite 12: © Elke A. Jung-Wolff/BBB ` Seite 13: Diana Kelm / privat ` Seite 14: Foto oben links: © STADT UND LAND /Werner Popp,

Foto oben rechts: © Arbeitsgemeinschaft BOR GbR, Foto unten rechts © WBM

` Seite 15: © Fotos: privat ` Seite 16: Farbfadenversuch © Foto: TU-Pressestelle Böck ` Seite 18: © Stadtmuseum Berlin ` Seite 19: © privat ` Seite 23: © BKK-VBU ` Seite 24: © Fotolia_82115516_XL ` Seite 25: <a href=‘http://de.123rf.com/profile_dolgachov‘>dol-

gachov / 123RF Lizenzfreie Bilder</a>

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Arbeitgeber-Magazin │ Inhalt

04 EDITORIAL

05 AUS DEM VORSTAND05 Fünf Fragen an: Martin Urban

06 NEUES AUS DER POLITIK06 Wahlkampf 2016: “„Wir sind stolz auf Berliner Betriebe“, Interview mit dem Innensenator

Frank Henkel (CDU)

08 Wahlkampf 2016: „Arme und Beine der Kommune“, Interview mit Klaus Lederer (DIE LINKE)

10 AUS DEM VERBAND10 Neues Internetangebot: Kompakt, übersichtlich und hoch informativ stellt der KAV Berlin zwei neue Bereiche im Internet vor11 Umbenennung: Auf dem Weg vom Studentenwerk zum studierendenWERK Berlin12 Neuer Vorstand bei den Berliner Bäderbetrieben: Interview mit dem neuen Bäder-Vor stand Andreas Scholz-Fleischmann zu wichtigen Themen seines Amtes13 Ehrenamt: Erfahrene Personalmanagerin der BSR bekleidet Ehrenamt14 Kommunale Wohnungsbaugesellschaften: 60.000 neue Wohnungen für Berlin15 Ich arbeite gern im Unternehmen: Was macht die Arbeit bei einem öffentlichen Arbeitge ber so besonders?16: Refugees welcome: Integration von Flüchtlingen an den Berliner Hochschulen

18 CROSSMENTORING18 Ausgezeichnetes Instrument: Steuerungsmitglieder der Stiftung Stadtmuseum zeigen auf,

warum Crossmentoring für alle Arbeitgeber sinnvoll ist19 Kein Kaffeeplausch: Ein Tandem blickt auf ein Projektjahr zurück

21 BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT21 Initiative ist gefragt: Betriebliches Eingliederungsmanagement erfordert Arbeitgeberinitiative23 Gesundheit wird zur Chefsache: Interview mit Andrea Galle, Vorständin der BKK-VBU

26 SEMINARE26 VBL-Intensivseminar: Pflichtversicherung, Aufwendungen und Leistungen werden in die-

sem Intensivseminar behandelt.

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Editorial │ Arbeitgeber-Magazin

Claudia PfeifferGeschäftsführerin

Liebe Leserin, liebe Leser,nach der bevorstehenden Sommerpause geht die Wahl um das Berliner Abgeordnetenhaus in die heiße Phase. Im September wählen die Berliner eine neue Landesregierung. Noch sind alle Optionen offen und auch die Wahlforscher legen sich nicht fest. Fest steht nur, dass die Themen Umgang mit Flüchtlingen, Zuwanderung und Integration wichtige Themen des Wahlkampfes sind.

Auch für unsere Mitglieder ist die Integration von Menschen mit Fluchthintergrund ein bedeutendes Thema. Aus ihrem allgemeinen Selbstverständnis heraus, dem Allgemeinwohl zu dienen, bieten sie vielfältige Angebote an, um Menschen mit Flüchtlingshintergrund willkommen zu heißen und zu integrieren. Die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften bieten Wohnraum an, die Gesundheitsversorger transkulturelle Akutsprechstunden, um nur einige Beispiele zu nennen. Als verantwortungsvolle Arbeitgeber suchen unsere Mitglieder nach Lösungen, wie Menschen mit Fluchthintergrund ein Praktikum, eine Arbeit oder ein Studium angeboten werden kann. Wichtig für die Integration ist die Möglichkeit eines Berufseinstieges. Hier bieten unsere Mitglieder zahlreiche Angebote an, über die wir hier im Magazin berichten.

In dieser Ausgabe möchten wir Angebote für Menschen mit Fluchthintergrund einiger bei uns im Verband organisierten Hochschulen vorstellen.

Unsere Interviewreihe mit den Spitzenkandidaten zur Berlinwahl 2016 führen wir mit Frank Henkel, dem Spitzenkandi-daten der Berliner CDU und dem Spitzenkandidaten der Berliner Linken, Klaus Lederer, fort und stellen deren Zukunftsvisionen für die Hauptstadt vor.

Neu in dieser Ausgabe finden Sie „Fünf Fragen an“. Mit dieser Interviewreihe möchten wir die Menschen hinter unseren Vorständen, Beiräten und weiteren wichtigen Menschen für den Verband kennen lernen. Wir starten in dieser Ausgabe mit dem Verbandsvorstand Martin Urban.

Viel Freude bei der Lektüre unseres Magazins wünscht Ihnen

Ihre Claudia PfeifferGeschäftsführerin

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.. ein wenig Sport, Aktivitäten mit der Familie und ein gutes Buch lesen.

Bestimmt wollte ich als kleiner Junge mal Müllmann werden! Später dann eine Zeit lang Luft- und Raum-fahrttechnik studieren, Physik ist es dann geworden.

Natur zum wandern und Ruhe genießen. Das kann am Meer sein oder genauso gut in den Bergen.

Meine Frau, meine Kinder und eine Kiste Pfälzer Riesling.

Oh, die Fangfrage … Transparenz und eine prag-matische, unbürokratische Dienstleistungsorientierung für die Mitglieder finde ich gut und versuche ich mit meinem Wirken zu stärken.

Arbeitgeber-Magazin │ Aus dem Vorstand

Martin Urban

Fünf Fragen anMartin UrbanIn unserer neuen Rubrik „Aus dem Vorstand“ möchten wir die Menschen vorstellen, die sich in Vorstand und Beirat des KAV Berlin engagieren.Wir möchten wissen, wer sich hinter diesen wichtigen Ämtern verbirgt und fragen nach Persönlichem. Wir beginnen diese Reihe mit dem Vorstandsvorsitzenden des KAV Berlin und Vorstand Personal, Soziales und technische Dienstleistungen der BSR, Martin Urban. Der 51-jährige ist Vater von zwei Töchtern und ver-heiratet.

Ihre liebste Freizeitbe-schäftigung ist...

Welchen Be-ruf wollten Sie als Kind ergreifen?

Was finden Sie gut am KAV Berlin?

Wie sieht für Sie ein idealer Ur-laubsort aus?

Drei Dinge, die Sie mit auf eine ein-same Insel nehmen?

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Mit Spannung verfolgt der KAV Berlin die Wah-len zum Abgeordnetenhaus und befragt vorab die Spitzenkandidaten der Parteien nach ihren Visionen und Zielen für die Hauptstadt der kommenden fünf Jahre nach der Wahl. In Teil III dieser Reihe in-terviewen wir den Spitzenkandidaten der CDU und amtierenden Innensenator, Frank Henkel.

Was wäre Ihr politisches Leitmotiv für das Berlin der Jahre 2016-2021?

Ich möchte ein starkes Berlin, das mit den stetig wach-senden Herausforderungen und Aufgaben Schritt halten kann. Dazu brauchen wir eine erfolgreiche Wirtschaft und gute Jobs, eine funktionierende Verwaltung und einen funktionierenden Verkehr, eine gefestigte Sicherheit und eine starke Polizei sowie vielfältige und starke Bildungs-einrichtungen. Zu einem starken Berlin gehören auch Stabilität und Verlässlichkeit – gerade in einer Zeit, in der so vieles im Umbruch ist.

Öffentliche Unternehmen und Einrichtungen sind als Dienstleister für die funktionierende Großstadt Berlin enorm wichtig. Rund um die Uhr sichern sie eine wohnortnahe Versorgung in allen wichtigen Lebensbereichen. Welchen Stellenwert haben unse-re Mitglieder für Ihre Partei?

Unternehmen in öffentlicher Hand sind eine wichtige Säule in der Daseinsvorsorge und sollen es auch bleiben. Wir sind stolz auf Berlins Betriebe. In den vergangenen Jahren sind sie deutlich gewachsen und erwirtschaften zuneh-mend Überschüsse. Damit leisten die Landesunternehmen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der wachsenden Stadt Berlin und zur Stärkung unserer Wirtschaft.

Das gelänge noch besser, wenn ihre Einnahmen von Fi-nanzsenatoren nicht mehr zweckentfremdet würden. Die Landesunternehmen haben aus unserer Sicht ein Recht darauf, über ihre Einnahmen zu 100 Prozent zu verfügen.Nach den guten Erfahrungen mit der BSR wollen wir auch für die anderen Betriebe Unternehmensverträge abschlie-ßen, in denen das Land klare Erwartungen äußert, in denen zugleich aber auch die Verpflichtungen des Landes gegenüber dem Betrieb und den Beschäftigten deutlich werden.

Gibt es Pläne, Zuwendungen oder Zuschüsse für öffentliche Einrichtungen und Unternehmen zu erhöhen?

Wir wollen starke öffentliche Einrichtungen und Betrie-be. Das heißt für uns, dass es das Ziel sein muss, dass sie sich selber tragen. Sollte eine Erhöhung der Mittel dennoch dringend erforderlich sein, um die notwendige Daseinsvorsorge zu gewährleisten, wird sich die CDU aber nicht kategorisch verschließen. So haben wir bei-spielsweise in den vergangenen Haushaltsberatungen den Zuschuss zu den Berliner Bäderbetrieben und die Leistun-gen zum innerstädtischen Verkehr angehoben.

Eine weitere enge Zusammenarbeit mit dem KAV und seinen Mitgliedern ist Ihnen wichtig, weil…

... gute Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, damit öffentliche Einrichtungen und Unternehmen ihrer Verantwortung für die Menschen in der wachsenden Stadt Berlin gerecht werden können.

Welche Probleme sind für Sie die dringendsten der Berliner Wirtschaft und des Berliner Arbeitsmark-tes? Und wo sehen Sie Lösungsansätze?

Die Wirtschaft in Berlin wächst und die Arbeitslosigkeit hat den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung. 2015 waren insgesamt 1,85 Millionen Menschen in Berlin erwerbstätig. Mit jährlich rund 40.000 Neugründungen hat sich Berlin zur wachstumsstärksten Start-Up-Metro-pole entwickelt.

Trotzdem gibt es noch einiges zu tun, z. B. bei der Digi-talisierung. Denn für uns ist der Ausbau der Datenauto-bahnen die wichtigste Voraussetzung für die Ansiedlung neuer Industrien. Dazu zählt, im gesamten Stadtgebiet

Neues aus der Politik │ Arbeitgeber-Magazin

Frank Henkel, Innensenator und Spitzenkandidat der CDU für die Wahlen im Abgeord-netenhaus.

„Wir sind stolz auf Berlins Betriebe“Wahlkampf 2016 in Berlin: Fragen an die Politik III

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50 Mbit/s als Mindeststandard und in digitalen Zent-ren der Stadt eine Breitbandversorgung von mehr als 200 Mbit/s einzuführen. Außerdem unterstützen wir die Pilotierung des neuen 5G-Netzes mit Testfeldern in Berlin und setzen uns für ein freies WLAN in unserer Hauptstadt ein.

Auch die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung muss vorankommen, um Abläufe effizienter zu gestalten und Behördengänge zu sparen. Hier hätte ich mir mehr Mut bei gewissen Finanzsenatoren gewünscht.

Wichtig bleibt zudem, arbeitslose Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Besonders benachteiligte Gruppen auf dem Arbeitsmarkt sind Langzeitarbeitslose. Dieser Personengruppe fällt es bisher besonders schwer, ohne Unterstützung ihren Weg in den Arbeitsmarkt zu finden. Mit speziellen Programmen wollen wir diese Hürde durchbrechen. Auch wollen wir, dass Schulabbrecher und junge Menschen ohne Ausbildung eine berufliche Pers-pektive haben. Die Erfahrung zeigt, dass dies am besten durch praktische Arbeit gelingt. Dies wollen wir ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft erreichen.

Ein weiteres Problem ist der Fachkräftemangel. Um diesem zu begegnen, müssen wir mehr qualifizierte Menschen nach Berlin locken. Dazu brauchen sie neben attraktiven Jobs, ausreichend Wohnraum sowie gute Kitas und Schulen.

Wie stehen Sie zum Thema Rekommunalisierung von Dienstleistungen? Gibt es hierzu konkrete Pläne?

Ob Unternehmen der Daseinsvorsorge in öffentlicher oder privater Hand sind, ist für uns keine ideologische Frage. Wichtig ist vielmehr, dass die Dienstleistung zu vernünfti-gen Konditionen für alle Seiten erbracht wird. Kommuna-lisierung oder Rekommunalisierung ist kein Selbstzweck oder Allheilmittel. Daher sind wir der Auffassung, dass immer der konkrete Fall geprüft und entschieden werden, ob die öffentliche Hand die in Frage stehende Dienstleis-tung übernehmen sollte. Pläne, dies zu tun, gibt es nicht.

Warum sollen die Berliner und Berlinerinnen Sie zum Regierenden Bürgermeister wählen?

Ich will weiter daran arbeiten, dass Berlin in allen Berei-chen stark wird. Ich will, dass unsere Stadt funktioniert und lebenswert bleibt. Gute Schulen gehören für mich dazu genauso wie bezahlbare Mieten und ein sicheres Leben. Nach dem massiven Personalabbau durch Rot-Rot ist es durch die CDU gelungen, eine Trendwende einzu-leiten und neue Stellen zu schaffen. Das muss weiterge-hen. Eine wachsende Stadt braucht auch wachsendes, gut bezahltes und qualifiziertes Personal, bei der Polizei, bei der Feuerwehr, an den Schulen, in den Ämtern. Eine wachsende Stadt braucht außerdem einen funktionieren-den Verkehr und eine Verkehrslenkung, die ihren Namen verdient. Dafür stehe ich, dafür steht die CDU.

Ich will unsere Stadt stärken, und zwar aus einer Position heraus, aus der man noch mehr bewegen kann, aus der Position des Regierenden Bürgermeisters. Daher werbe ich bis zur letzten Minute für diese Aufgabe um das Ver-trauen der Berlinerinnen und Berliner. (CDU/slg)

Arbeitgeber-Magazin │ Neues aus der Politik

Die CDU wirbt für ein starkes Berlin auf ihrer facebook-Seite.

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Wahlkampf in der Stadt. Klaus Lederer, Spitzenkan-didatin DIE LINKE in Berlin, beantwortet uns in Teil IV unserer speziellen Interviewreihe zu den Wah-len im Abgeordnetenhaus einige Fragen.

Was wäre Ihr politisches Leitmotiv für das Berlin der Jahre 2016-2021?

Ich will Politik endlich wieder gemeinsam mit den Men-schen gestalten, statt über ihre Köpfe hinweg. Die Ber-linerinnen und Berliner sind das wichtigste Potential, sie halten unsere Stadt tagtäglich am Laufen und sie wissen, wo es klemmt. Und es klemmt viel, denn unsere Stadt wächst, aber ihre Infrastruktur wächst nicht mit. Das will ich ändern. Für eine moderne, erneuerte und funktionie-rende Stadt, in der alle ihr Auskommen haben, die in ihr leben wollen - sozial-ökologisch-digital und kiezverbun-den.

Öffentliche Unternehmen und Einrichtungen sind als Dienstleister für die funktionierende Großstadt Berlin enorm wichtig. Rund um die Uhr sichern sie eine wohnortnahe Versorgung in allen wichtigen Lebensbereichen. Welchen Stellenwert haben unse-re Mitglieder für Ihre Partei?

Nur die Reichen können sich einen armen Staat leisten. Alle anderen sind auf eine funktionierende Verwaltung sowie Dienstleistungen der Daseinsvorsorge angewiesen. Nach unserer Überzeugung sollen Bildung, Gesundheit und öffentliche Sicherheit, also die Grundgüter, wenn man so will, auch in öffentlicher Trägerschaft organisiert wer-den, weil nur so demokratische Steuerung möglich ist. Überall dort, wo natürliche Monopole existieren, wie bei Wasser-, ÖPNV-, Gas- oder Stromnetzen halten wir

öffentliche Träger- oder Miteigentümerschaft für dringend geboten, weil es sich um sensible und zwingend notwen-dige Infrastrukturen handelt. Sie müssen demokratischer Steuerung zugänglich sein und erfüllen in erster Linie einen öffentlichen Auftrag. Dies gilt teilweise auch für den Wohnungsmarkt, denn Wohnen ist keine Ware, wie alle anderen, sondern ein Grundrecht. Darum ist auch hier ein handlungsfähiger öffentlicher Sektor unverzichtbar für die Bereitstellung von Wohnraum für alle Bevölkerungs-schichten. Öffentlichen Unternehmen und Verwaltung sind daher unverzichtbare Instrumente eines demokrati-schen und handlungsfähigen Gemeinwesens.

Gibt es Pläne, Zuwendungen oder Zuschüsse für öffentliche Einrichtungen und Unternehmen zu erhöhen?

Es ist kein Geheimnis, dass Schulen als öffentliche Einrichtungen dringend mehr Geld für Sanierung und Personal benötigen, der öffentliche Nahverkehr ausge-baut werden muss und die Wohnungsbaugesellschaften Eigenkapitalerhöhungen benötigen, um schnell einen relevanten Beitrag zur sozialen Wohnraumversorgung leisten zu können. Und das sind nur einige Beispiele. Wir brauchen aber auch wieder mehr Personal in der öffent-lichen Verwaltung. Die IT-Infrastruktur von Land und Bezirken braucht dringend ein Update.

Auch in Kultur und Bildung, bei Musik- und Volkhochschu-len, den Förderinstitutionen der freien Szene, den Biblio-theken und im Bereich der Hochschulen gibt es finanziel-len Handlungsbedarf - die Liste der Notwendigkeiten ist für diesen Rahmen leider zu lang.

Eine weitere enge Zusammenarbeit mit dem KAV und seinen Mitgliedern ist Ihnen wichtig, weil...

... öffentliche Unternehmen die Arme und Beine der Kommune sind, unverzichtbare Instrumente der Infra-strukturbereitstellung und -entwicklung, wie auch der sozialen Stadtgestaltung. Ohne öffentliche Unternehmen, funktionierende Verwaltungen und deren gut ausgebil-dete und angemessen bezahlte Beschäftigte ist das Land Berlin eine leere Kulisse. Darüber ist der enge Austausch mit dem KAV und seinen Mitgliedern notwendig, selbst-verständlich und hilfreich - und zwar auf Augenhöhe. Ich möchte mehr offene Debatte, die gemeinsame Suche nach Lösungen und weniger Ansagen.

Neues aus der Politik │ Arbeitgeber-Magazin

Klaus Lederer, Spitzenkandidat DIE LINKE für die Wahlen im Abgeordnetenhaus.

„Arme und Beine der Kommune“Wahlkampf 2016 in Berlin: Fragen an die Politik IV

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Welche Probleme sind für Sie die dringendsten der Berliner Wirtschaft und des Berliner Arbeitsmark-tes? Und wo sehen Sie Lösungsansätze?

Die Produktivität der Berliner Wirtschaft ist noch immer unterdurchschnittlich und wesentlich durch die Wirt-schaftsstruktur der Stadt bestimmt: viel Dienstleistung, wenig Industrie, viele kleine und mittlere Unternehmen, wenige Großbetriebe. Eine aktive Industriepolitik ist da zwingend, denn der sich bereits anbahnende nächste In-novationszyklus im Bereich Digitalisierung, oft als Indust-rie 4.0 gelabelt, muss auch in Berlin gemeistert werden. Wie haben zwar glücklicherweise mit den vielen IT-Fir-men und Startups das Know-how dafür in der Stadt. Ihre Unternehmensstruktur ermöglicht es aber vielen Unternehmen nicht ohne weiteres, eigene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten und Investitionen in diesem Bereich zu entfalten. Daher muss hier weiterhin aktiv gefördert werden und der Technologie und Wissenstrans-fer durch entsprechende Anreizsysteme und Netzwerke besser unterstützt werden.

Auch die knapp werdenden Gewerbeflächen in der Innen-stadt müssen im Rahmen einer aktiven Liegenschaftspo-litik durch Ankauf und Flächensicherung vor den ebenfalls berechtigten Ansprüchen nach Wohnraumversorgung geschützt werden. Unsere Investitionsoffensive im Schul-bereich sieht vor, auch Langzeitarbeitslosen und Geflüch-teten Beschäftigungsmöglichkeiten dadurch zu eröffnen, dass bei der Ausschreibung der Leistungen die Beschäfti-gung dieser Gruppen als Kriterium berücksichtigt wird.

Wie stehen Sie zum Thema Rekommunalisierung von Dienstleistungen? Gibt es hierzu konkrete Pläne?

Es ist ja kein Geheimnis, dass wir die S-Bahn wieder in kommunale Trägerschaft überführen wollen und uns auch bei Gas und Strom für eine Rekommunalisierung einge-setzt haben. Zahlreiche Ausgründungen von Landesun-ternehmen wie die CFM, wollen wir wieder in die Kernun-ternehmen zurückholen. Das wollen wir partnerschaftlich mit den Unternehmen angehen. Outsourcing ist vielleicht ein Mittel zur kurzfristigen Kostensenkung. Langfristig aber steigen die Kosten durch Qualitätseinbußen und Lohndumping, für das am Ende wieder der Staat aufkom-men muss.

Warum sollen die Berliner und Berlinerinnen Sie zum Regierenden Bürgermeister wählen?

Mir geht es in erster Linie um eine möglichst starke LINKE, weil wir ein Systemupdate der Stadt mit Demo-kratisierung und einem sozialen Aufbruch verbinden. Wir wollen die solidarische Erneuerung Berlins, das seine Stärken voll ausspielt: eine kreative, sich einmischen-de Stadtgesellschaft, Weltoffenheit und Toleranz sowie pragmatisches aber entschlossenes Herangehen. Dafür haben wir nachweislich Konzepte entwickelt, ob bei der Personalentwicklung im Öffentlichen Dienst, in der sozi-alen Wohnraumversorgung, bei der Schulsanierung, dem Willkommen für die Geflüchteten oder für den öffentli-chen Nahverkehr. Das Rote Rathaus ist kein Ziel an sich. Offene Fenster und Türen, frischer Wind statt Wurstigkeit und Parteienfilz, das wollen wir dort haben. Dafür stehe ich, egal in welcher Funktion. (DIE LINKE/slg)

Arbeitgeber-Magazin │ Neues aus der Politik

Wem gehört die Stadt? Fragt DIE LINKE bei ihrem Berliner Wahlkampf.

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Infos, Infos, Infos. Wer Informationen rund um das Cross-Mentoring und das Betriebliches Gesundheits-management sucht, der findet diese nun komfortabel auf den ersten Blick direkt auf der Startseite des KAV Berlin unter www.kavberlin.de. Der Arbeitgeberverband hat seinen Internetauftritt um diese beiden zentralen Verbandsthemen erweitert und stellt exklusive Hintergrundinformationen bereit.

„Kompakt, übersichtlich und hoch informativ stellen wir unseren Mitgliedern und deren Mitarbeitern speziell auf sie zugeschnittene Informationen in den Bereichen Be-triebliches Gesundheitsmanagement und Cross-Mentoring zur Verfügung,“ fasst Claudia Pfeiffer den Mehrwert der neuen Internetseiten zusammen.

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)

Der KAV Berlin und die Krankenkasse BKK VBU haben 2015 gemeinsam ein GesundheitsNetz gegründet. Regel-mäßige Treffen dienen der Kooperation der KAV-Mitglieds-unternehmen miteinander. Gegenstand der Zusammen-arbeit ist die Einführung eines BGM in den Betrieben. Der Austausch soll helfen, sich auf kommende Herausforde-rungen im Bereich der Gesundheitsvorsorge einzustellen, sich gegenseitig mit Informationen zu versorgen, vonein-ander zu lernen und gleichzeitig von den Erfahrungen der BKK VBU zu profitieren.

Der neue Bereich auf den Internetseiten forciert den Gedanken der Vernetzung und des voneinander Lernens: Neben allgemeinen Informationen gibt es eine Wissens-datenbank mit allen Vorträgen und auch Veranstaltungs-berichten. Sensible Daten, Fotoeindrücke und auch die

Vorträge sind in einem passwortgeschützten Bereich, auf den nur Teilnehmer am GesundheitsNetz Zugriff haben.

Cross-Mentoring

Bereits seit Mai 2013 organisiert der KAV Berlin erfolg-reich ein Cross-Mentoring-Programm für seine Mitglieder. Die Idee dahinter: Eine erfahrene Persönlichkeit und eine Nachwuchskraft aus unterschiedlichen Mitgliedsunterneh-men bilden ein Tandem und besprechen auf freiwilliger Basis ein Jahr lang in regelmäßigen Abständen gezielt Themen rund um die eigene Persönlichkeits- und Karri-ereentwicklung. Hauptziel ist es, Mitarbeiter zu fördern und auf ihrem Weg zu einer Führungsposition zu beglei-ten.

Auch hier sind Vernetzung und Wissen die zentralen The-men, die mit den neuen Seiten unterstützt werden. Der Arbeitgeberverband informiert dort über Besonderheiten des Programms, Aktuelles, Veranstaltungshinweise und in passwortgeschützten Bereichen gibt es Fotoimpressionen und Informationen für Programmteilnehmer. Auch neues-te Trends fehlen natürlich nicht. (slg)

Aus dem Verband │ Arbeitgeber-Magazin

Gemeinsamer Weg zum Erfolg: Das Prinzip des verbandsinternen Crossmentoring-Programms

Wege des Betrieblichen Gewsundheitsmanagements zeigt das GesundheitsNetz des KAV Berlin auf

Kompakt, übersichtlich und hoch informativZwei neue Bereiche auf www.kavberlin.de

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Im Februar 2016 beschloss das Berliner Abgeord-netenhaus mit der Novellierung des entsprechen-den Gesetzes, dass das Studentenwerk künftig den Namen Studierendenwerk tragen soll. Diese Entscheidung wurde getroffen, um die Gleichbe-handlung von Studentinnen und Studenten bereits im Namen der Einrichtung zu manifestieren. In der Realität sind Studentinnen und Studenten bereits seit vielen Jahren gleichberechtigt, so ist z. B. die studentische Vertretung im Verwaltungsrat bereits seit 2004 geschlechtsparitätisch besetzt.

Die Leistungen des Studentenwerks Berlin werden selbstverständlich in gleichem Maße von Studentinnen und Studenten in Anspruch genommen. Für Studentinnen gibt es besondere Angebote – so z.B. in der Schwan-gerschaftskonfliktberatung. Von den 986 Beschäftigten des Studentenwerks sind allein 723 Frauen (Stand: 31.12.2015). Die oberste Leitungsebene (Geschäftsfüh-rung und Abteilungsleitungen) besteht aus drei Frauen und drei Männern.

Das Studentenwerk Berlin hat in den letzten 15 Jahren mit Erfolg große Anstrengungen unternommen, um mit einem einheitlichen Geschäftsauftritt und mit einem über-zeugenden Corporate Design seine Sichtbarkeit in der Berliner Hochschullandschaft zu verbessern.

Obwohl das Werk mit dem neuen Gesetz formal eine Frist bis 2022 hat, um die Umbenennung zu vollziehen, soll nach der vorliegenden Konzeption die Umsetzung spätestens zum Sommersemester 2017 erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt sind auch der Relaunch der Homepage

und der Start einer Imagekampagne unter dem Motto „studierendenWERK BERLIN – ökologisch, bunt, sozial“ geplant. Beiden Vorhaben werden als „Kick-off“ für die Umzeichnung in studierendenWERK BERLIN genutzt. Zu diesem Zeitpunkt sollen rund alle 862 Außenschilder und 429 interne Hinweisschilder an den rund 70 Standorten des Studentenwerks Berlin ausgetauscht bzw. überarbei-tet werden. Als erste Schritte wurden das Logo und das Corporate-Design-Manual für die neue Bezeichnung vor-bereitet. In den nächsten Wochen und Monaten müssen Dienstanweisungen, Formulare, Vordrucke und alle Form-schreiben durchgesehen werden und auf die neue Begriff-lichkeit umgestellt werden. In zehn komplexen EDV-An-wendungen sowie in allen Anwendungen des Microsoft Office Pakets müssen das Logo und der Name geändert werden. Vorhandene Druckerzeugnisse wie Broschüren, Flyer, Visitenkarten usw. werden in 2016 aufgebraucht, Neubeschaffung zum Einsatz ab dem Sommersemester 2017 werden mit dem Begriff studierendenWERK BER-LIN produziert. Auch die Werbemittel für die Ausstattung der Stände zu Messen und Informationstagen werden überarbeitet. „Streuartikel“ für die Studierenden wie Kugelschreiber, Schlüsselbänder usw. sollen in veränder-ter Form zur Verfügung stehen. Neben der Anpassung im Internetauftritt müssen auch alle elektronischen Anzeigen für die Speisepläne in den Mensen und die Templates für die Eigenwerbung umgestellt werden. Bei der Neuan-schaffung von Dienstkleidung der Köchinnen und Köche, der technischen Beschäftigten in den studentischen Wohnanlagen und der Beschäftigten an den InfoPoints wird das neue Logo verwendet.

Schließlich müssen alle E-Mail-Adressen von der jetzigen Endung @studentenwerk-Berlin.de auf @stw.berlin um-gestellt werden. Hier wird die Namensänderung auch zum Anlass genommen, um die Nutzungsfreundlichkeit der E-Mail-Adressen zu verbessern. Analog wird die Home-page künftig unter www.stw.berlin erreichbar sein. Die Kosten für die Umbenennung sind zum gegenwärti-gen Zeitpunkt nicht vollständig abschätzbar, besonders der personelle Aufwand ist noch nicht kalkulierbar Durch sinnvolle Planung und Umsetzung sollen die Kosten nach Möglichkeit aber so gering gehalten werden. Nach der Umsetzung der Umbenennung wird Bilanz gezogen, dann steht fest, welcher Kosten tatsächlich mit der Um-benennung verbunden sind. (Studentenwerk Berlin)

Arbeitgeber-Magazin │ Aus dem Verband

Eingang zum Verwaltungsgebäude

Auf dem Weg vom Studentenwerk zum studierendenWERK Berlin

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Lieber Herr Scholz-Fleischmann, wir gratulieren Ihnen herzlich zu Ihrem neuen Amt als Vorstand bei den Berliner Bäderbetrieben! Neues Amt - neue Herausforderung. Welche Themen beherrschen Ihre Arbeit in der nächsten Zukunft?

Im Vordergrund steht im Moment der bei den Bädern bestehende Personalbedarf. Im Sommer benötigen die Bäder immer mehr Personal, da neben den geöffneten Sommerbädern auch noch viele Hallen geöffnet sind. Es ist nicht leicht qualifizierte Beschäftigte, d.h. Fachange-stellte für Bäderbetriebe, zu finden.

Außerdem muss der Informationsfluss des Unternehmens nach innen und außen verbessert werden sowie die Zu-sammenarbeit zwischen den einzelnen Bädern.

Die BBB sind der größte kommunale Badbetreiber Europas. Alleine 2015 nutzen rund 6,2 Millionen private Badegäste und Schul- und Vereinsschwim-mer das große Angebot aus 63 Hallen-, Strand- und Sommerbädern oder Saunen der BBB. Der gesamte Betrieb wird von etwas über 700 Mitarbeitern ge-stemmt. Welche Chancen und Risiken sehen Sie im Personalbereich bei den BBB?

Wie bei vielen Unternehmen bedeutet auch bei uns der demografische Wandel, dass viele Beschäftigte in den nächsten Jahren ausscheiden und zu wenig neue dazu kommen. Das gilt besonders bei den technischen Beru-fen. Und das Berufsbild des Fachangestellten für Bäder-betriebe (früher Bademeistergehilfe) ist noch zu unbe-

kannt und wir müssen daher um Azubis werben. Dabei bieten wir Ausbildungschancen gerade auch für Schulabgänger mit mittlerem Schulabschluss.

Für einen besser organisierten Personaleinsatz benötigen wir ein neues System zur Personaldisposition und arbei-ten an entsprechenden Konzepten.

„mehrwert Berlin“ ist eine Initiative 17 öffentlicher Unternehmen, die sich im Dienste einer nachhalti-gen Zukunftsgestaltung für die Stadt zusammenge-tan haben und gemeinsam Vieles bewegen. Anfang Juli gab es eine große Veranstaltung der Initiative zum Thema „Jobs mit Perspektive“. Welche Jobs mit Perspektive bietet der Arbeitgeber Berliner Bäderbetriebe?

Wir haben neben den genannten Fachangestellten, die die Möglichkeit haben, sich zum Meister weiter zu qualifi-zieren, noch andere badtypische Berufe: Techniker/innen, Beschäftigte an den Kassen, für die Reinigung etc.In der Verwaltung beschäftigen wir die für die Service-bereiche typischen Berufe: Personalwesen, Controlling, Bau/Technik, Einkauf, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Da wir in diesen Berufen nicht selbst ausbilden, haben wir großes Interesse an der Kooperation mit anderen mehrwert-Unternehmen.

Als ehemaliger stellvertretender Vorstandsvor-sitzender des KAV Berlin ist Ihnen der Arbeitge-berverband sehr gut bekannt. Was schätzen Sie besonders am KAV Berlin?

Der KAV Berlin ist ein sehr kompetenter und engagierter Partner für alle Fragen rund um die Arbeitgeberfunktion. Anders als manche Verbände, die im Ruf stehen, Mitglied-schaften nur zu verwalten, bietet der KAV Berlin wirkliche Unterstützung bei aktuellen Fragen, z.B. im Arbeitsrecht oder der Tarifpolitik. Crossmentoring ist ein Beispiel dafür, aber auch die Kooperation mit der BKK VBU zum Auf-bau eines GersundheitsNetzes der kommunalen Berliner Unternehmen.

Ich habe erstmals auf einer KAV-Veranstaltung verstan-den, wie das Umlagesystem der VBL funktioniert – soweit sich das verstehen lässt.

Aus dem Verband │ Arbeitgeber-Magazin

Andreas Scholz-Fleischmann ist neuer Vorstand bei den Berliner Bäderbetrieben (BBB)

„Unterstützung bei aktuellen Fragen“Wir stellen vor: Neuer Vorstand der Berliner Bäderbetriebe

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Die Berliner Bäderbetriebe engagieren sich auch im Crossmentoring-Programm des KAV Berlin. Sie selbst sind Mentor. Welchen Zugewinn bietet das Programm den Berliner Bäderbetrieben?

Der Nutzen für die Mentees liegt auf der Hand: Vergleich-bar mit einem Coaching haben sie einen Partner mit viel Erfahrung aus einem anderen Unternehmen, dem sie sich anvertrauen, mit dem sie persönliche Themen und Fragen der eigenen Weiterentwicklung besprechen kön-

nen. Aber auch die Mentoren haben etwas davon: Neben dem Gefühl, etwas weitergeben zu können, werden sie ja selbst bei vielen Themen noch einmal herausgefordert, Entscheidungen und Handlungsweisen in ihrem eigenen Leben oder ihrer Karriere zu analysieren oder vielleicht sogar zu überdenken. (slg)

Arbeitgeber-Magazin │ Aus dem Verband

Erfahrene Personalma-nagerin der BVG beklei-det Ehrenamt

Wir stellen Ihnen regelmäßig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Kreise der KAV-Mitglieder vor, die neben ihrer eigentlichen beruflichen Tätigkeit als ehrenamtliche Richter und Richterinnen an Berliner Arbeits- und Sozialgerichten bzw. am Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg tätig sind. Heute: Frau Diana Kelm, Diplom-Kauffrau.

Zum Februar 2016 ist Diana Kelm zur ehren-amtlichen Richterin am Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg berufen worden. Die 56-Jährige ist seit 31 Jahren bei den Ber-

liner Verkehrsbetrieben im Bereich Personal beschäftigt, davon 25 Jahre in Führungspositionen. Neben ihrer Arbeit sammelte sie umfangreiche Erfahrungen als ehrenamtli-che Richterin. Bereits 1996 übernahm sie das Amt beim Arbeitsgericht Berlin, später folgten Tätigkeiten beim Verwaltungs-, Oberverwaltungs- und Sozialgericht.

Ihre Motivation erklärt die Mutter zweier erwachsener Töchter damit, dass sie neben dem Gewinn weiteren Fachwissens auch eine gewisse „Erdung“ bei sich erken-ne: „Auch wenn wir uns als öffentlicher Arbeitgeber oft durch bestehende Gesetze eingeengt fühlen, erlebt man in der Praxis doch, dass andere Arbeitsverhältnisse nicht so ´geordnet` sind und erfährt, worin die Bedürfnisse der Beschäftigten bestehen. Aus Sicht einer Führungskraft ist es auch gut, den ´normalen Arbeitnehmer` zu erleben und damit eine Vorstellung für den ´Kunden` zu entwi-ckeln, mit dem unsere Mitarbeiter (in Bereich Personal) regelmäßig zu tun haben.“ (dw)

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Die Hauptstadt braucht neue Wohnungen. Denn jährlich zieht es mehr als 40.000 Menschen nach Berlin. Gerade den sechs kommunalen Wohnungsbaugesellschaften kommt dabei eine zentrale Rolle zu, denn sie sichern die Versorgung der Berlinerinnen und Berliner mit bezahlbarem Wohnraum.

„Wir stellen uns der Herausforderung, den Wohnungs-bestand der landeseigenen Gesellschaften bis 2026 auf 400.000 Wohnungen zu erhöhen“, sagt Jörg Franzen, Vorsitzender des Vorstands der GESOBAU AG und Spre-cher der Landeseigenen. 60.000 Wohnungen wollen die Gesellschaften in den kommenden zehn Jahren errichten.

Gebaut wird im gesamten Stadtgebiet

Gebaut wird im gesamten Stadtgebiet, auf eigenen Flächen bzw. auf Flächen, die das Land zur Verfügung stellt. „Damit bezahlbarer Wohnraum entsteht, müssen wir kompakter planen sowie kostengünstig und effizient bauen. Die Verwendung elementierter Bauteile kann dabei ein guter Weg sein“, ergänzt WBM-Geschäftsführer Jan Robert Kowalewski.

Lebenswerte Quartiere schaffen

Das Ziel der Landeseigenen ist es, lebenswerte, ge-mischte Quartiere zu schaffen, die den Bedürfnissen der Zielgruppen entsprechen. Die Mieterinnen und Mieter benötigen funktionale Wohnungen.

„Jeder Quadratmeter, der in einem Haus und in einer Wohnung ohne Abstriche an Nutzungsqualität einge-

spart werden kann, senkt die Wohnkosten der Haushalte und dient der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum“, sagt Ingo Malter, Geschäftsführer der STADT UND LAND Wohnbauten Gesellschaft mbH.

Die Landeseigenen packen es an und sind gemeinsam der größte Projektentwickler und Bauträger der Stadt. (slg)

Aus dem Verband │ Arbeitgeber-Magazin

Gesobau: Neubau “Uferhöfe” - 180 neue Mietwohnungen in drei Mehrfamilienhäusern in Mitte-Gesundbrunnen, Uferstraße 19

STADT UND LAND: Wohnen direkt an der Spree- 284 Neubau-wohnungen entstehen am Bruno-Bürgel-Weg in Niederschöne-weide (Bezirk Treptow-Köpenick)

60.000 neue Wohnungen für Berlin

WBM: Neubau “Gärtnerei” in Friedrichshain, Gärtnerstraße 8-9a, direkt am Boxhagener Platz, 41 Wohnungen, 1 Gewerbe plus Wohnung, 16 Garagenplätze

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An dieser Stelle erzählen Mitarbeiter unserer Mitglieder, was die Arbeit bei öffentichen Arbeitgebern so besonders macht

Arbeitgeber-Magazin │ Aus dem Verband

Ich arbeite gern im Unternehmen, weil...

Yvonne KlitschPflegefachkraft in der Albert Schweitzer Stiftung – Woh-nen & Betreuen, Haus Kay-sersberg

„… weil die Stiftung ein familienfreund-liches Unternehmen ist. Dienste wer-den langfristig geplant und persönliche Wünsche berücksichtigt. Die Mitarbeiter des Unternehmens bekommen die Mög-lichkeit, sich über ein umfangreiches Qualifizierungs- sowie Fortbildungspro-gramm beruflich weiterzuentwickeln. Für mich ist die konstante Teambe-setzung wichtig, das Miteinander im Team ist vertrauensvoll und die Arbeitsabläufe effektiv. Die Summe all dieser Vorzüge führt zu dem Er-gebnis, dass ich mich in diesem Un-ternehmen sehr wohlfühle.“

Hans Reinhard Schuma-cherWohnstättenleiter Albert Schweitzer Stiftung – Woh-nen & Betreuen, Haus Günsbach

„… man hier einen menschlichen Um-gang miteinander pflegt, der sehr warm und freundlich ist und die Vorgesetzten sich um die Belange der Mitarbeiter kümmern. Obwohl mir das menschliche Miteinander am Arbeitsplatz beson-ders wichtig ist, freue ich mich natür-lich auch darüber, dass die Bezahlung überdurchschnittlich, pünktlich und leistungsgerecht ist. Zudem wird auch die Gesundheit der Mitarbeiter groß ge-schrieben, da gibt es viele Angebote. Auf diese Weise fühle ich mich von mei-nem Arbeitgeber sehr wertgeschätzt.“

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Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahren machen seit 2005 laut einer Studie des „Sach-verständigenrats deutscher Stiftungen“ rund 60 Prozent aller Asylsuchenden in Deutschland aus. Für sie sind Bildung und berufliche Qualifizierung der wichtigste Schlüssel zur Integration in Deutschland. Die im KAV Berlin engagierten Hochschulen haben das Problem erkannt und bieten umfangreiche Angebote an ihren Einrichtungen an. Wir stellen einige exemplarisch vor.

Wer nutzt die Angebote der Hochschulen?Am Schnupperangebot der TU Berlin nehmen 250 Studie-rende teil. Die Studierenden sind überwiegend männlich und zum größten Teil aus Syrien, daneben sind auch Länder wie Irak, Iran, Afghanistan vertreten. In den jetzt laufenden drei Flüchtlingsklassen befinden sich 75 Studie-rende. Mehr Flüchtlingsklassen sind geplant. An der HU Berlin stammen die geflüchteten Menschen hauptsächlich aus Syrien und dem Irak.

Das Angebot der *foundationClass an der weißensee kunsthochschule berlin stieß von Anfang an auf reges Interesse und während des Sommersemesters 2016 neh-men über 20 hochmotivierte Teilnehmer aus Syrien, Iran, Sudan, Ägypten und Guinea an der *foundationClass teil. Für den nächsten Kurs im Wintersemester 2016/17 konnte die Hochschule einer ebenso großen Gruppe aus ähnlichen Herkunftsländern bereits zusagen.

Für welche Studiengänge interessieren sich geflüchtete Menschen bzw. in welchen lehren sie vorrangig?An der TU Berlin interessieren sich die Teilnehmer über-wiegend für die naturwissenschaftliche und ingenieurs-wissenschaftliche Studiengänge. An der HU Berlin hat

man die Erfahrung gemacht, dass sich Geflüchtete beson-ders für die Fächer BWL und Psychologie interessieren.

In(2)TU Berlin – das Gasthörerprogramm der TU BerlinDas Programm für geflüchtete Studierfähige - in(2)TU Berlin - besteht zum einen aus einem Schnupperangebot, analog an Studieren ab 16, zum anderen aus den Flücht-lingsklassen, organisiert vom Studienkolleg in Zusam-menarbeit mit der ZEMS, die es geflüchteten Studierfä-higen ermöglicht, durch den erforderlichen Spracherwerb den Zugang zu unseren Studienangeboten als reguläre Studierende zu bekommenDas Studienkolleg der TU Berlin bietet im Rahmen des Programms einen Deutschkurs für geflüchtete Menschen an.

Refugees Welcome an der HUUnter dem Dach der Initiative „Refugees Welcome an der HU“ hat die Humboldt-Universität zahlreiche Angebote ins Leben gerufen, die Geflüchteten den Zugang zur Hoch-schule, den Einstieg ins Studium sowie den Alltag an der HU erleichtern wollen. Studieninteressierte Geflüchtete können etwa eine kostenfreie Gasthörerschaft beantra-gen, die offene Sprechstunde der Studienberatung besu-

Aus dem Verband │ Arbeitgeber-Magazin

Refugees welcomeAngebote für Flüchtlinge an Berliner Hochschulen

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Arbeitgeber-Magazin │ Aus dem Verband

chen sowie an Deutschkursen teilnehmen. Auch spezielle mehrsprachige Lehrveranstaltungen und fachspezifische Mentoring-Programme werden angeboten. Geflüchtete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden zu Forschungsmöglichkeiten beraten.

Common Ground der Universität der Künste Berlin

Das vom DAAD geförderte Netzwerk Common Ground ist die studentische Initiative zur Vernetzung und Unterstüt-zung künstlerisch-sozialer Projekte der UdK mit und für Menschen mit Fluchthintergrund. Zahlreiche Einzelpro-jekte gehören dazu, wie beispielsweise die AG Migration. Akteure der Hochschule treffen sich regelmäßig, um über Projekte von und für Geflüchtete an der UdK zu sprechen. Außerdem bietet die UdK eine Refugee Class for Profes-sionals am Berlin Career College an. „Enter the Scene“ will Geflüchtete in die Musikszene Berlin einbinden: Ein Netzwerk internationaler Künstlern und Künstlerinnen will dabei helfen, Geflüchteten einen Einstieg in einen kreativen Alltag zu ermöglichen. Get together – Mappen-beratung, dieser Kurs der Fakultät Bildende Kunst soll Geflüchteten die Möglichkeit geben, künstlerische Positi-onen zu entwickeln und ihre künstlerischen Fähigkeiten auszubauen, ihr künstlerisches Wissen zu vertiefen sowie die Berliner Kunstwelt zu entdecken, Kontakte zu anderen Künstlerinnen und Künstlern zu knüpfen, um letztendlich ein Studium an der UdK Berlin beginnen zu können.

Darüber hinaus gibt es die Arbeit mit Willkommensklas-sen. Hier arbeiten angehende und Lehrer mit Kindern aus Willkommensklassen. Diese sind eingeladen, mit ihren Lehrern die Bilderbuchwerkstatt von Olafur Eliasson zu besuchen und in diesem Raum ihre Erfahrungen in eige-nen Geschichten erzählen und zu malen. Auch angehende Musiklehrerinnen und –lehrer arbeiten mit Kindern aus Willkommensklassen in Charlottenburg/Wilmersdorf). M-Powernennt sich das Filmseminar von Prof. Thomas Arslan. Es dient der Bildungs- und Partizipationsförde-rung von Mädchen mit Flucht- und Migrationserfahrung im Alter von 12 bis 19 Jahren. Seit Juni 2016 existiert ein spezielles Beratungsangebot für Geflüchtete auf Arabisch und Farsi. Es besteht auch die Möglichkeit des Gasthör-erstudiums an der UdK Berlin. In der Vergangenheit gab

es mehrere Benefizkonzerte, deren Spendeneinnahmen ohne Abzüge an Hilfsorganisationen weitergeleitet wur-den.

*foundationClass der weißensee kunsthoch-schule berlin

An der weißensee kunsthochschule berlin findet seit Mai 2016 das Programm *foundationClass statt, welches sich an geflüchtete Menschen und Asylbewerber_innen richtet, die in ihren Herkunftsländern entweder ein Kunst- oder Designstudium aufnehmen wollten, schon begonnen hatten, oder einen Studienwechsel anstreben. Oberstes Ziel des Programms ist die Vorbereitung der interessierten Hochschulwechsler_innen oder Anfänger_innen für die Eignungsprüfung für ein Studium an einer Kunst- oder Designhochschule. Durch die Bereitstellung der Infrastruktur, inklusive des Zugangs zu Lehre und Einrichtungen, speziellen Deutschkursen, sowie Hilfe im Umgang mit Behörden unterstützt die *foundationClass die Teilnehmer_innen dabei verloren gegangene Unterla-gen, Abbildungen, Belege, Portfolios und Materialien zu rekonstruieren und/oder neu zu erstellen.

Für die *foundationClass wurde ein spezielles Kursange-bot ausgearbeitet, welches sich in erster Linie an den ge-stalterisch/künstlerischen Fächern, die an der weißensee kunsthochschule gelehrt werden orientiert. Die besondere Expertise der Lehrbeauftragten der *foundationClass liegt, abgesehen von ihren gestalterisch/künstlerischen Fähigkeiten, darin dass sie alle den „Perspektivwechsel“, der den meisten Teilnehmer_innen bevorsteht, selbst erfahren haben. Zusätzlich bietet die *foundationClass einen Deutschkurs an, in dem sich die Studierenden v.a. mit Kunstbegriffen, Fachjargon und Diskursen in deut-scher Sprache auseinander setzen. Durch die enge Mit-arbeit von Studierenden der weißensee kunsthochschule erfahren die Teilnehmer_innen bereits den Alltag an einer deutschen Kunsthochschule, können sich weiterhin aus-tauschen und Kontakte knüpfen. Durch die im Lehrplan vorgesehenen Besuche von Ausstellungen, Galerien und Vorträgen lernen sie zusätzlich die Berliner Kunst- und Kulturszene kennen. (slg)

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Die Stiftung Stadtmuseum ist von Beginn an Teil des Crossmentorings und der Steuerungsgruppe. Was hat den Arbeitgeber Stiftung Stadtmuseum damals bewogen an dem Programm teilzunehmen?

Christian Mothes, Abtei-lungsdirektor Zentrale Dienste: „Cross Mentoring ist ein ausgezeichnetes Instrument, Erfahrun-gen auszutauschen und Fähigkeiten und Kompe-tenzen unserer Mitarbeit-erinnen und Mitarbeiter zu

erweitern. Dies nutzt nicht nur den individuell Beteiligten, sondern auch den Unternehmen und Institutionen, die dabei mitwirken.“ Gemeinsam mit der Stiftung Stadtmuseum wurde das eigens auf die KAV-Mitglieder zugeschnittene Programm entwickelt. Was ist für Sie das Besonde-re an dem Programm?

Jeanette Haße, Frauenver-treterin und Mitarbeiterin im Fachbereich Veranstal-tungen: Cross Mentoring ermöglicht es eine gewisse Betriebsblindheit, der man zwangsläufig über die Jahre der Zugehörigkeit zu einem Unternehmen anheim fällt,

zu überwinden. Es ermöglicht den freien Blick über den berühmten Tellerrand. So werden unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer befähigt, offen zu kommunizieren, gezielt zu netzwerken und Betriebsabläufe anderer öffentlicher Unternehmen kennenzulernen und mit den eigenen posi-tiv-kritisch zu vergleichen. Wurden Ihre Erwartungen an das Programm erfüllt?

Marcus Geschke, Leiter Kommunikation/Market-ing: Unsere Erwartungen, dass sich die am Programm Beteiligten positiv weiter-entwickeln, wurden weitest-gehend erfüllt. Die Stiftung Stadtmuseum

ist vergleichsweise mit großen teilnehmenden KAV-Mit-gliedern wie BSR oder Vivantes ein etwas kleinerer Arbeitgeber.

Worin sehen Sie den besonderen Nutzen für die Stiftung Stadtmuseum bei dem Programm? Jeanette Haße: Kultureinrichtungen stehen oft nicht so im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung wie die Müllabfuhr oder ein Krankenhaus. Durch unsere speziellen Angebote wie Führungen durch die Ausstellungen und Depots im Rahmen des Programms haben wir zahlreiche Multip-likatoren und neue Freunde für das Stadtmuseum Berlin gewinnen können. Ein unschätzbarer Effekt, auf den wir auch in Zukunft zählen. Bereits seit vier Jahren nehmen Mitarbeiter der Stiftung Stadtmuseum als Mentor oder Mentee an dem Programm teil. Wie motivieren Sie Ihre Mitar-beiter an dem Programm teilzunehmen? Marcus Geschke: Zunächst ging es darum, das Cross Mentoring Programm im Haus bekannt zu machen und für eine Teilnahme daran zu werben. Dies ist uns schon im ersten Jahr mit einer vergleichsweise hohen Zahl von Mentees sehr gut gelungen. In der Folge waren die Anal-yse „wen könnte Cross Mentoring interessieren“ und die anschließende persönliche Ansprache unsere Instrumente der Motivation. Das Crossmentoring bietet neben den Tandem-treffen auch weitere Zusatzangebote an. So finden beispielsweise auch Betriebsführungen bei den teilnehmenden Mitgliedern statt. Im Rahmen des Programms wurden schon mit großem Erfolg drei spannende Museumsführungen und Ausstellungs-besuche bei Ihnen durchgeführt. Das besondere daran ist, dass diese Veranstaltungen von Mentees geplant werden. Für die Stiftung Stadtmuseum ist dies…Jeanette Haße: … ein Instrument insbesondere Jüngere zu verstärktem selbständigem Handeln und zur Über-nahme von Verantwortung zu motivieren! (slg)

Cross-Mentoring│ Arbeitgeber-Magazin

„Ausgezeichnetes Instrument“Was bewegt Arbeitgeber am Cross-Mentoring teilzuneh-men? Wir haben Verantwortliche der Stiftung Stadt-museum Berlin dazu befragt.

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Ein Jahr lang traf sich das Tandem Marina Reißaus, Diplomingenieurin für Informationstechnik bei den Berliner Wasserbetrieben, und die Literaturwissenschaftlerin Theresa Brehm aus dem Bereich Kultur & Internationales des Studentenwerks Berlin.

Zum ersten Treffen verabredeten sich die beiden CMP-Tandem-Fahrerinnen vor dem Amazonen-Denkmal im Tiergarten. Geschlechtsspezifische Herausforderun-gen, als Frau Karriere machen, Kinderziehung und Beruf vereinbaren, das waren Themen, die die Mentee Theresa Brehm brennend interessierten. Bei fast jedem Treffen gingen Mentee und Mentorin spazieren und aßen Kuchen. Statt Kaffeeplausch stieg das Mentoring-Duo tief in die Materie ein. Bald weitete sich der Blick auf Themen wie den Umgang mit komplexen beruflichen Situationen und Führungsstrategien. Marina Reißaus brachte ihre Tan-dempartnerin dank ihrer langjährigen Führungserfahrung und ihrer Coaching-Ausbildung oft dazu, Situationen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Dabei verstanden sie sich persönlich so gut, dass sie sich auch nach Ende des Programmes noch regelmäßig treffen.

Weibliches Rollenvorbild

Was macht das Crossmentoring-Programm so inter-essant? Rückblickend auf ein Jahr als Tandem zogen die beiden Teilnehmerinnen Bilanz: „Ich konnte eigene Erfahrungen und Tipps weitergeben und direkt sehen, ob und wie sie helfen. Darüber hinaus habe ich andere Unternehmen und ihre jeweilige Kultur kennengelernt“, erzählt die Mentorin Marina Reißaus. Interessant war für sie auch die Bestätigung, dass junge Menschen andere Prioritäten setzen. „Durch den Austausch über unter-

schiedliche persönliche Entwicklungsthemen hinterfrage ich auch für mich selbst manche Entscheidungen.“, so die Mentorin. Auf humorvolle Weise habe sie gelernt, eine Situation aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, berichtet die Mentee Theresa Brehm. Sie habe die Frage der Mentorin „Muss das wirklich so sein?“ verinnerlicht und gelernt, dass es in jeder Situation verschiedene Opti-onen und Möglichkeiten gibt, die jeweilige Situation aktiv zu gestalten. „Ich fand es spannend und bereichernd zu sehen, wie Frau Reißaus unterschiedliche Lebensfelder so gut miteinander kombinieren kann. Führungskraft, Mutter dreier Kinder zu sein und neben der Arbeit noch eine Ausbildung als Coach zu machen – auch davon habe ich sicherlich profitiert!“, so Theresa Brehm. „Als weibliches Rollenvorbild fand ich das sehr spannend“, lautet dabei ihr Credo.

Flur-Funk bleibt außen vor

Beim Cross-Mentoring unter dem Dach des KAV kommen die Tandempartner aus unterschiedlichen Unternehmen. Hierin liegt auch ein Vorteil des Programms: Mentee und Mentor sind nicht weisungsbefugt und haben keinen persönlichen Bezug zum Arbeitsumfeld des Tandempart-ners. Für Marina Reißaus und Theresa Brehm ein klares Plus. „Ich weiß nicht, ob die Gespräche innerhalb eines Unternehmens genauso offen und vertrauensvoll gelaufen wären. Die Vertrauensbildung ging dadurch möglicher-

Arbeitgeber-Magazin │ Cross-Mentoring

Marina Reißaus und Theresa Brehm treffen sich gerne an be-sonderen Orten - hier auf dem Dach des Klunkerkranichs.

Das Tandem Theresa Brehm und Marina Reißaus.

Kein KaffeeplauschEin Tandem erzählt rückblickend über ein gemein-sames Projektjahr

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weise schneller.“, so die Mentorin. Ähnlich sieht es auch die Mentee: „Flur-Funk blieb außen vor. Durch die Zugehörig-keit zu unterschiedlichen Branchen gab es keine Fachdis-pute, das war gut für das Mentoring und die persönliche Entwicklung.“

Offenes Feedback bei den Treffen

In der Regel traf sich das Tandem regelmäßig einmal im Monat drei Stunden am frühen Abend und immer an verschiedenen Orten. Trotz der lockeren Atmosphäre der Zusammentreffen in Restaurants oder Cafés, teilweise auch im Tiergarten, liefen die Gespräche zwischen den Tandem-partnerinnen sehr strukturiert ab. Zuerst besprachen die beiden Frauen noch einmal rückblickend die Themen des letzten Treffens. Entweder vertieften sie diese dann oder sie wechselten zu akut anstehenden Fragen. Wichtig war dabei die Offenheit. Marina Reißaus betont: „Wir haben uns offen Feedback gegeben. Über das Jahr hinweg haben wir eine sehr tiefe Vertrauensbasis zueinander entwickelt.“

Weitere Treffen geplant

Nach weiteren Treffen nach Programmende gefragt, antworten beide Frauen unisono „Ja, wir bleiben weiter in Kontakt.“ Die Frequenz der Treffen? Marina Reißaus schlägt vor: „6-8 Wochen?“. Den Ablauf der Treffen gestaltet das Tandempaar ähnlich wie gehabt, zusätzlich mit 10 Minuten am Anfang und am Ende für Planung und Feedback.

Interessante Zusatzangebote

Der KAV Berlin bietet rund um das Cross-Mentoring weitere programmspezifische Zusatzangebote wie beispielsweise Betriebsbesichtigungen, Stammtische, oder einen eigenen Internetbereich exklusiv für die Teilnehmer an. An den Betriebsbesichtigungen der teilnehmenden Mitgliedsunter-nehmen hatten beide großes Interesse. „Wenn es zeitlich für mich einzurichten ging, habe ich sehr gern an einigen Betriebsbesichtigungen teilgenommen. Ein großes Danke-schön an die Organisatoren: Bei diesen Besichtigungen ha-ben wir viel sehen, hören und erfahren können und waren an Stellen, die einem sonst verborgen bleiben. Außerdem war auch jedes Mal ganz liebevoll für das leibliche Wohl gesorgt worden.“, berichtet Marina Reißaus.

Das Netzwerken förderte ein spezieller Mentoren-Stamm-tisch, an dem die Mentorin ebenfalls teilnahm.

Bei den Mentees gab es in diesem Durchlauf einen Aus-tausch zwischen Kommunikationsmitarbeitern erzählt Theresa Brehm: „Schön fand ich den Austausch zwischen den Kommunikations-Mentees. Ich wünsche mir, diesen Austausch fortzusetzen. Er war sehr fruchtbar. Ich konn-te unterschiedliche fachliche Unternehmensperspektiven kennenlernen und möchte die Initiative ergreifen und ein neues Treffen organisieren.“

Vor kurzem wurde ein neues online-Angebot für die Pro-grammteilnehmer lanciert. Seitdem nutzt vor allem Marina Reißaus, „Wiederholungstäterin“ im Cross-Mentoring-Pro-gramm 2016/17, dieses Angebot und findet es „sehr gut, übersichtlich und interessant.“

Der Weg ist das Ziel

Gibt es ein ideales Mentoring? Oder hängt es von den Per-sönlichkeiten ab, die aufeinander treffen? Sicherlich liegt das Ergebnis in der Mitte. Das Cross-Mentoring gibt einen Rahmen, aber kein festes Konzept für die Tandemtreffen vor. Für die beiden Frauen kein Problem.

Was würden die Beiden neuen Programmteilnehmern als Ratschlag mit auf den Weg geben? Die Mentee Theresa Brehm sagt: „Der Weg ist das Ziel! Mein Blick hat sich geweitet und ich hab gelernt, die Dinge anders zu bewer-ten und damit umzugehen.“ Und weiter: „Gut, dass ich mich bei meiner Mentorinnen-Wahl auf mein Bauchgefühl verlassen habe.“

Für die Mentorin Marina Reißaus war vor allem die unter-schiedliche Fachlichkeit ein Vorteil: „Was wir am Anfang für einen möglichen Nachteil gehalten hatten, war für unser Tandem ein sehr großer Vorteil: unsere höchst unterschied-liche Fachlichkeit. Das hat uns davor bewahrt, unsere Zeit mit Fachdiskussionen zu verbringen. So haben wir uns voll und ganz auf die persönliche Entwicklung und das Mento-ring im eigentlichen Sinne konzentrieren können.“ (slg)

Cross-Mentoring │ Arbeitgeber-Magazin

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Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) oder nicht ist nicht die Frage. Die Frage beim BEM ist: Wie führen Arbeitgeber diese rechtssicher und verantwortungsvoll durch? Erfahrungen zeigen, dass das The-ma BEM in der Praxis stiefmütterlich behandelt wird. Welche juristischen Fallstricke zu beachten sind, und wie verantwortungsvolles BEM aussehen kann, zeigte sich beim letzten Treffen des GesundheitsNetzes – einer Initiative von KAV Berlin und BKK-VBU.

In die juristischen Fallstricke stimmte der Fachanwalt für Arbeitsrecht, Dr. Roland Gastell, die rund 30 Teilneh-mer gleich zu Beginn der Veranstaltung ein. „Nur einen Brief an die betroffenen Mitarbeiter schreiben reicht nicht,“ stellte er fest. Arbeitgeber haben ein sogenanntes Initiativrecht und müssen allen Beschäftigten, also auch Auszubildenden, befristet Beschäftigten oder Teilzeitbe-schäftigten unabhängig von der Stundenzahl, ab dem 43. Kalendertag mit angezeigten Arbeitsunfähigkeiten ein BEM anbieten.

Dabei müssen die betroffenen Personen in der direkten Ansprache auf die Freiwilligkeit eines BEM-Verfahrens, die Ziele des BEM, erhobene und noch zu erhebende und zu verwendende Daten einschließlich der Maßnahmen zum Schutz der Daten, ein weiteres Verfahren nach Zustim-mung und die Teilnehmer des BEM-Klärungsprozesses hingewiesen werden. Nicht fehlen dürfen auch Erklä-rungsformulare, die eine Zustimmung zum BEM und zur Erhebung von Gesundheitsdaten enthalten.

Aus dem Überwachungsrecht der Interessenvertretung gemäß § 84 Abs. 2 S. 7 SGB IX in Verbindung mit dem allgemeinen Unterrichtungsanspruch folgen Informations-pflichten gegenüber dem Betriebs- bzw. Personalrat.

Mindeststandard des BEM-Verfahrens nach BAG

Die zu beteiligenden Stellen, Ämter und Personen müssen einbezogen werden. Eine an den Zielen des BEM orien-tierte Klärung ist ernsthaft zu versuchen. Das heißt, es muss ein faires und sachorientiertes Gespräch stattfinden und keine vernünftigerweise in Betracht zu ziehende An-passungs- oder Änderungsmöglichkeit darf ausgeschlos-sen werden.

BEM in der Praxis

Wie ein BEM in der Praxis aussehen kann, stellte Christi-na Tietz vom Gastgeber BKK-VBU vor. „Ich empfehle allen Arbeitgebern eine Dienstvereinbarung abzuschließen und die Eckpunkte des gemeinsamen Handelns zu fixieren,“ so die BEM-Beauftragte der BKK-VBU.

„Eine Teilnahme am BEM ist freiwillig und beruht auf gegenseitigem Vertrauen,“ ergänzt sie. Auch sie weist ausdrücklich auf die Einhaltung der Vorgaben des Bun-desdatenschutzgesetzes (BDSG) bei der Erhebung, Spei-cherung und Verarbeitung von Daten hin.

Bei der BKK-VBU konnten rund 25 Prozent der BEM-Ge-spräche nach nur einem Gespräch beendet werden. Die

Arbeitgeber-Magazin │ Betriebliches Gesundheitsmanagement

Der Arbeitsrechtler Dr. Gastell stimmte die Teilnehmer mit Praxisbeispielen auf die juristischen Fallstricke des BEM ein.

Initiative ist gefragt!Beim Betrieblichen Eingliederungsmanagement ist Arbeitgeberinitiative erforderlich

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Annahme eines BEM-Angebotes durch die Mitarbeiter konnte innerhalb von zwei Jahren um fast das Doppelte gesteigert werden.

Arbeitgeber achtet auf das Wohlbefinden

„Wir achten als Arbeitgeber sehr auf das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter – und das nicht nur, weil wir eine Krankenkasse sind“, erklärte die Präventionsberaterin Claudia Lyhs von der BKK-VBU. “ Betriebliche Gesund-heitsförderung (BGF) umfasst alle gemeinsamen Maß-nahmen von Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz.

Zum Erfolg führen kann das BGM jedoch nur nach einer genauen Analyse der gesundheitlichen Bedürfnisse und auf das Unternehmen zugeschnittene Maßnahmen. Bei der BKK-VBU steht die Geschäftsleitung hinter dem Kon-zept und Führungskräfte sehen BGM als ihre Aufgabe an.

Es gibt klare Zuständigkeiten durch verantwortliche Personen. Die Beschäftigten werden eingebunden und informiert. Zusätzlich werden die Maßnahmen und die Gesundheitssituation regelmäßig überprüft.

Die Maßnahmen sind bei der BKK-VBU sehr umfangreich. Angeboten werden unter anderem aus einem Katalog aus unterschiedlichen Maßnahmenpaketen im Bereich Bewegung.

Beispiele Bewegung

• Ausbildung von Bewegungsmultiplikatoren• Aktion 10.000 Schritte am Tag• Aktion „Mit dem Fahrrad zur Arbeit“• absolvieren eines Sportabzeichens, oder • die Teilnahme an Firmenläufen.

Aber auch die Umgestaltung von Arbeitsplätzen kann Teil des BGM sein, wie das Beispiel „Poststelle 360°“ zeigt.

Poststelle 360°

Nicole Menzel, Mitarbeiterin in der Poststelle der BKK-VBU zeigte eindrucksvoll, was Betriebliches Gesundheitsma-nagement verändern kann. Aus einer dunklen, engen und wenig Mitarbeiterfreundlichen Poststelle wurde ein heller Raum, der auf die ergonomischen Bedürfnisse der Mitar-beiter der Poststelle zugeschnitten wurde.

Als ausgebildete Bewegungsmultiplikatorin zeigt sie den Kollegen in der Poststelle wie man sich zwischendurch richtig bewegt. „Wir nutzen kurze Pausen und machen gezielte Übungen,“ erklärt sie den Teilnehmern beim Rundgang durch die Poststelle. (slg)

Die Poststelle 360° der BKK-VBU. Neben ergonomischen Arbeitsplätzen wird auch auf die Bewegung am Arbeitsplatz geachtet.

Betriebliches Gesundheitsmanagement │ Arbeitgeber-Magazin

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Der KAV Berlin kooperiert seit Sommer vergan-genen Jahres mit der Krankenkasse BKK VBU, um seinen Mitgliedern bei Einführung und Ausbau eine Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) zur Seite zu stehen: Das GesundheitsNetz wurde ge-gründet.

Wir sprachen mit der Vorständin der BKK VBU, Andrea Galle, über Chancen und Hürden bei der Implementierung des BGM sowie über geplante Angebote im Rahmen des GesundheitsNetzes.

Frau Galle, was macht einen gesunden und zufrie-denen Mitarbeiter Ihrer Meinung nach aus?

Gesundheit und Zufriedenheit bedingen sich gegenseitig. Mitarbeiter sind das wertvollste Kapital eines Unterneh-mens, denn nur wenn Mitarbeiter zufrieden mit sich und ihrer Arbeit bzw. ihrem Arbeitgeber sind, erledigen sie ihre Aufgaben leistungsstark und sind bereit, ihre Res-sourcen effektiv einzusetzen.

Die Gleichung ist einfach: Gesunde und zufriedene Mitarbeiter tragen zu einem hohen Maß dazu bei, dass Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich und wettbewerbs-fähig sind.

Die BKK VBU hat sich dem Thema BGM in beson-derem Maße verschrieben. Welcher Grundgedanke steckt dahinter?

Betriebskrankenkassen sind ursprünglich aus einem Unternehmen heraus entstanden. Sie sind deshalb schon immer nah an den Betrieben bzw. an ihren Trägerunter-nehmen gewesen. Deshalb kennen wir die Bedürfnisse und auch die Strukturen der Betriebe. Wir wissen, wo angesetzt werden muss, um ein nachhaltiges BGM zu implementieren.

Mit unserem Know-how und gezielten Maßnahmen fördern wir die Gesundheit der Mitarbeiter und tragen dazu bei, dass BGM als Gesamtkonzept in die Unterneh-mensphilosophie integriert wird. Arbeitsbedingungen werden gemeinsam gestaltet, um die Mitarbeiter zu einer gesundheitsförderlichen Arbeits- und Lebensweise zu befähigen und zu motivieren.

Betriebliches Gesundheitsmanagement umfasst weitaus mehr als Yoga- und Rückenkurse. Können Sie umreißen, was BGM beschreibt und will?

BGM ist ein systematischer Kreislauf, der sich aus Ana-lyse, Maßnahmenplanung, Umsetzung und Evaluation zusammensetzt. Es bezieht gleichermaßen innerbetriebli-che Verhältnisse sowie das Verhalten sämtlicher in die en Betriebsprozessen eingebundener Personen ein.

Einzelmaßnahmen zur Gesundheitsförderung haben kaum Wirkung, sie müssen in einen strategischen Kontext eingebettet werden. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Gesundheit zur Chefsache erklärt wird. Wenn BGM in der Führungsebene verankert ist, schafft das Glaubwürdigkeit und in der Folge Akzeptanz unter den Mitarbeitern. Eine regelmäßige Durchführung von Maßnahmen trägt ebenso dazu bei.

Kurzum: BGM ist ein ganzheitliches Managementsystem, das im Rahmen einer gesundheitsorientierten Unterneh-menspolitik von Akteuren aus unterschiedlichen Berei-chen gemeinsam gestaltet wird.

Die Evaluation gibt Aufschluss darüber, welche Maß-

Arbeitgeber-Magazin │ Betriebliches Gesundheitsmanagement

Andrea Galle

Gesundheit wird zur ChefsacheInterview mit Andrea Galle, Vorständin der BKK-VBU

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nahmen im Unternehmen notwendig sind oder ob diese gegebenenfalls angepasst werden müssen.

Das von KAV Berlin und BKK VBU gegründete Ge-sundheitsNetz scheint ein Volltreffer zu sein. Die Teilnehmerzahl wächst kontinuierlich. Worin liegt aus Ihrer Sicht der Bedarf bei den öffentlichen Ar-beitgebern?

Es sind vor allem die Herausforderungen der Demografie, vor denen kommunale Arbeitgeber stehen. Darin unter-scheiden sie sich übrigens gar nicht so sehr von anderen Unternehmen in der Wirtschaft. Um sich auf die kommen-den Herausforderungen des Arbeitsmarktes einzustel-len, ist ein strukturiertes BGM sinnvoll. Generell geht es darum, ältere Beschäftigte fit und beschäftigungsfähig zu halten und neues Personal zu gewinnen.

Gleichzeitig gewinnen kommunale Betriebe, die sich um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter kümmern, an Attraktivi-tät. Sie punkten mit Themen der sozialen Verantwortung.

Welches Erfahrungswissen kann die BKK VBU den Teilnehmern mitgeben? Was dürfen die Arbeitgeber erwarten?

Wir blicken auf über 20 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet des BGM zurück, entsprechend haben wir ein fundier-tes Wissen in allen Betriebsgrößen gesammelt. Unsere Experten bilden sich regelmäßig weiter, um auf dem aktuellen Stand der Erkenntnisse zu bleiben. Wir können

auf umfangreiche Datenpools zugreifen, in denen wir Entwicklungen zu krankheitsbedingten Ausfallzeiten in einzelnen Unternehmen abbilden können. Auf Basis einer fundierten Analyse lassen sich die richtigen Maßnahmen wesentlich leichter entwickeln.

Außerdem führen wir im eigenen Haus BGM durch. Wir lernen daraus und geben unsere Erfahrungen weiter. Da-bei sind unsere Mitarbeitenden auch schon mal die besten Testimonials, wenn es darum geht, neue Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Wir sind durchaus flexibel, um über den Tellerrand zu schauen und Maßnahmen der jeweiligen Situation anzupassen. Zum Beispiel ändern sich Lebens- und Arbeitsgewohnheiten, entsprechend auch körperliche und psychische Beschwerden und ihre Häufigkeit.

Um dieses Wissen zu teilen, haben wir das Gesundheits-Netz gegründet. Für die Teilnehmer, die in ihren Unter-nehmen häufig Einzelkämpfer sind, ist es die Gelegen-heit, Impulse für die eigene Arbeit zu bekommen und auf diese Weise auch im eigenen Unternehmen schneller voranzukommen.

Gleichzeitig verstehen wir die Teilnehmer am Gesund-heitzNetz als Partner, die voneinander lernen und durch den Austausch Ressourcen im eigenen Unternehmen schonen, denn das sprichwörtliche „Rad“ muss nicht überall neu erfunden werden. Eine solche Plattform gibt es so in dieser Art nicht noch einmal.

Worin bestehen Ihrer Erfahrung nach große Hürden bei der Implementierung eines BGM?

Die häufigsten Argumente gegen BGM sind „kein Budget“ oder „keine Zeit“ in Zusammenhang mit einer fehlenden Fachkraft, die BGM durchführen könnte. An dieser Stelle empfehlen wir, sich am Minimum des Notwendigen zu orientieren.

Externe Kooperationen zum Beispiel mit Fitnessstudios, Apotheken etc. können ausgebaut werden. Außerdem sollten schon vorhandene Strukturen genutzt und zum Beispiel der Betriebsarzt oder eine Fachkraft für Sicher-heit mit einbezogen werden. Eine langfristige Planung verhindert, dass BGM im Sande verläuft.

Betriebliches Gesundheitsmanagement │ Arbeitgeber-Magazin

Stressabbau im Büro: Yoga am Arbeitsplatz.

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BGM stößt auch dann an seine Grenzen, wenn es nicht als Führungsaufgabe begriffen wird und im Arbeitskreis Gesundheit eine Führungskraft mit Entscheidungskompe-tenz fehlt. Außerdem wird oftmals unterschätzt, dass es notwendig ist, vor und nach einer Maßnahme zu informie-ren. Eine offene Kommunikationsstruktur schafft Vertrau-en, ebenso, wenn die Maßnahmen nicht als Alibi-Veran-staltung in der Belegschaft wahrgenommen werden und glaubhaft vermittelt werden kann, dass dem Unterneh-men die Gesundheit der Mitarbeiter wichtig ist.

Welche besonderen Angebote können Sie den Be-trieben machen, die über die Treffen des Gesund-heitsNetzes hinausgehen?

Wir stehen jederzeit für eine individuelle Beratung zur Verfügung, denn jedes Unternehmen hat ganz eigene Bedürfnisse. Auf Grundlage einer Analyse erarbeiten wir ein maßgeschneidertes Konzept und unterstützen die Unternehmen bei den einzelnen Gesundheitsthemen.

Um ein passgenaues Angebot durchzuführen, arbeiten wir mit Trainern und Dozenten aus den unterschiedlichen Fachrichtungen (Bewegung, Ernährung, Stresspräventi-on), um einen hohen Qualitätsstandard zu gewährleisten.

Zu den Angeboten zählen unter anderem Veranstaltungen für Führungskräfte, arbeitsplatzbezogene Maßnahmen oder Azubi-Workshops.

Was wünschen Sie sich für die Zusammenarbeit mit dem KAV Berlin und seinen Mitgliedern? Wie könn-te die Kooperation für die Zukunft weitergedacht und ausgebaut werden?

Es ist unser Ziel, das GesundheitsNetz als die zentrale Austauschplattform unter den kommunalen Arbeitgebern zu etablieren und noch mehr Mitglieder für unsere Arbeit zu begeistern. Außerdem wollen wir weitere Unterneh-men dafür gewinnen, Gastgeber der Veranstaltungen zu sein, weil es den Praxisblick schärft.

Um die Nähe zur Praxis weiter zu unterstützen, werden wir regelmäßig Experten zu Themen einladen, die den

Mitgliedern bei ihrer täglichen Arbeit begegnen. Auch andere Formate wie Workshops, Runde Tische etc. sind denkbar. Zudem unterstützen wir den geplanten BGM-Blog der KAV durch die fachliche Expertise. Auf dem Blog sollen Artikel aus verschiedenen Themenbereichen veröf-fentlicht werden, um den Wissenstransfer zu sichern.

Wir sehen es als unsere Verantwortung, regelmäßig unser Wissen bei den kommunalen Arbeitgebern einzubringen. Ein Thema, das uns nächstes Jahr im wahrsten Sinne des Wortes am Herzen liegt, ist das richtige Verhalten bei einem medizinischen Notfall. Notfallwissen ist in Deutsch-

land deutlich unterrepräsentiert und wir sind überzeugt, dass es sich lohnt, hier mehr Engagement zu zeigen und Aufklärung zu betreiben.

Im Rahmen unserer bestehenden BGM-Kooperationen werden wir dieses Thema künftig mit einbeziehen. Dabei können die kommunalen Arbeitgeber in eine Vorbildfunk-tion eintreten.

Wir wollen unter anderem Arbeitgebern und ihren Mit-arbeitern die Scheu nehmen, einer verletzten Person zu helfen, sie entsprechend schulen und mit dem Umgang eines Defibrilators vertraut machen – zumal viele öffent-liche Arbeitgeber ein solches Gerät im Haus haben, viele aber nicht wissen, wie man es benutzt.

Vielen Dank für das Gespräch. (dw)

Sport am Arbeitsplatz ist eine Maßnahme des BGM.

Arbeitgeber-Magazin │ Betriebliches Gesundheitsmanagement

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Seminare │ Arbeitgeber-Magazin

VBL IntensivseminarKAV SEMINAR 2316 | Termin 14./15.09.2016 | Zeitplan: 9:00 - 15:30 Uhr Seminargebühr: Mitglieder 320 EUR | Nichtmitglieder 360 EUR

Pflichtversicherung VBLklassik.

• Voraussetzungen • Ausnahmen• Wissenschaftlich Beschäftigte

Aufwendungen.

• Finanzierung der VBL im Überblick• Umlagen und Beiträge• Alt / Neuzusage • Steuerrechtliche Behandlung der Aufwendungen• Sozialversicherungsrechtliche Behandlung der Aufwen-

dungen • Ausnahmen und Sonderregelungen zum zusatzversor-

gungspflichtigen Entgelt

Zuflussprinzip.

• Das steuerliche Zuflussprinzip• Auswirkungen in der Zusatzversorgung

RIMA.

• Anmeldungen• Jahresmeldungen (Beispiele zu Mutterschutz, Eltern-

zeit, Beurlaubung und Höherverdiener)• Abmeldungen (Beispiele zu Altersrenten und Erwerbs-

minderungsrenten)• Korrekturen von Versicherungsdaten

Leistungen aus der VBLklassik.

• Überblick über die Leistungen• Voraussetzungen für den Anspruch auf Leistungen• Betriebsrente• Soziale Komponenten

Im Anschluss an das Semianr werden Übungsaufgaben druchgeführt.

Die Teilnehmer werden gebeten Taschenrechner mitzu-bringen.

buchbar unter www.kavberlin.de oder inhouse: [email protected]

Ralf Friedberger

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RechtsanwältinClaudia PfeifferGeschäftsführerinT: 030 21 45 81 - 16M: 0170 2 24 69 14E: [email protected]

Silke Leicht-GillesReferentin VerbandskommunikationT: 030 21 45 81 - 17M: 0151 25 28 67 70F: 030 21 45 81 - 18E: [email protected]

Ansprechpartner

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