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DAS ECHO DAS MAGAZIN DER MAN FERROSTAAL GRUPPE SPANIEN Neues Solarkraftwerk im Testbetrieb TRINIDAD Rekordinvestition in der Petrochemie VENEZUELA Mehr Power für die Energieversorung AUGUST 2007

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DAS ECHODAS MAGAZIN DER MAN FERROSTAAL GRUPPE

SPANIENNeues Solarkraftwerk im TestbetriebTRINIDADRekordinvestition in der PetrochemieVENEZUELAMehr Power für die Energieversorung

AUGUST 2007

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DAS ECHO August 2007

der wissenschaftliche Beirat der Deutschen Bundesregie-rung schätzt, dass der weltweite Energiebedarf bis zum Ende des Jahrhunderts hauptsächlich mit Solarkraftwerken gedeckt werden wird. Solarstrom: ein Zukunftsmarkt. In dieser Wachstumsbranche bringen wir uns derzeit mit Schlüsselprojekten in die Pole Position. Ebenso wie in den Märkten für Biokraftstoffe und für Petrochemie: Wir gehen enge Partnerschaften mit Technologiegebern ein und schaf-fen durch unsere Leistungen Mehrwert für unsere Kunden. Bestens bekannt ist unsere Stärke bei Methanolanlagen, die wir zusammen mit langjährigen Partnern errichten. Me-thanol ist nicht nur ein chemischer Grundstoff, sondern auch ein Energieträger der Zukunft. Ergänzen können wir diese Stärke mittlerweile durch zwei Großprojekte für die Produktion von Düngemitteln. Diese spielen eine außeror-dentlich wichtige Rolle, um die weltweit steigende Nachfra-ge nach Nahrungsmitteln decken zu können.

Diese Projekte verdeutlichen exemplarisch unsere Fokus-sierung auf Energie, Kraftstoffe und Petrochemie, die wir in unserer Sparte „Projects“ vor einiger Zeit begonnen ha-ben. Als Generalunternehmer mit einer ausgeprägten Stär-ke im Project-Development entwickeln und realisieren wir Großanlagen. Dabei stärken wir im Interesse unserer Kun-den unsere technologische Kompetenz. Aktuelle Beispiele dafür sind ein Joint Venture mit Solar Millennium, die Übernahme von Anteilen der Solar Power Group und die Übernahme von Eurotecnica: allesamt Technologieführer in ihren Bereichen. Gleichzeitig verstärken wir permanent

unsere Abwicklungskompetenz. Nicht nur indem unsere eigenen Mitarbeiter gezielt ihr Wissen und ihre Fähigkei-ten ausbauen, sondern auch indem wir extern wachsen. So haben wir vor kurzem Koch de Portugal übernommen, ei-nen ausgewiesenen Spezialisten im EPC-Geschäft für den Kraftwerksbau. Alle diese strategischen Schritte erhöhen unseren Wertbeitrag in unseren Projekten und sichern uns langfristig einen Wettbewerbsvorteil.

Bei aller Fokussierung auf Zukunftstechnologien vernach-lässigen wir nicht unser klassisches Geschäft. Auch hier steht das Thema Energie im Vordergrund. Aktuelle Beispie-le für Kraftwerksprojekte und Kompressorstationen finden Sie in diesem Heft. Im klassischen Geschäft konzentrieren wir uns auf Projekte in „unseren“ Ländern wie beispielswei-se Venezuela oder der Middle East North Africa (MENA) Re-gion. Diese Länder gelten anderen als schwierige Märkte. Hier können wir vor allem mit exzellenten Kundenkontak-ten und mit professionellem Projektmanagement punkten. Mit unserer Stärke in diesen Ländern wollen wir auch die anderen Konzerngesellschaften bei ihrer Internationalisie-rung unterstützen. Deshalb übernehmen wir derzeit die Führung bei der Gründung einer Reihe von MAN Häusern, die das Geschäft aller MAN Teilkonzerne bündeln.

Viel Spaß beim Lesen dieses Echos, das zu allen diesen The-men interessante Beiträge enthält.

Ihr Wolfgang Knothe

EDITORIAL

Dr.-Ing. Wolfgang Knothe, Mitglied des Vorstands MAN Ferrostaal

Methanolanlage auf Trinidad

Liebe Leserinnen und Leser,

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INHALT

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PROJECTS Experteninterview Prof. Robert Pitz-Paal, Leiter Solarforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, über wirtschaftlichen Sonnenstrom und Stromimporte aus Afrika

Solarmillennium und MAN Ferrostaal gründen Joint VentureBeide Unternehmen bündeln ihre Kräfte zum Bau so-larthermischer Großkraftwerke mit dem Ziel, weltweit der führende Anbieter in diesem Bereich zu werden.

Beteiligung an Solar Power GroupWeitere strategische Allianz im Bereich Solarenergie: MAN Ferrostaal übernimmt 25 Prozent der Geschäfts-anteile.

„Ein Meilenstein im venezolanischen Energiesektor“Staatsoberhaupt Hugo Chávez eröffnet das von MAN Ferrostaal erweiterte Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk Termozulia I.

SERVICES Rekordverkäufe im MetallverarbeitungsbereichErfolge in Brasilien, Pakistan und China

Gaspipeline für LUOC in UsbekistanDer zukünftige Reichtum des Landes liegt im Öl- und Gasgeschäft.

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„Marktführerschaft durch Qualitätsführerschaft“Dr. Ralf Becker, Geschäftsführer der MAN Ferrostaal Automotive, über wesentliche Erfolgsfaktoren und Zu-kunftsmärkte

LAND UND LEUTELeben und Arbeiten in fremden Kulturen Ein Porträt des Geschäftsführers der MAN Ferrostaal Perú Reinhard Hönsch

Mit Beethoven gegen soziale Not In Venezuela werden seit 30 Jahren Kinder aus armen Familien kostenlos zu Orchestermusikern ausgebildet.

„Man muss Kunden und Mitarbeiter fair behandeln“ Vorgestellt: Bernd Ahlmann, Leiter der Business Unit Equipment Solutions

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PROJECTSTRINIDAD: Rekordinvestition in der PetrochemieAuf der Karibikinsel entsteht ein neuer Anlagen-komplex zur Herstellung von Düngemitteln und Melamin. Sieben Einzelanlagen und ein Investitions-volumen von 1,5 Milliarden US-Dollar bedeuten die bisher größte rein private Einzelinvestition auf der Insel.

PROJECTSSPANIEN: Neues Solarkraftwerk im TestbetriebAuf der Plataforma de Solar in Almería startete im Juli ein neues Solarkraftwerk den Testbetrieb. Die innovative Technologie verspricht hohe Wirtschaft-lichkeit und soll in zwei Jahren marktreif sein.

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MELDUNGENRund um den Globus: Projektneuigkeiten aus dem Leistungsspektrum

FORUMMAN Ferrostaal übernimmt Anlagenbauer Koch de PortugalVerstärkung der Kompetenzen im Kraftwerksbau, vor allem bei den boomenden Renewables

DREHSCHEIBE MAN One Face to the MarketGlobal denken – lokal handeln: Die Internationalisie-rungsstrategie der MAN Gruppe vereint die Teilkon-zerne an vielen Orten der Welt unter einem Dach.

„Wir haben einen guten Ruf in der Region“Das MAN Haus Dubai – von hier aus werden 16 wichtige Länder bedient.

Mehr als hundert Jahre MAN Tradition in ChinaZentrale Anlaufstelle in einem schnell wachsenden Markt: das MAN Haus in Peking.

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MELDUNGEN

Bereits achtmal gewann die „A.R.A. Libertad“ die Boston Teapot Trophy. Das Segelschulschiff der argentini-

schen Marine stellte außerdem 1996 einen bis heute gül-tigen Geschwindigkeitsrekord für die Transatlantik-Über-fahrt zwischen Cape Race (Kanada) und Dursey Island (Ir-land) auf. Damit die Fregatte auch bei Flaute noch flott un-terwegs ist, hat MAN Diesel sie mit einem komplett neuen Antriebssystem ausgestattet. Dieses beinhaltet neben dem Kontrollsystem, der Schiffsschraube und einem Stromge-nerator auch zwei neue Dieselmotoren. Den Vertrag über die Lieferung unterzeichnete MAN Ferrostaal 2004 mit der argentinischen Marine. Die beiden L23/30-A-Motoren wur-den Ende 2006 übergeben. Sie überzeugen durch eine Leis-tung von jeweils 960 Kilowatt, sind sehr zuverlässig und leicht instand zu halten. Die argentinische Marine ent-schied sich für das MAN System aufgrund der außerge-wöhnlichen Eigenschaften der Maschinen, welche sich be-sonders gut für Segelschiffe eignen. Ähnliche Maschinen werden auf den Segelschulschiffen der chilenischen und kolumbianischen Marine genutzt. Mit den neuen Motoren kann die Libertad eine Geschwindigkeit von beinahe 14 Knoten erreichen.

Argentinisches Schulschiff mit neuem Antriebssystem

MAN Ferrostaal unterstützt die Repu-blik Kroatien beim Ausbau des pan- europäischen Eisenbahnnetzes als Bei-trag zur Entwicklung der kroatischen Infrastruktur und damit zur Grundla-ge wirtschaftlichen Wachstums in Südosteuropa. Durch die Vermittlung von MAN Ferrostaal finanziert die Kre-ditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Frankfurt die Modernisierung der kro-atischen Eisenbahn auf der Strecke zwischen Zagreb und Split. Die KfW hat dem kroatischen Staat zum Aus-bau seines Eisenbahnnetzes seit 2003 Finanzkredite im Gesamtwert von cir-ca 180 Millionen Euro gewährt.

Ein Großteil dieser Kredite für die Mo-dernisierung der Strecke zwischen Os-tarije und Split, der sogenannten „Lika-Line“, war an Lieferungen der

MAN Ferrostaal gebunden. Im Gesamt- rahmen von 130 Millionen Euro, auf-geteilt auf drei einzelne Lieferphasen, hat MAN Ferrostaal mit der Kroati-schen Eisenbahn Verträge über Liefe-rungen von Oberbaumaterial, signal-technischen Einrichtungen und weite-ren Investitionsgütern geschlossen. Die ersten beiden Lieferphasen über

40 Millionen Euro und 60 Millionen Euro wurden zwischenzeitlich erfolg-reich abgewickelt. Die dritte und letz-te Lieferphase über 30 Millionen Euro konnte Anfang Februar 2007 in Kraft gesetzt werden. Die Abwicklung dieser Phase wird circa 18 Monate dauern.

Ausbau der Kroatischen Eisenbahn

Im äußersten Süden Kolumbiens, umgeben von Regenwald, liegt Leticia, eine Stadt mit 28 000 Einwohnern. Aufgrund ihrer exponierten Lage gestaltet sich die Energieversorgung schwierig. Abhilfe soll jetzt ein neuer Generator von MAN Diesel schaffen. Der Motor kommt auf eine Leistung von 3 122 Kilowatt, die er an einen Generator abgibt. Den Transport vom dänischen Frederikshavn über den Atlantik und anschließend durch den Amazonas organisierte MAN Ferrostaal. Im April erreichte die Maschine schließ-lich Leticia und soll nun im dortigen Kraftwerk durch Spe-zialisten von MAN Diesel installiert werden.

Strom für Leticia

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Im Rahmen des von der Kreditanstalt für Wiederaufbau finanzierten „Sekto-renprogramms Eisenbahn“ lieferte die MAN Ferrostaal AG zwischen 2004 und 2005 rund 54 430 Meter Schienen und zwei Eisenbahnkrane der Marke KIROW an das indonesische Transport-ministerium. Nach Ablauf einer zwei-jährigen Gewährleistungsperiode über- gab das Unternehmen die Krane An-

fang 2007 endgültig an den Auftrag-geber in Jakarta. Seit ihrer Lieferung im Jahr 2005 wurden die Krane immer wieder von der indonesischen Staats-bahn für die Instandhaltung des Gleis-netzes, aber auch für Bergungs- arbeiten nach Eisenbahnunglücken eingesetzt. Dank der Krane lässt sich die Dauer von Gleis-, Umbau-, und Ber-gungsarbeiten auf den zumeist noch

eingleisigen Strecken in Indonesien stark verkürzen. So kann der Zugbe-trieb in der Regel bald wieder aufge-nommen werden.

Das „Sektorenprogramm Eisenbahn“ leistet einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung des Landes, da es die Mobilität von Menschen und Technik sicherstellt.

Eisenbahn-Krane für Indonesien

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Sarajevo

KROATIEN

Ljubljana

Trieste Zagreb

Oštarije

Split

Adria

Argentiniens Marine setzt auf MAN Technologie

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MELDUNGEN

Die venezolanische Regierung möchte ihr Land zu einem der

führenden Düngemittelproduzenten Lateinamerikas machen. Aus diesem Grund soll eine von der staatlichen Ge-sellschaft PEQUIVEN betriebene alte Düngemittelfabrik in der Karibikstadt Morón durch eine moderne und effi-ziente Anlage ersetzt werden. Bei der öffentlichen Ausschreibung des Pro-jekts setzte sich das Konsortium MAN Ferrostaal, Toyo Engineering und VEC gegen eine Reihe von Mitbewer-bern durch und erhielt den Zuschlag. Der Auftragswert liegt bei einer Milliarde Euro. Der Lieferanteil der MAN Ferrostaal besteht aus der Errich-tung der zum Komplex gehörenden Ammoniakanlage. In diesem Bereich verfügt das Unternehmen bereits durch den Bau der Ammoniakanlagen auf Trinidad über tiefgreifendes Know-how und viel Erfahrung. Ein ausführ-licher Bericht über dieses petrochemi-sche Projekt folgt in der nächsten Aus-gabe DAS ECHO.

Großauftrag in Venezuela

MAN Ferrostaal hat als Generalunternehmer Verträge über den Neubau einer Serie von Hochseeschleppern

abgeschlossen, die bei der Mützelfeldtwerft GmbH in Cux-haven gebaut werden. Die Neubauten werden sowohl im Offshorebereich für Verschleppungen von Ölplattformen als auch zum anchorhandling eingesetzt. Im April wurde die „Taurus“ in Cuxhaven getauft, an die Einschiffsgesell-schaft Harms Offshore AHT „Taurus“ GmbH & Co. KG über-geben und in Dienst gestellt. Wenig später trat die Taurus in Aberdeen die Charter bei BP in der Nordsee an. Das 58 Meter lange und 14 Meter breite Schiff verfügt über eine

Brennstoffkapazität von 1 000 Tonnen Schweröl. Mit einem Trossenzug von 219 Tonnen ist die Taurus zurzeit der stärks-te deutsche Schlepper. Der Hauptantrieb besteht aus zwei MAN Dieselmotoren des Typs 14V32/40 mit einer Gesamt-leistung von 14 000 Kilowatt. Die Verstellpropelleranlage stammt ebenfalls von MAN Diesel. Mit den Schiffen „Janus“ und „Ursus“ folgen in diesem Jahr zwei weitere Schlepper mit jeweils 220 Tonnen Trossenzug. 2008 sollen zwei noch stärkere Schlepper, die „Uranus“ und die „Orcus“, mit jeweils 280 Tonnen Trossenzug an die entsprechenden Einschiffs-gesellschaften geliefert werden.

Deutschlands stärkster Schlepper

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Chile modernisiert seine Flotte. Zwi-schen 2006 und 2008 sollen sie-

ben gebrauchte Fregatten niederländi-scher und britischer Herkunft in Dienst gestellt werden. Um die Schiffe von Land aus mit dem nötigen Strom zu versorgen, sind einige Anpassungen nötig. Die vier Schiffe der Typen Karel Doormann und Jacob van Heemskerck sowie die drei britischen Schiffe vom

Typ 23, verfügen über Generatoren mit einer Frequenz von 60 Hertz. Das chi-lenische Stromnetz dagegen wird mit 50 Hertz gespeist. Folglich mussten die Fregatten bisher auch in ihren Basen über die Bordgeneratoren versorgt wer-den, was einen hohen Dieselverbrauch und enorme Kosten verursachte. Ein modernes System mit rotierenden Fre-quenzumformern soll zu niedrigen

Kosten führen. Das Projekt wird von MAN Ferrostaal Chile in Zusammenar-beit mit der deutschen Firma Piller Po-wer Systems und der chilenischen Emelta S.A. durchgeführt. Zwei Umfor-mer sind bereits in der Marinebasis von Valparaiso in Betrieb. In der Marineba-sis Talcahuano soll Ende 2007 ein wei-terer Umformer mit 1 250 Kilovoltam-per angeschlossen werden.

Auf der richtigen Wellenlänge

Neuer Finanzvorstand

Die MAN Ferrostaal AG hat seit Januar 2007 ein neues Vor-standsmitglied. Michael Beck ersetzt den in den Ruhestand gegangenen Jens Gesinn. Der 43-jährige Diplomkaufmann Beck, der zuvor in verschiedenen führenden Positionen bei MAN Nutzfahrzeuge tätig war, ist verantwortlich für den Be-reich Finance, Accounting, Controlling, Tax und IT.

In Lateinamerika werden jährlich etwa fünf Millionen Tonnen Düngemittel verbraucht.

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MAN Ferrostaal baut für die J&S Bio Energy B.V. eine Biodiesel-

anlage mit einer Jahreskapazität von 200 000 Tonnen im Hafen von Ams-terdam. Der Prozess basiert auf dem international bekannten „Connemann- Verfahren“ für das MAN Ferrostaal die weltweiten Patentrechte besitzt. Bei diesem Anwendungsprozess wird pflanzliches Öl in Fettsäuremethyl- ester umgewandelt und das Endpro-dukt Biodiesel erfüllt die europäische Qualitätsnorm EN 14214. Das „Conne-mann-Verfahren“ ist eine in der Praxis seit vielen Jahren erprobte Technolo-gie, die sich durch gute Produktquali-tät, günstigen Verbrauch und hohe Zuverlässigkeit auszeichnet. Die in

Utrecht/Niederlande ansässige J&S Bio Energy B.V. ist eine Tochtergesell-schaft der internationalen Öl- und Gasunternehmensgruppe J&S Energy S.A. in Warschau/Polen.

MAN Ferrostaal tritt für den Liefer- und Montageteil als Generalunter-nehmer auf. Die Anlage soll im Juli 2008 fertiggestellt werden und ist für eine Kapazität von 600 Tonnen pro Tag ausgelegt. Das Vorhaben stellt eine Gesamtinvestition in Höhe von 42 Millionen Euro dar. Zeitgleich be-findet sich für den polnischen Kun-den Lotos Biopaliwa eine Biodieselan-lage mit einer Jahreskapazität von 100 000 Tonnen im Bau. Die Anlage

wird auf dem Gelände von Lotos Bio-paliwa in Czechowice/Polen errichtet. Die Fertigstellung ist für das 2. Quar-tal 2008 geplant. Das Gesamtinvesti-onsvolumen beläuft sich auf 25 Milli-onen Euro.

Biodieselanlage in Amsterdam

MELDUNGEN

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Biodiesel-Absatz in Deutschland (in t)Quelle: Union zur Förderung von Öl- und Protein-pflanzen e.V. (UFOP)

Im Oktober 2004 erhielt MAN Ferrostaal vom Konsorti-um Koch/Siemens den Auftrag für die Klimatisierung

und Entrauchung von zwei Kraftwerken im syrischen Zay-zoun und Nasserieh. Betreiber der Kraftwerke ist das „Pu-blic Establishment of Electricity for Generation and Trans-mission“, Syriens Stromerzeugungs- und Stromübertra-gungsgesellschaft.

MAN Ferrostaal konnte ihre Kompetenzen im Kraftwerks-bau voll einsetzen. Planung und Umsetzung von heizungs-, lüftungs- und kältetechnischen Systemen verliefen rei-bungslos. Das Projekt wurde im April 2007 schlüsselfertig übergeben. Der Auftragswert belief sich auf 3,7 Millionen Euro.

Der steigende Energiebedarf Syriens macht den Neubau mehrerer Gas- und Dampfkraftwerke (GuD) erforderlich. GuD-Kraftwerke verfügen über einen außerordentlich ho-hen Wirkungsgrad. Sie zeichnen sich durch niedrige Inves-titionen und CO

2-Emissionen aus. Die zwei Kraftwerke wa-

ren von „open“ auf „combined cycle“ erweitert worden. Gas- und Dampfturbinenprozesse sind nun miteinander kom-biniert.

Die Erweiterung der Kraftwerke machte auch den Bau neu-er Funktionsgebäude notwendig. Die Arbeit von MAN Ferrostaal umfasste deshalb sowohl die mechanische als auch die natürliche Be- und Entlüftung von Technikgebäu-den, die Klimatisierung von Gebäuden und Räumen für Schaltanlagen, Verwaltung, Lager- und Werkstätten. Der Auftrag beinhaltete auch die natürliche Entrauchung für Technikgebäude sowie die mechanische Entrauchung für alle anderen Bereiche.

Das Heating Ventilation & Air Conditioning-Konzept sowie die Entrauchung sind mit einer Mess-, Steuer- und Regel-einheit verbunden, die MAN Ferrostaal ebenfalls lieferte. Sie ist in die Gebäudeleittechnik integriert. Nur die siche-ren Abläufe von Klimatisierungs- und Entrauchungspro-

zessen garantieren eine reibungslose Funktion der Anlage – und somit ihre Wirtschaftlichkeit.

MAN Ferrostaal überzeugte mit einer kompletten und in-tegrierten Lösung. Das Know-how der Mitarbeiter und die Flexibilität des Unternehmens ermöglichte darüber hinaus die Einhaltung eines äußerst knappen Zeitplans. Die ersten Lieferungen erfolgten im Dezember 2005, die Fertigstel-lung war fristgerecht im April 2007.

Im März 2007 hat MAN Ferrostaal von der Siemens Power Generation in Wien einen weiteren Auftrag erhalten: die Klimatisierung eines dritten Kraftwerkes in Syrien.

Syrische Kraftwerke „atmen“ mit dem Know-how von MAN Ferrostaal

Das Maschinenhausdach mit 4 x 135 000 m3/h Zuluftanlagen sowie den Windleitflächenlüftern für Erwärmung und Entrauchung

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Die Industriehäfen der Niederlande sind Hot Spots in der Weltwirtschaft.

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Wer Atomkraftwerke still legen will, sieht sich für lange Zeit mit

einem schwierigen Erbe konfrontiert. Nach einer Laufzeit von 21 Jahren wur-de der Versuchsreaktor Jülich, einer der ersten Atomreaktoren Deutschlands, im Jahr 1988 endgültig abgeschaltet. Seither erfolgt der schrittweise Rück-bau des Reaktorgeländes zur „Grünen Wiese“. Eine zentrale Rolle spielt dabei die eigens gebaute Materialschleuse am Reaktorgebäude. Sie dient dem si-cheren Einschluss radioaktiv kontami-nierter Anlagenteile, die in der Schleu-se versiegelt werden. Das Lüftungs- system der Schleuse muss dabei immer wieder den Fortschritten des Rückbaus angepasst werden.

Ende 2004 erhielt MAN Ferrostaal von der Arbeitsgemeinschaft Versuchsre-aktor Jülich den Auftrag zum Bau neu-er lufttechnischer Anlagen und eines Abluftkamins mit Aktivitätsüberwa-chung. Der Auftragswert belief sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Die Anlagen wurden termingerecht Ende 2006 an den Betreiber übergeben.

Die Aufstellung der neuen Be- und Ent-lüftungsanlagen erfolgte innerhalb der Materialschleuse. Hierzu wurde die Abluft der neuen Lüftungsanlage über parallele Filtereinheiten mit Vor- und Schwebstofffilter mit der Abluft der verbliebenen Anlage zusammenge-fasst. Sie entweicht nun über einen neu errichteten 65 Meter hohen Abluftka-min in die Atmosphäre.

Der Kamin selbst verfügt über eine in-tegrierte Aktivitätsüberwachung. Sie ermöglicht die isokinetische Proben-entnahme und kann auch zur Messung des Volumenstromes sowie zur konti-nuierlichen und bilanzierenden Über-wachung der Abluft auf radioaktive Teilchen wie etwa Tritium oder C14 ein-gesetzt werden.

Die Neuinstallation der kompletten Mess-, Steuer- und Regelungstechnik für die lufttechnischen Anlagen erfolg-te ebenfalls durch MAN Ferrostaal. Das Unternehmen führte alle Arbeiten vor Ort ausschließlich mit Personen durch, die über eine besondere Ausbildung im Bereich Strahlenschutz verfügen.

Saubere Luft für eine strahlenfreie Zukunft

Bioschild und Wasserhochbehälter; Materialschleuse mit Abluftkamin

Sobald ein neues Fördergebiet für fossile Brennstoffe ge-funden ist, stellt sich die Frage: Wie kommt das Gas zu

den Verbrauchern – und zwar ebenso schnell wie bedarfsge-recht? Vor diesem Hintergrund beauftragte die zum Teil staatliche thailändische Öl- und Gasgesellschaft PTT Public Company Ltd. MAN Ferrostaal mit der Errichtung einer Kom-pressorstation in Map Tha Put. Gasturbinen-Kompressoren sollen Versorgungsengpässe vermeiden; sie haben vor allem Speicherfunktion.

Die neue Kompressorstation ist Teil des Third Transmission Pipeline Projects, bei dem zwei neu erschlossene Offshore-Gasfelder vor der Küste Thailands durch Pipelines mit den Onshore-Verbrauchern verbunden werden. Nur rund 18 Mo-nate blieben den Experten der MAN Ferrostaal vom Inkraft-treten des Vertrages bis zur mechanischen Fertigstellung der Anlage im Dezember 2006.

Gegenstand des Vertrages waren Ingenieurleistungen und die Lieferung der Ausrüstungen. Hinzu kamen technische Dokumentation sowie das Durchführen von Bau-, Montage- und Inbetriebnahmeleistungen. Über ihre eigens für das Pro-jekt gegründete „Bangkok Branch“ trat MAN Ferrostaal ge-meinsam mit der lokalen Baufirma IBC als offenes Konsorti-um auf. Dabei entfielen 85 Prozent der gesamtschuldneri-schen Haftung auf MAN Ferrostaal und 15 Prozent auf IBC.

Die vertraglichen Verpflichtungen des Konsortialpartners IBC beinhalteten Bau- und Montagearbeiten sowie die Abrech-nung mit dem Kunden. Die anlagenspezifischen Ingenieurs-leistungen erbrachte die in Bangkok ansässige Firma Worley Parsons Ltd. unter der Projektleitung von MAN Ferrostaal.

Um einen reibungslosen Ablauf des Zeitplans zu garantie-ren, wurde die MAN Ferrostaal Project Task Force vollständig in Thailand stationiert. Sie wechselte immer zu den jeweili-gen Hot Spots des Projektes, also nach Bangkok und später nach Map Tha Put. So gelang dem Unternehmen und IBC die punktgenaue Einhaltung des Termins für die mechanische Fertigstellung. Nach einem anschließenden Leistungstest im 30-tägigen Dauerbetrieb nahm der Kunde die Kompressor-station komplett ab.

MAN Ferrostaal ist optimistisch, dass aufgrund der erbrach-ten Leistungen und der anspruchsvollen konstruktiven Zu-sammenarbeit mit dem Kunden PPT eine gute Basis für wei-tere gemeinsame Projekte in Thailand geschaffen wurde.

Bau einer Kompressorstation in Thailand

Technische Daten

Durchsatz: 1 200 MMSCFD Gaseingangsdruck/-temperatur: 42 bar(g) bei +35 °C Gasausgangsdruck/-temperatur: 86 bar(g) bei < +52 °C Turbinen/Kompressoren: 3 x 21 MW Gasturbinen RB211

6562 DLE (Rolls-Royce) mit RB45 Zentrifugal-Kompressoren (MAN TURBO); Turbinen werden mit Gas aus Import-Pipeline betrieben

Design: 3 Kompressoren (2 in Betrieb, 1 in Stand-by) mit saugseitigen Gasfiltern und druckseitigen Gas-kühlern sowie separatem Fackel-system

Energieversorgung: Transformator in bestehender Sub-station plus Dieselgenerator für Notstrom

Kontrollsystem: Digital Control System (DCS) und Electro Static Discharge (ESD) mit lokaler Bedienung und Fern-steuerung vom Kontrollraum

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MELDUNGEN

Termingerechte Fertigstellung der Kompressorstation in Map Tha Put

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Koch de Portugal gilt seit über 25 Jahren als Know-how-Träger im Kraftwerksbau und hat einen ausge-zeichneten Ruf in der Branche. Die rund 130 Mitar-

beiter des Unternehmens mit Sitz in Lissabon und einer Nie-derlassung in Saarlouis sind auf die Projektierung und Ab-wicklung von industriellen Großprojekten spezialisiert. Koch de Portugal setzt dabei sowohl auf konventionelle als auch auf alternative Technologien. Gebaut werden Diesel-, Gas- und Dampfkraftwerke, solarthermische Kraftwerke so-wie Anlagen für petrochemische Produkte und zur Herstel-lung von Biokraftstoffen.

Gerade in den letzten drei Bereichen, vor allem bei den boo-menden Renewables, wollen die Portugiesen von der Zusam-menarbeit mit MAN Ferrostaal profitieren. Koch de Portu-gal bietet zum Beispiel Engineering- und Bau-Leistungen, die Lieferung von Abhitzekesseln sowie diversen Haupt- und Nebenanlagen und sorgt für Montagen und Inbetrieb-nahmen. Das Unternehmen ist als hochprofessioneller EPC-

Kontraktor bekannt. Wie MAN Ferrostaal arbeitet Koch de Portugal in internationalen Konsortien und beteiligt sich zum Teil auch selbst an der Finanzierung von Projekten. Synergien in der Arbeitsweise beider Unternehmen sind of-fensichtlich. Sie sollen künftig bei der Akquise und Durch-führung von Projekten genutzt werden.

Die Geschäftsführer von Koch de Portugal, Lothar R. Som-born, Dieter W. Frank und Jean Claude Hecht, berichten direkt an den Vorstand der MAN Ferrostaal AG. Die Zu- sammenarbeit mit den einzelnen Business Units der MAN Ferrostaal erfolgt je nach Bedarf innerhalb der ver-schiedenen Projekte. Ein Schwerpunkt soll etwa auf dem Bau von solarthermischen Kraftwerken liegen; im spanischen Almería hat MAN Ferrostaal derzeit mit Partnern eine erste Demonstrationsanlage gebaut, die auf Basis der kosten-günstigen Fresnel-Technologie arbeitet. Bei künftigen Pro-jekten kann der Essener Konzern nun auf die Unterstützung von Koch de Portugal zurückgreifen.

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Wer im internationalen Wettbewerb bestehen will, muss darauf achten, seine Kompetenzen beständig zu ergänzen und für gesundes Wachstum zu sorgen. Mit dem Kauf des renommierten Anlagenbauers Koch de Portugal Lda. gelang es, nicht nur die Kompetenzen der MAN Ferrostaal in der Sparte Projects zu stärken, auch Koch de Portugal profitiert als neues Mitglied der MAN Gruppe. Mehrheitsgesellschafter des Unternehmens war bis dahin, neben zwei anderen Eigentümern, die Koch Transporttechnik GmbH. Der Kaufvertrag wurde am 26. März 2007 unterzeichnet.

MAN Ferrostaal übernimmt Anlagenbauer Koch de Portugal

FORUM

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Ribatejo – Fahrplan eines Erfolgsprojekts

März 2002 Die Einrichtung der Baustelle beginnt.

Mai 2002 Start der Bauarbeiten am Doppelkühlturm für die ersten beiden Kraftwerk-Blöcke.

Dezember 2002 Gasturbine, Dampfturbine und Kondensator treffen ein – am nahezu vollständig eingekleide-ten Maschinenhaus steht der fest installierte 370-Tonnen-Kran für die Montage bereit.

März 2003 Bis zu 1 000 Arbeitskräfte in der Spitze sind an den Gewerken beschäftigt. Die Vollentsalzungsanlage und die Kühlwasseraufbereitung sind weitestgehend fertigges-tellt, am Kühlturm läuft die Montage des Rieselwerks und der Lüfter. Auch der Abhitzekessel bekommt sein Innenleben: Insgesamt werden hier am Ende allein innerhalb eines Kessels 40 Kilometer Rohre in eng geschlungenen Windungen verbaut.

Mai 2003 Stück für Stück wächst der Kamin des Abhitzekessels auf seine endgültige Höhe von 75 m.

September 2003 Alle Bauarbeiten an Kühlturm, Abhitzekessel, Maschinenhaus, der Kühlwasser-Aufbereitung und sonstigen Gewerken für Block 1 sind abgeschlossen. Am 5. September wird die Gasturbine gezündet, eine Woche später gehen die ersten 16 Megawatt Strom ins Netz. Die Inbetriebnahme der Dampfturbine erfolgt ebenso reibungslos.

Dezember 2003 Block 1 des Kraftwerks Ribatejo läuft auf voller Leistung. Block 2 ist kurz vor der Fertigstellung.

März 2004 Die aktuelle Betreibergesellschaft Companhia Portugesa de Produçã de Electricidade, S.A. (CPPE) zieht die Option auf den 3. Block. Ziel ist eine Fertigstellung bis Ende Februar 2006.

April 2004 Am 20. April übergibt der portugiesische Premierminister Dr. José Manuel Durão Barroso den ersten der drei Kraftwerksblöcke feierlich seiner Bestimmung.

Oktober 2004 Block 2 des Kraftwerks geht reibungslos in den kommerziellen Betrieb.

Juli 2005 Am 18. Juli wird die Gasturbine des 3. Blocks gezündet, die Warminbetriebnahme beginnt. Bereits im August werden während des Ausblasens der Dampfleitungen die ersten 80 Megawatt ins Netz geleitet.

September 2005 Block 3 ist mit voller Leistung am Netz.

Das Kraftwerk Ribatejo wurde vom POWERmagazin als eine der „Top Plants 2004“ weltweit nominiert (Ausgabe Juli/August).

Der Zusammengang mit MAN Ferrostaal bietet Koch de Por-tugal nicht nur inhaltlich, sondern auch geografisch eine Er-weiterung der Perspektiven. Bislang führte die legendäre portugiesische Entdeckermentalität das Unternehmen nach Nigeria, Jordanien, Mauretanien und Syrien. Darüber hin-aus verfügt Koch de Portugal auch über Erfahrungen in Bra-silien, Venezuela, Thailand und Malaysia. Gemeinsam mit MAN Ferrostaal arbeitet Koch de Portugal derzeit an Projek-ten im Iran, in Venezuela und in Argentinien. Aber auch in-nerhalb des eigenen Heimatlandes Portugal will das Unter-nehmen gemeinsam mit MAN Ferrostaal neue Märkte er-obern – etwa im Bereich der Bioethanolanlagen.

Auf unterschiedlichen Ebenen ergeben sich damit für beide Unternehmen Win-win-Situationen, in denen sie ge-genseitig vom exzellenten Ruf des anderen profitieren. Berührungspunkte auf direkter und indirekter Ebene gab es zwischen Koch de Portugal und MAN Ferrostaal schon seit Langem.

Koch de Portugal verfügt über ausgezeichnete Referenzen. So errichtete das Unternehmen Ende der 90er Jahre das ers-te Gas- und Dampfturbinenkraftwerk Portugals. Zu den jüngsten Prestigeobjekten gehören der Bau und die Inbe-triebnahme des Großkraftwerks Ribatejo. Das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk, 30 Kilometer von Lissabon ent-fernt, wurde 2006 fertiggestellt. Es verfügt über eine Leis-tung von drei mal 400 Megawatt. Koch de Portugal wickel-te den Auftrag der portugiesischen Elektrizitätsgesellschaft Termoeléctrica do Ribatejo S.A. im Konsortium mit Siemens ab. Der Projektumfang betrug rund 500 Millionen Euro, von denen Koch de Portugal rund die Hälfte als Verantwortung übernahm.

Qualität und Ergebnis übertrafen bei Ribatejo die Erwartun-gen des Auftraggebers bei weitem: Der Leistungstest des letzten Blocks fand drei Monate vor dem vereinbarten Ter-

min statt. Zudem erhielt das Ribatejo-Team eine Auszeich-nung für zwei Millionen unfallfreie Mannstunden. Passen-de Aufgabenverteilungen und optimierte Ablaufgestaltun-gen machten die Ausführungsphase zu einem vollen Erfolg. Das Projekt Ribatejo gibt Einblick in die Leistungsfähigkeit von Koch de Portugal. Ein ausgesprochener Teamgeist so-wie das Bekenntnis zu Effizienz und Qualität sind sowohl der MAN Ferrostaal als auch Koch de Portugal eigen.

Flache Hierarchien, kurze Wege und ein differenziertes Qua-litätsmanagementsystem zeichnen beide Unternehmen aus. Koch de Portugal ist seit Juni 2007 offiziell nach der EN ISO 9001:2000 zertifiziert. Die eigene Zertifizierung des Un-ternehmens war nach der Trennung vom „Mutterhaus“ not-wendig geworden und konnte binnen eines halben Jahres erlangt werden. Zudem ist Koch de Portugal nach dem Boi-ler and Pressure Vessel Code der American Society of Me-chanical Engineers (ASME) zertifiziert. Der „ASME-Code“ gilt als das führende Regelwerk zu Druckgeräten und Kompo-nenten. Das Zertifikat erlaubt Koch de Portugal, Kessel auch auf Montageständen zu bauen. Eine Zertifizierung für den Safety-Bereich strebt die Geschäftsführung in den kommen-den Monaten an.

Die Mitarbeiter von Koch de Portugal und MAN Ferrostaal sehen den Zusammengang der Unternehmen äußerst posi-tiv. Für Koch de Portugal bietet sich die Chance, gemeinsam mit einem starken Partner das eigene Geschäft auszubau-en. Im Rahmen eines gesunden Wachstums denkt die Ge-schäftsführung bereits jetzt über Neueinstellungen nach. MAN Ferrostaal profitiert nicht nur vom Know-how und Re-nommee des portugiesischen Unternehmens, sondern kann auch seinen Pool hoch qualifizierter Fachkräfte erweitern. Diese Ergänzung ist gerade vor dem Hintergrund von Eng-pässen auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure sehr wertvoll: Die Erfahrung der Koch de Portugal Mitarbeiter fließt direkt in das laufende Geschäft der MAN Ferrostaal ein.

FORUM

16

Hier ist Koch de Portugal stark: Nigeria, Iran, Jordanien, Mauretanien, Syrien, Brasilien, Argentinien, Venezuela, Thailand, Malaysia.

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18 19DAS ECHO August 2007

Zentrale Adresse in ChinaIn China kann die MAN Gruppe auf eine mehr als hundert-jährige Tradition zurückblicken. In der Hauptstadt Peking sind alle vier Teilkonzerne in ein gemeinsames Gebäude ge-zogen. Das MAN Haus Peking ist die zentrale Adresse für die geschäftlichen Aktivitäten von MAN im Reich der Mitte. Zur-zeit baut MAN TURBO in Changchou, 150 Kilometer südlich von Shanghai, eine Servicewerkstatt für Turbomaschinen, in der bis zu 300 Arbeitsplätze entstehen werden. MAN Nutzfahrzeuge betreibt ein Trucknology Center in Peking.

MAN Ferrostaal als WegbereiterMit ihren internationalen Netzwerken und interkulturellen Erfahrungen dient die MAN Ferrostaal als Wegbereiter für die anderen MAN Teilkonzerne im Ausland. „Mit unseren Strukturen, Einrichtungen und Kenntnissen schaffen wir die Grundlage für wichtige Geschäfte. Will beispielsweise

MAN Diesel einen Mitarbeiter nach Argentinien entsenden, so kümmern wir uns um alle organisatorischen Dinge“, sagt Martin Everding. Das Internationalisierungskonzept ver-spricht eine eindeutige Markendarstellung und nachhalti-ge Verbesserung der Marktpräsenz von MAN als Gruppe. „Durch die Arbeit der MAN Häuser wird der gesamte Kon-zern im Ausland besser wahrgenommen“, so Everding. Das erste MAN Haus eröffnete 2006 in Mexiko-Stadt. Die Eröff-nungen der Häuser in Peking und Dubai stellen zwei wich-tige Meilensteine in der Internationalisierungsstrategie der MAN dar. Drei weitere Ereignisse stehen Ende 2007 an. Dann nämlich sollen die MAN Häuser in Lima, Kuala Lum-pur und Jakarta offiziell ihre Pforten öffnen, bevor Anfang 2008 Teheran und Moskau folgen. Bis Ende 2008 ist die Er-öffnung einer Reihe von weiteren MAN Häusern unter der koordinierenden Führung von MAN Ferrostaal geplant.

Grundsteinlegung für ein neues Aluminiumfolienwalzwerk: Thomas Buschmann, Leiter des MAN Hauses Peking, und Hu Jun, Präsident von Kunshan Aluminium

DREHSCHEIBE MAN

Die MAN Gruppe will in Zukunft in Wachstumsmärk-ten ihre Kräfte bündeln und Synergien nutzen. Wo bisher die einzelnen Teilkonzerne separat agierten,

sollen zentrale Adressen entstehen, die alle Teilkonzerne in einem Haus versammeln. „Die MAN Häuser sind ein sicht-bares Zeichen der Stärke unseres Konzerns und die Tür in die Produktwelt der gesamten Gruppe“, sagt Martin Ever-ding, bei MAN Ferrostaal verantwortlich für die neue MAN Sales and Service Platform. Vorreiter diese Konzepts sind, neben dem MAN HAUS Mexiko, die im Juni dieses Jahres eröffneten MAN Häuser in Dubai und Peking. Die MAN Häuser bieten innovative, ganzheitliche Konzepte aus ei-ner Hand und erhöhen damit die Dienstleistungstiefe für den Kunden. An der Homebase ist MAN Beratungspartner, nicht bloß Verkäufer von Produkten und Industriedienst-leistungen. Dadurch generiert der Konzern einen Mehrwert für den Kunden.

Mehr als ein neues BüroDie MAN Middle East FZCO hat in Dubai eine Etage eines modernen Bürokomplexes angemietet. Diese neuen Räum-lichkeiten sind weit mehr als nur ein neues Büro – sie bil-

den das MAN Haus Dubai. Es soll zu einem Vertriebskno-tenpunkt für MAN Nutzfahrzeuge in der Region werden. Während MAN Nutzfahrzeuge sich um die Lieferung von Bussen und LKWs kümmert, wird MAN Ferrostaal deren Vertrieb und Service regeln. Auch die regionalen Vertretun-gen MAN TURBO und MAN Diesel sind bereits in das MAN Haus Dubai eingezogen.

One Face to the MarketOne face to the market – so lautet das Motto der neuen Internationalisie-rungsstrategie von MAN. In sogenannten MAN Häusern sollen zukünftig die Landesvertretungen aller Teilkonzerne unter einem Dach vereint wer-den. In Lateinamerika, dem Nahen- und Mittleren Osten, Afrika sowie Süd-ostasien sind 19 solcher zentralen Anlaufstellen des Konzerns geplant. Die MAN Häuser sind gelebte Globalisierung für internationale Kunden und Partner. Im Rahmen dieses Internationalisierungsprozesses nimmt die MAN Ferrostaal als Vermittler, Organisator und Ansprechpartner eine füh-rende Rolle ein.

Kunden aus dem Oman bei der Eröffnungsfeier

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Osten für die MAN Gruppe besonders attraktiv. Auch die Zu-sammenarbeit vor Ort funktioniert sehr gut, wie Alexander Smola berichtet: „Unsere Partner im arabischen Raum sind sehr ganzheitlich aufgestellt und arbeiten hochprofessio-nell. Mit dem bisher Erreichten haben wir uns in der Region einen guten Ruf erworben. So ist MAN beispielsweise in vie-len Märkten der führende LKW-Hersteller geworden.“ Zur Qualifizierung der Mitarbeiter gibt es Schulungen in Dubai, Speziallehrgänge in Deutschland und sogar einen mobilen Schulungs-LKW.

Größte Einzelinvestition auf der arabischen HalbinselUnter den MAN Ferrostaal Aktivitäten in der Region zählt der Bau der Methanolanlage MO3000 in Oman momentan zu den prestigeträchtigsten Projekten. Die Anlage mit einem In-vestitionsvolumen von rund 400 Millionen US-Dollar ist der-zeit die größte Einzelinvestition auf der arabischen Halbin-sel und soll jährlich über eine Million Tonnen Methanol pro-duzieren. Die Fertigstellung ist für das 3. Quartal 2007 ge-plant. Kunde ist die Oman Methanol Company LLC (OMC).

Neustrukturierung des Dubaier NahverkehrsDarüber hinaus bietet MAN Middle East nahezu die kom-plette MAN Nutzfahrzeuge Palette an, darunter auch Son-derfahrzeuge wie Flughafenbusse und Feuerwehrfahrzeuge sowie Cateringfahrzeuge. MAN profitiert von der komplet-ten Neustrukturierung des öffentlichen Nahverkehrs der ex-pandierenden 2,6-Millionenmetropole Dubai: Die Stadt hat 400 Busse der Marke Neoplan geordert, die größtenteils

2008 ausgeliefert werden sollen. Das Auftragsvolumen be-wegt sich im dreistelligen Millionenbereich. Dubai deckt au-ßerdem die gesamte Spanne der MAN Ferrostaal Aktivitäten in der Region ab. Insgesamt werden die MAN Aktivitäten für 16 schnell wachsende Märkte von Dubai aus gesteuert. Moving Middle EastDie feierliche Eröffnung des von MAN Ferrostaal geleiteten MAN Hauses fand am 17. Juni unter dem Motto „Moving Middle East“ statt. Die neue Konzernvertretung in Dubai be-findet sich in der Dubai Airport Freezone. Zurzeit gibt es in Dubai drei verschiedene Freihandelszonen: Die Jebel Ali Freezone, die Dubai Airport Freezone sowie die Dubai Tech-nology, Electronic Commerce & Media Freezone. Die Nieder-lassung in einer solchen Zone bietet ausländischen Investo-ren die Gelegenheit, eine eigene Niederlassung ohne die sonst in den Vereinigten Arabischen Emiraten übliche loka-le Beteiligung zu gründen. Eine FZCO gilt in den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Gegensatz zu einer Zweignieder-lassung, als juristische Person mit eigener Rechtspersönlich-keit und ist mit einer GmbH vergleichbar. Die MAN Middle East FZCO sieht sich primär für die arabische Halbinsel zu-ständig. Hinzu kommen noch vereinzelte Staaten benach-barter Regionen wie beispielsweise nord- und ostafrikani-sche Länder sowie die kaspische Region.

Weitere Informationen zum MAN Haus Dubai unter www.man-middleeast.com

21DAS ECHO August 2007

DREHSCHEIBE MAN

„Für die nächsten Jahre sind wir voll ausgelastet. Wir arbeiten im Moment an diversen lukrativen Pro-jekten in Ländern wie Oman, Saudi-Arabien oder

Katar. Schon bald werden sicherlich noch einige mehr folgen. Unsere diversifizierte Produktpalette passt sehr gut in die ara-bische Region“, berichtet Alexander Smola, General Manager der MAN Middle East Freezone Company (FZCO) und Leiter des MAN Hauses in Dubai. Die 53 Mitarbeiter in der Boom-stadt der Vereinigten Arabischen Emirate bedienen einige der wichtigsten Wachstumsmärkte der MAN AG im Nahen- und Mittleren Osten. Die neuen Räumlichkeiten am Dubaier Flug-hafen sind somit mehr als nur ein neues Bürogebäude für die 2006 von MAN Nutzfahrzeuge und MAN Ferrostaal gegrün-dete MAN Middle East FZCO. Das neue MAN Haus schafft Syn-ergien für den gesamten Konzern. Anstatt wie bisher in der Region separat zu agieren, können die MAN Teilkonzerne ihre Kräfte nun besser bündeln.

Hochprofessionelle Partner vor OrtAufgrund des hohen Investitionsvolumens ist der Mittlere

„Wir haben einen guten Ruf in der Region“

Die MAN AG bündelt die Kompetenzen ihrer Teilkonzerne in Middle East und nutzt somit Synergien in einem prosperierenden Wirtschaftsraum. Das neue Haus in Dubai bedient 16 wichtige Länder und ist für jeden Ge-schäftspartner im Mittleren Osten eine wertvolle zentrale Anlaufstelle.

20

Sitz des MAN Hauses in Dubai

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Dieses Servicezentrum für Nutzfahrzeuge ist nach mo-dernsten internationalen Standards konzipiert und setzt neue Maßstäbe für ähnliche Einrichtungen im asiatischen Raum. Anfang 2007 wurden überdies die Lizenzvereinba-rungen für den Bau von MAN Diesel Zweitaktmotoren mit lokalen Partnern verlängert sowie eine zusätzliche Lizenz-vereinbarung abgeschlossen. Und in Changzhou in der Provinz Jiangsu errichtet die MAN TURBO ein Werk für Pro-duktion und Service.

Spezialisten vor OrtDas neue MAN Haus in Peking trägt dazu bei, die Arbeit des Konzerns in China erheblich zu erleichtern, sagt Thomas Buschmann: „Wer erstmals auf uns aufmerksam wird oder seine bereits bestehenden Geschäftskontakte zu uns in an-dere Unternehmensbereiche ausdehnen möchte, braucht sich nur an eine zentrale Stelle zu wenden. Wer zu uns kommt, wird qualifiziert über die verschiedenen Kooperationsmög-lichkeiten informiert. Wenn es ins Detail geht, übernehmen die Spezialisten aus den verschiedenen Teilkonzernen.“

MAN Ferrostaal bringt Partner aus China und dem Ausland zusammen und kooperiert in Richtung Verkauf nach China seit vielen Jahren mit hochkarätigen Maschinenbauern wie Achenbach Buschhütten, Schuler und der Schweizer ERNST GROB AG. Angesichts greifbarer Qualitätssteigerungen soll die Zusammenarbeit mit chinesischen Lieferanten und Dienst-leistern verschiedener Industriezweige für die Versorgung an-derer MAN Ferrostaal Märkte in Zukunft stark wachsen.

Zur Homepage des MAN Hauses Peking gelangen Sie über: www.man-china.com

Bei der Eröffnungsfeier am 7. Juni hielt der Vorstandsvorsitzende der MAN Ferrostaal, Dr. Matthias Mitscherlich, die Eröffnungsrede vor mehr als 200 Gästen.

„We are committed to China“ lautete das Motto der Eröffnungsfeier: Seit mehr als 100 Jahren beliefert MAN die chinesische Industrie.

23DAS ECHO August 2007

DREHSCHEIBE MAN

Mehr als hundert Jahre MAN Tradition in China

Kaum ein Land der Erde wächst wirtschaftlich schnel-ler als China: 10,6 Prozent betrug der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts 2006. Für 2007 sind ähnli-

che Zahlen zu erwarten. Der MAN Konzern möchte dieses enorme Potenzial nutzen und sich auf dem chinesischen Markt besser positionieren. Daher wurde im Juni unter dem Motto „We are committed to China“ das neue MAN Haus in der Hauptstadt Peking eröffnet.

Im Reich der Mitte blickt der MAN Konzern auf eine lange Tradition zurück. Die Unternehmensgruppe beliefert seit mehr als 100 Jahren die chinesische Industrie mit hochwer-tigen technischen Produkten und Dienstleistungen. Dieses Geschäft soll in Zukunft weiter ausgebaut werden. Thomas Buschmann, Sprecher des neuen MAN Hauses und Leiter der MAN Ferrostaal in Peking, hat große Erwartungen an die Einrichtung: „Ich hoffe, wir können uns durch regelmä-ßigen Informationsaustausch und ein gemeinsames Vor-gehen weitere Geschäftspotenziale erschließen, und den Kontakt zu Kunden und Partnern intensivieren.“

Symbolische SchlüsselübergabeBei der Eröffnungsfeier am 7. Juni übergab der MAN Vor-stand und MAN Ferrostaal Vorstandsvorsitzende, Dr. Mit-scherlich, den symbolischen Schlüssel an Thomas Busch-mann. Mehr als 200 Gäste besuchten die Zeremonie und feierten das neue Pekinger MAN Haus. Auch die chinesische Presse zeigte großes Interesse an dem Event.

Neues Trucknology CenterTatsächlich bieten sich auf dem chinesischen Markt gute Chancen für den Konzern: Erst im vergangenen Jahr stärkte MAN das Nutzfahrzeug-Geschäft durch die Eröffnung eines Trucknology Centers in der Nähe des Pekinger Flughafens.

Hochmodern: das neue MAN Haus in Peking

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Rekord-Investition auf Trinidad

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PROJECTS

24 25DAS ECHO August 2007 25

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27DAS ECHO JULI/2007 27

Wirtschaftsboom im Inselstaat

und Erdgas konzentriert) unterstützt hat, steht jetzt die Downstream-Industrie (in der das Erdgas verarbeitet und veredelt wird) im Fokus, denn hiervon profi tiert das Land noch deutlich mehr.

Auch MAN Ferrostaal erweitert mit dem Anlagenkomplex ihr Produktspektrum. Baute das Unternehmen im Bereich Petrochemie in der Vergangenheit hauptsächlich Anlagen zur Herstellung von Ammoniak, Methanol, Kraftstoffen und Basischemikalien, so kommen jetzt mit Dünger und Melamin noch zwei weitere Grundstoffe hinzu. Um diesen Schritt realisieren zu können, hatte MAN Ferrostaal 2006 die italienisch-luxemburgische Eurotecnica übernommen, ein Unternehmen, das über die einzige zurzeit freie Lizenz für die Produktion von Melamin verfügt.

Der neue Anlagenkomplex hat eine hohe Bedeutung für die Betreibergesellschaft MHTL, denn das Unternehmen erweitert dadurch sein Produktspektrum. Waren die Akti-vitäten bislang auf die Produktion von Methanol konzen-triert, stellen Melamin und AHL eine weitaus höhere Ver-edelungsstufe des Ausgangsstoffes Erdgas dar, die eine grö-ßere Wertschöpfung beinhaltet. Dies ist nicht nur gut für das Unternehmen, sondern auch für das Land, denn mit der steigenden Wertschöpfung entstehen auch zusätzliche Arbeitsplätze.

Der neue Anlagenkomplex ist ein wichtiger Schritt auf Tri-nidads Weg, eine Industrienation zu werden. Diesen Status will Trinidad & Tobago bis 2020 offi ziell erreichen. Wäh-rend das Land in den 70er Jahren insbesondere die Upstream-Industrie (die sich auf die Förderung von Erdöl

Höhere Wertschöpfung im Land

Ab 2009 sollen in dem neuen petrochemischen Kom-plex auf Trinidad täglich 4 300 Tonnen Flüssigdün-ger und 180 Tonnen Melamin hergestellt werden.

Über zwei nahegelegene Häfen werden die beiden Produk-te in Tank- beziehungsweise Containerschiffe verladen und exportiert – hauptsächlich in die USA und nach Europa. Der Ausgangsstoff Erdgas, mit dem die Anlagen versorgt wer-den, liegt in großen Vorkommen vor der Küste Trinidads. Eine Reihe privater und staatlicher Unternehmen fördern das Gas und stellen es für die petrochemische Industrie, die Gasverfl üssigung, die Stahlindustrie und die Energieerzeu-gung der Insel zur Verfügung. Auf Basis des heutigen Ge-samtverbrauchs reichen die nachgewiesenen und vermes-senen Lagerstätten für rund 50 Jahre – neu entdeckte und vermutete Gasfelder noch nicht mit eingerechnet.

Bei dem neuen petrochemischen Komplex ist MAN Ferrostaal verantwortlich für die komplette Errichtung der sieben Anlagen, also für Engineering, Lieferung aller Kom-ponenten und den Bau. Das Unternehmen übernimmt die

Garantie für die fristgerechte Fertigstellung und die Einhal-tung der Kosten. Nachdem alle Anlagen, die MAN Ferrostaal bislang auf Trinidad gebaut hat, innerhalb des Zeit- und Kostenplans – und zum Teil noch vor der Zeit – fertig wur-den, sind die Aussichten für einen erfolgreichen Projekt-verlauf gut.

Die Bauzeit des Industriekomplexes ist auf 34 Monate an-gesetzt. Der erste Teil der Anlagen, in dem Ammoniak her-gestellt wird, soll schon nach 28 Monaten fertig sein und die Produktion aufnehmen. Der zweite Teil des Anlagen-komplexes, die Anlage zur Herstellung von AHL (Ammoni-ak-Harnstoff-Lösung) und zwei Melaminanlagen, werden im Anschluss bis 2009 errichtet. Melamin ist ein Pulver, das zu Melaminharzen weiterverarbeitet wird. Eingesetzt werden diese Harze vor allem bei der Oberfl ächenverede-lung in der Automobil- und Möbelindustrie und als Kleb-stoff in der Holzindustrie.

Einen Milliardenauftrag führt MAN Ferrostaal derzeit für die Methanol Holdings Trinidad (MHTL) aus. Auf der Karibikinsel errichtet das Unterneh-men einen Anlagenkomplex zur Herstellung von Düngemitteln und Melamin. Er besteht aus sieben einzelnen Anlagen und stellt ein Investi-tionsvolumen von 1,5 Milliarden US-Dollar dar – die bisher größte rein private Einzelinvestition auf der Insel.

2626 DAS ECHO August 2007

PROJECTS

Downstream-Kompetenz

(nur C2-Ethane)

H2

AN

Melamine

AUM

MEOH

Form-aldehyde

DME

MTO

M to Power

GTL

Acetic Acid

MTG

Fuel Cell

LNG Ethylene

Poly-ethylene

NH3

NA

Urea

UAN

Natural Gas

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2929DAS ECHO August 2007

Der Aufbau des Anlagenkomplexes folgt der Intensität der Wertschöpfung. Sein Bau erfolgt nach den modernsten um-welt- und sicherheitstechnischen Richtlinien. Aus dem Roh-stoff Erdgas wird zunächst Ammoniak (NH3) gewonnen, das zusammen mit dem dabei entstehenden Kohlendioxid (CO2) anschließend in Harnstoff-Lösung ((NH2)2CO) umgewandelt wird. Harnstoff ist Ausgangsstoff sowohl für Düngemittel als auch für Melamin. In der AHL-Anlage wird zuerst aus Am-moniak und dem Sauerstoff aus der Umgebungsluft Salpe-tersäure (HNO3) erzeugt, welche in einem zweiten Verfah-

rensschritt mit Ammoniak neutralisiert wird, wobei Ammo-niumnitrat (NH4NO3) entsteht. Dieses wird abschließend mit der Harnstoff-Lösung zu AHL als eines der Hauptpro-dukte des Anlagenkomplexes abgemischt. AHL zeichnet sich durch einen hohen Stickstoffanteil (typisch 32 Ge-wichtsprozent) aus.

Der zweite Anlagenteil dient der Herstellung von Melamin. Melamin ist chemisch gesehen relativ einfach aufgebaut. Hier reagiert „nur“ reiner Harnstoff, gewonnen aus der ein-

Der neue Anlagenkomplex im Aufbau

2828

PROJECTS

gedickten Harnstoff-Lösung aus der Harnstoff-Anlage, un-ter Druck und Temperatur zu Melamin. Ammoniak und Koh-lendioxid werden dem Prozess nur in geringen Mengen zur Regulierung des chemischen Gleichgewichtes und zur Rei-nigung des Reaktionsproduktes zugesetzt. Den Melamin-Prozess von Eurotecnica zeichnet aus, dass sämtliche bei der Reaktion entstehenden und auch dem Prozess zugesetzten Ammoniak- und Kohlendioxid-Mengen wieder dem Harn-stoffprozess als Einsatzstoff zugeführt werden. Der techni-sche Prozess dahinter ist jedoch sehr komplex.

Chemische Herstellungsprozesse

H H

N

H

H HH HH HH H

NNNN

HHHH

O

C

H2N NH2

O O O

C C C C

HHHH2222N NHN NHN NHN NH2222

O

N+

-O OH

OOOO

N N N N++++

- - - -O OHO OHO OHO OHO OHO OHO OHO OH

H

N+

H H H

O

N

O O

+ -HHHH

N N N N++++

H HH HH HH HH HH HH HH H H H H H

OOOO

NNNN

O OO OO OO OO OO OH HH H

++++

O OO O

----

AMMONIAK-HERSTELLUNG KAAP-Pocess (KBR, USA)(Druck = 90 barg und Temperatur = 400°C) 3 H2 + N2 2 NH3 + Reaktionswärme

HARNSTOFF-HERSTELLUNG ACES21 Process (Toyo Engineering Corporation, Japan)(Druck = 150 barg und Temperatur = 180°C)

2NH3 + CO2 (NH2)2CO + H2O - Reaktionswärme

AHL-HERSTELLUNG

A) SALPETERSÄURE-HERSTELLUNG Dual Pressure Process (Uhde GmbH, Deutschland) (Druck = 4–6 / 10–12 barg und Temperatur = 890°C)

(I) 4 NH3 + 5 O2 4 NO + 6 H2O (II) 2 NO + O2 2 NO2

(III) 3 NO2 + H2O 2 HNO3 + NO

B) AMMONIUMNITRAT-HERSTELLUNG Vacuum Neutralisation (Uhde GmbH, Deutschland) (Druck = 0,35 bar abs. und maximale Temperatur = 145°C)

NH3 (Gas) + HNO3 (wässrig)

NH4NO3(wässrig) + Reaktionswärme

C) AMMONIUMNITRAT-HARNSTOFF-LÖSUNG (AHL) Mixing Unit (Uhde GmbH, Deutschland)

Ammoniumnitrat-Lösung + Harnstoff-Lösung AHL

MELAMIN-HERSTELLUNG Non Catalytic Process (Eurotecnica, Italien)(Druck = 80 barg und Temperatur = 380°C)

6 (NH2)2CO C3H6N6 (Melamin) + 3 CO2 + 6 NH3 - Reaktions-wärme (Rückführung von NH3 und CO2 zur Harnstoff-Anlage)

N

2HN-C C-NH2

N N

C NH2

N N N N

2222HN-C C-NHHN-C C-NHHN-C C-NHHN-C C-NHHN-C C-NHHN-C C-NHHN-C C-NHHN-C C-NHHN-C C-NHHN-C C-NHHN-C C-NHHN-C C-NHHN-C C-NHHN-C C-NH2222

N NN NN NN NN NN NN NN NN NN NN NN NN NN N

C C C C

NH NH NH NH2222

HN-C C-NHHN-C C-NH

N NN N

AHL Anlage

903 NH3 und 1306 CO2Erdgas

AHL-32-Lösung

Melaminpulver

413 tato NH3

1905 tato AN als 91%ige

Lösung

fl üssiges Ammoniak

576 tato Harnstoff als 70%ige Lösung

106 tato NH3 und 8 tato CO2

839 tato NH3

Normal 4 274 tatoDesign 4 300 tato

Normal 180 tatoDesign 180 tato

Normal 0 tatoDesign 1 850 tato

426 tato NH3

rückgeführte Lösung,äquivalent zu 280 tato NH3,

230 tato CO2 und Rest Wasser

1500 tato Salpetersäure

als 60%ige Lösung

1500 tato Harnstoff als 70%ige Lösung

Ammonium-Nitrat- Lösunganlage

1905 tato (100%)

AHL-Misch-Tank4274 tato (AHL 32)

Melaminanlage 290 tato Melamin

Melaminanlage 190 tato Melamin

Harnstoff-Lösung- anlage

2 076 tato Harnstoff als 70%ige Lösung

AUM-Ammoniakanlage1850 tato NH3 und 2 270 tato CO2

Salpetersäureanlage1500 tato (100%) 2500 tato (60%)

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PROJECTS

Melaminharze sind UV-beständig, feuer-, wasser-, schlag- und kratzfest und eignen sich daher für ein breites Spek-trum von Oberflächenveredelungen. Wichtig sind Melamin-harze für die Holz- und Möbelindustrie. Bei der Produktion von Laminatböden beispielsweise stellt Melaminharz die eigentliche Oberfläche des Bodens dar. Häufig wird es auch in der Holzindustrie als Klebstoff verwendet. Daneben ha-ben Melaminharze auch einen hohen elektrischen Wider-standswert und werden deshalb als Isolierelemente in der Elektroindustrie eingesetzt. Auch die Textilindustrie greift auf Melaminharze zurück, weil Textilien damit wasser- und knitterfest gemacht werden können. In der Automobilin-dustrie wird die Wasser-, Kratz- und Schlagfestigkeit von Melamin geschätzt, vor allem im Bereich der Lacke.

Die Nachfrage nach Melamin liegt aktuell bei etwas über einer Million Tonnen pro Jahr und steigt durchschnittlich mit einer jährlichen Rate von rund sechs Prozent. Vor die-sem Hintergrund ist mit einer Verdopplung der Nachfrage bis 2020 zu rechnen. Die Anlage auf Trinidad soll sowohl den US-amerikanischen Markt als auch den europäischen Markt bedienen. Für den US-Markt ist Melamin aus Trini-dad attraktiv, weil US-Produktionsanlagen aufgrund des hohen Erdgaspreises stillgelegt werden mussten. Die nied-rigen Herstellungskosten auf Trinidad machen das Produkt auch für den europäischen Markt interessant. Daran än-dert auch der Bau neuer Melaminanlagen in China – eini-ge davon auf Basis einer Lizenz von Eurotecnica –, den Ver-einigten Arabischen Emiraten oder Katar wenig. Zwar sind auch dort die Gaspreise niedrig, aber der Export aus Asien oder dem Nahen Osten ist wegen der hohen Transportkos-ten weniger attraktiv.

Vielseitig einsetzbar

Die Nachfrage nach Düngemitteln entwickelt sich überpro-portional zum Bevölkerungswachstum: Je stärker die Bevöl-kerung wächst (derzeit mit circa 1% pro Jahr), umso mehr Lebensmittel werden nachgefragt und müssen angebaut werden. Hinzu kommt der steigende Wohlstand, der in vie-len Ländern zu einem erhöhten Verzehr von Fleisch und da-mit zu einem intensiveren Anbau von Futterpflanzen führt. Die Faustformel hierzu lautet, dass der Genuss von Fleisch

Produkte und Märkte

zehnmal so viele Pflanzen für die Fütterung der Tiere erfor-dert wie der Verzehr pflanzlicher Nahrung. Aus diesen bei-den Entwicklungen ergibt sich eine deutlich steigende Nach-frage nach Düngemitteln. Auch die in vielen Ländern staat-lich geförderte Produktion von Biokraftstoffen wie Biodie-sel und Bioethanol wirkt sich nachfrageverstärkend auf den Düngemittelmarkt aus.

AHL hat derzeit einen Anteil von rund 15 Prozent am Markt der Stickstoffdünger. Dass der Anteil noch relativ gering ist, liegt daran, dass AHL flüssig ist und deshalb vorwiegend nur dort ausgebracht wird, wo ohnehin schon Anlagen zur Be-wässerung vorhanden sind. Harnstoff, ein Zwischenprodukt der Anlage und ebenfalls ein Düngemittel, ist demgegen-über fest und kann auch ohne Bewässerungsanlage ausge-bracht werden. Langfristig ist zu erwarten, dass der Markt-anteil von AHL mit zunehmender Modernisierung der land-wirtschaftlichen Produktionsprozesse auch in Schwellen- und Entwicklungsländern wächst, denn Flüssigdünger kann mit anderen Stoffen, zum Beispiel Pflanzenschutzmitteln vermengt werden, was die Zahl der Ausbringungsvorgänge verringert. Der Klimawandel führt ebenfalls dazu, dass ver-mehrt Bewässerungsanlagen eingesetzt werden, weil viele Gegenden im Sommer unter einer zunehmenden Regen-knappheit leiden.

Über drei Viertel der weltweiten Produktion von AHL (16 Millionen Tonnen pro Jahr) werden in den USA und Frankreich abgesetzt. Größter Abnehmer sind die USA. Doch die Nachfrage aus Australien und Argentinien wächst, wenn auch von kleinem Niveau aus, derzeit sehr stark. Größter Ex-porteur von AHL ist Russland. Dort ist der Gaspreis bisher vergleichsweise niedrig und die Herstellung von AHL des-halb günstig. In den USA selbst ist in den kommenden Jah-ren mit einem sinkenden Angebot zu rechnen. Einige der Produktionsanlagen werden altersbedingt geschlossen und der Bau neuer Anlagen ist aufgrund eines hohen Gasprei-ses wenig wahrscheinlich. Diese Lücke soll die neue Anlage auf Trinidad zum Teil schließen.

3030 3131DAS ECHO August 2007

PROJECTS

Destillationskolben einer Methanolanlage

Melamin wird zur Veredelung von Oberflächen verwendet.

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Finanzierung

Mit einem Investitionsvolumen von 1,5 Milliarden US-Dol-lar stellt der neue Anlagenkomplex die größte Privatinves-tition des Landes dar. Durch Export-Kreditversicherungen abgedeckt sind davon circa 990 Millionen US-Dollar, der Auftragswert für MAN Ferrostaal beträgt 1 Milliarde US-Dol-lar. Die Finanzierung des Komplexes basiert aufgrund des hohen Volumens auf einer Kombination von Elementen der Project- und des Corporate-Financings.

Bei der ersten Anlage, die MAN Ferrostaal für die MHTL bzw. deren rechtlichen Vorgänger, die CMC (Caribbean Metha-nol Corporation), baute, konnten den Kreditgebern noch keine Sicherheiten Dritter angeboten werden. Deshalb musste das Unternehmen ein sehr spezifi sches Finanzie-rungsmodell entwickeln. Dies zu realisieren, setzte Finan-zierungs-Partner voraus, die Risiken und Chancen des Pro-jektes sorgfältig analysierten und bewerteten – schließlich stützte sich die Finanzierung weitestgehend auf erst noch zu schaffende Vermögenswerte und einen künftig zu er-wartenden Cashfl ow aus dem Betrieb der Anlage.

Die Grundlagen auf Trinidad stimmten: ein niedriger Erd-gaspreis, eine geographisch günstige Lage zur Versorgung der großen Märkte Europa und USA, niedrige Steuern, nicht existierende Zollbarrieren sowie qualifi zierte Arbeitskräf-te vor Ort. So sind seit der ersten Anlage der MAN Ferrostaal auf Trinidad die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und Hermes als Kreditversicherer mit an Bord. Seit 1993 läuft die erste Methanolanlage, und zwar wie alle Folgeprojekte, mit Gewinn.

MAN Ferrostaal ist über eine Beteiligung an der Betreiber-gesellschaft auch Investor und hat deshalb ein hohes Inter-esse an der zuverlässigen und wirtschaftlichen Performance der Anlage. Mit diesem Geschäftsmodell, bei dem der Gene-ralunternehmer zum Partner wird, unterscheidet sich MAN Ferrostaal deutlich von den meisten Wettbewerbern.

Seit der Fertigstellung der ersten Methanolanlage im Jahr 1993 hat MAN Ferrostaal bis dato fünf weitere Ammoniak- und Methanolanlagen auf Trinidad errichtet. 2009, wenn der neue Anlagenkomplex fertig sein soll, wächst die Zahl der von MAN Ferrostaal auf Trinidad gebauten Anlagen auf 13 an – innerhalb von 16 Jahren.

Mit dem neuen Anlagenkomplex setzt MAN Ferrostaal eine enge Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern fort. Die Bau- und Montagearbeiten übernimmt die Proman AG, ein auf Trinidad ansässiges Unternehmen. Die wichtigsten Partner für das Engineering sind Uhde, Toyo, Eurotecnica und KBR, die auch Technologiegeber für wichtige Anlagen-teile sind. Die Finanzierung kommt mit Hilfe der KfW und Hermes zustande. Ebenfalls ein wichtiger Partner ist die National Gas Company (NGC) auf Trinidad, die das Gas zur Verfügung stellt. Zwischen der NGC und der MHTL beste-hen langfristige Lieferverträge, so dass die Betriebskosten des Anlagenkomplexes, deren größter Block das Gas dar-stellt, gut kalkulierbar sind. Wie bei Vorgängerprojekten gibt es eine Kopplung zwischen dem Erdgaspreis und dem Preis für die Endprodukte, die dafür sorgt, dass die NGC von sehr hohen Preisen der Endprodukte profi tiert. Den Betrieb der Anlagen übernimmt das trinidadsche Unter-nehmen IPSL (Industrial Plant Services Ltd.), während die deutsche Helm AG die Vermarktung der Produkte in den USA und Europa sicherstellt.

Zusammenarbeit mit Partnern

Das Verfahren zur Produktion von Me-lamin, das in der neuen Anlage auf Tri-nidad zum Einsatz kommt, stammt von Eurotecnica, einem Unternehmen mit Sitz in Luxemburg und Mailand. Insge-samt basiert rund ein Drittel der Welt-produktion von Melamin auf Eurotec-

nica-Lizenzen. Dieses einstufi ge Ver-fahren, das ohne Katalysatoren aus-kommt, zeichnet sich durch eine hohe Zuverlässigkeit aus. Eurotecnica hat in den 70er Jahren eine Lizenz des ameri-kanischen Unternehmens Allied Signal genutzt, um seine erste Melaminanla-

ge zu errichten. Nach Übernahme der Patentrechte von Allied Signal hat Eu-rotecnica das Verfahren erweitert und verbessert. 2006 hat MAN Ferrostaal Eurotecnica übernommen und in ihre Aktivitäten integriert.

Die Melamin-Technologie

3232 3333DAS ECHO August 2007

PROJECTS

Teile einer Methanolanlage auf Trinidad

Harnstoff

Ammoniak

Ammoniak

Wärme

Frischwasser

Melamin

Abwasser

Wasser-strom

Gas

Abgaskondensat

Wasser-behandlung

Nebenprodukt-trennung

Amminiak-kolonne

Kühlung CO2- Wäsche

Reinigung Kristallisator Melamin-trennung

Melamin-trocknung

Brenner

Kondensator

Reaktor Hydrolyse

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Erdgas ist ein äußerst vielseitig verwendbarer Stoff, der über die Zwischenprodukte Ammoniak, Methanol und Ethylen zu Hunderten von verschiedenen Endprodukten weiterverarbeitet werden kann.

Als Flüssiggas wird es häufi g in andere Regionen transpor-tiert, um dort wieder in Gas zurückgewandelt und dann als Brennstoff oder als Ausgangsstoff für die dortige

Downstream-Industrie eingesetzt zu werden. Auf Trinidad wird das Erdgas heute überwiegend für die Verfl üssigung und den anschließenden Export genutzt. Doch hierbei wird der Wert des Erdgases für das Land nur zu einem weit geringeren Teil genutzt, als dies der Fall sein könnte.

Auf Trinidad konkurrieren Gasverfl üssigungsanlagen (LNG – Liquid Natural Gas) mit petrochemischen Anlagen. Ram-persad Motilal, Vorstandsvorsitzender der MHTL, befürch-tet, dass die Verfl üssigung von Gas und der anschließende Verkauf als LNG die Verfügbarkeit von Erdgas für die pe-trochemische Industrie auf Trinidad einschränken könn-te. Er stellt zwar nicht in Frage, dass die Gasverfl üssigung gut für das Land ist, glaubt aber, dass eine starke petroche-mische Industrie die lokale Wirtschaft langfristig weiter bringt: „Wir meinen, dass der Ertrag aus petrochemischen Anlagen deutlich vorteilhafter ist als der aus LNG-Anlagen, vor allem wenn man sich die Auswirkungen in der gesam-ten Wertschöpfungskette anschaut.“

In der Tat sprechen die Analysen eine deutliche Sprache. Eine LNG-Anlage erfordert eine ähnlich hohe Investition wie ein Düngemittel-/Melaminkomplex, verbraucht aber zehnmal soviel Erdgas. Umgekehrt ist der Erlös, der sich

Erdgas – das Gold der Karibik

3434

PROJECTS

beispielsweise aus AHL erzielen lässt, bei der gleichen Menge von verbrauchtem Erdgas um ein Mehrfaches höher als der von Flüssiggas. Hinzu kommt die Arbeitsplatzsituati-on: In einem petrochemischen Komplex wie der neuen AHL/Melamin-Anlage finden rund dreimal so viele Men-

schen Arbeit wie in einer LNG-Anlage. Die indirekt ent-stehenden Arbeitsplätze sind dabei noch nicht berück-sichtigt. Die Nachhaltigkeit des neuen Anlagenkomple-xes für die trinidadsche Wirtschaft ist unter dem Strich denkbar positiv.

35DAS ECHO August 2007

Erdgastanks

MAN Ferrostaal hat mit ihren Investitionen maßgeblich zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beigetragen.

BIP Entstehung Trinidad (2005)Erdgasverwendung in Trinidad und Tobago 2006

Energie 39,8Land- und Forstwirtschaft 0,7

Baugewerbe 7,6

verarbeitende Industrie 5,6

sonstige Dienstleistungen 10,2

Finanzdienstleistungen, Immobilien 11,5

Handel 12

fl üssiges Erdgas 56%Methanol 15%

Ammoniak 15%

Weiterer Handel & Industrie 9%

Stromerzeugung 5%*Keine zusätzliche Verwendung von Gas, Berechnung des Flüssiggasverbrauchs aufgrund des Produktmixes nicht möglich

Flüssiges Erdgas im Vergleich mit der Ammoniakkette

Ammoniak + Harnstoff + Melamin Flüssiges Erdgas

Arbeitsplätze

indirekte Jobs

Festangestellte

Verkaufspreis in USD/MT

1000200 400 600 800 12000

1050280

1000+

26070

208

4

0*52

Wertschöpfung in USD/mmBTU

Verwendung fl üssigen Erdgasesin mmBTU/MT

5010 20 30 40 600

13,5

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37DAS ECHO August 20073636 37DAS ECHO August 2007

PROJECTS

Atlantischer Ozean

Karibisches Meer

Golf von Paria

TRINIDAD

Point Lisas

Arima

San Fernando

TOBAGO

VENEZUELA

Port-of-Spain

JAMAIKA

Karibik

KUBA

BAHAMAS

HAITI

DOM. REPUBLIK

PUERTO RICO

BERMUDA

ANTIGUA

GUADELOUPE

MARTINIQUE

TRINIDAD

TOBAGO

VENEZUELA

FLÄCHE: 5 100 km2

EINWOHNER: 1,3 Millionen

POLITIK: Parlamentarische Demokratie

PREMIERMINISTER: Patrick Manning

REGIERUNGSPARTEI: People’s National Movement Die Außenbeziehungen des Landes sind stabil

AMTSSPRACHE: Englisch

WIRTSCHAFT: Öl- und Gasindustrie (Haupteinnahmequelle), Nahrungsmittel- industrie, Dienstleistungen

JÄHRLICHE WACHSTUMSRATE: 7,5% im Schnitt der letzten 5 Jahre

ERDGASRESSOURCEN: Rund 19 Billionen Kubikfuß sind gesichert; hinzu kommen rund 14 Billionen Kubikfuß an identifi zierten und vermuteten Reserven

Die Inseln Trinidad und Tobago bilden den gleichnamigen Inselstaat in der Karibik. Das Klima ist tropisch, mit Durch-schnittstemperaturen um die 30 Grad. Anders als die meis-ten Karibkinseln liegen Trinidad und Tobago südlich der Hurricane-Zone. Nahezu jeder Einwohner spricht Englisch; als Zweitsprache ist Spanisch weit verbreitet. Trinidad gilt als die am meisten industrialisierte Insel der Karibik, was vor allem auf die Erdölförderung zurückzuführen ist. Wei-tere wichtige Industriezweige sind die Nahrungsmittel- und Leichtindustrie für den lokalen Bedarf und die Versorgung der Nachbarinseln. Den Dienstleistungssektor prägen Fi-nanzdienstleister wie Banken und Versicherungen. Der Na-tionalsport der beiden Inseln ist Cricket. Trinidad ist auch für seinen Karneval bekannt, der in seiner Größe und Far-benpracht mit dem in Rio de Janeiro vergleichbar ist. Das nationale Musikinstrument ist die Steeldrum.

Trinidad – Land und Leute

Der Karneval auf Trinidad ist ebenso legendär wie der in Rio de Janeiro.

Ursprünglich von Spanien kolonialisiert, gerieten die Inseln Anfang des 19. Jahrhunderts unter britische Kontrolle. Die Zuckerindustrie auf den Inseln wurde durch die Befreiung der Sklaven im Jahr 1834 schwer getroffen. Zwischen 1845 und 1917 wurden diese durch Vertragsarbeiter aus Indien ersetzt, wodurch sowohl die Zuckerproduktion als auch die Kakaoindustrie einen Aufschwung erlebten. Mit der Entde-ckung von Öl auf Trinidad im Jahr 1910 kam ein weiterer wichtiger Exportartikel hinzu. Trinidad erlangte seine Un-abhängigkeit im Jahr 1962. In erster Linie dank der Erdöl- und Erdgasproduktion und –verarbeitung gehört das Land zu den wohlhabendsten karibischen Staaten. Der überwie-gend auf Tobago konzentrierte Tourismus ist auf Expansion angelegt und wächst weiter.

Geschichte

BIP pro Kopf (in USD)

14 000

12 000

10 000

8 000

6 000

4 000

2 000

12 625

3 4872 656

4 789 5 427

Kolumbien Kuba Brasilien TrinidadVenezuela

2004 20052004 20052004 20052004 2005

3 123 2 164

3 654

4 354

10 509

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39DAS ECHO August 2007

Die Sonne einfangen

38

PROJECTS

Plataforma Solar de Almería, Parabolrinnenverfahren im Hintergrund und die Fresnel-Technologie im Vordergrund

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Der Energiemarkt ist im Umbruch. Wind, Wasser und Sonne sind die Shooting-Stars. Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)

kann Europa Mitte dieses Jahrhunderts 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen und die durch Stromerzeugung produzierten Kohlendioxid-Emissionen um 70 Prozent senken. Eine strahlende Zukunft leuchtet vor allem solarthermischen Kraftwerken. „Sie könnten im Mit-telmeerraum doppelt so viel Energie liefern wie Wind, Pho-tovoltaik, Biomasse und Geothermie zusammen“, sagt Jür-gen Beigel, bei MAN Ferrostaal zuständig für Solar Thermal Power Projects. Die Bank Sarasin, eine der führenden Privat-banken der Schweiz, prognostiziert einen rasanten Ausbau: Derzeit sind weltweit circa 50 Solarkraftwerke in Betrieb, in den kommenden zehn Jahren sollen es schon über 2 000 sein. Staatliche Umwelt- und Energieprogramme fördern vermehrt Sonnenstrom – deshalb wird auch für die Folge-jahre schnelles Wachstum erwartet. MAN Ferrostaal will die-ses gewaltige Potenzial nutzen. Als Anlagenbauer ist das Unternehmen in einer guten Position, die Entwicklung die-ses Markts maßgeblich mitzugestalten: MAN Ferrostaal ist nicht an spezifische Technologien gebunden und verfügt über alle Kompetenzen, die für den Bau von Solarkraftwer-ken notwendig sind.

Neue Technik preiswert auf SonnenfangEin Problem bei der Gewinnung großer Elektrizitätsmengen aus Sonnenenergie: Die herkömmlichen Technologien sind sehr aufwändig. Mit Parabolspiegeln oder sogenannten Son-nentürmen lässt sich bei den derzeitigen Marktpreisen ohne Subventionen kaum wirtschaftlich Elektrizität erzeugen. So-larthermisch erzeugter Strom ist momentan pro Kilowatt-stunde noch etwa 10 bis 15 Eurocent teurer als fossil erzeug-ter Strom. Die auf Häuserdächern beliebte Photovoltaik ist für große Anlagen zur Elektrizitätsgewinnung ungeeignet. MAN Ferrostaal setzt deshalb auf eine neue Technik: In Al-mería, der sonnenreichsten Stadt Spaniens, läuft seit Mitte Juli das erste solarthermische Kraftwerk mit Fresnel-Spie-geln im Testbetrieb. Die Demonstrationsanlage ist 100 Me-ter lang und 25 Meter breit – so groß wie ein kraftwerkstypi-sches Kollektormodul. Sie soll auf einer Spiegelfläche von rund 1 500 m² ein Megawatt thermische Leistung erbringen.

Die Fresnel-Technologie, die in Almería ihre Alltagstauglich-keit unter Beweis stellen soll, zeichnet sich durch besonders niedrige Herstellungskosten aus, weil sie mit flachen Spie-geln arbeitet, anstatt mit gewölbten oder als Parabol gefer-tigten Kollektoren. Die Bauteile sind überwiegend kosten-günstige Standardkomponenten, die zudem weltweit ver-fügbar sind. Auch der Betrieb ist vergleichsweise günstig. Deshalb erwartet MAN Ferrostaal als Ergebnis des auf andert-halb Jahre angelegten Demonstrationsbetriebs eine hohe Wirtschaftlichkeit. Ziel der Anlage ist der Nachweis günsti-ger Stromentstehungskosten und die Kommerzialisierung der Fresnel-Technik ab 2009.

Mit Partnern zum ErfolgMAN Ferrostaal bringt wesentliche Erfahrungen bei Aufbau und Betrieb unterschiedlichster Kraftwerksanlagen in das Projekt ein und reduziert dadurch das Risiko einer Fehlent-wicklung. Die Demo-Anlage auf dem Gelände des For-schungszentrums Plataforma Solar de Almería wurde ge-meinsam mit der deutschen Solar Power Group (SPG) er-richtet, an der MAN Ferrostaal eine Beteiligung von 25 Pro-zent hält. Das Fresnel-Konzept der SPG zeigte sich in zwei bisherigen Forschungs- und Entwicklungsprojekten als fortschrittliche und wirtschaftlich interessante Option für den Einsatz in solarthermischen Kraftwerken. Auf einer Fresnel-Pilotanlage in Belgien sammelte das Unternehmen wertvolle Erfahrungen: ein 2 500 m² großes Spiegelfeld wurde aufgebaut, seine Konstruktion über mehrere Jahre kontinuierlich verbessert. Anteile an der SPG sichern MAN Ferrostaal den Zugang zu einer der innovativsten Stromge-winnungstechniken, die derzeit verfügbar sind. Beide Fir-men verfolgen nun gemeinsam das Ziel, den Fresnel-Kol-lektor für den Einsatz in kommerziellen Dampfkraftwerken nutzbar zu machen. Das Investitionsvolumen für das Pilot-kraftwerk liegt bei circa 2,6 Millionen Euro. MAN Ferrostaal unterstützt den Bau und Betrieb der Anlage gleichzeitig als Investor und als Projektmanager.

Per Feldversuch zum BeweisDie wissenschaftliche Begleitung des Pilotbetriebs überneh-men führende Forschungseinrichtungen: das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme und das Deutsche Zen-

41DAS ECHO August 2007

Sonnige Zeiten im Feldversuch

Fossile Rohstoffe zur Stromerzeugung gehen langsam zur Neige. In Zukunft brauchen wir erneuerbare Energien. Theoretisch kann allein die Sonne die ganze Erde mit Energie versorgen. Nur ein Prozent der Fläche der Wüsten, genutzt durch solarthermische Kraftwerke, würde ausreichen, den Elektri-zitätsbedarf der Menschheit zu decken. Im südspanischen Almería nahm MAN Ferrostaal im Juli ein neues Solarkraftwerk in den Testbetrieb. Die neue Technologie verspricht hohe Wirtschaftlichkeit. Und soll in zwei Jah-ren marktreif sein.

40

PROJECTS

Flachspiegel – die neue Generation solarthermischer Kraftwerke

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43DAS ECHO August 2007

Solarstrom aus dem Fresnel-KollektorDie Fresnel-Technologie, die jetzt erstmals unter realen Be-dingungen getestet wird, ist vergleichsweise einfach in der Produktion, im Bau und im Betrieb. Die Spiegel, die die Son-nenstrahlung einfangen und konzentrieren, sind fl ach. Line-ar aneinandergereiht bilden sie lange, bewegliche Spiegel-stränge. Parallel angeordnet lenken diese die Strahlungs-energie der Sonne auf ein Rohr, das sich in acht Metern Höhe über den Spiegeln befi ndet. In diesem Absorberrohr befi n-det sich Wasser, das auf Temperaturen bis 450 Grad Celsius erhitzt wird. Dabei entsteht Dampf, der über eine Dampftur-bine in elektrische Energie umgewandelt wird – ziemlich ge-nau so wie in einem konventionellen Kraftwerk. Fresnel-Kol-lektoren sind in vielerlei Hinsicht fortschrittlich: sie sind un-empfi ndlich gegen Wind und erfordern weniger Landfl äche als bisherige Solarkollektoren. Für eine Demonstration die-ser Technik bietet das südspanische Almería beste Voraus-setzungen – hier scheint 3 000 Stunden im Jahr die Sonne.

Funktionsprinzip der Fresnel-Technologie

Eignung für solarthermische Kraftwerke: ■ hervorragend ■ gut ■ geeignet ■ ungeeignet

„Solarkraftwerke entlang der nordafrikanischen Küste können Strom für ganz Europa erzeugen“, sagt Jürgen Beigel, MAN Ferrostaal Executive Director Solar

PROJECTS

trum für Luft- und Raumfahrt. So kann eine experimentel-le Validierung des Fresnel-Konzepts erfolgen. Belastbare Zahlen und Daten sind Voraussetzung, um die viel verspre-chenden Aussichten zu überprüfen und damit bei zukünf-tigen Investoren Vertrauen in die neue Technologie zu schaf-fen. Auf Basis der Messungen an der Demo-Anlage soll die Fresnel-Technik weiter optimiert werden. Damit sie mög-lichst schnell in großtechnischen Anlagen genutzt werden kann. Verschiedene Länder aus der Mittelmeerregion haben

bereits Interesse signalisiert. MAN Ferrostaal will dieses Ge-schäftsfeld sukzessive weiter entwickeln. Für Jürgen Beigel, Executive Director Solar bei MAN Ferrostaal, spielen aber auch andere Werte eine Rolle: „Solarkraftwerke entlang der nordafrikanischen Küste können Strom für ganz Europa er-zeugen und für die Bewohner Afrikas bessere Lebensbedin-gungen schaffen“, beschreibt er seine Vision. „Zudem bringt umweltfreundliche Stromerzeugung auch den Klimaschutz voran – gut für uns alle.“

42

Feierliche Eröffnung der Demonstrationsanlage im spanischen Almería im Juli 2007

Sonnenstrahlen

zweiter Refl ektor

primärer Fresnel-Refl ektor

Absorberrohr

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Ein wesentlicher Faktor ist der Standort – die Sonnenein-strahlung, die dort herrscht. Je mehr Strahlung, desto güns-tiger. Die Unterschiede sind groß. In Deutschland ist die Ein-strahlung nicht mal halb so groß wie in Südspanien. In der Wüste Kaliforniens sind es noch mal dreißig, vierzig Prozent mehr – also drei Mal so viel wie in Deutschland. Das macht die Stromerzeugung deutlich billiger. Wichtig ist zudem die Größe des Solarkraftwerks. Je größer, desto wirtschaftlicher. Und dann ist natürlich auch die Technologie entscheidend – die möglichst unaufwändig und trotzdem effi zient sein muss. Wenn es gelingt, mit weniger Aufwand höhere Tem-peraturen zu erzielen, kann man die Wirtschaftlichkeit stei-gern. Genau das ist auch das Ziel der Fresnel-Technologie.

Wie realistisch sind Solarkraftwerke in Afrika? Da scheint die Sonne sehr verlässlich.Es hat bereits Ausschreibungen gegeben in verschiedenen afrikanischen Staaten. In Algerien läuft der erste Kraftwerks-bau gerade an. Marokko und Ägypten werden wahrschein-lich noch dieses Jahr Verträge abschließen. Das Potenzial in Nordafrika ist enorm. Es gibt dort wirklich große freie Flä-chen, mit sehr viel Einstrahlung. Und einen stark wachsen-den Energiebedarf. Gerade für Afrika ist es wichtig, dass die Solartechnologie schnell weiter entwickelt und wettbe-werbsfähig wird, denn dort gibt es für regenerative Energi-en kaum Subventionen wie bei uns.

Wenn wir die Solarstromerzeugung für Europa dort bün-deln – machen wir uns dann künftig abhängig von den Sonnenländern Afrikas, so wie wir es jetzt von den Öl-staaten sind?Nein. Das DLR hat eine Reihe von Studien durchgeführt. Die Szenarien gehen davon aus, dass bis 2050 etwa 15 Prozent un-seres Energiebedarfs durch Solar-Importe aus Afrika gedeckt werden können. Und dass der Rest größtenteils direkt in Eu-ropa durch eigene erneuerbare Ressourcen erzeugt wird. Heute sind wir noch zu 60 Prozent von Importen abhängig.

Aber noch sind erneuerbare Energien relativ teuer in der Gewinnung und daher wenig gefragt. Laut Prognose des

DLR sollen sich bis zum Jahr 2020 die Produktionskosten in solarthermischen Kraftwerken halbieren. Wie das?Durch Massenfertigung der Komponenten, durch den Bau sehr großer Anlagen, durch das Erreichen eines besseren Wirkungsgrads mittels höherer Temperaturen – zum Bei-spiel durch Direktverdampfung bei der Fresnel-Technologie, und durch den Einbau großer thermischer Energiespeicher. All das ist schon machbar. Aber bis man so weit ist, sind wir auf subventionierte Märkte angewiesen.

Müssen Firmen, die jetzt schon investieren, erst mal mit Verlusten rechnen? Das glaube ich nicht. Denn es gibt ja erfreulicherweise die Einspeisevergütungen und andere Anreize. Die Marktein-führung von Solartechnologie ist politisch gewollt, die Zu-satzkosten für erneuerbare Energien werden beispielsweise in Spanien und Deutschland auf alle Stromnutzer umgelegt – ein notwendiger Mechanismus, der den einzelnen Bürger sehr wenig kostet und von dem die Volkswirtschaft langfris-tig profi tieren wird, weil die Preise für fossile Energieträger steigen.

45DAS ECHO August 2007

Geothermie

Andere Erneuerbare

Solarkollektoren

Solarthermische Kraftwerkeund Photovoltaik

Wind

Biomasse (modern)

Biomasse (traditionell)

Wasserkraft

Gas

Kohle

Öl

1600

1400

1200

1000

800

600

400

200

0

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung schätzt, dass der Energiebedarf bis zum Ende des Jahrhunderts hauptsächlich mit solar-

thermischen Kraftwerken gedeckt wird.

Exemplarischer globaler Energiemixim Jahre 2100Primärenergieeinsatz (Exa Joule pro Jahr)

PROJECTS

Herr Pitz-Paal, Sie prophezeien eine leuchtende Zukunft für „Concentrating Solar Power Technologie“. Was ist das eigentlich?Halten Sie eine Lupe zwischen die Sonne und ein Blatt Pa-pier – so können Sie Feuer machen. So ähnlich funktioniert Concentrating Solar Power Technologie: Sonnenstrahlung wird konzentriert, man erzeugt mit Spiegeltechnik so hohe Temperaturen in einem Brennfl eck, dass man mit der Wär-me beispielsweise ein ganz konventionelles Dampfturbi-nenkraftwerk antreiben kann.

Welche Technologien dafür gibt es schon? Wie unter-scheiden sie sich?Bei Parabolrinnenkollektoren ist der Konzentrator eine pa-rabolförmig ausgeprägte Rinne, in deren Brennlinie sich ein Rohr erhitzt. Verwandt damit sind die neuen linearen Fres-nel-Systeme. Sie stellen einen vereinfachten Ansatz dar – die Parabolrinne ist sozusagen in Scheiben geschnitten und in einer Ebene angeordnet. Dann gibt es noch die sogenann-ten Turmkraftwerke mit zentralen Receivern – da werden

Spiegel der Sonne nachgeführt und konzentrieren die Strah-lung auf die Spitze eines Turmes, wo sich ein Wärmetau-scher befi ndet. Und es gibt ein System mit Parabolschüs-seln, in deren Brennfl eck ist ein Strahlungsempfänger, die Sonnenenergie wird direkt an einen angekoppelten Motor gegeben. So ein Kollektor kann aber nur einige zehn Kilo-watt an Strom erzeugen.

Das ist wenig. Welche Technologien taugen denn für Großkraftwerke?Schon relativ etabliert sind Parabolrinnenkollektoren. Sie werden seit Mitte der 80er Jahre kommerziell in den USA eingesetzt. Anfang diesen Jahres ist ein erstes kommerziel-les Turmkraftwerk in Betrieb gegangen, eine 10-Megawatt-Anlage in Sevilla. Alle anderen Technologien sind eher in der Demonstrationsphase – da kann man noch nicht wirklich von kommerzieller Anwendung sprechen.

Wovon hängt die Wirtschaftlichkeit solarthermischer Kraftwerke ab?

Professor Robert Pitz-Paal, Leiter Solarforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, über wirtschaftlichen Sonnenstrom und Strom-importe aus Afrika

„Solarstrom wird deutlich günstiger“

44

(Quelle: Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen 2003)

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46 47DAS ECHO August 2007

Solarthermische Kraftwerke haben das Potenzial, in Zu-kunft einen relevanten Anteil zur weltweiten Energiever-sorgung beizutragen. Studien bestätigen das sehr große Marktpotenzial. So rechnet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in einer vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in Auftrag ge-gebenen Studie damit, dass solarthermische Kraftwerke im Mittelmeerraum im Jahr 2050 doppelt soviel Energie lie-fern können wie Wind, Photovoltaik, Biomasse und Geo-thermie zusammen. MAN Solar Millennium begegnet so-mit bereits den Herausforderungen der zukünftigen Ener-gieversorgung.

Parabolrinnenkraftwerk in Kalifornien

Jul Sep Nov Jan2006

Mär Mai Jul Sep Nov Jan2007

Mär Mai Jul

Kursentwicklung seit Börsengang

Solar Millennium verfügt als Projektentwickler und Technologiegeber über eine schon kommerziell ge-nutzte Technologie sowie langjährige Erfahrung in

der Entwicklung von solarthermischen Kraftwerken. MAN Ferrostaal ist als Anlagenbauer und Generalunternehmer mit Finanzierungskompetenz in der Lage, große Kraftwerks-projekte zu realisieren. Solar Millennium und MAN Ferrostaal bündeln im gemeinsamen Unternehmen ihre Kompetenzen für Entwicklung und Bau von solaren Groß-kraftwerken.

Solar Millennium hat in Spanien die ersten Parabolrinnen-Kraftwerke Europas entwickelt, von denen sich zwei Anla-gen bereits im Bau befi nden. Weitere Projekte mit einer Leistung von mehreren Hundert Megawatt befi nden sich weltweit in Planung. Solar Millennium sieht in dem ge-meinsamen Unternehmen die Fortführung seiner Strate-gie, durch Kooperation mit starken Partnern in den jewei-

ligen Geschäftsfeldern die Marktpotenziale optimal zu nut-zen. Mit dem Joint Venture baut Solar Millennium ein zu-sätzliches Geschäftsfeld entlang der Wertschöpfungskette solarthermischer Kraftwerke auf und dehnt dadurch die Kompetenzen auf Bau und Lieferung der Kraftwerke aus. MAN Ferrostaal bringt wertvolle Erfahrung als Generalun-ternehmer und Anlagenbauer mit der notwendigen fi nan-ziellen Stärke im internationalen Geschäft mit ein.

MAN Ferrostaal bewertet die Gründung als wichtigen Schritt für die strategische Neuausrichtung seines Unter-nehmens. Innerhalb des Anlagenbaus konzentriert sich das Unternehmen auf die Bereiche Kraftstoffe und Energie. Die solarthermische Stromerzeugung spielt in dieser Strategie eine wichtige Rolle, denn sie stellt zukünftig einen stark wachsenden Markt dar. Mit Hilfe von Solar Millennium kann MAN Ferrostaal die Zeit, sich im Solarmarkt zu etab-lieren, erheblich verkürzen.

Die MAN Ferrostaal und die Erlangener Solar Millennium AG bündeln ihre Kräfte zum Bau solarthermischer Kraftwerke. MAN Solar Millennium heißt das im Mai gegründete Gemeinschaftsunternehmen zum Bau solarther-mischer Kraftwerke, an dem beide Unternehmen jeweils 50 Prozent halten. Ziel ist es, das Joint Venture als weltweit führenden Anbieter von solarther-mischen Kraftwerken zu etablieren.

Solar Millennium und MAN Ferrostaal gründen Joint Venture

PROJECTS

Speicher

Solarfeld Dampfturbine

Kondensator

Funktionsprinzip Parabolrinnenkraftwerk

40

35

30

25

20

15

10

SolarerDampf-erzeuger

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49DAS ECHO August 2007

MAN Ferrostaal baut das Solargeschäft weiter aus. Nach der Gründung des Joint Ventures mit der Solar

Millennium AG hat das Unternehmen 25 Prozent der Ge-schäftsanteile der Solar Power Group GmbH (SPG) über-nommen. Die auf die Technologieentwicklung und das En-gineering von solarthermischen Kraftwerken auf Basis der Fresnel-Technik spezialisierte SPG ist der Partner für eine neue Demonstrationsanlage in Almería, die am 9. Juli 2007 offiziell vorgestellt wurde. Die Fresnel-Technik ist die in der Herstellung günstigste von vier heute zur Verfügung stehenden solarthermischen Technologien und soll ab 2008 erstmals auch kommerziell in Großanlagen einge-setzt werden.

SPG hat bislang zwei Fresnel-Versuchsanlagen aufgebaut und betrieben und die Technik in den vergangenen Jahren einen großen Schritt vorangebracht. Dr. Wolfgang Knothe, Vorstand der MAN Ferrostaal und verantwortlich für das Anlagenbau-Geschäft des Unternehmens, bewertet die Be-teiligung als logischen Schritt für den Ausbau dieses Ge-schäfts: „Wir gehen davon aus, dass die Solarbranche in den

kommenden Jahren einen erheblichen Wachstumsschub erleben wird. Deshalb gehen wir strategische Allianzen mit Technologieführern im Bereich Solarenergie ein und posi-tionieren uns so als Projektentwickler und Generalunter-nehmer für den Bau solarthermischer Anlagen.“ Auf der Basis ihrer weltweiten Organisation und der bestehenden Technologiepartnerschaften plant MAN Ferrostaal solche Kraftwerke in Süd-Europa, dem Nahen Osten, Afrika, Asi-en und Amerika anzubieten.

In der Unternehmensstrategie der MAN Ferrostaal spielen regenerative Energien und Kraftstoffe eine große Rolle. Das Unternehmen gehört zu den ersten global agierenden An-lagenbauern, die systematisch Kraftwerke für die Erzeu-gung von Solarstrom und Anlagen für die Herstellung von Biokraftstoffen entwickeln und bauen. Wie in anderen Fel-dern des Anlagenbaus entwickelt das Unternehmen die notwendigen Technologien nicht selbst, sondern arbeitet mit führenden Technologiepartnern zusammen, um ge-meinsam mit ihnen Projekte zu realisieren.

Beteiligung an Solar Power Group

48

Das Know-how der Solar Power Group: Fresnel-Kollektor mit Direktverdampfung

Die Testanlage liegt im Sonnengürtel Europas.

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51DAS ECHO August 2007

Der prominente Gast kam von oben. Präsident Hugo Chávez’ Hubschrauber schwebte auf dem speziell für die offizielle Inbetriebnahme des Gaskraftwerks

in Termozulia errichteten Heliport ein. Die überdimensio-nale Flagge Venezuelas über der Anlage konnte er schon von Weitem erkennen. Am Boden wartete auf Chávez bereits ein rotes Meer von eigens zu diesem Anlass angereisten Anhän-gern. Bei einem ausführlichen Rundgang ließ sich das Staats-oberhaupt die Anlage vom Kunden, der staatlichen ENEL-VEN (Energía Electrica de Venezuela), erklären. Von deren Komplexität zeigte er sich sichtlich beeindruckt. Für die Er-öffnungsrede nahm sich der Präsident ganze dreieinhalb Stunden Zeit und würdigte die Anlage als „einen Meilen-stein im venezolanischen Energiesektor“. Das Land verstär-ke damit nicht nur die Unabhängigkeit von bisherigen, nicht immer zuverlässig funktionierenden Energiequellen wie dem Wasserkraftwerk am Guri-Stausee, sondern setze auch technologisch neue Maßstäbe.

Venezuelas Staatspräsident Chávez eröffnete am 16. Juni das von MAN Ferrostaal erweiterte Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk Termozulia Iin der Nähe von Maracaibo. Für den staatlichen Kunden ENELVEN, Be-treiber der Anlage, stellt das Kraftwerk einen strategischen Meilenstein in der Energieversorgung des Landes dar.

„Ein Meilenstein im venezolanischen Energiesektor“

Hoher Besuch: Venezuelas Präsident Hugo Chávez bei der Ankunft. Das Staatsoberhaupt hielt eine dreieinhalbstündige Rede und lobte Termozulia I als einen „Meilenstein im venezolanischen Energiesektor“.

PROJECTS

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Das erweiterte Kraftwerk Termozulia I

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Das erweiterte Kraftwerk Termozulia I speist 500 Megawatt in das nationale Stromnetz ein.

Karibisches Meer

VENEZUELA

Atlantischer Ozean

San Cristobal

Puerto Ayscucho

Caracas

KOLUMBIEN

GUYANA

BRASILIEN

Tucupita

ECUADOR

PERU

PANAMA

Georgetown

Paramaribo

Cayenne

Panama

BogotaSURINAM FRANZ.

GUYANA

Maracaibo

Tatsächlich wurde mit dem Kraftwerk Termozulia erstmals in Venezuela ein Open-Cycle- zu einem Combined-Cycle- Kraftwerk umgerüstet, welches, ohne zusätzliche Brenn-stoffressourcen, einen deutlich höheren Stromoutput er-reicht. Bei Combined-Cycle-Anlagen werden der Gasturbi-nen- und der Dampfturbinenprozess miteinander kombi-niert. Die fertige Anlage speist etwa 500 Megawatt, statt der bisherigen 320 Megawatt in das venezolanische Stromnetz ein. Die Projektlaufzeit beträgt insgesamt 30 Monate. Bis zu 1 300 Arbeitskräfte waren auf der Baustelle beschäftigt, da-von 90 Prozent aus der ölreichen Region La Cañada. Der lo-kale Anteil der Wertschöpfung beim Kraftwerk Termozulia stützt sich auf 1 300 Tonnen Stahlbau, 470 Tonnen Rohrma-terial und eine Gesamtmontage von 15 000 Tonnen Mate-rial. Die Komponenten kamen unter anderem aus Japan, Brasilien und den Niederlanden.

Der Kunde ENELVEN soll in dem durch Energieminister Rafael Ramirez vorgestellten nationalen Energiekonzept eine Schlüsselrolle spielen. Das Ziel ist eine effi zientere und stabilere Stromversorgung für Venezuela. Noch muss die Bevölkerung des lateinamerikanischen Landes mit Engpäs-sen leben. Die Regierung möchte dies jedoch so schnell wie möglich verbessern. Die Erweiterung von Termozulia ist ein Schritt in diese Richtung. So verließ Chávez gegen Abend unter dem Jubel der Gäste die Festhalle und bedankte sich bei den Projektverantwortlichen.

MAN Ferrostaal arbeitet in Venezuela auch an sozialen Projekten und trägt somit zu einer Verbesserung des Lebensstandards bei. So stattete das Unternehmen drei Schulen in strukturschwachen Gebieten mit PCs und einem kompletten Internetzubehör aus, um den Kindern eine Er-weiterung ihres Horizonts zu ermöglichen. Zurzeit organi-siert MAN Ferrostaal eine Lehrwerkstatt, die Jugendlichen einen Zugang zu einer strukturierten Ausbildung ermögli-chen soll.

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Rekordverkäufe im Metallverarbeitungsbereich

MAN Ferrostaal hat Maschinen für die Flugzeug- industrie nach Brasilien und Pakistan verkauft. Das Unternehmen hat neue, langfristige Vereinba-

rungen zur Wartung und Instandhaltung von CNC-Maschi-nen mit den Firmen GROB aus der Schweiz und WFL aus Ös-terreich unterzeichnet, was zu einer Verbesserung des Ser-vices in Brasilien und China beiträgt. Für die Getriebe-Her-steller SEW und ADDN hat MAN Ferrostaal mit dem deut-schen Geschäftspartner HÖFLER zwei Verträge für die Lie-ferung von CNC-Zahnradschleifmaschinen abgeschlossen. Ein Rekord rundet die gute Lage im Werkzeugmaschinenge-schäft ab: 2006 verkaufte MAN Ferrostaal in Brasilien 16 CNC-Laserschneidemaschinen für die Schweizer Firma BY-STRONIC. 2007 konnten bereits sieben Modelle BYVENTION verkauft werden. Die Gesamtzahl der in Brasilien verkauf-ten Maschinen überschritt deutlich die 100-Stück-Marke.

In China ist MAN Ferrostaal im Verkauf von Maschinen für die Metallumformung sehr erfolgreich. Insbesondere Alu-minium-Folien-Walzwerke, inklusive neuer Separatoren- und Dopplertechnik des Lieferanten Achenbach Buschhüt-ten erzielen in der Volksrepublik große Gewinne.

Auch die Nachfrage nach Münzprägemaschinen ist derzeit hoch. Einen Schwerpunkt bildet ebenfalls der chinesische Markt. Dort gibt es aufgrund der bevorstehenden Olympi-ade eine verstärkte Investitionstätigkeit der Münzherstel-ler, speziell für Maschinen zur Herstellung und Bearbeitung von Sammlermünzen und Medaillen. In Lateinamerika ist dieses Geschäft gleichermaßen stark; vor allem in Kolum-bien konnte das Unternehmen ein solides Geschäft im Mün-zensegment aufbauen. Die Kooperation mit namhaften Ma-schinenherstellern erlaubt MAN Ferrostaal, nahezu das ge-samte Spektrum des Maschinenbedarfs für die verschiede-nen Arbeitsprozesse der Münzfertigung anzubieten.

MAN Ferrostaal freut sich über gute Ergebnisse in den Bereichen Werkzeug-maschinen und in der Metallumformung. So liefert das Unternehmen meh-rere CNC-Dreh- und Fräszentren für die Herstellung von Komponenten mit höchsten Genauigkeitsansprüchen. Unter anderem werden zwei CNC-Fräsma-schinen für die Herstellung von Zahnrädern bis 2 500 mm Werkstückdurch-messer, welche im Schiffsbau eingesetzt werden, zu einem Lizenznehmer für Dieselmotoren der Konzernschwester MAN Diesel nach China geliefert.

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Alufolienwalzwerk von Achenbach Buschhütten in China

SERVICES

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Bei Usbekistan denken die meisten an ein Land irgend-wo in Zentralasien und die Seidenstraße mit Städten wie Samarkand und Buchara. Heute ist Usbekistan

eines der weltweit führenden Länder in der Produktion von Baumwolle. Doch der zukünftige Reichtum des Landes liegt im Öl- und Gasgeschäft. Während sich Aserbeidschan und Kasachstan sehr bald nach dem Zusammenbruch der Sowjet-union für internationale Öl- und Gasfirmen öffneten, ent-schied sich der usbekische Präsident Islam Karimov zu-nächst für einen Sonderweg. Jetzt, wo die Wirtschaften der Nachbarstaaten rapide wachsen, steht auch in Usbekistan die Tür für ausländische Unternehmen offen.

Die größte russische und zweitgrößte Ölfirma weltweit, Lukoil, baut das Öl- und Gasgeschäft in Usbekistan aus. Zu diesem Zweck gründeten die Russen das Tochterunterneh-men Lukoil Uzbekistan Operating Company (LUOC). Der Ort für die ersten LUOC-Aktivitäten ist die Region von Buchara, im Südwesten Usbekistans. Zusammen mit dem lokalen Joint-Venture-Partner Uzbekneftegaz hat das Un-ternehmen mit der Erschließung der Dengizkul- und Kan-dymsk-Gasfelder begonnen. Die Khamzak- und Shady-Blö-cke innerhalb des Kandymsk-Feldes sollen in einer ersten Phase auf eine jährliche Produktions- und Transportkapa-zität von vier Milliarden Kubikmetern Erdgas kommen. Darüber hinaus hat LUOC zusammen mit CNPC aus Chi-na, PETRONAS aus Malaysia und der koreanischen KNOC neue Investitionen in die Wege geleitet. In den nächsten zehn Jahren wird das Öl- und Gasgeschäft deshalb abseh-bar stark wachsen, nachdem sich auch GAZPROM entschie-den hat in diesen Markt einzusteigen.

LUOC hat bereits mit dem Bau einer Gas-Förderungsstati-on begonnen und wird als Nächstes die nötigen Pipelines zum Mubarek-Gas-Raffinerie-Komplex errichten. Dort wird

in Kürze eine Gasreinigungsanlage errichtet, da das Erd-gas dort einen hohen Schwefelanteil hat. Wegen dieses Schwefelproblems hat LUOC beschlossen, nicht mit russi-schen oder ukrainischen Herstellern zu kooperieren, son-dern dem Weg des „Western Technology Pipings“ zu folgen, den MAN Ferrostaal für solche hohen technischen Ansprü-che eingeführt hat. Dieses Label steht für qualitativ hoch-wertige Technik aus Westeuropa. MAN Ferrostaal wurde Partner von LUOC. Zurzeit werden Großrohre, mit einem Durchmesser von 711 und einer Stärke von 20 Millimetern, die entsprechenden Kugelhähne, Rohrbiegungen, Fittings sowie Molchstationen geliefert. Das gesamte Rohrmateri-al hat das Kandymsk-Feld erreicht und wird zu einer Pipe-line montiert.

Der Auftrag hat ein Volumen von über 30 Millionen Euro; den Großteil machen die Rohre aus. Der Stahl der Rohre ist in der Lage, dem hohen H

2S-Gehalt standzuhalten. Die

Pipeline hat eine Länge von 46 Kilometern und das Ge-samtgewicht der Rohre beträgt – inklusive der Polyethy-len-Außenbeschichtung – etwa 17 000 Tonnen. LUOC hat MAN Ferrostaal aufgrund ihrer Erfahrungen mit ähnlichen Pipelines in Turkmenistan, und wegen ihres guten Rufs für „Western Technology Piping“ ausgesucht.

Nukus

Urganch

Buchara

Namangan

USBEKISTAN

Taschkent

TURKMENISTAN

IRAN

KASACHSTAN

TADSCHIKISTAN

CHINA

PAKISTAN

KIRGISISTAN

BalchaschseeAralsee

Kaspisches Meer

DAS ECHO August 2007

SERVICES

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Gaspipeline für LUOC in Usbekistan

Pipelines auf dem Weg nach Usbekistan: Umladung von Rohren im Hafen Kleipeda

vom Schiff auf Eisenbahnwaggons

Registan, Samarkand

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SERVICES

hin zur gesamten Fabrikplanung, der Entwicklung speziali-sierter Transportkonzepte und der Entwicklung und dem Betrieb entsprechender IT-Systeme – immer mit dem Ziel, diese Operationen langfristig zu betreiben. Ganz wichtig ist für uns dabei die Qualität: Alles was wir übernehmen, muss einhundertprozentig in Ordnung sein.

Wie halten Sie das Wissen Ihrer Mitarbeiter auf dem neu-esten Stand und bilden sie zu Experten aus?Wir haben erstens sehr gute Leute mit einer ausgesproche-nen Affinität zu Fahrzeugen und der Automobilindustrie. Sie kennen die Erfordernisse des OEM also genau. Doch un-ser Anspruch ist: Man muss es noch ein bisschen besser ma-chen als die anderen. Das heißt, wir müssen unseren Leuten permanent die relevanten Trends und Entwicklungen ver-mitteln, damit wir neue, bedarfsgerechte Konzepte entwi-ckeln können. Bei unserem Wachstum bedeutet das, dass wir Leute entwickeln, trainieren und coachen müssen. Neue Leute dürfen sofort zusammen mit erfahrenen Mitarbei-tern an Projekten an den operativen Standorten arbeiten. Denn Erfahrung bekommt man nur durch Erfahrungen.

Was würden Sie einem potenziellen Kunden sagen, war-um er gerade Ihre Leistungen und nicht die eines Kon-kurrenten in Anspruch nehmen soll?Unser Motto lautet: Marktführerschaft durch Qualitätsfüh-rerschaft. Entscheidend ist, dass das Montageband des Kun-den nicht gestoppt wird, es keine Störungen in seiner Pro-duktion gibt und die Teile und Systeme, die man anliefert, einhundert Prozent in Ordnung sind. Das ist die Messgröße für den unmittelbaren operativen Erfolg. Deshalb schreiben wir Qualitätssicherung im Vorfeld auch ganz groß. Wir sind nach den neuesten Normen zertifiziert. Zum Teil werden die zertifizierten Systeme noch einmal durch den Kunden ab-genommen. Bei Ford beispielsweise sind die Standorte durch den Ford Q1 Award ausgezeichnet. Doch Qualitätssys-teme auf dem Papier sind natürlich nicht ausreichend. Wichtig ist, dass die Qualitätssicherung gelebt wird. Daher lautet diesbezüglich unsere Devise: So wenig wie möglich, soviel wie nötig. Aber alles das, was man festschreibt, muss auch zu einhundert Prozent gelebt werden. Es muss jeder-zeit unvorbereitet ein Audit bestanden werden. Nur so kann man kontinuierliche Qualität liefern und sehr effektiv und zuverlässig arbeiten. Das ist unser Anspruch und auch ein Wettbewerbsvorteil.

Seit wann gibt es den Bereich Automotive und wie hat er sich seitdem entwickelt?Seit 1983 betreiben wir erfolgreich Stahlmagazine für ver-schiedene Automobilhersteller (OEMs); 1996 haben wir mit der sogenannten Systemlogistik begonnen. Das heißt, wir lie-fern außer Stahl weitere Materialien just-in-time und sogar in Sequenz montierte Systeme an unsere Kunden. Die Unter-nehmensentwicklung lässt sich gut an der Entwicklung des Personalstands aufzeigen. Als ich 1998 bei MAN Ferrostaal anfing, beschäftigten wir in unserem Bereich etwa 220 Mit-arbeiter, heute haben wir mehr als 2 700 – inklusive Leihar-beiter. Genauso wie der Personalstand hat sich auch der Um-satz entwickelt: stetig und konsequent steigend.

Wie hat sich die Automobilindustrie verändert und wie hat sich MAN Ferrostaal diesen Veränderungen ange-passt?

Die Automobilindustrie hat sich in den letzen zehn Jahren enorm verändert. Die klassischen Fahrzeuge, bei denen ein Fahrzeugtyp wie der Opel Astra oder der VW Golf mehr als 600 000 Mal pro Jahr verkauft wurde, gibt es nicht mehr. Heute muss die Automobilmobilindustrie eine Mehr-Mo-dell-Politik (3-, 4-, 5-Türer, Kombi, Coupé, Cabrio usw.) be-treiben, um das gewohnte Absatzniveau zu halten. Dazu wird jedes Modell auch noch in unterschiedlichsten Varian-ten angeboten, denn jeder Kunde möchte sein individuel-les Fahrzeug haben. So müssen wir in der Lage sein, grund-verschiedene Fahrzeuge zu montieren sowie bei den Anbau-teilen entsprechende Varianten. Das muss beherrscht wer-den, um an der Einbaustelle die Komplexität so gering wie möglich zu halten. Genau hier greifen unsere Konzepte.

Was sind Ihre wesentlichen Erfolgsfaktoren? Auf welche Kompetenzbereiche haben Sie sich spezialisiert?Wichtig für uns ist, dass wir wirklich verstehen wie die Au-tomobilindustrie funktioniert. Also: Warum gibt es be-stimmte Erfordernisse, welche Einrichtungen sind notwen-dig etc. Dazu gehört auch die IT als wesentliche Komponen-te. Nur so kann man den Bedürfnissen des Kunden gerecht werden. Man muss ticken wie der OEM. Wir passen uns an die permanenten Veränderungen an, denen der OEM aus-gesetzt ist, indem wir neue Konzepte entwickeln und mit unseren Ideen zum Erfolg der Automobilindustrie beitra-gen. Wir sind darauf spezialisiert, entlang der Supply-Chain eine entsprechende Wertschöpfung anzubieten. Dies er-streckt sich von der Materialfluss- und Montageplanung bis

„Marktführerschaft durch Qualitätsführerschaft“Seit neun Jahren leitet Dr. Ralf Becker zusammen mit Detlef Castro das Unternehmen MAN Ferrostaal Automotive. Die tägliche Top-Performance ist für den 46-jährigen Ingenieur die Basis seines Geschäfts.

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Sales Center für Opel in Rüsselsheim

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tig ein ordentliches Volumen an produzierten Fahrzeugen gibt. Dafür müssen intelligente Konzepte gefunden werden, um hier die Arbeitskosten und die Produktionsstunden pro Fahrzeug wettbewerbsfähig zu machen beziehungsweise zu halten. Da glaube ich, können wir mit unseren Konzepten einen wichtigen Beitrag leisten. Darüber hinaus gibt es na-türlich – wenn man sich die Prognosen bis 2015 oder 2020 ansieht – eine deutliche Veränderung in der Welt. Aber selbst Europa hat dann sicher noch einen Zuwachs. Die neuen Märkte Indien und China sind die Märkte mit den größten Wachstumsraten. Wenn man sich aber einmal die heutige Gesamtwertschöpfung anguckt, sind es doch relativ kleine Märkte. Osteuropa ist mit Sicherheit einer der größten Wachstumsmärkte. Nicht nur prozentual, sondern auch ab-solut. Für uns sind auch die USA von größtem Interesse, weil dort die Wertschöpfungsprozesse noch nicht so fortge-schritten sind wie in Europa. Hier sehen wir für uns ein Rie-senpotenzial. Zusammengefasst bedeutet die strategische Ausrichtung für unseren Unternehmensbereich: Bestand-sicherung in Westeuropa, Ausbau in Osteuropa insbesonde-re in den Märkten in Polen und Russland und eine Neuaus-richtung im Hinblick auf die USA.

Da steckt ja die Automobilindustrie in der Krise…In jeder Krise steckt natürlich eine Chance. Wenn man sich einmal in den USA anschaut, welche Fahrzeuge dort auf den Straßen zu finden sind, so wird einem sehr schnell klar, dass vor dem Hintergrund der Diskussionen um steigende Ener-giekosten und einer notwendigen Reduzierung des CO

2-Aus-

stoßes mit Sicherheit ein Wachstum im Segment der klei-neren Fahrzeuge möglich ist. Auf der anderen Seite nimmt auch insgesamt die Bevölkerung und damit die Nachfrage nach Fahrzeugen zu. Es zeichnen sich also für den US-ame-rikanischen Markt zwei Tendenzen ab: Erstens, ein absolu-tes Wachstum und zweitens die Tendenz zu anderen Fahr-zeugmodellen, die einen geringen Verbrauch haben und da-mit umweltverträglicher sind. Hinzu kommt, dass eine wichtige Kenngröße der Wirtschaftlichkeit in der Automo-bilindustrie, die Arbeitszeit pro Fahrzeug in der Endmonta-ge, noch erhebliche Verbesserungspotenziale beinhaltet. Also ein großes Betätigungsfeld für uns.

Da sind die Europäer den Amerikanern voraus?Ja, einige Europäer sind den Amerikanern schon voraus. Na-türlich jedes neue, auf der grünen Wiese gebaute Werk hat den Vorteil, über bessere Strukturen zu verfügen. Aber ich glaube, dass man auch in gewachsenen Strukturen durch intelligente Versorgungskonzepte besser werden kann und hier setzen wir an. In Europa sind wir mit unseren Monta-gedienstleistungen in einer führenden Position als lieferan-tenneutraler Dienstleister. Uns ist es eigentlich egal, wer die Komponenten liefert, wichtig ist, dass die Komponenten in der richtigen Qualität geliefert werden. Unsere Dienstleis-tungsmodelle kann man an jedem Automobilstandort ein-bringen. Wir schaffen Strukturen, die die Fertigungszeiten der Endmontage geringer werden lassen.

Wird es einen Ausbau der Services von Ihrer Seite geben? Die Dienstleistung, die wir anbieten, unterliegt einem kon-tinuierlichen Verbesserungsprozess, das heißt, wir überprü-fen permanent, ob das, was wir machen, „state of the art“ ist. Wir arbeiten ständig an neuen Konzepten, damit wir einen Vorsprung vor Nachahmern haben. Stahlmagazine können adaptiert werden, verschiedene Sequenzoperationen kön-nen kopiert werden. Also müssen wir jetzt überlegen, wie der Markt morgen aussieht, damit wir zusätzliche Dienst-leistungen anbieten und unseren Wettbewerbsvorsprung halten können.

Was war die bisher herausfordernste Aufgabe?Das war im Jahre 2000. Fast zeitgleich erhielten wir damals zwei große Zuschläge: das SILS Center für Opel in Rüssels-heim und die PonyPack-Montage für Ford in Köln. Zwei Rie-senprojekte also, beide Standorte zusammen mit über 40 Millionen Euro Invest. In Rüsselsheim galt es, eine komplet-te Infrastruktur zu errichten, heute 33 000 Quadratmeter. Wir durften unsere gesamte Planung mit den Kollegen von Opel umsetzen und haben hier einen ordentlichen Anlauf hingekriegt. In Köln handelte es sich ebenfalls um den Start eines Projektes auf der grünen Wiese. Bei beiden Projekten haben wir umfangreiche Montagen übernommen. Wenn man über Nacht pro Standort 300 Leute beschäftigen und qualifizieren muss, so ist das schon eine enorme Herausfor-derung. Denn man benötigt auch entsprechende Manage-mentkapazitäten, die so etwas begleiten können. Das kann nur eine begrenzte Anzahl von Leuten. Aber wir haben das an beiden Standorten erfolgreich gemeistert.

Ganz allgemein gesprochen, was hat ein Unternehmen der Automobilbranche bei der Auswahl eines Dienstleis-ters zu beachten?Ganz wichtig ist, dass alles, was in Papierform festgeschrie-ben wurde, auch nachweisbar ist. Denn es gibt ganz gravie-rende Unterschiede zwischen Theorie und Praxis. Alle Pro-jekte – das können wir mit Stolz sagen – haben wir sehr er-folgreich umgesetzt. Das heißt, ohne Einschränkung des Kunden und unter extremster Zeitknappheit. Der Kunde

sollte also nach Referenzen fragen, denn das sind entschei-dende Nachweise, und nicht nur auf die Kosten schauen, die er auf den ersten Blick in einem Angebot erfassen kann.

MAN Ferrostaal ist im Schwerpunkt als Generalunter-nehmer für Industrieanlagen bekannt. Wie passt denn der Bereich Automotive ins Unternehmen? Sehr gut, denn MAN Ferrostaal ist ein weltweiter Dienstleis-ter und da sind wir mit unseren Services im Bereich Auto-motive ganz vorn. Außerdem kann man uns durchaus mit dem Anlagenbau vergleichen: Wenn wir Verträge über ei-nen gewissen Montageumfang abschließen, bei denen es um die Errichtung der gesamten Infrastruktur geht, wir das Gebäude erstellen, die Investitionen dafür tätigen, im Ge-bäude die kompletten Montageeinrichtungen installieren, Schraubtechnik, sämtliche Transfersysteme und Steuersys-teme, dann kann man das als kleine Fabrik sehen. Hier geht es also um Projektmanagement wie im Anlagenbau. Auch im Bereich Automotive sind wir Generalunternehmer. Auch hier zeigen wir unseren Kunden neue Geschäftsmodelle und entsprechende Wege auf, um ihren vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen gerecht zu werden, betreiben also auch hier Projektentwicklung.

Wo liegen Ihre Zukunftsmärkte?Wenn man über Zukunftsstrategien nachdenkt, muss man mehrere Aspekte im Auge behalten. Erstens gehe ich davon aus, dass es in Deutschland oder Westeuropa auch zukünf-

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LAND UND LEUTE

Leben und Arbeiten in fremden Kulturen

Wir schreiben das Jahr 1973. Der damals 30-jährige Reinhart Hönsch hatte nach seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei

MAN Ferrostaal seine erste Auslandsreise nach Marokko ge-macht, wo er eine Studie über diesen neu zu entwickelnden Markt erstellen sollte. Damit war der Weg nach Afrika vor-herbestimmt. Hönsch wurde in die damalige Abteilung F-Afrika übernommen. Seine Aufgabe: die Restabwicklung eines Auftrages über die Lieferung von 250 Erztransport-wagen in den Kongo (damals Zaire).

So befand er sich also schon bald auf seiner ersten Tour durch den afrikanischen Dschungel. Nach einem langen, äußerst anstrengendem Fußmarsch kamen er und seine Kollegen in ein Dorf, wo der Häuptling vor seiner Hütte saß und sich in der Hitze seine Füße in einer Wanne mit kaltem Wasser kühlte. Als Ehrengäste wurden die Reisenden zu einem kühlen Bierchen eingeladen – eine willkommene Er-frischung. Doch Hönsch wollte seinen Augen kaum trauen, als er sah, dass die eilig für sie geholten Gläser in der glei-chen Wanne gespült wurden, in der der Dorfchef gerade seine Füße badete. Beim ersten Schluck musste er sich sehr überwinden – doch Höflichkeit und Hitze...

Im Jahre 1975 erfolgte dann die Entsendung nach Nigeria, wo der weitere Ausbau der Zementfabrik Sokoto kaufmän-nisch zu begleiten war. Bis 1978 hat Hönsch die Geschicke der Büros in Lagos und Kaduna geleitet, in dieser Zeit wur-den die Grundsteine für die Aufträge einer Bahnlinie für den Erztransport sowie für das Stahlwerk Ajaokuta gelegt. Das Arbeitsumfeld war nicht einfach – bei stundenlangen Stromausfällen, Benzinknappheit und einer täglich nur für zwei bis drei Stunden verfügbaren Telexleitung nach

Deutschland, aber Hönsch stellte sich darauf ein, und schloss erfolgreiche Geschäfte ab.

Es sind wohl diese besonderen Erlebnisse und Erfahrungen, die Menschen befähigen, mit anderen Menschen aus ver-schiedenen Kulturen und Lebenswelten zurecht zu kom-men – mehr noch: in unterschiedlichsten Ländern zu leben und dort eine Existenz aufzubauen.

„Mein erster längerer Auslandsauf-enthalt in Nigeria hat mich entschei-dend für mein späteres Berufsleben geprägt. Diese Erfahrungen sind mir bei meinen späteren Auslandseinsät-zen zugutegekommen“,

sagt Hönsch. Lediglich zehn Jahre seines Berufslebens ver-brachte er insgesamt in Deutschland. Insofern ist er ein typischer MAN Ferrostaaler. Einer, der in der ganzen Welt zu Hause ist. Hönsch lebte für das Unternehmen zwischen 1975 und 1987 in Afrika und Asien. So konnte er auch in Shanghai und Peking bei der Projektverhandlung und der Auftragsabwicklung für die Demontage eines Walzwerkes in Dortmund und dessen Wiederaufbau in China Erfahrun-gen sammeln. „In meinen mehrheitlich im Ausland ver-brachten Berufsjahren habe ich gelernt, anderen zuzuhö-ren, mich auf andere Kulturen einzustellen. Wenn ich ver-suche, mein Gegenüber zu verstehen, wenn ich sein Ver-trauen gewinnen kann, werde ich sowohl geschäftlich und privat erfolgreich sein“, sagt der Weltenkenner.

Reinhart Hönsch: Geschäftsführer der MAN Ferrostaal Perú

Heute ist Peru seine Heimat. Gemeinsam mit seiner peru-anischen Ehefrau und seinen beiden Söhnen lebt er in der Hauptstadt Lima. 1988 wurde sein Wunsch immer stärker, das Land seiner Frau kennen zu lernen, und so verließ der ambitionierte Deutsche MAN Ferrostaal, da das Unterneh-men damals keine Vakanz in seiner Wahlheimat hatte. Er fand eine neue Arbeitsstelle bei einer peruanisch-schwei-zerischen Firma, wo er zwischen 1988 und 2001 als Abtei-lungsleiter das Maschinengeschäft aufbaute und so den peruanischen Markt intensiv kennenlernte.

Diese Erfahrungen führten ihn 2002 wieder zurück zu MAN Ferrostaal, in ihre älteste südamerikanische Niederlassung. Seit 2005 ist er dort Geschäftsführer. Wichtige Projekte der vergangenen Jahre fasst Hönsch zusammen: „Vor allen Din-gen im Fischereisektor mit der Lieferung von MAN Diesel Motoren haben wir uns einen herausragenden Namen ge-macht. Mit unserer ehemaligen Tochterfirma MAN Takraf haben wir zwischen 2004 und 2006 die Lieferung, den Bau und die Inbetriebnahme einer Kupfererz-Bandanlage für die größte peruanische Kupfermine durchgeführt. Außerdem nahmen wir an der Entwicklung der Stromerzeugung durch Wasserkraft mit der Modernisierung des Kraftwerks Calla-huanca und El Platanal teil. Im Bereich der grafischen Indus-trie spielen wir ebenfalls eine wichtige Rolle und platzier-ten komplette Linien von MAN Roland beispielsweise bei der größten peruanischen Zeitungsgruppe „El Comercio“.

Mit Genugtuung erhielt Hönsch dann im Februar 2007 die Nachricht, dass die MAN AG beschlossen hatte, die MAN Ferrostaal S.A.C. als erstes MAN Haus in Südamerika zu be-stätigen. „Dies ist die Anerkennung der Leistungen meiner Mitarbeiter sowie der erfolgreichen Arbeit meiner Vorgän-ger, die schon früh mit der Vermarktung der Produkte aus der MAN Gruppe angefangen haben.“

Bei so viel Erfolg wundert es nicht: Zurück nach Deutsch-land möchte der heute 64-Jährige nicht mehr. Doch er hat in Deutschland noch enge Kontakte zu Freunden und ehe-maligen Arbeitskollegen und weiß viele Errungenschaften seines Heimatlandes zu schätzen. Zum Beispiel das duale Ausbildungssystem. Diese Ausbildungsform fördert er in seiner Wahlheimat Peru in Zusammenarbeit mit der Peru-anisch-Deutschen Handelskammer und dem Institut der Humboldt Schule, einer Berufschule, sowie deutsch-perua-nischen Unternehmen für typische kaufmännische Berufe. Selbstverständlich beteilige sich auch MAN Ferrostaal Perú: „Jedes Jahr haben wir zwei Auszubildende, die bei uns die verschiedenen Abteilungen durchlaufen“, sagt Hönsch.

„Ein Ergebnis dieser Ausbildung: Jeder Abteilungsleiter hat eine dreisprachige Kauffrau als Assistentin!“

Die ehrenamtliche Tätigkeit als Vizepräsident der Deut-schen Schule Alexander von Humboldt ist für den Kommu-nikator jedoch nur eine von vielen. Als Netzwerker ist er auch im Direktorium der Handelskammer Lima und der Pe-ruansich-Deutschen Handelskammer. Hier lernt er viele sei-ner peruanischen Kunden kennen, mit denen er bei einem Pisco Sour, dem peruanischen Nationalgetränk, viel leich-ter Konzepte zur Zusammenarbeit besprechen kann, als in einer sterilen Büroatmosphäre. Glücklicherweise sitzt er da-bei heute in einem klimatisierten Restaurant, in dem die Gläser lupenrein aus dem Geschirrspüler kommen.

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Reinhart Hönsch, Geschäftsführer der MAN Ferrostaal Perú

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Wenn man durch die Straßen von Caracas spaziert, ist es unmöglich, der Kakophonie aus Reggaeton, Salsa und den Rufen von CD-Verkäufern zu ent-

gehen. Man muss schon die Pforten eines unscheinbaren grünen Gebäudes durchschreiten, um in der Musikschule Montalbán auf harmonischere Töne zu treffen. Die Einrich-tung ist das Herz der „Fundación del Estado para el Siste-ma Nacional de las Orquestas Juveniles e Infantiles de Ve-nezuela“ (FESNOJIV). Diese, vor 30 Jahren von José Antonio Abreu gegründete Stiftung, vereint soziales Engagement mit der Förderung klassischer Musik.

FESNOJIV bietet Kindern aus sozial schwierigen Verhältnis-sen kostenlosen Musikunterricht und ein neues Selbstver-trauen. Über 300 000 junge Musiker hat die Stiftung be-reits ausgebildet. Mittlerweile gibt es in ganz Venezuela 125 Jugendorchester. Die leuchtende Spitze dieser Bewegung, das Jugendorchester Simón Bolívar, zieht weltweit Hörer in ihren Bann. Unter Führung des 26-jährigen Ausnahmedi-rigenten Gustavo Dudamel gaben die elf bis 19 jährigen Vir-tuosen Ende September 2006 ein Konzert in der Essener Philharmonie. Das Orchester begeisterte durch außerge-wöhnliche Klangqualität auf höchstem Niveau gepaart mit südamerikanischem Temperament. Die Zuschauer feierten die Nachwuchsmusiker mit stehenden Ovationen.

Gustavo Dudamels Karriere begann bereits im Alter von zwölf Jahren, als er bei einer Probe für einen ausgefallenen Dirigenten einsprang. Nur fünf Monate später erhielt er ei-nen Posten als Assistent. Besonders verehrt der 26-Jährige die Werke Beethovens: „Seine Musik ist wichtig für junge Leute. Für uns ist es neue Musik, denn wir haben noch kei-ne fertige Fassung im Kopf. Die Energie dieser Musik ist herrlich für junge Musiker“, schwärmt Dudamel. Wie die meisten Mitglieder des Jugendorchesters Simón Bolívar stammt auch Dirigent Dudamel aus einfachen Verhältnis-sen – und ist heute ein gefeierter Star.

Zurzeit sind 240 000 Kinder in die venezolanische Orches-terbewegung integriert – eine beachtliche Zahl bei 25 Mil-lionen Einwohnern. Allein in Caracas gibt es elf sogenann-

te „Nucleos“, Musikschulen von FESNOJIV. Eine Aufnahme-prüfung ist nicht nötig, denn das Motto der Initiative lau-tet: „Jedes Kind hat musikalisches Talent.“ Das vorrangige Ziel lautet nicht etwa professionelle Musiker heranzubil-den, sondern Kindern eine Perspektive aufzuzeigen. „Ar-mut bedeutet Einsamkeit, Trauer, Anonymität. Ein Orches-ter bedeutet Freude, Motivation, Teamarbeit, Erfolgsstre-ben“, so José Antonio Abreu. Die venezolanische Regierung unterstützt das Orchester-System aufgrund seiner sozialen Ausrichtung. Stiftungsgründer Abreu wurde 1998 für sein Engagement geehrt und zum Sonderbotschafter der UNESCO ernannt. MAN Ferrostaal möchte dieses einmali-ge Jugendprojekt, das Kultur und Soziales vereint, fördern und hat im vergangenen das Jugendorchester Simón Bolívar mit einer Spende unterstützt. Eine Investition, die nicht nur dem Orchester selbst zugutekommt, sondern auch noch ei-nem wohltätigen Zweck dient.

Am 21. August heißt es dann „da capo“, denn das Jugendor-chester Simón Bolívar kehrt zur Saisoneröffnung 2007/2008 für ein weiteres Konzert in die Essener Philarmonie zurück. Die MAN Ferrostaal AG unterstützt dieses Event mit einer Spende und lädt zahlreiche Partner und Kunden zu einem musikalischen Erlebnis der Extraklasse in die europäischen Kulturhauptstadt 2010 ein. Unter der Leitung von Gustavo Dudamel werden die Jugendlichen Werke von Leonard Bernstein, einigen südamerikanischen Komponisten und – nicht zu vergessen – Beethoven aufführen.

Mit Beethoven gegen soziale NotMusik kann ein Ausweg aus der Armut sein. In Venezuela werden seit 30Jahren Kinder aus sozial schwachen Familien kostenlos zu Orchester-musikern ausgebildet. Die besten der 240 000 derzeit aktiven Jungmusiker spielen im renommierten Jugendorchester Simón Bolívar. MAN Ferrostaal fördert dieses soziale und musikalische Projekt.

LAND UND LEUTE

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Gustavo Dudamel, Dirigent des Jugendorchesters Simón Bolivar

Gustavo Dudamel: „Die Energie dieser Musik ist herrlich für junge Musiker.“

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„Wir sind das Rückgrat der MAN Ferrostaal Au-ßenorganisation.“ Tatsächlich ist kein ande-rer Geschäftsbereich des Unternehmens in

so vielen Ländern vertreten. Kunden in 40 Staaten be-dient die Business Unit Equipment Solutions, schwer-punktmäßig in der südlichen Hemisphäre. Der umfassen-de Service bündelt alle Leistungen, von der Beratung und Planung bis zur Lieferung. Auch nach der Installation und der Schulung des Kundenpersonals vor Ort, bietet der Be-reich dem Kunden After-Sales-Service, inklusive Wartung und Ersatzteillieferungen.

Bernd Ahlmann setzt auf ein eingespieltes Team. Hier gibt es wenig Fluktuation. Die meisten seiner Mitarbeiter sind ihrem Chef bereits seit vielen Jahren treu. Seinen Führungs-stil beschreibt Ahlmann als locker und pragmatisch. Den Grundsatz der MAN Ferrostaal, dass die eigenen Mitarbei-ter das wertvollste Asset sind, nimmt er nicht nur wörtlich, sondern lebt ihn auch. „Damit wir viel leisten können, ist ein gutes Betriebsklima nötig“, sagt Ahlmann. „Mit über-trieben autoritärem Verhalten verdient sich kein Vorgesetz-ter den Respekt seiner Mitarbeiter, auf das richtige Team-work kommt es an.“ Auch von geschäftlichen Patentrezep-ten hält er wenig. „In Südamerika und Asien kann man nicht nach dem Handbuch Verträge abschließen. Man muss ein-fach wissen, was man tut, und die Kunden gut kennen. Ohne fundierte Kenntnisse der lokalen Märkte ist es sehr schwie-rig, dort überhaupt Geschäfte abzuwickeln. Dieses wertvol-le Wissen kann man nirgendwo nachlesen, sondern muss es sich hart erarbeiten“, erklärt er. Und genau das hat Ahl-mann getan. Seit 27 ist er in seinem Bereich tätig – und dies mit großem Erfolg.

„Jeder kann sein eigener Unternehmer sein“

Ahlmanns Karriere begann 1978 mit einer Ausbildung bei MAN Ferrostaal. Dem gleichen Lehrjahr gehörte damals Stefan Deuster, heute Leiter von MAN Ferrostaal México, an. Nach drei Jahren erhielt Ahlmann eine Festanstellung

und überzeugte im Laufe der Zeit durch konstant gute Leis-tungen und ein Gespür für seine Kunden. Bernd Ahlmann ist das beste Beispiel, dass man nicht unbedingt studiert haben muss, um es beruflich weit zu bringen. „Bei der MAN Ferrostaal zählt vor allem das unternehmerische Handeln“, erklärt er. „Klarer Menschenverstand und ein Gespür für das Geschäftliche sind das A und O.“ An der MAN Ferrostaal schätzt er die Vielseitigkeit und die sich daraus ergebenden Geschäftsmöglichkeiten. „Hier kann jeder sein eigener Un-ternehmer sein. Für denjenigen, der gute Pläne und ein kon-tinuierliches Wachstum in seinem Bereich vorweist, gibt es praktisch kein Limit.“

Wachstum durch die richtigen Zukäufe

Das Wachstum des Maschinengeschäfts vollzog sich durch systematische Akquise. Dabei hatte Ahlmann stets eine glückliche Hand: „Bei unseren Zukäufen haben wir nie ei-nen Reinfall erlebt, sondern immer nur diejenigen gekauft, die auch zu uns passen.“ So blieb sein Geschäft auch in wirt-schaftlich unsicheren Zeiten stabil. Was das Geheimnis sei-nes Erfolgs ist? „Es ist enorm wichtig Kunden und Mitarbei-ter fair und mit Respekt zu behandeln, ihnen auf Augenhö-he begegnen.“ Ahlmann ist es stets gelungen, neue Akqui-sitionen erfolgreich in die MAN Ferrostaal zu integrieren. Eins allerdings mag er überhaupt nicht: „Mich stören zö-gerliche Typen, die alles solange durchdebattieren müssen, bis eine gute Gelegenheit verstrichen ist. Ein gutes Geschäft aus Nachlässigkeit zu versäumen, ist einfach ärgerlich. Man muss die Risiken rechtzeitig analysieren und sie managen.“ Für die Zukunft wünscht sich Ahlmann einen weiteren Aus-bau des Maschinengeschäfts. Den Grundstein dazu hat er bereits gelegt.

LAND UND LEUTE

„Man muss Kunden und Mitarbeiter fair behandeln“Bei der MAN Ferrostaal ist er ein absoluter Routinier: Seit knapp 30 Jahren ist Bernd Ahlmann für das Unternehmen tätig. Der Leiter der Business Unit Equipment Solutions ist kein Freund von Standardlösungen. Lieber setzt der 50-jährige Essener auf Pragmatismus und gute Menschenkenntnis.

Bernd Ahlmann, Leiter der Business Unit Equipment Solutions

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Verantwortlich für den Inhalt:Daniel Reinhardt

Redaktion:Angela Kanders (Leitung)Oliver HaastertKontakt: [email protected]

Weitere Autoren dieser Ausgabe:Birgit Baltes, Helmut Brand, Alain Chevaillier, Dirk Dem-troeder, Dirk Donges, Jaime Fuentes, Dorian Hernández, Lars Höbenreich, Kai vom Hoff, Manfred Immink, Katrin Kasper, Thomas Kaup, Sylwia Krawczynska, Martina Kreutz, Eduardo Larrinaga, Dietmar Pracht, Marius Sila-lahi, Lennart Smend, Manfred Schreier, Thomas Suckut

Bildnachweis:Armada Argentina (Argentinische Marine): S. 6; AVR Jü-lich: S. 13; Jim Connor: S. 24/25; Peter Danford: S. 22/23; Karsten De Riese: S. 2, 30, 33, 35, 38-44, 48/49; Getty Images: S. 9, 10, 14/15, 17, 20/21, 31, 34, 36, 37, 60; Michael Kneffel: S. 64/65; MAN Diesel SE: S.7; Catrin Moritz: S. 59, 61; Andreas Pohlmann: S. 63; Andri Ramos: S. 50-53; Hel-ge Reinke: S. 18, 20; Solar Millennium AG: S. 47; Tran-schart Schiffahrtsges. mbH: S. 56

Gestaltung und Realisation:BOROS

Druckerei:Woeste Druck, Essen

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Erscheinungsweise:halbjährlich

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